Andreas Magdanz Vogelsang - Ludwig Forum
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Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen Andreas Magdanz Vogelsang 19. Juli bis 24. August 2008
Andreas Magdanz Vogelsang Übersetzung/Translation Holger Hermannsen Gestaltung/Design DDT2w, Dusan Totovic, Werner Wernicke Titel/Title Target 2004 102 x 133 cm, Inkjet.
weltanschauliche Schulung“, wurde nach dem Willen der Mäch- tigen die Elite auf jenen Staat ein- geschworen, der die Welt ver- brennen sollte. Gelehrt wurde die „Rassische Philosophie der neuen Ordnung“, gemäß Stundenplan, mit Gastlehrern, Reitunterricht und allabendlichem Zapfenstreich. Mit dem zweiten Weltkrieg war das vorbei. Aus Vogelsang wurde ein Wehrmachtsquartier, eine „Adolf- Hitler-Schule“ und schließlich ein „Wehrertüchtigungslager“ für Teenager. Dann, am Ende der Zeit, im Februar 1945, übernahmen die Alliierten die Herrschaft auf Vogelsang. Und sie kamen um zu bleiben. Nahezu sechzig Jahre, Kaum drei Jahre (1936-1939) von 1946 bis 2006, war Vogel- haben ausgereicht, um aus dem sang eine Art deutsches „Area Berg Vogelsang, über dem Urfttal fifty-one“. in der Eifel, einen Ort mit Vergan- genheit werden zu lassen. Ver- Das ist, so ziemlich, die zeitge- gleichbar den zwölf Jahren des auf schichtliche Kulisse, vor der Vogel- tausend Jahre angelegten dritten sang steht, auf die es seinen deutschen Reiches, dem Vogel- Schatten wirft, in den sich stellt, sang neben seinem zweifelhaften wer den Ort erforscht. Ruf überdies seine Bebauung und, indirekt, seine Erhaltung verdankt, Indes zum Mythos taugt Vogelsang ist das lediglich ein Wimpern- so recht nicht. Allzu gewollt kommt schlag in der Geschichte; gemes- die Architektur dem heutigen Be- sen an der Entstehung der Eifel sucher vor. Freilich stammt vom nur wenig mehr als Nichts. Den- selben Architekten auch der Ko- noch verbinden wir mit diesem loss von Prora, jene gigantische Ort auf nachhaltige Weise sehr viertausendfünfhundert Meter konkrete Gedanken an unsere lange KdF-Ferienwohnanlage auf Geschichte: Vogelsang wird noch Rügen, die als Epocheillustration auf lange Zeit in den Chroniken geeigneter scheint. Vogelsang neben Crössingsee und Sont- hingegen wirkt gleichermaßen hofen als „Ordensburg“ geführt ungeschlacht, in seinem Anspruch werden. Hier, in der „Akademie für Crypte Innenhof, 2004, 139 x 168 cm, Inkjet hinter Glas
überzogen und unreif wie so vieles beiden ersten stehen noch, im Bild aus jener Zeit der Fassaden, vom friedliebenden europäischen Phantasmen und Lichtdome. Koalitionär und des beschwören- den Menetekels der Vergangen- Das Interessante an Vogelsang ist heit. Die dritte Säule aber, die denn auch weder seine dreijährige Landschaft, ohne die Vogelsang Bestimmung, noch ihre mit Bruch- im Grunde überhaupt nicht zu stein verblendete Betonhülle. Inte- denken wäre, weder als histori- ressanter ist das Danach und was scher noch als Ort der Gegenwart, dieses Danach aus Vogelsang ge- ist noch während der Arbeit am macht hat, körperlich, landschaft- Projekt, im Nach-und-Nach des lich, metaphorisch. Das ist das Abzugs und der Auflassung des zentrale Thema des Projekts Territoriums, mithin während ihrer „Vogelsang“ von Andreas eigenen Re-Kultivierung zu einem Magdanz. Schatten geronnen, überall prä- sent, den Platz bereitend für Andreas Magdanz (*1963) hat anderes, ihn freihaltend, doch sich in den letzten Jahren in teils niemals selbst im Fokus. Auch sie aufwendigen, häufig langwierigen nur noch Kulisse? Arbeiten immer wieder mit Orten und Territorien auseinanderge- Andreas Magdanz hat für „Vogel- setzt, denen neben einer heraus- sang“ die Landschaft nicht foto- fordernden landschaftlichen grafiert, nicht porträtiert, nicht und/oder einer charakteristischen dokumentiert, etwa so, wie er die architektonischen auch eine tief grimmigen Stakkati der belgischen greifende historische Dimension Soldaten, ihren militärischen eigen war. So war es bei dem Reigen aufnahm oder die Fas- Projekt „Garzweiler“ (1995- saden der Gebäude, ihre Räume. 