Testmanual zur Leistungsdiagnostik - Deutscher Boxsport-Verband
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Deutscher Boxsport-Verband Testmanual zur Leistungsdiagnostik Erarbeitet von Georg Langen (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Boxen) unter Mitarbeit von Claudius Nowoisky (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Ringen) Stefan Leonhardt (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, FG Judo) Lothar Heine (Wissenschaftskoordinator, DBV) Michael Müller (Sportdirektor, DBV) Stand: 31.07.2019
Inhaltsverzeichnis 1 Zielstellungen ....................................................................................... 3 2 Ablauf ................................................................................................... 5 2.1 Zeitpunkte der Durchführung ............................................................... 5 2.2 Athletenanzahl und Einschlusskriterien ............................................... 5 2.3 Anzahl und Rolle der Betreuer ............................................................. 5 2.4 Testreihenfolge .................................................................................... 6 3 Inhalt .................................................................................................... 8 3.1 Anthropometrische und morphologische Untersuchungen .................. 8 3.1.1 Armspannweite, Körperhöhe, -masse und -komposition ..................... 8 3.1.2 Tensiomyografie .................................................................................. 9 3.2 Allgemeine Diagnostik ......................................................................... 12 3.2.1 Spiroergometrie Laufband ................................................................... 12 3.2.2 Bankdrücken maximal.......................................................................... 16 3.2.3 Rumpfrotation Isomed.......................................................................... 18 3.2.4 Beinpresse Isomed .............................................................................. 20 3.2.5 Drop Jump ........................................................................................... 23 3.2.6 Multiple Rebound Jump ....................................................................... 24 3.3 Spezielle Diagnostik............................................................................. 26 3.3.1 Standardtest Einzelschläge ................................................................. 26 3.3.2 Leistungstest LT 13.............................................................................. 27 4 Ergebnistransfer................................................................................... 31 5 Selbstverpflichtungserklärung zur Evaluation der KLD........................ 34 6 Partner und Verantwortlichkeiten ......................................................... 35 7 Referenzen .......................................................................................... 36 2
1 Zielstellungen Leistungsdiagnostiken können abhängig von deren Inhalt aus verschiedenen Gründen durchgeführt werden, beispielsweise um einen einzelnen Athleten anhand des Leistungsniveaus in eine Vergleichsgruppe einzuordnen, zur Feststellung individueller Stärken und Schwächen, zur Ableitung von individuellen Trainingszielen und um zu überprüfen, ob diese Ziele erreicht wurden (Haff & Triplett, 2016; Hoffman, 2012; Miller, 2012; Morrow Jr, Mood, Disch & Kang, 2016). Die Zielstellungen der komplexen Leistungsdiagnostik (KLD) im olympischen Boxen sind erstens die Feststellung von individuellen Stärken und Schwächen einzelner Athleten durch den Vergleich mit einer geeigneten Referenzgruppe sowie zweitens die Beurteilung von individuellen und kollektiven Leistungsentwicklungen. Die Voraussetzung für die Erreichung dieser Zielstellungen ist eine regelmäßige, zu trainingsmethodisch sinnvollen Zeitpunkten wiederholte und standardisierte Durchführung der KLD mit einem definierten Teilnehmerkreis. Eine Abstimmung zum Ablauf und den konkreten Inhalten der KLD sowie zusätzlichen, dezentral durchzuführenden Leistungsdiagnostiken mit allen beteiligten Partnern des wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport erfolgt stets bis zum ersten Quartal des letzten Jahres eines laufenden Olympiazyklus. Die nächste Abstimmung erfolgt demnach in Q1 2020. An der Abstimmung nehmen neben dem Sportdirektor und dem Wissenschaftskoordinator des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) außerdem die leitenden Trainer der 6 Bundesstützpunkte sowie seitens des IAT die FG Boxen und die zuständigen Mitarbeiter der gegebenenfalls beteiligten Olympiastützpunkte teil. Außerdem wird in diesem Rahmen festgelegt, wie die Evaluation der KLD erfolgen soll, welche dann wiederum als Grundlage für die Inhalte und den Ablauf der KLD im nachfolgenden Olympiazyklus dient. Die KLD beinhaltet derzeit neben der Erhebung anthropometrischer Daten mehrere allgemeine Diagnostiken sowie zwei boxspezifische Diagnostiken (Stand Juli 2019, Abb. 1). Bis Ende des aktuellen Olympiazyklus (2017-2020) wird die KLD in dieser Form durchgeführt. Über notwendige Anpassungen der Inhalte oder des Ablaufs wird bei der oben beschriebenen Abstimmung diskutiert. Sofern Anpassungen beschlossen werden, werden diese mit Beginn sowie für die Dauer des nachfolgenden Olympiazyklus umgesetzt. 3
Abb. 1 Schematische Darstellung der Inhalte der komplexen Leistungsdiagnostik im Olympischen Boxen. Hinweis: Im nachfolgenden Text wird zugunsten der Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Alle entsprechenden Angaben beziehen sich allerdings stets auf beide Geschlechter. Weiterhin erfolgt die Auswertung der Ergebnisse einer KLD immer differenziert nach Geschlechtern. 4
