Mittagstisch - Journal - Mittagstisch St. Michael
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Mittagstisch – Journal Ausgabe 2018/2019 Editorial Haben Sie schon auf das Mittagstisch-Journal gewartet? Es würde uns freuen! Auf jeden Liebe Förderer, liebe Mitglieder, liebe Freun- Fall war die erste Ausgabe schnell vergriffen, dinnen und Freunde des Mittagstisches St. so dass im Laufe des Jahres mehrfach einzel- Michael, ne Nachdrucke notwendig waren. Teamarbeit ist notwendig – gerade auch bei Wie bei der ersten Ausgabe soll über einige der sozialen Einrichtung des Mittagstisches, hervorgehobene Ereignisse der vergangenen die von drei Säulen getragen wird und zum 12 Monate berichtet werden und gleichzeitig allergrößten Teil auf dem ehrenamtlichen ein Rückblick auf das Geschäftsjahr des För- Engagement vieler Menschen in Göttingen dervereins erfolgen. Ziel ist es, über den Mit- rund um die Kirchengemeinde St. Michael tagstisch St. Michael zu informieren und den beruht. vielen privaten und institutionellen Förderern Zum Team gehören neben dem operativen zu danken. Die Redaktion dankt auch allen Bereich unter der Leitung von Frau Werner- Autorinnen und Autoren, die mit unterschied- Parker der Kirchenvorstand als Träger und der lichsten Artikeln und Bildern zu der vorlie- Förderverein, der unter anderem das Mittags- genden Ausgabe des Mittagstisch-Journals tisch-Journal herausgibt. Zusammen gelang es beigetragen haben, die immerhin auf 24 Sei- auch im Berichtszeitraum, das für unsere Gäs- ten angewachsen ist. te notwendige Angebot bereitzustellen. Zu den drei Säulen kommen verstärkt Partner Der Netzwerkarbeit kommt eine große Bedeu- des Diakonischen Werkes in Göttingen wie die tung zu, denn in einer individualisierten Ge- Göttinger Tafel oder die Straßensozialarbeit sellschaft ist es notwendig, das Verständnis hinzu. Einzelne Beiträge in dieser Ausgabe verdeutlichen diese Kooperation, für die die Verantwortlichen des Mittagstisches sehr dankbar sind. mit ökologischem Apfelsaft: Mittagstisch Sankt Michael
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 und die Unterstützung vieler Institutionen und Bio-Apfelmost gewonnen werden, der in 326 Personen zu erreichen. Hierzu zählen die Kartons abgefüllt wurde. Stadtverwaltung, das Bischöfliche Generalvi- kariat in Hildesheim, aber auch Einzelperso- nen wie Landtags- und Bundestagsabgeordne- te. Schon vor seiner Amtseinführung hat unser neuer Bischof von Hildesheim, Dr. Heiner Wilmer SCJ, die erste Ausgabe des Mittags- tisch-Journals erhalten und sich in einem Schreiben dafür bedankt. Apfelernte (Stadtwerke Göttingen) Die Stadtwerke unterstützen seit einigen Jah- ren damit gemeinnützige Einrichtungen, wie z.B. die Göttinger Tafel oder eben auch den Mittagstisch St. Michael. Und so kamen im … den Mittagstisch St. Michael; aus Pfarrbrief.de Dezember auch etliche Kartons zum Mittags- tisch St. Michael. Kleine und große Spenden und Zuwendungen Der Sponsoring-Vertrag mit den Stadtwerken bilden die finanzielle Basis für den Mittags- und das Engagement der Mitarbeiterinnen tisch, der außer der kostenlosen Nutzung der und Mitarbeiter bei der Apfelernte ist ein ers- Immobilie keine feste Grundfinanzierung we- tes Beispiel für „Corporate Citizenship“, d. h. der für den Betrieb noch die Personalstellen bürgerschaftliches Engagement in und von erhält. Daher an dieser Stelle ein besonders Unternehmen. Solche vertraglichen Koopera- herzliches Dankeschön! tionen können bis zu einem gewissen Grad die Beispielhaft soll eine ungewöhnliche Sach- fehlende Grundfinanzierung beim Mittagstisch spende angeführt werden, denn die Stadtwer- ausgleichen. ke Göttingen haben im Herbst eine größere Wir freuen uns auf einen weiteren, guten Weg Menge ökologisch wertvollen Apfelsafts zur des Miteinanders mit dem Ziel, den Mittags- Verfügung gestellt - und das in Teamarbeit, tisch solange zu sichern, wie das Angebot (lei- wie das Foto zeigt. der) erforderlich ist. 365 Tage im Jahr ist ein Seit 2015 ernten und verarbeiten die Stadt- Markenzeichen des Mittagstisches St. Michael, werke die Äpfel ihrer Wasser- aber kein Alleinstellungsmerkmal, wie der gewinnungsanlagen Stegemühle in Geismar Beitrag über die Bahnhofsmission in diesem und Weendespring in Weende. Das Obst ist Heft zeigt. ohne jeglichen Chemieeintrag an den Bäumen, Blättern Sie um!! da diese auf dem Gelände der Wassergewin- nungsanlagen in der Wasserschutzzone ste- hen. Die Ernte und Logistik für die Verarbei- tung ist eine freiwillige Leistung von Stadtwer- ke-Mitarbeitern und -Auszubildenden. 2018 (Prof. Dr. Wolfgang Müller, Förderverein „Mittagstisch St. Michael e.V. ) konnten mit der mobilen Mosterei auf dem Stadtwerke-Gelände insgesamt 1.630 Liter 2
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 1. Das Jahr 2018 im Mittagstisch 365 Tage im Jahr wird am Mittagstisch Essen che, da im Sommer 2018 das Arbeiten bei ausgegeben. 365 Tage im Jahr – das geht nur, über 30° für uns alle kaum zu ertragen war. weil die vielen ehrenamtlichen Helfer sich an der Arbeit beteiligen. Die Fluktuation bei den Helfern ist relativ hoch, insbesondere wenn sich Studierende bei uns einbringen möchten. Aber die Möglichkeit, sich ehrenamtlich bei uns zu betätigen, wird dank der Ansprache in der Kirche und durch Mundpropaganda wahr- genommen, was die Mails zeigen. Unter den Ehrenamtlichen sind ungefähr 24 seit langem dabei, die Anzahl der Studierenden und Schü- ler beträgt ca. 11. Hinzu kamen 6 Schülerprak- tikanten, die uns für eine Woche unterstütz- ten. Es gab wie jedes Jahr viele Einzelaktionen von Unterstand beim Mittagstisch Menschen für unsere Gäste wie die Nikolaus- tüten einer Geschäftsfrau in der Nikolaistraße, Außerdem konnten wir eine neue, hochwerti- die sie mit selbstgebackenen Keksen gefüllt ge Spülmaschine und einen Computer für die hatte oder die Weihnachtspäckchen der Schü- Verwaltung anschaffen. Um den Papierver- lerinnen und Schüler der Boni II und auch der brauch bei den Gästen besser in den Griff zu Suppenverkauf in der Vorweihnachtszeit. bekommen, wurden sowohl im Gastraum als Das vergangene Jahr war gekennzeichnet von auch in den Sanitärräumen insgesamt vier vielen großen und kleinen Ereignissen. Am Papierspender neu angebracht. Der Erfolg auffallendsten war wohl im Außenbereich die zeigte sich schon nach wenigen Wochen. Gestaltung der Fassade. Sie wurde auch künst- Der Eigenbeitrag unserer Gäste wurde auf lerisch von Juliane Meyer in einem Dokumen- einen halben Euro aufgestockt und die Flatra- tarfilm festgehalten. Der Film ist ausgespro- te von 10 € im Monat wird jetzt verstärkt an- chen sehenswert und kann über die Website genommen. Die Anzahl der Gäste ist im We- der Gemeinde leicht angesteuert werden. sentlichen mit etwa 40-50 Gästen während Von Seiten der Stadt wurde dank der Unter- der Woche und 70-80 am Wochenende gleich stützung durch Stadtbaurat Thomas Dienberg geblieben. Sie