Corona-Pandemie verursacht Konjunktureinbruch in der Südwestindustrie im Jahr 2020 - Statistisches ...

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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021   Wirtschaft,
                                                                                                             Arbeitsmarkt

Corona-Pandemie verursacht Konjunkturein-
bruch in der Südwestindustrie im Jahr 2020

Matthias Kuhn

Das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Würt­         Die Analyse der konjunkturellen Entwicklung
temberg erlebte im Jahr 2020 eine der            erfolgt in der Regel anhand von verschiede-
stärksten Rezessionen der jüngeren Ge­           nen Indikatoren, die wichtige Kennzahlen des
schichte. Mit Beginn der Maßnahmen zur           Wirtschaftsgeschehens abbilden und die mit-
Eindämmung des Coronavirus im März 2020          hilfe von Mustern und Regelmäßigkeiten wirt-
änderte sich schlagartig und grundlegend         schaftlicher Prozesse eine Interpretation der
die Ausgangs­ lage für die Südwestindustrie      gesamtwirtschaftlichen Lage ermöglichen.
und eine Rückkehr zur Normalität ist für         Dabei unterscheiden sich die verwendeten
viele Industrie­betriebe weiterhin nicht in      Kennzahlen unter anderem durch einen unter-
                                                                                                             Matthias Kuhn ist Referent
Sicht. Die Nachfrage nach baden-württem­         schiedlichen Zeithorizont hinsichtlich ihrer                im Referat „Verarbeitendes
                                                                                                             Gewerbe“ des Statistischen
bergischen Industrieprodukten brach zu Be-       Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Ent­                Landesamtes Baden-Würt­
ginn des Jahres 2020 massiv ein, im weiteren     wicklung. Frühindikatoren, wie der ifo Ge­                  temberg.
Jahresverlauf zeigten die Auftragseingänge       schäftsklimaindex oder der Auftragseingangs-
im Verarbeitenden Gewerbe jedoch deutliche       index im Verarbeitenden Gewerbe, laufen der
Erholungstendenzen. Auch die Produktions­        wirtschaftlichen Entwicklung voraus und wei-
tätigkeit der Südwestindustrie verzeichnete      sen auf mögliche Trendänderungen hin. Prä-
zwischen März und Mai des Jahres 2020 er-        sensindikatoren, wie das Bruttoinlandspro-
hebliche Störun­ gen, stabilisierte sich gegen   dukt oder der Produktionsindex im Verarbei-
Jahresende allerdings wieder etwas. Die          tenden Gewerbe, bilden die gegenwärtige ge-
Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes in           samtwirtschaftliche Lage ab. Spätindikatoren,
Baden-Württemberg brachen ebenfalls dra-         wie die Arbeitslosenquote oder die Beschäfti-
matisch ein und lagen im Jahr 2020 deutlich      gung im Verarbeitenden Gewerbe, folgen der
unter dem Vorjahr. Die katastrophale ge­         wirtschaftlichen Entwicklung nach und dienen
samtwirtschaftliche Entwicklung beeinflusste     der Bestätigung der von Frühindikatoren
auch zusehends den Arbeitsmarkt der Süd-         prognostizierten oder durch Präsensindikato-
westindustrie und so fand das seit dem Jahr      ren nachgewiesenen Trends.4 Für die Süd­
2011 andauernde Beschäftigungswachstum im        westindustrie (i-Punkt) eigenen sich insbe-
Verarbeitenden Gewerbe zum Jahresbeginn          sondere die Volumenindizes des Verarbeiten­
2020 sein Ende.                                  den Gewerbes für Baden-Württemberg zur
                                                 Konjunkturanalyse.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie    Nachfrage nach Industrieprodukten
zeigte sich insbesondere im 1. Halbjahr 2020     bricht massiv ein                                           1 Gemeinschaftsdiagnose
                                                                                                               Herbst 2020: Erholung
stark beeinflusst durch das Corona-Infektions-                                                                 verliert an Fahrt – Wirt-
geschehen. Öffentliche und private Maßnah-       Die Nachfrage nach Industrieprodukten in Ba-                  schaft und Politik weiter
                                                                                                               im Zeichen der Pande-
men zum Infektionsschutz im In- und Aus-         den-Württemberg erlebte im Jahr 2020 einen                    mie, S. 46–47.
land, Lieferprobleme bei grenzüberschreiten-     Einbruch historischen Ausmaßes. Nachdem
                                                                                                             2 Ifo Institut 2020: ifo
den Geschäften sowie Störungen entlang der       die Aufträge in der Südwestindustrie preis­                   Geschäftsklimaindex
                                                                                                               stürzt auf historisches
globalen Wertschöpfungsketten sorgten für        bereinigt im Vergleich zum Vorjahresmonat                     Tief (April 2020), in: ifo
einen Einbruch von Nachfrage, Produktion         im Februar 2020 mit einem Zuwachs von 1,9 %                   Geschäftsklima Deutsch-
                                                                                                               land.
und Absatz in der Industrie.1 So sank der        erstmal seit Oktober 2018 wieder im Plus la-
ifo Geschäftsklimaindex im April 2020 auf        gen, sank der Auftragseingangsindex im Ver-                 3 Statistisches Bundesamt
                                                                                                               2021: Statistik Dossier:
seinen niedrigsten jemals gemessenen Wert        arbeitenden Gewerbe im April (– 43,8 %) und                   Daten zur COVID-19-
                                                                                                               Pandemie, Bruttoin-
und auch die Einschätzungen der Industrie-       Mai (– 35,8 %) infolge der Maßnahmen zur                      landsprodukt (BIP),
firmen zur aktuellen Geschäftslage und den       Eindämmung der Corona-Pandemie erd­                           Ausgabe 01/2021, S. 27.
Geschäftserwartungen brachen dramatisch          rutschartig in die Tiefe. Im weiteren Jahres­               4 Eurostat 2021: https://
ein.2 Für das gesamte Jahr 2020 verzeich-        verlauf 2020 erholte sich die Auftragslage der                ec.europa.eu/eurostat/
                                                                                                               statistics-explained/
nete das Bruttoinlandsprodukt für Deutsch-       Industriebetriebe Baden-Württembergs zu­                      index.php?title=
                                                                                                               Glossary:Lagging_
land einen preisbereinigten Rückgang zum         sehends und so legte der Auftragseingangs-                    indicator/de
Vorjahr um 5 %.3                                 index mit einem preisbereinigten Zuwachs                      (Abruf: 08.03.2021).

