Verständigung ist über Hilfsmittel möglich, wichtig ist aber auch Verständnis füreinander zu haben - Lebenshilfe Vorarlberg
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www.lebenshilfe-vorarlberg.at Zeitschrift der Lebenshilfe Vorarlberg | Ausgabe 1/19 Verständigung ist über Hilfsmittel möglich, wichtig ist aber auch Verständnis füreinander zu haben.
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IN DIESER AUSGABE 3 THEMEN VORWORT SEITE DAS THEMA: „So geht Verständigung!“ Verständigung schafft Teilhabe 4 „Wie kommst du die Kletterwand hoch?“, frage ich Thomas Be- reuter kürzlich, als er mit seinem E-Rollstuhl in der Kletterhalle in Dornbirn daher rollt. Thomas Bereuter lächelt und schwingt sich hoch mit Unterstützung seiner Kletterfreunde. Sie alle lä- cheln. Ich staune und denke mir, also ganz nach dem Motto: „So geht Verständigung“. „Wie können wir die Menschen mit Behinderungen ermutigen, sich hinein in die Arbeitswelt zu wagen?“, ist eine der Fragen bei der Sitzung des Selbstvertretungsbeirates, der ich kürzlich beiwohnte. „Ganz einfach“, sagt Robert Wilhelm nach längerem Nachdenken, „der zukünftige Chef kommt in die Werkstätte, SCHREIB & KUNST WERKSTATT 15 lernt die Person kennen, interessiert sich, schaut was es Verständigung mit Menschen 15 braucht, tauscht sich aus. So geht das!“ Wir alle lächeln, nicken ohne Lautsprache und denken: also ganz einfach „so geht Verständigung“. Sich „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ 16 miteinander zu verständigen, ist gerade im Hinblick auf die Zu- kunft und für die weiteren Generationen wichtig. MAGAZIN 19 Gastbeitrag: Sozialraumorientierung 19 Gerade weil Verständigung ein wichtiges Thema ist, haben wir Trialog – „Ich verstehe dich. Verstehst 20 es für diese Ausgabe der „Miteinander Leben“ gewählt. Denn du mich?“ die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinde- Tanzhaus Hohenems bei der 22 rungen in allen Lebensbereichen kann nur gelingen, wenn wir Weltgymnaestrada auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Der Gastbeitrag von Prof. Gabriela Antener zeigt, wie barrierefreie Kommunika- POLITIK & GESELLSCHAFT 24 tion gelingen kann. Erfahren Sie aber auch wie Sozial- raumorientierung, freiwilliges Engagement oder die Forderung unserer Selbstvertreter nach „Gehalt statt Taschengeld“ zu mehr Lebensqualität beitragen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! INFORMATION & BERATUNG 26 KURZMELDUNGEN 28 FREUNDE & GÖNNER 29 TERMINE 30 Dr. Adriane Feurstein Präsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg Titel: Reinhard Wohlgenannt und Barbara Winkler referieren zu „Unterstützter Kommunikation“.
4 Im Gemeinschaftsraum halten sich alle gerne auf. Hier wird Gemein- sames besprochen und auch Nach- barn sowie Gäste empfangen. Leiterin Monika Rief und Karl-Lud- nung. Rechts oben: Vera Reinckens wig Nachbaur (l.) in dessen Woh- genießt ihren eigenen Balkon und die Aussicht. Rechts unten: In ihrer Wohnung sitzt sie gerne an ihrem neuen Ausziehtisch, wie hier mit Walter Hillebrand.
THEMA: VERSTÄNDIGUNG 5 Gemeinschaftliches Wohnen im Kleinwalsertal Mit dem Einzug im Jänner 2019 star- Vera Reinckens, Erich Hanzlovsky oder heit für ihre Mutter. Allen Angehörigen tete das gemeinschaftliche Wohn- Karl-Ludwig Nachbaur, die über den Vor- haben wir vermittelt, dass wir die indivi- projekt in Mittelberg. So vielfältig wie platz oder die Tiefgarage ins Nebenge- duelle Begleitung sicherstellen, sie jeder- die Personen, die in 39 Wohnungen bäude gelangen. Alle drei lebten zuvor im zeit nachfragen und zu Besuch kommen leben, so vielseitig gestaltet sich auch Sozialzentrum in Riezlern, weil es kein können“, betont die Leiterin. die Verständigung untereinander. anderes Wohnangebot gab. An den Umzug erinnert sich Vera Reinckens gut: Verständigung mit den Nachbarn Mit Hürden verbunden war die Umset- „Wir haben alles in Schachteln gepackt. Verständnis zu haben für die Bedürfnisse zung des Wohnprojektes im Kleinwalser- Ich musste mich von Sachen trennen, der begleiteten Personen und der Anlie- tal, bis der Baustart im März 2017 durch aber das war nicht schlimm. Mitgenom- gen ihrer Angehörigen stand von Anfang die Vogewosi und die Gemeinde erfolgte. men habe ich den Eckschrank meiner an im Fokus. Durch Ausprobieren und Sieben Beschäftigte aus der Werkstätte Mama und so einiges noch.“ Karl-Ludwig gemeinsame Gespräche konnte ein gu- Riezlern fieberten der Fertigstellung der Nachbaur war anfangs unsicher, was ihn tes Miteinander gefunden werden. Das Wohnanlage entgegen. Regelmäßig erwartet. Aber ein paar Monate später ist auch das Ziel mit den Nachbarn. „Vor wurde die Baustelle besucht und den zeigt der 58-Jährige ganz stolz seine bar- dem Einzug fand das erste BewohnerIn- Handwerkern ein Kuchen gebacken. Der rierefreie Wohnung, wo er mit dem Roll- nen-Treffen statt, um den Grundstein für Bau ging mit großen Schritten voran und stuhl auch auf den Balkon kommt. „Im eine positive Verständigung zu schaffen. im Juni 2018 wurde im Möbelhaus ein- Sozialzentrum wurde ihnen alles abge- Das Team der Einzugsbegleitung, beste- gekauft. Alle wussten genau, was sie nommen. Hier unterstützten wir individu- hend aus Gemeinde, ifs und Lebenshilfe, wollen. Die offizielle Schlüsselübergabe ell und nur wo notwendig. Denn Selb- hat es organisiert, wie auch ein zweites für alle Wohnungen erfolgte schließlich ständigkeit ist wichtig. Gerade Vera traut im März. Im Spätsommer ist ein Fest ge- am 19. Dezember. sich jetzt mehr zu, ist fröhlicher und plant, das die gesamte Wohngemein- selbstbewusster“, freut sich Monika Rief. schaft organisiert“, so Monika Rief. Auch Die eigenen vier Wände Was in der Freizeit unternommen wird wenn noch mehr selbstverständliche Be- Fünf der barrierefreien Wohnungen lie- oder wo der Sommerurlaub hingehen gegnungen im Gemeinschaftsraum gen im Erdgeschoss des ersten Gebäu- soll, wird gemeinsam besprochen. Werk- möglich sind, gibt es doch erste Erfolge. des. Hier befindet sich auch das Büro tags geht es für einige vom neuen Zu- Einige der 14 Personen, die zusätzlich des Lebenshilfe-Teams. Für die automa- hause in die Werkstätte mittels öffent- Serviceleistungen von der Lebenshilfe in tische Tür zum Gang sowie den Gemein- lichem Bus. Anspruch nehmen, kommen regelmäßig schaftsraum hat sich Leiterin Monika Rief auf einen Plausch vorbei. Auch zwei Ge- besonders eingesetzt, damit allen der Anliegen der Angehörigen burtstagsfeiern gab es schon. Eine selbständige Zugang möglich ist. Die Eine Bewohnerin zog erst später ein. Sie Nachbarin, die Kuchen brachte, wurde Wohnung von Walter Hillebrand befindet lebte bisher zuhause bei ihrer Mutter und gleich zum Bleiben eingeladen. Schritt sich im Nebengebäude: „Meine alte der Umzug erfolgte schrittweise. „Zuerst für Schritt entwickelt sich so ein gelebtes Wohnung war dunkel und ich war nicht war sie stundenweise bei uns, um alles „Mitanand“. gerne dort. Meine rote Küche ist neu, wo kennenzulernen. Dann gab es eine Pro- ich selbst kochen kann. Aber ich esse benacht und so weiter. Mitte April ist die auch mit den anderen im Gemein- junge Frau nun ganz eingezogen. Ihre Spenden-Apéro schaftsraum.“ Wenn er ins Dorfzentrum Wohnung ist über eine Tür mit unserem INFO als Dankeschön möchte, muss er nicht weit gehen. Ein- Büro verbunden, damit wir schnellstmög- fach mit dem Lift in den vierten Stock und liche Hilfe bei einen epileptischen Anfall Durch die Gemeinde Mi ttelberg und über den Steg rüber. So machen es auch leisten können. Das brachte auch Sicher- großzügige Spenden vie ler Firmen aus dem sowie Privatpersonen r Gemein- Kleinwalsertal konnte de Verständnis für die jeweiligen Bedürf- e gemütlich schaftsraum mit Küch eingerichtet und bedarfsgerecht nisse steht seit Anfang an im Fokus.“ n lud daher werden. Als Dankeschö fang April das Lebenshilfe-Team An ein. zum Spenden-Apéro
6 Helga Tomaschitz (MS-Pack, l.) zeigt den beiden Werkstatt-Spre- chern, wie der neue Auftrag aus- sieht. In den Sitzungen wird alles zu dritt beschlossen: Bernhard Geisler, Ju- lian Pluschnig und Vertrauensper- son Sabrina Röll (v.l.). Die morgendliche Besprechung zur Arbeitseinteilung wird von den beiden Werkstatt-Sprechern Bern- hard Geisler (l.) und Julian Plusch- nig geleitet.
