Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013

 
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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Welt-Aids-Tag Dossier 2013

«Für eine Schweiz ohne Aids»
Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Zürich, 1. Dezember 2013
Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Inhalt

2          Inhalt

3          Einleitung
3          Für eine Schweiz ohne Aids
           Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag

6          Testimonials

9          Factsheet: HIV und Aids in der Schweiz
9          Die Epidemie in der Schweiz (gemäss Bundesamt für Gesundheit, BAG Angaben)
9          Herausforderungen der HIV-Arbeit heute
10         Für eine Schweiz ohne Aids

12         Factsheet: HIV und Aids weltweit
12         Epidemiologie der HIV Infektion: Global
12         2012 Regionale HIV Statistik (gemäss UNAIDS Angaben)

14         Factsheet: Migration und HIV/Aids – global und in der Schweiz
14         Situation HIV/Aids global
14         Situation Schweiz – im Zusammenhang mit der globalen Migration
15         Herausforderungen der HIV/Aids-Prävention im Migrationsbereich
16         Rechtliche Situation der Migranten – aktuelle Bemühungen des Bundes
17         Engagement der Aids-Hilfe Schweiz für die Zielgruppe Migration

18         Factsheet: Was macht die Aids-Hilfe Schweiz

Herausgeberin
Aids-Hilfe Schweiz
Konradstrasse 20
Postfach 1118
8031 Zürich
Telefon 044 447 11 11
www.aids.ch

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Einleitung

Für eine Schweiz ohne Aids
Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013

Was ist der Welt-Aids-Tag?

Der Welt-Aids-Tag findet jährlich am 1. Dezember statt und fordert Menschen auf der
ganzen Welt dazu auf, aktiv zu werden im Kampf gegen Aids und ihre Solidarität gegen-
über Menschen mit HIV zu zeigen. 1988 zum ersten Mal gefeiert gilt der Welt-Aids-Tag
heute als erster internationaler Tag der Gesundheit überhaupt.

Warum ist der Welt-Aids-Tag wichtig?

Aktuell leben ca. 25‘000 Menschen mit HIV in der Schweiz und weltweit rund 35 Millionen
Menschen mit HIV. Über 25 Millionen Menschen sind zwischen 1981 und 2007 an den
Folgen von Aids gestorben, was die weltweite HIV-Pandemie zu einer der schlimmsten
Pandemien überhaupt in der Geschichte der Menschheit macht. Heute besitzen wir dank
der wissenschaftlichen Erfolge der letzten Jahrzehnte wirksame Behandlungen der HIV-
Infektion und wir verstehen die Grundlagen der Krankheit viel besser als noch zu Anfang
der Pandemie. Und trotzdem: Längst nicht alle wissen, wie sie sich und ihre Partner oder
Partnerinnen wirksam vor HIV schützen können. Stigma und Diskriminierung bleiben
weiterhin eine Realität für viele Menschen mit HIV und der Zugang zum HIV-Test und zur
HIV-Therapie ist nicht überall auf der Welt und nicht für alle Menschen gleichermassen ge-
währleistet. Der Welt-Aids-Tag behält seine Wichtigkeit, weil er die Bevölkerung und die
Regierungen daran erinnert, dass HIV trotz der erzielten Erfolge nicht aus unserem Leben
verschwunden ist.

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Eine aidsfreie Generation: Getting To Zero

Eine Welt ohne HIV bleibt eine Utopie, solange uns keine wirksamen Impfungen oder
Heilungsmethoden zur Verfügung stehen. Eine Welt ohne Aids hingegen ist möglich
und in Reichweite. Darüber sind sich Fachleute, Mediziner und Politiker einig. Dank
technologischer Entwicklungen und dem besseren Zugang zu HIV-Medikamenten ist ein
Ende der Aids-Epidemie in Sicht. Fortschritte im letzten Jahrzehnt haben die Zahl der
Todesfälle kontinuierlich reduziert und dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Neuinfekt-
ionen in manchen Regionen stabilisiert hat oder gar gesunken ist. Zum ersten Mal besteht
die historische Chance, HIV nicht nur zu bekämpfen, sondern zurückzudrängen und zu
kontrollieren.

Diese Absicht der USA bekräftigte US-Aussenministerin Hillary Clinton an der 19. Welt-
Aids-Konferenz 2012 in Washington DC mit ihrer Aussage: «Ich stehe heute vor Ihnen, um
unmissverständlich klar zu machen, dass sich die USA verpflichten und sich weiterhin ver-
pflichten werden, eine aidsfreie Generation zu verwirklichen. Wir werden nicht zurück-
weichen, wir werden nicht aufgeben, wir werden für die notwendigen Ressourcen kämpfen,
bis dieser historische Meilenstein erreicht ist.»

