16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN

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16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
DAS MAGAZIN                                                APRIL 2019
FÜR OBERSCHWABEN                                        www.blix.info

16 JAHRE BLIX
MIT GROSSEM GEWINNSPIEL

BAIENFURT                 GEBURTSTAG    DÜrmentingen
rund um den Markt         endlich 16!   rund um den Maubaum
Seite 42                  Seite 62      Seite 48
                                                                        Gratis
16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
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16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
INHALT

AKTUELL
 Kampf um Land
 Bürger gegen Burger
                                                       Seite
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 Späth folgt auf Karremann                             Seite   9                                    Bürger gegen Bürger
 Leserbrief                                            Seite   9
                                                                                                                 Seite 8
TITELTHEMA: FRIDAYS FOR FUTURE / BILDUNG
  Reise nach Straßburg              Seite 10
  „Ihr klaut uns die Zukunft!“      Seite 12
  Verzeiht uns!                     Seite 14
  Krasser Verstoß                   Seite 16
  Von Klimatångest und Flygskam     Seite 18
  Auf Luxus verzichten              Seite 20
  Wir alle tragen Verantwortung     Seite 21
  Eine Kugelfuhr                    Seite 22
  „Wir leben verschwenderisch“      Seite 25
  Bäume für die Zukunft             Seite 25
  „Die Komfortzone verlassen“
  Schwänzen und sülzen
                                    Seite 26
                                    Seite 29
                                                                                                Fridays for Future
                                                                                                Ihr klaut uns die Zukunft
FOTOS DES MONATS
 Gemeinsam für die Zukunft Fridays for Future         Seite 55
                                                                                                                  Seite 10
KULTUR & AUSFLUGSZIELE
 Von Indianern fürs Leben lernen                     Seite   30
 Museen öffnen ihre Pforten                          Seite   39
 Für ein friedvolles Miteinander                     Seite   39
 Licht als verbindendes Element                      Seite   39

MARKT BAIENFURT
 Ringer und Kultur                                   Seite 42
 Kleine Museen - Große Leidenschaft                  Seite 43

MAIFEST DÜRMENTINGEN                                                                                            Kultur
 Feiern im Wonnemonat                                Seite 48                                       Von Indianern lernen
FIT & GESUND                                                                                                    Seite 30
  Gut zu den Füßen                                    Seite 53

HAUS & GARTEN
 Bitte mitmachen!                                    Seite 54
 Pflanzzeit für die ganze Familie                    Seite 60

Geburtstagsgewinnspiel	                               Seite 62

KULTURKALENDER                                       Seite 74

RUBRIKEN
                                                                                                                 Natur
 Essen & Trinken                                     Seite   46                                         Bitte mitmachen
 Lage der Liga                                       Seite   41
 Kino                                                Seite   72                                                  Seite 54
 Kleinanzeigen & Tiere                               Seite   91

                                                                                                                             Titelfoto:
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                                                        Illustration: Michael Weißhaupt,
                                                        www.monsterdisein.de                             Geburtstag
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Redaktion:
Dr. Roland Reck V.i.S.P., Guy Pascal Dorner,            Druckauflage:
Tobias Köhler, Alexander Koschny, Sascha Müller,        20.000 (IVW 1. Quartal 2017)
Jule Milz, Adrian Kutter, Victoria Haas
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16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Endlich ist diese satte Stille vorbei! Endlich ruft   gekehrt wird ein Schuh daraus: Wir haben uns        rationenvertrag nicht erfüllt, weil wir die Erde
jemand: Der Kaiser ist nackt! Und richtig: Es         angepasst, indem wir uns eingerichtet haben, in     unseren Kindern und Enkeln nicht zukunftsfä-
sind Kinder und junge Erwachsene. Es ist aller-       der Bequemlichkeit des Systems, das auf Kosten      hig hinterlassen. Eine bittere Bilanz, die zum
dings kein Märchen, sondern Realität. Es sind         der Ressourcen und des Klimas immer Mehr ver-       Umhandeln zwingt.
die Betroffenen, die handeln, weil sie wissen,        spricht. Immer weiter. Die Zweifel lassen wir uns   Die SchülerInnen fordern uns auf, es mit Ihnen
was ihnen droht, wenn nicht viel mehr ge-             abkaufen und beruhigen uns, indem wir meinet-       besser zu machen. Sie wissen, dass wir alle in
schieht – und viel schneller als dies bisher der      wegen grün wählen oder an Gott glauben. Wir         einem Boot sitzen. Sie sehen sich selbst in der
Fall ist. Der Klimawandel ist ihr Schicksal und       sind nicht nur angepasst, wir sind korrumpiert.     Pflicht: Wissen und Handeln in Einklang zu
wir, die Erwachsenen, ihre Eltern und Großel-         Das führen uns die demonstrierenden Schüle-         bringen. Ihre Ernsthaftigkeit ist bemerkenswert.
tern, haben es ihnen eingebrockt. Wir sind der        rInnen vor Augen, ohne dass sie Hohn und Spott      Wer es bezweifelt, kann es nachlesen. Einfach
nackte Kaiser.                                        über uns ausgießen. Da geht es uns besser als       weiterblättern!
Das ist schwer erträglich. Dafür sind die de-         den Eltern der glorreichen 68er, die in Folge den   Zum 16. Geburtstag haben wir uns ein schwieri-
monstrierenden SchülerInnen noch gnädig. Sie          Klimawandel befeuert haben. „Euch gehen die         ges Thema ausgesucht. Nein, eigentlich hat das
benennen die Probleme ungeschminkt, fordern           Ausreden aus und uns die Zeit“, sagen diejeni-      Thema uns gefunden. Darüber freu‘ ich mich
Abhilfe und schnelles Handeln. Das ist längst         gen, die eigentlich das Leben noch vor sich ha-     und Sie sich hoffentlich auch. Irgendwie. Aber
überfällig. Wir wissen es schon lange, aber lie-      ben. „Ihr klaut uns die Zukunft!“, rufen sie und    spätestens wenn Sie unsere vielen tollen Prei-
ßen es darauf beruhen. Unser Versäumnis, un-          verlangen: „Handelt jetzt!“                         se sehen, die Sie als Geburtstagsgeschenk ge-
sere Ignoranz sind das Problem der Jugend.            Der Klimawandel ist auch ein Generationenkon-       winnen können. Dafür bedanke ich mich ganz
Ich fragte mich bis vor kurzem, warum die             flikt. Die Alten verantworten ihn, die Jungen       herzlich bei unseren vielen Partnern, die uns
Jungen so brav und angepasst sind. Aber um-           müssen die Zeche zahlen. Wir haben den Gene-        unterstützen.

                                                                                                          viel SpaSS
                                                                                                          mit BLIX

                                                                                                          Dr. Roland Reck, Chefredakteur
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16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
AKTUELL

