BERICHT 2020 - Welthungerhilfe
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ihr Thema: Nothilfe Liebe Freund*innen der Welthungerhilfe, Wetterextreme mit schwerwiegen- den Folgen, Krisen, die Menschen zur Flucht zwangen, und zudem die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmten das Leben 2020 in vielen Teilen der Welt. Allein Zyklon Amphan zerstörte so große Küstenbereiche im Golf von Bengalen, dass Hunderttau- sende Männer, Frauen und Kinder ihre Lebensgrundlage Niger Ungewöhnlich starke Regenfälle verloren. Viele der betroffenen Familien waren bereits zuvor überfluteten Teile der Hauptstadt durch die strikten Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung Niamey. Schnell organisierte die der Corona-Pandemie in Not geraten. Tagelöhner* innen Welthungerhilfe Nahrungsmittel fanden keine Arbeit mehr, Bäuerinnen und Bauern durften pakete für 1.000 der bedürf ihre Felder nicht bestellen, die Familien hungerten. Als tigsten Familien. Amphan am 20. Mai das indische Festland traf, verloren die Menschen auch noch das Letzte, das sie besaßen. Wie die Welthungerhilfe dank des Nothilfefonds die Existenz von 25.000 indischen Familien trotz dieser sehr schwieri- gen Situation sichern konnte, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Das Beispiel von Zyklon Amphan zeigt, wie Corona als Brandbeschleuniger für Hunger und Armut wirkt, denn die Pandemie trifft die Schwächsten besonders hart. Deshalb hat die Welthungerhilfe zusätzlich einen Corona-Sonderfonds eingerichtet, um verstärkt Aufklärungs- und Hygienemaß- nahmen durchführen und akute Not lindern zu können. Mehr darüber erfahren Sie im zweiten Teil dieses Berichts. Dass Soforthilfe wie auch Schutzmaßnahmen umgehend greifen konnten, gelang vor allem durch die große Flexibi- lität und Kompetenz unserer lokalen Mitarbeiter*innen und Burkina Faso Partner sowie der örtlichen Gemeinden. Dies bestätigt uns In der verarmten Region Bam versorgte in unserem Ansatz, gerade diese „First Responder“, also die Welthungerhilfe 575 Familien, die diejenigen, die als erste vor Ort sind, zu stärken und vor- vor Terror und Gewalt geflohen waren. ausschauend auf Krisen und Katastrophen vorzubereiten. Die Bargeldzahlungen reichten für drei Monate. Jeder einzelne Beitrag für den Nothilfefonds, den Sie uns anvertrauen, ist da von unschätzbarem Wert. Ihre Bärbel Mosebach Direktorin Humanitäre Hilfe Impressum Verantwortlich: Maike Schopf, Tel. 0228 2288-421, maike.schopf@welthungerhilfe.de Gestaltung: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH Fotos: IHSAN (S. 6), Kai Löffelbein (S. 9), Welthungerhilfe (S. 1, 7, 8, 9, 10, 11) Titelfoto: Weltweit unterstützt die Welthungerhilfe Menschen dabei, sich vor dem Virus zu schützen, wie hier in Burkina Faso. 2
Schnell und unbürokratisch unterstützte der Nothilfefonds 2020 rund 136.500 Menschen, deren Existenz- grundlage durch schwere Überschwemmungen oder Flucht vor gewaltsamen Konflikten in Gefahr geriet. Sudan Nach heftigen Regenfällen sicherten sauberes Trink wasser, Handwaschanlagen, Seife, Decken und Moskito netze die Gesundheit von 2.000 Familien. Syrien Nach erneuten Kämpfen in der Region Idlib erhielten 6.000 geflüchtete Fami lien während der kalten Wintermonate Geldgutscheine für Nahrung, Heiz material, warme Decken und Kleidung. Bangladesch Extreme Monsunregen überfluteten Straßen, Häuser und Felder. 