BlickKontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 1 2021 - www.cbmswiss.ch - Nr. 1 2021

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Magazin der Christoffel Blindenmission   Nr. 1 • 2021
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Liebe Leserin,                               Von Grund auf verändern
lieber Leser                                 Beharrlich trainierend glichen sie ihre körperliche, Seh- oder Hörbehinderung aus,
                                             und blieben dennoch abhängig. Bislang herrschende Benachteiligungen beseitigt
                       In der Schweiz        nun aber seit vielen Jahren die gemeindenahe inklusive Entwicklung.
                       wird seit
                       Jahresbeginn          Schon vor Jahrzehnten unterstützte         motiviert, ihr Kind mit Behinderung
                       fleissig gegen        die CBM Menschen mit Behinderungen         zur Schule zu schicken.
                       Covid-19              durch medizinisch-therapeutische und
                       geimpft.              heilpädagogische Förderung darin, ihre     Ob Dorf, Quartier oder Flüchtlingsla-
                       Erleichtert           Talente zu entfalten und selbstständig     ger – der ganze soziale Raum wird von
                       sehen wir, wie        im familiären Umfeld zu leben. Doch        der örtlichen Selbsthilfegruppe und
                       der Ausgang           die beruflich-soziale Teilhabe und Un-     der CBM überzeugt davon, Menschen
des Tunnels allmählich näherkommt.           abhängigkeit blieben ihnen vielfach        mit Behinderungen einzubeziehen.
Gesundheitspersonal, Firmen, ja wir          verwehrt. Geändert hat sich das erst       Von der Katastrophenvorsorge über
alle schöpfen Hoffnung und atmen             im gemeinsamen Vorgehen mit ihnen          den öffentlichen Verkehr, die Schulen,
langsam auf.                                 und ihren Familien.                        medizinische Einrichtungen, Berufsaus-

In den CBM-Einsatzländern hingegen
hat das Impfen noch kaum beginnen
können und Testkapazitäten sind
gering. Gleichzeitig sind dort die
mehrheitlich in Armut lebenden Fa-
milien, und unter ihnen insbesondere
die Menschen mit Behinderungen, in
grosser Not. Der Wegfall von drin-

                                                                                                                                  © 2O2O/12_pika foto O34 12 O42 72
gend benötigten Einkommen und
von Dienstleistungen wie der Ge-
sundheit haben die Armut vergrös-
sert und Verzweiflung gebracht.
                                              Jeannette lebt mit zerebraler Be-
                                              wegungsstörung und besucht die
Unsere Hilfe für diese Menschen
                                              CBM-geförderte inklusive Schule
haben Sie als Spenderin und Spen-
                                              Promhandicam in Yaoundé/Ka-
der ermöglicht. Obwohl wir in der
                                              merun. Dort lernt sie gemeinsam
Schweiz alle von Einschränkungen
                                              an der Seite von Kindern mit und
betroffen sind, haben Sie Solidarität
                                              ohne Behinderungen.
gezeigt. Damit haben Sie uns sehr er-
mutigt. Ich danke Ihnen von ganzem
Herzen.
                                             Dabei ermutigt und stärkt die CBM          bildungen, Behörden bis zu kulturellen
Dank Ihrer Unterstützung können              Menschen mit Behinderungen, ihre           Einrichtungen fallen nach und nach
wir Menschen mit Behinderungen               Kräfte in Selbsthilfegruppen und Selbst-   die Barrieren. Damit diese Dienste
wirksam beistehen. Unsere Partner            vertretungsorganisationen zu bündeln,      für alle erschwinglich, zugänglich,
der gemeindenahen inklusiven Ent-            ihre Rechte einzufordern und mitzube-      zweckmässig und von guter Qualität
wicklung leisten Überbrückungshil-           stimmen. Gemeinsam berufen sie sich        sind, werden die Behörden mit ihrer
fen, fördern den Lebenserwerb und            auf die UNO-Behindertenrechtskon-          Verantwortung in die Pflicht genom-
öffnen den Zugang zu notwendigen             vention sowie auf die Agenda 2030          men. Zugute kommen die Verbesse-
Diensten, so zu medizinischer Versor-        für nachhaltige Entwicklung mit ihrem      rungen auch alten, erkrankten oder
gung inklusive Schutzmaterial oder           Leitsatz «Niemanden zurücklassen».         verunfallten Personen sowie Familien
zu Schulausbildung. Ich bin voller                                                      mit Kleinkindern.
Hoffnung, dass Ihr Herz weiterhin            Die CBM unterstützt Menschen mit
für diese am meisten benachteiligten         Behinderungen darin, dass die Ent-         Menschen mit Behinderungen können
Mitmenschen schlägt. Dankbar, Ihr            wicklung vor Ort gemäss ihrem Motto        so umfassend am Leben teilhaben,
                                             geschieht: «Nichts über uns, ohne uns».    ihre Rechte ausüben, unabhängig
                                             Sie selbst machen ausserdem ersichtlich,   und selbstbestimmt leben sowie sich
                                             dass man auch mit Behinderung eine         einer guten Lebensqualität erfreuen.
Hansjörg Baltensperger                       gleichwertige und befähigte Person ist.    Das verbessert schliesslich das Wohler-
Geschäftsleiter CBM Schweiz                  Über ihre Selbsthilfegruppen zeigen        gehen und die Widerstandsfähigkeit
                                             sie auf, wo welche Barrieren bestehen      der ganzen Gesellschaft. Mit dieser
5 cbmswiss.ch/coronavirus                    und wie sie zu beseitigen sind. Gemein-    gemeindenahen inklusiven Entwick-
                                             sam mit ihnen ermutigt die CBM zum         lung hat die CBM erweitert, worin
                                             Beispiel Schulen, sich für Kinder mit      sie seit Jahrzehnten erfolgreich ist:
Titelbild: Ein gehörloser Teenager beweist   Behinderungen zu öffnen. Behörden          Kinder und Erwachsene zu fördern,
im Ausbildungszentrum Fofama auf Mada-       werden veranlasst, die Schulräume          damit Behinderungen überwunden
gaskar sein Geschick im Schreinern.          barrierefrei zu gestalten sowie Eltern     werden.