                         G u y - P ascal                   D orner

Kampf um Land
UMMENDORF. „Buy land, they‘re not making it anymore“, mahnte Mark                                    Verwaltungsraum Biberach). Wie das Verwal-
                                                                                                     tungsgericht dies sieht, darauf warten auch
Twain (1835-1910). Dass das traute Eigenheim in den heutigen Zeiten                                  andere Kommunen im Land, zum Beispiel Ef-
von Wohnraumnot und Bodenknappheit zum Luxus geworden ist, hätte                                     ringen-Kirchen (Kreis Lörrach). Auf den juris-
sich der US-Schriftsteller kaum Träumen lassen, als er riet: „Kaufen sie                             tischen Prüfstand kommen auch die Bonus-
                                                                                                     punkte für 21- bis 35-Jährige. Verstößt man
Land. Es wird keines mehr gemacht.“ In diesen Zeiten der Endlichkeit                                 damit gegen Recht? Ist dies „willkürliche Al-
der Ressourcen wird um jeden Bauplatz gekämpft. Wie damit umge-                                      tersdiskriminierung“? Auch Christopher Heck,
hen? Wenn, wie in Ummendorf geschehen, nur 33 Bauplätze unter                                        der Fachmann beim Gemeindetag, hat darauf
                                                                                                     keine Antwort. Sigmaringen sei am Zug. Das
159 Bewerbern verteilt werden konnten. Damit befassen sich nun die                                   klagende Bewerberpaar fiel wegen seinem zu
Juristen. Was bedeutet: Bis zu deren Urteil kann niemand bauen.                                      hohem Alter durchs Raster.
                                                                                                     Zweiter Kritikpunkt: die Nichtöffentlichkeit.
Wie bei der Bauplatzvergabe Gerechtigkeit          schließen. Die dagegen beim Verwaltungsge-        Wieso hat der Rat die Kriterien hinter ver-
herstellen? Ein Windhund-Prinzip („Wer zuerst      richtshof Mannheim eingelegte Beschwerde          schlossenen Türen ausgehandelt, obwohl die
kommt, mahlt zuerst.“) kam für Ummendorf           der Gemeinde wurde abgewiesen.                    Gemeindeordnung den Grundsatz der Öf-
nicht infrage; man befürchtete campierende         Zentraler Stein des Anstoßes: die Vergabekri-     fentlichkeit vorsieht und der Verwaltungsge-
Horden vor dem Rathaus. Eine Versteigerung         terien. Speziell zwei Punkte: Zum einen gibt      richtshof bezweifelt, dass die Sitzungen zu
(„Geld ist nichts. Aber viel Geld, das ist etwas   es den vollen Bonus für Einheimische bei einer    Recht nichtöffentlich durchgeführt wurden?
anderes.“) wollte man nicht. Man entschied         Wohndauer von sechs statt wie üblich nach         Reichert bestätigte BLIX, dass auch ein Ge-
sich auch gegen ein Los-Verfahren („Des ei-        fünf Jahren. Zum anderen die Bonuspunkte          meinderatsmitglied einen Bauplatz erhalten
nen Glück ist des anderen Leid.“). Damit hatte     für 21- bis 35-Jährige. In beiden Fällen weicht   hat. War dieses befangen? Ummendorf fragte
man ungute Erfahrungen gemacht.                    man von den juristisch abgesicherten Leitlini-    beim Gemeindetag an und erhielt wohl eine
Stattdessen ein an Kriterien orientiertes Punk-    en (Kautelen) ab, die nach dem EuGH-Urteil        ähnliche vage Antwort wie BLIX: Vermutlich
tesystem: Aktuelle und ehemalige Einwohner         2013 zwischen der EU, der Bundesregierung         keine Befangenheit, aber abschließend müsse
Ummendorfs, Personen im Alter zwischen 21          und der Bayerischen Staatsregierung seit          dieses das Verwaltungsgericht klären.
und 35 Jahren, Familien bzw. Alleinerziehende      2017 festgeschrieben stehen. Bürgermeister        Wann das Gericht entscheidet, ist unklar. Die
mit Kindern (unter 18 Jahren) sowie ehren-         Klaus B. Reichert gegenüber BLIX: Man sah         Sigmaringer hatten von der Gemeindever-
amtlich tätige Bewerber – Feuerwehrleute,          diese Kautelen als Empfehlung an. Verbind-        waltung alle Akten im Original angefordert,
Vereinsvorstände, Kirchen-/Pfarrgemeinde-          lich sind sie für vergünstigte Bauplätze, dann    bekamen aber zunächst nur unvollständige
räte, Gemeinde-/Ortschaftsräte – werden            müssen Vermögens- und Einkommensgrenzen           Kopien, darunter Protokolle nichtöffentli-
bevorzugt. Für die 33 Plätze meldeten sich         der Bewerber berücksichtigt werden. Sowohl        cher Sitzungen des Gemeinderates, in denen
159 Bewerber. Es wurden diejenigen zur Ver-        Reichert, als auch Christopher Heck vom Ge-       die Namen von Gemeinderatsmitgliedern, die
gabesitzung eingeladen, die sich in Reihen-        meindetag, sehen im Falle Ummendorf keine         sich mit Wortbeiträgen gemeldet hatten, ge-
folge ihrer Punktzahl Grundstücke aussuchen        Vergünstigung; die Baugrundstücke werden          schwärzt waren. Der Verwaltungsgerichtshof
konnten. Die Folge: 126 gingen leer aus. Da-       zum Selbstkostenpreis (von der Kommune            rügte dies als „rechtswidriges Verhalten“. Die
runter ein Paar (Name d. Red. bekannt), das        bezahlter Preis für das von Dritten gekaufte      Gemeinde sei auch nicht berechtigt gewesen,
Klage beim Verwaltungsgericht Sigmaringen          Grundstück plus Erschließungskosten) ab-          die Daten aller Bewerber mit dem „unsubs-
einreichte. Per Zwischenverfügung („Hänge-         gegeben. Nach BLIX-Recherchen liegt man           tantiierten vorgetragenen“ Verweis auf den
beschluss“) hat das Gericht der Gemeinde un-       mit 145 Euro pro Quadratmeter im Rahmen           Datenschutz zurückzuhalten. Reichert: Man
tersagt, bis zur Entscheidung die Bauplätze zu     vergleichbarer Kommunen im Raum Biberach          habe verhindern wollen, dass die Gegenseite
vergeben bzw. notarielle Kaufverträge abzu-        (siehe Grundstücksmarktbericht 2017 für den       Einsicht in die Akten erhält, und sich darum

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zuerst beim Landesdatenschutzbeauftragten
rückversichert. Inzwischen hat das Gericht
alle Originale.
Wie geht es weiter? Zunächst muss das Ver-
waltungsgericht entscheiden. Ob das juristi-
sche Verfahren dann durch weitere Instanzen
geht, bleibt abzuwarten. Reichert schloss
dies gegenüber BLIX zumindest nicht aus. Im
schlimmsten Fall müsste die Gemeinde die
Vergabekriterien neu fassen und die Bauplät-
ze neu vergeben. Fakt ist: Bis die Sache final
vor Gericht ausgefochten ist, kann niemand
bauen. Wer eine Zusage hat, muss zittern.
Wem abgesagt wurde, darf hoffen. Eines ist
definitiv klar: Mit großem Interesse beäugen
                                                 Vorverkauf der Jahreskarten 2019
andere Kommunen den Ummendorfer Fall.            UMMENDORF. Der Vorverkauf der Jahreskarten zu ermäßigten Gebührensätzen (26 Euro für
Denn sie stecken im gleichen Dilemma: Wie        Erwachsene bzw. 15 Euro für ermäßigte Karten) findet ab Montag, 15. April bis einschließlich
die raren Bauplätze an junge, kinderreiche,      Freitag, 26. April, statt. Der Vorverkauf wird an der Kasse im Freibad von 14 bis 18 Uhr durchge-
engagierte oder einheimische Häuslebauer         führt. In diesem Zusammenhang können auch Miet- oder Garderobenfächer zur Dauerbelegung für
verteilen? Es geht dabei nicht zuletzt um die    die neue Saison gebucht werden. Der Vorverkauf erfolgt nur gegen Barzahlung. Für die ermäßigten
Zukunftsfähigkeit des Dorfes.                    Jahreskarten sind die entsprechenden Nachweise vorzulegen.

                                                                                                                                                7
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                         G u y - P ascal                     D orner

Bürger gegen Burger
BAD WALDSEE. Verkehrte Welt: Derweil weltweit junge Menschen                                                schmeckt“ (1. Juni). Bürger befürchten eine zu-
                                                                                                            nehmende Vermüllung Bad Waldsees durch Gäste
im Rahmen der Bewegung „Fridays for Future“ für den Klimaschutz                                             des Fastfood-Burger-Restaurants und beklagen
demonstrieren, hat in Bad Waldsee der Gemeinderat den Bau eines                                             den Flächenfraß durch den Rastplatzbau.
Rasthofes mit Hotel Garni und Ansiedlung eines Fastfood-Burger-                                             Über die sozialen Medien und mittels Flyer hat-
                                                                                                            ten Sabine Streit und Katrin Messinesis zu einer
Restaurants beschlossen. Dagegen regt sich Widerstand: Gastronomen,                                         Demonstration gegen den geplanten Rasthof auf-
Umwelt- und Klimaschützer sowie Ernährungsbewusste wettern gemein-                                          gerufen. „Wir haben eine hohe Verantwortung bei
sam gegen den Beschluss. Ein Protestmarsch gipfelte in der Initiierung                                      Entscheidungen über die Natur, für unsere Kinder
                                                                                                            und Enkel!“ Mehr als 120 Bürger waren dem Auf-
eines Bürgerbegehrens.                                                                                      ruf gefolgt und hatten mit einem Protestmarsch
                                                                                                            gegen die Planung demonstriert. Tenor: Die Kur-
Eigentlich hatte der Ausschuss für Umwelt und       für ein Fastfood-Burger-Restaurant in Bad Wald-         und Gesundheitsstadt benötige keinen Rasthof.
Technik des Bad Waldseer Gemeinderates die Plä-     see aus, mit dem Argument, es sei ein aktiver Bei-      Dieser mache nur die Natur kaputt. und erzeuge
ne eines Investors aus Günzburg zum Bau eines       trag zur CO2-Einsparung, wenn man nicht mehr            unnötigen Müll.
Rasthofes an der Abfahrt „B 30 Nord“ bereits vor    nach Biberach oder Ravensburg zum Burger-Essen          Eine parallel zum Protestmarsch geplante Gegen-
Monaten abgeschmettert. Doch dann kassierte im      fahren müsse. Ob die im Internet kursierende Be-        demonstration der Rasthof-Befürworter fiel man-
Februar der Gemeinderat den Beschluss des Aus-      rechnung stimmt, dass bei der Herstellung eines         gels Teilnehmer aus: Initiator Sebastian Weinig
schusses und gab mit 14 Ja-Stimmen, neun Nein-      einzigen Burgers so viel CO2 entsteht, wie bei einer    stand im Stau und traf verspätet in Bad Waldsee

