Palmsonntag 2020 - Pfarrei Sempach

 
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Palmsonntag 2020 - Pfarrei Sempach
Palmsonntag 2020
                                                           5. April 2020

Liebe Pfarreiangehörige
von Eich und Sempach
Ich hoffe, Sie sind gesund und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie es blei-
ben. All denen, die selbst oder als Angehörige vom Corona-Virus betroffen
sind, wünsche ich viel Vertrauen und Zuversicht und dass Sie sich in dieser aus-
serordentlichen Situation nicht allein und von lieben Menschen getragen füh-
len.

                                      Viele von uns schmerzt es, dass wir den
                                      Palmsonntag in diesem Jahr nicht gemein-
                                      sam feiern können mit Palmen und dem
                                      Hosianna, mit dem feierlichen Einzug in
                                      Erinnerung an den Einzug von Jesus in Je-
                                      rusalem. Verweilen Sie doch still einen
                                      Moment bei den inneren Bildern, die Sie
                                      in Ihren Herzen gespeichert haben.

Besinnung und Vergebung
Zur Karwoche und zu Ostern sind wir Christenmenschen immer auch zur per-
sönlichen Umkehr und zum Empfang des Sakramentes der Versöhnung eingela-
den. Vertrauen wir darum ganz auf ein Wort aus der Bibel. «Wer im Herzen um-
kehrt, dem ist vergeben.» Vielleicht ist das Ihr ganz persönlicher Weg auf Ostern
zu, dass Sie in Ihrem Leben einen Neuanfang wagen und dabei mit grossem Ver-
trauen auf Gottes Vergebung hoffen.
Papst Franziskus hat am Freitag, 27. März angesichts der Corona-Krise den Son-
dersegen „Urbi et Orbi“ gespendet und mit diesem Segen war die Generalabso-
lution verbunden. Darum seien hier die Worte der Lossprechung aufgenommen
für alle, die aus ganzem Herzen zur Umkehr bereit sind und für sich persönlich
Palmsonntag 2020 - Pfarrei Sempach
Gottes Vergebung wünschen. Ja, wir hoffen auf Gott, der doch bereit ist, uns
Menschen vorbehaltlos zu vergeben, wenn wir mit echter Reue zu ihm kommen.

Gott
Der barmherzige Vater
hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich ver-
söhnt
und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden.
Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.
So spreche ich dich los von deinen Sünden.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.     Amen

