"HIV hat keinen Einfluss mehr auf mein Studium" - Nicole wurde mit der Kraft der Selbsthilfe zum Kampagnengesicht - Deutsche ...
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„HIV hat keinen Einfluss mehr auf mein Studium“ r Kraft der Nicole wurde mit de pagnengesicht Selbsthilfe zum Kam ▶ Diskriminierung: Immer noch Alltag ▶ Behandlung: Zugang für alle! ▶ Drogen: Jetzt Leben retten ▶ HIV-Impfung: Darum ist es so schwierig
HIV und Aids 2020/2021 Zahlen und Fakten 2020 haben sich in Deutschland rund Zu den Gründen für die insgesamt gleich zu 2019 leicht gesunken und 2.000 Menschen mit HIV infiziert, sinkende Zahl der HIV-Neuinfektionen liegt jetzt bei 9.500. Zum Erfolg haben rund 13 Prozent weniger als 2019. gehören Corona-bedingte Kontaktbe- die gestiegene Testbereitschaft vor Etwa 1.100 HIV-Neuinfektionen be schränkungen sowie die medikamen- allem bei schwulen und bisexuellen trafen Männer, die Sex mit Männern töse HIV-Prophylaxe PrEP. Außerdem Männern in Großstädten und vielfäl- haben, rund 300 (oder 21 %) weniger gab es mehr frühe Diagnosen und tige, gezielte Testangebote beigetra- als im Vorjahr. Einen leichten An- Behandlungen, und unter Therapie ist gen. Trotzdem erfolgten auch 2020 stieg gab es bei Menschen, die sich HIV sexuell nicht mehr übertragbar. noch rund ein Drittel aller HIV-Diagno- beim Drogenkonsum (370) oder auf sen erst bei fortgeschrittener Immun- heterosexuellem Weg (530) mit HIV Die Zahl der Menschen, die nichts von schwäche oder sogar Aids – obwohl infizierten. ihrer HIV-Infektion wussten, ist im Ver- die Erkrankung längst vermeidbar ist. Warum gibt es noch keinen Impfstoff gegen HIV? Diese Frage beschäftigt zurzeit viele Menschen: Gegen SARS-CoV-2 gab es rasch Impfstoffe, ein HIV-Impfstoff hinge- gen konnte in den vier Jahrzehnten seit Entdeckung des Virus nicht entwickelt werden. Woran liegt das? Im Wesent- lichen sind drei Gründe dafür verantwortlich: Es gibt eine Vielzahl verschiedener Varianten von HIV. Denn HIV mutiert sehr viel schneller als SARS- CoV-2. Die Immunreaktion nach einer Impfung müsste also äußerst breit wirken. Bisher weiß niemand exakt, welche Immunreaktionen man mit der Impfung hervorrufen müsste, um HIV erfolgreich abzuwehren. Denn anders als bei SARS-CoV-2 gibt es keine Men- schen, die die Infektion aus eigener Kraft überwinden und damit eine Blaupause liefern. U ZU ZU AND ROP N HIV schädigt beim Eindringen in den Körper unmittelbar das Immunsystem selbst, SE G A H I L U H Y etwa indem es sich in Helferzellen vermehrt, die eine wichtige Schaltzentrale des R NG V-T NG LA Immunsystems darstellen. Damit schwächt HIV auch die Wirkung einer vorheri- ZI gen Impfung. EL Ü T N BE HIV Grafiken: die superpixel, Leipzig Die Entwicklung einer Impfung gegen HIV ist daher sehr viel schwieriger H -P FÜ R A S , D als gegen das Coronavirus. Trotzdem zeigt das Beispiel von SARS- F R LLE CoV-2, welche Erfolge möglich sind, wenn die Forschung mit 20 größtmöglicher Unterstützung arbeiten kann. E S 22 ▶ Mehr auf magazin.hiv/magazin/hiv-impfstoff-mrna : U XE 02
