Ausführungen über Joseph Smith - Dallin H. Oaks 13.03.2020

 
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Ausführungen über Joseph Smith
von Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft

Diese Rede wurde am Freitag, dem 13. März 2020, auf dem Church History Symposium in
the Church Office Building Auditorium der Brigham Young University (BYU) in Salt Lake
City gehalten

Ich freue mich, Teil dieses wichtigen Symposiums zu sein, das von der BYU und der
Abteilung für Kirchengeschichte gesponsert wird. Meine Teilnahme ist ein Rückblick auf
einige meiner persönlichen Schlussfolgerungen und Erfahrungen, die ich, geführt durch
persönliche Inspiration, in verschiedenen Funktionen seit mehr als 50 Jahren über den
Propheten Joseph Smith geschrieben habe. Ich werde keine zusätzlichen Forschungen
oder gar neue Erkenntnisse aus dem Schatz der Joseph-Smith-Papers präsentieren. Ich
werde auf ein Buch und drei Artikel in Fachzeitschriften und eine veröffentlichte Rede auf
einer wissenschaftlichen Konferenz in Illinois verweisen. Ich habe meine Ausführungen mit
dem Titel "Ausführungen über den Propheten Joseph Smith" überschrieben.

I. Unterdrückung des Nauvoo-Expositors
Ich beginne mit dem Nauvoo Expositor. Unter der Führung von Bürgermeister Joseph
Smith unterdrückte der Stadtrat von Nauvoo diese Oppositionszeitung, indem er die
Druckerei zerstörte, die Drucktypen zerstreute und die restlichen Druckexemplare ver-
brannte. Diese Unterdrückung führte direkt zur Verhaftung und Ermordung von Joseph
Smith und ist daher ein äußerst bedeutsames Ereignis in seinem Leben. Er wurde für
dieses Vorgehen gegen eine Zeitung heftig kritisiert, sogar von Schriftstellern der Heiligen
der Letzten Tage. B. H. Roberts erklärte, dass "der Versuch einer rechtlichen Rechtferti-
gung [für die Unterdrückung] nicht überzeugend ist", und Professor G. Homer Durham,
unser späterer Kirchenhistoriker, bezeichnete dies als "den großen mormonischen Fehler".
Mein Interesse an diesem Thema begann etwa 1958 mit einer inspirierenden Erfahrung in
der Bibliothek der Anwaltskanzlei, in der ich nach meinem Abschluss beschäftigt war.
Während einer Ruhepause wurde meine Aufmerksamkeit auf das oberste Regal der Bib-
liothek gelenkt, in dem die Kanzlei Schriftsätze über den berühmten Fall Near v. Minnesota
aus dem Jahr 1931 aufbewahrte. Dort wandte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten
Staaten zum ersten Mal die "Bill of Rights" der Verfassung der Vereinigten Staaten an, um
das Vorgehen einer Landesregierung umzukehren. Wissbegierig untersuchte ich die
Schriftsätze und erfuhr, dass die Fakten dieses berühmten Falles die Unterdrückung einer
skurrilen Zeitung durch die Regierung betrafen. Das war erstaunlich ähnlich wie die
Niederschlagung des Nauvoo Expositor durch den Stadtrat von Nauvoo. Das überzeugte
mich davon, dass ich mehr über dieses Ereignis in Nauvoo erfahren musste.
Einige Jahre später wurde ich außerordentlicher Professor für Rechtswissenschaften an
der University of Chicago und sollte wissenschaftlich arbeiten. Meine erste Veröf-
fentlichung war ein Artikel über die Unterdrückung des Nauvoo Expositor. Bei der
Recherche für diesen Artikel erfuhr ich, dass die moderne Kritik an der Tätigkeit des Stadt-
rats von Nauvoo auf dem Prinzip der Rede- und Pressefreiheit beruht, das in der 14. Än-
derung der Verfassung der Vereinigten Staaten enthalten ist. Diese Änderung wurde je-
doch erst zwanzig Jahre nach der Niederschlagung durch die Stadt Nauvoo angenommen.
Das Gesetz von 1844, einschließlich der Auslegung der staatlichen Verfassungsgarantien
für eine freie Presse, bot eine beträchtliche Unterstützung für das, was Nauvoo getan hat-
te. Selbst unter den ähnlichen Umständen der im berühmten Fall Near v. Minnesota unter-
drückten Zeitung stellten ein einstimmiger Minnesota Supreme Court und vier Richter der

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Minderheit im Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten keine Verletzung der bis
dahin verstandenen Garantie einer freien Presse fest. Folglich kam mein Artikel zu dem
Schluss, dass "die gängige Annahme von Historikern, dass die vom Stadtrat [Nauvoo] er-
griffene Maßnahme zur Unterdrückung des Papiers als Belästigung völlig illegal war, nicht
begründet ist".
Die Lektion, die ich aus dieser wissenschaftlichen Forschung und Veröffentlichung gezo-
gen habe, hat mich zu einem lebenslangen Gegner der Technik des Presentismus (= ich
verlasse mich auf die aktuellen Betrachtungsweisen und Kultur) gemacht, um offizielle
oder persönliche Handlungen in der Vergangenheit zu kritisieren. Vergangene Handlungen
sollten nach den Gesetzen und der Kultur der damaligen Zeit beurteilt werden.

