Pressevielfalt Schweiz - Ein Überblick
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Die vom Bundesamt für Statistik (BFS) herausgegebene Reihe «Statistik der Schweiz» gliedert sich in folgende Fachbereiche: 0 Statistische Grundlagen und Übersichten 1 Bevölkerung 2 Raum und Umwelt 3 Arbeit und Erwerb 4 Volkswirtschaft 5 Preise 6 Industrie und Dienstleistungen 7 Land- und Forstwirtschaft 8 Energie 9 Bau- und Wohnungswesen 10 Tourismus 11 Verkehr und Nachrichtenwesen 12 Geld, Banken, Versicherungen 13 Soziale Sicherheit 14 Gesundheit 15 Bildung und Wissenschaft 16 Kultur, Informationsgesellschaft, Sport 17 Politik 18 Öffentliche Verwaltung und Finanzen 19 Kriminalität und Strafrecht 20 Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung 21 Nachhaltige Entwicklung und Disparitäten auf regionaler und internationaler Ebene
Statistik der Schweiz Pressevielfalt Schweiz Ein Überblick Bearbeitung Edi Kradolfer Herausgeber Bundesamt für Statistik (BFS) Office fédéral de la statistique (OFS) Neuchâtel, 2007
IMPRESSUM Herausgeber: Bundesamt für Statistik (BFS) Auskunft: Edi Kradolfer Tel. 032 713 63 09, E-Mail: edi.kradolfer@bfs.admin.ch Autor: Edi Kradolfer Vertrieb: Bundesamt für Statistik, CH-2010 Neuchâtel Tel. 032 713 60 60 / Fax 032 713 60 61 / E-Mail: order@bfs.admin.ch Bestellnummer: 433-0700 Preis: Fr. 7.– (exkl. MWST) Reihe: Statistik der Schweiz Fachbereich: 16 Kultur, Informationsgesellschaft, Sport Originaltext: Deutsch Übersetzung: Sprachdienste BFS Titelgrafik: Marie Liliane Scalet Grafik/Layout: BFS Copyright: BFS, Neuchâtel, 2007 Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – unter Angabe der Quelle gestattet ISBN: 978-3-303-16083-1
INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze 5 3 Nutzung der aktualitätsbezogenen Presse 18 3.1 Unterschiede in der Nutzung von Kauf- Einleitung 6 und Gratispresse 18 1 Entwicklung der Kaufzeitung 7 3.2 Zusammensetzung der Leserschaft von Kauf- und Gratispresse 19 1.1 Historischer Überblick 7 3.2.1 Altersgruppen 20 1.1.1 Veränderung der Zeitungslandschaft 7 3.2.2 Bildungsgruppen 20 1.1.2 Phasen der Entwicklung 7 1.2 Entwicklung der Kaufzeitung 1985–2006 8 4 Schlussbemerkungen 22 1.2.1 Entwicklung nach Erscheinungshäufigkeit 8 Anhang 1: Tabellen 23 1.2.2 Entwicklung nach Sprache der Titel 10 Anhang 2: Bemerkungen zur Methodik 27 Anhang 3: Literatur zum Thema 33 2 Entwicklung der aktualitätsbezogenen Presse 12 Anhang 4: Glossar 37 2.1 Erscheinungshäufigkeit und Vertriebsart 12 2.1.1 Kaufpresse 12 2.1.2 Grossauflagen 13 2.1.3 Gratispresse 14 2.1.4 Einfluss der Gratis- und der Wochenpresse 14 2.2 Kauf- und Gratispresse in den Sprachregionen 16 2.3 Struktur der Tages- und Wochenpresse nach Auflagengrösse 16 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 3
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Das Wichtigste in Kürze • Seit Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts re- • Dieses Zeitungsmodell hat in der deutschsprachigen duziert sich die Anzahl der in der Schweiz erschei- Schweiz grossen Erfolg. Insgesamt vermag der Typ nenden Kaufzeitungen von rund 400 Titeln rela- der gratis verteilten Tageszeitung seine Leserschaft im tiv kontinuierlich um etwa die Hälfte auf 205 Titel im Zeitraum der letzten 6 Jahre mehr als zu verdoppeln. Jahre 2006. Im Jahre 2006 erreicht dieser Zeitungstyp rund 30% der Bevölkerung ab 14 Jahren. • Bis in die zweite Hälfte der 80er Jahre verdoppelt sich dagegen die Gesamtauflage der Kaufzeitungen und • Die tagesaktuelle Gratiszeitung ist zudem vor allem erreicht rund 4 Mio Exemplare. Ein Umfang, wel- in Bevölkerungsgruppen erfolgreich, welche die Kauf- cher bis zu Beginn der Jahrtausendwende relativ sta- zeitung tendenziell weniger umfassend erreicht. Dies bil bleibt. Der Rückgang der Anzahl unabhängiger Ti- betrifft insbesondere jüngere Menschen und Gruppen tel an Kaufzeitungen seit den 80er Jahren betrifft vor mit einem weniger hohen Bildungsniveau. allem kleine Zeitungen, welche täglich oder zwei bis • Damit erweitern die tagesaktuellen Gratiszeitungen drei Mal pro Woche erscheinen. tendenziell die Leserschaft der aktualitätsbezogenen • Als Innovation auf dem Markt der Tageszeitung tritt Presse. seit der Jahrtausendwende neu die täglich erschei- nende, mit einem breiten, ausgebauten redaktionellen Angebot ausgestatte Gratiszeitung im überregionalen Bereich auf. 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 5
EINLEITUNG Einleitung Die Informationsfreiheit und Meinungsäusserungsfreiheit In der vorliegenden Publikation wird zunächst ein sind massgebliche Elemente zur freien Meinungsbildung Überblick zur historischen Entwicklung der Kauf- und Entscheidungsfindung in einer Demokratie. Sie zeitungen als Kernstück der Presselandschaft gegeben. werden in der Schweiz in der Bundesverfassung in Artikel Darauf wird die Entwicklung der letzten 20 Jahre der 16 und 17 garantiert. Kaufzeitung etwas eingehender besprochen. Für die Realisierung dieser Freiheitsrechte ist unter an- Im dritten Teil wird die Entwicklung der Kaufzeitung derem eine Infrastruktur notwendig, welche es den ver- aus dem Rahmen der gesamten Entwicklung der aktuali- schiedenen Akteuren ermöglicht, Information aktuell tätsbezogenen Presse und damit unter Berücksichtigung und massenhaft verbreiten zu können. Nur so kann der Gratiszeitungen und Anzeiger, den Nachrichten- innerhalb eines beschränkten Zeitraums für einen Gross- magazinen und Sonntagszeitungen betrachtet. teil der Bürgerinnen und Bürgern die Vielfalt an Interes- Die Frage nach dem Erfolg der Gratis-Tageszeitungen sen und Meinungen aufgezeigt und allgemein zugäng- wird abschliessend aus der Perspektive der Nutzung der lich gemacht werden. Die Presse ist neben dem Radio, Printmedien etwas eingehender beleuchtet. dem Fernsehen und dem Internet ein Teil dieser Infra- Diese Publikation stützt sich auf verschiedene Daten- struktur. quellen ab. Die Auflagenstatistiken basieren auf dem Auf- Die vorliegende Publikation beleuchtet einige der lagen-Bulletin der AG für Werbemedienforschung (WEMF) wesentlichen Aspekte der Entwicklung des Angebots der und sind ergänzt durch Angaben, welche sich im Katalog täglich bis wöchentlich erscheinenden Presse. Das BFS der Schweizer Presse des Verbandes Schweizerischer entspricht damit dem Bedürfnis nach einer Fortschrei- Werbegesellschaften (VSW/ASSP) finden. Für die Daten bung einer im Jahre 2001 erschienen Publikation, welche zur Pressenutzung wird auf die repräsentative Befragung sich dem gleichen Thema widmete. Zusätzlich werden der WEMF (MACH Basic) zurückgegriffen. nun auch einzelne Aspekte der Nutzung des Presseange- Insbesondere der WEMF, dem VSW und dem Ver- bots in der Bevölkerung berücksichtigt. band der Schweizer Presse ist für die freundliche Bereit- Die Veränderungen der Presselandschaft, ihrer Infra- stellung der Datengrundlagen und ihre Unterstützung, struktur und ihrer Angebotsformen wirken sich nicht zu- ohne welche eine solche Statistik kaum erstellbar wäre, letzt auch auf die Zählung dieser Produkte aus. Verände- herzlich gedankt. rungen in der Einteilung der Presseorgane in verschiedene Typen und Klassen, sowie der Regeln der Beglaubigung der Auflage einer Zeitung sind dafür Beispiele. Diese Aspekte erschweren in einzelnen Fällen einen präzisen statistischen Überblick. Trotzdem gelingt es aber, einige übergreifende Entwicklungsmuster der Schweizer Presse zu beschreiben. 