Entsprechend lautet das Strategieziel der UNAIDS «Getting to Zero». 1 Im Kampf gegen
HIV will die internationale Gemeinschaft bis 2015 folgende Ziele erreichen:

•           Reduzierung der sexuellen Übertragung von HIV um 50%
•           Universeller Zugang zu HIV-Therapien für alle Menschen mit HIV, die die Therapie
            benötigen
•           Reduzierung der Länder um 50%, die repressive Gesetze und Praktiken rund um HIV-
            Übertragung, Sexarbeit, Drogenkonsum und Homosexualität kennen. Und welche
            damit eine erfolgreiche Bekämpfung der HIV-Epidemie verhindern

Den Welt-Aids-Tag 2013 feiert die UNAIDS unter dem Motto: «Zero AIDS related deaths»
– «Null Aids-Todesfälle».

Für eine Schweiz ohne Aids

Die Aids-Hilfe Schweiz greift diese internationale Strategie in ihrer neuen Kampagne zum
Welt-Aids-Tag 2013 mit dem Titel «Für eine Schweiz ohne Aids» auf. Denn auch für die
Schweiz gilt: Ein Zurücklehnen in der HIV-Arbeit wäre verfrüht, die Verharmlosung von HIV
falsch. Jedes Jahr erhalten in der Schweiz zwischen 600 bis 800 Menschen einen positiven
HIV-Befund; trotz verfügbaren HIV-Therapien werden jährlich immer noch bis zu 200 Aids-
Fälle gemeldet; 30 bis 50 Menschen sterben an den Folgen von Aids. Dies alles macht die
Schweiz zu einem der am meisten von HIV-betroffenen westeuropäischen Ländern.

Anlässlich der Medienveranstaltung zur Lancierung des neuen Programms für HIV und
andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS 2011 – 2017) stellte Bundesrat Burkhalter
fest, dass nichts weniger als ein kultureller Wandel angestrebt werde. Bis 2017 soll sich
die Anzahl der Neudiagnosen von HIV und anderen Geschlechtskrankheiten um die
Hälfte reduzieren. Ein ehrgeiziges Ziel, welches nur erreicht werden kann, wenn alle
Akteure zu-sammen arbeiten: Politik, Industrie, Forschung und Gesellschaft.

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1

http://www.unaids.org/en/media/unaids/contentassets/documents/unaidspublication/2010/JC2034_UNAIDS_Strategy_en.pdf

4                                                                                                                                                                                                                                 WAT Dossier 2013
Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Aids – noch immer ein gesellschaftliches Tabu

Dafür muss in der Gesellschaft jedoch ein Umdenken stattfinden. Denn noch immer haftet
dem HIV-positiv-Status auch in der Schweiz der Geruch der Promiskuität, der Un-treue, der
sexuellen Abartigkeit an. Noch immer folgen Diskriminierung und Stigmatisierung allzu oft
einem positiven Befund und noch immer bestehen die althergebrachten Vorurteile und
Ängste. Der Aids-Test als erstes Schuldeingeständnis. Wer tut sich das freiwillig an?

In den frühen 80er Jahren, als die Diagnose HIV eine tödliche war, hatten die Menschen
zwar grosse Berührungsängste, gleichwohl war die Solidarität unter und mit den Erkrank-
ten ungleich grösser als heute. Das hat einerseits mit der gängigen Meinung zu tun, dass,
wer sich heute trotz aller Aufklärung noch ansteckt, selber schuld sei und andererseits
werden Themen rund um HIV/Aids aus politischen und gesellschaftlichen Gründen tabu-
isiert. Niemand will sich die Finger verbrennen, in dem er die hohe Zahl HIV-infizierter
Migranten aus Subsahara thematisiert und auf die politische Bühne bringt. Keiner will sich
vorstellen, dass Menschen über 60 Sex haben und sich mit HIV infizieren. Und wer kennt
sie schon, die schwarze, HIV-positive Prostituierte, obwohl jeder fünfte Mann in der
Schweiz schon einmal für Sex bezahlt hat?

Die Aids-Hilfe Schweiz scheut keine Tabus, wenn es darum geht, dem Ziel einer aidsfreien
Generation näher zu kommen. Sie kennt und nennt die Gründe, warum aus einer HIV-
Infektion ein Aids-Fall wird. Sie weist immer wieder darauf hin, dass der Zugang zu HIV-
Präventions- und Behandlungsprogrammen in der Schweiz nicht für alle gleichermassen
garantiert ist; dass Versorgungslücken bei der HIV-Therapie bestehen; dass aufgrund von
Stigma und Diskriminierung Infektionen unerkannt und unbehandelt bleiben. Und dass
Menschen allen Alters und sexueller Orientierung Sex haben. Innerhalb und manchmal
auch ausserhalb ihren Beziehungen, offen gelebt oder im geheimen, innerhalb und ausser-
halb der Schweiz. Darum fordert die Aids-Hilfe Schweiz mit ihrer Kampagne

•   Keine Diskriminierung von Menschen mit HIV und Aids.
•   Universeller Zugang zur HIV-Therapie für alle.
•   Niederschwellige HIV- und STI-Testangebote für alle Gruppen mit erhöhtem HIV-und
    STI-Risiko.

