Öko-Test für die Zierpflanzenproduzenten - Jardin Suisse
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BRANCHE Öko-Test für die Zierpflanzenproduzenten Kunststoffkreisläufe, wiederverwertbare Töpfe und Transporttrays oder Töpfe aus anderen Materialien wären in Gärtnereien eigentlich ökologisch sinnvoll. In der Praxis jedoch funktioniert vieles noch nicht. Die JardinSuisse-Fachgruppe Zierpflanzen hat an einer Zoom-Konferenz den Umgang mit Kunststoff und weitere brisante Umweltthemen diskutiert. Text: Urs Rüttimann die Grossverteiler produzierten. Sie mussten im Frühjahr 2020 ihre verderbliche Ware vielfach kompostieren. «Wo werden wir in einem Jahr stehen? Wie blicken wir Ende 2021 auf die Zeit der Pandemie zurück?», fragte Rüttimann. Mit Corona sind Aussagen über die Zukunft noch schwieriger geworden. Auch im Ar- beitsalltag ist nach wie vor Improvisation gefordert, wie auch die Videokonferenz der Fachgruppe Zierpflanzen über Zoom zeigt. Sie wurde als Ersatz für die entfallene Haupt- versammlung der Fachgruppe Zierpflan- zen im Dezember durchgeführt, jeweils an einem separaten Termin für die Mitglieder der Deutschschweiz und der Westschweiz. Vorgängig informierte der Fachvorstand die Mitglieder zudem schriftlich über die aktu- ellen Themen. Torfausstieg wird fachlich begleitet 2020 wurde der bisher nur rudimentär ge- führte Börsenstamm im Zierpflanzenhandel aktualisiert und auf 15 000 Artikel erwei- tert. Zusammen mit der GreenSys AG ist der Artikelstamm in eine nutzerfreundliche Web-Applikation überführt worden. Ebenso konnte bei der vom Bund geforderten Torf- reduktion ein weiterer Schritt vollzogen wer- den. In umfangreichen Versuchen sind Sub- strate ohne Torf auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen getestet worden*. Die generel- len Erkenntnisse und die exakt ermittelten Werte beispielsweise von Stickstoff, Salz und Die Zierpflanzenproduktion unterliegt zunehmend strengeren ökologischen Vorschriften. Kali können jetzt in die Beratung zum Torf Foto: Urs Rüttimann ausstieg einfliessen. Ergänzend hat 2020 JardinSuisse das kostenlose Beratungspro- jekt «Torfreduktion im Zierpflanzenbau»** «Was in monatelanger Vorbereitung gesät, Monaten unterschiedlich auf die Betriebe ausgearbeitet. Bis 2022 bietet der Verband gesteckt, gegossen und geschnitten wurde, aus: Nachdem die Gärtnereien und Gar- Betrieben, die auf torffreie und -reduzierte hatte von heute auf morgen keinen Absatz- tencenter am 27. April 2020 wieder öffnen Substrate umstellen wollen, fachliche Un- kanal mehr», erinnerte Jürg Rüttimann, Prä- durften, schoss bei manchen Betrieben der terstützung. Der Bund verlangt von den sident der JardinSuisse-Fachgruppe Zier- Absatz durch die Decke, umso mehr die Gärtnereien, den Anteil des Torfs bei den pflanzen, an den Lockdown Mitte März im Importe fehlten. Danach normalisierte sich verwendeten Substraten bis 2025 auf frei- vergangenen Jahr. Die Corona-Pandemie die Nachfrage. Das Nachsehen hingegen williger Basis auf höchstens 5 Prozent zu wirkte sich in den folgenden Wochen und hatten die Topfpflanzenproduzenten, die für verringern. 16 3/2021