THEMA: VERSTÄNDIGUNG 7 Aktives „Mitanand“ im Werkstätten-Alltag In den Werkstätten der Lebenshilfe Vorarlberg ist die Selbst- und Mitbe- stimmung der Beschäftigten mit Be- In der Zusammenarbeit ist es wichtig, hinderungen ein zentrales Thema. Dafür erfüllen die Werkstatt-Spreche- Dinge miteinander zu besprechen.“ rinnen bzw. Werkstatt-Sprecher an den Standorten wichtige Aufgaben. Eine der 26 Werkstätten der Lebenshilfe haben wir eine Anfrage unseres Kunden, Viermal jährlich finden auch regionale Vorarlberg befindet sich im Ecopark in der Firma MS-Pack erhalten. Da sie Stammtische statt. Hierbei treffen sich Hörbranz. Bernhard Geisler und Julian gleich im Nebengebäude ist, haben sich Werkstatt-Sprecherinnen bzw. -Sprecher Pluschnig wurden vor knapp vier Jahren Bernhard und Julian angesehen, was und ihre Vertrauenspersonen aus der je- von ihren Arbeitskolleginnen und -kolle- hierbei zu tun wäre und ob das was für weiligen Region zum Austausch. „Die gen zu den dortigen Werkstatt-Sprechern die anderen ist. Sie haben es als gut be- Treffen finden abwechselnd in den Werk- gewählt. In ihrem Amt werden sie von funden und der Auftrag wurde angenom- stätten statt. Wir erarbeiten inhaltliche Vertrauensperson Sabrina Röll unter- men. Wir versuchen wo es geht, aktiv Themen, die wir dann an unseren Stand- stützt. „In jeder Werkstätte gibt es eine das Miteinander zu leben und das er- orten umsetzen. Mit jedem Treffen merkt Werkstatt-Sprecherin bzw. einen Werk- möglicht auch eine gute Akzeptanz für man, wie mehr Vertrauen zueinander statt-Sprecher sowie eine Stellvertreterin die Aufträge aus der Wirtschaft“, berichtet entsteht. Aber auch, wie sich die beglei- bzw. einen Stellvertreter. Bei größeren Sabrina Röll. teten Personen durch ihr Amt persönlich Werkstätten gibt es noch zusätzlich weiterentwickelt haben – etwa in ihrem Gruppen-Sprecherinnen bzw. -Sprecher. Aber die beiden Werkstatt-Sprecher Selbstbewusstsein“, freut sich die Ver- Die Vertrauensperson ist jeweils Teil des haben auch individuelle Aufgaben über- trauensperson der Werkstätte Ecopark. Begleitungsteams vor Ort. In der Zusam- nommen. „Mittags hole ich immer die menarbeit ist es wichtig, sich viel Zeit zu Post rein und bringe sie ins Büro. Die Neuwahlen im Herbst nehmen, miteinander Dinge zu bespre- Leute können aber auch zu mir kommen, Im September stehen die nächsten chen und zu dem Zeitpunkt zu unterstüt- wenn sie Tipps brauchen. Auch tröste ich Wahlen an. Bernhard Geisler ist sich zen, wenn es Hilfe braucht. Nicht alle gerne mal, wenn's nötig ist“, erzählt Bern- schon ganz sicher, dass er wieder an- bringen die gleichen Fähigkeiten mit und hard Geisler, der bereits zum zweiten Mal treten wird. Julian Pluschnig ist noch am so kann sich die Aufgabe als gewähltes Werkstatt-Sprecher ist. Sein Stellvertre- Überlegen und erklärt: „Es macht alles ‚Sprachrohr‘ ganz unterschiedlich dar- ter wiederum hat eine besondere Ge- Spaß! Ich bin zum ersten Mal Werkstatt- stellen“, erklärt die Begleiterin. burtstagsinitiative gestartet. „Wenn je- Sprecher. Aber ich weiß noch nicht, ob mand Geburtstag hat, mixe ich ihm einen ich wieder antrete. Ich lasse es auf mich Gemeinsam Aufgaben bewältigen Cocktail – aber ohne Alkohol. Das habe zukommen“. Eine der wichtigen Aufgaben von Bern- ich vor meiner Wahl versprochen und hard Geisler und seinem Stellvertreter auch gehalten“, betont Julian Pluschnig. Auf jeden Fall wird Sabrina Röll noch Julian Pluschnig in der Werkstätte Eco- vor dem Sommer mit allen 14 Beschäf- park ist die morgendliche Besprechung Aber auch externe Hilfe holen sich die tigten sprechen und schauen, wer sich der Arbeitseinteilung. Dabei wird mit dem beiden dazu. Kürzlich besuchte Peer-Be- für die Wahl aufstellen lassen will: „Da- gesamten Team besprochen, welche Ar- raterin Cindy Eksarhos die Werkstätte. nach werden wir gemeinsam Plakate beiten anstehen und wer welche über- „Als Betroffene berät Cindy andere be- gestalten und uns auf die Wahl vorbe- nehmen möchte. Nachdem die Mitbe- gleitete Personen. Wir haben sie zu uns reiten. Die Abstimmung wird dann mit- stimmung sehr geschätzt wird und die nach Hörbranz eingeladen, um mit ihr zu tels Wahlzettel und Wahlkabine erfol- Abwechslung zählt, funktioniert die Auf- besprechen, wie wir mit Streit richtig um- gen, so wie das üblich ist.“ teilung so bestens. Auch sind die beiden gehen. In zwei bis drei Terminen haben wenn möglich dabei, wenn neue Auf- wir für unseren Arbeitsalltag hilfreiche träge von Firmen anstehen. „Kürzlich Tipps bekommen“, so Sabrina Röll.
8 Barbara Winkler(l.) und Ines Stem- mer bei der neuen Rollstuhlschau- kel am Standort in Batschuns. Unten: Ines Stemmer (l.) und Bar- bara Winkler verstehen sich bes- tens. Blicke reichen hier aus, um die Kleiderwahl durch Barbara zu kommunizieren.