2 Ablauf 2.1 Zeitpunkte der Durchführung Die KLD wird zwei- bis dreimal pro Jahr am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) durchgeführt. Die Termine für die KLD werden in Abstimmung mit der Fachgruppe Boxen (FG Boxen) des IAT sinnvoll in die Trainingsperiodisierung der Olympiakader- und Perspektivkaderathleten eingefügt. Die Periodisierung wiederum leitet sich aus dem jeweiligen Wettkampfkalender ab, indem die einzelnen Trainingsziele und -blöcke ausgehend von den definierten Wettkampfhöhepunkten rückwärts geplant werden. Der erste Termin der KLD erfolgt grundsätzlich zu Beginn eines Jahres und vor dem ersten Grundlagenblock zur Bestimmung des individuellen Ausgangsniveaus und zur Ableitung von konkreten Trai-ningszielen für den nachfolgenden Trainingsblock. Ein möglicher Zeitpunkt für den zweiten Termin ist nach Ende des Trainingsblocks zur Überprüfung der festgelegten Trainingsziele in ausreichendem Abstand zum nächsten Wettkampfhöhepunkt. So können Trainingsziele angepasst und die daraus abgeleiteten Trainingsanpassungen noch wirksam werden. Ein dritter Termin kann zeitnah aber mit ausreichender Erholungszeit nach dem Wettkampfhöhepunkt erfolgen, um das Leistungsniveau zum Zeitpunkt des Höhepunkts abzubilden und die Ableitung von Orientierungswerten und Trainingszielen zu ermöglichen. 2.2 Athletenanzahl und Einschlusskriterien An der KLD nehmen grundsätzlich alle Athleten des Olympiakaders (Jan. 2019: 3 w, 4 m) sowie Athleten des Perspektivkaders teil. Weiterhin nehmen an einer KLD nur Athleten in einem einwandfreien gesundheitlichen Zustand teil, die den oben genannten Kaderstufen zugeordnet sind. Ein einwandfreier gesundheitlicher Zustand bedeutet, dass alle Athleten verletzungsfrei und frei von Krankheiten sowie in einem geistig und körperlich gut erholten Zustand sind. Aus diesem Grund sind für einen Zeitraum von 48 Stunden vor der KLD keine intensiven Trainings- oder Wettkampfbelastungen durchzuführen. Der individuelle Erholungs-/Beanspruchungszustand der Athleten wird außerdem mithilfe der Kurzskala zur Erfassung von Erholung und Beanspruchung im Sport an allen Testtagen abgefragt (Kellmann, 2016). Die KLD mit den aktuellen Inhalten (Stand Juli 2019, Abb. 1) ist pro Tag mit maximal 10 Athleten durchzuführen. Pro Athlet werden weiterhin zwei Testtage benötigt, wobei die Anreise am Vortag des ersten Testtages erfolgen muss. 2.3 Anzahl und Rolle der Betreuer Die an der KLD teilnehmenden Sportler werden abhängig von der Anzahl der zu testenden Athleten verschiedene Gruppen eingeteilt. Für jede KLD ist eine ausreichende Anzahl von Betreuern/Trainern einzuplanen, sodass jede der Sportlergruppen durch mindestens einen Betreuer begleitet werden kann. Der/die Betreuer stellt/stellen sicher, dass alle Athleten pünktlich und in entsprechender Verfassung (nüchtern/mit Essen versorgt) an der jeweiligen Teststation erscheinen. Weiterhin beaufsichtigen sie die Erwärmung der Athleten und können je nach Kapazität und Bedarf die Testleiter unterstützen. 5
2.4 Testreihenfolge Um die Vergleichbarkeit von Testergebnissen zu gewährleisten, ist die standardisierte Reihenfolge der einzelnen Tests einzuhalten. Grundsätzlich sollte die Reihenfolge der einzelnen Tests so organisiert sein, dass sich aufeinanderfolgende Tests nicht beeinflussen (Haff & Triplett, 2016). Dementsprechend sollten diejenigen Tests, die vergleichsweise in höchstem Maße ermüdend sind, zuletzt durchgeführt werden (Hoffman, 2012). Die Testreihenfolge der KLD Boxen (Stand Juli 2019) ist in Abb. 2 beispielhaft für eine Gruppe von 6 Athleten dargestellt. Pro Athleten werden zwei Testtage benötigt. Wenn mehr als 10 Athleten zu einem Zeitpunkt getestet werden sollen, dann können die Athleten in Gruppen eingeteilt werden. Die Gruppen würden die beiden Testtage dann in unterschiedlicher Reihenfolge absolvieren. Da somit die standardisierte Testreihenfolge nicht eingehalten werden kann stellt dieses Vorgehen eine Kompromisslösung dar, um den Zeitaufwand für die KLD insgesamt zu begrenzen. 6
3 Inhalt 3.1 Anthropometrische und morphologische Untersuchungen Im Folgenden sind die Verfahren zur Bestimmung der anthropometrischen und morphologischen Maße im Rahmen der KLD Boxen beschrieben. 3.1.1 Armspannweite, Körperhöhe, -masse und -komposition Die Körpermasse wird mithilfe einer geeichten Präzisionswaage (Flachwaage 813, Fa. Seca GmbH & Co. KG) erfasst. Das Wiegen erfolgt in minimaler Bekleidung (barfuß, Unterwäsche) morgens vor der allgemeinen und speziellen Diagnostik und in nüchternem Zustand (Abb. 2). Die Bestimmung der Körperhöhe erfolgt ebenfalls in minimaler Bekleidung (siehe oben) unter Verwendung eines an einer Wand verschraubten Messstabs (Dr. Keller I, Fa. Längenmesstechnik GmbH). Die Messung erfolgt in aufrechtstehender Position, so dass Rücken, Gesäß und Fersen die Wand berühren. Die Füße sind geschlossen und der Kopf so ausgerichtet, dass die horizontale Verbindung zwischen Auge und Ohr parallel zum Boden verläuft. Das Kopfbrett des Messstabs wird so auf dem Scheitel des Kopfes positioniert, dass die Kopfbehaarung keinen Einfluss auf das Messergebnis hat. Die Körperhöhe entspricht dann der Distanz zwischen Fußboden und der Unterseite des Kopfbretts. Die Erfassung der Armspannweite erfolgt ebenfalls in aufrechtstehender Position mit dem Rücken zur Wand. Beide Arme werden gestreckt und im Schultergelenk um 90° in der Frontalebene abduziert. Dabei zeigen die Handinnenflächen zur Wand. Mithilfe eines an der Wand befestigten und horizontal ausgerichteten Messstabes (IAT-Eigenentwicklung) wird dann die Distanz zwischen den Außenkanten der Fingerspitzen der Mittelfinger gemessen, die der Armspannweite entspricht. Um die Körperzusammensetzung bestimmen zu können, wird außerdem per Kalipermetrie die Hautfaltendicke an zehn definierten Körperregionen erfasst (Tab. 2) (Fischer, 2013; Parizkova, 1961; Parizkova & Goldstein, 1970). Dabei wird mit Daumen und Zeigefinger die Haut großzügig gegriffen, wobei der Abstand zwischen Finger und Daumen 6-8 cm beträgt, und eine Hautfalte etwa ein bis drei Zentimeter vom Körper weggezogen. Dann wird mithilfe eines Kalipers (Fa. GPM) die Dicke dieser Hautfalte erfasst. Die Hautfaltendicke der zehn verschiedenen Körperregionen wird anschließend addiert. Daraufhin lässt sich mit der folgenden Formel der prozentuale Körperfettanteil berechnen: Körperfettanteil (%) = (39,572 * lg Summe Hautfaltendicke) – 61,25. Anhand der Körpermasse und des prozentualen Körperfettanteils lassen sich dann die Körperfettmasse (kg) und die fettfreie Körpermasse (kg) berechnen. 8
Tab. 1 Übersicht der Körperregionen die für die Messung der Hautfaltendicke nach der 10-Punkt-Methode definiert sind. Nr. Bezeichnung Hautfalte Beschreibung 1 Tragus Wangenfalte mittig zwischen Nasenflügel und Ohransatz 2 Hals Kinnfalte zwischen Unterkiefer und Kehlkopf 3 Achselhöhle Achselfalte im Bereich des M. pectoralis major/Achselhöhle 4 Brust Brustfalte im Bereich des M. pectoralis major und der Brustwarze 5 Abdomen Bauchfalte im Bereich des M. rectus abdominis seitlich vom Bauchnabel 6 Suprailium Hüftfalte oberhalb der Christa iliaca 7 Subscapular Rückenfalte unterhalb des Angulus inferior der Scapula 8 Triceps Tricepsfalte mittig am Oberarm im Bereich des M. triceps brachii 9 Biceps Bicepsfalte mittig am Oberarm im Bereich des M. biceps brachii 10 Kniekehle Kniefalte oberhalb des superioren Patellarands 3.1.2 Tensiomyografie Die Tensiomyografie (TMG) ist ein nicht-invasives und unwillkürliches Verfahren zur Bestimmung kontraktiler Eigenschaften von Skelettmuskeln und liefert Information über die Fasertypenverteilung eines Muskels sowie über Ermüdungszustände auf muskulärer Ebene (de Paula Simola et al., 2016; Meyer, Ferrauti, Kellmann & Pfeiffer, 2016; Raeder et al., 2016; Simunic et al., 2011; Wiewelhove et al., 2015). Im Rahmen der KLD Boxen werden mithilfe der TMG Diagnostik die kontraktilen Eigenschaften des Musculus vastus medialis und des Musculus gastrocnemius medialis jeweils auf der Körperseite der Schlaghand bestimmt. Die Ergebnisse der TMG Diagnostik werden außerdem zur Erstellung von individuellen Profilen, basierend auf der intraindividuellen Variabilität, zum Zwecke der Trainingssteuerung verwendet. Die tensiomyographische Darstellung kontraktiler Eigenschaften von Skelettmuskeln beruht auf der Erfassung des Zeitverlaufs der radialen Ausdehnung eines Muskelbauches in Reaktion auf einen kurzzeitigen (1 ms) Schwachstromimpuls (≤ 110 Milliampere, mA) mithilfe eines hochpräzisen, digitalen Wegsensors (Valencic & Knez, 1997). Dazu wird der Sensor rechtwinklig zur Hautoberfläche auf dem durch Palpation bestimmten Punkt der 9