                                                                                                                             2
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Das ganze
Land im Blick

  «Mein Traum ist wahr geworden», freut sich Antoine Prisque, der von Kind an mit einer starken Gehbehinderung lebt. «Nun
  kann ich als Schreiner den Unterhalt meiner Familie bestreiten samt den Schulausgaben für unseren Jungen.» Entscheidend
  war das Sparprojekt der lokalen Selbsthilfegruppe.

 Seit genau 40 Jahren engagiert sich die CBM in Madagas-           Potenzial der Menschen mit Behinderungen. Rollenvor-
 kar. Um möglichst wirksam zu helfen, vernetzt sie ihre            bilder unter ihnen treten nach aussen und machen Mut
 einheimischen Projektpartner. Sie stimmen sich in einem           zur Inklusion.
 gemeinsamen Landesprogramm ab, um sich gegenseitig
 zu verstärken und ergänzen.                                       Durch Inklusion bewirkt die CBM
                                                                   •	eine starke Stimme der Menschen mit Behinderungen
 Auf Madagaskar investiert die CBM ihre Spenden in augen-             und ihre Selbstständigkeit
 medizinische und in gemeindenahe Dienste sowie Schul-             •	widerstandsfähige Dorfgemeinschaften
 und Berufsausbildung. Zudem fördert die CBM wie in                •	den Aufbau zugänglicher Gesundheitsdienste wie
 je­d em Einsatzland die Inklusion, also den Einbezug von             z. B. der augenmedizinischen Versorgung für alle
 Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen.              •	Nothilfe und Katastrophenvorsorge, die niemanden
 Um dafür die Zivilgesellschaft und die Behörden zu ge-               zurücklässt
 winnen, stärkt die CBM einheimische Selbstvertretungs-
 vereinigungen.                                                    Die CBM vernetzt dabei ihre Partner über ein Landespro-
                                                                   gramm. Gemeinsam mit Fachberaterinnen und -beratern
 Bis vor rund 15 Jahren hat die CBM vorwiegend Sonder-             werden zuerst die vorhandenen Dienste im Land, die Lage
 schulen ausgerüstet sowie die Betreuung von Menschen              der Menschen mit Behinderungen sowie die eigenen Mög-
 mit Behinderungen in ihrem Familienumfeld ermöglicht.             lichkeiten analysiert. Danach wird ermittelt, wodurch die
 Damit hat sie allerdings nur eine begrenzte Anzahl von            CBM-Partner die grösste Hebelwirkung entfalten können,
 ihnen zu einem würdigen, gleichberechtigten Leben hin-            und wo sie auf zusätzliche Mittel angewiesen sind. Ein
 führen können. Heute wirken die CBM und ihre Partner              Massnahmenplan und Budgets für drei Jahre werden erstellt
 gezielt darauf hin, dass Vorurteile fallen, öffentliche Dienste   sowie die fachliche Begleitung und Kontrolle festgelegt.
 sich für alle Menschen mit Behinderungen öffnen, und              Jährlich werden die Partnerprojekte überprüft und zuletzt
 diese an der Entwicklung von Dorf, Region und Land teil-          wird eine Schlussevaluation durchgeführt. Erkenntnisse
 haben. Zu diesem Zweck klären sie auf, führen öffentliche         werden laufend eingebaut und fliessen in den nächsten
 Aktionen durch und geben Kurse zu den Rechten und zum             Dreijahresplan ein.

