2 Val Müstair, Graubünden Rahmenkredit 900'000 Fr. und Darlehenser-mächtigung - Gemeinde Stäfa

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2 Val Müstair, Graubünden Rahmenkredit 900'000 Fr. und Darlehenser-mächtigung - Gemeinde Stäfa
Gemeindeversammlung
4. Dezember 2017

Antrag des Gemeinderats

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       Val Müstair, Graubünden
       Rahmenkredit 900'000 Fr. und Darlehenser-
       mächtigung

Stäfa, 4. Oktober 2017
2 Val Müstair, Graubünden Rahmenkredit 900'000 Fr. und Darlehenser-mächtigung - Gemeinde Stäfa
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 2     Val Müstair, Graubünden
       Rahmenkredit 900'000 Fr. und Darlehensermächtigung

Antrag

1.    Es wird ein Rahmenkredit von 900‘000 Franken für das Val Müstair mit einer
      Laufzeit von 15 Jahren (1. Januar 2018 bis 31. Dezember 2032) bewilligt.

2.    Zweck des Rahmenkredits ist es, wertschöpfungsorientierte Förderprojekte für
      das Val Müstair, die vom Kanton Graubünden offiziell anerkannt werden, und
      öffentliche Infrastrukturaufgaben der Gemeinde Val Müstair im Hoch- und Tief-
      bau mit finanziellen Beiträgen zu unterstützen.

3.    Ausgaben aus dem Rahmenkredit können wiederkehrend oder einmalig sein.
      Ist die Ausgabe wiederkehrend, ist ihre Summe über ihre Laufzeit dem Rah-
      menkredit anzurechnen. Der Gemeinderat beschliesst über die wiederkehren-
      den oder einmaligen Ausgaben bis zum Maximum des Rahmenkredites unab-
      hängig der jeweiligen Betragshöhe in eigener Kompetenz.

4.    Der Gemeinderat wird ermächtigt, ein oder mehrere Darlehen bis zum Betrag
      von max. 2 Mio. Franken für die Finanzierung von Objekten gemäss Dispositiv 2
      zu gewähren. Die Ermächtigung gilt für die Laufzeit des Rahmenkredits. Die
      Laufzeit eines Darlehens beträgt max. 20 Jahre. Die Darlehen sind rückzahlbar
      und verzinslich. Werden die konkreten Konditionen zugunsten des zu finanzie-
      renden Objekts gegenüber Marktbedingungen vergünstigt, ist die Vergünsti-
      gung dem Rahmenkredit anzurechnen.

Die Vorlage in Kürze

Die Gemeinde Stäfa unterstützte von 1978 bis 1995 das grosse und komplexe Melio-
rationsprojekt im Val Müstair mit rund 850'000 Franken. Jetzt wollen Talschaft und
Gemeinde auf diesem Fundament die Lebensgrundlagen von Bevölkerung und Wirt-
schaft weiter verbessern. Dazu stehen einige Entwicklungsprojekte an. Zudem steht
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die Gemeinde vor Investitionen für ihren Hoch- und Tiefbau, die sie nicht allein bewäl-
tigen kann. Der Gemeinderat möchte die ausgezeichnete Partnerschaft mit dem Tal
weiterführen und beantragt, einen Rahmenkredit von 0,9 Mio. Franken für finanzielle
Beiträge zu bewilligen. Weiter soll er ermächtigt werden, bis zu max. 2 Mio. Franken
Darlehen geben zu dürfen. Der Gemeinderat ist überzeugt, dass solche Regionen die
inländische Solidarität brauchen und verdienen.

Die Gemeinde Stäfa unterstützte von 1978 bis 1995 mit insgesamt rund 0,85 Mio.
Franken die damalige Meliorationsgenossenschaft für das Val Müstair. Nach fast fünf-
zig Jahren und rund 45 Mio. Franken Investitionen konnte das grosse Werk der Melio-
ration 2016 abgeschlossen werden.

