XXXVIII Atelier de la Concurrence Grundlagenpapier - ZHAW
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XXXVIII Atelier de la Concurrence Grundlagenpapier Lex Netflix Aus dem Inhalt Wettbewerbsrecht Kartellrecht Filmgesetz Verfasser Miriam Mende
1. Lex Netflix 1.1. Ausgangslage Lex Netflix Am 15. Mai 2022 wird in der Schweiz über Die Revision des Schweizer Filmgesetzes das Filmgesetz abgestimmt – auch geht auf die «Kulturbotschaft» des bekannt als «Lex Netflix». Mit dem Bundesrats vom Februar 2020 zurück und revidierten Filmgesetz versucht der ist Teil eines so genannten Bundesrat Streaminganbieter wie Netflix Massnahmenpakets zur «Förderung der oder Disney+ und Privatsender rechtlich Kultur in den Jahren 2021-2024». mit Schweizer Sender gleich zu stellen Demgegenüber ist die Vorlage zur respektive eine Abgabe zu implementieren Medienförderung, über welche die Das Filmgesetz sieht vor, dass Plattformen Bevölkerung bereits im Februar 2022 wie Netflix, Disney+ oder Amazon Prime, abgestimmt hat, nicht Bestandteil dieses jährlich mindestens 30 Prozent ihres Massnahmenpakets. Die genannte Filmangebots für europäische Filme Vorlage wurde von der Stimmbevölkerung reservieren müssen. Zudem sollen die klar verworfen3. Streaminganbieter und Privatsender künftig Schweizer Filmschaffende 1.2. Revision Filmgesetz mitfinanzieren, mit einer Abgabe von vier Das revidierte Filmesetz versucht mit einer Prozent ihres hierzulande erzielten Zwangsquote die Stärkung der Schweizer Umsatzes1. Filmkultur sowie die Förderung der Vielfalt und Qualität des Filmangebots zu Das Hauptziel der Erweiterung erreichen. Dazu gehört auch das bestehender Filmförderpflichten auf Online geänderte Konsumverhalten.4 Plattformen und Privatsender besteht darin, den schweizerischen audiovisuellen Sektor im internationalen Wettbewerb zu subventionieren2. 1 Bundesamt für Kultur. (2022). Abstimmung vom 15. Mai Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2021– 2022: Änderung Filmgesetz. Abgerufen von 2024 (Kulturbotschaft). Abgerufen von https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/kulturschaffen/fil https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/themen/kulturbo m1/referendum-aenderung-filmgesetz.html tschaft/dokumente.html 2 4 Bundesamt für Kultur BAK. Zusatzbericht WBK-N MLL News. (2022). «Lex Netflix»: Referendum gegen Filmgesetzrevision Regelungen zur Filmförderung für TV neue Pflichten für VoD-Anbieter in revidiertem Schweizer Veranstalter und Online Plattformen in der Schweiz und Filmgesetz. Abgerufen von https://www.mll- im europäischen Vergleich. news.com/lex-netflix-referendum-gegen-neue-pflichten- 3 Bundesamt für Kultur. (2022). fuer-vod-anbieter-in-revidiertem-schweizer-filmgesetz/ 2
1.3. Exkurs EU-Richtlinie über 2. Filmmarkt und Streamingdienste audiovisuelle Mediendienste Schweiz Insgesamt sind in der Schweiz über private Im Gegensatz zur Schweiz gibt es bereits 120 TV-Veranstalter beim BAKOM heute in sämtlichen Ländern der EU eine gemeldet. Private sprachregionale Quote. Die 30%-Quote ist in der Fernsehveranstalter sind in der Schweiz europäischen audiovisuellen Richtlinie bereits heute nach RTVG [Bundesgesetz (AVMD) festgelegt. Die revidierte AVMD über Radio und Fernsehen] verpflichtet Richtlinie der EU, welche im Dezember (Art. 7 Abs. 2 RTVG), 4% der 2018 in Kraft trat, verlangt nach Ende der Bruttoneinnahmen in das Schweizer Umsetzungsfrist ab Ende September 2020 Filmschaffen zu investieren, wenn sie von allen EU-Mitgliedstaaten, dass sie Filme ausstrahlen und über einen Online- Plattformen vorschreiben, Mindestaufwand von 1 Million verfügen. mindestens 30% ihres Filmangebots europäischen Werken vorzubehalten. Das Werbevolumen von ausländischen privaten Fernsehveranstaltern mit Momentan kennen 19 europäische Länder Werbefenstern betrug gemäss Angaben eine Investitionspflicht oder eine direkte des BAKOM für das Jahr 2019 