stärksten Wölbung eines Muskelbauches positioniert, sodass dieser mit einer standardisierten Vorspannung auf das Gewebe drückt (Krizaj, Simunic & Zagar, 2008). Zur Applikation des elektrischen Stimulus werden zwei selbstklebende Elektroden in gleichem Abstand (Abstand ist abhängig von zu messendem Muskel) proximal und distal zu dem Sensor angebracht (Abb. 3)(Wilson, Johnson & Francis, 2018). Zur Bestimmung der maximalen radialen Ausdehnung eines Muskelbauches werden einzelne elektrische Impulse mit steigender Intensität in Intervallen von 15 Sekunden appliziert, bis keine weitere Zunahme der Muskelwölbung zu verzeichnen ist (Simunic et al., 2011). Abb. 3 Darstellung der Positionierung des TMG-Sensors und der Elektroden am Beispiel des M. vastus medialis. Der Athlet befindet sich während der Messung in einer liegenden oder sitzenden Position, je nachdem, welcher Muskel gemessen werden soll. In Abb. 3 ist die Positionierung des Athleten für die Messung des M. vastus medialis des rechten Oberschenkels dargestellt. Dafür befindet sich der Athlet in Rückenlage auf einer Liege, das rechte Beine wird so auf einem Polster positioniert, dass sich das Kniegelenk in 120° Flexion befindet (180° entspricht einem vollständig gestreckten Kniegelenk). Der Athlet wird angewiesen sich während der Messung nicht zu bewegen, also die Muskulatur vor und während des elektrischen Stimulus nicht anzuspannen. Die Ergebnisse der tensiomyographischen Messung werden automatisiert durch die zugehörige Software generiert und dargestellt. Anhand des Zeitverlaufs der maximalen 10
radialen Ausdehnung werden automatisch die folgenden Parameter berechnet (Abb. 4): Maximale radiale Ausdehnung des Muskelbauches in Millimetern (Dm), Zeitdauer in Millisekunden zwischen Applikation des elektrischen Stimulus und 10 % von Dm (Td), Zeitdauer zwischen 10 % und 90 % von Dm (Tc), Zeitdauer, in der die radiale Ausdehnung ≥50 % von Dm entspricht (Ts) und Zeitdauer zwischen 90 % und 50 % von Dm auf der absteigenden Flanke des Wölbungsverlaufes (Tr) (Franz et al., 2018). Zusätzlich zu den genannten Parametern wird anschließend die Ausdehnungsrate (Vc) in mm/ms anhand des Verhältnisses zwischen radialer Ausdehnung und der Kontraktionsdauer berechnet (siehe Abb. 4) (Macgregor, Ditroilo, Smith, Fairweather & Hunter, 2016; Macgregor, Hunter, Orizio, Fairweather & Ditroilo, 2018). Abb. 4 schematische Darstellung einer Verlaufskurve der radialen Ausdehnung eines Muskelbauches in Reaktion auf einen einzelnen elektrischen Stimulus (1 ms) und Veranschaulichung der folgenden Parameter: maximale radiale Ausdehnung (Dm), Reaktionsdauer (Td), Kontraktionsdauer (Tc), Haltedauer (Ts) und Relaxationsdauer (Tr) sowie der Ausdehnungsrate (Vc). 11
3.2 Allgemeine Diagnostik Nachfolgend sind jeweils die Zielstellung, eine Anleitung zur Ausführung, die entsprechende Anweisung für den Athleten, die Kriterien für einen Fehlversuch sowie das Vorgehen bei der Auswertung der allgemeinen Diagnostiken der KLD Boxen beschrieben. 3.2.1 Spiroergometrie Laufband Ziel Durch die Spiroergometrie auf dem Laufband (LB) soll die maximale aerobe Kapazität eines Athleten durch eine stufenförmig ansteigende Belastung (Laufen) bis zur individuellen Ausbelastung abgebildet werden. Die aerobe Kapazität ist von großer Bedeutung einerseits zur Aufrechterhaltung einer möglichst hohen Aktivitätsrate durch wiederholte hochintensive Schlag-/Verteidigungshandlungen und Bewegungen innerhalb des Ringes über die gesamte Wettkampfdauer, wobei davon ausgegangen wird, dass die benötigte Energie vornehmlich aerob bereitgestellt wird (Beneke, Davis & Leithäuser, 2013; Chaabene et al., 2015; Davis, Leithäuser & Beneke, 2014; Guidetti, Musulin & Baldari, 2002; Ruddock, Wilson, Thompson, Hembrough & Winter, 2016). Andererseits ist eine hohe aerobe Kapazität relevant für die Wiederherstellung zwischen aufeinanderfolgenden Runden bzw. Kämpfen (Chaabene et al., 2015). Der LB dient aufgrund der unspezifischen Belastungsform zur allgemeinen Beurteilung der aeroben Kapazität. Ausführung Der LB entspricht dem sogenannten DOSB-Protokoll, welches ein sportartübergreifend eingesetztes, standardisiertes Testprotokoll ist. Die Startgeschwindigkeit im Test ist geschlechtsspezifische festgelegt: Frauen starten bei 6 km/h, Männer bei 8 km/h. Weiterhin sieht das Protokoll eine Stufendauer von drei Minuten mit einem Stufeninkrement von 2 km/h und einer Stufenpause von 30 Sekunden bis zur individuellen Ausbelastung vor. Der Test wird auf einem motorisierten Laufband (Satur, Fa. HP Cosmos Sport & Medical GmbH) durchgeführt, dass auf eine Steigung von +1% eingestellt ist. Die Spirometrie wird unter Verwendung eines MetaLyzer-3B-Systems (Fa. Cortex Biophysics GmbH) nach der „breath-by-breath“-Methode durchgeführt. Das MetaLyzer-3B- System wird durch die Software „Meta-Soft®“ (Fa. Cortex Biophysics GmbH) gesteuert. Die Auswertung der Spirometrie erfolgt ebenfalls mit dieser Software. Weiterhin wird die Blutlaktatkonzentration in Ruhe, nach jeder Stufe, unmittelbar nach Testabbruch sowie jeweils drei und fünf Minuten nach Testabbruch aus dem Kapillarblut ermittelt. Die Blutentnahme erfolgt am Ohrläppchen (20 µl). Die Blutprobe wird sofort in einem Reaktionsgefäß hämolysiert (Verhältnis 1:50) und anschließend elektrochemisch- enzymatisch analysiert (Biosen 5030, Fa. EKF Industrie und Elektronik GmbH). Zusätzlich wird die Herzfrequenz durchgängig durch einen EKG-Sensor (custo guard, Fa. Custo med GmbH) erfasst, der sich in einem Elektrodengürtel befindet. Der Gürtel wird so am Brustkorb des Athleten angebracht, dass sich die beiden Elektroden direkt auf der Hautoberfläche auf der Körpervorderseite unterhalb der Brust befinden und der Sensor mittig zum Brustkorb ausgerichtet ist. Das Signal des EKG-Sensors wird telemetrisch an einen PC übertragen und mithilfe der Software „MetaSoft®“ (Fa. Cortex Bio-physics GmbH) gesteuert und ausgewertet. 12