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Madagaskar in Kürze

Fläche
587 041 km2 (14 x CH)

Einwohner
27,5 Mio.,18 Ethnien

Personen unter der Armutsgrenze
75 Prozent (CH: ca. 9 Prozent)

Ärzte
18 auf 100 000 Einwohner (Schweiz: 430)

Index der menschlichen Entwicklung
Rang 164 von 189 Ländern

                   Antsiranana
                                                                  © 2O2O/12_pika foto O34 12 O42 72

        Mahajanga

      MAD AGASC AR
                                              Toamasina
       Antananarivo
                                                                                                       «Durch das Sparprojekt unserer Selbsthilfegruppe muss ich
                                     Antsirabe                                                         keine Wucherzins-Kredite aufnehmen, um uns zu ernäh-
                                                                                                       ren», strahlt Jeannine Talata, die mit einer Sehbehinderung
                                                                                                       lebt. Die Witwe sorgt für zwei Enkelkinder.

   Toliara                                                                                            Ob bei schulischen, eingliedernden oder medizinischen
                                                                                                      Projekten, stets werden auch Vertretende der Behörden
                                                                                                      und der Zivilgesellschaft, wie zum Beispiel Elterngruppen,
                                                                                                      einbezogen. Die Programmverantwortliche der CBM Schweiz
                                                                                                      für Madagaskar Monique Frey betont: «Alle Beteiligten
                                                                                                      und die zuständigen Behörden sollen voll hinter dem je­
Schulbildung                                                                                          weiligen Projekt stehen und ihrer Verantwortung nach-
Ein Viertel der Erwachsenen kann nicht schreiben                                                      kommen.»
und lesen.
80 Prozent der Kinder mit Behinderungen ist der                                                       «Viele Kinder mit Behinderungen», weiss Monique Frey,
Schulbesuch verwehrt.                                                                                 «fristen noch immer ein einsames Leben. Sie werden stig-
                                                                                                      matisiert und daher oft zu Hause versteckt. Dies betrifft
Umweltprobleme                                                                                        nicht nur Kinder mit psychosozialen oder kognitiven Behin-
Übernutzung durch Holzschlag, Jagd und Fischfang,                                                     derungen, sondern auch etliche, welche die Schule ohne
Bodenerosion, Dürren und Wirbelstürme.                                                                Probleme meistern und später ihren Lebensunterhalt selbst
                                                                                                      verdienen würden.» Eltern schämen sich zum einen für die
Menschen mit Behinderungen                                                                            Behinderung ihres Kindes, zum anderen möchten sie es
10 Prozent der Menschen leben mit mindestens                                                          schützen und meinen, es könne sich nicht allein zurecht-
einer Behinderung. Von ihnen haben rund 830 000                                                       finden. Gleichzeitig betrachtet das Umfeld die Kinder mit
eine Sehbehinderung, 750 000 eine körperliche,                                                        Behinderungen als kaum lernfähig und minderwertig. Man
540 000 eine kognitive und etwa 480 000 eine Hörbe-                                                   hält sie für unproduktiv und lebenslang abhängig. Dadurch
hinderung.                                                                                            werden die Kinder selbst entmutigt und ihr Selbstvertrauen
                                                                                                      geschwächt. «Aufklärung und Rollenvorbilder durch Selbst-
                                                                                                      vertretungsgruppen verändern solche verhängnisvollen
                                                                                                      Fehlhaltungen», hält Monique Frey fest.
Quellen: Wir verwenden Daten aus nationalen und internationalen
Erhebungen sowie Analysen der CBM und anderer Entwicklungshil-
feorganisationen.                                                                                     Allen Menschen mit Behinderungen, so das Ziel der CBM für
                                                                                                      Madagaskar, soll zu ihrem Recht auf eine gleichberechtigte
                                                                                                      Teilhabe am Leben verholfen werden!

