DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN

Die Seite wird erstellt Hedwig Janssen
 
WEITER LESEN
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
DAS MAGAZIN                                      MAI 2018
FÜR OBERSCHWABEN                            www.blix.info

DIE SAISON         DIETENHEIM   DIE 68ER
hat Saison         hat Markt    haben Jubiläum
Seite 34           Seite 22     Seite 14
                                                            Gratis
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
INHALT

LESERBRIEFE ZUM GEBURTSTAG
  „Macht weiter so!“                                         Seite 6
                                                                                                                         Leser
AKTUELL                                                                                               gratulieren zum Geburtstag
 Zoff am Federsee                                            Seite 8
 Front gegen Bögge                                           Seite 8                                                     Seite 6
 Scherer räumt ab                                            Seite 9

TITELTHEMA
  68er                                                   Seite 14

BILDUNG
  Digital Natives aufgepasst!                            Seite 12
  Soziale Berufe sind vielseitig                         Seite 13                                                  Hochdorf
MARKT DIETENHEIM                                                                                                  feiert Dorffest
 Dietenheim zieht an                                     Seite 22
 Messe für nachhaltige Mode                              Seite 26
                                                                                                                         Seite 54
FIT & GESUND
  Zurück zu mehr Nachhaltigkeit                          Seite 29

ORTSWECHSEL
 „Wir sind zu patriotisch“                               Seite 33

SAISON                                                                                                      Ochsenhausen
 Die Saison hat Hochsaison                               Seite       34                                       präsentiert Kräuter
 Grillsaison                                             Seite       35
 Spargelsaison                                           Seite       39                                                  Seite 56
 Biergartensaison                                        Seite       40
 Ausflug Saison                                          Seite       43
 Badesaison                                              Seite       50

KULTUR & FREIZEIT
 Vergangenheit und Zukunft                               Seite 52
 1968er-Revolte in der Provinz                           Seite 52

DORFFEST HOCHDORF
                                                                                                        Bad Schussenried
 Hochdorf auf Hochtouren                                 Seite 54                                               lädt zum Dinner
KRÄUTERFEST OCHSENHAUSEN                                                                                                Seite 67
 Ochsenhausen im Kräutermantel                           Seite 56

SEEPARKSCHAU
 Linzgau präsentiert sich                                Seite 62

HAUS & GARTEN
 Loblied auf Taglilien und Wieseniris                    Seite 64

BAD SCHUSSENRIED
 Schlemmen, schauen, shoppen                             Seite 67

FOTOGRAF DES MONATS
 Die wilden Siebziger                                    Seite 21

KULTURKALENDER                                           Seite 72
RUBRIKEN
  Kleine Museen - Große Leidenschaft                         Seite   53
  Essen & Trinken
  Kino
                                                             Seite
                                                             Seite
                                                                     60
                                                                     70
                                                                           Titelfoto:
  Lage der Liga                                              Seite   59    Volkhart Müller/
  Weltradler                                                 Seite   69
  Kleinanzeigen & Tiere                                      Seite   90    Museum Biberach

    IMPRESSUM
Verlag:                                                       Büro für Gestaltung MEDIA GROUP,
BLIX-Verlag GmbH & Co. KG                                     www.bfg-mediagroup.com
88326 Aulendorf, Hauptstraße 93/1                             David Hinderberger, Alexander Koschny
                                                              Illustration: Michael Weißhaupt,
Geschäftsführung:                                             www.monsterdisein.de
Dr. Roland Reck, Tel. 07525-9212-12
Assistenz: Angelika Friedrich-Reck -0                         Druckerei:
Fax 07525- 9212-22                                            Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG
info@blix.info                                                Frankfurter Straße 168
                                                              34121 Kassel
Anzeigen:
Dr. Roland Reck 07525-9212-0                                  Vertrieb:
Stefan Zieglowski 07351-4290653                               Angelika Friedrich-Reck
Anton Hänsler 07525-922184
Guy Pascal Dorner 07525-9212-17                               Erscheinungsweise:
anzeigen@blix.info                                            monatlich

Redaktion:                                                    Druckauflage:
Dr. Roland Reck V.i.S.P., Guy Pascal Dorner, Andrea Reck      20.000 (IVW 1. Quartal 2017)
Tobias Köhler, Alexander Koschny, Ines Neuf, Sascha Müller
Tel. 07525/ 9212-0, Fax 07525/ 9212-22                        www.blix.info
redaktion@blix.info

Termine: termine@blix.info

Layout:
Auflage und Verbreitung unterliegen der ständigen Kontrolle durch die Informations-
gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. in Berlin.

                                                                                                                                             3
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Unser Geburtstag liegt hinter uns. Mit viel Lob   rechtfertigten (als Bündnispartner), jegliche        sich zu dieser Jugendgeschichte in Beziehung
– herzlichen Dank! – und der Aufforderung:        Glaubwürdigkeit fehlte. Der Zweifel an den Au-       zu setzen, entpuppte sich als Irrtum.
„Macht weiter so!“ Das machen wir prompt,         toritäten, der Kritik an ihnen und schließlich die   Eine Anfrage bei unserer Mitarbeiterin Ines
indem wir uns gleich dem nächsten Geburts-        radikale Ablehnung waren der Seinsgrund der          Neuf, die derzeit in Kalifornien studiert, also in
tag widmen.                                       68er, die mit der Radikalität der Jugend dage-       einer Weltgegend die den Jugendprotest wie
Vor 50 Jahren stand die Welt Kopf. Das kommt      gen aufbegehrten. Sie misstrauten Autoritäten        wenige andere beheimatet, scheitert am Des-
einem irgendwie bekannt vor mit Blick auf die     grundsätzlich: in der Familie, der Schule, den       interesse. Es gäbe kein Interesse an dem Thema
aktuelle Weltlage. Syrien ist dabei der Brenn-    Universitäten, der Politik, den Kirchen.             unter ihren KommilitonInnen, das Thema fände
punkt, wo viele Widersprüche im tatsächlichen     Das geschah auch in der Provinz, wie wir zei-        nicht statt. Alter, das schockiert!
Sinne explodieren – zum Leidwesen von Milli-      gen. Und hinterließ auch hier Spuren, denen          Aber warum denn in die Ferne schweifen, wenn
onen Menschen.                                    wir nachspüren. Was zwangsläufig auch zur            nur wenige Kilometer entfernt eine Pädagogi-
Vor 50 Jahren explodierten tausende Bomben        Frage führt, welchen Änderungsbedarf die             sche Hochschule existiert. Hoffnungsvolle An-
in Vietnam. Der Widerspruch, im Namen der         Welt heute hat. Und wenn ja, ob es wie damals        frage, ernüchternde Antwort. Thema spielt im
Freiheit ein Land in die Steinzeit zu bomben,     die Jugend sein wird, die diese Veränderungen        Jubiläumsjahr keine Rolle und das, obwohl die
forderte den Widerstand der Jugend weltweit       bewirken. Dieser spannende Aspekt ist zuge-          Hochschule selbst ein Kind der 60er ist. (Statt-
heraus. Es war nicht der einzige Grund für „die   gebenermaßen unterbelichtet. Denn es gelang          dessen erreicht einen just heute die Nachricht,
68“ auf die Straßen zu gehen, aber ein wich-      uns nicht, eine Diskussion aufzugreifen, die die     dass das Fach Politik in der Lehrerausbildung in
tiger. Denn der Krieg mit Napalm und Agent        Relevanz der 68er-Geschichte für die Jugend          Weingarten abgeschafft werden soll.)
Orange machte offensichtlich, dass den Au-        heute beleuchtet. Die Vorstellung, dass es für       Keine Sorge also, ihr Alten (68er): Die Welt ist
toritäten, die ihn führten (in den USA) und       Heranwachsende doch Ansporn sein müsste,             zwar Chaos, aber die Jugend hält still!

                                                                                                       viel SpaSS
                                                                                                       mit BLIX

                                                                                                       Dr. Roland Reck, Chefredakteur
4
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
5
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
15 JAHRE BLIX

                        G ewinnspiel                         &     L eserbriefe

„Macht weiter so!“
Uns erreichten wieder eine Unmenge an Zuschriften, Faxe, E-Mails und
sogar Gedichte per Post nach unserer Geburtstagsausgabe - alle waren
heiß auf unsere Preise! Dabei mussten sich unsere Leser diesmal durch
das Heft wühlen, denn Würmer in mannigfaltigen Varianten versteck-
ten sich auf unseren Seiten und warteten darauf, entdeckt zu werden.
Ein wenig für Verwirrung sorgte unser Wurm auf dem Titelbild - die-
ser gehört natürlich dazu und sollte mitgezählt werden! Wir freuen
uns riesig über die vielen, meist richtigen Einsendungen zu unserer
Geburtstags-Ausgabe und bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen,
unseren Leserinnen und Lesern, sowie bei unseren Sponsoren
für die tollen Preise!

