LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...

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LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
RHEINLAND-PFALZ

                                       J
                           LANDES OURNAL
            2020 STEHT VOR DER TÜR

Die GdP wünscht
ein frohes
Fest und ...                   ... alles Gute im
                                      neuen Jahr

                                       12 – 2019 Deutsche Polizei 1
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
LANDES OURNAL
                J                               Rheinland-Pfalz

                                                     SEMINAR: „WORKSHOP S&K“

                    Digitale Polizeiarbeit im Fokus

Zwei Tage intensive Arbeit im diesjährigen GdP-Seminar „Workshop S&K“. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, ohne Zeitdruck mit den
Teamern und Referenten zu diskutieren. Stehend von links: Seminarleiter Bernd Becker und Sven Hummel, Referenten Thomas Welsch und Dittmar
Fuchs, Frank Wimmel, Vorsitzender des Fachausschusses „K“. 2. von rechts sitzend: Corinna Koch, Vorsitzende des Fachausschusses „S“  Foto: GdP

   Die Referenten des diesjährigen                        Mobile Arbeitsplätze und Stand-        Daneben hatten die Teilnehmenden
Seminars „Workshop S&K“ zeigten                        alone-Rechner, Einsatzleitsystem, zAVT    auch Fragestellungen aus ihrem Be-
sich dankbar für den offenen                           und zNuE, Polizei 2020 und Auswerte-      rufsalltag mitgebracht. Am Ende zweier
Austausch mit polizeilichen Prakti-                    plattform Rheinland-Pfalz/Saarland so-    intensiver Seminartage haben die Teil-
                                                       wie Poladis, Fallbearbeitung und Onli-    nehmenden die Diskussionen in „10 Ei-
kern, die wiederum einen sehr guten                    newache; das waren die Themen.            senberger Thesen“ zusammengefasst.
Überblick über die Digitalisierung
von Polizeiarbeit erhalten haben.
                                                                          10 EISENBERGER THESEN
            DEUTSCHE POLIZEI
            Ausgabe: Landesbezirk Rheinland-Pfalz        D
                                                           er Personalaufbau der kommen-        D
                                                                                                  arüber hinaus darf kein zusätzli-
            Geschäftsstelle:                               den Jahre muss in erster Linie die     cher Weg diskriminiert werden.
            Nikolaus-Kopernikus-Straße 15                  Arbeitsebenen von Schutz- und          Stichworte: Spezialistenlaufbahn
            55129 Mainz
            Telefon (0 61 31) 96 00 90                     Kriminalpolizei stärken.               im Polizeistatus, Cyber-Analyst,
            Telefax (0 61 31) 9 60 09 99                D ie Aufgabe „Bezirksdienst“ soll       Sonderlaufbahn für Verwaltungs-
            Internet: www.gdp-rp.de
            E-Mail: gdp-rheinland-pfalz@gdp.de             durch zusätzliche Ermittlungsbe-       beamte, attraktive Tarifstellen.
            Adress- und Mitgliederverwaltung:              amtinnen und -beamte eine Re-          Für den Haushalt 2021 forden wir
            Zuständig sind die jeweiligen
            Geschäftsstellen der Landesbezirke.            naissance erfahren.                    eine Personaloffensive über die
                                                        Die Polizei muss zeitgemäß und          580 Polizeieinstellungen hinaus.
            Redaktion:
            Bernd Becker (v.i.S.d.P.)                     aufgabenorientiert mit Hard- und       A
                                                                                                  us und Fortbildung muss der
            Gewerkschaft der Polizei                      Software ausgestattet sein. Das         rapiden Fortentwicklung von Di-
            Nikolaus-Kopernikus-Str. 15
            55129 Mainz
                                                          Projekt „Auswerteplattform Rhein-       gitaltechnik angepasst und das
            Telefon (0 61 31) 96 00 90                    land-Pfalz/Saarland“ ist in dem Zu-     Budget gravierend erhöht wer-
            Telefax (0 61 31) 9 60 09 99
            E-Mail: bernd.becker@gdp.de
                                                          sammenhang ein sehr positives           den.
                                                          Beispiel.                               Darüber hinaus brauchen die An-
            Verlag und Anzeigenverwaltung:
            VERLAG DEUTSCHE
                                                        D ie Ausstattung mit Mobilen Ar-        wender flächendeckend Anprech-
            POLIZEILITERATUR GMBH                          beitplätzen wird begrüßt; sie          partner bei akuten Problemen,
            Anzeigenverwaltung
            Ein Unternehmen der
                                                           muss beschleunigt auf Bedarfs-         beispielsweise in Anwenderfo-
            Gewerkschaft der Polizei                       träger außerhalb des Wechsel-          ren.
            Forststraße 3a, 40721 Hilden                   schichtdienstes ausgedehnt wer-       D
                                                                                                  as Projekt „Gesünderes Arbei-
            Telefon (02 11) 71 04-1 83
            Telefax (02 11) 71 04-1 74                     den.                                   ten in der Polizei“ bezieht sich
            Verantwortlich für den Anzeigenteil:        T elearbeit, Homeoffice und flexi-      auf die gesamte Polizei und nicht
            Antje Kleuker
            Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 41          ble Arbeitszeiten sind zukunfts-       nur auf Arbeitszeit. Bei den
            vom 1. Januar 2019                             orientierte Modelle, die ausge-        nächsten Teilprojekten ist eine
            Herstellung:                                   baut werden müssen. Sie bedürfen       solide Befunderhebung und eine
            L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG                  der Regelung.                          wissenschaftliche Begleitung zwin-
            DruckMedien
            Marktweg 42–50, 47608 Geldern               D er Wechsel von der Schutz- zur        gend.
            Postfach 14 52, 47594 Geldern                  Kriminalpolizei bleibt der wich-      D
                                                                                                  er Aufbau der Abteilung 6 (Ge-
            Telefon (0 28 31) 3 96-0
            Telefax (0 28 31) 8 98 87
                                                           tigste Weg für die Rekrutierung        sundheit) des PP ELT muss in den
                                                           von Personal für die Kriminalpoli-     kommenden Jahren mit hoher
            ISSN 0170-6470
                                                           zei.                                   Priorität betrieben werden.

