Pflanzenschutzamt Berlin - Berlin.de
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Pflanzenschutzamt Berlin Problemanalyse zu Berliner Stadtbäumen Fragebogenauswertung „Stadtgrün 2020“ Einleitung Das Pflanzenschutzamt Berlin führte 2020, rückblickend auf das Jahr 2019, eine Befragung bei den zuständigen Straßen- und Grünflächenämtern aller 12 Berliner Bezirke 1 sowie des Referats III C Stadtgrün der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zum Thema „Stadtgrün“ mit Fokus auf den Baumbestand durch. Ziel dieser Befragung war neben einer Optimierung des Schaderregermonitorings auch einen verbesserten Überblick über den Gesundheitszustand und die Beeinträchtigungen Berliner Stadtbäume aus Sicht der Baumverantwortlichen der Bezirke zu erhalten. Zudem sollte die Fragebogenauswertung „Stadtgrün 2020“ mit den Ergebnissen der Befragung des Jahres 2015 auf mögliche Veränderungen abgeglichen werden. Daher ist die Art der Fragestellung fast unverändert zur damaligen Befragung und in drei Themenblöcke unterteilt. Der erste Themenblock (I) behandelte allgemeine Angaben zu Schäden innerhalb des Baumbestandes und dem Auftreten von Schaderregern im Jahr 2019. Hierbei wurden sowohl abiotische Schadfaktoren wie z.B. Salzschäden oder Schäden durch Bauarbeiten als auch das Auftreten tierischer und pilzlicher Schaderreger abgefragt. Der zweite Themenblock (II) beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit neue Baumarten in den einzelnen Bezirken eingesetzt wurden und ob hierzu bereits erste Erfahrungen zur Eignung dieser Baumarten im innerstädtischen Bereich vorlagen. Der dritte Themenblock (III) stand im Fokus holzzerstörender Pilze sowie deren Auftreten in den einzelnen Bezirken. Diese Thematik ist insofern von Relevanz als das Bautätigkeiten, insbesondere Tiefbauarbeiten häufig zu massiven Schäden an Bäumen führen und damit die Lebensdauer von Stadtbäumen erheblich beeinträchtigen. 1 Keine Auswertungen liegen zu den Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Mitte, Neukölln, Pankow und Reinickendorf vor.
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Auswertung Zu (I): Die Eingangsfrage zu den hauptsächlichen Problemen innerhalb des Baumbestands des Bezirks im Jahr 2019 wurde von den acht Teilnehmern der Umfrage wie in Abb. 1 ersichtlich beantwortet. 8 Anzahl Nennungen 6 5 5 nicht parasitäre Schäden tierische Schaderreger pilzliche Schaderreger k.A. Abbildung 1: Allgemeine Angaben der teilnehmenden Bezirke (n=8) zu Ursachen an Baumschäden in 2019 Alle acht Umfrageteilnehmer gaben an, dass maßgebliche Schäden an ihrem Baumbestand durch nichtparasitäre 2 Ursachen hervorgerufen werden. Zu solchen Schadursachen zählen z.B. mechanische Schäden durch Baumaßnahmen und Vandalismus, aber auch Einwirkungen von Streusalz, hoher Sonneneinstrahlung, Frost und Trockenheit (Abb. 2-5). Alle acht Teilnehmer machten hierzu genauerer Angaben, die sich wie folgt darstellen: innerhalb dieses Schadursachenkomplexes kommt dem Thema Trockenheit eine zentrale Rolle zu. Sechs von acht Teilnehmern nannten dies als Hauptursache abiotischer Schäden, während weitere Ursachen wie Sonnenbrand, Hitze, Salzeintrag und Baumaßnahmen nur von je einem Teilnehmer explizit genannt wurden. Abbildung 2-5: Streusalzschäden Linde, Stammriss, Tiefbaumaßnahmen, Vandalismusschaden 2 ohne Einwirkung von Schadorganismen Seite 2 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Das Auftreten tierischer Schaderreger als hauptsächliche Problemursache am Baumbestand wurde von fünf Bezirken genannt, während sechs