Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...

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Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Forstlicher Witterungsbericht
(I. Quartal 2020)

Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-
zentrum Gotha/Referat Waldschutz, Standortskunde und
Umweltmonitoring

Gotha, den 21.4.2020

Das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha erstellt quartalsweise Berichte zum Witterungsverlauf
und zu dessen Auswirkungen auf den Wald. Die Berichte enthalten Thüringer Messdaten aus dem Forstlichen
Umweltmonitoring (Wald- und Hauptmessstationen), Daten aus dem Waldschutzmeldewesen und der
Forstsaatgutüberwachung sowie Daten des Deutschen Wetterdienstes und stehen unter www.thueringenforst.de.
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Witterungsverlauf Januar bis März 2020
Im I. Quartal 2020 blieb der Winter fast vollständig aus und es war vor allem im Januar und Februar
um bis zu 5,4°C wärmer als im langjährigen Mittel (Tab. 1). Regional wurden an den DWD-Stationen
Höchsttemperaturen bis 17°C gemessen (Mühlhausen am 16.2.2020). Der März war dann fast überall
kälter als der Februar und brachte in der letzten Monatsdekade Nachtfröste bis -10°C.

Tab. 1: Monatsmitteltemperaturen (°C) und Abweichungen (K) ausgewählten Thüringer DWD-Stationen (Re-
        ferenzperiode 1981 - 2010)

                                                 Erfurt-     Gera-
    DWD-Stationen        Thüringen Artern                           Leinefelde Meiningen Neuhaus
                                              Bindersleben Leumnitz
 Monatsmittel Jan. (°C)    2,9         3,6        3,2         3,2         3,3         1,6        0,2
 (Abweichung in K)        (3,4)       (3,2)      (3,5)       (3,5)       (3,5)       (2,8)      (3,3)
 Monatsmittel Feb. (°C)    5,0         6,0        5,2         5,2         4,7         3,9        0,7
 (Abweichung in K)        (4,9)       (5,0)      (5,4)       (4,9)       (4,5)       (4,4)      (3,3)
 Monatsmittel Mrz. (°C)    4,6         5,6        4,9         4,9         4,8         4,4        1,4
 (Abweichung in K)        (1,0)       (0,9)      (1,0)       (1,0)       (1,2)       (1,2)      (0,7)
orange – weit überdurchschnittlich warm

Im Vergleich zu 2019 fiel im I. Quartal 2020 im landesweiten Durchschnitt rund 17 % mehr Nieder-
schlag. Die Niederschlagsverteilung war regional unterschiedlich, vor allem im Norden und auch teil-
weise im Süden des Landes waren im Februar sehr hohe Mengen zu verzeichnen. Schnee fiel in den
tieferen und mittleren Lagen nur vereinzelt, in den Hoch- und Kammlagen schneite es häufiger und
der Schnee blieb in Lagen > 800m liegen. Im März war dann an den DWD-Stationen Artern und Er-
furt-Bindersleben die klimatische Wasserbilanz bereits wieder negativ (Verdunstung>Niederschlag).

Tab. 2: Monatliche Niederschläge (mm) an ausgewählten Thüringer DWD-Stationen, Abweichungen in K vom
        langjährigen Mittel (Referenzperiode 1981 - 2010), Verdunstung (mm)

                                                          Erfurt-     Gera-
        DWD-Stationen            Thüringen Artern                               Leinefelde Meiningen Neuhaus
                                                      Bindersleben Leumnitz
    Niederschlag Jan. (mm)            40       34,9        17,5        17,5         38,3      39,5      72,9
        (% von Normal)               (70)    (122,5)      (72,6)      (48,6)       (66,7)    (74,2)    (63,9)
       Verdunstung (mm)                        14,7        14,1        14,8         12,2      8,1        5,3
    Niederschlag Feb. (mm)           105       70,6        52,5       (56,8)       122,1     101,5     220,3
        (% von Normal)              (191)    (303,0)     (205,9)     (171,1)      (270,7)   (241,1)   (215,3)
       Verdunstung (mm)                (       21,8        17,9        17,6         16,8      14,9       4,6
    Niederschlag Mrz. (mm)            55       15,7        24,5        42,6         37,5      50,6     112,9
        (% von Normal)               (93)     (45,5)      (62,7)      (99,3)       (60,5)    (98,4)   (113,6)
       Verdunstung (mm)                        39,3        33,6        34,6         32,8      33,3      18,4
orange – weit überdurchschnittlich trocken, blau – weit überdurchschnittlich nass