Jetzt wollen Gemeinde und Talschaft Val Müstair auf dem Fundament der Gesamtme-
lioration weiter bauen, um bessere Lebensgrundlagen im von Abwanderung bedroh-
ten Tal zu schaffen. Dazu sind von Bund und Kanton anerkannte Projekte zur Regio-
nalen Entwicklung wie eine neue Käserei, ein Fleischverarbeitungsbetrieb und eine
Getreidesammelstelle angestossen worden. Die Gemeinde Val Müstair steht zudem
vor für sie hohen Investitionen im Hoch- und Tiefbau.

Um solche, für Gemeinde und Talschaft oft schon übergrosse Investitionen zu unter-
stützen, schlägt der Gemeinderat einen Rahmenkredit von 0,9 Mio. Franken vor.
Gleichzeitig soll er ermächtigt werden, verzinsliche und rückzahlbare Darlehen bis
max. 2 Mio. Franken für solche Zwecke gewähren zu dürfen. Der Gemeinderat ist der
Auffassung, dass diese solidarische Geste der Gemeinde in Fortsetzung der ausge-
zeichneten Partnerschaft sehr gut ansteht und die grossen Anstrengungen von Behör-
den, Bevölkerung und Wirtschaft für ihr Tal die Anerkennung Stäfas verdienen.

Das Val Müstair in der Schweiz
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Beleuchtender Bericht

1.    Vorgeschichte 1978 – 1995

Die Gemeinde Stäfa unterstützte von 1978 bis 1995 mit jährlichen Beiträgen die da-
malige Meliorationsgenossenschaft für das Val Müstair. Die Gemeinde Val Müstair
liegt in der Region Engiadina Bassa/Val Müstair im Kanton Graubünden. Die Ge-
meinde entstand am 1. Januar 2009 aus der Fusion der Gemeinden Fuldera, Lü,
Müstair, Sta. Maria, Tschierv und Valchava.

Mit ihrem Engagement bekundete die Gemeinde Stäfa Solidarität mit einer von Ab-
wanderung bedrohten Region. Mit den Geldern vom Zürichsee wurde die wirtschaftli-
che Entwicklung der Bergregion, insbesondere der Landwirtschaft, unterstützt. Auch
soll das Tal als Ruhe- und Erholungsgebiet erhalten bleiben.

Die Stäfner Gemeindeversammlung beschloss viermal, die Gesamtmelioration Val
Müstair zu unterstützen: Am 12. Dezember 1977, 8. November 1982, 31. Oktober
1988 und 12. Dezember 1994 stimmte sie den Unterstützungsanträgen des Gemein-
derates meistens ohne Diskussion und immer ohne Gegenstimmen zu. Die bewilligten
Beiträge in der Höhe von 50'000 bis 75'000 Franken pro Jahr sollten einen Drittel der
ungedeckten Restkosten von Val Müstair finanzieren. Gesamthaft hat die Gemeinde
Stäfa knapp 850'000 Franken an das Projekt der Gesamtmelioration im Münstertal
beigetragen. 1995 wurde die Unterstützung abgeschlossen.

2.    Die Gesamtmelioration Val Müstair 1968 – 2016

Am 19. Oktober 1968 fand die beschlussfassende Versammlung statt, in der mehr-
heitlich die Durchführung einer Güterzusammenlegung im ganzen Tal beschlossen
wurde. Dieses Projekt wurde von den Subventionsbehörden des Bundes und des Kan-
tons als beitragsberechtigt anerkannt.

Im Jahr 1970 wurde die Meliorationsgenossenschaft Val Müstair gegründet, nachdem
bereits 1936 erste Diskussionen über die Durchführung einer Melioration geführt wor-
den waren. Für die Meliorationsgenossenschaft Val Müstair fand das Meliorationsge-
setz des Kantons Graubünden aus dem Jahr 1956 Anwendung. Am 18. März 1971
war der Beginn der Bearbeitung des alten Bestands. Nach fast fünf Jahrzehnten wurde
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an der Abschlussversammlung vom 1. Oktober 2016 die Auflösung der Meliorations-
genossenschaft Val Müstair ohne Gegenstimme beschlossen. Der Gemeinderat Stäfa
war mit einer vierköpfigen Delegation zur Auflösungsversammlung eingeladen.