Bezirke auch pilzliche Schaderreger nannten. Die 2. Frage umfasste eine genauere Unterteilung des Auftretens tierischer und pilzlicher Schadorganismen in Abhängigkeit der Baumart bzw. -sorte. Tierische Schaderreger: Hier fällt im Vergleich zur Befragung in 2015 auf, dass einerseits die Art der Angaben umfangreicher und konkreter wurden und sich andererseits auch andere Schwerpunkte im Auftreten der tierischen Schaderreger ergeben haben. Während in 2015 nur acht tierische Schaderreger genannt wurden, erhöhte sich deren Anzahl in 2019 auf elf. Wenngleich Läuse und Spinnmilben weiterhin genannt wurden, ging die Zahl der Nennungen zurück. Insbesondere bei den Spinnmilben reduzierte sich die Zahl der Nennungen von neun in 2015 auf drei in 2019 deutlich. Mit sechs Nennungen in 2019 zu fünf Nennungen in 2015 bleibt der Eichenprozessionsspinner (EPS) weiterhin ein präsentes Problem unter den tierischen Schädlingen in der Befragung, wenngleich Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg vermeldeten, dass der Befall rückläufig gewesen sei. Gleich blieb hingegen die Zahl der Nennungen zum Auftreten von Borkenkäfern mit je vier in 2015 und 2019. Hunde und Biber, die 2015 mit je einer Nennung aufgeführt wurden, fanden in 2019 keine Erwähnung mehr. 7 6 5 Anzahl der Nennungen 4 3 2 1 0 Abbildung 6: Anzahl Nennungen zum Auftreten verschiedener tierischer Schaderreger der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 Seite 3 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ 2015 wurde die große Gruppe der Schmetterlinge in dem Begriff „Schmetterlingsraupen allgem.“ zusammengefasst und mit der Anzahl zwei angegeben, nur die Kastanienminiermotte (5x) und der Eichenprozessionsspinner (EPS) fanden (5x) separat eine Erwähnung. Dies sah nun 2019 anders aus. Schwammspinner, Eulenraupen, Buchsbaumzünsler und Kastanienminiermotte mit je einer Nennung und die Gespinstmotte an der Gattung Euonymus mit zwei Nennungen wurden einzeln aufgeführt (Abb. 6) und die „Schmetterlingsraupen allgem.“ fanden keine Erwähnung mehr. Vergleicht man nun die Jahre 2015 und 2019, ist die Gesamtzahl der sog. Fraßgesellschaft der Schmetterlinge mit 12 Nennungen gleichgeblieben. Neu hingegen im Jahr 2019 waren die Lindenwanze (Oxycarenus lavaterae), die gleich mit drei Nennungen von den Bezirken Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick und des Referats III C erfasst wurde und die Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis) im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg an der Gattung Tilia mit einer Nennung. Das Auftreten der Eulenraupen im Bezirk Treptow-Köpenick wurde nicht genauer einer Baumgattung zugeordnet. Der Befall der Borkenkäfer wurde an verschiedenen Nadelgehölzen, wie z.B. Pinus und Picea und am Laubgehölz Betula, registriert. Steglitz-Zehlendorf setzte allerdings die Einschränkung, dass der öffentliche Straßenbereich noch nicht davon betroffen sei. Pilzliche Schaderreger: 9 8 7 6 5 Anzahl der Nennungen 4 3 2 1 0 Holzzerstörende Mehltau Apiognomonia Blattflecken Rost Sonstiges Pilze veneta Abbildung 7: Anzahl der Nennungen zu verschiedenen pilzlichen Schaderregern der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 Seite 4 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Eine grobe Übersicht zum Auftreten verschiedener pilzlicher Schadorganismen ist in der Abbildung 7 dargestellt. Dabei fallen zwei Angaben auf. Der Größte mit acht Nennungen umfasst 2019 „Sonstiges“, dies ist eine deutliche Zunahme um drei Nennungen. Innerhalb der vorgegebenen Anzahl Nennungen