Lieber Roland und Team,                           kommt in diesem Heft gut raus
ganz herzlichen Glückwunsch zum 15. Geburts-      (ausgenommen auf der Seite 44).
tag. Wenn es BLIX noch nicht geben würde,         Nun ist BLIX also auf den Wurm gekommen.
müsste man es ERFINDEN! Denn Oberschwa-           Wer hätte gedacht, dass wir im 15ten Jahr
bens Presselandschaft braucht BLIX, heute         Würmer zählen. Wer nun gedacht hat, es wären       gezählt (einschließlich den auf der Titelseite).
dringender denn je. Vielen DANK für Eure tolle    15 Würmlein, der hat sich getäuscht. Ich zähle     Ich hoffe nach dem Hin- und Herblättern, dass
und wichtige Arbeit. Es ist doch klar, ohne Re-   einundreißig (31) muntere Kerle, einschließlich    ich richtig gezählt habe. Die Gewinne sind
genwürmer gebe es uns alle nicht!                 dem Oberwurm auf der Titelseite. Bin mal ge-       attraktiv und ich bin gespannt. Danke an die
31 Würmer habe ich gefunden.                      spannt, wo wir BLIXler im Jahr 31 stehen?          Sponsoren.
Mit freundlichen Grüßen                           Es grüßt herzlich Ihre treue Leserin               Ostergrüße von Oliver Strottner, Weingarten
Bruno Sing, Aulendorf                             Christa Ladwig-Siebenbrodt, Biberach
                                                                                                     Hallo liebes BLIX-Team
Liebe BLIXler,                                    Hallo,                                             unsere beiden Töchter haben mit Begeisterung
15 Jahre BLIX - wo ist die Zeit geblieben? Ich    fünfzehn Jahre ist eine lange Zeit und ich freue   die süßen Würmer im GeburtstagsBLIX gezählt
bin jeden Monat froh, wenn ich irgendwo in        mich, dass es das Magazin gibt und über aktu-      und 31 Stück gefunden. Herzlichen Glück-
der Stadt über ein BLIX stolpere. Dann verziehe   elle Themen aus einer anderen Sicht informiert.    wunsch zum 15-Jährigen. Und weiterhin viel
ich mich auf mein Sofa und will schauen, ob da    Der Wurm hat es in sich und er ist sehr wichtig    Erfolg mit Ihrem tollen Magazin.
irgendwo der Wurm drin ist. Selbst Werbung        (auch in meinem Garten). Ich habe 31 Würmer        Viele Grüße von Familie Greither, Aulendorf
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
15 JAHRE BLIX

                                                                             Hallo liebes BLIX-Team,
 GEWINNER                                                                    mir macht es jedes Jahr aufs Neue Spaß, an eurem Geburtstags-Ge-
                                                                             winnspiel teilzunehmen. Tolle Idee, dieses Mal Regenwürmer suchen zu
 Alle Gewinner werden von uns benachrichtigt und bekommen ihren              dürfen, die ich im Rahmen meiner Diplomarbeit als wunderbare und
 Gewinn zugesandt.                                                           ökologisch extrem wichtige Bodenlebewesen kennen- und schätzenge-
                                                                             lernt habe.
Hallo BLIX,                                                                  Ich habe - einschließlich dem auf dem Titelbild - insgesamt 31 Würmer
herzlichen Glückwunsch zum 15-Jährigen! Schon Wahnsinn, wie die Zeit         gezählt. Falls das richtig ist und ich zu den Gewinnern zählen sollte,
vergeht. Danke für 15 Jahre guten & regionalen Journalismus, für die         freue ich mich über eine Nachricht.
vielennInformationen aus dem schönen Oberschwaben und manchmal               Mit besten Grüßen
auch drum herum. Ich freue mich jeden Monat aufs Neue, das frisch            Roger Klaus, Ravensburg
erschienene Heft in Händen zu halten! Macht weiter so!
Ach ja, Gewinnspiel war ja auch noch! Im Heft habe ich 30 Würmer ge-         Lieber Herr Dr. Reck, liebes BLIX-Team!
funden, und dann ist noch einer auf der Titelseite in die Ecke gequetscht,   Seit 15 Jahren gibt es BLIX,
so dass es insgesamt 31 lebensfreudige Nützlinge sind. Allerdings ist        Ja, ohne BLIX wär’s sauber nix!
das, umgerechnet auf die lesenswerte BLIX-Lektüre, doch recht wenig,         Denn dann käm‘ Vieles nicht zu Tage,
würde der Biogärtner meinen.                                                 Was hier im Ländle gärt als Plage
Mit freundlichen Grüßen                                                      In dunklen Orten, Stuben, Köpfen,
             Hans-Bernd Sick, Warthausen                                     Geheim und oft mit alten Zöpfen….
                                                                             Sei’s in der SchwäZ oder anderen Blättle,
                                                                             In Schussen’s, Donau’s, Riss’es Städtle:
                                                                             Fix findet BLIX, wo’s b’sonders „wurmt“,
                                                                             Bei Betroffenen es dann heftig „sturmt“.
                                                                             Deshalb Herrn Reck und dem Team-BLIX
                                                                             „Glückauf“ und weitere 15 Jahr‘ plus X!
                                                                             Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum
                                                                             und liebe Grüße aus Weingarten
                                                                             Karl Blaas

                                                                             Der Wurm im Boden gräbt und gräbt...
                                                                             Und wenn er dann mal Licht erspäht,
                                                                             ist ‚s auch schon aus. Der Vogel juchzt.
                                                                             Wurm wehrt sich kräftig. Kämpft.
                                                                             Und schluchzt.
                                                                             Krallt sich an ‚s Gras, wird lang und länger,
                                                                             kriegt Angst - es wird ihm bang und bänger.
                                                                             Dann schnappt der Vogel Wurmes Glatze.
Guten Tag,                                                                   Das End‘ vom Lied? Nur mehr Geschmatze.
das war eine Zählerei der hübschen Würmer. Vom 1. Blatt mit Ti- t e l -      In BLIX die Würmer haben ‚s schöner!
seite bis zum letzten Blatt habe ich 31 Würmer gezählt. Vor und zurück       Sie freuen sich („wie Mad‘ im Döner“),
und immer an einem interessanten Artikel hängen geblieben. So ging           entdeckt - und dann gezählt zu werden.
die Zählerei länger, aber es war interessant. Informativ, aktuell, gute      Mit Glück gibt ‚s auch ‚nen Preis zu „erben“.
Berichte auch über Kultur und Programmangebote - das ist BLIX, das           Ich hab‘ zwanzig, wie viel‘ du?
Magazin für Oberschwaben. Bin gespannt, ob ich bei den Gewinnern bin         Endergebnis (elf dazu):
und wünsche erholsame ruhige Ostertage.                                      Von ganz vorn‘ sind ‚s _einunddreißig !
Freundliche Grüße sendet                                                     Hungrig schlucken Henn‘ und Zeisig.
Hedi Gratza, Weingarten                                                      Leser freut sich, BLIX-Heft zu.
                                                                             Gut für Wurms ... nun ha‘m se Ruh !
Hallo, liebes BLIX-Team!                                                     Alles Gute auch weiterhin!
Gott sei Dank habe ich am Wochenende ihr BLIX- Heft in der Auslage           Und freundliche Grüße ans BLIX-Team
eines Geschäftes entdeckt. Ich war im Urlaub … somit bin ich für die         Fritz Bischoff, Biberach
April-Ausgabe spät dran. Erfreulich, als ich gelesen habe, dass es ein
Gewinnspiel gibt. Gleich habe ich mich hingesetzt und gezählt, Wurm
für Wurm und kam auf insgesamt 30 Würmer. Ich freue mich, dies Ihnen
mitteilen zu dürfen und gratuliere Ihnen zu dem Jubiläum von Herzen.
Ich finde Ihr BLIX immer interessant. Nun hoffe ich, dass Sie ein glück-
liches Händchen haben und ich gezogen werde für einen Gewinn. Der              Hallo!
Super-Gewinn wäre für mich die Ballonfahrt mit Eugen Dreher :-)                Nur zu Ihrer Info: Ihre BLIX Magazine sind bei uns in der VVK Stelle
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche - ab morgen gibts             in Ulm sehr gut angekommen und waren innerhalb weniger Tage
Sonne pur!                                                                     schon vergriffen. Es wäre deshalb sinnvoll, die Stückzahl zu erhö-
Herzliche Grüße                                                                hen, da die Hefte wirklich nach einigen Tagen immer weg sind und
Irmgard Linder, Burgrieden                                                     sehr viele den Rest des Monats nachfragen, wann es wieder welche
                                                                               gäbe. Wir würden uns freuen, wenn wir mehr Magazine von Ihnen
Liebes BLIX-Team,                                                              erhalten würden!
es krabbeln 30 der toll gestalteten wichtigen Regenwürmer durch das            Freundliche Grüße
April-BLIX. Bin seit Jahren eine begeisterte Leserin Ihres Magazins. Ich       Mandy Münchow
würde mich freuen, wenn ich etwas gewinnen würde.                              Vorverkaufsstelle ulmtickets
Liebe Grüße und weiter so!                                                     Service Center Neue Mitte, Ulm
Monika Beck, Biberach