Vorstand und Geschäfts- Liebe Unterstützer*innen! führung der Deutschen Aidshilfe (v.l.n.r.): Silke Klumb (GF), Ulf Kristal, Winfried Holz, Sylvia Urban, Sven In 2022 werden viele wichtige Entscheidungen fallen. Wird die Welt im kommenden Jahr Covid-19 in Warminsky, Björn Beck, den Griff bekommen, indem sie endlich allen Menschen Zugang zu Impfungen ermöglicht? Werden die Peter Stuhlmüller (GF) globalen Maßnahmen gegen HIV/Aids ausreichend finanziert, damit sie sich von den Schäden durch die neue Pandemie erholen und darüber hinaus gehen können? Und wird die neue Bundesregierung halten, was sie vielen unserer Zielgruppen verspricht? Noch ist viel Solidarität und Zusammenhalt nötig, damit alle durchhalten können bis zum Ende der Pan- demie. In Deutschland hoffen viele Angehörige marginalisierter Gruppen nach dem zweiten Corona-Jahr auf Besserung: Die queere Community hat schwere Einbußen erlitten; viele Orte und Institutionen sind nach wie vor bedroht und brauchen nun dringend einen Neustart. Sexarbeiter*innen sind durch Lockdowns und Kontaktbeschränkungen in Not geraten und hoffen auf neue Perspektiven und bessere Arbeitsbedingungen. Für heroinabhängige Menschen hat die Epidemie erst Not, dann aber auch Erleich- terungen bei der Substitution gebracht, die nun verstetigt werden müssen. Aidshilfe-Organisationen kämpfen noch mit Mehraufwand sowie mit rückläufigen Einnahmen. Sie haben ih- ren Betrieb aber wieder weitgehend normalisieren können. Zugleich begibt sich unser Verband mit seinem Zukunftspapier „Aufs Ganze sehen: Gesundheit möglich machen!“ auf neue Wege. Hoffnung machen einige Ankündigungen im Koalitionsvertrag: Die neue Regierung will medizinische Ver- sorgung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung erleichtern. Kommen sollen auch Drug-Checking und weitere Maßnahmen der Schadensminimierung für Drogen konsumierende Menschen. Regenbogenfamilien sollen mehr Rechte bekommen, beim diskriminierenden Ausschluss schwuler Männer von der Blutspende soll es ebenfalls vorangehen. Das sind Fortschritte bei dicken Brettern, die wir seit Langem bohren. Es geht um Leben, Gesundheit und Wohlbefinden vieler Menschen. 2022 entscheiden die Staaten der Welt außerdem über die Finanzierung der globalen Maßnahmen gegen HIV in den nächsten drei Jahren. Covid hat schwere Schäden hinterlassen. Der Globale Fonds will Foto: Johannes Berger nun vor allem Institutionen aus Zivilgesellschaft und Selbsthilfe unterstützen, um wieder voranzukom- EDITORIAL men. Das ist der richtige Weg und verdient volle Unterstützung aus Deutschland. In diesem Sinne: Auf ein Neues! 03
Diskriminierung ist Alltag Menschen mit HIV leiden heute weniger unter ihrer Infektion als unter Vorurteilen, Stigmati- sierung und Diskriminierung. Das ist das zen- trale Ergebnis der Befragung positive stimmen 2.0 der Deutschen Aidshilfe (DAH) und des Ins- tituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ). Befragt wurden knapp 1.000 Menschen mit HIV online, fast 500 in persönlichen Interviews. 90 % der online Befragten gaben an, sie wür den gut mit HIV leben, drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig einge- schränkt. 95 % berichteten jedoch von Diskri- minierungserfahrungen in den 12 Monaten vor der Befragung. Ob in der Familie, im Freund*innenkreis, bei der Arbeit oder in der Freizeit: Diskriminierung Und was denkst du? kommt in allen Lebensbereichen vor, beson- ders häufig jedoch im Gesundheitswesen. 