Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1
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Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 Das Stromnetz ist für breitbandige sacht werden. 1998 ging man deshalb noch nicht davon aus, dass das Stromnetz in dieser technisch Datenübertragung weder vorgese- untauglichen Weise genutzt würde. Es gab noch hen noch geeignet. Obwohl PLC kein PLC, bei dem in einem einzigen Anschluss - (Powerline Communication) Funk- im Netzstecker - die Funktionalität eines Stromnetz- anschlusses sowie eines Telekommunikationsan- dienste stören und eine wertvolle schlusses kombiniert ist. In den Formulierungen natürliche Ressource unbrauchbar dieser Norm war diese Kombination deshalb noch nicht vorgesehen und diese Tatsache wurde und machen kann, versuchen PLC- wird noch immer - obwohl zukünftig unzulässig - Lobby und Europäische Kommis- von der PLC-Industrie durch Interpretationstricks sion diese untaugliche und unnöti- dahingehend ausgenutzt, dass die festgelegten Grenzwerte oft weit überschritten werden. ge Technologie gegen technische Für Klasse B Geräte beträgt der Grenzwert für Vernunft und durch Umgehung fun- Störungen an den Stromnetzanschlüssen zwischen 5 und 30 MHz 50 dB(µ µV) (AV), zu messen zwischen dierter Normen durchzusetzen ... Phase und Masse sowie zwischen Neutralleiter und Masse. Bei Einhaltung dieses Grenzwertes ist ma- CISPR ist das Internationale Sonderkomitee für ximal die doppelte Spannung zwischen Phase und Funkstörungen der Internationalen Elektrotech- Neutralleiter möglich, also 6 dB mehr, und so be- nischen Kommission IEC mit Hauptsitz in Genf, grenzt diese Norm die durch ein PLC-Modem ins es befasst sich mit der Entwicklung von Normen in Stromnetz eingespeiste Signalspannung auf 56 Bezug auf elektromagnetische Störungen. Stör- dB(µ µV) (AV). grenzwerte für "Power Line Telecommunications" Die Interpretationstricks der PLC-Industrie be- (PLT) sind definiert in der Norm CISPR 22 und stehen nun darin, die Messung der Störungen am ihrem europäischen Äquivalent EN 55022 mit dem Stromnetzanschluss einfach zu ignorieren - mit der Titel "Einrichtungen der Informationstechnik - Funk- Begründung, es handle sich ja "nicht nur" um einen störeigenschaften - Grenzwerte und Messverfah- Stromnetzanschluss. Oder es wird die eigentlich nur ren". Die dritte Ausgabe der Norm CISPR 22 wurde für die Messung der Störungen am Telekommunika- in der Europäischen Union 1998 veröffentlicht als tionsanschluss von der Norm zugestandene mini- EN 55022:1998, sie legt Grenzwerte fest oberhalb male LAN-Auslastung von 10% auch bei der Mes- 30 MHz für abgestrahlte und zwischen 0.15 und 30 sung der Störungen am Stromnetzanschluss an- MHz für Leitungsgeführte Störungen an den gewandt - mit der Begründung, es handle sich dabei Stromnetzanschlüssen ("Limits for conducted dis- ja "auch" um einen Telekommunikationsanschluss turbance at the mains ports") und Leitungsgeführte - wodurch sich zwar bei der "Quasi-Peak"-Messung Gleichtaktstörungen an den Telekommunika- nur geringfügig niedrigere, aber bei der alternativ tionsanschlüssen ("Limits for conducted common möglichen "Average"-Messung wesentlich niedrige- mode disturbance at telecommunication ports"). re Störamplituden egeben als bei korrekter Ausle- Das Stromnetz ist für breitbandige Datenüber- tragung weder vorgesehen noch geeignet, denn wegen seiner inherenten Unsymmetrien strahlt es Karl Fischer, DJ5IL wie eine Sendeantenne elektromagnetische Ener- Friedenstr. 42, 75173 Pforzheim, Deutschland gie ab, wodurch Störungen bei Funkdiensten verur- www.cq-cq.eu - DJ5IL@cq-cq.eu DJ5IL radio topics: Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 1