Gegen den Bau eines Rasthofes mit Hotel Garni und der Ansiedlung eines Fastfood-Burger-Restaurants gingen in Bad Waldsee mehr als 120 Bürger
auf die Straße. 												                                                                                                  Fotos: Dorner

Stimmen und zwei Enthaltungen grünes Licht für      320 Kilometer langen Fahrt mit dem Auto (nach-          ein; das sowieso nur knapp ein Dutzend zählen-
den Rasthof mit Tankstelle, Shop, Waschpark, Ho-    zulesen zum Beispiel unter         www.simply-live-     de Häuflein der Befürworter hatte sich bis dahin
tel Garni und Fastfood-Burger-Restaurant.           consciously.com), lässt sich an dieser Stelle nicht     größtenteils verabschiedet. Unterdessen brachte
Kurios das Argument dieser Befürworter: Ronald      überprüfen. Fakt ist: Rindfleisch ist ein erheblicher   bei den Rasthof-Gegnern Gastronom Alexander
Ettinger und Rita König (beide SPD) sprachen sich   Klimakiller und der Genuss eines Burgers – ob mit       Bösch, dessen Hotel und Gasthaus an der B 30 liegt,
                                                                                oder ohne Fahrt – de-       ein Bürgerbegehren ins Spiel: „Wir brauchen 1200
                                                                                finitiv kein aktiver Bei-   Unterschriften in zwei Monaten, dann kann das
                                                                                trag zum Klimaschutz.       Bürgerbegehren ans Rathaus herangetragen wer-
                                                                                In der Folge formierte      den.“ Ziel: ein Bürgerentscheid. Die ersten Gegner
                                                                                sich der Bad Waldseer       haben direkt bei der Kundgebung unterschrieben;
                                                                                Widerstand: Teile der       weitere Listen sind die nächsten Wochen in vielen
                                                                                örtlichen Gastrono-         Gaststätten und Restaurants und auch an den Bad
                                                                                mie, speziell die mit       Waldseer Tankstellen ausgelegt.
                                                                                Hotellerie,     fürchten    Wie weiter? Bürgermeister Roland Weinschenk
                                                                                die Konkurrenz durch        war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stel-
                                                                                das geplante Hotel          lungnahme zu erreichen. Sein erster Stellvertreter
                                                                                Garni, schmollen über       Bernhard Schultes (Freie Wähler), ein Befürwor-
                                                                                die schlechte Informa-      ter des Rasthofes, erklärte gegenüber BLIX: Das
                                                                                tionspolitik der Stadt      übliche Genehmigungsverfahren werde vorerst
                                                                                und verweigern kur-         weiterlaufen; sollte das Bürgerbegehren jedoch
                                                                                zerhand die Teilnah-        erfolgreich sein, dann werde sich der Gemeinderat
                                                                                me an „Bad Waldsee          erneut damit befassen.

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L eserbrief                                                                 G u y - P ascal                 D orner

Einen wunderschönen guten Morgen, lieber Herr Dr. Reck,                     Späth folgt auf Karremann
ich habe heute Morgen, noch vor ich ins Büro ging, mit Begeisterung         BLIX-LAND. Gleich im ersten Wahlgang machte Wolfgang Späth (43)
Ihr Magazin zu Ende gelesen, das ich mir von meinem Wochenend-              das Rennen: Er wurde mit 65,4 Prozent der abgegebenen Stimmen
besuch in Biberach nach Südtirol mitgebracht habe. Ich habe BLIX            zum neuen Bürgermeister von Schwendi und damit zum Nachfolger
im Museum gefunden, wo mich der Titel förmlich ansprang. Ich halte          von Günter Karremann gewählt. In Berkheim wurde Bürgermeister
es für ein hoch interessantes Medium. Natürlich habe ich vom Aller-         Walther Puza im Amt bestätigt. In Berg bereitet man sich auf
meisten keine Ahnung und staune sehr, was sich alles in Biberach und        Bürgermeisterwahlen vor – Helmut Grieb tritt nicht mehr an.
Oberschwaben tut. Ich komme bisher meistens nur auf einige Tage
                           nach Biberach, um meine hoch betagte             Wolfgang Späth hat
                             Mutter zu besuchen und einige Freunde.         es geschafft: Der Dip-
                             Ich lebe seit vielen Jahren in Südtirol. Ich   lom-Verwaltungswirt,
                            bin gebürtige Biberacherin, habe aber           43 Jahre alt, parteilos,
                           meine Lebenszeit seit dem Gymnasium „in          wohnt in Ochsenhau-
                        der Fremde“ verbracht. Aber ich fühle jedes         sen und ist seit 2011
                       Mal mehr ein anheimelndes Gefühl, wenn ich           Hauptamtsleiter       in
                           in „die alte Heimat“ komme. Wer weiß, ob         Maselheim und ist nun
                            ich vielleicht irgendwann auf meine alten       Nachfolger von Kar-
                               Tage doch wieder dorthin zurückkeh-          remann, der nach drei
                                re? Da ist es gut zu wissen, dass es        Amtsperionden nicht
                                dort Menschen und Dinge – zum Bei-          mehr antrat. Die Wahl- Wolfgang Späth ist der neue Burgermeister
                                spiel Ihr Magazin – gibt, die so ganz       beteiligung lag bei 62,2 von Schwendi
                               nach meinem Geschmack sind. Es ver-          Prozent.     Karremann
                             steht sich von selbst, dass ich mir Ihre       hört nach rund 24 Jahren als Bürgermeister auf.
                           Web-Seite kopiert habe und hoffentlich in        Walther Puza (41) ist auch in den kommenden acht Jahren Bürgermeis-
                           Zukunft online BLIX lesen kann, wenn ich         ter der Gemeinde Berkheim. Bei der Wahl am 24. März holte der Amts-
                           schon nicht jedes Heft persönlich irgend-        inhaber 92,4 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 48,6
                           wo mitnehmen kann.                               Prozent.
                                                                            Eine ähnliche Zäsur wie in Schwendi wird es diesen Sommer auch in Berg
                             Renate Beck, Südtirol                          geben: Helmut Grieb (63) tritt nach 24 Jahren im Amt altersbedingt
                                                                            nicht mehr als Bürgermeister an. Gewählt wird am 14. Juli.

                                                                                                                                                9
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FRIDAYS FOR FUTURE

                         S ascha                M üller

Reise nach Straßburg
STRASSBURG. Europareisender für BLIX. Was für ein Aufstieg!
Normalerweise führt die Suche nach Geschichten mich nicht so
weit. Wozu auch? Meine vier Jahre bei BLIX haben mich gelehrt,
dass das Abenteuer direkt vor der Haustür wartet - überall in ganz
Oberschwaben! Jetzt geht es nach Straßburg. „Meet your MEP“, triff
deinen Abgeordneten im Europa Parlament. Norbert Lins (CDU) hat
kurz vor der Europawahl eingeladen und BLIX schickt den Grünschnabel
aus Aulendorf. Europa, ich komme!