Unter Verwendung einer Borg-Skala (6-20) wird am Ende jeder Geschwindigkeitsstufe sowie unmittelbar nach Testabbruch das subjektive Belastungsempfinden abgefragt. Athletenanweisung Die Geschwindigkeit des Laufbandes steigt stufenförmig alle drei Minuten an. Zwischen allen Stufen hast Du 30 Sekunden Pause. Laufe mittig auf dem Laufband solange, bis du die vom Laufband vorgegebene Geschwindigkeit nicht mehr aufrechterhalten kannst. Gehe dabei bis an Deine persönliche Grenze! Auswertung In Tab. 2 Übersicht der Parameter, die im Rahmen der KLD Boxen bei der Spiroergometrie auf dem Laufband erfasst oder bestimmt werden. Zusätzlich werden die individuellen Testprotokolle (Abb. 5), die mithilfe der Software „winlactat“ (Fa. Mesics GmbH) erstellt werden, an den Ergebnisbericht angehängt. 13
Tab. 2 Übersicht der Parameter, die im Rahmen der KLD Boxen bei der Spiroergometrie auf dem Laufband erfasst oder bestimmt werden. Parameter Akronym Einheit Aussage Geschwindigkeit an der v IAS km/h Intensität, ab der der Anteil der anaeroben individuellen aeroben Energiebereitstellung messbar zunimmt Schwelle (IAS) Geschwindigkeit an der v IANS km/h Intensität, ab der die Laktatkonzentration im Blut die IAS um individuellen anaeroben 1,5 mmol/l übersteigt Schwelle (IANS) maximale v max km/h absolute, maximale physikalisch Leistung Geschwindigkeit im Test maximale Herzfrequenz Hf max 1/min indirektes Maß für das Ausmaß der Beanspruchung im Test im Test (abhängig Lebensalter) maximale La max mmol/l indirektes Maß für die Beanspruchung der anaeroben Laktatkonzentration im Energiesysteme (abhängig von Laktatproduktion sowie Test Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats) auf die Körpermasse rel. VO 2 peak ml/min/kg indirektes Maß für die maximale aerobe Leistungsfähigkeit relativierte maximale Sauerstoffaufnahme im Test (gleitender Mittelwert über 30 Sekunden) auf die maximale proz. v IAS % indirektes Maß für den Anteil der maximalen Leistung, der Geschwindigkeit vornehmlich durch aerobe Energiebereitstellung realisiert relativierte werden kann Geschwindigkeit an der individuellen aeroben Schwelle auf die maximale proz. v IANS % indirektes Maß für den Anteil der maximalen Leistung, der Geschwindigkeit in einem steady-state ähnlichen Zustand realisiert werden relativierte kann Geschwindigkeit an der individuellen anaeroben Schwelle Blutlaktatkonzentration La 3 Min mmol/l indirektes Maß für Erholungsfähigkeit (abhängig von drei Minuten nach Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats) Testabbruch Blutlaktatkonzentration La 5 Min mmol/l indirektes Maß für Erholungsfähigkeit (abhängig von fünf Minuten nach Elimination, Transport, Verteilung des gebildeten Laktats) Testabbruch Herzfrequenz drei Hf 3 Min 1/min indirektes Maß für die Erholungsfähigkeit (abhängig von Minuten nach Dauer, Intensität, Trainings- und Hydratationsstatus, Testabbruch Ausmaß der vorherigen Beanspruchung) Herzfrequenz fünf Hf 5 Min 1/min indirektes Maß für die Erholungsfähigkeit (abhängig von Minuten nach Dauer, Intensität, Trainings- und Hydratationsstatus, Testabbruch Ausmaß der vorherigen Beanspruchung) 14
Abb. 5 Beispiel eines individuellen Ergebnisprotokolls der Spiroergometrie auf dem Laufband Referenzen Beneke, R., Davis, P. & Leithäuser, R. M. (2013). Aktionsprofil und Stoffwechsel des Amateurboxens im drei mal zwei Minuten Format. LSB (Berlin), 54 (1), 52-64. Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 Davis, P., Leithäuser, R. M. & Beneke, R. (2014). The Energetics of Semicontact 3 x 2 Amateur Boxing. International Journal of Sports Physiology and Performance, 9, 233-239. Guidetti, L., Musulin, A. & Baldari, C. (2002). Physiological factors in middleweight boxing performance. J Sports Med Phys Fitness, 42 (3), 309-314. Halperin, I., Hughes, S. & Chapman, D. W. (2016). Physiological profile of a professional boxer preparing for Title Bout: A case study. J Sports Sci, 34 (20), 1949-1956. doi: 10.1080/02640414.2016.1143110 MacDougall, D. & Sale, D. (2014). The Physiology of Training for High Performance. Oxford: OXFORD University Press. Miller, T. (2012). NSCA's Guide to Tests and Assessments. (Science of Strength and Conditioning Series). Champaign, IL, USA: Human Kinetics. Ruddock, A. D., Wilson, D. C., Thompson, S. W., Hembrough, D. & Winter, E. M. (2016). Strength and Conditioning for Professional Boxing: Recommendations for Physical Preparation. Strength & Conditioning Journal, 38 (3), 81-90. doi: 10.1519/ssc.0000000000000217 15
3.2.2 Bankdrücken maximal Ziel Durch die Bestimmung des Einerwiederholungsmaximums (EWM) beim Bankdrücken (BD) soll die maximale Kraftproduktionsfähigkeit bei miometrischer (verkürzender) Arbeitsweise der beteiligten Muskulatur in einer Streckbewegung der oberen Extremitäten in der Sagittalebene beurteilt werden. Die Fähigkeit bei dieser Bewegung in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Kraft erzeugen zu können steht in einem positiven Zusammenhang mit der Schlagkraft der Führ- und Schlaghand (Chaabene et al., 2015; Halperin, Hughes & Chapman, 2016; Loturco et al., 2016). Das EWM kann zur Steuerung des Krafttrainings genutzt werden. Ausführung Der Test erfolgt in Rückenlage auf einer Bank. Kopf, Schultern, Rücken und Gesäß werden auf der Bank abgelegt. Beide Füße werden auf einen Hocker vor der Bank gestellt. Die Hantelstange wird mit beiden Händen im Ristgriff etwas mehr als schulterbreit gegriffen. Dabei werden die Schulterblätter nach hinten zusammengezogen. Die Ablagehöhe der Hantel wird so gewählt, dass sie mit leicht gebeugten Armen erreicht werden kann. Die Handgelenke bilden eine gerade Linie mit den Unterarmen, die Hantel liegt in der Mitte der Handfläche. Das Ausheben der Hantelstange erfolgt mit Unterstützung. In der Ausgangsposition wird die Stange mit vollständig gestreckten Ellbogen gehalten. Daraufhin wird die Hantelstange kontrolliert gerade nach unten abgesenkt, bis sie den Oberkörper mittig auf der Brust kurz und leicht berührt. Die Oberarme bilden dabei einen Winkel von 30° bis 45° zum Oberkörper, die Unterarme sind senkrecht zum Boden. Anschließend wird die Hantel in einer kontinuierlichen Aufwärtsbewegung bis zur vollständigen Streckung der Ellenbogen in die Ausgangsposition zurückbewegt. Während der Bewegung bleiben Kopf, Schultern, Gesäß und Füße in Kontakt mit der Bank beziehungsweise dem Hocker. Die Hantelstange wird nicht auf dem Brustkorb abgelegt oder vom Brustkorb abprallen gelassen. Zwischen den Wiederholungen innerhalb eines Satzes erfolgt keine Pause in der Ausgangsposition oder am Umkehrpunkt auf der Brust. Nach einer 5-10-minütigen allgemeinen Erwärmung, wird folgendes Testprotokoll absolviert: 1. 5-10 Wiederholungen bei ~ 50% des erwarteten EWM 1 Minute Pause 2. 3-5 Wiederholungen bei ~ 75% des erwarteten EWM 2 Minuten Pause 3. 1-2 Wiederholungen bei ~90-95% des erwarteten EWM 4 Minuten Pause 4. 1 Wiederholung (EWM Versuch #1) bei vollständiger Wiederholung: 4 Minuten Pause und Gewicht erhöhen in Rücksprache mit Athlet 5. 1 Wiederholung (EWM Versuch #2) bei erneuter vollständiger Wiederholung: Vorgehensweise ab Punkt 4 wiederholen das EWM sollte innerhalb von maximal fünf Versuchen erreicht werden. 16
