Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
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Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz- zentrum Gotha/Referat Waldschutz, Standortskunde und Umweltmonitoring Gotha, den 21.4.2020 Das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha erstellt quartalsweise Berichte zum Witterungsverlauf und zu dessen Auswirkungen auf den Wald. Die Berichte enthalten Thüringer Messdaten aus dem Forstlichen Umweltmonitoring (Wald- und Hauptmessstationen), Daten aus dem Waldschutzmeldewesen und der Forstsaatgutüberwachung sowie Daten des Deutschen Wetterdienstes und stehen unter www.thueringenforst.de.
Witterungsverlauf Januar bis März 2020 Im I. Quartal 2020 blieb der Winter fast vollständig aus und es war vor allem im Januar und Februar um bis zu 5,4°C wärmer als im langjährigen Mittel (Tab. 1). Regional wurden an den DWD-Stationen Höchsttemperaturen bis 17°C gemessen (Mühlhausen am 16.2.2020). Der März war dann fast überall kälter als der Februar und brachte in der letzten Monatsdekade Nachtfröste bis -10°C. Tab. 1: Monatsmitteltemperaturen (°C) und Abweichungen (K) ausgewählten Thüringer DWD-Stationen (Re- ferenzperiode 1981 - 2010) Erfurt- Gera- DWD-Stationen Thüringen Artern Leinefelde Meiningen Neuhaus Bindersleben Leumnitz Monatsmittel Jan. (°C) 2,9 3,6 3,2 3,2 3,3 1,6 0,2 (Abweichung in K) (3,4) (3,2) (3,5) (3,5) (3,5) (2,8) (3,3) Monatsmittel Feb. (°C) 5,0 6,0 5,2 5,2 4,7 3,9 0,7 (Abweichung in K) (4,9) (5,0) (5,4) (4,9) (4,5) (4,4) (3,3) Monatsmittel Mrz. (°C) 4,6 5,6 4,9 4,9 4,8 4,4 1,4 (Abweichung in K) (1,0) (0,9) (1,0) (1,0) (1,2) (1,2) (0,7) orange – weit überdurchschnittlich warm Im Vergleich zu 2019 fiel im I. Quartal 2020 im landesweiten Durchschnitt rund 17 % mehr Nieder- schlag. Die Niederschlagsverteilung war regional unterschiedlich, vor allem im Norden und auch teil- weise im Süden des Landes waren im Februar sehr hohe Mengen zu verzeichnen. Schnee fiel in den tieferen und mittleren Lagen nur vereinzelt, in den Hoch- und Kammlagen schneite es häufiger und der Schnee blieb in Lagen > 800m liegen. Im März war dann an den DWD-Stationen Artern und Er- furt-Bindersleben die klimatische Wasserbilanz bereits wieder negativ (Verdunstung>Niederschlag). Tab. 2: Monatliche Niederschläge (mm) an ausgewählten Thüringer DWD-Stationen, Abweichungen in K vom langjährigen Mittel (Referenzperiode 1981 - 2010), Verdunstung (mm) Erfurt- Gera- DWD-Stationen Thüringen Artern Leinefelde Meiningen Neuhaus Bindersleben Leumnitz Niederschlag Jan. (mm) 40 34,9 17,5 17,5 38,3 39,5 72,9 (% von Normal) (70) (122,5) (72,6) (48,6) (66,7) (74,2) (63,9) Verdunstung (mm) 14,7 14,1 14,8 12,2 8,1 5,3 Niederschlag Feb. (mm) 105 70,6 52,5 (56,8) 122,1 101,5 220,3 (% von Normal) (191) (303,0) (205,9) (171,1) (270,7) (241,1) (215,3) Verdunstung (mm) ( 21,8 17,9 17,6 16,8 14,9 4,6 Niederschlag Mrz. (mm) 55 15,7 24,5 42,6 37,5 50,6 112,9 (% von Normal) (93) (45,5) (62,7) (99,3) (60,5) (98,4) (113,6) Verdunstung (mm) 39,3 33,6 34,6 32,8 33,3 18,4 orange – weit überdurchschnittlich trocken, blau – weit überdurchschnittlich nass 2