1997) und bei der „Dienststelle Trotzdem ist sie allgegenwärtig. In Marienthal“ (1998-2000). Mit ihr Wollseifen, wo die ersten Fotos schrieb er sich in die Liste der entstanden, im poetischen Bild ersten Fotokünstler ein. Es folgten der Kirche, zwischen den Kame- „Auschwitz-Birkenau. Hommage à radschaftshäusern, selbst dort, wo Marceline Loridan-Ivens“ (2002- die noch übenden Nato-Soldaten 2003) und „BND-Standort buchstäblich im Boden versinken. Pullach“ (2005-2006). An Auf die Weise entstand für den „Vogelsang“ arbeitet Magdanz Fotografen Andreas Magdanz ein mittlerweile seit 2004. völlig neues Motiv: Landschaft als Zustand, als Erinnerung, Land- Das Projekt „Vogelsang“ ruhte schaft nicht als Bildgegenstand, anfangs auf drei Säulen: Militär, sondern als Bildanlass. Architektur, Landschaft. Die Stefan Skowron
Ludwig Forum für Internationale Kunst Jülicher Straße 97-109 19.07.08-24.08.08 52070 Aachen Andreas Magdanz – Vogelsang Telefon 0241/1807-104 www.ludwigforum.de Ausstellungen Öffnungszeiten Di, Mi, Fr 12.00-18.00 Uhr bis 24.08.08 Do 12.00-20.00 Uhr Echolot Sa, So 11.00-18.00 Uhr bis 24.08.08 Öffentliche Führung Big Blue Ball So 12.00 Uhr Crossover-Projekt in Kooperation Gruppenführungen sind jederzeit auch mit Peter Gabriel außerhalb der Öffnungszeiten möglich. bis 26.04.09 Vermietung Double Wall Project 04: Der Kulturbetrieb bietet Räume zur Dan Perjovschi Vermietung für Festbanketts, Empfänge, Tagungen sowie individuelle Arrangements auch in den städtischen Museen an. Vorschau Informationen unter: Telefon 0241/432-4920 u. -4924/-4999 13.09.08-11.01.09 Atelier van Lieshout – DAS HAUS Anfahrt Bus 27.09.08-04.01.09 ab Hauptbahnhof oder Bushof Ground Floor Projects 02 mit den Linien 1, 11, 16, 21,46, 52 Siglinde Kallnbach bis Haltestelle Ludwig Forum PKW 13.12.08-01.03.09 aus Richtung Düsseldorf/Köln/Lüttich Kunstpreis Aachen 2008 ab Aachener Kreuz A 544 bis Europa- Aernout Mik platz, Beschilderung folgen; aus Richtung Maastricht/Antwerpen: A4 bis Abfahrt Würselen, Krefelder Str. Richtung Zentrum, Beschilderung folgen. Parkplätze vorhanden. Der Museumsshop und das Restaurant „Parapluie“ erwarten gerne Ihren Besuch. Für Förderung und Unterstützung danken wir herzlich Kulturpartner
Ludwig Forum für Internationale Kunst Andreas Magdanz A little less than three years Vogelsang (1936-39) were enough to turn the Vogelberg mountain above the Urft valley in the Eifel nature park into a historic place. Just as the twelve years of existence that the millennial Third Reich actually lasted – leading to Vogelsang’s doubtful reputation, its develop- ment and, indirectly, also to its preservation – such a short time is St. Georges 2004, 139 x 168 cm, Inkjet hinter Glas