                                                                                                              15
Wirtschaft,   Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021
Arbeitsmarkt

                         Der Begriff Verarbeitendes Gewerbe         und in der Gewinnung von Steinen und Erden“
                         umfasst in diesem Beitrag die Gruppe       und „Monatliche Produktionserhebung im
                         der Betriebe der Wirtschaftszweige in      Verarbeitenden Gewerbe und in der Gewin-
                   den Abschnitten „B: Bergbau und Gewinnung        nung von Steinen und Erden“. Meldepflich­
                   von Steinen und Erden“ und „C: Verarbei-         tig sind alle Betriebe des Erhebungsbereichs
                   tendes Gewerbe“ der Klassifikation der           mit 50 und mehr Beschäftigten. Für Zwecke
                   Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).       der kurzfristigen (unterjährigen) Konjunktur-
                   Die in der WZ 2008 aufgeführten wirtschaft-      analyse stellt der sogenannte Berichtskreis
                   lichen Tätigkeiten sind durch das „Güterver-     50+ aussagekräftige Ergebnisse auf Landes-
                   zeichnis für Produktionsstatistiken, Ausgabe     ebene bereit. Einschränkungen im Repräsen-
                   2019 (GP 2019)“ definiert. Der Begriff deckt     tationsgrad treten vor allem in vorwiegend
                   somit den gesamten Erhebungsbereich der          kleinbetrieblich strukturierten Wirtschafts-
                   traditionellen „Industriestatistik“ ab, wes-     zweigen auf. Als Datengrundlage für Analy-
                   halb die Begriffe „Verarbeitendes Gewerbe“       sen zur sektoralen und regionalen Wirtschafts-
                   sowie „Industrie“ synonym verwendet wer-         struktur eignet sich der Berichtskreis 50+
                   den. Betriebe des verarbeitenden Handwerks       nur eingeschränkt. Für das Berichtsjahr 2020
                   zählen ebenfalls zum Verarbeitenden Gewerbe.     waren in Baden-Württemberg insgesamt
                                                                    4 561 Betriebe meldepflichtig.
                   Die Begriffe Produktion, Auftragseingang,
                   und Umsatz beziehen sich in diesem Beitrag
                                                                    Die Ergebnisdarstellung erfolgt nach dem
                   auf die jeweiligen Indizes im Verarbeitenden
                                                                    Betriebskonzept. Der Begriff Betrieb bezeich-
                   Gewerbe.
                                                                    net hier eine an einem Standort gelegene
                   Die Datengrundlage in diesem Beitrag bilden      Rechtliche Einheit oder Teil einer Rechtlichen
                   insbesondere die Ergebnisse der nach dem         Einheit, wenn an diesem Ort oder von die-
                   Gesetz über die Statistik im Produzierenden      sem Ort aus Wirtschaftstätigkeiten ausgeübt
                   Gewerbe (ProdGewStatG) durchgeführten            werden, für die in der Regel eine oder meh-
                   Erhebungen „Monatsbericht für Betriebe im        rere Personen im Auftrag derselben Rechtli-
                   Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau          chen Einheit arbeiten.