THEMA: VERSTÄNDIGUNG 9 „Mit der Zeit entsteht ein Gefühl für die richtige Verständigung“ Am Wochenende herrscht reges hier in Batschuns besuchen wir auch offene Kommunikation des Miteinan- Treiben im Familienservice in Bat- regelmäßig. Nebenan können wir ders praktiziert. „Für unsere Arbeit ist schuns. Jugendliche und Erwach- zudem das Hallenbad oder die Turn- es sehr hilfreich, wenn Situationen aus sene mit Behinderungen werden halle nutzen. Gerade bei schlechtem verschiedenen Blickwinkeln betrachtet hier am Wochenende und in den Fe- Wetter bietet beides viele Möglichkei- und besprochen werden. Jedes Wo- rien begleitet. ten“, berichtet die Mitarbeiterin. chenende bzw. jeder Tag ist anders, da immer unterschiedliche Gäste bei uns „Wenn am Donnerstag Feiertag ist, Damit der Aufenthalt im Familienser- sind. Das macht die Arbeit abwechs- dann können Gäste bereits am Mitt- vice in Batschuns abwechslungsreich lungsreich, erfordert aber auch Flexibi- wochabend zu uns kommen. Neben ist, ist Kreativität und Flexibilität vom lität und Einfühlungsvermögen vom den Wochenenden bieten wir auch Fe- Team gefragt. „Wir versuchen, die indi- Team. Bei neuen Gästen, etwa mit Au- rienbegleitung an. Diesen Sommer viduellen Bedürfnisse bestmöglich ab- tismus-Spektrum-Störung, gehen wir etwa vom 20. Juli bis Ende August, da zudecken und zu schauen, dass alle die Eingewöhnung zum Beispiel lang- hier im ganzen Zeitraum Nachfrage be- Spaß haben. Wichtig ist schon bei der sam an. In Absprache mit den Angehö- steht. Mit den Eltern oder Angehörigen Ankunft die Stimmung des jeweiligen rigen bleibt der Gast anfangs einen wird ganz nach Bedarf die Begleitungs- Gastes abschätzen zu können. Dabei Tag, um sich an die neue Umgebung zeit bei uns vereinbart“, so Mitarbeiterin ist der Austausch mit den Angehörigen, und die Gruppe zu gewöhnen. Die Ein- Ines Stemmer. Die 23-Jährige arbeitet wie etwa die Woche abgelaufen ist zelzimmer ermöglichen zudem Rück- seit ihrer dualen Diplomausbildung an der Kathi-Lampert-Schule in Bat- schuns. Die Arbeit erfordert Einfühlungs- Individuelle Begleitung Gut ein Jahr begleitet Ines Stemmer vermögen und Flexibilität.“ auch schon Barbara Winkler, die jedes zweite Wochenende zu Gast im Fami- lienservice ist. Die 42-Jährige lebt bei oder ob es gesundheitliche Probleme zugsmöglichkeiten. So wird Schritt für ihrer Schwester und ihrem Schwager in gab, sehr hilfreich. Daraufhin kann ich Schritt die Aufenthaltsdauer erhöht. Die Lauterach. „Mir gefällt es sehr gut hier. besser einschätzen, ob Action oder individuelle Begleitung ist damit best- Wir unternehmen viel in der Freizeit. etwas ruhigere Freizeitgestaltung auf möglich garantiert und auch für die ge- Am Morgen hilft mir Ines bei der Wahl dem Programm stehen soll. Der jewei- samte Gruppe“Heidi-Maria Rauch, meiner Kleidung. Ich zeige ihr dann, lige Gast oder die Gruppe entscheidet Leiterin des „Familienservice außer- was ich anziehen möchte“, erklärt Bar- dann, ob wir meinen Vorschlag umset- halb der Familie“ abschließend. bara Winkler mittels ihrem Sprach- zen. Mit der Zeit bekommt man ein Ge- Computer, den sie mit den Augen fühl für die Gäste und die richtige steuert. Die Eingewöhnung in Bat- Verständigung mit ihnen“, erklärt die schuns hat für die 42-Jährige schnell Begleiterin. Wenn die Angehörigen am geklappt und mit Ines Stemmer funktio- Montagmorgen dann zum Abholen vor- niert die Verständigung bestens. beikommen, ist ebenfalls ein Aus- tausch zum Aufenthalt möglich. So wird „Barbara geht gerne einkaufen, beson- mit der Zeit das Loslassen für die An- ders Kleidung und Schmuck. Aber auch gehörigen einfacher und das Vertrauen gemeinsame Besuche im Café machen in die Arbeit des Familienservice- wir öfters. Natürlich wird auch viel mit Teams gestärkt. den anderen in der Gruppe unternom- men, wie letztens eine Bodensee Offene Kommunikation Mehr zum Familienservice in Batschuns er- fahren Sie im Video. Dazu den QR-Code (Foto Schifffahrt oder ein Besuch am Sun- Aber auch im Team selbst ist der Aus- oben) scannen. Sie finden den Film aber auch nahof in Göfis. Die Therapie-Ziegen tausch besonders wichtig. Es wird eine direkt unter dem Titel „Einblicke in den Fami- lienservice“ auf www.youtube.com.
10 Philipp Reis (r.) übt mit seiner Mut- ter Beatrix an einem Hilfsmittel, um zu kommunizieren. Neben der Buchstaben-Tafel, wird auch mit Symbol-Karten und dem Tablet mit Sprach-Programm trainiert. Beatrix Reis (l.) mit ihrem Sohn Philipp und seiner Begleiterin Daniela Egger vom Sunnahof.
THEMA: VERSTÄNDIGUNG 11 „Philipp versteht was man möchte, aber er kann nicht antworten“ Seit September 2017 arbeitet Philipp Reis am Sunnahof in Göfis. Der 20- Unser Ziel ist, dass er sich irgendwann Jährige hat keine Laut-Sprache und daher ist die Kommunikation mit mit allen verständigen kann.“ ihm eine Herausforderung. Er selbst hat einen Weg gefunden, anderen zu zeigen, was er möchte. Zudem er- sich mit Philipp in Ruhe hinsetzt und ihm Daniela Egger. Nun versuchen die bei- lernt er durch Hilfsmittel der „Unter- hilft, seine Hand zu führen. Aber Philipp den den nächsten Schritt mittels neuem stützen Kommunikation“, sich an- kann ganz gut zeigen, was er möchte. Kommunikationsmittel: ein Tablet mit deren besser mitzuteilen. Wenn er zum Beispiel Ruhe braucht, Sprach-Programm. Damit erlernt Philipp nimmt er die Begleitperson an der Hand nun erst einmal die wichtigsten Worte. So „Ruhig sitzen, das war noch nie Philipps und geht Richtung Bett im Ruheraum. zeigt er etwa auf das Symbol für „Trin- Stärke. Er braucht viel Bewegung und Oder er schiebt etwas weg, wenn er was ken“, wenn er Durst hat und das Pro- Abwechslung. Daher sind wir sehr froh, nicht möchte, wie zum Beispiel wenn gramm spricht das Wort für ihn aus. dass es nach der Schule mit dem Ar- man ihm mittags das Essen schöpft. Das beitsplatz am Sunnahof geklappt hat. macht er lieber selbst“, erzählt Daniela Geübt wird meist am Sunnahof vor der Hier in der Landwirtschaft hat er genau Egger und muss schmunzeln. gemeinsamen Pause, um die nötige das Umfeld, das er braucht“, erklärt seine Ruhe dafür zu haben und auch zuhause. Mutter Beatrix, während ihr Sohn im Der nächste Schritt „Es klappt mit dem Tablet immer wieder Raum auf und ab geht. Er mag es sicht- Philipp ist ein sehr umgänglicher junger mal. Er kann’s, aber das Üben gestaltet lich nicht, dass über ihn geredet wird. Mann und versteht genau, was man von sich eher schwierig. Eventuell ist es für Doch mit ihm direkt zu kommunizieren, ihm will. Daher ist es seiner Mutter Bea- ihn noch sehr anstrengend. Aber wir sind gestaltet sich schwierig, da Philipp nicht trix und Daniela Egger ein großes Anlie- zuversichtlich, dass er bald merkt, wie es richtig sprechen kann. gen, dass er lernt, sich auszudrücken. ihm hilft sich mitzuteilen. Es wäre groß- „Als Mama weiß ich natürlich genau, was artig, wenn er irgendwann von sich aus Das richtige Hilfsmittel finden er möchte und kenne seine Eigenheiten. kommt, das Tablet nimmt und was sagen Nach dem integrativen Kindergarten be- Da funktioniert die Kommunikation auch möchte“, so Mutter Beatrix abschließend. suchte der heute 20-Jährige aus Nüzi- ohne Worte. Unser Ziel ist aber, dass er ders das Sozialpädagogische Zentrum in sich irgendwann mit allen Personen, die Bludenz. Dort wurde festgestellt, dass er er so trifft, verständigen kann. Dass er das Alphabet kennt. „Er hat seinen älte- mitreden kann und dazu gehört“, betont ren Bruder immer beobachtet, auch bei Mutter Beatrix. INFO Unterstützte den Hausaufgaben und so dürfte er es Kommunikation erlernt haben. Bis zu dem Zeitpunkt hätte Für dieses Ziel wurden in den letzten Mo- das aber keiner vermutet. Mittels Buch- naten weitere Hilfsmittel der „Unterstütz- ikation“ (UK) „Unterstützte Kommun staben-Tafel trainieren mein Mann und ten Kommunikation“ ins Training auf- istung der ist eine wichtige Dienstle ich auch zuhause, dass Philipp auf die genommen. „Dabei hat uns Reinhard denn Kom- Lebenshilfe Vorarlberg – richtigen Buchstaben zeigt und so Wörter Wohlgenannt als Experte der Lebenshilfe rau s set zung für munikation ist Vo bildet. Aber es klappt nur, wenn er will sehr unterstützt – und tut das bis heute. Leb en ! „Unter- ein selbstbestimmtes und Lust dazu hat“, berichtet die Mutter. Wir haben, neben der Buchstaben-Tafel, ist immer stützte Kommunikation“ angefangen, Bilder-Karten mit Philipp zu ge mmt. sti genau auf die Person ab Als ihr Sohn dann am Sunnahof zu arbei- erlernen, auf die er zeigen kann. Die chnischen) Der Umgang mit den (te ten begann, musste auch hier ein Weg waren immer dabei und konnten im Ar- och Übung. Hilfsmitteln erfordert jed der Kommunikation gefunden werden. beitsalltag ganz gut eingesetzt werden. hliche Be- Es braucht zudem die fac „Im Stall und somit im Arbeitsalltag ge- Philipp hat auch sehr schnell gelernt, wie rechen“ und gleitung, damit das „Sp staltet es sich schwierig, mit der Tafel zu es funktioniert. Aber dann wohl aus Lan- lin gt. Mehr unter Kommunizieren ge kommunizieren. Das geht nur, wenn man geweile die Lust daran verloren“, erzählt lbe rg.at www.lebenshilfe-vorar
12 Cem Ali Tozoglu (M.) mit Leiter Dorin Limbean und Barbara Ibele im So- zialzentrum Bregenz-Weidach. Unten links: Sozialpädagogin Elke Schneider (M.) mit Auszubildenden des IAZ in Wolfurt. Rechts: Cem Ali Tozoglu mit Chefkoch Ingo Kremel (r.) im Sozialzentrum.