schwankt allerdings je nach ein Unterstand mit sieben Sitzplätzen auf der Wetterlage und Monatsdatum. Die Zusam- gegenüberliegenden Straßenseite aufgestellt. mensetzung der Gäste hat sich nicht wesent- Der Unterstand wird von den Gästen gut an- lich verändert: 25% sind Seniorinnen und Se- genommen und entlastet den Eingangsbereich nioren, Obdachlose, Durchreisende und einige des Mittagtisches besonders in der kalten wenige Flüchtlinge. Der größere Teil der Gäste Jahreszeit. Auch im Innenbereich wurden bau- sind mehrfach Drogenabhängige. Die Zahl der liche Veränderungen durchgeführt. Der Rau- Gäste mit psychischen Auffälligkeiten nimmt cherraum wurde verlegt und gleichzeitig ver- zu, worauf von allen Ehrenamtlichen mit viel größert. Eine zusätzliche Lüftung wurde eben- Fingerspitzengefühl reagiert werden muss. falls angebracht und vom Gästeraum zum Eine Ehrenamtliche machte den Vorschlag, zu Büro wurde eine Tür eingebaut. Der Umbau diesem Problem und verbalen Beleidigungen stieß bei den Gästen zunächst eher auf Ableh- und/oder angedrohten körperlichen Attacken nung, ist inzwischen aber ein voller Erfolg. Es für uns alle eine Schulung zum Thema Kon- stehen noch weitere bauliche Verbesserungen fliktvermeidungsstrategien anzubieten. Ich an wie eine zusätzliche Belüftung für die Kü- halte das für einen sinnvollen Vorschlag, über den wir nachdenken sollten. 3
Mittagsttisch - Journaal A Ausgabe 2018 8/2019 Es gibt auch ein paaar Veränderungen in dder ung zu machen und dafüür zu sorgen, dass das tu Organisaation: An drei Tagen in der Woc he Gebäude (Gässteeingang uum 14.00 Uh hr Außen- (Montagg, Dienstag und u Donnersttag) haben w wir oilette gegen to n 15.00 Uhr) abgeschlossen wird. Mitarbeiiter der Straaßensozialarrbeit im Hauus. Im m vergangen nen Jahr beekamen wir wieder Sie habeen die Möglichkeit, in unserem u Büüro eiinmal Besucch vom Vetterinäramt, das die Gespräche zu Eiinhaltung deer Hygienevoorschriften in n unserer führen und sind Eiinrichtung überprüfte. ü Es zeigte sich, dass jeweils ca. eine trrotz unserer großen Ansstrengungen hier und Stunde präsent, daa noch Verb besserungenn nötig ware en denen manchm mal auch w nachgekommen sind. Immer am Ball blei- wir länger. Damit sie be en ist die De evise und icch freue micch beson- ihre U Unterlagen de ers über diee Unterstützzung der ehrenamtli- vor Ort einschlie- chhen Helferinnen, die speziell zu diesem ßen kön nnen, ha- Zwweck sich je ede Woche in Teilbereicchen der ben w wir einen Eiinrichtung auustoben. abschließbaren Spind aufgestellt; freie Fächer kön- Ich möchte mich m bei allenn bedanken,, die zum nen un nsere eh- Weiterbesteh W en des Mittaagstisches beitragen. b renamtliichen Eiin ganz beso onderer Dankk gilt an diesser Stelle Helfer nuutzen. deer Tafel, die uns seit Jahhren die Organisation deer Suppenlie eferung abnnimmt und unsu auch Auf Wu unsch von so onst mit Le ebensmittelnn versorgt, die dort Pater Joos ist nun niicht verteilt werden w könnnen. jeden TTag eine Leitungsspräsenz Anna Werne er-Parker vor Ort,, um die Hallo Anna (Werner-Parkeer) Finanzbuuchhal- 2. Bericht aus dem m Förderv verein Mitgliede erentwicklu ung eiine Mitgliedsschaft sein uund erlaubt, die Mit- gliederdaten stets s aktuell zu halten. Besonders Seit der Strukturrefform vor fün nf Jahren hhat wichtig w ne große Mittgliederzahl auch bei ist ein die Mitggliederzahl im Förderve erein deutliich deer Netzwerkkarbeit, da dadurch ein n großer zugenom mmen, liegt aber immer noch auf ei- Krreis von möglichen Intteressenten für die nem relaativ niedrigeen Niveau vor allem in Hiin- Anliegen des Mittagstischhes erreichtt werden sicht auff die Aufgaben, die der Verein V zu er le- unnd zwar nich ht nur beim Fundraising,, sondern digen haat. uch bei anderen Kernauufgaben der sozialen au Deshalb auch hier wieder w der Aufruf an ddie Eiinrichtung. Mitglieder, sich akttiv für die Werbung voon neuen Vereinsmitggliedern ein nzusetzen. Im hauswirttschaftlichenn Teil ehrenamtlich tätiige Personen sind ebenfalls herzlich h willkommeen. Dieser A nders auch an Aufruf richteet sich beson junge Menschen, diee z. B. nach dem erfolgr ei- chen Abschluss des Studiums S in Göttingen d en Kontakt zum Mittaggstisch auch h dann halt en können, wenn sie die d Universitätsstadt Gööt- tingen aus beruflicchen Gründ den verlass en haben. Der neu eingeführte Mindestbeitr M rag von 1 Euuro pro Monat sollte keinn Hindernis ffür Entwicklung E der d Mitgliederrzahlen 4
Mittagsttisch - Journaal A Ausgabe 2018 8/2019 Finanzsittuation 2018/2019 hen Persona ch al krank wirrd. Aber sie e würden auuch sofort um u ca. die Hälfte abschmelzen, wenn w kurzfristtig und in kuurzer Zeit Erssatzinves- Die Finaanzsituation des Vereins Mittagstissch tittionen notw wendig würdden – und davon d ist hael e. V. gestaltet sich zu Beginn ddes St. Mich auuszugehen. Jahres 22019 zweifellos freundlicch. Dies ist ei- nerseits beruhigend,, andererseitts darf es abber Auch im Jahr 2018 habenn die Einnah hmen die nicht dazu verführenn, sich mit dem Erreicht en Ausgaben üb berstiegen. Dies ist wesentlich w zufrieden zu geben. daarauf zurückkzuführen, ddass aus Annlass von mehreren m Geburtstagen uund Trauerffällen um Auch weenn sich die laufenden Betriebskost B en Sp d Mittagsttisch gebeten wurde. penden für den seit den Umstrukturierungen im Jubiläumsjaahr Diese erfreuliche Tatsacche darf ab ber nicht 2015 in einem hand dhabbaren Rahmen R bewwe- daarüber hinwwegtäuschen,, dass es in der Ver- gen, so ist doch reggelmäßig mit Teuerung en gaangenheit immmer auch Jahre mit geringem g sowohl b bei den Perssonalkosten (Tariferhöhuun- Überschuss, gelegentlich g auch mit Unterde- gen) als auch bei deen Sachkoste en (Lebensmmit- ckkung gab. telpreisee) zu rechnen. Außerdem steigt ddie Anzahl dder Gäste regelmäßig an n. Darüber hiin- Soolche außerordentliche Spenden haben zu- aus sin nd die nottwendigen Gerätschaft en saammen mit den Überweeisungen, die e Gericht längst abgeschriebeen und – se elbst wenn ssie unnd Staatsanw waltschaft vveranlasst haben, 66 noch meehr oder wen niger gut weiterfunktion ie- % der Einnahmen ausgem macht. Weltlliche und ren – hooffnungslos veraltet. v Eneergie- und Koos- kirchliche Insttitutionen haaben einen Anteil A von teneffizienz muss beib allem ehrenamtlich en 144 %, die Milde Stiftung der Stadt Göttingen G Engagem ment auch beim Mittagstisch ein stään- unnd der Gessamtverbandd der kath. Kirchen diges Th hema sein. Und das bedeutet b eb en haaben 15 bzww. 5 % der Einnnahmen erb bracht. auch, dass regelmääßig und vo orausschaue nd Der Verein musste in dieesem Jahr nu ur für ca. Investitio onen getätiggt werden müssen m – u nd 800 % der Kostten des Trägeers aufkommmen. Dies das ganzz sicher auch h kurzfristig. haaben neben den üblichhen direkten n Einnah- men m (Flohmaarkt, Suppeenverkauf, Pfarrfest, ettc.) eine Gro oßspende ann den Trägerr und vor allen eine de eutliche Stei gerung der Beiträge deer Gäste (Essensgeld) ( möglich gemacht. g Während W Gro oßspenden nnatürlich nich ht zu kal- ku ulieren sind,, ist dies füür das Essen nsgeld in ge ewissem Rah hmen durchaaus möglich. Prozentu uale Verteilun ng der Einnahm men 2018 Vor diessem Hinterggrund sind die d Rücklageen, die der V ulicherweise in den letzt en Verein erfreu vier Jahren auf einen Betrag größer g als ddas Jahresbuudget aufbauuen konnte, keinesfalls aals ein „sannftes Ruhekissen“ zu betrachten: SSie entsprecchen den laufenden Kosten K zweiier Jahre – ja, das ist einigermaße e n beruhigennd, Prrozentuale Verteilung der A Ausgaben 201 18 aber nur solange niemand n vomm hauptamttli- 5