32 Jahre nach den ersten HIV-Fällen gibt es keine Ausrede mehr, dass wir „Eine Schweiz
ohne Aids“ nicht schaffen könnten. Wir brauchen aber den politischen und organisato-
rischen Willen, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse umzusetzen. Turning Tide
Together. Wir müssen gemeinsam mit dem Ende von Aids beginnen. Jetzt.

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Testimonials

                   «Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere
                   Bevölkerung weiss, wie sie sich vor HIV schützen kann.
                   Und dass bei keinem einzigen HIV-positiven Menschen
                   Aids mehr ausbricht.»
                   Doris Fiala (Nationalrätin, FDP)
                   Zitat Medienmitteilung

       «Der Aids-Welt-Tag ist wichtig, weil an diesem Tag die
      unermüdliche Arbeit der betroffenen Menschen und der
      vielen HIV-Organisationen im Fokus steht. Ohne deren
      Einsatz wären die Erfolge im Kampf gegen HIV so nicht
                                           möglich gewesen.»
                                Karin Keller-Sutter (Ständerätin, FDP)

                   «La Giornata mondiale dell’aids è importante perché ci
                   ricorda che potremo sconfiggere questa grave malattia
                   soltanto con uno sforzo coordinato e solidale sul piano
                   mondiale, Svizzera compresa. E’ dunque compito di noi tutti
                   contribuire a debellare questo flagello, finanziariamente o
                   con azioni personali!»
                   Ignazio Cassis (Nationalrat, FDP)

            «Der Welt-Aids-Tag ist wichtig, weil sich mit jeder
    Neuinfektion das Leben eines Mitmenschen jäh verändert.
      Der Welt-AIDS-Tag sensibilisiert mit Information, gegen
             Stigmatisierung, Unwissen und Risikoverhalten.»
                                                      Yvonne Gilli (GPS)

                   «Der Welt-Aids-Tag ist wichtig, weil uns dieser Tag daran
                   erinnert, dass wir unsere Kräfte im Kampf gegen Aids
                   bündeln müssen, um die Epidemie zurückzudrängen.»
                   Konrad Graber (Ständerat CVP)

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
«Der Aids-Welt-Tag ist wichtig, weil uns dieser Tag daran
                    erinnert, dass wir unsere Kräfte im Kampf gegen Aids
                    bündeln müssen, um die Epidemie erfolgreich zu
                    bekämpfen.»
                    Bea Heim (Nationalrätin, SP)

     «Der Welt-Aids-Tag ist wichtig, weil sich der Kampf gegen
    den HI-Virus doppelt lohnt. Erstens weil weniger Menschen
         unter der Infektion psychisch und physisch leiden und
                    zweitens weil jede Infektion Kosten auslöst.
                                       Daniel Stolz (Nationalrat FDP)

                    «La Journée mondiale de lutte contre le sida est importante
                    parce qu’elle nous rappelle que le VIH/sida n’est
                    malheureusement pas sous contrôle : on ne guérit pas de
                    cette maladie et on en meurt encore aujourd’hui, même en
                    Suisse. D’où la nécessité de poursuivre la lutte à la fois
                    contre ce virus et pour les personnes qui en souffrent!»
                    Liliane Maury Pasquier (Ständerat SP)

     «Der Welt-Aids-Tag ist wichtig, weil dieser Tag zeigt, dass
    es nicht nur um Geld geht. Es geht darum, Bewusstsein zu
      schaffen, Vorurteile zu bekämpfen und die Aufklärung zu
                                                      stärken.»
                                     Felix Gutzwiller (Ständerat FDP)

                    «Der Welt Aids Tag ist wichtig, weil ... er erneut darauf
                    aufmerksam macht, wie wichtig die Aufklärung zu diesem
                    Thema ist.»
                    Dodo Hug (Musikerin)

    «Der Welt Aids Tag ist wichtig, weil er hilft, dass Aids nicht
                                              verharmlost wird.»
          Manuela Pesko (Snowboarderin, Weltmeisterin Halfpipe 2007)

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
«Scientific advances and their successful
                                          implementation have brougt the world to a
                                          tipping point in the fight against Aids. The
                                          United States believes that by making smart
                                          investments based on sound science an
                                          shared global responsibility, we can save
                                          millions of lives an achieve an aids-free
                                          generation.» (Hillary Clinton, WAC 2012)
                                          Hillary Clinton (WAC 2012)
                                          http://www.youtube.com/watch?v=mnhONMq-KCQ

     «It’s also a moment when we recognise
        the stigma faced by those people with
    HIV or Aids. Let’s stand up for the rights,
      let’s up for inclusion on our society and
    let’s stand up for prejudice wherever we
                                        find it.»
                       David Cameron (WAT 2012)
                http://www.youtube.com/watch?v=tUSkrlDJxQ8

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
Factsheet: HIV und AIDS in der Schweiz

