Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern

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Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
Umbrüche
                gibb intern / Juni 2021
Das Magazin der Berufsfachschule Bern
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
Im Food Lab des GGZ unterrichtet der Fleischfach-
Lehrer Urs Bieri Lernende, die eine Zusatzlehre
absolvieren. Dieses Zimmer versinnbildlicht
Umbrüche und Veränderungen in der Ausstattung,
die zeit­gemässe Unterrichtsformen und modernen,
innovativen Fachunterricht ermöglichen.
Der Fotograf Alain Bucher hat die Lernenden
einen Nachmittag lang begleitet.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
gibb intern / Juni 2021 3

Editorial

                                  Veränderung zulassen
                                                                         Sonja Morgenegg-Marti, Direktorin gibb

                                                        bieten zu Wort und erzählen uns, wie sie mit Um­
                                                        brüchen umgehen. Ein Pfarrer umschreibt das Le­
                                                        ben als Fähigkeit, auf Veränderungen einzugehen
                                                        und sich anzupassen. Das Leben mutet uns immer
                                                        wieder Veränderungen zu, dabei kommen neue
                                                        ­Fähigkeiten der Bewältigung ans Licht, die unser
                                                         Selbstvertrauen stärken können.
                                                             Eine Professorin für Innovationsmanagement
                                                         zeigt auf, wie wir Menschen danach streben, Kon­
                                                         trolle über Ereignisse auszuüben, die unser Leben
                                                         beeinflussen, und dass dies bei grossen Umbrü­
                                                         chen, die von aussen kommen, oft nicht möglich
                                                         ist. Je mehr Selbstwirksamkeit wir aber erleben,
                                                         desto eher sind wir bereit, über neue Wege nach­
                                                         zudenken und diese aktiv zu gestalten, um unsere
                                                         Ziele doch noch zu erreichen.
                                                             Unsere Schulrätin und aktive Gewerkschafterin
                                                        beschreibt Umbrüche als Momente, in denen wir
                                                         mit anderen Betroffenen ein Gemeinschaftsgefühl
                                                         entwickeln und dieses einsetzen, um zusammen
Liebe Leserinnen und Leser                               etwas zu verändern.
Leben bedeutet Veränderung; nichts hat wirklich              Der Präsident des Gewerbeverbandes KMU
Bestand. Sind Menschen in einer Umbruchphase,            Stadt Bern ruft in Erinnerung, dass es an uns liegt,
verliert etwas Altes seine Gültigkeit und das Neue       in ­guten Zeiten vorzusorgen, um für Umbrüche
wirkt noch nicht. Umbruch bedeutet, Altes loszu­         und Unerwartetes bereit zu sein.
lassen und mit Vertrauen und Zuversicht das Neue             In weiteren Beiträgen erfahren Sie, was es für
zu erwarten. Das vergangene Jahr hat uns viele          die Lehrpersonen und Lernenden bedeutete, ab­
­Umbrüche gebracht, allen voran die Corona-Pan­          rupt auf Fernunterricht umzusteigen und sich der
 demie. Fast über Nacht mussten Schulen und Ge­          neuen Situation anzupassen. Der grosse Umbruch
 schäfte geschlossen werden, die Arbeit vieler Men­      der Pandemie wird nicht der letzte sein, der uns
 schen verlagerte sich ins Homeoffice, das kulturelle    ­herausfordert, man denke nur an grosse Gesell­
 Leben kam zum Stillstand.                                schaftsthemen wie den Klimawandel, die Digitali­
    Neben solch einschneidenden Umbrüchen gibt            sierung und die Globalisierung. Wir sind aufgefor­
 es auch andere Momente im Leben, die einen gros­         dert, in unserem Denken und Handeln beweglich
 sen Umbruch bedeuten können: der Wechsel des             zu bleiben und die Herausforderungen konstruktiv
 Berufes, die Geburt eines Kindes, die Pensionierung      zu meistern.
 oder der Tod einer nahestehenden Person.                    Umbrüche tragen die Chance zu einer Verbes­
    In dieser Ausgabe des gibb intern-Magazins            serung der bestehenden Situation in sich. Entschei­
 ­kommen Menschen aus verschiedenen Fachge­               dend ist, ob und wie wir uns ihnen stellen.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
4 gibb intern / Juni 2021

                            Inhalt

                            Gut zu wissen                                          Impressum

                                                                                   gibb intern
                             5 Qualitätsentwicklung an der gibb
                                                                                   Magazin der Berufsfachschule Bern
                               Hans Hofer
                             5 Projektstart «Diversity Management»                 Herausgeberin
                               Meret Bürki und Olivier Hirschi                     gibb Berufsfachschule Bern
                             6 Neue Mitarbeitende und neue Mensabetreiber          Lorrainestrasse 1
                               Marika Schneider, Stefan Lüscher, Nicole Heynen,    Postfach 248
                               Stefan Hofer, Nicole Michel, Daniel Fuchs,          3000 Bern 22
                               Prima Luna, ZFV-Unternehmungen                      Telefon 031 335 91 11
                                                                                   Fax 031 335 91 60
                                                                                   direktion@gibb.ch
                            Niklaus Gerber
                                                                                   Redaktionsteam
                            10 «Credos und Metaphern haben mich geleitet»          Sonja Morgenegg-Marti
                               Niklaus Gerber                                      Hans Hofer
                            13 Zukunftsorientiertes Wirken                         Sabine Beyeler
                               Sonja Morgenegg-Marti                               Bernhard Roten

                                                                                   Grafik und Layout
                            Umbrüche                                               www.kommapr.ch
                                                                                   www.eigenartlayout.ch
                            15 Die Überzeugung, die Menschen                       Umsetzung
                               veränderungsfähig macht                             www.bueroz.ch
                               Ina Goller
                            17 Gesund bleiben in den Umbrüchen und Veränderungen   Fotografie
                               unserer Zeit – von den Problemen zu den Aufgaben    Alain Bucher, Bern
                               Alex Kurz                                           Die Fotografien entstanden im
                            18 Neues Denken mit bewährten Werten                   Food Lab des GGZ. Wir danken Urs
                               Thomas Balmer                                       Bieri, Michael Ramseier, Muharem
                            20 Veränderung durch Gemeinschaft                      Musagic und der besuchten Klasse
                               Muriel Zürcher Bolettieri                           für die Gastfreundschaft.
                            24 Liebgewonnenes pflegen und Neues wachsen lassen
                               Tvrtko Brzović                                      Ayse Yavas (Seite 3)
                            25 Abwechslung und Neugier
                                                                                   Christoph Sidler (Seite 7, rechts)
                               Fabienne Deppeler
                            25 Neophobie?                                          Weitere Fotos wurden von
                               Kilian Gertschen                                    den Autorinnen und Autoren
                            26 Vernunftbegabte Wesen denken um                     zur Ver­fügung gestellt.
                               Franz Heini                                         Wir danken dafür.
                            27 Verändertes Lehren und Lernen
                                                                                   Druck
                               Cornelia Gerber und Andy Bula
                                                                                   Ast & Fischer AG, Wabern
                            28 Aus der Komfortzone gerissen
                               Kay Baumann                                         Juni 2021
                            29 Gemeinsam unterwegs sein
                               Theresa Amstutz
                            31 Schutzmaske und Noten im Sportunterricht
                               Stephan Sailer
                            34 Miniaturen

                            Atem holen

                            42 Musik gibt mir gute Energie
                               und schüttelt die schlechte weg
                               Bruno Graf
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gibb intern / Juni 2021 5