Die regionalen Unterschiede in der Niederschlagsverteilung zeigen sich sowohl im Blick auf die aktu- ellen Messwerte der Wald- und Hauptmessstationen als auch im Vergleich zu 2019. Während an der WMS Kyffhäuser rund 71%, an der WMS Steiger rund 30% und an der HMS Possen rund 28% mehr Niederschlag fiel als im I. Quartal 2019, waren es im Altenburger Land (WMS Leinawald) rund 29% und im westlichen Holzland (WMS Paulinzella) rund 12% weniger. An der WMS Kyffhäuser wurde im Januar die bislang höchste Januar-Menge seit Messbeginn gemessen. Eine geschlossene Schneedecke war nur im Thüringer Wald (HMS Großer Eisenberg zwischen 7 und 25 cm) zu verzeichnen. Tab. 3: Monatliche Freilandniederschläge (mm) an den Thüringer Wald- und Hauptmessstationen (Summen der 14-tägigen Messungen) Jan. Feb. Mrz. Jan. Feb. Mrz. WMS/HMS WMS/HMS mm mm mm mm mm mm WMS Dillstädt 101,0 85,6 54,7 WMS Lehesten 66,0 81,6 45,2 WMS Pfanntalskopf 233,2 243,4 stillgelegt HMS Possen 67,3 79,0 22,9 WMS Vessertal 190,4 192,6 124,2 WMS Kyffhäuser 82,7 69,3 18,3 HMS Gr. Eisenberg 139,4 171,7 111,8 WMS Harz 144,8 195,6 70,0 WMS Hohe Sonne 87,4 73,6 52,2 HMS Holzland 36,8 54,0 45,7 WMS Hainich 84,0 90,2 39,0 WMS Steiger 35,5 33,4 23,7 WMS Paulinzella 36,2 60,0 28,1 WMS Leinawald 36,4 53,6 40,0 An den drei forstlichen Hauptmessstationen wurden im Januar/Februar Maximaltemperaturen bis zu 15,1°C gemessen, im März hingegen waren die Nächte mit bis zu -9°C teilweise kälter als in den Win- termonaten. Tab. 4: Monatsmitteltemperaturen, max. u. min. Tagesmitteltemperaturen sowie Maximalwert u. Minimal- wert (°C) im Freiland an den Thüringer Hauptmessstationen Großer Eisenberg, Possen und Holzland HMS Monat Monats- Tagesmittel Tagesmittel Maximal- Minimal- mittel (°C) (°C) temp. temp. (°C) wärmster Tag kältester Tag (°C) (°C) Gr. Eisenberg Januar 0,0 6,0 -4,0 7,4 -6,5 (31.01.2020) (24.01.2020) (31.01.2020) (24.01.2020) Gr. Eisenberg Februar 0,4 6,0 -2,9 8,6 -4,3 (01.02.2020) (05.02.2020) (17.02.2020) (05.02.2020) Gr. Eisenberg März 1,1 7,5 -4,2 14,2 -9,0 (19.03.2020) (22.03.2020) (19.03.2020) (30.03.2020) Possen Januar 2,1 9,0 -2,6 11,1 -4,2 (31.01.2020) (24.01.2020) (31.01.2020) (24.01.2020) Possen Februar 3,7 10,1 0,2 14,0 -2,8 (16.02.2020) (27.02.2020) (16.02.2020) (08.02.2020) 3
Possen März 4,1 10,3 -1,4 16,9 -8,0 (19.03.2020) (30.03.2020) (18.03.2020) (30.03.2020) Holzland Januar 2,7 10,4 -4,0 14,1 -6,2 (31.01.2020) (25.01.2020) (31.01.2020) (22.01.2020) Holzland Februar 4,9 11,5 0,9 15,1 -3,0 (16.02.2020) (05.02.2020) (16.02.2020) (05.02.2020) Holzland März 4,5 10,7 -1,6 18,9 -8,7 (19.03.2020) (23.03.2020) (16.03.2020) (23.03.2020) Mehrere Sturmtiefs zogen im I. Quartal auch über Thüringen hinweg. Besonders markant war Sturm- tief „Sabine“ am 9. Februar 2020. Im Vergleich zu den Stürmen „Friederike“ (2018) und „Eberhardt“ (2019) lag das Windfeld zwar länger über Deutschland, die Windspitzen waren in Thüringen jedoch teilweise deutlich niedriger (Tab. 5). An den drei relativ geschützt liegenden forstlichen Hauptmess- stationen wurden während des Sturmes Spitzenböen bis 72,4 km/h gemessen (Tab. 6). Tab. 5: Vergleich der Windspitzen (km/h) an ausgewählten Thüringer DWD-Stationen bei Sturmereignissen Windspitzen Windspitzen Windspitzen Windspitzen DWD-Stationen Sturm „Kyrill“ Sturm „Friederike“ Sturm „Eberhardt“ Sturm „Sabine“ 2007 (km/h) 2018 (km/h) 2019 (km/h) 2020 (km/h) Artern 144 120 116 94 