20.000 Menschen erhielten Bargeld oder Pakete mit dem Lebensnotwendigsten. Aufklärungskampagnen dämmten den Ausbruch von Cholera, Malaria und COVID-19 ein. Indien Nach dem verheerenden Wirbelsturm Amphan bekamen rund 25.000 Familien Planen, Trockennahrung, Hygiene-Kits und Babynahrung. Sie alle hatten bereits schwer unter den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns gelitten. Uganda Im Distrikt Kasese erhielten 500 Familien, die sich vor Überflutungen in Notunter künfte gerettet hatten, Wasserfilter, De cken, Bohnen und Maismehl. In Karamoja verhinderten Hygienemaßnahmen und Möglichkeiten zur Trinkwasseraufberei tung den Ausbruch von Cholera. 3
Ihr Thema: Nothilfe Überleben sichern nach Sturm und Flut Schwere Stürme und extreme Regenfälle bildeten auch 2020 die verheerendsten Naturkatastrophen weltweit. Durch die Um etwas Wasser zu holen, stetige Erderwärmung entwickeln jahreszeitlich bedingte muss ich fast 40 Minuten zu Fuß Wetterphänomene eine immer zerstörerischere Kraft. Mit 370.585 Euro aus dem Nothilfefonds versorgte die Welthun- gehen, in e iner Schlange stehen, gerhilfe knapp 127.000 Flutopfer in fünf Ländern Afrikas und einen Eimer aus dem einzigen Asiens mit Trinkwasser, Unterkünften und Nahrungsmitteln. funktionierenden Frischwasser Hygienemaßnahmen verhinderten den Ausbruch von tödli- brunnen in der Gegend füllen chen Krankheiten wie Cholera und COVID-19. und wieder nach Hause laufen .“ Die Menschen im größten Mangroven-Delta der Welt sind Überschwemmungen gewohnt. Was aber am 20. Mai 2020 in den indischen Sundarbans geschah, hatte noch niemand dem einzigen funktionierenden Frischwasserbrunnen erlebt. Mit großer Wucht traf Mega-Zyklon Amphan auf in der Gegend füllen und wieder nach Hause laufen“, die Küste West-Bengalens, zerstörte Häuser, Felder, Bäume ber ichtete Minati Jana aus dem Dorf Kuyemuri den und Straßen. Auf einer Länge von 16 Kilometern brachen Mitarbeiter*innen der Welthungerhilfe. Schon zuvor litten die Dämme. Schleusentore und Brücken hatten gegen die die Kleinbauernfamilien hier unter den wirtschaftlichen nachfolgende Sturmflut keine Chance. Salzwasser drang Folgen des strikten Lockdowns der indischen Regierung. in die Dörfer und verseuchte Süßwasserteiche und Brun- Normalerweise verdienen die meisten Bewohner*innen das nen. Innerhalb weniger Stunden hatten Zehntausende Fa- Geld für ihre Familien außerhalb der Erntesaison in den milien ihr Dach über dem Kopf verloren und standen vor Städten. Jetzt waren sie arbeitslos und der Zyklon hatte einer akuten Trinkwasserkrise. Das Team der Welthunger- ihre karge Lebensgrundlage zerstört. Die Ernten verrotte- hilfe organisierte umgehend Hilfe, um die Menschen mit ten auf den Feldern, Fische starben in den versalzten dem Lebensnotwendigsten zu versorgen und zu verhindern, Teichen, die Preise für Nahrungsmittel stiegen und die dass durch das verschmutzte Wasser Cholera und andere Menschen hungerten. tödliche Krankheiten ausbrachen. Mit knapp 100.000 Euro aus dem Nothilfefonds erreich- „Um etwas Wasser zu holen, muss ich fast 40 Minuten ten die Welthungerhilfe und ihre beiden lokalen Partner zu Fuß gehen, in einer Schlange stehen, einen Eimer aus organisationen Ramakrishna Mission Lokasiksha Parishad 4
