Testmanual zur Leistungsdiagnostik - Deutscher Boxsport-Verband

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Testmanual zur Leistungsdiagnostik - Deutscher Boxsport-Verband
Deutscher Boxsport-Verband

Testmanual zur Leistungsdiagnostik

Erarbeitet von        Georg Langen
                      (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Boxen)

unter Mitarbeit von   Claudius Nowoisky
                      (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Ringen)
                      Stefan Leonhardt
                      (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Judo)
                      Lothar Heine
                      (Wissenschaftskoordinator, DBV)
                      Michael Müller
                      (Sportdirektor, DBV)

Stand:                31.07.2019
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Inhaltsverzeichnis

1       Zielstellungen ....................................................................................... 3
2       Ablauf ................................................................................................... 5
2.1     Zeitpunkte der Durchführung ............................................................... 5
2.2     Athletenanzahl und Einschlusskriterien ............................................... 5
2.3     Anzahl und Rolle der Betreuer ............................................................. 5
2.4     Testreihenfolge .................................................................................... 6
3       Inhalt .................................................................................................... 8
3.1     Anthropometrische und morphologische Untersuchungen .................. 8
3.1.1   Armspannweite, Körperhöhe, -masse und -komposition ..................... 8
3.1.2   Tensiomyografie .................................................................................. 9
3.2     Allgemeine Diagnostik ......................................................................... 12
3.2.1   Spiroergometrie Laufband ................................................................... 12
3.2.2   Bankdrücken maximal.......................................................................... 16
3.2.3   Rumpfrotation Isomed.......................................................................... 18
3.2.4   Beinpresse Isomed .............................................................................. 20
3.2.5   Drop Jump ........................................................................................... 23
3.2.6   Multiple Rebound Jump ....................................................................... 24
3.3     Spezielle Diagnostik............................................................................. 26
3.3.1   Standardtest Einzelschläge ................................................................. 26
3.3.2   Leistungstest LT 13.............................................................................. 27
4       Ergebnistransfer................................................................................... 31
5       Selbstverpflichtungserklärung zur Evaluation der KLD........................ 34
6       Partner und Verantwortlichkeiten ......................................................... 35
7       Referenzen .......................................................................................... 36

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1     Zielstellungen

Leistungsdiagnostiken können abhängig von deren Inhalt aus verschiedenen Gründen
durchgeführt werden, beispielsweise um einen einzelnen Athleten anhand des
Leistungsniveaus in eine Vergleichsgruppe einzuordnen, zur Feststellung individueller
Stärken und Schwächen, zur Ableitung von individuellen Trainingszielen und um zu
überprüfen, ob diese Ziele erreicht wurden (Haff & Triplett, 2016; Hoffman, 2012; Miller,
2012; Morrow Jr, Mood, Disch & Kang, 2016). Die Zielstellungen der komplexen
Leistungsdiagnostik (KLD) im olympischen Boxen sind erstens die Feststellung von
individuellen Stärken und Schwächen einzelner Athleten durch den Vergleich mit einer
geeigneten Referenzgruppe sowie zweitens die Beurteilung von individuellen und
kollektiven Leistungsentwicklungen. Die Voraussetzung für die Erreichung dieser
Zielstellungen ist eine regelmäßige, zu trainingsmethodisch sinnvollen Zeitpunkten
wiederholte und standardisierte Durchführung der KLD mit einem definierten
Teilnehmerkreis.
Eine Abstimmung zum Ablauf und den konkreten Inhalten der KLD sowie zusätzlichen,
dezentral durchzuführenden Leistungsdiagnostiken mit allen beteiligten Partnern des
wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport erfolgt stets bis zum ersten Quartal des
letzten Jahres eines laufenden Olympiazyklus. Die nächste Abstimmung erfolgt demnach in
Q1 2020. An der Abstimmung nehmen neben dem Sportdirektor und dem
Wissenschaftskoordinator des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) außerdem die
leitenden Trainer der 6 Bundesstützpunkte sowie seitens des IAT die FG Boxen und die
zuständigen Mitarbeiter der gegebenenfalls beteiligten Olympiastützpunkte teil. Außerdem
wird in diesem Rahmen festgelegt, wie die Evaluation der KLD erfolgen soll, welche dann
wiederum als Grundlage für die Inhalte und den Ablauf der KLD im nachfolgenden
Olympiazyklus dient.
Die KLD beinhaltet derzeit neben der Erhebung anthropometrischer Daten mehrere
allgemeine Diagnostiken sowie zwei boxspezifische Diagnostiken (Stand Juli 2019, Abb. 1).
Bis Ende des aktuellen Olympiazyklus (2017-2020) wird die KLD in dieser Form
durchgeführt. Über notwendige Anpassungen der Inhalte oder des Ablaufs wird bei der oben
beschriebenen Abstimmung diskutiert. Sofern Anpassungen beschlossen werden, werden
diese mit Beginn sowie für die Dauer des nachfolgenden Olympiazyklus umgesetzt.

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Abb. 1 Schematische Darstellung der Inhalte der komplexen Leistungsdiagnostik im Olympischen Boxen.

Hinweis:
Im nachfolgenden Text wird zugunsten der Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. Alle entsprechenden Angaben beziehen sich allerdings stets auf beide
Geschlechter. Weiterhin erfolgt die Auswertung der Ergebnisse einer KLD immer
differenziert nach Geschlechtern.

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2     Ablauf

2.1   Zeitpunkte der Durchführung
Die KLD wird zwei- bis dreimal pro Jahr am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
(IAT) durchgeführt. Die Termine für die KLD werden in Abstimmung mit der Fachgruppe
Boxen (FG Boxen) des IAT sinnvoll in die Trainingsperiodisierung der Olympiakader- und
Perspektivkaderathleten eingefügt. Die Periodisierung wiederum leitet sich aus dem
jeweiligen Wettkampfkalender ab, indem die einzelnen Trainingsziele und -blöcke
ausgehend von den definierten Wettkampfhöhepunkten rückwärts geplant werden.
Der erste Termin der KLD erfolgt grundsätzlich zu Beginn eines Jahres und vor dem ersten
Grundlagenblock zur Bestimmung des individuellen Ausgangsniveaus und zur Ableitung
von konkreten Trai-ningszielen für den nachfolgenden Trainingsblock. Ein möglicher
Zeitpunkt für den zweiten Termin ist nach Ende des Trainingsblocks zur Überprüfung der
festgelegten Trainingsziele in ausreichendem Abstand zum nächsten Wettkampfhöhepunkt.
So können Trainingsziele angepasst und die daraus abgeleiteten Trainingsanpassungen
noch wirksam werden. Ein dritter Termin kann zeitnah aber mit ausreichender Erholungszeit
nach dem Wettkampfhöhepunkt erfolgen, um das Leistungsniveau zum Zeitpunkt des
Höhepunkts abzubilden und die Ableitung von Orientierungswerten und Trainingszielen zu
ermöglichen.

