DAS BESSER LEBEN PROGRAMM - FÜR KHK - DIE BYPASS-OPERATION - HEK

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DAS BESSER LEBEN PROGRAMM - FÜR KHK - DIE BYPASS-OPERATION - HEK
DAS BESSER LEBEN
PROGRAMM
FÜR KHK – DIE BYPASS-OPERATION
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       DIE BYPASS-OPERATION

       Die koronare Herzkrankheit (KHK) kann man in bestimmten Fällen operativ behandeln.
       Eine derartige Operation nennt man Bypass-Operation. „Bypass“ kommt aus dem
       Englischen und bedeutet übersetzt „Umgehung“. Bei dieser Operation werden
       Engstellen an Herzkranzgefäßen mit Venen- oder Arterienstücken überbrückt.
       Die Operation ist mittlerweile ein Routineeingriff, der in Deutschland jährlich mehr
       als 70.000mal durchgeführt wird – für eine spezialisierte Klinik also nichts Besonderes.
       Der einzelne betroffene Patient empfindet die Operation möglicherweise doch als
       einen großen Eingriff, der mit vielen Ängsten verbunden ist.

       Für eine Bypass-Operation werden Sie erst eine Zeit in der Klinik und dann in einer
       Rehabilitationseinrichtung verbringen. Rund um die Uhr sind Sie dort von kompetenten
       Ansprechpartnern umgeben, die sich um Ihre körperlichen und auch seelischen Bedürf-
       nisse kümmern. Sicher machen Sie sich Gedanken über die Zeit nach der Operation.
       Wie geht der Alltag zu Hause weiter? Auf was muss man Rücksicht nehmen?
       Welche Belastung verträgt das operierte Herz?

       Sie werden schnell spüren: Nach der Operation geht es Ihnen erheblich besser als
       vorher und auch Alltag und Beruf lassen sich wieder ohne Beschwerde bewältigen,
       wenn sie ein paar Regeln beachten.

       DIE WICHTIGSTEN METHODEN DER BYPASS-OPERATION

       Bei der Operation wird der Brustkorb geöffnet, um das Herz zu erreichen.
       Zum Überbrücken der verengten Herzkranzgefäße werden Stücke von Venen oder
       Arterien (Schlagadern) von anderen Körperstellen eingefügt. Venenstücke lassen
       sich gut am Unterschenkel, Arterienstücke aus dem Brustkorb oder aus dem
       Magengebiet entnehmen.

       Seit einigen Jahren werden in der Bypass-Chirurgie auch Verfahren angewendet,
       bei denen der Brustkorb nicht mehr geöffnet werden muss. Lediglich über wenige
       kleine Schnitte werden Sicht- und Arbeitsinstrumente eingeführt. Solche Operations-
       verfahren nennt man minimal-invasiv. Für den betroffenen Patienten klingt diese
       Möglichkeit natürlich verlockend. Ob sie tatsächlich geeignet ist, kann nur der
       behandelnde Operateur im jeweiligen Einzelfall entscheiden. Über alle Einzelheiten
       der Bypass-Operation werden Ihr behandelnder Herzchirurg und auch der Narkosearzt
       Sie aufklären.

       DIE TAGE DANACH – INTENSIVSTATION UND KLINIK

       Nach dem Eingriff können die Operationswunden am Brustkorb und an den Ent­
       nahmestellen von Venen Sie ein paar Tage lang beeinträchtigen. Wahrscheinlich
       werden Sie die ersten zwei bis drei Tage noch auf einer besonderen Überwachungs­
       station verbringen. Dort kennt man sich auch mit diesen Schmerzen gut aus und
       kann Ihnen gezielt helfen. Wie lange Sie insgesamt in der Klinik bleiben werden,
       hängt von der gewählten Operationsmethode und der anschließenden Versorgung ab.
       Diese Zeit kann wenige Tage oder bis zu einer oder zwei Wochen betragen.
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Der Aufenthalt in der Klinik dient der Kontrolle der Wundheilung und der Über­
wachung der Herzfunktionen. Darüber hinaus beginnt hier auch bereits die so
genannte Frühmobilisierung. Dazu zählt vor allem die Atemgymnastik. Atemübungen
sollen gewährleisten, dass die Lunge gleichmäßig belüftet wird, um eine Lungen­
entzündung zu verhindern.

