Meldepflicht ist gut angelaufen - Amt für Wirtschaft und Arbeit
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Spezialthema Bericht Meldepflicht ist gut angelaufen Wenige Wochen nach Beginn der Stellenmeldepflicht zeigt sich, dass die neuen Vorgaben breit umgesetzt werden und die Zahl der neu gemeldeten Stellen die Erwartungen übertrifft. Kritik erfolgt vor allem an teilweise nicht mehr zeitgemässen Berufsdefinitionen, welche die Zuordnung meldepflich tiger Stellen erschweren. Seit knapp drei Monaten gilt bei der Besetzung offener Stellen führung von Berufs- und Arbeitgeberverbänden zahlreich for- die Meldepflicht für Berufsarten mit schweizweit mindestens muliert. Die Kritik konzentriert sich derzeit auf Bezeichnungen acht Prozent Arbeitslosigkeit. Für Arbeitgeber und die öffentli- für meldepflichtige Berufe, die teilweise veraltet und wenig che Arbeitsvermittlung sind die neuen Vorgaben im Rekrutie- detailliert sind. Die aktuelle Berufsnomenklatur ist denn auch rungsprozess mit zusätzlichem Aufwand verbunden und die als Schwachpunkt der Stellenmeldepflicht erkannt (vgl. S. 8). bisher freiwillige Zusammenarbeit wurde auf eine neue Basis Vieles hängt davon ab, wie gut die Zusammenarbeit zwischen gestellt. den Unternehmen und der öffentlichen Arbeitsvermittlung klappt und wie ernst der Vorrang für Stellensuchende genom- Auf der Ebene der Stellenmeldungen zeigt die neue Plicht be- men wird. Umso wichtiger ist es für alle Beteiligten, dass die reits Wirkung: Den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren neuen Abläufe möglichst schlank und dienstleistungsorien- (RAV) wurden seit Einführung der Meldepflicht markant mehr tiert umgesetzt werden. Im Kanton Zürich wurde für die neue Stellen gemeldet, allein im ersten Monat Juli erhöhte sich ihre Aufgabe das Stellenmeldezentrum als zentrale Anlaufstelle Zahl gesamtschweizerisch um knapp 80 Prozent auf insge- eingerichtet (S. 5 und 6). Erste Echos der Unternehmen zu samt gut 30 000, wovon 14 284 meldepflichtig waren. Im Au- Meldepflicht und Zusammenarbeit mit den RAV stimmen zu- gust erhöhten sich die gesamtschweizerischen Stellenmel- versichtlich (S. 10). Bei den Arbeitsmarktbehörden, die mit dungen auf 36 410, wovon 21 503 der Meldepflicht unterstellt den neuen verpflichtenden Abläufen genau beobachtet und waren. Im Kanton Zürich wurden im Juli und August 4700 mel- an ihren Dienstleistungen gemessen werden, ist vielerorts depflichtige und 2900 nicht meldepflichtige Stellen gemeldet. Aufbruchstimmung zu spüren: Das Bewusstsein ist vorhan- Auch die Zahl der Stellen, die nicht der Meldepflicht unterlie- den, dass sich der Mehraufwand lohnt, weil er einer wichtigen gen, erhöhte sich erfreulicherweise. Dies auch, weil Arbeitge- Sache dient – der möglichst guten Wirkung der Stellenmelde- ber teilweise verunsichert sind, ob eine Stelle tatsächlich der pflicht. Meldepflicht unterliegt. Bei Verstössen gegen die Meldepflicht droht eine Busse von bis zu 40 000 Franken. Irene Tschopp, Kommunikation AWA Für die Kontrolle der Einhaltung der Stellenmeldepflicht sind die Kantone zuständig, welche selber bestimmen können, welche Behörden die Überprüfung zweckmässigerweise durchführen. Der Kanton Zürich hat die Kontrollzuständigkeit Stellenmeldepflicht für 19 Berufsarten dem Bereich Arbeitsbedingungen im Amt für Wirtschaft und Die Bundesversammlung entschied im Dezember 2016 die Umset- Arbeit und damit der für das Schwarzarbeitsgesetz zuständi- zung der sogenannten Masseneinwanderungsinitiative aus dem gen Vollzugsbehörde zugewiesen. Die Kontrollen sollen dienst- Jahr 2014 durch eine Anpassung des Ausländergesetzes. Damit