2.2   Athletenanzahl und Einschlusskriterien
An der KLD nehmen grundsätzlich alle Athleten des Olympiakaders (Jan. 2019: 3 w, 4 m)
sowie Athleten des Perspektivkaders teil. Weiterhin nehmen an einer KLD nur Athleten in
einem einwandfreien gesundheitlichen Zustand teil, die den oben genannten Kaderstufen
zugeordnet sind. Ein einwandfreier gesundheitlicher Zustand bedeutet, dass alle Athleten
verletzungsfrei und frei von Krankheiten sowie in einem geistig und körperlich gut erholten
Zustand sind. Aus diesem Grund sind für einen Zeitraum von 48 Stunden vor der KLD keine
intensiven Trainings- oder Wettkampfbelastungen durchzuführen. Der individuelle
Erholungs-/Beanspruchungszustand der Athleten wird außerdem mithilfe der Kurzskala zur
Erfassung von Erholung und Beanspruchung im Sport an allen Testtagen abgefragt
(Kellmann, 2016).
Die KLD mit den aktuellen Inhalten (Stand Juli 2019, Abb. 1) ist pro Tag mit maximal 10
Athleten durchzuführen. Pro Athlet werden weiterhin zwei Testtage benötigt, wobei die
Anreise am Vortag des ersten Testtages erfolgen muss.

2.3   Anzahl und Rolle der Betreuer
Die an der KLD teilnehmenden Sportler werden abhängig von der Anzahl der zu testenden
Athleten verschiedene Gruppen eingeteilt. Für jede KLD ist eine ausreichende Anzahl von
Betreuern/Trainern einzuplanen, sodass jede der Sportlergruppen durch mindestens einen
Betreuer begleitet werden kann. Der/die Betreuer stellt/stellen sicher, dass alle Athleten
pünktlich und in entsprechender Verfassung (nüchtern/mit Essen versorgt) an der jeweiligen
Teststation erscheinen. Weiterhin beaufsichtigen sie die Erwärmung der Athleten und
können je nach Kapazität und Bedarf die Testleiter unterstützen.

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2.4   Testreihenfolge
Um die Vergleichbarkeit von Testergebnissen zu gewährleisten, ist die standardisierte
Reihenfolge der einzelnen Tests einzuhalten. Grundsätzlich sollte die Reihenfolge der
einzelnen Tests so organisiert sein, dass sich aufeinanderfolgende Tests nicht beeinflussen
(Haff & Triplett, 2016). Dementsprechend sollten diejenigen Tests, die vergleichsweise in
höchstem Maße ermüdend sind, zuletzt durchgeführt werden (Hoffman, 2012). Die
Testreihenfolge der KLD Boxen (Stand Juli 2019) ist in Abb. 2 beispielhaft für eine Gruppe
von 6 Athleten dargestellt. Pro Athleten werden zwei Testtage benötigt. Wenn mehr als 10
Athleten zu einem Zeitpunkt getestet werden sollen, dann können die Athleten in Gruppen
eingeteilt werden. Die Gruppen würden die beiden Testtage dann in unterschiedlicher
Reihenfolge absolvieren. Da somit die standardisierte Testreihenfolge nicht eingehalten
werden kann stellt dieses Vorgehen eine Kompromisslösung dar, um den Zeitaufwand für
die KLD insgesamt zu begrenzen.

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Abb. 2 Zeitplan für die KLD Boxen (Stand Juli 2019), beispielhaft für eine Gruppe von 6 Athleten.

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3     Inhalt

3.1   Anthropometrische und morphologische Untersuchungen
Im Folgenden sind die Verfahren zur Bestimmung der anthropometrischen und
morphologischen Maße im Rahmen der KLD Boxen beschrieben.

3.1.1 Armspannweite, Körperhöhe, -masse und -komposition
Die Körpermasse wird mithilfe einer geeichten Präzisionswaage (Flachwaage 813, Fa. Seca
GmbH & Co. KG) erfasst. Das Wiegen erfolgt in minimaler Bekleidung (barfuß,
Unterwäsche) morgens vor der allgemeinen und speziellen Diagnostik und in nüchternem
Zustand (Abb. 2).
Die Bestimmung der Körperhöhe erfolgt ebenfalls in minimaler Bekleidung (siehe oben)
unter Verwendung eines an einer Wand verschraubten Messstabs (Dr. Keller I, Fa.
Längenmesstechnik GmbH). Die Messung erfolgt in aufrechtstehender Position, so dass
Rücken, Gesäß und Fersen die Wand berühren. Die Füße sind geschlossen und der Kopf
so ausgerichtet, dass die horizontale Verbindung zwischen Auge und Ohr parallel zum
Boden verläuft. Das Kopfbrett des Messstabs wird so auf dem Scheitel des Kopfes
positioniert, dass die Kopfbehaarung keinen Einfluss auf das Messergebnis hat. Die
Körperhöhe entspricht dann der Distanz zwischen Fußboden und der Unterseite des
Kopfbretts.
Die Erfassung der Armspannweite erfolgt ebenfalls in aufrechtstehender Position mit dem
Rücken zur Wand. Beide Arme werden gestreckt und im Schultergelenk um 90° in der
Frontalebene abduziert. Dabei zeigen die Handinnenflächen zur Wand. Mithilfe eines an der
Wand befestigten und horizontal ausgerichteten Messstabes (IAT-Eigenentwicklung) wird
dann die Distanz zwischen den Außenkanten der Fingerspitzen der Mittelfinger gemessen,
die der Armspannweite entspricht.
Um die Körperzusammensetzung bestimmen zu können, wird außerdem per Kalipermetrie
die Hautfaltendicke an zehn definierten Körperregionen erfasst (Tab. 2) (Fischer, 2013;
Parizkova, 1961; Parizkova & Goldstein, 1970). Dabei wird mit Daumen und Zeigefinger die
Haut großzügig gegriffen, wobei der Abstand zwischen Finger und Daumen 6-8 cm beträgt,
und eine Hautfalte etwa ein bis drei Zentimeter vom Körper weggezogen. Dann wird mithilfe
eines Kalipers (Fa. GPM) die Dicke dieser Hautfalte erfasst. Die Hautfaltendicke der zehn
verschiedenen Körperregionen wird anschließend addiert. Daraufhin lässt sich mit der
folgenden Formel der prozentuale Körperfettanteil berechnen:

           Körperfettanteil (%) = (39,572 * lg Summe Hautfaltendicke) – 61,25.

Anhand der Körpermasse und des prozentualen Körperfettanteils lassen sich dann die
Körperfettmasse (kg) und die fettfreie Körpermasse (kg) berechnen.