                                          Gut zu wissen

                                           Qualitätsentwicklung                             Vom Qualitätssystem                    Dabei wird unterschieden zwi­
                                           an der gibb                                      zur Qualitätskultur                    schen dem Individualfeedback
                                           Von EFQM zu Q2E                                  Wie die Abbildung links zeigt,         (persönliche Qualitätsentwick­
                                                                                            steht die Qualitätskultur der          lung) und der Evaluation (Quali­
                                             Wie im letzten gibb intern be­                 Schule im Zentrum des neuen            tätsentwicklung der Schule, an
                                           reits angekündigt, wechselt die                  Systems Q2E. Das bedeutet,             der gibb hauptsächlich auf Ab­
                                           gibb ihr QE-System von EFQM                      dass der Schwerpunkt nicht             teilungs-/Bereichsebene oder
                                           zu Q2E. Die Planung der Über­                    mehr auf dem Qualitätssystem,          der Ebene Fachgruppe/Berufs­
                                           führung ist abgeschlossen,                       sondern auf der Qualitätskultur        gruppe/Team). Konkretere Infor­
                                           bald wird das überarbeitete                      liegt. Q2E ist nur der Rahmen,         mationen zur Umsetzung gibt
                                           ­QE-Konzept genehmigt, das die                   in dem wir unsere gibb-Quali­          es in Veranstaltungen der Ab­
                                            Eckpunkte der neuen Qualitäts­                  tätskultur leben, verstehen und        teilungen und Bereiche.
                                            entwicklung enthält. Ich gehe                   weiterentwickeln. Wenn wir ge­
                                            deshalb an dieser Stelle nicht                  meinsam unsere gibb-Qualitäts­         Hans Hofer, stv. Direktor
                                            auf alle Details des neuen                      kultur leben, ­brauchen wir uns
                                            ­Modells ein, sondern greife die                um die Anforderungen eines
                                             Hauptveränderung heraus.                       ­Zertifikats viel weniger Gedan­
                                                                                             ken zu machen. Der Wechsel
                                                                                             ist also nicht in ­erster Linie ein   Projektstart
                                                                                             Systemwechsel, sondern ein            «Diversity Management»
                                                                                             Wechsel vom technischen               Wir sind anders!
                                                                                             ­Aspekt eines Qualitätsmanage­        Wir sind divers!
                                                                                              ments zu einem gestaltenden,
                                                                                              verantwortungsvollen Umgang          Die gibb beherbergt eine multi­
                                                                                              mit der Qualitätskultur unserer      kulturelle Gemeinschaft, was
                                                                                              Schule.                              viele Chancen, aber auch Stolper­
                          Individualfeedback und persönliche                                                                       steine im täglichen Umgang mit­
                                 Qualitätsentwicklung                                       Was bedeutet das für die gibb?         einander bietet. Um dieser Tat­
                                                                                            Das 360°-Feedback bleibt ein           sache in gewinnbringender und
Selbstevaluation und Qualitäts-

                                                                                            wichtiges Instrument für alle          respektvoller Weise zu begeg­
                                                                 Steuerung der Q-Prozesse
    entwicklung der Schule

                                                                   durch die Schulleitung

                                                                                            Mitarbeitenden der gibb. Der           nen, wurde im November 2020
                                                                                            ­Gestaltungsspielraum wird aber        das Projekt «Diversity Manage­
                                                                                             erhöht. Es wird nicht mehr vor­       ment» gestartet. Seither befasst
                                       Qualitätskultur                                       geschrieben, welches Instru­          sich eine Projektgruppe, beste­
                                                                                             ment des 360°-Feedbacks zu            hend aus elf Mitgliedern aus allen
                                                                                             welchem Zeitpunkt angewendet          Abteilungen, mit den verschiede­
                                                                                             werden soll, das 360°-Feedback        nen Aspekten der Diversität.
                                                                                             soll vielmehr als Auswahl von            Die wichtigsten Ausprägun­
                                                                                             möglichen Instrumenten dienen.        gen sind dabei Alter, Geschlecht,
                                                                                             Im Zentrum steht nicht das            Ethnie, Religion, sexuelle Orien­
                                  Externe Schulevaluation
                                                                                             ­Instrument, sondern die Frage­       tierung sowie physische und
                                     (Fremdevaluation)
                                                                                              stellungen der Einzelpersonen,       psychische Voraussetzungen –
                                                                                              eines Teams/Bereichs oder            alles Persönlichkeitsaspekte, die
                                                                                              ­einer Abteilung, die mit Hilfe      wir selbst kaum oder gar nicht
                                                                                               der Instrumente des 360°-Feed­      beeinflussen können.
                                                                                               backs oder anderer Evaluations­        Die Ziele dieses Projekts sind
                                  Zertifizierung (freiwillig)
                                                                                               instrumente bearbeitet werden.      vielfältig: Einerseits will die gibb
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
6 gibb intern / Juni 2021

                            als grösste Berufsschule eine       Ich erlebe die gibb als lebendige
                            Vorreiterrolle einnehmen und den    und motivierte Schule mit sehr
                            Begriff «Diversity» positiv be­     hilfsbereiten und freundlichen
                            setzen. Andererseits sollen Mit­    Mitarbeitenden. Von Beginn an
                            arbeitende wie Lernende dafür       fühlte ich mich wohl und will­
                            sensibilisiert werden, unbewusste   kommen. Merci! Ich möchte
                            Denk- und Handlungsmuster zu        nach und nach möglichst viele
                            revidieren. Geplant sind bis Ende   persönlich kennenlernen und
                            Schuljahr 21/22 Aktionen zur        freue mich auf eine gute Zusam­
                            Sensibilisierung, Weiterbildungs­   menarbeit.
                            angebote für Lehrpersonen und            Nach dem Abschluss als
                            eine Einbindung des Themas          Kauffrau öffentlicher Verkehr
                            im Unterricht. Nach Abschluss       ­habe ich die ersten Berufserfah­        Neuer stv. Abteilungsleiter AVK
                            des Projekts im Sommer 2022          rungen bei der BLS AG gemacht.          Bauen und bewegen:
                            soll eine neue Fachstelle DiM        Drei Jahre war ich als Matrosin
                            (Diversity Management) das           und Kassierin auf dem Thuner­            Damit ist beinahe alles gesagt.
                            Thema weiterbetreuen.                see im Einsatz. Um meine kauf­           Diese ­beiden B begleiten mich in
                                                                 männischen Erfahrungen zu                Beruf und Privatleben.
                            Meret Bürki und Olivier Hirschi,     ­erweitern, wechselte ich im Ok­             Mit meiner Frau, unserer
                            Co-Projektleitung DiM                 tober 2017 zum MBA als Sach­            Tochter und unseren beiden Bu­
                                                                  bearbeiterin im Fachbereich             ben sind wir zu Hause perma­
                                                                  Qualifikationsverfahren. Das dort       nent in Bewegung. Die drei Kids
                                                                  gesammelte Wissen im Bereich            halten uns auf Trab und machen
                                                                  der Berufs­bildung ist für meine        uns grosse Freude. Mit ihnen
                                                                  jetzige ­Arbeit sehr hilfreich. Im      Neues entdecken, sich in der
                                                                  Oktober 2020 konnte ich die be­         ­Natur bewegen, an Dampfloko­
                                                                  rufsbegleitende Weiterbildung            motiven bauen, ist für mich eine
                                                                  zur Direktions­assistentin erfolg­       Passion. In der LEGO-Technik
                                                                  reich abschlies­sen.                    Lösungen finden, mit dem Renn­
                                                                     Mein Zuhause liegt im schö­          rad oder laufend unterwegs
                                                                  nen Breitsch. Den Ausgleich zur         sein, hin und wieder wettkampf­
                                                                  Arbeit finde ich beim Crossfit-         mässig, und mich dabei immer
                                                                  Training, beim Kochen und auf           wieder neu herauszufordern,
                                                                  dem Camping in Avenches.                macht Spass und gibt Zufrieden­
                            Neue Direktionssekretärin             Ich geniesse es sehr, Zeit mit          heit gleichermassen.
                            Auf gute Zusammen­                    meiner Familie und Freunden                 Als Klassenlehrer an der Vor­
                                                                  zu verbringen.                           lehre und als Abteilungsleiter
                            arbeit!                                                                        Stellvertreter AVK sind für mich
                            Der 1. Februar 2021 war mein        Marika Schneider, Direktionssekretärin     an der gibb bauen und bewegen
                            Starttag als Direktionssekretärin                                              ebenfalls Triebfedern.
                            der gibb. Seither vergeht kein                                                    Mit Esther Gygax und dem
                            Tag wie der andere – die viel­                                                 ambitionierten und motivierten
                            fältigen Aufgaben machen meine                                                 Sekretariat und AVK-Team, bin
                            neue Arbeit sehr interessant.                                                ich sehr daran interessiert, im
                                                                                                         Kerngeschäft der Schule und in
                                                                                                         der Ausrichtung auf die Zukunft
                                                                                                         Bausteine zu setzen, die ein
                                                                                                         ­gutes Fundament für die Zu­
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
gibb intern / Juni 2021 7

