Volmarsteiner Gruß 1 - Voller Elan und Lebensfreude - Das Magazin für Freunde und Förderer der Evangelischen Stiftung Volmarstein - Evangelische ...
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1-2018 Volmarsteiner Gruß Das Magazin für Freunde und Förderer der Evangelischen Stiftung Volmarstein Voller Elan und Lebensfreude
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer der Evangelischen Stiftung Volmarstein! Jugendliche treffen zum ersten Mal Behinderte 4 Wissen Sie, welches Thema in den Massenmedien zu Von diesen Projekten bzw. Vorhaben, die wir in diesem kurz kommt? Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA), Heft präsentieren, profitiert der einzelne Mensch, der in Stiftung intern 8 eine medienkritische Nicht-Regierungsorganisation, ver- unseren Häusern bzw. Einrichtungen neben qualifizierter Neue Tagespflege in Wetter 10 öffentlicht dazu regelmäßig eine Liste der vergessenen Versorgung vor allem auch persönliche Betreuung sucht. Autistische Kinder machen erstmals Urlaub 11 Nachrichten. Ganz oben steht die Situation von Men- schen mit Behinderung in der Arbeitswelt. Was persönlicher Kontakt bewirkt, haben Konfirmanden Knigge-Kurs am Berufskolleg 12 aus Gelsenkirchen beim Besuch unserer Stiftung erlebt. Ein Zuhause für Kinder zum Wohlfühlen 13 Wir finden, dass dies eigentlich ein wichtiges Thema ist. In kleiner Runde löcherten sie einen jungen Mann, Deshalb schwimmen wir in unserem Volmarsteiner Gruß der im Elektrorollstuhl sitzt. Es ging um sein Leben mit Auszeichnungen & Kompetenz 14 bewusst gegen den Strom: Hier finden Sie regelmäßig schwerer Behinderung und um klassische Jugend- Traumjob bei der Firma ABC 16 interessante Geschichten über Inklusion am Arbeitsplatz. Themen. Für viele Konfirmanden war es die erste Seminar für Fahrer von Behinderten 18 Es ist uns ein Anliegen, an konkreten Beispielen zu direkte Begegnung mit einem behinderten Menschen. zeigen, dass Menschen mit Behinderung wertvolle Wie dieses spannende Treffen genau abgelaufen ist? Limo-Bar im Hochseilgarten 19 Arbeit leisten. Auch das erfahren Sie in diesem Volmarsteiner Gruß. Praktikum in Zahnklinik für Behinderte 20 Unser aktuelles Titelbild steht Deshalb beschreiben wir in dieser Ausgabe den Weg Hoffentlich haben wir Sie jetzt ein wenig neugierig Fachdienst hat in Hagen ein neues Büro 22 symbolisch für den Elan und die von zwei Auszubildenden unseres Berufsbildungswerks: gemacht. Wir wünschen Ihnen, liebe Freunde und Lebensfreude, mit denen sich die Wäscherei als Inklusionsbetrieb 22 Zum einen geht es um einen angehenden Kaufmann Förderer, eine interessante Lektüre. Evangelische Stiftung Volmarstein Haus Buschey wird neu gebaut 23 im Gesundheitswesen, der sich als Praktikant am Lehr- entwickelt. Dazu finden Sie in diesem Heft zahlreiche Beispiele. stuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin der Uni Herzliche Grüße aus Volmarstein und Gottes Segen Neuer OP in Ortho-Klinik Dortmund 23 Witten/Herdecke bewährt hat. Zum anderen schildern Stiftung international 24 wir den Weg einer jungen Kauffrau für Büromanage- ment, die bei der Ennepetaler Firma ABC – unter Verzahnung im Feierabendaus hat sich bewährt 26 Heimwerkern bestens bekannt wegen ihrer Spax- Besonderes Extra während der Ausbildung 26 Schrauben – einen Arbeitsplatz gefunden hat. Nach der Besuchen Sie uns auch Spielzeug für die Kinderorthopädie 27 Ausbildung derart beruflich durchzustarten – besser im Internet: geht‘s nicht. Landtagsabgeordneter als Politik-Lehrer 27 www.volmarstein.info Fortschritt & Innovation 28 Mit Dynamik entwickelt sich auch unsere Stiftung: In Volmarstein haben wir auf unserem Zentralgelände eine Büro für Leichte Sprache ist fünf Jahre alt 30 Tagespflege eröffnet, die zunächst das einzige Angebot Spektakulärer Anbau im Krankenhaus Haspe 32 dieser Art in Wetter ist. In Witten steht der Neubau unserer Seniorenhilfe-Einrichtung Haus Buschey an, der Investitionen in der Klinik Volmarstein 32 modernsten Standards entsprechen wird. In Volmarstein Heilpädagogisches Reiten fördert Behinderte 33 bereiten wir den Bau von zwei Häusern für Kinder mit Behinderung weiter vor, für die wir ein besonderes Pfarrer Diplom-Kaufmann Kurz & knapp 34 pädagogisches Konzept entwickelt haben. Um mehr Jürgen Dittrich Markus Bachmann Als Moderator auf großer Bühne 36 Vorstand Patienten versorgen zu können, wurde in der Ortho- Senioren singen mit Gebärden 37 Klinik Dortmund ein zusätzlicher OP-Saal in Betrieb genommen. Und in der Klinik Volmarstein wurden neue Unser Dank 38 Narkose- und Überwachungsgeräte angeschafft, die für Ansprechpartner / Impressum 39 höchstmögliche Sicherheit im OP-Alltag sorgen. 2 Volmarsteiner Gruß 1-2018 3
Auf besondere Weise haben sich Konfirmanden aus Gelsenkirchen mit dem Thema „Behinderung“ befasst: Beim Besuch des Berufsbildungswerks (BBW) der Stiftung Volmarstein befragten sie einzelne Auszubildende zu ihrem Arbeitsalltag, ihrer jeweiligen Behinderung und zu ihren Zukunfts-Wünschen. Es gab spannende Gespräche – z.B. mit Jan Wittmaack, der wegen einer weitreichenden spastischen Lähmung im Elektro-Rollstuhl sitzt. „Viele Leute glauben, dass ich als Rollstuhlfahrer automatisch auch einen an der Klatsche habe“ – „ Eigentlich solche zugespitzten Sätze von Jan Wittmaack beindruckten die „Konfis“ aus der Trinitatis- Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Buer. Für viele der ganz normal…“ Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren war es das erste Mal, dass sie einem Menschen mit Be- hinderung persönlich begegneten. Und sie merkten sofort: Ihnen gegenüber sitzt jemand, mit dem man über alles reden kann, der überaus pfiffig ist und obendrein viel Humor hat. Bei seiner Geburt war Jan Wittmaack ein Frühchen. Er bekam zu wenig Sauerstoff. Dadurch erlitt er die Konfirmanden aus schwerwiegende Behinderung. Im Volmarsteiner Gelsenkirchen befragten BBW absolviert der 24-Jährige eine Ausbildung zum Kaufmann im Gesundheitswesen. Er engagiert sich Azubis des Volmarsteiner in der Teilnehmer-Vertretung. Dieses Gremium Berufsbildungswerks. vertritt die Interessen aller Auszubildenden des BBW gegenüber der Leitung des Hauses. Für viele „Konfis“ war es die erste direkte Begegnung Jan Wittmaack hat klare Ziele: „Für mich ist es wichtig, die Ausbildung abzuschließen und eine mit einem Menschen Stelle zu finden“, sagt er. Allerdings: „Das ist nicht mit Behinderung. so einfach, weil ich immer besser sein muss als jemand, der laufen kann.“ Offen schilderte er den Konfirmanden einige Tücken des Alltags, die er aufgrund seiner Behinderung erlebt hat. Als er etwa an einem Wochenende wie üblich zu seinen Eltern nach Minden fahren wollte, wurde er von den Zugschaffnern „vergessen“. Deshalb saß er irgendwann allein im dunklen Zug, der im Depot des Bielefelder Hauptbahnhofs abgestellt war. „Aber ich habe ja Licht am Rollstuhl…“, 4 Volmarsteiner Gruß 1-2018 5