Athletenanweisung Greife die Hantelstange beidhändig etwa schulterbreit, sodass die Handrücken zu dir zeigen. Greife fest zu, als würdest du einen Schwamm ausquetschen, spanne Bauch und Gesäß an und ziehe die Schulterblätter hinten zusammen. Hebe Stange mit Unterstützung aus der Halterung und positioniere die Stange mit gestreckten Ellenbogen mittig über deiner Brust. Senke die Hantelstange langsam ab, bis sie deine Brust berührt und drücke die Stange sofort wieder Richtung Decke, bis deine Arme vollständig gestreckt sind. Lasse dabei die Füße, deinen gesamten Rücken und deinen Kopf auf der Bank. Dein Partner hilft dir beim Ablegen der Stange. Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hantelstange nicht ohne Hilfe in die Ausgangsposition zurückbewegen kann, wenn die Hantelstange nicht den Brustkorb berührt, auf dem Brustkorb abgelegt oder abprallen gelassen wird oder, wenn Füße, Gesäß, Rücken, Schultern oder Kopf angehoben werden. Auswertung Das EWM entspricht der höchsten Last (kg), die in einem gültigen Versuch bewegt werden kann. Um die Vergleichbarkeit der Athleten untereinander zu ermöglichen, wird das EWM anschließend auf die Körpermasse relativiert und als Vielfaches des individuellen Körpergewichts zum Zeitpunkt des Tests angegeben. Referenzen Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 doi: 10.1519/JSC.0000000000001385 Halperin, I., Hughes, S. & Chapman, D. W. (2016). Physiological profile of a professional boxer preparing for Title Bout: A case study. J Sports Sci, 34 (20), 1949-1956. doi: 10.1080/02640414.2016.1143110 Loturco, I., Nakamura, F. Y., Artioli, G. G., Kobal, R., Kitamura, K., Cal Abad, C. C., Cruz, I. F., Romano, F., Pereira, L. A. & Franchini, E. (2016). Strength and Power Qualities Are Highly Associated With Punching Impact in Elite Amateur Boxers. J Strength Cond Res, 30 (1), 109-116. doi: 10.1519/JSC.0000000000001075 Macht, J. W., Abel, M. G., Mullineaux, D. R. & Yates, J. W. (2016). Development of 1RM Prediction Equations for Bench Press in Moderately Trained Men. J Strength Cond Res, 30 (10), 2901-2906. McMaster, D. T., Gill, N., Cronin, J. & McGuigan, M. (2014). A brief review of strength and ballistic assessment methodologies in sport. Sports Med, 44 (5), 603-623. doi: 10.1007/s40279-014-0145-2 Miller, T. (2012). NSCA's Guide to Tests and Assessments. (Science of Strength and Conditioning Series). Champaign, IL, USA: Human Kinetics. Schoenfeld, B. J., Pope, Z. K., Benik, F. M., Hester, G. M., Sellers, J., Nooner, J. L., Schnaiter, J. A., Bond-Williams, K. E., Carter, A. S., Ross, C. L., Just, B. L., Henselmans, M. & Krieger, J. W. (2016). Longer Interset Rest Periods Enhance Muscle Strength and Hypertrophy in Resistance-Trained Men. J Strength Cond Res, 30 (7), 1805-1812. doi: 10.1519/JSC.0000000000001272 Starrett, K. & Cordoza, G. (2014). Werde ein geschmeidiger Leopard. München: riva Verlag. 17
Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muskel- und Kraftaufbau. Berlin: Springer Verlag. 3.2.3 Rumpfrotation Isomed Ziel Durch den Test am Isomed-Modul Rumpfrotation (RR ISO) soll die Kraftproduktionsfähigkeit der Rumpfmuskulatur in einer Rotationsbewegung in transversaler Ebene bei verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeiten und miometrischer Arbeitsweise abgebildet werden. Die Fähigkeit in dieser Bewegung bei einer hohen Geschwindigkeit eine möglichst hohe Kraft zu erzeugen ist eine wichtige Voraussetzung sowohl für die Übertragung des durch den Unterkörper erzeugten Impulses auf die oberen Extremitäten und damit für das Erzielen einer hohen Beschleunigung der Faust sowie einer hohen Schlagkraft als auch für die Stabilisierung des Rumpfes in der Trefferphase, um eine effektive Kraftübertragung zu gewährleisten (Chaabene et al., 2015; Lenetsky, Nates, Brughelli & Schoustra, 2016). Anhand der Kraftproduktion bei verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich außerdem das Verhältnis zwischen maximaler Kraftproduktion und maximaler Bewegungsgeschwindigkeit abschätzen (Jimenez-Reyes, Samozino, Brughelli & Morin, 2016; Morin & Samozino, 2016; Samozino, Rejc, Di Prampero, Belli & Morin, 2012). Auf Grundlage dieses individuellen Kraft-Geschwindigkeitsprofils können Hinweise für das Krafttraining abgeleitet werden. Ausführung Der Test wird sitzend am „Rotations-Modul“ des „IsoMed 2000“ (Fa. D.&R. Ferstl. GmbH, Deutschland) durchgeführt. Der Athlet sitzt in dem Modul und ist durch zwei verstellbare Seitenpolster an der Hüfte fixiert. Die Oberschenkel und Kniegelenke werden jeweils durch ein Polster an der Innenseite gestützt. Die Unterschenkel sind durch weitere verstellbare Polster seitlich und von vorn ebenfalls fixiert, die Füße werden auf einer Stütze positioniert. Die verstellbaren Stützen sind so einzustellen, dass ein Kniewinkel von 90° Beugung gewährleistet ist und die Unterschenkel senkrecht zum Boden ausgerichtet sind. Der Rücken muss in Kontakt mit den vorhandenen Polstern sein. Der Schulteraufsatz mit den Handgriffen zur Fixierung der Schultern ist auf die individuelle Oberkörperlänge einzustellen. Dabei soll sich die Oberkante des Polsters auf Höhe der vertikalen Mitte der Schulterblätter befinden. Die Schulterbügel sind außerdem auf die individuelle Schultertiefe einzustellen. Alle individuellen Einstellungen des Geräts sind zu dokumentieren. In diesem Test werden in beiden Rotationsrichtungen jeweils 4 verschiedene Geschwindigkeiten (30 °/s, 60 °/s, 90 °/s, 120 °/s) getestet, beginnend mit der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe und aufsteigender Reihenfolge. Pro Geschwindigkeitsstufe führt der Athlet jeweils zwei submaximale (75% der subjektiv empfundenen maximalen Intensität) Probe- und anschließend jeweils 3 maximale Wertungsversuche durch. Der Athlet beginnt bei jeder Geschwindigkeitsstufe mit der Rotation zur linken Körperseite hin und absolviert beide Rotationsrichtungen, bevor die Geschwindigkeitsstufe gewechselt wird. Die Pausenzeiten zwischen den Versuchen ergeben sich aus dem Rückführen des Moduls in die jeweilige Startposition (Kerner 2018). Die Softwareeinstellungen sind beispielhaft in Abb. 6 dargestellt. 18