sammenarbeit bilden sowie die          Nach meiner kaufmännischen
Ausbildung der Lernenden för­          Ausbildung in einer Anwalts-
dern und optimieren.                   und Notariatskanzlei in Brig bin
     Ich freue mich darauf, auch in    ich der Branche noch ein paar
meiner neuen Funktion, meinen          Jahre treu geblieben, bevor ich
Teil zu einer guten Atmosphäre         in den Innendienst einer Ver­
an der AVK und der gibb bei­           sicherungsgesellschaft gewech­
zutragen und an der Umsetzung          selt habe. Nach acht Jahren bei
aktueller Aufgaben und neuer           der National Versicherung und
Ideen mitzuwirken, um damit            einer längeren Auszeit in Austra­
­etwas bewegen zu können.              lien habe ich mich dazu ent­
     Bauen und bewegen, damit          schieden, mich im Bereich
 ist alles gesagt!                    ­Personalarbeit weiterzubilden.        Neuer Leiter Zentrale Dienst
                                       2008 durfte ich eine Stelle als       Imkern als Ausgleich
Stefan Lüscher,                        HR-Fachfrau beim Amt für Land­
stv. Abteilungsleiter AVK              wirtschaft und Natur des Kan­         Nach über sieben Jahren an der
                                       tons Bern (LANAT) antreten und        gibb als Hausdienstleiter im
                                       habe zeitgleich die Ausbildung        Hauptgebäude und Lehrhalle be­
                                       zur HR-Fachfrau mit eidg. FA          gann am 1. Mai ein neues ­Kapitel
                                       ­gemacht. Während fast zwölf          auf meinem beruflichen Weg.
                                        Jahren beim LANAT konnte ich                 Nach der Lehre als Zimmer­
                                        wertvolle Berufserfahrungen          mann bildete ich mich zum
                                        sammeln.                             ­Vorarbeiter weiter. Meine weitere
                                            2010 habe ich vom «Güete          berufliche Tätigkeit als Dorf­
                                        Tag wohl» zum «Grüessech»             schulhauswart in meiner Wohn­
                                        ­gewechselt und bin mit meinem        gemeinde motivierte mich dazu,
                                         Mann vom Wallis ins Bernbiet         die Ausbildung zum Hauswart
                                         gezogen. Mit unseren beiden          zu absolvieren. Als Hausdienst­
                                         Kindern wohnen wir in Kaufdorf       leiter an der gibb absolvierte
                                         im Gürbetal.                         ich das eidg. Diplom Leiter in
 Neue Mitarbeiterin in der                  Ich freue mich auf die weitere    ­Facility Management.
­Personaladministration                  Zusammenarbeit und hoffe, den               Ich lebe mit meiner Frau
Vom Wallis über                          einen oder die andere nach der        und unseren zwei Töchtern im
                                         Homeoffice-Pflicht persönlich         ländlichen Walkringen. Den
­Australien ins Bernbiet                 kennenzulernen.                       ­Arbeitsweg bestreite ich im
 Im Januar 2021 durfte ich meine                                                ­Sommer meistens mit meinem
 neue Stelle in der Personal­         Nicole Heynen, Personalassistentin         Fahrrad; das gibt mir einen
 administration der gibb antreten.                                               ­guten Break vom Arbeitsplatz
 Ohne herzhaften Händedruck,                                                      zum Privatleben.
 dafür mit Abstand und Maske,                                                        In meiner Freizeit bin ich oft
 wurde ich herzlich ins gibb-Team                                                 mit meiner Familie in der Natur
aufgenommen.                                                                      unterwegs, auf der Skipiste
    Ich unterstütze die Leiterin                                                  oder im Sommer auf dem Bike.
­Personaladministration in admi­                                                  Vor zwölf Jahren habe ich mit
 nistrativen Angelegenheiten und                                                  Imkern begonnen, seit dieser
 bin für die Gehaltsauszahlung                                                    Zeit befasse ich mich mehr mit
 der Dozierenden der HBB verant­                                                  der Natur und ihren unterschied­
 wortlich.                                                                        lichen Zyklen, die uns die Jahres­
                                                                                  zeiten zeigen.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
8 gibb intern / Juni 2021

                            Mit Freude habe ich die neue            Von 1997 bis 2000 habe ich             Erfahrungen in der IT- Branche
                            Herausforderung angetreten und          ­bereits meine Kaufmännische           sammelte ich bei meinen bis­
                            bin motiviert mit dem ganzen             Lehre an der gibb absolviert und      herigen Arbeitgebern in ver­
                            Hausdienst-Team einen wichti­            war von 2001 bis 2008 in der          schiedenen Tätigkeiten. Dazu
                            gen Beitrag im gibb-­Geschehen           IET als Sekretariatsleiterin tätig.   gehörte ICT-Produktionsplaner
                            zu leisten.                                    Zwischen 2008 und 2020          SAP, Service Desk, Computer-
                                                                     konnte ich wertvolle Berufs­          Operator auf Grossrechner.
                            Stefan Hofer, Leiter Zentrale Dienste    erfahrungen in verschiedensten            Ebenso war ich im Bereich
                                                                     Firmen und Institutionen              Unfallanalysen/Statistiken von
                                                                     ­sammeln. Es macht mir Freude,        Verkehrsunfällen tätig.
                                                                      ­diese Erfahrungen nun an der            Bei Bedarf programmiere
                                                                       gibb anzuwenden und wieder          ich gerne mit VBA und finde es
                                                                       Neues dazuzulernen. Ich freue       spannend, wenn man mit relativ
                                                                       mich auf viele spannende            kleinem Aufwand Abläufe auto­
                                                                       ­Begegnungen und eine gute          matisieren und vereinfachen
                                                                        ­Zusammenarbeit – sei es am        kann.
                                                                         Empfang oder am Telefon.              In meiner Freizeit dreht sich
                                                                                                           neben meiner Familie alles um
                                                                    Nicole Michel, Sekretariatsleiterin    die Musik. Hier kann ich mich
                                                                    Empfang/Telefonzentrale                kreativ betätigen. Ich spiele
                                                                                                           ­S ynthesizer, Gitarre, E-Bass und
                                                                                                            Theremin. Nebst Musiker bin ich
                             Neue Sekretariatsleiterin                                                      noch als Komponist, Produzent,
                            ­Empfang/Telefonzentrale                                                        Audio- Engineer und Sound­
                            Vielseitigkeit und                                                              designer tätig.
                                                                                                               Gelegentlich verbringe ich
                            ­Abwechslung                                                                    meine Freizeit auf einer Alp, wo
                            Ich wohne in Boll, bin verheiratet                                              ich ohne Internet und Technik
                            und Mutter von zwei Kindern                                                     auskomme. Dafür werde ich mit
                            (2013 und 2015). Seit November                                                  unberührter Natur belohnt, die
                            2020 arbeite ich (wieder) an                                                    ich entsprechend geniesse und
                            der gibb mit einem Pensum von                                                   wo ich neue Energie tanken kann.
                            40 Prozent, jeweils donnerstags
                            und freitags.                                                                  Daniel Fuchs, Teamleiter Service Desk
                                Meine Hauptaufgaben sind            Neuer Teamleiter Service Desk
                            die Bedienung/Betreuung des             In unberührter Natur
                            Empfangs und der Telefonzent­
                            rale Hauptgebäude, die Postver­
                                                                    Energie tanken
                            teilung, die Material­ausgabe/          Mein Leben ist die Informatik
                            -bestellungen und die Parkplatz­        und ich lasse mich gerne für
                            bewirtschaftung. An dieser Dreh­        ­innovative Techniken begeistern.
                            scheibenfunktion ­gefallen mir           Diese Konstellation und die da­
                            die Vielseitigkeit, die Abwechs­         raus resultierenden Fortschritte
                            lung und der Kundenkontakt.              treiben meinen persönlichen
                                                                     Motivationsmotor stetig an.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
gibb intern / Juni 2021 9

Neue Mensabetreiber im
Schulhaus Steigerhubel
Vielfältiges Angebot
  Seit August 2021 betreibt das
  Restaurant Prima Luna die
  ­Cafeteria im Schulhaus Steiger­
   hubel der GDL. Sie heisst «Cafe­
   teria Cielo» und vor Ort sorgt
   Krishna (Ambalavanar Kathirga­
   mananthan) als Betriebsleiter
   für das leibliche Wohl.
       Angeboten werden von
   ­Montag bis Donnerstag jeweils
    zwei Menüs, die vom Küchen­       Neues Mensa-Team im uno,           Wir, das sind: Betriebsleiter
    team im Prima Luna zubereitet     ­five und Viktoria                 Sven Stettler (links) und Küchen­
    werden. Weiter hat es Sand­       Liebe zum Detail                   chef Claudio Dini. Die Eckdaten
    wiches, Getränke, Backwaren,                                         zu den Namen: Sven Stettler,
    Snacks und natürlich Kaffee.      Ihr neuer Gastronomiepartner       2009 Lehre als Koch in Steffis­
       Wir möchten auch ausserhalb    an der gibb stellt sich vor: Die   burg; 2017 Einstieg beim ZFV
    der Öffnungszeiten das Angebot    ZFV-Unternehmungen, 1894 ge­       als ­Cateringleiter und Stv. Be­
    ausbauen und haben deshalb        gründet, sind eines der grössten   triebsleiter der Mensen der Uni­
    drei Snack- und Getränkeauto­     Schweizer Gastronomieunter­        versität Bern; seit 2021 Betriebs­
maten im Haus platziert.              nehmen. Wir nehmen unsere          leiter an der gibb. Claudio Dini:
       Sobald die Corona-Situation    Verantwortung für Nachhaltig­      2003 Lehre als Koch in Bern;
sich etwas gelegt hat, bietet         keit wahr und setzen uns dafür     mehrere Jahre in der Gourmet­
das Prima-Luna-Team auch              ein, uns sowohl in ökonomischen    küche tätig; ab 2018 als ZFV-Be­
­Caterings für Apéros, Pausen­        als auch sozialen und ökologi­     triebsleiter im Dällebach bei der
 verpflegung und Feiern an, die       schen Aspekten laufend zu ver­     Helsana; seit 2021 Küchenchef
 ­individuell auf die Bedürfnisse     bessern. Eine gesunde und ab­      an der gibb.
  zugeschnitten werden können.        wechslungsreiche Verpflegung           Wir freuen uns, den Weg hier
                                      ist uns wichtig. Für eine trans­   an der gibb gemeinsam zu gehen,
Heissam Serage,                       parente Menü-Kommunikation         danken allen für den herzlichen
Geschäftsführer Prima Luna GmbH       werden unsere Mahlzeiten neben     Empfang und freuen uns darauf,
                                      der Auszeichnung von Allerge­      Sie bewirten zu können.
                                      nen und Nährwerten auch mit
                                      dem Menü-Nachhaltigkeits-­         Sven Stettler, Betriebsleiter ZFV
                                      Index (MNI) bewertet.
                                          An den drei gibb-Standorten
                                      bieten wir ein täglich wechseln­
                                      des Menü und ein Wochenmenü
                                      an; zudem gibt es eine grosse
                                      Auswahl an Snacks. Wir kochen
                                      saisonal, regional und mit viel
                                      Liebe zum Detail.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 Das Magazin der Berufsfachschule Bern
10 gibb intern / Juni 2021

