BADEN-WÜRTTEMBERG- STIPENDIUM FÜR STUDIERENDE - DHBW Heidenheim
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
BADEN- WÜRTTEMBERG- STIPENDIUM FÜR STUDIERENDE ERFAHRUNGSBERICHT Von Steffen Möller-Döling E-Mail Adresse: SteffenM-D@t-online.de Heimathochschule: DHBW Heidenheim, Deutschland Gasthochschule: University of Victoria, B.C. Canada Austauschzeitraum: 09.2017 – 12.2017 Erstellungsdatum: 21.01.2018 Semester: 5. Fachsemester Maschinenbau
Die Vorbereitungen Als ich von der Möglichkeit hörte, im Ausland zu studieren war ich anfangs sehr skeptisch, auch wenn ich mir über den hohen Erfahrungswert und die vielen Eindrücke bewusst war. Die Sprachbarriere und der Aufbau des Alltags in einem anderen Land haben mir etliche Sorgen bereitet. An der Hochschule wurden mir mehrere Programme vorgestellt, sowie die verschiedenen Arten von Auslandssemestern. Die University of Victoria in Kanada war eine der wenigen Universitäten, welche mir einen Auslandsaufenthalt ohne Studienkosten ermöglichten. Die Anmeldung an der Partnerhochschule war nicht ganz einfach, wobei die Sprachbarriere weniger das Problem war, eher die Unübersichtlichkeit der Webseite und Formulare. Allerdings waren die beiden International Offices sehr hilfsbereit und haben mir weitergeholfen, wenn Fragen offen blieben. Bevor das Semester dann startete, hatte ich schon meinen Stundenplan und wusste in welche Gebäude ich muss. Von Deutschland aus konnte ich schon über Craigslist.ca und Places4Students nach Wohnungen suchen. Allerdings war die Suche nicht sehr erfolgreich, da man die Wohnungen natürlich nicht ansehen konnte und die meisten Vermieter erst einen persönlichen Besichtigungstermin wollen bevor sie zusagen. Außerdem ist der Wohnungsmarkt in Victoria sehr umkämpft. Der bessere Ansatz ist, eine Woche im Hostel zu verbringen und dabei nach Wohnungen zu suchen. Die Kurse an der Gasthochschule mussten in meinem Fall mit denen aus Deutschland vergleichbar sein, sodass sie diese ersetzen konnten. Der Einschreibungsprozess war etwas schwierig, da die Formblätter und E-Mails der Hochschule relativ unübersichtlich sind. Studium an der UVIC Im Gegensatz zu Deutschland sind die Studieninhalte eher oberflächlich. An der deutschen Universität ist man es gewohnt, alles bis ins letzte Detail auszuarbeiten um einen Vorgang bis in die Tiefen zu verstehen. An der Partnerhochschule sind die Themen eher nur angeschnitten worden, sodass man einfache Aufgaben lösen 2
konnte und man sich für große Projekte genug Wissen aus mehreren Bereichen angeeignet hatte, um damit arbeiten zu können. Das technische Projekt war interessant und stark auf die Praxis bezogen. Allerdings waren die Rahmenbedingungen nicht so exakt definiert wie in Deutschland und es kamen viele Fragen auf. Allgemein gab es weniger Regeln im Bezug auf Konformität, Formatierung und Definitionen. Allerdings wird sehr auf Plagiarismus und die Kennzeichnung von Zitaten geachtet. Die verschiedenen Kurse waren meist stark auf dazugehörige Fachliteratur bezogen welche vom Professor vorgeschlagen wurde. Die meisten Bücher waren als PDF erhältlich oder man konnte vorherige Versionen nutzen. Pro neuwertigem Buch muss man mit Kosten von ca. 200$ rechnen. Es gibt auch Angebote der Hochschule, um die Bücher günstiger zu beschaffen oder sie einem Vorgänger abzukaufen. In meinem Fall konnte ich sie nach dem Semester für die Hälfte wieder dem Bookstore verkaufen. Durch das Buch hatte man in den Vorlesungen immer eine gute Grundlage und eine Vertiefung des aktuellen Kapitels. Teilweise wurden Aufgaben aus dem Buch als Hausaufgabe aufgegeben oder Kapitel übersprungen welche Zuhause nachgeholt werden sollten. Der Vorlesungsinhalt alleine hätte meiner Meinung nach nicht vollständig ausgereicht um die Prüfungen gut zu meistern. Eine gewisse Routine im Wiederholen und Vorbereiten musste man sich angewöhnen. Dadurch war der Workload wesentlich höher als in Deutschland. Durch Quizzes (Kurztests), Assignments (Benotete Hausaufgaben) und Mid-Terms (Zwischenprüfung) war man konstant am Lernen. Das war der größte Unterschied zur Heimathochschule. Die Klassengröße war mit ca. 150 Studierenden auch ungewohnt, aber nicht zu groß. Bei den Prüfungen war es allerdings viel lauter als in Deutschland, der Platz war begrenzt und die Studenten haben sich, selbst mit ausreichender Zeitvorgabe, schnell in Stress bringen lassen. Die Universität war im Vergleich zu meiner Heimathochschule sehr groß (23.000 Studierende). Man findet sich aber schnell am Campus zurecht, da dieser in die verschiedenen Fachbereiche aufgeteilt ist. Das Sportangebot ist riesig, es gibt Sport- mannschaften und Clubs für jegliche Hobbies. 3