wurden differenziertere Angaben zu den einzelnen Schadorganismen getätigt. So sind unter der Rubrik „Sonstiges“ folgende pilzliche Schaderreger enthalten: Neu und auch gleich an erster Stelle wurde die Rußrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) an Acer pseudoplatanus (3x) aus den Bezirken Lichtenberg, Friedrichhain-Kreuzberg und des Referats III C (SenUVK) genannt. Es folgte Massaria 3 an den Baumgattungen Tilia und Platanus (2 Nennungen). Dies ist zu 2015 deutlich geringer, 2015 wurde Massaria von 4 Bezirken ohne genaue Angabe der Baumgattungen benannt. Weiterhin wird das Eschentriebsterben (Hymenoscyphus pseudoalbidus) (1x), Diplodia spp. (1x) und als nichtpilzlicher Erreger Pseudomonas 4 spp. (1x) erwähnt. Die zweithäufigste Beeinträchtigung durch Pilzorganismen wurde mit dem Auftreten holzzerstörender Pilze beschrieben. Hierbei wurden u.a. der Lackporling (Ganoderma spp.) an Tilia mit 2 Nennungen und der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) mit 2 Nennungen aufgelistet. Tilia und Betula waren gleichermaßen am stärksten von holzzerstörenden Pilzen (eine genauere Spezifizierung ist dem Themenblock (III) holzzersetzende Pilze zu entnehmen) betroffen. Rostpilze wurden wieder wie 2015 vor den Blattflecken genannt, sind aber jeweils um eine Nennung gesunken und haben somit etwas gegenüber 2015 an Bedeutung verloren. Der Mehltau spielte im Jahr 2019 in keinem Bezirk eine Rolle. Charlottenburg-Wilmersdorf gab zudem an, dass die Blattnervenkrankheit (Apiognomonia veneta) an Platane in 2019 auffällig war. Die 3. Frage bezog sich auf die, unter Frage 2 gemachten Angaben und zielte auf die Altersstruktur 5 der durch tierische und pilzliche Schadorganismen beeinträchtigten Baumgattungen ab. In diesem Punkt konnten nochmals genauere Erläuterungen seitens der Baumverantwortlichen in die Frage einfließen. 3 In 2018 ist erstmalig der pilzliche Erreger Splanchospora ampullacea an der Baumgattung Tilia nachgewiesen worden. Da das Schadbild sehr dem der Massaria an Platanus ähnelt, verursacht durch den Pilz Splanchnonema platani wird hierfür häufig der deutsche Name Lindenmassaria verwendet. 4 Hierbei handelt es sich um ein Bakterium. 5 Alte Jungbaum gelten Bäume bis zum 15. Standjahr nach der Pflanzung. Reifebäume sind Bäume ab dem 15. bis zum 40. Standjahr. Bäume ab dem 40. Standjahr werden als Altbäume erfasst. Seite 5 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ 6 5 Anzahl Nennungen 4 3 Altbaum Reifebaum 2 Jungbaum 1 0 Abbildung 8: Angaben der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 zum Auftreten von parasitären Beeinträchtigungen an verschiedenen Baumgattungen in Abhängigkeit der Altersstruktur Die Beobachtungen der Bezirke umfassten wie 2015 insgesamt 14 Baumgattungen. Nur das Spektrum hatte sich verändert. Alianthus, Fraxinus, Pyrus und Sophora wurden 2019 durch Betula, Pinus, Prunus und Salix ersetzt. Im Gegensatz zu 2015 gibt es bei dieser aktuellen Umfrage keinen eindeutigen Favoriten für parasitäre Beeinträchtigungen. 