                             Abschiedsgruss

                                                         «Credos und Metaphern
                                                            haben mich geleitet»
                                                                                                         Niklaus Gerber, ­Abteilungsleiter MTB

                             Erschöpft und ausgelaugt. So war der Zustand            – Vorgeher statt Vorsteher
                             ­meines Vaters, als er in Pension ging. Fast 50 Jahre     Während des ersten Amtsjahres machte ich
                              in einer Fabrik an einer Druckmaschine, Pa­pier­         1995 an einer Fussgängerampel in Berlin eine
                              staub einatmend und Bleibuchstaben zu Wörtern            Entdeckung: den Steher und den Geher. Das
                              formend, setzten seiner Lunge zu. Und um sie zu­         ­rote Männchen wartete, das grüne lief. Die «Er­
                              sätzlich herauszufordern, rauchte er. Die Jahre           leuchtung» meinerseits war folgende: Ich will
                              im Ruhestand verdankte er dem Sauerstoff. Er              aktiv und dynamisch unterwegs sein, agieren
                              ­wurde 86-jährig. Nun stehe ich an der Schwelle           statt reagieren. Dabei erwartete ich von mir,
                               des 3. Lebensabschnittes. Ich fühle ich mich ge­         stets vorausschauend zu wirken, um frühzeitig
                               sund und voller Ideen. Dafür bin ich glücklich und       Weichen stellen zu können. Das Vorausschauen
                               dankbar.                                                 bot mir Freiheitsgrade und ermöglichte Krea­
                                                                                        tivität. Ich schrieb mir deshalb die Rolle des Ab­
                             Rückblick auf eine lange Zeit – oder:                      teilungsvorgehers zu.
                             vor dem Umbruch                                         – Ein Würfel statt ein Ball sein.
                             Meine Lehrtätigkeit begann 1976 an der Privat­             Dass ich Ecken und Kanten habe, ist mir be­
                             schule Feusi. Dann folgte die Technische Fach­             wusst. Wenn man «dran stüpfte», hat man das
                             schule Bern – die frühere «Lädere» – und schliess­         gemerkt. Ein Trost war mir die Tatsache, dass
                             lich die gibb. 1994 – vor 27 Jahren – wurde ich zum        der Würfel sich nicht wie ein Ball bewegen lässt,
                             Leiter der Abteilung für Mechanisch-Technische             sondern stehen bleibt. Ich schätze aufrichtige,
                             Berufe (MTB) gewählt. Ein Kollege sagte mir kürz­          offene, integre, mutige und sachlich-kritische
                             lich zum Vergleich mit meinem Vater, dass ich halt         Menschen. Vor allem auch solche, die den Mut
                             ein «Büro-Gummi» gewesen sei. – Nun denn, mit              haben zu widersprechen, wenn es angezeigt ist.
                             dem kann ich leben.                                        In der Eigenschaft des Widerspruchs liegt die
                                 Mit dem Rückblick ziehe ich Bilanz über ein Vier­      Stärke der Zusammenarbeit und der Weiter­
                             teljahrhundert. Es fühlt sich dabei an, als würde          entwicklung einer Gemeinschaft. Damit sage
                             ich einen langen Film anschauen. Darin beobachte           ich auch, was ich nicht mag und was mir Mühe
                             ich, dass ich mich während der Tätigkeit als Ab­           bereitet und zu viel Energie kostet. In solchen,
                             teilungsleiter von einer guten Handvoll Credos oder        glücklicherweise seltenen, Situationen kam
                             Metaphern leiten liess. Sie haben mir stets viel be­       mein Würfel zum Vorschein.
                             deutet und waren Orientierungshilfen. Wenn ich an       – 90 Prozent des Erfolges ist Vorbereitung
                             dieser Stelle darauf eingehe, dann vielleicht auch         Wem sage ich das? Lehrpersonen und Dozie­
                             mit dem Wunsch, bei der einen Leserin oder beim            rende sind Expertinnen und Experten rund um
                             andern Leser das Sinnieren anzuregen.                      den Unterricht. Sie kennen den Unterschied
gibb intern / Juni 2021 11

                                                                     Niklaus Gerber,
                                                                     wie wir ihn alle kennen.

  z­ wischen einer schlecht und einer gut vorberei­     Bemühen, beispielweise bei Projekten den Voll­
   teten Unterrichtslektion. Im ersten Fall spürt       mond und nicht nur die eine lichterfüllte Hälfte
   man persönliche Unzufriedenheit, im zweiten          zu sehen, war mir stets ein grosses Anliegen.
   Fall Freude und Genugtuung. Diese Betrachtung      – Das Mensch-Technik-Organisations-Konzept
   im Kleinen deckt sich auch mit grösseren Vor­        (MTO)
   haben. Noch vor meiner Zeit an der gibb blieb in     All unsere Berufe und Weiterbildungen werden
   mir Folgendes hängen: «Planung ist die geistige      von der technologischen Entwicklung durch­
   Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse».                 drungen. Das zeigt sich beispielsweise am
– Die dunkle Seite des Mondes                           ­Inhalt der Bildungspläne und insbesondere an
   «Nur was zu Ende gedacht ist, bringt auch ein         der Digitalisierung. Letztere betrifft auch die
   Ergebnis.» Das Zitat wird Napoleon Bonaparte          ­Gesellschaft. Ohne Smartphone, Notebook etc.
   zugeschrieben. Man findet es in vielen Berei­          geht nichts mehr. Für uns als Bildungsinstitution
   chen, wo es um Ganzheitlichkeit geht. Wir alle         bedeutet dies – und hierfür steht das MTO-­
   kennen das japanische Wort «kai-zen», vom              Konzept – Folgendes: Bei jeder technologischen
   ­Guten zum Besseren. Oder das PDCA-Prinzip             Innovation braucht es die Qualifizierung der
    des Amerikaners Deming: planen (plan) – tun           Menschen, die damit arbeiten müssen. Und es
    (do) – überprüfen (check) – umsetzen (act). Das       braucht immer auch eine kritische Prüfung der
12 gibb intern / Juni 2021