THEMA: VERSTÄNDIGUNG 13 „Cem kann sehr gut mit Menschen umgehen“ Bald steht für Cem Ali Tozoglu seine zwei Tage bei Hecht Druck in Hard. Die er mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Abschlussprüfung an. Der 19-Jährige Druckerei Gössler kenne ich auch. Aber „Besonders gut hat es mir in der Küche absolviert gerade eine Anlehre im Be- am besten hat es mir im Sozialzentrum gefallen. Aber auch den Menschen mit reich Druckerei des Integrativen Aus- in Bregenz-Weidach gefallen“, erzählt Demenz zu helfen, beim Essen oder mit bildungszentrums (IAZ) in Wolfurt. der 19-Jährige. Sozialpädagogin Elke ihnen Karten zu spielen, war toll“, erzählt Schneider ergänzt, wie das letzte Prak- der Auszubildende. Cem Tozoglu und sieben weitere Ju- tikum zur Ausbildung passt: „Für Außen- gendliche mit Beeinträchtigungen erhal- stehende mag das etwas verwirrend Auch Leiter Dorin Limbean konnte nach ten im Bereich Druckerei eine be- sein, weil es nichts mit dem Druckerei- den sechs Wochen nur Positives über rufspraktische Ausbildung sowie berufs- beruf zu tun hat. Wir schauen im Laufe den verlässlichen 19-Jährigen an Elke begleitenden Unterricht in der zuständi- der Ausbildung immer, welche Stärken Schneider berichten. Daher war es auch gen Landesberufsschule in Bregenz. die Jugendlichen haben und welches schnell geklärt, als Cem Tozoglu den Angeboten werden zwei Ausbildungsfor- Praktikum generell zu ihnen passen Wunsch äußerte, noch länger bleiben zu men: die Anlehre mit zwei Jahren und könnte. Bei Cem hat sich schnell her- wollen. „Er hat ganz klar Interesse an der die Teilqualifikation mit drei Jahren Aus- ausgestellt, dass er sehr gut mit Men- Arbeit und den Menschen gezeigt. Auch bildungszeit. Im IAZ Wolfurt werden die schen umgehen kann. Er kommt bei uns die Bewohnerinnen und Bewohner profi- Jugendlichen von Ausbilder Markus mit allen gut aus, ist höflich und er fragt tieren vom gemeinsamen Umgang. Pritzi und Elke Schneider aus dem sozi- immer alle ‚Wie geht’s?‘. Beim Sozial- Daher kommt Cem jetzt jeden Donners- alpädagogischen Team begleitet. „Meine zentrum haben wir bereits Praktikums- tag zu uns. Am Vormittag hilft er Chef- erste Aufgabe ist es, Ansprechperson für stellen vermittelt und so habe ich auch koch Ingo Kremel in der Küche der alle Belange der Jugendlichen, aber für Cem angefragt.“ Wohngruppe 2, wo auch mal Bewohne- rinnen und Bewohner zum Gespräch oder Zusehen vorbeischauen. Danach isst er mit allen gemeinsam und unter- Während der Ausbildung zeigen sich stützt auch Personen beim Essen. Am Nachmittag hilft er bei der Freizeitgestal- die Stärken der Jugendlichen.“ tung mit“, beschreibt Dorin Limbean die Situation. Cem Tozoglu ergänzt: „Entwe- der spielen wir Karten oder es gibt ein- auch für ihre Angehörigen zu sein. Zu- Praktikum im Sozialzentrum mal im Monat einen Kinonachmittag. dem nehme ich Kontakt auf mit Firmen Die Gespräche mit Dorin Limbean, Hier bringe ich Leute zum Sitzplatz, auch für die Vermittlung von Praktikumsstellen Heim- und Pflegeleitung des Sozialzen- jene im Rollstuhl. Richte Getränke her und begleite sie währenddessen“, erklärt trums Weidach, starteten im November oder Popcorn. Denn Kino ohne Popcorn Sozialpädagogin Elke Schneider. 2018. „Wir haben bisher gute Erfahrun- ist langweilig!“ gen mit den Auszubildenden des IAZ ge- Vermittlung in Firmen macht. Da wir unterschiedliche Bereiche Elke Schneider freut sich sehr, dass „Nach dem Poly habe ich hier im IAZ ge- haben – Küche, Betreuung und Reini- alles so gut funktioniert hat. Denn das schnuppert und mir alle Bereiche (An- gung – finden sich immer Aufgaben für Praktikum hat ihre Einschätzung bestä- merkung: Malerei, Druckerei sowie Praktikantinnen bzw. Praktikanten. tigt und Cem Tozoglu selbst auch ge- Industrie und Gewerbe) angeschaut. Die Wichtig ist uns dabei aber, die richtige zeigt, dass ihm der Umgang mit Men- Arbeit an der Druckmaschine hat mir gut Haltung und der Umgang mit unseren schen liegt. Zudem gestaltete sich die gefallen und da habe ich mich dafür ent- Bewohnerinnen und Bewohnern“, so der Verständigung zwischen dem Auszubil- schieden“, erinnert sich Cem Tozoglu. Leiter des Sozialzentrums. dendem, dem Leiter des Sozialzentrums Seit dem Ausbildungsstart hat sich viel Cem Tozoglu arbeitete während seines und der Sozialpädagogin bestens. So getan. Neben dem Erlernen der Berufs- Praktikums in allen drei Bereichen je- besteht die Chance, dass der 19-Jährige inhalte standen ab dem 2. Ausbildungs- weils zwei Wochen lang. Den Arbeits- im Sozialzentrum Weidach eventuell jahr auch Praktikas an. „Ich war schon weg von Fußach nach Bregenz bestritt einen integrativen Arbeitsplatz erhält.