Mittagsttisch - Journaal A Ausgabe 2018 8/2019 Hier sollte der einggeschlagene und offenbbar ab bhängig. Es ist i nicht davvon auszugeh hen, dass auch errfolgreiche WegW so konsequent w wie diie derzeit sta abile Situatioon ewig anhä ält. möglich fortgesetzt werden. Da ass eine Ma hl- Fü ür die Absichherung der uunbedingt notwendi- zeit auch etwas kosstet, mag fü ür den, der es en und kontinuierlich zu zahlenden Personal- ge P zahlen mmuss, vielleiccht ärgerlich h, und für deen, osten steht immer noch nur der Förd ko derverein der das einsammelt,, peinlich seiin. Das Essenns- um hat sich hier bisher nicht zu eiin. Das Bistu geld ist aber ein Betrag, B den sich jeder in eiiner „Rückversicherung““, etwa durch eine Deutschland, auch jeder Bedü ürftige, leist en Büürgschaft, ve erleiten lasseen. kann. Un nd auf der Einnahmesei E ite ist es niccht nur ein nicht zu veernachlässigender Posteen, Der Mittagstisch kann siich nicht da arauf be- sondern es gibt – auch wenn es auf den erst en scchränken, nu ur ein Ort ffür ein warmmes Mit- Blick parradox erscheeinen mag – dem Gast eein taagsessen und der Begeegnung zu sein. s Die Stück seiner Würde wieder. w Situation erfo ordert, wennn auch nur stunden- weise w aber dann doch eiine regelmäßige und quualifizierte Betreuung B iin der Droggen- und Suuchtproblem matik. Die gibbt es nun se eit Herbst 20018. Solang ge die Diakoonie diese Leistung koostenfrei erbringen kannn, ist es gut. g Aber auuch dies musss nicht für immmer gelten n. Beatrix M Merkel, Hubert Merkel Ergän nzungen, Annmerkungen Die Tortendia agramme sttellen die Ein- und Ausgabenseite e vereinfachht dar. Die Einnah- men, m dargestellt im ersteen Diagramm, erfol- geen, wie oben erläuterrt, im Wese entlichen Die Entwwicklung der Nebenkosten N (Energie, Wa s- ser) von 22013 bis 2018 8 beeim Fördervverein. Im TTortendiagramm sind diie Gesamtein nnahmen daargestellt. Da aher wei- chhen die Prozentzahlen geringfügig von den Der Vereein konnte zweifellos z im m vergangen en Werten W im „F Finanzberichtt“ ab. Die Ausgaben, A Jahr pro oblemlos seiine Aufgabe en bewältigeen. daargestellt imm zweiten D Diagramm, beziehen Es gibt aber immerr noch genü ügend Gründde, sich ausschlie eßlich auf diie Seite der Kirchen- den Auffbau von Rü ücklagen nocch eine Weeile geemeinde, da a beim Fördderverein au ußer den voranzuttreiben: monatlichen m Überweisunngen nur die Druck- koosten für dass Mittagstiscch-Journal an nfallen. Die zeitliche Entwicklungg der Nebe enkosten, diie vor allem Energie- un d Wasserkosten ent- haalten, ist im m ersten Linniendiagramm m darge- sttellt und verd deutlicht, daass von 2016 bis 2018 eiine Zunahme e von fast 550 % eingetrreten ist. In nsbesondere die Kosten für elektriscche Ener- gie wurden inzwischen kritisch untersucht; 20019 wird ein Teil der alteen, energiein ntensiven Geräte durch energieeffizziente Gerätte ersetzt werden, w was durch einee großzügige e Spende deer Sparkasse e Göttingen ermöglicht wird. w Der Errfolg wird sich allerdinggs erst langfrristig zei- Entwicklu ung der Personalkosten von n 2013 bis 20118 geen. Parallel dazu d ist für das gesamte Micha- ellsviertel ein Energiekonzzept unter besonde- b Die Bereeitschaft zu spenden, s ist nicht nur voon re er Berücksicchtigung vo n Photovoltaik und dem Sinn und der No otwendigkeit eines Projeek- Phhotothermie e in Vorbereeitung, an demd sich tes, sond dern immer auch von der d Konjunkttur deer Mittagstissch anteilig beteiligen wird w und 6
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 mit dem erreicht werden soll, dass im Be- schauende Vorgehensweise bei der Finanzpla- standsbau des Michaelsviertels die erneuerba- nung, wie sie im Punkt „Finanzbericht“ darge- ren Energien genutzt werden. stellt wird, um eine nachhaltige Sicherung des Die Nebenkosten enthalten keine Mietkosten, Mittagstisches zu ermöglichen. da nach dem Nutzungsvertrag mit dem Bi- Wolfgang Müller schöflichen Stuhl Hildesheim die Räumlichkei- ten kostenlos überlassen werden. Allerdings, Ordentliche Mitgliederversammlung des und das ist sehr wichtig für die Rücklagenbil- Fördervereins Mittagstisch St. Michael dung, fallen für den Mittagstisch nach dem Nutzungsvertrag Reparaturkosten, Versiche- In Anwesenheit des Dechanten Wigbert rungen und auch Rückbaukosten bei Vertrags- Schwarze und des Geschäftsführers des Dia- beendigung an. konieverbandes Jörg Mannigel fand in den Das zweite Liniendiagramm zeigt die Entwick- Räumen des Mittagstisches die mit 21 Teil- lung der Personalkosten von 2014 bis 2018 nehmerinnen und Teilnehmern gut besuchte und verdeutlicht besonders, dass unerwartete ordentliche Mitgliederversammlung 2019 des Ereignisse im Personalbereich wie z. B. Krank- Fördervereins statt. Die Anwesenden wurden heit oder Personalwechsel zu einem sehr ho- vom bisherigen Vorsitzenden Wolfgang Müller hen Finanzbedarf führen können, was inner- begrüßt, der auch die Versammlung leitete. halb kurzer Zeit dazu führen kann, dass die Die gute Entwicklung des Vereins zeigt sich Rücklagen aufgebraucht sind. nicht nur bei den Finanzen, sondern auch in der auf immerhin 45 gestiegenen Mitglieder- zahl. Dennoch gab es lebhafte Diskussionen z.B. bei der Frage einer mittelfristigen Finanz- planung für den Mittagstisch. Beschlossen wurde außerdem ein Mitgliedsbeitrag, der bisher freiwillig war und nun auf einen Mini- malbeitrag von monatlich 1 Euro festgesetzt wurde. Der Beitrag ermöglicht, die Mitglieder- datei stets aktuell zu halten. Dechant Wigbert Schwarze überbrachte ein Grußwort des Gesamtverbands und Grüße von Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger. Herr Jörg Mannigel lobte für den Diakonieverband die gelingende Zusammenarbeit im Bereich der Sozialarbeit. Ich betone daher noch einmal, dass die soziale Einrichtung „Mittagstisch St. Michael“ aus- schließlich durch unterschiedliche Zuwendun- gen und zum allergrößten Teil durch Spenden finanziert wird und keine Grundfinanzierung z. B. durch Finanzierung von Stellenhülsen durch kirchliche oder staatliche Institutionen erhält. Der Mittagtisch wird, wie im Editorial darge- legt, getragen von den Säulen: dem eigentli- chen Mittagstisch („365 Tage im Jahr“), der Kirchengemeinde als formaler Trägerin und Mitgliederversammlung am 3. April 2019 eben dem Förderverein. Es gibt keine weitere Säule, die etwa das Personal finanziert. Diese Der Förderverein konnte die laufenden Be- Besonderheit kann nicht oft genug betont triebskosten des Mittagstisches dank eines werden und erfordert eine besonders voraus- hohen Spendenaufkommens stemmen und die Rücklagen so ausbauen, dass der Betrieb 7