Auch leichte Gymnastikübungen wird man Ihnen zeigen, damit Ihr Kreislauf trainiert
und Thrombosen der Beinvenen vermieden werden. Krankengymnasten werden
Ihnen auch Tipps geben, wie Sie sich bewegen können, ohne durch Schmerzen der
Brustkorbwunde allzu sehr beeinträchtigt zu sein. Wenn die Operation komplikations-
los verlaufen ist, werden Sie in der Regel etwa nach einer Woche eine Treppe aufwärts
bewältigen.

DIE ZEIT DER WUNDHEILUNG

Wenn Ihnen als Bypass eine Vene am Bein entnommen wurde, können an dieser
Stelle für einige Zeit Schwellungen und Störungen des Blutabstroms auftreten.
Legen Sie das Bein möglichst oft hoch, aber vor allem: Bewegen Sie sich auch.
Durch die Tätigkeit der Wadenmuskulatur wird der Rückstrom des Blutes aus den
Beinen zum Herzen gefördert. Zur Vermeidung der Schwellung wird Ihnen außerdem
für einige Wochen ein Stützstrumpf verordnet, den Sie regelmäßig tragen müssen.
Kalte Güsse über die Beine oder Gehen in kühlem Wasser können ebenfalls
Erleichterung bringen.

Die Wunde im Brustkorb benötigt etwa sechs Wochen bis zur vollständigen Heilung.
Während dieser Zeit sollten Sie nichts Schweres tragen. Vermeiden Sie auch alle
ruckartigen Bewegungen von Armen, Schultern und Oberkörper, um die Heilung nicht
zu verzögern. Schmerzen in diesem Bereich über einige Wochen sind normal. Ursache
sind meist Muskelverspannungen. Während der Wundheilungszeit sollten Sie alle
Bewegungen der Arme und Schultern möglichst beidhändig und symmetrisch
ausführen, um weiteren Muskelverspannungen vorzubeugen. Die Physiotherapeuten
in der Klinik und der Rehabilitation können Ihnen hierzu weitere nützliche Tipps geben
und Übungen zeigen.

REHABILITATION: GENERALPROBE FÜR DEN ALLTAG
In den meisten Fällen schließt sich unmittelbar an die Klinikbehandlung ein Aufenthalt
in einer Rehabilitationseinrichtung an. Die Rehabilitation soll Sie auf den Alltag zu Hause
und eventuell auch am Arbeitsplatz vorbereiten. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit wird
unter fachlicher Anleitung und Überwachung optimal aufgebaut. Sie werden dort lernen,
Ihre körperlichen Möglichkeiten (und auch Grenzen) gut einzuschätzen.

Nicht nur der Körper, auch die Seele bedarf nach einer großen Operation, der eventuell
lebensbedrohliche Ereignisse vorausgegangen sind, eine Unterstützung. Auch dies wird
in der Rehabilitation bedacht. Für viele Patienten sind solche Ereignisse Anlass, ihren
bisherigen Lebensstil kritisch zu überdenken und in Zukunft zu verändern. Auch über
eine gesunde Ernährung, Methoden der Stressreduktion und Übungen zur Entspannung
bekommen Sie Informationen.
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       KÖRPERLICHES TRAINING IN DER REHABILITATION…

       In der Rehabilitationsklinik werden Ärzte und Physiotherapeuten ein für Sie „maßge-
       schneidertes” Bewegungs-programm entwerfen. Sie werden dabei relativ schnell
       Erfolgserlebnisse haben. Ihr Herz ist durch den Bypass jetzt gut durchblutet und Sie
       werden spüren, dass Sie deutlich belastbarer sind als vor dem Eingriff. Wichtig ist, dass
       Sie selbst ein Gespür dafür entwickeln, welche Belastung möglich und welche zu hoch ist.
       In der Anfangszeit werden Sie dies möglicherweise mit einem Pulsmessgerät trainieren,
       sollten aber auch üben, Ihre Pulsfrequenz selbst einzuschätzen.