Es war einmal eine schöne Frau mit dem Namen        keinen Schimmer, was das wirklich bedeutet. Es       BLIX-Reporter Sascha Müller (28) auf dem Weg
Europa. Zu schön für ihr eigenes Wohl! Denn         gab neue Münzen, die glänzten. Schön. Unser          nach Straßburg.                Foto: Koschny
Göttervater Jupiter begehrte sie so sehr, dass er   Urlaub in den Niederlanden aber änderte sich
als Stier verwandelt ihre Nähe und ihr Vertrauen    kaum. Was das Wegfallen von Barrieren und            sei ein Beispiel für das Funktionieren des Parla-
suchte. Kaum bestieg die schöne Dame den Rü-        Grenzen bedeutet, darüber dachte ich Pimpf           ments. Bei 28 Mitgliedsstaaten und hunderten
cken des Stieres, rannte dieser los und brachte     nicht nach.                                          von Änderungsanträgen sind viele Blockaden
die Nichtsahnende nach Kreta. Dort enthüllte        Anders ist das wohl bei meiner Großmutter. An-       möglich, dennoch konnte es in einem Jahr ver-
der Gott seine wahre Gestalt und verführte Eu-      fang dieses Jahres fuhren wir nach Berlin. Oma       handelt werden. Natürlich, gibt Lins zu, sind die
ropa an Ort und Stelle.                             konnte das erste Mal in ihrem Leben durch das        Klimaziele der EU niedriger als die Ziele, die sich
                                                    Brandenburger Tor gehen. Als sie das letzte Mal      Deutschland mit der Senkung der Treibhausgas-
                                                    dort war, gab es noch die Mauer und Soldaten.        Emission um 40 Prozent gesteckt hat (aber vo-
                                                    Die Selbstverständlichkeit von „grenzenlos“          raussichtlich nicht einhalten kann). Das Pariser
                                                    scheint ein Privileg jüngerer Generationen zu        Klimaabkommen ist für den Abgeordneten Lins
                                                    sein.                                                eine Erfolgsgeschichte, aber für Greta Thunberg
                                                    Mit drei Stunden Verspätung komme ich dann           und ihre Unterstützer noch zu wenig. „Warum
                                                    in Straßburg an, ganz ohne Kontrolle. Aber wer       sollte ich für eine Zukunft lernen, die es so viel-
                                                    das Europäische Parlament betreten will, muss        leicht bald gar nicht gibt, wenn niemand etwas
                                                    trotzdem zunächst durch die Sicherheitskont-         dafür tut, um sie zu retten?“, so der Standpunkt
                                                    rolle. Der Hof ist geformt wie ein „O“, die Gebäu-   Greta Thunbergs, der frischgekürten schwedi-
                                                    defassade blickt mit hunderten Fenstern auf die      schen Frau des Jahres (bald vielleicht auch Frie-
                                                    Besucher. Ich kann die vielen kleinen Büros der      densnobelpreisträgerin). Die 16-Jährige hat eine
                                                    Abgeordneten sehen.                                  Welle ausgelöst, wie man sie lange nicht mehr
                                                    In einem sitzt Norbert Lins. Geboren in Ravens-      erlebt hat. Auf der ganzen Welt demonstrieren
                                                    burg, 41 Jahre alt, wohnhaft in Pfullendorf, und     Jugendliche für den Klimaschutz, berufen sich
                                                    seit April 2014 EU-Abgeordneter. Er ist Mitglied     auf Greta und rufen die Politik zum Handeln auf.
                                                    der Fraktion der europäischen Volksparteien und      „Rettet unsere Zukunft, rettet den Planeten!“,
                                                    für die Fraktion ein Mitglied im Ausschuss für       schallt es vielstimmig und in vielen Sprachen.
                                                    Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Le-         Die Antworten reichen zwischen Solidarität,
Europa-Abgeordneter Norbert Lins (CDU) im           bensmittelsicherheit. Er trägt Brille.               Spott und blankem Unverständnis: „Geht lieber
Plenarsaal in Straßburg.      Foto: Müller          Nach einer morgendlichen Besprechung der             zur Schule!“ „Lasst das die Profis machen!“
                                                    EVP-Ausschussmitglieder macht sich Norbert           Zu wenig wird getan, dass findet auch Martin
In der römischen Dichtung nach Ovid ist Europa      Lins auf zu einer Debatte über den Einsatz von       Häusling. Der grüne EU-Abgeordnete aus Hes-
Opfer höherer Gewalt. Jupiter (oder griechisch      Pestiziden. Über Treppen und Aufzüge geht es         sen kritisiert in der Debatte, Pestizide seien nicht
Zeus) treibt sein Spiel mit ihr. Und heute? Wird    in den Plenarsaal. Dabei begegnen uns viele          nachhaltig. Es bräuchte mechanische Methoden
unser Europa genauso entführt oder gar ge-          Jugendliche, das Parlament ist voller Schulklas-     statt Gift. Man müsse aufhören, sich von der In-
schändet wie ihre Namensvetterin aus der An-        sen. Eine Klasse aus Albstadt ist auch hier. Spä-    dustrie gängeln zu lassen. Er und andere seiner
tike? Eurokrise, Brexit, Nationalismus und alles    ter empfängt Norbert Lins sie, und die Schüler       Fraktion berufen sich dabei auf eine Studie, die
unter der Bedrohung des Klimawandels. Europa,       fragen den Politiker: „Was halten Sie denn von       den voranschreitenden Artenverlust bei Insekten
so scheint es, ist die ewig Getriebene.             den „Friday for Future“-Demonstrationen, Herr        mit der Landwirtschaft in Verbindung bringt.
Was genau ist Europa für mich? Die Frage stelle     Lins?“ „Ich habe das Gefühl, dass die Jugendli-      Das Artensterben bedrohe auf längere Sicht
ich mir die ganze Zugfahrt. Und ich habe viel       chen sich mehr und mehr für Politik interessie-      auch den Menschen selbst.
Zeit. Nachdem der erste ICE nie den Bahnhof         ren und ihr Engagement freut mich“, antwortet        Lins hält dagegen: Innovation sei nötig! Mehr
verlassen hat, darf ich auf Ersatzzüge warten.      der Abgeordnete, hält kurz inne, „aber ich würde     Forschung brauche es. Von einer Reduzierung
Welche Erfahrungen habe ich denn mit Europa?        es besser finden, wenn die Demonstrationen au-       im privaten Gebrauch ist die Rede, Einsatz von
Ich erinnere mich an die Verwandtenbesuche in       ßerhalb der Schule stattfänden.“                     weniger schädlichen Substanzen, denn die Dosis
den Niederlanden. Bei Venlo überquerten wir die     Der studierte Verwaltungsmanager ist Vater.          mache schließlich das Gift. Man müsse auch an
Grenze, damals gab es noch Schranken. Meine         Sein viertes Kind, erzählt er den Schülern, sei      die Landwirte denken, die die Bürger und Bürge-
Mutter musste stets Geld wechseln, Deutsche         gerade unterwegs. Europa sei ein Vorreiter beim      rinnen Europas mit Nahrung versorgten, erklärt
Mark in niederländische Gulden. Im neuen Jahr-      Klimaschutz. Das Pariser Klimaschutzabkom-           der Oberschwabe. Die eigentliche Frage, die im
tausend kam dann der Euro. Mit zehn hatte ich       men, an dem Norbert Lins mit verhandelt hat,         Raum steht: Was darf die Welt kosten?

10
BILDUNG ABITUR

Herr Lins ist zufrieden mit sich, denn er vertrete die Wähler aus unserer
ländlichen Region. Ob seine Kinder später seine Entscheidungen gut hei-
ßen werden? Greta und Co. sind auf jeden Fall alles andere als amüsiert.
Doch wer sind denn nun die Getriebenen? Jeder Einzelne, Europa oder
doch die ganze Welt? Welches Handeln ist richtig? Demonstrieren oder in
die Schule gehen? Pestizide verbieten oder einsetzen? Der deutsch-jüdi-
sche Philosoph Hans Jonas gab in seinem Buch „Prinzip Verantwortung“
einen Rat: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich
sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“
Ein guter Rat, finde ich.

T echnische                    H ochschule                      U lm

Das Studium für Macher
ULM. Das Studium an der Technischen Hochschule Ulm ist beson-
ders praxisorientiert. Ein breit gefächertes technisches Studienangebot,
hochwertige Lehre und angewandte Forschung bilden das Fundament,
das Studierende der THU bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.

                                           Gegründet 1960 als staat-
                                           liche Ingenieurschule bie-
                                           tet die THU heute technik-
                                           orientierte Bachelor- und
                                           Master-Programme in den
                                           Bereichen Maschinenbau,
                                           Elektrotechnik, Informatik,
                                           Umwelt, Mobilität, Digitale
                                           Medien und Wirtschaft an.

Sechs gute Gründe für ein Studium an der THU
• Innovative Studiengänge • Ideale Studienbedingungen
• Persönliche Betreuung     • Gelebter Praxisbezug
• Exzellente Jobchancen     • Attraktives städtisches Umfeld

Studieren am Puls der Industrie
Praktische Studienanteile, Projektstudium, Praxissemester und
Abschlussarbeiten in Kooperationen mit namhaften Unternehmen ver-
schiedener Branchen ermöglichen die optimale Verbindung zwischen
Theorie und Praxis. THU Absolventen sind in Wirtschaft und Industrie
gefragt und finden schnell attraktive und gut bezahlte Stellen.
Mit ihrer anwendungsorientieren Forschung ist die Hochschule ein
wichtiger Partner insbesondere von mittelständischen Unternehmen in
der Region und sehr gut vernetzt mit den zahlreichen Technologie- und
Forschungszentren des Wissenschaftsstandorts Ulm.            www.thu.de

                                                                                             11
FRIDAYS FOR FUTURE

                         R oland                   R eck

„Ihr klaut uns die Zukunft!“
BIBERACH. Es war Freitag, es war Fasching, es war Ferienzeit – aber                                        hinterlassen, denn einen zweiten Planeten haben
                                                                                                           wir nicht.“
nicht für alle. Biberach ist eine Insel der Fasnetsmuffel im oberschwä-                                    Es ist eine souveräne Veranstaltung, die die Schü-
bischen Narrenmeer, also wurden dort auch nicht die Schüler am                                             lerinnen zumeist vom früheren Mädchengym-
Gombiga Donnerschdag vom Joch des Unterrichts befreit. Dafür nah-                                          nasium, dem Pestalozzi-Gymnasium, mit einigen
                                                                                                           Mitschülern aus anderen Schulen auf die Beine
men sich etwa 500 Schülerinnen und Schüler aus mehreren Schulen am                                         gestellt haben. Improvisation inbegriffen. Anita
Freitag frei und demonstrierten in der guten Stube Biberachs, auf dem                                      Trunzer hat kurzfristig von der Demo in Biberach
Marktplatz, gegen die herrschende Klimapolitik und für einen wirksa-                                       erfahren und kam aus Haisterkirch bei Bad Wald-
                                                                                                           see, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Der
men Klimaschutz.                                                                                           71-Jährigen lief beim Anblick der vielen Schülerin-
                                                                                                           nen und Schülern das Herz über, spontan bat sie
„Fridays for future“, jener einsame Protest einer   son, wie sie gegenüber der Presse betont, unter        beim Organisationsteam um ein kurzes Grußwort,
schwedischen Schülerin, hat auch Biberach er-       den Beobachtern. Das Schwänzen sei zwar ein            das sie ohne Aufhebens bekam. Sie freue sich „als
reicht. Nach zwei Stunden des Protests, der Ap-     Regelverstoß, stellt Sabine Imlau fest, aber das       Vertreterin der Großelterngeneration“ riesig über
pelle, des Mutmachens lautete das Schlusswort:      gelte auch für das Nichteinhalten des Generati-        das jugendliche Engagement, sprach sie sichtlich
„Nehmt euren Müll mit!“                             onenvertrags seitens der Erwachsenen, postuliert       bewegt ins Mikrofon, und wünschte den Schüle-

