Info-Nr. 04/06 Audatex-Nr. ohne - KTI
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Technische Information Nr. 10/01 1 Info-Nr. 04/06 Audatex-Nr. ohne Beurteilungsverfahren/ Scheibenverschleiß Fahrzeugart Alle Fahrzeughersteller Alle Fahrzeugtyp Alle Baujahr Alle Schadenbereich Windschutzscheibe Betreff Alltägliche Schädigungen von Windschutz- scheiben, wie Steinschläge oder Kratzer, füh- ren besonders bei Nachtfahrten zu gefährli- chen Blendungen durch auftretendes Streu- licht. Aus aktuellem Anlass erfolgte eine Kon- zeption von Beurteilungsverfahren für diese Verschleißerscheinungen. Scheibe ohne Streulicht Scheibe mit Streulicht Quelle: Car Care Autoglas und Zubehör 2006 KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 2 Problemstellung/ Zielsetzung Die auf der Fahrbahn befindlichen Partikel und als Schmirgel zwischen Scheibenwischer- werden u.a. durch vorausfahrende Fahrzeuge gummi und Scheibe wirken. Diese Verschlei- in den Fahrtwind und somit in die Fahrzeugan- ßerscheinungen bringen besonders bei Nacht- strömung gebracht. Diese Partikel, vorwiegend fahrten und Fahrten bei Sonnenaufgang oder Sand- und Tonmaterialien, sind dabei als Ur- -untergang, bedingt durch die Streuung einfal- sache für den Verschleiß von Windschutz- lender Lichtquellen, gefährliche Blendwirkun- scheiben zu betrachten. Unter Verschleiß wird gen für Fahrer mit sich und erhöhen damit das in diesem Zusammenhang die Schädigung Unfallrisiko deutlich. durch alltägliche Beanspruchungen verstan- den, die nicht unmittelbar zu Brüchen oder Generell ist jeder Windschutzscheibentyp Rissen der Scheibe führen. Grundsätzlich sind genehmigungspflichtig und muss vom Schei- auftretende Beschädigungen nach drei Ver- benhersteller nach ECE Regelung Nr. 43 ge- schleißarten, dem Prallverschleiß, die Kratzer- prüft werden. Ob und inwieweit diese normier- bildung und die Schleifspurenbildung zu diffe- ten Verfahren Aussagen über Verschleißer- renzieren. Der Prallverschleiß ist dabei auf scheinungen der Scheiben zulassen, oder für Sandkörner (Größe ca. 0,1 mm) zurückzufüh- direkte Vergleiche verwertbar sind, war nicht ren. Für die Kratzer- sowie Schleifspurenbil- Gegenstand der Untersuchung. Ziel war es dung in der Oberfläche des Glases sind dage- jedoch, Beurteilungsverfahren für den Ver- gen neben unsachgemäß eingesetzten Eis- schleiß an Windschutzscheiben zu konzipie- kratzern oder dergleichen hauptsächlich die ren, wodurch eine vergleichende Beurteilung viel kleineren und weicheren Tonminerale von Prüfmustern aus verschiedenen Fabrikati- (Größe von ca. 0,01 mm) verantwortlich, die onen, Bezugsquellen und Fahrzeuganwen- sich auf der Oberfläche der Scheibe festsetzen dungen ermöglicht werden sollte. Prüfmustertabelle Nr. Verwendung Bezugsquelle Hersteller Prüfzeichen 1 BMW 3er CarGlass Pilkington Automo- E1 43R-001047 51318196157 2694800 tive AS1M83-3DOT 25 E 000201 2 Mercedes W211 CarGlass Saint Gobain DOT27M75AS1 2116701401 3258310 E2 43R-001126 „Mercedesstern“ VSG WD 2020 E000185 3 VW Passat CarGlass Saint Gobain E1 43R-001051 3B0845011 2414500 DOT277M75AS1 2 Tinted 4 VW Golf 4 CarGlass Saint Gobain DOT215ML51AS1 1J0845011AE 2609200 E2 43R-009001 ED 00213 **5 5 VW Golf 4 Volkswagen Pilkington Automo- DOT682M1244AS1 1J0845011AE „VW-Logo“ tive E1 43R-001586 E 000199 5..... Scheiben 1 bis 4 sind Zubehörersatzteile; Scheibe 5 ist ein Originalersatzteil von Volkswagen KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 3 Prallverschleiß/ Steinschlag Prallverschleißerscheinungen an Windschutz- jeweilig zu prüfende Scheibe in einer eigens scheiben resultieren im Realfall aus der Be- dafür konstruierten Vorrichtung auf dem Trä- aufschlagung von kleinen Steinen, wobei die gertisch zu justieren und diese in einzelne Menge der vorhandenen Steinschläge an Prüffelder (27 Stück) einzuteilen. 