Die Gesamtmelioration Val Müstair ist ein grosses, fast fünfzig Jahre andauerndes
Werk, das dem Tal das Fundament für bessere Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse
gab. Rund 45 Mio. Franken wurden in dieser Zeit für die vielen Meliorationswerke auf-
gewendet. Mit der Gesamtmelioration wurde in einer Güterzusammenlegung der ver-
winkelte und kleinmassstäbliche alte Grundstücksbestand zu grösseren gleichwertigen
Einheiten zusammengelegt. Das zeigt sich zum Beispiel eindrücklich daran, dass in der
Gesamtmelioration Val Müstair die Anzahl Feldparzellen pro Eigentümer von 11.45
auf 1.37 reduziert werden konnte. Zudem wurden Werke für die Erschliessung und
den Schutz der landwirtschaftlichen Flächen wie rund 76 Kilometer Strassen- und
Wegnetz, Leitungen, Lawinenverbauungen und Beregnungsanlagen gebaut. In der
Melioration wurde der notwendige Boden für den Bau einer Klär- beziehungsweise
Schiessanlage ausgeschieden. Weiter wurden eine Fischzuchtanlage und der Neubau
eines Industriebetriebs ermöglicht. Dank der Aussiedlung von Landwirtschaftsbetrie-
ben wurden einzelne Dorfteile erneuert. Auch erfüllt die Gesamtmelioration ökologi-
sche Ziele wie die Revitalisierung des Rombachs in Las Palüds. Parallel zur Gesamtmeli-
oration fand überdies ein politischer Prozess statt, in dem die sechs Gemeinden der
Talschaft zu einer einzigen, zur heutigen Gemeinde Val Müstair vereinigt worden sind.

Die Gesamtmelioration war in allen Belangen ein anspruchsvolles und anforderungs-
reiches Unternehmen für eine ganze Talschaft, das auf beeindruckende Art und Weise
die vielen, unterschiedlichen Herausforderungen gemeistert hat. Die Gemeinde Stäfa
ist stolz, zu einem solchen Werk beigetragen zu haben.

3.    Entwicklungsprojekte für die Talschaft Val Müstair

3.1   Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE)

Im Anschluss an die Auflösungsversammlung der Meliorationsgenossenschaft Val
Müstair im Oktober 2016 erfuhr die Delegation aus Stäfa, dass weitere Projekte im Val
Müstair anstehen, mit denen die Talschaft auf dem Fundament der Melioration weiter
entwickelt werden soll. Mit einem Investitionsvolumen von 7,6 Mio. Franken sind fol-
gende Projekte geplant:

–     Käserei:
      Neubau in Sta. Maria (rd. 4,6 Mio. Fr.)
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–     Heuraum:
      Beschaffung zusätzlichen Raums für die Umstellung auf silofreie Milch (0,7 Mio.
      Fr.)

–     Fleischverarbeitung:
      Bau eines Verarbeitungsraums inklusive Schlachthof (2 Mio. Fr.)

–     Getreidesammelstelle:
      Kauf und Modernisierung (0,3 Mio. Fr.)

Die Projekte sind Teil der von Bund und Kanton wesentlich unterstützten Massnah-
men zur regionalen Entwicklung (PRE). PRE fördern im Kern die Wertschöpfung in der
Landwirtschaft. Als Instrument einer regionalen Entwicklung konzentrieren sich PRE
im Gegensatz zu anderen Förderinstrumenten vorwiegend auf die Nutzung landwirt-
schaftlicher Potenziale. Sie stärken die branchenübergreifende Zusammenarbeit zwi-
schen der Landwirtschaft und landwirtschaftsnahen Sektoren, namentlich dem Ge-
werbe, dem Tourismus oder der Holz- und Forstwirtschaft. Sie können zudem öffentli-
che Anliegen mit ökologischen, sozialen oder kulturellen Aspekten beinhalten, sofern
diese direkt oder indirekt zur Wertschöpfung beitragen. Die Massnahmen werden da-
bei innerhalb eines Gesamtkonzepts vernetzt und aufeinander abgestimmt und sind
mit der Regionalentwicklung und der Raumplanung koordiniert. Mit diesem Ansatz
werden durch die wirtschaftliche Nutzbarmachung natürlicher Ressourcen und die Zu-
sammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und anderen Branchen Arbeitsplätze und
Wertschöpfung in einer Region geschaffen.