Wissenschaftliche Versuche zeigen, dass Gärtnereien Zierpflanzen auch ohne Torf kultivieren können. Allerdings müssen sie dabei die Versorgung mit Nährstoffen anders handhaben. Fotos: Urs Rüttimann Im Juni 2021 wird die Schulung «Umwelt- werden. Betriebe mit einer «SwissGAP»- Recylingkreislauf zuzuführen, wiederver- gerechte Produktion»*** die Thematik der und «Suisse Garantie»-Zertifizierung sind wertbare Produkte zu verwenden oder auf torffreien und -reduzierten Kulturen auf- berechtigt, ihre Produkte mit «Suisse Ga- kompostierbare Ersatzprodukte auszuwei- greifen und weiterführen. Die Teilnehmer rantie» auszuzeichnen. «SwissGAP Horti- chen. In der Praxis konnten bisher weder dieser eintägigen Weiterbildung erhalten culture» muss die Vorschriften verstärkt für die Produktion noch für den Handel Informationen über den Torfausstieg, den auf eine umweltschonende Produktion aus- reibungslos funktionierende Recyclingkreis- biologischen Pflanzenschutz, die Verwen- weiten, in Abstimmung auf international läufe geschaffen werden. Ebenso steht die dung von umweltgerechten Pflanzentöpfen geltende Normen. Gemäss Fahrplan sollten Suche nach einheitlichen Lösungen mög- und die Vermeidung von Kunststoff in der die neuen Bestimmungen ab 1. Januar 2022 lichst über die Landesgrenze hinaus erst am Produktion. in Kraft treten. Anfang. In Gruppen analysierten die Teil- Bisher erhielten Gärtnereien für CO2- Ein weiteres, nicht abgeschlossenes nehmer der Videokonferenz die Probleme Emissionen, die sie dank technischer Inno- Projekt betrifft die sogenannte Lückenin- beim Kunststoffrecycling und suchten nach vation eingespart hatten, die CO2-Abgaben dikation. «Wir möchten erreichen, dass Lösungen. Zur Diskussion standen vier Fra- zurückerstattet. Dazu mussten sie gegenüber Pflanzenschutzmittel, die in der Schweiz gen. Nachfolgend sind die wichtigsten Ant- dem Bund definierte Pflichten erfüllen und für den Gemüse- oder Feldbau zugelassen worten und Erkenntnisse zusammengefasst. einer Emissionsgemeinschaft beitreten, wie sind, auch in der Zierpflanzenproduktion sie beispielsweise JardinSuisse für diesen verwendet werden dürfen», führt Poffet Wie kann man den Einsatz von Kunststoff in Zweck gegründet hat. «Wie das Projekt aus. Der Fachvorstand wird deshalb mit der der Gärtnerei reduzieren? zur CO2-Abgabe weiterentwickelt wird, ist Bewilligungsbehörde beim Bundesamt für –– Das Hauptproblem ist die grosse Vielfalt noch unklar», sagt Josef Poffet, Bereichs- Landwirtschaft das Gespräch aufnehmen bei den Anzuchtpaletten, Transport- und leiter Produktion/Handel bei JardinSuisse. und sich für eine Zulassung dieser Mittel Kulturtrays, Töpfen und Folien. Je nach Denn Mitte Januar ist das Referendum ge- in Gärtnereien einsetzen. «Um Resistenzen Hersteller variieren ihre Masse und die gen das CO2-Gesetz eingereicht worden. vorzubeugen, ist der Zierpflanzenbau auf Zusammensetzung des Gebindes. Da Nichtsdestotrotz arbeite JardinSuisse an eine breite Palette von Pflanzenschutzmit- es viele Modelle innerhalb von Europa einem Nachfolgeprojekt. teln angewiesen.» gibt, ist ein gezieltes Aussortieren für eine Wiederverwertung schwierig. Zurzeit wird Abgleich im Pflanzenschutz Wirrwarr im Kunststoffrecycling Kunststoff aus Gärtnereien hauptsächlich Die Revision des Regelwerks für eine Zer- Das wichtigstes Thema der Videokonferenz in Kehrrichtverbrennungsanlagen ent- tifizierung nach «SwissGAP Horticulture» war das Kunststoffrecycling. Aus ökologi- sorgt oder zu einem kleineren Teil von konnte ebenfalls noch nicht abgeschlossen scher Sicht ist es sinnvoll, Kunststoff einem Recyclingfirmen wiederaufbereitet. 3/2021 17