gung der Messvorschrift. Für diesen Trick existiert eben diesen Interpretationstricks einen Riegel vor- sogar eine publizierte Anleitung 1. zuschieben. Dies zeigt, dass CISPR/I die Anwendung Kurz bevor die überarbeitete und klargestellte der festgeschriebenen Grenzwerte für die Stromnetz- Version EN 55022:2006 2 im Jahr 2009 in Kraft tre- anschlüsse für zwingend erforderlich hält unabhän- ten und die Version aus 1998 ablösen sollte, hat die gig davon, wie sie ansonsten genutzt werden. Und PLC-Lobby erfolgreich versucht, dies über 5 Mitglie- diese Auffassung hat eine solide technische Grund- der des Europäischen Parlaments zu verhindern. Die lage, denn ihre Normen dienen dem Zweck, das hatten im April 2009 eine parlamentarische Anfrage 3 Funkspektrum zu schützen. Es ist eine wertvolle und an die Europäische Kommission gerichtet in der sie unersetzbare natürliche Ressource, wie Luft und die Befürchtung äußerten, dass durch ein in diese Wasser, aber sein wahrer Wert wird wohl erst dann Ausgabe aufgenommenes Flussdiagramm die PLC- richtig geschätzt, wenn es nicht mehr verfügbar ist. Hersteller einen Test auf Leitungsgeführte Störungen Diese Normen für Störemissionen mit ihren Test- durchführen müssten, welcher in der Version von methoden und Grenzwerten basieren auf einer stren- 1998 noch nicht vorgeschrieben war und deshalb gen und gut dokumentierten Vorgehensweise und würde "die Zukunft der Stromleitungs-Kommuni- vielen Jahrzehnten Erfahrung mit der Vermeidung von kationstechnologie (PLC-Technologie) gefährdet, da Funkstörungen in der realen Welt 5. künstlich niedrig gehaltene Grenzwerte für elektro- Die Norm EN 55022:1998 wurde entworfen be- magnetische Emissionen festgelegt werden, mit de- vor die Frage aufkam, ob ein PLC-Stromnetzstecker nen ab Oktober 2009 in der EU keine PLC-Geräte als Telekommunikationsport zu betrachten sei. Sie mehr auf den Markt gebracht werden können." Sie hat kein Flussdiagramm und stellt auch nicht explizit hielten es deshalb für angebracht, die bestehende fest, dass ein Telekommunikationsanschluss vom Typ Version vorerst beizubehalten. Stromnetz sein könnte. Aber sie schreibt ohne Ein- Der damalige Vizepräsident der Europäischen schränkung Grenzwerte für den Stromnetzanschluss Kommission, Günter Verheugen, antwortet Caroline vor - und dies sind exakt dieselben Grenzwerte, die Lucas, MEP, in einem Brief vom 21. April 2009 4 dass in einem Dokument der Kommission als "zu niedrig nur "relativ wenige Probleme" durch PLC verursacht um von den heutigen PLC-Technologien eingehalten worden seien und stellt fest: "Die PLC-Technologie werden zu können" bezeichnet werden. Es gibt kei- stört keine militärischen Funkdienste, weil diese typi- nen Unterschied zwischen EN 55022:1998 und EN scherweise nicht in Gebieten arbeiten, in denen ein 55022:2006 was die Stromnetzanschlüsse betrifft. Störungsrisiko existiert. Sicherheitsfunkdienste nut- Jeder Hersteller, dessen Geräte die Grenzwerte für zen fortschrittliche digitale Funktechnologien zur Kom- die Störspannung an den Stromnetzanschlüssen in munikation und der Empfang von Kurzwellenrundfunk Tabellen 1 und 2 von EN 55022:1998 verletzen und wurde weitgehend ersetzt durch Internet-Radio". Und der trotzdem Übereinstimmung mit dieser Norm er- er antwortet den 5 MEPs am 12. Juni 2009, die Euro- klärt hat, tat dies unter Missachtung der Norm. päische Kommission werde "im Rahmen einer Sit- Und obwohl die EMV-Arbeitsgruppe klar ge- zung der Arbeitsgruppe zur EMV-Richtlinie am 30. macht hat, dass es in Wirklichkeit keinen Unterschied Juni 2009 die Mitgliedstaaten und die Interessenträger zwischen EN 55022:1998 und EN 55022:2006 gibt, bezüglich der Konsequenzen der gegenwärtigen Si- hat die Europäische Kommission ihre Position bei- tuation konsultieren. Eine der möglichen Optionen behalten und im August 2009 - um die PLC-Industrie wäre die Beibehaltung der Norm