2019 ist die Verteilung unter den Baumgattungen ausgewogener. Die vorderen Positionen teilen sich diese jeweils in 2-er Gruppen. Tilia und Acer machen den Anfang mit je 5 Nennungen, Populus und Betula besetzen die zweite Position mit vier Nennungen und gefolgt von Quercus und Aesculus mit drei Nennungen. Sorbus bildet alleine mit zwei Nennungen eine Gruppe. Die letzte Position mit nur einer Nennung umfasst sechs Baumgattungen (Abb. 8). Dies deckt sich nicht ganz mit der allgemeinen Verteilung der genannten Baumgattungen als Straßenbäume im gesamten Stadtgebiet – Tilia ist mit 35% die am häufigsten an der Straße gepflanzte Baumgattung in Berlin, gefolgt von Acer (20%) und Quercus (9%) 6. Sechs von acht Umfrageteilnehmer gaben 2019 als Schwerpunkt Trockenstress sowie Stammrisse und Hitzeschäden als Auswirkungen heißer Wetterereignisse an, wobei alle Baumgattungen und das gesamte Altersspektrum davon betroffen waren, sofern es genannt wurde. Ein Bezirk hob hervor, dass Altbäume durch Sonnenbrand wegen bautätigkeitsbezogener Asteinkürzungen geschädigt wurden und als weiteres Kronen an Jungbäumen wiederholt wegen der Trockenheit reduziert werden mussten. Allgemein ist bei der Auswertung für Jahr 2019 auffällig, dass je älter die Bäume sind, desto größer werden die Auswirkungen der parasitären Beeinträchtigungen. In der einfachen Addition wurden Jungbäume mit fünf Nennungen, Reifebäume mit 11 und Altbäume mit 19 Nennungen aufgeführt. 6 Zahlen vom 31.12.2020, abrufbar unter https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/stadtgruen/daten- und-fakten/stadtbaeume/ Seite 6 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Betrachtet man nun die Aussage differenzierter, zeigt sich, dass bislang die Gattungen Crataegus, Robinia, Platanus, Salix und Ulmus erst mit zunehmender Lebensdauer Beeinträchtigungen aufweisen und somit ggf. eines erhöhten Maßes an Pflege bedürfen. Spandau hat wiederholt, wie bereits 2015, an Ulmus Blattlausbefall bei der Nennung an Altbäumen als genauere Spezifizierung angegeben. Zweifach wurden an der Gattung Populus Beeinträchtigungen in der Altersklasse Reife- und Altbaum genannt, wobei diese auf das Auftreten holzzersetzender Pilze und auf Trockenstress zurückgeführt werden kann (s. hierzu auch Themenblock (III) holzzersetzende Pilze). Die Gattung Prunus wurde als Reifebaum von einem Bezirk kritisch betrachtet, genauere Angaben zu den Ursachen hierfür wurden jedoch nicht genannt. Die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) an Aesculus (Abb. 9) wurde vom Bezirk Spandau an allen Altersklassen erfasst und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nannte das Bakterium Pseudomonas spp. an Aesculus ohne konkrete Altersangabe. Abbildung 9: Schadbild der Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) mit dem Falter (oben rechts) und der Larve (unten rechts) Zu (II): Seite 7 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Welche Baumgattung (-art, -sorte) im befragten Bezirk als besonders pflegeextensiv eingeschätzt wurde, war Gegenstand der 4. Frage. Im Jahr 2015 haben einige Umfrageteilnehmer neben der Pflegeextensivität auch die -intensivität spontan betrachtet. Dies fiel in der Umfrage für das Jahr 2019 weg. Als weiteres lässt sich festhalten, dass von acht Umfrageteilnehmern ein Bezirk keine Angaben zu der gestellten Frage gemacht hat, drei weitere trafen genaue Aussagen zu Baumgattung, -art und -sorte, legten sich aber bei der Altersstruktur nicht fest. Dies spiegelt die Tabelle 1 wieder. Sie verdeutlicht, dass die Baumgattung Acer mit den Arten A. campestre und A. platanoides als pflegeextensiv klar favorisiert wurde. Im gesamten Stadtgebiet findet man inzwischen 59.275 A. platanoides und 5.329 A. campestre an den Straßen (Stand Juli 2021). Tabelle 1: Liste der pflegeextensiven Baumgattungen, -arten und –sorten ohne Altersangabe der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 Baumgattungen Bezirke Referat III C der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Acer campestre Klimaschutz Acer campestre ´Elsrjik´ Treptow-Köpenick