In Bangladesch retteten sich die Familien vor der Flut auf ihre Boote. Insgesamt erreichte die Welthungerhilfe mit Mitteln (RKM) and Sri Ramkrishna Ashram Nimpith (SRAN) fast aus dem Nothilfefonds 25.000 F amilien in 42 Dörfern der betroffenen Region. Ins- im vergangenen Jahr rund 127.000 gesamt 150 Handpumpen wurden repariert, die Familien erhielten Planen und Stangen zum Bau von Notunterkünf- ten, dazu L ebensmittel sowie Hygiene-Kits, in denen sich Seife, Wasch- und Desinfektionsmittel, Masken und Da- menbinden befanden. „Die Pakete mit Linsen, Speiseöl und anderen wichtigen Dingen waren uns eine große Hilfe nach Flutopfer. dieser furchtbaren Katastrophe“, sagt Kleinbauer Ram Sau aus dem Dorf Joynagar. 3.000 Kleinkinder konnten zudem mit der Spezialnahrung Nutrimix versorgt werden, um Existenz abhängt. In 40 Trainings á zehn Personen klärte akute Mangelernährung abzuwehren. Breit angelegte die lokale Partnerorganisation Friends in Village Develop- Hygienekampagnen und Hausbesuche informierten die ment Bangladesh (FIVDB) über Corona-Schutzmaßnahmen Menschen darüber hinaus, wie sie sich vor COVID-19 und wie Abstandhalten, Händewaschen und Maskentragen auf. Krankheiten wie Cholera schützen können. Alle Teilnehmenden erhielten Seife und Masken, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Mangelernährung rechtzeitig behandeln Wenige Monate nach der Katastrophe in Indien wurden Erfolgreich Seuchen eindämmen weite Teile Bangladeschs überflutet. Die Monsunregen fie- Auch Uganda, Sudan und Niger erlebten die schwersten len schlimmer aus als je zuvor. In den ländlichen Distrik- Regenfälle seit Menschengedenken. Nachdem der Fluss ten Netrokona und Sirajanj nördlich der Hauptstadt Dhaka Niger ganze Stadtteile der Hauptstadt Niamey überflutet verteilte die Welthungerhilfe mit ihren Partnern Nahrungs- hatte, wurden 61.000 Menschen obdachlos. Tiere ertranken mittelpakete und Hygiene-Sets an 3.000 besonders bedürf- und riesige Ackerflächen versanken im Wasser. Aus dem tige Familien. 3.000 Jungen und Mädchen unter fünf Jah- Nothilfefonds wurden 50.000 Euro bereit gestellt, und so ren erhielten dabei auch die nahrhafte und lebensrettende erhielten 1.000 Familien Nahrungsmittelpakete mit Reis, Nutrimix-Mischung. An der Grenze zum benachbarten Kidneybohnen, Speiseöl, Zucker und Salz. Die Verteilungs- Myanmar organisierte die Welthungerhilfe mobile Geld- aktionen dienten gleichzeitig als Informationsveranstal- transfers für weitere 400 Familien, deren Hab und Gut tungen über COVID-19. In Sudan und Uganda konnte der durch den starken Monsunregen weggespült worden war. Ausbruch von Cholera und anderen Seuchen nach Über- Per Mobiltelefon erhielt jede Familie umgerechnet 160 Euro. schwemmungen durch Trinkwasseraufbereitung und Hy- Mit diesem Geld konnten sich die Menschen nicht nur zwei gienemaßnahmen schnell eingedämmt werden. Insgesamt Monate lang ernähren, sondern auch ihre Häuser reparie- erreichte die Welthungerhilfe mit dem Nothilfefonds im ren und ihre Kleinstunternehmen retten, von denen ihre vergangenen Jahr rund 127.000 Flutopfer. Mangelernährte Kinder kommen durch das vitaminreiche Wie hier im Niger sorgt das Welthungerhilfe-Team Nutrimix wieder zu Kräften. für bedarfsgerechte Hilfe. 5