                                Aufbau- und Ablauforganisation. Das Dreibein         druckt. Sie hat die Eisberge – im Gegensatz zur
                                steht nur dann stabil, wenn alle drei Beine gleich   ­Titanic – stets frühzeitig erkannt und klug um­
                                lang sind. Fokussiert auf den Unterricht heisst       schifft. Und wenn etwas nicht entscheidungsreif
                                dies, dass alle Technik nichts fruchtet, wenn         war, dann hat sie eine weitere Runde empfohlen
                                sie nicht in ein organisatorisches, didaktisches      und eingeleitet.
                                und pädagogisches Gesamtarrangement ein­
                                gebettet ist.                                        Einhalt – oder: an der Nahtstelle des Umbruchs
                             – HAG: Hinschauen – Ansprechen – Grenzen setzen.        Die Situation rund um die Grundbildungen an der
                                Wer erinnert sich noch an diese Trias? Sie war       MTB hat sich in den letzten zwei Dekaden stark
                                mir immer ein grosses Anliegen. Insbesondere         ­verändert. Berufe wurden politisch weggezügelt
                                in der Arbeit mit unseren jungen Menschen und         oder es gab eine zahlenmässige Schrumpfung. Mit
                                künftigen Berufsleuten gehörte HAG für mich           den rund 1000 Lernenden steht heute eine kleine
                                zu einer pädagogischen Kernaufgabe. Es ent­           Or­ganisationseinheit da. Ab dem 1.8.2021 wird es
                                spricht meiner tiefen Überzeugung, dass junge         die Abteilung MTB auf dem gibb-Organigramm
                                Menschen in der anspruchsvollen Phase der             nicht mehr geben. Die Fusion mit der Abteilung GDL
                                Adoleszenz dankbar sind, wenn man sich um             ist im Gange; die neue Abteilung DMG (Dienst­
                                sie kümmert.                                          leistung, Mobilität und Gastronomie) am Werden.
                             Als Mitglied der Schulleitung durfte ich mithelfen,      Für mich bedeutet es loslassen, verbunden jedoch
                             die grösste Berufsfachschule der Schweiz zu steu­        mit ­Freude, dass wir gemeinsam zur besten Lö­
                             ern. Im vergangenen Vierteljahrhundert waren es          sung für die Zukunft gelangt sind. Die MTB mit
                             rund 1000 Schulleitungskonferenzen (SLK), die            ­ihrer wertvollen Mitgift in die DMG zu integrieren,
                             ich besucht habe. Gleichzeitig mit dem Start von          erfüllt mich mit Genugtuung.
                             Sonja Morgenegg-Marti als Direktorin im Jahre
                             2013 ging es auf einen Wendepunkt von der alten         Ausblick auf die kommende Zeit – oder:
                             zur neuen Schulleitung zu. In den Abteilungen           nach dem Umbruch
                             AVK, BMS, BAU, GDL, IET und im Direktorium              Der Übergang in den dritten Lebensabschnitt wird
                             gab es neue Köpfe. Dazu kam auch die Informatik.        ein Umbruch sein. Wenn dem nicht so wäre, würde
                                                                                     etwas nicht stimmen. Die lange Zeit an der gibb
                                                                                     war für mich eine Lebensbereicherung mit vielen
                                                                                     Höhen und wenig Tiefen. Die Vielfalt der Aufgaben,
                             «Der Übergang in den dritten Lebens-                    die Abwechslung, die Gestaltungsfreiheit – stets
                             abschnitt wird ein Umbruch sein.                        verbunden mit Menschen inner- und ausserhalb
                                                                                     der gibb – waren Dinge, die spannend und sehr
                             Wenn dem nicht so wäre, würde etwas                     ­befriedigend waren.
                             nicht stimmen.»                                               Nun wartet meine grösser werdende Familie –
                                                                                     zwischenzeitlich bin ich fünffacher Grosspapa –
                                                                                     auf mich. Schon seit der Geburt unseres ersten
                                                                                     Enkels bin ich gemeinsam mit meiner Frau mit
                             Als Zweitletzter der alten Garde gehe ich jetzt in       ­wöchentlichem Hüten bereichert. Dann warten die
                             den Ruhestand. Peter Chopard als wichtige Dreh­           Berge. Ich freue mich auf schöne und anspruchs­
                             scheibe in der Administration wird dann zum Se­           volle Touren, für die ich bisher zu wenig Zeit hatte.
                             nior in diesem Gremium.                                   Das neue Gravel-Bike auf den Camper laden, in
                                 Mit Sonja ist die gibb demokratischer gewor­          ­eine schöne Gegend zu fahren, dort eine Runde
                             den. Das zeigte sich insbesondere im langen und            zu drehen und dann irgendwo einzukehren, gehört
                             anspruchsvollen Organisationsentwicklungs-Pro­             auch zu den Plänen. Für das Lesen, Malen und
                             zess, der hinter uns liegt und der zur Fusion der          Schreiben, aber auch für das Kochen und Genies­
                             ­beiden Abteilungen MTB und GDL führte. Die von            sen werde ich mehr Lücken haben. Auf all das und
                              ihr an den Tag gelegte Sorgfalt hat mich beein­           noch vieles mehr freue ich mich.
gibb intern / Juni 2021 13

Würdigung von Niklaus Gerber

               Zukunftsorientiertes Wirken
                                                                           Sonja Morgenegg-Marti, Direktorin gibb

 Niklaus Gerber geht per Ende Juli 2021, nach             bänden. Dabei gelang es ihm, mögliche Nachfrage­
 36 Jahren an der gibb, in die wohlverdiente Pen­         bedürfnisse zu antizipieren, das Potenzial für gibb-
 sion. 1985 hatte er an der gibb als Lehrer angefan­      Angebote abzuleiten und diese bei Bedarf zu
 gen, seit 1994 leitete er die Abteilung für Mecha­       entwickeln. Niklaus Gerber hat sich stets für die
 nisch-Technische Berufe (MTB).                           Positionierung und Profilierung der Höheren Berufs­
      Seine Funktion als Leiter der Abteilung MTB war     bildung am Markt stark gemacht.
 weitreichend, umfassend und sie war von grosser             Er beteiligte sich an grossen gibb-Projekten wie
 Bedeutung für die gibb. Dank der hochkompeten­           zum Beispiel der Neuerstellung des Marketing- und
 ten Führung durch Niklaus Gerber ist die MTB der         des Kommunikationskonzeptes. Auch im Projekt
 gibb zu einem anerkannten Kompetenzzentrum im            Corporate Design, bei dem 2019 ein neuer Name
 Bereich der Automobilbranche und zur Leadschule          und ein frischer Auftritt für die gibb erarbeitet wur­
 im Kanton Bern geworden.                                 den, engagierte sich Niklaus Gerber und prägte
      Niklaus Gerbers Engagement für unsere Schule        die Resultate mit seinem zukunftsorientierten Blick
 im Allgemeinen und für seinen Leitungsbereich im         positiv.
 Besonderen war sehr hoch. Auch ausserhalb der               Als Hausvorstand des gibb-Hauptgebäudes
 gibb machte er sich mit seinen diversen Beiträgen       ­zeigte er grossen Gestaltungswillen mit Finger­
 zum Thema Schulführung in Fachzeitschriften              spitzengefühl und Stilsicherheit im Umgang mit
 ­einen guten Namen.                                      dem denkmalgeschützten Bau. Es ist ihm damit
      In den letzten acht Jahren, in denen ich mit        gelungen, das Gebäude in seiner Klarheit zu erhalten
­Niklaus Gerber zusammengearbeitet habe, habe             und trotzdem so zu modernisieren, dass es den
  ich ihn als äusserst zuverlässigen und top organi­      ­heutigen Ansprüchen vollumgänglich genügt. Die
  sierten Menschen mit viel Humor und Herzlichkeit         Wirkung des Hauses hat damit gewonnen.
  kennengelernt. Besonders hervorheben möchte                Niklaus Gerber hat sich mit Herzblut für die gibb
  ich seinen Innovationsgeist, seine Zukunftsorien­        engagiert und sie durch sein langjähriges Wirken
  tierung, seine Projektmanagement-Kompetenzen             nachhaltig und positiv geprägt. Er wird der gibb
  sowie seine Fähigkeit, Menschen für Neues zu mo­         menschlich sowie fachlich sehr fehlen, trotzdem
  tivieren und zu begeistern.                              wünschen wir ihm natürlich nur das Beste in sei­
      Immer wieder leitete er zum Beispiel anspruchs­      nem neuen Lebensabschnitt und bedanken uns
  volle Projekte in der Höheren Berufsbildung in enger     von Herzen für sein langjähriges Engagement zu
  Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ver­               Gunsten unserer Schule!
14 gibb intern / Juni 2021 Umbrüche

Im Dry Ager hat Jasmin Nussbaum, die als ausgebildete Restaurationsfachfrau
eine Zusatzlehre zur Fleischfachfrau absolviert, im Unterricht hergestellte
Salamis aufgehängt und kann es kaum erwarten, die reifen Würste zu geniessen.
Edelschimmel überzieht nach den ersten drei bis vier Wochen das Fleischerzeugnis;
in ein paar Wochen ist es genussreif und wird von der Klasse verköstigt.
Die Temperatur pendelt sich bei 18.1 Grad C ein – konstant über Tag und Nacht.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 15

                        Umbrüche

                               «Nur wenn wir uns ständig
                         ­wandeln und dazulernen, ­können
                          wir veränderte Bedingungen für
                                     uns positiv nutzen.»