II. Karthago-Verschwörung
Carthage Conspiracy, mein einziges Buch über Joseph Smith, wurde als Co-Autorenschaft
mit Marvin S. Hill geschrieben. Unsere Freundschaft begann, als wir beide in den 1950er
Jahren an der University of Chicago studierten. Er arbeitete an einem Doktorat in
Geschichte, und ich studierte Jura. Bei den Recherchen für seine Dissertation erfuhr Hill,
dass neun Männer für den Mord an Joseph Smith vor Gericht standen. Viele Jahre lang
drängte er mich, über diesen Prozess, der damals in der Geschichte unserer Kirche fast
völlig unbekannt war, juristisch zu recherchieren.
Ich reagierte nur zögerlich, da ich davon ausging, dass es zu diesem Prozess von 1845
keine Gerichtsakten gab. Ich ging sogar davon aus, dass die Mörder mit schrecklichen
Todesfällen bestraft wurden, wie sie in dem populären Buch The Fase of the Persecutors
of Joseph Smith rezitiert werden. Schließlich ließ ich mich dazu überreden, einige Vorun-
tersuchungen anzustellen. Rückblickend glaube ich, dass dies die Eingebung des Geistes
war. Als damaliger Rechtsprofessor hatte ich Zeit zum Forschen und Rechtsgeschichte zu
schreiben, würde meiner erwarteten wissenschaftlichen Arbeit zugute kommen.
Ich fuhr zum Gerichtsgebäude von Hancock County, etwa 250 Meilen südwestlich von
Chicago. Zum Glück gab ich den Gerichtsbeamten meine Visitenkarte der University of
Chicago Law School und sagte ihnen nicht, dass ich ein Heiliger der Letzten Tage bin. (Zu
dieser Zeit gab es in Karthago noch viele Vorurteile gegen die Mormonen.) Sie gewährten
mir Zugang zu einem großen Raum, wo ich nach einem Index zu den Hunderten von Un-
terlagen suchte, die er enthielt. Wie durch ein Wunder fand ich einen alten Indexband, der
den Namen des ersten Angeklagten des Prozesses, Levi Williams, enthielt. Gegenüber
seinem Namen stand die Zahl 20, die ich bis zu einer Schublade verfolgte, die ein großes
Paket mit der Aufschrift People v. Levi Williams enthielt. Es war mit einer mit Kleister ver-
schlossenen Papierbanderole umwickelt und offenbar nie geöffnet worden.
Ich erinnere mich noch lebhaft an das Erlebnis, als ich dieses Papierband mit meinem
Daumen aufschlitzte und etwa 50 Dokumente auf den Tisch vor mir herausfielen. Das er-
ste, was ich sah, war die Unterschrift von John Taylor auf einer Beschwerde gegen neun
Personen wegen Mordes an Joseph Smith. (Die Anklage wegen Mordes an Hyrum war
getrennt.) Andere Papiere enthielten die Anklage, Vorladungen für Zeugen, die Namen der
vielen voraussichtlichen Geschworenen, die vorgeladen wurden, und die Namen der
Geschworenen, die schließlich absaßen. Es gab sogar den schriftlichen Freispruch für
nicht schuldig. Hier gab es alles, außer einer Aufzeichnung der Zeugenaussage in diesem
Prozess. Wir bekommen ein Buch! Ich habe es Marvin Hill gesagt, und in der Tat machten
wir es.
Über zehn Jahre lang haben Hill und ich Bibliotheken und Archive im ganzen Land durch-
forstet, um jeden Funken Information über die an diesem Prozess Beteiligten zu finden.
Wir studierten die Handlungen und Worte von Bürgern aus Illinois, die Joseph Smith per-
sönlich kannten - einige, die ihn hassten und einen Mordanschlag gegen ihn planten, und
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andere, die ihn liebten und ihr Leben riskierten, um ihm zu helfen. Nichts, was wir fanden,
ließ Zweifel an der Integrität des Propheten Joseph Smith aufkommen.
In den Gerichtsakten - die jedoch für ein Buch über den Prozess unerlässlich sind - fehlten
die Aufzeichnungen über die Zeugenaussagen. Diese Unterlassung war typisch für die
Prozesse jener Zeit. Glücklicherweise war das Interesse an diesem Prozess so groß, dass
mehrere Beobachter, darunter auch Anwälte, Notizen über die gemachten Aussagen auf-
bewahrten. Einige davon waren mit dem Namen des Beobachters unterschrieben, aber
die meisten Notizen, die wir im Büro des Kirchenhistorikers fanden, waren nicht unter-
schrieben. Wir nahmen an, dass es sich dabei um die Notizen von George Watt, dem of-
fiziellen Schreiber der Kirche, handelte, der geschickt wurde, um die Verhandlungen des
Prozesses aufzuzeichnen.
Hier geschah ein weiteres von vielen Wundern, die wir in unserer Forschung erlebt haben.
Nachdem unser Buchmanuskript fertiggestellt war und dem Verlag bald vorgelegt werden
sollte, führte mich ein starkes Gefühl zu einem Stapel von 50 oder 60 Büchern und Mono-
graphien (Einzeldarstellungen), die auf dem Tisch hinter meinem Schreibtisch bei BYU
gestapelt waren. Obwohl ich keinen Grund oder besonderen Anlass hatte, diesen Stapel
zu durchsuchen, folgte ich dennoch dem Eindruck. Dort wurde ich zu einem gedruckten
Katalog mit dem Inhalt des Wilford C. Wood Museum geführt, der von Professor LaMar
Berrett erstellt und mir über ein Jahr zuvor zugeschickt worden war.
Beim Durchblättern dieses Katalogs fand ich eine Beschreibung eines Zeugenmanuskripts
beim Carthage Prozess. Es stellte sich heraus, dass es von Wilford Wood bei seinen be-
merkenswerten Versammlungen in Illinois gekauft und dann der Kirche übergeben wurde.
Ich erkannte diese Beschreibung als die Prozessprotokolle wieder, die wir in den Archiven
gefunden hatten, und fälschlicherweise für die von George Watt hielten. Mit dieser
Klarstellung durchsuchten wir erneut die Kirchenbücher und fanden schließlich George
Watts offizielles und höchst authentisches Protokoll über die Prozessaussage. Damit
waren unsere Nachforschungen zu diesem wichtigen Thema abgeschlossen und die
Genauigkeit unserer Darstellung der Zeugenaussage in der Gerichtsverhandlung erheblich
verbessert.
Für mich ist diese Erfahrung ein geschätzter Beweis dafür, wie der Herr uns in unserem
rechtschaffenen beruflichen Bestreben helfen wird, wenn wir Führung suchen und für die
Eingebungen Seines Geistes empfänglich sind.
Der Rest, einschließlich des Freispruchs der neun Personen durch eine allzu vorein-
genommene Jury, ist, wie wir sagen, eine Angelegenheit der Geschichte. Von aktuellem
Interesse ist, dass die Carthage Conspiracy mehr als 45 Jahre nach ihrer Veröffentlichung
durch die University of Illinois Press immer noch im Druck ist. Im vergangenen Jahr wur-
den 324 Exemplare verkauft.