Referat III C der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Acer platanoides Klimaschutz Amelanchier sp. Treptow-Köpenick Liquidambar styraciflua Treptow-Köpenick Platanus Steglitz-Zehlendorf Ulmus 'Resista' Treptow-Köpenick Tilia Steglitz-Zehlendorf Betrachtet man nun die Angaben der verbleibenden vier Bezirke zum eigentlichen Inhalt der Frage – nämlich der pflegeextensiven Baumgattungen – zeichnet sich folgendes Bild ab: 2015 waren es zehn Baumgattungen, die aufgelistet wurden, im Jahre 2019 erhöhte sich die Anzahl auf zwölf Gattungen bei einer geringeren Teilnahme der Bezirke. Daraus lässt sich vorsichtig ableiten, dass auch hier unter Berücksichtigung des Baumspektrums die Angaben differenzierter geworden sind. Dieses Spektrum hat sich 2019 ebenfalls verändert. Statt Ginkgo biloba, Liquidamber sp., Prunus sp. und die Baumart Tilia pallida waren es nun Amelanchier sp., Betula sp., Carpinus sp., Corylus sp., Populus sp., Resista®-Ulme und die Acer campestre-Sorten, zu denen Aussagen von den Bezirken gemacht wurden. Nur die Baumgattungen Quercus sp., diesmal aber in der Altersstruktur Jungbaum und nicht wie 2015 als Reife- und Altbaum, Tilia sp. und Platanus sp., fanden wieder eine Erwähnung (Abb. 10). Neben der Baumgattung Platanus sp. wurde in dieser Umfrage explizit die Art P. acerifolia benannt. Schaut man sich die Verteilung der Nennung in der Altersstruktur an, findet man eine relative homogene Verteilung im Bereich einer Nennung vorwiegend in den Altersstrukturen Jung- und Altbaum vor. Nur die A. campestre-Sorten bilden eine Ausnahme. Statt Seite 8 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ der sonst überwiegend erwähnten Altbäume wurden neben Jungbäume die Reifebäume als pflegeleicht bewertet. 3 Anzahl Nennungen 2 Jungbaum 1 Reifebaum Altbaum 0 Abbildung 10: Angaben der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 zu pflegeextensiven Baumgattungen (-arten, - sorten) Zur Frage 5 „Inwiefern neue Baumarten bzw. –sorten als Alternative zu den typischen Straßenbaumgattungen Tilia und Acer verstärkt gepflanzt werden“ kamen folgendes Ergebnis zu Stande: Alle acht Umfrageteilnehmer beantworteten die Frage nach Alternativpflanzungen. Insgesamt wurden 21 Baumgattungen und 26 Baumarten mit 11 Baumsorten (vier davon nicht näher spezifiziert) aufgelistet, die von den Bezirken als Alternative zu Tilia sp. und Acer platanoides - vorwiegend im Straßenland - verstärkt gepflanzt werden. Diese sind in Abb. 11 abgebildet. Seite 9 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Ulmus Resista Tilia euchlora Sorbus thuringiaca ´Fastigiata´ Sorbus aria Sophora japonica Quercus frainetto Quercus cerris Pyrus calleryana ´Chanticleer´ Platanus x acerifolia ´Tremonia´ Ostrya carpinifolia Morus nigra Morus alba Malus hybrida ´Everest´ Liriodendron tulpifera Liquidamber styraciflua i.S. Gymnocladus dioicus Gleditsia triancantos Ginkgo biloba Fraxinus pennsylvanica ´Summit´ Fraxinus ornus i.S. Crataegus monogyna ´Stricta´ Corylus colurna Amelanchier arborea i.S. Alnus spaethii Acer platanoides ´Columnare´ Anzahl Acer campestre i.S. Nennungen 0 1 2 3 4 Abbildung 11: Angaben der teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 zum Spektrum der eingesetzten neuen Baumarten, die gepflanzt werden Welche Analogie und welche Unterschiede gibt es zwischen 2015 und 2019? Weiterhin sehr beliebte Baumarten sind Liquidamber styraciflua i.S. (3x) und Ulmus resista® (3x) - 2015 war sie noch mit 4 Nennungen erwähnt. Gleich stark erwähnt werden wieder Acer campestre i.S., Fraxinus ornus