Die Epidemie in der Schweiz (gemäss Bundesamt für Gesundheit,
BAG Angaben)
•   0.4% beträgt die HIV-Prävalenz in der Schweizer Bevölkerung
•   20 000 – 25 000 Menschen mit HIV lebten 2012 in der Schweiz;
•   645 neue HIV Infektionen wurden 2012 in der Schweiz gemeldet (2011: 564)
    − Davon 43% Heterosexuelle (2011: 45%)
    − Davon 45% Männer, die Sex mit Männer haben (2011: 44%)
    − Davon rund 5% Drogen konsumierende Personen (2011: 5%)
•   87 neue Aids-Fälle wurden 2012 in der Schweiz gemeldet (2011: 160)
•   23 Aids-Todesfälle wurden 2010 in der Schweiz gemeldet (2011: 12)
•   Mehr als 9 000 Aids-verursachte Todesfälle wurden von Anfang der Epidemie bis
    Ende 2011 gemeldet
•   Rund 60 – 80% der Menschen mit HIV nehmen aktuell eine HIV-Therapie

Soziale Situation der HIV-positiven Personen in der Schweiz
• ca. 70% der Menschen mit HIV haben eine Teil- oder Vollzeitstelle
• ca. 70% davon arbeiten in einer 90% oder mehr Erwerbsstelle
• ca. 30% der Menschen mit HIV in der Schweiz sind Nichterwerbspersonen
• Die Mehrheit der Menschen mit HIV sind im Alterssegment 30 – 44 Jahre anzutreffen

Herausforderungen der HIV-Arbeit heute
•   Diskriminierung und Stigmatisierung: Trotz der medizinischen Fortschritte zieht eine
    HIV-Diagnose auch heute noch eine deutliche Schlechterstellung in zahlreichen Be-
    reichen des alltäglichen Lebens nach sich. Benachteiligungen im Arbeitsumfeld, Be-
    nachteiligungen in Bezug auf Sozial- und Privatversicherungen, aber auch Verletzun-
    gen des Persönlichkeitsrechts und des Datenschutzes sind für Menschen mit HIV an
    der Tagesordnung. Dabei ist der Abbau von Diskriminierungen nicht nur für die Betrof-
    fenen wichtig, sondern muss auch auf der strukturellen Ebene angegangen werden.

•   Neuer Stellenwert der HIV-Therapie: Die Medizin hat in den letzten Jahren grosse
    Fortschritte gemacht, was die Verträglichkeit und Einfachheit der HIV-Therapie betrifft.
    Die Lebenserwartung von Menschen mit HIV ist dank HIV-Therapien im günstigen Fall
    ähnlich wie die von Menschen ohne HIV-Infektion. Heute ist klar, dass die antiretro-
    virale Therapie (ART) auch präventiv wirkt. Die Wahrscheinlichkeit, den Partner anzu-
    stecken, reduziert sich bei HIV-positiven Menschen unter Therapie massiv.

•   Rechtzeitiger Therapiestart: Ein rechtzeitiger Therapiebeginn erhöht die Chancen auf
    ein langes Leben und einen möglichst komplikationsarmen Verlauf der Infektion. Aber
    bei bis zu 15% der Menschen mit HIV werden der Test und die Therapie zu spät ange-
    boten, was gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Der rechtzeitige Therapiestart
    ist deshalb wichtig und muss gefördert werden. Hier tun vollständige, fundierte und
    aktuelle Informationen Not.

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Welt-Aids-Tag Dossier 2013 - "Für eine Schweiz ohne Aids" Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2013
•    Therapietreue: Gewisse Patienten haben Schwierigkeiten, die medikamentöse
     Therapie ohne Unterbrüche durchzuhalten. So hat die Schweizer Kohortenstudie ge-
     zeigt: Wer die antiretrovirale HIV-Behandlung unterbricht, läuft Gefahr, mehrere Jahre
     danach noch schlechtere CD4-Werte (Anzahl Immunzellen) zu haben als jemand, der
     die Therapie nie unterbrochen hat. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit dann höher, an
     den Folgen von HIV zu sterben oder HIV-assoziierte Krankheiten zu entwickeln.

•    Partnerinformation: Übertragungen in serodifferenten (ein Partner/-in HIV-positiv, ein
     Partner/-in HIV-negativ) Paaren sind häufig: Als wahrscheinliche Quelle der Infektion
     gaben Frauen vorwiegend den festen Partner an (59%); bei heterosexuellen Männer
     waren es 31% und bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) 26% (CH.A.T.-
     Survey, KSSG 2007). Die Angst vor Ab-weisung und Diskriminierung verunmöglichen
     es vielen Menschen mit HIV, ihren Status gegenüber ihren Partner/-innen (dies betrifft
     auch Gelegenheitspartner-/innen) offen zu legen.

Für eine Schweiz ohne Aids
Auch wenn die HIV Versorgung in der Schweiz sich im Vergleich zu anderen Ländern
auf gutem bis sehr gutem Niveau befindet, gilt es auch die Herausforderungen zu be-
nennen, die für einen universellen Zugang zur HIV-Prävention, Behandlung, Unter-
stützung und Pflege noch vorhanden sind. Wie an der XIX. Welt Aids Konferenz 2012 in
Washington festgehalten wurde, besitzt die internationale Gemeinschaft das Wissen, die
Instrumente, und das Know-How, um eine Aids-freie Generation zu bewerkstelligen. Es
braucht das weitere Engagement, um aus dieser Version Realität werden zu lassen.

