SEPTEMBER 2020 - Delara Burkhardt
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ftl @DELARABUR www.delara-burkhardt.eu 21. SEPTEMBER 2020 Liebe Genoss*innen und ein herzliches „Moinjour“ an alle Europa-Interessierten, letzte Woche ging es für mich nach der Sommerpause wieder nach Brüssel. Statt in Straßburg, fand die Plenarwoche coro- nabedingt nämlich dort statt. Der übliche „Wanderzirkus“ nach Straßburg wäre vor den Entwicklungen des Infektions- geschehens unverantwortlich gegenüber den Beschäftigten des Parlaments gewesen. Auch der Parlamentsbetrieb fand natürlich unter Auflagen statt. Gerade für die Europäische Demokratie ist die Arbeit unter Corona-Bedingungen herausfordernd. Digitale Treffen kön- nen natürlich nur begrenzt persönlichen Austausch ersetzen. Das Fehlen einer „europäischen Öffentlichkeit“ wird einem dann schmerzlich bewusst. Denn gemeinsame Herausforde- EIN WEITERER MEILENSTEIN HIN ZUR KLIMANEUTRALITÄT rungen gibt es genug, deswegen war die erste Plenarwoche DER EUROPÄISCHEN UNION auch vollgepackt. Während die Verhandlungen zwischen Rat, Ein weiterer Meilenstein hin zur Klimaneutralität der EU Parlament und Kommission um die langfristige Finanzpla- In ihrer Rede zur Lage der europäischen Union am 16. Sep- nung und das Wiederaufbaupaket „Next Generation EU“ lau- tember hat Komissionspräsidentin Ursula von der Leyen fen, haben wir unsere Parlamentsposition zur Zukunft euro- angekündigt, das CO2-Einsparungsziel der EU bis 2030 auf päischer Eigenmittel als Refinanzierung neuer gemeinsamer 50% zu erhöhen. Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Schulden gefestigt. Gemeinsam mit dieser Ankündigung hat Kommissionsvi- zepräsident Franz Timmermanns eine Folgeabschätzung „Highlight“ der Woche war jedoch die sogenannte „Rede zur Lage der Union“, die erste, die Ursula von der Leyen als Kom- und Machbarkeitsstudie zum geplanten europäischen Kli- missionspräsidentin hielt. 61 Minuten - so lange hat es ge- magesetz vorgestellt. dauert bis die Kommissionspräsidentin die verheerende Situ- ation im Geflüchtetenlager Moria auf Lesbos ansprach - aber Die Machbarkeitstudie zeigt: Eine Erhöhung des Klima- keine Lösung präsentierte. 12.000 Menschen harren dort seit ziels der EU auf 55% schadet der Wirtschaft nicht, kann dem 9. November ohne Dach über den Kopf, ohne Zugang zusätzliche Beschäftigung schaffen und bringt enorme zu humanitärer Hilfe aus. Moria ist nicht erst seit dem Brand gesundheitliche Verbesserungen durch saubere Luft. Die ein Symbol für das Scheitern einer menschlichen Asylpolitik Studie zeigt aber auch: Damit das gelingt, muss an vielen in Europa. Was nun passieren muss? Könnt ihr hier im News- Schrauben gedreht werden. Energiepolitik, CO2-Beprei- letter lesen! sung, Sozialpolitik - gute Klimapolitik ist komplex. Schade finde ich, dass die Kommission in dieser Studie nicht dar- In die richtige Richtung geht Ursula von der Leyens Ankündi- auf geschaut hat, ob und wie auch noch höhere Ziele er- gung, einer Erhöhung des 2030 Reduktionsziels im Rahmen reicht werden könnten. eines Klimagesetzes. Bereits letzte Woche konnten wir uns im Umweltausschuss des Parlaments auf einen Vorschlag für Der Umweltausschuss hatte bereits am 10. September über ein europäisches Klimagesetz einigen. Auch hierzu gibt es im den Parlamentsvorschlag für ein europäisches Klimage- Newsletter ein Update. setz abgestimmt. Als Sozialdemokrat*innen im Ausschuss haben wir für ein ambitionierteres CO2-Einsparungsziel In diesem Sinne: Ein interessantes Stöbern im Newsletter, von 60% für 2030, die Einrichtung eines Klimarates und freue mich wie immer über eure Fragen, Kritik und Anmer- ein europaweites CO2-Budget eingesetzt. Wir waren uns kungen. einig, dass es mehr bedarf, um die Zielvorgaben des Pa- Bleibt gesund! riser Abkommens zu erreichen und die Klimaerwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Eure Delara