i.S., Ostrya carpinifolia, Gleditsia triancantos mit je 2 Nennungen und Platanus x acerifolia ´Tremonia ´mit je 1x wie 2015. Weiter dabei, aber jeweils um eine Nennung geringer sind die Baumarten Ginkgo biloba und Quercus frainetto. Lichtenberg behielt die Baumsorte Acer platanoides ´Columnare´ weiterhin im Pflanzmonitoring. Seite 10 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Der Bezirk Spandau verwies wiederholt bei der Verwendung von Acer campestre auf die Sorten ´Elsrijk´ und ´Huibers Elegant´. Auch wenn in der Umfrage für 2019 bei der Baumgattung Amelanchier nicht explizit die Art erwähnt wurde, ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Amelanchier arborea-Arten handelt. Steglitz-Zehlendorf benennt sogar die Sorte ´Robin Hill´. Insgesamt zeigen die Bezirke ein größeres Interesse an dieser Baumart gegenüber 2015. Diese Thematik wird unter Frage 6 diese nochmals konkretisiert – nämlich inwiefern es bislang Erfahrungen mit diesen eingesetzten Baumarten und –sorten gibt und welche diese sind? Zwei Bezirke ließen diese Frage unbeantwortet und zwei Bezirke haben noch keine Erfahrung zu den neu eingesetzten Baumgattungen gesammelt. Alle nachfolgenden Aussagen wurden jeweils nur von einem Bezirk getroffen. Für Gleditsia sp., Gingko biloba, Ostrya carpinifolia, Liquidambar sp. und den Fraxinus ornus- Sorten ist die Standzeit zu kurz, um eine gesicherte Aussage seitens des Bezirkes treffen zu können. Die Baumgattungen Alnus und Sophora machen als Jungbäume keine Probleme. Ein Bezirk beschreibt Corylus coruna als robust. Acer campestre bescheinigt man nach 20 Jahren Standzeit eine gute Entwicklung, obwohl der Standort als schwierig beschrieben wird. Für das Attribut „geringer Schädlingsbefall“ werden folgende Baumarten aufgeführt: Platanus x acerifolia ´Tremonia´, Liquidambar styraciflua, Acer platanoides ´Columnare´, Alnus spaethii und die Baumsorte Crataegus x lavallei ´ Carrierei'. Zu (III): Die Fragen 7 und 8 behandeln zwei Aspekte zum Thema holzzerstörende Pilze an Bäumen: zum einen das Auftreten von Pilzfruchtkörpern an unterschiedlichen Stellen am Baum und zum anderen, welche Baumgattungen hiervon besonders betroffen waren. In Frage 8 konnten die Angaben zu den Pilzarten konkretisiert werden, die während der Baumkontrollen gemacht wurden. Wenden wir uns zuerst dem Thema “Höhe und Stärke des Auftretens der holzzerstörenden Pilze am Baum“ zu. Wie 2015 haben alle Bezirke, die sich an der Umfrage beteiligt haben, zu dieser Frage Stellung bezogen. Die Bewertung des Auftretens an den unterschiedlichen Stellen am Baum lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Im Wurzelbereich haben die acht Bezirke das Pilzfruchtkörperauftreten mit Mittel (6x) und Schwach (2x) bewertet (Abb. 12), im Stammbereich zeigt sich ein ähnliches Bild, da lag der Schwerpunkt wieder hauptsächlich im mittleren (7x) bis schwachen (1x) Bereich (Abb. 13). Etwas anders sieht es im Kronenbereich aus. Hier stuften sechs Bezirke das Auftreten von Pilzfruchtkörpern mit nur schwach ein, während zwei Bezirke dies mit Mittel bewerteten (Abb. 14). Keiner der Umfrageteilnehmer registrierte ein starkes Auftreten der Fruchtkörper, unabhängig der Höhenbereiche. Seite 11 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Diese Bewertung lässt den Schluss zu, dass besonders der Wurzel- und (untere) Stammbereich an Stadtbäumen von holzzersetzenden Pilzen parasitiert wird. Insofern spiegelt dieses Bild in gewissem Maße auch die Tatsache wider, das Stadtbäume und hierbei insbesondere Straßenbäume mit zum Teil