Leichte Sprache Konfirmanden zu Besuch im BBW „Viele Leute glauben, dass ich als Rollstuhlfahrer Jugendliche aus Gelsenkirchen waren für einen Tag zu Besuch im BBW. automatisch auch einen Die Jugendlichen haben bald Konfirmation. an der Klatsche habe.“ Die Konfirmation ist ein Fest in der Kirche. Kombiball und Elefanten-Figur Bei dem Fest werden die Jugendlichen Eine Gruppe der Gelsenkirchener Konfirmanden nahm in Volmarstein an einer inklusiven Sportstunde in die Kirchen-Gemeinde aufgenommen. teil: „Konfis“ und Azubis spielten gemeinsam Kombiball. Das ist eine Mischung aus Handball Die Jugendlichen haben die und Fußball, speziell geeignet für Spieler mit Körperhinderungen. Einige Jugendliche setzten Auszubildenden im BBW kennen-gelernt. sich in einen Rollstuhl, um das Spiel aus dieser Sie haben mit den Auszubildenden geredet. besonderen Perspektive kennenzulernen. Viele Jugendliche kennen Außerdem besuchten die „Konfis“ mehrere keine Menschen mit Behinderung. Ausbildungsstätten des Berufsbildungswerks – und zwar die Gärtnerei, den Elektrobereich sowie Deshalb hatten die Jugendlichen die Metall-Werkstatt. Bei den „Metallern“ legten sie selbst Hand an: Geschicklichkeit und Geduld viele Fragen. waren gefragt, um mit Hilfe einer Zange aus einem dünnen Bogen Blech eine dreidimensionale Die Auszubildenden haben von Elefanten-Figur zu schneiden. Die Figuren waren ein schönes Andenken an einen interessanten Tag Ihrem Leben erzählt. in Volmarstein. (toto) Manchmal ist das Leben im Rollstuhl schwierig. Zum Beispiel: berichtete er augenzwinkernd, so dass die gespannt Personennahverkehr, so dass er als Rollstuhlfahrer Wenn man mit dem Zug fahren will. zuhörenden Besucher aus Gelsenkirchen kräftig die meisten Möglichkeiten hat, mobil zu sein. Aber oft ist das Leben mit Behinderung schmunzelten. Mit seinem Handy gelang es ihm, seine Als sich Jan Wittmaack als leidenschaftlicher BVB- Mutter zu erreichen, die schließlich Hilfe organisierte. Anhänger outete, horchten einige der Konfirmanden genauso wie das Leben auf: Als Gelsenkirchener stehen sie natürlich auf den von jungen Menschen ohne Behinderung. Derzeit wohnt Jan Wittmaack im Internat, das zum FC Schalke. Trotz dieser Rivalität beim Fußball – die Volmarsteiner BBW gehört. Von seinem ersten Geld, jungen Besucher hatten vor allem dank der Offenheit Nach dem Treffen haben das er später mal verdient, würde er sich einen von Jan Wittmaack viel über das Thema „Behinderung“ größeren Fernseher kaufen. Wohnen möchte er gelernt. „Eigentlich sind die Leute hier ja ganz normal“, die Konfirmanden gesagt: nach seiner Ausbildung in einer Großstadt wie flüsterte ein Konfirmand seinem Nachbarn am Ende Die Leute hier sind ja ganz normal! Dortmund. Dort gibt es einen gut ausgebauten des BBW-Besuchs zu. (toto) Das Treffen hat allen viel Spaß gemacht. 6 Volmarsteiner Gruß 1-2018 7
Stiftung intern Präsident des Landtags würdigt Volmarsteiner Arbeit „Eine segensreiche, innovative und Prominenter Besuch in der Stiftung Volmar- stein: André Kuper, Präsident des Landtages von Nordrhein-Westfalen, machte bei einer Informationsreise durch den Ennepe-Ruhr- Kreis Station in Volmarstein. Dabei besuchte bedeutende Einrichtung“ er die Werkstatt für behinderte Menschen. Rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Dia- Kirche und Diakonie in einer multireligiösen Gesellschaft. konie sowie leitende Mitarbeitende der Stiftung trafen „Wir müssen als evangelische Träger erkennbar sein und „Die leisen Stimmen der Gesellschaft sich zum Jahresempfang der Stiftung Volmarstein. Stif- gleichzeitig offen sein für das Fremde und Andere“, so die brauchen unsere Aufmerksamkeit“, betonte tungsrats-Vorsitzender Dr. Hans-Peter Rapp-Frick sowie Präses. Und: „Der fortschreitende Pluralismus ändert nichts André Kuper, als er Beschäftigte an ihrem die Vorstände Jürgen Dittrich und Markus Bachmann an unserer Grundhaltung: für andere da zu sein.“ (aN) jeweiligen Arbeitsplatz traf (Foto unten). begrüßten die Gäste im Sparkassen-Karree Hagen. Die Stiftungs-Vorstände Jürgen Dittrich und Markus Bachmann sowie Werkstatt-Leiter „Die Stiftung ist eine segensreiche, innovative und be- Andreas Barth führten den prominenten deutende Einrichtung“, betonte Landrat Olaf Schade in Gast durch verschiedene Arbeitsbereiche. seinem Grußwort. Dies wurde anschließend in einem Vortrag der beiden Vorstände deutlich, die über aktuelle „Dass Sie Arbeitsplätze für Menschen mit Projekte in verschiedenen Bereichen der Stiftung berich- starken Behinderungen schaffen, verdient teten. Die positive Entwicklung schlug sich auch in den höchste Anerkennung“, würdigte der Bilanzzahlen nieder: Allein in den vergangenen zwei Landtags-Präsident die Arbeit der Stiftung. Jahren stieg der Umsatz um 20 % auf 270 Millionen Begleitet wurde André Kuper von Landrat Euro. Annette Kurschus, Präses der Ev. Kirche von West- Olaf Schade und vom Wetteraner Bürger- falen, sprach in ihrem Vortrag über die Aufgabe von meister Frank Hasenberg. (aN) Stiftung plant eigenes Museum Kompetente Runde berät über Spenden-Projekte Wie haben Menschen in früheren Zeiten in der Stiftung gelebt? Vorstand Jürgen Dittrich hat in der Evangelischen Stiftung Volmarstein einen Spen- Antwort darauf gibt es bald in einem Museum, in dem die denbeirat gegründet. In dem Gremium sitzen u.a. Experten der Behinderten- Stiftung ihre Geschichte seit den Anfängen im Jahre 1904 und Seniorenhilfe sowie der Rehabilitation. Ziel ist es, nicht zweckgebun- präsentieren wird. Derzeit werden „alte Schätzchen“ dene Spendengelder optimal zu verteilen – eine anspruchsvolle Aufgabe. zusammengetragen – u.a. Hilfsmittel für Menschen mit „Mir ist es sehr wichtig, mit Vertretern aller Bereiche regelmäßig über Behinderung. Die haben sich aufgrund des technischen Spenden-Projekte im Gespräch zu sein“, betont Pfarrer Dittrich. Fortschritts im Laufe der Jahrzehnte enorm verändert. Nach außen ist er erster Ansprechpartner der Stiftung in Sachen Daher werden im Stiftungs-Museum u.a. Rollstuhl-Fabrikate Spenden. Hauptaufgabe des neuen Beirats ist es, konkrete Vorhaben früherer Technik-Generationen, Lehrmittel des Schul- und systematisch aufzulisten und den Vorstand bei der Reihenfolge der Ausbildungsalltages sowie medizinische Instrumente der Umsetzung zu beraten. Grundsätzlich liegt Jürgen Dittrich viel daran, Orthopädie präsentiert. Neben alten Fotos sind Schwarz- dass beschlossene Projekte schnell realisiert werden: „Oft sind es Weiß-Filme besonders aussagekräftig. Sie dokumentieren den kleine Summen, die große Fortschritte bringen“, so seine Erfahrung. Alltag in Einrichtungen auf dem Volmarsteiner Berg – in Wohn- Deshalb gehört es auch zur Aufgabe des neuen Spendenbeirats, die kon- heimen, Werkstätten und in der Orthopädischen Klinik. (toto) krete Umsetzung von Vorhaben zu begleiten und zu unterstützen. (toto) 8 9
