Studien zur Außereuropäischen Christentumsgeschichte (Asien, Afrika, Lateinamerika) Studies in the History of Christianity in the Non-Western World
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Studien zur Außereuropäischen Christentumsgeschichte (Asien, Afrika, Lateinamerika) Studies in the History of Christianity in the Non-Western World Herausgegeben von / Edited by Klaus Koschorke & Johannes Meier Band 36 / Volume 36 2021 Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
Die Zeit der Reformation aus anderem Blickwinkel Eine lateinamerikanisch-ökumenische Perspektive Herausgegeben von Johannes Meier 2021 Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung, Köln. Umschlagabbildung: Parinacota (Nordchile), Pfarrkirche, Wandmalerei, 17. Jahrhundert: Der gekreuzigte Christus als Indio, durchbohrt von den Lanzen der Konquistadoren. Foto: Consejo Nacional de la Cultura y de las Artes, Santiago de Chile (www.sebalopodus.cl) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the internet at https://dnb.de. For further information about our publishing program consult our website https://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2021 This work, including all of its parts, is protected by copyright. Any use beyond the limits of copyright law without the permission of the publisher is forbidden and subject to penalty. This applies particularly to reproductions, translations, microfilms and storage and processing in electronic systems. Printed on permanent/durable paper. Printing and binding: Rosch-Buch Druckerei GmbH, Scheßlitz Printed in Germany ISSN 1611-0080 ISBN 978-3-447-11600-8
Die theologischen Stimmen aus den Ländern des Südens haben zu einem neuen Blick auf die Geschichte beigetragen, sie decken die Gewalt, Marginalisierung und den Ausschluss von Menschen auf – und darin die Notwendigkeit, als Christen und Christinnen zu einem healing of memories beizutragen. Das ist genau das, woran Luther erinnert hat, das Gesche- hen der Rechtfertigung des Menschen durch den Kreuzestod Jesu Christi, die Befreiung von Mensch und Welt zum wahren Leben. Jesus von Nazareth ist an das Kreuz geschlagen worden, weil sein Leben provoziert hat, weil seine Praxis die „Götzen“ seiner Zeit und darin die Abgründe von Schuld und Sünde aufgedeckt hat. Erst wenn das Böse, die Gewalt, Schuld und Sünde beim Namen genannt werden, wenn sie mit dem Blick auf das Kreuz Jesu Christi „aufgedeckt“ werden, kann der Prozess der Überwindung der Schuld und der Befreiung einsetzen. Das ist Geschehen der Rechtfertigung und mit der Einsicht im Glauben verbunden, dass Gott diese Sünde über- wunden hat in Jesus Christus, im Ereignis von Kreuz und Auferstehung. Margit Eckholt
Inhalt Vorwort ............................................................................................................................ IX Ein transkontinentaler Blick auf die Zeit der Reformation. Einführung in die Thematik .... 1 Johannes Meier Un vistazo transcontinental a la época de la Reforma. Introducción al tema ................... 7 Johannes Meier Adrian von Utrecht, der spätere Papst Hadrian VI., und seine Begegnung mit Bartolomé de Las Casas ............................................................................................. 13 Nico Lettinck Erasmus, christlicher Humanismus und Spiritualität in Spanien und Neu-Spanien im 16. Jahrhundert ............................................................................................................ 23 Otto Danwerth Los Coloquios de Tlatelolco entre líderes nahuas y los doce franciscanos (1524) ........... 69 Paulo Suess Nikolaus Ferber von Herborn – ein deutscher Franziskaner berichtet über die „Neue Welt“ (1532) ............................................................................................ 83 Johannes Meier Bruder Jakob der Däne – Königssohn, Franziskaner, Glaubensflüchtling, Missionar und Indianerfreund ........................................................................................................... 97 Jørgen Nybo Rasmussen Der Augustinerorden und sein Anteil am Aufbau der Kirche in Übersee ........................ 105 Christoph Nebgen Protestantismo e Inquisición en la América Española (siglo XVI) .................................. 123 Tomás Gutiérrez Sánchez Toribio Alfonso de Mogrovejo, obispo tridentino ideal en Hispanoamérica .................... 155 Mario L. Grignani Paolo Sarpi OSM (1552-1623). Historiador, Crítico de la Curia Postridentina y Reformador de la Iglesia ....................... 173 José Aparecido Gomes Moreira Cristianos protestantes indígenas en el nordeste de Brasil durante la ocupación holandesa (1630-1654) ................................................................... 203 Lauri Emilio Wirth El arte barroco en la cristianización de las Américas ....................................................... 215 Rodrigo Moreno Jeria
VIII Inhalt Verbindende Zeittafel. Ein Vorschlag ............................................................................. 229 Johannes Meier Epilog: Die Zeit der Reformation aus anderem Blickwinkel. .......................................... 243 Margit Eckholt Autorin und Autoren ........................................................................................................ 255 Register, Personen ........................................................................................................... 257 Register, Orte ................................................................................................................... 264
