Weihnachten geschieht immer wieder - auch 2020 im Corona Jahr
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Weihnachten geschieht immer wieder – auch 2020 im Corona Jahr Predigt zum 1. Buch Mose 18,1-15 von Pfarrer Andreas Buchholz Es sind schwierige Tage, die wir im 2. Shutdown erleben. Es ist kein einfaches Jahr, das hinter uns liegt. Die Infektionszahlen liegen in unserem Kirchenbezirk außerordentlich hoch. Aus Vorsorge, dass wir alle gesund bleiben, hat unser Presbyterium vor dem 4. Advent alle Gottesdienste bis zum 10.01. abgesagt. Jetzt sind unsere Kirchentüren zu - zum 2. Mal nach Ostern, dass wir das erleben, dass wichtige Feiertage ohne Gastfreundlichkeit in unseren Kirchen bleiben. Unsere Alten sagen, das gab es nicht einmal im Krieg. So manche Träne ist auch bei Mitgliedern unseres Presbyteriums geflossen, nachdem die Entscheidung mehrheitlich gefallen war. Sicher vermissen jetzt auch viele die Gottesdienste in der eigenen Gemeinde. Es ist einfach wenig „normal“ in diesem Jahr! Genau das dachte ich vor dem 4. Advent auch über den Predigttext aus dem Alten Testament. Ein Text der erstmals an diesem letzten Sonntag vor Weihnachten auszulegen war. Am Anfang dachte ich: Wie passt denn diese alte Geschichte vom Anfang unseres Glaubens zu Weihnachten? Je mehr ich mich aber mit dem Text beschäftigte habe, spürte ich wie er mein Herz berühren konnte. Und ich dachte, vielleicht ist es genau diese Botschaft, die wir Christen an diesem Weihnachtsfest 2020 wunderbar gebrauchen können. Denn wir hören in dieser Geschichte von einem ganz besonderen Besuch, der neue Hoffnung brachte. Und obendrein hört diese uralte Besuchsgeschichte aus den Anfängen unseres biblischen Glaubens auch noch sehr humorvoll auf – wir brauchen einfach Aufmunterung in diesen manchmal wenig vergnüglichen Zeiten. Gründe genug für mich, diese Geschichte in unser Weihnachtsfest hineinzutragen. Lesen wir also die alte Geschichte, die im Hain Mamre spielt, bei einem Zelt und einem Baum. Und da der Maler Kees de Kort in seinem Bild zur Geschichte den Baum von Mamre nicht darstellt, habe ich kurzerhand einen für uns hineingezeichnet – damit es wirklich eine Weihnachtsgeschichte für uns alle werden kann. 1 Und der Herr erschien Abraham im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde 3 und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. 4 Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum. 5Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen. Sie sprachen: Tu, wie du
gesagt hast. 6Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feines Mehl, knete und backe Brote. 7Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes, gutes Kalb und gab’s dem Knechte; der eilte und bereitete es zu. 8Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen. 9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. 10Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. 11Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. 12Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt! 13 Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? 14Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. 15Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht. Genesis 18, 1-15 Was für eine Geschichte zu Weihnachten. Teppiche hängen am Weihnachtsabend in unserem Wohnzimmer nicht schwebend über uns wie in einem Zelt – aber sie liegen auf und unter dem Tisch. Auf jeden Fall werden wir in diesem Jahr am Weihnachtsabend das Haus nicht verlassen. Wie Abraham und Sarah ihr Zelt in der sengenden Mittagshitze wohl auch kaum verlassen haben. Sicher bleiben sie im kühlen Schatten ihres Zeltes. So vieles hatten die beiden schon miteinander erreicht - nachdem sie sich auf Gottes Wort hin aufgemacht hatten in ein fremdes Land. Nur der Stammhalter fehlte. Hatte Gott nicht gesagt, dass ihre Nachkommen zu einem großen Volke werden? Und jetzt sind sie alt. In ihrer enttäuschten Sehnsucht können sich auch unsere Sehnsüchte und Hoffnungen an diesem außergewöhnlichen Weihnachtsfest spiegeln. Kinder und Enkelkinder, die aus Vorsicht nicht bei Ihren „Alten“ zu Besuch gehen wollen – Senior*innen, die sich nach ihren Angehörigen, Kindern und Enkeln sehnen, und genau wissen, dass es besser ist, für sich zu bleiben. Erkrankte Menschen und Kontaktpersonen, die sich selber eine Quarantäne auferlegen oder auferlegt bekamen. Alleinstehende, deren gewohnte Zufluchtsstätten, wie unsere Kirchen, in diesem Jahr geschlossen bleiben. Und ganz sicher gibt es noch eine ganze Reihe viel schwierigerer Situationen, die jetzt noch einmal verschärft wurden durch das Virus – auch in unserer Gemeinde. So vieles, scheint da an diesem Fest nicht möglich zu sein. Aber auf einmal geschieht es bei Sarah und Abraham. Mitten hinein in ihre enttäuschte Sehnsucht nach einem Nachkommen, kommt Besuch!