2 12 – 2019 Deutsche Polizei
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
AUS DEM HAUPTPERSONALRAT
                                                                          Rheinland-Pfalz       LANDES OURNAL
                                                                                                              J
 „MoAp“: Tolle Sache, aber Regeln erforderlich!
         Diese Themen wurden in der Novembersitzung 2019 des Hauptpersonalrates behandelt:

                                            haben über die Entstehung des polizei-      und das LKA (fachliche Leitung). Die
                                            lichen Leitbildes berichtet und eine kla-   Programmleitung wird in den kom-
                                            re Position gegenüber rechtsextremisti-     menden fünf Jahren beim PP ELT lie-
                                            schen Entwicklungen angemahnt.              gen, weil die technischen Fragestel-
                                               Workshop Dienstplanung: Steffi Loth      lungen im Vordergrund stehen.
                                            berichtet über einen Workshop zum              Die AG hat den Personalbedarf im
                                            Thema Arbeitszeitplanung und Erfas-         LKA, beim PP ELT und in den fünf Prä-
                                            sung mit der IT-Anwendung Tempus.           sidien entlang einer Zeitlinie bis 2025
                                               Dienstzweigwechsel:        Für    drei   ermittelt und wirbt um Unterstützung,
                                            Kolleg*innen beim PP Trier wurde            weil fachliche Weichenstellungen für
                                            das Benehmen für einen vorzeitigen          die Zukunft anstehen, bei denen Fach-
                                            Dienstzweigwechsel hergestellt.             lichkeit und Personal gut investiert sind.
               Berichte                        TARIF: René Klemmer weist auf
   Frontex-Einsatz: Ein Kollege soll        das Haushaltsaufstellungsverfahren
mitbestimmungsfrei für (nur) einen          für 2021 hin und mahnt die Behörden,                  AG Datenqualität
Monat zu einem Frontex-Einsatz              bei der Anforderung von Tarifstellen
nach Italien entsendet werden.              die in großer Zahl und hoher Qualität           Jens Böhle (LKA) berichtet über Ar-
   DEIG: Dem HPRP wurde auf An-             hinzugekommenen Aufgaben zu be-             beit und Ergebnisse der AG Datenqua-
frage mitgeteilt, dass es Lieferproble-     rücksichtigen.                              lität. Auslöser für die AG waren erheb-
me für die Holster der Distanz-Elekt-                                                   liche Mängel der in den polizeilichen
ro-impulsgeräte gibt. Deshalb werden                                                    Systemen gespeicherten Daten. Zent-
auch die DEIG nicht ausgeliefert.                Dienstvereinbarung                     ral war eine Beteiligung von Bedarfs-
   Bekleidung und Schutzkleidung:             Mobile Arbeitsplätze (MoAp)               trägern, Auswertern und Erfassern.
Heinz Werner Gabler berichtet aus der                                                   Teilweise wurden technische Lösungen
Bekleidungskommission: Es stehen 2,9          Zwischen Hauptpersonalrat und MdI         eingebaut, z. B. „Plausi-Checker“ für
Mio. Euro zur Verfügung, davon werden       wurde Einigkeit erzielt, statt einer        bestimmte Meldebedarfe.
70 % für Ersatzbeschaffungen benötigt.      Dienstanweisung zu dem wichtigen The-           Es soll künftig auf allen Ebenen
Es wird derzeit geprüft, ob das             ma „MoAp“ eine Dienstvereinbarung           Qualitätssicherungsbeauftragte      ge-
Diensthemd durch ein neues Modell er-       zu entwickeln. Es geht dabei um aktuelle    ben, mit zentralem Q-Management
setzt werden kann, bei dem die Knöpfe       und sensible Themen wie die Nutzung in      beim LKA. Die Verantwortung bleibt
unter der Schutzweste kein Problem dar-     der Freizeit, entgrenzte Arbeitszeit und    bei den Vorgesetzten und von 98 iden-
stellen. Es gibt Fortschritte beim Thema    Anerkennung von Arbeitszeit. Der in         tifizierten Fehlern wurden für den Be-
Schutzkleidung für die Kriminalpolizei.     breiter Beteiligung entstandenen Fas-       ginn 17 zum gezielten Controlling pri-
Dabei geht es um diese Kleidungsstücke:     sung hat der HPRP zugestimmt.               orisiert. Bei der Festlegung, wer mit
Arbeitsanzug Baumwoll-Mischgewebe,                                                      der „QS“ beauftragt wird, haben die
Basecap und Fleece-Mütze für Kriminal-                                                  Behörden weitgehend freie Hand.
technik; Anzug Aramid für Brandermitt-           Programmauftrag 2020
ler; Einsatzschuh halbhoch analog WSD
für Rauschgiftermittler und Fahndung;          Tobias Grabowski (MdI) sowie Jens             Haftbefehlsmanagement
Armbinde „POLIZEI“ für Fahndung;            Böhle und Florian Westrich (LKA)
Atem- und Geruchsmaske für Todeser-         stellen – ausgehend von der „Saar-            Der HPRP hat einer Dienstanwei-
mittler. Für die Bereitschaftspolizei ist   brücker Agenda 2016“ – den Pla-             sung zum Haftbefehlsmanagement
eine Regenjacke in der Prüfung; es wird     nungs- und Sachstand des Programms          zugestimmt.
eine Kostenbeteiligung des Bundes län-      2020 auf Bundesebene sowie das Ko-
derübergreifend angesprochen.               operationsprogramm 2020 für das
   AG Werte-Rolle-Selbstverständnis:        Saarland und Rheinland-Pfalz vor.                 Umgang mit Trans- und
Bernd Becker berichtet über die Klau-          Eines der verfolgten Ziele ist nach               Inter-Personen
surtagung der AG Werte-Rolle-Selbst-        wie vor das „Datenhaus der deut-
verständnis der Polizei. Neben wissen-      schen Polizei“, in dem die Daten nicht        Der Hauptpersonalrat hat einer
schaftlichem Input durch die Professoren    mehr physisch, sondern nur noch             „Handlungsanweisung zum polizeili-
Dr. John Erpenbeck und Dr. Jürgen           durch Sichtrechte getrennt sind.            chen Umgang mit Trans- und Inter-
Weibler hat es eine Findungsphase der          Inhalte des Programms sind die be-       Personen“ zugestimmt.
Arbeitsgruppe gegeben sowie eine ers-       stehenden Anwendungen zur Vor-
te Einordnung in Workshops, was denn        gangs- und Fallbearbeitung, INPOL                 Sabrina Kunz / 0 61 31-16-33 65
die Werte der Polizei sein könnten und      und PIAV, aber auch neue Aspekte wie                       René Klemmer / -33 78
welche Merkmale die Kultur der Orga-        die „E-Akte“ und eine Auswerteplatt-                 Heinz Werner Gabler / -33 79
nisation Polizei ausmachen sollten. Die     form für Rheinland-Pfalz und Saarland.                      Bernd Becker / -33 80
Seniorexperten Franz Kirchberger, Lo-          Neu ist die Aufteilung des Projekts                      Steffi Loth / -65-30 40
thar Schömann und Ernst Scharbach           auf das PP ELT (technische Leitung)                     Gabriele Schramm / -33 81

                                                                                                  12 – 2019 Deutsche Polizei 3
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LANDES OURNAL
               J                     Rheinland-Pfalz

                                                  TARIFKONFERENZ 2019
       Innenminister Lewentz: „Sie sind unser direkter
     Ansprechpartner, wenn es um den Tarifbereich geht“

Innenminister Roger Lewentz dankt allen Tarifbeschäftigten für ihren alltäglichen Einsatz: „Ohne sie würde die Polizei nicht funktionieren.“