Ihr Thema: Nothilfe Syrien: Gutscheine für die harten Monate Mit Gutscheinen können die Familien in den örtlichen Geschäften einkaufen. In Syrien spitzten sich die Kämpfe zum Jahreswechsel stützung. Sie errichteten provisorische Notunterkünfte 2019/2020 dramatisch zu. Wochenlang bombardierten syri- außerhalb der offiziellen Flüchtlingslager und verbrachten sche und russische Einheiten die Dörfer entlang strategisch die Tage ohne Arbeit, ohne genügend zu essen, ohne Aus- wichtiger Straßen in der nordsyrischen Provinz Idlib. Die sicht auf Besserung. Gleichzeitig verschärfte die Wirt- Luftangriffe verursachten die schlimmste Flüchtlingskrise schaftskrise ihre Situation. Die Preise für Nahrungsmittel, seit Ausbruch des Krieges. Während der kalten Wintermonate Medikamente und Heizmaterial stiegen massiv. Ohne Ein- versorgte die Welthungerhilfe rund 6.000 Männer, Frauen kommensmöglichkeiten standen die Geflüchteten vor dem und Kinder mit Gutscheinen für das Lebensnotwendigste. Nichts. Fast eine Million Menschen verließen überstürzt ihre Häu- Starthilfe für das Nötigste ser, als das Militär im Dezember 2019 begann, ihre Dörfer So erging es auch Fatema. Nachdem ihr Mann und ein Sohn in Idlib zu bombardieren. Viele suchten Zuflucht in den im Feuerhagel umgekommen waren, floh die 40-jährige Mut- überfüllten Flüchtlingscamps nahe der türkischen Grenze. ter mit ihren überlebenden Kindern Richtung Aleppo. „Wir Dort f anden die Neuankommenden jedoch keinerlei Unter- wanderten von Dorf zu Dorf“, berichtet die Witwe, „niemand wollte uns aufnehmen.“ Schließlich errichtete sie ein Zelt aus mitgebrachten Decken in einem informellen Flüchtlingscamp im Bezirk Aleppo. Hier erhielt sie wie alle Familien im Camp umgerechnet rund 70 Euro aus dem Nothilfefonds. Insgesamt verteilte die syrische Partnerorganisation IhsanRD Bargeld- gutscheine an 1.000 aus Idlib geflüchete Familien in drei informellen Camps. „Das Geld half uns, unser Leben in der schlimmsten Zeit zu verbessern“, sagt Fatema. Wie die meis- ten investierte sie die finanzielle Hilfe in Nahrungsmittel, Heizmaterial, Hygieneartikel und Winterkleidung. Das Geld half uns, unser Listen und Unterschriften sorgen für einen Leben in der schlimmsten reibungslosen Ablauf der Verteilung. Zeit zu verbessern .“ 6
Das Leben im Norden Burkina Fasos ist hart. Mehr als Familie aus Silgadji in der Sahelzone geflohen war. „Mit 80 Prozent der Landwirt*innen können aufgrund der kli- dieser Hilfe konnten wir nicht nur das Essen bezahlen, matischen Bedingungen nicht genügend Nahrungsmittel sondern auch Kochutensilien und Kleidung kaufen. Das hat erwirtschaften, um ihre Familie ausreichend zu ernähren. uns unsere Würde zurückgegeben.“ Auch für Johanny Illy In der Provinz Bam wirken sich zudem die anhaltenden kam die Hilfe zur rechten Zeit. In seinem Haus im Dorf Terroranschläge in der Region aus. Rund 70.000 Menschen Tikaré hatte er neun Verwandte aus seiner früheren Heimat suchten hier Schutz vor der Gewalt in ihren Heimatdörfern. aufgenommen. „Ich musste mich allein um sie kümmern“, Viele von ihnen konnten bei Angehörigen unterkommen, berichtet er. „Sie hatten nichts. Aber mit dem Geld von der doch diese haben selbst kaum genug zu essen. So übergab Welthungerhilfe konnte ich unsere Ernährungssituation die Welthungerhilfe Bargeld-Gutscheine an 575 Familien, verbessern. Das war eine unerwartete Hilfe.