Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als Hamlet auf dem Plakat zum Film - Feb. 2021, Frankfurt am Main - Deutsches Filminstitut

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Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als Hamlet auf dem Plakat zum Film - Feb. 2021, Frankfurt am Main - Deutsches Filminstitut
Feb. 2021, Frankfurt am Main

Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als
Hamlet auf dem Plakat zum Film.

Katharina Jost

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Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als Hamlet auf dem Plakat zum Film - Feb. 2021, Frankfurt am Main - Deutsches Filminstitut
Das Filmplakat 1 zu Hamlet 2

Asta Nielsen, bei welcher es sich um einen der ersten Stars des europäischen
Stummfilms handelt, gründete 1920 ihre eigene Produktionsfirma die Art-Film,
deren Marke auf dem Plakat vermerkt ist (Abb.1.). 3 Für die jährliche
Eigenproduktion war ein Film vorgesehen. 4 Die erste Produktion war der
Stummfilm Hamlet mit Asta Nielsen als Hamlet. 5 Die Idee zum Film hatte Asta
Nielsen bereits 1919. 6 Die Ankündigung Hamlet zu adaptieren stieß bereits im
Vorfeld auf viel Kritik, öffentliche Aufmerksamkeit und Diskurse, welches auch
als Werbung für den Film fungierte. 7 1923 löste sich die Art-Film wieder auf. 8
Von 74 Filmen, in denen Asta Nielsen gespielt hat, gelten 34 als gänzlich verloren,
von 6 weiteren gilt mehr als die Hälfte des Filmes als verschollen. 9

Der Film wurde am 4. Feb. 1921 in Berlin uraufgeführt. 10 Er wurde ein großer
Publikumserfolg, mit jedoch gemischten Kritiken. 11 Der Film wird als erster
großer internationaler Erfolg des deutschen Films nach dem ersten Weltkrieg
gefeiert. 12 Er wurde bereits mit zwei Kameras gedreht um genügend Negativ-
Material für den Exportmarkt zur Verfügung zu haben 13. In Deutschland war er

1 Abb.1. Gelbes Hamlet-Plakat, 1138x93cm, Grafik: Robert L. Leonard, Druck: Rotophot AG
(Einsatz im Vertriebsterritorium: Badischer Filmvertrieb Gmbh Heidelberg), 1920/1921, Quelle:
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv, Signatur: 82: G
1311.

2 Hamlet (Sven Gade, Heinz Schall, Deutschland, 1920)
3 Siehe: Mebold, Anke/Worschech, Thomas/Ziegler, Holger: Hamlet und Asta Nielsen, in: Asta
   Nielsen. Hamlet & Die Filmprimadonna, Booklet DVD, Edition Filmmuseum 37, film &kunst,
   München (2011), S. 2-10, hier S. 6.
4 Siehe: Ebd., S. 9.
5 Siehe: Ebd., S. 9f.
6 Siehe: Seydel, Renate/Hagedorff, Allan (Hg.): Asta Nielsen. Ihr Leben in Fotodokumenten,
   Selbstzeugnissen und zeitgenössischen Betrachtungen, Berlin 1984, S.140.
7 Siehe: Mebold, Anke/Worschech, Thomas/Ziegler, Holger: Hamlet und Asta Nielsen, in: Asta
   Nielsen. Hamlet & Die Filmprimadonna, S. 2-10, hier S. 2.
8 Siehe: Mebold, Ebd., S. 10.
9 Siehe: Mebold, Anke: Materialgeschichte Asta Nielsen Filme, in: Asta Nielsen. Hamlet & Die
   Filmprimadonna, Booklet DVD, Edition Filmmuseum 37, film & kunst, München (2011), S.
   13- 18, hier S. 14.
10 Siehe: Mebold, Anke/Worschech, Thomas/Ziegler, Holger: Hamlet und Asta Nielsen, in: Asta
   Nielsen. Hamlet & Die Filmprimadonna, S. 2-10, hier S. 5.
11 Siehe: Mebold, Ebd., S. 6.
12 Siehe: Nielsen, Asta: Die schweigende Muse, Berlin 1977, S. 313.
13 Siehe: Mebold, Anke/Worschech, Thomas: Rollentausch, in: Gramann, Karola/Schlüpmann,
   Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino, Wien 2009, S. 439-452, hier S.