Abb. 6 Geräteeinstellungen für die Kraftdiagnostik am Isomed Rumpfrotator, beispielhaft für eine Rotationsgeschwindigkeit dargestellt. Athletenanweisung „Drücke so kräftig wie Du kannst gegen das sich wegbewegende Widerlager!“ Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn die Rotation nicht aus der festgelegten Start- bzw. nicht bis zur festgelegten Endposition durchgeführt wird. Auswertung Alle nachfolgenden Testgrößen werden jeweils für die linke und rechte Körperseite sowie als Summe beider Körperseiten angegeben. Für alle Geschwindigkeitsstufen wird jeweils anhand der isokinetischen Phase der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen Wertungsversuche das mittlere Drehmoment (Mmittel, Nm) berechnet. Anschließend wird auf Grundlage des mittleren Drehmoments der Median bestimmt. Für diesen Versuch werden nachfolgend zusätzlich das auf die Körpermasse relativierte mittlere Drehmoment (Mrel, Nm/kg) berechnet. Anhand der so bestimmten absoluten Drehmomente aller Geschwindigkeitsstufen wird dann eine lineare Trendlinie erzeugt, deren Anstieg das individuelle Kraft-Geschwindigkeitsprofil darstellt. Auf Grundlage des Schnittpunkts dieser Trendlinie mit der X-Achse lässt sich außerdem die maximale Bewegungsgeschwindigkeit (v0, m/s) abschätzen. Referenzen Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 Kerner, S. (2018) Testbeschreibung IsoMed 2000 Zweikampfsportarten [Internes Arbeitsmaterial]. Leipzig: Institut für Angewandte Trainingswissenschaft. Samozino, P., Rejc, E., Di Prampero, P. E., Belli, A. & Morin, J. B. (2012). Optimal force-velocity profile in ballistic movements--altius: citius or fortius? Med Sci Sports Exerc, 44 (2), 313-322. doi: 10.1249/MSS.0b013e31822d757a Jimenez-Reyes, P., Samozino, P., Brughelli, M. & Morin, J. B. (2016). Effectiveness of an Individualized Training Based on Force-Velocity Profiling during Jumping. Front Physiol, 7, 677. doi: 10.3389/fphys.2016.00677 Morin, J. B. & Samozino, P. (2016). Interpreting Power-Force-Velocity Profiles for Individualized and Specific Training. Int J Sports Physiol Perform, 11 (2), 267-272. doi: 10.1123/ijspp.2015-0638 19
Lenetsky, S., Harris, N. & Brughelli, M. (2013). Assessment and Contributors of Punching Forces in Combat Sports Athletes: Implications for Strength and Conditioning. Strength & Conditioning Journal, 35 (2), 1-7. doi: 10.1519/SSC.0b013e31828b6c12 Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muksel- und Kraftaufbau. Berlin: Springer Verlag. 3.2.4 Beinpresse Isomed Ziel Durch den Test am Isomed-Modul Beinpresse (BP ISO) soll die Kraftproduktionsfähigkeit der unteren Gliedmaßen in einer Streckbewegung unter statischen Bedingungen und bei verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeiten, also bei isometrischer und miometrischer Arbeitsweise der Hüft-, Knie- und Sprunggelenksextensoren, abgebildet werden. Die Fähigkeit in dieser Bewegung eine möglichst hohe Kraft zu erzeugen steht in einem starken Zusammenhang mit der Fähigkeit eine hohe Schlagkraft zu erzielen (Chaabene et al., 2015; Lenetsky, Harris & Brughelli, 2013; Loturco et al., 2016). Anhand der Kraftproduktion bei verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich außerdem das Verhältnis zwischen maximaler Kraftproduktion und maximaler Bewegungsgeschwindigkeit abschätzen (Jimenez-Reyes et al., 2016; Morin & Samozino, 2016; Samozino et al., 2012). Auf Grundlage dieses individuellen Kraft-Geschwindigkeitsprofils können Hinweise für das Krafttraining abgeleitet werden. Ausführung Der Test wird beidbeinig sitzend am „Legpress-Modul“ des „IsoMed 2000“ (Fa. D.&R. Ferstl. GmbH, Deutschland) durchgeführt. Der Athlet sitzt in dem Modul, so dass der komplette Rücken die Lehne berührt, verschränkt die Arme vor der Brust und wird mit einem Gurt an der Hüfte fixiert. Beide Füße werden etwa hüftbreit am unteren Rand der Fußplatte positioniert. Die Platte wird auf eine Neigung von 10° eingestellt. Die Rückenlehne wird auf eine Neigung von 80° eingestellt und so positioniert, dass für die statische Bedingung ein Kniewinkel von 90° und in der Startposition der dynamischen Bedingung ein Kniewinkel von 70° erreicht wird. Der Bewegungsbereich in der dynamischen Bedingung wird individuell eingestellt. Der Endpunkt des Bewegungsbereichs ist so einzustellen, dass beide Füße noch vollständig in Kontakt mit der Fußplatte sind und ein Kniewinkel von 165° erreicht wird. Aus Sicherheitsgründen ist die Knierolle immer zu verwenden. In der statischen Testbedingung führt der Athlet einen submaximalen Probeversuch bei einer subjektiv empfundenen Intensität von 60% der maximalen Intensität und danach 3 maximale Wertungsversuche durch. Die Pausenzeit zwischen den Versuchen beträgt jeweils 30 Sekunden. In der dynamischen Bedingung werden 4 verschiedene Geschwindigkeiten (0,3 m/s, 0,6 m/s, 0,9 m/s, 1,2 m/s) bei einer Getriebeumsetzung von 1:1,5 getestet, beginnend mit der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe und aufsteigender Reihenfolge. Pro Geschwindigkeitsstufe hat der Athlet einen submaximalen (75% der subjektiv empfundenen maximalen Intensität) Probe- und anschließend bei 0,3 m/s 2, bei allen anderen Geschwindigkeiten jeweils 3 maximale Wertungsversuche. Die Pausenzeiten zwischen den Versuchen beträgt jeweils 60 Sekunden. Zu Beginn aller dynamischen Tests befindet sich der Schlitten mit der Fußplatte in der zuvor individuell eingestellten Endposition. Um die 20
Anfahrt in die Anfangsposition auszulösen, muss der Athlet gegen die Platte drücken. Nur wenn eine Triggerkraft B1 von 400 N erzeugt wird, fährt der Schlitten eigenständig in die Anfangsposition. Um den Schlitten im eigentlichen Test aus der Anfangs- in die Endposition bewegen zu können, muss der Athlet mindestens eine Triggerkraft B2 erzeugen, die dem 16,5-fachen der individuellen Körpermasse entspricht. Alle Geräteeinstellungen werden dokumentiert. Die Triggerkraft B2 wird vor jedem Test aktualisiert (Kerner 2018). Die Softwareeinstellungen sind beispielhaft in Abb. 7 dargestellt. Abb. 7 Geräteeinstellungen für die Kraftdiagnostik am Isomed LegPress-Modul, beispielhaft für drei verschiedene Bewegungsgeschwindigkeiten dargestellt. Athletenanweisung Für die statische Bedingung: „Drücke so schnell und kräftig wie Du kannst gegen das Widerlager und halte Dein Maximum für zwei Sekunden!“ Für die dynamische Bedingung: „Drücke so kräftig wie Du kannst gegen das sich wegbewegende Widerlager!“ Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn die Arme nicht vor der Brust verschränkt sind, der Rücken nicht vollständig in Kontakt mit der Lehne ist oder die Füße nicht vollständig die Fußplatte berühren. Auswertung Alle nachfolgenden Testgrößen werden jeweils für die linke und rechte Körperseite sowie als Summe beider Körperseiten angegeben. Für die statische Bedingung werden anhand der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen Wertungsversuche die maximale Kraft (F0 max, N) und die auf die Körpermasse relativierte maximale Kraft (F 0 rel, N/kg) sowie die maximale Kraftentwicklungsrate (RFD, N/ms) bestimmt und anschließend jeweils das arithmetische Mittel berechnet. 21