“ die am stärksten betroffen waren. Sowohl an geflüchtete als auch solche, die sie aufnahmen. Hygiene an zentralen Orten ermöglichen In der Provinzhauptstadt Kongoussi konzentrierte sich die Die Provinz Bam ist weit abgelegen, nur wenige internati- Welthungerhilfe parallel auf Maßnahmen zu Hygiene und onale Organisationen sind hier vor Ort, Armut und Hunger für eine bessere Sanitärversorgung, um COVID-19 und an- bestimmen den Alltag. In den staatlichen Behörden fehlt deren Krankheiten vorzubeugen. 31 öffentliche Gebäude er- es jedoch an Know-How und finanziellen Mitteln, um Maß- hielten neue Toilettenkomplexe. Im örtlichen Krankenhaus nahmen für bessere Lebensbedingungen der Menschen auf setzte das Team fünf Toilettenhäuser instand, und die Ge- den Weg zu bringen. Viele Familien konnten sich nicht burtsstation erhielt ein neues Bad. Die städtischen Camps für mehr selbst versorgen und waren auf Hilfe angewiesen, intern Vertriebene wurden mit 51 Toiletten ausgestattet. stellte das Team der Welthungerhilfe bei einer Analyse der 60 Frauen qualifizierten sich zu Hygiene-Promotorinnen Situation in den Dörfern fest. Aus Mitteln des Nothilfefonds und klärten ihre Familien und ihre Nachbarschaft über begann deshalb eine Verteilung von Bargeldgutscheinen Infektionswege und entsprechende Schutzmaßnahmen auf. im Wert von je 77 Euro an 530 Flüchtlingsfamilien. 45 Künstler*innen nutzten öffentliche Plätze, um die wichtigs- ortsansässige Haushalte erhielten umgerechnet 53 Euro. ten Informationen über die Corona-Pandemie durch Theater Das Geld konnten sie nach ihren individuellen Bedürfnis- stücke, Lieder und Geschichtenerzählen zu verbreiten. Bei sen einsetzen. „Wir sind der Welthungerhilfe sehr dankbar“, diesen Veranstaltungen erhielten die Besucher*innen auch sagt die 70 Jahre alte Adjaratou Sawadogo, die mit ihrer schützende Masken. Verlässliche Partner wie das Team von APECA sind für die Soforthilfe unerlässlich. Burkina Faso: Über Notwendiges selbst entscheiden 7
Ihr Thema: Nothilfe Vor dem Virus schützen – den Hunger verhindern Kanister und Aufbereitungs- tabletten sorgen für sauberes Wasser in den Familien. Die Corona-Pandemie trifft die Menschen in den Partnerländern der Welthungerhilfe beson- ders hart, denn schon zuvor litten sie unter Armut, Hunger und den Auswirkungen des Klimawandels. Als im März 2020 weltweit Die Menschen in unserer strenge Lockdowns angeordnet wurden, Gegend holen ihr Wasser verloren Millionen Tagelöhner*innen, klein- aus Brunnen. An über bäuerliche Familien, Saisonarbeiter*innen oder Händler*innen ihre Existenzgrundlage. 1.500 Wasserstellen haben Die Krise brach in vielen Ländern zugleich aus, wir Schulungen d urchgeführt jeder Tag ohne aktives Eingreifen bedrohte Men- und darüber informiert, wie wichtig schenleben. Umgehend richtete die Welthungerhilfe einen Corona-Nothilfefonds ein, der mit vielfältigen Maßnahmen es ist, die Griffe der Pumpen zu desin- zum Eindämmen der Pandemie und zur Linderung der Not fizieren und die Hände vor und nach der Menschen beitrug. dem Benutzen der Pumpe zu waschen, „Wenn uns das Virus nicht tötet, werden wir mit Sicherheit um eine Infektion zu verhindern.“ an Hunger sterben“, sagte Mohammed Kanneh zu Beginn Shadreck Kundishora, der Pandemie. Damit brachte der Teeladenbesitzer aus Sier- Leiter von WASH-Projekten, Simbabwe ra Leone das Dilemma von Millionen armen Familien auf den Punkt. Gingen sie arbeiten, riskierten sie an COVID-19 zu erkranken und zu sterben. Blieben sie zu Hause, verdien- ten sie kein Geld und es drohte ihnen der Hunger. Wie ein Brandbeschleuniger verschärft die Pandemie bereits beste- hende Probleme massiv. Ausgangssperren und geschlossene 8