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Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Die regionalen Unterschiede in der Niederschlagsverteilung zeigen sich sowohl im Blick auf die aktu-
ellen Messwerte der Wald- und Hauptmessstationen als auch im Vergleich zu 2019. Während an der
WMS Kyffhäuser rund 71%, an der WMS Steiger rund 30% und an der HMS Possen rund 28% mehr
Niederschlag fiel als im I. Quartal 2019, waren es im Altenburger Land (WMS Leinawald) rund 29%
und im westlichen Holzland (WMS Paulinzella) rund 12% weniger. An der WMS Kyffhäuser wurde im
Januar die bislang höchste Januar-Menge seit Messbeginn gemessen. Eine geschlossene Schneedecke
war nur im Thüringer Wald (HMS Großer Eisenberg zwischen 7 und 25 cm) zu verzeichnen.

Tab. 3: Monatliche Freilandniederschläge (mm) an den Thüringer Wald- und Hauptmessstationen (Summen
        der 14-tägigen Messungen)

                              Jan.       Feb.       Mrz.                            Jan.         Feb.      Mrz.
 WMS/HMS                                                        WMS/HMS
                              mm         mm         mm                              mm           mm        mm
  WMS Dillstädt              101,0       85,6       54,7        WMS Lehesten        66,0         81,6      45,2
  WMS Pfanntalskopf          233,2       243,4    stillgelegt   HMS Possen          67,3         79,0      22,9
  WMS Vessertal              190,4       192,6     124,2        WMS Kyffhäuser      82,7         69,3      18,3
  HMS Gr. Eisenberg          139,4       171,7     111,8        WMS Harz           144,8         195,6     70,0
  WMS Hohe Sonne              87,4       73,6       52,2        HMS Holzland        36,8         54,0      45,7
  WMS Hainich                 84,0       90,2       39,0        WMS Steiger         35,5         33,4      23,7
  WMS Paulinzella             36,2       60,0       28,1        WMS Leinawald       36,4         53,6      40,0

An den drei forstlichen Hauptmessstationen wurden im Januar/Februar Maximaltemperaturen bis zu
15,1°C gemessen, im März hingegen waren die Nächte mit bis zu -9°C teilweise kälter als in den Win-
termonaten.

Tab. 4: Monatsmitteltemperaturen, max. u. min. Tagesmitteltemperaturen sowie Maximalwert u. Minimal-
wert (°C) im Freiland an den Thüringer Hauptmessstationen Großer Eisenberg, Possen und Holzland

     HMS            Monat            Monats-      Tagesmittel      Tagesmittel      Maximal-         Minimal-
                                      mittel          (°C)             (°C)          temp.            temp.
                                       (°C)      wärmster Tag     kältester Tag        (°C)             (°C)
 Gr. Eisenberg      Januar             0,0            6,0             -4,0             7,4             -6,5
                                                 (31.01.2020)     (24.01.2020)    (31.01.2020)     (24.01.2020)
 Gr. Eisenberg      Februar            0,4            6,0             -2,9             8,6             -4,3
                                                 (01.02.2020)     (05.02.2020)    (17.02.2020)     (05.02.2020)
 Gr. Eisenberg        März             1,1            7,5             -4,2            14,2             -9,0
                                                 (19.03.2020)     (22.03.2020)    (19.03.2020)     (30.03.2020)
    Possen          Januar             2,1            9,0             -2,6            11,1             -4,2
                                                 (31.01.2020)     (24.01.2020)    (31.01.2020)     (24.01.2020)
    Possen          Februar            3,7           10,1              0,2            14,0             -2,8
                                                 (16.02.2020)     (27.02.2020)    (16.02.2020)     (08.02.2020)

                                                                                                                  3
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Possen          März          4,1           10,3              -1,4           16,9           -8,0
                                            (19.03.2020)      (30.03.2020)   (18.03.2020)   (30.03.2020)
   Holzland        Januar         2,7           10,4              -4,0           14,1           -6,2
                                            (31.01.2020)      (25.01.2020)   (31.01.2020)   (22.01.2020)
   Holzland        Februar        4,9           11,5               0,9           15,1           -3,0
                                            (16.02.2020)      (05.02.2020)   (16.02.2020)   (05.02.2020)
   Holzland         März          4,5           10,7              -1,6           18,9           -8,7
                                            (19.03.2020)      (23.03.2020)   (16.03.2020)   (23.03.2020)