Die Vielfalt der Töpfen ist gross und der Handel international. Ein geschlossener Recyclingkreislauf ist insbesondere in Grossbetrieben einfacher umzusetzen als eine Mehrfachverwertung. Fotos: Peter Springer –– Die Kunden bringen alle möglichen gewinnen, müsste JardinSuisse das Ge- und einen grünen Daumen, nicht aber Kunststofftöpfe in eine Gärtnerei, auch spräch mit ihnen suchen. für schwarze Kunststofftöpfe. wenn sie anderswo erworben wurden. Der –– Wiederverwertbare Produkte sind erst we- –– Konsumenten möchten den Kunststoff Zustand der Töpfe ist sehr unterschied- nige im Angebot. Vom Endkunden oder zurückgeben. Je nach Organisation der lich. Das erschwert ihre Sortierung für die Grossverteiler werden diese oft nicht Logistikketten funktioniert die Rückgabe Wiederverwertung und den Transport in wiederverwendet, sondern in den Recy- zur Gärtnerei auch bei den Grossvertei- Recyclingsammelstellen. clingkreislauf zurückgeführt oder in die lern. –– Der Leidensdruck, dass Gebinde aus Verbrennungsanlage abgeschoben. –– Der Konsument will oft kompostierba- den Gärtnereien hauptsächlich in der –– Kompostierbare Töpfe sind ebenfalls erst re Produkte. Viele Kunden erwarten von Kehrrichtverbrennungsanlage landet, ist wenige auf dem Markt. Zudem sind sie der Gärtnerei ein möglichst ökologisches nicht sonderlich gross. Man nimmt dies zumeist teurer als die aus Plastik. Als Modell. Mehrkosten verursachen darf es in Kauf, weil es zurzeit die wirtschaftlichs- ideal erweist sich ein Material, das auch jedoch nicht. te Lösung ist. der Konsument kompostieren kann. Oft –– Der Konsument wünscht sich Töpfe aus zeigen jedoch solche Töpfe bereits in der recycliertem Material. Ebenso informiert Wo sind die grössten Herausforderungen in der Pflanzenproduktion Auflösungserschei- er sich, ob die Gärtnerei die verwende- Produkteherstellung und in der Logistik und nungen und im Verkaufsladen neigen sie ten Kunststoffgefässe einer Wiederver- im Verkauf? zu Schimmelbildung. Töpfe indessen, die wertung zuführt. Falls nicht, fragt er, ob –– Wenn Töpfe, Paletten oder andere Kunst- nur industriell kompostierbar sind, lan- sie Alternativen aus anderen Materialien stoffprodukte mit Erde verunreinigt sind, den ohne genaueres Hinsehen vielfach abgeklärt hat. werden sie von Sammelstellen oder Her- auf dem Hauskompost. Die Enttäuschung –– Vor allem junge Konsumenten legen Wert stellern vielfach nicht mehr einem Recy- folgt, sobald der reife Kompost für den auf Gefässe, die möglichst CO2-neutral clingkreislauf oder einer Wiederverwen- Garten aufbereitet wird. hergestellt sind. dung zugeführt. –– Für Tunnelfolien fehlen Alternativen. –– Gärtnereien erhalten oft nicht ihre eige- –– Je nach Hersteller wird für Einwegpro- Welche Lösungen hatte ich in den vergangenen nen Paletten zurück, sondern ein Sam- dukte mit Recycling oder für Mehrweg- Jahren bereits ausprobiert und wie waren die melsurium von Produkten verschiedener produkte mit Rückgabe geworben. Eine Erfahrungen? Hersteller aus allen Ländern. Eine Wie- unabhängige Aussage, was sinnvoll wäre, –– Beim Handel mit Baumärkten und Gar- derverwendung ist für viele Gärtnereien fehlt. In der Gärtnerei ist es schwierig, tencentern funktioniert die