in- leistungsorientiert, beratend und mit möglichst geringem ad- ländische Erwerbstätige bei der Besetzung neuer Stellen bevorzugt ministrativem Aufwand durchgeführt werden. Im ersten Jahr behandelt werden, wurde die Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit stehen vor allem die Beratung und die Sensibilisierung der überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit festgelegt. Eine zeitlich betroffenen Arbeitgebenden im Vordergrund. gestaffelte Einführung dieser Meldepflicht soll helfen, die konkreten Prozesse und Abläufe einzuspielen und Erfahrungen zu sammeln, Evaluation der Meldepflicht nach einem Jahr bevor das Volumen meldepflichtiger Stellen erhöht wird. Die Frage nach der Wirkung der Meldepflicht auf den Arbeits- markt, die Arbeitslosigkeit und die Zuwanderung im weitesten Seit dem 1. Juli 2018 gilt die Meldepflicht für 19 Berufsarten mit ge- samtschweizerisch mindestens acht Prozent Arbeitslosigkeit, ab Sinne ist derzeit noch nicht möglich. Sie wird ein Jahr nach Januar 2020 sinkt dieser Schwellenwert auf fünf Prozent. Die aktuell der Einführung durch den Bund erfolgen. Weil in den ersten meldepflichtigen Berufsarten werden durch 263 detaillierte Berufs- Monaten mit Einführungs- und Lerneffekten zu rechnen ist bezeichnungen konkretisiert. und Stellenmeldungen saisonal schwanken, sollte für die Be- urteilung der Wirkung ein ganzes Jahr verstrichen sein. > Weitere Infos zur Stellenmeldepflicht: www.arbeit.swiss/stellenmeldepflicht Befürchtungen betreffend bürokratische Leerläufe bei der Ab- www.stellenmeldepflicht.zh.ch wicklung der Stellenmeldepflicht wurden im Vorfeld der Ein- 4 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018
Spezialthema Bericht Etappen der Stellenmeldepflicht Im Kanton Zürich koordiniert das Stellenmeldezentrum die Prozesse der Meldepflicht P U B L I K A T I O N S V E R B O T Arbeitstage 0 1 2 3 4 5 1 … 30 Arbeitgeber Meldung und Dossierprüfung Rückmeldung an SMZ Erfassen von offener Stelle arbeit.swiss Stellenmeldezentrum Dossierselektion und Dossiervorschläge an AG (SMZ) Bestätigung an AG Stelle im ge schützten Job-Room aufgeschaltet Regionale Arbeits Interner vermittlungszentren Suchprozess (RAV) Dossiers an SMZ Stellensuchende Direkte Bewerbung von Stellensuchenden aus CH RAV arbeit.swiss Job-Room Zentrale Anlaufstelle für Arbeitgeber mit meldepflichtigen Berufen Das Stellenmeldezentrum des Kantons Zürich (SMZ) steuert den gesamten Verlauf der Bearbeitung einer meldepflichtigen Stelle. Seit dem 1. Juli 2018 sind Arbeitgeber verpflichtet, offene Stellen Nach Eingang der Stellenmeldung erteilt das SMZ den 16 Re- in Berufsarten mit schweizweit mindestens 8 Prozent Arbeits gionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) des Kantons Zürich losigkeit der öffentlichen Arbeitsvermittlung zu melden. Arbeit- den Auftrag, passende Dossiers zu identifizieren und zu prü- geber können ihre Stelle online über das Portal arbeit.swiss, fen, welche Stellensuchenden die spezifischen Anforderungen telefonisch oder persönlich melden. Nach Eingang der Bestäti- erfüllen und ob sie verfügbar sind. Die RAV übermitteln dem gung der öffentlichen Arbeitsvermittlung über die korrekte Er- SMZ innerhalb eines Arbeitstages ihre Dossiervorschläge, aus fassung der Stelle beginnt das Publikationsverbot von fünf denen das SMZ die Endauswahl trifft und welche es dem Arbeit- Arbeitstagen. Während dieser Zeit ist diese Stelle im geschütz- geber nach spätestens drei Arbeitstagen übermittelt. Arbeitge- ten Job-Room exklusiv für registrierte Stellensuchende zugäng- ber sind verpflichtet, Rückmeldung zu den eingereichten Dos- lich. siers zu erstatten, und sind gebeten, dies innerhalb von dreissig Tagen zu tun. Um den Aufwand für Arbeitgeber gering zu halten, wurde im Kanton Zürich das Stellenmeldezentrum (SMZ) eingerichtet. Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018 5