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 der sozialen Einrichtung auch in näherer Zu- che Mitarbeiter, besonders solche, die länger kunft möglich ist. Der Mittagstisch St. Michael dabei sein können, sind herzlich willkommen! erfährt inzwischen eine hohe Akzeptanz bei Außerdem gibt es seit kurzem dreimal wö- vielen privaten und institutionellen Spendern chentlich ein Gesprächsangebot durch einen und auch in den evangelischen Kirchenge- Vertreter der Straßensozialarbeit, was außer- meinden. Dazu hat auch das im letzten Jahr ordentlich gut nachgefragt wird. erstmals erschienene Mittagstisch-Journal Es standen außerdem satzungsgemäß Vor- beigetragen, das wegen der positiven Reso- standswahlen an. Wolfgang Müller gab nach nanz demnächst ein zweites Mal erscheinen etwa 5 Jahren den Vorsitz im Vorstand des wird. Allerdings ist eine stetige Spendenein- Fördervereins ab. Neuer Vorsitzender ist werbung weiterhin unbedingt erforderlich, um Georg Bartelt. Im Amt bestätigt wurde die langfristig Personal - und Sachkosten und auch Schatzmeisterin Beatrix Merkel. Da auch Ma- Risiken, sowie Ersatz von Gerät und Einrich- ria Müller nicht mehr zur Verfügung stand, tung für die soziale Einrichtung Mittagstisch übernimmt nun Thomas Maxellon die Schrift- sichern zu können. führung. Von Seiten der Trägerin des Mittagstisches, Der scheidende Vorsitzende Wolfgang Müller der Kirchengemeinde St. Michael berichtete dankte den Mitgliedern der drei Säulen - Kir- die Leiterin, Frau Anna Werner-Parker, dass chengemeinde, vertreten durch den Kirchen- der Betrieb gut läuft, die Ehrenamtlichen mo- vorstand, den aktiven Vereinsmitgliedern im tiviert sind, nur ist leider die Fluktuation hoch, Förderverein und vor allem der Leiterin des was einen erhöhten Aufwand bedeutet. Posi- Mittagstisches, Frau Anna Werner-Parker, für tiv erwähnt sie vor allem die Schülergruppe ihre gute Arbeit und wünschte dem neuen aus dem Hainberg-Gymnasium, die zuverlässig Vorstand viel Erfolg. und langfristig bei der Sache ist. Ehrenamtli- Maria Müller 3. Beratungszeiten beim Mittagstisch St. Michael Seit November 2018 unterstützen regelmäßig regelmäßig in der Turmstraße, um Unterstüt- dreimal wöchentlich Sozialarbeiter der Stra- zung für Hilfesuchende anzubieten, aber eher ßensozialarbeit des Diakonieverbandes Göt- in den Nachmittagsstunden. Nach strukturel- tingen im Rahmen ihres Streetwork- len Veränderungen innerhalb der Straso kann Angebotes und im Sinne der ökumenischen die Beratung seit November 2018 nun zur Partnerschaft den Mittagstisch St. Michael. Im Essensausgabezeit angeboten werden. Vorfeld hatte sich bei Pater Joos und seinem Team herauskristallisiert, dass es bei verschie- denen Gästen des Mittagstischs erheblichen sozialarbeiterischen Beratungs- und Unter- stützungsbedarf gibt. Um diesen Bedarf der Gäste bedienen und damit abmildern zu kön- nen, wurden einvernehmlich mit Pater Joos und der Straßensozialarbeit des Diakoniever- bandes verbindliche Beratungszeiten einge- führt. Sie finden jeweils montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 14 Uhr statt und werden nun fortlaufend angeboten. Ein Büro- raum mit dementsprechenden technischen Möglichkeiten wurde uns für die Beratungsge- spräche und –prozesse dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Zwar waren die Sozial- Das Team der Straßensozialarbeit arbeiter der Straßensozialarbeit auch vorher 8
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 Das Team der Sozialarbeiter besteht aus ins- Allgemeinen und in Konfliktfällen oder ande- gesamt vier Sozialarbeitern: Daniel Rainers, ren außergewöhnlichen Situationen erhalten. Tom Klaproth, Heino Bernsen und Mike Wa- Ebenso ist geplant, Sozialarbeiter des Kontakt- cker. Alle Mitarbeiter haben langjährige Pra- ladens des Drogenberatungszentrums langfris- xis-Erfahrungen in der niedrigschwelligen So- tig zusätzlich mit einzubinden, um deren Ex- zialarbeit. pertise nutzen zu können. Voraussetzung da- Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das für ist, dass der Kontaktladen weitere Perso- Beratungsangebot sehr gut angenommen nalressourcen zur Verfügung gestellt be- wird. Die Unterstützung, die die Gäste dabei kommt. Nach diesen sechs Monaten der erfahren ist vielfältig: sie reicht vom Anferti- Testphase könnten also noch konzeptionelle gen, Ausdrucken oder Kopieren wichtiger Un- Änderungen eintreten. terlagen über Hilfe bei Telefonaten z.B. mit Nach nunmehr drei Monaten Angebot an Be- Behörden und beim Beantragen von Sozialleis- ratung gilt festzuhalten, dass dies eine bisher tungen bis hin zu intensiven Beratungsgesprä- fruchtbare und wichtige Arbeit für einige Gäs- chen, Wohnraumvermittlung, Einrichten einer te des Mittagstisches ist, die langfristig gestal- Erreichbarkeitsadresse, Weitervermittlung in tet werden soll, um auf die in der Turmstraße andere Institutionen und vielem mehr. zu Tage tretenden Probleme adäquat und Hierbei sind die ersten sechs Monate eine professionell reagieren zu können. Wir bedan- Testphase um herauszufinden, ob das derzei- ken uns an dieser Stelle ganz besonders bei tige Beratungsangebot auskömmlich ist. Er- Pater Joos, Anna Werner Parker und ihrem gänzend sollen durch die professionellen Mit- Team für die immer gute, zugewandte und arbeiter der Straso die ehrenamtlichen Mitar- außerordentlich freundliche partnerschaftli- beiter des Mittagstisches die Möglichkeit zur che Zusammenarbeit. Rücksprache über Handlungsmöglichkeiten im Mike Wacker 4. Engagement von Göttinger Schüler*innen beim Mittagstisch Wir sind eine Gruppe von Schüler*innen des uns, die nicht immer Geld für eine Mahlzeit Hainberg-Gymnasiums und kochen immer am oder keinen Schlafplatz haben, sehen wir ja fünften Samstag im Monat für den Mittags- täglich auf der Straße. Durch den Mittagstisch tisch. haben wir eine sinnvolle Möglichkeit gefun- den, uns für diese Menschen zu engagieren. Als wir dann das erste Mal samstags da waren, hatten wir viele Fragen: Was kochen wir ei- gentlich? Woher kommen die ganzen Le- bensmittel? Wie reagieren die Menschen auf uns? Brauchen wir nicht mehr Erfahrung, um hier arbeiten zu können? Assunta Guder, die schon sehr lange beim Mittagstisch arbeitet, hat uns alles erklärt und geduldig den ganzen Vormittag über unsere Fragen beantwortet. Und dann hatten wir auch so viel damit zu tun, Frühling im Speisesaal Nudeln und Pilzsoße zu kochen, Gemüse zu schneiden und Frikadellen zu braten, dass gar keine Zeit mehr für unsere Sorgen blieb. Wie Als unser Lehrer Manuel Richter uns das erste wir richtig Zwiebeln und Tomaten schneiden, Mal davon erzählt hat, waren wir sofort be- haben wir nebenbei auch noch gelernt. Hin- geistert. Denn, dass es in Göttingen viele terher waren wir uns alle einig: Die Essensau- Menschen gibt, denen es nicht so gut geht wie gabe macht am meisten Spaß. Mit den Men- 9