EN 55022:1998 für zu protegieren und gegen den Rat ihrer eigenen EMV- einen längeren Zeitraum, bis zur endgültigen Verab- Arbeitsgruppe - das Datum für das Ende der Gültig- schiedung der neu gestalteten, mit den PLC-Netzen keit von EN 55022:1998 auf den 1. Oktober 2011 kompatiblen Netznormen. Eine weitere Option wäre verschoben. eine Änderung der Norm EN 55022: 2006, so dass Übrigens gründete Günter Verheugen 2010 ge- eine unnötige Beeinträchtigung der PLC-Netze durch meinsam mit seiner ehemaligen Kabinettschefin die Grenzwerte dieser Norm vermieden wird." Petra Erler sein eigenes Lobby-Unternehmen, die Das besagte Flussdiagramm zur Auswahl der European Experience Company. Sie versteht sich als Prüfmethode ("Flowchart for selecting test method") Beratungsunternehmen, das insbesondere Unterneh- befindet sich in EN 55022:2006 im "Annex C" auf S. men auf EU-Ebene berät und Strategien für den Um- 54. Es beschreibt explizit den Stromnetzanschluss gang mit europäischen Institutionen liefert. Zwar be- ("Mains") als einen Typ von Telekommunikations- streitet die European Experience Company jegliche anschluss, der bei PLC-Geräten entsprechend der Lobbyarbeit, aber ihr selbstdefinierter Angebots- in 9.3 vorgegebenen Prüfmethoden auf die Einhaltung bereich und die ausgezeichneten Verbindungen des der in Tabellen 1 und 2 vorgegebenen Grenzwerte Ex-Kommissars Günter Verheugen in die EU und für Stromnetzanschlüsse geprüft werden muss. An deren Politik lassen anderes vermuten. Der ehema- diesem Aspekt des Flussdiagramms wurde vom Ur- lige deutsche Top-Mann darf heute keinen Kontakt heber dieser Norm CISPR/I auch gegen den starken mehr zu Brüsseler Behörden haben - als Politikberater Druck von Seiten der PLC-Industrie festgehalten, um ist Verheugen unter Beobachtung der EU. DJ5IL radio topics: Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 2
Im Jahr 2005 begann ein weiterer Versuch der der EN 55022:2006 zu erarbeiten und es wird klar PLC-Lobby, die Störgrenzwerte aufzuweichen. Es gemacht, dass "die Kommission für ein schnelles wurde ein Projekt-Team gebildet unter dem Vor- Ergebnis des Standardisierungsprozesses sehr dank- wand,eine Änderung von CISPR 22 erarbeiten zu bar wäre". Der Unterzeichner des Schreibens, Pedro wollen, welche spezielle Anforderungen für PLC-Be- Ortún Silván, war damals Direktor des Bereichs "In- triebsmittel abdeckt. Der erste Komiteentwurf er- dustrien des Neuen Konzepts" in der "Generaldirek- schien im Februar 2008 als CISPR/I/257/CD. Die tion Unternehmen und Industrie" der Europäischen Kommentare der Nationalen Komitees (NCs) von 23 Kommission. Sein Chef war bis November 2009 der IEC Mitgliedern und der Europäischen Rundfunk- Kommissar Günter Verheugen ... union zeigten jedoch zu geringe Unterstützung für Der erste Entwurf prEN 50561 dieser Norm den gewählten Lösungsvorschlag, da lediglich 6 NCs stammt von einer Arbeitsgruppe, die wieder von der den Entwurf befürworteten: Belgien, Frankreich, Is- PLC-Lobby domiert wird. Nur 10 der 31 NCs haben rael, Italien, Spanien und die Schweiz. Interessanter- ihm zugestimmt - die übrigen stimmten dagegen oder weise waren die meisten Anbieter, Entwickler und enthielten sich. CENELEC unternahm daraufhin nach Hersteller von PLC-Technologie für den europäischen Aufforderung durch die Europäische Kommission Markt in 5 dieser 6 Länder ansässig. 