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Tab. 1   Übersicht der Körperregionen die für die Messung der Hautfaltendicke nach der 10-Punkt-Methode definiert sind.

 Nr.     Bezeichnung          Hautfalte                     Beschreibung

 1       Tragus               Wangenfalte                   mittig zwischen Nasenflügel und Ohransatz

 2       Hals                 Kinnfalte                     zwischen Unterkiefer und Kehlkopf

 3       Achselhöhle          Achselfalte                   im Bereich des M. pectoralis major/Achselhöhle

 4       Brust                Brustfalte                    im Bereich des M. pectoralis major und der
                                                            Brustwarze

 5       Abdomen              Bauchfalte                    im Bereich des M. rectus abdominis seitlich vom
                                                            Bauchnabel

 6       Suprailium           Hüftfalte                     oberhalb der Christa iliaca

 7       Subscapular          Rückenfalte                   unterhalb des Angulus inferior der Scapula

 8       Triceps              Tricepsfalte                  mittig am Oberarm im Bereich des M. triceps brachii

 9       Biceps               Bicepsfalte                   mittig am Oberarm im Bereich des M. biceps brachii

 10      Kniekehle            Kniefalte                     oberhalb des superioren Patellarands

3.1.2 Tensiomyografie
Die Tensiomyografie (TMG) ist ein nicht-invasives und unwillkürliches Verfahren zur
Bestimmung kontraktiler Eigenschaften von Skelettmuskeln und liefert Information über die
Fasertypenverteilung eines Muskels sowie über Ermüdungszustände auf muskulärer Ebene
(de Paula Simola et al., 2016; Meyer, Ferrauti, Kellmann & Pfeiffer, 2016; Raeder et al.,
2016; Simunic et al., 2011; Wiewelhove et al., 2015). Im Rahmen der KLD Boxen werden
mithilfe der TMG Diagnostik die kontraktilen Eigenschaften des Musculus vastus medialis
und des Musculus gastrocnemius medialis jeweils auf der Körperseite der Schlaghand
bestimmt. Die Ergebnisse der TMG Diagnostik werden außerdem zur Erstellung von
individuellen Profilen, basierend auf der intraindividuellen Variabilität, zum Zwecke der
Trainingssteuerung verwendet.
Die tensiomyographische Darstellung kontraktiler Eigenschaften von Skelettmuskeln beruht
auf der Erfassung des Zeitverlaufs der radialen Ausdehnung eines Muskelbauches in
Reaktion auf einen kurzzeitigen (1 ms) Schwachstromimpuls (≤ 110 Milliampere, mA)
mithilfe eines hochpräzisen, digitalen Wegsensors (Valencic & Knez, 1997). Dazu wird der
Sensor rechtwinklig zur Hautoberfläche auf dem durch Palpation bestimmten Punkt der

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stärksten Wölbung eines Muskelbauches positioniert, sodass dieser mit einer
standardisierten Vorspannung auf das Gewebe drückt (Krizaj, Simunic & Zagar, 2008). Zur
Applikation des elektrischen Stimulus werden zwei selbstklebende Elektroden in gleichem
Abstand (Abstand ist abhängig von zu messendem Muskel) proximal und distal zu dem
Sensor angebracht (Abb. 3)(Wilson, Johnson & Francis, 2018). Zur Bestimmung der
maximalen radialen Ausdehnung eines Muskelbauches werden einzelne elektrische
Impulse mit steigender Intensität in Intervallen von 15 Sekunden appliziert, bis keine weitere
Zunahme der Muskelwölbung zu verzeichnen ist (Simunic et al., 2011).

  Abb. 3   Darstellung der Positionierung des TMG-Sensors und der Elektroden am Beispiel des M. vastus medialis.

Der Athlet befindet sich während der Messung in einer liegenden oder sitzenden Position,
je nachdem, welcher Muskel gemessen werden soll. In Abb. 3 ist die Positionierung des
Athleten für die Messung des M. vastus medialis des rechten Oberschenkels dargestellt.
Dafür befindet sich der Athlet in Rückenlage auf einer Liege, das rechte Beine wird so auf
einem Polster positioniert, dass sich das Kniegelenk in 120° Flexion befindet (180°
entspricht einem vollständig gestreckten Kniegelenk). Der Athlet wird angewiesen sich
während der Messung nicht zu bewegen, also die Muskulatur vor und während des
elektrischen Stimulus nicht anzuspannen.
Die Ergebnisse der tensiomyographischen Messung werden automatisiert durch die
zugehörige Software generiert und dargestellt. Anhand des Zeitverlaufs der maximalen

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radialen Ausdehnung werden automatisch die folgenden Parameter berechnet (Abb. 4):
Maximale radiale Ausdehnung des Muskelbauches in Millimetern (Dm), Zeitdauer in
Millisekunden zwischen Applikation des elektrischen Stimulus und 10 % von Dm (Td),
Zeitdauer zwischen 10 % und 90 % von Dm (Tc), Zeitdauer, in der die radiale Ausdehnung
≥50 % von Dm entspricht (Ts) und Zeitdauer zwischen 90 % und 50 % von Dm auf der
absteigenden Flanke des Wölbungsverlaufes (Tr) (Franz et al., 2018). Zusätzlich zu den
genannten Parametern wird anschließend die Ausdehnungsrate (Vc) in mm/ms anhand des
Verhältnisses zwischen radialer Ausdehnung und der Kontraktionsdauer berechnet (siehe
Abb. 4) (Macgregor, Ditroilo, Smith, Fairweather & Hunter, 2016; Macgregor, Hunter, Orizio,
Fairweather & Ditroilo, 2018).

   Abb. 4 schematische Darstellung einer Verlaufskurve der radialen Ausdehnung eines Muskelbauches in
   Reaktion auf einen einzelnen elektrischen Stimulus (1 ms) und Veranschaulichung der folgenden Parameter:
   maximale radiale Ausdehnung (Dm), Reaktionsdauer (Td), Kontraktionsdauer (Tc), Haltedauer (Ts) und
   Relaxationsdauer (Tr) sowie der Ausdehnungsrate (Vc).

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3.2   Allgemeine Diagnostik
Nachfolgend sind jeweils die Zielstellung, eine Anleitung zur Ausführung, die entsprechende
Anweisung für den Athleten, die Kriterien für einen Fehlversuch sowie das Vorgehen bei der
Auswertung der allgemeinen Diagnostiken der KLD Boxen beschrieben.