56 % hatten dort mindestens eine negative Erfahrung Als Nicole vor vier Jahren von ihrer HIV-Infektion erfuhr, gemacht, zum Beispiel Datenschutzverletzun- war sie am Boden zerstört: Sie sah keine Perspektive mehr gen, übertriebene Hygienemaßnahmen oder für sich, unterbrach ihr Soziologie-Studium. Heute kann die die Verweigerung einer Gesundheitsleistung. 30-Jährige sagen: „Mein Problem ist Prüfungsstress – nicht HIV.“ Sie hat Selbstbewusstsein in der Selbsthilfe getankt, unter anderem bei Positiventreffen. Sie weiß jetzt: Mit HIV kann sie leben wie andere Menschen auch. Und hat damit auch ganz normale Alltagsprobleme. Genau darum geht es in der Welt-Aids-Tags-Kampagne 9,5 von 10 „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ von der Bundeszen- Befragten haben in den letzten trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen zwölf Monaten aufgrund ihrer HIV-Infektion Diskrimninierung erlebt. AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe. Mit Humor und Lebensfreude erzählen Menschen von ihrem Alltag mit HIV. Die Plakatmotive, Interviews und Videos sollen Vorurteile Stigmatisierung beeinträchtigt die Lebensqua- und Berührungsängste abbauen und so gegen Diskriminie- lität und das Wohlbefinden: Drei Viertel der in rung wirken. Interviews Befragten legen ihre HIV-Infektion „in Da erzählt zum Beispiel Ahmed von seinem erfüllten Berufs- vielen Lebensbereichen“ nicht offen. Rund ein leben als Maskenbildner und wie ihn die damit verbundene Viertel gab jeweils an, sich schuldig zu fühlen Reisetätigkeit manchmal stresst: „Mein Problem sind Zug- oder sich zu schämen. verspätungen – nicht HIV.“ Und die 74-jährige Hildegard, „Die gesellschaftliche Entwicklung ist langsamer seit einem Vierteljahrhundert HIV-positiv, zeigt sich im Fri- als die medizinische“, fasst DAH-Projektkoordi- siersalon und offenbart: „Mein Problem sind graue Haare – LEBEN MIT HIV nator Matthias Kuske zusammen. Die Macher* nicht HIV.“ Foto: Fred Ferschke innen der Studie fordern daher unter anderem Denn auch das ist wahr: Mit HIV kann man heute alt werden. mehr Aufklärung über das Leben mit HIV. ▶ welt-aids-tag.de ▶ positive-stimmen.de 04
Selbstverständlich positiv Offen mit der eigenen HIV-Infektion umzu- „Nach der Geburt meiner Tochter gehen, kann sehr erleichternd sein und habe ich mich selbst stigma hilft, Vourteile zu entkräften. Doch das ist tisiert und zurückgezogen. leichter gesagt als getan, wenn Diskrimi- nierung droht. Heute möchte ich andere dabei unterstützen, aus sich Die Kampagne „selbstverständlich positiv“ herauszukommen.“ soll Mut machen, offen positiv zu leben und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Sarah Zu lernen, wie man im Kleinen wie im Großen selbstverständlicher mit der eigenen Infektion umgehen kann – mit immer weniger Angst. Denn sich zu verstecken, kostet viel Energie, „Ich möchte alle Menschen, schränkt die Lebensqualität ein und kann krankmachen. die sich von ihrer Diagnose bedrückt fühlen, ermuntern, „selbstverständlich positiv“ wurde von Men- positiv in die Zukunft schen mit HIV selbst entwickelt. Im Zentrum steht ein 14-täglicher Podcast, in dem HIV- zu schauen.