Wie der Bundesrat Burkhalter anlässlich der Lancierung des neuen Nationalen
Programms HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS) 2011 – 2017
festhielt (www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=36514):

•    Jährlich werden in der Schweiz bis zu 200 Aids-Fälle gemeldet
•    Jährlich sterben in der Schweiz 30 – 50 Menschen an den Folgen von Aids
•    Jährlich infizieren sich 600 – 800 Menschen neu mit HIV

10                                                                            WAT Dossier 2013
Der Zugang zu Dienstleistungen im HIV-Bereich ist auch in der Schweiz nicht für alle
Gruppen gleichermassen umgesetzt:

•    Bis zu 80% der Sans Papiers besitzen keine Krankenkassenabdeckung und einen
     somit nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem
•    Durchschnittlich meldeten sich bei der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie Personen
     aus Subsahara-Afrika, dem südlichen Europe und Südostasien mit einer viel fortge-
     schrittenen HIV-Erkrankung als Personen aus nordwestlichen Ländern
•    Von allen Subgruppen, besassen Personen aus Subsahara-Afrika die höchste Rate an
     Personen, die aus dem Gesundheitssystem ausgeschieden sind (Lost-to-Follow-Up)
•    Nur 2% der festgestellten HIV-Diagnosen waren 2012 frische Diagnosen in der Gruppe
     der Personen aus Hochprävalenz-Ländern (im Mittel aller Diagnosen waren dies 25%)
•    Europäische Studien zeigen, dass der Zugang zu HIV-Testangeboten gerade für die
     Gruppe der Migrantinnen und Migranten in Europa ungenügend ist
•    Rund 10% aller gemeldeten HIV-Diagnosen sind so genannte „späte Tests“ (Meldung
     der Erkrankung an Aids für dieselbe Person innert drei Monaten oder WHO-Stadium
     C), Migranten aus Hochprävalenzländern sind überproportional häufig in dieser
     Gruppe anzutreffen
Quelle: http://www.infekt.ch/updown/documents/publ/2011/Thierfelder11_Immigrants_SHCS601_HM.pdf

Diese Zahlen machen deutlich, dass auch in der Schweiz Massnahmen umgesetzt
werden müssen, um eine Schweiz ohne Aids zu bewerkstelligen. Der universelle Zugang
aller Gruppen zu wichtigen Dienstleistungen im HIV-Sektor muss gewährleistet werden.

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Factsheet: HIV und Aids weltweit

Epidemiologie der HIV Infektion: Global
Global gesehen steht HIV/Aids gemäss Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
an dritter Stelle der häufigsten Todesursache unter den Menschen; bei weitem aber ist
HIV/Aids die Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen.

Die globale HIV Epidemie (gemäss UNAIDS-Angaben 2013)
• 35.3 Millionen Menschen leben 2012 mit HIV, das sind 17% mehr als noch 2001;
• 2.3 Millionen neue HIV-Infektionen wurden 2012 gemeldet, das sind 33% weniger als
    2001;
• 1.6 Millionen Menschen starben 2012 an AIDS, das sind 30% weniger als 2005;
• 61% der Menschen mit HIV, die sich für den Beginn einer HIV-Therapie gemäss den
    WHO-Richtlinien 2010 qualifizieren, haben heute Zugang zur Therapie, d.h. rund 9.7
    Millionen Menschen in Niedrig- und Schwellenländern erhielten Zugang zur Therapie.
    Aber nur 34% der Menschen mit HIV, wenn man die neuen WHO-Richtlinien 2013
    zugrunde legt;
• Die Anzahl weltweit lebender Menschen mit HIV entspricht der viereinhalb fachen
    Anzahl der Gesamtbevölkerung der Schweiz;
• Im 2012 sind weltweit rund so viele Menschen an den Folgen von Aids gestorben
    wie der ganze Kanton Zürich an Einwohnern und Einwohnerinnen besitzt.

2012 Regionale HIV Statistik (gemäss UNAIDS Angaben)

                               Menschen mit HIV   Neue HIV Infekt-   Aids-verursachte   Erwachse HIV
                                                  ionen              Todesfälle         Prävalenz

Subsahara Afrika               25 Millionen       1.6 Millionen      1.2 Millionen      5%

Mittlerer Osten & Nordafrika   260 000            32 000             17 000             0.2%

Süd- und Südost-Asien          3.9 Millionen      270 000            220 000            0.3%

Ostasien                       880 000            81 000             41 000             0.1%

Ozeanien                       51 000             2 100              1 200              0.3%

Lateinamerika                  1.5 Millionen      86 000             52 000             0.4%

Karibik                        250 000            12 000             11 000             0.9%

Osteuropa & Zentralasien       1.3 Millionen      130 000            91 000             0.9%

West- und Zentraleuropa        860 000            29 000             7 600              0.2%

Nordamerika                    1.3 Millionen      48 000             20 000             0.6%

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Noch immer ist Subsahara-Afrika die Region, die am schwersten von HIV betroffen ist.
Über zwei Drittel der Menschen mit HIV (ca. 71%) leben in Subsahara-Afrika. Fast
Drei Viertel der neuen HIV-Infektionen (ca. 70%) wurden 2012 allein in Subsahara-Afrika
diagnostiziert. Drei Vierter der Aids-verursachten Todesfälle (75%) wurden in Sub-
sahara-Afrika gemeldet.