  Herausforderung. Mensch. Digitalisierung. Bei der zweiten Tarifkonferenz                           Auch Isabel Sorg, die Vorsitzende
der GdP Rheinland-Pfalz war schon im Titel klar, worum es an diesem Tag                           des Fachausschuss Tarif, fand klare
gehen wird. Die Digitalisierung fordert die Polizei in vielen Bereichen und                       Worte zur Wertschätzung im Tarifbe-
                                                                                                  reich in Richtung Minister Lewentz.
auch die Tarifbeschäftigten bekommen dies zu spüren.
                                                                                                     Die durch Margarethe Relet und
                                                                                                  Angela Gorges über 400 gebackenen
                                                    Mit einem eindrucksvollen Kurzfilm            Kekse nutzte Sorg als Vorlage für ei-
                                                 wurden die Teilnehmerinnen und Teil-             nen treffenden Vergleich: „Für einen
                                                 nehmer begrüßt. Klare Botschaft des              guten Keks brauchen wir einiges an
                                                 Films: „Ohne Euch geht es nicht!“                guten Zutaten. Nur so wird er perfekt.
                                                    In ihrer Begrüßung stellte die Lan-           Aber Vorsicht! Ein guter Keks
                                                 desvorsitzende Sabrina Kunz klar,                schmeckt auch anderen“.
                                                 wie wichtig das Thema Digitalisie-                  In seinem Grußwort dankte Innen-
                                                 rung für die Gewerkschaften, aber                minister Roger Lewentz der Gewerk-
                                                 auch für die Personalräte ist. In die-           schaft der Polizei, die durch die Ver-
                                                 sem Zusammenhang machte sie auf                  anstaltung das Thema „Digitalisie-
                                                 den Fachkräftemangel im öffentli-                rung“ genau zur richtigen Zeit auf
                                                 chen Dienst, insbesondere der Poli-              den Tisch legt. „Die Polizei in Rhein-
                                                 zei, aufmerksam: „Das in die Jahre               land-Pfalz genießt ein hohes Vertrau-
                                                 gekommene Tarifrecht und eine unat-              en bei der Bevölkerung und das ist
                                                 traktive Entgeltstruktur erschweren              der Verdienst von allen Beteiligten:
                                                 die Bewältigung des Fachkräfteman-               Polizeibeamtinnen und Polizeibeam-
                                                 gels.“                                           ten, Verwaltungsbeamtinnen und
                                                    Gestützt und illustriert wurde die            Verwaltungsbeamten und den Tarif-
                                                 Aussage durch die Pappkameraden                  beschäftigten.“
                                                 auf den Stühlen, welche die Auf-                    Dass der Bereich der Tarifbeschäf-
                                                 schrift „Fachkräftemangel“ trugen.               tigten in der rheinland-pfälzischen Po-
                                                 Eigens durch Ulrich Sowa hergestellt,            lizei immer präsent ist und ein hohes
                                                 wollte der Fachausschuss Tarif der               Ansehen genießt, „das haben Sie dem
                                                 GdP damit auf die fehlenden Kolle-               stets engagierten Auftreten von Mar-
                                                 ginnen und Kollegen „Fachkräfte-                 garethe Relet und René Klemmer zu
                                                 mangel“, wie sie Kunz in ihrer Begrü-            verdanken. Die beiden waren und
Einige Plätze im Saal waren reserviert für die   ßung mit einem Augenzwinkern                     sind immer präsent und vertreten eine
noch einzustellenden Fachkräfte.                 herzlich willkommen hieß, aufmerk-               klare Haltung,“ hob Lewentz nochmal
                             Fotos: Schwinn     sam machen.                                      das Engagement von „Maggi“ Relet

4 12 – 2019 Deutsche Polizei
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
TARIFKONFERENZ 2019
                                                                                   Rheinland-Pfalz         LANDES OURNAL
                                                                                                                         J
                                                 funktionieren. Gesundheitsschutz, Ar-             mer, auf. Mit der Frage, ob die Digita-
                                                 beitsplatzsicherheit, Qualifizierungs-            lisierung     eher    Belastung     oder
                                                 konzepte und Beteiligung sind wichti-             Erleichterung ist, schilderte Klemmer
                                                 ge Schlagworte, die den Beschäftigten             die Entwicklung der Digitalisierung.
                                                 Halt geben, in einer immer rasanteren             „Sie ist kein Schreckgespenst der heuti-
                                                 Arbeitswelt. Die Flexibilisierung der             gen Zeit. Bereits in den 80ern tauschten
                                                 Arbeitswelt bietet nicht nur Chancen,             wir Schallplatten in CDs.“ Er zeigte auf,
                                                 sondern enthält auch Risiken. Telear-             dass wir die Chancen, die sich uns im
                                                 beit und mobiles Arbeiten bieten viele            Zusammenhang mit der Digitalisierung
                                                 Möglichkeiten der Arbeitszeitgestal-              bieten, ergreifen und nutzen müssen.
                                                 tung. Aber auch hier darf der Arbeits-            „Wenn wir das Thema Bildung bei un-
                                                 schutz nicht aus dem Auge verloren                seren Kindern vernachlässigen und
                                                 gehen. „Behördliches Gesundheitsma-               nicht modernisieren, dann entlassen wir
                                                 nagement erhält einen neuen Stellen-              sie in eine Arbeitswelt, auf die sie null
                                                 wert. Auch wenn wir gerne im Eiscafé              vorbereitet sind.“ Auch in der Arbeits-
                                                 arbeiten – mit einem ergonomisch aus-             welt muss sich das Thema „Bildung“
                                                 gestatteten Arbeitsplatz hat das nichts           viel stärker umsetzen. In seinem Vortrag
                                                 zu tun,“ so Boers.                                stellte Klemmer dar, dass sich Arbeit-
Tariffachmann René Klemmer moderiert die                                                           nehmerinnen und Arbeitnehmer auf
Fragen an Innenminister Lewentz. Eine              Dr. Ehsan Braner vom DGB Rhein-                 Veränderungen in der Arbeitswelt ein-
wichtige Aussage des Ministers: Rheinland-       land-Pfalz/Saarland verdeutlichte die             lassen müssen. Der Arbeitgeber ist aber
Pfalz bleibt Mitglied der Tarifgemeinschaft      Transformation im öffentlichen Dienst,            ebenso in der Pflicht, bei den Verände-
deutscher Länder (TdL).                          die in Zeiten der Digitalisierung nicht           rungen zu unterstützen. „Der Mensch
                                                                                                   muss immer im Mittelpunkt stehen, da
                                                                                                   lassen wir nicht mit uns verhandeln.“