Mutig neue Wege gehen Erstmals wagten Mitarbeitende eine Urlaubsreise mit autistischen Kindern. Wir trauen uns. So fing die ganze Geschichte an. Fröhlichkeit ist Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Freizeit- bereichs der Stiftung überlegten lange: Trauen wir es im Alltag Trumpf uns zu, mit einer Gruppe von Kindern mit Autismus- Spektrum-Störung eine Urlaubsreise zu starten? Autistische Auffälligkeiten bedeuten für jeden Be- Die Stiftung Volmarstein hat auf ihrem treuer eine große Herausforderung. Autismus äußert Zentralgelände eine Tagespflege eröffnet. sich in den unterschiedlichsten Varianten – oft bedarf es individueller Betreuungspläne, um einem Der Standort bietet viele Vorteile. Schon jetzt ein funktionierendes Netzwerk: Die Leiterin der neuen Intensive Momente erlebten die Betreuer mit den Kindern in Holland Tagespflege (Mitte) mit ihren Kooperationspartnern. Kind im Alltag gerecht zu werden. Dazu gehören an Nordseeküste. eine fest durchorganisierte Tagesstruktur, wieder- Mit der Eröffnung der „Tagespflege Volmarstein“ Als Vorsitzende der Demenz-Alzheimer Selbsthilfe- erkennbare Abfolgen in allen Lebensbereichen, wurden die Kinder intensiv auf das Ereignis vorbereitet. bietet die Evangelische Stiftung ein neues Betreuungs- gruppe Hagen und Mitglied im Netzwerk Demenz ein Ausschluss von äußeren Reizen und ein geschulter „Wir haben Tafeln gemalt und mit den Kindern einen angebot für Seniorinnen und Senioren in Wetter und Hagen kann sie auf viele Kontakte bauen. Umgang mit autoaggressiven Verhaltensweisen. Tagesstrukturplan erstellt. Zu Übungszwecken haben Umgebung. Den Gästen stehen rund 500 Quadrat- „Natürlich werde ich auch im EN-Kreis Kontakte wir sogar zweimal für jeweils eine Woche in der Oberlin- meter zur Verfügung, auf dem Außengelände entsteht knüpfen und pflegen“, betont die Expertin. Eine große Herausforderung. Aber der Entschluss schule gecampt“, erzählt Daniel Starosta. ein Demenzgarten. „Die Lage im Zentralgelände der stand fest: Ja, wir trauen uns, wir versuchen es! Stiftung bietet viele Vorteile“, erklärt Bereichsleiter In Volmarstein freut sie sich darauf, etwas Neues Ein ungewöhnliches Projekt, das einen ungewöhnlich Nicolas Starck. Direkt im Haus ist eine Arztpraxis mit aufzubauen und ihre vielen Ideen umzusetzen. Mit sieben Betreuern fuhren fünf Heimkinder aus hohen Einsatz der Mitarbeitenden erforderte. sowie eine podologische Praxis, die Therapiedienste „Die Räumlichkeiten sind sehr ansprechend. dem Marianne-Behrs-Haus ans Ijsselmeer in Holland. mit ihrem breiten Angebot sind vor Ort und Cafés Und in dem geplanten Demenzgarten können sich „Wir hatten uns überlegt, dass einige Betreuer mit „Einen Einsatz, den wir Betreuer in Form von vielen nicht weit entfernt. Erste Gäste besuchen die Einrich- die Gäste auch im Grünen freier bewegen“, sagt zwei oder drei Kindern wieder zurückfahren, sollte es berührenden Erlebnissen zurückbekommen haben“, tung seit Mitte März. die Pflegedienstleitung. (aN) gar nicht funktionieren“, berichtet Freizeitkoordinator betont Daniel Starosta. So saßen Kinder, von den Ein- Daniel Starosta. Das ausgewählte Ferienhaus wurde drücken von Strand und Meer überwältigt, eine Stunde Als Leitung für das neue Angebot konnte Claudine umgestaltet: Jedes Kind erhielt ein Einzelzimmer, die lang ruhig und lächelnd im Sand. Sie ließen Drachen Tagespflege Volmarstein Scharfenberg gewonnen werden. Die 56-Jährige Betreuer schliefen in einem Raum in der Mitte des steigen und jauchzten vor Freude. Herzerwärmend Claudine Scharfenberg bringt viel Erfahrung mit: Sie ist examinierte Alten- Hauses. „Damit wir schnell reagieren können, falls sei die Freude der Kinder gewesen. Die Betreuer sind Telefon 0 23 35 / 639 21 20 pflegerin, gerontopsychiatrische Fachkraft und Oskar-Niemöller-Straße 11 irgendetwas ist“, so Starosta. Fenster und Türen wur- sich einig: „Diese wunderschönen Eindrücke der Reise geprüfte Pflegedienstleitung. Viele Jahre leitete sie 58300 Wetter den mit Bewegungsmeldern gesichert, „falls jemand erfüllen uns alle mit Stolz. Wir sind froh, dass wir es eine Tagespflege in Hagen. nachts rauslaufen möchte“. Bereits Wochen vorher gewagt haben.“ (june) 10 Volmarsteiner Gruß 1-2018 11
Gutes Benehmen ist keine Glückssache Begrüßung, Sitzhaltung, Tischmanieren: Im Knigge-Kurs lernen Schüler des Werner-Richard-Berufskollegs, alltägliche Situationen zu meistern. Wie sitzt man beim Gespräch korrekt am Tisch? Welche Kleidung ist passend beim Vorstellungstermin? Wie sieht Ein Zuhause zum Wohlfühlen eine freundliche Begrüßung aus? Schüler des Werner- Schaukel, Matschecke, Trampolin: Für das Auguste-Grünewald-Haus, das die Richard-Berufskollegs haben mit Hilfe einer Knigge-Trai- nerin gelernt, solche Alltags-Situationen zu meistern. Stiftung plant, gibt es ein bestens abgestimmtes pädagogisches Konzept. Am Ende gab es ein Zertifikat für die Bewerbungsmappe. Ein bestens auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmtes Dort sorgen z.B. Wassersäulen sowie Klangliege und Lie- „Gutes Benehmen hilft beruflich und privat enorm wei- pädagogisches Konzept steckt hinter den Plänen für das geflächen dafür, dass sich die Mädchen und Jungen ent- ter“, erklärt Jens Hufschmidt den besonderen Unter- Auguste-Grünewald-Haus, das die Stiftung bauen wird. spannen können. „Solche Dinge machen schönes Woh- richtsstoff. Hufschmidt ist Lehrer an der Schule für „Funktionalität trifft Lebensqualität“, so beschreibt Mar- nen für unsere Kinder aus“, erklärt Jennifer Bok. Außer- Körperbehinderte der Stiftung. Um die Benimm-Regeln tina Uhl-Maihoff, Heimleitung der Jugendhilfe, den In- dem bieten ein Snoezelraum und ein Zimmer zum Toben Lektionen beim Knigge-Kurs (Bilder v.o.): Einen Blumenstrauß ordentlich zu vermitteln, bekamen die Schüler „seiner“ Berufs- halt des Konzeptes. In dem neuen Haus auf dem Zentral- die Möglichkeit, dass sich ein junger Bewohner bei Bedarf übergeben, sich dem Sitznachbarn kommunikativ zuwenden, die ange- fachschulklasse mehrfach Besuch von Personaltrainerin gelände bekommen 24 Mädchen und Jungen ein neues in diese speziellen Umgebungen zurückziehen kann. messene Sitzhaltung einnehmen und die freundliche Verabschiedung. Dagmar Gossen. „Dein perfekter Auftritt“, so lautet das Zuhause – und zwar 8 Kinder mit Autismus-Spektrum- Projekt der Malteser, für das sie ehrenamtlich an Schulen Störung und 16 mit Schwerstmehrfachbehinderung. Besondere Technik ist in den Zimmern der Kinder mit in der Diözese Essen unterwegs ist. Ihr Ziel ist es, mit Autismus-Spektrum-Störung vorgesehen: Dort werden Jugendlichen gute Umgangsformen einzuüben. Wich- Die Ausstattung wird auf die individuellen Bedürfnisse Bildschirme angebracht, die zentral bedient werden. tige Worte sind „Bitte“, „Danke“, „Guten Tag“, „Auf der jungen Bewohner zugeschnitten. Dazu gehören elek- Jedes Kind bekommt über visuelle Hilfen (z.B. Piktogram- Wiedersehen“ und „Entschuldigung“. Und grundsätzlich tronische Türöffnungssysteme und absolute Barrierefrei- me, Time-Timer), die auf „seinem“ Bildschirm eingeblen- betont Dagmar Gossen: „Die größte Stärke, die man heit. Allerdings wird längst nicht alles, was optimale Be- det werden, u.a. wichtige Informationen über seinen Ta- gegenüber anderen zeigen kann, ist Zuverlässigkeit.