Für die dynamische Bedingung werden für alle Geschwindigkeitsstufen jeweils anhand der isokinetischen Phase der Kraft-Zeit-Verläufe aller gültigen Wertungsversuche die mittlere Kraft (Fmittel, N) berechnet. Anschließend wird auf Grundlage der mittleren Kraft der Median bestimmt. Für diesen Versuch werden nachfolgend zusätzlich die maximale Kraft (F max, N) und die auf die Körpermasse relativierte maximale Kraft (Frel, N/kg) sowie die auf die individuelle Körpermasse relativierte mittlere Kraft (Fmittel, N/kg) bestimmt. Anhand der so bestimmten absoluten Kraftmaxima aller Geschwindigkeitsstufen der dynamischen Bedingung wird dann eine lineare Trendlinie erzeugt, deren Anstieg das individuelle Kraft- Geschwindigkeitsprofil darstellt. Auf Grundlage des Schnittpunkts dieser Trendlinie mit der X-Achse lässt sich außerdem die maximale Bewegungsgeschwindigkeit (v0, m/s) abschätzen. Referenzen Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 Kerner, S. (2018) Testbeschreibung IsoMed 2000 Zweikampfsportarten [Internes Arbeitsmaterial]. Leipzig: Institut für Angewandte Trainingswissenschaft. Loturco, I., Nakamura, F. Y., Artioli, G. G., Kobal, R., Kitamura, K., Cal Abad, C. C., Cruz, I. F., Romano, F., Pereira, L. A. & Franchini, E. (2016). Strength and Power Qualities Are Highly Associated With Punching Impact in Elite Amateur Boxers. J Strength Cond Res, 30 (1), 109-116. doi: 10.1519/JSC.0000000000001075 Samozino, P., Rejc, E., Di Prampero, P. E., Belli, A. & Morin, J. B. (2012). Optimal force-velocity profile in ballistic movements--altius: citius or fortius? Med Sci Sports Exerc, 44 (2), 313-322. doi: 10.1249/MSS.0b013e31822d757a Jimenez-Reyes, P., Samozino, P., Brughelli, M. & Morin, J. B. (2016). Effectiveness of an Individualized Training Based on Force-Velocity Profiling during Jumping. Front Physiol, 7, 677. doi: 10.3389/fphys.2016.00677 Morin, J. B. & Samozino, P. (2016). Interpreting Power-Force-Velocity Profiles for Individualized and Specific Training. Int J Sports Physiol Perform, 11 (2), 267-272. doi: 10.1123/ijspp.2015-0638 Lenetsky, S., Harris, N. & Brughelli, M. (2013). Assessment and Contributors of Punching Forces in Combat Sports Athletes: Implications for Strength and Conditioning. Strength & Conditioning Journal, 35 (2), 1-7. doi: 10.1519/SSC.0b013e31828b6c12 Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muksel- und Kraftaufbau. Berlin: Springer Verlag. 22
3.2.5 Drop Jump Ziel Durch den Drop Jump Test (DJ) soll die Fähigkeit abgebildet werden in einer reaktiven Streckbewegung des Unterkörpers in der Frontalebene eine möglichst hohe Kraft in einer möglichst kurzen Zeitdauer erzeugen zu können, was relevant für schnelle Richtungswechsel im Ring sowie das Erzielen einer hohen Schlagkraft ist (Chaabene et al., 2015; Halperin et al., 2016; Loturco et al., 2016). Die Grundlagen dafür sind einerseits die Fähigkeit des neuromuskulären Systems innerhalb kurzer Zeit durch eine Kopplung von pliometrischen, isometrischen sowie miometrischen Kontraktionen möglichst viel Kraft produzieren zu können. Andererseits beeinflussen die serienelastischen Eigenschaften der beteiligten Muskelsehneneinheiten das Verhältnis zwischen Bodenkontaktzeit und Sprunghöhe (MacDougall & Sale, 2014). Ausführung Der Athlet steht aufrecht beidbeinig auf einem Kasten (40cm hoch) und hat beide Hände an der Hüfte fixiert. Vor dem Kasten befinden sich die Lichtschranken des OptoJump-Systems (Abb. 8). Der Athlet soll sich mit gestreckten Beinen nach vorn vom Hocker fallen lassen und dann sofort wieder gerade nach oben vom Boden abspringen. Bei jedem Sprung soll jeweils eine möglichst kurze Bodenkontaktzeit sowie eine möglichst große Sprunghöhe erreicht werden. Die Hände bleiben dabei an der Hüfte fixiert. Die Beine bleiben während Flug- und Stützphase gestreckt. Jeder Athlet hat zwei Probeversuche und drei Wertungsversuche. Zwischen jedem Versuch erfolgt eine Pause von 60 Sekunden. Abb. 8 Aufbau des OptoJump-Systems inklusive eines 40 cm hohen Kastens für den Drop Jump Test. Athletenanweisung Lass dich nach vorn vom Hocker fallen und springe sofort wieder so hoch wie möglich nach oben. Mach dich steif, wie eine Feder, lasse deine Beine gestreckt und berühre den Boden so kurz wie möglich. Versuche gleichzeitig so hoch wie möglich zu abzuspringen. Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hände von der Hüfte löst, die Beine während der Flugphase anzieht, vom Hocker abspringt, den Bereich zwischen den Lichtschranken verlässt oder die Bodenkontaktzeit 200ms übersteigt. Auswertung 23
Durch das OptoJump System werden die Sprunghöhe (cm) und die Bodenkontaktzeit (ms) erfasst. Für jeden einzelnen Sprung der Reaktivkraftindex (RKI = Sprunghöhe / Bodenkontaktzeit) berechnet. Der höchste RKI der 3 Wertungsversuche entspricht dem primären Testergebnis des DJ. Referenzen Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 Halperin, I., Hughes, S. & Chapman, D. W. (2016). Physiological profile of a professional boxer preparing for Title Bout: A case study. J Sports Sci, 34 (20), 1949-1956. doi: 10.1080/02640414.2016.1143110 Loturco, I., Nakamura, F. Y., Artioli, G. G., Kobal, R., Kitamura, K., Cal Abad, C. C., Cruz, I. F., Romano, F., Pereira, L. A. & Franchini, E. (2016). Strength and Power Qualities Are Highly Associated With Punching Impact in Elite Amateur Boxers. J Strength Cond Res, 30 (1), 109-116. doi: 10.1519/JSC.0000000000001075 MacDougall, D. & Sale, D. (2014). The Physiology of Training for High Performance. Oxford: OXFORD University Press.Miller, T. (2012). NSCA's Guide to Tests and Assessments. (Science of Strength and Conditioning Series). Champaign, IL, USA: Human Kinetics. Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muksel- und Kraftaufbau. Berlin: Springer Verlag. 3.2.6 Multiple Rebound Jump Ziel Durch den MRJ soll die Fähigkeit abgebildet werden in einer reaktiven Streckbewegung des Unterkörpers in der Frontalebene eine möglichst hohe Kraft in einer möglichst kurzen Zeitdauer erzeugen zu können, was relevant für schnelle Richtungswechsel im Ring sowie das Erzielen einer hohen Schlagkraft ist (Chaabene et al., 2015; Halperin et al., 2016; Loturco et al., 2016). Die Grundlagen dafür sind einerseits die Fähigkeit des neuromuskulären Systems innerhalb kurzer Zeit durch eine Kopplung von pliometrischen, isometrischen sowie miometrischen Kontraktionen möglichst viel Kraft produzieren zu können. Andererseits beeinflussen die serienelastischen Eigenschaften der beteiligten Muskelsehneneinheiten das Verhältnis zwischen Bodenkontaktzeit und Sprunghöhe (MacDougall & Sale, 2014). Ausführung Der Athlet steht aufrecht beidbeinig auf dem Boden, mittig zwischen den Lichtschranken des OptoJump-Systems. Beide Hände sind an der Hüfte fixiert. Der Athlet führt über eine Dauer von 15 Sekunden vertikale, reaktive Seriensprünge auf der Stelle aus. Die Hände sind dabei an der Hüfte fixiert. Bei jedem Sprung soll jeweils eine möglichst kurze Bodenkontaktzeit sowie eine möglichst große Sprunghöhe erreicht werden. Die Beine bleiben während Flug- und Stützphase gestreckt. Jeder Athlet hat einen Probeversuch, bei dem er fünf repetitive Sprünge ausführen soll. Nach einer Pause von 30 Sekunden erfolgt ein Wertungsversuch über 15 Sekunden. Athletenanweisung 24