6 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER KAUFZEITUNG 1 Entwicklung der Kaufzeitung Die Schweizer Presselandschaft befindet sich in einem lokalen Zeitungen sind oftmals Kopfblätter grösserer dauernden Wandel. Dies betrifft im Besonderen die Einheiten (sogenannte Manteltitel) geworden. Diese Zeitungen mit täglicher oder mindestens wöchentlicher zeichnen sich inhaltlich dadurch aus, dass sie weiterhin Erscheinungsweise, welche traditionell per Abonnement eine eigenständige Lokalberichterstattung aufweisen, oder käuflich am Kiosk erworben werden. während die Inland- und Auslandberichterstattung durch Die Kaufzeitungen waren in der ersten Hälfte des den Manteltitel gestellt wird. 20. Jahrhunderts in der Mehrzahl zumeist kleine, lokale Eigenständige Kaufzeitungen in Form von Tages- Zeitungen, welche oft lokalen, politischen Gruppie- zeitungen finden sich primär noch in städtischen Zentren rungen verpflichtet waren. Dies hat sich grundlegend oder aber in abgegrenzten Lokalräumen. Letzteren ge- geändert. Die Statistik des Verbandes «Schweizer lingt es mittels einer umfassenden und eigenständigen Presse» zählt für 1939 rund 400 unabhängige Kauf- Lokalberichterstattung der lokalen Leserschaft einen zeitungen in der Schweiz. Dies Angebot hat sich bis ins Mehrwert gegenüber den grossen Tageszeitungen aus Jahr 2006 etwa halbiert. den Zentren zu bieten. Eine weitere Möglichkeit für Kaufzeitungen in kleineren Lokalräumen ist es, sich neben den grossen 1.1 Historischer Überblick Tageszeitungen der Zentren als Zweitzeitung zu etablie- ren, welche zwei bis drei Mal pro Woche mit einem 1.1.1 Veränderungen der Zeitungslandschaft klaren Fokus auf Lokalberichterstattung erscheint. Ein in den letzten 20 Jahren erfolgreiches Modell der Ausser in einzelnen grösseren Agglomerationen gibt es Kaufzeitung ist die überregionale Sonntagszeitung. Ver- kaum mehr lokale Räume, in denen mehrere Tages- änderungen ergeben sich hier gegenwärtig durch die Er- zeitungen je ausschliesslich für diesen Lokalraum in weiterung der Mantel-Tageszeitungen Südostschweiz direkter, journalistischer Konkurrenz zueinander stehen. (2006), Mittelland-Zeitung (2007) und anderer um eine Die Tageszeitungen sind zumeist zu überparteilichen «siebente Ausgabe» neuen Schub erhält. Forumszeitungen geworden, welche für sich den An- spruch erheben, neben der nationalen und internatio- 1.1.2 Phasen der Entwicklung nalen Berichterstattung für ihre Lokalräume das gesamte Spektrum der lokalen Ereignisse und des lokalen Grob lassen sich zwei Phasen der Entwicklung unter- Meinungsspektrums abzubilden. scheiden. Eine erste Phase der Entwicklung dauert von den 60er Jahren bis in die zweite Hälfte der 80er Jahre Kaufzeitung des letzten Jahrhunderts. Die zweite Phase erstreckt sich Als eine Kaufzeitung gilt in der hier berücksichtigten Statistik von Ende der 80er Jahre bis in die Gegenwart (vgl. Gra- des Verbandes der Schweizer Presse eine Zeitungsausgabe, welche in einer der vier Landessprachen in der Schweiz fik G 1.1). (ohne Fürstentum Liechtenstein) erscheint, universelle Infor- Während über beide Phasen die Anzahl der Titel an mationen enthält, mindestens 1x pro Woche erscheint und Kaufzeitungen kontinuierlich zurück geht, so entwickeln allen Bevölkerungsschichten zugänglich ist. Gratiszeitungen, sich die Kennwerte der Auflage unterschiedlich. In der Amtsblätter, Special-Interest- und Mitgliederzeitungen sind ersten Phase steigt die Gesamtauflage, also die Summe nicht berücksichtigt. Gezählt werden Einzel- und Regional- titel (also Kopfblätter). der Auflagen aller Kaufzeitungen, unabhängig davon, wie oft sie pro Woche erscheinen, parallel zur durch- Ein zweites zentrales Charakteristikum des Wandels schnittlichen täglichen Auflage. Diese ist ein theore- der Kaufzeitung ist der Zusammenschluss von lokalen tischer Wert, welcher sich dadurch errechnen lässt, in Blättern zu grösseren Einheiten. Aus eigenständigen dem man die Auflage der nicht täglich erscheinenden Zeitungen so auf die Woche verteilt, wie wenn diese 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 7
ENTWICKLUNG DER KAUFZEITUNG Kaufzeitungen: Anzahl Titel, Gesamt- und durchschnittliche tägliche Auflage (1939–2006) G 1.1 4500 450 Gesamtauflage 4000 400 Durchschnittliche tägliche Auflage 3500 350 Anzahl Titel Auflage in 1000 Exemplaren 3000 300 Anzahl Titel 2500 250 2000 200 1500 150 1000 100 500 50 0 0 Quelle: Verband Schweizer Presse 1939 1945 1951 1957 1963 1969 1975 1981 1987 1993 1999 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) Zeitung gleichmässig auf die Wochentage verteilt 1.2 Entwicklung der Kaufzeitung erscheinen würde. 1985–2006 Der sinkenden Anzahl an Zeitungstiteln stehen damit steigende Auflagen gegenüber. Die verbliebenen Titel Die Trendwende in der zweiten Hälfte der 80er Jahre bieten – bezogen auf die Auflage – mehr als eine Kom- wird im Folgenden zunächst bezüglich der Erscheinungs- pensation der verlorenen Titel. Die Gesamtauflage ver- häufigkeit der Kaufzeitungen und anschliessend bezüg- doppelt sich von rund 2 Mio auf 4 Mio Exemplare. lich der Sprache der Zeitungstitel und damit auf allfällige Dies ändert sich in der zweiten Phase: Die durch- sprachregionale Unterschiede der Entwicklung hin be- schnittliche tägliche Auflage geht anfangs der 90er Jahre trachtet. in eine sinkende Tendenz über, welche bis in die Gegen- wart anhält. Die Gesamtauflage bleibt in dieser zweiten 1.2.1 Entwicklung nach Erscheinungshäufigkeit Phase zunächst auf einem hohen Niveau (4,2 Mio Exemplare im Jahre 2000) relativ stabil, beginnt aber seit Die hier betrachteten Kaufzeitungen lassen sich in drei 2005 zu sinken. Die im Markt verbliebenen Titel können Gruppen unterteilen. Tageszeitungen, welche speziell auf also zunächst im Durchschnitt ihre Gesamtauflagen Aktualität ausgerichtet sind, Wochenzeitungen, welche weiterhin erhöhen, aber die