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Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als Hamlet auf dem Plakat zum Film - Feb. 2021, Frankfurt am Main - Deutsches Filminstitut
1921 der Kassenschlager in den Kinos. 14
Das zugehörige Filmplakat befindet sich in einem äußerst fragilen Zustand. Es
weist nicht nur viele Risse, im Besonderen auch entlang der ehemaligen
Falzränder, Knicke und Flecke, sondern auch eine Reihe von Fehlstücken auf. Das
Papier selbst ist spröde und brüchig. Zum Glück sind die Fehlstellen im
Wesentlichen an den Rändern und damit außerhalb des Motivs. Aus Gründen
dieses Zustandes ist das Plakat auf einem blau/grauen Trägermaterial fixiert. Es
muss also eine Restaurierung stattgefunden haben.
Über die Stempel der Polizeidirektionen, Stuttgart sowie München (Abb.2. u. 3.),
welche sich auf dem Plakat finden, lässt sich ebenso wie über den Vermerk unter
Titel und Hauptdarstellerin, der Badischen Filmverleih G. m. b. H. Heidelberg,
welche als Verleihfirma des Filmes für Süddeutschland fungierte, der regionale
Einsatz des Werbeplakats ermitteln. Vor November 1920 gab es noch keine
zentrale Zensurprüfstelle für Werbemittel, und doch wurde jegliches Material
zensiert, nicht nur der Film selber. 15 Das jeweilige Material wurde vom
zuständigen Ortspolizisten geprüft und freigegeben. 16 Dies erklärt auch im
Vergleich zu späteren Filmplakaten ab November 1920 zwei Stempel von
Polizeidirektionen, hier von Stuttgart und München, anstatt des späteren einen
Stempels der Filmprüfstelle. Was verwirrt, wenn man weiß, dass Hamlet erst am
21.01.1921 Vorpremiere hatte, das heißt eigentlich bereits von der
institutionalisierten Zensurstelle hätte freigegeben werden müssen. 17 War das
Plakat bereits schon vor dem Film zu Werbezwecken im Einsatz? An den
Stempeln lässt sich ebenso, wie an den Knickstellen des Plakats, erkennen, dass
das Plakat mit der Filmkopie zusammen von Lichtspielhaus zu Lichtspielhaus
gereist sein muss.
In der oberen linken Ecke des Plakats lässt sich der Schriftzug der Rotophot A.G.
erkennen (Abb.4.), wobei es sich um einen Bildverlag für Photographie und
Plakate handelte.

   439.
14 Siehe: Ebd., S. 440.
15 Siehe: Kamps, Johannes: Studien zur Geschichte des deutschen Filmplakats von den Anfängen
   bis 1945, Dissertation, Wiesbaden 1999/2004, S. 53/118.
16 Siehe: Kamps, Ebd., S. 112.
17 Siehe: Mebold, Anke: Materialgeschichte Asta Nielsen Filme, in: o. A.: Asta Nielsen. Hamlet
   & Die Filmprimadonna, S. 13- 18, hier S. 5.

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Die Signatur des Grafikers Leonard findet sich unter der Darstellung des Hamlet
(Abb.1.). Er besorgte 1920 neben Anderem die Hausreklame für die Berliner
„Union“ Theater. 18 Er war einer der meistbeschäftigten Filmplakate-Grafiker. 19 Er
war einer der wichtigsten Vertreter der Filmplakatgestalter der illustrativen-
zeichnerischen Richtung. 20 Kreidige, monochrome Ausführungen und gedeckte
Farben sind, wie auch am Hamlet-Plakat sichtbar, typisch für ihn. 21 Er gestaltete
auch Plakate für die Lubitsch-Filme die Austernprinzessin 22, Rausch 23, die
Flamme 24 und Sumurun 25. 26 Insbesondere den zeichnerischen Stil kann man auch
in der Ausführung der Hamlet-Darstellung erkennen.
Die Grafik des Plakats hat die Ästhetik einer Lithographie, auf eine solche als
Vorlage könnte der Druck zurückgreifen, es muss aber nicht so sein. Es scheint
zumindest, als hätten wir es mit einer vergrößerten Version einer Originalvorlage
zu tun. Es lässt sich an den Umrisslinien der Figur erkennen, dass die
verschiedenen Farben in mehreren Druckvorgängen übereinandergelegt wurden
(Abb.3.), so tritt die grünliche Farbe, welche auf das Gewand der Figur gelegt ist,
an mehreren Stellen über die Umrisslinie über. Es sind auf den ersten Blick drei
Druckfarben erkennbar. Das Schwarz, ein bläulicher Ton, den man im Schatten
erkennen kann, und der Grün-Grauton, welchen auch der Asta Nielsen-Schriftzug
besitzt. Ebenso wie das Papier selbst vergilbt ist, nach unten mehr als im oberen
Bereich, ist nicht zu sagen, welchen Grün-, oder Blauton das Plakat ursprünglich
besaß, da auch die Druckfarben sich mit der Zeit verändern. Man kann vermuten,
dass das Grün eventuell Grüner war.
Gezeigt wird Asta Nielsen in der Rolle des Hamlet. Sie scheint aus einem
Schatten zu kommen, gleichzeitig einen zu werfen und selbst einer zu sein. Der
Schatten ist nicht nur ihr Hintergrund, sondern verschattet darüber hinaus ihre