14 THEMA: VERSTÄNDIGUNG Freiwilliges Engagement in Lingenau Mit Keksebacken für Weihnachten mal mit einer Bewohnerin in den Messe- Es gibt aber auch viele individuelle Mög- hat es vor einigen Jahren angefan- park nach Dornbirn einkaufen oder liest lichkeiten zu unterstützen. Eventuell als gen. Seither unterstützt Anni Kühne was vor. Auch bei Ausflügen in den Feld- Begleitperson für einen Kinobesuch oder als Freiwillige das Team des Wohn- kircher Wildpark oder bei Urlaubsreisen zum Kegeln, weil man es selbst gerne hauses Lingenau regelmäßig. im Sommer stellt sie sich als Begleitper- macht. Beim nächsten Fußballspiel je- son zur Verfügung. manden mitzunehmen oder einmal im Im Wohnhaus in Lingenau sind 12 Men- „Mir bereitet es Freude, wenn ich ein Jahr bei den Lebenshilfe-Stundenläufen schen mit Behinderungen zuhause. paar Stunden im Monat helfen kann. mitzuhelfen. Jede Zeitspende ist eine Zudem werden acht Gäste regelmäßig Dabei habe ich nie das Gefühl, dass ich Chance, aktiv mitzugestalten und Men- begleitet. Das Team mit Leiterin Anita es muss. Wenn ich mal keine Zeit habe, schen mit Behinderungen mehr Lebens- Sailer kümmert sich in abwechselnden dann ist es halt so. Es ist meine Ent- qualität zu ermöglichen. Diensten um ihre individuelle Begleitung. scheidung, wie oft und lange ich mich en- Zeit zu schenken kann so einfach sein Eine große Hilfe in der Freizeitgestaltung gagieren möchte. Durch den regel- und so viel zur Verständigung beitragen. ist Anni Kühne. Die Andelsbucherin un- mäßigen Kontakt ist das Vertrauen und Es gibt viele Menschen mit Behinderun- terstützt stundenweise, um den Bewoh- das gegenseitige Verständnis immer gen in allen Regionen Vorarlbergs, die nerinnen und Bewohnern mehr Lebens- mehr gewachsen. Es ist schön zu sehen, sich sehr darüber freuen würden. qualität zu ermöglichen: „Seit ich in der was zurückkommt – nämlich ganz viel Pension bin, ist die Mithilfe im Wohnhaus Lebensfreude. Ich kann es nur weiter- für mich ein schöner Ausgleich. Dabei ist empfehlen und raten, es einfach mal das Ganze langsam gewachsen – vom auszuprobieren. Man lernt so ganz be- KONTAKT & einmaligen Keksebacken, über die Be- sondere Menschen kennen. Übrigens INFO INFORMATION gleitung einmal die Woche zum Schwim- würden wir in Lingenau noch Leute su- men bis hin zu Besuchen im Kran- chen, die gerne musizieren und Wälder- kenhaus.“ lieder singen“, erzählt Anni Kühne. Christine Frick Vereinsmanagement 0 44 Für mehr Lebensfreude Einfach Zeit schenken Tel.: 0 5 5 2 3 5 0 6 - 1 0 Doch auch für spezielle Wünsche nimmt Anni Kühne ist eine der Freiwilligen, die E-Mail: verein@lhv.or .at lberg.at sich Anni Kühne Zeit. So geht sie gerne sich sehr an einem Standort engagieren. www.lebenshilfe-vorar Anni Kühne holt Denis Gavran (M.) von der Bushaltestelle ab und begleitet ihn zum Wohnhaus. Sabine Adelwarth (l.) spielt mit Anni gerne Brettspiele.
15 Die „SCHREIB & KUNST WERK- SCHREIB & KUNST STATT“ wird in Wort und Bild von Menschen mit Behinderungen ge- staltet. Lassen Sie sich überra- WERKSTATT schen. Verständigung mit Menschen ohne Laut-Sprache Die Selbstvertreter werden ja in der gen haben. Dabei stoße ich aber leider diesen Personen reden kann? Wenn ich Lebenshilfe Vorarlberg von allen immer wieder an bestimmte Grenzen. Menschen mit hohem Unterstützungbe- Menschen mit Behinderungen ge- darf begegne, deuten sie mir oft mit Ge- wählt, was sehr toll ist. Aber auch wir Was ist die Herausforderung? sten. Ich versuche dann zu verstehen haben so unsere Schwierigkeiten, wenn es um die Kommunikation mit Eine Herausforderung im Umgang mit oder zu erraten, was sie oder er meinen Menschen ohne Laut-Sprache geht. diesen Personen ist, festzustellen, ob könnte. sie mich verstanden haben, da ihnen Zum einen werden wir von Menschen das Kommunizieren ja schwer fällt oder Verständnis haben mit leichteren Behinderungen gewählt, gar nicht möglich ist. Andererseits ist die Für den richtigen Umgang mit Men- die auch mit uns sprechen können. Zum Kommunikation von Menschen ohne schen mit hohem Unterstützungsbedarf anderen gibt es aber auch jene Wähle- Laut-Sprache zu mir schwierig. Es gibt sind auf jeden Fall Verständnis und Ge- rinnen und Wähler, die einen hohen Un- zwar jene, die mit einem Sprach-Com- duld wichtig. Wir Selbstvertreter haben terstützungsbedarf haben und nicht puter oder mit Bliss-Symbolen, also Bil- dazu auch schon Kurse gemacht. Was sprechen können. Diese Personen sind, dern, kommunizieren. Leider nimmt nur auch sehr wichtig ist, ist dass wir mit An- nach meinem Gefühl, in der Lebenshilfe ein kleiner Teil der Menschen mit hohem gehörigen oder Begleiterinnen bzw. Be- Vorarlberg in der Mehrheit. Unterstützungsbedarf diese Hilfsmittel in gleitern von Menschen mit hohem Anspruch. Bei manchen sind die Beein- Unterstützungsbedarf in Kontakt treten. trächtigungen leider so stark, dass sie Sie kennen diese Personen am besten Alle mit ins Boot holen weder Sprach-Computer noch Bliss- und können daher auch ein Sprachrohr Genau darum ist es für mich oder bes- Symbole anwenden können. für sie sein. ser gesagt uns als gewählte Selbstver- treter wichtig, diese Gruppe auch mit ins Da komme ich als Selbstvertreter sehr Boot zu holen. Und sie zu fragen, was zum Nachdenken und frage mich: Was Klaus Brunner sie möchten oder was sie für ein Anlie- kann ich machen, damit ich auch mit Selbstvertreter Klaus Brunner (l.) mit Michael Metzler in der Werkstätte Bezau. Michael Metzler (l.) versucht mit Hilfe von Bildern zu sprechen.