Allein in Simbabwe konnten Der Comic „Keine Chance für Corona“ zeigt 942 Familien während des jungen Menschen in 26 Sprachen leicht Corona-Lockdowns im April ihre verständlich, wie sie sich und ihr Umfeld eigenen Tippy Taps errichten. vor dem Virus schützen können. Tippy Taps funktionieren berührungsfrei, und das Den Comic entwickelte die Welthungerhilfe gemeinsam ist zum Schutz vor dem Virus enorm wichtig. mit WASH United und einem Experten des Instituts Die Welthungerhilfe fördert den Bau der einfachen für Hygiene und Umweltmedizin. Mit dem Heft wurden Handwaschanlagen weltweit. zugleich Masken und Seife verteilt. Märkte lassen immer wieder ganze Lieferketten zusammen- Sauberes Wasser ist das A & O brechen. Gleichzeitig schnellen die Preise für Grundnah- Um gesund zu bleiben, braucht es sauberes Wasser. Das gilt rungsmittel in die Höhe und arme Familien können ihre insbesondere für den Schutz vor aggressiven Viren und Kei- Ernährung nicht mehr sicherstellen. Laut UN-Prognosen men wie dem Coronavirus. In vielen Projektregionen haben könnte die Zahl der Hungernden um bis zu 130 Millionen die Menschen jedoch kaum Zugang zu Wasser, sanitären Ein- Menschen steigen, 150 Millionen werden zusätzlich in Ar- richtungen und Hygiene (WASH). Gezielte Maßnahmen in mut geraten. diesem Bereich bilden schon lange einen Schwerpunkt der In dieser globalen Krise gilt es nun Verantwortung zu Welthungerhilfe in ihrem Kampf gegen den Hunger. Das übernehmen und Solidarität zu zeigen. Mit ihrem Corona- COVID-19-Programm intensiviert diese Aktivitäten nun noch Nothilfefonds leistet die Welthungerhilfe einen entscheiden- einmal. Brunnen werden instandgesetzt, Handwaschmöglich- den Beitrag, Hilfe gezielt dort anzusetzen, wo sie am dring keiten errichtet, Haushalte, Schulen und Gesundheitszentren endsten benötigt wird. So konnten die Expert*innen in den mit Seife und Desinfektionsmitteln ausgestattet und in schüt- Länderbüros gleich zu Beginn der Krise schnell und unbü- zender Hygiene geschult. In Burundi wurden zum Beispiel mit rokratisch Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung des 23.000 Euro Regenwasser-Sammelsysteme wiederhergestellt, Virus zu verhindern. Der Corona-Nothilfefonds finanziert Waschstationen an zehn Grundschulen errichtet und mehr als akute Soforthilfe und stärkt zugleich langfristig die Wider- 20.000 Schüler*innen und ihre Eltern über Schutzmaßnahmen standsfähigkeit der Menschen. So erhalten besonders Be- gegen COVID-19 aufgeklärt. In Trainings lernen dürftige Nahrungsmittelpakete, Bargeld, Hygiene-Kits oder Gesundheitshelfer*innen, einfache Handwascheinrichtungen Saatgut. Gleichzeitig fördert das Programm Aufklärungs- und Flüssigseife herzustellen. Beispielsweise erhielten in Haiti kampagnen über Hygienemaßnahmen, Abstandsregeln und 2.500 Familien Seife, Desinfektionsmittel und das Material für gesunde Ernährung. Auch Investitionen in die Landwirt- den Bau einfacher Handwaschanlagen. 100 davon versorgen schaft, in die Wasser- und Sanitärversorgung sowie in die nun rund 180.000 Menschen. In Sudan entstanden in acht Unterstützung von lokalen Märkten und Wertschöpfungs- Dörfern neue Brunnen mit Handpumpen. In Kenia stellte das ketten gehören dazu. All das unterstützt die Menschen dabei, Programm an öffentlichen Plätzen 30 Tanks á 500 Liter Fas- künftig besser gegen Krisen gewappnet zu sein. sungsvermögen zum Händewaschen bereit. 9