“ treuung und kindgerechtes Wohnen garantiert, von Kos- gesablauf. Das trägt gerade bei Autisten zur geregelten tenträgern übernommen. Darum hat die Stiftung das Tagesstruktur bei, die für sie unerlässlich ist. „Mit Hilfe Die Schüler staunten, dass für den ersten Eindruck – z.B. Auguste-Grünewald-Haus als Jahresspendenprojekt aus- dieser Technik können wir schneller auf individuelle beim Vorstellungsgespräch – die Kleidung entschei- gewählt. „Wir hoffen, dass sich viele Leute für unser Bedürfnisse jedes Kindes eingehen“, so Jennifer Bok. dend ist (58 %). Dagegen haben Stimme (38 %) und Haus interessieren und uns unterstützen“, sagt Teamko- Gesprächsinhalt (7 %) nur geringe Bedeutung. Beim ordinatorin Jennifer Bok. Gemeinsam mit einem Teil ihrer Die Mädchen und Jungen kennen die Bildschirm-Symbole Thema „Handy“ warnte die Trainerin, flapsige Ansagen Kollegen hat sie das pädagogische Konzept erarbeitet. von den Tastaturen ihrer Sprachcomputern, die sie zur auf die eigene Mailbox zu sprechen. „Wenn eine Firma Verständigung nutzen. „Durch den Computer sind viele aufgrund einer Bewerbung anruft, macht das keinen Es sieht u.a. vor, dass alle drei Wohngruppen jeweils ein Kinder mit Technik vertraut“, erklärt Jennifer Bok, „des- guten Eindruck“, so Dagmar Gossen. eigenes Außengelände bekommen, auf dem die Mädchen halb ist Präsentation von Informationen via Bildschirm in und Jungen jede Menge Spaß haben. Dafür sorgen u.a. ihren Zimmern eine ideale Ergänzung.“ (toto) Den ultimativen Praxistest gab es beim Abschluss-Essen eine Schaukel und eine Matschecke sowie ein in den in einem Restaurant: Begrüßung, Sitzhaltung, Gesprächs- Boden eingelassenes Trampolin, das höchste Sicherheit Evangelische Stiftung Volmarstein verhalten, Tischmanieren und Verabschiedung – darüber garantiert und einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Stichwort „Auguste-Grünewald-Haus“ hatten die Schüler beim Kurs ausführlich gesprochen. IBAN DE 40 3506 0190 2101 59 9054 Am Ende hatten sie alle eine Erkenntnis gewonnen: Neben Einzelzimmern gibt es für die Kinder jeder Gruppe BIC GENODED1DKD · KD Bank eG Gutes Benehmen ist wahrlich keine Glückssache! (toto) einen Wohnbereich – quasi das Wohnzimmer für alle. 12 Volmarsteiner Gruß 1-2018 13
Kompetenz Hohe Auszeichnung für Volmarsteiner Ärzte Kinderorthopäde Dr. Leidinger und Gynäkologe Dr. Kociszweski stehen auf der Top-Liste der Mediziner des Nachrichtenmagazins „Focus“. Zwei Chefärzte der Ev. Stiftung Volmarestein wurden als lungen von Fachkollegen und Patienten sowie von „Top-Mediziner” ausgezeichnet. Das Magazin „Focus“ Selbsthilfegruppen aus. Außerdem berücksichtigt MINQ nahm die beiden Experten in ihre Ärzteliste auf. wissenschaftliche Publikationen und Zertifikate. Dr. Bendedikt Leidinger, Chefarzt der Kinder- und Neuroorthopädie. Dr. med. dr hab. Jacek Kociszewski, Chefarzt der Frauenklinik. Dr. Benedikt Leidinger, Chefarzt in der Orthopädi- Dr. Leidinger und sein Team befassen sich mit dem ge- schen Klinik Volmarstein, wird als „Top-Mediziner samten Spektrum der Behandlung von angeborenen und ohne OP. Diagnostik und Therapie von kindlichen sellschaft“, so der Chefarzt. Der Hagener Experte be- Kinderorthopädie” aufgeführt. erworbenen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungs- Erkrankungen erfordern besondere Empathie und schäftigt sich seit langem sowohl klinisch als auch wis- apparates im Kindes- und Jugendalter. „Ziel ist es, struk- Einfühlungsvermögen. Das weitere Wachstum ist bei senschaftlich mit dem Thema. Chefarzt Dr. Kociszewski Dr. med. dr hab. Jacek Kociszewski, Chefarzt der turelle Schäden und Funktionsdefizite frühzeitig zu ver- Entscheidungen über die Therapie zu berücksichtigen. erhielt von der Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie Frauenklinik im Evangelischen Krankenhaus Hagen- hindern und die Lebensqualität von Kindern zu verbes- Das Spektrum kinderorthopädischer Erkrankungen und plastische Beckenbodenrekonstruktion eine Aus- Haspe, ist in dem Ärzte-Ranking als Top-Mediziner im sern, um ihnen damit bestmögliche Chancen für ein ak- erstreckt sich vom Neugeborenenalter mit angeborenen zeichnung für höchste Kompetenz (AGUB III). Die Frau- Fachgebiet „Gynäkologische OPs“ gelistet. tives Leben in unserer Gesellschaft zu geben“, betont Fehlbildungen (Fußfehlformen, Hüfterkrankungen, enklinik Hagen-Haspe gehört zu den wenigen Ausbil- der Chefarzt. „Dies gilt besonders für Kinder mit Skoliosen) bis zur Behandlung junger erwachsener dungskliniken für rekonstruktive Beckenbodenchirurgie „Die Auszeichnung ehrt uns besonders, weil die Bewer- schwersten Behinderungen.“ Patienten mit Behinderung. in Deutschland. Zu den Schulungen im Ev. Krankenhaus tungen von Patientinnen und Fachkollegen und -kolle- kommen regelmäßig Ärzte aus ganz Deutschland, ginnen stammen“, freut sich Frank Bessler, Medizini- Die Klinik in Volmarstein setzt auf ein ganzheitliches In der Frauenklinik in Hagen-Haspe wird das gesamte Österreich und der Schweiz. scher Geschäftsbereichsleiter der Kliniken. Das unab- Vorgehen mit Einbeziehen der Familie und Therapeuten. Spektrum der gynäkologischen Operationen angeboten. hängige Rechercheinstitut Munich Inquire Media (MINQ) Ein Team von Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten Ein Schwerpunkt von Dr. Kociszewski ist die Behandlung „Die Auszeichnungen unterstreichen einmal mehr, ermittelt die deutschlandweit führenden Mediziner. und Orthopädietechnikern arbeitet in enger Abstim- von Harninkontinenz- und Beckenbodenerkrankungen. welche hohe Fachkompetenz unsere Kliniken vorwei- Dafür wertet das Institut Empfehlungen und Beurtei- mung. In den meisten Fällen gelingt die Behandlung „Noch immer ist das ein großes Tabuthema in der Ge- sen“, betont Frank Bessler. (aN) Oberlinschule freut sich mit teilweise schweren Behinderungen davon enorm profitieren, bekam die Schule nun einen Inklusionspreis. über Inklusionspreis Bei der Förderpreis-Ausschreibung für inklusive Schul- entwicklung des EN-Kreises belegte die Förderschule Die Oberlinschule der Stiftung Volmarstein hat sich mit einen zweiten Platz. Landrat Olaf Schade überreichte Kultur-Projekten einen Namen gemacht. Weil die Schüler den symbolischen Scheck über 1.000 Euro. Mit dem Preisgeld wird die kulturelle Kooperation der Oberlin- schule mit dem Theater Hagen und den Museen Hagen ausgebaut. Insgesamt wurden sechs Prämien für inno- vative Inklusions-Konzepte vergeben – jeweils drei für Grundschulen und für weiterführende Schulen. Beworben hatte sich die Oberlinschule mit dem Konzept „Kultur bewegt“. Es sieht vor, dass die Schüler vielfältige Erfahrungen im Kultur-Bereich machen. Ermöglicht wird das durch Begegnungen mit anderen Schulen sowie mit Freude über den Inklusionspreis: Carla Klimke, Klaudia König-Bullerjahn Künstlern und Kooperationspartnern – z.B. bei gemein- und Ingrid Baltruschat-Schmitz, Lehrerinnen an der Oberlinschule. samen Aufführungen oder Aktionen. 14 Volmarsteiner Gruß 1-2018 15