8 NCs lehnten eine Revision und so entstand der wenig geänderte den Entwurf nachdrücklich ab - Australien, Österreich, zweite Entwurf FprEN 50561-1 10, der bis 2. Novem- Zypern, Dänemark, Finnland, Südafrika, Schweden ber 2012 zur endgültigen Abstimmung durch die NCs und die Vereinigten Staaten von Amerika - und eini- steht - obwohl der von der Europäischen Kommis- ge wohl begründete Kommentare enthüllten seinen sion und von CENELEC beauftragte EMV-Gutachter wahren Zweck: Eine geplante Lockerung der bishe- vorgetragen hat, dass dieser Entwurf nicht die grund- rigen PLT Störgrenzwerte um 18 dB durch die Ein- legenden Anforderungen der EMV-Direktive erfüllt. führung eines revidierten Messverfahrens mit einem CENELEC hat dieses Expertenurteil ignoriert ... veranschlagten "Longitudinal Conversion Loss" (LCL) von unrealistisch hohen 24 dB gegenüber 6 dB in FprEN 50561-1 würde gegenüber EN 55022:2006 der alten Norm zu tarnen 6. Meine Recherchen ha- in keinem einzigen Punkt den Schutz der Funkdiens- ben aufgedeckt, dass dieses Projekt-Team von der te vor schädlichen Störungen verbessern, in vielen PLC-Lobby dominiert wurde 7. Weil aber kein Kon- Punkten sogar gravierend verschlechtern - aus die- sens unter den NCs erzielt wurde, hat der Vorsitzen- ser Norm würde ausschließlich PLC Nutzen ziehen. de das Projekt am 26. Februar 2010 gestoppt. Hier sind die wichtigsten Kritikpunkte: EN 55022:2006 ist die aktuell gültige Norm, sie hat am 1. Oktober 2011 die alte Norm EN 55022:1998 Punkt 1: abgelöst. Diese Norm lässt keine Spielräume mehr Die aktuelle Norm EN 55022:2006 begrenzt überall für Interpretationstricks durch die PLC-Industrie und zwischen 5 und 30 MHz die von einem PLC-Modem die EU hat ausdrücklich bestätigt, dass sich auch ins Stromnetz eingespeiste Spannung auf 56 dB(µV). PLC-Geräte daran zu halten haben. Geräte die vor- Viele PLC-Modems auf dem Markt halten sich nicht geben, die alte Norm einzuhalten - viele PLC-Mo- an diesen Grenzwert, aber sie müssen es spätestens dems tun das in Wirklichkeit nicht - dürfen ab dem 1. ab 1. Oktober 2014 und bei neuen Geräten sind die Oktober 2011 noch maximal 3 Jahre auf dem Markt beschriebenenen Interpretationstricks nicht mehr bleiben. Produkte die neu auf den Markt kommen möglich. Jeder der diesen Entwurf unterstützt hilft müssen dagegen schon jetzt EN 55022:2006 einhal- damit der PLC-Lobby und der EU-Kommission, die- ten. se Grenzwertüberschreitungen zukünftig zu legalisie- Kein Wunder also, dass die Europäische Kom- ren, denn FprEN 50561-1 sieht einen Grenzwert von mission zur Zeit wieder einmal versucht, die Grenz- 95 dB(µV) und damit eine Erhöhung um fast 40 dB werte für Störemissionen durch PLC-Modems im In- enstprechend einem Leistungsfaktor von 10000 vor. teresse der PLC-Lobby aufzuweichen und die bei Be- Diese gigantische Leistungserhöhung ist auch schon achtung strenge EN 55022:2006 loszuwerden. Des- deshalb gefährlich, weil dadurch die Gefahr poten- halb hat sie 2010 das Europäischen Komitee für ziert wird, dass an nichtlinearen Bauelementen Ober- elektrotechnische Normung CENELEC an das frü- wellen und deren Mischprodukte erzeugt werden her erteilte Mandat M313 8 für den Entwurf einer welche in die "excluded frequency ranges" fallen. neuen Norm erinnert. Die infolge dieses Mandats ge- bildete gemeinsame Arbeitsgruppe von ETSI und Punkt 2: CENELEC war aber wegen der Interessenkonflikte Weder EN 55022:2006 noch FprEN 50561-1 enthal- zwischen PLC-Lobby und Funkdiensten mit dem Ver- ten Grenzwerte für abgestrahlte Störungen unter 30 such gescheitert, eine entsprechende Norm zu ent- MHz und die Grenzwerte beider Normen für Leitungs- werfen. In diesem Schreiben 9 wird CENELEC von geführte Störungen an den Stromnetzanschlüssen der Europäischen Kommission aufgefordert, eine mo- sind zwischen 0,15 und 30 MHz identisch. Aber im difizierte und nur für PLC-Geräte geltende Version Gegensatz zur aktuellen Norm EN 55022:2006 ohne DJ5IL radio topics: Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 3