                        Selbstwirksamkeit
                        Die Überzeugung, die Menschen veränderungsfähig macht

                        Das Leben in der heutigen Gesellschaft unterliegt        Veränderung ist unerlässlich
                        einem beschleunigten sozialen und technologischen      Veränderung und unsere Analyse von Chancen,
                        Wandel, und dies mit wachsenden globalen Ver­          ­Herausforderungen und Bedrohungen führen aber
                        flechtungen. Wandel und Veränderung üben einen          zwangsläufig zum Lernen, zu neuen Verhaltens­
                        starken Druck auf uns alle aus, den Verlauf unseres     weisen und erfolgreicher Bewältigung. Nur wenn
Ina Goller, Gründerin   Lebens weiterhin zu kontrollieren, – also «Meister      wir uns ständig wandeln und dazulernen, können
und Geschäftsführerin   unseres Lebens zu sein und zu bleiben».                 wir veränderte Bedingungen für uns positiv nut­
der Skillsgarden AG /                                                           zen. Nur wenn wir uns ändern, können wir Dinge,
Professorin Innova­
                        Kontrolle ist gut                                       die wir unbedingt tun wollen, für uns erreichen –
tionsmanagement BFH
                        Wir Menschen streben danach, Kontrolle über Er­         sei es mit dem Rauchen aufzuhören, eine neue
Departemente Technik
& Informatik            eignisse auszuüben, die unser Leben beeinflussen.       Sprache zu lernen oder aber mehr Zeit mit Freun­
                        Die Fähigkeit, erwünschte Ergebnisse zu erzeugen        den zu verbringen. Ob wir Veränderungen angehen,
                        und unerwünschte zu verhindern, ist für unser Ge­       seien sie gross oder klein, hängt vor allem von
                        fühl «Wir sind Herr oder Frau der Lage» unerläss­       ­einem Faktor ab: Selbstwirksamkeit.
                        lich. Im Kleinen lieben wir oft Überraschungen, sind
                        neugierig auf neue Erfahrungen und wollen Ab­          Was ist Selbstwirksamkeit?
                        wechslung erleben. Es sind die grossen Verände­        Selbstwirksamkeit ist der Glaube an uns selbst,
                        rungen, die meist von aussen kommen, bei denen         neue oder anspruchsvolle Herausforderungen be­
                        wir Kontrollverlust erleben, wie beispielsweise die    wältigen zu können. Wenn wir zuversichtlich sind,
                        wirtschaftliche Depression in den 1920er-Jahren,       dass wir z. B. eine bevorstehende Prüfung bewäl­
                        der Zweite Weltkrieg oder die momentane welt­          tigen können, dann werden wir diese eher angehen
                        weite Corona-Pandemie.                                 als sie zu vermeiden. Wenn wir dagegen Selbstzwei­
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                              fel haben, also eine geringe Selbstwirksamkeits­           Wie kann man Selbstwirksamkeit erhöhen?
                              erwartung, werden wir eher nicht handeln. Anders          Der zweite Fokus sollte auf der Förderung der
                              ausgedrückt: Eine hohe Selbstwirksamkeit führt            Selbstwirksamkeit liegen. Der beste und zugleich
                              dazu, dass wir etwas tun, um ein Ziel zu erreichen        schwerste Weg ist die eigene Erfahrung von per­
                              oder ein unerwünschtes Erlebnis zu verhindern.            sönlichen Erfolgserlebnissen. In Veränderungs­
                                      Albert Bandura, der dieses Konzept als Erster     projekten können wir also dafür sorgen, dass Hin­
                              ­beschrieben hat, ist nicht der Einzige, der immer und    dernisse z. B. durch Training aus dem Weg geräumt
                               immer wieder aufzeigt, wie sehr unser Glaube an          werden. Wir können aber auch die Veränderung
                               uns selbst unser Handeln bestimmt. Eine aktuelle         verkleinern, indem Aufgaben in kleinere Schritte
                               Studie von Ritchie et al. (2020) beschäftigt sich        ­unterteilt werden, die jeder für sich erfolgreich zu
                               mit der Auswirkung der Covid-Pandemie auf die             bewältigen ist. Wer hat sie nicht, die Erinnerung an
                               ­Erreichung selbstgesteckter Ziele. Die Resultate         Wanderungen mit den Eltern, die mit uns immer
                                ­zeigen, dass die Teilnehmenden mit einer gerin­         nur bis zum nächsten Baum, zur nächsten Bie­
                                 gen Selbstwirksamkeit eher bereit sind, ihre Ziele      gung, zum nächsten … gegangen sind, bis dann
                                 aufzugeben oder nicht mehr daran weiterzuarbei­         doch auf einmal die Bergstation erreicht war, die
                                 ten. Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeit           zwischendurch scheinbar nicht mehr auf den eige­
                                 ­wollen und/oder können also kaum neue Wege             nen zwei Füssen zu erreichen gewesen ist.
                                  ­finden, um ihre Ziele unter erschwerten Bedingun­        Ein weiterer Weg, Selbstwirksamkeit zu erhöhen,
                                   gen zu erreichen. Je höher die Selbstwirksamkeit,     sind stellvertretende Erfahrungen. Wenn wir Zeuge
                                   desto eher sind wir bereit, über andere, neue Wege    werden, wie andere Menschen, die uns ähnlich sind,
                                   nachzudenken und diese aktiv zu gestalten, um so      eine schwierige Situation erfolgreich meistern,
                                   unsere Ziele doch noch zu erreichen.                  schliessen wir daraus (zu Recht), dass wir dies
                                                                                         auch können. Es geht hier nicht um die Umsetzung
                              Welche Schlüsse ziehen wir für Veränderungs-               des Sprichwortes «Konkurrenz belebt das Ge­
                              projekte?                                                  schäft», sondern darum, dass wir an anderen er­
                              In Veränderungsprojekten sollten wir ein Inte­             kennen, was wir selbst zu tun vermögen.
                              resse daran haben, welche Selbstwirksamkeits­
                              erwartung hinsichtlich der konkreten, erfolgrei­          Positives Feedback hilft
                              chen Veränderung besteht. Die gebräuchlichste             Und nicht zuletzt hilft positives Feedback. Gerade
                              Methode besteht darin, Menschen zu bitten, be­            in Veränderungssituationen werden erste Schritte,
                              stimmten Aussagen zuzustimmen. So kann z. B.              neues Verhalten zu zeigen, nicht fehlerfrei sein
                              gefragt werden, wie hoch die Zustimmung zu der            oder wir werden bei Versuchen, alte Routinen durch
                              folgenden Aussage ist: Ich bin zuversichtlich, dass       neue zu ersetzen, immer wieder in alte Gewohn­
                              ich die neue Software beherrschen werde, auch             heiten zurückfallen. Anstatt Fehler aufzudecken
                              wenn die Schulungen nun online stattfinden (He­           und sich selbst und anderen zurückzumelden, geht
                              rausforderung). Zwei Elemente sollten dabei be­           es vielmehr darum, die Elemente zu finden, die
                              achtet werden: Es geht nicht um eine allgemeine           schon funktionieren. Wie oft haben wir es geschafft,
                              Selbstwirksamkeit, sondern darum, unter be­               die neue Routine vor einem Rückfall einzuhalten?
                              stimmten Rahmenbedingungen etwas zu können                Wie viel von dem, was wir lernen wollen, beherr­
                              oder zu erlernen. Eine allgemeine Selbstwirksam­          schen wir schon? Es geht nicht um das Ausblen­
                              keit gibt es nicht. Nur wenn Menschen sich in Ver­        den der Fehler, sondern darum, für sich selbst und
                              änderungsprojekten selbstwirksam erleben, wer­            andere den Glauben an die eigene Selbstwirk­
                              den sie freiwillig aktiv werden und die Veränderung       samkeit aufzubauen, indem man hervorhebt, was
                              mitgestalten.                                             man schon kann.
                                                                                            Letztendlich hilft eine hohe Selbstwirksam­
                                                                                        keitserwartung, dass wir mehr Dinge ausprobieren,
                                                                                        schneller lernen (auch aus Fehlern) und damit
                                                                                        ­wiederum wissen: Wir können uns auf uns selbst
                                                                                         verlassen und damit Veränderungen bewältigen.
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 17

                           Sich beim Leben zuschauen
                           Gesund bleiben in den Umbrüchen und Veränderungen
                           unserer Zeit – von den Problemen zu den Aufgaben