Der Baum und seine Botschaft.        Fotos: Reck    Die beiden Schülerinnen rechts zitieren auf ihren Schildern die schwedische Schülerin Greta Thunberg.
                                                    Fotos unten: Klare Ansage (links). Rechts: das Orga-Team der Demonstration am 1. März in Biberach.
Die Uhr tickt, das wissen die Schüler aus dem Un-   die Rektorin. Der Protestruf der Schüler zielt da-     rinnen und Schülern Mut und Durchhaltevermö-
terricht, wo das Thema „Klimawandel rauf und        rauf ab: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns   gen. Lasst nicht locker, es geht um eure Zukunft,
runter behandelt wird“, erklärt ein Geographie-     die Zukunft klaut!“ Und was sie ihrer Eltern- und      rief die Seniorin und bat die Jugendlichen um
lehrer, der in seiner „Hohlstunde“ mit Wohlwollen   Großelterngeneration vorwerfen, wollen sie bes-        Verzeihung, „dass meine Generation euch die
den Schülerprotest verfolgt. Auch die Schulleite-   ser machen. Eine 18-Jährige erklärt: „Wir wollen       Welt in so einem schlechten Zustand hinterlässt“.
rin des Pestalozzi-Gymnasiums war als Privatper-    unseren Nachkommen eine lebenswerte Welt               Sie brach darüber in Tränen aus.

12
BILDUNG BUFDI

F reiwilliges                       S oziales                 J ahr            /     B undesfreiwilligendienst

Ein Jahr lang fürs Leben lernen
ORSENHAUSEN/BIBERACH. Anderen helfen, sich selbst
weiterentwickeln, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder der
Bundesfreiwilligendienst bietet viele Möglichkeiten.
Möchtest du nach der Schule erstmal was anderes machen oder ein Jahr
Wartezeit überbrücken? Willst du verborgene Talente entdecken und
was für andere tun? Dann ist das Freiwillige-Soziale-Jahr (FSJ) oder der
Bundesfreiwilligendienst (BFD) das Richtige für dich.
Um mitzumachen, muss man 16 Jahre alt sein und vor allem Interesse an
sozialen Tätigkeiten haben und aufgeschlossen anderen Menschen gegen-
über sein. Dabei sind die FSJ/BFD-Seminare fester Bestandteil eines FSJ/BFD.
Innerhalb eines Jahres sind 25 Seminartage vorgeschrieben. In der Regel
beginnen neue FSJ/BFD-Jahrgänge zum 1. September eines Jahres.
Bundesfreiwilligendienst für Menschen über 27 Jahre
Der Bundesfreiwilligendienst ist auch für Erwachsene eine spannende Option.
Menschen über 27 Jahre können den BFD auch als Teilzeitengagement
machen. Je nach Vorkenntnissen erhalten Sie in Ihrer Einsatzstelle fachliche
Anleitung und Begleitung. Zudem besuchen Sie auch Weiterbildungen.
Die Einsatzbereiche für Freiwillige
Beim ASB gibt es Einsatzmöglichkeiten in der Breitenausbildung Erste-
Hilfe, Rettungsdienst, Tagespflege, im Seniorenzentrum oder beim
Behindertenfahrdienst mit Essen auf Rädern und Schulbetreuung.

future 4 y ou                                                                      A zubi - S peed - D ating

Finde den richtigen Beruf                                                          In 10 Minuten zum Ausbildungsplatz
BIBERACH. Die future4you öffnet am Freitag, 5. April 2019 von 9 bis 17             ULM. Im optimalen Fall passiert das beim IHK-Azubi-Speed-Dating
Uhr, wieder ihre Pforten. In drei Hallen richtet sich die Bildungsmesse an         für Schülerinnen und Schüler sowie Studienabbrecherinnen und
Jugendliche, die eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz suchen.            Studienabbrecher am 11. April ab 13 Uhr in der IHK Ulm.

Das Angebot mit rund 100 Ausbildungsbetrieben und Hochschulen erleich-             Bereits seit einigen Jahren bietet die IHK Ulm ausbildungssuchenden
tert es den jungen Menschen enorm, einen umfassenden Überblick über                Jugendlichen die Möglichkeit, auch ohne Bewerbung ein Vorstellungsgespräch
die Möglichkeiten zu den Themen Ausbildung und Studium zu erhalten.                zu führen. Der persönliche Kontakt ist beim Bewerbungsverfahren ent-
Neben der Ausstellungsfläche in der Stadthalle, der Gigelberghalle und             scheidend. Beim Azubi-Speed-Dating kommt es in erster Linie auf das
der Stadtbierhalle präsentieren sich auf dem Außengelände vor der                  Auftreten und auf die Persönlichkeit an. Bislang wurden nach jedem
Gigelberghalle wieder einige Info-Mobile. „Sich auf Augenhöhe mit den              Speed-Dating zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber zum Folgegespräch
Auszubildenden über den künftigen Beruf unterhalten zu können, ist ein-            oder Probearbeiten eingeladen. Also eine gute Gelegenheit, schnell zu
fach fantastisch“, sagt Renate Granacher-Buroh vom Rotary Club Weißer              einem Ausbildungsvertrag zu kommen. Zehn Unternehmen stehen zum
Turm. Denn dies ist einer der großen Pluspunkte der Messe: die Schülerinnen        Speed-Dating bereit. Von Kaufleuten über Fachinformatiker bis hin zu
und Schüler können sich direkt bei den Azubis und Ausbildungsleitern der           Mechatronikern sind über 18 verschiedene Ausbildungsberufe und 4 ver-
Unternehmen über ihren künftigen Beruf informieren. Daneben gibt es eine           schiedene duale Studienplätze vertreten. Alle interessierten Bewerberinnen
Vortragsreihe zu einzelnen Berufsbildern im Konferenzraum 2 der Stadthalle.        und Bewerber sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist erforderlich!
   www.future4you-bc.de oder https://www.facebook.com/F4YBC                        Kontaktdaten zur Anmeldung unter: www.400chancen.de/Termine/