                                                                                                      Gespannt hörten die Teilnehmenden
                                                                                                   auch dem Geschäftsstellenleiter der
                                                                                                   EVG, Lars Kreer, zu. Er berichtete über
                                                                                                   das durch die EVG erkämpfte Wahlmo-
                                                                                                   dell. Neben einer linearen Erhöhung,
                                                                                                   ist es in zwei aufeinander folgenden
                                                                                                   Tarifrunden gelungen, den Beschäftig-
                                                                                                   ten die Wahl, mehr Geld, mehr Urlaub
                                                                                                   oder weniger Arbeitszeit zu ermögli-
                                                                                                   chen. So ist es derzeit bei der Deut-
                                                                                                   schen Bahn möglich, bis zu zwölf Ur-
Simone Boers (links) beeindruckt mit einem Ausblick in die digitale Zukunft der Arbeitswelt.       laubstage zusätzlich zu erhalten oder
Die Vorsitzende des Fachausschusses Tarif, Isabell Sorg, zeigte sich erfreut über die rege         die Wochenarbeitszeit zu reduzieren.
Teilnahme und die hochqualifizierten Beiträge.                             Fotos: Jennifer Otto
                                                                                                     René Klemmer ist sich sicher: „Sol-
hervor, die sich auch noch im Ruhe-              mehr zu leugnen ist. „Der öffentliche             che Modelle müssen in den kommen-
stand im Tarifbereich aktiv zeigt.               Dienst verändert sich in vielen Berei-            den Tarifrunden auch mit den Länder-
                                                 chen. Das macht nicht nur etwas mit               arbeitgebern diskutiert werden. In
                                                 den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-                 Zeiten wachsender Arbeitsverdich-
    12.700 Polizeibeschäftigte                   nehmern, das verunsichert auch die                tung wird der Ruf nach mehr Freizeit
                                                 Bevölkerung.“ Als europäisches Bei-               verständlicherweise immer lauter.“
  Ebenso machte Lewentz auf eine                 spiel der digitalen Transformation
vernünftige Personalplanung im Poli-             wählte Braner das Land Dänemark.                    Am Ende des Tages war klar: die
zeibereich aufmerksam: „Dies müsse               Dort hat man bereits in den 70ern an-             Digitalisierung greift in all unsere Le-
eine Schwerpunktdebatte in der                   gefangen, den öffentlichen Dienst zu              bensbereiche ein, das können wir
nächsten Legislatur werden.“ Dabei               digitalisieren. Doch es ist nicht alles           nicht aufhalten – und, wollen wir das
könne er sich 10.000 Polizistinnen und           Gold was glänzt: die Dänen sind abso-             eigentlich?
Polizisten und mehr als 2.700 „Zivil-            lut gläsern und haben ein hohes Ver-                Es müssen aber alle, Arbeitgeber,
kräfte“ (Verwaltungsbeamtinnen/-be-              trauen in den Staat. Nahezu alles lässt           Gewerkschaften, Personalräte sowie
amte und Tarifbeschäftigte) vorstellen.          sich in Dänemark online verwalten                 Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
  Welchen Einfluss die Digitalisierung           und organisieren. Arzttermine, Steuer-            mer, mitwirken, die Chancen zu nut-
auf die Arbeitszeit und unsere Arbeits-          erklärung, Einkommensabwicklung.                  zen, die sich hierbei bieten.
welt hat, dies wurde durch den Vortrag           „Wollen wir das?“ Mit dieser Frage
von Simone Boers von der TBS Rhein-              brachte Braner die Zuhörerinnen und                 Fazit: Der Fachausschuss Tarif hat
land-Pfalz mehr als deutlich. Den Men-           Zuhörer zum Grübeln.                              mit dieser Veranstaltung den Puls
schen bei der Digitalisierung nicht aus             „Wollen wir das?“, diese Frage griff           der Zeit getroffen und die über 100
dem Mittelpunkt zu verlieren, dazu               der stellvertretende Landes- und Bun-             Teilnehmerinnen und Teilnehmer
müssen viele Zahnräder greifen und               desvorsitzende der GdP, René Klem-                mit neuen Eindrücken versorgt.

                                                                                                            12 – 2019 Deutsche Polizei 5
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LANDES OURNAL
               J                     Rheinland-Pfalz

                         MAINZER INITIATIVE SPEZIALISIERTE LEICHENSCHAU
Handlungsbedarf verdeutlicht und Optionen beschrieben!

Dr. Dietmar Hoffmann, Chef des Gesundheitsamtes in Mainz, und Prof. Dr. Tanja Germerott (v. l.) lieferten mit ihren Referaten die Iniitialzündung
der aufschlussreichen Tagung. Dr. Gregor Thorwartl und Magister Wolfgang Haim (3. und 4. v. l.) steuerten ihre Erfahrung aus Österreich bei. Dr.
Bernhard Lenhard (3. v. r.) vertrat die zurückhaltende Position der Landesärztekammer, während Oberstaatsanwalt Eric Samel und Jörg Wilhelm
aus dem Innenministerium die GdP-Forderungen nach qualifizierter Leichenschau durch verpflichtete Ärztinnen und Ärzte unterstützten.