erheblichen Beeinträchtigungen im Wurzelraum zu kämpfen haben. Ursachen hierfür sind z.B. zu geringer durchwurzelbarer Raum, unausgewogener Bodenluft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt, aber auch Einwirkungen von Tiefbauarbeiten, bei denen unsachgemäß in das Baumumfeld eingegriffen wird und dadurch häufig Wurzelverletzungen zu Stande kommen, die nachfolgend als Eintrittspforten von holzzersetzenden Pilzen genutzt werden können. Es ist anzumerken, dass sich die Bewertung des Fruchtkörperauftretens im Bereich Schwach und Mittel gegenüber 2015 kaum verändert hat. Hingegen ist der Bewertungsbereich „Stark“ weggefallen. Dies trifft auch für den Stammbereich zu. 10 8 Anzahl Nennungen 6 4 2 0 Schwach Mittel Stark k.A. Abbildung 12: Bewertung Pilzfruchtkörper im Wurzelbereich durch die teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 10 8 Anzahl Nennungen 6 4 2 0 Schwach Mittel Stark k.A. Abbildung 13: Bewertung Pilzfruchtkörper im Stammbereich durch die teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 Seite 12 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ 10 8 Anzahl Nennungen 6 4 2 0 Schwach Mittel Stark k.A. Abbildung 14: Bewertung Pilzfruchtkörper im Kronenbereich durch die teilnehmenden Bezirke (n=8) in 2019 Bei den genaueren Angaben zu den holzzersetzenden Pilzen wurden 16 Pilzarten genannt, die an 12 Baumgattungen und einer zusammengefassten Gruppe von Wirtsbäumen auftraten (Abb. 15). Insgesamt gab es 29 Nennungen. Besonders Fruchtkörper aus der Gruppe der Lackporlinge (Ganoderma sp.) wurden wieder wie 2015 sehr häufig erwähnt (insgesamt 5 x an drei verschiedenen Baumgattungen). Die meisten Nennungen zu den Lackporlingen gab es zur Baumgattung Tilia. Der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) als Braunfäulerreger war an den Gattungen Quercus und Salix auffällig und wurde von insgesamt drei Bezirken genannt, wobei der Großteil der Nennungen im Zusammenhang mit der Baumgattung Quercus stand. Als Weißfäuleerreger befällt der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) geschwächte Bäume. In der Auswertung der Umfrage 2020 war es die Baumgattung Betula, die von drei Bezirken genannt wurde und zusätzlich noch eine nicht näher konkretisierte Wirtsbaumart. Das Auftreten der Rindenpilze, wie z.B. die Rußrindenrankheit (Cryptomstroma corticale, insgesamt 3x), Massaria an Platanus und Tilia (je 1x), Diplodia an Pinus (1x) und das Eschentriebsterben (Hymenoscyphus fraxineus, 1x) machen deutlich, dass die zunehmende Hitze und Trockenheit den Straßen- und Anlagenbäumen in den letzten 5 Jahren deutlich zu gesetzt haben. Seite 13 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ 6 5 mehrere Wirtsbaumarten Tilia 4 Anzahl Nennungen Salix 3 Robinia Quercus 2 Populus Platanus 1 Pinus 0 Fraxinus Fagus Carpinus Betula Abbildung 15: Angaben der teilnehmenden Bezirke (n=8) zum auftreten holzzersetzender Pilze in Abhängigkeit der Baumart in 2019 In den Abbildungen 16 und 17 ist die Anzahl der Nennungen zu den holzzersetzenden Pilzen nochmals differenziert nach der Biologie der Pilze dargestellt. 