Europäischen Kommission und Vertreter*innen der Mit- gliedstaaten, insbesondere auch mit der griechischen Re- gierung ausgetauscht. Dabei haben wir auf die Dringlich- keit einer Evakuierung hingewiesen, die bereits vor dem Feuer längst überfällig war. Leider haben die Mitgliedstaaten selbst die von ihnen versprochene Evakuierung von 1.600 unbegleiteten Min- derjährigen nicht schnell und verbindlich umgesetzt. Stattdessen wurde immer wieder COVID-19 als Verzö- gerungsgrund angeführt oder die Ausreise der Minder- jährigen mit unrealistischen Auswahlkriterien künstlich erschwert. Dabei gibt es allein zahlreiche deutsche Kommunen und Länder, die aufnahmebereit wären. Diese Hilfsbereit- schaft wurde bisher aber von Bundesinnenminister See- hofer blockiert Herr Seehofer und seine Kollegen der EU- Sollte der Vorschlag vom Plenum im Herbst bestätigt wer- Innenminister müssen diese Blockadehaltung beenden. den, liegt es am Rat der europäischen Umweltminister*in- Ich erwarte, dass gerade Deutschland als derzeitige EU- nen, ebenfalls Ambition zu zeigen und sich mit dem Euro- Ratspräsidentschaft hier eine Führungsrolle einnimmt. päischen Parlament auf ein möglichst ehrgeiziges Ziel zu Aber auch auf Bundesebene macht die SPD Druck und einigen. Das Klimagesetz darf keine Mogelpackung wer- konnte bereits die Aufnahme Deutschlands auf 1153 er- den. Es ist keine Zeit für Minimalkonsens, sondern wir müs- weitern. Dabei handelt es sich um bereits als schutzbe- sen jetzt die Weiche für ein klimaneutrales Europa stellen. dürftig anerkannte Familien, die Griechenland ausreisen • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • lässt. EIN ZWEITES MORIA IST KEINE LÖSUNG Das Feuer hat uns nochmal deutlich in Erinnerung geru- Wenn nicht schon die Existenz von Moria eine humanitä- fen, dass eine nachhaltige und gerechte EU-Asylreform re Katastrophe gewesen wäre, könnte man spätestens seit immer noch aussteht. Nach Plänen von Kommission und dem verheerenden Brand am 9. September damit anfan- Mitgliedstaaten sollen möglichst große Teile des Asylver- gen, es als solche zu bezeichnen. Knapp 13.000 Menschen fahrens an den Außengrenzen erfolgen - womit jedoch haben ihr Dach über dem Kopf verloren und harren schutz- exakt die katastrophalen Umstände geschaffen werden, los, abgeschnitten von humanitärer Versorgung auf der In- die wir seit Jahren in Moria und auf anderen griechischen sel Lesbos aus. Das verheerende Feuer im Flüchtlingslager Inseln erleben. Moria hat das jahrelange Versagen der EU-Mitgliedstaaten in der Migrationspolitik brutal offengelegt. Denn schon lan- ge erleben wir dort mehrfache Überbelegung und absolut unzureichende hygienische, sanitäre und medizinische Be- dingungen. Um den schutzbedürftigen Menschen vor Ort sofort zu hel- fen, müssen kurzfristig grundlegende Verpflegung und me- dizinische Versorgung, sowie Notunterkünfte bereitgestellt werden. In diese sollen sich die Menschen vor Ort begeben können, ohne Gefahr zu laufen, das Lager wieder monate- lang nicht verlassen zu dürfen. Und nicht zuletzt muss der Zugang von freiwilligen Helfern und NGOs garantiert wer- den. Insbesondere aber müssen sich die Mitgliedstaaten mit Schutzsuchenden, der lokalen Bevölkerung sowie Grie- chenland solidarisch zeigen und geflüchtete Menschen, aufnehmen. Dafür haben wir Sozialdemokraten und Sozial- demokratinnen im Europäischen Parlament uns seit Jahren Damit wird weder den schutzsuchenden Menschen noch eingesetzt, insbesondere auch seit dem Ausbruch der Pan-den Mitgliedstaaten an den Außengrenzen geholfen, die demie, der die bereits unsicheren und unhygienischen Be-weiterhin den Großteil der Verantwortung für Aufnahme dingungen vor Ort nochmals verschlimmert hat. und Verfahren übernehmen müssten. Unsere Fraktion wird sich daher in den anstehenden Verhandlungen da- Wiederholt haben wir uns in den letzten Monaten mit der für einsetzen, dass ein neues europäisches Asylsystem 2