                                                  häler deutlich, die sich allerdings im
                            Bernd Becker          Hinblick auf Rechtsänderungen eher
                            sensibilisierte die   skeptisch zeigte, während sie die Initi-              AG eingerichtet
                            Teilnehmenden         ative zur Einrichtung der ressortüber-
                            mit Beispielen        greifenden AG lobte. Wichtig war ihr                 In den letzten Monaten hat der
                            aus der Praxis        auch der Hinweis auf die bevorstehen-             stellvertretende Landesvorsitzende
                            und moderierte        de Novelle der Gebührenordnung für                der GdP, Bernd Becker, viel Über-
                            die Podiums-          Ärzte, die zu einer deutlichen Anhe-              zeugungsarbeit im politischen
                            beiträge              bung der Vergütung auf ca. 200 Euro               Raum geleistet. Unterstützt wurde
                                                  führen werde.                                     die GdP dabei durch die Chefin der
                                                     Die habgierige alte Dame, die ihren            Mainzer Uni-Rechtsmedizin Prof.
  Seit Jahren fordert die GdP eine                Gatten strangulierte und dann den                 Dr. Tanja Germerott und den Leiter
ärztliche Leichenschau durch beson-               Hausarzt zunächst erfolgreich von ei-             des Gesundheitsamtes Mainz-Bin-
ders qualifizierte und amtlich                    ner Leichenschau abhalten konnte. Die             gen, Dr. Dietmar Hoffmann.
verpflichtete Ärzte und zwar für jede             Ärztin, deren Gattenmord erst Jahre                  Ein erstes Ergebnis ist bereits die
                                                  später im Zusammenhang mit Ermitt-                Einsetzung einer ressortübergrei-
Leiche am Sterbe- bzw. Fundort.                   lungen wegen Tierquälerei dank der                fenden Arbeitsgruppe unter Lei-
Jetzt hat der GdP-Landesbezirk                    hartnäckigen Arbeit der Kollegen in ei-           tung des Gesundheitsministeriums.
Rheinland-Pfalz mit einer viel beach-             nem Indizienprozess ans Licht kam.                Neben den drei Initiatoren sind da-
teten Veranstaltung unter der                     Mit diesen Fällen gelang es Bernd Be-             rin die Ministerien für Inneres, Jus-
Überschrift „Mainzer Initiative                   cker die Zuhörenden für das Thema zu              tiz und Wissenschaft vertreten.
Qualifizierte Leichenschau“ das                   sensibilisieren.                                     Eine erste Erhebung dieser AG in
                                                      Am Ende müssen wesentlich                     der polizeilichen Praxis bestätigt den
Thema noch einmal in den Fokus                    mehr Obduktionen das Ergebnis                     Befund der GdP. Auch die Hypothe-
der Öffentlichkeit gerückt.                       sein, war sich Professorin Tanja                  se, dass in moslemischen Subkultu-
                                                  Germerott sicher und klärte die Zu-               ren nicht natürliche Todesfälle mög-
   Vor Beginn der Veranstaltung wur-              hörenden über wissenschaftliche                   licherweise von Ärzten, die der
den zusätzliche Stühle herbeigeholt, um           Annahmen zu unentdeckten nicht                    Community angehören, als natürlich
den über 130 Teilnehmenden Sitzgele-              natürlichen Todesfällen auf, um mit               bescheinigt werden, kommt in den
genheiten zu bieten. Die Begrüßungslis-           einer Liste von Verbesserungsmög-                 Rückmeldungen vor.
te der GdP-Landesvorsitzenden Sabrina             lichkeiten zu schließen.                              In der AG hat man sich auf die
Kunz fiel sehr lang aus und machte                   Diese Verbesserungsvorschläge fan-             Überschrift „spezialisierte Lei-
deutlich, dass aus Politik, Polizei, Justiz,      den sich in großer Schnittmenge im                chenschau“ geeinigt, um in der
Wissenschaft und Ärzteschaft ein großes           Vortrag von Dr. Dietmar Hoffmann                  Ärzteschaft die Akzeptanz zu er-
Interesse am Thema besteht.                       wieder. Vielversprechend wäre auch                höhen. Eine sehr gute Idee, wie
   Das wurde auch im Grußwort von                 aus seiner Perspektive eine digitale              wir meinen.
Ministerin Sabine Bätzing-Lichtent-               Todesbescheinigung als zentrale IT-

6 12 – 2019 Deutsche Polizei
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
MAINZER INITIATIVE SPEZIALISIERTE LEICHENSCHAU
                                                                                    Rheinland-Pfalz
                                                                                                                       J
                                                                                                           LANDES OURNAL

„Es hat auch einen Nachrichtenwert, zu            Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lich-
wissen, wer heute alles hier ist.“ Sabrina Kunz   tenthäler zeigte sich dankbar für die
brauchte einige Zeit, bis die „Wichtigsten“ der   Initiative der GdP, die sie zum Anlass
über 130 Teilnehmenden begrüßt waren.             genommen habe, eine ressortübergreifende
                                                  Arbeitsgruppe einzusetzen.
Anwendung des Statistischen Lan-
desamtes. Im Befund wies er darauf                Magister Wolfgang Haim vom LKA Salzburg
hin, dass über 50 % der Todesbe-                  (rechts oben) erläuterte dem staunenden
scheinigungen fehlerhaft seien und                Publikum die beneidenswerte Rechtslage
kritisierte die Gestaltung ebenso wie             und die polizeiliche Praxis im österreichi-
die Tatsache, dass jedes Bundesland               schen Bundesland Salzburg.
eine andere Fassung verwendet.
   Die Vorträge der Gäste aus Öster-              Dr. Gregor Thorwartl ist Gerichtsmediziner und
reich verdeutlichten gleichermaßen                Vertragsarzt der Landespolizeidirektion und des
den Handlungsbedarf wie die Hand-                 Gesundheitsamtes in Salzburg. Mit 18 Amts- und
lungsmöglichkeiten.                               Vertragsärzten und 55 Sprengelärzten ist das
   Der Vizepräsident der Ärztekam-                Bundesland Salzburg (550.000 Einwohner) in
mer, Dr. Bernhard Lenhard, hielt                  puncto ärztliche Leichenschau gut ausgestattet.
grundlegende Änderungen für nicht
machbar. Er erntete damit den Wider-              GdP-KriPo-Fachmann Sven Hummel (unten)
spruch von Oberstaatsanwalt Eric Sa-              fasste die Ergebnisse der Tagung zusammen
mel und dem Vertreter des Innenmi-                und kündigte an, dass die GdP bei dem
nisteriums, Jörg Wilhelm.                         Thema nicht lockerlassen werde.

  Die Fakten sprechen eine klare Sprache
  Im Bundesland Salzburg/A fallen                  che Hand, nicht – wie in
   bei 550.000 Einwohnern und ei-                    Deutschland – die Angehörigen.
   ner Sterbequote von ca. 0,9 %                     Amts- und Sprengelärzte erhal-
   etwa 5.000 Sterbefälle/Leichen-                   ten ein Gehalt und je Leichen-
   schauen pro Jahr an.                              schau 25 Euro. Ermächtigte Ge-
  In der Landeshauptstadt stehen                   meindeärzte      erhalten     89,25
   insgesamt 18 Rechtsmediziner                      Euro. Bei Leichenschauen nach
   (Amtsärzte, Polizeiärzte, Vertrags-               StPO erhält der Amtsarzt 80 bis
   ärzte) zur Verfügung.                             150 Euro.
 D ie Gaue (Kreise) außerhalb der                In 2018 wurden im Bundesland
   Stadt werden durch 55 forensisch                 Salzburg 473 Obduktionen durch-
   fortgebildete und amtlich ver-                   geführt. Zum Vergleich: In Rhein-               Für die Veröffentlichung in GdP-
   pflichtete Sprengel- oder ermäch-                land-Pfalz bei 4 Mio. Einwohnern                Bundesmedien entsteht eine
   tigte Gemeindeärzte abgedeckt.                   und einer vergleichbaren Sterbe-                detailliertere Zusammenfassung der
   Drei Stellen sind derzeit unbe-                  quote ca. 500 bis 600.
                                                                                                    Ergebnisse unserer Veranstaltung.
   setzt.                                          In Österreich ist bei polizeilichen
 D ie Kosten für die Leichenschau                 Todesermittlungen immer ein
    trägt in Österreich die öffentli-               Arzt mit dabei.

                                                                                                            12 – 2019 Deutsche Polizei 7
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
LANDES OURNAL
             J                       Rheinland-Pfalz

            VERANSTALTUNG DER GdP IN DER GEDENKSTÄTTE „KZ OSTHOFEN“
          Klare Kante gegen Rechtsextremismus:
      DEMOKRATIE und POLIZEI – Wir brauchen einander!