18 Siehe: Kamps, Johannes: Studien zur Geschichte des deutschen Filmplakats von den Anfängen
   bis 1945, Dissertation, Band 3, Künstlerverzeichnis, Wiesbaden 1999/2004, S. 114.
19 Siehe: Kamps, Johannes: Studien zur Geschichte des deutschen Filmplakats von den Anfängen
   bis 1945, S. 331.
20 Siehe: Hein, Carina: Deutsche Filmplakate der 20er Jahre, 2012, in: https://www.filmposter-
   archiv.de/download/Carina-Hein-Deutsche-Filmplakate-der-20er-Jahre-2012.pdf zuletzt
   abgerufen am 27.02.2021, S.9.
21 Siehe: Ebd.
22 Die Austernprinzessin (Ernst Lubitsch, Deutschland 1919).
23 Rausch (Ernst Lubitsch, Dänemark 1919).
24 Die Flamme (Ernst Lubitsch, Finnland 1923)
25 Sumurun (Ernst Lubitsch, Dänemark 1920)
26 Siehe:.o. A.: Kinoplakate von Robert L. Leonard, o. D., in: https://www.filmposter-
   archiv.de/kinoplakat-grafiker.php?id=547 zuletzt abgerufen am 27.02.2021.

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Sein oder nicht Sein. Die Darstellung Asta Nielsens als Hamlet auf dem Plakat zum Film - Feb. 2021, Frankfurt am Main - Deutsches Filminstitut
linke Gesichtshälfte, während auf ihre Rechte ein Licht zu fallen scheint. Diese
Beleuchtung ist nicht nur eine dramatische und erinnert an die Bühnenfigur
„Hamlet“, sondern zeigt auch bereits eine Ambivalenz der Figur. Ihr Gesicht ist
im Halbporträt wiedergegeben. Aus dem Dunkel des Schattens streckt sie ihren
rechten Arm, dessen Hand, zur Faust geworden, einen langen spitzen Dolch
umgreift, herüber in die linke Bildhälfte, die darüber hinaus frei bleibt. So wird
der Dolch zum optischen Pendant der Figur, nicht nur zur formalen Verlängerung,
sondern zum Gegenüber und damit zum Dialogpartner.
Die Figur des Hamlet ist in einem dunklen Grün/Blau- Schwarz gehalten, sie ist
dunkler als der Schatten selbst, aus dem sie heraustritt. Ein Umhang fällt von
ihren Schultern herab auf den Boden, um ihre Füße, und bildet das Gegengewicht
zum Dolch. Ihr Körpergewicht steht auf dem rechten Bein, da sie ihren linken Fuß
wie zum Schritt anhebt. Damit befindet sich die Figur in einem Kontrapost mit
Standbein und Spielbein.
Bemerkenswert ist, dass die überwiegende Fläche des Plakats unbedruckt bleibt.
Es ist für mich nicht mehr auszumachen, welchen ursprünglichen Farbton sie
hatte, es muss sich um die Farbe des Papiers selbst gehandelt haben, vermutlich
ein „natürlicher“ Weißton. Diese optische Lösung, in welcher das Trägermaterial
selbst in großer Fläche bestehen bleibt und damit selbst ausgestellt wird, betont
die zeichnerische Ästhetik des Plakats einmal mehr, als hätten wir ein leeres Blatt
vor uns, auf welches der Hamlet gezeichnet ist. Wir erkennen, besonders in der
Schraffur des Schattens, den einzelnen Strich bzw. die Linie, aber auch die
Umrisslinie der Figur, sowie die ihrer Hand bleibt sichtbar (Abb.5.). Die Grafik
erinnert damit auch an eine Buchillustration. Diese Gestaltung könnte auf das
literarische Werk „Hamlet“, das Buch verweisen, oder aber das unbeschriebene
leere Blatt, einer „Tabula rasa“, eines Bruches mit einer Tradition, die nicht
fortgeschrieben wird, sondern sich radikal neu denkt ohne Vorbilder. Gleichzeitig
erinnert jedoch die theatrale Geste des weit ausgestreckten Armes mit dem
erhobenen Dolch an das Drama.
Bei dem Plakat handelt es sich um ein Starplakat, der Star, in diesem Fall die
Nielsen, ist identifizierbar, sie ist ganzfigurig allein auf dem Plakat