solidarisch und fair gestaltet wird. Nur mit einer nachhalti- Ein positives Signal ist der Vorschlag des Europäischen gen Reform, die einen solidarischen Verteilungsmechanis- Rats, dass 30% aller EU-Gelder in Klimamaßnahmen flie- mus einschließt, können wir schutzbedürftigen Menschen ßen sollen. Als Europäisches Parlament fordern wir, dass langfristig wirklich helfen und überforderte Mitgliedstaaten außerdem noch zusätzlich 10% der Gelder in den Arten- unterstützen. Denn klar ist: Ein zweites Moria ist keine euro- schutz investiert werden müssen - dieser Aspekt kommt päische Lösung, sondern Symptombekämpfung in einem im Ratsbeschluss viel zu kurz. Bei der Umsetzung des kaputten System. Ziels von 30%-Klimaausgaben muss nun aber in die De- • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • tails geschaut werden. Hier brauchen wir klare Kriterien, um sicherzustellen, dass EU-Mittel auch tatsächlich in DIE DISKUSSIONEN ZUM EU-HAUSHALT HALTEN AN den Klimaschutz gesteckt werden. Da ohne die Zustimmung des Europäischen Parlaments der neue EU-Haushalt nicht in Kraft treten kann, wird der Europäische Rat nun mit dem Parlament in Verhandlun- gen für Verbesserungen aufnehmen. • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • DER SCHUTZ DER WÄLDER IST EINE GLOBALE AUFGABE Auch wenn es manchmal weit weg erscheint, so ist der Schutz des Amazonas-Regenwaldes nicht nur eine brasi- lianische Angelegenheit. Auch wir Europäer*innen kön- nen durch Änderungen unseres Konsumverhaltens und Handels unseren Teil zu seinem Schutz beitragen. Die Diskussionen über den mehrjährigen Finanzrahmen der EU, kurz MFR, halten an. Gerade das Thema Rechtsstaatlich- keit beschäftigt uns Sozialdemokrat*innen. Die SPD Delega- tion hat sich deutlich dafür ausgesprochen, systematische Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit an finanzielle Konse- quenzen zu binden. Bis Ende des Monats will die Kommissi- on ihren ersten Jahresbericht über die Rechtsstaatlichkeit in allen Mitgliedstaaten vorlegen. Bisher führt eine schlechte Bewertung allerdings nicht zu einer Verringerung EU-Zah- lungen. Dazu bräuchten wir ein neues Instrument, auf das sich aber die Regierungschef*innen bisher nur sehr allge- mein verständigt haben. Ursula von der Leyen betonte in ihrer Rede zur Lage der EU, dass die Kommission der Rechts- staatlichkeit „größte Bedeutung“ beimesse und Betrug und Korruption nicht über EU-Gelder finanziert werden dürften. Von der Streichung oder Kürzung von EU-Geldern bei Ver- stößen, sagte sie allerdings nichts. Amazonien ist unfassbar wichtig für unser Weltklima. Natürlich hat Brasilien die Souveränität über diesen Teil Auch der Klimaschutz spielt eine Rolle bei den Verhandlun- der Erde, diese muss jedoch so ausgeführt werden, dass gen zum EU-Haushalt. Das Europäische Parlament hat mit sie nicht nur Brasilianerinnen und Brasilianern, sondern großer Mehrheit klargemacht, dass eine Kürzung der Gelder der ganzen Menschheit zugutekommt. Daher brauchen für Klimaschutz für uns nicht in Frage kommt. Besonders im wir eine brasilianisch-europäische Agenda, um das Span- Fokus der Kritik: Die Staats- und Regierungschefinnen ha- nungsfeld zwischen