Drei unbekannte Männer – Gottesboten wie sich bald herausstellen wird – in der christlichen Lesart dieser Geschichte Gott selbst - in der Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist! Geheimnisvoll, wie aus dem Nichts tauchen sie auf, die drei! Und wir kennen das aus vielen anderen biblischen Geschichten. Wenn bei uns Menschen nichts mehr geht, dann ist bei Gott noch vieles möglich – warum nicht ein Besuch? Auch die Weihnachtsgeschichte erzählt letztlich nichts Anderes. Gott besucht sein Volk mit einem Kind. Der Prophet Jesaja hatte es Jahrhunderte zuvor vorausgesehen: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Warum sollte Gott also nicht an diesem besonderen Weihnachtsfest bei uns zu Besuch kommen? Sicher haben wir uns doch alle trotz Corona Zuhause gut vorbereitet? Fast wie sonst auch. Die Lebensmittelgeschäfte und ein Heer emsiger Paketfahrer haben es möglich gemacht. Und darum finde ich, haben unsere Isolationen in diesen Tagen der Pandemie wenig mit einer Folter zu tun, wie es erst jüngst in einem Rheinpfalz Kommentar hieß. Ich fand das reichlich überzogen – und habe überlegt, wie es wohl Menschen mit solchen Äußerungen geht, die wirklich unter Folter gelitten haben? Also noch einmal! Wie wäre das, wenn Gott an diesem Weihnachtsfest bei uns Zuhause in unseren geschmückten Wohnzimmern einkehren wollte? Sarah und Abraham taten einfach, was getan werden musste, damit die drei Wüstenwanderer sich ausruhen und erholen und stärken konnten. Und wo tun sie das? Natürlich unter einem Baum. Fast so, wie wir auch an Weihnachten, wo in den meisten Häusern ein festlich geschmückter Baum steht. Und so sehe ich uns alle sitzen auf unseren weihnachtlichen Teppichen, unter unseren leuchtenden Weihnachtsbäumen, wie Sarah und Abraham mit ihren Gästen unter dem Teppichzelt und dem Baum in Mamre. Es wird zusammen gefeiert, so wie es kommt, mit allem, was möglich ist – darin sind wir Menschen wirklich findig. In der Wüste wurden die Füße gewaschen, dann wurde aufgetragen was das Zelt hergab, Milch und Brot und Braten – ein wirkliches Fest! Und bei uns? Eine Familie die bis kurz vorm Fest in Quarantäne war erzählte mir: Ohne Krippenspiel wird es kein Weihnachten. Also entwarfen die beiden geübten Krippenspielerinnen der vergangenen Jahre ein Krippenspiel für Zuhause und studierten es ein. In anderen Häusern wird gesungen, oder die Weihnachtsgeschichte gelesen, ein Fernsehgottesdienst geschaut, ein Gebet im Gebetskasten der Gemeinde abgegeben oder es werden Telefonate geführt. Es gibt so viele Möglichkeiten das Fest mit wenig Kontakten inniglich zu feiern. Und wenn Gott uns dann zuhause besucht? Im Hain in Mamre wartet Gott erst einmal gemütlich ab, bis alle Wohltaten an ihm getan sind. Und das brauchte Zeit – Zeit der Vorbereitung – Zeit des Genießens –so ganz ohne jede Hektik. Die weihnachtliche Eile der Hirten ist dieser alten Geschichte ganz fremd. Und das passt doch wunderbar zu unserem zurückgedimmten Fest 2020 - vielleicht ein Hinweis für