“ positive Menschen von ihrem Weg in ein offe- Ian nes und selbstverständliches Leben erzählen. Um anderen Mut zu machen, aber auch, um Menschen ohne HIV einen Einblick zu er- möglichen und so Vorurteile abzubauen. Auf der Kampagnen-Webseite gibt es „Leben mit HIV ist noch nicht Tipps für ein positives Coming-out. In selbstverständlich. Darum möchte lokalen Selbsthilfegruppen wird darüber ich Gesicht zeigen und sagen: weiter diskutiert. Wegweisend! Es ist nichts Besonderes!“ ▶ selbstverstaendlichpositiv.de Stefan #positivarbeiten bricht auch im dritten Jahr alle Rekorde: Bald 150 Arbeitgeber*innen engagie- ren sich für einen diskriminierungsfreien Um- gang mit HIV-positiven Mitarbeiter*innen. T NG : EK RU 22 Die Neuzugänge in 2020 reichen von , SP IE 20 der Allianz über die GEW und RWE bis hin zur Senatsverwaltung Berlin und Vattenfall. Die Relias Learning RE IN R GmbH hat mit uns einen einstündigen E-Learning-Kurs zum Thema % IM FÜ entwickelt – offen für alle Interessierten. Und #positivarbeiten 10 S EL gibt es mittlerweile auch in Österreich und der Schweiz, in Fotos: Ridvan Cavus DI ZI den USA und Tschechien (#workingpositively) und in 0 KR acht lateinamerikanische Ländern (#laborpositiva). LL ER S ▶ positiv-arbeiten.de N U U N 05
+++ Klaus, verstorben 2010. Du alter Rocker, dein Witz und deine Fröhlichkeit haben vieles etwas einfacher gemacht. +++ Stephanie, verstorben 2010. Eine starke Frau, die mich sehr beeindruckt hat. +++ Bernd, verstorben 2020, konnte die letzten Monate seines Lebens endlich in der eigenen Wohnung verbringen und ist dort friedlich im Schlaf gestor- ben. +++ Dean, verstorben 1993. Du hast Recht behalten: Rente brauchst du keine. +++ Rene, verstorben 1988. Mit dir begann mein Abenteuer, das ich bis heute ohne dich lebe. Ich denke oft an dich, mein Freund. +++ Erinnerungen von DAH-Drogenreferent Dirk Schäffer in der Aktion #DuFehlst Selbst ist die Frau Claudia Jaworski hat ihrem heroinabhängigen Bruder ein Substitutionsmittel in die JVA Bernau in B ayern gebracht und wurde dafür zu 60 Tagessätzen verurteilt. Sie würde es wieder tun. Frau Jaworski, was genau ist passiert? Das Leben meines Bruders war ein Wechselspiel zwischen Freiheit und Haft. Er brauchte dringend das Subs titutionsmittel, das er in Freiheit bekommen hatte. Also habe ich ihm zwei Pillen in die Hand gedrückt. Hat er denn in Haft nicht nach Substitution gefragt? Diese Standardtherapie wurde ihm verweigert. Der Anstaltsarzt schlug ihm allen Ernstes vor, sich „das Zeug“ auf dem Hof zu besorgen. Mein Bruder bekam Disziplinarverfahren und landete in Isolation, weil Drogentests positiv waren. Sein Zustand war so alarmierend, dass ich aus tiefer Überzeugung gehandelt habe. Sie wollen notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen. Warum? Mein Bruder ist kein Einzelfall. Drogenabhängige Men- schen in Haft erhalten oft nicht die Therapie, die sie brauchen und die ihnen zusteht. Diese Zusammenhän- ge möchte ich thematisieren, damit sich das ändert! Wie geht es ihrem Bruder heute? Inzwischen ist er wieder in Freiheit und LEBEN MIT DROGEN bekommt die Behandlung, die ihm Fotos: DAH (oben), privat (unten) zusteht. Ausführliches Interview mit Claudia Jaworksi ▶ aidshilfe.de/jaworski 06