Die jetzt im Val Müstair angestossenen PRE-Projekte verfolgen dasselbe Ziel wie die
Melioration: Die Lebensverhältnisse der Bevölkerung und ihre wirtschaftliche Grund-
lage sollen gestärkt werden, um der steten Abwanderung und damit der Gefahr der
Entvölkerung entgegen zu wirken. Die Projekte fördern die Verarbeitung der landwirt-
schaftlichen Rohstoffe und deren Vermarktung vor Ort. Damit das gesamte Potenzial
der regionalen Verarbeitung, Veredelung und Vermarktung ausgeschöpft werden
kann, müssen die Verarbeitungsbetriebe dringend saniert und für die Zukunft gerüstet
werden. Die Projekte müssen im Betrieb grundsätzlich selbsttragend sein, die Investiti-
onen werden von Bund und Kanton mitfinanziert, im Fall des Val Müstair mit fast 50
Prozent.

Trotz Subventionen von Bund und Kanton sind diese Projekte auf weitere Investitions-
hilfen (wie zum Beispiel solchen aus Stäfa) angewiesen. Ohne dritte Beiträge könnten
die Projekte nicht realisiert werden und käme die notwendige Entwicklung nicht in
Gang. Beiträge der Gemeinde Stäfa hätten einen Multiplikationseffekt, in dem sie
nicht nur helfen, ein Projekt zu ermöglichen, sondern die Chance auf weitere Unter-
stützungsbeiträge erhöhen würden.
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Der Neubau der Käserei als ein zentrales Element in der lokalen Wertschöpfungskette
ist finanziell bereits gesichert und wird voraussichtlich noch im Jahr 2017 begonnen.
Die Regierung des Kantons Graubünden hat am 27. Juni 2017 grünes Licht für die
PRE-Projekte im Val Müstair gegeben. Im nächsten Jahr sollen die Projekte Fleischver-
arbeitung und Getreidesammelstelle in die Realisierung gehen, wenn sie finanziell ge-
sichert werden können.

3.2   Infrastrukturaufgaben der Gemeinde Val Müstair

Die Gemeinde Val Müstair hat die Bauwerke von der Meliorationsgenossenschaft
übernommen. Für Unterhalt, Ausbau und Erneuerung der Werke wie auch für ihre ei-
gene Infrastruktur im Hoch- und Tiefbau steht sie vor grossen, auch finanziellen Her-
ausforderungen. Bei relativ hohem Steuerfuss (120 %), ungenügendem Selbstfinan-
zierungsgrad bei den Investitionen und zunehmender Verschuldung ist sie nicht in der
Lage, aus eigener Kraft alle Aufgaben finanziell zu bewältigen.

Die Gemeinde will nach dem Beschluss der Gemeindeversammlung vom 31. Mai 2017
einen Masterplan ausarbeiten, der eine gemeinsame strategische Ausrichtung und die
Marke „Val Müstair“ stärkt. Noch im Jahr 2017 soll der Masterplan vorliegen.