                                                                                                                                                      7
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
AKTUELL

G u y - pascal                    D orner

Zoff am Federsee
BAD BUCHAU. Es geht um die Penunzen beim Streit
zwischen Stadtverwaltung und Altertumsverein, der
das Federseemuseum betreibt. Die Stadt fordert
gemäß Auflagen der Kommunalaufsicht einen neuen
Betreibervertrag mit dem Verein, der nun um seine
Pfründe fürchtet, weil die Stadt für die weitere Übernahme
des bei sinkenden Besucherzahlen stetig ansteigenden
Finanzdefizits mehr Mitsprache einfordert.                                  Stadt und Altertumsverein sind sich beim Federseemuseum uneins.

Der 1919 gegründete Altertumsverein übernimmt seit jeher den Betrieb        sinkende Besucherzahlen (von 65.000 auf 20.000 pro Jahr) und seit 2005 über
des Federseemuseums im Auftrag der Stadt. Ob dies so bleiben wird?          Tariferhöhungen hinaus steigende Personalkosten als Grund dafür, die Kosten
Der aktuelle Vertrag sieht nämlich die Übernahme des Defizits aus dem       auf den Prüfstand zu stellen. Der durch die Landesausstellung 2016 erhoffte
Betrieb des Museums in voller Höhe durch die Stadt (= Patronatserklä-       Besucherboom blieb aus. Die Konkurrenz durch Nachbarmuseen – und durch
rung) vor. Weil die Stadt im Verein Kraft Amtes nur durch den Bürger-       das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen – sei groß. Steinzeit sei nicht trendy
meister, aktuell Peter Diesch, vertreten ist, hat die Kommunalaufsicht      und aus den Lehrplänen der Schulen verbannt. Man müsse Personalkosten
des Landratsamtes Biberach die Rechtmäßigkeit dieses Vertrages kas-         einsparen. Die Beschäftigten werden durch den Verein bezahlt. Laut Diesch
siert. Ein von der Stadt dem Gemeinderat und dem Verein vorgelegter         gibt es zwei Möglichkeiten: Die Annahme des Vertrags durch den Verein, oder
neuer Vertragsentwurf stößt beim Altertumsverein auf Kritik. Vor al-        die Übernahme des Museums durch die Stadt in Form eines Eigenbetriebs.
lem zwei Punkte stören den Vereinsvorsitzenden Karl Sandmaier, wie          „Wir zahlen die Zeche und möchten bei Kosten- Entscheidungen mitsprechen
er gegenüber BLIX erklärte: Zum einen werde dem Verein das Recht auf        können.“ Sandmaier benennt einzelne „Ausreißerjahre“ als verantwortlich
Akquisition bzw. Anwerbung von Drittmitteln staatlicher Institutionen       für die miese Besucherstatistik, Museumsleiter Ralf Baumeister will stabile
genommen – dieses Recht will der Bürgermeister alleine für sich bean-       Besucherzahlen ausgemacht haben. Sandmaier beharrt darauf, dass er den
spruchen. Zum anderen solle ein Betriebsausschuss gegründet werden,         Vertragsentwurf nicht unterzeichnen wird und stellt den Mitgliedern die Ent-
mit jeweils vier Vertretern des Altertumsvereins und der Stadt. Dieser      scheidung anheim: Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der Stadt, die Un-
Ausschuss solle nicht nur das Haushaltsrecht haben, sondern zudem den       terzeichnung des Vertrags unter einem neuen Vorsitzenden oder die jährliche
laufenden Museumsbetrieb lenken und steuern, eine Personal- und Kos-        Vereinbarung mit der Stadt über eine Kostendeckelung. Baumeister nennt das
tenkontrolle vornehmen und die weitere Museumsentwicklung planen.           Defizit „überschaubar“, zumal das Land Personalkostenunterstützung zuge-
Sandmaiers Kritik: Im Falle eines Patts entscheidet die Stimme des Bür-     sichert hat. Der Museumsleiter hat aber Verständnis dafür, dass die Stadt ein
germeisters. „Damit werden wir als Verein kaltgestellt. Zu was braucht es   Mitspracherecht beim Haushalt möchte. Und der Bürgermeister signalisiert,
uns dann noch?“ Zumal laut Entwurf noch der Gemeinderat zwingend            dass man zwar gerne den Verein mit im Boot sitzen habe, man aber auch
dem Museumshaushalt zustimmen muss. Diesch benennt seit 2000 stetig         gewillt ist, das Museum selbst zu betreiben: „betriebswirtschaftlich wäre es
                                                                            vermutlich sinnvoller.“

Front gegen Bögge
SENDEN. Heftig in der Kritik steht Sendens Bürgermeister Raphael            warfen ihm populistisches Verhalten und ver-
Bögge. Bis auf die Grünen äußern alle Stadtratsfraktionen                   schwenderischen Umgang mit Steuergeldern
offen Kritik daran, dass Bögge trotz klammem Stadtsäckel teure              vor. Eine von Bögge angestoßene Senkung der
Ortskerngestaltungen in den Ortsteilen vorantreiben will. Es ist dies       Gewerbesteuer hat der Stadtrat angesichts
nicht der erste Querschuss des Stadtrats gegen Bögge, der seit 2014         des klammen Stadtsäckels verhindert. Bögge
im Amt ist. Die SPD fordert nun gar offen den „Böxit“.                      fabriziere „Luftschlösser“, so der Stadtrat.
                                                                            Dieser Vorwurf manifestiert sich auch im
Dass Bögge im Sendener Stadtrat nicht nur Freunde hat, ist seit Langem      jüngsten Vorfall: Fast alle Fraktionen kritisie-
klar. Bereits 2016 hatte die CSU, stärkste Fraktion im Stadtrat, den von    ren in einem offenen Brief, dass Bögge meh-
ihr 2014 erfolgreich ins Rennen gegen den amtierenden Bürgermeister         rere teure Ortskerngestaltungen vorantreiben
Kurt Baiker (parteilos) geschickten Bögge offiziell fallen gelassen. Nach   will. Es geht um aufwändige Projekte in den Bürgermeister Raphael
längeren Querelen zwischen CSU und Bögge wollte dieser in den Ver-          Ortsteilen Witzighausen, Aufheim und Hittis- Bögge steht in der Kritik.
ein „Bürgerinteressen der Stadt Senden“ (BiSS) eintreten, welcher mit       tetten. Die finanzielle Lage der Stadt lasse es
einer Mini-Fraktion im Stadtrat sitzt. Doch auch die BiSS distanzierte      nicht zu, derartige Projekte anzustoßen. Was den Fraktionschefs sauer
sich bald von Bögge, der seitdem keine offiziellen Unterstützer mehr im     aufstößt: Bögge habe die Bürger zum ehrenamtlichen Engagement auf-
Stadtrat hat. Bögge selbst hat mit seinem Verhalten sein Scherflein zum     gerufen, obwohl er wisse, dass kein Geld vorhanden ist, diese Projekte
Zerwürfnis mit dem Stadtrat beigetragen: So stimmte er 2017 gegen den       nicht verwirklicht werden können. Bögge habe bei Bürgern falsche Hoff-
von seinem Haus entworfenen Haushaltsplan, weil dieser die vom Stadt-       nungen geweckt. Die Grünen hatten den Brief nicht unterzeichnet, weil
rat verlangte Streichung von 2,2 Stellen vorsah, und der Bürgermeister      er ihnen zu scharf formuliert war. Im Kern sei die Kritik an Bögge aber
somit die Handlungsfähigkeit der Stadtverwaltung nicht mehr gewähr-         berechtigt. Bögge wies die Kritik zurück: Es gehe ihm darum, eine positive
leistet sah. Kurz darauf verabschiedete er sich in eine mehrere Monate      Grundhaltung der Bürger gegenüber den Projekten zu befördern. Unter-
andauernde Dienstpause, um bei seiner Familie in Nordrhein-Westfalen        dessen fordert die SPD den „Böxit“: Die Ablösung Bögges bei den nächs-
zu verweilen. Was irritierte: Bögge war in dieser Zeit häufig in Senden     ten Kommunalwahlen im Frühjahr 2020 durch „eine Person mit Charme,
anzutreffen, nur nicht im Rathaus. Bei den Haushaltsberatungen 2018         Herz und Verstand“. Das von Bögges viel beschworene „Gemeinsam für
bekam der Bürgermeister aus allen Richtungen Kritik zu hören. Stadträte     Senden“ gelte für alle Stadtratsfraktionen – vereint gegen Bögge.