rund 312 Abgabe. Das prominenteste Beispiel Millionen Franken. Von diesen hierfür ist Frankreich, wo eine Werbefenstern leisten bisher die Fenster Investitionspflicht von bis zu 28% (26% mit einem Schweizer Programmanteil Investitionspflicht, 2% Abgabe) besteht. Investitionen in das Schweizer Auch in Italien ist beispielsweise eine Filmschaffen. Investitionspflicht von 20% in Kraft. In unserem Nachbarland Deutschland wird Das Bundesamt für Kultur hat acht die Einführung einer Investitionspflicht meldepflichtige Unternehmen mit Sitz in gegenwärtig diskutiert5. der Schweiz erfasst, welche Filme Online 5 Bundesamt für Kultur BAK. Zusatzbericht WBK-N wKHaYPB4sQFnoECAcQAQ&url=https%3A%2F%2Fw Filmgesetzrevision ww.bak.admin.ch%2Fdam%2Fbak%2Fde%2Fdokument Regelungen zur Filmförderung für TV Veranstalter und e%2Fkulturschaffende- Online Plattformen in der Schweiz und im europäischen film%2Fgesetze%2Fzusatzbericht-wbk-n- Vergleich. Abgerufen von filmgesetzrevision.pdf.download.pdf%2FBericht%2520Fi https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&sou lm%2520WBK-N_D.pdf&usg=AOvVaw1hm3G-- rce=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjL7qeWz fDZXugzkdpr1jsY N72AhUXO- 3
anbieten und die redaktionelle 3. Folgen der Gesetzesänderung Verantwortung über das Filmangebot Von der Filmgesetzrevision betroffen wahrnehmen. Darunter befinden sich wären Plattformen, die audiovisuelle europaweit tätige Unternehmen wie Inhalte online verbreiten und in der Amazon, Apple, Google (einschliesslich Schweiz einen Gewinn erzielen, Youtube), Netflix, Micro- soft, Mubi, unabhängig davon, ob sie ihren Sitz im Pantaflix und Rakuten. Ausland oder bei uns haben. Betroffen sind nur Unternehmen mit einem Mindest- 2.1. Marktanteil und Entwicklung Jahresumsatz von voraussichtlich CHF 2,5 Streamingdienste Millionen. Der Bundesrat wird den Im Jahr 2021 lagen die Umsätze der genauen Betrag festlegen.7. Filmbranche in der Schweiz bei rund 724 Millionen Schweizer Franken. Am 3.1. Investitionspflicht populärsten unter den Video-Streaming- Gemäss dem geänderten Filmgesetz Plattformen ist YouTube von Google, das sollen auch Streamingdienste 4 % ihres in im Januar 2021 von 75 Prozent der der Schweiz erzielten Umsatzes in die befragten Schweizer genutzt wurde. Netflix einheimische Produktion investieren. Der hat gegenüber den Vorjahren am vom Bundesrat vorgeschlagene deutlichsten zugelegt: Im April 2018 Prozentsatz von 4 % entspricht nutzten nur 21 Prozent der Schweizer den demjenigen, der in der Schweiz für Streaming-Dienst, inzwischen sind es 54 Schweizer Fernsehsender festgelegt ist, Prozent. Die Es wird geschätzt, dass die Ausweitung der Investitionspflicht auf Gemäss einer Auswertung von Statista Online-Plattformen und Privatsender den verwenden mittlerweile rund 89 Prozent genannte jährlich rund 18 Mio. Franken der Bevölkerung mindestens einen der 22 kosten wird. befragten Streamingdienste6. 3.2. Quotenregelung Die Revidierung vom Filmgesetz beinhaltet ebenfalls die Verpflichtung, 30% 6 Statista. Nutzung von Video-Streaming-Plattformen in frage/nutzung-von-video-streaming-plattformen-in-der- der Schweiz 2021. Abgerufen von schweiz/ 7 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1127348/um Bundesamt für Kultur. (2022). Abstimmung vom 15. Mai 2022: Änderung Filmgesetz. 4
europäische Filme und Serien anzubieten, 4.1. Verbände wie das in den meisten europäischen Die Lex Netflix wird von Wirtschafts- und Ländern1 bereits der Fall ist8. Kulturdepartementen in den Kantonen unterstützt. Auch die Förderorgane des 4. Pro und Contra Lex Netflix schweizerischen audiovisuellen Sektors Die Änderung des Filmgesetzes wurde und Unternehmen sowie Wirtschafts- und vom Bundesrat im Rahmen der Branchenverbänden der audiovisuellen Kulturbotschaft 2021-2024 vorgeschlagen Branche befürworten die Revision. und im vergangenen Herbst von den beiden Kammern des Parlaments Namenhafte