                im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,1 %        ten im „Maschinenbau“ signifikant (– 6,7 %).
                im 3. Quartal und 15 % im 4. Quartal einen be-      Deutliche Aufholeffekte im 4. Quartal wiesen
                achtlichen Schlussspurt hin (Tabelle). Die Auf-     auf eine Stabilisierung der Auftragslage im
                träge kamen dabei preisbereinigt mit einem          „Maschinenbau“ hin, allerdings fiel preisbe­
                Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum          reinigt die Jahresbilanz 2020 mit einem Minus
                von 4,1 % im 3. Quartal und 19,6 % im 4. Quar-      von 8,5 % im Vergleich zum Vorjahr trotzdem
                tal insbesondere aus dem Ausland. Insgesamt         sehr negativ aus. Die „Herstellung von Daten-
                verzeichnete die Südwestindustrie im Jahr           verarbeitungsgeräten, elektronischen und op-
                2020 preisbereinigt dennoch einen Rückgang          tischen Erzeugnissen“ hingegen verzeichnete
                der Aufträge von 3,5 % im Vergleich zum Vor-        lediglich im Mai 2020 einen Rückgang der
                jahr.                                               Aufträge und konnte im Jahresverlauf 2020
                                                                    preisbereinigt einen Zuwachs von 22,9 % im
                Die Auftragslage der einzelnen Wirtschafts-         Vergleich zum Vorjahr verbuchen. Ebenso
                zweige entwickelte sich im Jahr 2020 sehr           stieg die Nachfrage nach Industrieprodukten in
                verschieden. Die „Herstellung von Kraftwa-          der „Herstellung von pharmazeutischen Er-
                gen und Kraftwagenteilen“ verbuchte im              zeugnissen“ preisbereinigt um 7,8 % im Vor-
                2. Quartal 2020 preisbereinigt zum Vorjahres-       jahresvergleich an.
                zeitraum einen massiven Einbruch der Auf-
                träge in Höhe von 39,7 %, jedoch stabilisierte
                sich die Auftragslage im 3. und insbesondere        Industrieproduktion im Lockdown
                im 4. Quartal mit Zuwächsen von 10 % bzw.
                21,9 % wieder, sodass die Aufträge der              Die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung
                Branche im Jahr 2020 lediglich um 3,3 % im          der Corona-Pandemie im März und April 2020
                Vorjahresvergleich zurückgingen. Auch der           verursachten eine tiefgreifende Störung der
                „Maschinenbau“ verzeichnete im 2. Quartal           Produktionstätigkeit der Südwestindustrie und
                2020 preisbereinigt im Vergleich zum Vorjah-        wirkten sich damit auf den Produktionsindex
                reszeitraum einen sehr starken Einbruch der         im Verarbeitenden Gewerbe aus. So verbuchte
                Aufträge um 25,9 % und ebenso sank im               die Industrieproduktion der baden-württem­
                3. Quartal die Nachfrage nach Industrieproduk­      bergischen Betriebe preisbereinigt im Jahr

