16 JAHRE BLIX - GEBURTSTAG ENDLICH 16! - BLIX MAGAZIN
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DAS MAGAZIN APRIL 2019 FÜR OBERSCHWABEN www.blix.info 16 JAHRE BLIX MIT GROSSEM GEWINNSPIEL BAIENFURT GEBURTSTAG DÜrmentingen rund um den Markt endlich 16! rund um den Maubaum Seite 42 Seite 62 Seite 48 Gratis
INHALT AKTUELL Kampf um Land Bürger gegen Burger Seite Seite 6 8 Aktuell Späth folgt auf Karremann Seite 9 Bürger gegen Bürger Leserbrief Seite 9 Seite 8 TITELTHEMA: FRIDAYS FOR FUTURE / BILDUNG Reise nach Straßburg Seite 10 „Ihr klaut uns die Zukunft!“ Seite 12 Verzeiht uns! Seite 14 Krasser Verstoß Seite 16 Von Klimatångest und Flygskam Seite 18 Auf Luxus verzichten Seite 20 Wir alle tragen Verantwortung Seite 21 Eine Kugelfuhr Seite 22 „Wir leben verschwenderisch“ Seite 25 Bäume für die Zukunft Seite 25 „Die Komfortzone verlassen“ Schwänzen und sülzen Seite 26 Seite 29 Fridays for Future Ihr klaut uns die Zukunft FOTOS DES MONATS Gemeinsam für die Zukunft Fridays for Future Seite 55 Seite 10 KULTUR & AUSFLUGSZIELE Von Indianern fürs Leben lernen Seite 30 Museen öffnen ihre Pforten Seite 39 Für ein friedvolles Miteinander Seite 39 Licht als verbindendes Element Seite 39 MARKT BAIENFURT Ringer und Kultur Seite 42 Kleine Museen - Große Leidenschaft Seite 43 MAIFEST DÜRMENTINGEN Kultur Feiern im Wonnemonat Seite 48 Von Indianern lernen FIT & GESUND Seite 30 Gut zu den Füßen Seite 53 HAUS & GARTEN Bitte mitmachen! Seite 54 Pflanzzeit für die ganze Familie Seite 60 Geburtstagsgewinnspiel Seite 62 KULTURKALENDER Seite 74 RUBRIKEN Natur Essen & Trinken Seite 46 Bitte mitmachen Lage der Liga Seite 41 Kino Seite 72 Seite 54 Kleinanzeigen & Tiere Seite 91 Titelfoto: IMPRESSUM Roland Reck Verlag: Layout: BLIX-Verlag GmbH & Co. KG Büro für Gestaltung MEDIA GROUP, 88326 Aulendorf, Hauptstraße 93/1 www.bfg-mediagroup.com David Hinderberger, Alexander Koschny Geschäftsführung: Dr. Roland Reck, Tel. 07525-9212-12 Illustration: Michael Weißhaupt, www.monsterdisein.de Geburtstag Assistenz: Angelika Friedrich-Reck -0 Fax 07525- 9212-22 Druckerei: Den Bären auf der Spur info@blix.info Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 Seite 62 Anzeigen: 34121 Kassel Dr. Roland Reck 07525-9212-0 Stefan Zieglowski 07351-4290653 Vertrieb: Anton Hänsler 07525-922184 Angelika Friedrich-Reck Guy Pascal Dorner 07525-9212-17 anzeigen@blix.info Erscheinungsweise: monatlich Redaktion: Dr. Roland Reck V.i.S.P., Guy Pascal Dorner, Druckauflage: Tobias Köhler, Alexander Koschny, Sascha Müller, 20.000 (IVW 1. Quartal 2017) Jule Milz, Adrian Kutter, Victoria Haas Tel. 07525/ 9212-0, Fax 07525/ 9212-22 www.blix.info redaktion@blix.info Termine: termine@blix.info Auflage und Verbreitung unterliegen der ständigen Kontrolle durch die Informations- gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. in Berlin. 3