vorgeschriebene Frequenzlücken (Notches) würde disturbances from the PLC port shall comply with the FprEN 502561 diese Grenzwerte zwischen 1,6065 disturbance limits given in Table 1 between 150 kHz und 30 MHz sogar innerhalb der "excluded frequency and 30 MHz ..." ranges" und noch höhere Pegel weit über diesen Grenzwerten ausserhalb zulassen. Zeilen 204-207 Punkt 4: des Entwurfs besagen, dass wenn Benutzerdaten Für die vorgesehene Leistungsregelung ("Dynamic über den PLC-Port gesendet werden die vom PLC- Power Control") werden indirekt die Verluste ("sym- Port ausgehenden unsymmetrischen Störemissionen metrical mode insertion loss") im Stromnetz gemes- zwischen 1,6065 und 30 MHz die Grenzwerte von sen und je verlustbehafteter das Stromnetz ist, umso Tabelle 1 - und das sind genau die Grenzwerte nach mehr wird die eingespeiste Leistung erhöht. Da aber EN 55022:2006 - sehr wohl überschreiten dürfen, so- diese Verluste zum großen Teil aus elektromagneti- fern dabei nur in den "ausgeschlossenen Frequenz- schen Strahlungsverlusten bestehen, ist die einge- bereichen" nach Tabelle A.1 - und dazu gehören die speiste Leistung umso höher je mehr vom Strom- Amateurfunk- und Flugfunkbänder - die Grenzwerte netz abgestrahlt und dadurch potentiell gestört wird. eingehalten werden. Der Begriff "excluded frquency Diese Methode der Leistungsregelung nützt einzig ranges" (ausgeschlossene Frequenzbereiche) ist und allein PLC, aber aus Sicht der Funkdienste po- also eine bewusste Täuschung, denn er bedeutet tenziert sie die Störungen sogar noch und ist damit lediglich, dass diese Frequenzbereiche von der sonst kontraproduktiv ! zugestandenen Überschreitung der Grenzwerte aus- geschlossen werden, nicht jedoch von Störemissio- Fazit: nen generell - Es gibt also keine wirklich ausgeschlos- senen Frequenzbereiche ! Über den gesamten Kurz- EN 55022 wurde noch von Fachleuten geschrieben, wellenbereich würden die zulässigen Störemissionen um das Funkspektrum zu schützen - FprEN 50561-1 mindestens genau so hoch sein wie nach der aktuel- wurde dagegen von der Industrie geschrieben, um len EN 55022:2006, in vielen Frequenzbereichen aber PLC-Geräte verkaufen zu können. Tatsächlich be- noch weit darüber liegen. Da jedoch - obwohl von steht keinerlei Notwendigkeit für eine neue Norm - der aktuellen EN 55022:2006 nicht vorgeschrieben - der wirkliche Zweck dieses Norm-Entwurfs ist es, die das Notchen der Amateurfunkbänder inzwischen ein bestehenden und wohlbedachten Grenzwerte für de-facto-Standard bei den allermeisten Herstellern Störleistungspegel im Interesse der PLC-Lobby auf von Chip-Sets für PLC-Modems geworden ist mit das bis zu 10000-fache zu erhöhen und den Europä- Notchtiefen von typisch ca. -35 dB, würden nach die- ischen Markt mit PLC-Geräten zu fluten. Stimmt man sem Entwurf innerhalb der Amateurfunkbänder ca. ihm zu, wird die wertvolle natürliche Ressource Kurz- 35 dB oder 6 S-Stufen höhere Störpegel gestattet. welle mit Sicherheit für den Amateurfunkdienst völlig Mit anderen Worten: Sowohl die Amateurfunkbänder und für den Rundfunkdienst fast unbrauchbar. als auch die Rundfunkbänder würden durch diese FprEN 50561-1 unterminiert die Verpflichtung neue Norm noch nicht einmal dann profitieren, wenn zum Schutz der Funkdienste vor schädlichen Störun- es den momentanen de-facto-Standard des Notching gen, welche alle Mitglieder der Internationalen Fern- der Amateurfunkbänder nicht gäbe, denn die aktuell meldeunion durch die Bindung an die"Radio Regula- gültige EN 55022:2006 beschränkt die Störungen tions" der ITU eingegangen sind, denn diese schrei- über die gesamte Kurzwelle auf einen Wert, der nach ben vor: dem Entwurf nur innerhalb der Notches gilt. Dieser Entwurf lässt über die gesamte Kurzwelle ca. 35 bis "S15.12 § 8 Administrations shall take all practicable 45 dB höhere Störpegel zu als unter EN 55022:2006 and necessary steps to ensure that the operation of mit dem zusätzlichen de-facto-Standard des Notching electrical apparatus or installations of any