3.2.1 Spiroergometrie Laufband
Ziel
Durch die Spiroergometrie auf dem Laufband (LB) soll die maximale aerobe Kapazität eines
Athleten durch eine stufenförmig ansteigende Belastung (Laufen) bis zur individuellen
Ausbelastung abgebildet werden. Die aerobe Kapazität ist von großer Bedeutung einerseits
zur Aufrechterhaltung einer möglichst hohen Aktivitätsrate durch wiederholte hochintensive
Schlag-/Verteidigungshandlungen und Bewegungen innerhalb des Ringes über die
gesamte Wettkampfdauer, wobei davon ausgegangen wird, dass die benötigte Energie
vornehmlich aerob bereitgestellt wird (Beneke, Davis & Leithäuser, 2013; Chaabene et al.,
2015; Davis, Leithäuser & Beneke, 2014; Guidetti, Musulin & Baldari, 2002; Ruddock,
Wilson, Thompson, Hembrough & Winter, 2016). Andererseits ist eine hohe aerobe
Kapazität relevant für die Wiederherstellung zwischen aufeinanderfolgenden Runden bzw.
Kämpfen (Chaabene et al., 2015). Der LB dient aufgrund der unspezifischen
Belastungsform zur allgemeinen Beurteilung der aeroben Kapazität.
Ausführung
Der LB entspricht dem sogenannten DOSB-Protokoll, welches ein sportartübergreifend
eingesetztes, standardisiertes Testprotokoll ist. Die Startgeschwindigkeit im Test ist
geschlechtsspezifische festgelegt: Frauen starten bei 6 km/h, Männer bei 8 km/h. Weiterhin
sieht das Protokoll eine Stufendauer von drei Minuten mit einem Stufeninkrement von 2
km/h und einer Stufenpause von 30 Sekunden bis zur individuellen Ausbelastung vor. Der
Test wird auf einem motorisierten Laufband (Satur, Fa. HP Cosmos Sport & Medical GmbH)
durchgeführt, dass auf eine Steigung von +1% eingestellt ist.
Die Spirometrie wird unter Verwendung eines MetaLyzer-3B-Systems (Fa. Cortex
Biophysics GmbH) nach der „breath-by-breath“-Methode durchgeführt. Das MetaLyzer-3B-
System wird durch die Software „Meta-Soft®“ (Fa. Cortex Biophysics GmbH) gesteuert. Die
Auswertung der Spirometrie erfolgt ebenfalls mit dieser Software.
Weiterhin wird die Blutlaktatkonzentration in Ruhe, nach jeder Stufe, unmittelbar nach
Testabbruch sowie jeweils drei und fünf Minuten nach Testabbruch aus dem Kapillarblut
ermittelt. Die Blutentnahme erfolgt am Ohrläppchen (20 µl). Die Blutprobe wird sofort in
einem Reaktionsgefäß hämolysiert (Verhältnis 1:50) und anschließend elektrochemisch-
enzymatisch analysiert (Biosen 5030, Fa. EKF Industrie und Elektronik GmbH).
Zusätzlich wird die Herzfrequenz durchgängig durch einen EKG-Sensor (custo guard, Fa.
Custo med GmbH) erfasst, der sich in einem Elektrodengürtel befindet. Der Gürtel wird so
am Brustkorb des Athleten angebracht, dass sich die beiden Elektroden direkt auf der
Hautoberfläche auf der Körpervorderseite unterhalb der Brust befinden und der Sensor
mittig zum Brustkorb ausgerichtet ist. Das Signal des EKG-Sensors wird telemetrisch an
einen PC übertragen und mithilfe der Software „MetaSoft®“ (Fa. Cortex Bio-physics GmbH)
gesteuert und ausgewertet.

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Unter Verwendung einer Borg-Skala (6-20) wird am Ende jeder Geschwindigkeitsstufe
sowie unmittelbar nach Testabbruch das subjektive Belastungsempfinden abgefragt.
Athletenanweisung
Die Geschwindigkeit des Laufbandes steigt stufenförmig alle drei Minuten an. Zwischen
allen Stufen hast Du 30 Sekunden Pause. Laufe mittig auf dem Laufband solange, bis du
die vom Laufband vorgegebene Geschwindigkeit nicht mehr aufrechterhalten kannst. Gehe
dabei bis an Deine persönliche Grenze!
Auswertung
In Tab. 2     Übersicht der Parameter, die im Rahmen der KLD Boxen bei der
Spiroergometrie auf dem Laufband erfasst oder bestimmt werden. Zusätzlich werden die
individuellen Testprotokolle (Abb. 5), die mithilfe der Software „winlactat“ (Fa. Mesics
GmbH) erstellt werden, an den Ergebnisbericht angehängt.

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Tab. 2 Übersicht der Parameter, die im Rahmen der KLD Boxen bei der Spiroergometrie auf dem Laufband erfasst oder
bestimmt werden.

  Parameter                  Akronym         Einheit      Aussage
 Geschwindigkeit an der     v IAS            km/h        Intensität,  ab    der   der   Anteil der        anaeroben
 individuellen aeroben                                   Energiebereitstellung messbar zunimmt
 Schwelle (IAS)
 Geschwindigkeit an der     v IANS           km/h        Intensität, ab der die Laktatkonzentration im Blut die IAS um
 individuellen anaeroben                                 1,5 mmol/l übersteigt
 Schwelle (IANS)
 maximale                   v max            km/h        absolute, maximale physikalisch Leistung
 Geschwindigkeit im Test
 maximale Herzfrequenz      Hf max           1/min       indirektes Maß für das Ausmaß der Beanspruchung im Test
 im Test                                                 (abhängig Lebensalter)
 maximale                   La max           mmol/l      indirektes Maß für die Beanspruchung der anaeroben
 Laktatkonzentration im                                  Energiesysteme (abhängig von Laktatproduktion sowie
 Test                                                    Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats)
 auf die Körpermasse        rel. VO 2 peak   ml/min/kg   indirektes Maß für die maximale aerobe Leistungsfähigkeit
 relativierte maximale
 Sauerstoffaufnahme im
 Test (gleitender
 Mittelwert über 30
 Sekunden)
 auf die maximale           proz. v IAS      %           indirektes Maß für den Anteil der maximalen Leistung, der
 Geschwindigkeit                                         vornehmlich durch aerobe Energiebereitstellung realisiert
 relativierte                                            werden kann
 Geschwindigkeit an der
 individuellen aeroben
 Schwelle
 auf die maximale           proz. v IANS     %           indirektes Maß für den Anteil der maximalen Leistung, der
 Geschwindigkeit                                         in einem steady-state ähnlichen Zustand realisiert werden
 relativierte                                            kann
 Geschwindigkeit an der
 individuellen anaeroben
 Schwelle
 Blutlaktatkonzentration    La 3 Min         mmol/l      indirektes Maß für Erholungsfähigkeit (abhängig von
 drei Minuten nach                                       Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats)
 Testabbruch
 Blutlaktatkonzentration    La   5 Min       mmol/l      indirektes Maß für Erholungsfähigkeit (abhängig von
 fünf Minuten nach                                       Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats)
 Testabbruch
 Herzfrequenz drei          Hf 3 Min         1/min       indirektes Maß für die Erholungsfähigkeit (abhängig von
 Minuten nach                                            Dauer, Intensität, Trainings- und Hydratationsstatus,
 Testabbruch                                             Ausmaß der vorherigen Beanspruchung)
 Herzfrequenz fünf          Hf 5 Min         1/min       indirektes Maß für die Erholungsfähigkeit (abhängig von
 Minuten nach                                            Dauer, Intensität, Trainings- und Hydratationsstatus,
 Testabbruch                                             Ausmaß der vorherigen Beanspruchung)