Mehrere Sturmtiefs zogen im I. Quartal auch über Thüringen hinweg. Besonders markant war Sturm-
tief „Sabine“ am 9. Februar 2020. Im Vergleich zu den Stürmen „Friederike“ (2018) und „Eberhardt“
(2019) lag das Windfeld zwar länger über Deutschland, die Windspitzen waren in Thüringen jedoch
teilweise deutlich niedriger (Tab. 5). An den drei relativ geschützt liegenden forstlichen Hauptmess-
stationen wurden während des Sturmes Spitzenböen bis 72,4 km/h gemessen (Tab. 6).

Tab. 5: Vergleich der Windspitzen (km/h) an ausgewählten Thüringer DWD-Stationen bei Sturmereignissen

                         Windspitzen        Windspitzen              Windspitzen         Windspitzen
   DWD-Stationen        Sturm „Kyrill“   Sturm „Friederike“       Sturm „Eberhardt“     Sturm „Sabine“
                         2007 (km/h)        2018 (km/h)              2019 (km/h)         2020 (km/h)
         Artern              144                120                      116                  94
  Erfurt-Bindersleben        119                130                      107                  98
     Gera-Leumnitz           115                137                      108                 117
        Neuhaus              115                 97                       96                  80
      Meiningen              108                104                       97                  86
       Schmücke              137                115                       99                 115

Tab. 6: Maximale mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen (km/h) an den Thüringer Hauptmessstati-
        onen Großer Eisenberg, Possen und Holzland

   Monat          HMS Großer Eisenberg              HMS Possen                  HMS Holzland
               max. mittlere                max. mittlere                max. mittlere
                   Wind-       Windspitze       Wind-       Windspitze       Wind-       Windspitze
              geschwindigkeit    (km/h)    geschwindigkeit    (km/h)    geschwindigkeit    (km/h)
                  (km/h)                       (km/h)                       (km/h)
   Januar          17,72          61,20         11,33          58,68         8,49           39,96
               (14.01.2020)   (28.01.2020)  (31.01.2020)   (04.01.2020)  (30.01.2020)   (28.01.2020)
   Februar         21,20          68,04         15,48          72,36         11,80          64,80
               (16.02.2020)   (10.02.2020)  (10.02.2020)   (09.02.2020)  (16.02.2020)   (23.02.2020)
    März           16,30          54,36         12,33          70,20         9,04           57,60
               (10.03.2020)   (01.03.2020)  (12.03.2020)   (12.03.2020)  (10.03.2020)   (01.03.2020)

                                                                                                           4
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Auswirkungen/Gefahren/Extremereignisse

Die Niederschläge der letzten Monate und Wochen haben zu einem jahreszeittypischen Anstieg der
Bodenwassergehalte geführt, wenngleich auch auf sehr unterschiedlichem Niveau. Ob die Boden-
wasservorräte vor Beginn der Vegetationsperiode zumindest teilweise wieder aufgefüllt sind, lässt
sich dabei je nach Standort indirekt aus der Nachhaltigkeit des Anstieges und aus der gemessenen
Sickerwassermenge ableiten. Ausreichende Niederschläge führen außerhalb der Vegetationsperiode
in der Regel zu einer gleichmäßigen Durchfeuchtung des Bodens, d.h. das Wasser versickert und wird
in allen Schichten gespeichert. Die Bodenwassergehalte steigen meist deutlich an und bleiben trotz
Schwankungen über längere Zeit stabil (z.B. Thür. Becken 2016, 2017 und 2018). Ein starker Anstieg
und ein rasches Absinken weisen auch außerhalb der Vegetationsperiode und bei einem insgesamt
eher niedrigen Niveau häufig darauf hin, dass der Boden das dargebotene Wasser nicht aufnimmt. Es
fließt entweder oberirdisch oder über Bodenklüfte schnell wieder ab. Das kann auf steinigen Stand-
orten mit einem geringen Feinbodenanteil (z.B. Gebirgsstandorte) häufiger der Fall sein, ist ansons-
ten aber ein wichtiges Indiz für geschlossene Bodenporen bei längeren Trockenphasen. Ist darüber
hinaus im I. Quartal kein oder nur ein geringer Sickerwasserfluss messbar, dann spricht das für eine
unzureichende Füllung der Bodenwasserspeicher zu Beginn der Vegetationsperiode.