Erfurt-Bindersleben 119 130 107 98 Gera-Leumnitz 115 137 108 117 Neuhaus 115 97 96 80 Meiningen 108 104 97 86 Schmücke 137 115 99 115 Tab. 6: Maximale mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen (km/h) an den Thüringer Hauptmessstati- onen Großer Eisenberg, Possen und Holzland Monat HMS Großer Eisenberg HMS Possen HMS Holzland max. mittlere max. mittlere max. mittlere Wind- Windspitze Wind- Windspitze Wind- Windspitze geschwindigkeit (km/h) geschwindigkeit (km/h) geschwindigkeit (km/h) (km/h) (km/h) (km/h) Januar 17,72 61,20 11,33 58,68 8,49 39,96 (14.01.2020) (28.01.2020) (31.01.2020) (04.01.2020) (30.01.2020) (28.01.2020) Februar 21,20 68,04 15,48 72,36 11,80 64,80 (16.02.2020) (10.02.2020) (10.02.2020) (09.02.2020) (16.02.2020) (23.02.2020) März 16,30 54,36 12,33 70,20 9,04 57,60 (10.03.2020) (01.03.2020) (12.03.2020) (12.03.2020) (10.03.2020) (01.03.2020) 4
Auswirkungen/Gefahren/Extremereignisse Die Niederschläge der letzten Monate und Wochen haben zu einem jahreszeittypischen Anstieg der Bodenwassergehalte geführt, wenngleich auch auf sehr unterschiedlichem Niveau. Ob die Boden- wasservorräte vor Beginn der Vegetationsperiode zumindest teilweise wieder aufgefüllt sind, lässt sich dabei je nach Standort indirekt aus der Nachhaltigkeit des Anstieges und aus der gemessenen Sickerwassermenge ableiten. Ausreichende Niederschläge führen außerhalb der Vegetationsperiode in der Regel zu einer gleichmäßigen Durchfeuchtung des Bodens, d.h. das Wasser versickert und wird in allen Schichten gespeichert. Die Bodenwassergehalte steigen meist deutlich an und bleiben trotz Schwankungen über längere Zeit stabil (z.B. Thür. Becken 2016, 2017 und 2018). Ein starker Anstieg und ein rasches Absinken weisen auch außerhalb der Vegetationsperiode und bei einem insgesamt eher niedrigen Niveau häufig darauf hin, dass der Boden das dargebotene Wasser nicht aufnimmt. Es fließt entweder oberirdisch oder über Bodenklüfte schnell wieder ab. Das kann auf steinigen Stand- orten mit einem geringen Feinbodenanteil (z.B. Gebirgsstandorte) häufiger der Fall sein, ist ansons- ten aber ein wichtiges Indiz für geschlossene Bodenporen bei längeren Trockenphasen. Ist darüber hinaus im I. Quartal kein oder nur ein geringer Sickerwasserfluss messbar, dann spricht das für eine unzureichende Füllung der Bodenwasserspeicher zu Beginn der Vegetationsperiode. An der HMS Holzland (Kiefer/Fichte auf Sand- stein) ist der Wassergehalt im oberen (20 cm) und mittleren (50 cm) Hauptwurzelraum kurz- zeitig angestiegen, sank in den letzten Tagen jedoch unter das Niveau von 2019 ab (Stand 17.4.2020). Im unteren Hauptwurzelraum (1 m) ist kein Anstieg messbar und der Sickerwasserfluss war im I. Quartal in allen Tiefen sehr gering, so dass von einer unzureichenden Füllung der Bodenwasserspeicher auszugehen ist. An der WMS Steiger (Eiche auf Löß) bleibt der Wassergehalt im mittleren und unteren Haupt- wurzelraum trotz der im Vergleich zum I. Quar- tal 2019 höheren Niederschlagsmengen extrem niedrig (Stand 17.4.2020). Es war im I. Quartal so gut wie kein Sickerwasserfluss zu verzeichnen, so dass von einer unzureichenden Füllung der Bodenwasserspeicher auszugehen ist. 5