III. Der Bankrott des Propheten Joseph Smith und das Vermögen zum Todeszeit-
punkt
Die wichtigsten meiner Ausführungen über Joseph Smith begannen klein, weiteten sich
aber allmählich zu vielen Gerichtsverfahren aus, die wichtige, zuvor unbekannte Themen
beleuchteten.
Joseph Smiths erfolgloser Antrag auf Erlass seiner Schulden in der Insolvenz war von
Kirchenhistorikern nebenbei erwähnt, aber nie untersucht worden. 1967 meldete sich
Joseph I. Bentley, ein brillanter Jurastudent an der juristischen Fakultät der Universität
Chicago, für individuelle Forschungen unter meiner Leitung an. Ich schlug ihm vor, sich mit
dem Konkursverfahren zu befassen. Bentleys Bemühungen brachten uns beide in ein
Jahrzehnt der Forschung und Zusammenarbeit, die viele bis dahin unbekannte
Gerichtsverfahren vor den Staats- und Bundesgerichten von Illinois betrafen.
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Als erstes erfuhren wir bei diesen Bemühungen, warum Joseph Smith nie vom Bankrott
freigesprochen wurde. Wir entdeckten die Aufstellung über sein persönliches Eigentum
ohne Hinterlassung eines Testamentes. Am wichtigsten war, dass wir herausfanden,
warum die Kirche nach seinem Tod nichts aus dem umfangreichen Grundbesitz der Kirche
in Nauvoo erhielt. Im Gegensatz dazu erbte Emma Smith den größten Teil des kirchlichen
Besitzes. Auf diese Weise erhielten sie und ihr zweiter Ehemann den Besitz des Herren-
hauses und anderer wichtiger Besitztümer in Nauvoo. Unsere Entdeckungen boten
wichtige Einblicke in die angespannten Beziehungen zwischen Emma und Brigham Young.
Dies sind wichtige Fragen, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich zwei Anwälte
fragten, warum wir die ersten Forscher waren, die diese Aufzeichnungen ausfindig mach-
ten und darüber schrieben.
Der Artikel von Oaks/Bentley über das Insolvenzverfahren von Joseph Smith, der in der
BYU Law Review von 1976 veröffentlicht wurde, ist 50 Seiten lang - zu lang, um ihn hier
zusammenzufassen. Ich werde mich daher auf bedeutende Verallgemeinerungen des In-
halts beschränken.
Erstens: Der Konkursantrag von Joseph Smith erfolgte nur wenige Monate nach seinen -
in der Geschichte unserer Kirche wohlbekannten - umfangreichen Bemühungen, sein per-
sönliches Eigentum von dem Eigentum zu trennen, das er im Namen der Kirche besaß.
Wären diese Bemühungen rechtlich erfolgreich gewesen, hätten sie den tragischen Zu-
stand der rechtlichen Angelegenheiten der Kirche nach Josephs Tod verhindert. Aus
Gründen, die im Folgenden erläutert werden - besonders schlechte rechtliche Beratung -,
ist die für den beabsichtigten Zweck erforderliche rechtliche Trennung gescheitert.
Zweitens: Joseph Smith starb ohne Testament. Nach dem Recht von Illinois würde sein
Vermögen daher nach Zahlung an die Gläubiger unter seiner Witwe und seinen Kindern
aufgeteilt werden. Zur Durchführung dieses Gesetzes wurden Verwalter ernannt, die je-
doch feststellten, dass die Gesamtforderungen von Josephs Gläubigern etwa dreimal so
hoch waren wie der Wert seines Besitzes, so dass Emma und die Kinder nichts erhalten
würden. Aber bevor diese gesetzliche Verwaltung abgeschlossen wurde, wurde sie durch
einen Prozess der Vereinigten Staaten, eines der Gläubiger, praktisch ersetzt. Die
Zuständigkeit ging dann auf das Bundesgericht in Springfield, Illinois, über. Dazu später
mehr.
Drittens: Glücklicherweise waren Bentley und ich in der Lage, im Federal Records Center
in Chicago die umfangreichen Aufzeichnungen über den Prozess der Vereinigten Statten
als Gläubiger und andere Bundesfälle im Zusammenhang mit dem Eigentum von Joseph
Smith zu finden. Wir fanden auch Korrespondenz im Zusammenhang mit dem Konkurs,
die erklärte, warum er und einige andere ihre Schulden von 1842 nicht im Konkurs enden
lassen konnten. Im Gegensatz zu den etwa 1.400 erfolgreichen Antragstellern in Illinois zu
dieser Zeit wurde Joseph Smith durch den Einspruch der Vereinigten Staaten, einem sei-
ner größten Gläubiger, blockiert. Dieser Einspruch stützte sich auf die kürzlich veröf-
fentlichten Behauptungen von John C. Bennett, dass Joseph in betrügerischer Weise