 8
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
AKTUELL

                           G u y - P ascal                      D orner

Scherer räumt ab
BAD WURZACH. Die Eindeutigkeit des Ergebnisses überraschte dann doch:                                       schaft“ bei der Bundesanstalt für Post- und Tele-
                                                                                                            kommunikation in Stuttgart. 2012 gewann Scherer
Mit 78,7 Prozent der abgegebenen Stimmen ist die 47-jährige Alexandra                                       gegen fünf Mitbewerber mit über 70 Prozent die
Scherer (CDU) zur neuen Bürgermeisterin von Bad Wurzach gewählt wor-                                        Wahl zur Bürgermeisterin von Erlenmoos. Auch
den. Die Obersulmetingerin ist derzeit Bürgermeisterin von Erlenmoos.                                       der Einzug in den Biberacher Kreistag sowie als
                                                                                                            Verbandsrätin in den Regionalverband Donau-Iller
Nachdem Amtsinhaber Roland Bürkle (CDU) in Bad Wurzach nicht mehr                                           klappten für CDU-Mitglied Scherer auf Anhieb.
kandidiert hatte, fegte Scherer gleich im ersten Wahlgang insgesamt                                         Nun hat sie mit ihrer Wahl zur Bürgermeisterin in
fünf Mitbewerber vom Platz – bei 52,5 Prozent Wahlbeteiligung.                                              der knapp 15.000-Einwohner-Kurstadt Bad Wurz-
                                                                                                            ach einen weiteren Karriereschritt getan. „Ich bin
„Die Eindeutigkeit des Ergebnisses hat auch mich       Noch-Bürgermeister Roland Bürkle verkündete auf      eine Macherin und will Hand in Hand mit der Bür-
überrascht“, erklärte Scherer gegenüber BLIX. Frei-    dem Klosterplatz das vorläufige Endergebnis. Sche-   gerschaft Bad Wurzachs Zukunft gestalten“, hatte
lich habe sie ein gutes Gefühl gehabt, „aber dass es   rer wurde begleitet von ihrem Ehemann Erwin und      Scherer gegenüber BLIX im Wahlkampf kundgetan.
gleich im ersten Wahlgang und mit einer solchen        den beiden Kindern Annalena (16) und Kilian (13).    „Mit einem ganz großen Lachen blicke ich auf Bad
Eindeutigkeit klappt, damit habe ich nicht ge-         Zahlreiche Bürgermeisterkollegen und CDU-Ver-        Wurzach, mit einem weinenden Auge auf Erlen-
rechnet. Das gibt mir Schwung und Schub. Zumal         treter gratulierten der Noch-Bürgermeisterin von     moos.“ Roland Bürkles Amtszeit in Bad Wurzach
die Wahlbeteiligung auch nicht so schlecht war.“       Erlenmoos. Die 47-Jährige ist Verwaltungsexpertin:   endet am 15. Juli, in Erlenmoos bereitet man jetzt
Besonders gefreut hat Scherer, dass am sommer-         Nach dem Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin        die Wahlausschreibung vor. Scherer und ihre Fami-
lichen Wahlabend auf dem Klosterplatz ein echtes       (FH) war sie in für internationale Telekommunika-    lie haben fest vor, nach Bad Wurzach umzuziehen
„Bürgerfest“ gefeiert wurde. „Es war ein rundum        tions- und Postpolitik zuständig, unter anderem      – allerdings erst nach dem Abitur von Tochter An-
glücklicher Tag.“ Freilich war Scherer auch die Ein-   beim Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-      nalena im nächsten Jahr.
zige vom Fach und damit im Vorfeld als Favoritin       nologie. Es folgten acht
gehandelt worden. Ihre Mitbewerber waren: der          Jahre als ehrenamtliche
Maschinen- und Anlagenmonteur Joachim Schna-           Ortsvorsteherin      von
bel, der Maschinenbautechniker Marcel Melchiors,       Laupheim-Obersulme-
Rechtsanwalt Günter Beer, Spaßkandidatin Fried-        tingen. Beruflich war
hild Miller und Politologe Steffen Deutschenbauer,     sie Leiterin des Sach-
der mit 12,4 Prozent Zweiter war.                      bereichs „Betriebswirt-

Blumen für Alexandra Scherer: Bürkle gratuliert seiner Amtsnachfolgerin.

                                                                                                                                                            9
DIETENHEIM DIE SAISON - HAT SAISON - BLIX MAGAZIN
AKTUELL

         I llertalklinik                                 illertissen

Schmerzen verstehen
ILLERTISSEN. An der neuen Tagesklinik in Illertissen werden Menschen
mit länger andauernden oder immer wiederkehrenden Schmerzen
behandelt. Diese meist chronisch gewordenen Schmerzen haben im
Gegensatz zu akuten Schmerzen ihre Funktion als Warnsignal im Körper
verloren. Sie beeinflussen in der Regel schnell das gesamte Leben der
Betroffenen. Um hier Linderung und Hilfe zu erreichen, stehen in der
multimodalen Schmerztherapie vielfältige Behandlungsmethoden und
ein interdisziplinäres Team zur Verfügung.
Die tagesklinische Behandlung eignet sich für Patienten, die seit mehr als sechs Monaten unter
Schmerzen leiden, die trotz Operationen und vieler Schmerzmittel immer noch Schmerzen ha-
ben und deren berufliches und privates Leben durch den dauerhaften Schmerz eingeschränkt
ist. Die Behandlung an der Illertalklinik findet in geschlossenen Gruppen statt und dauert jeweils
vier Wochen. Die Patienten verbringen den ganzen Tag von Montag bis Freitag in den Räumen
der Schmerztagesklinik und werden nach einem festgelegten Therapieplan intensiv in kleinen
Gruppen therapiert und betreut. Das Ziel der Behandlung ist es, den Umgang mit dem Schmerz
zu verbessern, die eigenen Möglichkeiten konsequent zu stärken und die Lebensqualität trotz
Schmerz zu verbessern. Hans S., einer der ersten Patienten der neuen Abteilung beschrieb die
Situation nach Abschluss der Therapie mit den Worten: „Der Schmerz ist nicht groß anders, aber
ich kann jetzt deutlich besser damit umgehen und weiß, was ich selbst tun kann“.
„Viele Patienten haben, bis sie zu uns kommen, einen langen Leidensweg hinter sich und haben
oftmals resigniert“, berichtet Dr. Gerhard Hege-Scheuing, der Leiter der neuen Schmerztageskli-
nik. Durch gezielten Einsatz von psychologischer Schmerzbewältigung in Einzelgesprächen und
in der Gruppe, Entspannungstraining (PMR), Training der Wahrnehmungsfähigkeit für körper-
liche Signale und Vorgänge aber auch durch intensive Physio-, Sport- und Bewegungsthera-
pie, physikalische Anwendungen (Wärme) und Elektrotherapie (TENS) solle der Teufelskreis von
Schmerzzuständen und Schonhaltungen durchbrochen werden. Auch Ergotherapie und kreative
Beschäftigung, ärztliche Sprechstunden und medikamentöse Begleitung fänden regelmäßig statt
und seien hilfreich, so der Schmerztherapeut. Die Patienten sollen während der vierwöchigen
                                                                 Therapie lernen, ihr Leben mit
                                                                 ihren medizinischen Problemen
                                                                 zu meistern. Die ersten Patienten
                                                                 konnten ihre Behandlung bereits
                                                                 erfolgreich beenden. Auch Herr S.
                                                                 ist zuversichtlich, er fühle sich gut
                                                                 vorbereitet, die Übungen mit den
                                                                 Therapeuten, aber auch die Ge-
                                                                 spräche mit den Leidensgenossen
                                                                 hätten ihm geholfen auch wenn er
                                                                 heute weiß, das seine Schmerzen
                                                                 wahrscheinlich nicht mehr voll-
                                                                 kommen verschwinden werden.
                                                                     www.illertalklinik-illertissen.de

10
AKTUELL

G u y - P ascal                    D orner

Trommlerstreit beigelegt
RAVENSBURG. Der Streit um die Besetzung der Trommlergruppen
der Gymnasien am Ravensburger Rutenfest (siehe: BLIX Jan/Feb
2018) ist beigelegt. Die Schulleitungen verzichten auf ihre geplante
Einflussnahme, wer mittrommeln darf und wer nicht.