Wiederver- so nicht organisierbar. einen Entscheid zu treffen. Oft werden wertung von Platten gut. Viele Platten –– Die Wiederverwendung von Transport- Einwegprodukte gewählt, weil dies güns- kommen retour und können für den paletten und Töpfen ist mit dem Risiko tiger ist. Wiedergebrauch aussortiert werden. verbunden, Krankheiten in den Gärtne- –– Der Pflanzenpasskleber erschwert eine Die wiedereingesetzten Platten machen reibetrieb einzuschleppen. Eine vorbeu- Mehrfachverwertung. einen Drittel bis die Hälfte davon aus. gende Desinfizierung ist mit Aufwand Eine Sortierung lohnt sich auch betriebs- verbunden. Welche Anforderungen und Wünsche haben wirtschaftlich. –– Das in Blumenbörsen verwendete Mehr- meine Kunden? –– Vor wenigen Jahren erhielten die Gärtne- wegsystem Palettino würde sich auch für –– Zum Image der Grünen Branche passt die reien für rückgeführten Kunststoff noch Grossverteiler wie die Landi anbieten. Verwendung von Plastik eigentlich nicht. ein Entgelt. Heute zahlen sie dafür, so- Um Grossabnehmer für diese Lösung zu Das verkaufte Produkt steht für Natur dass die Entsorgung von Kunststoff in
BRANCHE Die Resultate des Gedankenaustausches in der Fachgruppe Zierpflanzen werden vom Vorstand gesammelt und für die Suche nach Lösungen ausgewertet. Bereits geplant ist, al- le verwendeten Materialien aufzulisten und die sich im Umlauf befindlichen Mengen zu schätzen. Weiter sollen Gespräche zwischen den Herstellern der Gebinde, allen im Han- del beteiligten Firmen und den Betreibern von Recyclingstellen angeregt werden. Der Einbezug der Kunden von Engroshandel, Baumärkten und Gartencentern und dem Detailhandel Garten ist besonders wichtig. Dieser Austausch soll Lösungen aufzeigen, wie Pflanzenproduzenten Kunststoffabfälle vermeiden, reduzieren oder besser rezyklie- ren können. Kompostierbare Töpfe und Anzuchtpaletten gibt es erst wenige auf dem Markt. Ihre Verwendung in der Pflanzenproduktion und im Verkauf erfordert viel Erfahrung. * Bericht zu den Testversuchen mit torffreien Substraten hinsichtlich der Verfügbarkeit von Nährstoffen: www.bafu.admin.ch → Suche: «Torf» → «Torfausstieg» → «Forschung» → «Schlussbe- richt: Überprüfung und Anpassung der Richtwerte der Kehrichtverbrennungsanlage billiger der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt der » ist als das Recyclieren. wird. Die Mitarbeiter einer Gärtnerei sind –– Die tiefen Rohstoffpreise bieten wenig wenig motiviert, schlecht funktionierende ** Das Anmeldeformular zum Beratungsprojekt Anreiz, Kunststoffe nach Zusammen- Recyclingkreisläufe zu unterstützen. «Torfreduktion im Zierpflanzenbau» finden Sie unter www.jardinsuisse.ch → Umwelt → Torfreduk- setzung zu sortieren und wiederaufzu- –– Kompostierbare Mulchfolien zersetzen tion. Die Aufnahme ins Beratungsangebot richtet bereiten. sich in der Erde nach einem halben Jahr. sich nach den Eingabedaten. –– Manche Gärtnereien sind deshalb ge- Sie erfüllen die Erwartungen. Information: i.forster@jardinsuisse.ch genüber dem Recycling von Kunststoff –– Das tatsächliche Schliessen des Kunst- skeptisch eingestellt. Sie vermuten, dass stoffkreislaufs ist das vordringlichere *** Schulung «Umweltgerechte Produktion» findet am 23. Juni in der Stadtgärtnerei Bern neben gesammelter Kunststoff vielfach an ein Problem. Mehrweggebinde sowie kunst- der