einen Teil seines eigenen Besitzes übertragen habe, um die Zahlung seiner persönlichen
Schulden zu vermeiden. Dies bezog sich auf seinen Versuch, in seinem persönlichen Na-
men gehaltenes Kircheneigentum an ihn selbst als Treuhänder der Kirche zu übertragen.
Josephs Konkursantrag wurde auf Eis gelegt, und das war auch noch der Stand der
Dinge, als er den Märtyrertod starb.
Viertens: Nach einer Reihe von Gerichtsverfahren, die sich fast ein Jahrzehnt lang er-
streckten (aus politischen Gründen, die nicht die Heiligen der Letzten Tage betrafen, die
schon lange in den Westen gegangen waren), hatte ein Bundesrichter einen überlangen
Erlass erlassen, den wir gefunden und untersucht haben. Die verschiedenen Behauptun-
gen, Joseph habe sich des Betrugs bei seinen Überschreibungen von 1842 schuldig
gemacht, wurden vom Gericht verworfen, das über zwei weitere Rechtstheorien entschied.
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Die Vereinigten Staaten setzten sich gegenüber allen anderen Gläubigern durch, weil ihr
Pfandrecht aufgrund eines früheren Versäumnisurteils über eine Schuld, die Joseph Smith
und andere als Sicherheiten für einen Schuldschein zum Kauf eines Dampfschiffs (nicht
die bekannte Maid of Iowa) geschuldet hatten, Vorrang hatte. Zweitens, und das ist für
kirchengeschichtliche Zwecke am wichtigsten, wurden Josephs Übertragungen umfang-
reicher kirchlicher Besitztümer in Nauvoo von 1842 von ihm selbst in seiner persönlichen
Eigenschaft an sich selbst als Treuhänder der Kirche für ungültig erklärt. Dieses Ergebnis
wurde durch ein Gesetz aus Illinois gefordert, das den Anwälten, die diese Transaktionen
beraten haben, hätte bekannt sein müssen. Nach einer alten englischen Beschränkung
beschränkte das Gesetz von Illinois einen Treuhänder der Kirche darauf, nicht mehr als 10
Morgen Land zu besitzen, aber Josephs Treuhandübertragungen von 1842 umfassten
etwa 4.000 Morgen und 312 Stadtgrundstücke.
Fünftens: Als Folge des Bundesgerichtsbeschlusses befanden sich umfangreiche, als
Eigentum der Kirche angenommene (und zumeist bereits von der Kirche an einzelne
Landbesitzer verkaufte) Liegenschaften zum Zeitpunkt seines Todes noch immer im Besitz
Josephs und waren daher zur Begleichung seiner Schulden und der gesetzlichen
Eheansprüche seiner überlebenden Witwe Emma gebunden. Der Gesamtwert von
Josephs Besitz - vor allem das, was durch den Bundesbeschluss in seinen Besitz zurück-
gebracht wurde - betrug 11.148 Dollar. Das Gericht schätzte Emmas Anspruch auf die
"Dower" (ein lebenslanger Anteil an einem Drittel des gesamten Grundbesitzes Josephs)
auf ein Sechstel des gesamten Bargeldes des Nachlasses. Daraufhin erhielt Emma Smith
Bidamon 1.809 Dollar, und die Regierung der Vereinigten Staaten erhielt 7.870 Dollar.
Diese Ausschüttungen sowie die Kosten und Ausgaben in Höhe von 1.469 Dollar ver-
brauchten den Grundbesitz, so dass die anderen Antragsteller gegen den Nachlass, ein-
schließlich der Personen, die von der Kirche Land gekauft haben, nichts erhielten. Die
Folge all dessen war für die Kirche verheerend: keine Mittel, um beim Umzug in den
Westen zu helfen, und ein endgültiger Schlag gege den Ruf der Kirche in Hancock County.
Als ich mir diesen Umstand ansah, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich die ver-
schiedenen Positionen von Emma und Brigham bezüglich der Frage, wer die Besitztümer,
die Joseph 1842 der Kirche zu übertragen versuchte, besitzen sollte, wie folgt zusammen-
fassen lassen. In Fairness und natürlichen Recht gehörten diese Besitztümer der Kirche,
als Joseph starb. Brigham Young muss dies gespürt haben. Aber Emma hatte nach dem
Gesetz von Illinois einen klaren Rechtsanspruch. Sie hatte während ihrer Ehe viele Ent-
behrungen erlitten und war nun eine Witwe mit Kindern, die sie aufziehen musste. Sie be-
stand nur auf dem, was ihr gesetzlich zustand. Es ist jedoch leicht zu erkennen, warum die
Kirche in Utah geschädigt wurde, als sie dieses Grundstück nutzte, um sich und ihrem
neuen Ehemann, Lewis Bidamon, den legalen Besitz des Herrenhauses und anderer nahe
gelegener Grundstücke zu sichern.