5
wiedergegeben in ihrer Rolle des Hamlet.27 Ihr Name ist als einziger genannt.
Die im Plakat wiedergegebene Geste des Hamlet ist in der nahezu vollständigen,
restaurierten Fassung des Hamlet, des Deutschen Filminstituts nicht wie auf dem
Plakat dargestellt zu finden. 2.258 Meter von ursprünglich 2.367 Metern, welche
in der Zensurkarte 1920 angegeben waren, sind in ihr vorhanden. 28 Es gibt die
Einstellung, in welcher sie den Dolch in ähnlicher Geste hält, diese ist jedoch
halbfigurig. 29 Es ist davon auszugehen, dass es sich entweder um einen
sogenanntes Standphoto gehandelt haben muss, eine Photographie am Set zu
Werbezwecken, die auch zur Vorlage an den Künstler gegeben worden sein kann,
oder der Plakatkünstler selbst hat die Szene dramatisiert und die Geste abstrahiert.
Es handelt sich um die Filmszene, in welcher Hamlet, nachts mit dem Dolch,
durch die Gänge des Schlosses streift, im Konflikt mit sich selbst, den Mord am
Vater rächen zu wollen. Die Szene endet damit, dass Hamlet sich nicht zu der
Gewalttat durchringen kann. Die Filmfassung des Hamlet vom DFF, welche auf
ein vielfarbiges Nitropositiv der deutschen Originalfassung zurückgeht, 30 zeigt,
dass genau diese Nachtszene des Films in einem Grün-Blau eingefärbt war. 31 Das
heißt sie war eingefärbt in einem ähnlichen Blau/Grün, wie unser Plakat. Einige
Szenen des Films sind sowohl getont als auch getintet, sowie
schablonenkoloriert.32 Der Film besaß also auch „mehrfarbige“ Szenen. Dass die
blau/grünliche Zweifarbigkeit des Plakats auf die technisch aufwendigen und
teuren Farbeffekte des Films verweisen und mit ihnen werben sollte, ist eher
unwahrscheinlich. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass der Grafiker die
fertige farbige Filmfassung kannte. Die Farben der Grafik entsprechen dennoch
erstaunlich der tatsächlichen Farbigkeit des Films. Es muss dem Grafiker
vielleicht dennoch bekannt gewesen sein, dass es sich im Film um eine
Nachtszene handelte, welche typisch in einem Grün-Blau eingefärbt war. Oder er

27 Siehe: Kamps, Johannes: Pionierin des frühen deutschen Starplakats, in: Gramann,
    Karola/Schlüpmann, Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nilesen, ihr Kino, Wien, 2009,
    S. 287- 299, hier S: 288.
28 Siehe: o.A.: Asta Nielsen. Hamlet & Die Filmprimadonna, Booklet DVD, Edition
    Filmmuseum 37, film&kunst, München (2011), S. 19.
29 Szene ab Min: 00:49:20 in: Hamlet & Die Filmprimadonna. München: film & kunst, 2011. - 2
    DVDs - (Edition filmmuseum ; 37).
30 Siehe: Mebold, Anke: Materialgeschichte Asta Nielsen Filme, in: o.A.: Asta Nielsen. Hamlet &
    Die Filmprimadonna, S. 13- 18, hier S. 15.
31 Siehe: Mebold, Anke/Worschech, Thomas: Rollentausch, in: Gramann, Karola/Schlüpmann,
    Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nilesen, ihr Kino, S. 439-452, hier S. 442.
32
   Siehe: Ebd.