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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021                   Wirtschaft,
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2020 ein Minus von 9,4 % im Vergleich zum                                   reszeitraum. Nach deutlichen Aufholeffekten
Vorjahr.5 Mit Beginn der Maßnahmen zur                                      im 4. Quartal verzeichnete die „Herstellung
Eindämmung der Pandemie im März 2020                                        von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ im ge-
drosselte ein Großteil der Industriebetriebe in                             samten Jahr 2020 preisbereinigt einen Rück-
Baden-Württemberg seine Produktion und                                      gang der Produktionstätigkeit von 14,5 % zum
stellte diese im April und Mai 2020 sogar teil-                             Vorjahreszeitraum. Auch der „Maschinen-
weise ein. Infolgedessen sank der Produk­                                   bau“ litt im Jahr 2020 unter starken Störun-
tionsindex im Verarbeitenden Gewerbe preis-                                 gen der Produktionstätigkeit, so verzeichnete
bereinigt im Vergleich zum Vorjahresmonat                                   die Branche im 2. Quartal 2020 preisbereinigt
im April 2020 um 35,7 % und im Mai 2020 um                                  im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen
29,6 %. In den Folgemonaten erholte sich die                                sehr starken Einbruch der Produktion von
Industrieproduktion wieder etwas, lag aber                                  23,8 %. Insgesamt stand für den „Maschinen-
dennoch im 3. Quartal 2020 preis- und ar­                                   bau“ im Jahr 2020 preisbereinigt ein Rück-
beitstäglich 10,4 % unter dem Wert des Vor­                                 gang um 14,8 % im Vergleich zum Vorjahr zu
jahreszeitraums. Im 4. Quartal 2020 zeigte                                  Buche. Die „Herstellung von Datenverarbei-
die Produktion der Südwestindustrie trotz                                   tungsgeräten, elektronischen und optischen
des erhöhten Infektionsgeschehens und                                       Erzeugnissen“ hingegen verzeichnete im
der damit verbundenen Einschränkungen                                       2. Quartal 2020 preisbereinigt im Vergleich
weitere Erholungstendenzen und verbuchte                                    zum Vorjahreszeitraum lediglich einen Rück-
preisbereinigt einen Zuwachs von 2,7 % im                                   gang der Produktionstätigkeit um 4,8 % und
Vergleich zum Vorjahreszeitraum.                                            konnte im gesamten Jahr 2020 einen Zuwachs
                                                                            von 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr verbuchen.
Dabei wurde deutlich, dass die Auswirkun-                                   Ebenso stieg in der „Herstellung von pharma-
gen der Corona-Pandemie die Produktions­                                    zeutischen Erzeugnissen“ die Produktion preis-
tätigkeit der einzelnen Branchen im Jahr 2020                               bereinigt um 4,7 % im Vorjahresvergleich an.
sehr unterschiedlich trafen. Der Wirtschafts-
zweig „Herstellung von Kraftwagen und Kraft-
wagenteilen“ verbuchte preisbereinigt im                                    Industrieumsätze sinken deutlich                                                  5 Weiterführende Infor-
Vergleich zum Vorjahresmonat ein historisches                                                                                                                   mationen, Daten und
                                                                                                                                                                Grafiken zur Südwestin-
Minus im April (– 80,5 %) und Mai (– 47,5 %)                                Entsprechend der stark negativen Entwick-                                           dustrie finden Sie unter:
                                                                                                                                                                https://www.statistik-
und auch im 3. Quartal sank die Produktions­                                lung der Nachfrage und Produktion von In­                                           bw.de/Industrie/
tätigkeit um 13,2 % im Vergleich zum Vorjah-                                dustrieprodukten in Baden-Württemberg im                                            (Abruf: 08.03.2021).

           Auftragseingangs- und Umsatzindex (preisbereinigt) für das Verarbeitende Gewerbe
  T
           in Baden-Württemberg im Jahr 2020*)

                                                                                 Auftragseingangsindex1)                                                Umsatzindex

  WZ            Ausgewählte Wirtschaftszweige                                             davon … Quartal                                                  davon … Quartal
 2008              (H. v. = Herstellung von)                      2020                                                           2020
                                                                                 1.           2.           3.          4.                        1.           2.          3.          4.

                                                                                                   Veränderung in % gegenüber Vorjahreszeitraum

 B+C      Verarbeitendes Gewerbe                                  –   3,5    –    3,1     –   26,8     +    2,1    +   15,0     – 9,2        –    5,9     –   25,8    – 8,7       +    3,4
           Inland                                                 –   5,5    –    9,1     –   17,9     –    1,1    +    7,3     – 8,0        –    7,2     –   21,3    – 6,9       +    3,3
           Ausland                                                –   2,3    +    0,7     –   32,0     +    4,1    +   19,6     – 10,2       –    5,0     –   29,3    – 10,1      +    3,4
             Eurozone                                             –   5,2    –    2,5     –   31,1     –    1,1    +   14,0     – 12,4       –    8,9     –   28,0    – 10,0      –    2,5
             Nicht-Eurozone                                       –   1,0    +    2,2     –   32,5     +    6,5    +   22,1     – 9,1        –    3,0     –   30,0    – 10,1      +    6,5