IV. Bibliothek der Kongressrede
Im Jahr 2005 schloss sich die Library of Congress mit BYU zu einer zweitägigen Kon-
ferenz zum 200. Jahrestag der Geburt von Joseph Smith zusammen. Ihr erklärtes Ziel war
es, "die religiösen, sozialen und theologischen Beiträge von Joseph Smith" zu unter-
suchen. Gelehrte aus den gesamten Vereinigten Staaten und einigen anderen Ländern
wurden in das Coolidge Auditorium der Bibliothek eingeladen, um Vorträge zu halten. Ich
vertrat die Kirche und hielt einen Vortrag über das vorgeschlagene Thema "Joseph Smith
in a Personal World“.
Hier sind einige Beispiele dafür, was mir eingegeben wurde über die persönlichen Eigen-
schaften des Propheten zu sagen:

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Eine von [Josephs] persönlichen Gaben wird durch die Liebe und Treue der be-
   merkenswerten Menschen, die ihm folgten, belegt. . . Er] hatte ein „angeborenes hei-
   teres Temperament", das ihn bei fast allen, die ihn kannten, beliebt machte. Wir haben
   Aufzeichnungen über viele verehrende Huldigungen wie die eines Bekannten, der
   sagte: "Die Liebe der Heiligen zu ihm war unbeschreiblich.“