Spezialthema Interview Der Start ist geglückt Mit Einführung der Stellenmeldepflicht übertraf die Zahl der gemeldeten Stellen schweizweit wie auch im Kanton Zürich die Erwartungen. Edgar Spieler, Leiter Bereich Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit, und René Panholzer, Leiter des Zürcher Stellenmeldezentrums, über erste Erfolge und Herausforderungen der Meldepflicht. Wie ist die bisherige Bilanz seit Sämtliche Arbeitgeber mit meldepflich seres Teams im Stellenmeldezentrum, der Einführung der Stellenmelde tigen Berufen haben dadurch einen kla- analog zur branchenorientierten Bera- pflicht? ren Ansprechpartner. Es gibt im Stellen- tung in den Regionalen Arbeitsvermitt- René Panholzer: Aus unserer Sicht ist die meldezentrum keinen Zielkonflikt für lungszentren. Einführung der Stellenmeldepflicht ge- die Situation, dass einerseits viele Stel- glückt. Die Zusammenarbeit mit Arbeit- len eintreffen und andererseits sich Mit welchen Fragen gelangen die gebern wie auch mit privaten Arbeitsver- viele Stellensuchende beim Regionalen Arbeitgeber ans Stellenmeldezent mittlern gestaltet sich sehr gut. Arbeitsvermittlungszentrum anmelden – rum und an die RAV? Wir wurden von der grossen Anzahl an eben weil das Stellenmeldezentrum René Panholzer: Die allerwichtigste Fra- Stellenmeldungen überrascht: Allein im ausschliesslich den Fokus auf die Bear- ge lautet: Ist meine Stelle meldepflichtig? ersten Monat Juli wurden über 2500 mel- beitung der meldepflichtigen Stellen Die im Stellenmeldetool hinterlegten depflichtige Stellen gemeldet, mehr als richtet. Berufsbezeichnungen sind nicht auf al- doppelt so viele wie erwartet. Positiv Eine weitere Zürcher Eigenheit ist der len Ebenen zeitgemäss. Hier beraten wir überrascht sind wir auch von der Tat zweistufige Prozess, den wir zur Quali- Arbeitgebende und leisten auch tech sache, dass 99 Prozent der Stellen elek tätssicherung eingeführt haben. Die nischen Support bei der Erfassung der tronisch über das Erfassungstool auf 16 Zürcher Regionalen Arbeitsvermitt- Stelle. arbeit.swiss gemeldet werden. Das re lungszentren treffen eine Vorauswahl duziert den Aufwand für alle Parteien. passender Kandidatinnen und Kandi Edgar Spieler: Die RAV haben im Rah- daten. Sie prüfen, welche Stellensuchen- men ihrer eingespielten Kundenkontakte Edgar Spieler: Wir haben auch mehr den die spezifischen Anforderungen ebenfalls eine wichtige Informationsauf- nicht meldepflichtige Stellen erhalten als erfüllen und ob sie verfügbar sind. Aus gabe rund um die Stellenmeldepflicht. bisher, über 1400 im Juli. Wir erklären dieser Kandidatenauswahl trifft das Stel- Die Fragen sind nicht immer eindeutig uns dies mit zwei Gründen: einerseits mit lenmeldezentrum die Endauswahl und beantwortbar. Zum Beispiel kann eine der Vorsicht der Arbeitgeber, die Melde- übermittelt die Dossiers an Arbeitgeber. Stelle aus einer Mischfunktion bestehen, pflicht nicht zu verletzen, andrerseits Dieser zweistufige Prozess ist match etwa wenn ein gesuchter Koch gleich auch mit der Wertschätzung einer guten entscheidend für die Qualität der Vor- zeitig Geschäftsführer ist. Der Beruf des Dienstleistung der öffentlichen Arbeits- schläge. Kochs ist meldepflichtig, der Geschäfts- vermittlung. Wir erhalten Feedbacks von führer hingegen nicht. Solche Grenzfälle Unternehmen, welche sagen: «Wenn ihr René Panholzer: Wir versuchen, die