dem internationalen Druck zum Er- ben den Rotstift bei Zukunftsinvestitionen in Klimaschutz halt des Regenwaldes und der Nachfrage nach Rohstoffen angesetzt. So würden nach Wunsch des Rates, Programme und Produkten zu lösen, deren Wertschöpfungsketten für Innovation und Forschung, ein Fonds für den Struktur- häufig auf Kosten der Umwelt erfolgen und die Men- wandel in Kohleregionen, sowie InvestEU, ein Fonds, der schenrechte der Völker Amazoniens missachten. Darüber private und öffentliche Investitionen - auch in Klimamaß- habe ich mit dem sozialdemokratischen Mitglied des bra- nahmen - stärken soll, deutlich kleiner ausfallen, als von der silianischen Abgeordnetenhause Nilto Tatto im Journal Europäischen Kommission ursprünglich vorgeschlagen. Ab für Internationale Politik und Gesellschaft gesprochen. 2024 stünden dem EU-Haushalt dann weniger Gelder für Den ganzen Artikel findet ihr hier. die Umsetzung des Green Deals zur Verfügung, als derzeit. 3
Brasilien war auch Thema einer investigativen Recherche des Bureau of Investigative Journalism zusammen mit dem Guardian und Repórter Brasil. Der Beitrag zeichnete die Wege nach, die Rindfleisch vom Amazonasgebiet Brasiliens bis nach Europa nimmt. Im Gespräch mit dem Bureau of In- vestigative Journalism habe ich klar gemacht, dass gerade große Unternehmen die Mittel haben, um für Transparenz in ihren Lieferketten zu sorgen. Aber wenn sie dies nicht ausreichend freiwillig tun, muss der brasilianische Staat oder der europäische Gesetzgeber sie dazu verpflichten. Während der Plenarwoche fand das letzte Treffen der Schat- tenberichterstatter*innen zu meinem Initiativbericht über entwaldungsfreie Lieferketten statt. Hierin setzten wir uns dafür ein, dass europäische Unternehmen mehr Sorgfalts- Sowohl durch die Mitgliedstaaten als auch durch die EU pflichten haben, wenn sie auf Kosten der Wälder wirtschaf- muss mehr für die Wälder getan werden. Bisher fehlt es ten. Nicht nur zum Schutz des Amazonas, sondern Wäldern an einem einheitlichen Rahmen: Waldpolitik ist bisher überall auf der Welt. Nach der Einigung auf einen gemein- kein gemeinschaftliches Politikfeld. Mit der EU-Waldstra- samen Kompromiss, wird der Vorschlag Ende September - tegie haben wir die Chance europaweite Maßnahmen kommenden Montag - im Umweltausschuss abgestimmt. und Möglichkeiten zu schaffen, unsere „grünen Lungen“ zu schützen und zu stärken. Danke an die Schleswig-Holsteinische Landesforsten AöR, den Deutscher Forstwirtschaftsrat e. V. und allen Be- teiligten für den Austausch. • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • DIE SCHWEINSWALE BRAUCHEN SCHUTZ - NICHT NUR GEGEN LÄRM • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • WÄLDER SIND KÄMPFER GEGEN DEN KLIMAWANDEL – MEIN BESUCH IM SEGEBERGER FORST Aber der Klimawandel gefährdet den Lebensraum Wald. Witterungsextreme wie Hitze, Trockenheit und Stürme oder Schädlingsbefall stellen eine große Gefahr für das Ökosys- tem der Wälder dar. Um einen Eindruck von der Lage zu ge- winnen, waren Kevin Kühnert und ich im Wald unterwegs und haben uns sowohl mit den öffentlichen als auch priva- ten Waldverwalter*innen ausgetauscht. Lärm durch Bombensprengungen in der Ostsee? Wie können wir unsere “Kämpfer gegen den Klimawandel” Bei einem Treffen mit Ingo Ludwichowski, Sebastian Stru- schützen und stärken? Wälder wie der Segeberger Forst mann und Dagmar Struß vom Landesvorstand des NABU brauchen bis zu 100 Jahre, um sich klimatisch anzupassen. Schleswig-Holstein haben ich mehr über die Probleme Wir dürfen daher keine Zeit verlieren, die europäischen Wäl- bei der Lärmdämmung durch Blasenschleier in der Ost- der nachhaltiger zu nutzen und