Nicht nur die beiden Referenten, auch die Podiumsteilnehmer warteten mit Botschaften und klaren Haltungen auf. Von rechts nach links:
Moderatorin Steffi Loth, Referent Albrecht von Lucke, Verfassungsgerichtspräsident Dr. Lars Brocker, Vorsitzende Sabrina Kunz, Inspekteur
Jürgen Schmitt, DGB-Vorsitzender Dietmar Muscheid, Referent Dr. Dirk Götting, Moderator Bernd Becker                 Alle Fotos: Jennifer Otto

  NSU-Versäumnisse, rechtsextreme Chats und Mails in Frankfurt, Verstri-                             Mit einer Führung durch das Gelände
ckungen mit Combat 18 in Mecklenburg-Vorpommern und, und, und. In den                            des Konzentrationslagers in Osthofen be-
Medien wird derzeit die Frage thematisiert, ob und in welchem Maße die                           gann die GdP-Veranstaltung am 2. No-
                                                                                                 vember. Dieses KZ wurde zum 1. Mai
Polizei besonders affin für rechtsextremes Gedankengut ist. Der Landesvor-
                                                                                                 1933 durch den Staatskommissar für das
stand der GdP hat mit einer Gedenk- und Diskussionsveranstaltung im                              Polizeiwesen Hessen, den Nationalsozia-
ehemaligen KZ Osthofen bei Worms ein klares Zeichen für Demokratie und                           listen Dr. Werner Best, eingerichtet und
Rechtsstaat gesetzt.                                                                             bestand 14 Monate. Geleitet wurde das
                                                                                                 KZ vor Ort von SS-Mann Karl d`Angelo
                                                                                                 im Ehrenamt. Es war eines der ersten
                                                                                                 staatlichen Konzentrationslager im Reich
                                                                                                 und befand sich unmittelbar an der Orts-
                                                                                                 lage Osthofen. Zu Todesfällen kam es in
                                                                                                 diesem KZ nicht, die Inhaftierten, ca.
                                                                                                 3.000 Männer und lediglich zehn Frauen
                                                                                                 in der ganzen Zeit, wurden aber unter
                                                                                                 unwürdigsten Umständen inhaftiert, kör-
                                                                                                 perlich misshandelt und psychisch gede-
                                                                                                 mütigt. Sinn und Zweck dieser ersten
                                                                                                 kleinen KZ war die Verbreitung von
                                                                                                 Angst in der Bevölkerung. Noch heute
                                                                                                 beschämend: Die Polizei hat mitgemacht
                                                                                                 und – zusammen mit SA-Männern in
                                                                                                 braunen Uniformen – am hellichten Tag
                                                                                                 Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten
                                                                                                 und Gewerkschafter durch die Straßen
                                                                                                 von Osthofen dem Lager zugeführt.

                                                                                                        Verantwortung für den
                                                                                                             Rechtsstaat
Ist das nicht auch schon ein Stück Demokra-     Lob für die GdP von der Staatssekretärin.
tie? Die Vorsitzende Sabrina Kunz packt bei     Nicole Steingaß würdigte die Initiative der        Die GdP-Landesvorsitzende Sabrina
den Vorbereitungen kräftig mit an.              GdP zu der wichtigen Veranstaltung.              Kunz hob bei der Begrüßung der über 70

8 12 – 2019 Deutsche Polizei
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
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            VERANSTALTUNG DER GdP IN DER GEDENKSTÄTTE „KZ OSTHOFEN“
                                                                               Rheinland-Pfalz          LANDES OURNAL

Teilnehmenden die Verantwortung der
Polizei für den Rechtsstaat und die Ver-
antwortung des demokratischen Staates
für eine funktionierende Polizei hervor.
Kunz: „Der Schlüssel für eine gegen
Rechtsextremismus resistente Polizei ist
Bildung, Bildung Bildung.“ Insofern sei
Rheinland-Pfalz mit der zweigeteilten
Laufbahn und dem BA-Studium grund-
sätzlich auf dem richtigen Weg.
   Staatssekretärin Nicole Steingaß
erinnerte in ihrem Grußwort an die
furchtbaren Geschehnisse im 3. Reich
und führte die Bedeutung für die heu-
tige Zeit eindrucksvoll aus.
                                              Ergänzten sich perfekt, obwohl sie sich vorher nicht kannten. Links: Dr. Dirk Götting sprach
                                              über die Polizei im politischen Kontext der Weimarer Republik und des verbrecherischen
Beschämende Polizeigeschichte                 NS-Staats. Rechts: Albrecht von Lucke nahm in brillanter Rhetorik jeden Ball auf und machte
                                              mit aktuellen Zusammenhängen sehr nachdenklich.
   Nach dieser Einführung erläuterte Dr.
Dirk Götting, Leiter des Polizeimuseums       das Ende von Weimar ein. NSDAP-                     Die Veränderung – oder besser Per-
Niedersachsen, unter dem Titel „Freun-        Mann Wilhelm Frick wurde 1930 in                 vertierung – des hoch entwickelten
de – Helfer – Straßenkämpfer“ sehr de-        Thüringen Innenminister und hiermit              preußischen Polizeirechts zu „Die Poli-
tailliert die geschichtlichen Ereignisse in   veränderte sich für die dortige Polizei          zei darf alles, wovon sie annehmen darf,
Deutschland ab den Matrosenaufstän-           Grundlegendes. Mit dem Ende der Wei-             dass der Führer es will“ spricht eigene
den von 1918 bis zum Jahr der Macht-          marer Republik und damit der ersten              Bände. Dr. Götting wies auf die aus Sicht
übernahme durch dei NSDAP. In der             deutschen Republik überhaupt, begann             der Polizei gravierenden Unterschiede
Weimarer Republik gab es eine Tren-           für die Polizisten eine dramatische Zeit.        zwischen Links- und Rechtsextremismus
nung von Polizei und Militär und die Po-      Sie wurden für die Zwecke des Natio-             hin: Bei den Linksextremisten ist meist
lizei wurde ein richtiger Beruf. Außer-       nalsozialismus in umfassender Weise in-          alles klar – sie bekämpfen die Polizei als
dem gab es erste Frauen im Polizeidienst.     strumentalisiert. Die Polizeibataillone          Vertreter der verhassten Obrigkeit. Die
In einem neuen Polizeirecht wurde gere-       111 und 131 wurden aufgestellt und zur           Rechten hingegen hoffieren die Polizei,
gelt, was die Polizei durfte und was          Bewachung der immer größer werden-               weil sie in ihren Fantasien für die Zeit
nicht. Die Polizei trat durchaus bereits      den Konzentrationslager und für „Säu-            nach der Machtübernahme in dem neu-
als „Freund und Helfer“ auf.                  berungen“ hinter der Front des Russ-             en Staat eine wichtige Rolle spielt.
   Während dieser Zeit gründete sich          land-Feldzugs eingesetzt. Polizeikolle-
der „Schrader-Verband“ unter dem              gen von ein und derselben Dienststelle
Vorsitzenden Ernst Schrader, eine erste       fanden sich in Konzentrationslagern               Demokratie ist akut gefährdet
demokratisch ausgerichtete Interessen-        wieder, die einen vor dem Zaun als
vertretung, die zunehmend einen ho-           Wachmannschaft und andere im Lager,                 Albrecht von Lucke, Politologe, Jurist
hen Organisationsgrad aufwies. Die            etwa weil sie dem Schrader-Verband an-           und Publizist (Blätter für deutsche und
Wahlerfolge der NSDAP leiteten jedoch         gehörten oder in der SPD aktiv waren.            internationale Politik) betonte zu Be-
                                                                                               ginn seiner beeindruckenden Rede die
                                                                                               doppelte Bedeutung des Titels der Ver-
                                                                                               anstaltung „Demokratie und Polizei –
                                                                                               wir brauchen einander“. Seiner Ansicht
                                                                                               nach ist es so, dass die Demokratie das
                                                                                               Gewaltmonopol einer starken rechts-
                                                                                               staatlichen Polizei braucht. Die Polizei
                                                                                               braucht im Umkehrschluss eine funktio-
                                                                                               nierende Demokratie.
                                                                                                  Gerade aktuell sei unsere Demokra-
                                                                                               tie in Deutschland sehr gefährdet. Aus-
                                                                                               führlich beschrieb er die Geschehnisse
                                                                                               in Thüringen und zitierte aus dem letz-
                                                                                               ten Buch von Björn Höcke, in dem da-
                                                                                               von die Rede sei, dass ein „Zuchtmeis-
                                                                                               ter“ den „Saustall“ aufräumen müsse.
                                                                                               Bei der Wahl der Mittel schreibt Höcke
                                                                                               von „wohltemperierter Grausamkeit“.
                                                                                               Höcke, der die Bewegung „PEGIDA“
„Das Grundgesetz bietet keinen Rundum-        IdP Jürgen Schmitt: „Ich habe eine hochkaräti-   als Vorfeldorganisation der AfD be-
schutz“. Dr. Lars Brocker war als Präsident   ge AG beauftragt, sich mit Werten, Rolle und     zeichne, sei eindeutig dem rechtsextre-
des Verfassungsgerichtshofs sehr gefragt.     Selbstverständnis der Polizei zu befassen.“      men Spektrum zuzuordnen.