16 SCHREIB & KUNST WERKSTATT „Wohnst Du noch oder lebst Du schon ?“ Dominic Gessner in seiner 2-Zimmer-Wohnung. An der Zimmerdecke hat er ein Gerät („Fear less“), welches seinen Begleitpersonen meldet, wenn er einen epileptischen Anfall hat. Dominic mag den Ausblick vom Balkon und zeigt gerne die Bau-Zeit-Leiste der Wohnanlage (oben). Wir im Kleinwalsertal haben seit mit anderen Leuten in einer Art Wohn- immer die Möglichkeit, sich in die ei- Jänner 2019 ein neues Angebot des gemeinschaft zusammen. Dort gibt es gene Wohnung zurückzuziehen. Gemeinschaftlichen Wohnens – natürlich verschiedene Interessen, An- genannt, das Haus „MITeinand“. sichten und Meinungen. Weil wir alle Miteinander reden erst seit wenigen Monaten zusammen Natürlich kann es in einer Gemein- Im Haus „MITeinand“ – das sind 2 wohnen, muss dieser „bunte Haufen“ schaft trotzdem immer wieder mal Kon- Wohnhäuser – wohnen viele unter- erst einmal einen gemeinsamen Nen- flikte geben. Man kommt daher nicht schiedliche Parteien, wie Familien, Se- ner finden. Dafür braucht es nicht nur darum herum, miteinander zu reden. nioren und die Wohngruppe der Le- Hausregeln, sondern auch einen regen Es ist nämlich besser, die Probleme benshilfe. Auch ich habe dort jetzt eine Austausch, wo alle Parteien zu Wort gleich anzusprechen. eigene Wohnung. Daher weiß ich, was kommen. Zu diesem Zweck haben wir es bedeutet, dort zu wohnen. Ich habe beispielsweise regelmäßige Treffen Es ist aber auch nicht so einfach mich für den Einzug entschieden, weil aller Bewohnerinnen und Bewohner zuzugeben, wenn man eigentlich selbst ich einen Tapetenwechsel brauchte und der beiden Wohnhäuser. das Problem ist. Das ist ein großes die Gelegenheit da war. Lernfeld – auch für mich. Wenn man Begegnungen sind wichtig sich darauf einlässt, kann man aber Kein „Hotel Mama“ mehr Im Gemeinschaftsraum, welcher leider selbst und die Gemeinschaft daran In meiner eigenen Wohnung ist Vieles noch nicht so gut angenommen wird, wachsen. Dann wohnt man nicht nur anders. Ich bin viel freier. Ich muss könnten zudem regelmäßige Begeg- miteinander, sondern fängt auch mit- allerdings auch mehr selber machen nungen stattfinden. Es ist wichtig, die einander an zu leben. als zuhause. Kein „Hotel Mama“ mehr! Leute, mit denen man in einem Haus Auch kann ich jetzt beurteilen, was wohnt, kennen zu lernen. Dann ist es meine Mutter zuvor für mich getan hat. leichter, den anderen zu akzeptieren Nun bin ich mehr oder minder freiwillig und zu tolerieren. Man hat ja zudem Dominic Gessner Redaktionsmitglied
SCHREIB & KUNST WERKSTATT 17 „Wie fahren wir von Gisingen zur Werkstätte Nofels?“ Als Peer-Beraterin der Lebenshilfe Vorarlberg war ich Anfang April im Wohnhaus Feldkirch Nofels. Die Be- wohnerinnen ziehen im Sommer in eine neue Wohnanlage der Firma „F.M. Hämmerle Holding“ in Feld- kirch um. Sie wollten daher von mir wissen, wie sie von dort mit dem Bus zur Arbeit kommen. Es waren Monika Loacker, Marianne Popadiuk, Sarah Maria Kuchler und Wohnhaus-Leiterin Erika Burtscher bei dem Termin dabei. Sonja Ranggetiner hatte noch Dienst am Sunnahof und kam später dazu. Erika Burtscher wird auch für die neue Wohngemeinschaft in der Hämmerle-Strasse zuständig sein. Beratung zum Fahrplan Es ging bei der Besprechung um den Fahrplan und den Fahrweg. Also darum, wie Sonja, Marianne und Monika von ihren Wohnungen in der Hämmerle-Straße in Feldkirch Gisin- Cindy Eksarhos ist Peer-Beraterin und kennt sich mit den Fahrplänen von Bus und Bahn aus. gen in die Werkstätte nach Nofels und Sulz mit dem Bus alleine fahren kann. wieder zurück kommen. Und darum, Bei den anderen haben wir aus- wie Sarah von der neuen Adresse in gemacht, dass Monika und Marianne Gisingen zur Arbeit ins Brockenhaus den Weg von Gisingen zur Werkstätte Sulz und wieder zurück kommt. zuerst alleine ausprobieren. Sie wer- KONTAKT & INFO den Sonja mitnehmen. Wenn es mich INFORMATION Ich habe die Bewohnerinnen dazu be- braucht, werde ich den Dreien mit den raten und ihnen eine Fahrplan-Aus- Öffentlichen Verkehrsmitteln helfen. Cindy Eksarhos kunft gegeben. Erika Burtscher hat für Erika Burtscher gibt mir dann Be- Peer-Beratung sie die Zeiten auf ein Blatt geschrieben, scheid, ob wir im Sommer das Busfahr- Tel.: 0 55 23 506-100 57 das jede dann verwenden kann. Training beginnen sollen. lhv.or.at E-Mail: cindy.eksarhos@ Überblick: Begleitung beim Arbeits-Weg Auf jeden Fall waren nach dem Beratungs-Zeiten im Beim Beratungstermin haben wir uns Gespräch alle zufrieden und wussten g, Wann: Montag bis Freita alle gut verstanden. Ich musste bei nie- Bescheid, wie sie den neuen Fahrweg Uh r, od er na ch tele- 8.00 bis 12.00 mandem auf etwas Bestimmtes ach- bewältigen können. . fonischer Vereinbarung ten. Ich habe allen angeboten, sie am Anfang beim neuen Arbeits-Weg zu be- rg, Wo: Lebenshilfe Vorarlbe gleiten. ho s, Büro von Cindy Eksar Gartenstrasse 2, Götzis Sarah hat aber gesagt, dass sie den Arbeits-Weg zum Brockenhaus nach Cindy Eksarhos Peer-Beraterin
18 SCHREIB & KUNST WERKSTATT 5 Fragen an: Johny Ritter („Human Vision Festival“) Jeden März veranstaltet das Team des Spielboden Dornbirn das „Hu- man Film Festival“. Erstmals ge- hörte heuer auch Johny Ritter zum Organisationsteam. Klaus Brunner, Dominic Gessner und Cindy Eksar- hos wollten mehr über seine Arbeit wissen und haben ihn zum Interview getroffen. Was ist Deine Aufgabe und was ge- fällt Dir daran? Am Spielboden arbeite ich schon seit drei Jahren. Zunächst war ich für den Ablauf, den Kartenverkauf und die Gä- stebetreuung bei den Kinovorführun- gen zuständig. Letzten Oktober wurde eine Praktikumsstelle für das „HUMAN VISION film festival“ frei. Mir hat die Vielfalt der Tätigkeiten sehr zugesagt Dominic Gessner, Heike Kaufmann, Johny Ritter, Klaus Brunner, Niklas Koch und Cindy Ek- sarhos (v.l.) im Spielboden in Dornbirn. und ich habe mich beworben – und es hat geklappt. ber Martin Haber („Mabacher – #unge- Gibt es etwas, wofür Du Dich beson- brochen“, 2017) und seine Erfahrungen ders einsetzt? Die Film-Auswahl, die Gespräche mit als Mensch im Rollstuhl ideal gepasst. Mir ist besonders Toleranz und Akzep- unterschiedlichen Leuten, etc. alles war Die Wahl hatte also nichts mit seinem tanz wichtig. Das versuche ich aktiv zu spannend. Der Austausch mit dem Pu- Tod im Jänner zu tun. Das anschlie- leben, gerade in meinem persönlichen blikum nach den jeweiligen Filmen und ßende Interview mit dem Regisseur Umfeld. Aber ich möchte niemanden während des Festivals ist etwas ganz und Kameramann gab zudem Einblicke belehren. Früher habe ich Mobbing Besonderes und hat mich persönlich in das Entstehen des Films. Abgerun- selbst erlebt. Aus Emotionen heraus bereichert. Gleich nach dem Festival det wurde das Ganze mit einer Diskus- passiert es schnell, dass man mittels im März haben wir auch schon mit den sion, wo auch Du Klaus, als Selbst- Worten jemanden verletzt. Eine gute Vorbereitungen für das 4. Film-Festival vertreter der Lebenshilfe Vorarlberg, Orientierung finde ich, ist der Gedanke: im März 2020 begonnen. Ansonsten ar- aus deiner Sicht erzählt hast. Behandle andere so, wie du selbst be- beite ich aber auch noch als Schau- handelt werden möchtest. spieler und habe gerade ein Theater- Hattest Du schon Erfahrungen mit stück für Kinder mit einer Kollegin auf- Menschen mit Behinderungen? Neben der Arbeit gestaltet sich geführt. Ich hatte etwas Erfahrung aus meinem Deine Freizeit wie? Bekanntenkreis. Aus meiner Sicht ist Ehrlich gesagt, habe ich nur wenig Beim Festival wurde der Film über es aber wichtig, dass man viel früher – Freizeit. Aber wenn ich Zeit habe, dann den verstorbenen Martin Haber spätestens in der Schule – die Kontakt- treffe ich mich natürlich gerne mit gezeigt. Warum? möglichkeit hat. Wir alle sind unter- Freunden. Wobei ich auch schon mal Jedes Jahr haben wir einen Schwer- schiedlich. Jede und jeder sollte überall einen freien Tag einfach nur alleine ver- punkt. 2018 waren es Flüchtlingsthe- dabei sei können und teilhaben, wo sie bringe, mit Malen oder Lesen. Ich men, heuer Filme zu Frauen- & Kinder- oder er möchte. Die Begegnung jetzt wohne in der Nähe vom Zanzenberg in rechten. Generell geht es beim Festival mit euch, hier beim Interview, ist wieder Dornbirn und das ermöglicht Waldspa- aber um Menschlichkeit und das Mit- eine neue Erfahrung für mich. Ihr seid ziergänge. einander. In diesem Zusammenhang sehr starke Persönlichkeiten und das hat der Film über Blogger und YouTu- ist sehr inspirierend.