Ihr Thema: Nothilfe Alleinerziehende Mütter werden bei den Verteilungen In Tadschikistan nähen Frauengruppen waschbare Masken. besonders bedacht. Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie erarbeiteten die hörden dabei, Hygienebedingungen gezielt zu verbessern Welthungerhilfe-Teams Hygiene- und Abstandsregeln für und den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu ihre Standorte, die seither bei allen Verteilungsaktionen, ermöglichen. Allein in T adschikistan förderte der Corona- Schulungen und Hausbesuchen gelten. Immer mehr Men- Nothilfefonds 2020 insgesamt 88 Schulen und 25 Gesund- schen verinnerlichen die sogenannten AHA-Regeln: Ab- heitszentren, unter anderem mit Fieberthermometern, 113 stand halten, Händewaschen, Alltagsmasken tragen. Diese Handwaschanlagen und mehr als 25.000 Gesichtsmasken. einzuhalten ist ihnen jedoch nur möglich, wenn Masken, In Uganda erhielt das wichtigste Quarantäne-Zentrum Seife und fließendes Wasser tatsächlich in ausreichender nahe des Flüchtlingscamps B idibidi medizinische Matrat- Menge verfügbar sind. Und wenn die Menschen wissen, zen, Infrarot-Thermometer, Desinfektionsmittel, Wasch- wovor und wie sie sich richtig schützen können. Oftmals mittel, Mülltonnen und Waschbecken. Vieles davon wird fehlen sachgerechte Informationen und es kursie- auch nach der Pandemie wichtige Dienste leisten. ren Gerüchte oder falsche Zusammenhänge. So bilden Aufklärungskampagnen einen wichtigen Pfeiler zum Schutz vor dem Corona-Virus. Über Radiospots, Laut- sprecherdurchsagen, Poster, Banner, Flyer, SMS oder WhatsApp-Nachrich- ten sowie kindgerechte Medien ver- breitet die Welthungerhilfe mit ihren Die meisten der Familien, Partnern entsprechendes Wissen. In die wir unterstützen, Kenia erreichten die Radiobotschaften rund 48.000 Männer, Frauen und Kinder. sind arm und von der In Sudan waren es 12.000 Menschen. Gemeinschaft ausgegrenzt. Ich möchte sicherstellen, dass Gemeinsam mehr erreichen ihre Kinder in dieser schwierigen Zeit Zudem spielt die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden eine wichtige Rolle. In vielen Regionen fehlen das not- angemessen ernährt werden.“ wendige Know-How, die finanziellen Mittel und die Shuva Akhtar, Gemeindehelferin, Bangladesch. Infra struktur, um sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Das Projekt, in dem sie mitarbeitet, versorgte während Welthungerhilfe-Teams kartieren deshalb gefährdete der Krise 2.000 mangelernährte Kinder mit Siedlungen in den Projektregionen und unterstützen Be- Spezialnahrung. 10
Die Vorteile des Corona-Nothilfefonds Schnell Gezielt Finanzielle Mittel bedürfen Expert*innen vor Ort beur lediglich kurzer Ent teilen die Lage und können scheidungs- und Geneh binnen S tunden erste Not migungswege. hilfemaßnahmen einleiten. Wirksam Bedarfsorientiert Bündelung finanzieller Corona-Hilfe gelangt auch in Mittel, um mittel- und Länder, die nicht im Fokus langfristig sinnvoll der Medien s tehen. agieren zu können. Starke Partner im Lockdown unter solch schwierigen Bedingungen schnell und