durchschnittliche Menge an sich zumeist eher Hintergründen und herausragenden Kaufzeitungen, welche täglich Leser und Leserinnen Ereignissen widmen, sowie Zeitungen, welche zwei bis finden, sinkt. drei Mal die Woche erscheinen. Die Anzahl der Kaufzeitungen, welche mindestens Gesamtauflage 4 Mal pro Woche in der Schweiz erscheinen, nimmt in Anzahl an verteilten Exemplaren pro Ausgabe einer Publika- dem Zeitraum der letzten 20 Jahre von 124 Titel um tion im Durchschnitt, respektive die summierten Auflagen je rund 40% auf 76 Titel1 ab (vgl. G 1.2a). Die Gesamt- einer Ausgabe einer Gruppe von Publikationen (unabhängig der Erscheinungshäufigkeit der Publikationen). auflage der Zeitungen dieser Kategorie reduziert sich in Durchschnittliche tägliche Auflage diesem Zeitraum lediglich um rund 13% (vgl. G 1.2b). Auflage einer Publikation unter Berücksichtigung der Die verbleibenden Tageszeitungen steigern ihre Auf- Erscheinungshäufigkeit des Titels. lage in dem Umfange, dass die Auflagen der verschwun- Beispiel: denen Titel kompensiert wird. Dies trifft insbesondere für vgl. Glossar siehe S. 39 die 90er Jahre zu: In dieser Zeit verschwinden rund 1 Die Datenbasis ist nicht mit jener des Verbandes der «Schweizer Presse» identisch aufgrund einzelner unterschiedlicher Zuordnungen von einzel- nen Zeitungstiteln (vgl. dazu Anhang). 8 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER KAUFZEITUNG Kaufzeitungen: Anzahl Titel nach Erscheinungshäufigkeit (1985–2006) G 1.2a Anzahl Titel 160 1x/Woche 2–3x/Woche 140 ab 4x/Woche 120 100 80 60 40 20 0 Quelle: WEMF / VSW / Impressum / BFS 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003/04 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) Kaufzeitungen: Auflage nach Erscheinungshäufigkeit (1985–2006) G 1.2b Auflage in 1000 Exemplaren 3000 1x/Woche 2–3x/Woche 2500 ab 4x/Woche 2000 1500 1000 500 0 Quelle: WEMF / VSW / Impressum / BFS 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003/04 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) 1/3 der eigenständigen Tageszeitungen, während die Unter den Kaufzeitungen der Schweiz erweisen sich in Gesamtauflage lediglich um rund 4% zurück geht. den letzten 20 Jahren diejenigen, welche ein Mal Zumeist wurde faktisch die Auflage eines eingehenden wöchentlich erscheinen, als ein erfolgreiches Zeitungs- Titels durch eine Übernahme oder Fusion mit einem be- modell. Die Titelzahl nimmt über den Zeitraum etwas zu, nachbarten Zeitungstitel weiterhin erhalten. Seit dem während die Gesamtauflage sich um über 50% auf über Jahre 2000 zeigt sich aber eine geringfügige, jedoch 1 Mio Exemplare steigert. Einen bedeutsamen Anteil zunehmende Erosion der Gesamtauflage für die Kauf- dieses Erfolges steuern die Sonntagszeitungen bei. Tageszeitungen an. Die Entwicklung der Kaufzeitung unterscheidet sich in Die Anzahl der Kaufzeitungen, welche zwei bis drei den letzten 20 Jahren in der Schweiz je nach ihrer Er- Mal pro Woche erscheinen, nimmt in den letzten scheinungshäufigkeit. Dies zeigt sich umso deutlicher, 20 Jahren um über 40% auf rund 40 Titel ab und ihre wenn die durchschnittliche Auflage der drei nach ihrer Auflage reduziert sich in einem ähnlichen Prozentsatz. Erscheinungshäufigkeit eingeteilten Gruppen der Kauf- Mit einer Gesamtauflage von 200’000 Exemplaren im zeitungen in der Entwicklung der durchschnittlichen Auf- Jahre 2006 hat diese Kategorie lediglich die Bedeutung lage der Zeitungsgruppe verglichen wird. eines Nischenproduktes. Sie hat ihren Schwerpunkt in der differenzierten Lokalberichterstattung in eher länd- lichen Gegenden. 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 9
ENTWICKLUNG DER KAUFZEITUNG Kaufzeitungen: Durchschnittliche Auflage pro Titel nach Erscheinungshäufigkeit (1985–2006) G 1.3 Durchschnittliche Auflage 40 000 ab 4x/Woche 2–3x/Woche 35 000 1x/Woche 30 000 25 000 20 000 15 000 10 000 5 000 0 Quelle: WEMF / VSW / Impressum / BFS 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003/04 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) Die wöchentlich erscheinenden Zeitungen erweisen 1.2.2 Entwicklung nach Sprache der Titel sich als erfolgreich. Die durchschnittliche Auflage in Zeitungen sind ein bedeutsamer Bestandteil des sprach- dieser Titelgruppe steigert sich um rund 40% auf rund kulturellen Repertoires. Es stellt sich daher für die 31’000 Exemplare pro Titel (vgl. Grafik G 1.3). Schweiz speziell die Frage, ob die Sprachregionen sich Demgegenüber ist die Anzahl der Titel wie auch die bezüglich des jeweiligen Zeitungsangebotes unterschied- Auflage der zwei bis drei Mal pro Woche erscheinenden lich entwickeln. Kaufzeitungen deutlich zurück gegangen. Und die ver- Die Entwicklung der Anzahl und der Auflagen der bliebenen Titel der Gruppe erzielen mit einer durch- Kaufzeitungen verläuft in den Sprachregionen uneinheit- schnittlichen Auflage von 5000 Exemplaren pro Titel (im lich (Grafik G 1.4a, G 1.4b). Dies scheint jedoch insge- Jahre 2006) eine nur geringfügige Steigerung gegenüber samt weniger sprachkulturelle Ursachen zu haben, denn dem Jahre 1985. auf Aspekte der Grösse der Sprachräume und lokal spe- Von herausragender Bedeutung für die aktualitäts- zifische Bedingungen zurück zu führen zu sein. bezogenen Kaufzeitungen bleiben jedoch die Tages- Über den Zeitraum der letzten zwei Jahrzehnte nimmt zeitungen. Der starke Rückgang der Titelzahl wird durch die Anzahl der Titel an Kaufzeitungen in der Deutsch- eine Steigerung der Durchschnittsauflage um rund 60% schweiz mit 27% deutlich ab, während der Auflagen- weitgehend wettgemacht. Erreicht die durchschnittliche schwund mit 7% relativ gering ist. Tageszeitung in der Schweiz 1985 lediglich rund 10’000 Die Entwicklung in der französischsprachigen Schweiz Exemplare, sind es 2006 rund 16’000 Exemplare. Damit weist im Überblick eine ähnliche Tendenz wie die ist die durchschnittliche Tageszeitung in der Schweiz Deutschschweiz auf. jedoch nach wie vor nur halb so gross wie die durch- In der italienischsprachigen Schweiz kann über den schnittliche Wochenzeitung. Allerdings bleibt bei diesen Zeitraum von 1985–2006 bei starken Schwankungen Vergleichen zu berücksichtigen, dass die Unterschiede im eine Zunahme der Auflage von rund 28% bei einer nur Umfang der Auflage zwischen den einzelnen Zeitungen geringfügig rückläufigen Titelzahl festgestellt werden. jeweils sehr gross ist. Dies wird in Kapitel 2.3 ein- Allerdings lässt sich daraus kaum ein Trend ablesen, da gehender ausgeführt. die Angebotssituation stark von situativen Faktoren ab- hängig ist. Im kleineren, rätoromanischen Sprachraum kann die Angebotslage als relativ stabil bezeichnet werden. 10 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER KAUFZEITUNG Kaufzeitungen: Anzahl Titel nach Sprache der Titel (1985–2006) G 1.4a Anzahl Titel 200 Deutsch Französisch Italienisch 150 Rätoromanisch Mehrsprachig 100 50 0 Quelle: WEMF / VSW / Impressum / BFS 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003/04 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) Kaufzeitungen: Auflage nach Sprache der Titel (1985–2006) G 1.4b Auflage in 1000 Exemplaren 3500 Deutsch Französisch 3000 Italienisch Rätoromanisch 2500 Mehrsprachig 2000 1500 1000 500 0 Quelle: WEMF / VSW / Impressum / BFS 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003/04 2005 © Bundesamt für Statistik (BFS) 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 11