kind, der Amateurfunkbänder. Innerhalb der Amateurfunk- including power and telecommunication distribution bänder bedeutet das 35 dB oder 6 S-Stufen höhere networks, but excluding equipment used for industrial, Störpegel, wobei kumulative Effekte durch mehrere scientific and medical applications, does not cause PLC-Installationen noch nicht einmal berücksichtigt harmful interference to a radiocommunication service sind. Ich kann aufgrund zahlreicher eigener prakti- and, in particular, to a radionavigation or any other scher Erfahrungen mit PLC-Installationen im Umkreis safety service operating in accordance with the meiner Amateurfunkstelle sagen, dass solche Stör- provisions of these Regulations." pegel Amateurfunk definitiv unmöglich machen ! Der Rundfunkdienst auf der besonders wertvol- Punkt 3: len Kurzwelle bietet mit sehr einfachen Mitteln Zu- Es gibt nach diesem Entwurf kein vorgeschriebenes gang zu aktuellsten Informationen aus aller Welt, die Aussetzen der Störemissionen wenn keine Daten über andere Medien oft gar nicht, verzögert, zensiert übertragen werden, denn es heißt in Zeilen 211-213: oder nur mit höherem Aufwand erhältlich sind. PLC "Without user data transmission, the unsymmetrical stört aber insbesondere diesen Kurzwellenbereich, DJ5IL radio topics: Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 4
und so verletzt jede Verwaltung die PLC fördert die Europäische Menschenrechtskonvention, deren Ar- tikel 10 lautet: "Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußer- ung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne be- hördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staats- grenzen zu empfangen und weiterzugeben." PLC ist keine Funkanwendung und unter der EMV-Direktive hinsichtlich Störemissionen gleichge- stellt mit anderen elektronischen Geräten, und trotz- dem wird diese Technologie wie ich aufgezeigt habe von der Europäischen Kommission gegen jede tech- nische Vernunft protegiert. Würde diese Norm ange- nommen, könnten sich die Hersteller anderer elek- tronischer Geräte darauf berufen und dieselben über- höhten Grenzwerte fordern. FprEN 50561-1 und die EMV-Direktive wirken zusammen so, als würde man den freien Handel mit harten Drogen erlauben aber gleichzeitig ihren Konsum verbieten - diese absurde Kombination ist exemplarisch für die neoliberale Lobby-Politik der Europäischen Kommission. Der zweite Teil dieses Artikels mit dem Titel "Zum Schei- tern verurteilt: FprEN 50561-1" 11 wird beweisen, dass dieser Norm-Entwurf unnötig und unzulässig ist ... Referenzen 1. Hensen, C. : "CISPR 22 Compliance Test of Power-Line Transmission Systems", Proceedings of the 6th International Symposium on Power-Line Communications and its Applications (ISPLC), Athens, Greece, March 27- 29, 2002. 2. http://cq-cq.eu/EN55022-2006.pdf 3.Schriftliche Anfrage von Alejo Vidal-Quadras, Fiona Hall, Satu Hassi, Pilar del Castillo Vera und Erika Mann and die Europäische Kommission, 2. April 2009. 4. http://cq-cq.eu/Verheugen_Lucas.pdf 5. CISPR 16-4-4 “Statistics of complaints and a model for the calculation of limits for the protection of radio services” enthält im Annex A Werte für Strom- netz-Entkopplungsfaktoren welche durch umfangreichge Messungen in realen Niederspannungs-Stromnetzen in den 1960er Jahren ermittelt wur- den. Diese Werte gelten auch heute noch als begründet und repräsentativ. 6. http://cq-cq.eu/cispr22.htm 7. http://cq-cq.eu/cispr22part2.htm 8. http://cq-cq.eu/M313.pdf 9. http://cq-cq.eu/Ortun_Silvan.pdf 10. http://cq-cq.eu/EN50561_Draft.pdf 11. http://cq-cq.eu/DJ5IL_rt005d.pdf DJ5IL_rt004d.pdf Originalversion: 5.10.2012 Revisionen: 16.10.2012, 28.11.2012 DJ5IL radio topics: Das Trojanische Pferd der PLC-Lobby: FprEN 50561-1 5
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