                                                                                                                                                          13
FRIDAYS FOR FUTURE

                         R oland                R eck

Verzeiht uns!
BIBERACH / HAISTERKIRCH. Es sind ihre beiden Zöpfe, die an Greta                                       Mitglieder der Grünen und seit 25 Jahren ein
                                                                                                       Paar „in wilder Ehe“, überhaupt keine Frage, er-
Thunberg erinnern. An jene schwedische Schülerin, die mit ihrer                                        klären sie dem Besucher, der wissen will, wie es
Beharrlichkeit eine weltweite Protestbewegung gegen die viel zu lasche                                 so weit kommen konnte ... Die Frage nach dem
Klimapolitik in Gang gesetzt hat. Seit mehreren Monaten schwänzt die                                   Schwänzen ist einfacher. „Völlig legal“ findet
                                                                                                       der ehemalige Biologielehrer am Gymnasium
16-jährige Schwedin jeden Freitag die Schule und stellt sich stattdessen                               in Bad Waldsee das Aufbegehren der Schüler
lieber vor das Stockholmer Parlament. Ihre braunen Zöpfe unterstrei-                                   während der Schulzeit. Die Demos am Freitag
chen wie jung Greta ist und lassen keinen Zweifel zu: Es geht um die                                   müsse man als demokratischen „Projektunter-
                                                                                                       richt“ begreifen. Und die ehemalige Haupt-
Zukunft ihrer Generation.                                                                              schullehrerin Anita Trunzer hält die Demos für
                                                                                                       beispielhaftes „Lernen fürs Leben“. Der lang-
Anita Trunzer ist keine Schülerin, sondern          dessen Ziel es war: Meinen Kindern soll es         jährige Kommunalpolitiker weiß überdies, dass
Großmutter. Ihre Zöpfe sind grau. Jetzt steht       mal besser gehen. Das stimmt vielleicht noch       erst der Regelverstoß gegen die Schulordnung
die zierliche Frau auf dem provisorischen Po-       für ihre beiden Kinder, den Eltern ihrer bei-      die öffentliche Diskussion befeuert. Ansons-
                                                                                                       ten, so mutmaßt er, würde bis heute niemand
                                                                                                       von einer schwedischen Schülerin namens Gre-
                                                                                                       ta Thunberg wissen.
                                                                                                       Aber was ist schief gelaufen, dass Anita Trun-
                                                                                                       zer, seit 20 Jahren Mitglied der Grünen, bei ih-
                                                                                                       ren Enkeln um Verzeihung bitten muss? Haben
                                                                                                       die Grünen versagt, die vor 40 Jahren antraten,
                                                                                                       die Welt zu retten? „Darauf hab’ ich auch keine
                                                                                                       Antwort“, räumt die pensionierte Lehrerin ein
                                                                                                       und versucht, es mit der Machtfrage zu erklä-
                                                                                                       ren. Schließlich könnten die Grünen nicht, wie
                                                                                                       sie wollten. Und dort, wo sie könnten, wollen
                                                                                                       sie nicht, weil sie um die Macht fürchten, die
                                                                                                       sie gewinnen wollen oder verlieren könnten?
                                                                                                       Das lässt das grüne Paar nicht gelten.
                                                                                                       Aber dass der Generationenvertrag, wonach
                                                                                                       die Alten den Jungen die Welt in gutem Zu-
                                                                                                       stand hinterlassen sollen, zerbricht, das sieht
                                                                                                       das Paar mit großer Sorge. „Es ist nicht nur
                                                                                                       die Politik, es sind auch die Bürger“, erkennt
                                                                                                       Anita Trunzer, die sich bisher gegen ein Handy
                                                                                                       sträubt, aber einräumt: „Das geht fast nicht
                                                                                                       mehr.“ Aber sie weiß: „Es
Anita Trunzer (71) kam extra von Haisterkirch auf den Biberacher Marktplatz, um an der Schülerdemo     ist unser Konsum“,
teilzunehmen.                                                                            Foto: Reck    der den Planeten
                                                                                                       ausbeutet.
dium auf dem Biberacher Marktplatz, vor ihr         den Enkel, die mit neun Jahren noch zu jung        „Man hat
rund 500 Schülerinnen und Schüler mit Plaka-        sind, um auf Schülerdemos zu gehen. Aber die       sich hi-
ten. Anita Trunzer ist aufgeregt, sie hat diesen    Oma erzählt ihnen davon, wenn sie nach der         neintrei-
Auftritt bei der ersten Schülerdemo „Fridays        Demo zum Kässpätzleessen zu ihnen kommt.           ben las-
for Future“ am 1. März in der Rissstadt nicht       Die älteren Schüler auf dem Marktplatz wissen,     sen“, ergänzt
geplant. Sie wollte nur dabei sein, deshalb kam     wovon sie reden und weswegen sie demonst-          ihr Mann. Es ist dieses
sie von Haisterkirch nach Biberach. Doch ihr        rieren. Die Schule spart die Wirklichkeit nicht    süße Gift, das Grün-Wäh-
Kopf und Bauch zwangen die 71-Jährige auf           aus: den Klimawandel, seine Ursachen und Fol-      ler zu Vielfliegern werden
den wackeligen Tisch zu steigen, um den Kin-        gen. Und dass sie es sind, die die Klimakatast-    lässt, weiß Walz. „Es ist
dern und Jugendlichen Mut zu machen, nicht          rohe mit voller Wucht treffen wird, erschließt     die Verführung durch
locker zu lassen bei ihrem Kampf für eine zu-       sich, wenn man nicht saudumm ist. Wenn,            einen      gedankenlosen
kunftsfähige Welt. Sie weiß um deren katas-         ja wenn es nicht zu raschen und drastischen        Konsum.“ Aber es könne
trophalen Zustand und bittet die Schüler um         Änderungen kommt! Das lernen die Schüler           nicht der „Lebenssinn“
Entschuldigung: „Verzeiht uns, dass wir euch        in der Schule und das lässt sich mit wenigen       sein, ist das Paar sich
diese Welt in einem so schlechten Zustand           Wischern auf dem Smartphone auch nach-             einig. Und beide hoffen
hinterlassen.“ Das trifft ins Herz. Anita Trunzer   lesen. Nun begehren die Betroffenen auf, es        auf die Jugend, der sie als
steigt geschwind vom Podium, bevor ihr die          geht um ihr Leben und ihre Zukunft - und die       Großeltern mit aller Kraft
Tränen kommen. Sie ist nicht die einzige, die       Öffentlichkeit diskutiert mit Inbrunst, ob dafür   zur Seite stehen wollen.
weint.                                              schwänzen statthaft ist.                           „Hut ab!“, zollt die Frau
Was für ein Offenbarungseid! Eine Oma ent-          Das ist für Anita Trunzer (71) und Ulrich Walz     mit den grauen Zöpfen den
schuldigt sich bei ihren Enkeln für ihr Leben,      (66), beide Lehrer, beide seit bald 20 Jahren      Schülern Respekt.

14
BILDUNG BUFDI

st .      E lisabeth - S tiftung

Entdecker gesucht!
BAD WALDSEE. Lust auf Anpacken, auf Neues und darauf, Menschen
zu helfen? Zwischen 16 und 26 Jahre alt? Dann ist ein Freiwilliges
Soziales Jahr (FSJ) bei der St. Elisabeth-Stiftung genau das Richtige.

Die Freiwilligen begleiten Kinder mit Behinderung im Alltag und in der
Schule. Sie helfen bei der Betreuung und Pflege von Senioren. Sie unter-
stützen Menschen mit Behinderung in Werkstätten und in Wohngruppen.
Oder sie gestalten den Alltag von Menschen mit psychischen Erkrankungen
mit. Die Stiftung bietet ihnen ein Taschengeld von 360 Euro, 25 Tage
Seminare, davon 5 Tage gestaltet durch die St. Elisabeth-Stiftung, Urlaub,
Sozialversicherung, Fahrgeld, pädagogische Begleitung und an manchen
Standorten sogar eine kostenfreie Unterkunft. Ein FSJ kann zwischen 6
und 18 Monate dauern. Wer mindestens ein Jahr bleibt, kann sich das
FSJ als Vorpraktikum anrechnen lassen, zum Beispiel für die Ausbildung
in der Heilerziehungspflege. Das ist nur einer von vielen Berufen, die
man bei der St. Elisabeth-Stiftung erlernen kann: „Wir bieten eine Fülle
an Möglichkeiten für eine Ausbildung oder ein Studium“, sagt Carina
Oettinger, Ausbildungsverantwortliche der Stiftung. „Wer Verantwortung
für Menschen übernehmen will und einen Beruf mit Sinn sucht, ist bei uns
richtig.“ Weitere Infos und noch viel mehr unter www.social4you.de
„Der soziale Beruf erfüllt mich, da ich gerne mit Menschen zusammen bin.“

V etter

Karriere in einer Zukunftsbranche
RAVENSBURG. Vetter ist einer der weltweit führenden
Pharmadienstleister in der Medikamentenherstellung – unter ande-
rem zur Behandlung von Krankheiten wie Multiple Sklerose und
Krebs. Unser Hauptsitz ist in Ravensburg, außerdem verfügen wir über
einen weiteren Produktionsstandort in Langenargen und den USA
sowie Vertriebsstandorte in Singapur, Japan und Südkorea.

Was uns und unseren rund 4.500 Mitarbeitern wichtig ist: Verantwortung,
Weitsicht und Innovation für unsere Kunden auf der ganzen Welt – aber
                                       auch Tradition. Das heißt: Uns treibt
                                       an, dass die von uns hergestellten
                                       Medikamente die Lebensqualität
                                       von Patienten verbessern.
                                       Unseren Auszubildenden eröff-
                                       nen wir zahlreiche Möglichkeiten.
                                       Zum Beispiel unsere Azubi-
                                       Welcome-Veranstaltung            und
                                       Azubi-Patenschaft, ausgewähl-
                                       te E-Learning-Programme sowie
                                       regelmäßige Seminare. Wir unter-
                                       stützen Dich von Anfang an durch
                                       eine persönliche Betreuung und
                                       bieten Dir nach der Ausbildung die
                                       Chance, bei uns beruflich durch-
                                       zustarten. Voraussetzung dafür
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FRIDAYS FOR FUTURE

                           R oland                 R eck

Krasser Verstoß
BIBERACH. Einen Punktsieg könnte Sabine Imlau reklamieren, wenn sie
wollte. Die Direktorin des Pestalozzi-Gymnasiums in Biberach hat in
Absprache mit dem Organisationsteam die Schülerinnen und Schüler
dazu bewegen können, ihre zweite Demonstration am Freitag, 15. März,
außerhalb des Unterrichts am Nachmittag abzuhalten. Unterm Strich
kamen deutlich weniger Schüler auf den Biberacher Marktplatz als beim
ersten Mal, als vier- bis fünfhundert Schüler an der Klima-Demo am 1.
März teilnahmen. Einen wesentlichen Unterschied machte das Wetter.
Am 15. März war es fies nass und kalt. Das hat die Schulleiterin den
Schülern nicht gewünscht – ganz im Gegenteil, wie die Lehrerin für
Deutsch und Geschichte im BLIX-Gespräch deutlich macht.