6
hat die „natürlichen“ Farben der Nacht mit Farben assoziiert, welche dem
heutigen Betrachter besonders erscheinen. Interessant ist dennoch, auch wenn sich
das Zustandekommen der Farbauswahl des Plakats nicht klären lässt, ist die große
Ähnlichkeit der Farben von Plakat und Film interessant. Das Druckverfahren des
Plakats, in welchem jede Farbe einzeln und nacheinander aufgetragen wird,
erinnert an den Prozess der Filmkoloration des Tinting, Toning oder der
Schablonenkolorierung, in welchen ebenfalls die Farben additiv, nacheinander
zueinanderkommen.
Das Plakat war damals noch das wichtigste Werbemedium. 33 Bei einem Drittel
aller Plakate handelte es sich um 1931 um Filmplakate. 34

Noch ein paar Worte zu der Darstellung des Hamlet als Hosenrolle der Asta
Nielsen:
Bereits Sarah Bernardt sowie Adele Sandrock hatten den Hamlet gespielt. 35 Es
gab also bereits eine „Tradition“ weiblicher Darstellerinnen den Hamlet zu geben.
Neu an Asta Nielsens Hamlet ist, dass seine Tragik sich auch in eben ihrer
unfreiwilligen Verkleidung bedingt. Asta Nielsen „spielt“ Hamlet als Frau. Der
Film erzählt die Geschichte, dass Hamlet eine Prinzessin gewesen sei, die den
männlichen Erben spielen musste. Sie, die Prinzessin, muss also in ihrer
Hosenrolle ihr Geschlecht verleugnen. Wir haben es bei dieser Darstellung nicht
mit einer Schauspielerin zu tun, welche einen männlichen Hamlet spielt, sondern
die Verkleidung wird selbst zur Handlung und zum Motiv und Hamlet bleibt eine
Frau. Die Rolle des Mannes wird Hamlet zum Konflikt, ebenso wie ihre
versteckte Weiblichkeit. Als Hamlet sich verliebt, verschärft sich ihr Konflikt, sie
tauscht aus Liebe zu Horatio mit Orphelia Zärtlichkeiten aus, um diese Horatio,
welcher für Orphelia schwärmt, auszuspannen. Orphelia meint mit einem
männlichen Hamlet zu flirten, Hamlet umwirbt sie jedoch als Frau. Gleichzeitig
flirtet Hamlet in der Verkleidung als Mann mit Horatio. Die androgyne, schlanke

33 Siehe: Kamps, Johannes: Pionierin des frühen deutschen Starplakats, in: Gramann,
   Karola/Schlüpmann, Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nilesen, ihr Kino, S. 287- 299,
   hier S: 288.
34 Siehe: Kamps, Johannes: Studien zur Geschichte des deutschen Filmplakats von den Anfängen
   bis 1945, S. 61/62.
35 Siehe: Asper, Helmut G.: Die zögernde Prinzessin. Asta Nielsen spielt Hamlet, in: film-dienst, 8
   (2007), S. 16-17, hier S.16.

7
Körperlichkeit Asta Nielsens, die auch das Poster wiedergibt, hilft, dass sie
zwischen den Geschlechtern changiert. Sie schafft es sowohl die Weiblichkeit
Orphelias an die Wand zu spielen als auch den Horatio. Neben ihrem Spiel, was
das Spiel selbst zeigt, werden die anderen Spieler entlarvt in ihrem Rollenspiel der
Geschlechter, welches im Gegensatz zu Hamlet hölzern und unlebendig wirkt. In
dem Geschlechterspiel der Nielsen wird die alte Frage: „Sein oder Nichtsein“ neu
gestellt.