                                                        An der HMS Holzland (Kiefer/Fichte auf Sand-
                                                        stein) ist der Wassergehalt im oberen (20 cm)
                                                        und mittleren (50 cm) Hauptwurzelraum kurz-
                                                        zeitig angestiegen, sank in den letzten Tagen
                                                        jedoch unter das Niveau von 2019 ab (Stand
                                                        17.4.2020). Im unteren Hauptwurzelraum (1 m) ist
                                                        kein Anstieg messbar und der Sickerwasserfluss
                                                        war im I. Quartal in allen Tiefen sehr gering, so
                                                        dass von einer unzureichenden Füllung der
                                                        Bodenwasserspeicher auszugehen ist.

                                                        An der WMS Steiger (Eiche auf Löß) bleibt der
                                                        Wassergehalt im mittleren und unteren Haupt-
                                                        wurzelraum trotz der im Vergleich zum I. Quar-
                                                        tal 2019 höheren Niederschlagsmengen extrem
                                                        niedrig (Stand 17.4.2020). Es war im I. Quartal so gut
                                                        wie kein Sickerwasserfluss zu verzeichnen, so
                                                        dass von einer unzureichenden Füllung der
                                                        Bodenwasserspeicher auszugehen ist.

                                                                                                                 5
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
An der WMS Paulinzella (Kiefer auf Sandstein)
stieg der Wassergehalt nach den Niederschlä-
gen im Februar im oberen und mittleren
Hauptwurzelraum an, ist in den letzten Tagen
aber wieder unter das Niveau von 2019 abge-
sunken (Stand 17.4.2020). Im unteren Hauptwurzel-
raum ist es nach wie vor extrem trocken. Da im
I. Quartal kein bzw. kaum Sickerwasserfluss
auftrat, ist von einer unzureichenden Füllung
der Bodenwasserspeicher auszugehen.

An der HMS Possen (Buche auf Kalkton) liegt
der Wassergehalt im oberen und mittleren
Hauptwurzelraum in etwa auf dem Niveau von
2019 (Stand 17.4.2020). Im unteren Hauptwurzel-
raum stieg der Wassergehalt bedingt durch den
hohen Tongehalt stärker an, das Wasser ist aber
aufgrund seiner festen Bindung nur bedingt
pflanzenverfügbar. Stärkerer Sickerwasserfluss
im I. Quartal spricht für eine teilweise Füllung
der Bodenwasserspeicher.

An der WMS Lehesten (Tanne/Fichte auf Ton-
schiefer) ist der Wassergehalt im oberen und
mittleren Hauptwurzelraum im Februar/März
deutlich angestiegen und liegt derzeit über dem
Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der stärkere
Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine
teilweise Füllung der Bodenwasserspeicher.

                                                    6
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
An der WMS Dillstädt (Fichte auf Sandstein)
                                                       liegt der Wassergehalt im oberen, mittleren und
                                                       unteren Hauptwurzelraum derzeit auf dem Ni-
                                                       veau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der stärkere Si-
                                                       ckerwasserfluss im I. Quartal spricht für eine
                                                       teilweise Füllung der Bodenwasserspeicher.

                                                       An der HMS Großer Eisenberg (Fichte auf Rhyo-
                                                       lith) liegen die Wassergehalte im gesamten
                                                       Hauptwurzelraum in etwa auf dem Niveau von
                                                       2019 (Stand 17.4.2020). Der starke Sickerwasserfluss
                                                       im I. Quartal spricht für eine weitgehende Fül-
                                                       lung der Bodenwasserspeicher.

                                                       An der WMS Harz (Buche auf Rhyolith) liegen
                                                       die Wassergehalte im Hauptwurzelraum in etwa
                                                       auf dem Niveau von 2019 (Stand 17.4.2020). Der
                                                       starke Sickerwasserfluss im I. Quartal spricht für
                                                       eine weitgehende Füllung der Bodenwasser-
                                                       speicher.

Insgesamt hat sich die seit Jahren latente Trockenstressbelastung des Waldes durch die Niederschlä-
ge der letzten Wochen nicht verringert, auch wenn der wintertypische Anstieg der Wassergehalte an
einigen Standorten eine leichte Entspannung signalisiert. An den meisten Messorten ist der Boden
deutlich trockener als zu Beginn der Vegetationsperiode 2018 und in Anbetracht der sehr zeitig
einsetzenden Vegetationsentwicklung sowie der bislang im April gemessenen Temperaturen und
Niederschläge wird der im Winter gespeicherte Wasservorrat sehr schnell wieder aufgebraucht sein.

