DAS BESSER LEBEN PROGRAMM - FÜR KHK - DIE BYPASS-OPERATION - HEK
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02 . DIE BYPASS-OPERATION Die koronare Herzkrankheit (KHK) kann man in bestimmten Fällen operativ behandeln. Eine derartige Operation nennt man Bypass-Operation. „Bypass“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Umgehung“. Bei dieser Operation werden Engstellen an Herzkranzgefäßen mit Venen- oder Arterienstücken überbrückt. Die Operation ist mittlerweile ein Routineeingriff, der in Deutschland jährlich mehr als 70.000mal durchgeführt wird – für eine spezialisierte Klinik also nichts Besonderes. Der einzelne betroffene Patient empfindet die Operation möglicherweise doch als einen großen Eingriff, der mit vielen Ängsten verbunden ist. Für eine Bypass-Operation werden Sie erst eine Zeit in der Klinik und dann in einer Rehabilitationseinrichtung verbringen. Rund um die Uhr sind Sie dort von kompetenten Ansprechpartnern umgeben, die sich um Ihre körperlichen und auch seelischen Bedürf- nisse kümmern. Sicher machen Sie sich Gedanken über die Zeit nach der Operation. Wie geht der Alltag zu Hause weiter? Auf was muss man Rücksicht nehmen? Welche Belastung verträgt das operierte Herz? Sie werden schnell spüren: Nach der Operation geht es Ihnen erheblich besser als vorher und auch Alltag und Beruf lassen sich wieder ohne Beschwerde bewältigen, wenn sie ein paar Regeln beachten. DIE WICHTIGSTEN METHODEN DER BYPASS-OPERATION Bei der Operation wird der Brustkorb geöffnet, um das Herz zu erreichen. Zum Überbrücken der verengten Herzkranzgefäße werden Stücke von Venen oder Arterien (Schlagadern) von anderen Körperstellen eingefügt. Venenstücke lassen sich gut am Unterschenkel, Arterienstücke aus dem Brustkorb oder aus dem Magengebiet entnehmen. Seit einigen Jahren werden in der Bypass-Chirurgie auch Verfahren angewendet, bei denen der Brustkorb nicht mehr geöffnet werden muss. Lediglich über wenige kleine Schnitte werden Sicht- und Arbeitsinstrumente eingeführt. Solche Operations- verfahren nennt man minimal-invasiv. Für den betroffenen Patienten klingt diese Möglichkeit natürlich verlockend. Ob sie tatsächlich geeignet ist, kann nur der behandelnde Operateur im jeweiligen Einzelfall entscheiden. Über alle Einzelheiten der Bypass-Operation werden Ihr behandelnder Herzchirurg und auch der Narkosearzt Sie aufklären. DIE TAGE DANACH – INTENSIVSTATION UND KLINIK Nach dem Eingriff können die Operationswunden am Brustkorb und an den Ent nahmestellen von Venen Sie ein paar Tage lang beeinträchtigen. Wahrscheinlich werden Sie die ersten zwei bis drei Tage noch auf einer besonderen Überwachungs station verbringen. Dort kennt man sich auch mit diesen Schmerzen gut aus und kann Ihnen gezielt helfen. Wie lange Sie insgesamt in der Klinik bleiben werden, hängt von der gewählten Operationsmethode und der anschließenden Versorgung ab. Diese Zeit kann wenige Tage oder bis zu einer oder zwei Wochen betragen.