       Nach einer Bypass-Operation kommt es manchmal zu einem erhöhten Puls bereits unter
       Ruhebedingungen. Dies ist normal, kann Sie aber möglicherweise von einem effektiven
       Training abhalten, weil der empfohlene Puls bereits nach geringer Aktivität erreicht wird.
       In diesem Fall wird man Ihnen eventuell vorübergehend Medikamente verordnen, die
       Puls und Blutdruck etwas absenken.

       ... UND DIE FORTSETZUNG ZU HAUSE
       Wenn Sie aus der Rehabilitation entlassen sind, sollten Sie Ihr dort erlerntes Trainings-
       programm auch weiterführen oder noch ausbauen. Wohldosierte Bewegung wirkt den
       wichtigsten Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit (KHK) entgegen.
       Es werden unter anderem:

       •   erhöhter Blutdruck gesenkt
       •   Übergewicht abgebaut
       •   die Fettwerte positiv beeinflusst
       •   erhöhter Blutzucker gesenkt
       •   Stress abgebaut

       Körperliches Training sollte daher auch nach der Rehabilitation zu Ihrem täglichen Pro-
       gramm gehören, und zwar für mindestens eine halbe Stunde. Besonders geeignet sind die
       Ausdauersportarten. Dazu zählen Laufen in jeder Form, Radfahren und Schwimmen. Bei
       diesen werden nahezu alle Muskelgruppen beansprucht und die Bewegungsabläufe sind
       gleichmäßig. Zusätzlich soll mindestens zweimal wöchentlich ein Krafttraining durchführt
       werden. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Art von Bewegung oder Sport
       für Sie geeignet ist. Auch wenn Sie andere Sportarten betreiben wollen, sprechen Sie
       mit Ihrem Arzt oder auch dem Trainer in der Rehabilitationsklinik darüber. Nicht alle
       Sportarten sind nach einer Bypass-Operation günstig. Weniger geeignet sind vor allem
       jene, bei denen ruckartige Bewegungen und Muskelanspannungen zu plötzlichen Blut-
       druckanstiegen führen können. Dazu zählen zum Beispiel Tennis, Rudern und Sportkegeln.

       Wenn Sie nicht allein trainieren wollen und sich auch nach der Rehabilitation über Ihre
       Belastbarkeit nicht sicher fühlen, empfehlen wir Ihnen für eine gewisse Zeit an einer
       Koronarsportgruppe teilzunehmen. Koronarsportprogramme müssen bestimmte Voraus-
       setzungen erfüllen, um sich so nennen zu dürfen. Beispielsweise müssen die Übungsleiter
       eine qualifizierte Fortbildung absolviert haben. Bei einigen Kursen ist auch ein Arzt
       anwesend, der im Notfall sofort eingreifen und helfen kann. Erkundigen Sie sich beim
       Verein oder bei Ihrer HEK, unter welchen Bedingungen Sie an einem solchen Kurs
       teilnehmen können.
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DIE SEELISCHE SITUATION

Auf der einen Seite erleben Patienten bereits kurz nach der Bypass-Operation eine
große Erleichterung, weil ihre Belastbarkeit schnell spürbar ansteigt. Etwa 90 Prozent
aller Operierten haben keine Angina pectoris-Anfälle, dem für KHK typischen Enge­
gefühl in der Brust. Nicht selten treten nach dem Eingriff jedoch auch Phasen mit
depressiver Verstimmung und Ängsten auf. Auch das ist normal und verschwindet
meist nach einigen Wochen wieder. In der Rehabilitationsklinik kann man Ihnen helfen,
mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen und Ihnen Tipps geben, Ihr bisheriges
Leben vielleicht anders zu ordnen. Haben Sie den Mut, Ärzte und Therapeuten auch
auf Ihre seelischen Probleme anzusprechen, die Ihnen nach einem solch großen Eingriff
zu schaffen machen.