Drogentodesfälle lassen sich verhindern Im Jahr 2020 erreichte die Zahl der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland mit 1.581 einen Höchstwert. Dabei ließen sich viele Leben retten. Im Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2021 von akzept e.V. skizzieren Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen Aidshilfe, und Heino Stöver, Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, einen Maßnahmenplan. Wir stellen wesentliche Punkte vor: Naloxon flächendeckend verfügbar machen: Das Notfallmedikament hebt die atemlähmende Wirkung von Opioiden wie Heroin auf und verhindert so Todesfälle infolge von 1 2 Zugang zur Substitutionstherapie erleich- tern: Die Expert*innen fordern eine Struktur- reform für die Substitutionsbehandlung. Sie muss individualisiert und der Zugang Überdosierungen. Deshalb müssen erleichtert werden, um mehr Men- möglichst viele potenzielle Erst- schen zu erreichen. Zum Beispiel helfer*innen damit ausgestattet durch Telemedizin, wohnort- werden: Opioidkonsument*in- nahe Behandlungsmodelle, nen, Menschen in Substituti- durch Substitution unter onsbehandlung, Angehörige dem Dach der Drogenhilfe. sowie Menschen im Drogen- Außerdem muss sie auch im hilfesystem, in Polizei und Justiz- und Maßregelvollzug Justizvollzug. Einen wichtigen zum Standard werden. Mit Grundstein legt beim Aufbau der Kampagne „100.000 Sub- der Versorgung das Bundes- stituierte bis 2022“ tragen die modellprojekt NALtrain von der Deutsche Aidshilfe, der akzept Deutschen Aidshilfe, dem Institut Bundesverband und das Selbst- für Suchtforschung Frankfurt und hilfenetzwerk JES zur Stärkung der 3 akzept e. V. Substitution bei. 4 Einrichtung von Drogenkonsumräumen in allen Bundesländern: Drogenkonsumräume bieten Drogengebraucher*innen Bedingun- gen für einen hygienischen und sicheren Konsum, Mit- Szenenahe Drug-Checking-Angebote einrichten: Seit Jahren steigt die Zahl der Amphetamin-Konsument *innen – und die Zahl der damit verbundenen Todesfäl- le. Drug-Checking – also die chemische Analyse von arbeiter*innen können in einem Notfall schnell helfen. psychoaktiven Substanzen auf ihre Inhaltsstoffe Außerdem trägt die Vermittlung zu medizinischen und und möglichst auch deren Wirkstoffgehalt – sozialen Angeboten zur Risikominderung bei. Daher kann Leben retten. Die Umsetzung dieser Fotos nach Nummer: Matthias Heuser (1), Johannes Berger (2), iStock/portokalis (3) muss der Ausbau dieses Angebots in Großstädten aller Angebote sollte mit begleitender Bera- Bundesländer vorangetrieben werden. Standorte aller tung erfolgen. Ein Pilotprojekt der bereits bestehenden Drogenkonsumräume gibt es Suchthilfe in Thüringen macht auf der DAH-Seite. ▶ drogenkonsumraum.net es vor. O ZT S O 2: - T! TA EN EN RF T EN DR 02 5 LG S CH G VE STÜ E M NE R 2 Maßnahmen in Hinblick auf nichttödliche Überdosierungen: Um FÜ die Risiken zu verringern, gilt es, Einrichtungen wie Aids- und Drogen TT hilfe, Straffälligen- und Bewährungshilfe für Maßnahmen wie Safer- U ITI H IEL Use-Trainings, Erst-Hilfe-Maßnahmen und Konsumkontrollpro- E I L C Z gramme mit dem Ziel des Risikomanagements fortzubilden. N K, IN PO RU ER Das DAH-Projekt quapsss hat wichtige Grundlagen für R I TE D innovative Selbstehilfegruppen von Chemsex-Usern FB NS gelegt. AU U 07