Frau Imlau, der Schülerprotest ‚Fridays for Fu-        stärkten Klimaschutz unterstütze. Ich war be-        Sabine Imlau, Direktorin des Pestalozzi-Gym-
ture‘, der sich erstmals am 1. März auch auf           wusst dabei und zwar nicht als Aufsichtsperson,      nasiums in Biberach.
dem Biberacher Marktplatz als Schülerdemo              sondern als Teilnehmerin an der Demonstration.
gezeigt hat, ist historisch zu nennen, wenn man        Die Schüler waren mit großem Ernst und Enga-         Also ist die Schule und sind die Lehrer schuld,
bedenkt, dass zuletzt vor 50 Jahren Schüler auf        gement dabei, das zeigte sich in den Reden und       dass die Schüler den Unterricht schwänzen?
dem Biberacher Marktplatz demonstriert haben.          auch darin, dass sich die Demonstration nicht        Nein. Schuld ist der rücksichtslose Umgang mit
Auch damals ging es um die ganze Welt - gegen          vorzeitig auflöste.                                  den für das Leben notwendige Ressourcen. Bil-
den Vietnamkrieg, gegen die Notstandsgesetze,                                                               dung kann unbequem sein, und das ist gut so.
gegen autoritäre Strukturen in der Gesellschaft,       Die Probleme sind nicht neu, wegen denen die         Wir sollten das Schwänzen nicht überbewerten.
aber auch ganz konkret gegen unliebsame Leh-           Schüler auf die Straße gehen. Warum gerade           Es ist Mittel zum Zweck. Es geht um die öffent-
rer mit brauner Vergangenheit. Wie schätzen Sie        jetzt?                                               liche Aufmerksamkeit für das Thema ‚Klima-
die heutigen Schülerproteste ein?                      Das Problembewusstsein ist vorhanden und             schutz‘, die die Schüler durch den Regelverstoß
Die 68er waren eine Bewegung, die gegen die            dazu lieferte Greta Thunberg mit ihrer Wider-        erreichen wollen und erreicht haben. Die nächs-
‚Schluss-Strich-Mentalität‘ der Eltern- und            spenstigkeit eine Initialzündung; die schwedi-       te Demo am 15. März findet in Biberach außer-
Großelterngeneration protestierten und sich da-        sche Schülerin hat mit ihrem anfangs einsamen        halb der Schulzeit statt. Das war Ergebnis eines
für einsetzten die Gräuel des Dritten Reichs nie-      Protest ein Ventil geöffnet und gezeigt: So wer-     Gesprächs, das ich mit den Organisatoren be-
mals zu vergessen. Sie opponierten gegen eine          den wir wahrgenommen! Sie ist ein klassisches        reits im Vorfeld der ersten Demo geführt habe.
gesellschaftliche und politische Mehrheit, die         Vorbild.
nach wie vor von Obrigkeitsdenken und Gehor-                                                                Das kann bedeuten, dass die Teilnahme sich
sam geprägt war. Sie wollten, wie es der Slogan        1968 waren es vor allem Studenten, die welt-         verringert, das Thema uninteressant wird und
Willy Brandts zur Bundestagswahl 1969 auf den          weit aufbegehrten. Nun sind es Schüler, die den      die Öffentlichkeit wieder zur Tagesordnung
Punkt brachte: ‚mehr Demokratie wagen‘. Die            Protest bestimmen. Was hat die Schule damit          übergeht?
Schüler heute demonstrieren gegen die Zerstö-          zu tun?                                              Das kann passieren, ich hoffe es nicht. Es ändert
rung der natürlichen Lebensgrundlagen auf un-          Der Protest speist sich neben den Medien auch        aber nichts an der Tatsache, dass das zentrale
serem Planeten, und damit gegen den Raubbau,           aus der Bildung, die sich Schüler in der Schule      Problem, um das es eigentlich geht, der Klima-
für den ihre Eltern- und Großelterngeneration          aneignen. Das ist sogar unser expliziter Bildungs-   wandel, offensichtlich ist. Es stellt sich doch die
verantwortlich sind. Dabei gibt es seit den 80er       auftrag aus dem Bildungsplan 2016 quer durch         Frage: Müssen die Schüler die Regel brechen,
Jahren auch gesamtgesellschaftlich und politisch       alle Fächer, die als ‚Leitperspektiven‘ formuliert   damit sie gehört werden? Aber als Schulleiterin
immer mehr Unterstützung für eine nachhaltige          sind: ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung           bin ich nicht politische, sondern pädagogische
Umweltpolitik. Insofern richten sie sich nicht ge-     (BNE) im Sinne der Befähigung zur verantwor-         Ratgeberin, deshalb bin ich froh, dass die Schü-
gen die Gesellschaft, denn im Grunde sind ihre         tungsvollen und aktiven Gestaltung einer zu-         ler in Biberach außerhalb der Schulzeit demons-
Forderungen nahezu gesellschaftlicher Konsens.         kunftsfähigen Welt‘. Und wir haben den Auftrag       trieren.
Der von Menschen verursachte Klimawandel               zur Demokratieerziehung. Gerade aktuell wur-
wird allenfalls von gewissen Präsidenten und der       den die Schulleitungen vom Kultusministerium         Gab es Reaktionen von Seiten der Eltern auf
AfD in Frage gestellt. ‚Fridays for Future‘ fordert,   darauf hingewiesen, dass vor dem Hintergrund         die Schülerdemo am 1. März oder generell zur
dass aus den vorhandenen wissenschaftlichen            der aktuellen Herausforderungen in Politik und       Diskussion um die Schülerinitiative Fridays for
Erkenntnissen politische Entscheidungen folgen         Gesellschaft Demokratiebildung einen noch hö-        Future?
und jetzt wirksam gehandelt wird. Sie wehren           heren und praxiswirksameren Stellenwert erhal-       Schulintern haben die Schülerinnen und Schü-
sich gegen weitere Verzögerungen.                      ten solle. Die Schüler fragen sich angesichts der    ler mit ihren Eltern das Schwänzen zum Anlass
                                                       existenziellen Probleme zurecht: Was machen          genommen, über aktiven Klimaschutz und Um-
Sie waren selbst bei der Demo am 1. März auf           wir mit unserem Wissen? Ihre Konsequenz zu           weltzerstörung zu reden. Viele Schülerinnen
dem Marktplatz. Warum und welchen Eindruck             demonstrieren, um eine Öffentlichkeit zu schaf-      und Schüler kamen extra zu mir ins Büro, um zu
hatten Sie von der Veranstaltung?                      fen, entspricht somit der Mitwirkungsoption,         berichten, dass ihre Eltern mit der Aktion auch
Ich habe als Privatperson mein demokratisches          auf der unsere demokratische Gesellschaft be-        zur Schulzeit einverstanden sind. Manche Eltern
Recht wahrgenommen und wollte zeigen, dass             ruht. Wollen wir sie dafür bestrafen?                haben auch an der Demo mit teilgenommen. Da
ich die Forderungen der Schüler nach einem ver-                                                             hatte ich den Eindruck, sie sind durchaus stolz

16
BILDUNG ABITUR

auf ihren Nachwuchs. Sehr vereinzelt gab es auch kritische Mails, die habe
ich dann an das Organisationsteam der Demo zur Beantwortung weiter-
geleitet.

Sie haben in der Tagespresse erklärt, dass die Erwachsenen ihren Teil des
Generationenvertrags nicht erfüllen würden. Was meinen Sie damit?
Ich meine damit, dass wir, die Eltern- und Großelterngeneration, die Welt
in einem Maße verbrauchen, das für unsere Kinder und Enkel existenzbe-
drohend ist. Damit verstoßen wir krass gegen den Generationenvertrag,
der zum Ziel hat, unseren Kindern und Enkeln die Erde in gutem Zustand
zu hinterlassen.

Macht das Elternstreben, wonach es den Kindern immer besser gehen
soll, überhaupt noch Sinn?
Ja, wenn wir uns mit der Bedeutung von ‚Lebensqualität‘ auseinander-
setzen. Nein, wenn es sich schwerpunktmäßig nur um den materiellen
Wohlstand handelt.

Muss Wohlstand nicht ganz neu definiert werden, wenn er klimaverträg-
lich und damit zukunftsfähig sein soll?
Ja, Nachhaltigkeit muss dabei immer mitgedacht werden. Die Schule ist
ein Lernort, der dazu hoffentlich Früchte trägt. Die Schüler machen mir
Hoffnung.