uns alle – das, was möglich ist in unseren häuslichen Feiern – langsamer und bewusster zu begehen als sonst. Und dann am Höhepunkt der alten Geschichte aus Mamre die Botschaft. Könnte das auch eine Botschaft für uns werden? Auf jeden Fall ist es nicht wichtig, wer von den drei Männern spricht: „Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben.“ Was für eine Botschaft unter dem Baum vor fast 3000 Jahren. Wie für uns gemacht im Jahr 2020 – eine Botschaft des Friedens auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen - wie es ein Engel vor 2000 Jahren neu aufgenommen hat. Übers Jahr - ihr werdet es kaum glauben - manche werden auch ungläubig lachen wie Sarah! Übers Jahr – das heißt sicher noch eine ganze Weile – aber unser Sehnsucht wird ein Ende haben und die Hoffnungen werden sich erfüllen. Schon oft haben Menschen das erfahren – Sarah und Abraham bekamen den Issak - in Bethlehem wurde das „Licht der Welt“ geboren, auch wenn dieses Leben anders verlief, als es sich die Menschen vorgestellt haben. Auch wissen wir noch nicht genau, wie ein „normales Leben“ nach der großen Impfaktion aussehen wird. Eines aber ist sicher: Gott besucht uns Menschen immer wieder neu. Liebe Gemeinde, ich wünsche uns allen, dass wir das spüren können, in unseren Häusern unter unseren Christbäumen, was eines unsere Weihnachtslieder so wunderbar besingt: „Heute geht aus seiner Kammer, Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer!“ Gott kommt zu Besuch – auch zu uns. Mit der Geburt eines kleinen Kindes wird es deutlich, unter dem Baum in Mamre, in einer Futterkrippe in Bethlehem. Und warum nicht auch in unseren Wohnstuben in dieser Krisenzeit oder sonst wo in der weiten Welt? Gott kommt zu uns Menschen, um uns zu ermutigen. Er kommt, um uns Geduld zu schenken. Er kommt, damit wir uns besinnen, auf das was jetzt wichtig ist: Unzählige Geschichten, die wir unseren Kindern bei den Krippenfeiern erzählen unterstreichen das. In unserem Kindergarten in Waldsee machten sich in diesem Jahr 20 Schafe auf den Weg zum Stall. Als sie dann nach vielen Tagen der Wanderung am Ziel ankamen, hat jedes Schaf ein anderes Tier mit dabei. In der Spur von Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Solidarität finden sie gemeinsam den Ort, an dem Gott uns Menschen besucht. Ich wünsche uns, dass wir diesen Ort auch für uns entdecken, und dass uns dort das Licht der Weihnacht berührt, in allem was uns freut und was uns manchmal Sorgen bereitet. Ich wünsche uns, dass auch dieses Weihnachtsfest, trotz sicherlich manch enttäuschter Erwartungen, etwas von der gelösten Heiterkeit und dem Lachen der Sarah atmen kann – und dass es uns Vertrauen und Hoffnung schenkt. Übers Jahr! Amen
Jesu Geburt nach Lukas 2 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Weihnachtskrippe aus unseren „Schnupperstunden Bethlehem“ für Kinder, die dieses Jahr leider auch nicht stattfinden konnten.
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