MEDIKAMENTE UND KONTROLLUNTERSUCHUNGEN

Nach einer Bypass-Operation werden Sie eine Reihe von Medikamenten einnehmen
müssen. Einige davon nur für eine gewisse Zeit, andere möglicherweise auf Dauer.
So bekommen Sie unter anderem für einige Monate ein blutgerinnungshemmendes
Medikament. Dieses ist ganz wichtig, weil sich in frischen Bypass-Gefäßen besonders
leicht Blutgerinnsel bilden können. Die Neigung dazu nimmt nach einigen Monaten ab,
so lange müssen sie jedoch die Tabletten nehmen und die Blutgerinnungswerte
regelmäßig vom Arzt kontrollieren lassen.

Welche Medikamente Sie außerdem benötigen, wird Ihr Arzt im Einzelfall entscheiden.
Nehmen Sie diese dann regelmäßig ein, und vor allem versäumen Sie nicht die
Kontrolluntersuchungen.

IHR BEITRAG FÜR EINE GESUNDE ZUKUNFT

Nach einer erfolgreich verlaufenen Bypass-Operation werden Sie sich deutlich
leistungsfähiger und gesünder fühlen als vor dem Eingriff. Durch eine gesunde
Lebensführung können Sie aktiv dazu beitragen, dass dieses Gefühl möglichst lange
erhalten bleibt. Wichtige Voraussetzung dafür ist nämlich, dass die Bypassgefäße
nicht durch neue Ablagerungen eingeengt werden. Auch das Voranschreiten der
Arteriosklerose in anderen Herzkranzarterien soll vermieden werden, damit es nicht
wieder zu Angina pectoris-Anfällen kommt. Wichtige Maßnahmen, um dies zu
erreichen sind vor allem:

• die Vermeidung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen
  durch eine ausgewogene Ernährung
• der konsequente Verzicht auf das Rauchen
• körperliche Bewegung, am besten täglich

Wenn Sie diese Dinge beherzigen, können Sie das Risiko, dass es zu einem
Voranschreiten der Arteriosklerose und zu Komplikationen wie einem (erneuten)
Herzinfarkt kommt, ganz erheblich reduzieren.
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       SEXUALITÄT

       Patienten mit einer Herzerkrankung oder nach einer Bypass-Operation versagen sich
       oft jegliche sexuelle Aktivität, weil sie nicht wissen, ob ihr Herz dabei zu stark belastet
       wird. Diese Ängste sind jedoch meist unbegründet, denn eine normale Sexualität ist
       ja kein „Leistungssport”. Die körperliche Belastung hierbei ist im Allgemeinen nicht
       höher als beim zügigen Gehen oder Treppensteigen. Wenn Sie sich unsicher fühlen,
       scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt dazu zu befragen. Ein befriedigendes Intimleben ist
       ein wichtiger Bestandteil einer guten Lebensqualität für Sie und Ihren Partner.

       FÜR MÄNNER GILT: Falls Sie erektionsfördernde Mittel (wie z.B. Viagra) einnehmen
       wollen, sprechen Sie unbedingt mit Ihren Arzt darüber. Diese Substanzen können
       nämlich in Kombination mit bestimmten Herzmedikamenten schwere Komplikationen
       wie einen extremen Blutdruckabfall hervorrufen.
Wir sind für Sie da

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Stand: 08-2021
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