  17      H. v. Papier, Pappe und Waren daraus                    – 3,2      +    3,5     –    9,9     – 8,7       +    1,7     –   4,3      – 0,6        – 10,1      –    6,4     – 0,3
  20      H. v. chemischen Erzeugnissen                          + 3,0       + 10,4       – 16,4       + 2,4       + 16,3      +    1,9      + 7,2        – 13,2      –    0,1    + 14,2
  21      H. v. pharmazeutischen Erzeugnissen                    + 7,8       + 13,2       +    1,5     + 12,6      +    4,5    +    4,3      + 12,5       +    0,4    +    3,9    + 1,0
  24      Metallerzeugung und -bearbeitung                        – 13,0     – 15,6       – 28,1       – 8,7       +    2,5     – 16,2       – 15,2       – 28,4      – 15,0       – 4,8
  25      H. v. Metallerzeugnissen                                – 8,4      – 10,3       – 31,7       – 0,2       + 11,3       – 12,2       – 8,5        – 30,7      – 11,6      + 3,1
  26      H. v. Datenverarbeitungsgeräten, elektro-
          nischen und optischen Erzeugnissen                     + 22,9      + 19,5       + 28,6       + 11,7      + 31,8      +    2,4      + 5,3        –    4,6    +    1,2    + 7,2
  27      H. v. elektrischen Ausrüstungen                         – 4,7      –    3,0     – 22,0       – 2,2       +    8,9     –   8,1      – 7,7        – 18,7      –    9,1    + 3,9
  28      Maschinenbau                                            – 8,5      – 11,2       – 25,9       – 6,7       + 10,3       – 14,9       – 9,7        – 24,4      – 16,2       – 9,8
  29      H. v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen                   – 3,3      –    1,4     – 39,7       + 10,0      + 21,9       – 12,7       – 9,3        – 43,0      – 10,4      + 12,8

 *) Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) mit mindestens 50 tätigen Personen. Die Auftragseingänge und Umsätze
 werden nach fachlichen Betriebsteilen und grundsätzlich in der Gliederung der „Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)“ erfasst. Zur Berechnung des Volumenindex
 erfolgt die Deflationierung mit den Erzeugerpreisindizes (Inland) bzw. den Ausfuhrpreisindizes (Ausland). Der Preisbereinigung liegen die jeweiligen Preisindizes in der neuesten Fassung
 des Statistischen Bundesamtes mit Basisjahr 2015 = 100 zugrunde. – 1) Auftragseingänge werden nur in ausgewählten Wirtschaftszweigen erhoben.
 Datenquelle: Monatsbericht für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden.