                           Der österreichische Philosoph und Wissenschafts­       Gelegenheit lässt, uns zu retten, an einer Krank­
                           theoretiker Karl Popper (1902–1994) hat einmal         heit, die unser Körper trotz Medikamenten nicht
                           über das Leben gesagt, es bedeute, «Probleme zu        mehr bewältigt, an einer Krise, aus der wir nicht
                           lösen». Eine trübe Aussicht, könnte man meinen.        mehr herauskommen.
Pfr. Dr. Alex Kurz ist     Aber wenn man den Satz richtig versteht, ist alles             Weil das so ist, hat sich in den vergangenen
Pfarrer der reformierten   halb so schlimm. Popper behauptet nämlich nicht,      ­Jahren ein grosses Interesse entwickelt, wie wir
Kirche Rohrbach (BE)       das Leben stecke voller Probleme. Ebenso wenig         unsere Widerstandskraft stärken können. Das
                                                                                  ­
und Schriftsteller
                           meint er, dass uns das Lösen von Problemen stets       ­Leben mutet uns Veränderungen in immer schnel­
                           bewusst sei. Und schon gar nicht beschränkt sich        lerem Tempo zu. Wie können wir uns darauf ein­
                           seine Aussage auf uns Menschen. «Leben» ist hier        stellen? Die Antwort lautet «Resilienz» und ist unter­
                           ganz allgemein verstanden – als die Fähigkeit, auf      dessen zu einem Modewort geworden. Resilienz
                           Veränderungen einzugehen und sich anzupassen.           meint die Fähigkeit, sich neuen Situationen anzu­
                                                                                   passen, ohne krank zu werden. Sie steht für eine
                           Leben heisst Probleme lösen                             gute körperliche und seelische Verfassung, für
                           Ein Stein, der aus einem Felsen herausbricht, fällt     ­hohe Belastbarkeit und gute Erholungswerte. In
                           nach den Gesetzen der Physik zu Boden, rollt dort        ­diesem Zusammenhang ist auch der Glaube an
                           ohne eigenes Zutun weiter und bleibt schliesslich         Gott als Ressource wiederentdeckt worden, denn
                           liegen. Ein Kind hingegen, dessen Drachen sich im         es ist ­eine Tatsache, dass er Menschen guttut –
                           Geäst eines Baumes verfangen hat, wird versu­             ­aller Kritik an den Kirchen zum Trotz. Unter dem
                           chen, diesen wieder herunterzuholen. Es probiert           Sammelbegriff «Spiritualität» bezeichnet man seit­
                           hochzuklettern oder holt Hilfe. Kommt es nicht             her so unterschiedliche Dinge wie den kurzfris­
                           zum Ziel, wird es lernen, auf den Drachen zu ver­          tigen Ausstieg ins Kloster, die einsame Wanderung
                           zichten. So lernen wir klettern, Hilfe zu holen und        in den Bergen, Yoga vor dem Frühstück oder das
                           auf Dinge zu verzichten. Alles aber sind mögliche          Abendgebet im stillen Kämmerlein. Gemeint ist
                           Lösungen des Drachen-Problems. Die Findung und             stets dieselbe Erfahrung: aus dem Alltag heraus­
                           Umsetzung solcher Lösungen nennt man «Leben».              treten, Distanz gewinnen zu dem, was wir täglich
                           Leben heisst also: Probleme lösen.                         tun, sich besinnen auf die grossen Linien des
                              Das kann Spass machen, oft sogar. Es kommen             ­Lebens. Das ist Erholung, zugleich aber auch mehr
                           neue Fähigkeiten ans Licht, wir machen Erfolgs­             als das. Nicht Zerstreuung, sondern Sammlung,
                           erlebnisse, das Selbstvertrauen wird gestärkt: Ich          nicht Rausch, sondern Klärung. Ich kann aus eige­
                           kann etwas. Ich kann mich auf Veränderungen ein­            ner Erfahrung bestätigen, dass Spiritualität heil­
                           lassen. Solche Erfahrungen sind beglückend, und             sam wirkt.
                           sie sind – im Grund der Dinge – auch der Grund,
                           weshalb wir eine Ausbildung machen: um höhere         Sein Leben von einer höheren Warte
                           Hürden zu nehmen und komplexere Probleme lösen        aus bedenken
                           zu können.                                            Als Christ und Pfarrer lasse ich mich dabei von
                                                                                 ­Jesus inspirieren, der zu einer Metanoia auffor­
                           Wie die Widerstandskraft stärken?                      dert. Das Wort aus dem griechischen Urtext des
                           Irgendwann, und das sei hier freilich nicht ver­       Neuen Testaments bedeutet in wörtlicher Über­
                           schwiegen, wird dann auch jenes Problem auf­           setzung, sein Leben von einer höheren Warte aus
                           tauchen, das wir nicht mehr lösen können. Weder        bedenken. Es geht darum, sich zwischendurch
                           durch Anpassung noch durch Flucht, weder durch         beim Leben zuzuschauen. Was mache ich eigent­
                           List noch durch Erfahrung. An diesem Problem           lich? Womit verbringe ich meine Tage? Ist das, was
                           ­werden wir sterben: an einem Unfall, der uns keine    ich tue, die Zeit wert, die es kostet? Solche Fragen
18 gibb intern / Juni 2021 Umbrüche

                               bringen nicht immer sofortige Antworten, sie las­        Grosse Gelassenheit – kindliche Ruhe
                               sen uns bei der Rückkehr in den Alltag aber anders     Menschen, die solche Besinnungspausen ins Le­
                               handeln, bewusster, besonnener. Jesus hat übri­        ben einbauen, leben besser. Daran kann meiner
                               gens seiner Meta-Ebene Namen gegeben: Himmel-          ­beruflichen Erfahrung nach kein Zweifel bestehen.
                               reich, Gottesreich, ewiges Leben. Es geht ihm ge­       Weil sie in den Problemen, die sich ihnen stellen,
                               rade nicht darum, was wir tun würden, wenn wir          Aufgaben sehen, die Gott ihnen stellt. Aufgaben,
                               nur noch einen Tag zu leben hätten. Normaler­           die sie bewältigen sollen und mit seiner Hilfe auch
                               weise bleiben uns nämlich mehr Tage übrig, und          bewältigen können. Aufgaben, die ihnen nicht ein­
                               wir wären schlecht beraten, wenn wir sie lediglich      fach Erfolgserlebnisse bescheren, aber im Schö­
                               mit Eis essen und Netflix verbringen würden. Der        nen und Schweren ein Stück Himmel auf Erden.
                               christliche Glaube geht von einer anderen Frage         Als Pfarrer könnte ich zu diesem Thema viele Bei­
                               aus: Was von dem, was ich heute tue, wird auch          spiele erzählen. Geschichten, in denen Menschen
                               in Ewigkeit noch richtig und wichtig sein? Wer          stressvolle Zeiten, Krisen und Schicksalsschläge
                               so fragt, wird eine Sicht auf das Leben entwickeln,     in grosser Gelassenheit und fast kindlicher Ruhe
                               die ihn bei der Rückkehr in den Alltag gelassener       bewältigt haben. Geschichten von Menschen, bei
                               macht: Kein Verkehrsstau ist von ewiger Bedeu­          denen der Glaube buchstäblich «Berge versetzen»
                               tung, kein wütender Chef, keine Blamage vor Kol­        konnte, wie Jesus es im Matthäusevangelium sagt
                               legen, keine Pandemie. Ewig richtig hingegen sind       (Matthäus 17, 20). Aber es ist stets heikel, wenn
                               Dinge wie Vertrauen, Versöhnung, Friede und             Pfarrer Geschichten erzählen. Zum einen weiss
                              ­Dankbarkeit.                                            man bei ihnen nie so recht, ob sie nicht missio­
                                                                                       nieren, zum andern beschreiben Beispiele stets
                                                                                       ­Erfahrungen, die man besser selbst macht. Ein
                                                                                        paar Impulse dazu hat der vorliegende Artikel
                                                                                     ­möglicherweise geliefert.

                              Zwischenbilanz der Wirtschaft
                              Neues Denken mit bewährten Werten

                              Die Coronavirus-Pandemie führt zu Wandel in            dessen, was sich die meisten vorstellen können, die
                              ­unserem täglichen Leben, in der Gesellschaft,         mit einem überheblichen Selbstbewusstsein, «alles
                               der Wirtschaft und dem Staat – und besonders          im Griff» zu haben, eine unmissverständliche Lek­
                               auch in unserem Denken. Das bleibt zumindest          tion erteilt bekommen. Was in einem Lebensmittel­
                               zu hoffen.                                            markt einer uns unbekannten Stadt in China begann,
Thomas Balmer,                                                                       hat uns völlig unerwartet und intensiv getroffen. Die
Präsident Gewerbever­         Umbrüche betreffen das Spannungsverhältnis von         schonungslose Demaskierung der Schwachstellen
band KMU Stadt Bern           Kontinuität und Wandel. Sie zeigen sich im spon­       hat einen Umbruch ausgelöst, der sich unbedingt
                              tanen Auseinanderdriften von Erwartungshorizont        auf unser Denken und Handeln auswirken muss.
                              und Erwartungsraum, sind weder eine Strafe Gottes
                              noch eine gesetzmässig notwendige Erscheinung.         Verletzliche Systeme
                              Es sind vielmehr zufällige Ereignisse, die sich aus­   Auf der einen Seite haben wir die globalisierte Wirt­
                              serhalb des Erwarteten bewegen und dieses über­        schaft, deren Produktion empfindlich getroffen wird,
                              treffen. Und zwar typischerweise um ein Vielfaches     wenn nicht alles auf die Sekunde genau geliefert
Umbrüche gibb intern / Juni 2021 19