Im Investitionsplan der Gemeinde Val Müstair sind bis 2021 Nettoinvestitionen von
25,5 Mio. Franken geplant, deren Finanzierung heute ungesichert sind. Darin sind Pro-
jekte mit grossen Restkosten zu Lasten der Gemeinde:

–     Sammelprojekt Wanderwege (Ausführung 2018 geplant, Gesamtkosten ca. 0,5
      Mio. Fr.)
–     Sanierung Bike Val Müstair (Ausführung 2018-2019 geplant, ca. 1 Mio. Fr.)
–     Umgehungsstrasse Müstair (Ausführung 2018 geplant, ca. 1,4 Mio. Fr.)
–     Sanierung Schulhaus Sta. Maria (mittlere Priorität, ca. 2,5 Mio. Fr.)
–     Sanierung Schulhaus Müstair (mittlere Priorität, ca. 1,9 Mio. Fr.)
–     Sanierung Gemeindeliegenschaft Chasa Plaz (mittl. Priorität, ca. 2,8 Mio. Fr.)

Erneuerungs- und Unterhaltsbedarf hat auch das taleigene Gesundheitszentrum Cen-
ter da sandà Val Müstair, eine öffentliche Anstalt der Gemeinde Müstair. Dieses kann
solche Aufgaben in der Regel nicht ohne Unterstützung realisieren.
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4.    Private, touristische Projekte

Zurzeit stehen im Val Müstair drei touristische Teilprojekte an, die vor allem die Besu-
cherfrequenzen in der Wintersaison steigern sollen:

–     das Feriendorf „La Sassa“mit vorerst 62 bewirtschafteten Wohnungen
–     eine neue Gondelbahn Tschierv – Alp da Munt
–     die Beschneiung der Skipiste Alp da Munt – Tschierv

Das Feriendorf am Dorfeingang von Tschierv soll von einem privaten Investor realisiert
werden. Die Beteiligung der Gemeinde Val Müstair, unter anderem in Form eines
Grundstückverkaufs (im Wert von ca. 1,7 Mio. Fr.) und eines Investitionsbeitrages von
1,3 Mio. Franken, wurde von den Stimmberechtigten in einer Urnenabstimmung am
12. Februar 2017 mit rund 60 % Ja-Stimmen gutgeheissen. Für die Realisierung feh-
len noch die Bewilligungen von Bund und Kanton. Ein Engagement der Gemeinde
Stäfa für dieses primär private Projekt ist nicht geplant.

Das Val Müstair liegt
in der östlichen Hälfte
des Kantons Graubünden
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5.    Kurzportrait der Gemeinde Val Müstair

5.1   Allgemeine Informationen

Die politische Gemeinde Val Müstair liegt in der Region Engiadina Bassa/Val Müstair
im Kanton Graubünden. Zu dieser Region gehören ebenfalls die Gemeinden Sam-
naun, Scuol, Valsot und Zernez. Der Name der Gemeinde geht auf die erste schriftli-
che Urkunde zurück, die ein Mönchskloster in der Nähe der Ortschaft Taufers er-
wähnt: „Nomina fratrum de monasterio qui uocatur Tuberis“ (Namen der Mönche
des Klosters in der Nähe von Taufers). Vom Wort „monasterio“, das Kloster bedeutet,
stammt das Wort Müstair, und dieses Wort wurde allmählich auch für das Dorf und
die gesamte Talschaft übernommen.

Das Wappen der Gemeinde Val Müstair zeigt den Kopf Karls des Grossen. Mit der Fu-
sion der sechs Gemeinden (Fuldera, Lü, Müstair, Sta. Maria, Tschierv und Valchava)
am 1. Januar 2009 wurde beschlossen, das Kreiswappen auch für die neue Gemeinde
zu übernehmen. Auf blauem Grund sieht man in Gold die Seitenansicht des fränki-
schen Klostergründers. Als Modell für die Figur diente die Statue Karls des Grossen in
der Klosterkirche. Die Farben des Wappens der Gemeinde sind blau und gelb.

Die Gemeinde Val Müstair liegt eingerahmt zwischen zwei wichtigen Übergängen,
dem Ofenpass und dem Umbrailpass. Der höchste Punkt ist der Piz Murtaröl (3180 m.
ü. M.), der tiefste Punkt ist Sotrivas (1225 m. ü. M.).