                                                                                                                                                                     4
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Ziele der CBM Schweiz in Madagaskar bis 2024
    Augenmedizin
                                                              den sind von über 60 Schulen mehr als 600 Lehrkräfte
    • 25 000 Kinder behandeln und augenoptisch                und Angestellte.
      betreuen
    • Über 600 Augenoperationen bei Kindern
                                                              Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen
    •	Einsätze in abgelegenen Gebieten und Aufklä-
                                                              • 40 Ortschaften inklusiv entwickeln
       rungskampagnen
                                                              •	2250 Personen Zugang zur Basis-Gesundheitsversor-
    • Fachkräfte ausrüsten und weiterbilden
                                                                 gung geben
                                                              •	Behandlungen, Therapien und Hilfsmittel für alle
    Schulausbildung                                              zugänglich machen
    •	Lehrkräfte und Angestellte weiterer 60 Schulen für     •	4500 Menschen in Katastrophenvorsorge und Um-
       inklusives Unterrichten weiterbilden und Lehrmate-        weltschutzprogramme einbinden
       rial bereitstellen
                                                              •	1000 Erwachsenen ihr Einkommen verbessern helfen
    •	1200 Kinder mit Behinderungen einschulen, mit
                                                              •	1650 Kinder und Jugendliche schulisch oder beruflich
       Hilfsmitteln wie Seh- oder Gehhilfen ausrüsten
                                                                 ausbilden
    •	Familien aufklären und Behinderungen früh
                                                              •	500 jungen Erwachsenen Stellen vermitteln, sie zum
       erkennen
                                                                 Führen von Kleinunternehmen ausbilden und unter-
    2018 bis 2020 sind mehr als 900 Kinder mit Behinde-          stützend begleiten
    rungen erfolgreich eingeschult und mit Hilfsmitteln
    ausgerüstet worden. Drei Lehrerseminare vermitteln
    seitdem inklusives Unterrichten. Weitergebildet wor-

    Neben konkreten Projektspenden können Sie sich auch für Landesprogramme engagieren und so ganzheitliche
    Hilfe ermöglichen.  5  cbmswiss.ch/schwerpunktlaender

      CBM-Nothilfe auf Sulawesi
    Mehr als 90 000 Menschen auf Sulawesi verloren
    ihr Obdach, nachdem die indonesische Insel Mitte
    Januar von einem schweren Erdbeben erschüttert
    wurde. Die CBM leistet Nothilfe.

    Die CBM hilft über ihren bewährten indonesischen
    Nothilfe-Partner Yakkum, einem Klinikverbund. Dessen
    mobile Klinik hat medizinische Hilfe geleistet, wodurch
    mehr als 750 Personen Physio- und Ergotherapie erhal-
    ten haben. Gleichzeitig unterstützt die CBM Familien
    von Menschen mit Behinderungen und andere ge-
    fährdete Personen: Nachdem die CBM sie mit Zelten
    und Decken versorgt hat, sichert sie für drei Monate
    mehr als 1700 Haushalten das Überleben mittels Cash
    Transfers. Dabei erhalten die Familien monatlich einen
    Betrag, womit sie das besorgen können, was sie am
    dringendsten benötigen. Dadurch wird gleichzeitig         Das Erdbebengebiet West-Sulawesi hat hohe Corona-
    die lokale Wirtschaft gestärkt.                           Ansteckungsraten aufgewiesen. Die mobile Klinik des
                                                              CBM-Partners Yakkum arbeitet daher unter strengen
    Ferner hat sie über die einheimische Selbstvertretungs-   Schutzmassnahmen.
    vereinigung Gema Diffable Behörden und weitere
    Akteure sensibilisiert, damit sie Menschen mit Behin-
    derungen in ihre Nothilfe gezielt einbeziehen.

    5 cbmswiss.ch/erdbeben-sulawesi
                                                              Die Nothilfe der CBM Schweiz wird von der Schwei-
    Mit 80 Franken ermöglichen Sie einer Familie, sich für    zer Glückskette zu fast achtzig Prozent finanziert.
    eine Woche mit dem Nötigsten zu versorgen. Jede           Somit verfünffacht die Glückskette jeden Nothilfe-
    Spende zählt. Herzlichen Dank!                            Franken der CBM-Spenderinnen und -Spender!