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE 2 Entwicklung der aktualitätsbezogenen Presse In den letzten Jahren wird das Angebot der Kauf- gegen 5 Mio Exemplare. Es werden also rund zeitungen vermehrt durch Zeitungen mit anderen Ver- 1,5 aktualitätsbezogene Zeitungen und Zeitschriften pro triebsformen, insbesondere Gratiszeitungen, welche Tag pro Haushaltung in der Schweiz verteilt. Oder, um auch über ein ausgebautes journalistisches Angebot ver- die nicht haushaltsgebundenen Vertriebsformen der fügen, ergänzt. Entsprechend wird im Folgenden ein Presse mitzuberücksichtigen: Rund 6 von 10 in der Blick auf das gesamte Angebot der mindestens wöchent- Schweiz wohnhaften Personen verfügen täglich über ein lich erscheinenden Pressetitel in der Schweiz geworfen. Exemplar der Tages- und Wochenpresse. Nicht alle Presseprodukte, welche dieser Definition Je nach Vertriebsform werden im Folgenden die entsprechen, bieten jedoch eine redaktionell bearbeitete, Pressetitel gemäss ihrer Erscheinungshäufigkeit geordnet aktualitätsbezogene Berichterstattung von allgemeinem und die Entwicklungstendenzen dieser Gruppen einzeln Interesse. Einige davon bestehen vorwiegend aus Anzei- erläutert (vgl. Grafiken G 2.1a und G 2.1b und Tabellen gen und Inseraten (viele Anzeigenblätter) oder aus loka- T 2a und T 2b im Anhang). len amtlichen Mitteilungen (Amtsanzeiger) oder aus Mischformen dieser beiden Typen. 2.1.1 Kaufpresse Mit dieser umfassenderen Betrachtungsebene lässt Die Kaufpresse setzt sich zusammen aus den Kauf- sich erstens das gesamte bestehende Potential der Presse zeitungen, Zeitschriften und Special Interest-Magazinen, bezüglich einer aktualitätsbezogenen Berichterstattung sowie auch viele kleinen, lokalen amtlichen Anzeigern, abschätzen und zum Zweiten lassen sich die Wechsel- welche mindestens wöchentlich erscheinen und in der wirkungen der unterschiedlichen Angebotsformen inner- Regel nicht gratis abgegeben werden. Da dieser Presse- halb dieses Pressesegmentes beobachten. Sei dies be- typ grossmehrheitlich durch die in Kapitel 2 erläuterten züglich der Beziehung zwischen den Kauf- und den Kaufzeitungen geprägt ist, wird die Erläuterung knapp Gratiszeitungen, oder bezüglich der Erscheinungshäufig- gehalten: keit der Titel. – Die Auflage der Titel, welche mindestens vier Mal Aktualitätsbezogene Presse pro Woche erscheint, reduziert sich in den 6 Jah- Berücksichtigt sind sämtliche Pressetitel, welche mindestens ein Mal pro Woche erscheinen, allgemein zugänglich sind ren um 10%2. Dieses dominante Segment der Kauf- und mindestens einmal in den Jahren 2000–2006 durch die presse, welches insbesondere durch die klassische WEMF beglaubigt wurden. Grossauflagen von Zeitungen Tageszeitung repräsentiert ist, weist eine rückläufige werden nicht als eigenständig bestehende Titel gezählt Tendenz in der Auflage aus. (vgl. für weitergehende Informationen den Anhang). – Die Gruppe der zwei bis drei Mal pro Woche erschei- nenden Kaufpresse, welche nur eine geringfügige 2.1 Erscheinungshäufigkeit Rolle im Presseangebot spielen, nehmen in Auflage und Vertriebsart und der Anzahl Titel deutlich ab. Insgesamt erscheinen in der Schweiz im Segment der Tages- und Wochenpresse im Jahre 2006 405 Zeitungs- 2 In dieser Perspektive sind die Kaufzeitungen nach der Anzahl der jeweils titel. Dies sind 11 Titel weniger als im Jahre 2000. effektiv beglaubigten Einzeltitel berücksichtigt. Die Beglaubigungspraxis für einzelne Kopfblätter ist jährlich teils unterschiedlich. Daraus können Die Gesamtauflage erreicht im Jahre 2006 18,2 Mio sich jährliche Schwankungen in der Gesamtzahl der Titel ergeben, welche Exemplare. Dies entspricht einer durchschnittlichen täg- teils nicht einer faktischen Veränderung der Anzahl der auf dem Leser- markt präsenten Titel entspricht. Es ist daher speziell auf die Inter- lichen Auflage der aktualitätsbezogenen Presse von pretation zu achten. (vgl. auch Anhang) 12 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE Tages- und Wochenpresse: Anzahl Titel nach Erscheinungshäufigkeit und Vertriebsform (2000–2006) G 2.1a Titel 500 Gratis- / Mitgliederpresse 450 (1x / Woche) Gratiszeitungen 400 (4–7x / Woche) 350 lokale Gratispresse (1–3x / Woche) 300 Grossauflagen (der Tagespresse) 250 Kaufpresse (1x / Woche) 200 Kaufpresse (2–3x / Woche) 150 Kaufpresse (ab 4x / Woche) 100 50 0 Quelle: WEMF / VSW 2000 2001 2002 2003/04 2005 2006 © Bundesamt für Statistik (BFS) Tages- und Wochenpresse: Gesamtauflage nach Erscheinungshäufigkeit und Vertriebsform (2000–2006) G 2.1b Auflage in 1000 Exemplaren 20 000 Gratis- / Mitgliederpresse 18 000 (1x / Woche) Gratiszeitungen 16 000 (4–7x / Woche) 14 000 lokale Gratispresse (1x / Woche) 12 000 Grossauflagen (der Tagespresse) 10 000 Kaufpresse (1x / Woche) 8 000 Kaufpresse (2–3x / Woche) 6 000 Kaufpresse (ab 4x / Woche) 4 000 2 000 0 Quelle: WEMF / VSW 2000 2001 2002 2003/04 2005 2006 © Bundesamt für Statistik (BFS) – Die Titel der Kaufpresse, die ein Mal pro Woche er- wöchentlich erscheinenden Zeitungen den stärkeren scheinen, verfügen über kein einheitliches Entwick- Rückgang an der Auflage zu verzeichnen haben. lungsmuster. Diese Titelgruppe setzt sich unter an- derem aus Sonntagszeitungen, Amtsanzeigern, 2.1.2 Grossauflagen Frauenmagazinen und Wirtschaftszeitungen sehr Eine Reaktion der Verlage auf die Expansionsgrenzen im heterogen zusammen. Insgesamt stagniert diese Bereich der tagesaktuellen Kaufpresse sind die Grossauf- Gruppe in den letzten 6 Jahren: Die Auflage dieser lagen. Dies ist in der Regel eine einzelne Wochenaus- Gruppe ist leicht rückläufig (um 3%) und erreicht gabe einer Kauf-Tageszeitung, welche allenfalls durch 2006 4,3 Mio Exemplare. Auch die Titelzahl ist etwas zusätzliche Angebote erweitert wird und im Kerngebiet rückläufig (um 10% auf 127 Titel im Jahre 2006). der Tageszeitung gratis in alle Haushalte gestreut wird. Die Kaufpresse weist also unabhängig von der Er- Mittels der so erzielten hohen Abdeckung der Haus- scheinungshäufigkeit eines Titels pro Woche eine gering- halte eines bestimmten Lokalraumes ergeben sich für fügig rückläufige Tendenz aus. Wobei die mächtigste den Werbemarkt attraktive Angebote. Gruppe, die Tageszeitungen sowie die zwei bis drei Mal 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 13