27 Prüffelder einem Fahrzeug vom Einsatz und von der werden benötigt, um drei Versuchsreihen pro Laufleistung abhängig ist. Um dies realitätsnah Scheibe durchzuführen und es pro Reihe den zu simulieren, ist diese Untersuchung nach Luftdruck in 3 Stufen (1,0 bar; 1,5 bar und 2,0 einer Volkswagen/Audi Lackprüfmethode bar) sowie die Menge an Granulat in 3 Stufen durchgeführt worden. Das entsprechende (3 g, 5 g und 7 g) zu realisieren gilt. Zum Prü- Steinschlagprüfgerät sowie das Zubehör ist in fen wird das Gerät auf die Scheibe im jeweili- Abbildung 1 dargestellt. Konzipiert wurde das gen Beschussfeld aufgesetzt und die dosierte Gerät für den Beschuss von lackierten Karos- Menge Granulat unter zuvor eingestelltem serieteilen, wobei es sich für Untersuchungen Druck gegen die Prüffläche geschleudert (Ab- an Windschutzscheiben gleichermaßen eignet. bildung 2). Vor Beginn der Versuchsreihen galt es, die Abbildung 1: Steinschlagprüfgerät Abbildung 2: Versuchsaufbau Scheibenbeschuss Nach der Markierung der makroskopisch einzelnen Beschussfelder gelegt um somit die sichtbaren Einschläge mittels Kontrastmittel, Einschläge pro Beschussfeld ermitteln und wurde das Raster des Fototisches über die dokumentieren zu können (Abbildung 3, 4). Abbildung 3: Beschussfeld Abbildung 4: Beschussfeld (makroskopisch) KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 4 Die Auswertung der einzelnen Versuche wurde jeweils vorgegeben Druck dargestellt. In nach- über die Anzahl der Einschläge in Bezug auf folgendem Diagramm wird der ermittelte die eingesetzte Körnerzahl in prozentualen Summenwert der Einschläge je Versuchsreihe Trefferquoten vorgenommen sowie über die als verdichteter Vergleich in Abhängigkeit vom Anzahl der Einschläge in Abhängigkeit vom Druck dargestellt. 450 Einschläge (Summenwert) 400 BMW 350 DC Passat 300 Golf-CG Golf-VW 250 200 0 0,5 1 1,5 2 2,5 Druck (bar) Im Ergebnis erhöhten sich die Einschläge prüften Scheiben ermittelt. Im direkten Ver- sowohl bei gleichbleibendem Druck und stei- gleich der Scheibe 4 (VW Golf Ersatzvergla- gender Beschussmenge als auch bei steigen- sung) mit der Scheibe 5 (VW Golf Originaler- dem Druck und gleichbleibender Beschuss- satzteil) liegt der Unterschied der Einschlag- menge. Dieses Ergebnis wurde bei allen ge- zahlen in einer vertretbar engen Bandbreite. Reibverschleiß Reibverschleißerscheinungen an Windschutz- vorrichtung an der jeweils zu prüfenden Schei- scheiben sind hauptsächlich durch Schweb- be befestigt worden, wobei der Prüfkörper in und Schadstoffpartikel, die sich auf der Schei- gleicher definierter Stellung justiert wurde be sowie unter den Wischerblättern ansam- (Abbildung 5, S. 5). Das im Motor integrierte meln und als Reibpartner im Wischerbetrieb Getriebe ist dabei auf einen Wischwinkel von wirken, bedingt. Abhängig ist die Intensität des 105° fest eingestellt. Der abbrassive Reibpart- Reibverschleißes von der Verschmutzungsart ner (Abbildung 6, S. 5) ist mittels einer Schleif- und -menge sowie der Häufigkeit des Wi- papierhalterung am Wischerarm befestig wor- schereinsatzes. Um diese Verschleißerschei- den, wobei das verwendete Schleifpapier in nungen realitätsnah reproduzieren zu können, Körnung P 400 und P 800 zum Einsatz kam. ist ein Scheibenwischer mit Hilfe einer Klemm- KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 5 Abbildung 5: Versuchsaufbau Reibverschleißprüfung Abbildung 6: Reibpartner Der Anpressdruck des Wischerarms an der entspricht 23 vollen Wischbewegungen. An- Scheibe wurde mit Hilfe einer Federwaage in zumerken bleibt, dass pro Prüfkörper zwei den Umkehrpunkten sowie in der Mittelstellung Versuche (P 400 und P 800) durchgeführt ermittelt und jeweils dokumentiert. Start- und wurden, wobei für jeden Schleifvorgang Endstellung des Wischerarms ist immer, in gesonderte Schleifmittel zum Einsatz kamen. Frontalansicht betrachtet, der linke Umkehr- Im Anschluss an den einzelnen Versuch wurde punkt, wobei die Untersuchungsdauer auf je- jeweils das Schliffbild optisch makroskopisch weils 30 Sekunden festgesetzt worden ist. Dies dokumentiert (Abbildung 7, 8). Abbildung 7: Schliffbild Körnung P 400 Abbildung 8: Schliffbild Körnung P 800 Die Auswertung der Ergebnisse wurde zum Kornanzahl des Papiers der Körnung P 400 Einen nach Schadenbild