stellen auch uns immer wieder vor Her- uns so gute Kandidatinnen und Kandida- Prozesse wo immer möglich einfach zu ausforderungen. Arbeitgebende wollen ten vorschlagen könnt, haben wir auch gestalten. Zum Beispiel erhalten Arbeit- sich auch von unseren RAV beraten las- ein Interesse, euch unsere nicht melde- geber mit den Kandidatenvorschlägen sen über Pozesse und Abläufe der Mel- pflichtigen Stellen anzugeben.» auch gleich das Feedbackformular, so- depflicht, weil eine gewisse Verunsiche- dass sich ihre Rückmeldung, zu der sie rung vorhanden ist aufgrund möglicher Welches sind Zürcher Eigenheiten verpflichtet sind, unkompliziert gestaltet. Bussen. bei der Umsetzung der Stellenmel Weiter werden unsere Kandidatinnen depflicht? und Kandidaten per SMS informiert, Was kann man bereits zum Ar Edgar Spieler: Wir haben im Kanton Zü- wenn wir ihr Dossier einem Arbeitgeber beitslosenvorrang der angemelde rich mit dem Stellenmeldezentrum eine unterbreiten. Dadurch sind sie vorberei- ten Stellensuchenden sagen? zentrale Organisationseinheit aufgebaut, tet auf den Fall, dass sich der Arbeitge- Edgar Spieler: Unsere RAV stellen fest, die für die Prozesse der Meldepflicht und ber bei ihnen meldet. Bewährt hat sich dass bisher nur eine Minderheit der Stel- deren Umsetzung verantwortlich ist. auch die Spezialisierung auf Berufe un- lensuchenden den passwortgeschützten 6 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018
Spezialthema Interview Zugang im Job-Room nutzt. Die Regis trierung für das Login ist relativ kompli- ziert, vergleichbar mit Verfahren des E-Banking und entsprechenden Sicher- heits- und Datenschutzanforderungen. In den RAV beraten und unterstützen wir Stellensuchende bei diesem Prozess – schwerpunktmässig jene Personen mit meldepflichtigen Berufen. Aktuell stehen deshalb klar die Kandidatenvorschläge der öffentlichen Arbeitsvermittlung im Vordergrund und noch weniger der direkte und exklusive Zugang der Stellensuchenden zu meldepflichtigen Stellen. Welches sind zu klärende Fragen im Hinblick auf die zweite Etappe Edgar Spieler, Leiter Bereich Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, und der Stellenmeldepflicht ab Januar René Panholzer, Leiter des Zürcher Stellenmeldezentrums, ziehen eine positive Bilanz zur Einführung der Stellenmeldepflicht. 2020, wenn der Schwellenwert der meldepflichtigen Berufe auf 5 Prozent Arbeitslosigkeit gesenkt wird? beim Handling der Rückmeldungen der Edgar Spieler: Auf Systemebene sind Arbeitgeber. Dies ist wichtig im Hinblick dies drei Aspekte: Erstens braucht es auf das Monitoring der Stellenmelde- eine Revision der Schweizerischen Be- pflicht, welches Hinweise zum Erfolg der rufsnomenklatur, auf der die Meldepflicht Stellenmeldepflicht geben wird. Der basiert. Dass die aktuelle Kategorisie- dritte Aspekt betrifft ein Matching-Tool, rung sowie Zuordnung der Berufstitel bei dem anhand der Berufsbezeichnun- überarbeitet werden muss, ist erkannt – gen und der gesuchten Fähigkeiten ein eine Arbeitsgruppe des Bundes nimmt automatisierter Abgleich mit den Dossi- diese Aufgabe gemeinsam mit den So ers der Stellensuchenden erfolgen kann. zialpartnern in Angriff. Dieser Punkt ist Ein solches Tool würde die Vorauswahl zentral, denn bei höherem Meldevolu- der Kandidatinnen und Kandidaten be- men ab 2020 würden entsprechende Un schleunigen. Vieles wird heute noch von klarheiten bei der Zuordnung der Stellen Hand erledigt, was über entsprechende der Akzeptanz und Wirkung der Melde- IT-Lösungen automatisiert und beschleu pflicht schaden. Zweitens brauchen wir nigt werden kann. bei der IT im Meldeprozess noch eine bessere Unterstützung und Führung un- Interview: serer internen Prozesse, beispielsweise Irene Tschopp, Kommunikation AWA Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018 7