. 03 Der Aufenthalt in der Klinik dient der Kontrolle der Wundheilung und der Über wachung der Herzfunktionen. Darüber hinaus beginnt hier auch bereits die so genannte Frühmobilisierung. Dazu zählt vor allem die Atemgymnastik. Atemübungen sollen gewährleisten, dass die Lunge gleichmäßig belüftet wird, um eine Lungen entzündung zu verhindern. Auch leichte Gymnastikübungen wird man Ihnen zeigen, damit Ihr Kreislauf trainiert und Thrombosen der Beinvenen vermieden werden. Krankengymnasten werden Ihnen auch Tipps geben, wie Sie sich bewegen können, ohne durch Schmerzen der Brustkorbwunde allzu sehr beeinträchtigt zu sein. Wenn die Operation komplikations- los verlaufen ist, werden Sie in der Regel etwa nach einer Woche eine Treppe aufwärts bewältigen. DIE ZEIT DER WUNDHEILUNG Wenn Ihnen als Bypass eine Vene am Bein entnommen wurde, können an dieser Stelle für einige Zeit Schwellungen und Störungen des Blutabstroms auftreten. Legen Sie das Bein möglichst oft hoch, aber vor allem: Bewegen Sie sich auch. Durch die Tätigkeit der Wadenmuskulatur wird der Rückstrom des Blutes aus den Beinen zum Herzen gefördert. Zur Vermeidung der Schwellung wird Ihnen außerdem für einige Wochen ein Stützstrumpf verordnet, den Sie regelmäßig tragen müssen. Kalte Güsse über die Beine oder Gehen in kühlem Wasser können ebenfalls Erleichterung bringen. Die Wunde im Brustkorb benötigt etwa sechs Wochen bis zur vollständigen Heilung. Während dieser Zeit sollten Sie nichts Schweres tragen. Vermeiden Sie auch alle ruckartigen Bewegungen von Armen, Schultern und Oberkörper, um die Heilung nicht zu verzögern. Schmerzen in diesem Bereich über einige Wochen sind normal. Ursache sind meist Muskelverspannungen. Während der Wundheilungszeit sollten Sie alle Bewegungen der Arme und Schultern möglichst beidhändig und symmetrisch ausführen, um weiteren Muskelverspannungen vorzubeugen. Die Physiotherapeuten in der Klinik und der Rehabilitation können Ihnen hierzu weitere nützliche Tipps geben und Übungen zeigen. REHABILITATION: GENERALPROBE FÜR DEN ALLTAG In den meisten Fällen schließt sich unmittelbar an die Klinikbehandlung ein Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung an. Die Rehabilitation soll Sie auf den Alltag zu Hause und eventuell auch am Arbeitsplatz vorbereiten. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit wird unter fachlicher Anleitung und Überwachung optimal aufgebaut. Sie werden dort lernen, Ihre körperlichen Möglichkeiten (und auch Grenzen) gut einzuschätzen. Nicht nur der Körper, auch die Seele bedarf nach einer großen Operation, der eventuell lebensbedrohliche Ereignisse vorausgegangen sind, eine Unterstützung. Auch dies wird in der Rehabilitation bedacht. Für viele Patienten sind solche Ereignisse Anlass, ihren bisherigen Lebensstil kritisch zu überdenken und in Zukunft zu verändern. Auch über eine gesunde Ernährung, Methoden der Stressreduktion und Übungen zur Entspannung bekommen Sie Informationen.
04 . KÖRPERLICHES TRAINING IN DER REHABILITATION… In der Rehabilitationsklinik werden Ärzte und Physiotherapeuten ein für Sie „maßge- schneidertes” Bewegungs-programm entwerfen. Sie werden dabei relativ schnell Erfolgserlebnisse haben. Ihr Herz ist durch den Bypass jetzt gut durchblutet und Sie werden spüren, dass Sie deutlich belastbarer sind als vor dem Eingriff. Wichtig ist, dass Sie selbst ein Gespür dafür entwickeln, welche Belastung möglich und welche zu hoch ist. In der Anfangszeit werden Sie dies möglicherweise mit einem Pulsmessgerät trainieren, sollten aber auch üben, Ihre Pulsfrequenz selbst einzuschätzen. Nach einer Bypass-Operation kommt es manchmal zu einem erhöhten Puls bereits unter Ruhebedingungen. Dies ist normal, kann Sie aber möglicherweise von einem effektiven Training abhalten, weil der empfohlene Puls bereits nach geringer Aktivität erreicht wird. In diesem Fall wird man Ihnen eventuell vorübergehend Medikamente verordnen, die Puls und Blutdruck etwas absenken. ... UND DIE FORTSETZUNG ZU HAUSE Wenn Sie aus der Rehabilitation entlassen sind, sollten Sie Ihr dort erlerntes Trainings- programm auch weiterführen oder noch ausbauen. Wohldosierte Bewegung wirkt den wichtigsten Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit (KHK) entgegen. Es werden unter anderem: • erhöhter Blutdruck gesenkt • Übergewicht abgebaut • die Fettwerte positiv beeinflusst • erhöhter Blutzucker gesenkt • Stress abgebaut Körperliches Training sollte daher auch nach der Rehabilitation zu Ihrem täglichen Pro- gramm gehören, und zwar für mindestens eine halbe Stunde. Besonders geeignet sind die Ausdauersportarten. Dazu zählen Laufen in jeder Form, Radfahren und Schwimmen. Bei diesen werden nahezu alle Muskelgruppen beansprucht und die Bewegungsabläufe sind gleichmäßig. Zusätzlich soll mindestens zweimal wöchentlich ein Krafttraining durchführt werden. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Art von Bewegung oder Sport für Sie geeignet ist. Auch wenn Sie andere Sportarten betreiben wollen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder auch dem Trainer in der Rehabilitationsklinik darüber. Nicht alle Sportarten sind nach einer Bypass-Operation günstig. Weniger geeignet sind vor allem jene, bei denen ruckartige Bewegungen und Muskelanspannungen zu plötzlichen Blut- druckanstiegen führen können. Dazu zählen zum Beispiel Tennis, Rudern und Sportkegeln. Wenn Sie nicht allein trainieren wollen und sich auch nach der Rehabilitation über Ihre Belastbarkeit nicht sicher fühlen, empfehlen wir Ihnen für eine gewisse Zeit an einer Koronarsportgruppe teilzunehmen. Koronarsportprogramme müssen bestimmte Voraus- setzungen erfüllen, um sich so nennen zu dürfen. Beispielsweise müssen die Übungsleiter eine qualifizierte Fortbildung absolviert haben. Bei einigen Kursen ist auch ein Arzt anwesend, der im Notfall sofort eingreifen und helfen kann. Erkundigen Sie sich beim Verein oder bei Ihrer HEK, unter welchen Bedingungen Sie an einem solchen Kurs teilnehmen können.