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BlickKontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 1 2021 - www.cbmswiss.ch - Nr. 1 2021
Wie wirksam helfen wir?
Alle Spenden sollen möglichst wirksam helfen. Wie überprüft das die CBM, und wie setzt sie die erhaltenen Erkenntnisse
um? Die Antworten gibt Mark Schmid, Leiter Internationale Programme der CBM Schweiz.

Was muss ein Länderprogramm er-            Wonach werden die lokalen Partner         gute Erfahrungen aus einem Projekt
füllen?                                    ausgewählt?                               wirksam weitertragen können, braucht
Es soll wirkungsvoll unsere Stärken        Danach, was sie für die Umsetzung des     es gestärkte Netzwerke mit vertrauens-
und Erfahrungen als CBM, also unseren      Programms erbringen können. Zuerst        voller Zusammenarbeit. Und überdies
                                                                                     müssen die sich engagierenden Familien
                                                                                     zuerst den eigenen prekären Alltag
                                                                                     bestreiten, bevor sie sich zusammen
                                                                                     mit anderen für Verbesserungen in der
                                                                                     Inklusion einsetzen können. Ermutigend
                                                                                     ist, dass wir durch den Einbezug der
                                                                                     einheimischen Partner in die Landespla-
                                                                                     nungen das gemeinsame Engagement
                                                                                     stärken. Gerade letzthin an einem vir-
                                                                                     tuellen Partnertreffen in Laos habe ich
                                                                                     auch die stellvertretende Leiterin des
                                                                                     nationalen Augengesundheitszentrums
                                                                                     kennengelernt. In der Zusammenarbeit
                                                                                     mit der CBM kann sie ihr Herzblut und
                                                                                     ihre besten Qualitäten einbringen sowie
                                                                                     Schritte realisieren, die in der staatlichen
                                                                                     Behörde allein kaum möglich wären.

                                                                                     Was hat die CBM in Madagaskar bisher
                                                                                     erreicht?
                                                                                     Die Augengesundheitsversorgung für
                                                                                     Kinder ist verbessert und erreicht sie
                                                                                     auch in abgelegenen Gebieten. Ein Netz
                                                                                     gemeindenaher Dienste für Menschen
                                                                                     mit Behinderungen dehnt sich auf drei
                                                                                     Regionen aus. Darin enthalten sind
                                                                                     erfolgreiche Inklusionsprogramme für
                                                                                     Kinder und Jugendliche mit Behinde-
 Stolz auf die eigene Leistung! Gehörlose junge Erwachsene beweisen im Ausbil-       rungen an Schulen und Lehrbetrieben,
 dungszentrum Fofama auf Madagaskar ihre Talente.                                    dies in Zusammenarbeit mit dem Schul-
                                                                                     verbund der reformierten Kirche und
Mehrwert zum Tragen bringen. Unser         klären wir ab, was mögliche Partner       Berufsbildungsinstitutionen. Zudem ist
Potenzial liegt darin, die Perspekti-      sind, und prüfen diese, bevor wir uns     die Inklusion von Menschen mit Behin-
ven für Menschen mit Behinderungen         binden. Wenn wir uns in unseren Vor-      derungen in der Öffentlichkeit präsen-
in enger Zusammenarbeit mit ihren          stellungen, Werten und professionellen    ter geworden, da unser Partner Tomady
Selbstvertretungsorganisationen zu         Standards nahe sind, starten wir mit      Towards Mainstreaming Disability – eine
verbessern. Dies geschieht durch ein       der gemeinsamen Planung.                  Plattform der Behindertenorganisatio-
ergänzendes Zusammenspiel: Zum                                                       nen – sich in parlamentarischen Bera-
einen der Verbesserung lebensnot-          Wie wird die Wirkung gemessen?            tungen und mittels Kampagnen stärker
wendiger Dienste wie der Gesundheit        Möglichst durch externe unabhän-          hat einbringen können. So macht auch
unter Einbezug der Selbstvertretungs-      gige Fachpersonen, unter anderem          Madagaskars Beispiel deutlich, wie die
organisationen, die Barrierefreiheit       von Selbstvertretungsorganisationen,      einzelnen Schritte sich ergänzen und
erwirken. Zum anderen nehmen wir           lassen wir regelmässig prüfen, wie weit   gegenseitig verstärken. Was schliess-
an ihrer Seite auf alle Akteure der        wir die Ziele des Landesprogramms         lich das Ziel jeder Landesplanung ist:
landesweiten Entwicklung Einfluss,         und der Projekte erreicht haben. Dabei    die einzelnen Elemente miteinander
damit Menschen mit Behinderungen           helfen uns besonders auch die aufge-      zu koppeln, damit Eins plus Eins zu
nicht zurückgelassen werden. Im Lan-       deckten Lücken, das weitere Vorgehen      Drei wird!
desprogramm legen wir fest, worauf         aufbauend zu gestalten.
wir uns angesichts der Bedürfnisse im
Land sowie unserer Stärken und Mittel      Was ist schwierig, was ermutigt?
konzentrieren, und was wir erreichen       Ressourcen sind allseits begrenzt. Für
wollen. Zum Beispiel in einer Landes-      das Machbare müssen viele Schritte
region sicherzustellen, dass Personen      möglichst gut zusammenspielen. So
mit psychischen Erkrankungen oder          benötigen Fachkräfte verlässlich und                            Mark Schmid,
mit Augenproblemen erfasst und die         abgestimmt vorgehende Behörden, um                              Leiter Internationale
richtige Behandlung erhalten.              ihr Potenzial auszuschöpfen. Damit wir                          Programme