                                                                                                                                                               17
Wirtschaft,         Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021
       Arbeitsmarkt

                             Jahr 2020, brachen auch die Umsätze der Süd-        Industrieprodukten bei den baden-württem­
                             westindustrie ein und schickten den Umsatz­         bergischen Betrieben des Verarbeitenden
                             index im Verarbeitenden Gewerbe auf Tal-            Gewerbes im April und Mai 2020 befand
                             fahrt. So verzeichneten die baden-württem­          sich die Südwestindustrie zum Jahresende
                             bergischen Industriebetriebe im Jahr 2020           wieder auf einem Erholungspfad (Schaubild 1).
                             preisbereinigt insgesamt ein Umsatzminus            Hinsichtlich der Analyse der zentralen Kon-
                             von 9,2 % im Vorjahresvergleich. Während            junkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe
                             der Umsatz der Südwestindustrie (Tabelle) im        Baden-Württembergs liegt der Fokus in der
                             1. Quartal 2020 preisbereinigt im Vergleich         Konjunkturbeobachtung insbesondere auf der
                             zum Vorjahresquartal bereits um 5,9 % zu­           preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten
                             rückging, brach der Umsatzindex infolge der         Zeitreihe, die einen störungsfreieren Eindruck
                             Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-                der konjunkturellen Tendenzen ermöglicht,
                             Pandemie im April und Mai 2020 um 40 % bzw.         sowie auf der Trend-Konjunktur-Komponente,
                             30,7 % extrem ein. Im weiteren Jahresverlauf        die als Schätzung die mittel- und langfristi-
                             verblieb die Umsatzentwicklung der Südwest-         gen auf die Zeitreihe wirkenden Einfluss-
                             industrie preisbereinigt im Vergleich zum Vor-      größen isoliert darstellt.6 Die Verläufe der Indi-
                             jahreszeitraum mit einem Rückgang von 8,7 %         zes des Auftragseingangs, der Produktion und
                             im 3. Quartal zuerst im Minus, zeigte am Jah-       des Umsatzes im Verarbeitenden Gewerbe in
                             resende jedoch deutliche Erholungstendenzen         Baden-Württemberg gleichen sich dabei ins­
                             und verbuchte im 4. Quartal einen Zuwachs           besondere im Hinblick auf Trendänderungen.
                             von 3,4 %. Der Impuls kam dabei insbeson-           Die Südwestindustrie durchlebte von den
                             dere von den Umsätzen mit den Auslands-             Jahren 2005 bis Anfang 2008 eine starke
                             kunden aus der Nicht-Eurozone, die preisbe­         Expansionsphase, die mit der weltweiten
                             reinigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum          Finanz- und Wirtschaftskrise ein Ende fand.
                             mit einem Zuwachs von 6,5 % im 4. Quartal           Zwischen Anfang des Jahres 2008 und Mitte
                             ein Plus verzeichneten.                             des Jahres 2009 befanden sich die Industrie­
                                                                                 betriebe Baden-Württembergs in einer rezes-
                             Auf Branchenebene nahm die Umsatzent­               siven Phase mit deutlich rückläufiger Indus­
                             wicklung der Südwestindustrie einen ähn-            trieproduktion. Anschließend setzte ein
                             lichen Verlauf wie Auftragseingangs- und            starker Aufholprozess ein, den ein von hoher
                             Produktionsindex. Die Umsätze der „Herstel­         Unsicherheit geprägtes wirtschaftliches Um-
                             lung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“           feld im Jahr 2012, insbesondere verursacht
                             brachen im 2. Quartal 2020 preisbereinigt im        durch die Auswirkungen der Euro- und
                             Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 43 %             Staatsschuldenkrise, bremste. In den Folge­
                             ein, stabilisierten sich im weiteren Jahresver­     jahren zeigte sich die Industrieproduktion
                             lauf insbesondere durch Aufholeffekte im            in einem aufwärtsgerichteten Trend. Das
                             4. Quartal mit einem Plus von 12,8 % wieder.        Vorkrisenniveau aus dem Februar 2008 er-
                             In der Jahresbilanz 2020 verzeichnete die           reichte die Südwestindustrie im Hinblick
                             „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwa­            auf die Trend-Konjunktur-Komponente aller­
                             genteilen“ preisbereinigt trotzdem ein Minus        dings erst im Dezember 2016 wieder. Gegen
                             von 12,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch           Ende 2018 verlor die Industrieproduktion an
                             der „Maschinenbau“ verbuchte im Jahr 2020           Tempo und folgte den deutlich absinkenden
                             preisbereinigt einen erheblichen Umsatzrück-        Auftragseingängen im Jahr 2019 ins Minus.
                             gang von 14,9 % im Vorjahresvergleich. Im           Mit der sich im Jahr 2019 abzeichnenden
                             Gegensatz dazu verzeichneten preisbereinigt         Schwächephase der Industrie erfolgte eine
                             im Vergleich zum Vorjahr die Wirtschafts-           zyklische Korrekturphase der konjunkturellen
                             zweige „Herstellung von chemischen Erzeug-          Entwicklung. In der Folge löste Anfang des
                             nissen“ mit einem Zuwachs von 1,9 %, die            Jahres 2020 ein externer Schock verursacht
                             „Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten,         durch die Maßnahmen zur Eindämmung der
                             elektronischen und optischen Erzeugnissen“          Corona-Pandemie einen massiven Einbruch
                             mit einem Plus von 2,4 % und die „Herstel-          der Nachfrage und der Produktion von Indus-
                             lung von pharmazeutischen Erzeugnissen“             trieprodukten sowie der Industrieumsätze in
                             mit einem Anstieg von 4,3 % im Jahr 2020            der Südwestindustrie im Jahr 2020 aus und
                             ein positives Umsatzwachstum.                       sorgte für eine starke Rezession im Verar­
                                                                                 beitenden Gewerbe. Im weiteren Jahresver-
6 Speth, Hans-Theo (2004):                                                       lauf drehte der konjunkturelle Trend, ange-
  Komponentenzerlegung
  und Saisonbereinigung      Konjunkturelle Entwicklung                          trieben durch stark steigende Auftragsein-
  ökonomischer Zeitreihen    der Südwestindustrie im Zeitablauf                  gänge, die Industrieproduktion und die Um­
  mit dem Verfahren
  BV4.1, in: Schriftreihe                                                        satzentwicklung der baden-württembergi-
  Methodenberichte,
  Heft 3, Statistisches
                             Nach den historischen Einbrüchen der Nach­          schen Industriebetriebe wieder in Richtung
  Bundesamt.                 frage, der Produktion und des Umsatzes von          des Vorkri­senniveaus.