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser! Endlich ist diese satte Stille vorbei! Endlich ruft gekehrt wird ein Schuh daraus: Wir haben uns rationenvertrag nicht erfüllt, weil wir die Erde jemand: Der Kaiser ist nackt! Und richtig: Es angepasst, indem wir uns eingerichtet haben, in unseren Kindern und Enkeln nicht zukunftsfä- sind Kinder und junge Erwachsene. Es ist aller- der Bequemlichkeit des Systems, das auf Kosten hig hinterlassen. Eine bittere Bilanz, die zum dings kein Märchen, sondern Realität. Es sind der Ressourcen und des Klimas immer Mehr ver- Umhandeln zwingt. die Betroffenen, die handeln, weil sie wissen, spricht. Immer weiter. Die Zweifel lassen wir uns Die SchülerInnen fordern uns auf, es mit Ihnen was ihnen droht, wenn nicht viel mehr ge- abkaufen und beruhigen uns, indem wir meinet- besser zu machen. Sie wissen, dass wir alle in schieht – und viel schneller als dies bisher der wegen grün wählen oder an Gott glauben. Wir einem Boot sitzen. Sie sehen sich selbst in der Fall ist. Der Klimawandel ist ihr Schicksal und sind nicht nur angepasst, wir sind korrumpiert. Pflicht: Wissen und Handeln in Einklang zu wir, die Erwachsenen, ihre Eltern und Großel- Das führen uns die demonstrierenden Schüle- bringen. Ihre Ernsthaftigkeit ist bemerkenswert. tern, haben es ihnen eingebrockt. Wir sind der rInnen vor Augen, ohne dass sie Hohn und Spott Wer es bezweifelt, kann es nachlesen. Einfach nackte Kaiser. über uns ausgießen. Da geht es uns besser als weiterblättern! Das ist schwer erträglich. Dafür sind die de- den Eltern der glorreichen 68er, die in Folge den Zum 16. Geburtstag haben wir uns ein schwieri- monstrierenden SchülerInnen noch gnädig. Sie Klimawandel befeuert haben. „Euch gehen die ges Thema ausgesucht. Nein, eigentlich hat das benennen die Probleme ungeschminkt, fordern Ausreden aus und uns die Zeit“, sagen diejeni- Thema uns gefunden. Darüber freu‘ ich mich Abhilfe und schnelles Handeln. Das ist längst gen, die eigentlich das Leben noch vor sich ha- und Sie sich hoffentlich auch. Irgendwie. Aber überfällig. Wir wissen es schon lange, aber lie- ben. „Ihr klaut uns die Zukunft!“, rufen sie und spätestens wenn Sie unsere vielen tollen Prei- ßen es darauf beruhen. Unser Versäumnis, un- verlangen: „Handelt jetzt!“ se sehen, die Sie als Geburtstagsgeschenk ge- sere Ignoranz sind das Problem der Jugend. Der Klimawandel ist auch ein Generationenkon- winnen können. Dafür bedanke ich mich ganz Ich fragte mich bis vor kurzem, warum die flikt. Die Alten verantworten ihn, die Jungen herzlich bei unseren vielen Partnern, die uns Jungen so brav und angepasst sind. Aber um- müssen die Zeche zahlen. Wir haben den Gene- unterstützen. viel SpaSS mit BLIX Dr. Roland Reck, Chefredakteur 4
AKTUELL G u y - P ascal D orner Kampf um Land UMMENDORF. „Buy land, they‘re not making it anymore“, mahnte Mark Verwaltungsraum Biberach). Wie das Verwal- tungsgericht dies sieht, darauf warten auch Twain (1835-1910). Dass das traute Eigenheim in den heutigen Zeiten andere Kommunen im Land, zum Beispiel Ef- von Wohnraumnot und Bodenknappheit zum Luxus geworden ist, hätte ringen-Kirchen (Kreis Lörrach). Auf den juris- sich der US-Schriftsteller kaum Träumen lassen, als er riet: „Kaufen sie tischen Prüfstand kommen auch die Bonus- punkte für 21- bis 35-Jährige. Verstößt man Land. Es wird keines mehr gemacht.