Spezialthema Bericht Berufsnomenklatur als Achillesferse der Stellenmeldepflicht Die Kritik an der Stellenmeldepflicht konzentriert sich auf die verwendeten Berufsbezeichnungen, welche teilweise veraltet und zu wenig detailliert sind. Die Berufsnomenklatur wird deshalb überarbeitet, um spätestens auf die zweite Etappe der Stellenmeldepflicht Anfang 2020 mit tieferem Schwellenwert der Arbeitslosigkeit zur Verfügung zu stehen. Die Grundlage der meldepflichtigen Berufe ist die sogenannte Berufe wegen überholten Berufsbezeichnungen verfälscht Schweizerische Berufsnomenklatur (SBN) aus dem Jahr 2000. werden könnte. Sie enthält rund 22 000 Einzelberufe, die nach einer wirtschafts orientierten Struktur gruppiert sind (zum Beispiel Das Problem ist erkannt: Die aktuell verwendete Berufsno- Berufe des Bauhauptgewerbes, Berufe des Gesundheitswe- menklatur wird derzeit überarbeitet. Das Bundesamt für Statis- sens). tik und das Staatssekretariat für Wirtschaft haben vor den Sommerferien bei den Berufsverbänden deren Bedürfnisse Die verwendeten Berufsbezeichnungen entsprechen oft nicht abgeholt. Aktuell gebräuchliche Berufsbezeichnungen sollen mehr der heutigen Arbeitsrealität und sind teilweise zu wenig möglichst differenziert aufgenommen, veraltete und nicht detailliert. Dadurch ist für Arbeitgeber wie auch für Arbeits- mehr verwendete Bezeichnungen gestrichen und eine Klassi marktbehörden nicht immer sofort ersichtlich, ob eine neu zu fikation nach Qualifikationsniveaus ermöglicht werden. Neu besetzende Stelle meldepflichtig ist. Es besteht auch die soll die internationale Berufsklassifikation ISCO-08 als Basis Schwierigkeit der inhaltlichen Abgrenzung zwischen den Be- dienen und an die schweizerischen Verhältnisse angepasst rufsbezeichnungen. Ein «Callcenter-Agent» ist beispielsweise werden. meldepflichtig, der «Verkäufer per Telefon» nicht. Oder «Kuriere» sind meldepflichtig, «Chauffeure» hingegen nicht. Die verwen- Die revidierte Berufsnomenklatur soll auf spätestens viertes deten Kategorien sind in Bezug auf das gesuchte Qualifikati- Quartal 2019 verfügbar sein, damit die neue Liste meldepflich- onsniveau ausserdem wenig differenziert. tiger Berufe darauf basierend erstellt werden kann. Im Januar 2020 tritt die zweite Phase der Stellenmeldepflicht in Kraft mit Revision bis 2020 tieferem Schwellenwert von schweizweit mindestens fünf Pro- Die Kritik der Arbeitgeber fokussiert sich deshalb stark auf die zent Arbeitslosigkeit. Ab diesem Zeitpunkt wird das Volumen statistische Grundlage der Meldepflicht und die damit einher- meldepflichtiger Stellen merklich steigen – Unklarheiten bei gehenden Schwierigkeiten bei der Zuordnung ihrer offenen der Zuordnung der Stellen sollten dann möglichst behoben Stellen. Die von der Meldepflicht stark betroffenen Branchen sein. Bauhauptgewerbe, Gastronomie und Hotellerie äussern gar Befürchtungen, dass die gemessene Arbeitslosenquote ihrer Irene Tschopp, Kommunikation AWA Meldepflichtige Berufsarten Offene Stellen in den folgenden Berufsarten sind vom 1. Juli 2018 • Etagen-, Wäscherei- und Economatpersonal bis 31. Dezember 2019 meldepflichtig: • Küchenpersonal • Hauswirtschaftliche Betriebsleiter/innen • Landwirtschaftliche Gehilfen/Gehilfinnen • Schauspieler/-innen • Sonstige Berufe der Uhrenindustrie • Arbeitskräfte mit nicht bestimmbarer manueller Berufstätigkeit • Magaziner/-innen, Lageristen/Lageristinnen • Sonstige be- und verarbeitende Berufe Die meldepflichtigen Berufsarten