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 schen zu reden, vielleicht den einen oder an- klar, als wir letzten Samstag erfahren haben, deren wiederzuerkennen oder den Geschich- dass Sandra vor einigen Wochen verstorben ten, die Assunta und Herr Richter vom Mit- ist. Einige von uns kannten sie nicht, andere tagstisch erzählen, zuzuhören. Auch die be- haben sie ein paar Mal getroffen und trotz- geisterten Kommentare zu unserem Essen und dem beschäftigt uns alle das Schicksal von die dankbaren Worte motivieren uns immer Menschen, die in Armut leben. Da stellen wir wieder, beim Kochen zu helfen. Luke Bessette, uns auch immer wieder die Frage, warum in Mitglied unserer Gruppe, sagt dazu: „Ich un- unserer Gesellschaft so viele Lebensmittel terstütze unsere Gemeinde nicht oft genug. weggeschmissen werden. Als ich gefragt wurde, ob ich samstags für viele Der Mittagstisch in St.Michael ist eine gute Menschen kochen kann, die darauf angewie- Gelegenheit für Menschen in unserem Alter, sen sind, war ich sehr froh darüber. Außerdem um mit anderen Menschen in Kontakt zu hab ich viele, sehr nette Menschen kennen kommen und ganz andere Lebenswelten, die gelernt und kann meine Freizeit sinnvoll nut- innerhalb unserer Gesellschaft existieren, zen.“ kennenzulernen. Obwohl wir nicht jede Woche da sind, baut Miriam Giesbert man eine persönliche Beziehung zu vielen Menschen dort auf. Das wurde uns besonders 5. Heilsarmee und Bahnhofsmission Wie machen es die Anderen? Die Heilsarmee sind ca. 16 Plätze im Wohnbereich vorhanden. in Göttingen und die Bahnhofsmission sind Hinzu kommen 5 Übernachtungsplätze für Einrichtungen, die sich engagiert um Men- wohnungssuchende Personen. In Notfällen schen kümmert, die auch oft Gäste des Mit- steht ein Übernachtungsplatz bis zu 3 Tage, tagstisches sind. Das Angebot der Einrichtun- ausnahmsweise auch bis zu 5 Tage zur Verfü- gen, die Pater Ludger Joos und Wolfgang Mül- gung. ler besucht haben, ist sehr unterschiedlich. Das stationäre Wohn- und Übernach- tungsheim der Heilsarmee in Göttingen Wer kennt sie nicht, die uniformierten Män- ner und Frauen der Heilsarmee, die engagiert für ihre Überzeugung eintreten? Das Wohn- und Übernachtungsheim der Heilsarmee in Göttingen befindet sich in der Trägerschaft der Heilsarmee und wird von der Sozialpäda- gogin Esther Gulde und ihrem Mann geleitet. Frau Gulde ist keine Uniformträgerin. Esther Gulde mit Pater Joos SJ Das Angebot ist offen für alle Menschen un- abhängig von Herkunft, Glaube und Weltan- schauung. Es ist die einzige Einrichtung dieser Das stationäre Angebot richtet sich an Perso- Art der Heilsarmee in Niedersachsen. Die Ein- nen mit besonderen Lebensverhältnissen, die richtung kooperiert eng mit den Sozialstellen mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind. der Stadt Göttingen und der Diakonie sowie in Insgesamt stehen 11 Mitarbeiterinnen und konkreten Fällen mit den Dienststellen der Mitarbeiter zur Betreuung zur Verfügung, Polizei. Die Einrichtung hat eine ausgezeichne- wobei eine Reihe von Teilzeitbeschäftigungen te, zentrale Lage in der Göttinger Innenstadt vorliegt. Neben der sozialpädagogischen Lei- und ist von 6:00 Uhr bis 23:00 Uhr geöffnet. Es tung sind mehrere Stellen für die Küche und 10
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 die Pforte erforderlich. Hervorzuheben ist, ein. Angeboten werden eine Tasse dass das Essen gemeinschaftlich eingenom- Kaffee, auch kleine Speisen und bei men wird. Bedarf ein kurzer Aufenthalt in den Räumlichkeiten der Bahnhofsmission. Genauso beeindruckend ist die Träger der Göttinger Bahnhofsmission ist der Diakonieverband des ev.-luth. Kirchenkreises Bahnhofsmission Göttingen Göttingen mit Unterstützung durch den Cari- tasverband Göttingen-Duderstadt. Zwei halbe am Hauptbahnhof Göttingen, zwischen Gleis 4 Stellen werden vom Kirchenkreis finanziert. und Gleis 5: In einem einfachen Gebäude mit Die einfachen Räumlichkeiten werden von der mehreren kleinen Räumen betreuen zwei Deutschen Bahn zur Verfügung gestellt. Leider hauptamtliche Mitarbeiter und etwa 25 Eh- gibt es in den Räumlichkeiten keine Toiletten, renamtliche nicht nur Reisende, sondern auch so dass die Gäste, aber auch Mitarbeiterinnen Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen und Mitarbeiter die kostenpflichtige Einrich- und dies bis zu 10 Stunden am Tag an 365 tung des Bahnhofs benutzen müssen. Tagen im Jahr. Bundesweit ist die Bahnhofsmission seit über 125 Jahren tätig. Täglich kommen bis 50 Gäste und 5 bis 10 konkrete Fälle der Dienstleistung, wobei an besonderen Tagen (z. B. zu Ferien- beginn) der Arbeitsanfall auch deutlich größer sein kann. Es gibt drei Tätigkeitschwerpunkte: • Die klassische Reisehilfe, die Kernauf- gabe der Bahnhofsmission ist und z. B. von Personen mit eingeschränkter Mobilität in Anspruch genommen wird. Andreas Overdick, Leiter der Bahnhofsmission • Die Reisebegleitung wird oft durch Aufträge organisiert. Insbesondere be- Sowohl beim Angebot der Heilsarmee als auch trifft dies auch Kinder, die begleitet dem der Bahnhofsmission gibt es Überschnei- werden oder denen beim Umsteigen dungen zu den Aufgaben des Mittagstisches. geholfen wird. Wir danken für das Engagement und wün- • Soziale Hilfe für Nichtreisende. Die schen weiterhin alles Gute! Bahnhofsmission ist ein Ort, der offen für alle ist. Dieser Personenkreis Wolfgang Müller schließt auch Gäste des Mittagstisches 6. Sozialer Mittagstisch Guter Hirt in Hildesheim Im Jahre 1991 wurde zum ersten Mal zur führt, dass es ein hohes diakonisches Engage- „Suppenküche“ eingeladen. Das Gebiet der ment gibt. Pfarrgemeinde Guter Hirt war immer schon Aus diesen sehr bescheidenen Anfängen ist im sozial zweigeteilt und umfasste sowohl Einfa- Laufe der Zeit der „Soziale Mittagstisch Guter milienhaussiedlungen als auch große Wohn- Hirt“ gewachsen, der heute ein breites Ange- blocks und soziale Brennpunkte wie die Fah- bot an Unterstützung für Bedürftige und eine renheit. Das besondere soziale Umfeld hat die große Anzahl an Arbeitsplätzen für Menschen Gemeinde “Guter Hirt” immer stark beein- bereithält, die sonst kaum eine Chance auf flusst und schon bei der Gründung dazu ge- einen Arbeitsplatz hätten. 11