                                                                                                                  14
Abb. 5 Beispiel eines individuellen Ergebnisprotokolls der Spiroergometrie auf dem Laufband

Referenzen
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                                                                                                              15
3.2.2 Bankdrücken maximal
Ziel
Durch die Bestimmung des Einerwiederholungsmaximums (EWM) beim Bankdrücken (BD)
soll die maximale Kraftproduktionsfähigkeit bei miometrischer (verkürzender) Arbeitsweise
der beteiligten Muskulatur in einer Streckbewegung der oberen Extremitäten in der
Sagittalebene beurteilt werden. Die Fähigkeit bei dieser Bewegung in möglichst kurzer Zeit
möglichst viel Kraft erzeugen zu können steht in einem positiven Zusammenhang mit der
Schlagkraft der Führ- und Schlaghand (Chaabene et al., 2015; Halperin, Hughes &
Chapman, 2016; Loturco et al., 2016). Das EWM kann zur Steuerung des Krafttrainings
genutzt werden.
Ausführung
Der Test erfolgt in Rückenlage auf einer Bank. Kopf, Schultern, Rücken und Gesäß werden
auf der Bank abgelegt. Beide Füße werden auf einen Hocker vor der Bank gestellt. Die
Hantelstange wird mit beiden Händen im Ristgriff etwas mehr als schulterbreit gegriffen.
Dabei werden die Schulterblätter nach hinten zusammengezogen. Die Ablagehöhe der
Hantel wird so gewählt, dass sie mit leicht gebeugten Armen erreicht werden kann. Die
Handgelenke bilden eine gerade Linie mit den Unterarmen, die Hantel liegt in der Mitte der
Handfläche. Das Ausheben der Hantelstange erfolgt mit Unterstützung. In der
Ausgangsposition wird die Stange mit vollständig gestreckten Ellbogen gehalten. Daraufhin
wird die Hantelstange kontrolliert gerade nach unten abgesenkt, bis sie den Oberkörper
mittig auf der Brust kurz und leicht berührt. Die Oberarme bilden dabei einen Winkel von 30°
bis 45° zum Oberkörper, die Unterarme sind senkrecht zum Boden. Anschließend wird die
Hantel in einer kontinuierlichen Aufwärtsbewegung bis zur vollständigen Streckung der
Ellenbogen in die Ausgangsposition zurückbewegt. Während der Bewegung bleiben Kopf,
Schultern, Gesäß und Füße in Kontakt mit der Bank beziehungsweise dem Hocker. Die
Hantelstange wird nicht auf dem Brustkorb abgelegt oder vom Brustkorb abprallen gelassen.
Zwischen den Wiederholungen innerhalb eines Satzes erfolgt keine Pause in der
Ausgangsposition oder am Umkehrpunkt auf der Brust. Nach einer 5-10-minütigen
allgemeinen Erwärmung, wird folgendes Testprotokoll absolviert:

1.    5-10 Wiederholungen bei ~ 50% des erwarteten EWM
            1 Minute Pause
2.    3-5 Wiederholungen bei ~ 75% des erwarteten EWM
            2 Minuten Pause
3.    1-2 Wiederholungen bei ~90-95% des erwarteten EWM
            4 Minuten Pause
4.    1 Wiederholung (EWM Versuch #1)
            bei vollständiger Wiederholung:
            4 Minuten Pause und Gewicht erhöhen in Rücksprache mit Athlet
5.    1 Wiederholung (EWM Versuch #2)

bei erneuter vollständiger Wiederholung: Vorgehensweise ab Punkt 4 wiederholen das
EWM sollte innerhalb von maximal fünf Versuchen erreicht werden.

                                                                                         16
Athletenanweisung
Greife die Hantelstange beidhändig etwa schulterbreit, sodass die Handrücken zu dir
zeigen. Greife fest zu, als würdest du einen Schwamm ausquetschen, spanne Bauch und
Gesäß an und ziehe die Schulterblätter hinten zusammen. Hebe Stange mit Unterstützung
aus der Halterung und positioniere die Stange mit gestreckten Ellenbogen mittig über deiner
Brust. Senke die Hantelstange langsam ab, bis sie deine Brust berührt und drücke die
Stange sofort wieder Richtung Decke, bis deine Arme vollständig gestreckt sind. Lasse
dabei die Füße, deinen gesamten Rücken und deinen Kopf auf der Bank. Dein Partner hilft
dir beim Ablegen der Stange.
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hantelstange nicht ohne Hilfe in die
Ausgangsposition zurückbewegen kann, wenn die Hantelstange nicht den Brustkorb
berührt, auf dem Brustkorb abgelegt oder abprallen gelassen wird oder, wenn Füße, Gesäß,
Rücken, Schultern oder Kopf angehoben werden.
Auswertung
Das EWM entspricht der höchsten Last (kg), die in einem gültigen Versuch bewegt werden
kann. Um die Vergleichbarkeit der Athleten untereinander zu ermöglichen, wird das EWM
anschließend auf die Körpermasse relativiert und als Vielfaches des individuellen
Körpergewichts zum Zeitpunkt des Tests angegeben.
Referenzen
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   Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muskel- und Kraftaufbau. Berlin:
       Springer Verlag.