                                                                                                              7
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Die gesamte Vegetation hatte 2019/20 nur wenig Zeit für eine richtige Winterruhe. So blühte die
Hasel schon Mitte/Ende Januar und damit fast vier Wochen früher als 2019. Der erste Huflattich war
in geschützten Lagen genau wie 2019 ab Mitte Februar zu finden, die Schwarzerle begann in den
unteren Lagen ebenfalls schon Mitte Februar zu blühen (2019: Ende Februar). Relativ früh kam ab
Mitte März auch wieder der erste Bärlauch, die Lärchen blühten teilweise schon ab Mitte März
(2019: Ende März) und begannen Ende März auszutreiben.

Bilder 1 bis 3: Blüte Huflattich, Blüte Lärche, Knospenschwellung Buche (Fotos Thomas Reps)

Besonders auffallend war die Knospenschwellung bei der Buche, die in den unteren Lagen bereits
Mitte Februar einsetzte (2019: Ende März). Der Austrieb der Buche wird in diesem Jahr mit Spannung
verfolgt, nachdem im Vorjahr viele Altbuchen während oder kurz nach dem Blattaustrieb abgestor-
ben sind. Ein ähnliches Geschehen ist aufgrund der Bodenwassersituation auch in diesem Jahr nicht
auszuschließen. Insbesondere die fehlende Überschirmung von Naturverjüngungsbeständen könnte
bei einem dritten trockenen Frühjahr und Sommer in Folge zu massiven Baumverlusten führen.

                                 Im I. Quartal 2020 wurden aus den Forstämtern rund 333.000 fm
                                 vom Buchdrucker befallenes Fichtenholz gemeldet, das ist fast dop-
                                 pelt so viel wie im Vergleichszeitraum 2019 und rund 100mal (!!)
                                 mehr als 2018. Die unter der Rinde oder im Boden überwinternden
                                 Jungkäfer wurden aufgrund der milden Temperaturen kaum dezi-
                                 miert. Das heißt, die Borkenkäfersituation spitzt sich weiter drama-
                                 tisch zu und könnte im Jahresverlauf Dimensionen annehmen, die
                                 mit den vorhandenen personellen und technischen Kapazitäten nicht
                                 mehr steuerbar sind. Im Landeswald sind derzeit alle verfügbaren
                                 Kapazitäten darauf konzentriert, die aus der Überwinterung kom-
                                 menden Käfer unschädlich zu machen. Befallene Bäume müssen ge-
                                 funden, zeitnah entnommen und aus dem Wald abtransportiert wer-
                                 den. Ob und wie das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen.
Bild 4: Überwinternde Buchdrucker (Foto Mathias Stürtz)

                                                                                                        8
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Der aufgrund der warmen Witterung sehr frühe Schwarmflugbeginn des Buchdruckers am 5. April
2020 (2019: 10. April) schränkt den zeitlichen Handlungsspielraum bis zum Ausflug der ersten Buch-
drucker-Generation weiter ein und erfordert eine umfassende und funktionierende Logistikkette.

Tab. 7: Wurf- und Bruchholz im I. Quartal 2020

  Meldezeitraum            Nadelholz (fm)        Laubholz (fm)         Gesamt
 Januar bis März              207.741               15.793            223.534
                                                                        (fm)

Wintersturm „Sabine“ am 9./10. Februar 2020 hat sehr viele Einzelbrüche und –würfe hinterlassen,
deren Aufarbeitung insgesamt schwierig ist. Die höchsten Mengen an Wurf- und Bruchholz fielen in
den Forstämtern Schleiz, Bad Salzungen und Finsterbergen mit jeweils mehr als 20.000 fm an. Das
angefallene und noch nicht aufgearbeitete Wurf- und Bruchholz in der Fichte kann im Hinblick auf die
Borkenkäferbekämpfung bis zum Ausflug der ersten Borkenkäfergeneration 2020 als „Fangholz“ die-
nen, bedarf dabei aber einer permanenten Überwachung.