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 Die ehemalige Gemeinde Guter Hirt ist mitt- Wir bitten unter dem Motto "Kauf ein Pfund lerweile mit den Gemeinden Maria Lichtmess mehr" Menschen bei ihrem Einkauf auch an und St. Johannes in der neuen Pfarrgemeinde diejenigen zu denken, die bedürftig sind und Mariä Lichtmess mit der Pfarrkirche in Dris- Unterstützung benötigen. penstedt aufgegangen. Der Soziale Mittags- tisch ist immer noch eine Einrichtung der Pfarrgemeinde. Die Geschäfte führt der "Trä- gerkreis Sozialer Mittagstisch Guter Hirt e.V.“ Unsere Angebote Bedürftige Menschen können im sozialen Mit- tagstisch Guter Hirt ganz unterschiedliche Möglichkeiten zur Unterstützung finden. Mittagessen Etwas Warmes braucht der Mensch! An 7 Tagen in der Woche, an 365 Tagen im Jahr bietet der Mittagstisch bedürftigen Men- schen ein warmes Mittagessen. Zwischen 80 und 120 Personen nutzen täglich dieses Ange- Guter Hirt in Hildesheim bot, die meisten bei uns im Speisesaal. Hier wird deutlich, dass neben dem günstigen Es- Zudem bieten wir seit Mai 2014 bei uns wie- sen auch die gemeinschaftliche Mahlzeit wich- der eine allgemeine Sozialberatung zu regel- tig ist. Einige nehmen das Essen auch mit nach mäßigen Sprechzeiten an. Rat- und Hilfesu- Hause. chenden wird dadurch eine Erstkontaktstelle Gemüsetüten angeboten, um in Not- und Konfliktsituationen Unsere Fahrer sind täglich unterwegs um Le- schnelle und unbürokratische Lösungsansätze bensmittelspenden von Geschäften und Pri- zusammen zu entwickeln. Wir verstehen uns vatleuten zu holen. als Vermittlungsstelle an andere spezialisierte Frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und soziale / medizinische / juristische / pädagogi- Backwaren sind leicht verderblich und werden sche und psychologische Hilfeeinrichtungen. daher täglich sortiert und an unsere bedürfti- Die aktuellen Sprechzeiten entnehmen Sie gen Besucher weitergegeben. Freitags und bitte unserer Homepage unter dem Punkt mittwochs werden die Lebensmittel in den Öffnungszeiten. Tüten vom "2.Netz" zusammen mit haltbaren Kleiderkammer Lebensmitteln ausgegeben. An den anderen Wir alle wissen, wie teuer Kleidung ist. Gerade Tagen stellen unsere Mitarbeiter gegen eine für Familien mit Kindern wird dies schnell zu kleine Spende für jeden Besucher eine Tüte einem großen Problem. Aber auch für Erwach- mit Brot, Brötchen, süßen Teilchen, Obst, Ge- sene wird die notwendig werdende Winterja- müse und Salat zusammen. cke oder auch die neue Hose zu einem finan- Täglich werden von unseren Mitarbeitern so ziellen Kraftakt. Durch die Mithilfe von vielen ca. 60 Tüten mit frischen Lebensmitteln ge- Menschen, die uns gebrauchte, gut erhaltene packt. Kleidung zur Verfügung stellen, können wir Zweites Netz bedürftigen Menschen helfen. Einmal in der Woche können sich Menschen Flohmarkt bei uns eine große Einkaufstüte mit haltbaren In unserem Flohmarkt gibt es fast alles: Ge- Lebensmitteln abholen. Bei dieser Ausgabe im schirr und Töpfe, Haushaltsgeräte und Spiele. sogenannten "Zweiten Netz" kommen derzeit Aber auch Kinderwagen und Fahrräder sind 320 Personen, so dass wir zwei Ausgabetermi- immer mal wieder zu bekommen. ne eingerichtet haben. Die Lebensmittel, die Bücherecke wir im "Zweiten Netz" ausgeben, bekommen Wir bekommen immer sehr viele Bücher ge- wir zum großen Teil von Privatspendern. In spendet, darüber freuen wir uns sehr! Wir vielen evangelischen und katholischen Kir- haben beschlossen einige dieser Bücher nicht chengemeinden in und um Hildesheim und nur an Basartagen, sondern auch in den Öff- einer Reihe von Schulen stehen Sammelkörbe. nungszeiten des Flohmarktes anzubieten. 12
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 Zu diesem Zweck wurde eine gemütliche Bü- bote. Montags und mittwochs kann man hier cherecke eingerichtet, in der Taschenbücher in geselliger Runde Kaffee trinken und Kuchen ansprechend präsentiert werden. essen, sowie Gesellschaftsspiele spielen. Don- Arztsprechstunde nerstags werden im Wechsel Filme gezeigt Ein Arztbesuch ist für so manche unserer Be- oder gebastelt. sucher eine große Hürde. Sei es, weil er nicht Abschließend möchte ich noch erwähnen, krankenversichert ist oder weil das Ambiente dass wir hier im Guten Hirten auch feststellen, eines Wartezimmers einfach völlig abschre- dass die Zahl der bedürftigen Menschen im- ckend auf ihn wirkt. Mit Hilfe einer Reihe von mer größer wird! Es ist und bleibt unsere ge- Ärzten und den Maltesern konnte eine kosten- meinsame Aufgabe, uns gegen diese Armut zu lose Arztsprechstunde eingerichtet werden, stellen und Hilfe anzubieten, ohne Wenn und die zweimal im Monat parallel zur Ausgabe Aber! des Zweiten Netzes stattfindet. Hier kann zu- Der Auftrag Jesu lautet: Gebt Ihr ihnen zu mindest eine Erstuntersuchung geleistet wer- essen! den. So manches Mal hilft auch schon ein ver- Andreas Handzik, Diakon trauensvolles Gespräch. Nachmittagsangebote Montags, mittwochs und donnerstags 14-16 Uhr gibt es im Mittagsraum Nachmittagsange- 7. Grimme stellt Werke beim Mittagstisch aus Werke des Göttinger Künstlers Herbert Grim- immer noch gibt“. Ein Mann mit Kapuze über me hängen seit Freitag in den Räumen des dem Kopf, der tröstend seinen Sohn in den Mittagstisches St. Michael aus. Kunstausstel- Armen hält, ist auf diesem Bild zu sehen. Aus lungen haben Tradition in der karitativen Ein- der Klagemauer in Jerusalem wird eine „An- richtung. Klagemauer“. Grimme will damit anprangern, dass keine wirkliche Verständigung zwischen Eine Ausstellung mit Werken des Göttinger den Religionen zustande kommt. Künstlers Herbert Grimme ist am Freitagabend in den Räumen des Mittagstisches St. Michael an der Turmstraße eröffnet worden. Die Bilder können bis Mitte Mai täglich während der Essenszeiten von 12 bis 13.30 Uhr in Augen- schein genommen werden. Klimawandel und Nahost-Konflikt Die kleinformatigen Farbdrucke mit Motiven aus der Toskana und der Diemardener Warte bilden die Ausnahme. Alle anderen Werke in den Speiseräumen haben einen politischen Hintergrund. Grimme ist Jahrgang 1937 und in all den Jahren zu dem Schluss gekommen, dass die Menschheit offensichtlich nicht aus Fehlern lernen kann. Darauf reagiert er aber nicht mit Defätismus, sondern legt immer wieder den Daumen in die Wunden. „Im Grunde ist das ganze Leben Politik“, sagt Herbert Grimme neben seinem Bild "Vertreibung" Grimme. In Mischtechniken hat er den Klima- wandel verarbeitet, zeigt schmelzende Eisber- ge und spielt auf den Vulkan unterhalb Grön- Menschen unter Druck lands an. Auf großformatigen Acrylgemälden zeigt er Migranten, die an unsichtbare Gren- „Verschwörung“ heißt ein weiteres Werk, das zen stoßen, thematisiert den endlosen Nah- eine gewaltbereite Gruppe unter einem Baum ost-Konflikt oder Guantanamo, das „es leider zeigt. „Die Menschen stehen immer mehr 13