Ich fuhr damit fort:

   Der Joseph Smith, den ich bei meinen persönlichen Nachforschungen kennenlernte,
   war ein Mann von der Grenze - jung, emotional, dynamisch und von seinem Volk so
   geliebt und so zugänglich, dass es ihn oft "Bruder Joseph" nannte. Seine relative Ju-
   gend überwölbte seinen prophetischen Dienst. Er war vierzehn zur Zeit der ersten Vi-
   sion, einundzwanzig, als er die goldenen Platten erhielt, und gerade dreiundzwanzig,
   als er die Übersetzung des Buches Mormon (in weniger als 75 Arbeitstagen) ab-
   schloss. Über die Hälfte der Offenbarungen in unseren Lehre und Bündnisse wurden
   durch diesen Propheten gegeben, als er 25 oder jünger war. Er war 26 Jahre alt, als
   die Erste Präsidentschaft organisiert wurde, und etwas mehr als 30, als er aus der
   Gefangenschaft in Missouri entkam und die Leitung der in Nauvoo versammelten Heili-
   gen wieder aufnahm. Er war erst 38 ½ Jahre alt, als er ermordet wurde.

Ich wich von meinem zugewiesenen Thema ab, um den Zuhörern zu helfen, Joseph Smith
als Prophet und seine grundlegenden Lehren über Offenbarung zu verstehen. Ich sagte:
"Offenbarung ist der Schlüssel zur Einzigartigkeit von Joseph Smiths Botschaft", und fügte
hinzu, dass "Offenbarung die Grundlage unserer kirchlichen Lehre und Leitung ist" und
dass "Joseph Smith durch unzählige Lehren und persönliche Erfahrungen bestätigt hat,
dass Offenbarung nicht bei den frühen Aposteln aufhörte, sondern dass sie zu seiner Zeit
weiterging und in unserer Zeit weitergeht". "'Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letz-
ten Tage wurde auf direktem Wege der Offenbarung gegründet,' erklärte Joseph Smith,
'wie es die wahre Kirche Gottes immer gewesen ist'".
Wie die anderen Redner der Heiligen der Letzten Tage auf der Konferenz (8 von 17)
sprach auch ich über die Bedeutung des Buches Mormon. Ich zitierte Josephs große
Lehre: "'Nehmt das Buch Mormon und die Offenbarungen weg, und wo ist unsere Reli-
gion?'", fragte er. "'Wir haben keine", antwortete er." Ich erklärte: "Der erklärte Zweck des
Buches Mormon ist es zu bezeugen, dass Jesus der Christus ist. Wie Joseph verkündete:
"Die Grundprinzipien unserer Religion sind das Zeugnis der Apostel und Propheten über
Jesus Christus".
Wenn ich auf dieses Ereignis zurückblicke, erinnere ich mich am besten daran, was die
neun Gelehrten, die nicht meinem Glauben angehören, nicht über Joseph Smiths Über-
setzung des Buches Mormon gesagt haben. Sie konzentrierten sich auf verschiedene
Themen in Josephs Leben und seinen Einfluss, aber nur ein einziger Redner erwähnte
das Buch Mormon anders als durch bloße namentliche Erwähnung. Professor Robert V.
Remini, ein Historiker der Universität von Illinois, der auch als Historiker des US-Kon-
gresses tätig war, gab diese bewundernde Beschreibung. Bezeichnenderweise reicht sie
bei weitem nicht aus, um zu erklären, wie Joseph dieses zentrale Zeugnis seines
prophetischen Dienstes hervorgebracht hat.
"Was wirklich bemerkenswert ist - wirklich wunderbar - [sagte Professor Remini] ist die
Tatsache, dass diese enorme Übersetzung in sechzig Arbeitstagen von einem ungebilde-
ten, aber höchst einfallsreichen Eiferer, der von der religiösen Inbrunst seiner Zeit durch-
drungen war, fertiggestellt wurde. Als Schriftsteller [sagte er], finde ich diese Meisterleis-

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tung absolut unglaublich. Sechzig Tage! Zwei Monate, um ein Werk von über sechshun-
dert Seiten und von solcher Komplexität und Dichte zu produzieren. Unglaublich".
Der einzige andere Kommentar über das Buch Mormon, der nicht von einem Heiligen der
Letzten Tage stammt, kam von Margaret Barker aus Großbritannien, einer methodisti-
schen Predigerin und Autorität für das Alte Testament. Diese Aussage war zwar nicht in
der veröffentlichten Version ihres Vortrags enthalten, aber ich bin sicher, dass ich mich
daran erinnere, dass sie erklärte, dass sie nichts über das Buch Mormon gesagt habe,
weil sie keine Erklärung dafür habe.