Die Situation bei den anderen Stammschädlingen bleibt ebenfalls angespannt. Im I. Quartal 2020
wurden rund 3.300 fm von Kiefernborkenkäfern, Kiefernprachtkäfer und Lärchenborkenkäfer befal-
lenes Holz gemeldet (2019: 4.700 fm, 2018: 26 fm). Vor allem beim Kiefernprachtkäfer hat sich mit
1.240 fm die Befallsmenge im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Ein Befall durch Buchenprach-
täfer, Buchenborkenkäfer und Eichensplintkäfer war im I. Quartal 2020 bei rund 600 fm Holz zu ver-
zeichnen (2019: 300 fm, 2018: 20 fm). Auch wenn diese Zahlen im Vergleich zum Borkenkäferbefall
in der Fichte eher gering sind, unterstreichen sie das zunehmende Potenzial forstlicher Schaderreger.

Trockenheit und Wärme haben erneut auch die Populationsentwicklung des bevorzugt in Eichenbe-
ständen aktiven Schwammspinners begünstigt, vor allem der fehlende Frost führte zu einer hohen
Überlebensrate der Eier. Die im März in den Forstämtern Heldburg, Weida, Finsterbergen und Son-
dershausen durchgeführten Untersuchungen zur Wintermortalität zeigen, dass rund 65 -95 % der
von den Eihüllen umschlossenen Räupchen überlebt haben. Das lässt erneut starke Fraßschäden in
den betroffenen Eichenbeständen erwarten. Zum Erhalt der Bestände ist auf rund 200 ha Fläche der
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorgesehen. Die Ausbringung richtet sich dabei sowohl nach dem
Austrieb der Eiche als auch nach dem Schlupfzeitpunkt der Raupen und soll deren weiteres Wachs-
tum verhindern.

Neue und zum Teil massive Befallsherde der Rußrindenkrankheit am Ahorn wurden im I. Quartal aus
den Forstämtern Bad Berka, Weida und Sondershausen gemeldet. Verursacher ist der Rindenpilz
Cryptostroma corticale. Der wärmeliebende Pilz findet derzeit in vielen Regionen Thüringens ideale
Ausbreitungsbedingungen vor. Die rußartigen Sporen des Pilzes bilden einen sichtbaren Belag auf der
Rinde. Sie verbreiten sich mit dem Wind und können beim Einatmen gesundheitliche Probleme wie
Reizhusten und Atemnot hervorrufen.

                                                                                                        9
Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2020) - Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenz-zentrum Gotha/Referat Waldschutz ...
Die Winterschäden durch Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus (Kurzschwanzmäuse) haben seit zwei
Jahren erstmals wieder zugenommen, wenngleich sie mit 75 ha Schadfläche insgesamt noch auf ei-
nem niedrigen Niveau liegen (2018: 30 ha, 2019: 35 ha). Erste Probefangergebnisse aus diesem Früh-
jahr sind sehr differenziert. Während auf der Mehrzahl der Flächen kaum Kurzschwanzmäuse gefan-
gen wurden, lag die Dichte auf einer Fläche bei Altenburg im März bei bereits 19 Kurzschwanzmäu-
sen pro 100 Fallennächte, was weit über dem kritischen Herbstwert von 10 liegt. Das zeigt, dass die
Mäuse zumindest regional gut über den milden Winter gekommen sind.

Im I. Quartal 2020 gab es bereits zwei kleine Waldbrände, es brannten 0,0155 ha Fläche ab. (2019:
ein Waldbrand auf 0,5 ha). Die Waldbrandgefahr war im März 2020 höher als im Vergleichszeitraum
2019. In der Zeit vom 24.-28.03.2020 herrschte nahezu flächendeckend Waldbrandgefahrenstufe 3.
Am 25.03. herrschte sogar teilweise Stufe 4, aufgrund einer Inversionswetterlage waren hier über-
wiegend die höheren Lagen betroffen.

Während der niederschlagsreichen Phasen wurden auf den durch Sturm und Borkenkäfer entstande-
nen Kahlfächen von Mitte Februar bis Mitte März mehr als 110.000 Pflanzen in den Boden gebracht.
Bei der Pflanzung wurde sehr genau darauf geachtet, dass der Oberboden gut durchfeuchtet ist.
Hauptpflanzgebiete waren in den Forstämtern Jena-Holzland, Bad Salzungen, Weida, Marksuhl und
Bad Berka zu verzeichnen. Bevorzugt ausgebracht wurden Weißtannen und Eichen. Neben Buchen,
Douglasien und Kiefern wurden aber auch Kirsche, Elsbeere und Nußbaum gepflanzt. Nach der Frost-
periode Ende März und insbesondere in Anbetracht der aktuell vorherrschenden Trockenheit sind
Pflanzenausfälle nicht auszuschließen.