MAGAZIN 19 Sozialraumorientierung — Konzept für Teilhabe und Selbstbestimmung Die Lebenshilfe Vorarlberg setzt in der Begleitung verstärkt auf den Weg der Sozialraumorientierung. Daher haben wir die beiden Expertinnen Dr. Maria Lüttringhaus und Lisa Donath um einen Gastbeitrag gebeten. Unter Sozialraumorientierung wird oft- mals lediglich die Nutzung von Ressour- cen im Umfeld verstanden. Dies ist zwar ein wesentlicher Aspekt, aber dennoch nur ein Teil-Aspekt des Fachkonzeptes Sozialraumorientierung, das den Men- schen mit seinen Anliegen in seiner Le- benswelt in den Mittelpunkt stellt. Ausgehend von Wille und Ziel des Men- Dr. Maria Lüttringhaus beim Seminar der Lebenshilfe-Akademie zur Sozialraumorientierung. schen mit Behinderungen geht es nehmbarer als die „künstlicheren“ insti- vielen Geschäften und Einrichtungen darum, maßgeschneiderte Lösungen tutionellen Hilfen (siehe Abbildung: genutzt werden kann oder ein Yogakurs für die Person zu erarbeiten – unter „Säule 4“), sondern meistens auch dann im örtlichen Sportverein für Menschen Nutzung von Sozialraumressourcen. noch verfügbar für die Adressatinnen mit und ohne Behinderungen, in dem bei Gleichzeitig gilt es Ressourcen im und Adressaten, wenn sich das Helfer- Bedarf zusätzliche Trainerinnen bzw. Sozialraum aufzubauen und diese so zu system verabschiedet. Sie sind insofern Trainer zur Verfügung stehen. gestalten, dass Menschen mit Behinde- auch nachhaltiger. „Normaler“ sind in rungen gute Lebensbedingungen vorfin- diesem Zusammenhang auch Angebote Selbstbestimmtes Leben und Teilhabe in den, um selbstbestimmt leben und nach im Rahmen einer Gruppe (Wohntrai- der Gesellschaft (Inklusion) gestaltet ihren Vorstellungen am gesellschaftli- ning, Einkaufstraining, gemeinsame sich individuell völlig unterschiedlich aus chen Leben teilhaben zu können. Stadtteilerkundungen, Hauswirtschafts- und erfordert ein personen-, ressourcen- kurse, usw.), anstatt der individuellen und sozialraumorientiertes Unterstüt- Lösungswege im Alltag Begleitung in Form einer Einzelfallhilfe. zungsmanagement. Hierfür liefert das Fachkräfte richten in ihrer Arbeit mit Fachkonzept Sozialraumorientierung die Menschen mit Behinderungen deshalb Erst nachrangig im Sinne des alten Pos- fachliche Basis, denn Inklusion geht ganz selbstverständlich den Blick auf die tulats „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird in der „4. nicht ohne Sozialraumorientierung. sogenannte „3. Ressourcensäule“ (sie- Säule“ (siehe Abbildung oben) maßge- he Abbildung oben) und suchen Lö- schneidert ein Unterstützungsmanage- sungswege über die „normaleren“, le- ment entwickelt, das den Mix aus den bensweltorientierten Ressourcen. Das vorrangigen Lösungsstrategien über sind Angebote beispielsweise von Ver- persönliche, soziale und Sozialraumres- einen, aber auch von öffentlichen Insti- sourcen unterstützt. tutionen, die von breiteren Teilen der Bevölkerung genutzt werden (Sportver- Lebensweltnahe Lösungen eine, Jugendarbeit, Kirchengemeinden, Dort wo im Sozialraum Ressourcen feh- allgemeine Beratungsstellen, Fami- len, gilt es in Projekten, lebensweltnahe lienbildungsstätten, Selbsthilfeinitiativen, Lösungen zusammen mit allen Akteuren Ehrenamtsagenturen, Patenschaftsmo- im Sozialraum zu entwickeln und umzu- delle etc.). Diese Angebotsformen sind setzen. Dies könnten beispielsweise nicht nur „normaler“ und somit oft an- eine mobile Rollstuhlrampe sein, die von Gastbeitrag verfasst von Dr. Maria Lüt- tringhaus und Lisa Donath (v.l.).
20 MAGAZIN „Vorraussetzung für die Teilhabe ist der Zugang zu Informationen“ Gastkommentar Die UN-Behindertenrechtskonven- wer seine Rechte kennt, kann sie auch tion fordert die gleichberechtigte Teil- einfordern. zum Trialog 2019: habe von Menschen mit Behinde- rungen an allen gesellschaftlichen Dazu braucht es Informationsmittel und „Barrierefreie Bereichen. Das bedeutet, dass Men- -formate, die den spezifischen Bedarf schen mit Behinderungen die glei- von Menschen mit einer (Kommunikati- Information und chen Chancen haben sollen wie ons-) Beeinträchtigung berücksichtigen. Menschen ohne Behinderungen. Und Eines dieser Mittel ist die „leichte Spra- Kommunikation“ dass sie in der Gesellschaft nicht be- che“, aber auch verschiedene Formen nachteiligt werden dürfen. der Unterstützten Kommunikation, Brail- le, Gebärdensprache usw. gehören Zentrale Voraussetzungen für die dazu. gleichberechtigte Teilhabe von Men- schen mit Behinderungen sind der Zu- Mit dem digitalen Wandel verlagern sich gang zu Informationen und die barrie- immer mehr Informationen, Angebote refreie Kommunikation. und Dienstleistungen ins Internet. Des- halb sind barrierefreie Webseiten und Zugang zu Information Applikationen eine Voraussetzung für Der freie und ungehinderte Zugang zu die gleichberechtigte Teilhabe von Men- Informationen bedeutet, dass Men- schen mit Behinderungen. Neben den schen mit Behinderungen die für sie re- technischen Aspekten spielt hier auch levanten Informationen rechtzeitig und die nutzerorientierte Aufbereitung der In- in der für sie passenden Form erhalten formation und Gestaltung der Kommu- können. Nur so können sie als mündige nikation eine wichtige Rolle. Da der Mitglieder einer Gesellschaft selbstbe- Zugang zu technischen Geräten (wie Prof. Gabriela Antener stimmt entscheiden und autonom han- z.B. Smartphones), und das Wissen deln. Dies gilt für alle Lebensbereiche, über die Nutzungsmöglichkeiten in der Fachhochschule Nord- seien es nun Arbeit, Konsum und Han- Gesellschaft ungleich verteilt sind, müs- westschweiz (FHNW) del, Wohnen, Freizeit und Kultur, Recht sen Informationen aber auch anderwei- und Justiz, Medizin, Pflege, Soziale tig zur Verfügung gestellt und vermittelt Dienste und andere mehr. Nur wer die werden (zum Beispiel an Auskunfts- Angebote kennt, kann sie nutzen. Nur schaltern oder Hotlines). Nicht nur Men- Nach dem Vortrag: Alle Beteiligten der Lebenshilfe Vorarlberg, Referentin Myriam Schoen (5.v.l.) und Prof. Gabriela Antener (5.v.r.) sowie Landtagsabegeordneter Daniel Matt (3.v.r.).