Während die HIV Epidemie weltweit in manchen Regionen stabil oder gar rückläufig ist,
zeigt sich in manchen Regionen eine Zunahme der HIV-Infektionen. Insbesondere in den
Regionen Nordafrika, Mittlerer Osten und Osteuropa und Zentralasien nehmen die HIV
Infektionen in besorgniserregender Weise zu. Während der letzten zehn Jahre hat die An-
zahl der Menschen mit HIV in Osteuropa um 140% zugenommen und die Region ist
welt-weit die einzige Region, in der Aids-Todesfälle noch am steigen sind. Auch beim
Zugang dringend benötigten HIV-Therapien zeigen sich Mängel: Während der globale
Durchschnitt des Therapiezugangs bei 61% liegt, haben in Osteuropa nur 30% der
Menschen mit HIV, die eine Therapie benötigen, auch Zugang zu ihr. Die HIV-Prävalenz
unter Drogen konsumierenden Menschen liegt bei 70% in Aserbaijan und in sechs Ländern
in Osteuropa und Zentralasien liegt die HIV-Prävalenz bei Drogen konsumierenden
Menschen bei 50%.

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Factsheet: «Migration und HIV/Aids –
global und in der Schweiz»

Situation HIV/Aids global
In den letzten 30 Jahren wurden grosse Fortschritte in der Behandlung von HIV/Aids be-
troffenen Personen und der Prävention erzielt. Die Viruserkrankung stellt jedoch nach wie
vor eine grosse Herausforderung für die globale Gemeinschaft dar: 35.3 Mio. Menschen
leben heute mit HIV/Aids und, 2012 infizierten sich 2.3 Mio. Menschen neu mit dem
Virus, Aids ist weltweit immer noch die dritthäufigste Todesursache (2012 starben 1.6
Mio. Menschen an Aids) und bis heute haben nur knapp über die Hälfte aller infizierten
Menschen Zugang zu einer Therapie (61%, gemäss den 2010 WHO Richtlinien).

Über 70% der Menschen mit HIV/Aids leben in Afrika, südlich der Sahara (25 Mio.). Eine
weitere besonders stark und immer stärker von der Epidemie betroffene Region findet sich
in Russland, Osteuropa und Zentralasien, wo die HIV-Verbreitung seit 2001 um 250 Pro-
zent zugenommen – die schnellste Verbreitung weltweit. Rund 2/3 der Neuinfektionen in
dieser Region erfolgen in Russland und rund 1/4 in der Ukraine. Betroffen sind vor allem
Sexarbeiter und ihre Sexualpartner und Drogenabhängige. Armut, Diskriminierung und
Stigma, Drogenkonsum und Sexarbeit sind die wichtigsten Faktoren, welche der Epidemie
Vorschub leisten.

Situation Schweiz – im Zusammenhang mit der globalen Migration
2010 zählte die internationale Organisation für Migration (IOM) 3.1% der Weltbevölkerung
zu den Migranten, das sind 214 Mio. Menschen. Global gesehen lebt einer von 3 Migranten
in Europa. Migrationsströme sind eine wichtige Konstante der Präventionsbemühun-
gen im Zusammenhang mit HIV/Aids. Die Schweiz ist ein Einwanderungsland: Gemäss

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Angaben des Bundesamtes für Statistik 2010 beträgt der Anteil der ständigen und nicht-
ständigen ausländischen Wohnbevölkerung in der Schweiz 23.1%, somit gehört die
Schweiz zu den Top-Ländern in Europa.

In der Schweiz ist die Verbreitung von HIV/Aids mit einer HIV-Prävalenz von 0.4 % und im
Jahr 2012 645 neuen HIV-Infektionen und 87 Aids-Fällen in der Allgemeinbevölkerung im
weltweiten Vergleich relativ gering, aber im Vergleich zu unseren westeuropäischen Nach-
barstaaten (0.2%) relativ hoch. In einigen Bevölkerungsgruppen ist das Virus viel stärker
verbreitet, dies beispielsweise unter Migrantinnen und Migranten insbesondere aus den
Epidemiegebieten in Subsahara-Afrika und aus der Region Russland, Osteuropa und
Zentralasien. Über 30% aller heterosexuellen HIV-Übertragungen 2010/2011 in der
Schweiz waren bei Menschen mit solchem Migrationshintergrund zu verzeichnen, 2012
waren es noch 27% aller heterosexuellen HIV-Übertragungen.

