COVID-19 Psychische Gesundheit nach - Psychosomatik - wie sich körperliche und psychische Symptome beeinflussen
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Psychische Gesundheit nach COVID-19 Psychosomatik – wie sich körperliche und psychische Symptome beeinflussen Katharina Hüfner (Universitätsklinik für Psychiatrie II, Psychosomatische Medizin) Medizinische Universität Innsbruck
Psychische Erkankungen in Zeiten der Corona Pandemie Viele Studien haben inzwischen gezeigt dass psychische Symptome und Erkrankungen während der Corona Pandemie in der Gesamtbevölkerung zugenommen haben. Z.B. in einer Studie in Österreich • Depression: von 4% in 2006 auf 20% • Angst: von 5% in 2008 auf 19% während des ersten Lockdowns im März 2020. Martin A. et al. Gen Hosp Psychiatry 2006 Löwe B et al. Med Care 2008 Pieh et al. J Psychosom Res. 2020 Medizinische Universität Innsbruck
Abbildung entfernt für Handout Medizinische Universität Innsbruck
Wie welchen Einfluss hat eine vorbestehende PSY Diagnose? Erhöhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken Erhöhtes Risiko viele COVID-19 Symptome zu entwickeln Erhöhtes Risiko im Verlauf persistierende körperliche ´ Symtpome zu haben Erhöhtes Risiko für PSY Beschwerden nach COVID-19 Tarquet et al. The Lancet Psychiatry 2021 Hüfner et al. preprint 2021 Medizinische Universität Innsbruck
Symptome und deren Überlappung mit anderen Disziplinen – Beispiele für Differentialdiagnosen Tachykardie – DD: Panikattacken, andere Angststörung Luftnot, Atemnot – DD: Panikattacken, andere Angststörung Schwindel – DD: Panikattacken, somatische Belastungsstörung (Somatisierungsstörung) Schlafstörung – depressive Störung, generalisierte Angststörung, PTSD Konzentrationsstörungen – DD: dementielle Erkrankung, depressive Störung, PTSD Fatigue, Erschöpfbarkeit – DD: somatische Belastungsstörung, depressive Störung Langanhaltende Schmerzen – DD: somatische Belastungsstörung, Depression mit Somatisierung Gedächtnisstörungen – DD: dementielle Erkrankung, depressive Störung („depressive Pseudodemenz) Symptomcluster ANGST (+PTSD) – DEPRESSION - SOMATISIERUNG Medizinische Universität Innsbruck
Wie häufig sind PSY Beschwerden nach eine COVID-19 Erkrankung? Sehr heterogene Ergebnisse aufgrund unterschiedlichen Studiendesigns z.B. Patientenpopulation (ältere vs jüngere, leichte vs schwere Infektionen), Art der Symptomerhebung (Einzelfragen, validierte Fragebögen Selbst/Fremdrating, Diagnose durch Fachpersonal, für Abrechnung kodiere Diagnosen) • >1000 PatienenInnen nach stationärer Behanldung (Wuhan): 23% Depression und/oder Angst nach 6 Monaten 26% nach 12 Monaten (Einzelfrage, viele Pt. mit psychischen Erkrankungen wurden ausgeschlossen) • Metaanalyse von 82 Studien über PSY Komorbidiäten nach COVID-19: Depression, Angststörungen und Stress-assoziierte Erkrankungen in je 23 %, Schlafstörung in 26 % und PTBS in 24 % • 62 354 Personen nach COVID-19 und mehrere Millionen Kontrollen (USA, medical records) 2 Wochen -3 Monate nach Erkrankung: 6% NEUE PSY Diagnosen, in Kontrollgruppe ca. 3% Huang et al. the Lancet 2021 Tarquet et al. The Lancet Psychiatry 2021 Zhao et al. J Affect Disord 2021 Medizinische Universität Innsbruck
Pathophysiolgie von PSY Symptomen und Erkrankungen nach COVID-19 Direkte Konsequenz der vialen (neurotropen) Infektion Systemische Inflammation Neuroinflammation Mikrovaskuläre Thrombosen Neurodegeneration Psychosozialer Stress Medizinische Universität Innsbruck
Pathophysiolgie von PSY Symptomen und Erkrankungen nach COVID-19 Psychoneuroimmunologie: Mentaler Stress trägt zur Verschlechterung/Chronifizierung inflammatorischer Erkrankungen bei „low grade inflammation“ spiele eine wichtige Rolle insb. bei Pathogenese depressiver Symptome Abbildung entfernt für Handout Haroon et al. Neuropsychopharmacology 2012 Miller et al. Biol. Psychiatry 2009 Medizinische Universität Innsbruck
Wichtige psychische Symptomcluster nach COVID-19 Abbildung entfernt für Handout Aus Hüfner et al. 2021 Medizinische Universität Innsbruck
Screeningfragen auf Depression/Angst klinisch relevant Summen- Depression Punktwert von ≥ 3 klinisch relevant Summen- Angst Punktwert von ≥ 3 (auch Panik, PTSD)
Prinzipiell: Behandlung der psychiatrischen Symptome und Erkrankungen entlang der bekannten Leitlinien z.b. für unipolare Depression, „funktionelle Körperbeschwerden“ oder Abbildung entfernt für Handout Angststörungen In Studien: • Biofeedback inkl. Atemtechniken • Lichttherapie • immunmodulatorische und antiinflammatorische Therapien • …. aus Hüfner et al. 2021
Wichtige Praxistipps (wenn Beschwerden nicht durch gravierenden körperlichen Organbefunde erklärbar) • An erster Stelle steht die Beratung der PatientenInnen, Aufklärung über körperliche und psychische Symptome und das diese häufig und behandelbar sind • Optimismus vermitteln und beruhigen (Entkatastrophisieren) • Anleitung zum Selbstmanagement und gesundheitsförderlichen Verhalten • Ressourcen aktivieren „was hat früher geholfen“ • Medikation bei schwereren Ausprägungen der Symptome: meist SSRI/SNRI: langsam eindosieren, PatientInnen neigen sehr zur Selbstbeobachtung und haben deshalb viele NW, lang genug und hoch dosiert genug geben • Zu psychologischer Beratung animieren, Angst vor einer „Psychotherapie“ nehmen, oft sind nur wenige Beratungen notwendig, es geht hier nicht um „Aufarbeiten der Kindheit“ sondern um akute Problematik • Entspannung und Stressmanagement z.B. auch über Apps • Vereinbaren Sie einen Termin für eine Kontrolluntersuchung, Notfallkontakte und unkontrollierte Konsultation verschiedener Ärzte möglichst vermeiden Medizinische Universität Innsbruck
Take Home Message Frühzeitiges Erkennen, Ansprechen und Behandeln psychischer Beschwerden nach einer COVID-19 Erkrankung ist wichtig. Leitlinien: präventive Effekte einer psychosomatischen oder psychiatrischen Behandlung sind zu erwarten 020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2021-07.pdf (awmf.org) Medizinische Universität Innsbruck
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