durch Waldumbau lang- see aufgezeigt. Solche Schleier werden aktuell von der fristig widerstandsfähig zu machen. Hierbei gilt – Vielfalt Bundeswehr bei der Entsorgung alter Munitionslasten schafft Sicherheit. Nicht nur für Formen der Nutzung, son- in der Ostsee, u.a. für Bombensprengungen eingesetzt. dern auch in Bezug auf die biologische Vielfalt. Schleswig- Nach offiziellen Schätzungen liegen in der Nord- und Holstein ist mit 11% das Bundesland mit dem geringsten Ostsee mehr als 1,5 Mio. Tonnen Munition aus den Welt- Waldanteil. Das muss sich ändern! Dafür braucht es nicht kriegen. Der zurückgebliebene Sondermüll stellt nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch personelle Unterstüt- nur eine große Belastung für die Umwelt, sondern eine zung. Gefahr für die Menschen und Tiere in den betroffenen Gebieten dar. Die Munition wird mit der Zeit porös, droht 4
zu explodieren und es treten schädliche Stoffe aus. For- Nutzung und dem Schutz der Ostsee gesprochen und scher*innen haben nachgewiesen, dass sich Giftstoffe aus wie eine nachhaltige Europäische Meerespolitik ausse- der Munition in Muscheln und Fischen anreichern und so- hen kann. mit in die Nahrungskette gelangen. Bald gibt es Ergebnisse zu den ersten Langzeitstudien der Auf Bundes- und EU-Ebene gibt es bereits seit Längerem Wirkung des PALs, der nicht unumstritten ist. Und auch Aktivitäten und Übereinkommen zum Schutz der Meeres- bei unserem Besuch im OIC wurden die Grenzen der Frei- umwelt, die sich mit diesem Thema befassen. Aber die Ber- willigkeit beim Schweinswalschutz deutlich. Ein wirksa- gung und Beseitigung verlaufen häufig nicht reibungslos. mer europäischer Meeres- und Naturschutz, zum Beispiel Maßnahmen, wie die Blasenschleier, schützen nur teilweise im Rahmen der neuen Artenschutz-Strategie, wird drin- vor dem Lärm und Druck kontrollierter Sprengungen. Au- gend gebraucht. ßerdem vermeiden sie nicht, dass Vögel, die küstennah brü- • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ten, verschreckt und langfristig von ihren Brutplätzen ver- treiben werden. gemeinsam mit dem NABU und anderen GEGEN DIE STIGMATISIERUNG UND FÜR DIE GLEICH- Umweltschützer*innen setzte ich mich für eine langfristige BERECHTIGUNG DER ROMA IN EUROPA und umweltfreundliche Strategie zum Umgang mit der ver- bleibenden Munition ein. Bei dem Gespräch ging es neben dem Umgang mit Muni- tionsfunden auch um die Neuverhandlung der Gemeinsa- men Europäischen Agrarpolitik (GAP), die Fehmarn-Que- rung und den effektiven Schutz von Schweinswalen in der Ostsee. Roma sind die größte ethnische Minderheit in Europa. Noch immer sind viele Opfer von Rassismus, Gewalt und Segregation. Viele leben in bitterer Armut und Chancen auf Arbeit und Teilhabe bleiben verwehrt. Um mehr darüber zu erfahren, wie wir den Lebensraum Ostsee für diese Meeressäuger erhalten können, war ich Seit 2011 fordert die EU-Kommission die Mitgliedsstaa- mit Till Holsten und seinem Team des Ostseeinfocenters ten und alle EU-Institutionen auf, nationale Strategien (OIC) in der Eckernförder Bucht unterwegs. In einem EU- zur Integration von Roma einzuführen mit dem Schwer- geförderten Projekt ist das OIC Schnittstelle zwischen punkt auf Bildung, Beschäftigung, Gesundheitswesen NGOs, Wissenschaft und Fischer*innen bei dem Schutz der und Wohnraum. Besonders durch die Folgen von CO- Schweinswale in der Ostsee. VID-19 wird die prekäre Situation von Roma verschärft. Rassistische Übergriffe und willkürliche staatliche Unter- Schweinswale in der Ostsee sind auf vielfältige Weise be- drückung gegen Roma nahmen zu. Ganze Siedlungen droht: steigender Lärm, Vermüllung, Klimawandel und Ge- wurden