Die Region ist von verschiedenen Kulturen geprägt; Einflüsse von Österreich, Italien
und der Schweiz vermischen sich. Kulturell hat das Val Müstair einiges zu bieten; zu-
sammen mit dem angrenzenden Schweizerischen Nationalpark bildet die Biosfera Val
Müstair das erste hochalpine Unesco-Biosphärenreservat der Schweiz, und das Bene-
dikterinnenkloster St. Johann zählt seit 1983 zum Unesco-Welterbe.

Die Gemeinde Val Müstair hat mehr als 1'500 Einwohnerinnen und Einwohner, von
denen 78 Prozent Romanisch sprechen. 20 Prozent sprechen Deutsch und 2 Prozent
andere Sprachen. Romanisch (vallader) gilt als die Amtssprache. Etwa 140 Schülerin-
nen und Schüler besuchen Kindergarten, Primarschule oder die Oberstufe im Tal.

5.2   Geschichte Val Müstair

Aufgrund der neuesten archäologischen Grabungen wird angenommen, dass das
Münstertal bereits in der Bronzezeit vom Vinschgau her besiedelt worden ist. Die Ur-
bewohner gehörten zum Volksstamm der Räter. Vor rund 2000 Jahren sind die Römer
ins Land gezogen. Bald vermischte sich rätisches Kulturgut mit römischem. Spuren
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dieser beiden Volksgruppen findet man heute noch in vielen Lokalnamen, Volksbräu-
chen und vor allem in der rätoromanischen Umgangssprache.

Ins eigentliche Licht der Geschichte trat das Münstertal erst mit der Gründung des
Klosters St. Johann in Müstair. Diese bedeutende Klosteranlage wurde zur Regierungs-
zeit Karls des Grossen erbaut. Besonders wertvoll sind die guterhaltenen karolingi-
schen und romanischen Fresken in der Klosterkirche.

1803 wurde auf Vermittlung Napoleons der neue Staatenbund gegründet. Graubün-
den wurde ein Kanton der Eidgenossenschaft. Das Val Müstair wurde in beiden Welt-
kriegen zwar verschont, erlebte aber mit, wie die Nachbarn im Vinschgau und Veltlin
in beiden Weltkriegen schwere Zeiten durchstehen mussten. Besonders im Ersten
Weltkrieg wurde es für das Münstertal gefährlich, als sich die beiden Kriegsparteien
auf dem nahen Ortlergebiet harte Kämpfe an der "Front in Fels und Eis" lieferten.

5.3   Wirtschaft im Val Müstair

Im I. Sektor (Landwirtschaft) arbeiten rund 15 Prozent der Einwohnerschaft, im II. Sek-
tor (Industrie und Gewerbe) 22 Prozent und im III. Sektor (Dienstleistungen) 63 Pro-
zent. Etwa 80 Prozent der 54 Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften ihren Betrieb
nach den Richtlinien des biologischen Landbaus. Bedeutende Betriebszweige sind die
Rinderzucht und die Milchwirtschaft. In allen drei Sektoren werden rund 240 Arbeits-
stätten und 1'100 Beschäftigte gezählt.

Die 54 landwirtschaftlichen Betriebe und die 20 Sömmerungsbetriebe erhalten zusam-
men jährlich rund 3,6 Mio. Franken Direktzahlungen. Insgesamt existieren 1'200
Grossvieheinheiten (GVE), und es gibt rund 1'000 Hektaren zu bewirtschaften. Im
Ganzen machen Wiesen und Alpen 29 Prozent der Fläche im Val Müstair aus, Äcker
und Kulturland 5 Prozent. Der Wald bedeckt 26 Prozent der Gemeindefläche. 38 Pro-
zent sind unproduktive Flächen und 2 Prozent sind Strassen, Gewässer und Anderes.