der jeweiligen Scheibe pro Fläche zurückzuführen. Im optischen Ver- und zum Anderen nach der Ausprägung der gleich der einzelnen Scheiben ist ein Unter- Spuren bedingt des gewählten Reibpartners schied in der Intensität der Schleifspuren, vorgenommen. Grundsätzlich weisen alle un- unabhängig vom Lichteinfall oder anderer tersuchten Scheiben vergleichbare Schaden- Störeinflüsse, bei beiden Reibpartnern nicht zu umfänge auf. Im direkten Vergleich der jeweili- erkennen. Das heißt im Detail, der Unterschied gen Schliffbilder erkennt man tendenziell eine des Verschleißbildes bedingt der gewählten geringere Kratzermenge im Versuch mit der Körnungen ist deutlich höher, als der Unter- Körnung P 400 gegenüber dem Versuch der schied resultierend aus den Unterschieden der Körnung P 800. Dies ist dabei auf die geringere Scheiben. KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 6 Kratzverschleiß Kratzverschleißerscheinungen an Windschutz- dung 9 dargestellten Keilschnittwerkzeugs scheiben sind meist von zufälligen Bedingun- sechs Einzelversuche pro Prüfkörper durchge- gen abhängig. Im Realfall treten Einzelkratzer führt. Im Detail wurden nacheinander zwei unter anderem durch beschädigte Scheibenwi- Schneiden (Klinge 1 mit Schneidwinkel 45 °, scher oder unsachgemäße Eisentfernung auf. Klinge 3 mit Schneidwinkel 5 ° 43’), die mit Begleitend zu den im Vorfeld durchgeführten einer festgelegten Masse von 265 g beauf- Versuchsreihen stellt die Oberflächenhärte und schlagt sind, in einer Gesamtlänge von 80 mm dem einhergehend die Kratzempfindlichkeit über den liegend gelagerten Prüfkörper gezo- der Windschutzscheiben ein wichtiges Prüfkri- gen (Abbildung 10). Um aussagekräftige Er- terium dar. Anlehnend an die Härteprüfung von gebnisse zu erhalten, wurde dieser Versuch Lackierungen wurden mit Hilfe des in Abbil- dreimal pro Prüfkörper wiederholt. Abbildung 9: Keilschnittwerkzeug Abbildung 10: Versuchsaufbau Kratzerprüfung Die mittels der im Schnittwerkzeug integrierten jeweils gemessenen Breitenwerten, je nach Lupe ermittelten Ergebnisse der Kratzerprü- Schneide, gewisse Kratzertiefen zuzuordnen. fung werden in der Auswertung als Messwerte Abbildung 11, 12 zeigen repräsentativ erzielte der Kratzerbreite dokumentiert. Dabei sind den Schnittbilder. Abbildung 11: Schnittbild (Klinge 1) Abbildung 12: Schnittbild (Klinge 3) KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
Technische Information Nr. 04/06 7 In nachfolgendem Diagramm werden die Klinge 1 keine und unter Beaufschlagung der Messwerte für die jeweiligen Prüfkörper gemit- Prüfkörper mit Klinge 3 lediglich geringe Un- telt und nach Werkzeugart differenziert darge- terschiede zwischen den einzelnen Scheiben stellt. Die Auswertung ergab dabei, dass unter zu erkennen waren. Beaufschlagung der Windschutzscheiben mit 8 7 K r a tze r br e ite (M itte lw e r t) 6 BMW 5 DC 4 Passat 3 Golf-CG Golf-VW 2 1 0 Klinge1 Klinge3 Fazit Nach Abschluss der Auswertung bleibt festzu- in annähernd gleicher Verschleißfestigkeit stellen, dass alle geprüften Windschutzschei- vorlagen. Diese Ergebnisse lassen außerdem ben unter den angewanden Prüfverfahren die Feststellung zu, dass keine nennenswerten annähernd gleiche Ergebnisse aufwiesen. Im Qualitätsunterschiede zwischen den unter- Detail sind keine wesentlichen Unterschiede suchten Originalersatzteilen und den Scheiben im Steinschlagverhalten sowie keine signifi- aus dem Zubehörhandel bestehen, wobei sich kanten Unterschiede unter abrassiver Belas- diese Aussage dabei auf die geprüften Wind- tung und unter Kratzereinwirkung zu erkennen. schutzscheiben unter Anwendung der im Vor- In der Gesamtheit der Ergebnisse aller Prüf- feld beschrieben Beurteilungsverfahren be- methoden kann man des Weiteren schlussfol- zieht. gern, dass die geprüften Windschutzscheiben Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Heidrich KTI Kraftfahrzeugtechnisches Institut Waldauer Weg 90a 34253 Lohfelden bei Kassel Telefon 0561/51081-0 Telefax 0561/51081-13
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