V. Rechtsgeschichtliche Konferenz in Illinois
Eine weitere Gelegenheit, über Joseph Smith zu unterrichten, bot sich mir auf ungewöhn-
liche Weise. Durch ihre Historic Preservation Commission und die Abraham Lincoln Presi-
dential Library and Museum hatte der Illinois Supreme Court ein Programm zur Veröf-
fentlichung bedeutender juristischer Ereignisse mit Wurzeln in Illinois. Ein Richter dieses
Gerichts rief mich an und fragte mich, ob die Kirche sie bei der Untersuchung der Rechts-
fälle von Joseph Smith in Illinois unterstützen würde. Natürlich würden wir das tun. Ich set-
zte sie mit einigen unserer Wissenschaftler in Verbindung, die empfahlen, sich auf die drei
erfolglosen Versuche zu konzentrieren, Joseph Smith aus Illinois auszuliefern, um sich in
Missouri einer Strafanzeige zu stellen. So kam es, dass die Historic Preservation Commis-
sion und die Lincoln Library 2013 in Springfield, Illinois, eine zweitägige Konferenz über
diese historischen und verfassungsrechtlichen Entwicklungen einberiefen.
Um den Heilige der Letzten Tage-Hintergrund dieser Ereignisse zu erfahren, begann die
erste Sitzung der Konferenz am Vorabend in Nauvoo. Ich wurde eingeladen, Joseph
Smith, die zentrale Figur in diesem Auslieferungsverfahren, vorzustellen. Ich wählte zwei
Themen für meine Einführung aus. Zum einen den Hintergrund von Joseph Smith und
zum anderen die Habeas-Corpus-Verfügung, das Rechtsverfahren, mit dem die Gerichte
des Staates Illinois und des Bundes diese Versuche in Missouri überprüft haben. Durch
"Zufall" hatte ich zu jedem dieser Themen eine gute Hintergrundinformation. Als junger Ju-
raprofessor hatte ich mehr als 50 Jahre zuvor drei Artikel über die Überprüfung des
Habeas-Corpus veröffentlicht, darunter einen über die Verwendung dieser Verfügung an
staatlichen Gerichten im neunzehnten Jahrhundert. Ich will Sie nicht mit irgendetwas
davon langweilen, sondern nur über einige der Themen sprechen, die ich in meiner
Ansprache an die Würdenträger, die nach Nauvoo gefahren waren, erwähnt habe,
darunter ein ehemaliger Gouverneur von Illinois.
Die Sponsoren aus Illinois wählten wahrscheinlich ein zweitägiges Großprogramm über
Joseph Smith, weil die Versuche Missouris, eine Person von Joseph Smiths Bedeutung
auszuliefern, wichtige Fragen dieser Periode der amerikanischen Geschichte betrafen. Bis
zum Bürgerkrieg waren die wichtigsten rechtlichen Fragen in den Vereinigten Staaten die
Auseinandersetzungen zwischen der Staatsmacht und der Bundesmacht. Während un-
serer Zeit in Nauvoo wurden die großen Versprechen in der Verfassung der Vereinigten
Staaten durch die oft gewalttätigen Aktionen der staatlichen Behörden auf die Probe
gestellt, wie z.B. die Vertreibung der Heiligen der Letzten Tage in Missouri und die umstrit-
tene Frage der Sklaverei. Was konnte die Bundesregierung in Bezug auf die Gesetze der
Bundesstaaten oder auf Maßnahmen gegen verfolgte Personen tun?

Um die Zuhörer mit Joseph Smiths Gefühlen zur Verfassung der Vereinigten Staaten ver-
traut zu machen, zitierte ich mehrere seiner Aussagen.

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„Die Verfassung der Vereinigten Staaten ist ein glorreicher Maßstab; sie ist in der
   Weisheit Gottes begründet. Sie ist ein himmlisches Banner.
   Ich bin der größte Verfechter der Verfassung der Vereinigten Staaten auf Erden. In
   meinen Gefühlen bin ich immer bereit, für den Schutz der Schwachen und Unterdrück-
   ten in ihren gerechten Rechten zu sterben.“

Ich hätte das letzte Zitat mit diesen Worten fortsetzen sollen, die er als nächstes in seiner
Predigt 1843 in Nauvoo sprach:

   „Der einzige Fehler, den ich an der Verfassung finde, ist, dass sie nicht breit genug ist,
   um den gesamten Bereich abzudecken.
   Sie sieht zwar vor, dass alle Menschen Religionsfreiheit genießen sollen, aber sie gibt
   nicht die Art und Weise vor, in der diese Freiheit erhalten werden kann. . . . Ihre Gesin-
   nungen sind gut, aber sie bietet keine Möglichkeit, sie durchzusetzen.“