. 05 DIE SEELISCHE SITUATION Auf der einen Seite erleben Patienten bereits kurz nach der Bypass-Operation eine große Erleichterung, weil ihre Belastbarkeit schnell spürbar ansteigt. Etwa 90 Prozent aller Operierten haben keine Angina pectoris-Anfälle, dem für KHK typischen Enge gefühl in der Brust. Nicht selten treten nach dem Eingriff jedoch auch Phasen mit depressiver Verstimmung und Ängsten auf. Auch das ist normal und verschwindet meist nach einigen Wochen wieder. In der Rehabilitationsklinik kann man Ihnen helfen, mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen und Ihnen Tipps geben, Ihr bisheriges Leben vielleicht anders zu ordnen. Haben Sie den Mut, Ärzte und Therapeuten auch auf Ihre seelischen Probleme anzusprechen, die Ihnen nach einem solch großen Eingriff zu schaffen machen. MEDIKAMENTE UND KONTROLLUNTERSUCHUNGEN Nach einer Bypass-Operation werden Sie eine Reihe von Medikamenten einnehmen müssen. Einige davon nur für eine gewisse Zeit, andere möglicherweise auf Dauer. So bekommen Sie unter anderem für einige Monate ein blutgerinnungshemmendes Medikament. Dieses ist ganz wichtig, weil sich in frischen Bypass-Gefäßen besonders leicht Blutgerinnsel bilden können. Die Neigung dazu nimmt nach einigen Monaten ab, so lange müssen sie jedoch die Tabletten nehmen und die Blutgerinnungswerte regelmäßig vom Arzt kontrollieren lassen. Welche Medikamente Sie außerdem benötigen, wird Ihr Arzt im Einzelfall entscheiden. Nehmen Sie diese dann regelmäßig ein, und vor allem versäumen Sie nicht die Kontrolluntersuchungen. IHR BEITRAG FÜR EINE GESUNDE ZUKUNFT Nach einer erfolgreich verlaufenen Bypass-Operation werden Sie sich deutlich leistungsfähiger und gesünder fühlen als vor dem Eingriff. Durch eine gesunde Lebensführung können Sie aktiv dazu beitragen, dass dieses Gefühl möglichst lange erhalten bleibt. Wichtige Voraussetzung dafür ist nämlich, dass die Bypassgefäße nicht durch neue Ablagerungen eingeengt werden. Auch das Voranschreiten der Arteriosklerose in anderen Herzkranzarterien soll vermieden werden, damit es nicht wieder zu Angina pectoris-Anfällen kommt. Wichtige Maßnahmen, um dies zu erreichen sind vor allem: • die Vermeidung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen durch eine ausgewogene Ernährung • der konsequente Verzicht auf das Rauchen • körperliche Bewegung, am besten täglich Wenn Sie diese Dinge beherzigen, können Sie das Risiko, dass es zu einem Voranschreiten der Arteriosklerose und zu Komplikationen wie einem (erneuten) Herzinfarkt kommt, ganz erheblich reduzieren.
06 . SEXUALITÄT Patienten mit einer Herzerkrankung oder nach einer Bypass-Operation versagen sich oft jegliche sexuelle Aktivität, weil sie nicht wissen, ob ihr Herz dabei zu stark belastet wird. Diese Ängste sind jedoch meist unbegründet, denn eine normale Sexualität ist ja kein „Leistungssport”. Die körperliche Belastung hierbei ist im Allgemeinen nicht höher als beim zügigen Gehen oder Treppensteigen. Wenn Sie sich unsicher fühlen, scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt dazu zu befragen. Ein befriedigendes Intimleben ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Lebensqualität für Sie und Ihren Partner. FÜR MÄNNER GILT: Falls Sie erektionsfördernde Mittel (wie z.B. Viagra) einnehmen wollen, sprechen Sie unbedingt mit Ihren Arzt darüber. Diese Substanzen können nämlich in Kombination mit bestimmten Herzmedikamenten schwere Komplikationen wie einen extremen Blutdruckabfall hervorrufen.
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