An der WMS Paulinzella (Kiefer auf Sandstein) stieg der Wassergehalt nach den Niederschlä- gen im Februar im oberen und mittleren Hauptwurzelraum an, ist in den letzten Tagen aber wieder unter das Niveau von 2019 abge- sunken (Stand 17.4.2020). Im unteren Hauptwurzel- raum ist es nach wie vor extrem trocken. Da im I. Quartal kein bzw. kaum Sickerwasserfluss auftrat, ist von einer unzureichenden Füllung der Bodenwasserspeicher auszugehen. An der HMS Possen (Buche auf Kalkton) liegt der Wassergehalt im oberen und mittleren Hauptwurzelraum in etwa auf dem Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Im unteren Hauptwurzel- raum stieg der Wassergehalt bedingt durch den hohen Tongehalt stärker an, das Wasser ist aber aufgrund seiner festen Bindung nur bedingt pflanzenverfügbar. Stärkerer Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine teilweise Füllung der Bodenwasserspeicher. An der WMS Lehesten (Tanne/Fichte auf Ton- schiefer) ist der Wassergehalt im oberen und mittleren Hauptwurzelraum im Februar/März deutlich angestiegen und liegt derzeit über dem Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der stärkere Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine teilweise Füllung der Bodenwasserspeicher. 6
An der WMS Dillstädt (Fichte auf Sandstein) liegt der Wassergehalt im oberen, mittleren und unteren Hauptwurzelraum derzeit auf dem Ni- veau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der stärkere Si- ckerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine teilweise Füllung der Bodenwasserspeicher. An der HMS Großer Eisenberg (Fichte auf Rhyo- lith) liegen die Wassergehalte im gesamten Hauptwurzelraum in etwa auf dem Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der starke Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine weitgehende Fül- lung der Bodenwasserspeicher. An der WMS Harz (Buche auf Rhyolith) liegen die Wassergehalte im Hauptwurzelraum in etwa auf dem Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der starke Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine weitgehende Füllung der Bodenwasser- speicher. Insgesamt hat sich die seit Jahren latente Trockenstressbelastung des Waldes durch die Niederschlä- ge der letzten Wochen nicht verringert, auch wenn der wintertypische Anstieg der Wassergehalte an einigen Standorten eine leichte Entspannung signalisiert. An den meisten Messorten ist der Boden deutlich trockener als zu Beginn der Vegetationsperiode 2018 und in Anbetracht der sehr zeitig einsetzenden Vegetationsentwicklung sowie der bislang im April gemessenen Temperaturen und Niederschläge wird der im Winter gespeicherte Wasservorrat sehr schnell wieder aufgebraucht sein. 7
Die gesamte Vegetation hatte 2019/20 nur wenig Zeit für eine richtige Winterruhe. So blühte die Hasel schon Mitte/Ende Januar und damit fast vier Wochen früher als 2019. Der erste Huflattich war in geschützten Lagen genau wie 2019 ab Mitte Februar zu finden, die Schwarzerle begann in den unteren Lagen ebenfalls schon Mitte Februar zu blühen (2019: Ende Februar). Relativ früh kam ab Mitte März auch wieder der erste Bärlauch, die Lärchen blühten teilweise schon ab Mitte März (2019: Ende März) und begannen Ende März auszutreiben. Bilder 1 bis 3: Blüte Huflattich, Blüte Lärche, Knospenschwellung Buche (Fotos Thomas Reps) Besonders auffallend war die Knospenschwellung bei der