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE Als Nebeneffekt wird damit gleichzeitig auch für die scheinende Gratisanzeigern der städtischen Zentren. Tageszeitung geworben und allenfalls ein lokaler Gratis- Im Jahre 2006 zählen dann zu diesem Segment die anzeiger, welcher gleichermassen an die Haushalte abge- jeweils morgens verteilten Pendlerzeitungen geben wird, im Werbemarkt konkurrenziert. «20 Minuten» (mit mehreren Regionalausgaben) Wenn der quantitative Vergleich aufgrund metho- in der Deutschschweiz und den neu lancierten, discher Schwierigkeiten auch nur beschränkt möglich ist, französischsprachigen Pendants «20 Minutes» und so lässt sich festhalten, dass bei deutlich steigender «Le Matin bleu». Tendenz in der Schweiz mindestens 1,2 Mio Exemplare Noch nicht berücksichtigt in der Statistik sind die auf der Basis von 37 Kaufzeitungen pro Woche verteilt beiden grossen Neulancierungen im Jahre 2006 in wurden. der deutschsprachigen Schweiz: Die über Zeitungs- Wird die Grossauflage den Kaufzeitungen zugerech- boxen verteilte Abendzeitung «heute» und das gratis net, dann resultiert derart für diese Gruppe über die an den Kiosken aufliegende Wirtschaftsblatt «Cash letzten Jahre eine deutliche Auflagensteigerung, welche daily», welches sich primär an ein börseninteressiertes ihren rückläufigen Trend – zumindest für einen Wochen- Publikum wendet. tag – ins Gegenteil verkehrte. 2.1.4 Einfluss der Gratis- und der Wochenpresse 2.1.3 Gratispresse Wenn auch die Angaben zur Auflage der Gratispresse Die erfolgreichste Innovation der Schweizer Presseland- nicht denselben Stellenwert besitzen, wie die Angaben schaft seit dem Jahre 2000 dürfte die gratis verteilte zur Auflage von Presseprodukten, welche käuflich er- Tageszeitung mit einem ausgebauten redaktionellen An- worben werden, so zeigen sich im Vergleich der Auf- gebot sein. Die Gratispresse vermag jedoch nicht nur im lagenentwicklungen dieser beiden Pressesegmente drei Bereich der Tagespresse, sondern insgesamt ihre Auflage sich überlagernde Tendenzen: zu steigern. – Die Kaufpresse stagniert in der Anzahl der Titel und in – Die lokale Gratispresse mit wöchentlichem Erschei- der Auflage, während die Gratispresse insbesondere nungsrythmus zeigt in der Anzahl der Titel und der bezüglich der Auflage an Bedeutung gewinnt. Dies Auflage eine etwas fluktuierende Tendenz über die weist auf eine gestiegene Bedeutung der Werbung letzten Jahre. Eine Ursache dafür dürfte in einzelnen hin, da sie die Gratispresse im Wesentlichen finanziert. Lokalräumen die Konkurrenz durch die Grossauflagen – Durch das Angebot der Grossauflagen der Tages- der lokalen Tageszeitungen sein sowie allgemein zeitungen und den neuen überregionalen Gratis- konjunkturelle Einflüsse dieser stark von Werbung und zeitungen wird ein breites journalistisches Angebot Kleininseraten abhängigen Pressegruppe. vermehrt auch über die Gratispresse zugänglich. – Die überregionale Gratispresse mit wöchentlichem – Die Wochenpresse erweist sich gegenüber dem Erscheinungsrythmus stellt im Jahre 2006 alleine einen sinkenden Trend der insbesondere von den tages- Viertel der gesamten aktualitätsbezogenen Presse der aktuellen Kaufzeitungen ausgeht, insgesamt als Schweiz. robuster. Sie ist entscheidend durch die Mitgliederpresse der Grossverteiler Coop und Migros geprägt. Diese beiden Publikationen, welche je in den drei grossen Landessprachen erscheinen, sind die auflagenmäch- tigsten Publikationen der aktualitätsbezogenen Presse. – Die Gruppe der Gratispresse, welche mindestens vier Mal pro Woche erscheint, steigert ihre Auflage von dem Jahre 2000 bis 2006 um über 130%. Dieses Segment besteht im Jahre 2000 aus den täglich er- 14 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE T 2.1* Die meistgelesenen Tageszeitungen der Schweiz, 2006 nach Sprachregionen Leser in 1000 Reichweite in %1 Deutsch 20 Minuten (D-CH) 1116 26,7 Blick 715 17,1 Tages-Anzeiger 551 13,2 Französisch Matin, Le (Mo–Sa)) 338 25,2 24 Heures (Gesamtausgabe) 260 19,4 Tribune de Genève 175 13 Italienisch Corriere del Ticino 121 45,2 LaRegione Ticino 110 40,9 Giornale del Popolo 55 20,4 1 Leser pro Ausgabe in % der Bevölkerung der Sprachregion Quelle: WEMF (MACH Basic 2006/II) T 2.2* Die meistgelesenen Wochentitel der Schweiz, 2006 nach Sprachregionen Leser in 1000 Reichweite in %1 Deutsch Coop-Zeitung 2634 62,9 Migros-Magazin 2323 55,5 Ktipp 1039 24,8 Schweizer Illustrierte 1029 24,6 Beobachter 1021 24,4 Französisch Migros-Magazine 594 44,4 Matin dimanche, Le 581 43,4 Coopération 553 41,3 Italienisch Ticino 7 158 59 Illustrazione Ticinese 158 59 Cooperazione 136 50,9 1 Leser pro Ausgabe in % der Bevölkerung der Sprachregion Quelle: WEMF (MACH Basic 2006/II) T 2.3* Die grössten Manteltitel der Schweiz Auflage 2006 Tages Anzeiger 225 991 Berner Zeitung (Gruppe) 215 707 Mittelland Zeitung (und AZ) 213 391 Südostschweiz 132 213 Neue Luzerner Zeitung 131 153 Zürcher Landzeitung 111 055 St. Galler Tagblatt 103 338 Quelle: WEMF 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 15
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE 2.2 Kauf- und Gratispresse aktualitätsbezogenen Presse eher tiefer als in der in den Sprachregionen deutschsprachigen Schweiz, wobei sich dies in der französischsprachigen Schweiz durch die neu lancierten Die Entwicklungstrends der Gratis- und der Kaufpresse Gratis-Tageszeitungen in den nächsten Jahren ändern unterscheiden sich je nach Sprache der Pressetitel ge- könnte. ringfügig (vgl. Grafiken G 2.2a und G 2.2b, Tabellen T 2a Je kleiner die Sprachräume sind, desto schwieriger ist und T 2b im Anhang). es, die etablierten Pressestrukturen durch neue Angebote Die massgeblichen Modelle der Kaufpresse in der nachhaltig zu durchbrechen. deutschsprachigen Schweiz, nämlich das System der Manteltitel mit regionalen Kopfblättern, sind in der französischsprachigen Schweiz nicht gleichermassen aus- 2.3 Struktur der Tages- und Wochenpresse geprägt zu finden. Auch die wöchentlichen Grossauf- nach Auflagengrösse lagen der Kaufzeitungen finden sich in der französisch- sprachigen, wie auch in der italienischsprachigen Schweiz Die Charakteristik der Schweiz mit einer Vielfalt von oft- kaum. Insgesamt liegt in den lateinischen Sprach- mals kleinen, deutlich