abgeriegelt. Die Menschen dort haben keinerlei fahren verbunden mit der Fischerei. Zugang zu medizinischer Hilfe. Um zu verhindern, dass Schweinswale als Beifang enden, Der Fortschritt dieser nationalen Strategien war begrenzt. wurde der sogenannte PAL entwickelt. Ein Gerät, dass Deswegen hat Gleichstellungskommissarin Helena Dalli an Stellnetzen platziert, Schallwellen ausstößt, um die angekündigt, in einer Roma-Strategie neuen Anlauf zu Schweinswale zu warnen und umzuleiten. Auf unserer Tour nehmen und wirksame Maßnahmen gegen die Stigma- haben wir geprüft, ob die Stellnetze in der Bucht PALs ha- tisierung und für gleichberechtigten Zugang zu grund- ben, und ob diese funktionieren. legender Versorgung zu ermöglichen. Im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) stimm- Die Anbringung der PALS an die Netze erfolgt auf Basis von ten wir am 3. September 2020 einen ersten Entwurf ab. Freiwilligkeit, 220 Fischer*innen sind an Bord. Wir haben Als S&D ist uns verbindliche Ziele, die Berücksichtigung über die Grenzen der Freiwilligkeit, dem Spannungsfeld der von Intersektionalität in den nationalen Strategien, die 5
Anerkennung des Roma Nationalfeiertags und die volle Wichtig: Spendet bitte weiterhin Kleidung, die nicht mehr Einbeziehung der Roma-Gemeinschaften in die Ausarbei- tragen wollt, aber nutzt es nicht als Alternative zum Müll. tung von Strategien auf lokaler, regionaler und nationaler • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ebene besonders wichtig. • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• • • • • • • • •• • • • • • • ENDLICH MAL AUSMISTEN! Das dachten sich viele von uns in den letzten Wochen zu Hause. Oft führt dann der Weg zum nächsten Altkleider Container. Durch die aktuelle Pandemie hat es zu einer Überlastung der Kommunen und Textilverwerter geführt und viele Container mussten abgebaut werden. Allein in Deutschland haben wir ein Aufkommen von 1,3 Mio. (2018) Tonnen Altkleidern und die Tendenz ist steigend. Nur 1% der Textilien weltweit werden überhaupt recycled. Durch Fast Fashion und 24/7 Online Einkaufsmöglichkeiten kaufen wir nicht nur mehr und häufiger Kleidung, sondern werfen diese auch schneller weg. Im besten Fall landet der Textilberg dann im Altkleidercontainer. Doch was passiert eigentlich dann? In der Regel werden als nächstes hochwertigen Textilien, die noch getragen wer- den können, aussortiert und zum Gebrauch verkauft oder ins Ausland exportiert. Der andere Teil wird recycled und in der Industrie weiterverwendet. Doch durch die sinkende Qualität der Textilien, wächst der Anteil an nicht recycle- fähigen Materialien. Der Rest kann oft nur noch verbrannt werden. Das heißt also: Wir produzieren immer mehr Kleidung, benutzen dafür immer mehr Ressourcen, um es dann im schlimmsten Fall unter hohem Energieverbrauch zu ver- brennen. Wir brauchen ein Umdenken, und zwar auf eu- ropäischer Ebene. Als Teil des European Green Deals kün- Impressum digt die Europäische Kommission mit dem Aktionsplan für Delara Burkhardt Mitglied des Europäischen Parlaments Kreislaufwirtschaft einige konkrete Vorhaben an und hebt Kleiner Kuhberg 28-30 den Textilsektor besonders hervor. Dabei steht vor allem 24103 Kiel die Recyclingfähigkeit von Textilien im Mittelpunkt, sowie moin@delara-burkhardt.eu 0431 90 60 626 ein nachhaltiges Ökodesign, um Kleidung ressourcenscho- nend zu produzieren. Dafür sollen 2021 dem Europäischen Fotos: Marc Fricke (Seite 3, 4, 5), Roxane Roth (Seite 1,4 ), Delara Burkhardt (Seite 5, 6), European Parliament (Seite 2), Team Humanity Parlament konkrete Maßnahmen vorgestellt werden. (Seite 2) 6
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