Pandemiesicherer HIV-Test Eine frühe Diagnose und Behandlung ist bei HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen wichtig. Dafür sind vielfältige Testangebote unver- zichtbar. Das Kooperationsprojekt s.a.m health geht neue Wege: Beratung fernmündlich, Probenentnah- me zu Hause, Test (HIV, Syphilis, Chlamydien und Tripper) im Labor, Ergebnismitteilung telefonisch Globale Rückschläge oder per SMS. Kurz: s.a.m ist diskret, bequem, zuverlässig. Und: „Wir sind ein pandemiesicheres Die Covid-19-Pandemie hat Maßnahmen gegen HIV und Angebot, das auch von Kontaktbeschränkungen Aids in vielen Ländern zurückgeworfen. Fortschritte der nicht gefährdet wird“, sagt Pia Müller, Projektleiterin vergangenen Jahrzehnte sind bedroht. Durch Überlastung bei der DAH. Der Service ist seit 2020 bundesweit von Gesundheitssystemen und Hilfsangeboten hatten viele verfügbar und wurde 2021 noch einmal erweitert. Menschen in 2020 keinen Zugang zu HIV-Tests. Die Zahl der Rund 700 Menschen nehmen ihn pro Monat in Menschen, die mit Therapie begann, ging laut UNAIDS in Anspruch – Tendenz steigend. vielen Ländern zurück. HIV-Prävention war stark behindert, ▶ samhealth.de Maßnahmen der Schadensminimierung für Drogen konsu- mierende Menschen vielfach unterbrochen. UNAIDS und der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria wollen nun die Communitys der stark betroffenen Gruppen und zivilgesellschaftliche Orga- nisationen besonders unterstützen, die eine Schlüsselrolle spielen. „Das ist der Weg, der auch in Deutschland erfolgreich ist“, sagt DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb. „Bei der neuen Finanzierungsrunde für den Globalen Fonds muss Deutsch- land mit gutem Beispiel vorangehen, damit die Covid-Schäden ausgeglichen und Maßnahmen gegen HIV weiter vorange- bracht werden können!“ Immer gut informiert Beratung, Teststelle, Selbsthilfe-Stelle gesucht? Mit unserem Leitfaden Adressverzeichnis helfen wir bei der Suche nach der richtigen Diskriminierungssensible Einrichtung und Ansprechpartner*innen rund um die Themen Fotos: iStock/FeelPic (oben), Holger Wicht (Mitte), DAH (unten) Sprache in Aids- und Selbsthilfe HIV/Aids, Hepatitis, Geschlechtskrankheiten, Testmöglichkeiten und Drogenkonsum. ▶ kompass.hiv Diskriminierung in der Sprache vermeiden – klar, aber wie? Unser „Leitfaden Diskriminierungssensible Sprache“ gibt Tipps und erklärt Hintergründe. ▶ aidshilfe.de/sensibel VERMISCHTES Prävention für queere Geflüchtete: Eine neue Video-Serie informiert auf Arabisch und Englisch über Safer-Sex-Methoden sowie den Weg zur HIV-Prophylaxe PrEP und zur HIV-Therapie. ▶ aidshilfe.de/queer-gefluechtet 08
Behandlung für alle! Stell dir vor, du hast HIV und kannst nicht zum Arzt*zur 60 Organisationen fordern mit der Kampagne „Gleich Ärztin gehen. So geht es vielen Menschen ohne Aufent- BeHandeln“ daher eine Gesetzesänderung. Zu den Unter haltspapiere. Aus Angst vor Abschiebung nehmen sie keine zeichner*innen gehört neben Ärzte der Welt, Amnesty, medizinische Hilfe in Anspruch – oft bis sie an Aids erkran- und der Diakonie auch die Deutsche Aidshilfe. ken. Zudem bleibt HIV ohne Therapie übertragbar. Mehr als 26.000 Menschen unterschrieben eine Petition Anderen Menschen geht es ähnlich: Covid-19-Infektionen mit der Forderung der Kampagne. Und die Macher*innen werden nicht entdeckt, lebensbedrohliche Krankheiten gingen damit auf Tour durch die Berliner Innenstadt und bleiben unbehandelt, Schwangere können nicht zur Vorsor- das Regierungsviertel, mit Lichtbildprojektionen auf