Migranten in der Schweiz aus Ländern mit erhöhter HIV-Prävalenz (Stand 2010):

•    Aus Afrika:           Subsahara-Afrika 53‘000 / 8 Mio. (0.7%)
•    Aus Asien:            Indien, China, Thailand, Myanmar 33‘000 / 8 Mio.(0.42%)
•    Aus Europa:           Ost-Europa & Zentralasien 25‘000 / 8 Mio. (0.31%)
•    Aus Lateinamerika:    Belize, Brasilien, Argentinien 20‘000 /8 Mio. (0.26%)

Die Statistiken weisen darauf hin, dass der höchste Anteil von Menschen aus Ländern
mit erhöhter HIV-Prävalenz aus Afrika und Asien stammen. Gemäss den epidemio-
logischen Daten kommen die meisten HIV-positiven Migranten aus Subsahara-Afrika, wo
global immer noch eine der höchsten HIV-Prävalenzen nachgewiesen wird.

In der Schweiz wurden zwischen 2002 und 2010 insgesamt 2‘377 Neuansteckungen mit
dem HI-Virus bei Menschen mit Migrationshintergrund verzeichnet. Fast zwei Drittel davon,
nämlich 1‘503 (oder 63.2%), betrafen Migrantinnen und Migranten aus der Region Sub-
sahara. Die restlichen Personen stammten aus Südamerika, insbesondere Brasilien, Asien,
insbesondere Thailand und Europa. Die Ansteckungen bei Migranten machten 2010/2011
rund 31% aller heterosexuellen Übertragungen in der Schweiz aus. Nach eigenen An-
gaben haben sich rund 62% der Migranten und Migrantinnen aus Hochprävalenzländern im
Herkunftsland mit HIV infiziert. Migrantinnen und Migranten gehören zur vulnerabelsten
Gruppe in der Schweiz, auch weil sie durch ihre rechtliche und materielle Lebenssituation
gegenüber der einheimischen Bevölkerung viele Benachteiligungen aufweisen, die sich
erwiesenermassen negativ auf ihren Gesundheitszustand auswirken. Besonders prekär
ist die Situation von Migrantinnen, die im Sexgewerbe arbeiten durch das berufsbedingte
Zusatzrisiko. Aus den Kontaktangaben 2012 der Mediatorinnen in der Sexarbeit sieht die
Verteilung der Herkunftsländer folgendermassen aus 7% der Sexarbeiterinnen kommen
aus Afrika, 23% aus Südamerika und der Karibik und 34% aus Osteuropa/Baltikum.

Herausforderungen der HIV/Aids-Prävention im Migrationsbereich
•    Schwierige Lebenssituation: Wegen ihrer oft schwierigen Lebenssituation im Auf-
     nahmeland (ungeklärter Aufenthaltsstatus bei Asylsuchenden und Sans-Papiers, Ein-
     kommenslage, hohe Arbeitslosigkeit, etc.) sind viele Migranten weniger gesund und
     tun auch weniger für ihre Gesundheit als die Schweizer Allgemeinbevölkerung.

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•    HIV Stigma und Diskriminierung: HIV wird unter Migranten besonders stark tabu-
     isiert. Deshalb leiten HIV-positive Migranten nicht die notwendigen Schritte ein, um ihre
     Gesundheit zu schützen oder zu erhalten.

•    Sprache, Bildung: Sprach- und Kulturbarrieren versperren den Zugang zu den be-
     nötigten Gesundheitsdienstleistungen. Der Ausbildungsgrad von Menschen aus Sub-
     sahara ist meist nicht so hoch wie derjenige der übrigen Bevölkerung in der Schweiz.

•    Mehr HIV-positive Menschen: In der Gruppe der Subsahara-Migranten gibt es 5 –
     15% HIV-Positive - im Vergleich zur Schweizer Allgemeinbevölkerung mit ca. 0,4%.

•    «Late Presenters»: Menschen mit Migrationshintergrund treten oft erst relativ spät im
     Stadium einer fortgeschrittenen Immunschwäche ins Gesundheitssystem ein.

•    Deckung der obligatorischen Krankenkasse: Viele Migranten verfügen über eine
     obligatorische Krankenversicherung. Geschätzt wird jedoch, dass bis 90% der Sans-
     Papiers nicht über eine Krankenversicherung verfügen und daher ungedeckt sind.

•    Mangelhafte Datenlage: Es gibt zu wenig objektive Daten darüber, wo sich Migranten
     anstecken, ob in ihrem Herkunftsland oder in der Schweiz. Aus diesem Grund wird
     aktuell unter Migranten und Migrantinnen aus Subsahara eine Studie vom Institut für
     Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne im Auftrag des Bundesamtes
     für Gesundheit und in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz durchgeführt.

     http://afric-answer.weebly.com/

Rechtliche Situation der Migranten – aktuelle Bemühungen des
Bundes
Grundsätzlich haben alle Personen aufgrund des in der Schweiz geltenden Krankenver-
sicherungsobligatoriums (KVG) Zugang zum medizinischen Regelsystem. Das Ver-
sicherungsobligatorium erfasst somit auch Personen, die ein Asylverfahren durchlaufen
und im Prinzip auch solche, die sich illegal in der Schweiz aufhalten, so genannte «Sans-
Papiers». Dennoch verfügen gemäss Bundesamt für Migration rund 90‘000 Sans-Papiers
über keine Krankenversicherung.

Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit sind dies alarmierende Zustände, die auf
einen Graben zwischen der gesetzlichen Regelung und der gesellschaftlichen Um-
setzung hinweisen. Denn der nicht garantierte Zugang zum Gesundheitswesen kann hin-
sichtlich des Gesundheitssystems zu folgenden Konsequenzen führen:

•    Ernsthafte Erkrankungen werden zu spät erkannt und behandelt.
•    Sans Papier gehen nicht oder zu spät zum Arzt.
•    Der Gesundheitszustand der Sans Papier und anderer Migranten verschlechtert sich.
•    Infektionskrankheiten breiten sich so weiter aus, auch in der Allgemeinbevölkerung.

16                                                                             WAT Dossier 2013
Der Bundesrat unterstützt deshalb folgende Ziele im Bereich Zugang zum Gesundheits-
system von Sans-Papiers, für die die Aids-Hilfe Schweiz aktiv lobbyiert:

•    Der Grad der Versicherungsdeckung von Sans-Papiers wird erhöht.
•    Sans-Papiers und andere Versicherte werden durch die Krankenversicherer gleich-
     behandelt.
•    Die Einhaltung der Versicherungspflicht wird durch die Kantone sichergestellt.
•    Die in der Praxis bestehenden Zugangshürden zur obligatorischen Kranken-
     versicherung werden abgebaut.

Engagement der Aids-Hilfe Schweiz für die Zielgruppe Migration
Die Aids-Hilfe Schweiz:
• betreibt gezielte Prävention bei Migranten, insbesondere mit aus der Zielgruppe
    stammenden Mediatorinnen (Programm «Afrimedia»)
• fördert und unterstützt Selbsthilfegruppen von HIV-positiven Migranten in der Schweiz
• arbeitet mit Schlüsselpersonen und -organisationen aus dem Migrationsbereich zu-
    sammen, z.B. dem Dachverband der Afrikanischen Kirchen in der Schweiz (CEAS)
• konzentriert sich mit ihrem Programm «Aidsprävention im Sexgewerbe» (APiS) auf
    Sexarbeiterinnen mit Migrationshintergrund (ca. 80% aller Sexarbeiterinnen)
• entwickelt und vertreibt Broschüren in zahlreichen Sprachen für die Zielgruppe der
    Subsahara-Migrantinnen
• bietet Aus- und Weiterbildungsangebote für Fachpersonen aus dem Migrationsbereich
    an
• lobbyiert für eine bessere Abdeckung der Migrationsbevölkerung durch die Kranken-
    kassen

Weiteres Engagement: www.aids.ch

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Factsheet: Was macht die Aids-Hilfe
Schweiz

Was tut die Aids-Hilfe Schweiz für die Zielgruppe der Menschen
mit HIV
Die Aids-Hilfe Schweiz setzt folgende Maßnahmen um:
• Interessensvertretung & Lobbying
    − Positionspapier Kriminalisierung der HIV-Übertragung
    − Abbau vom Ausschluss aus der Krankentaggeldversicherung, Ermöglichung des
        Abschlusses einer Lebensversicherung)
    − Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
    − Vernehmlassungsantworten zu ausgewählten Gesetzesthemen mit Bezug zu HIV
• Sensibilisierung & Mobilisierung von Arbeitgeber/-innen im Thema HIV
    − Informationsportal HIV/AIDS am Arbeitsplatz für Arbeitgeber www.workpositive.ch
    − Reglement zu HIV/Aids am Arbeitsplatz http://www.workpositive.ch/de/infos-und-
         downloads/reglement-zu-hivaids-am-arbeitsplatz
     − Jährliches Roundtable mit grösseren Arbeitgebern und Firmen
•    Rechtsberatung & Rechtsvertretung von Menschen mit HIV (telefonisch & schriftlich)
•    Finanzielle Nothilfe für Menschen mit HIV durch den Solidaritätsfonds des Verbandes
•    Nationale Meldestelle für Diskriminierungen und Datenschutzverletzungen im Bereich
     HIV
•    Sammlung von Rechtsfällen auf www.hivlaw.ch (zusammen mit FHNW und ZHAW)
•    Medienarbeit und Medienberichte zu Themen rund um Menschen mit HIV und Leben
     mit HIV
•    Publikationen für Menschen mit HIV
      − Swiss Aids News (4 mal pro Jahr erscheinende (Fach-) Publikation)
      − e-Newsletter POSITIV
      − Broschüre (http://www.aids.ch/shop/d/index.php)
•    Solidaritätskampagne zugunsten von Menschen mit HIV (bis 2011)
•    Weiterbildungen und Vorträge für Fachpersonen in der Beratung von Menschen mit
     HIV
•    Zusammenarbeit und Unterstützung von Organisationen von Menschen mit HIV
     (POSITIVRAT)
•    Fundraising für Projekte zugunsten von Menschen mit HIV und Aids
•    Monitoring der Entwicklungen und Trends im Bereich HIV

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