bezüglich politischen, wirtschaft- regionen der Anteil der Gratispresse an der gesamten lichen und soziokulturellen Aspekten voneinander abge- Tages- und Wochenpresse: Titel nach Sprache und Vertriebsart (2000–2006) G 2.2a Anzahl Titel 250 2000 2001 200 2002 2003/04 150 2005 2006 100 50 0 Quelle: WEMF / VSW / BFS Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse presse presse presse Rätoromanisch/ Deutsch Französisch Italienisch Mehrsprachig © Bundesamt für Statistik (BFS) Tages- und Wochenpresse: Auflagen nach Sprache und Vertriebsart (2000–2006) G 2.2b Auflage in 1000 Exemplaren 10 000 2000 9 000 2001 8 000 2002 7 000 2003/04 6 000 2005 5 000 2006 4 000 3 000 2 000 1 000 0 Quelle: WEMF / VSW / BFS Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ Kauf- Gratis-/ presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse Mitglieder- presse presse presse presse Rätoromanisch/ Deutsch Französisch Italienisch Mehrsprachig © Bundesamt für Statistik (BFS) 16 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
ENTWICKLUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE grenzten Lokalräumen, ist für die aktualitätsbezogene reichen nicht eine Auflage von 10’000 Exemplaren Presse zugleich eine Chance wie auch ein Problem. Entwe- (vgl. G 2.3a). der berichten die Publikationen detailliert für einen solchen Rund 20% der Kaufpresse weist – mit einer grossen Lokalraum und sind daher in einem benachbarten Lokal- Streuung – eine Auflage von über 30’000 Exemplaren raum nur von geringem Interesse oder aber sie wenden auf (vgl. G 2.3b). Dies deutet auf eine deutliche Abgren- sich an ein grösseres, überregionales Publikum und ent- zung zwischen Lokal- und überregionalen Publikationen sprechen so den Bedürfnissen nach Lokalberichterstattung hin. nicht. Eine dritte Möglichkeit, welche sich in der Deutsch- Umgekehrt haben 53% der Titel der Gratispresse eine schweiz weitgehend durchgesetzt hat, ist das Manteltitel- Auflage von mindestens 30’000 Exemplaren – und nur Kopfblatt-System. Der Mantelteil der Zeitungen berichtet ein sehr kleiner Anteil der Titel erreicht nicht eine Auf- über das Überregionale und je Lokalraum ist der Zeitung lage von 10’000 Exemplaren. Dies weist auf die Charak- ein entsprechender Lokalteil beigelegt. teristik des Grossteils der Gratiszeitungen hin, dass sie In der Schweiz sind im Jahre 2006 – trotz der an- zuhanden der Werbewirtschaft und der Inserenten eine näherenden Halbierung der Titelzahl in den letzten möglichst grosse Abdeckung der Haushalte eines Lokal- 70 Jahren – noch rund 1/3 der Kaufpresse in der raumes zu erzielen suchen und damit teils Agglomerati- Grössenordnung von einer Auflage unter 5000 Exemp- onsräume, kleinstädtische Zentren sowie grössere länd- laren und über die Hälfte aller Titel der Kaufpresse er- liche Einzugsgebiete von Zentren umfassend erreichen. Tages- und Wochenpresse nach Auflagengrösse I (2006) G 2.3a Anzahl Titel 90 Gratis- und Mitgliederpresse 80 Kaufpresse 70 60 50 40 30 20 10 0 Quelle: WEMF / VSW / BFS Bis 4 999 Ex. 5 000– 10 000– 15 000– 20 000– 25 000– ab 30 000 9 999 Ex. 14 999 Ex. 19 000 Ex. 24 999 Ex. 29 999 Ex. Exemplaren © Bundesamt für Statistik (BFS) Tages- und Wochenpresse nach Auflagengrösse II (2006) G 2.3b Anzahl Titel 220 Gratis- und Mitgliederpresse 200 Kaufpresse 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Quelle: WEMF / VSW / BFS bis 29 999 Exemplare 30 000–59 999 Ex. 60 000–89 999 Ex. 90 000–199 999 Ex. ab 120 000 Ex. © Bundesamt für Statistik (BFS) 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 17
NUTZUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE 3 Nutzung der aktualitätsbezogenen Presse Das Angebot an Medien und dessen Nutzung stehen in 3.1 Unterschiede in der Nutzung einer wechselseitigen Abhängigkeit. Veränderte Struk- von Kauf- und Gratispresse turen von Medienangeboten – beispielsweise durch neue Radio- und Fernsehprogramme oder durch das Für die Kaufpresse kann mittels der Angaben zur Auflage Internet – können zu Veränderungen der Art und Weise zumindest die Aussage gemacht werden, dass jemand wie die Presse genutzt wird, führen. Und umgekehrt, bereit ist, für diese Produkte zu bezahlen. Und es ist zu neue Medienangebote können aufgrund des Wandels in vermuten, dass dieses verkaufte Produkt dann auch zu- der Bevölkerung bezüglich des Mediennutzungs- oder mindest von einer Person gelesen wird. Für eine gratis des Alltagsverhaltens entstehen. Beispielsweise ist der Er- verteilte Zeitung ist hingegen nicht a priori klar, dass sie folg von über Zeitungsboxen an Bahnhöfen und Knoten- auch tatsächlich im entsprechenden Umfange, wie sie punkten des öffentlichen Verkehrs verteilten Gratis- verteilt wird, auch tatsächlich gelesen wird. zeitungen unter anderem vom Ausmass der Nutzung Mittels einer regelmässig durchgeführten, repräsenta- solcher Nahverkehrssysteme in der Bevölkerung ab- tiven Befragung erhebt die AG für Werbemedien- hängig. Denn autofahrende Pendler können auf dem forschung (WEMF) das Leseverhalten für eine Grosszahl Arbeitsweg ihre aktualitätsbezogenen Informationsbe- von Presseprodukten. Die Befragten geben dabei unter dürfnisse kaum mit Lesen von Zeitung decken – sondern anderem an, ob sie einen bestimmten Pressetitel inner- sind dabei eher auf das Radio angewiesen. halb dessen letzten Erscheinungsintervalls gelesen haben Im Folgenden wird der Fokus auf die Veränderungen (also bei einer Tageszeitung: «gestern»). bezüglich der Nutzung innerhalb der Mediengattung Es lässt sich damit für ausgewählte Gruppen von über Print, respektive der aktualitätsbezogenen Presse gelegt. die letzten Jahre vergleichbaren Pressetiteln ermitteln, Dies um die strukturellen Verschiebungen des Pressean- wie sich der Umfang ihrer Leserschaft entwickelt gebots zwischen Kauf- und Gratisangeboten in ihren (vgl. Grafik G 3.1). Wirkungen auf das Leseverhalten der Bevölkerung zu Zur Gruppe der Gratis-Tageszeitungen sind neben der beobachten. Also: Entspricht die Verschiebung und Er- Zeitung «20 Minuten» (mit seinen Regionalausgaben) weiterung des Angebotes in Richtung der aktualitäts- auch die eher als Anzeiger konzipierten Blätter «Tagblatt bezogenen Gratis-Tagespresse auch einer Veränderung der Stadt Zürich» und die Stadtausgabe des «Basler des Leseverhaltens von aktualitätsbezogenen Presse- Stabs» zu rechnen. Die Nettoreichweite, hier als der produkten? Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren in der Deutsch- Da die Gratis-Tageszeitungen sich zunächst in der schweiz gerechnet, steigt von 13% im Jahre 2001 auf Deutschschweiz etabliert haben und für die französisch- rund 30% im Jahre 2006. Dieses Wachstum ist im sprachige Schweiz noch kein längerer Beobachtungszeit- Wesentlichen auf «20 Minuten» zurückzuführen, das in raum vorliegt, beschränken sich die folgenden Er- diesen Jahren auch seine Verbreitung mit spezifischen örterungen ausschliesslich auf die deutschsprachige Regionalteilen auf sämtliche grösseren Agglomerationen Schweiz. ausgedehnt hat. Insgesamt erreicht die Gruppe der Tageszeitungen, für welche in der deutschsprachigen Schweiz die Nettoreich- weite über die letzten 6 Jahre in vergleichbarer Weise festgestellt werden kann, rund 82% der Bevölkerung, welche der lokalen Amtssprache mächtig sind. Dies sind rund 4% mehr als im Jahre 2001. 18 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
NUTZUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE Nettoreichweiten ausgewählter Pressepublikationen nach Pressetypen (2001–2006) G 3.1 Nettoreichweite 90% Tageszeitungen 80% Kauf-Tageszeitungen regionale 70% Gratis-Wochenpresse Gratis-Tageszeitungen 60% 50% Bemerkung: Die einzelnen Gruppen beruhen auf einer Auswahl an Titeln. 40% 30% 20% 10% 0% Quelle: WEMF (MACH Basic) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 (II) © Bundesamt für Statistik (BFS) Einige wenige grosse Kauf-Tageszeitungen sind für Reichweite den grössten Teil dieser Reichweite verantwortlich. Dies Die Reichweite gibt in Prozenten der Zielgruppe oder in ab- sind der eher sprachregional ausgerichtete «Blick», die soluten Werten als Hochrechnung an, wie viele Leserinnen grösseren Agglomerationszeitungen (Basler Zeitung, Der und Leser eine durchschnittliche Ausgabe eines bestimmten Pressetitels erreicht. Bund, die Berner Zeitung und der Tages Anzeiger) und Die Reichweite kann aus dem Anteil der Befragten der die grösseren Manteltitel (Aargauer Zeitung / Mittelland- MACH Basic, die einen bestimmten Pressetitel innerhalb Zeitung, Die Südostschweiz, St. Galler Tagblatt, Neue seines letzten Erscheinungsintervalls gelesen oder durch- Luzerner Zeitung, Zürichsee-Zeitung). Sie erreichen mit geblättert haben, errechnet werden. Die Nettoreichweite benennt für eine Gruppe von Presse- geringen Schwankungen in den letzten 6 Jahren regel- titeln den Umfang der Zielgruppe, welche durch mindestens mässig rund 65% der Bevölkerung. einen der Titel der Gruppe erreicht wurde. Die Sonntagszeitungen – hier alles Kaufzeitungen – weisen nach einem kleinen Reichweitensprung im Jahre 2003 eine stabile Tendenz auf – wie auch die Gruppe der 3.2 Zusammensetzung der Leserschaft regionalen Gratis-Wochenzeitungen. von Kauf- und Gratispresse Es bestätigen sich damit für die Zeitungsnutzung die Kernaussagen bezüglich der Auflagenentwicklung Es stellt sich mit dem Erfolg der Gratis-Tageszeitungen in (vgl. Kap. 2): Die klassischen Kaufzeitungen weisen der deutschsprachigen Schweiz, insbesondere mit einen eher stagnativen Entwicklungstrend in den letzten «20 Minuten» die Frage, inwiefern es der Gratis-Tages- 6 Jahren auf. presse gelingt, auch Bevölkerungskreise neu als Demgegenüber vermögen die Gratis-Tageszeitungen Zeitungsleser zu gewinnen und inwiefern dieser den Anteil ihrer Leserschaft in der Bevölkerung in den Zeitungstyp ein anderes Publikum anspricht als die letzten 6 Jahren mehr als zu verdoppeln. Insgesamt klassische, tagesaktuelle Kaufzeitung. Dazu wird im lassen sich dennoch bisher keine eindeutigen Folgenden die Gruppe der grössten Kauf-Tageszeitungen Substitutionseffekte von der Kaufpresse durch die (vgl. oben) mit der Gruppe der Gratis-Tageszeitungen Gratiszeitungen in grösseren Umfange aufzeigen. bezüglich einzelner soziodemographischer Merkmale der Leserschaft verglichen. 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 19
NUTZUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE 3.2.1 Altersgruppen 3.2.2 Bildungsgruppen In der Gruppe der 15–29 Jährigen sind die tagesaktu- Die grösseren Kauf-Tageszeitungen sind in Bevölke- ellen Gratiszeitungen am erfolgreichsten. Gleichzeitig ist rungsgruppen mit höherem Bildungsstand häufiger ver- diese Altersgruppe unter der Leserschaft der Kauf-Tages- treten als in Gruppen mit einem niedrigeren Bildungs- zeitungen am wenigsten häufig vertreten. Zu Beginn des niveau (vgl. G 3.3). Die tagesaktuellen Gratiszeitungen Booms der tagesaktuellen Gratiszeitungen im Jahre 2001 hingegen erreichen die Bevölkerung unabhängig vom erreichte dieser Zeitungstyp 17% der Altergruppe der Bildungsstand gleichermassen. 15–29 Jährigen. Im Jahre 2006 sind es dann 43% dieser Die Entwicklungsdynamik der letzten fünf Jahre in der Altersgruppe. Kauf-Tageszeitungen erreichen die Reichweite der Gruppe der grösseren Kauf-Tages- 15–29 Jährigen zwar weiterhin insgesamt besser – aber zeitungen und der tagesaktuellen Gratistitel unterschei- ihre Nettoreichweite ist von rund 60% auf 56% gefallen det sich für die Bildungsgruppen kaum. Die tagesaktuelle (vgl. Grafik G 3.2). Gratispresse steigert ihre Reichweite deutlich, während Die weiteren drei Altersgruppen werden 2001 durch die grösseren Kauftitel geringfügig verlieren. die tagesaktuellen Gratiszeitungen zu je rund 12% er- Damit zeigt sich bezüglich der Bildungsgruppen – wie reicht. für das Alter – der gleiche Effekt: Insbesondere die tages- Die Entwicklung, welche durch «20 Minuten» in den aktuelle Gratiszeitung mit einem ausgebauten redaktio- folgenden 5 Jahren getragen wird, ist ausgeprägt: Je nellen Angebot ist in jenen Bevölkerungsgruppen speziell jünger die Leserschaft ist, desto deutlicher ist der Erfolg erfolgreich, in denen die eher traditionellen, grösseren der tagesaktuellen Gratiszeitungen. Kaufzeitungen es am wenigsten sind. Sie erweitern Umgekehrt zeigt sich für die unteren Altersgruppen damit die Leserschaft der aktualitätsbezogenen Presse. bei den Kauf-Tageszeitungen über die letzten 6 Jahre ein leicht rückläufiger Trend. Währenddessen bleibt die Nettoreichweite der grösseren Kauf-Tageszeitungen in der Leserschaft ab 30 Jahren weitgehend stabil. Nettoreichweite von Gratis- und Kauf-Tageszeitungen nach Altersgruppen (Deutschsprachige Schweiz 2001–2006) G 3.2 Nettoreichweite 80% K-TZ 15–29 Jahre K-TZ 30–44 Jahre 70% K-TZ 45–59 Jahre 60% K-TZ ab 60 Jahren G-TZ 15–29 Jahre 50% G-TZ 30–44 Jahre G-TZ 45–59 Jahre 40% G-TZ ab 60 Jahren 30% Legende: K-TZ Kauf-Tageszeitungen 20% (Auswahl) G-TZ Gratis-Tageszeitungen 10% 0% Quelle: WEMF (MACH Basic) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 © Bundesamt für Statistik (BFS) 20 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