8
Literatur:

-Asper, Helmut G.: Die zögernde Prinzessin. Asta Nielsen spielt Hamlet, in: film-
dienst, 8 (2007), S. 16-17.
-Beuys, Barbara: Filmgenie und Neue Frau, Frankfurt am Main 2020.
-Hein, Carina: Deutsche Filmplakate der 20er Jahre, 2012, in:
https://www.filmposter-archiv.de/download/Carina-Hein-Deutsche-Filmplakate-
der-20er-Jahre-2012.pdf zuletzt abgerufen am 27.02.2021.
-Mebold, Anke: Materialgeschichte Asta Nielsen Filme, in: o.A.: Asta Nielsen.
Hamlet & Die Filmprimadonna, Booklet DVD, Edition Filmmuseum 37,
film&kunst, München (2011), S. 13- 18.
-Mebold, Anke/Worschech, Thomas: Rollentausch, in: Gramann,
Karola/Schlüpmann, Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nilesen, ihr Kino,
Wien 2009, S. 439-452.
-Mebold, Anke/Worschech, Thomas/Ziegler, Holger: Hamlet und Asta Nielsen, in:
Asta Nielsen. Hamlet & Die Filmprimadonna, Booklet DVD, Edition
Filmmuseum 37, film&kunst, München (2011), S. 2-10.
-Seydel, Renate/Hagedorff, Allan (Hg.): Asta Nielsen. Ihr Leben in
Fotodokumenten, Selbstzeugnissen und zeitgenössischen Betrachtungen, Berlin
1984.
-Kamps, Johannes: Pionierin des frühen deutschen Starplakats, in: Gramann,
Karola/Schlüpmann, Heide u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino,
Wien, 2009, S. 287- 299.
-Kamps, Johannes: Studien zur Geschichte des deutschen Filmplakats von den
Anfängen bis 1945, Dissertation, Wiesbaden 1999/2004.
-Nielsen, Asta: Die schweigende Muse, Berlin 1977.
-o.A.: Kinoplakate von Robert L. Leonard, o.D., in: https://www.filmposter-

9
archiv.de/kinoplakat-grafiker.php?id=547 zuletzt abgerufen am 27.02.2021.

Filme:

-Die Austernprinzessin (Ernst Lubitsch, Deutschland 1919).
-Die Flamme (Ernst Lubitsch, Finnland 1923).
-Hamlet (Sven Gade, Heinz Schall, Deutschland, 1920)
-Hamlet & Die Filmprimadonna. München: film & kunst , 2011. - 2 DVDs -
(Edition filmmuseum; 37).
-Rausch (Ernst Lubitsch, Dänemark 1919).
-Sumurun (Ernst Lubitsch, Dänemark 1920).

Plakat:

-Hamlet (1920), Maße:138 x 93cm, Grafiker: Robert L. Leonard, Verleih:
Badischer Filmvertrieb GmbH, Heidelberg, Druck: Rotophot AG, Quelle: DFF –
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv,
Signatur: 82: G 1311.

10
Abbildungsverzeichnis:

         Abb.1. Hamlet (1920), Maße:138 x 93cm, Grafiker: Robert L.
         Leonard, Verleih: Badischer Filmvertrieb GmbH, Heidelberg,
         Druck: Rotophot AG, Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut &
         Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv, Signatur: 82: G
         1311, Foto DFF.

11
Abb.2. Detailfoto: Stempel Polizeidirektion Stuttgart, Hamlet (1920),
Maße:138 x 93cm, Grafiker: Robert L. Leonard, Verleih: Badischer
Filmvertrieb GmbH, Heidelberg, Druck: Rotophot AG, Quelle: DFF –
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv
Signatur: 82: G 1311, Foto Autorin.

12
Abb.3. Detailfoto: Stempel Polizeidirektion München, Hamlet (1920),
Maße:138 x 93cm, Grafiker: Robert L. Leonard, Verleih: Badischer
Filmvertrieb GmbH, Heidelberg, Druck: Rotophot AG, Quelle: DFF –
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv,
Signatur: 82: G 1311, Foto Autorin.

13
Abb.4. Detailfoto: Rotophot, Hamlet (1920), Maße:138 x 93cm, Grafiker:
Robert L. Leonard, Verleih: Badischer Filmvertrieb GmbH, Heidelberg,
Druck: Rotophot AG, Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum,
Frankfurt am Main / Plakatarchiv, Signatur: 82: G 1311, Foto Autorin.

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Abb.5.: Detailfoto, Hand mit Dolch, gelbes Hamlet-Plakat, 1138x93cm,
Grafik: Robert L. Leonard, Druck: Rotophot AG (Einsatz im
Vertriebsterritorium: Badischer Filmvertrieb Gmbh Heidelberg), 1920/1921,
Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main /
Plakatarchiv, Signatur: 82: G 1311, Foto Autorin.

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