3.2.3 Rumpfrotation Isomed
Ziel
Durch den Test am Isomed-Modul Rumpfrotation (RR ISO) soll die Kraftproduktionsfähigkeit
der Rumpfmuskulatur in einer Rotationsbewegung in transversaler Ebene bei
verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeiten und miometrischer Arbeitsweise abgebildet
werden. Die Fähigkeit in dieser Bewegung bei einer hohen Geschwindigkeit eine möglichst
hohe Kraft zu erzeugen ist eine wichtige Voraussetzung sowohl für die Übertragung des
durch den Unterkörper erzeugten Impulses auf die oberen Extremitäten und damit für das
Erzielen einer hohen Beschleunigung der Faust sowie einer hohen Schlagkraft als auch für
die Stabilisierung des Rumpfes in der Trefferphase, um eine effektive Kraftübertragung zu
gewährleisten (Chaabene et al., 2015; Lenetsky, Nates, Brughelli & Schoustra, 2016).
Anhand der Kraftproduktion bei verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich
außerdem das Verhältnis zwischen maximaler Kraftproduktion und maximaler
Bewegungsgeschwindigkeit abschätzen (Jimenez-Reyes, Samozino, Brughelli & Morin,
2016; Morin & Samozino, 2016; Samozino, Rejc, Di Prampero, Belli & Morin, 2012). Auf
Grundlage dieses individuellen Kraft-Geschwindigkeitsprofils können Hinweise für das
Krafttraining abgeleitet werden.
Ausführung
Der Test wird sitzend am „Rotations-Modul“ des „IsoMed 2000“ (Fa. D.&R. Ferstl. GmbH,
Deutschland) durchgeführt. Der Athlet sitzt in dem Modul und ist durch zwei verstellbare
Seitenpolster an der Hüfte fixiert. Die Oberschenkel und Kniegelenke werden jeweils durch
ein Polster an der Innenseite gestützt. Die Unterschenkel sind durch weitere verstellbare
Polster seitlich und von vorn ebenfalls fixiert, die Füße werden auf einer Stütze positioniert.
Die verstellbaren Stützen sind so einzustellen, dass ein Kniewinkel von 90° Beugung
gewährleistet ist und die Unterschenkel senkrecht zum Boden ausgerichtet sind. Der
Rücken muss in Kontakt mit den vorhandenen Polstern sein. Der Schulteraufsatz mit den
Handgriffen zur Fixierung der Schultern ist auf die individuelle Oberkörperlänge
einzustellen. Dabei soll sich die Oberkante des Polsters auf Höhe der vertikalen Mitte der
Schulterblätter befinden. Die Schulterbügel sind außerdem auf die individuelle Schultertiefe
einzustellen. Alle individuellen Einstellungen des Geräts sind zu dokumentieren.
In diesem Test werden in beiden Rotationsrichtungen jeweils 4 verschiedene
Geschwindigkeiten (30 °/s, 60 °/s, 90 °/s, 120 °/s) getestet, beginnend mit der niedrigsten
Geschwindigkeitsstufe und aufsteigender Reihenfolge. Pro Geschwindigkeitsstufe führt der
Athlet jeweils zwei submaximale (75% der subjektiv empfundenen maximalen Intensität)
Probe- und anschließend jeweils 3 maximale Wertungsversuche durch. Der Athlet beginnt
bei jeder Geschwindigkeitsstufe mit der Rotation zur linken Körperseite hin und absolviert
beide Rotationsrichtungen, bevor die Geschwindigkeitsstufe gewechselt wird. Die
Pausenzeiten zwischen den Versuchen ergeben sich aus dem Rückführen des Moduls in
die jeweilige Startposition (Kerner 2018). Die Softwareeinstellungen sind beispielhaft in Abb.
6 dargestellt.

                                                                                                 18
Abb. 6 Geräteeinstellungen für die Kraftdiagnostik am Isomed Rumpfrotator, beispielhaft für eine
   Rotationsgeschwindigkeit dargestellt.

Athletenanweisung
„Drücke so kräftig wie Du kannst gegen das sich wegbewegende Widerlager!“
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn die Rotation nicht aus der festgelegten Start- bzw. nicht bis
zur festgelegten Endposition durchgeführt wird.
Auswertung
Alle nachfolgenden Testgrößen werden jeweils für die linke und rechte Körperseite sowie
als Summe beider Körperseiten angegeben. Für alle Geschwindigkeitsstufen wird jeweils
anhand der isokinetischen Phase der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen Wertungsversuche
das mittlere Drehmoment (Mmittel, Nm) berechnet. Anschließend wird auf Grundlage des
mittleren Drehmoments der Median bestimmt. Für diesen Versuch werden nachfolgend
zusätzlich das auf die Körpermasse relativierte mittlere Drehmoment (Mrel, Nm/kg)
berechnet.     Anhand      der   so     bestimmten       absoluten   Drehmomente       aller
Geschwindigkeitsstufen wird dann eine lineare Trendlinie erzeugt, deren Anstieg das
individuelle Kraft-Geschwindigkeitsprofil darstellt. Auf Grundlage des Schnittpunkts dieser
Trendlinie mit der X-Achse lässt sich außerdem die maximale Bewegungsgeschwindigkeit
(v0, m/s) abschätzen.
Referenzen
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3.2.4 Beinpresse Isomed
Ziel
Durch den Test am Isomed-Modul Beinpresse (BP ISO) soll die Kraftproduktionsfähigkeit
der unteren Gliedmaßen in einer Streckbewegung unter statischen Bedingungen und bei
verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeiten, also bei isometrischer und miometrischer
Arbeitsweise der Hüft-, Knie- und Sprunggelenksextensoren, abgebildet werden. Die
Fähigkeit in dieser Bewegung eine möglichst hohe Kraft zu erzeugen steht in einem starken
Zusammenhang mit der Fähigkeit eine hohe Schlagkraft zu erzielen (Chaabene et al., 2015;
Lenetsky, Harris & Brughelli, 2013; Loturco et al., 2016). Anhand der Kraftproduktion bei
verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich außerdem das Verhältnis zwischen
maximaler Kraftproduktion und maximaler Bewegungsgeschwindigkeit abschätzen
(Jimenez-Reyes et al., 2016; Morin & Samozino, 2016; Samozino et al., 2012). Auf
Grundlage dieses individuellen Kraft-Geschwindigkeitsprofils können Hinweise für das
Krafttraining abgeleitet werden.
Ausführung
Der Test wird beidbeinig sitzend am „Legpress-Modul“ des „IsoMed 2000“ (Fa. D.&R. Ferstl.
GmbH, Deutschland) durchgeführt. Der Athlet sitzt in dem Modul, so dass der komplette
Rücken die Lehne berührt, verschränkt die Arme vor der Brust und wird mit einem Gurt an
der Hüfte fixiert. Beide Füße werden etwa hüftbreit am unteren Rand der Fußplatte
positioniert. Die Platte wird auf eine Neigung von 10° eingestellt. Die Rückenlehne wird auf
eine Neigung von 80° eingestellt und so positioniert, dass für die statische Bedingung ein
Kniewinkel von 90° und in der Startposition der dynamischen Bedingung ein Kniewinkel von
70° erreicht wird. Der Bewegungsbereich in der dynamischen Bedingung wird individuell
eingestellt. Der Endpunkt des Bewegungsbereichs ist so einzustellen, dass beide Füße
noch vollständig in Kontakt mit der Fußplatte sind und ein Kniewinkel von 165° erreicht wird.
Aus Sicherheitsgründen ist die Knierolle immer zu verwenden.
In der statischen Testbedingung führt der Athlet einen submaximalen Probeversuch bei
einer subjektiv empfundenen Intensität von 60% der maximalen Intensität und danach 3
maximale Wertungsversuche durch. Die Pausenzeit zwischen den Versuchen beträgt
jeweils 30 Sekunden.
In der dynamischen Bedingung werden 4 verschiedene Geschwindigkeiten (0,3 m/s, 0,6
m/s, 0,9 m/s, 1,2 m/s) bei einer Getriebeumsetzung von 1:1,5 getestet, beginnend mit der
niedrigsten      Geschwindigkeitsstufe       und     aufsteigender       Reihenfolge.    Pro
Geschwindigkeitsstufe hat der Athlet einen submaximalen (75% der subjektiv empfundenen
maximalen Intensität) Probe- und anschließend bei 0,3 m/s 2, bei allen anderen
Geschwindigkeiten jeweils 3 maximale Wertungsversuche. Die Pausenzeiten zwischen den
Versuchen beträgt jeweils 60 Sekunden. Zu Beginn aller dynamischen Tests befindet sich
der Schlitten mit der Fußplatte in der zuvor individuell eingestellten Endposition. Um die