MAGAZIN 21 schen mit Behinderungen, sondern alle, kationsmittel verwenden können – wie die nicht wissen, wonach sie genau su- zum Beispiel elektronische Kommunika- chen und wie man etwas findet, profitie- tionshilfen oder die Gebärdensprache. ren davon. Es braucht aber noch mehr. Es braucht Zum Trialog in allen gesellschaftlichen Bereichen INFO Barrierefreie Kommunikation das Engagement von öffentlichen Stel- Damit die Menschen ihre Anliegen ein- len, Geschäften, Vereinen und einzel- ilfe Vorarl- bringen können, sind sie auf Kommuni- nen Menschen, Kommunikation mög- Der Trialog der Lebensh 2019 trug kation angewiesen. Über Kommuni- lichst barrierefrei gestalten zu WOLLEN. Ma i berg am 16. und 17. dich. Ver- kation können sie sich mit andern aus- eh e den Titel „Ich verst stand der tauschen: Beim Frisör muss miteinan- Vorhandene Richtlinien zu Barriere- i stehst du mich?“. Dabe nschen mit der ausgehandelt werden, welche Frisur freiheit werden umgesetzt. Austausch zwischen Me rigen und es sein soll und wieviel für das Haare- Eine adressatenorientierte Kommu- Behinderungen, Angehö glichkeiten schneiden bezahlt werden muss. nikationskultur wird gepflegt. Fachkräften über die Mö unikation Kommunikationsbarrieren werden zur „barrierefreien Komm ttelpunkt. Auch am Bahnschalter, in der Schule, nicht als Folge einer Beeinträchti- und Information“ im Mi r von der am Arbeitsplatz, an der Kinokasse, bei gung verstanden, sondern als zu lö- Prof. Gabriela Antene estschweiz der Gemeindeverwaltung, beim Arztbe- sendes Problem aufgefasst. Fachhochschule No rdw mit dabei such, in der Bar: Nur wer kommunizie- Es besteht die Bereitschaft, flexibel n (FHNW) war als Experti rag im ren kann, kann seine Bedürfnisse und situativ auf auftretende Schwie- ort und hielt ihren Abendv Dornbirn. deutlich machen, argumentieren, nach- rigkeiten zu reagieren und die Kom- ORF Landesfunkhaus in pertin be- fragen und mitbestimmen. Über Kom- munikation entsprechend anzu- Die Kommunikationsex den freien munikation können Menschen Einfluss passen. tonte dabei: „Nur durch gang zu In- nehmen auf das, was mit ihnen und um und ungehinderten Zu Menschen sie herum passiert. Sie können sich Grundlage dafür ist eine positive Einstel- formationen, kö nn en mündige gegen Fremdbestimmung zur Wehr set- lung gegenüber Menschen mit Behinde- mit Behinderunge n als ft selbst- zen und einen höheren Grad an Selbst- rungen: Dass sie in ihren verschiedenen lsc ha Mitglieder einer Gesel un d au- bestimmung erreichen. gesellschaftlichen Rollen als vollwertige n bestimmt entscheide da unter zu und gleichberechtigte Bürgerinnen und tonom handeln. Mehr lberg.at Menschen mit einer Kommunikations- Bürger höflich, direkt und vor allem als www.lebenshilfe-vorar Beeinträchtigung sind darauf angewie- Personen, die etwas zu sagen haben, sen, dass sie dazu „ihre“ Kommuni- angesprochen werden. Prof. Gabriela Antener (r.) fasste zu Beginn des Workshops das Wichtigste aus dem Abendvortrag zusammen. In Arbeitsgruppen tauschten sich 120 Teilnehmende – Angehörige, Fachkräfte und Menschen mit Behinderungen – zum Thema „Barrierefreie Kommunikation“ aus.
22 Jede Woche wird in der Turnhalle der Sport-Mittelschule Hohenems für die Weltgymnaestrada im Juli trainiert. Das Tanzhaus Hohenems mit den Leiterinnen Britta Hafner (r.) und Liba Selner (l.).
MAGAZIN 23 „Come Together“ bei der Weltgymnaestrada im Juli Die Weltgymnaestrada, das größte haus Hohenems. Doch das war nicht internationale Breitensportfestival die einzige Mitgestaltung im organisato- der Welt, wird von 7. bis 13. Juli 2019 rischen Vorfeld der Weltgymnaestrada. ine in Dornbirn das Publikum begeistern. Zum neuen Gymnaestrada-Song wurde INFO Alle Termlick Mit dabei das Tanzhaus Hohenems. auch ein Video gedreht, das bei der im Überb Sportnacht Anfang April präsentiert An die 18.200 Teilnehmende aus 50 Na- wurde. „Das war sehr gut. Üben war Hier alle Termine im Überb lick, wann tionen werden zur Weltgymnaestrada in kein Problem. Hat Spaß gemacht“, er- das Tanzhaus Hohe nems bei der Dornbirn erwartet. Für die Mitglieder des zählt Daniel Stari, der neben Mirja Ko- Weltgymnaestrada live zu seh en ist: „Tanzhaus Hohenems“ war von Anfang vacevic für das Tanzhaus dabei war. an klar: „Da machen wir wieder mit!“ Die Beide erinnern sich gerne an Helsinki Eröffnung der Weltgymn aestrada Tanzgruppe der Turnerschaft Hohen- zurück und freuen sich im Juli wieder, Einmarsch aller Natione n ems und der Lebenshilfe Vorarlberg war viele neue Menschen aus unterschied- tag , 7. Juli , 16 .00 Uhr 2015 bei der letzten Weltgymnaestrada lichen Ländern kennenzulernen. Wann: Sonn , Dornbirn Wo: Stadion Birkenwiese in Helsinki das erste Mal dabei. Diese hinterließ einen so bleibenden Eindruck, Mit Live-Musik Auftritt: Tanzhaus Hohe nems dass alle gerne die lange und intensive Für die Auftritte bei der Weltgymnae- mit Live-Musik von „Die Sch urken“ Trainingszeit in Kauf nehmen. Damals strada haben sich Britta Hafner und Liba .30 Uhr Wann: Sonntag, 7. Juli, 20 war das Tanzhaus Hohenems als erste Selner nicht nur eine neue Choreogra- Wo: Außenbühne, Haup tpl , atz inklusive Tanzgruppe aus Österreich mit phie ausgedacht. Dieses Mal wird das dabei. „Jetzt ist eine Gruppe aus Groß- Tanzhaus live von der Band „Die Schur- Hohenems bri- tannien und den USA dabei. Dem ken“ begleitet. „Die Choreographie für Auftritt: Tanzhaus Hohe nems Weltturnverband ist ganz wichtig, dass die Auftritte bei der Weltgymnaestrada mit Live-Musik von „D ie Sch urken“ alle mitmachen können, egal welches dauert 12 Minuten. Mit den Musikern Wann: Montag, 8. Jul i, 18 .30 Uhr Handicap sie haben. Das Schöne ist, haben wir die Stücke ausgesucht, zu und 21.00 Uhr dass es kein Wettkampf ist. Es geht rein denen wir tanzen werden. Neue Büh- Wo: Messe Dornbirn, Ha lle 9 um die Freude am gemeinsamen Tur- nenkostüme gibt es natürlich auch. Ins- nen bzw. Tanzen“, erzählt Leiterin Britta gesamt sechs Mal werden wir in ems Auftritt: Tanzhaus Hohen Hafner. Hohenems bzw. der Messe Dornbirn mit Live-Musik von „Die Schurken“ auftreten. Zudem sind wir beim Ein- Wann: Dienstag, 9. Juli, 16.20 Uhr Video-Drehs im Vorfeld marsch der Nationen bei der Eröffnung Wo: Messe Dornbirn, Ha lle 5 Zum zweiten Mal gibt es heuer das dabei und werden alles hautnah erle- „World-Team“ im Rahmen der Welt- ben“, so Britta Hafner. Auftritt: Tanzhaus Hoh enems gymnaestrada. „Für die Choreographie Finanziert hat sich das Tanzhaus Ho- ie Sch urken“ mit Live-Musik von „D wurde ein Lehr-Video gedreht, bei dem henems die Teilnahme selbst, unter an- Wann: Donnerstag, 11. Jul i, auch Tänzerinnen und Tänzer vom derem mit Auftritten im Vorfeld. Bis 7. 10.20 Uhr Tanzhaus Hohenems mitwirkten. 2.000 Juli wird jetzt noch fleißig geprobt, bis 36 Wo: Messe Dornbirn, Ha lle 2 Sportlerinnen und Sportler aus ca. 35 Tänzerinnen und Tänzer des Tanzhaus Nationen können sich für das World- Hohenems sowie ihre sieben Begleit- ems Auftritt: Tanzhaus Hohen Team anmelden und lernen diese Cho- personen wieder zeigen können, wie ge- n „D ie Sch urken“ mit Live-Musik vo reographie über das Internet“, berichtet lebtes „Mitanand“ begeistert. Mehr zum Wann: Freitag, 12. Juli, Liba Selner, ebenfalls Leiterin des Tanz- Tanzhaus: www.tanzhaus-hohenems.at 12.40 Uhr lle 4 Wo: Messe Dornbirn, Ha Es ist kein Wettkampf, es geht rein um naestrada Karten für die Weltgym et.com oder 2019: www. laendletick die Freude am gemeinsamen Tanz.“ www.oeticket.com.
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