Predigtwort
Mit dem Palmsonntag steigen wir auch dieses Jahr in die Karwoche ein, in wel-
cher Jesus seinen Jüngern seine uneingeschränkte Liebe zu uns Menschen mit
der Fusswaschung und mit der Hingabe seines Lebens am Kreuz mit letzter Ra-
dikalität nochmal zeigt.
                              Es ist die Woche, in welcher Erfolg und Misserfolg,
                              Sieg und Niederlage so nahe beieinander liegen,
                              wie sonst nie.
                              In grossem Triumph zieht Jesus als gefeierter König
                              in Jerusalem ein und es scheint, dass in diesem Au-
                              genblick das messianische Reich des Friedens und
                              der Gerechtigkeit anbricht. Aber nur ein paar Tage
später wird Jesus gefangen genommen, verurteilt, gefoltert und stirbt am Kreuz.
Sieg und Niederlage, Erfolg und Misserfolg, Gewinnen und Verlieren, Gelingen
und Scheitern, Freud und Leid liegen auch in unserem Leben manchmal nahe
beieinander. Schülerinnen und Lehrlinge erleben es bei Prüfungen, Startup’s mit
neuen Ideen haben das Potential, die Welt zu verändern und landen im Konkurs,
Partnerschaften fangen vielversprechend an und brechen auseinander, an der
Börse werden Höchstkurse von Abstürzen abgelöst, in unserer erfolgsverwöhn-
ten Gesellschaft stellt ein Virus alles auf den Kopf. Die unbändige Freude der
Fans über den Sieg des Fussballclubs Atalanta Bergamo über den FC Valencia
musste Fassungslosigkeit und Trauer weichen, als erkannt wurde, dass sich bei
diesem Spiel viele Menschen mit dem Corona-Virus angesteckt hatten und
dadurch Leiden, Tod und Trauer über die Dörfer von Nebro, Alzano un Cogno
hereinbrach.
Für viele ist jetzt nicht Palmsonntag, nicht Triumph und Sieg. Es ist eher Karfrei-
tag - Leiden und Sterben rund um den Globus. Aber auch der Karfreitag ist da-
mals vorübergegangen und hat zum Osterfest geführt. Die Katastrophe vom
Karfreitag ist nicht das Ende geblieben, sondern wird überstrahlt vom Osterfest
und vom Sieg des Lebens über den Tod.
Die Hoffnung vom Palmsonntag, das Leiden und Sterben vom Karfreitag und das
neue Leben von Ostern sind zentrale Grunderfahrungen jedes menschlichen Le-
bens.
Deshalb ist die Karwoche so wichtig für die Bewältigung unseres Lebens. Wir
hoffen doch gerade jetzt, dass die Corona-Krise bald vorbei ist. Wir sehen das
unsägliche Leiden der Betroffenen und sehnen uns nach vollem neuem Leben
im Licht des Ostermorgens. Die Karwoche ermöglicht uns, den Weg Jesu mitzu-
gehen und zu sehen, dass sich viele eigene Erfahrungen im Leben Jesu erkennen
lassen – unser Leben spiegelt sich in seinem Leben.
Es lohnt sich, die Leidensgeschichte von Jesus im Evangelium von Matthäus Ka-
pitel 26 und 27 wieder einmal selber nachzulesen und zu meditieren. Sie ist un-
glaublich dicht und enthält viele menschliche Erfahrungen, die uns eine andere
Sicht auf das Leben geben und helfen, die aktuelle Krisensituation besser zu er-
tragen und durchzustehen.
Wenn einer den Menschen in Leid und Not nahe ist und ihr Leiden versteht,
dann sicher er – dieser Jesus mit seinem Schicksal, ja diese Nähe zu den Hilfsbe-
dürftigen zieht sich wie ein roter Faden durch die Evangelien. Darum kann er
gerade diesen Menschen Mut und Hoffnung schenken. Nicht als König hoch zu
Ross hat er sich am Palmsonntag feiern lassen, nicht als einer, der alles im Griff
hat. Auf einem Esel kommt er daher und zeigt, dass er ganz bei den Menschen
sein will. Die Menschen von damals erkannten in ihm den Messias, den Erlöser
und jubelten ihm zu, weil er Gerechtigkeit und Frieden für alle bringen wollte.
In diesem Sinn möchte ich mit Ihnen beten:

Gott,
wir danken dir für Jesus von Nazareth.
Er hat als Mensch gelebt, wie wir alle,
solidarisch mit vielen
hat er Hoffnung, Liebe und Frieden in die Welt gebracht.
Er ist dir und sich selber treu geblieben,
hat dafür Gewalt und Hass
und schliesslich den eigenen Tod auf sich genommen.
Du aber, bist ihm treu geblieben,
du hast ihn aus Grab und Tod befreit.
Er lebt bei dir
und ist lebendig erfahrbar
im Leben all jener
die seinen Weg heute weitergehen.
Er bringt uns Zukunft für immer.
Darum preisen wir ihn heute
mit unseren Palmzweigen
als unseren Messias und Erlöser.
Und dich, ewiger Gott, bitten wir:
Bleib im Zeichen all der gesegneten Palmzweige
mit all deiner Liebe, Kraft und Hilfe
in unserer Mitte.
Amen.

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Karwoche, Gesundheit und Zuversicht.
                 Thomas Sidler, Priester, Pastoralraum Oberer Sempachersee
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