Buche, die in den unteren Lagen bereits Mitte Februar einsetzte (2019: Ende März). Der Austrieb der Buche wird in diesem Jahr mit Spannung verfolgt, nachdem im Vorjahr viele Altbuchen während oder kurz nach dem Blattaustrieb abgestor- ben sind. Ein ähnliches Geschehen ist aufgrund der Bodenwassersituation auch in diesem Jahr nicht auszuschließen. Insbesondere die fehlende Überschirmung von Naturverjüngungsbeständen könnte bei einem dritten trockenen Frühjahr und Sommer in Folge zu massiven Baumverlusten führen. Im I. Quartal 2020 wurden aus den Forstämtern rund 333.000 fm vom Buchdrucker befallenes Fichtenholz gemeldet, das ist fast dop- pelt so viel wie im Vergleichszeitraum 2019 und rund 100mal (!!) mehr als 2018. Die unter der Rinde oder im Boden überwinternden Jungkäfer wurden aufgrund der milden Temperaturen kaum dezi- miert. Das heißt, die Borkenkäfersituation spitzt sich weiter drama- tisch zu und könnte im Jahresverlauf Dimensionen annehmen, die mit den vorhandenen personellen und technischen Kapazitäten nicht mehr steuerbar sind. Im Landeswald sind derzeit alle verfügbaren Kapazitäten darauf konzentriert, die aus der Überwinterung kom- menden Käfer unschädlich zu machen. Befallene Bäume müssen ge- funden, zeitnah entnommen und aus dem Wald abtransportiert wer- den. Ob und wie das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen. Bild 4: Überwinternde Buchdrucker (Foto Mathias Stürtz) 8
Der aufgrund der warmen Witterung sehr frühe Schwarmflugbeginn des Buchdruckers am 5. April 2020 (2019: 10. April) schränkt den zeitlichen Handlungsspielraum bis zum Ausflug der ersten Buch- drucker-Generation weiter ein und erfordert eine umfassende und funktionierende Logistikkette. Tab. 7: Wurf- und Bruchholz im I. Quartal 2020 Meldezeitraum Nadelholz (fm) Laubholz (fm) Gesamt Januar bis März 207.741 15.793 223.534 (fm) Wintersturm „Sabine“ am 9./10. Februar 2020 hat sehr viele Einzelbrüche und –würfe hinterlassen, deren Aufarbeitung insgesamt schwierig ist. Die höchsten Mengen an Wurf- und Bruchholz fielen in den Forstämtern Schleiz, Bad Salzungen und Finsterbergen mit jeweils mehr als 20.000 fm an. Das angefallene und noch nicht aufgearbeitete Wurf- und Bruchholz in der Fichte kann im Hinblick auf die Borkenkäferbekämpfung bis zum Ausflug der ersten Borkenkäfergeneration 2020 als „Fangholz“ die- nen, bedarf dabei aber einer permanenten Überwachung. Die Situation bei den anderen Stammschädlingen bleibt ebenfalls angespannt. Im I. Quartal 2020 wurden rund 3.300 fm von Kiefernborkenkäfern, Kiefernprachtkäfer und Lärchenborkenkäfer befal- lenes Holz gemeldet (2019: 4.700 fm, 2018: 26 fm). Vor allem beim Kiefernprachtkäfer hat sich mit 1.240 fm die Befallsmenge im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Ein Befall durch Buchenprach- täfer, Buchenborkenkäfer und Eichensplintkäfer war im I. Quartal 2020 bei rund 600 fm Holz zu ver- zeichnen (2019: 300 fm, 2018: 20 fm). Auch wenn diese Zahlen im Vergleich zum Borkenkäferbefall in der Fichte eher gering sind, unterstreichen sie das zunehmende Potenzial forstlicher Schaderreger. Trockenheit und Wärme haben erneut auch die Populationsentwicklung des bevorzugt in Eichenbe- ständen aktiven Schwammspinners begünstigt, vor allem der fehlende Frost führte zu einer