werden kann. Verletzlich macht aber auch das gren­      Armee abschaffen will, nimmt in Kauf, dass unsere
zenlose Optimieren mit minimalem Eigenkapital.          Gemeinschaft in einer Krisenzeit keinen Schutz
Dabei zeigte sich, dass vermeintlich gute Firmen        hat. Jede Unternehmung, die eine gewisse Lager­
gar nicht so gut waren, wie die Manager behaup­         haltung hat, kann während einem Lockdown eine
teten, und wie resistent diejenigen sind, die stetig    gewisse Zeit weiterarbeiten, so wie das die meis­
und ausdauernd an ihrem Erfolg arbeiten.                ten Gewerbebetriebe taten. Wer in der guten Zeit
     Auf der anderen Seite wurde auch der Staat, der    seine Hypotheken auf der Liegenschaft abbezahlt
­seine Pflichtlager an Schutzmasken und an Alko­        hatte, musste keine Angst haben, dass er sein Dach
 hol sorglos minimiert hatte, auf dem falschen Fuss     über dem Kopf verliert, wenn etwas weniger Geld
 erwischt. Es erstaunt, wie unvorbereitet man auf
 diese Pandemie war. Obwohl es beim Bund mehrere
 Ämter gibt, die sich mit solchen Fragen befassen
 sollten, gab es dafür weder Strategien noch Kom­       «Der aktuelle Umbruch gibt
 munikationskonzepte. Alles musste neu erfunden         uns zu denken. Ohne das Virus
 werden und die Versuche, die ersten Fehler zu korri­
 gieren, wirkten kopflos. «Wir verstehen Corona»,
                                                        würden wir dies wohl kaum
 sagte Bundesrat Berset. Dass dies nicht stimmte,       in der gleichen Intensität tun.»
 wissen wir jetzt, vielmehr treibt das Virus unsere
 Behörden vor sich her.
     Grosszügig werden Milliarden für neue Ausga­
 ben im Zusammenhang mit der Pandemie bewilligt.        in der Kasse ist. Das sind Werte, die etwas altmo­
 Der Bundesrat «schenkt» dem Volk viel Geld und         disch wirken, aber ihre Gültigkeit nicht verlieren, so
 beschränkt gleichzeitig die Wirtschaft mit sehr        wie 1 + 1 noch immer 2 ergibt und nie 3.
 ­harten Massnahmen, die oft unerklärt bleiben und          Wir müssen künftig darauf achten, dass wir
  deren Wirkungen auch nicht nachgewiesen werden        nicht jedem Unternehmensberater, der die Rendite
  können. Warum konnte man im Lockdown immer            als allein selig machend erklärt, Glauben schenken.
  unbeschränkt den öffentlichen Verkehr nutzen, wäh­    Wir brauchen wieder eine öffentliche Verwaltung,
  rend der Gebrauch einer Autowaschanlage teilweise     die begreift, dass sie für ihr Handeln verantwortlich
  verboten war? Warum sprach man den Gesichts­          ist, vom Volk einen Auftrag hat und nicht mit Ge­
  masken die Schutzwirkung zuerst ab, um sie später     schenken Versäumtes wiedergutmachen kann. Wir
  selbst an Orten vorzuschreiben, an denen sich Men­    brauchen keine Firmenchefs, CEOs und Bankiers,
  schen nicht nahekommen? Weshalb durften ge­           die sich jährlich steigende Gehälter bewilligen, in­
  wisse Läden offenbleiben und andere nicht?            dem sie das Letzte aus der Firma herauspressen
                                                        und dann ohne alle Reserven verdattert in die Welt
Vorsorgend denken                                       schauen, wenn etwas Unerwartetes geschieht, et­
Letztlich müssen wir akzeptieren, dass es bessere       was wie diese Pandemie.
und schlechtere Jahre gibt. Vermutlich sollte man           Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, dass es
sich grundsätzlich nie so sehr in Sicherheit wiegen,    immer gut läuft, und vergessen, dass es auch an
dass man darauf vertraut, alles gehe immer so wei­      uns liegt vorzusorgen, bereit zu sein für etwas
ter wie gehabt. Das bedingt ein neues altes Denken.     ­Unerwartetes, bereit dafür, selbst zu denken und
Wer zu Hause einen persönlichen Notvorrat hatte,         unser Handeln zu gestalten. Der aktuelle Umbruch
war nicht auf Hamsterkäufe angewiesen.                   in unserem gesellschaftlichen und wirtschaftli­
   Es gibt nicht nur Pandemien, sondern auch Bör­        chen Leben gibt uns nun zu denken. Ohne das Virus
sencrashs, Wirtschaftskrisen, Kriege und Umwelt­         würden wir dies wohl kaum in der gleichen Inten­
katastrophen, die in unserem Leben für einen Um­         sität tun. So gesehen hat es doch wenigstens noch
bruch verantwortlich sein können. Jeder, der die         ­etwas Gutes bewirkt.
20 gibb intern / Juni 2021 Umbrüche

                             Die Sicht der Gewerkschaft
                             Veränderung durch Gemeinschaft

                             Gewerkschaften gelten mittlerweile für junge Be­        damit ein Gemeinschaftsgefühl schaffen, das Un­
                             rufsleute eher als antiquarisches Gut, wirken auf       zufriedenheit produktiv ummünzt und verhindert,
                             manche gar wie ein verstaubtes Relikt aus alten         dass die Lernenden schon kurz nach Lehrabschluss
                             ­Zeiten, das mit den Lernenden nur wenig zu tun         keine Lust mehr auf ihren Beruf haben. Gewerk­
                              hat. Doch Gewerkschaften und Lernende haben            schaften sind also dazu da, Berufsleute mit ihren
 Muriel Zürcher               viel mehr gemeinsam als ein einmaliger Infoanlass      Anliegen zusammenzubringen, zukunftsorientierte
 Bolettieri, unia,            während der Lehrzeit. Sowohl wir als Gewerkschaft      Lösungen zu finden und so die Liebe zum Beruf
­Schulrat gibb                als auch die Lernenden wollen frischen Wind in die     ­aufrechtzuerhalten oder zu steigern.
                              Berufswelt bringen: die einen mit neuen Ideen und
                              Ansätzen, die anderen, um die Arbeitssituation aller   Früher Dialog
                              Arbeitnehmenden zu verbessern.                         Um eine solide Basis für diesen Dialog zu schaffen,
                                  Gerade Lernende werden sich schnell bewusst,       ist es zwingend notwendig, dass die Lernenden
                              dass ein motivierter Start in die Arbeitswelt auch     schon früh einen regelmässigen Zugang zu ge­
                              schnell ausgebremst werden kann. Wer frisch in         werkschaftlichen Informationen erhalten und die
                              den Arbeitsmarkt einsteigt, ist vom ersten Tag an      Chance haben, sich während der Ausbildung für
                              mit den Pflichten eines Anstellungsverhältnisses       die eigenen Anliegen im Betrieb oder der Branche
                              konfrontiert und muss sich in bestehenden Struk­       einzusetzen. Die Gewerkschaft soll ein Ort sein, an
                              turen einordnen, die nur wenig Veränderung durch       dem sich Lernende verstanden und ernst genom­
                              eine oder einen Einzelne*n zulassen. Leider ist vie­   men fühlen. Die Situation der Auszubildenden ist
                              len Lehrabgänger*innen zu wenig bewusst: Wer           selten perfekt; darum soll den jungen Berufsleuten
                              Pflichten hat, dem stehen auch Rechte zu. Wir als      schon früh deutlich werden, dass Arbeitsbedin­
                              Gewerkschaft sind dafür da, dass diese Rechte          gungen nicht in Stein gemeisselt sind, sondern
                              ­eingehalten, aber auch verändert werden können.       mit Einsatz und Zusammenhalt verändert werden
                                                                                     können – zu Gunsten der Arbeitnehmenden und
                             Vorteile für alle                                       der Berufswelt.
                             Wenn Gewerkschaften und junge Berufsein­stei­               Aus diesem Grund gehören Gewerkschaften
                             ger*innen sich austauschen, diskutieren und ge­         und Lernende zusammen. Es muss weiterhin die
                             meinsam Lösungen zur Veränderung des Arbeits­           höchste Priorität sein, nicht nur langjährige Ar­
                             platzes oder einer ganzen Branche finden, hat dies      beitnehmende zu unterstützen und zu begleiten,
                             auch Vorteile für die Arbeitgeber. In einem offenen     sondern Lernende zu selbstbewussten und enga­
                             und konstruktiven Dialog kann man Probleme,             gierten Berufseinsteiger*innen zu machen, die
                             Schwierigkeiten und Verbesserungswünsche ohne           ­gewillt sind, für ihre Branche einzustehen und den
                             Hemmungen ansprechen und sozialpartnerschaft­            Arbeitsort so zu gestalten, dass Ursachen von Un­
                             lich mit den Arbeitgebern diskutieren. So verbes­        zufriedenheit frühzeitig diskutiert werden können
                             sert sich das Arbeitsklima, die Freude am erlernten      und sich ein Berufsausstieg verhindern lässt.
                             Beruf wird zurückgewonnen und verstärkt – all das           Gewerkschaften sehen in Lernenden, was sie
                             ist auch im Interesse eines Arbeitgebers.               sind: die Zukunft. Nur wer sich seiner Pflichten,
                                 Mit unserer Arbeit möchten wir zeigen, dass Ar­     aber auch seiner Rechte bewusst ist, kann Teil
                             beitnehmende immer von denselben oder zumin­             der Ver­änderung sein. Gemeinsam können wir dies
                             dest ähnlichen Umständen betroffen sind – und            erreichen.
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