Das Val Müstair lebt in touristischer Hinsicht hauptsächlich von der Sommersaison,
verfügt aber über ein eigenes Skigebiet. Das Skigebiet Minschuns im Val Müstair ge-
hört zu den kleinen, aber feinen Skiorten. Das hochgelegene Skigebiet erschliesst mit
drei Bügelliften abwechslungsreiche Abfahrten oberhalb der Baumgrenze. Wartezei-
ten an den Liften sind ein Fremdwort – in Minschuns hält sich die Zahl der Touristen,
in erster Linie Familien mit Kindern, in Grenzen.
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6.    Inhalt des neuen Engagements

Der Gemeinderat schlägt vor, einen Rahmenkredit von 900'000 Franken für Beiträge à
fonds perdu zu bewilligen und ihn zu ermächtigen, ein Darlehen von max. 2 Mio.
Franken zu gewähren.

Mit den Beiträgen sollen wertschöpfungsorientierte Förderprojekte für das Val
Müstair, die vom Kanton Graubünden offiziell anerkannt werden, und öffentliche Inf-
rastrukturaufgaben der Gemeinde Val Müstair im Hoch- und Tiefbau unterstützt wer-
den. Hier stehen in nächster Zeit die Finanzierung des Fleischverarbeitungsbetriebs
und der neuen Getreidesammelstelle an. Bei der Gemeinde Val Müstair sind die Sanie-
rung des Wanderweg- und Velonetzes Investitionsobjekte mit hoher Priorität, ebenso
wird eine ehemalige Meliorationsstrasse für die Umgehung des Dorfkerns von Müstair
instand gestellt werden. Mittelfristig müssen Schulhäuser und Gemeindeliegenschaf-
ten saniert werden. Das Gesundheitszentrum Center da sandà Val Müstair, das für die
Bevölkerung des Tals eine hohe Bedeutung hat, benötigt zur Gewährleistung der
Grundversorgung sehr oft finanzielle Unterstützung.

Ausgaben aus dem Rahmenkredit für solche Aufgaben und Projekte können wieder-
kehrend oder einmalig sein. Ist die Ausgabe wiederkehrend, ist ihre Summe über ihre
Laufzeit dem Rahmenkredit anzurechnen. Der Gemeinderat beschliesst über die wie-
derkehrenden oder einmaligen Ausgaben bis zum Maximum des Rahmenkredites un-
abhängig der jeweiligen Betragshöhe in eigener Kompetenz.

Weiter beantragt der Gemeinderat, ihn zu ermächtigen, zugunsten von Projekten im
Val Müstair ein rückzahlbares und verzinsliches Darlehen mit einem Nominalbetrag
von bis zu max. 2 Mio. Franken und einer Laufzeit von max. 20 Jahren zu gewähren.
Damit könnte anstelle eines Beitrags à fonds perdu oder ergänzend zu diesem erleich-
tert werden, ein Investitionsobjekt zu finanzieren, da die Gemeinde Stäfa die Mittel
für ein Darlehen günstig am Markt beschaffen kann. Ein Darlehen würde zu den Kon-
ditionen weitergegeben werden, wie sie die Gemeinde Stäfa bei der Aufnahme einge-
hen muss. Sollen sie zugunsten des Projekts vergünstigt werden, wäre die Vergünsti-
gung dem Rahmenkredit anzurechnen.

7.    Zusammenarbeit mit den Behörden

Die Zusammenarbeit mit den Behörden der Gemeinde Val Müstair ist ausgezeichnet.
Letztmals am 25. September 2017 war Gemeindepräsident Rico Lamprecht zu Besuch
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in Stäfa und hat die vielfältigen Aufgaben der Gemeinde, ihre finanzielle und politi-
sche Situation, die dringlichen Investitionsobjekte und die Projekte zur Regionalen Ent-
wicklung (PRE) erläutert. Der Kontakt ist offen und vertrauensvoll. Die Behörden set-
zen sich mit Leidenschaft und viel Zeit ein, die manchmal fast übergrossen Aufgaben
der Gemeinde zu bewältigen.