6 5 Anzahl Nennungen 4 3 2 1 0 Abbildung 16: Verteilung wurzelbürtiger Pilze nach Pilzgattung in den teilnehmenden Bezirken (n=8) in 2019 Seite 14 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ 6 5 Anzahl Nennungen 4 3 2 1 0 Abbildung 17: Verteilung stammbürtiger Pilze nach Pilzgattung in den teilnehmenden Bezirken (n=8) in 2019 Fazit/Auswertung zu Umfrage „Stadtgrün 2020“ Die Auswertung der Umfrage 2020 kann aufgrund geringer Rückmeldungen aller Bezirke nur als Trend gewertet werden, aber trotzdem lassen sich einige Aussagen treffen. Im Vergleich zu 2015 sind die Angaben zum Auftreten der tierischen Schaderreger umfangreicher und konkreter geworden. Während in 2015 nur acht tierische Schaderreger genannt wurden, erhöhte sich deren Anzahl in 2019 auf elf. Wenngleich „Läuse allgemein“ (2019= 5 Nennungen, 2015= 8 Nennungen) und Spinnmilben (2019= 3 Nennungen, 2015= 9 Nennungen) weiterhin aufgelistet wurden, ging die Zahl der Nennungen deutlich zurück. Wärmeliebende Insekten, wie der Eichenprozessionsspinner (2019= 6 Nennungen, 2015= 4 Nennungen), die Borkenkäfer (2019 und 2015= 4 Nennungen) und erstmalig die Lindenwanze (3x) gewannen an Bedeutung. Im Bereich „nichtparasitäre Schäden“ ist der Trockenstress vordergründig (5x). Stammrisse (2x), Sonnenbrand, Hitze, Salz und Blattnekrosen (jeweils 1x) sind zu erwähnen. Diese Symptome kann man ebenfalls als Folge der zunehmenden Trockenheit und Hitze und der ausbleibenden Niederschläge im Frühjahr der letzten Jahre werten. In der Umfrage 2020 kann man allgemein vermerken, dass weiterhin Jungbäume unter Berücksichtigung neuer Baumgattungen (Amelanchier, Carpinus, Corylus, Fraxinus, und Ulmus RESISTA®) als weniger pflegeextensiv betrachtet werden, abgesehen von Erziehungspflege, wie z.B. das Stäben und die Kronenkorrektur bei Quercus. Dennoch ist eine Verschiebung in den letzten fünf Jahren vom Reifebaum zum Altbaum festzustellen. Der Reifebaum als pflegeextensive Seite 15 von 16
Auswertung Fragebogen zum Thema „Stadtgrün 2020“ Baumklasse tritt 2019 nur einmal bei der Baumart Acer campestre auf. Die Baumgattung Betula scheint weiterhin als Altbaum nicht so viel Pflege zu beanspruchen. Ferner zeigt sich, dass in den Bezirken weiterhin häufiger „neue“ und als stadtklimatolerante bezeichnete Baumarten und -sorten Verwendung finden. Waren 2015 noch 23 Baumarten angegeben, stieg die Zahl 2019 auf 26. Weiterhin spielt die Ulmus RESISTA® (2019= 3x, 2015= 4x) bezüglich ihres guten Anwuchsverhaltens eine wichtige Rolle, auch wenn die Anzahl Nennungen leicht zurückging. Hingegen fand die kleinkronige Baumart Amelanchier arborea in 2019 etwas mehr Erwähnung als in 2015 (2019= 3x, 2015= 2x). Andere bewährte Baumarten Quercus frainetto und Ginkgo biloba bleiben weiterhin im Sortiment, und auch hier ist ihre Nennung zugunsten anderer Baumarten und -sorten auf eins zurückgegangen. Es ist hierzu festzustellen, dass viele Grünflächenämter und das Referat III C der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, offenbar zunehmend bereit sind, auf ein größeres Sortiment von Baumarten und deren Sorten für Straßenbaumpflanzungen zurückzugreifen. Veränderung gab es im Vergleich der beiden Befragungen bei den holzzersetzenden Pilzen. Während 2015 noch 4 von 10 Bezirken das Auftreten von Pilzfruchtkörpern im Wurzelbereich mit „stark“ bewerteten, wurde in 2019 von keinem befragten Bezirk das Auftreten von wurzelbürtigen Pilzen in seiner Intensität bewertet. Hingegen gab es beim Erscheinen der Fruchtkörper im Kronenbereich in 2019 ein ähnliches Bild wie in 2015. So gaben 2015 sieben von zehn Bezirken das Auftreten der Pilze mit „schwach“ an, 2019 waren es sechs von acht Bezirke. Diese gleichbleibende Verteilung zwischen den beiden Umfragejahren zeigt sich auch bei der Bewertung der stammbürtigen Pilze. 2015 beschrieben sechs von zehn Bezirken ihr Auftreten mit „mittel“, 2019 waren es sieben von acht Bezirken. Fotos: Pflanzenschutzamt Berlin Seite 16 von 16
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