hohen Überlebensrate der Eier. Die im März in den Forstämtern Heldburg, Weida, Finsterbergen und Son- dershausen durchgeführten Untersuchungen zur Wintermortalität zeigen, dass rund 65 -95 % der von den Eihüllen umschlossenen Räupchen überlebt haben. Das lässt erneut starke Fraßschäden in den betroffenen Eichenbeständen erwarten. Zum Erhalt der Bestände ist auf rund 200 ha Fläche der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorgesehen. Die Ausbringung richtet sich dabei sowohl nach dem Austrieb der Eiche als auch nach dem Schlupfzeitpunkt der Raupen und soll deren weiteres Wachs- tum verhindern. Neue und zum Teil massive Befallsherde der Rußrindenkrankheit am Ahorn wurden im I. Quartal aus den Forstämtern Bad Berka, Weida und Sondershausen gemeldet. Verursacher ist der Rindenpilz Cryptostroma corticale. Der wärmeliebende Pilz findet derzeit in vielen Regionen Thüringens ideale Ausbreitungsbedingungen vor. Die rußartigen Sporen des Pilzes bilden einen sichtbaren Belag auf der Rinde. Sie verbreiten sich mit dem Wind und können beim Einatmen gesundheitliche Probleme wie Reizhusten und Atemnot hervorrufen. 9
Die Winterschäden durch Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus (Kurzschwanzmäuse) haben seit zwei Jahren erstmals wieder zugenommen, wenngleich sie mit 75 ha Schadfläche insgesamt noch auf ei- nem niedrigen Niveau liegen (2018: 30 ha, 2019: 35 ha). Erste Probefangergebnisse aus diesem Früh- jahr sind sehr differenziert. Während auf der Mehrzahl der Flächen kaum Kurzschwanzmäuse gefan- gen wurden, lag die Dichte auf einer Fläche bei Altenburg im März bei bereits 19 Kurzschwanzmäu- sen pro 100 Fallennächte, was weit über dem kritischen Herbstwert von 10 liegt. Das zeigt, dass die Mäuse zumindest regional gut über den milden Winter gekommen sind. Im I. Quartal 2020 gab es bereits zwei kleine Waldbrände, es brannten 0,0155 ha Fläche ab. (2019: ein Waldbrand auf 0,5 ha). Die Waldbrandgefahr war im März 2020 höher als im Vergleichszeitraum 2019. In der Zeit vom 24.-28.03.2020 herrschte nahezu flächendeckend Waldbrandgefahrenstufe 3. Am 25.03. herrschte sogar teilweise Stufe 4, aufgrund einer Inversionswetterlage waren hier über- wiegend die höheren Lagen betroffen. Während der niederschlagsreichen Phasen wurden auf den durch Sturm und Borkenkäfer entstande- nen Kahlfächen von Mitte Februar bis Mitte März mehr als 110.000 Pflanzen in den Boden gebracht. Bei der Pflanzung wurde sehr genau darauf geachtet, dass der Oberboden gut durchfeuchtet ist. Hauptpflanzgebiete waren in den Forstämtern Jena-Holzland, Bad Salzungen, Weida, Marksuhl und Bad Berka zu verzeichnen. Bevorzugt ausgebracht wurden Weißtannen und Eichen. Neben Buchen, Douglasien und Kiefern wurden aber auch Kirsche, Elsbeere und Nußbaum gepflanzt. Nach der Frost- periode Ende März und insbesondere in Anbetracht der aktuell vorherrschenden Trockenheit sind Pflanzenausfälle nicht auszuschließen. Im Hinblick auf die Forstliche Saatguternte könnten die Frostnächte während der Lärchenblüte zu Mindererträgen bei der Saatguternte führen. Ansonsten hat die Blüte vieler Waldbäume Anfang April begonnen und setzt sich je nach Baumart bis Mitte/Ende Mai fort. Bleibt es weiterhin trocken, dann muss unter Umständen erneut mit Störungen bei der