Stellen die protestierenden Schüler das herrschende Wohlstandsmodell,
das ganz auf mehr Konsum basiert, in Frage? Sind Sie bereit zu weniger
Konsum?
Jeder sollte sich dabei an die eigene Nase fassen. Ich sehe meine eigene
Unzulänglichkeit trotz vieler Bemühungen. Es ist eine Frage des Bewusst-
seins, aber auch der Rahmenbedingungen, die durch die Politik bestimmt
werden, denn Vieles lässt sich individuell nicht lösen. Die Schüler wissen
um die Komplexität und suchen nach einer Haltung. Jeder für sich und
gemeinsam. Das finde ich gut!

H ochschule                      biberach

Kleine Schule mit großem Angebot
BIBERACH. Die Hochschule Biberach bietet vielseitige und an
der Praxis orientierte Bachelor- und Masterstudiengänge in den
Themenfeldern Biotechnologie, Energie, Bau und Immobilien an.
Dafür wurde sie bereits mehrfach im bundesweiten Hochschulranking
mit Bestnoten ausgezeichnet.

                                                 Brücken bauen oder
                                                 Tunnel planen? Wohn-
                                                 und Lebensräume schaf-
                                                 fen? Erneuerbare Energien
                                                 innovativ        einsetzen?
                                                 Neue Technologien ent-
                                                 wickeln in der biotech-
                                                 nologischen Herstellung
                                                 von Medikamenten oder
                                                  von Wertstoffen? Als
Die Hochschule Biberach bietet das bun-
                                                  Betriebswirt Immobilien-
desweit einmalige Studienmodell Bachelor
                                                  oder Energiemärkte unter
International an. Foto: HBC/Stefan Sättele
                                                  die Lupe nehmen? Wer sich
für eine dieser Aufgaben interessiert, der ist an der Hochschule Biberach
richtig. Das Studienangebot ist praxis- und projektorientiert und erhielt wie-
derholt Bestnoten in den bundesweiten Rankings. Rund 2500 Studierende
und 80 Professoren schätzen die hervorragende Ausstattung in den Laboren
und Ateliers. Der Campus ist geprägt durch eine familiäre Atmosphäre,
Lehrende und Lernende stehen im persönlichen Kontakt.
Neben den klassischen Bachelor- und Masterstudiengängen bietet die
HBC teilweise duale Studienmodelle an sowie den „Bachelor International“.
Alle Studieninteressierten sind am 15. Mai 2019 an die Hochschule Biberach
eingeladen. Dann präsentiert die HBC ab 14 Uhr alles rund um ihre
Studienangebote. www.hochschule-biberach.de

                                                                                                  17
FRIDAYS FOR FUTURE

                          J ule           M ilz

Von Klimatångest und Flygskam
GÖTEBORG. Seit fast zwei Jahren lebe ich nun in Göteborg. Eine Stadt                                        sie selbst auf das Fliegen und übermäßigen
                                                                                                            Konsum verzichtet und vegan lebt.
in einem Land, das eigentlich für seine langen, dunklen und vor allem                                       Klimatångest (Angst vor dem Klima) und Flygs-
kalten Wintermonate bekannt ist. Nichts ist somit für die meisten                                           kam (Flugscham) sind durch Greta zu geläufi-
Schweden ersehnter, als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und                                             gen Begriffen geworden, die darauf hinweisen,
                                                                                                            dass mehr und mehr Menschen in Schweden
länger werdenden Tage, die die Menschen nach draußen auf die Straßen                                        aufgrund der Klimadebatte weniger fliegen
und in die Natur ziehen. Die Freude ist also groß, wenn sich bereits im                                     und mehr Zug fahren. Diese Bewegung spie-
Februar Frühlingsgefühle in Göteborg breit machen. Ein Genuss? Ja.                                          gelt sich auch in den sozialen Netzwerken, wo
                                                                                                            sich immer mehr mit Hashtags und Statements
Aber gewöhnlich? Wohl kaum.                                                                                 wie #jagstannarpåbotten (Ich bleibe auf dem
                                                                                                            Boden) oder #flyless (Flieg weniger) dazu be-
Auch der vergangene Sommer war für Schwe-             das vor allem auf eine massive Reduzierung            kennen, den Klimaschutz ernst zu nehmen.
den alles andere als gewöhnlich. Es war der           von Treibhausgasemissionen abzielt.                   Ein neues Bewusstsein, das vor allem in der jun-
heißeste Sommer, den Schweden je erlebt hat,          Weltweit folgen seitdem Schüler ihrem Bei-            gen Generation in Schweden (und in Deutsch-
und ein Sommer, der die ansonsten so rauen            spiel und ihrer Initiative. „Fridays for Future“,     land), immer mehr Gefallen findet. Öko, Bio
Küsten in eine Landschaft verwandelte, die            Demos statt Schule, ist zu einer globalen Be-         und Fair Trade sowie recycelte Produkte und
mehr an die Riviera als an den kühlen Nor-            wegung von Schülern, von Kindern und Ju-              ein minimalistisch geprägter Lebensstil sind
den erinnerte. Verlockend und exotisch, aber          gendlichen, geworden. Eine Bewegung, die              längst keine Trends mehr, sondern gewinnen
brandgefährlich. So waren Dürre und Wald-             vor allem eines auslöst: Aufmerksamkeit. Und          immer mehr an Bedeutung und Wertschät-
                                                                                                            zung. E-Busse, Sharing-Konzepte und ein aus-
                                                                                                            gebautes Fahrradwegnetz machen es möglich
                                                                                                            und attraktiv, auf ein Auto in einer Stadt wie
                                                                                                            Göteborg zu verzichten. Gleichzeitig ist das
                                                                                                            Thema Nachhaltigkeit und verantwortlicher
                                                                                                            Umgang mit Ressourcen nicht nur innerhalb
                                                                                                            meines eigenen Studiums der Architektur,
                                                                                                            sondern innerhalb der meisten Professionen
                                                                                                            inzwischen zum festen und unumgehbaren
                                                                                                            Bestandteil geworden.
                                                                                                            Kann ich deshalb versprechen, für meinen
                                                                                                            nächsten Heimatbesuch nicht in ein Flugzeug
                                                                                                            zu steigen? Vielleicht. Auf jeden Fall werde ich
                                                                                                            mir zukünftig zwei Mal überlegen, ob nicht
                                                                                                            eine Alternative zum Flug möglich ist. Und
                                                                                                            warum erzähle ich das? Weil mich Greta Thun-
                                                                                                            berg zum Nachdenken gebracht hat.
                                                                                                            Und weil sie nicht nur mich, sondern viele
                                                                                                            inspiriert hat, wird Greta in Schweden zu ei-
                                                                                                            ner Ikone und zu einem
                                                                                                            Symbol dafür, dass man
                                                                                                            unabhängig von Alter
                                                                                                            und      Geschlecht
Die 24-jährige Ochsenhauserin Jule Milz studiert seit zwei Jahren Architektur in Göteborg.   Foto: privat   eine Stimme
                                                                                                            hat,      die
brände ungekannten Ausmaßes Folgen der                Aufmerksamkeit für Gretas Initiative bedeu-           ernst ge-
Hitzewelle, welche auch sonst weite Teile Eu-         tet: Aufmerksamkeit für das Klima.                    nommen
ropas erfasst hatte. Es ist unübersehbar: Das         Doch wie weit musste es eigentlich kom-               und ge-
Klima spielt verrückt.                                men, dass ein damals 15-jähriges Mädchen              hört wird.
Genug ist genug. Greta Thunberg nahm die              das Wort ergreift und der Welt erklärt, dass          Dafür „Hut
extreme Hitze des letzten Sommers zum An-             die Politik nicht in der Lage ist, die Klimakrise     ab!“      vor
lass und setzte sich immer freitags mit ei-           in den Griff zu bekommen? Ist es tatsächlich          Greta       und
nem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för         allein die Politik, die versagt? Oder wird wo-        ihrer Initiative,
klimatet“ (Schulstreik für das Klima) vor das         möglich vergessen, dass es zunächst an jedem          mit welcher sie jeden
Stockholmer Parlament. Ihre Beharrlichkeit            Einzelnen selbst liegt, den Klimawandel ernst         Freitag für Aufmerk-
sorgte für Beachtung, ihre Entschiedenheit            zu nehmen, seine Lebensweise zu überdenken            samkeit sorgt und der
für Schlagzeilen.                                     und aktiv zu werden? Statt gedankenlos in den         Welt vor Augen führt,
Mit scharfen Worten richtet sie sich direkt an        nächsten Flieger zu steigen, um noch schnel-          dass es tatsächlich an
die Politik, welcher sie ein allgemeines Versa-       ler und komfortabler ans Ziel zu gelangen.            der Zeit ist umzuden-
gen, leere Worte und eine Zukunftsverges-             Besteht der Kern der Problematik womöglich            ken.
senheit vorwirft. Sie betont die Schwere der          darin, dass wir bequem und käuflich sind?             Tack und hej aus Gö-
Klimakrise und fordert ein sofortiges Handeln,        Auch das ist Teil von Gretas Nachricht, wobei         teborg!

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