Orangerie statt. Zementwerk verkauft oder zu einem güns- stofffreie oder kompostierbare Gefässe www.jardinsuisse.ch → Umwelt → Umweltschutz → tigeren Preis als jener der Anlieferung in verwenden schon viele Gärtnereien. Torfreduktion «Eine zu perfekte Lösung wird an der Wirtschaftlichkeit scheitern» Eine gemeinsame Strategie im Umgang mit Plastik fehlt in der Grünen Branche. Um einem Recyclingkreislauf und Mehrweggebinde zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es Absprachen unter allen Beteiligten. Das Ziel müsse eine transparente und glaubhafte Lösung sein, sagt Josef Poffet, Bereichsleiter Produktion und Handel bei JardinSuisse. Interview: Urs Rüttimann Der Recyclingkreislauf für Kunststoffe in die Kernfragen aus der Diskussion klären. der Verband Recyclingfirmen befragen, wie Gärtnereien stockt an verschiedenen Stellen. Unter anderem wird er mit Grossabneh- sie Gebinde angeliefert bekommen und für Was will JardinSuisse in der Kunststoff mern wie Migros und Coop das Gespräch die Wiederverwertung aufbereiten. problematik unternehmen? suchen, aber auch mit den Blumenbörsen. JardinSuisse will in Erfahrung bringen, wo Weiter wird JardinSuisse Anbieter von Töp- Wie werden die Gespräche ausgewertet? die Möglichkeiten und Grenzen des Recyc- fen, Transporttrays und Kulturplatten an- Wir wollen wissen: Wo liegen die Gemein- lings sind. Dazu wird der Verband mit den sprechen. Je nach Abnehmer ist die Logistik samkeiten und wo unterscheiden sich Akteuren einzeln Kontakt aufnehmen und unterschiedlich organisiert. Zusätzlich wird Abläufe? Wir haben die Akteure in fünf 3/2021 19
Gruppen unterteilt, wollen aber auch die Logistikcenter. Andere sind in regiona- die Pflanzen zudem zu über 50 Prozent aus Endkunden im Auge behalten. Die Gesprä- le Verteilzentren und zugehörige Filialen dem Ausland. Um zu erreichen, dass all che und die Suche nach Lösungen laufen gruppiert und erlauben regionalen Gärt- diese Ware in rezyklierten Töpfen verkauft parallel, damit wir den gesamten Kreislauf nereien, ihre Ware direkt zu liefern. Eine und die Töpfe selbst wieder einem Kunst- nachvollziehen und optimieren können. möglichst kleine Zahl von Transportsys- stoffkreislauf zugeführt werden, muss man Dabei müssen wir die technischen und wirt- temen könnte indessen eine Wiederver- klären, wer was finanziert. Die Gefässe aus schaftlichen Besonderheiten der Gruppen wertung vereinfachen. Diese Systeme aber dem Import passen oft nicht in die hier erfassen und berücksichtigen. Weiterfüh- müssen überzeugend sein. Dann sinken bereits gängigen Systeme. Sie treiben die rend werden wir abklären, ob beispielswei- für die Nutzer auch die Kosten. Kosten einer Wiederverwertung zusätzlich se in Deutschland oder Frankreich bereits in die Höhe. funktionierende Kunststoffkreisläufe umge- Wird sich der Verband auch im Bereich der Wir müssen einen verlässlichen Ma- setzt worden sind. Ausserdem müssen wir Mehrweggebinde engagieren? terialkreislauf anstreben und gegenüber uns bewusst machen: Der Zierpflanzenhan- Durchaus. Das Engagement von Jardin der Bevölkerung transparent sein. Eine zu del ist international. Viele Töpfe und Platten Suisse könnte dahin ausgerichtet werden, perfekte, alle Abläufe und Varianten um- kommen aus dem Ausland in die Schweiz. möglichst auf nur ein System hinzuarbei- fassende Lösung