NUTZUNG DER AKTUALITÄTSBEZOGENEN PRESSE Nettoreichweite von Gratis- und Kauf-Tageszeitungen nach Bildungsgruppen (Deutschsprachige Schweiz 2001–2006) G 3.3 Nettoreichweite 80% K-TZ obli. Schulbildung K-TZ mittlere Schulbildung 70% K-TZ höhere Schulbildung 60% G-TZ obli. Schulbildung G-TZ mittlere Schulbildung 50% G-TZ höhere Schulbildung 40% 30% Legende: K-TZ Kauf-Tageszeitungen 20% (Auswahl) G-TZ Gratis-Tageszeitungen 10% 0% Quelle: WEMF (MACH Basic) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 (II) © Bundesamt für Statistik (BFS) 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 21
SCHLUSSBEMERKUNGEN 4 Schlussbemerkungen Die Entwicklung der Schweizer Presselandschaft ist über lisierung («Tages-Anzeiger») andererseits. Aber auch der den Zeitraum der letzten 70 Jahre durch einen an- Prozess der Einordnung lokaler Titel unter Manteltitel dauernden Rückgang an eigenständigen Kaufzeitungen schreitet weiter voran (Beispiel im Jahre 2007: «Basel- geprägt. Umgekehrt sind die Auflagen der verbliebenen landschaftliche Zeitung» in den Verbund der Mittelland- Kaufzeitungen bis Mitte der 80er Jahre stark gestiegen. Zeitungen). Dem Konzentrationsprozess im Angebot der aktualitäts- Die bedeutsamste Neulancierung im tagesaktuellen bezogenen Kaufzeitungen steht damit eine grössere Ver- Pressemarkt der letzten Jahre erfolgt jedoch im Bereich breitung gegenüber. Überlebenschancen im Wettbewerb der journalistisch zur vollständigen Tageszeitung aus- um Leserinnen und Leser, welche willens sind für die gebauten Gratispresse. Jüngste Vertreter neben der aktualitätsbezogene Presse zu bezahlen, haben somit Pendlerzeitung «20 Minuten» sind in der französisch- eher auflagenstärkere Titel. sprachigen Schweiz die konkurrierenden Pendler- Mit dem Konzentrationsprozess auf dem Angebots- zeitungen «20 Minutes», «Le Matin Bleu» und in der markt der Kaufzeitungen geht im weiteren der Trend deutschsprachigen Schweiz die Abendzeitung «heute» einher, dass diese Zeitungen zu einem wachsenden An- und das Wirtschaftszeitung «cash daily». teil aus grösseren Verlagshäusern stammen. Es lassen Inwiefern die abnehmende Vielfalt an Titeln der tages- sich damit über verschiedene Zeitungstitel und auch über aktuellen Presse sich auf die öffentliche Meinungsvielfalt verschiedene Mediengattungen hinweg Synergien und damit die gesellschaftliche Entwicklung in der schaffen. Schweiz auswirken könnte, ist aufgrund der Presse- Die tagesaktuellen Kaufzeitungen reagieren dabei auf entwicklung alleine nicht zu beantworten. Dazu müsste den sich kontrahierenden Lesermarkt vor allem mittels auch das tagesaktuelle Angebot der elektronischen Rationalisierung in der Produktion und der Expansion in Medien genauer betrachtet werden. Eindeutig ist jedoch Zusätzen des angestammten Produktes. Beispielsweise – auch im intermedialen Vergleich – dass in den letzten mittels Grossauflagen zur Optimierung der Haushalts- Jahren das Angebot an professioneller, journalistischer abdeckung im Lokalraum (beispielsweise «Die Südost- Berichterstattung für welches die Schweizer Bevölkerung schweiz», die «Zürichsee-Zeitung») oder einer «siebten ein Entgelt zu entrichten bereit ist, in einer stagnativen Ausgabe», für den Sonntag («Südostschweiz», «Mittel- Phase befindet. landzeitung» ab 2007) sowie einer verstärkten Regiona- 22 PRESSEVIELFALT SCHWEIZ BFS 2007
TABELLEN Anhang 1 Tabellen
TABELLEN T1 Kaufzeitungen: Entwicklung der Titelzahl und der Auflage1, 2 1939 1950 1960 1971 1980 1985 1990 1995 (2) 2000 2005 2006 Anzahl Titel 406 368 350 310 290 288 273 257 232 206 205 Durchschnittliche 1454,2 1692,2 1813,3 2503,3 2762,6 2914,0 2652,0 2597,8 2544,0 2290,5 2239,5 tägliche Auflage3 in 1000 Ex. Gesamtauflage3 in 1000 Ex. 2049,5 2205,8 2253,5 2982,2 3245,5 3450,9 4054,3 4262,0 4214,3 3734,8 3702,8 1 Enthalten sind Zeitungen, mit universellen Inhalten, welche wöchentlich mindestens 1x unter einem eigenständigen Namen erscheinen (Einzeltitel, Kopfblätter, sowie Splitausgaben; nicht enthalten sind Gratiszeitungen, Amtsblätter und Special Interest Zeitungen). 2 Durch eine veränderte Zählsystematik sind die Jahre nach 1995 nicht direkt mit den Vorjahren vergleichbar. 3 Die Gesamtauflage meint die Summe der Auflage aller Zeitungstitel, unabhängig von der Zahl der Ausgaben pro Woche. Die durchschnittliche tägliche Auflage bezeichnet die Anzahl der Zeitungen, welche an einem Wochentag durchschnittlich verkauft werden (entsprechend fallen Zeitungen mit nur einer Ausgabe pro Woche weniger ins Gewicht als Tageszeitungen). Quelle: Verband Schweizer Presse T 2a Tages- und Wochenpresse: Anzahl Titel nach Erscheinungshäufigkeit und Vertriebsform (2000–2006) 2000 2001 2002 2003/2004 2005 2006 Kaufpresse (ab 4x / Woche) 93 92 92 88 88 84 Kaufpresse (2–3x / Woche) 56 54 54 53 53 51 Kaufpresse (1x / Woche) 141 138 136 135 129 127 Grossauflagen (der Tagespresse) 29 35 37 37 38 37 lokale Gratispresse (1–3x / Woche) 113 116 119 118 115 126 Gratiszeitungen (4–7x / Woche) 3 3 4 3 8 9 Gratis- / Mitgliederpresse (1x /Woche) 10 8 7 7 7 8 Bemerkung: Berücksichtigt werden Zeitungs- und Zeitschriftentitel, deren Auflage zwischen 2000 und 2006 mindestens einmal durch die WEMF beglaubigt wurden. Sofern ein Titel in einem Jahr nicht beglaubigt wurde, ist der Auflagenwert ergänzt durch Angaben der Mediendatenbank Mediaprint (VSW), oder falls dort nicht vorhanden durch Vorjahreswerte. Damit kann eine beschränkte Vergleichbarkeit der Jahre für die Teilgruppen untereinander erzielt werden. Werte für 2003 und 2004 kombiniert, da 2004 keine vollständige Auflagenbeglaubigung durchgeführt wurde. Quelle: WEMF / VSW / BFS T 2b Tages- und Wochenpresse: Gesamtauflage nach Erscheinungshäufigkeit und Vertriebsform (2000–2006) in 1000 Exemplaren 2000 2001 2002 2003/2004 2005 2006 Kaufpresse (ab 4x / Woche) 2645 2601 2553 2500 2451 2384 Kaufpresse (2–3x / Woche) 391 381 374 346 356 337 Kaufpresse 1x / Woche 4479 4276 4104 4161 4401 4335 Grossauflagen (der Tagespresse) 877 1083 1162 1141 1282 1207 lokale Gratispresse (1x / Woche) 3848 3984 4037 4031 4150 4535 Gratiszeitungen (4–7x / Woche) 334 325 661 614 610 775 Gratis- / Mitgliederpresse (1x /Woche) 4379 4388 4436 4561 4914 4919 Bemerkung: Berücksichtigt werden Zeitungs- und Zeitschriftentitel, deren Auflage zwischen 2000 und 2006 mindestens einmal durch die WEMF beglaubigt wurden. Sofern ein Titel in einem Jahr nicht beglaubigt wurde, ist der Auflagenwert ergänzt durch Angaben der Mediendatenbank Mediaprint (VSW), oder falls dort nicht vorhanden durch Vorjahreswerte. Damit kann eine beschränkte Vergleichbarkeit der Jahre für die Teilgruppen untereinander erzielt werden. Werte für 2003 und 2004 kombiniert, da 2004 keine vollständige Auflagenbeglaubigung durchgeführt wurde. Quelle: WEMF / VSW / BFS 2007 BFS PRESSEVIELFALT SCHWEIZ 25
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