Springe innerhalb von 15 Sekunden so oft wie möglich auf der Stelle. Mach dich steif, wie eine Feder, lasse deine Beine gestreckt und berühre bei jedem Sprung den Boden so kurz wie möglich. Versuche gleichzeitig bei jedem Sprung so hoch wie möglich zu abzuspringen. Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet die Hände von der Hüfte löst, die Beine während der Flugphase anzieht, die Seriensprünge vor Ablauf des 15 Sekunden Intervalls beendet, den Bereich zwischen den Lichtschranken verlässt oder die Bodenkontaktzeit 200ms übersteigt. Auswertung Durch das OptoJump System werden die Sprunghöhe (cm) und die Bodenkontaktzeit (ms) erfasst. Für jeden einzelnen Sprung wird die Sprungeffizienz (Flugzeit (s)/Bodenkontaktzeit (s) berechnet. Dann wird für die 5 effizientesten Sprünge jeweils der Reaktivkraftindex (RKI = Sprunghöhe / Bodenkontaktzeit) berechnet. Der mittlere RKI dieser 5 Sprünge entspricht dem primären Testergebnis des MRJ. Referenzen Chaabene, H., Tabben, M., Mkaouer, B., Franchini, E., Negra, Y., Hammami, M., Amara, S., Chaabene, R. B. & Hachana, Y. (2015). Amateur boxing: physical and physiological attributes. Sports Med, 45 (3), 337-352. doi: 10.1007/s40279-014-0274-7 Halperin, I., Hughes, S. & Chapman, D. W. (2016). Physiological profile of a professional boxer preparing for Title Bout: A case study. J Sports Sci, 34 (20), 1949-1956. doi: 10.1080/02640414.2016.1143110 Meyer, T., Ferrauti, A., Kellmann, M. & Pfeiffer, M. (2016). Regenerationsmanagement im Spitzensport. REGman - Ergebnisse und Handlungsempfehlungen. Köln: Sportverlag Strauß. MacDougall, D. & Sale, D. (2014). The Physiology of Training for High Performance. Oxford: OXFORD University Press.Miller, T. (2012). NSCA's Guide to Tests and Assessments. (Science of Strength and Conditioning Series). Champaign, IL, USA: Human Kinetics. Peterson, M. D. (2012). Power. In T. Miller (Hrsg.), NSCA's Guide to Tests and Assessments. (S. 217- 252). Champaign, IL, USA: Human Kinetics. Raeder, C., Wiewelhove, T., Simola, R. A., Kellmann, M., Meyer, T., Pfeiffer, M. & Ferrauti, A. (2016). Assessment of Fatigue and Recovery in Male and Female Athletes After 6 Days of Intensified Strength Training. J Strength Cond Res, 30 (12), 3412-3427. doi: 10.1519/JSC.0000000000001427 Raeder, C., Wiewelhove, T., Westphal-Martinez, M. P., Fernandez-Fernandez, J., de Paula Simola, R. A., Kellmann, M., Meyer, T., Pfeiffer, M. & Ferrauti, A. (2016). Neuromuscular Fatigue and Physiological Responses After Five Dynamic Squat Exercise Protocols. J Strength Cond Res, 30 (4), 953-965. doi: 10.1519/jsc.0000000000001181 Toigo, M. (2019). Muskel Revolution. Konzepte und Rezepte zum Muksel- und Kraftaufbau. Berlin: Springer Verlag. Wiewelhove, T., Raeder, C., Meyer, T., Kellmann, M., Pfeiffer, M. & Ferrauti, A. (2015). Markers for Routine Assessment of Fatigue and Recovery in Male and Female Team Sport Athletes during High- Intensity Interval Training. PLoS One, 10 (10), e0139801. doi: 10.1371/journal.pone.013980 25
3.3 Spezielle Diagnostik Nachfolgend sind jeweils die Zielstellung, eine Anleitung zur Ausführung, die entsprechende Anweisung für den Athleten, die Kriterien für einen Fehlversuch sowie das Vorgehen bei der Auswertung der speziellen Diagnostiken der KLD Boxen beschrieben. 3.3.1 Standardtest Einzelschläge Ziel Das Erreichen einer hohen Schlagkraft am Ende einer zeitlich möglichst kurzen Schlagbewegung ist relevant für das Erzielen von Treffern im olympischen Boxen sowie einer möglichst hohen Trefferquote, die wiederum kampfentscheidend ist (Chaabene et al., 2015; Davis, Waldock, Connorton, Driver & Anderson, 2017; Dunn, Humberstone, Iredale, Martin & Blazevich, 2017). Durch den ST soll daher eine Beurteilung der Schlagbewegung anhand der Dauer der Schlagphase und der Beschleunigung der Faust sowie anhand der maximalen Schlagkraft und des Kraftstoßes während der Trefferphase erfolgen. So ist die Einschätzung der technischen Ausführung der Schlagbewegung und die Ableitung von Empfehlungen für das Krafttraining möglich. Ausführung Der Athlet befindet sich in der Ausgangsposition aufrechtstehend in seiner individuellen Boxstellung und in selbstgewählter Distanz frontal vor dem Messplatz. Nach Freigabe durch den Testleiter soll der Athlet aus der Ausgangsposition ohne Schritt einzelne, gerade Schläge gegen das Schlagpolster ausführen, jeweils mit der Führ- und der Schlaghand. Jeder einzelne Schlag soll so schnell (wenig Zeit zum Reagieren für einen Gegner) und so hart wie möglich ausgeführt werden. Jeder Athlet darf mit jeder Hand 3 submaximale Probeversuche ausführen. Danach werden jeweils fünf Wertungsversuche pro Hand absolviert, beginnend mit der Führhand. Der Athlet absolviert erst alle Versuche mit der Führhand und wechselt dann zur Schlaghand. Zwischen den einzelnen Schlägen erfolgt eine Pause von 30 Sekunden und eine Pause von 60 Sekunden nach dem vollständigen Durchgang mit der Führhand. Athletenanweisung Stell dir vor, das Schlagpolster wäre ein Gegner. Er soll möglichst wenig Zeit haben, um auf deinen Schlag reagieren zu können. Schlage deshalb so schnell und so hart wie du kannst gegen das Polster. Fehlversuch Ein Versuch ist ungültig, wenn der Athlet einen Schlag deutlich erkennbar ausholt oder einen deutlich erkennbaren Schritt macht. Auswertung Durch den Messhandschuh werden die Schlagdauer (ms) sowie die maximale Beschleunigung (m/s2) jeweils bezogen auf die schlagende Faust erfasst. Durch den Messplatz Boxen wird außerdem maximale Schlagkraft (N) sowie die Dauer der Trefferphase (ms) erfasst. Anschließend wird als primäre Testgröße der Kraft/Dauerquotient (KDQ) (N/s) für jeden Wertungsversuch sowie der mittlere KDQ für die drei Versuche, mit dem höchsten KDQ, berechnet. Für diese drei Versuche werden zusätzlich als sekundäre Testgrößen die maximale Schlagkraft relativ zum Körpergewicht (N/kg), der Kraftstoß (N/s) 26
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