Am Anfang des Semesters wird über diese Angebote informiert. Der Sportclub der Universität lädt zu diversen Spielen der eigenen Mannschaft ein und man wird stark in den Hype eingebunden. Aufenthalt in Victoria Kanada war im Allgemeinen eine sehr schöne und entspannte Erfahrung, die Landschaften sind atemberaubend und man kann am Wochenende Ausflüge auf Vancouver Island, nach Seattle oder Vancouver machen. Von der Universität werden auch diverse Kanu-, Surf- oder Wandertrips angeboten, auch Feste und Turniere werden organisiert. Auf Vancouver Island lohnt sich auf jeden Fall ein Ausflug nach Tofino und die beiden Berge Mount Douglas und Mount Tolmie sowie die Strände zu besuchen. Die schönste Landschaft durfte ich in den Kanadischen Rocky Mountains erleben. Viele Ziele sind schnell erreichbar, Victoria hat einen Flughafen und die Fähren verbinden die Insel mit Vancouver und der USA. Der Alltag hat große Unterschiede zu Deutschland. Geschäfte haben am Sonntag geöffnet, die Stadt ist nicht ruhiger als unter der Woche. An der Universität werden teilweise am Samstag Prüfungen geschrieben. Ebenso muss man sich an die Lebenskosten muss man sich auch erst gewöhnen, da vieles teurer ist als in Europa und ein Euro fast 1,5 Kanadischen Dollar entsprich. Außerdem muss man beachten, dass die Mehrwertsteuer nachträglich aufgeschlagen wird. Außerdem wird in Restaurants ein Trinkgeld von 12 – 20 % gegeben. Kontakte und Tipps Da ich vor meinem Auslandssemester viel gearbeitet habe, konnte ich mich nicht um das Netzwerk innerhalb des BW-Stipendiums kümmern. In Kanada ist man aber schnell auf Gleichgesinnte gestoßen und es wurde ein Netzwerk mit den kanadischen und internationalen Studenten aufgebaut. Kontakte mit den Studenten zu knüpfen ist auch die beste Möglichkeit, schnell an Informationen zu kommen, gemeinsam Ausflüge zu unternehmen und Insider Tipps zu bekommen. Die Kanadier sind äußerst freundlich und sie helfen in jeder Situation weiter. 4
Eine Unterkunft zu finden ist wie gesagt relativ schwer. Wenn man kein Problem mit Umzügen hat, kann man sich im ersten Monat ein etwas teureres Airbnb mieten und während dieser Zeit nach einer längerfristigen Wohnung suchen. Der Stadtteil Gordon Head ist relativ günstig, es lassen sich aber auch an anderen Standorten gute und günstige Wohnungen finden. Über eine Wohnungsgruppe in Facebook kann auch schnell Kontakt aufgenommen werden. Persönliches Fazit Meine Erwartungen sind durch das Auslandssemester übertroffen worden. Auch wenn ich hin und wieder Lust hatte Zuhause zu sein, war es die Erfahrung wert! Die Menschen die man dort trifft, neue Kontakte und Freundschaften und die unterschiedliche Lebensweise, das Aufbauen eines Alltags in einem fremden Land und das Studieren sind Erfahrungen, die man nicht so schnell vergisst und die helfen, erwachsener zu werden und seinen Horizont zu erweitern. Außerdem werden die Fremdsprachenkenntnisse geschult, was in der heutigen Arbeitswelt sehr wichtig ist. Am Anfang des Semesters fühlt es sich schwer an, die 4 oder mehr Monate getrennt von seiner Familie und Freunden zu sein, im Nachhinein geht es aber sehr schnell vorbei. Außerdem kann man nach dem Studium in Kanada noch Urlaub anhängen, um zum Beispiel die USA zu bereisen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich während des Semesters nicht ausschließlich auf die Universität zu konzentrieren, sondern Ausflüge zu planen um auch das Land kennen zu lernen. Zusammen mit neuen Freunden dann etwas zu unternehmen komplettiert den Auslandsaufenthalt und macht es zu einer wichtigen Lebenserfahrung. Die erlernten Fähigkeiten – vor allem das verbesserte Englisch helfen im Arbeitsalltag weiter und es wird sehr gerne gesehen, dass jemand bereits ein Auslandssemester absolviert hat. Allgemein war es für mich eine sehr gute Erfahrung und man braucht sich vor dem Unbekannten nicht zu scheuen, wenn man Hilfe benötigt wird einem geholfen! Ich würde jederzeit wieder ein Auslandssemester absolvieren. Es ist nicht nur ein Studium in einem anderen Land, es ist eine persönliche Weiterbildung. 5
Sie können auch lesen