Gemeinsam haben sich alle Beteiligten auf ein Konsenspapier geeinigt,
das von 2019 an gelten soll. Dieses sieht vor, dass die Schulleitungen ein
Beratungsverfahren anbieten. Das heißt: Haben die Rektoren Bedenken
bezüglich der Teilnahme eines Schülers in einer Trommlergruppe, kön-
nen sie ein Gespräch mit Eltern einfordern. Ein Vetorecht, von den
Schulleitern ursprünglich gefordert, ist das aber nicht. Schüler und Eltern
treffen ihre Entscheidung über eine Teilnahme nach wie vor selbst. Dem
Konsenspapier vorausgegangen war im vergangenen Herbst eine heftige
Auseinandersetzung, weil die Leiter der Ravensburger Gymnasien urplötz-
lich Einfluss auf die Besetzung der Trommlergruppen nehmen wollten.
Bisher hatten sich diese Gruppen gemäß städtischer Satzung demo-
kratisch selbst organisiert. Die Rektoren hatten für die Bewerber einen
Notenschnitt besser als mindestens 3,0 sowie eine Verhaltensnote, die
mindestens den Eintrug „gut“ beträgt, als Kriterien festschreiben wollen.
Zehntklässler hätten zudem keinerlei Verhaltenseinträge im Klassenbuch
haben dürfen. Bei allen Besetzungen der gymnasialen Trommlergruppen
hätten sich die Schulleitungen ein Vetorecht vorbehalten. Aber: Der
Aufschrei war zu groß, bei den Vereinen der ehemaligen Trommler, bei
der Rutenfestkommission, bei Elternvertretern und nicht zuletzt bei den
Betroffenen, den Aktiven. Die Rektoren mussten zurückrudern.

Die Gymnasialdirektoren wollen künftig bei der Besetzung des Trommler-
korps der Ravensburger Gymnasien beim Rutenfest mitreden.
				                                             Foto: Andreas Praefcke

S tarke              F rauen                2 0 1 8

Gemeinsam zum Erfolg
RAVENSBURG. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr findet die
Kooperationsveranstaltung von Kontaktstelle Frau und Beruf und
Wirtschaftsmuseum Ravensburg „Starke Frauen“ nun eine Fortsetzung.

                                  Freuen Sie sich am 17. Mai ab 19:30 Uhr
                                  in der Kundenhalle der Kreissparkasse
                                  Ravensburg auf eine Podiumsdiskussion
                                  mit bekannten Frauen aus der regiona-
                                  len Wirtschaft und Politik. Moderatorin
                                  ist Susanne Hinzen, Geschäftsführender
                                  Vorstand Erwin Hymer Stiftung (Foto).

                                  Tel: 0751/3590663, info@frauundberuf-
                                  rv.de www.frauundberuf-rv.de
                                                                                        11
BILDUNG

                   H O chschule                       ravensburg - weingarten

Digital Natives aufgepasst!
WEINGARTEN. Die nutzerfreundliche Gestaltung von Online-Shops                                        wie Google funktionieren oder wie das Verhal-
                                                                                                     ten von Internetnutzern auf Websites erfasst
und Websites, die Durchführung von Werbekampagnen bei Facebook                                       und analysiert werden kann.“
oder Google, oder die Unternehmenskommunikation über Social                                          Erlernt werden die benötigten Kompetenzen in
Media: Aufgaben wie diese sollen zukünftige Absolventinnen und                                       vielen praxisnahen Fächern wie „Suchmaschi-
                                                                                                     nenmarketing“, „Schreiben fürs Web“, „Mobi-
Absolventen des Studiengangs „Internet und Online-Marketing“                                         le Applikationen“ oder „Usability Engineering
meistern können.                                                                                     und Nutzerinteraktion“. Im Rahmen von Pro-
                                                                                                     jektarbeiten und dem obligatorischen Praxis-
Ein eigenes Unternehmen führen und sich im         Bereich Marketing kann ich Vieles, was ich in     semester wird das theoretisch erlernte Wissen
Studium das fehlende Know-how dafür an-            den Lehrveranstaltungen lerne, direkt im Un-      unmittelbar in die Praxis umgesetzt.
eignen? Genau das macht Jonas Käppeler. Der        ternehmen anwenden. Zum Beispiel wenn es          Dass die zukünftigen Absolventinnen und Ab-
22-Jährige hat 2017 gemeinsam mit zwei ehe-        um Website-Optimierung oder zukunftsfähige        solventen des Studiengangs am Arbeitsmarkt
maligen Kollegen die Herren-Accessoire Marke       Geschäftsmodelle im Online-Business geht“,        gefragt sind, ist für Mutschler klar: „Kaum
„KEPLER Lake Constance“ gegründet.                 erzählt Käppeler. Einige seiner Kommilitonen      eine andere Branche erlebt derzeit ein solch
                                                   sind wie Käppeler bereits ins Online-Business     rasantes Wachstum wie die Internetwirtschaft.
                                                   eingestiegen oder spielen mit dem Gedanken,       Gleichzeitig gibt es viel zu wenige Fachkräfte“,
                                                   sich selbstständig zu machen.                     so der Professor für E-Business und Online-
                                                   Der vom Fachbereich Wirtschaftsinformatik an      Marketing. Umso wichtiger sei es, Expertinnen
                                                   der Hochschule Ravensburg-Weingarten an-          und Experten auszubilden, die ein Gespür für
                                                   gebotene Bachelorstudiengang „Internet und        das Medium „Internet“ und seine Rolle im Mar-
                                                   Online-Marketing“ bildet Online-Spezialisten      keting-Mix von Unternehmen haben.
                                                   aus, für die Google, Facebook, Amazon und Za-     Auf die Absolventinnen und Absolventen des
                                                   lando ein Lebensgefühl ist. In sieben Semestern   neuen Studiengangs warten spannende und
                                                   lernen die Studierenden aber auch, welche be-     zukunftsorientierte Tätigkeitsfelder, beispiels-
                                                   triebswirtschaftlichen und technischen Kniffe     weise in den Marketing-Abteilungen und Soci-
                                                   zur Umsetzung erfolgreicher Online-Strategien     al-Media-Teams mittelständischer und großer
Neben seinem Studium betreut Jonas Käppeler        wichtig sind.                                     Unternehmen, in der Online-Pressearbeit oder
(Foto) sein eigenes Start-Up-Unternehmen. Erwor-                                                     in Online-Redaktionen von Verlagen.
benes Wissen wendet er direkt in der Praxis an.    Spannende Tätigkeitsfelder mit Zukunft            Zulassungsvoraussetzung für den Bachelor-
                                                                                                     studiengang „Internet und Online-Marketing“
Während seine Geschäftspartner die Finanzen        „Im Mittelpunkt des Studiengangs steht die di-    ist die Fachhochschulreife, die fachgebundene
betreuen, kümmert er sich um das Online-           gitale Beziehung zwischen Konsumenten und         Hochschulreife oder die allgemeine Hochschul-
Marketing und den Webauftritt des Start-Up-        Unternehmen“, erklärt Studiengangsleiter Pro-     reife. Der Studiengang startet jährlich mit 30
Unternehmens.                                      fessor Dr. Bela Mutschler. „Wer in der Online-    Plätzen zum Wintersemester, Bewerbungs-
Der Studiengang „Internet und Online-Marke-        Branche arbeitet, muss wissen, wie Unterneh-      schluss ist am 15. Juli.
ting“ an der Hochschule Ravensburg-Weingar-        men Social Media zur Kundenkommunikation
ten bringt ihm dabei viele Vorteile. „Gerade im    einsetzen. Er muss wissen, wie Suchmaschinen        www.hs-weingarten.de

12
BILDUNG

st .      elisabeth - stiftung

Soziale Berufe sind vielseitig
BAD WALDSEE. Wer mit Menschen arbeiten will, ist in einem
sozialen Beruf richtig. „Besonders der direkte Kontakt mit
Menschen macht soziale Berufe vielseitig“, sagt Carina Oettinger,
Ausbildungsverantwortliche der St. Elisabeth-Stiftung.