                                                                                                         12 – 2019 Deutsche Polizei 9
LANDES JOURNAL DIE GDP WÜNSCHT EIN FROHES FEST UND ...
LANDES OURNAL
             J                      Rheinland-Pfalz

            VERANSTALTUNG DER GdP IN DER GEDENKSTÄTTE „KZ OSTHOFEN“
                                                                                               staltung: „Statt 70 hätte diese Veran-
                                                                                               staltung 700 Teilnehmende verdient“.
                                                                                               Mit der Zugehörigkeit zum DGB seit
                                                                                               1978 leiste die GdP einen wichtigen
                                                                                               Beitrag. Wie die Polizei in der Gesell-
                                                                                               schaft, so sei die GdP in der Gewerk-
                                                                                               schaftslandschaft ein wichtiger Faktor
                                                                                               für gesellschaftlichen Zusammenhalt,
                                                                                               Gerechtigkeit und Demokratie.

                                                                                                     Haltung verinnerlichen
                                                                                                  Der GdP-Landesvorsitzenden Sab-
                                                                                               rina Kunz, war es wichtig, auf die in-
                                                                                               nere Verfasstheit der Polizei hinzuwei-
                                                                                               sen: „Eine Organisation, die nach
                                                                                               außen für die Demokratie eintritt, kann
                                                                                               das nur glaubwürdig tun, wenn sie
                                                                                               auch nach innen demokratisch ver-
                                                                                               fasst ist.“ Gelebte Mitbestimmung und
                                                                                               Partizipation seien so gesehen auch
Das KZ Osthofen diente dazu, Angst zu verbreiten und die Bevölkerung zu spalten. Vorne der     eine gesellschaftspolitische Aufgabe.
Eingang zur Fabrikhalle, in der die Häftlinge untergebracht waren. An der Mauer hinten waren   Kunz betonte noch einmal die Bedeu-
die Latrinen, die von den jüdischen Gefangenen mit ihrem Essbesteck geleert werden mussten.    tung von Bildung: „Es geht darum,
                                                                                               Persönlichkeiten heranzubilden und
   Nach der Wahl zu den Landtagen in                                                           demokratische Haltung zu verinnerli-
Thüringen, Brandenburg und Sach-                          Dietmar Muscheid:                    chen.“
sen-Anhalt sei das alte bundesrepu-                                                               Ihr abschließendes Postulat: „Poli-
blikanische Parteiensystem deutlich                „Mit der Zugehörigkeit zum                  zistinnen und Polizisten leisten ihren
ins Wanken geraten. Von Luckes Ap-                DGB bekennt sich die GdP zur                 Eid auf die Verfassung. Niemals mehr
pell: Demokratie und       Rechtsstaat                                                         werden sie einen Eid auf einen Führer
müssen wehrhaft sein. Der Rechtsstaat             Einheitsgewerkschaft und zu                  ablegen.“
hat seiner Meinung nach die Schwie-                    gesellschaftlichem
rigkeit zu bewältigen, dass seine Fein-                 Zusammenhalt.“
de erst als solche behandelt werden                                                            Oliver Malchow mit klarer Kante
dürften, wenn sie vom Verfassungsge-
richt als Verfassungsfeinde anerkannt              Jürgen Schmitt, Inspekteur der Po-             Der GdP-Bundesvorsitzende Oliver
seien. Lucke: „Im Kern ist die parla-           lizei, zeigte sich höchst sensibel und         Malchow ging auf die jüngsten Ereig-
mentarische Demokratie per se eine              berichtete darüber, dass er als Vorsit-        nisse ein und erinnerte an die stehen-
Zumutung. Positiv gemeint: Es ist die           zender der „Kommission Innere Füh-             den Ovationen des GdP-Bundeskon-
Zumutung und das Versprechen, mit               rung“ den Auftrag erteilt habe, sich           gresses, als er selbst und andere Redner
verbundenen Armen gegen die eige-               mit Werten, Rolle und Selbstverständ-          sich klar von der AfD distanziert haben:
nen Feinde zu kämpfen.“                         nis der Polizei zu befassen.                   „Wir haben nichts zu reden mit einer
                                                   Der Vorsitzende des DGB-Bezirks             Partei, die in ihren Reihen Rassismus,
                                                Rheinland-Pfalz/Saarland,      Dietmar         Hass und Antisemitismus duldet.“
    Lösungsansätze diskutiert                   Muscheid, lobte die GdP für die Initia-                                       Steffi Loth
                                                tive zu der beeindruckenden Veran-                                         Bernd Becker
   In der Podiumsdiskussion kamen
neben den beiden Gastrednern Gäste              GdP-Bundesvositzender
zu Wort, die selbst Akteure an der              Oliver Malchow ließ auf seine
„Baustelle Demokratie“ sind.                    sachliche und doch ergrei-
   Der Präsident des Verfassungsge-             fende norddeutsche Art
richtshofs RP, Dr. Lars Brocker, erläu-         keinen Zweifel aufkommen:
terte umfassend die verfassungs-                Die GdP verteidigt die
rechtliche Situation. Die Mütter und            rechtsstaatliche Demokratie
Väter des Grundgesetzes hätten – wie            in aller Konsequenz gegen
schon der Artikel 1 zeige – aus der             rechtsextreme Bestrebun-
Weimarer Zeit gelernt, es bleibe aber           gen. Klar sei aber, dass die
eine politische Aufgabe, die Demo-              Polizei dabei auf die
kratie zu verteidigen. Und mit Refe-            Unterstützung aus der
rent Lucke war er sich einig: „Ohne             Politik angewiesen sei.
Rechtsstaat ist Demokratie nicht                DEMOKRATIE und POLIZEI
denkbar“.                                       – Wir brauchen einander!