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 unter Druck und werden mit Informationen Angebot, das täglich von 50 bis 70 Menschen überschüttet, die globalen Probleme vom wahrgenommen wird. Klimawandel bis zur Bevölkerungsexplosion „Street Doves“ spielen Gospel und Country aber nicht gelöst“, sagt Grimme, der vier Jahre lang in Nigeria gearbeitet hat: „Als Künstler Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungs- sehe ich und will nicht wegsehen.“ Auf einigen eröffnung von den nach einem Todesfall vom Bildern öffnen sich Zeitfenster in Form zeitlo- Quartett zum Trio geschrumpften „Street ser Phänomene wie Wolken am Himmel. Sie Doves“. Die „Straßentauben“ Juliane Meyer, sollen das Geschehen relativieren und an die Charles Ollivierre und Andreas Winzen, die Vergänglichkeit gemahnen. quasi zur Hausband von St. Michael geworden sind, spielten Gospel- und Countrysongs – von „Wir wünschen mit diesen Bildern in unge- Klassikern wie „Peace in the Valley“, das vom wohnter Umgebung anregende Gespräche, ehemaligen Sklaven Thomas A. Dorsey ge- Zweifel, Zustimmung und Zurückweisung“, schrieben und unter anderem von Elvis sagte Eberhard Walter, der die Ausstellung Presley gesungen wurde, bis zu eigenen Stü- „gewollt und geplant“ hat, bei der Vernissage. cken. Über Augen- und Ohrenschmaus hinaus Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Mittags- konnten sich die Ausstellungsgäste über das tisch-Teams spricht von einem „auf Beschei- ausgesprochen leckere Catering des Küchen- denheit basierenden Ausstellungskonzept, um teams freuen. in den Speiseräumen eine angenehme und anregende Atmosphäre zu schaffen“. An 365 Kuno Mahnkopf, Göttinger Tageblatt, Tagen im Jahr bietet der 1990 gegründete 26.01.2019 Mittagstisch Bedürftigen warme Mahlzeiten an. Ein vor allem über Spenden finanziertes 8. Fassadengemälde am sozialen Mittagstisch - eine Mühe aus Liebe ist niemals vergeblich! Zehn Wochen hatte das Künstlerehepaar Frie- , die seit einigen Jahrzehnten öffentliche Ge- del und Maya Deventer an der Fassade des bäude mit fotorealistischer Kunst gestalteten. Mittagstisches gearbeitet. Kurz vor der Voll- Könnte man vielleicht die angedachte Fassa- endung des Gemäldes, in der Nacht vom 27. denbegrünung am Mittagstisch mit einem auf 28. September, wurde es von unbekann- Kunstprojekt verbinden? Oder wäre das ver- ten Tätern zu großen Teilen zerstört. Ist das gebene Liebesmühe, weil es doch nicht res- Projekt gescheitert? pektiert würde – und früher oder später die Von vorne: Im Herbst 2017 wurde die Leitung Sprayer alles wieder zunichte machen? des Mittagstisches von Mitarbeitern der Stadt Göttingen angesprochen, ob sich der Mittags- tisch mit seiner langen Fassade zur Turmstra- ße am Projekt „Klimaschutz im Zentrum“ be- teiligen wolle. Die Idee, diese Fassade zu be- grünen gefiel den Gefragten sofort. Tatsäch- lich war das Gebäude durch jahrelang hinge- nommene Schmierereien sehr verunstaltet. Die nächtlichen Aktivitäten von Sprayern hiel- ten lange davon ab, in die Fassade zu investie- ren. Während die Leitung des Mittagstisches noch überlegte, was wo angepflanzt werden könnte, kam eine ehrenamtliche Mitarbeiterin Besuch von Oberbürgermeister Köhler mit einem neuen Vorschlag: Sie kannte per- Es war ein Wagnis. Aber wenn man einen gu- sönlich das Künstlerehepaar Friedel und Maya ten Grund hat, kann man vieles wagen. Und ist Deventer es nicht einen Versuch wert, gerade dort, wo 14
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 sich Menschen in existentiellen Notsituatio- schen Figuren mit weißer Dispersionsfarbe nen und starken Ausgrenzungserfahrungen und zerstörten damit die wochenlange mühe- aufhalten, ein Kunstwerk zu schaffen, das volle Portraitarbeit vor allem von Maya De- diese Menschen würdigt? Es ist einen Versuch venter. Die Attentäter hinterließen ein Beken- wert! Und so erklärten sich Maya und Friedel nerschreiben mit kruden Vorwürfen gegen die Deventer dazu bereit, die ca. 180 Quadratme- Künstler und die Auftraggeber. Die Erschütte- ter große Fassade des Mittagstisches in die- rung in der Turmstraße war groß. War das sem Sinn zu gestalten. Projekt gescheitert? Bewahrheiteten sich die In einer ersten Phase besuchte Friedel Deven- Bedenken, dass die Menschen am Mittagstisch ter den Mittagstisch und kam mit den Gästen das Gemälde nicht respektieren würden und ins Gespräch. Die Idee entstand, dass Gäste Kunst im sozialen Brennpunkt vergebene Lie- und Mitarbeitende sich auf der Fassade wie- besmühe ist? dererkennen sollten. Erste Entwürfe konnten bereits im Mai angesehen werden. Das Fassa- dengemälde erstreckte sich über zwei Etagen: Unten, sozusagen ebenerdig, waren in Le- bensgröße Menschen zu sehen, die bereit waren sich fotografieren und fotorealistisch malen zu lassen. In einer zweiten Etage die Träume und Sehnsüchte dieser Menschen: Wohlstand, Liebe, Reisen, Freiheit – auch die Ankunft eines Pilgers in Santiago de Com- postela würde dort zu sehen sein. Darunter eine Mauer bzw. eine Graslandschaft, darüber ein weiter blauer Himmel. Fassade nach Überarbeitung 2019 Der Eingang des Mittagstisches wurde zu ei- nem griechisch-römisch anmutenden Tempel Bei allem Schmerz und allem Zorn über die auf dessen Sims Friedenstauben nisten. Auf gehässige Gewalttat der Attentäter ist unsere den angrenzenden Garagen der Gemeinde das Antwort klar: Nein, keineswegs! Die Reaktio- Motiv von Lamm und Löwe, der heilige Mi- nen am Mittagstisch waren eindeutig: Wenn chael und ein Drachen, der sich angesichts der es auch vorher einige Leute gab, die etwas an Autorität des Erzengels verzieht. Auch eine der Art und Weise der Malerei auszusetzen Runde sitzender Gestalten mit einer Gitarre hatten, jetzt war man sich einig: Durch die war dort zu sehen. Zerstörung wurden wir alle angegriffen. Aber Im Juli wurde das Gebäude eingerüstet. Eh- wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Uns – renamtliche Helfer fanden sich, um die Fassa- den Gästen und Gastgebern am Mittagstisch – de auszubessern und zu grundieren. Dann kann zwar das Wandgemälde verschandelt begann die eigentliche künstlerische Arbeit an werden. Aber seine Geschichte ist längst in den Figuren. Die Turmstraße und ihre Men- unseren Herzen geborgen. Man kann Men- schen waren noch nie so häufig besucht, wie schen ausgrenzen und man kann ihnen Gewalt in diesen Wochen. Viele Menschen erkundig- antun. Aber man kann ihnen nicht verbieten ten sich bei den Künstlern und erfreuten sich zu träumen und sich zu erinnern. Und über- an dem plötzlich hellen und freundlichen Er- haupt: eine Mühe aus Liebe ist niemals ver- scheinungsbild der Turmstraße. geblich! Für den 30. September war ein großes Dank- Sehenswert ist die Filmdokumentation von fest geplant. Bis dahin sollte der letzte Pinsel- Juliane Meyer: www.samiki.de strich getätigt und die Kletterpflanzen gesetzt Ludger Joos SJ worden sein. Dann der Schock: Drei Tage da- vor übermalten Unbekannte alle fotorealisti- 15