                                                                                                       20
Anfahrt in die Anfangsposition auszulösen, muss der Athlet gegen die Platte drücken. Nur
wenn eine Triggerkraft B1 von 400 N erzeugt wird, fährt der Schlitten eigenständig in die
Anfangsposition. Um den Schlitten im eigentlichen Test aus der Anfangs- in die Endposition
bewegen zu können, muss der Athlet mindestens eine Triggerkraft B2 erzeugen, die dem
16,5-fachen der individuellen Körpermasse entspricht. Alle Geräteeinstellungen werden
dokumentiert. Die Triggerkraft B2 wird vor jedem Test aktualisiert (Kerner 2018). Die
Softwareeinstellungen sind beispielhaft in Abb. 7 dargestellt.

   Abb. 7 Geräteeinstellungen für die Kraftdiagnostik am Isomed LegPress-Modul, beispielhaft für drei
   verschiedene Bewegungsgeschwindigkeiten dargestellt.

Athletenanweisung
Für die statische Bedingung: „Drücke so schnell und kräftig wie Du kannst gegen das
Widerlager und halte Dein Maximum für zwei Sekunden!“
Für die dynamische Bedingung: „Drücke so kräftig wie Du kannst gegen das sich
wegbewegende Widerlager!“
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn die Arme nicht vor der Brust verschränkt sind, der Rücken
nicht vollständig in Kontakt mit der Lehne ist oder die Füße nicht vollständig die Fußplatte
berühren.
Auswertung
Alle nachfolgenden Testgrößen werden jeweils für die linke und rechte Körperseite sowie
als Summe beider Körperseiten angegeben.
Für die statische Bedingung werden anhand der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen
Wertungsversuche die maximale Kraft (F0 max, N) und die auf die Körpermasse relativierte
maximale Kraft (F 0 rel, N/kg) sowie die maximale Kraftentwicklungsrate (RFD, N/ms)
bestimmt und anschließend jeweils das arithmetische Mittel berechnet.

                                                                                                        21
Für die dynamische Bedingung werden für alle Geschwindigkeitsstufen jeweils anhand der
isokinetischen Phase der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen Wertungsversuche die mittlere
Kraft (Fmittel, N) berechnet. Anschließend wird auf Grundlage der mittleren Kraft der Median
bestimmt. Für diesen Versuch werden nachfolgend zusätzlich die maximale Kraft (F max, N)
und die auf die Körpermasse relativierte maximale Kraft (Frel, N/kg) sowie die auf die
individuelle Körpermasse relativierte mittlere Kraft (Fmittel, N/kg) bestimmt. Anhand der so
bestimmten absoluten Kraftmaxima aller Geschwindigkeitsstufen der dynamischen
Bedingung wird dann eine lineare Trendlinie erzeugt, deren Anstieg das individuelle Kraft-
Geschwindigkeitsprofil darstellt. Auf Grundlage des Schnittpunkts dieser Trendlinie mit der
X-Achse lässt sich außerdem die maximale Bewegungsgeschwindigkeit (v0, m/s)
abschätzen.

Referenzen
      Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S.,
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                                                                                                              22
3.2.5 Drop Jump
Ziel
Durch den Drop Jump Test (DJ) soll die Fähigkeit abgebildet werden in einer reaktiven
Streckbewegung des Unterkörpers in der Frontalebene eine möglichst hohe Kraft in einer
möglichst kurzen Zeitdauer erzeugen zu können, was relevant für schnelle
Richtungswechsel im Ring sowie das Erzielen einer hohen Schlagkraft ist (Chaabene et al.,
2015; Halperin et al., 2016; Loturco et al., 2016). Die Grundlagen dafür sind einerseits die
Fähigkeit des neuromuskulären Systems innerhalb kurzer Zeit durch eine Kopplung von
pliometrischen, isometrischen sowie miometrischen Kontraktionen möglichst viel Kraft
produzieren zu können. Andererseits beeinflussen die serienelastischen Eigenschaften der
beteiligten Muskelsehneneinheiten das Verhältnis zwischen Bodenkontaktzeit und
Sprunghöhe (MacDougall & Sale, 2014).
Ausführung
Der Athlet steht aufrecht beidbeinig auf einem Kasten (40cm hoch) und hat beide Hände an
der Hüfte fixiert. Vor dem Kasten befinden sich die Lichtschranken des OptoJump-Systems
(Abb. 8). Der Athlet soll sich mit gestreckten Beinen nach vorn vom Hocker fallen lassen
und dann sofort wieder gerade nach oben vom Boden abspringen. Bei jedem Sprung soll
jeweils eine möglichst kurze Bodenkontaktzeit sowie eine möglichst große Sprunghöhe
erreicht werden. Die Hände bleiben dabei an der Hüfte fixiert. Die Beine bleiben während
Flug- und Stützphase gestreckt. Jeder Athlet hat zwei Probeversuche und drei
Wertungsversuche. Zwischen jedem Versuch erfolgt eine Pause von 60 Sekunden.

Abb. 8 Aufbau des OptoJump-Systems inklusive eines 40 cm hohen Kastens für den Drop Jump Test.