werden durch detaillierte • Betonbauer/-innen, Zementierer/-innen (Bau): Berufsbezeichnungen konkretisiert. Das Staatssekretariat für Bauhauptgewerbe Wirtschaft führt sie in der Rubrik «Check-Up» unter • Sonstige Berufe des Bauhauptgewerbes www.arbeit.swiss/stellenmeldepflicht auf. • Verputzer/-innen, Stuckateure/Stuckateurinnen • Isolierer/-innen • PR-Fachleute • Marketingfachleute • Ausläufer/-innen und Kuriere/Kurierinnen • Teleoperateure/-operatricen und Telefonisten/Telefonistinnen • Empfangspersonal und Portiers • Servicepersonal 8 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018
Spezialthema Bericht Informationsvorsprung für Stellensuchende Stellensuchenden, die auf den Regionalen Arbeitsvermittlungs- Stellensuchende profitieren ebenfalls von einer Ausnahme zentren (RAV) angemeldet sind, bietet die Stellenmeldepflicht regelung der Meldepflicht: Besetzen Arbeitgeber ihre offenen einen Informationsvorsprung von fünf Arbeitstagen und erhöht Stellen mit registrierten Stellensuchenden, entfällt die Stellen so ihre Chancen auf eine Anstellung. Neu werden auch Stellen meldepflicht, da ihr Zweck bereits erfüllt ist. Im Kanton Zürich gemeldet, die vorher gar nie ausgeschrieben wurden. Die bei konnten in den ersten beiden Monaten der Meldepflicht 152 den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) registrierten Stellensuchende auf offene meldepflichtige Stellen vermittelt Stellensuchenden profitieren dadurch von einem erweiterten werden. Nicht enthalten in dieser Zahl sind noch nicht abge- Jobangebot. schlossene Anstellungsprozesse – diese erstrecken sich teilweise über mehrere Wochen. Die RAV beraten ihre Stellensuchenden im Hinblick auf die Registrierung für den geschützten Job-Room. Auf dem Online- Portal für Stellensuchende werden die meldepflichtigen Stellen während der Sperrfrist exklusiv den bei den RAV registrierten Stellensuchenden zur Verfügung gestellt. Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018 9
Spezialthema Bericht «Wir sind richtig begeistert» Die positiven Feedbacks von Arbeitgebern, die schlanke Prozesse, persön liche Beratung und sehr gute Kandidatenvorschläge hervorheben, bestätigen die vorausschauende Planung, mit der das Amt für Wirtschaft und Arbeit die Umsetzung der Stellenmeldepflicht angepackt hat. Das Zürcher Stellen meldezentrum trägt zusammen mit den Kunden- und Personalberatenden der RAV dazu bei, dass die Meldepflicht zu einer Chance für viele Firmen geworden ist. Der Kanton Zürich hat sein Vorhaben erfolgreich verwirklicht. bringen. Dieses «Matching» gelingt so gut, dass Arbeitgeber Der Inländervorrang wird schlank und dienstleistungsorientiert sehr zufrieden reagieren und teilweise überrascht von der umgesetzt – zur Zufriedenheit der Arbeitgeber, die die Stellen- Qualität der Kandidatenvorschläge sind. Diese stammen von meldepflicht mehrheitlich als Chance wahrnehmen, rasch und den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren, wo Personalbera- einfach zu gutem Personal zu kommen. Entgegen den terinnen und -berater die betrieblichen Erfordernisse wie auch schweizweit in politischen Debatten, Medienberichten und die spezifischen «Skills» der Stellensuchenden kennen und von vereinzelten Wirtschaftsvertretern geäusserten Befürch- dem Stellenmeldezentrum eine präzise Vorselektion geeigneter tungen läuft die Bearbeitung der meldepflichtigen Stellen in Kandidaten liefern. «Wir sind ehrlich gesagt richtig begeistert, Zürich wie ein gut geöltes Räderwerk. wie gut dieser Prozess funktioniert», lautet das Feedback eines Firmenvertreters. Aufwand für Arbeitgeber gering gehalten Dies ist zum einen der frühen