Im Hinblick auf die Forstliche Saatguternte könnten die Frostnächte während der Lärchenblüte zu
Mindererträgen bei der Saatguternte führen. Ansonsten hat die Blüte vieler Waldbäume Anfang April
begonnen und setzt sich je nach Baumart bis Mitte/Ende Mai fort. Bleibt es weiterhin trocken, dann
muss unter Umständen erneut mit Störungen bei der Samenbildung und Einbußen bei Saatgutmenge
oder Saatgutqualität gerechnet werden. So fielen aufgrund der Trockenheit beispielsweise die
Keimprüfungen bei der Weißtanne 2019 schlecht aus (Keimfähigkeit ≤ 17%), während die Keimprü-
fung bei der Roterle mit 83,3 % gute Ergebnisse zeigte. Sofern sich alles normal entwickelt, steht
Mitte/Ende Mai die Ernte in der Bergulme an, die im Februar/März geblüht hat.

                          Die seit Mitte 2019 versiegten Waldquellen an der Waldmessstation Paulin-
                          zella und an der Hauptmessstation Possen laufen bislang noch nicht wieder
                          und werden in Anbetracht der aktuellen Witterung höchstwahrscheinlich für
                          längere Zeit kein Wasser mehr führen. Im westlichen und mittleren Thüringer
                          Wald (WMS Hohe Sonne, WMS Pfanntalskopf, HMS Gr. Eisenberg, WMS Ves-
                          sertal) hat die Durchflussmenge nach den Niederschlägen im Februar hinge-
                          gen wieder zugenommen.
Bild 5: versiegte Waldquelle an der WMS Paulinzella (Foto: Michael Dölker)

                                                                                                        10
Anhang

Karte/Tab. 1: Lage/Verteilung der Thüringer Wald- und Hauptmessstationen

      WMS/HMS              Forstamt           Revier       Höhe ü. NN   Messbeginn     Bemerkungen
 WMS Dillstädt              Oberhof        Dietzhausen        480          1990
 WMS Pfanntalskopf          Oberhof         Schneekopf        820          1991      umgesetzt n. Römhild

 WMS Vessertal              Oberhof           Vesser          810          1992
 HMS Gr. Eisenberg        Frauenwald        Finsterberg       920          1995
 WMS Hohe Sonne            Marksuhl        Etterwinden        440          1995
 WMS Hainich               NP Hainich                         440          2000
 WMS Paulinzella            Gehren           Kienberg         440          1995
 WMS Lehesten                Schleiz        Heberndorf        550          1995
 HMS Possen              Sondershausen        Possen          420          1996
 WMS Kyffhäuser          Sondershausen     Steinthaleben      300          1996
 WMS Harz                 Bleicherode-      Rothesütte        580          1997
 HMS Holzland               Südharz
                         Jena-Holzland     Leuchtenburg       350          1999
 WMS Steiger             Erfurt-Willrode      Erfurt          330          1999
 WMS Leinawald               Weida            Treben          200          2004
WMS – Waldmessstation
HMS – Hauptmessstation

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Abb. 1: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)

Abb. 2: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)

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Abb. 3: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)

Abb. 4: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Possen (Freiland)

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Abb. 5: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Possen (Freiland)

Abb. 6: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Possen (Freiland)

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Abb. 7: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Holzland (Freiland)

Abb. 8: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Holzland (Freiland)

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Abb. 9: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Holzland (Freiland)

Zuständigkeiten/Ansprechpartner im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha

Forstliches Umweltmonitoring/Waldschäden: Ines Chmara (ines.chmara@forst.thueringen.de, Tel.:
03621/225421)

Waldschutz: Anett Wenzel (anett.wenzel@forst.thueringen.de, Tel.: 03621/225410)

Forstsaatgut: Christian Rösner (christian.roesner@forst.thueringen.de, Tel: 03621/225161)

Datenquellen
Daten ThüringenForst (Forstliches Umweltmonitoring, Waldschutzmeldedienst, Forstsaatgutüberwachung)

Agrarmeteorologische Monatsberichte für Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (herausgegeben vom
Deutschen Wetterdienst, Abt. Agrarmeteorologie, Außenstelle Leipzig)

Pressemitteilungen des Deutschen Wetterdienstes (www.DWD.de)

Bilder: FFK Gotha

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