wird an der Wirtschaft- Über 50 Prozent der Pflanzen, die bei uns ten. Im Gemüsebau beispielsweise sind seit lichkeit scheitern. Es ist besser, die Grüne über den Ladentisch gehen, sind importiert. mindestens 20 Jahren die grünen Gemüse Branche konzentriert sich darauf, 80 Pro- Verkauft werden sie in unterschiedlichen harassen im Umlauf. Sie haben nach und zent der Kunststoffe zu rezyklieren, und Gefässen, die in das Schweizer Entsorgungs- nach eine Vielzahl von teilweise unhygie- hält dies auch konsequent ein. Eine solche system gelangen. nischen Verpackungen ersetzt. Doch plötz- Strategie kommt in der Öffentlichkeit auch Nur mit Weitsicht können wir eine pra- lich hat dann ein grosser Produzent aus an. Keinesfalls darf aber der Kunststoff, der xistaugliche Lösung finden. Das Konzept Marketingüberlegungen oder technischen vom Konsument gesammelt wird, von einer muss durchdacht und für alle Involvierten Gründen auf eigene Harassen gewechselt Gärtnerei in die Kehrichtverbrennungsan- zweckmässig sein. Dann dient es, bei ent- und nun hat man wieder zwei Systeme. Die- lage abgeschoben werden. «Pflanzen als eigentlich sympathische Produkte sollen nicht nur ein gutes Gefühl geben, sondern auch einer Umweltprüfung standhalten.» Josef Poffet, Bereichsleiter Produktion und Handel bei JardinSuisse Foto: Urs Rüttimann sprechender Kommunikation, in der Öf- ses Beispiel zeigt: JardinSuisse hat die Mög- Sollte das Sammeln und Wiederverwerten von fentlichkeit auch dem Image der Grünen lichkeit, seine Mitglieder und die weiteren Töpfen nicht auch gefördert werden? Branche. Wenn aber ein Konsument be- Akteure der Grünen Branche zu motivieren, Die Vorstellung, dass grosse Pflanzenpro- merkt, dass trotz des geschlossenen Recyc- sich möglichst auf ein oder ganz wenige duzenten in Zukunft mit Mehrwegtöpfen lingkreislaufs Kunststoffgefässe und Plastik Mehrweggebinde zu einigen. kultivieren, ist meiner Einschätzung nach bei einer Gärtnerei im Abfall und danach nicht möglich. Das Sortieren und Reinigen in der Kehrichtverbrennungsanlage landen, JardinSuisse ist bemüht, in Bern und in der kann im Grossbetrieb nicht bewerkstelligt hat die Branche ein Problem. Bevölkerung um Verständnis zu werben. Wo werden, umso mehr seit diesem Jahr auch liegen die Chancen und die Grenzen dieses der Pflanzenpass auf die Töpfe geklebt wird. In der Diskussion wurde das in Blumenbörsen Unterfangens? Der Aufwand ist zu hoch, zudem können verwendete Mehrwegsystem Palettino JardinSuisse hat sich gut mit Politikern die Betriebe phytosanitäre Kriterien nicht angesprochen. Hat dieses das Potenzial, auch vernetzt. Ebenso sind Natur, Blumen und einhalten. auf andere Grossabnehmer ausgeweitet zu Pflanzen im Trend. Die Corona-Pandemie werden? hat diese Entwicklung zusätzlich verstärkt. Das können wir zur Diskussion stellen. Nun sollen Pflanzen als eigentlich sympa- JardinSuisse wird nachfragen, ob eine thische Produkte nicht nur ein gutes Ge- solche Vereinheitlichung denkbar wä- fühl geben, sondern auch einer Umwelt- re. Nicht alle Grossverteiler sind gleich prüfung standhalten. Grenzen hinsichtlich organisiert. Einige haben ein stark zen- der Ökologie setzt aber die Wirtschaftlich- tralistisches Regime mit einem grossen keit. Mengen- und wertmässig kommen 20 3/2021
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