only a blink of the eye in history. the Reich, the Allies took control Compared to the geological of Vogelsang. And they came to development of the Eifel area it is stay. For almost sixty years, from little more than nothing. Yet, this 1946 to 2006, Vogelsang had place is firmly connected with very been a sort of German ‘Area 51’. specific memories of the past: for a long time to come, the This is, more or less, the historical chronicles will list Vogelsang next background of Vogelsang and its to Crössingsee and Sonthofen as dark shadows that are cast on a so-called Ordensburg, an those who go to explore the place. academy for ideological education to swear the elites to a regime that Vogelsang is not really suited for a had come to burn the world: myth, however. Its architecture classes in ‘racial philosophy of the appears rather blunt to contem- new order’, guest professors, porary visitors. The same architect riding lessons and curfews in the also designed the Colossus of evenings. This all ended with the Prora, a giant residential complex begin of World War II. Vogelsang on the island of Rügen, spanning was turned into a quarter of the almost three miles and erected by German Wehrmacht, then into an the Nazis as a recreation and Adolf-Hitler-School and finally a holiday locale that is probably a military training camp for teen- more striking example of the agers. Later, towards the end of epoch than Vogelsang. Vogelsang van Dooren 2004, 168 x 139 cm, Inkjet hinter Glas
seems clumsy in a way, overly landscape. The first two are still pretentious and unrefined as so standing, in the image of the many things from this time of peaceful European confederate façades, phantasms and pompous and the insistent warning sign of light spectacles. the past. During his work on the project, while the troops were It is neither its short-lived purpose withdrawn bit by bit, the territory nor its faked quarrystone that discharged and re-cultivated, the hides the concrete underneath third column, however, the that turn Vogelsang into an landscape that Vogelsang could interesting place. Interesting is not exist without, neither as a ‘the time after’ and what that time historical place nor as a place of did to Vogelsang physically, the present, faded to a shadow – scenically and metaphorically. This omnipresent and keeping the is the central subject of Andreas place free for something different Magdanz’ Vogelsang project. but never in focus itself. Has it turned into mere décor? During the past years, Andreas Magdanz’ (*1936) sometimes Andreas Magdanz has not difficult and often time-consuming photographed, documented or projects have repeatedly explored portrayed the landscape in the places and territories that are same way he took pictures of characterized by a challenging grimly marching Belgian soldiers, scenic, a typical architectural the military environment, the and/or a profound historical façades and rooms of buildings. dimension. This was the case for But the landscape is present his ‘Garzweiler’ project (1995- everywhere: in Wollseifen, where 1997) and ‘Dienststelle he took the first photographs, in Marienthal’ (1998-2000) that the poetic picture of the church, placed him high on the list of the between the barracks and even in most influential photographers. those places where training NATO The following projects were soldiers literally drown in the mud. ‘Auschwitz-Birkenau. Hommage à Andreas Magdanz thus discovered Marceline Loridan-Ivens’ (2002- a completely new motif: landscape 2003) and ‘BND-Standort as a condition, as a memory that is Pullach’ (2005-2006). Since the motivation for an image and 2004, Magdanz has been working not its subject. on ‘Vogelsang’. Stefan Skowron The ‘Vogelsang’ project had originally been supported by three columns: military, architecture,
Painfast 2004, Panzerübung 2004, 310 x 109 cm, Inkjet, Diasec 70cm x 90cm, Inkjet hinter Glas
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