Samenbildung und Einbußen bei Saatgutmenge oder Saatgutqualität gerechnet werden. So fielen aufgrund der Trockenheit beispielsweise die Keimprüfungen bei der Weißtanne 2019 schlecht aus (Keimfähigkeit ≤ 17%), während die Keimprü- fung bei der Roterle mit 83,3 % gute Ergebnisse zeigte. Sofern sich alles normal entwickelt, steht Mitte/Ende Mai die Ernte in der Bergulme an, die im Februar/März geblüht hat. Die seit Mitte 2019 versiegten Waldquellen an der Waldmessstation Paulin- zella und an der Hauptmessstation Possen laufen bislang noch nicht wieder und werden in Anbetracht der aktuellen Witterung höchstwahrscheinlich für längere Zeit kein Wasser mehr führen. Im westlichen und mittleren Thüringer Wald (WMS Hohe Sonne, WMS Pfanntalskopf, HMS Gr. Eisenberg, WMS Ves- sertal) hat die Durchflussmenge nach den Niederschlägen im Februar hinge- gen wieder zugenommen. Bild 5: versiegte Waldquelle an der WMS Paulinzella (Foto: Michael Dölker) 10
Anhang Karte/Tab. 1: Lage/Verteilung der Thüringer Wald- und Hauptmessstationen WMS/HMS Forstamt Revier Höhe ü. NN Messbeginn Bemerkungen WMS Dillstädt Oberhof Dietzhausen 480 1990 WMS Pfanntalskopf Oberhof Schneekopf 820 1991 umgesetzt n. Römhild WMS Vessertal Oberhof Vesser 810 1992 HMS Gr. Eisenberg Frauenwald Finsterberg 920 1995 WMS Hohe Sonne Marksuhl Etterwinden 440 1995 WMS Hainich NP Hainich 440 2000 WMS Paulinzella Gehren Kienberg 440 1995 WMS Lehesten Schleiz Heberndorf 550 1995 HMS Possen Sondershausen Possen 420 1996 WMS Kyffhäuser Sondershausen Steinthaleben 300 1996 WMS Harz Bleicherode- Rothesütte 580 1997 HMS Holzland Südharz Jena-Holzland Leuchtenburg 350 1999 WMS Steiger Erfurt-Willrode Erfurt 330 1999 WMS Leinawald Weida Treben 200 2004 WMS – Waldmessstation HMS – Hauptmessstation 11
Abb. 1: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Großer Eisenberg (Freiland) Abb. 2: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Großer Eisenberg (Freiland) 12
Abb. 3: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Großer Eisenberg (Freiland) Abb. 4: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Possen (Freiland) 13
Abb. 5: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Possen (Freiland) Abb. 6: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Possen (Freiland) 14
Abb. 7: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Holzland (Freiland) Abb. 8: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Holzland (Freiland) 15
Abb. 9: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Holzland (Freiland) Zuständigkeiten/Ansprechpartner im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha Forstliches Umweltmonitoring/Waldschäden: Ines Chmara (ines.chmara@forst.thueringen.de, Tel.: 03621/225421) Waldschutz: Anett Wenzel (anett.wenzel@forst.thueringen.de, Tel.: 03621/225410) Forstsaatgut: Christian Rösner (christian.roesner@forst.thueringen.de, Tel: 03621/225161) Datenquellen Daten ThüringenForst (Forstliches Umweltmonitoring, Waldschutzmeldedienst, Forstsaatgutüberwachung) Agrarmeteorologische Monatsberichte für Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst, Abt. Agrarmeteorologie, Außenstelle Leipzig) Pressemitteilungen des Deutschen Wetterdienstes (www.DWD.de) Bilder: FFK Gotha 16
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