Den richtigen gefunden Dreh ka nn te n Sp a x-Schrauben. be produziert die Angela Fels hat sich bei ABC in kurzer Zeit persönlich BC e D ie Firm a A e ite t A n g e la Fels, ehemalig enorm entwickelt: Sie führt die Unfallstatistik der Ausbil- hrwerkstatt arb dungswerkstatt und hat die Ergebnisse sogar schon vor Im Büro der Le bild u n g sw erk Volmarste in. der Geschäftsführung präsentiert. Bei Begehungen zur rufs aus dem Be . Auszubildende ink lu si ve Bild erbuch-Karriere Arbeitssicherheit führt sie Protokoll. Sie koordiniert Ter- e Beispiel für ein mine für den Gehörschutz. Hintergrund: Jeder ABC-Mit- Ihr Weg ist ein arbeiter bekommt einen angepassten Gehörschutz, der individuell für ihn erstellt wird. Angefangen hat die junge Frau, die in Wuppertal wohnt, Angela Fels im Gespräch mit einem Azubi. Jeder Heimwerker hat sie schon mit dem Akkuschrau- als Langzeitpraktikantin bei ABC. So etwas heißt im Fach- ber irgendwo reingedreht: Spax-Schrauben. Millionen- jargon „Verzahnte Ausbildung mit Berufsbildungswer- fach werden die Metall-Verbindungsstücke von der Firma ken“, kurz „VAmB“ genannt, und dauert 6 bis 18 Mo- ABC in Ennepetal produziert. „Spax-Schrauben sind nate. „VAmB-Praktika sind für unsere Auszubildenden bekannt wie Coca-Cola“, sagt man dort stolz. Beruflich entscheidend, weil sie dadurch optimale Chancen haben, hat Angela Fels bei ABC den richtigen Dreh gefunden: eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden“, er- Die junge Frau mit Behinderung wurde nach ihrer kauf- klärt Christian Henning, Fachkoordinator der kaufmän- männischen Ausbildung im Volmarsteiner Berufsbil- nischen Ausbildung im BBW. Angela Fels ist dafür ein dungswerk (BBW) von dem Unternehmen eingestellt. Paradebeispiel. Kein Wunder, dass Christian Henning Daten von Maschinen werden präzise erfasst. stets auf der Suche nach Unternehmen wie ABC ist, die „Sachbearbeiterin der Ausbildungswerkstatt“ – so steht Praktikanten mit Behinderung aufnehmen. (toto) Viele Telefonate kommen im Ausbildungsbüro an. es in ihrer Stellenbeschreibung. Das klingt nach grauem Regelmäßig stehen ABC-Azubis vor ihrem Schreibtisch Alltag im Büro, ist es aber nicht: „Meine Arbeit ist total – jeder mit einem eigenen Anliegen. Häufig klingelt das abwechslungsreich“, schwärmt Angela Fels. Und die Telefon: Stets freundlich beantwortet Angela Fels Fragen 29-Jährige, die gerne Konzerte besucht (Rock & Pop) der Anrufer oder vermittelt sie an den gewünschten Ge- „Wir haben mit dem BBW gute Erfahrungen gemacht“ und Achterbahn fährt („Es muss kribbeln“), macht klar: sprächspartner. Und natürlich gehört es als ausgebildete Hans-Jürgen Barth, Leiter der Warum ist die Lehrwerkstatt ein guter Ort für „Immer nur dasselbe machen – das könnte ich nicht.“ Bürokauffrau zu ihren Aufgaben, das Ausbildungsbüro Lehrwerkstatt von ABC (Foto), ein Praktikum? nach modernen digitalen Standards zu verwalten – also gibt regelmäßig Praktikanten Hier im Ausbildungs-Bereich befindet man sich immer mit möglichst wenig Papier. Da gilt es, mit mancher „ABC“ – das ist die Kurzform für das 1823 in Ennepetal aus Volmarstein eine Chance. noch in einem geschützten Raum. Das wäre z.B. in gegründete Traditionsunternehmen „Altenloh, Brinck & Tradition zu brechen. „Sie sind ein Papiertiger!“ – die- einer Fachabteilung anders. Co.“. Heute hat es 1500 Mitarbeitende. sen humorigen Satz hat sie in diesem Zusammenhang Worauf kommt es bei beim Praktikum in Ihrer zu Hans-Jürgen Barth, ihrem Chef, gesagt. Der langjäh- Pro Tag produziert ABC 50 Millionen Schrauben, Lehrwerkstatt an? Wie entstand die Zusammenarbeit mit dem u.a. die bekannten Spax-Schrauben in vielen rige Leiter der Ausbildungswerkstatt, Typ „väterlich“, Wichtig ist, dass sowohl der Praktikant als auch wir als Volmarsteiner BBW? verschiedenen Größen. nimmt’s gelassen. Er ist mit der „Neuen“ im Büro der Betrieb vom Praktikum profitieren. Da haben wir mit Über den Prüfungsausschuss, in dem ich tätig bin. Ausbildungswerkstatt sehr zufrieden. den BBW-Praktikanten gute Erfahrungen gemacht. Dort gab es Kontakte mit Kollegen aus Volmarstein. Das Praktikum von Angela Fels ist natürlich besonders Daraus ist die Kooperation entstanden, die sich gut gelaufen. Sonst wäre sie nicht eingestellt worden. bewährt hat. (toto) 16 Volmarsteiner Gruß 1-2018
Besondere Perspektive Fahrer von Kleinbussen, die Menschen mit Behinderung chauffieren, schlüpfen bei einer Schulung in die Rolle ihrer speziellen Fahrgäste. Alltag vor der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der Stiftung Volmarstein: Morgens und nach- mittags fahren dort Kleinbusse vor. Sie chauffieren Beschäftigte mit Behinderung zur Arbeit und holen sie nach Feierabend wieder ab. Um mehr über das Thema „Behinderung“ zu erfahren, haben die Fahrer von drei Beförderungs-Unternehmen – Ortwein (Wetter), Stiefermann (Gevelsberg) und Mischka (Herdecke) – an einer Schulung der WfbM teilgenommen. „Es war sehr interessant“, meinte Janko Mischka, Chef des gleichnamigen Herdecker Unternehmens. Die Schulung in Bildern (von oben): Nach dem theoretischen Teil Erst Limo trinken, dann hoch in die Luft In der Schulung ging es um Fragen wie diese: Welche folgte die Praxis: Mit Augenklappen und Ohrenstöpsel erlebten die Behinderungsbilder gibt es? Wie empfindet ein geh- Fahrer die Perspektive von Menschen mit Behinderungen kennen. behinderter und gleichzeitig blinder Mensch, wenn er In Rollstühlen wurden sie in die Wagen geschoben und festgegurtet. zum Auto geführt wird? „Die Fahrer brachten eine Menge an Wissen mit – z.B., wie man einen Rollstuhl- fahrer fachgerecht anschnallt“, stellte Frank Maihoff Kinder mit Behinderung schweben im Hochseilgarten in Volmarstein über der Erde. schnell fest. Er ist Mitarbeiter des Sozialen Dienstes der Für den Ausbau eines Zirkuswagens zum Aufenthaltsraum werden Förderer