                                                                                                                               6
BlickKontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 1 2021 - www.cbmswiss.ch - Nr. 1 2021
Feiern und Sehkraft                        Unterstützen Sie Kinder mit Behinderungen
schenken
                                           Mit einer Kinderpatenschaft können Sie nachhaltig einen Unterschied machen.
                                           Zum Beispiel für Kinder mit körperlicher Behinderung in Madagaskar.
Mehrere Jubilarinnen und Jubilare ha-
ben letztes Jahr Spenden an die CBM
empfohlen.

«Ich habe ja alles und brauche keine
Geschenke», sagen die Feiernden häu-
fig. «Da stelle ich lieber ein Kässeli
auf, um Menschen das Augenlicht
zu bringen.» Eine Person hat gar zur
Feier ihres 80. Geburtstages ihre Lieben
während Monaten gestaffelt zu sich
eingeladen, somit jeweils im kleinen
Rahmen gefeiert und Sehkraft ge-
schenkt. Herzlichen Dank.

Gestärkt durch
Gebärden
Im Austausch mit Spendenden und
Projektpartnern haben bislang Fran-
zösisch, Englisch, Italienisch und Spa-
nisch im Vordergrund gestanden. Frisch
angeeignet hat sich die CBM Schweiz
Basiskenntnisse der Deutschschweizer
Gebärdensprache.

Seit Februar verstärkt ein gehörloser
Mitarbeiter unser Team. Zuvor hat sich
das CBM-Team Basiskenntnisse der
Deutschschweizer Gebärdensprache
über den Online-Kurs vom Schweize-

                                                                                                                              © CBM/Polazzo
rischen Gehörlosenbund angeeignet.
Auch in der Zusammenarbeit mit ge-
hörlosen Personen aus den Einsatzlän-
dern ist der Kurs indirekt von Nutzen.
Er sei, so Stimmen aus dem Team, le-        Kezia hatte sich als Kleinkind den Fuss verbrannt. Die entstandenen Verwachsun-
bensnah, begeisternd, gut aufgebaut,        gen wurden operiert. Nun trainiert sie mit Stöcken das Gehen.
herausfordernd, sympathisch und man
tauche in eine neue Welt ein.              Ihre Patenschaft ermöglicht Abklärungen in Gemeinden und Schulen, das Auffin-

5 signwise.ch                              den der Kinder und ihre Überweisung an das Therapiezentrum in Toamasina im
                                           Osten Madagaskars. Die Kinder und ihre Familien werden von lokalen Helfenden
                                           zu Hause unterstützt. Das Projekt übernimmt die Kosten von Fahrten, Therapien
                                           und orthopädischen Hilfsmitteln.