wir- Eines hat die Corona-Pandemie erneut verdeutlicht: wie kungsvoll umgesetzt werden konnte, ist neben den wichtig die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorgani- Unterstützer*innen des Fonds vor allem unseren rund sationen ist. Während des Lockdowns waren die meisten 2.000 lokalen Kolleg*innen und den langjährigen Part- Länderbüros geschlossen, niemand konnte in die Projekt- nern vor Ort zu verdanken. regionen reisen. Aus dem Home-Office, teils in Deutsch- land, koordinierten die Mitarbeiter*innen der Welthun- gerhilfe umfangreiche Hilfsmaßnahmen, auch solche, die mit dem Nothilfe-Fonds finanziert wurden. Dass so vieles Aufklärungskampagnen vermitteln, wie sich die Menschen selbst schützen können. 11
COVID-19 erfordert weltweite Solidarität Mittelvergabe CORONA-Nothilfefonds 2020 Mittelvergabe Nothilfefonds 2020 Lateinamerika/Karibik 1 Projekt 50.000 € Asien 3 Projekte 65.820 € Afrika 8 Projekte 345.740 € COVID-19-Strategie: Unter anderem Erstellen von Aufklä- rungsmaterialien (Filme, Broschüren, Plakate, Comic) für 36 Projektländer Nothilfe Flut Nothilfe Flucht 112.690 € 370.585 € 351.821 € Nothilfe bedeutet entschlossenes Handeln in Katastrophen Menschen erhielten Nahrungsmittel, Hygiene-Kits, Zugang zu fällen. Damit die Hilfe so schnell wie möglich bei den betroffenen Trinkwasser oder Materialien für Notunterkünfte und konnten Menschen ankommt, hat die Welthungerhilfe vor 12 Jahren den somit ihr Überleben sichern. 352.000 Euro stellte der Nothilfe Nothilfefonds ins Leben gerufen. Nun bedarf die Corona-Pande- fonds für Geflüchtete und Intern Vertriebene in Syrien und mie mit ihren großen Herausforderungen neuer Lösungen und Burkina Faso bereit. Mit Bargeldzahlungen oder Gutscheinen verstärkter globaler Solidarität. 2020 legte die Welthungerhilfe konnten sich die geflüchteten Familien nach eigenen Bedürf- deshalb den Corona-Nothilfefonds auf, der die Menschen in 36 nissen mit dem Lebensnotwendigsten wie Decken, Matratzen, Partnerländern im Kampf gegen das Virus unterstützt. Nur eine Nahrungsmittel oder Kleidung versorgen. Welt ohne COVID-19 kann eine Welt ohne Hunger sein. Auch Sie können helfen: Mit Ihrer Unterstützung können wir Im ersten Jahr der Pandemie stellte der Corona-Nothilfefonds nach Katastrophen schnell und effizient reagieren – und weitere 574.250 Euro für COVID-19-Maßnahmen bereit (siehe Grafik Nothilfesituationen durch Katastrophenvorsorge verhindern. links). Der größte Anteil dieser Mittel förderte Aufklärungs- kampagnen und WASH-Projekte (Wasser, Sanitär und Hygi- ene) in afrikanischen Partnerländern wie Kenia, Burundi oder Simbabwe. Auch Projekte in Tadschikistan und Haiti wirkten Ihre Ansprechpartnerin: gegen die Ausbreitung von COVID-19. Zudem entwickelte die Welthungerhilfe strategische Maßnahmen, um Menschen vor Maike Schopf einer Ansteckung zu schützen und sie in akuten Situat ionen Team Philanthropie & Bro-NhfJb-D-18/21 zu unterstützen, beispielsweise mit Nahrungsm itteln. Partnerschaften Der allgemeine Nothilfefonds unterstützte Flutopfer in Tel. 0228 2288-421 I ndien, Bangladesch, Niger, Uganda und Sudan. Rund 127.000 maike.schopf@welthungerhilfe.de Deutsche Welthungerhilfe e. V., Friedrich-Ebert-Straße 1, 53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 2288-0, Fax +49 (0)228 2288-333, www.welthungerhilfe.de
Sie können auch lesen