Athletenanweisung
Lass dich nach vorn vom Hocker fallen und springe sofort wieder so hoch wie möglich nach
oben. Mach dich steif, wie eine Feder, lasse deine Beine gestreckt und berühre den Boden
so kurz wie möglich. Versuche gleichzeitig so hoch wie möglich zu abzuspringen.
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hände von der Hüfte löst, die Beine während
der Flugphase anzieht, vom Hocker abspringt, den Bereich zwischen den Lichtschranken
verlässt oder die Bodenkontaktzeit 200ms übersteigt.
Auswertung

                                                                                                 23
Durch das OptoJump System werden die Sprunghöhe (cm) und die Bodenkontaktzeit (ms)
erfasst. Für jeden einzelnen Sprung der Reaktivkraftindex (RKI = Sprunghöhe /
Bodenkontaktzeit) berechnet. Der höchste RKI der 3 Wertungsversuche entspricht dem
primären Testergebnis des DJ.
Referenzen
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3.2.6 Multiple Rebound Jump
Ziel
Durch den MRJ soll die Fähigkeit abgebildet werden in einer reaktiven Streckbewegung des
Unterkörpers in der Frontalebene eine möglichst hohe Kraft in einer möglichst kurzen
Zeitdauer erzeugen zu können, was relevant für schnelle Richtungswechsel im Ring sowie
das Erzielen einer hohen Schlagkraft ist (Chaabene et al., 2015; Halperin et al., 2016;
Loturco et al., 2016). Die Grundlagen dafür sind einerseits die Fähigkeit des
neuromuskulären Systems innerhalb kurzer Zeit durch eine Kopplung von pliometrischen,
isometrischen sowie miometrischen Kontraktionen möglichst viel Kraft produzieren zu
können. Andererseits beeinflussen die serienelastischen Eigenschaften der beteiligten
Muskelsehneneinheiten das Verhältnis zwischen Bodenkontaktzeit und Sprunghöhe
(MacDougall & Sale, 2014).
Ausführung
Der Athlet steht aufrecht beidbeinig auf dem Boden, mittig zwischen den Lichtschranken
des OptoJump-Systems. Beide Hände sind an der Hüfte fixiert. Der Athlet führt über eine
Dauer von 15 Sekunden vertikale, reaktive Seriensprünge auf der Stelle aus. Die Hände
sind dabei an der Hüfte fixiert. Bei jedem Sprung soll jeweils eine möglichst kurze
Bodenkontaktzeit sowie eine möglichst große Sprunghöhe erreicht werden. Die Beine
bleiben während Flug- und Stützphase gestreckt. Jeder Athlet hat einen Probeversuch, bei
dem er fünf repetitive Sprünge ausführen soll. Nach einer Pause von 30 Sekunden erfolgt
ein Wertungsversuch über 15 Sekunden.
Athletenanweisung

                                                                                                            24
Springe innerhalb von 15 Sekunden so oft wie möglich auf der Stelle. Mach dich steif, wie
eine Feder, lasse deine Beine gestreckt und berühre bei jedem Sprung den Boden so kurz
wie möglich. Versuche gleichzeitig bei jedem Sprung so hoch wie möglich zu abzuspringen.
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hände von der Hüfte löst, die Beine während
der Flugphase anzieht, die Seriensprünge vor Ablauf des 15 Sekunden Intervalls beendet,
den Bereich zwischen den Lichtschranken verlässt oder die Bodenkontaktzeit 200ms
übersteigt.
Auswertung
Durch das OptoJump System werden die Sprunghöhe (cm) und die Bodenkontaktzeit (ms)
erfasst. Für jeden einzelnen Sprung wird die Sprungeffizienz (Flugzeit (s)/Bodenkontaktzeit
(s) berechnet. Dann wird für die 5 effizientesten Sprünge jeweils der Reaktivkraftindex (RKI
= Sprunghöhe / Bodenkontaktzeit) berechnet. Der mittlere RKI dieser 5 Sprünge entspricht
dem primären Testergebnis des MRJ.
Referenzen
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                                                                                                            25
3.3   Spezielle Diagnostik
Nachfolgend sind jeweils die Zielstellung, eine Anleitung zur Ausführung, die entsprechende
Anweisung für den Athleten, die Kriterien für einen Fehlversuch sowie das Vorgehen bei der
Auswertung der speziellen Diagnostiken der KLD Boxen beschrieben.

3.3.1 Standardtest Einzelschläge
Ziel
Das Erreichen einer hohen Schlagkraft am Ende einer zeitlich möglichst kurzen
Schlagbewegung ist relevant für das Erzielen von Treffern im olympischen Boxen sowie
einer möglichst hohen Trefferquote, die wiederum kampfentscheidend ist (Chaabene et al.,
2015; Davis, Waldock, Connorton, Driver & Anderson, 2017; Dunn, Humberstone, Iredale,
Martin & Blazevich, 2017). Durch den ST soll daher eine Beurteilung der Schlagbewegung
anhand der Dauer der Schlagphase und der Beschleunigung der Faust sowie anhand der
maximalen Schlagkraft und des Kraftstoßes während der Trefferphase erfolgen. So ist die
Einschätzung der technischen Ausführung der Schlagbewegung und die Ableitung von
Empfehlungen für das Krafttraining möglich.
Ausführung
Der Athlet befindet sich in der Ausgangsposition aufrechtstehend in seiner individuellen
Boxstellung und in selbstgewählter Distanz frontal vor dem Messplatz. Nach Freigabe durch
den Testleiter soll der Athlet aus der Ausgangsposition ohne Schritt einzelne, gerade
Schläge gegen das Schlagpolster ausführen, jeweils mit der Führ- und der Schlaghand.
Jeder einzelne Schlag soll so schnell (wenig Zeit zum Reagieren für einen Gegner) und so
hart wie möglich ausgeführt werden. Jeder Athlet darf mit jeder Hand 3 submaximale
Probeversuche ausführen. Danach werden jeweils fünf Wertungsversuche pro Hand
absolviert, beginnend mit der Führhand. Der Athlet absolviert erst alle Versuche mit der
Führhand und wechselt dann zur Schlaghand. Zwischen den einzelnen Schlägen erfolgt
eine Pause von 30 Sekunden und eine Pause von 60 Sekunden nach dem vollständigen
Durchgang mit der Führhand.
Athletenanweisung
Stell dir vor, das Schlagpolster wäre ein Gegner. Er soll möglichst wenig Zeit haben, um auf
deinen Schlag reagieren zu können. Schlage deshalb so schnell und so hart wie du kannst
gegen das Polster.
Fehlversuch
Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet einen Schlag deutlich erkennbar ausholt oder einen
deutlich erkennbaren Schritt macht.
Auswertung
Durch den Messhandschuh werden die Schlagdauer (ms) sowie die maximale
Beschleunigung (m/s2) jeweils bezogen auf die schlagende Faust erfasst. Durch den
Messplatz Boxen wird außerdem maximale Schlagkraft (N) sowie die Dauer der
Trefferphase (ms) erfasst. Anschließend wird als primäre Testgröße der Kraft/Dauerquotient
(KDQ) (N/s) für jeden Wertungsversuch sowie der mittlere KDQ für die drei Versuche, mit
dem höchsten KDQ, berechnet. Für diese drei Versuche werden zusätzlich als sekundäre
Testgrößen die maximale Schlagkraft relativ zum Körpergewicht (N/kg), der Kraftstoß (N/s)

                                                                                         26
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