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 9. Grußwort zur Eröffnung des Fassadenprojektes Mittagstisch St. Michael am 30. September 2018 Lieber Pater Joos, lieber Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler, lieber Herr Deventer, liebe Frau Deventer …. liebe Unterstützer, interes- sierte Anwesenden und wie wir seit Anfang dieser Woche wissen, liebe Kritiker! Gern nehme ich heute hier die Gelegenheit wahr, zu diesem tollen, wenn auch dem An- schein nach mit sichtbaren Wunden versehe- nen Projekt ein paar Worte zu sagen. Zuvor möchte ich jedoch allen an diesem Projekt Beteiligten ganz herzliche Grüße der Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter des Diakonieverban- Eröffnungsansprache von Jörg Mannigel des im Ev.-luth. Kirchenkreis Göttingen aus- richten und hier insbesondere der Straßenso- Erlauben Sie mir einen Rückblick II zialarbeit und des Kontaktladens, die in Zu- kunft aufgrund der gesellschaftlichen Ent- Göttingen 1730! Die Einwohnerzahl betrug ca. wicklungen noch enger mit dem Mittagstisch 5.000 Menschen. Die Armen und Bettler der zusammenarbeiten werden. Heute darf die Stadt machten ca. 28 % der Stadtbevölkerung Diakonie auch von der Caritas grüßen, von Ralf aus, jedoch vermutet man, dass die damalige Regenhardt, dem Vorstand der Caritas Süd- Dunkelziffer bei ca. 50 % lag. Die Menschen niedersachsen, der heute nicht hier sein kann lebten vorwiegend an den Stadträndern, wie und natürlich sonst hier gern die Grüße der zum Beispiel im Ritterplan, an der Neuen Lei- Caritas Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ne oder eben in der Turmstraße. Klein Paris übermittelt hätte. nannte man diese Gegend – vermutlich wegen der Prostitution. Wohl vierzig bis fünfzig Holz- Rückblick I: verschläge standen hier, dichtgedrängt an der Als Du, lieber Ludger, im März dieses Jahres Stadtmauer. Hier herrschte die Not wie sonst die Projektidee des Mittagstisches, und hier nirgendwo in der Stadt damals. dürfen wir zuvorderst Frau Juliane Meyer Turmstraße – eben da stehen wir heute, an nennen, zunächst an Ralf Regenhardt und dieser Stelle - vor dem Mittagstisch St. Mi- dann auch an mich herangetragen hast, war chael, der täglich mit ehrenamtlichen Helfe- für Herrn Regenhardt und mich sofort klar, die rinnen und Helfern für regelmäßig 50 bis 70 Idee, das Konzept und das was erreicht wer- Personen ein warmes Essen bereit stellt. Ei- den soll begeistert uns und motiviert. Wir nem Symbol für Solidarität, Hilfe und Nächs- waren sehr angetan davon, dass wir Euer Vor- tenliebe. 7 Tage die Woche. Das ganze Jahr. haben ganz im Hintergrund mit befördern Schon lange berichten die Sozialen Berufe aus durften – in lebendiger Ökumene. Es gilt aber, der Straso, der Göttinger Tafel, vielen anderen die die Arbeit gemacht haben, ob ehrenamt- sozialen Einrichtungen und leider auch ver- lich oder hauptamtlich, im Vordergrund oder mehrt aus den Kindertagesstätten: es betrifft Hintergrund, mit und ohne Geld zu würdigen nicht nur sog. Arme und Bettler. Die Men- und zu loben. Einen super Job haben Sie alle schen, die sich nicht mehr jeden Tag ein war- gemacht in einer unglaublichen kurzen Zeit. mes Mittagessen leisten können, kommen aus Wer sich mit Bauen und Renovieren auskennt fast allen Bevölkerungsschichten. Ich habe weiß, wie unglaublich schnell das Projekt rea- hierfür keine Prozentzahl recherchiert. Sie lisiert wurde. Echt klasse. Großen Dank an alle würde ohnehin in der Flut der Zahlen, die täg- Beteiligten und auch natürlich allen Spendern. lich auf uns einprasseln, untergehen. Klar ist: Die in kurzer Zeit gefundene breite Basis an es sind einfach zu viele geworden. Menschen Unterstützern spiegelt die Überzeugungskraft mit ihren eigenen Geschichten, Lasten, Nöten dieses Beteiligungsprojektes wider. 16
Mittagstisch - Journal Ausgabe 2018/2019 und manchmal eigenartigen Lebenshaltungen. Wieder dieses Schwarz-Weiß-Denken, dieser Nicht wenige von ihnen sitzen häufig weit vor durchschimmernde Egoismus. Vorgestern und lang nach der Öffnungszeit an der Mauer. äußerte ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Viele Göttinger Bürger bewegen sich dann, Bahnhofsmission spontan zu dieser Tat: Jeder wenn überhaupt, in dieser Zeit im Laufschritt meint für sich, wo ich bin ist vorn. Ich finde, durch diese Straße. Häufig kein Blick nach diese Aussage spricht für sich. rechts –hässliche Wand – oder links – ver- Meine Damen und Herren. Wir sollten an der meintlich befremdliche Menschen. Seite der Menschen stehen, die nicht vorn Und nun kam Anfang 2018 – vielleicht auch sind, die mit ihrem Leben ohne fremde Hilfe schon viel früher -die Idee zu diesem Projekt. nicht mehr klar kommen. Sie gehören zu uns Das Besondere: und wir gehören zu Ihnen. Und dieses Beteili- Die Nutzer und Nutzerinnen des Mittagsti- gungsprojekt ist und bleibt zuvorderst ein sches haben sich bereit erklärt, das Bild ihrer soziales Projekt. Wir decken den Tisch und Person, ihrer Persönlichkeit sichtbar zu ma- möchten, dass dies auch wie für jeden ande- chen für alle, die in der Turmstraße entlang- ren in einer angemessenen Umgebung ge- gehen. Freiwillig. Als Beitrag zu einem Projekt, schieht. Der Mensch lebt nicht nur von Brot das die Fassade des Gebäudes verschönert allein. Und wenn das in diesem pluralistischen sowie Schmierereien vorbeugen sollte. Rechts Staat auch über die Einbindung der Kunst ge- und links sollte auch auf diese Weise sozusa- schieht, gut so! Es ist keine Kunst, arm zu sein, gen zusammen kommen. aber ohne Kunst sind wir – ich meine alle Bür- ger dieses Staates -gleichfalls arm. Gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsver- bänden, unseren Kirchen und engagierten Bürgern investieren Diakonie und Caritas jedes Jahr sehr, sehr viel in die Armutsbekämpfung und in die Sicherung der Teilhabe aller Bevöl- kerungsgruppen sprich aller Menschen dieses Landes. Die Kommunen und das Land unterstützen mit der Bereitstellung öffentlicher Mittel und dort, wo sie es nicht ausreichend tun, holen wir sie an den Verhandlungstisch. Und wenn ich hinüber schaue zur Wand, den- ke ich, nun ja, der Vollendung dieser Arbeit ist etwas Unvorhergesehenes widerfahren. Den- noch: dieses Mal schlägt das Eigentliche das Sichtbare! Freuen wir uns darüber, dass viele In der Turmstraße beim Dankfest verschiedene und sehr unterschiedliche Ak- teure in den letzten Wochen zusammen ge- kommen sind, sich dadurch begegneten und Ein Teil ihrer Privatheit, ihrer Intimsphäre ist schätzen lernten, in ihren Fähigkeiten und damit öffentlich geworden. Diesem Mut gilt Fertigkeiten ergänzten und dabei für sich und ein großer Dank! für diese Stadt tatkräftig diesen Ort eine Nun ist bereits nach kurzer Zeit ein Teil der neue Gestalt gegeben haben. Diesem Ort und Bilder übermalt worden. Menschen sind, ge- den mit diesem Ort verbundenen Menschen gen ihren Willen, unkenntlich gemacht wor- gilt heute unsere Aufmerksamkeit! Insofern den. Ihr eigener Wunsch, zum Nutzen und zur wünsche ich Ihnen heute: begegnen Sie sich, Freude vieler Gestalt anzunehmen, sichtbar zu berichten Sie einander und haben Sie einfach sein, ist respektlos zunichte gemacht worden. Freude miteinander! Das stimmt mich sehr traurig. Aus meiner Jörg Mannigel Sicht ist das mehr als Sachbeschädigung. 17
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