gesucht. WfbM und hat die Schulungen geleitet. Im Arbeitsalltag erleben die Fahrer gerade bei Fahrgästen Er ist eine Top-Attraktion für Mädchen und Jungen, So weit wie möglich, so der Plan, wird der Zirkuswagen mit schwersten Behinderungen manche Überraschung: die aufgrund ihrer schweren Behinderung in Häusern in einer großen Gemeinschaftsaktion für den neuen Warum schreit zjemand plötzlich während der Fahrt? der Evangelischen Stiftung Volmarstein wohnen: Zweck um- und ausgebaut. Beteiligt sind daran die Solche Verhaltensweisen ihrer Fahrgäste lernten die der Hochseilgarten mitten auf dem Zentralgelände. Kinder und Jugendlichen mit Behinderung sowie Mitar- freundlichen Chauffeure besser zu verstehen. Dort können auch Kinder im Rollstuhl hoch über der beitende des Wohn- und Freizeitbereichs der Stiftung. Erde schweben und das Kribbeln im Bauch genießen. „Das schafft eine möglichst hohe Identifikation mit dem Zur Schulung gehörten auch Selbstversuche: Die Fahrer Projekt“, erklärt Daniel Starosta. Deshalb werden die setzten sich in einen Rollstuhl oder waren dank ein- Was am Boden noch fehlt, ist ein gemütlicher Aufent- jungen Stiftungs-Bewohner auch in den Alltags-Betrieb facher Hilfsmittel wie Augenklappen, Ohrenstöpsel halts-Bereich. Dafür soll ein ausrangierter Zirkuswagen der Hütte einbezogen – nach dem Motto „Geführt von oder Beinfessel blind, gehörlos bzw. beim Gehen ge- verschönert und jugendgerecht ausgebaut werden – Kindern für Kinder“. (toto) handicapt. So mussten sie mit Hilfe eines Kollegen in u.a. mit Limo-Theke, Musikanlage und kleiner PC/TV- einen Bus einsteigen oder in das Fahrzeug geschoben Anlage für Nintendo-Spiele. „Wir möchten einen Ort bzw. begleitet werden. Dann ließen sie sich um den schaffen, an dem die Kinder Limo trinken und Musik Evangelische Stiftung Volmarstein Block chauffieren. Die Fahrer waren von dieser Pers- hören, bis sie im Hochseilgarten an der Reihe sind, Stichwort „Erlebnispädagogik“ pektive eines Menschen mit Behinderung beeindruckt. oder einfach nur relaxen können“, so Freizeitpädagoge IBAN DE 40 3506 0190 2101 59 9054 Ihr Fazit: „Das war sehr aufschlussreich.“ (toto) Daniel Starosta. Für das Vorhaben werden Gönner BIC GENODED1DKD · KD Bank eG und Förderer gesucht. 18 Volmarsteiner Gruß 1-2018 19
Leichte Sprache Philipp Kofler erzählt von seinem Praktikum Philipp Kofler macht eine Ausbildung im BBW. Philipp Kofler (li.) im Gespräch mit Lehrstuhlinhaber Er will Kaufmann im Prof. Dr. Andreas Schulte. Gesundheits-Wesen werden. Der Arbeitswelt Er hat ein Praktikum an der Uni Witten-Herdecke gemacht. Dort gibt es die Abteilung: auf den Zahn gefühlt Zahn-Medizin für Menschen mit Behinderung. Philipp Kofler absolviert in Volmarstein eine Ausbildung. Am Lehrstuhl für reagieren höchst unterschiedlich: Die einen benötigen Die Zahn-Ärzte lernen: im Zahnarztstuhl angesichts eines mulmigen Gefühls Behindertenorientierte Zahnmedizin der Uni Witten/Herdecke war er Praktikant. Wie behandelt man Zuspruch, andere haben überhaupt keine Angst. Wenn Patienten nicht vom Rollstuhl in den Zahnarztstuhl Menschen mit Behinderung. gehoben werden können, werden sie direkt im Rolli Zum Beispiel: Szene aus dem Alltag: Ein Betreuer bringt einen Men- Patienten empfangen und verabschieden, am Telefon behandelt – etwa bei starken Rückenverkrümmungen. schen mit Behinderung zum Arzt. Dort angekommen, Termine für Patienten oder Studenten vergeben, Montags und freitags sind sogenannte „Narkosetage“. Manche Menschen trifft der Patient auf einen freundlichen Helfer aus der Rezepte vorbereiten, Patienten-Statistiken erstellen – Dann kommen Patienten, bei denen eine Behandlung bleiben im Rollstuhl sitzen Praxis. Der hat ebenfalls eine Behinderung. bei Philipp Koflers Aufgaben war Freundlichkeit und im wachen Zustand nicht möglich ist – z.B., weil sie Sorgfalt gefragt. Klasse seien seine Kenntnisse bei aufgrund ihrer Behinderung nicht ausreichend „mit- bei der Behandlung. Dieses besondere Szenario gehört am Lehrstuhl für Office-Programmen, hieß es mehrfach anerkennend. machen“ können. Manche Menschen Behindertenorientierte Zahnmedizin der Uni Witten/ „Ich bin total nett aufgenommen worden“, berichtet Herdecke zum Alltag. Denn neuerdings beschäftigt der junge Mann. In der Cafeteria bot man ihm zum Die Entscheidung, die Praktikumsstelle am Lehrstuhl bekommen eine Narkose. der Lehrstuhl regelmäßig einen Praktikanten mit Beispiel an, sein Tablett zu tragen. „Aufgrund meiner auf Dauer mit jungen Menschen mit Behinderung zu Zu der Abteilung gehört auch Behinderung aus dem Berufsbildungswerk (BBW) Spastik bin halt ich ein wenig tollpatschig“, erklärt er. besetzen, wurde bewusst getroffen. „Das ist mit Blick Volmarstein. Die BBW-Azubis werden in die Abläufe auf unseren Patienten-Kreis absolut authentisch“, so eine Zahn-Arzt-Praxis. der Zahnarzt-Praxis des Lehrstuhls eingebunden. Philipp Kofler hat viel über Behindertenorientierte Prof. Dr. Andreas Schulte. Engagierte junge Leute wie Dort lernen Studenten, auf spezielle Belange von Zahnmedizin erfahren: Bei der Gründung 2015 war der Philipp Kofler bekommen so die Chance, wichtige Erfah- Philipp Kofler erzählt: Patienten mit Behinderung einzugehen. Lehrstuhl bundesweit der erste dieser Art. Grundpfeiler rungen zu sammeln. „Externe Praktika helfen unseren sind Lehre, Forschung und Patientenversorgung. Der Auszubildenden, den Sprung auf den ersten Arbeits- Ich habe am Empfang gearbeitet. Philipp Kofler gehörte für neun Monate als Praktikant Lehrstuhl betreut 220 Studenten. In der Zahnarztpraxis markt zu schaffen“, berichtet Eugen Baginski. Er bildet Ich habe den Patienten Termine zum Praxis-Team. Er ist aufgrund einer angeborenen des Lehrstuhls arbeiten vier Zahnärzte. in Volmarstein Kaufleute im Gesundheitswesen aus. Spastik in seinen Bewegungen eingeschränkt. Das gegeben und viel telefoniert. Praktikum war Teil seiner Ausbildung zum Kaufmann „Man lernt, dass hinter der Zahnmedizin Men- Mittlerweile gibt es einen Nachfolger von Philipp Kofler. Ich habe auch am Computer im Gesundheitswesen, die er im BBW Volmarstein schen stehen“, sagt Philipp Kofler zu einer Erkenntnis Der „Neue“ kommt auch aus dem Volmarsteiner BBW. gearbeitet. Das kann ich gut. absolviert. „Philipp war eine echte Hilfe“, sagt Lehr- seines Praktikums. Die Patienten mit Behinderung, die Philipp Kofler hat ihn selbst ein wenig eingewiesen – stuhl-Inhaber Prof. Dr. Andreas Schulte. teilweise aus dem ganzen Bundesgebiet kommen, Fortsetzung einer inklusiven Erfolgsgeschichte. (toto) Alle waren sehr nett. 20 Volmarsteiner Gruß 1-2018