Informationsoffensive des Amts Viele Arbeitgeber haben neben meldepflichtigen Stellen auch für Wirtschaft und Arbeit zu verdanken. Die Klärung der bei Ar- eine grosse Zahl nicht meldepflichtiger Stellen gemeldet – dies beitgebern anstehenden Fragen wurde bereits Monate vor teilweise in Kenntnis der reibungslosen Rekrutierungsverfah- dem Anlaufen der Meldepflicht begonnen: an Informationsan- ren, die ihnen die professionelle Personalvermittlung der RAV lässen, die in Zusammenarbeit mit Branchenverbänden durch- schon seit Jahren bietet, und teilweise aus der Vorsicht her- geführt wurden, und in den Gesprächen der Kundenberaten- aus, die Meldepflicht nicht verletzen zu wollen. Arbeitgeber, den in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) mit welche die Zusammenarbeit mit den RAV bisher nicht kannten, Unternehmen. In allen Zürcher Regionen laufen weiterhin In- sind deshalb positiv überrascht oder sogar regelrecht begeis- formationsveranstaltungen der RAV, zugeschnitten auf regio- tert. Auch die nicht meldepflichtigen Stellen sind ein wichtiges nal ansässige Firmen. Angebot von Arbeitsplätzen für die Stellensuchenden im Kan- ton Zürich und werden von den Kundenberatenden in den RAV Zum anderen hält das kantonale Stellenmeldezentrum den Auf- gleichermassen sorgfältig einem «Matching» mit stets aktuell wand der Betriebe, die Stellen melden, nicht nur gering, es bie- gehaltenen aussagekräftigen Kandidatendossiers unterzogen. tet Arbeitgebern flexible Beratung im gesamten Verlauf der Be- arbeitung einer meldepflichtigen Stelle. Der Kundenkontakt ist Gut durchdachter Rundumservice direkt und persönlich, knifflige Fragen der Arbeitgeber zu Be- Es sind nicht nur diese Qualität und der geringe Aufwand für rufsbezeichnungen, vorgeschriebenen Fristen oder Rückmel- Arbeitgeber, die sich der Kanton Zürich für die Bearbeitung der deprozessen werden rasch und unbürokratisch beantwortet. meldepflichtigen Stellen vorgenommen hatte und seit dem Wie sehr die Arbeitgeber diesen Service schätzen, bezeugen 1. Juli unter Beweis stellt. Mit Vermittlungs-Know-how, Bran- zahlreiche Feedbacks, die aus verschiedensten Branchen- chenwissen, strukturierten Prozessen und der gut abgestimm- bzw. Berufsfeldern bei den Beraterteams eintreffen. «Ich bin ten Zusammenarbeit zwischen dem Stellenmeldezentrum und sehr froh, dass uns in den ersten Wochen so kooperative und den RAV werden die Suchprozesse sowohl der Betriebe als freundliche Unterstützung bei Fragen und Unklarheiten gebo- auch der Stellensuchenden beschleunigt. Dienstleistungen ten wurde», schreibt ein Firmenvertreter. Hinzu kommt, dass wie zum Beispiel einfach zu handhabende Formulare für die das Meldeverfahren über die Plattform www.arbeit.swiss des vorgeschriebenen Rückmeldungen der Arbeitgeber zu Kandi- Staatsekretariats für Wirtschaft nahezu problemlos funktioniert, datenvorschlägen runden den Service in Zürich ab. Die Bilanz wie Rückmeldungen vieler Unternehmen bestätigen. der ersten 100 Tage der Stellenmeldepflicht fällt hier deshalb – zwar mit typisch zürcherischem Stolz formuliert, aber von den Qualität der Kandidatenvorschläge sehr geschätzt Feedbacks der Arbeitgeber belegt – sehr gut aus. Die Mitarbeitenden des Stellenmeldezentrums sind Vermitt- lungsexperten und besitzen mehrheitlich Arbeitserfahrung in Lucie Hribal, Kommunikation AWA den Berufsarten, die der Stellenmeldepflicht unterliegen. Sie kennen die Anforderungen der Betriebe und können deshalb Stellenbeschriebe mit passgenauen Kandidaten zusammen- 10 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2018
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