                    18
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021              Wirtschaft,
                                                                                                                                                   Arbeitsmarkt

 S1        Produktionsindex (preisbereinigt) im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2005 bis 2020*)

   Indexpunkte (Basis 2015=100)
   120
                                                        Originalwert
                                                        Saison- und arbeitstäglich bereinigter Wert1)
                                                        Trend-Konjunktur-Komponente1)
    110

   100

     90

     80

     70

     60
            2005       2006       2007      2008   2009       2010      2011      2012      2013       2014      2015      2016      2017       2018      2019      2020

   *) Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Der Produktionsindex misst die Entwicklung der monatlichen Leistung des Verarbeitenden Gewerbes.
   Erfasst wird die monatliche Produktion von industriellen Erzeugnissen nach Menge und Wert in der Abgrenzung des Güterverzeichnisses für Produktionsstatistiken, Aus-
   gabe 2019 (GP 2019). Aus den gemeldeten Produktionsdaten werden zunächst Messzahlen der Produktion gebildet (bezogen auf den Monatsdurchschnitt des Basisjahres
   2015), die einer Preisbereinigung mit den Indizes der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte unterzogen werden. Die Messzahlen werden dann mit ihren Bruttoproduktions-
   wertanteilen zu vierstelligen Wirtschaftszweigindizes in der Abgrenzung der „Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008) verdichtet. Die Zusammenfas-
   sung der vierstelligen Wirtschaftszweigindizes zu den höheren Aggregaten der WZ 2008, zum Beispiel nach Wirtschaftsabteilungen (Zweisteller), erfolgt über den jeweiligen
   Wertschöpfungsanteil eines jeden Wirtschaftszweiges am Gesamtwert des Verarbeitenden Gewerbes. Ab dem Berichtsmonat Januar 2007 wurde die Abschneidegrenze für
   die kurzfristigen Statistiken im Verarbeitenden Gewerbe aufgrund von methodischen Änderungen heraufgesetzt. – 1) Nach Berliner Verfahren BV 4.1 Version 2.2.
   Datenquelle: Monatliche Produktionserhebung der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                                                                                                  94 21

Wachstum der Industriebeschäftigten                                    von 1,21 Mill. Beschäftigten in den baden-würt­
unterbrochen                                                           tembergischen Industriebetrieben des Ver­
                                                                       arbeitenden Gewerbes im September 2019.7
Die im Jahr 2019 einsetzende konjunkturelle                            Die Anfang des Jahres 2020 einsetzenden
Schwächephase des Verarbeitenden Gewer-                                Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-
bes machte sich zum Jahresende 2019 auch                               Pandemie und die damit verbundenen Aus­
deutlich am Arbeitsmarkt der Südwestindus-                             wirkungen auf das Verarbeitende Gewerbe
trie bemerkbar und so endete die seit Januar                           verstärkten die negativen Tendenzen in der
2011 andauernde Expansionsphase der In­                                Industriebeschäftigung der Südwestindustrie.
dustriebeschäftigung im Januar 2020 im Hin­                            Von 1,19 Mill. Beschäftigten im Januar 2020
blick auf die Veränderung zum Vorjahresmo-                             sank der Beschäftigungsstand auf 1,15 Mill.
nat (Schaubild 2). Nach dem Zusammenbruch                              Beschäftigte im Dezember 2020. Insgesamt
von Lehman Brothers und dem Beginn der                                 sank die Anzahl der Industriebeschäftigten
weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise Ende                           um durchschnittlich 2,7 % im Vergleich zum
des Jahres 2008 sank die Industriebeschäf-                             Vorjahr. Einen signifikant stärkeren Einbruch
tigung um 8,1 % von 1,11 Millionen (Mill.) Be-                         verzeichneten die geleisteten Arbeitsstunden
schäftigten im September 2008 auf 1,02 Mill.                           mit einem Rückgang um 8,7 % von 1 750 Mill.
Beschäftigte im April 2010 ab. In der Folge                            Stunden im Jahr 2019 auf 1 597 Mill. Stunden
und entsprechend der konjunkturellen Ent­                              im Jahr 2020 sowie die Entgelte, die um 7,4 %
wicklung des Verarbeitenden Gewerbes ex­                               von 69,8 Milliarden (Mrd.) Euro im Jahr 2019
pandierte der Beschäftigungsstand der Süd-                             auf 64,6 Mrd. Euro im Jahr 2020 sanken.
westindustrie bezogen auf die Veränderung                              Dieser Effekt kann insbesondere durch die                                   7 Im Zeitraum April 2010
                                                                                                                                                     bis September 2019
zum Vorjahresmonat über einen Zeitraum                                 deutlich ausgeweitete Kurzarbeit erklärt wer-                                 stieg der Beschäftigten-
von 9 Jahren und sorgte für einen Rekordwert                           den, die den Betrieben ermöglichte, ihre Mit­                                 stand um 18,9 %.