Vorwort Das Jahr 2021 gibt Gelegenheit, durch Erinnerung an Ereignisse des Jahres 1521 die Zeit der Reformation aus einem anderen, weiteren Blickwinkel wahrzunehmen und dabei die be- kannten Geschehnisse in Europa im Zusammenhang auch mit weitgehend ausgeblendeten Vorgängen weltweit zu betrachten. Im deutschsprachigen Raum verbindet sich mit dem Jahr 1521 die Erinnerung an das Schicksal Martin Luthers. Am 3. Januar wurde er durch Papst Leo X. aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Auf Drängen des Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen erhielt Luther von Kaiser Karl V. Gelegenheit, sich vor dem Wormser Reichstag zu erklären; dies geschah am 17. und 18. April. Da er sich weigerte zu widerrufen, wurde er durch das am 8. Mai verfasste und am 26. Mai in Kraft gesetzte "Wormser Edikt" der Reichsacht unterworfen. Luther war aber zuvor aus Worms abgereist - ihm war freies Geleit für die Hin- und Rückreise zugesagt worden -, und am 4. Mai hatte ihn sein Protektor, Kurfürst Friedrich III., auf der Wartburg bei Eisenach in Sicherheit bringen lassen. In anderen Regionen der weltweiten Christenheit dominieren andere Ereignisse das Gedenken an das Jahr 1521. Luther wurde in Worms am Mittwoch und Donnerstag der dritten Woche nach Ostern verhört. Am vorhergehenden Sonntag, dem 14. April, taufte P. Pedro de Valderrama, der an der Weltumsegelung Fernando Magellans als Geistlicher teilnahm, auf der Insel Cebú das dortige Königspaar und Hunderte Einheimische. Der Chronist dieser Reise, Antonio Pigafetta, schreibt darüber: "Nach dem Essen gingen der Priester und einige andere von uns an Land, um die Königin zu taufen, die in Begleitung von 40 Damen erschien. Wir führten die Königin auf die Bühne und ließen sie auf einem Kissen Platz nehmen, die anderen um sie herum. Während der Priester sich ankleidete, zeigte ich ihr ein Madonnenbild, ein wunderschönes Jesuskind aus Holz, und ein Kreuz, was bei ihr solche Reumütigkeit hervorrief, dass sie unter Tränen um die Taufe bat. Wir nannten sie Joanna wie die Mutter des Kaisers." So begann das Christentum auf den Philippinen, dem heute einzigen christlich geprägten Land des großen Erdteils Asien. Am 4. Mai, demselben Tag, an dem Luther inkognito auf der Wartburg eintraf, starb in Santo Domingo an Tuberkulose der Prior der dortigen ersten Kommunität der Dominikaner in Amerika, Pedro de Córdoba. Nur ein Jahr älter als Luther, war er seit 1510 der intellektuelle und spirituelle Initiator des christlichen Kampfes für die Menschenrechte der Urbevölkerung des Doppelkontinents, Wegbereiter von Bartolomé de Las Casas und ungezählten weiteren engagierten Missionaren. Karl V. hat sich nach dem Wormser Reichstag zügig in seine niederländische Heimat begeben, hatte doch der französische König an der dortigen Grenze mit Kriegshandlungen begonnen. Auch an der spanischen Grenze wurde bereits gekämpft. Bei einem französischen Angriff auf Pamplona erlitt am Pfingstmontag, 20. Mai, der Ritter Iñigo de Loyola eine
X Vorwort schwere Verletzung durch eine Kanonenkugel, die sein Bein zertrümmerte. Auf einer Trage wurde er ins elterliche Schloss im Baskenland gebracht. Viele Monate dauerte dort sein Krankenlager. Seine Träume von einer Karriere am Königshof waren zerstört. Diese Zeit einer tiefen persönlichen Krise sollte für immer sein Leben verändern. In derselben Zeit, in der Martin Luther auf der Wartburg das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte und die Schrift "De votis monasticis" verfasste, eine Fundamentalkritik des Ordenslebens und literarisches Fanal zu massenhaften Ordensaustritten in Deutschland, las Ignatius das "Leben Christi" des Ludolf von Sachsen (1300-1378) und in der Sammlung von Heiligen- legenden des Jakobus de Voragine (1230-1298). So fand er schließlich die Kraft zur Konversion, zu einem Leben in der Nachfolge Christi und im Dienst an den Armen. Ende Februar des folgenden Jahres konnte er sich auf einen Pilgerweg zum Montserrat machen; und von dort ging es weiter. Aus dieser Suche sollte schließlich 1534 der Jesuitenorden entstehen. Die in diesem Buch dokumentierte Magdeburger Tagung von 2017, dem Jahr des Refor- mationsgedenkens, wollte zu einer neuen Lektüre jener Zeit vor 500 Jahren anregen, dazu aus einer lateinamerikanisch-ökumenischen Perspektive Vorschläge machen und auf solche übersehenen Traditionsspuren hinweisen. Es gilt nicht nur, die in der europäischen Kirchen- geschichtsschreibung allzu lange dominante gegenseitige Ausgrenzung der Konfessionen zu überwinden, sondern auch die nicht minder dominante, noch immer allgegenwärtige Aus- grenzung der jahrhundertelang dem Kolonialismus unterworfenen außereuropäischen Völ- ker. Auch ihre Erfahrungen wollen wahrgenommen werden, wenn ein ganzes Gedächtnis und Gedenken der Reformationszeit gelingen soll. Mir bleibt der Dank: An Margit Eckholt und ihr Osnabrücker Team mit Farina Dierker, Nikola Götzl und Johannes Bausenhart; sie haben die Tage in Magdeburg zu einer unver- gesslichen Erfahrung gemacht. Und an Christoph Nebgen mit seinen beiden studentischen Hilfskräften an der Universität des Saarlandes, Anna Schwinn und ganz besonders Julian Schirra; ohne ihre Unterstützung wäre dieses Buch nicht druckreif geworden. Schließlich an P. Miguel Fritz OMI in Fischat im Apostolischen Vikariat Pilcomayo (Paraguay) für den freundschaftlichen Dienst, den Einführungstext und die Zusammenfassungen der Vorträge ins Spanische zu übersetzen. Koblenz, am 12. Dezember 2020, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau in Guadalupe (Mexiko) Johannes Meier
Sie können auch lesen