Joseph Smith liebte die Verfassung und hoffte, dass ihre Versprechen wirksamer zum
Schutz seines Volkes genutzt werden könnten. In seinen Auslieferungsverfahren waren sie
das. Ich gab den Zuhörern diese Zusammenfassung:

   Alle drei Auslieferungsverfahren von Joseph Smith hatten das gleiche Ergebnis. Die
   Richter lehnten es ab, ihn zur Strafverfolgung und zu einer Haftstrafe nach Missouri
   zurückzuschicken, die höchstwahrscheinlich zu seinem Tod geführt hätte. In einer Na-
   tion, die darum kämpft, die Rechte von Mehrheit und Minderheit auszugleichen, han-
   delten die Gerichte, um einen verfolgten Propheten vor dem zu schützen, was in
   diesem Staat wahrscheinlich sein Tod gewesen wäre.

Ich habe es vermieden, die rechtlichen Formalitäten in diesen Auslieferungsanhörungen
zu beschreiben, die später von den Rednern in Springfield erörtert wurden. Auch hier
werde ich es vermeiden, Einzelheiten zu wiederholen, die diesem sachkundigen Publikum
bekannt sind. Stattdessen werde ich die prominenten Teilnehmer und die Umstände in
diesen drei Anhörungen erwähnen, manchmal mit meinen eigenen Zusammenfassungen
und manchmal mit Zitaten aus meinen Ausführungen in Nauvoo.
Einige, die an Josephs Anhörungen teilnahmen, wurden später landesweit bekannt. Der
Richter in seiner ersten Auslieferungsanhörung war der junge Stephen A. Douglas, der
gerade an den Obersten Gerichtshof von Illinois berufen wurde. Orville Browning, der
später als US-Senator und Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten diente, vertrat
Joseph. In seiner Verteidigung von Joseph erzählte Browning dem Richter von den Opfern
und Schrecken der Ausweisung der Heiligen der Letzten Tage aus Missouri. Er fügte dies
über Joseph hinzu:

   Soll dieser unglückliche Mann, den ihr Zorn als geeignet angesehen hat, um ihn für ein
   Opfer auszuwählen, in eine so wilde Bande getrieben werden, und niemand wagt es,
   sich für die Sache der Gerechtigkeit einzusetzen? Wenn es keine andere Stimme unter
   dem Himmel gäbe, die jemals in dieser Sache zu hören wäre, würde ich gerne allein
   stehen und meinen letzten Atemzug stolz für die Verteidigung eines unterdrückten
   amerikanischen Bürgers einsetzen.

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In einem späteren Auslieferungsfall wurde Joseph von dem renommierten Chicagoer
Justin Butterfield, dem damals als US-Anwalt für Illinois ranghöchsten Anwalt des Staates,
vertreten. Sein Einsatz schloss diese Schlussfolgerung ein:

    Ich denke nicht, dass der Angeklagte unter irgendwelchen Umständen an Missouri
    ausgeliefert werden sollte. Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass er und seine Leute
    ermordet und aus dem Staat vertrieben wurden. Es hätte besser zum Tod am Galgen
    verurteilt werden sollen. Er ist ein unschuldiger und harmloser Mann.

Abschließend zitiere ich meine Schlussfolgerung vor dem Konferenzpublikum in Nauvoo:

    Joseph Smiths Charakter wurde vielleicht am besten von Männern beschrieben, die ihn
    am besten kannten und ihm in der Kirchenführung am nächsten standen. Sie haben
    ihn verehrt. Brigham Young erklärte: "Ich glaube nicht, dass ein Mann auf der Erde lebt,
    der [Joseph Smith] besser kannte als ich; und ich bin mutig zu sagen, dass, Jesus
    Christus ausgenommen, kein besserer Mensch je auf dieser Erde gelebt hat oder lebt.
    Man muss diesem Superlativ nicht zustimmen, um daraus zu schließen, dass der
    Mann, dessen Rechtsstreitigkeiten morgen in Springfield dramatisiert werden, in der
    Tat ein bemerkenswerter Mann war, ein großer Amerikaner, und einer, den ich und Mil-
    lionen unserer heutigen Landsleute als Propheten Gottes ehren.“

Diese Erklärung dient auch als meine Schlussfolgerung für dieses Publikum sowie als
mein Zeugnis des göttlichen Dienstes des Propheten Joseph Smith.
Im Namen Jesu Christi, amen.

Übersetzung: Lichtblick.org

Originalartikel

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