Gebäu- geuntersuchung gehen, Kinder erhalten keine medizinische den und leuchtenden Bildschirmen auf Fahrrad-Rikschas. Grundversorgung. Mit Erfolg: Die neue Bundesregierung verspricht im Koa- Der Grund: Paragraf 87 des Aufenthaltsgesetzes verpflich- litionsvertrag Lösungen für Menschen ohne Aufenthalts- tet das Sozialamt, Personen ohne gültigen Aufenthaltstitel papiere oder Krankenversicherung. Dieser Ankündigung umgehend an die Ausländerbehörde zu melden, wenn müssen jetzt schnell konkrete Taten folgen! sie eine Kostenübernahme für medizinische Leistungen ▶ gleichbehandeln.de beantragen. Blutspende +++ Im September hat die Bundesärztekammer eine neue Fassung der Hämothe- Foto: Ärzte der Welt; Grafik: iStock/sumkinn rapierichtlinie vorgelegt. Schwule und bisexuelle Männer dürfen nun Blut spenden, wenn sie in einer monogamen Beziehung leben oder vier Monate keinen Sex hatten. Wir finden: Die neuen Regeln sind nicht nachvollziehbar und immer noch diskriminierend. Für eine echte Lösung VERMISCHTES ist eine Beteiligung von Verbänden und Selbsthilfe nötig. Die Ampel will nun laut Koali- tionsvertrag die Diskriminierung beenden – notfalls per Gesetz. Wir sind gespannt! +++ 09
Zukunftspapier „Unser großes Ziel ist ein selbstbestimmtes Leben mit einer umfassenden Gesundheits In ihrem Zukunftspapier „Aufs versorgung für alle. Dafür setze ich mich Ganze sehen – Gesundheit mit ganzer Kraft ein – auch mit Blick auf möglich machen“ betont die die globale Situation.“ Deutsche Aidshilfe die Bedeu- Sylvia Urban, Vorständin der Deutschen Aidshilfe – und seit tung von sozialen Verhältnissen Juni 2021 Trägerin des Bundesverdienstkreuzes für das individuelle Wohlergehen, formuliert politische Ziele und definiert Aufgaben für die eigene Weiterentwicklung. „Das Zukunftspapier gibt uns Auftrieb. Wir wollen in Schleswig-Holstein einen Test- Unser Verband will sich in Zu- und Beratungsbus für drogengebrau kunft noch stärker gesellschaft- lich und politisch engagieren und chende Menschen einrichten, damit es sein Know-how aus fast 40 Jahren weniger Lücken bei der medizinischen HIV-Prävention auch für andere Versorgung von HIV, Hepatitis und Themen fruchtbar machen. Geschlechtskrankheiten gibt.“ ▶ aidshilfe.de/zukunft Ute Krackow, Geschäftsführerin des Kompetenznetzes Aids in Schleswig-Holstein „Die DAH nimmt ihren Einsatz für sexuelle Rechte und Selbst bestimmung ernst und ist Teil der Initiative ,Grundgesetz für alle!‘. Wir wollen erreichen, dass der Schutz vor Diskriminie rung aufgrund der geschlechtlichen und sexuellen Identität in Artikel 3 des Grundgesetzes festgeschrieben wird.“ Chris Gaa, AIDS-Hilfe Frankfurt, Mitinitiator der Initiative Deutsche Aidshilfe 2021: Rund 5 Millionen 54 Beiträge auf magazin.hiv Besuche auf den 48 Meldungen auf aidshilfe.de DAH-Webseiten Mehr als 53.000 Facebook-Fans 340 Veranstaltungen Print-Medien Über 500 über 6.300 versandte und Give-aways, davon ca. Testkits bei s.a.m health 600.000 Exemplare versandt Fotos: Renata Chueire, Tobias Friedhoff, privat Mehr als 300.000 2.800 Beratungen Aufrufe auf YouTube im Gay Health Chat über 6.000 Twitter-Follower*innen ÜBER UNS 80 Neuveröffentlichungen 10