Mit über 1.950 Mitarbeitenden zählt die St. Elisabeth-Stiftung zu den
größten Arbeitgebern in den Landkreisen Ravensburg, Biberach und im
Alb-Donau-Kreis. Die Stiftung ist schwerpunktmäßig in der Altenhilfe,
der Behindertenhilfe sowie im Bereich Kinder-Jugend-Familie tätig.
Dazu kommen eine Gesundheitsakademie, das Jordanbad, ein Gästehaus
am Bodensee sowie weitere Betriebe.
Die St. Elisabeth-Stiftung engagiert sich in Sachen Ausbildung. Sie ist
an den Instituten für Soziale Berufe gGmbH Ravensburg und Stuttgart
beteiligt. Rund 130 junge Menschen absolvieren derzeit bei der St.
Elisabeth-Stiftung ihre Ausbildung, der Großteil in der Alten- und
Heilerziehungspflege.
Darüber hinaus bietet die St. Elisabeth-Stiftung weitere Ausbildungen an:
Immobilienkaufmann/-frau, Kaufleute für Büromanagement,
Fachinformatiker/-in, Hauswirtschafter/-in und die DH-Studiengänge
Sozialwirtschaft, Sozialmanagement, Soziale Arbeit und BWL-
Gesundheitsmanagement.
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) sind
der ideale Weg, sich sozial zu engagieren und soziale Berufe kennen-
zulernen.
Des Weiteren bietet die St. Elisabeth-Stiftung vielfältige Möglichkeiten
für Praktika: Vom eintägigen Hineinschnuppern über mehrwöchige
Phasen zur Berufsorientierung bis hin zu einjährigen Pflicht-Praktika,
die zum Beispiel für Auszubildende in der Heilerziehungspflege
Voraussetzung sind. www.social4you.de

                                                                                      13
TITELTHEMA

                           R oland                R eck

Wir werden siegen!
BIBERACH. Was vor zehn Jahren nur zu einem anarchistischen Theaterstück                                     Der studentische Protest spielte sich hauptsächlich
                                                                                                            in den großen Universitätsstädten ab, allen voran
inspirierte, ist nach 50 Jahren Thema einer Ausstellung im Biberacher                                       in Berlin. Berlin aber war weit und Biberach tiefste
Museum, Fachvorträge finden statt und bei einer Podiumsdiskussion                                           Provinz mit satten CDU-Mehrheiten in Land und
erinnern sich Zeitzeugen an „die 68er“ in Biberach, deren Spuren bei                                        Kommunen. Was also sollte hier passieren, wenn
                                                                                                            der Bundeskanzler auf dem Marktplatz spricht?
den „Stadtverführungen“ nachgespürt werden kann. Der „Mythos 68“                                            Der damalige Oberbürgermeister Claus-Wilhelm
– so der Titel des Theaterstücks, das in neuer Fassung erneut großes                                        Hoffmann, der 1964 mit 32 Jahren als jüngster
Publikum findet – ist nach 50 Jahren Geschichte auch wieder in der                                          Oberbürgermeister der Bundesrepublik ins Amt ge-
                                                                                                            wählt worden war, erinnert sich noch sehr gut an
Provinz angelangt, wo die Rebellion einst ein Mauerblümchen im Trubel                                       diesen Auftritt. Für das Stadtoberhaupt war es er-
der Weltgeschichte war und dennoch die „kleine Welt“ nachhaltig ver-                                        schreckend, dass ein Regierungschef sich dazu hin-
änderte. BLIX machte natürlich schon vor zehn Jahren auf „Die 68er in                                       reißen ließ, seine Anhänger zur Gewalt gegen eine
                                                                                                            Hand voll junger Demonstranten anzustacheln und
Oberschwaben“ (April 2008) aufmerksam und widmet sich erneut dieser                                         die „braven Biberacher Bürger“ auch prompt seiner
spektakulären Geschichte – aus unterschiedlichen Blickwinkeln.                                              Aufforderung folgten. In der Stuttgarter Zeitung
                                                                                                            war danach zu lesen: „Ein falscher Zungenschlag
                                                                                                            genügte, und Biberach sah sein erstes politisches
Biberach war ein „Hotspot“ der Jugendrevolte in       Ministerpräsident Kurt-Georg Kiesinger (CDU)          Handgemenge. Vor dem Plakat „Baustelle Haux
Oberschwaben. Wenngleich Ausstellungsmacher           Bundeskanzler und Willi Brandt (SPD) Außenmi-         grüßt den Bundeskanzler“ sah man plötzlich al-
Frank Brunecker darauf verweist, dass auch an-        nister und Vize-Kanzler. In Stuttgart wollte Kie-     lerlei Handlanger Kreuze zerbrechen, Mädchen
dernorts von Ulm bis nach Konstanz Schülerstreiks     singers Nachfolger Hans Filbinger (CDU) wiederge-     schlagen und auf den Boden werfen. Ein Polizist
und Demos stattgefunden haben, gipfelte in Bibe-      wählt werden und hatte den Bundeskanzler, dessen      zog einen Gymnasiasten an der Handfessel aus
rach der Jugendprotest in einem „Pornoprozess“,       Wahlkreis Saulgau war, um Schützenhilfe gebeten.      dem Gedränge.“
der für nationale Schlagzeilen sorgte. Was war ge-    Am 22. April hatte sich der ehemalige Ministerprä-    Aus etwa 50 bis 60 Personen im Alter zwischen 16
schehen? Ein aktualisierter Rückblick aus BLIX vor    sident von Baden-Württemberg auf seiner Wahl-         und 30 Jahren habe sich die APO (Außerparlamen-
zehn Jahren.                                          kampftour in Biberach angemeldet. Für Kiesinger       tarische Opposition) in Biberach zusammengesetzt,
                                                      ein Heimspiel zum Ausruhen vom politischen Ge-        schätzt Peter Schmid, und „zwei Drittel des enge-
                                                      töse, das im ganzen Land herrschte. Die Schüsse auf   ren Kreises waren Schüler des Wieland-Gymnasi-
„Durchstoßt das Sexualtabu“                           Rudi Dutschke waren am 11. April gefallen, und die    ums“, erklärt der promovierte Psychologe, der sich
                                                      Studenten versetzten mit ihren Protesten gegen        als Theaterregisseur (Theater ohne Namen) mit der
Es war ein heißer April. Die Bauernregel „Der April   die verkrusteten Hochschulstrukturen, gegen die       lokalen Geschichte und in diesem Falle auch seiner
macht, was er will!“ bewahrheitete sich. Die Tem-     angekündigten Notstandsgesetze, gegen den ver-        ganz persönlichen auseinandersetzt. Auch er war
peraturen kletterten auf über 30 Grad. Heiß war es    heerenden Vietnamkrieg, gegen den grassierenden       damals Gymnasiast am Wieland-Gymnasium, das
aber auch politisch. Es war das Jahr 1968, und es     Hunger in der Dritten Welt, gegen die Alt-Nazis in    er als eine Schule mit einem reaktionären Schullei-
war Wahlkampf in Baden-Württemberg. In Bonn           Politik und Verwaltung, gegen die BILD-Zeitung        ter und schlechten Lehrern in Erinnerung hat. Den
und in Stuttgart regierte eine große Koalition. In    und gegen die verklemmte Sexualmoral die Bun-         Virus der Demokratie übertrugen die aufmüpfigen
Bonn war der ehemalige baden-württembergische         desrepublik in helle Aufregung.                       Pennäler auf die Schule. Sie wollten mitbestimmen,

Die Biberacher APO beim Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze am 11. Mai 1968 in Bonn. Ekke Leupolz (vorne links) und Martin Heilig (vorne
rechts) führten die Gruppe der Demonstranten aus Oberschwaben an.                            Foto: Deutsche Underground Ausgabe 7/1969