Eine Stäfner Delegation traf sich zu Beginn dieses Jahres zwei Mal mit Vertretern des
Amts für Landwirtschaft und Geoinformation des Kantons Graubünden in Chur. Dort
ging es darum, sich einen Überblick über die anstehenden Aufgaben im Val Müstair
zu verschaffen und einen Rahmen für ein mögliches, neues Engagement zu skizzieren.
Der Kontakt war hervorragend, die Vertreter des Kantons haben sich viel Zeit genom-
men, der Stäfner Delegation Lage, Projekte und Möglichkeiten aufzuzeigen. Der Ge-
meinderat bedankt sich an dieser Stelle bei Daniel Buschauer, Amtsleitung, sowie Mo-
reno Bonotto, Leiter Abteilung Strukturverbesserungen und Gian Andrea Pola, Leiter
PRE.

8.    Gründe für das neue Engagement von Stäfa

Der Gemeinderat befürwortet angesichts der neuen Herausforderungen, mit denen
die Talschaft und die Gemeinde Val Müstair konfrontiert sind, ein neues Engagement
für Unterstützungsbeiträge der Gemeinde Stäfa.

Die Gemeinde hat das Val Müstair während knapp zwanzig Jahren für die Gesamtme-
lioration unterstützt. Jetzt will die Talschaft auf dem Fundament der Gesamtmeliora-
tion weiterbauen. Erst dadurch wird nach Überzeugung des Gemeinderats Stäfa der
mit viel Aufwand geschaffene Nutzen der Gesamtmelioration verwirklicht. Die Pro-
jekte für die regionale Entwicklung, welche die Gemeinde Val Müstair oder die priva-
ten Trägerschaften trotz Bundes- und Kantonshilfe nicht allein stemmen können, sind
ganz darauf ausgerichtet, die Talschaft als Ganzes, nicht einzelne Betriebe oder Bran-
chen, zu fördern und setzen damit die mit der Gesamtmelioration begonnene Auf-
bauarbeit weiter. Daneben hat das Tal ein grosses touristisches Potential, vor allem mit
dem Unesco-Welterbe Kloster St. Johann, dem Unesco-Biosphärenreservat Engiadina
Val Müstair, dem Naturpark Biosfera Val Müstair und dem Nationalpark.

Der Gemeinderat Stäfa ist der Meinung, dass die Projekte und Aufgaben in der Tal-
schaft mit Blick auf bessere Lebensbedingungen vielversprechend und unterstützungs-
würdig sind. Für ihn steht ausser Frage, dass innerschweizerische Solidarität unerläss-
lich und entscheidend ist, damit vor allem Grenzregionen wie das Val Müstair die für
solche Talschaften oft übergrossen Aufgaben bewältigen können. Die Förderprojekte
sind zumeist wertschöpfungsorientiert und im Betrieb selbsttragend.
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Der heutige Vorschlag für einen Rahmenkredit fällt in die Zeit, in der das Sparpaket 3
immer noch gültig und der Finanzhaushalt angespannt ist. Der Gemeinderat hat da-
rum sorgfältig darauf geachtet, dass der Haushalt die geplanten Ausgaben für das Val
Müstair verkraftet, ohne deswegen Aufgaben in der eigenen Gemeinde zu vernachläs-
sigen oder eine Steuerfusserhöhung zu präjudizieren. Dadurch, dass der Rahmenkredit
eine Laufzeit von 15 Jahren haben soll, wird das jährliche Betreffnis in der Erfolgsrech-
nung kaum negative Folgen haben, auch wenn einmal eine einmalige Ausgabe von
mehr als 100‘000 Franken anstehen würde.

Das Val Müstair finanziell zu unterstützen, ist für den Gemeinderat eine solidarische
Geste, die der Gemeinde Stäfa in Fortsetzung einer begonnenen und ausgezeichneten
Partnerschaft sehr gut ansteht. Die vielfältigen und grossen Anstrengungen von Bevöl-
kerung, Behörden, Landwirtschaft und Privaten im Val Müstair und ihr mehrfach unter
Beweis gestellter Wille, bessere Lebensgrundlagen im Tal zu schaffen, verdient Aner-
kennung und Unterstützung.

Stäfa, 3. Oktober 2017

IM NAMEN DES GEMEINDERATS STÄFA

Christian Haltner           Daniel Scheidegger
Gemeindepräsident           Gemeindeschreiber
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