                                                                                                                                                    19
Wirtschaft,                 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021
         Arbeitsmarkt

  S2         Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2009 bis 2020 im Vorjahresvergleich*)

    Veränderung zum Vorjahresmonat in %
     3,5

       3,0

       2,5

       2,0

       1,5

       1,0

       0,5

         0

    – 0,5

    – 1,0

    – 1,5

    – 2,0

    – 2,5

    – 3,0

    – 3,5

    – 4,0

    – 4,5

    – 5,0

    – 5,5

    – 6,0

    – 6,5
                2009           2010          2011      2012         2013         2014          2015          2016         2017          2018         2019          2020

    *) Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) mit mindestens 50 tätigen Personen. Einschließlich Auszubildende,
    Heimarbeiter/-innen sowie tätige Inhaber/-innen und Mitinhaber/-innen. Ohne Leiharbeitnehmer/-innen im Sinne des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes.
    Datenquelle: Monatsbericht für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden.

 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg                                                                                                                                   95 21

                                       arbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, wäh-                        bleibt der weitere Ausblick angesichts der
                                       rend die Bundesagentur für Arbeit in der Ent-                        nicht vorhersehbaren Entwicklung des Pande-
                                       lohnung für Entlastung sorgte. Mit knapp                             miegeschehens und anderer angebotsseiti-
8 Statistisches Bundesamt              6 Mill. Kurzarbeitenden lag die realisierte                          ger Störfaktoren verhalten.9 So sank der ifo
  (2021): Statistik Dossier:           Kurzarbeit im April 2020 auf einem Rekord-                           Geschäftsklimaindex nach zuletzt acht An-
  Daten zur COVID-19-
  Pandemie, Realisierte                hoch.8                                                               stiegen in Folge im Januar 2021 erstmal wieder
  Kurzarbeit, Ausgabe
                                                                                                            und auch die Erwartungen der Industriefirmen
  01/2021, S. 41.
                                                                                                            waren deutlich weniger optimistisch.10
9 Bundesministerium für
  Wirtschaft und Energie               Konjunkturerholung im Verarbeitenden
  (2021): Die wirtschaft-              Gewerbe auf wackligen Beinen
  liche Lage in Deutsch-
  land im Februar 2021,
  https://www.bmwi.de/                 Trotz des sich ab Oktober 2020 wieder deut-
  Redaktion/DE/Pressemit
  teilungen/Wirtschaft                 lich verstärkenden Infektionsgeschehens und                          Weitere Auskünfte erteilt
  liche-Lage/2021/20210
  215-die-wirtschaftliche-
                                       der damit verbundenen Einschränkungen für                            Matthias Kuhn, Telefon 0711/641-26 77,
  lage-in-deutschland-im-              weite Teile der Gesellschaft, standen die Zei­                       Matthias.Kuhn@stala.bwl.de
  februar-2021.html
  (Abruf: 08.03.2021).
                                       chen im Verarbeitenden Gewerbe gegen Jah-
                                       resende auf Erholung. Die verschärften Lock-
10 Ifo Institut 2021: ifo
   Geschäftsklimaindex                 down-Maßnahmen im Dezember 2020 schei-                                    www.statistik-bw.de/GesamtwBranchen/
   gefallen (Januar 2021),                                                                                        Volkswirtschaft und Branchen
   in: ifo Geschäftsklima
                                       nen die Industrie im Vergleich zum Frühjahr,
   Deutschland.                        weniger stark zu beeinträchtigen. Allerdings                                Gesamtwirtschaft und Konjunktur

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