Gegner vom Filmgesetz sind verabschiedet. Telesuisse, Suissdigital und das Schweizerische Konsumentenforum. Gegner kritisieren das Filmgesetz als konsumentenfeindlich. Die Zwangsquoten 4.2. Parlament würden zulasten von Anbietern und Das überparteiliche Komitee «Ja zum Konsumenten anfallen und den Filmgesetz» setzt sich aus Vertreterinnen Wettbewerb auf dem Filmmarkt und Vertreter der SP, Mitte, EVP, FDP, verfälschen. GLP und Grünen zusammen. Befürworter sehen im Lex Netflix eine Die gegnerischen Jungparteien von FDP, Stärkung der Schweizer Filmindustrie und SVP und GLP haben im Januar 2022 nach eine Verhinderung vom Geldabfluss ins eigenen Angaben rund 70'000 Ausland. Die Investitionen stärken nach Unterschriften gesammelt und das ihrer Ansicht den Schweizer Referendum ergriffen10. Filmproduktionsmarkt, insbesondere den Auftritt der Schweiz im internationalen 5. Fazit Umfeld9. Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon oder Disney und Privatsender sollen 8 https://www.cineforom.ch/site/files/Cinéforom_EtudeEY2 Bundesamt für Kultur. (2022). Abstimmung vom 15. Mai 2022: Änderung Filmgesetz. 019_Web.pdf 10 9 Ernst & Young. (2019). Wirtschaftsstudie Ernst & Neue Zürcher Zeitung. (2021). Drei Jungparteien Young. Audiovisuelle Medien in der Romandie: Welchen gegen die «Lex Netflix». Abgerufen von Beitrag leistet die regionale Wirtschaft? Abgerufen von https://www.nzz.ch/schweiz/drei-jungparteien-gegen- die-lex-netflix-ld.1650380 5
künftig vier Prozent ihres Umsatzes in der https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q Schweiz in die Schweizer Filmproduktion =&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&ua investieren. So sieht es das geänderte ct=8&ved=2ahUKEwjL7qeWzN72AhUXO- Filmgesetz – die sogenannte «Lex Netflix» wKHaYPB4sQFnoECAcQAQ&url=https% – vor. Von der Filmgesetzrevision betroffen 3A%2F%2Fwww.bak.admin.ch%2Fdam% wären Plattformen, die audiovisuelle 2Fbak%2Fde%2Fdokumente%2Fkultursc Inhalte online verbreiten und in der haffende- Schweiz einen Gewinn erzielen, film%2Fgesetze%2Fzusatzbericht-wbk-n- unabhängig davon, ob sie ihren Sitz im filmgesetzrevision.pdf.download.pdf%2FB Ausland oder bei uns haben – unter ericht%2520Film%2520WBK- anderem Unternehmen wie Netflix, N_D.pdf&usg=AOvVaw1hm3G-- Disney+, Amazon oder Apple. fDZXugzkdpr1jsY Quellenverzeichnis Ernst & Young. (2022). Wirtschaftsstudie Bundesamt für Kultur. (2022). Abstimmung Ernst & Young: In der Westschweiz bringt vom 15. Mai 2022: Änderung Filmgesetz. die Filmindustrie 3,1-mal mehr ein als sie Abgerufen von kostet. Abgerufen von https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/ku https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/th lturschaffen/film1/referendum-aenderung- emen/kulturbotschaft/dokumente.html filmgesetz.html MLL News. (2022). «Lex Netflix»: Bundesamt für Kultur. (2022). Referendum gegen neue Pflichten für Botschaft zur Förderung der Kultur in den VoD-Anbieter in revidiertem Schweizer Jahren 2021–2024 (Kulturbotschaft). Filmgesetz. Abgerufen von Abgerufen von https://www.mll-news.com/lex-netflix- https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/th referendum-gegen-neue-pflichten-fuer- emen/kulturbotschaft/dokumente.html vod-anbieter-in-revidiertem-schweizer- filmgesetz/ Bundesamt für Kultur BAK. Zusatzbericht WBK-N Filmgesetzrevision Neue Zürcher Zeitung. (2021). Drei Regelungen zur Filmförderung für TV Jungparteien gegen die «Lex Netflix». Veranstalter und Online Plattformen in der Abgerufen von Schweiz und im europäischen Vergleich. https://www.nzz.ch/schweiz/drei- Abgerufen von 6
jungparteien-gegen-die-lex-netflix- ld.1650380 Statista. Nutzung von Video-Streaming- Plattformen in der Schweiz 2021. Abgerufen von https://de.statista.com/statistik/daten/studi e/1127348/umfrage/nutzung-von-video- streaming-plattformen-in-der-schweiz/ 7
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