Inklusive Wäscherei Die Zentralwäscherei hat in der Stiftung eine lange Tradition. Durch zunehmende Dezentralisierung der Wohnbereiche haben sich die Anforderungen an die Wäscherei jedoch verändert und teilweise reduziert. „Um dem gerecht zu werden, haben wir gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein Projekt zur Gründung einer Inklusionsabteilung ,Zentralwäscherei‘ auf die Beine gestellt“, berichtet Bereichsleiter Dirk Domann. Haus mit Geschichte und Zukunft Die neue Abteilung ist Teil der Wirtschaftsdienste Volmarstein. Zehn Mitarbeitende, davon acht mit Arbeitsplatz-Ausstattungen für schwerbehinderte einer Schwerbehinderung, haben in diesem Jahr ihre Menschen verbessert, Arbeitsprozesse optimiert, Arbeit in der inklusiven Wäscherei aufgenommen. neue Dienstleistungen etabliert und somit Arbeits- Aus dem Haus Buschey entsteht ein Mehrgenerationen-Projekt. Mit finanzieller Unterstützung des LWL wurden plätze langfristig gesichert. (aN) Stadtrandlage mit Blick ins Ruhrtal, feste Einbindung „Im alten Haus Buschey sind Brandschutz, Bäder und in den Ortsteil und eine lange Tradition: Das Senioren- Raumstruktur veraltet“, so Bereichsleiter Nicolas Starck, heim Haus Buschey in Witten-Bommern ist ein Haus mit „eine gesetzeskonforme Sanierung wäre unwirtschaft- Unterstützung in den eigenen vier Wänden Geschichte und Zukunft. Die Stiftung Volmarstein plant auf dem Gelände ein Mehrgenerationen-Projekt. lich.“ Nach dem Umzug der Seniorinnen und Senioren in den Neubau baut die Stiftung in einem zweiten Bau- abschnitt das alte Haus Buschey um. „Das wird ein Mehr- Fachdienst für Menschen mit Behinderung in Hagen wächst stetig. Dort wird in einem ersten Schritt ein neues Senioren- generationen-Projekt“, betont Vorstand Markus Bach- Anlaufstelle ist in größere und moderne Räume umgezogen. heim errichtet. „Das jetzige Haus Buschey entspricht mann. Barrierefreier Wohnraum für Wohngemeinschaf- mit seiner baulichen Substanz nicht mehr den Bestim- ten von Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Der Fachdienst Unterstütztes Wohnen in Hagen ist um- Fachdienstes in Hagen. Dieser betreut mittlerweile mehr mungen des Wohn- und Teilhabegesetzes NRW“, erklärt Demenz, Appartements oder Seniorenwohnungen sind gezogen – von der Schulstraße 8a in die Hochstraße 15. als 80 Menschen mit Behinderung in deren häuslicher Stiftungs-Vorstand Markus Bachmann. Im neuen „Haus möglich. Es sollen Wohnangebote für Jung und Alt dabei Die neuen und größeren Räume liegen zwar nur unweit Umgebung – und das ganz individuell. Beim Start im Buschey“ entstehen 80 Plätze (statt bisher 64). In den sein. Markus Bachmann: „Die Verzahnung von stationä- vom bisherigen Büro entfernt, doch der Umzug bedeu- Jahre 2003 hatte es zunächst drei Kunden gegeben. drei Etagen sind die großzügigen Aufenthaltsräume mit ren und ambulanten Wohnformen an einem Standort tet einen großen Sprung in der Entwicklung dieses wich- Kostenträger für die Dienstleistungen sind die Pflege- dem traumhaften Blick ins Ruhrtal etwas Besonderes. wollen wir auch in Witten-Bommern umsetzen.“ (aN) tigen Angebots der Stiftung Volmarstein. Weil die Zahl kassen oder der Landschaftsverband. Das Sockelgeschoss ist aufgrund der Hanglage nach der Kunden und damit auch die Zahl der Mitarbeitenden hinten ebenerdig. Das schöne Außengelände oberhalb Für den Neubau in Bommern wurde ein Investor aus stetig wächst, war der Umzug notwendig. Hilfe beim Einkaufen, Putzen in der Wohnung, Gänge des Ruhrtalradwegs bleibt den Bewohnern erhalten. dem Bereich der Pensionskassen als Partner gefunden: zu Behörden, Unterstützung bei der Essens-Zubereitung, Wenn alles nach Plan läuft, können die Senioren im Investiert werden rund 7,8 Millionen Euro. Mit der Stif- „Unser Ziel ist es, dass Menschen mit Behinderung ein Nachtwache am Bett, Gespräche zur Krisenbewältigung Sommer 2019 in das neue Haus umziehen. tung wurde ein Mietvertrag für 25 Jahre abgeschlossen. möglichst selbständiges Leben führen und ihren Alltag oder Beratung in Sachen „Pflege“ – der Hilfebedarf so weit wie möglich eigenständig gestalten können“, jedes Einzelnen ist im Alltag höchst verschieden. erklärt Ulrike Thaesler-Eckhardt, Koordinatorin des Deshalb haben die mittlerweile 25 Mitarbeitenden des Fachdienstes unterschiedlichste Qualifikationen: Im Ein- satz sind Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Erzieher, Neuer OP für Ortho-Klinik technik und die Medienübertragung platziert. „Damit haben wir eine 100-prozentige Bodenfreiheit“, erklärt Krankenpfleger, Betreuungshelfer und Familienpfleger. Die Ortho-Klinik Dortmund hat einen dritten hoch- OP-Leiter Noureddine Bouchkhachakh. Weitere Neu- modernen OP-Saal eröffnet. „Der dritte OP-Saal war heiten in dem Saal: Ein 3-D-C-Bogen ermöglicht räum- Die neuen Räume sind rund 100 Quadratmeter groß. erforderlich, weil die Zahl der Patienten ständig ansteigt. liche Röntgenbilder. Mit einem 42-Zoll-Monitor und Dort gibt es ein rollstuhlgerechtes Badezimmer. Der Finanziert wurde er durch Fördermittel des Landes, die einem modernen Computersystem können alle Bilder Zugang ist nun auch barrierefrei – genauso wie in der jedes Krankenhaus erhält. direkt bearbeitet und ins System eingestellt werden. Schulstraße 13, wo der Fachdienst eine weitere Anlauf- Neue OP-Lampen mit LED-Technik werden weniger stelle anbietet. „Hagen ist für uns ein wichtiger Stand- Der OP ist mit modernster Technik ausgestattet: Wie ein warm und werfen weniger Schatten, wenn der ort“, betont Koordinatorin Ulrike Thaesler-Eckhardt. Rahmen hängt eine „Medienbrücke“ von der Decke. Operateur sich über das OP-Gebiet beugt. Zusätzlich Ein solches Angebot hält die Stiftung auch im EN-Kreis Strom und Gase können dort entnommen werden. wurde ein zweites OP-Mikroskop für minimalinvasive vor – ebenfalls mit gutem Zulauf. (toto) Außerdem sind in dieser Medienbrücke die Raumluft- OPs angeschafft. (aN) 22 Volmarsteiner Gruß 1-2018 23
Stiftung international Bunt und stimmungsvoll Internationales Fest im Berufsbildungswerk Volmarstein lockt viele Besucher. Zum weltbekannten Song „We are the Show, brasilianischen Kampftanz, schottische Dudel- World“ trugen Jugendliche mit Behin- sack-Musik, chinesischen Löwentanz und eine Samba- derungen Fahnen verschiedener Länder Show. Und an den Ständen wurden Hot Dogs aus den in die voll besetzte Sporthalle des Vol- USA zubereitet, ebenso Ofenbaguette aus Polen, marsteiner Berufsbildungswerks (BBW). Das war der Cevapcici aus Kroatien, Köttbullar aus Schweden und Startschuss fürs Internationale Fest – mit viel Kultur und Russisches Dessert. Kulinarischem. Das passende Motto: „Die Welt ist bunt!