14
TITELTHEMA

von wem sie unterrichtet werden. „Wir lassen uns       Der Stein des Anstoßes 1969. Das Erscheinen der
doch nicht jeden vor die Nase setzen“, war die Hal-    vierten Ausgabe der alternativen Schülerzeitung
tung, die die Schüler zum Protest motivierte und       „Venceremos“ führte zur Anklage gegen Eckart Leu-
sie seien sich im Kampf mit dem Rektor sicher          polz und zwei Schülern des Wieland -Gymnasiums.
gewesen, dass dieser klein beigeben müsse, be-
schreibt Schmid das provokante Selbstverständnis       remos“ entstand. Der spanische Titel („Wir werden
der Schulrebellen.                                     siegen!“) war von den kubanischen Revolutionären
Ihre Geburtsstunde hatte die APO jedoch nach           mit ihrer Galionsfigur Che Guevara entliehen und
einer Kundgebung der NPD in der Gigelberg-             erschien als provozierende Alternative zur Schüler-
Turnhalle am 15. März 1968. Detailliert beschreibt     zeitung „Die Funzel“. Was bis dahin auf politischem
Schmid in seiner kleinen historischen Abhandlung       Feld nicht gelang, erreichte das Autorenkollektiv
„Biberach und die 68er“ den Ablauf der NPD-            mit der vierten Ausgabe ihrer Zeitschrift. Das ge-
Veranstaltung. Nachdem Pfiffe und Zwischenrufe         samte Establishment lief Sturm. Lehrer, Eltern, Bür-
gegen den NPD-Bundesvorsitzenden Adolf von             ger, die Parteien und die Kirchen waren entsetzt.
Thadden zu hören sind und dieser mit „Idioten“         Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage. Das biede-
und „maoistische Sklaven“ antwortet und schließ-       re Biberach hatte einen Sex-Skandal. Der Vorwurf:
lich Ordner einen Störer aus der Halle tragen wol-     Jugend gefährdende Pornografie. Das Titelblatt
len, eskaliert der Protest in einem wilden Gerangel.   von Ekke Leupolz, dem Bürgerschreck, schockier-
„Im Nu entsteht ein Handgemenge, ein unentwirr-        te: Unter dem Appell „Durchstoßt das Sexualtabu“
bares Knäuel bildet sich, Stühle fallen um und ein     prangte ein erigierter und penetrierender Penis
wüstes Geschiebe jeder gegen jeden von etwa 50
Personen beginnt“, schildert der Lokalreporter. Um
                                                       sowie eine Karikatur eines wollüstigen Teufels
                                                       und eines nackten Priesters. In einem „Prozess-
                                                                                                               Provokation war wichtig
22.05 Uhr wird die Versammlung abrupt beendet,         Info“ erklärte Oswald Schmid, Schüler und Mit-          BIBERACH. Wetten, dass! Jede Wette, dass
hält die Schwäbische Zeitung exakt fest.               Herausgeber des Pamphlets: „Alle Institutionen          auch 50 Jahre nach 1968 ein Aufschrei der
„Nach der Wahlveranstaltung“, erinnert sich Peter      und Autoritäten (Schulleitung, Stadtrat, Landtag,       Entrüstung, ja des Entsetzens durch die
Schmid, „traf sich eine Handvoll der Protestieren-     Kirchen, Eltern) verurteilten unsere Zeitung als        Biberstadt hallen würde, wenn Schüler aus
den mit Martin Heilig und Eckart (Ekke) Leupolz im     pornografische Schweinerei. Wir hatten in unserer       wohlsituiertem Haus in alter Drucktechnik
Nebenzimmer der Gaststätte „Goldener Rebstock“.        Zeitung mit teilweise provokativen Artikeln unsere      eine Kopulationsszene in Nahaufnahme in
Unter dem Eindruck der erlebten rechtsradikalen        gegenwärtige bürgerlich-kapitalistische Sexualität      der Stadt verteilen würden, als Titelblatt
und gewalttätigen Hetzkampagne sowie des Er-           ad absurdum geführt. Wir streben eine freie Se-         einer Schülerzeitschrift auf dem auch noch
folges, die NPD-Kundgebung gesprengt zu haben,         xualität ohne Zwänge und Tabus an.“ Das war zu          der Leibhaftige mit einem Riesenschwengel
beschlossen sie, sich der außerparlamentarischen       viel!                                                   sich über einen kleinschwänzigen Papst lus-
Bewegung anzuschließen und in Biberach eine            Vom 13. bis 20. Januar 1970 fand vor dem Amts-          tig macht; wenn also so ein Pamphlet zur
eigene APO-Gruppierung zu gründen“. Leupolz            gericht Biberach der Venceremos-Prozess statt mit       Revolution aufruft, na, da wäre doch was los
und Heilig, zwei ehemalige Schüler des Wieland-        einem Verteidiger, der Dr. Martin Bangemann hieß.       im Städtle!
Gymnasiums, die in München und Stuttgart Kunst         Der spätere Wirtschaftsminister der FDP schaffte
studierten, waren die Köpfe und Agitatoren der         zum Verdruss vieler Biberacher und seiner eigenen       Auch wenn heute, 50 Jahre später, Pornos für alle
APO in Biberach. Beide waren bereits im Alter, das     Parteifreunde einen glatten Freispruch für alle         Vorlieben aus dem Internet quillen, würde ein solch
für die rebellierenden Studenten die Schwelle zur      drei Angeklagten. Draußen skandierten die de-           obszönes Machwerk, was ein Kunstwerk war, für
Unglaubwürdigkeit markierte: „Trau’ keinem über        monstrierenden Schüler lautstark „Ho, Ho, Ho Chi        Empörung sorgen – denn „Venceremos Nr. 4“ stell-
dreißig!“                                              Minh!“, drinnen erklärte Amtgerichtsrat Merker,         te in geradezu penetranter Weise die Machtfrage.
Der Rest der Rebellen war deutlich jünger und der      dass die Verhandlung gezeigt habe, dass man mit         Deshalb sei die Frage erlaubt, was trieb die Schüler
harte Kern rekrutierte sich aus der Klasse 9b des      den Angeklagten sachlich reden könne und emp-           vor 50 Jahren zu so einer Provokation?
Wieland-Gymnasiums. Es war der Hort, wo „Vence-        fahl, „Lehrern, Eltern, Vertretern der Kirche und der   Dass diese gelang, zeigte sich in der Anklage
                                                       Stadt, ihr Wissen um die Probleme von Jugendge-         wegen Verbreitung von schwer Jugend gefährden-
                                                       fährdung und –erziehung zu überprüfen und zu            der „unzüchtiger Schrift“ . Ulrich Weitz war neben
                                                       vertiefen“.                                             dem Künstler Eckhart Leupolz, der die Illustration
                                                       Der Höhepunkt war erreicht, es folgte die Erschöp-      kreierte, und einem weiteren Mitschüler einer der
                                                       fung. Der Venceremos-Prozess war der ekstatische        drei Angeklagten. Alle drei wurden freigesprochen,
                                                       Höhepunkt der Biberacher APO. Richter Merker            soweit endete die Provokation rechtsstaatlich. Und
                                                       nahm mit seinem weisen Urteilsspruch den rebel-         Ulrich Weitz meint rückblickend, dass Provokation
                                                       lischen Schülern den Wind aus den Segeln und in         als politisches Mittel wichtig war und provozie-
                                                       Bonn waren trotz aller Proteste die Notstandsge-        rende Bilder besonders wirksam waren im Kampf
                                                       setze beschlossen worden. Es folgte der Integrator      um öffentliche Aufmerksamkeit. Seine ehemali-
                                                       Willi Brandt als Bundeskanzler in Bonn, und in          ge Mitschülerin Dagmar Rüdenburg erklärt, dass
                                                       Biberach waltete ein ehemaliger Waldorf-Schüler         Sexualität als öffentliches Thema bereits eine
                                                       als Oberbürgermeister mit Verständnis für jugend-       Provokation war in einer Zeit, in der es die Pille
                                                       liches Ungestüm weiter sachte seines Amtes. Bi-         zwar schon gab, „aber gehandelt wurde wie LSD“.
                                                       berach hatte Anschluss an die große, weite Welt         Es ging um Aufklärung, es ging um Emanzipation.
                                                       bekommen. Alternativen wurden möglich.                  Und, so räumt Ulrich Weitz ein, es ging auch um den
                                                       Denn wenngleich der Ausstellungsmacher Frank            Spaß an der Provokation selbst. Und irgendwann,
                                                       Brunecker zu dem Schluss kommt, dass „die 68er“         so die weise Einsicht, erschöpfe sich Provokation.
                                                       mit all ihren politischen Forderungen gescheitert       Das war in gewisser Weise auch der Fortgang
                                                       seien, stellt der 55-Jährige fest, dass „das, was wir   der Geschichte und das Schicksal der 68er. Deren
                                                       heute genießen, das hat die Jugend der 60er er-         Urgrund die Infragestellung und Ablehnung von
                                                       kämpft“.                                                Autoritäten war und daraus folgend die Forderung
                                                       Info: Ab 12. Mai sind „Die 68er“ Thema einer Aus-       und Durchsetzung eines selbstbestimmten Lebens.
Der BLIX-Titel vor zehn Jahren, illustriert von Mi-    stellung im Museum Biberach.                            Das, so meinen die beiden Protagonisten, haben sie
chael Weißhaupt.                                           www.museum-biberach.de                              trotz Abstriche erreicht.