    Auf dem Laufenden bleiben              Ziel ist, dass die Kinder uneingeschränkt und gleichberechtigt am Leben in
                                           ihrem Dorf teilnehmen können. Um das zu erreichen, sind von der Planung bis
    Wenn Sie regelmässig Informatio-       zur Evaluation am gesamten Projekt Selbstvertretungsgruppen von Menschen
    nen über unsere Arbeit erhalten,       mit Behinderungen beteiligt.
    Geschichten aus den CBM-Projek-
    ten lesen und über die internati-                                       Für Kinder mit körperlichen Behinderungen
    onale Zusammenarbeit auf dem                                            fehlen in Madagaskar weitestgehend hochwer-
    Laufenden bleiben wollen, dann                                          tige orthopädische Dienste. Schenken Sie ihnen
    abonnieren Sie uns auch virtuell:                                       neue Lebensperspektiven und unterstützen Sie
                                                                            unsere Arbeit mit Ihrer regelmässigen Spende.
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    f facebook.com/CbmSchweiz                                               schaften unter:
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                                                                            patenschaft@cbmswiss.ch
                                                                            cbmswiss.ch/kinderpatenschaft

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Ich will
                                                                                                         Pilotin
                                                                                                         werden!

                                                                                                                                                  © CBM/argum/Einberger
Cathleen weint wütend. Schon wieder             schehen.» Schluchzend fügt sie hinzu:       Wieder daheim, betrachtet Cathleen al-
wird sie von ihrer Mutter zurückgehal-          «Meine Seele ist wie vernarbt wegen         les fasziniert, besonders das Gesicht ih-
ten, als sie zum Spielen nach draus-            all dieser Schrecken.»                      rer Mutter und die Spielsachen. «Ich bin
sen will. Aus Angst, ihr könne etwas                                                        überglücklich», strahlt Frimina Mselle.
zustossen. Seit einem Jahr sieht die            Als Nachbarn erzählen, in der nahe          Als die beiden mit Tier-Fingerpuppen
3-Jährige immer weniger.                        gelegenen Stadt Moshi würden Kin-           spielen, fragt Cathleen plötzlich: «Wo
                                                der von in Armut lebenden Familien          sind denn die Beine des Elefanten?»
«Immerzu stösst sich meine Tochter              kostenlos behandelt, schöpft Frimina        Mutter Frimina lacht. Ihre Tochter stellt
irgendwo oder stürzt», berichtet Fri-           Mselle Hoffnung. Sogleich begibt sie        nun viel mehr Fragen. «Auf der Fahrt
mina Mselle. «Fällt etwas herunter,             sich mit ihrer Tochter ins CBM-geför-       nach Hause hat sie ein Flugzeug gesich-
findet sie es nicht mehr. Und weil sie          derte Kilimanjaro Christian Medical         tet und gefragt, was das sei. Seitdem
das Sonnenlicht stark blendet, hält sie         Center. Im Wartsaal vor dem Untersu-        will sie Pilotin werden!»
sich draussen stets die Hände vor die           chungszimmer setzt sich Cathleen auf
Augen.» Die 21-jährige alleinstehende           ein Plastikauto und fährt herum. Als
Mutter hat ihre Stelle als Reinigungs-          die Mutter sie einmal ruft, steigt sie
kraft verloren, weil sie dauernd nach           orientierungslos über die Bänke. Ihre
Cathleen sehen muss. Die beiden teilen          Augen können die Mutter nicht von
sich ein Bett in einer kleinen Hütte            den anderen Personen unterscheiden.
mit fünf entfernten Verwandten im
Armenviertel von Arusha im Norden               Nachdem bei Cathleen ein beidseitiger
von Tansania.                                   Grauer Star festgestellt worden ist, wer-
                                                den ihr neue, künstliche Augenlinsen
Trotz starker Sehbehinderung wagt               implantiert. Beim Sehtest am Tag nach
sich Cathleen hinaus auf die Gasse des          der Operation sieht Cathleen bereits        Möchten Sie regelmässig Sehkraft
Armenviertels, um mit den anderen               gut. «Das Sehvermögen wird sich in den      schenken? Werden Sie Augenlichtpa-
Kindern zu spielen. «Dann aber bin              nächsten Wochen weiter verbessern»,         tin oder -pate.
ich in grosser Angst», seufzt die Mut-          weiss Augenarzt Dr. Godfrey Furahini.
ter. «Höre ich Cathleen weinen, denke           «Gut möglich, dass es hundert Prozent       5 cbmswiss.ch/augenlicht-
ich sofort, ein schwerer Unfall sei ge-         erreicht.»                                        patenschaft

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