10 12 – 2019 Deutsche Polizei
Rheinland-Pfalz
                              J
                  LANDES OURNAL
                                    Anzeige

                  12 – 2019 Deutsche Polizei 11
LANDES OURNAL
               J                       Rheinland-Pfalz

                  NACHRUF FÜR HORST VINHOVEN                                                           WIR GRATULIEREN
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          Gerecht und praktikabel                                                                              70 Jahre
     58 Jahre Mitgliedschaft und                                                                     Heinz Werner Aßmann,
  41 Jahre ehrenamtliches Engage-                                                                    KG PP/PD Koblenz
  ment. Unser langjähriges Ehrenmit-                                      Horst Vinhoven             Christoph Eiteneuer,
  glied Horst Vinhoven ist verstorben.                                    * 4. Mai 1947              KG Neuwied/Altenkirchen
                                                                           31. Oktober 2019         Rainer Willwerth,
     Erneut haben wir den Tod eines                                                                  KG PP/PD Koblenz
  langjährigen und engagierten Mit-                                                                  Nikolaus Atz,
  glieds zu beklagen. Horst Vinhoven                                                                 KG PD Trier
  ist am 31. Oktober 2019 im Alter von                                                               Ludwig Wiegand,
  72 Jahren verstorben. Sein Tod hat                – Polizei – bei der Bezirksregierung             KG PP Westpfalz
  uns in der Gewerkschaft der Polizei               Rheinhessen-Pfalz wirkte er als Er-
  landesweit sehr getroffen.                        satzmitglied bis zur Reform der Po-                        75 Jahre
     Horst war überzeugter Gewerk-                  lizeiorganisation im Jahr 1993 mit.
  schafter und Personalrat. In die                  Danach war er weiter im Gesamt-                  Klaus Peter Schmidt,
  GdP eingetreten ist er im Juni 1961.              personalrat des PP Mainz tätig.                  KG Ww/Rhein-Lahn
  Er begann im Jahr 1978 im Ehren-                     Getrieben von der Suche nach                  Egon Rupp,
  amt mit der Funktion des stellver-                der besten Lösung für die Kolle-                 KG Südpfalz
  tretenden Kreisgruppenvorsitzen-                  ginnen und Kollegen scheute er                   Erwin Dentgen,
  den Mainz-Bingen. Schon ein Jahr                  sich nicht vor intensiven und zeit-              KG PD Mayen
  später, nämlich im Januar 1979,                   raubenden Diskussionen bis spät                  Hans-Rainer Schiffmann,
  wurde er hier Kreisgruppenvorsit-                 in den Abend. Gerecht sollte es bei              KG PP ELT WSP
  zender. Zudem war er seit 1990                    ihm zugehen und praktikabel.
  stellvertretendes Mitglied im Fach-                  Nach der Reform übernahm Horst                          80 Jahre
  ausschuss Schutzpolizei. Dazu kam                 die Bezirksgruppe Mainz bis 2006
  seine Tätigkeit als Mitglied des                  und war somit auch im Landesvor-                 Otto Schöneberger,
  Kreisbeamtenausschuss des DGB.                    stand vertreten. Aufgrund seines                 KG PD Kaiserslautern
     Im Personalrat war Horst Vinho-                Engagements – 58 Jahren Mitglied-                Kurt Rüth,
  ven von 1980 bis 1987 Vorsitzender                schaft und 41 Jahre ehrenamtliche                KG PP/PD Koblenz
  des Personalrats beim Polizeiamt in               Gewerkschaftsarbeit – wurde er zum               Heinz Hebel,
  Bingen. Hiernach folgte eine Tätig-               Ehrenmitglied der GdP ernannt.                   KG Ww/Rhein-Lahn
  keit als Mitglied des örtlichen Per-                                                               Werner Bäres,
  sonalrats bei der Kreisverwaltung                 Ehrenmitglied bleibt er über den                 KG PP/PD Koblenz
  Mainz-Bingen. Auch eine Ebene                     Tod hinaus. Wir werden ihn in                    Albert Eipp,
  höher, beim Bezirkspersonalrat                    liebender Erinnerung bewahren.                   KG PD Worms
                                                                                                     Karl-Heinz Scherer,
                                                                                                     KG PP ELT Wittlich

                                                                                                               85 Jahre
      KG NEUWIED-AK HAT GEWÄHLT UND GEEHRT                                                           Hubert Lohner,
                                                                                                     KG PP/PD Koblenz
                                                                                                     Nikolaus Scheid,
                                                                                                     KG PP/PD Koblenz

                                                                                                               90 Jahre
                                                                                                     Günter Rothermel,
                                                                                                     KG PP Westpfalz

 Yannick Seibert bleibt Vorsitzender der KG Neuwied-Altenkirchen, unterstützt durch die
 Vertreter Sascha Brix und Katharina Szigeti. Sie bilden – zusammen mit Vertretern von allen
 Dienststellen – einen schlagkräftigen Vorstand. 25 Jahre in der GdP sind: Bettina Könemann,           WIR TRAUERN UM
 Oliver Ludwig, Thorsten Quadflieg, Roger Mayer und Sascha Weber. Für 40 Jahre werden
 geehrt: Ulrich Fischer, Michael Reinhardt, Bernd Hermes, Wilfried Schützeck, Jürgen Schäfer,            Daniela Fügen (44) und
 Christoph Frank und Bernd Becker. Bereits 50 Jahre dabei: Eberhard Rasbach, Albert Ersfeld,             Andreas Chladeck (37),
 Gerd Lichtenthäler, Christoph Eiteneuer und Rolf Niemeyer. Unser Foto zeigt – eingerahmt               Kreisgruppe PP/PD Mainz
 durch die Landesvorsitzende Sabrina Kunz und den KG-Vorsitzenden Yannick Seibert, die
 anwesenden Jubilare (v.l . n. r.): Bettina Könemann, Rolf Niemeyer, Albert Ersfeld, Christoph        Wir werden ihnen ein ehren-
 Eiteneuer und Bernd Becker                                                            Foto: Brix     des Andenken bewahren.

12 12 – 2019 Deutsche Polizei
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