                                                                                                                                                                15
TITELTHEMA

                          R oland                R eck

„Ein anderer Geist“
SALEM. ‚1968‘ steht für eine weltweite Rebellion der Jugend, die sich
hauptsächlich in den Großstädten abspielte. Das war auch das Bild der
Medien. Aber was war los in der Provinz, abseits der Großdemos in den
Städten? Dass was los war, zeigen die Geschehnisse in Biberach. Dr.
Stefan Feucht, Kulturamtsleiter im Landratsamt Bodenseekreis, hat sich
intensiv mit den 68ern in der Region auseinandergesetzt und verschafft
einen Überblick.
Herr Dr. Feucht, wie muss man sich die 68er in       auf der anderen Rheinseite gebracht. Daraufhin
Oberschwaben und am Bodensee vorstellen?             setzte sich ein Zug von rund 300 Personen – die
Biberach war ein „Hotspot“, dort rebellierten        Menschenmenge war inzwischen angewachsen               Dr. Stefan Feucht, Leiter des Kulturamtes im
Schüler kurz aber sehr heftig. Was war andern-       – dorthin in Bewegung. Der Polizeichef ließ Trä-       Bodenseekreis, hat sich intensiv mit „den
orts los?                                            nengas einsetzen und es flogen Steine.                 68ern“ am Bodensee und in Oberschwaben be-
Blickt man auf den Bodenseeraum so rückt hier                                                               schäftigt. Am 19. Juni hält er im Rahmen einer
besonders Konstanz in den Focus. Konstanz war        Und was war am anderen Bodenseeufer los?               Vortragsreihe der Akademie der Diözese Rot-
seit 1966 Universitätsstadt. Zwar war die Zahl       Mit Ausnahme von Biberach blieb es am nörd-            tenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Wein-
der Studierenden im Jahr 1968 noch gering.           lichen Bodenseeufer und Oberschwaben 1968              garten ab 19 Uhr einen Vortrag zum Thema.
Sie lag zwischen 100 bis 200, doch waren diese       eher ruhig. In Friedrichshafen gab es im Februar
politisch ausgesprochen aktiv. Zudem gab es in       Schmierereien und in Überlingen beispielsweise
Konstanz eine Staatliche Ingenieursschule (heu-      hatten Schüler Anfang Februar in ihren Klas-           In Biberach provozierten Schüler mit ihrer Schü-
te HTWG Konstanz) mit rund 1500 Studierenden,        senzimmern die Kruzifixe abgenommen und                lerzeitschrift eine Anklage wegen Pornografie.
von diesen wurde ein erheblicher Teil ebenfalls      stattdessen Bilder von Mao und Dutschke auf-           Das gedruckte Wort und Bild zeigte offensicht-
politisiert. So kam es in Konstanz zu verschiede-    gehängt. Dieselben Schüler protestierten knapp         lich noch Wirkung. Was gab ‚die Gegenöffent-
nen Protestaktionen und Demonstrationen auch         drei Wochen später am ‚Schmotzigen Dunschtig‘          lichkeit‘ in Oberschwaben sonst noch her?
wie in Biberach gegen einen Wahlkampfauftritt        in Mao-Uniformen auf dem Seuse-Brunnen an              1968 war davon noch nicht viel zu spüren. In
des damaligen Bundeskanzlers Kiesinger. Als Kie-     der Hoftstatt stehend mit Schildern in der Hand        Konstanz gab der Sozialistische Deutsche Stu-
singer am 22. April 1968 im Konzil sprechen soll-    ‚Lehrer sind Papiertiger‘ oder ‚Lehrer = Opium         dentenbund (SDS) 1968 einige Ausgaben eines
te, hatten Studenten einen Großteil der Plätze       fürs Volk‘. Das zeigt deutlich, dass ‚68‘ eben nicht   sogenannten ‚Konstanzer Extrablatts‘ heraus, in
besetzt. Sie störten die Veranstaltung mit ‚Vati,    nur eine Protestbewegung der Studenten war,            dem zu den Protestaktionen Stellung genom-
Vati‘-Rufen und zwangen Kiesinger zu einer Dis-      sondern vor allem auch eine Jugendrevolte.             men und die Hintergründe und Ziele erläutert
kussion.                                                                                                    wurden. Ansonsten war das Flugblatt das übli-
Einen weiteren Höhepunkt der Studentenprotes-        Und was war in Ravensburg los?                         che Mittel, um an die Öffentlichkeit zu treten.
te erlebte Konstanz am 29. Mai 1968. Während         Auch dort war es 1968 sehr ruhig geblieben –           Natürlich gab es auch andernorts – nicht nur
einer Demonstration gegen die Notstandsgesetze       auch in der ‚Räuberhöhle‘. Und auch an der PH          in Biberach –Schülerzeitschriften, in denen teils
besetzten rund 300 Studenten die Rheinbrücke         Weingarten, wo der Lehrernachwuchs des Lan-            vorsichtig teils offen Kritik geübt wurde, meist
und blockierten für 15 Minuten den Verkehr. Im       des ausgebildet wurde, galt eher Ruhe als ers-         gegen Lehrerautoritäten. Die Hochphase der
Vorfeld gab es unter den Aktivisten eine intensi-    te Bürgerpflicht. Einzig am 21. Mai 1968 fand          alternativen Zeitschriften, die bewusst eine Ge-
ve Diskussion über die Anwendung von Gewalt.         in Ravensburg eine Demonstration gegen die             genöffentlichkeit herzustellen suchten, begann
Wie weit sollte man gehen? Man entschied sich        Notstandsgesetze statt, bei der besonders be-          jedoch erst später. Ende der 1970er bzw. Anfang
für eine symbolische Aktion, die in eine kurzzei-    merkenswert ist, dass hier Gewerkschaften und          der 1980er Jahre erschienen Blätter wie ‚Nebel-
tige Besetzung der Rheinbrücke mündete. Auch         Studentenorganisationen zusammenarbeiteten.            horn‘, ‚Motzer‘, ‚Schelle‘ oder die ‚Südschwäbi-
die so genannten „Konstanzer Studentenunru-                                                                 schen Nachrichten‘.
hen“ vom 24. Juni 1968 dürfen nicht unerwähnt        Gibt es notwendige Bedingungen, die gegeben
bleiben. Der Ausgangspunkt dieser Geschichte         sein mussten, dass es zu nennenswertem Pro-            Wie muss man sich die Region Oberschwaben
– über die später sogar die ‚Peking-Rundschau‘       test kam?                                              in seiner politischen und sozialen Befindlichkeit
berichtete – war ein bundesweiter Streik der In-     Das ist eine schwierige Frage, weil viele Faktoren     vor 50 Jahren vorstellen?
genieursstudenten, die für eine Aufwertung ihrer     eine Rolle spielen. Natürlich wurde eine Stadt         Im Rahmen der von uns geplanten Ausstellung
Einrichtungen zu wissenschaftlichen Hochschu-        wie Konstanz mit Universität und Hochschule            haben wir keine soziologisch-empirische Unter-
len anstrebten. Nach einer friedlichen Demonst-      eher zum Schauplatz von Protestaktionen als            suchung der Region vornehmen können, so dass
ration durch die Stadt versammelten sich gegen       eine Kleinstadt. Hier spielt das Thema der Sicht-      ich hier nun auf allgemeine Beobachtungen und
22 Uhr rund 200 Studenten auf der Marktstätte.       barkeit eine wichtige Rolle. Wenn jeder jeden          bereits Bekanntes verweisen kann. Natürlich war
Die Polizei hatte bereits am Nachmittag einen        kennt, mag man wohl nicht so schnell aus der           Oberschwaben damals noch stärker als heute
Hinweis bekommen, dass eine Aktion geplant sei       üblichen Rolle fallen. Der Fall Biberach zeigt         konservativ und weitgehend katholisch geprägt.
und war sichtlich nervös. Der Konstanzer Poli-       aber, dass eine Kleinstadt trotzdem Schauplatz         Die CDU erzielte bei den Landtagswahlen 1968
zeichef Hans Stather war rechtzeitig vor Ort und     nennenswerter Protestaktionen werden konnte,           landesweit 44,2 Prozent und in Südwürttem-
unterband die Aktion mit einem recht rabiaten        die in diesem Fall allerdings durch zwei ‚Außen-       berg-Hohenzollern (einschl. Oberschwabens)
Einsatz. Er befahl ‚Knüppel frei‘ und ließ wahllos   seiter‘, die beiden Künstler Martin Heilig und         50,9 Prozent. Die NPD, die damals erstmal in den
Personen verhaften, darunter wohl auch einige        Ekke Leupolz, maßgeblich initiiert und inszeniert      Landtag einzog, erzielte hingegen nur 8,5 Pro-
unbeteiligte Passanten. Insgesamt wurden 21          wurden. Sie brachten von ihren jeweiligen Stu-         zent, bei 9,8 Prozent auf Landesebene.
Personen verhaftet und auf die Mainauwache           dienorten einen anderen Geist nach Biberach.

16
Sie können auch lesen