Geschäftsjahr 2020 EINNAHMEN (Angaben in Euro) AUSGABEN (Angaben in Euro) Selbsthilfeförderung nach § 20h SGB V Öffentliche Zuwendungen Öffentlich geförderte Projekte erhielten wir von folgenden Kranken Bundesministerium für Bundesministerium kassen: Gesundheit (BMG) 6.262.578 für Gesundheit (BMG) 6.262.578 • GKV – Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe Bund (Verband der Sonstige Zuwendungen 219.322 Sonstige Aufwendungen 68.291 Ersatzkassen e. V. (vdek)), Berlin; AOK-Bundesverband GbR, Berlin; Internationale Projekte 525.664 Internationale Projekte 468.194 BKK Dachverband e.V., Berlin; IKK e. V., Berlin; Knappschaft; Mitgliedsbeiträge 104.164 Vereinsaufwand 566.220 Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – SVLFG, Kassel Spenden, Nachlässe, u. Ä. 397.257 Verbandsprojekt • AOK-Bundesverband GbR, Berlin „Kein Aids für alle“ 102.707 • BARMER, Wuppertal Umsatzerlöse aus • Techniker Krankenkasse, Hamburg wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb 38.286 Wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb 22.992 Vermögenszuwachs 56.289 Der Anteil der Gelder von Pharmafirmen am Gesamthaushalt (Einnahmen) betrug Gesamt 7.547.271 Gesamt 7.547.271 im Jahr 2020 weniger als zwei Prozent. Förderung aus öffentlichen Mitteln 2020 Die Arbeit der Deutschen Aidshilfe (DAH) wird überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) gefördert. Zuwendungsgeberin ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), mit der bei der bundesweiten HIV-, Aids- und STI- Prävention eine erfolgreiche Arbeitsteilung besteht. Unsere Förderung 2020: + rund 300.000 Euro für die Kampagne 5,85 Mio. € „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ zum Welt-Aids-Tag Weitere BZgA-Fördermittel, die zugleich Mittel vom Verband der Privaten Krankenversicherun- gen (PKV) enthielten, bekamen wir 2020 für das „Fortbildungsangebot zum Thema ärztliche Präventionsberatung bzgl. HIV/Aids/STI in der Betreuung von Menschen mit HIV/Aids“ (ca. 212.000 €) und für die Online-Beratung aidshilfe-beratung.de (ca. 164.000 €) Darüber hinaus erhielt die DAH im Jahr 2020 aus dem BMG-Etat Zuwendungen R* N LE für die Projekte „positive stimmen 2.0“ (ca. 143.000 €), „Qualitätsentwicklung in der Selbsthilfe von MSM, die psychoaktive Substanzen im sexuellen N ÜT A L Kontext konsumieren (quapsss)“ (ca. 80.000 €) sowie „Sexuelle IN ST N E Gesundheit und HIV/STI in trans* Communitys“ (ca. 42.000 €), EN Z E Mittel vom Auswärtigen Amt für die Projekte „Verbesserung TE N K der Lebenslagen migrierter LGBTQI“ (ca. 57.000 €) und ! U DA „Narcophobia – Building debate for drug policy reform“ R (ca. 57.000 €) sowie EU-Fördermittel für verschiedene IR Projekte. N W 11
Noch sind wir nicht am Ziel. Hilf mit deiner Spende ! Menschen im Alltag Noch immer erleben HIV-positive für Gleichberechtigung Diskriminierung. Setzen wir uns chen wir Menschen stark! und Respekt ein. Gemeinsam ma Impressum: Deutsche Aidshilfe e. V. | Dezember 2021 | Bestellnr.: 025047 | V.i.S.d.P.: Holger Wicht | Titelfoto: Fred Ferschke | Foto des Rücktitels: Johannes Berger | Layout: Carmen Janiesch | Druck: Königsdruck GmbH, Berlin Schon mit 50 € unterstützt du beispielsweise unser Projekt Spendenkonto #positivarbeiten für einen Berliner Sparkasse diskriminierungsfreien Umgang IBAN: DE27 1005 0000 0220 2202 20 im Arbeitsleben. aidshilfe.de/spenden
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