“ Die Idee zu dem Fest war 1990 entstanden, weil das „Bei diesem Fest lernen die Jugendlichen verschiedene BBW seit jeher ein internationaler Ort ist. Aktuell kom- Kulturen kennen“, so Volker Dresel und Benjamin Laes, men rund 70 der insgesamt 500 Azubis und Schüler mit Mitarbeiter des BBW-Freizeitbereichs. Auf der Bühne Behinderungen aus einem anderen Land. Insgesamt gibt gab es einen fetzigen Zumba-Auftritt, eine Kung-Fu- es 20 verschiedene Nationalitäten. (toto) Vorreiter beim Anastasia Merkel und Alexandra Kühn. Zertifiziert werden Fremdsprachen-Kenntnisse, die sich an den Geschäftsbrief verfassen, Texte übersetzen sowie ein Rollenspiel, bei dem die Schüler z.B. ein Verkaufs- stein ist die erste Klinik in Dortmund, die von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) Sprach-Zertifikat Bedürfnissen des jeweiligen Ausbildungsberufs orientieren. So müssen z.B. angehende Bürokaufleute gespräch führen. Am Werner-Richard-Berufskolleg gibt es das Englisch-Zertifikat in zwei Kategorien: als „Level II - Wirbelsäulenzentrum der DWG®“ ausgezeichnet wurde. den Text einer englischen Stellenanzeige formulieren „B1“ entspricht dem Realschulabschluss, „B2“ dem Gute Englisch-Kenntnisse werden können. Bei der Zertifikats-Premiere haben 11 Schüler Abitur. (toto) In mehreren Gruppen schauten die Gäste aus Fernost am Werner-Richard-Berufskolleg der die Prüfung bestanden. Ganz nebenbei hatten sich dem Team der Neurochirurgen aus Dortmund-Hörde Evangelischen Stiftung Volmarstein besonders ausgezeichnet: Dort haben einige in ihrer Freizeit nützliche Vorkenntnisse erwor- ben – bei Computerspielen. Dort ist oft englisches Vo- Gäste aus Fernost bei einer OP über die Schulter. Kleine Schnitte, das Arbeiten mit dem Mikroskop sowie die Schlüssel- Schüler neuerdings die Möglichkeit, an bundesweit ein- heitlichen Englisch-Zertifikatsprüfungen teilzunehmen. kabular gefragt. „Unsere ‚Gamer“ haben gute Voraus- setzungen“, meint Anastasia Merkel schmunzelnd. im OP-Saal lochtechnik sind in der Wirbelsäulenchirurgie in China noch nicht verbreitet. In NRW ist das Berufskolleg die erste Schule für junge Doch spielend ist das Zertifikat nicht zu bekommen: Sieben Ärzte aus China informierten Am zweiten Tag des Besuchs folgte ein Workshop. Menschen mit Körperbehinderungen, die an diesem Ein Halbjahr lang drücken die Jugendlichen zusätzlich sich im Wirbelsäulenzentrum der Dabei erläuterte Chefarzt Dr. Fayman Hedayat Programm der Kultusministerkonferenz (KMK) teil- eine Stunde pro Woche die Schulbank – freiwillig! Ortho-Klinik Dortmund über moderne verschiedene Operationsmethoden in der Theorie. nimmt. „Das Zertifikat macht Bewerbungen unserer Die Prüfung auf Englisch besteht aus vier Bereichen: Operationsmethoden und Abläufe. Die Anschließend übten die chinesischen Mediziner Schüler einen Tick besser“, erklären die Lehrerinnen Fragen beantworten, ein Schriftstück wie etwa einen Fachklinik aus Hörde der Evangelischen Stiftung Volmar- an Simulationsmodellen. (aN) 24 Volmarsteiner Gruß 1-2018 25
In guten Händen Seit einem Jahr gibt es im Evangelischen Feierabendhaus das Therapiezentrum Schwelm. Vom Angebot der Physiotherapie profitieren die alten Menschen. Seit einem Jahr besteht die Praxis für Physiotherapie Die Bewohner des Feierabendhauses schätzen die Kinderorthopädie soll schöner werden der Therapiedienste Volmarstein im Evangelischen Feier- kurzen Wege zur Physiotherapie. Heike Kister und Neues Spendenprojekt verkürzt kleinen Patienten die Wartezeit. abendhaus Schwelm. Das breite Therapieangebot, inte- ihre Kollegin Claudia Ewald-Heil behandeln die Senioren griert in den Räumlichkeiten der Seniorenhilfe, kommt in den Räumen der Praxis oder besuchen sie zur Die Kinderorthopädie in der Klinik Volmarstein soll Kinderstation aufwerten. Für alle, die die Verschönerung gut an: Denn sowohl Bewohner des Feierabendhauses Therapie auf deren Zimmern. Beide Therapeutinnen kinderfreundlicher werden! Gemeinsam hat sich das der Kinderorthopädie unterstützen möchten, ist ein als auch externe Patienten nutzen das Angebot unter bieten neben klassischer Physiotherapie und Kranken- Team der Kinderorthopädie eine Ausstattung überlegt, Spendenkonto eingerichtet. Das Team freut sich über dem Namen „Therapiezentrum Schwelm“. gymnastik auch Behandlungsmethoden wie Manuelle mit der es den kleinen Patienten den Aufenthalt in jede Unterstützung! (june) Therapie, Manuelle Lymphdrainage, Massagen sowie Volmarstein so angenehm wie möglich machen will. „Der Kontakt mit den Senioren ist ein besonderer“, Wärme- und Elektrotherapie an. Eine rollbare Wickelkommode, Kinderbücher, Entspan- Evangelische Stiftung Volmarstein berichtet Physiotherapeutin Heike Kister. Das liegt nungslampen, Malbücher, Gesellschaftsspiele, fröhliche Stichwort „Kinderorthopädie“ daran, dass viele ältere Menschen aus dem Feier- „Unsere Senioren fühlen sich in guten Händen“, Bilder, eine behindertengerechte Schaukel im Außen- IBAN DE 40 3506 0190 2101 59 9054 abendhaus Anwendungen für eine unbegrenzte Zeit berichtet Bernd Kottsieper, Hausleiter im Ev. Feier- bereich, ein Sandkasten und ein Aquarium sollen die BIC GENODED1DKD · KD Bank eG benötigen und so Dauerpatienten sind. abendhaus Schwelm. (toto) Warteräume der Ambulanz sowie die Räume der Azubis informieren sich Landespolitiker schlüpft über Barrierefreiheit in Lehrer-Rolle am Berufskolleg Für angehende Heilerziehungspfleger und Erzieher ist es In die Rolle des Lehrers schlüpfte Bodo Middeldorf (Foto), ein Extra während ihrer Ausbildung in der Stiftung: der Landtagsabgeordneter aus dem EN-Kreis, beim Besuch Besuch im stiftungseigenen Forschungsinstitut Techno- des Werner-Richard-Berufskollegs der Stiftung. logie und Behinderung (FTB). Dort lernen die Azubis der und Hans-Werner Geburek informierten über die Wohn- Der gelernte Diplom-Volkswirt gab eine Schulstunde, Behindertenhilfe Hilfsmittel wie Aufstehhilfen kennen. beratung und die Agentur Barrierefrei. Außerdem führten während der er mit den Schülern mit Behinderung „So bekommen die jungen Leute ein Fachwissen, das ih- sie durch die Hilfsmittelausstellung und Demonstrations- über das politische System Deutschlands diskutierte: nen enorm hilft“, sagt Iris Rischar. Sie ist in der Behinder- wohnung. „Durch den Besuch des FTB bekommt die Aus- Wie kann man mitwirken? Wer entscheidet was? Politik, tenhilfe Ansprechpartnerin für die Ausbildung. Neben Heil- bildung eine besondere Note“, betont Iris Rischar. (toto) das wurde deutlich, verfolgen die Jugendlichen durchaus. Schulen Politiker aus dem Landtag eingeladen, eine erziehungspflegern und Erziehern werden auch Sozial- Interessenten an einer Ausbildung melden sich bei: Der Unterrichts-Besuch fand anlässlich der NRW-weiten Schulstunde zu gestalten. Ziel war es, den Schülern die assistenten ausgebildet. Die FTB-Wohnberater Rainer Zott Iris Rischar, Tel. 639 – 2525, E-Mail rischari@esv.de Tage der Freien Schulen statt. Dabei hatten private Arbeit der Abgeordneten näher zu bringen. (toto) 26 Volmarsteiner Gruß 1-2018 27
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