“ In diesen Zeiten der Endlichkeit damit gegen Recht? Ist dies „willkürliche Al- der Ressourcen wird um jeden Bauplatz gekämpft. Wie damit umge- tersdiskriminierung“? Auch Christopher Heck, hen? Wenn, wie in Ummendorf geschehen, nur 33 Bauplätze unter der Fachmann beim Gemeindetag, hat darauf keine Antwort. Sigmaringen sei am Zug. Das 159 Bewerbern verteilt werden konnten. Damit befassen sich nun die klagende Bewerberpaar fiel wegen seinem zu Juristen. Was bedeutet: Bis zu deren Urteil kann niemand bauen. hohem Alter durchs Raster. Zweiter Kritikpunkt: die Nichtöffentlichkeit. Wie bei der Bauplatzvergabe Gerechtigkeit schließen. Die dagegen beim Verwaltungsge- Wieso hat der Rat die Kriterien hinter ver- herstellen? Ein Windhund-Prinzip („Wer zuerst richtshof Mannheim eingelegte Beschwerde schlossenen Türen ausgehandelt, obwohl die kommt, mahlt zuerst.“) kam für Ummendorf der Gemeinde wurde abgewiesen. Gemeindeordnung den Grundsatz der Öf- nicht infrage; man befürchtete campierende Zentraler Stein des Anstoßes: die Vergabekri- fentlichkeit vorsieht und der Verwaltungsge- Horden vor dem Rathaus. Eine Versteigerung terien. Speziell zwei Punkte: Zum einen gibt richtshof bezweifelt, dass die Sitzungen zu („Geld ist nichts. Aber viel Geld, das ist etwas es den vollen Bonus für Einheimische bei einer Recht nichtöffentlich durchgeführt wurden? anderes.“) wollte man nicht. Man entschied Wohndauer von sechs statt wie üblich nach Reichert bestätigte BLIX, dass auch ein Ge- sich auch gegen ein Los-Verfahren („Des ei- fünf Jahren. Zum anderen die Bonuspunkte meinderatsmitglied einen Bauplatz erhalten nen Glück ist des anderen Leid.“). Damit hatte für 21- bis 35-Jährige. In beiden Fällen weicht hat. War dieses befangen? Ummendorf fragte man ungute Erfahrungen gemacht. man von den juristisch abgesicherten Leitlini- beim Gemeindetag an und erhielt wohl eine Stattdessen ein an Kriterien orientiertes Punk- en (Kautelen) ab, die nach dem EuGH-Urteil ähnliche vage Antwort wie BLIX: Vermutlich tesystem: Aktuelle und ehemalige Einwohner 2013 zwischen der EU, der Bundesregierung keine Befangenheit, aber abschließend müsse Ummendorfs, Personen im Alter zwischen 21 und der Bayerischen Staatsregierung seit dieses das Verwaltungsgericht klären. und 35 Jahren, Familien bzw. Alleinerziehende 2017 festgeschrieben stehen. Bürgermeister Wann das Gericht entscheidet, ist unklar. Die mit Kindern (unter 18 Jahren) sowie ehren- Klaus B. Reichert gegenüber BLIX: Man sah Sigmaringer hatten von der Gemeindever- amtlich tätige Bewerber – Feuerwehrleute, diese Kautelen als Empfehlung an. Verbind- waltung alle Akten im Original angefordert, Vereinsvorstände, Kirchen-/Pfarrgemeinde- lich sind sie für vergünstigte Bauplätze, dann bekamen aber zunächst nur unvollständige räte, Gemeinde-/Ortschaftsräte – werden müssen Vermögens- und Einkommensgrenzen Kopien, darunter Protokolle nichtöffentli- bevorzugt. Für die 33 Plätze meldeten sich der Bewerber berücksichtigt werden. Sowohl cher Sitzungen des Gemeinderates, in denen 159 Bewerber. Es wurden diejenigen zur Ver- Reichert, als auch Christopher Heck vom Ge- die Namen von Gemeinderatsmitgliedern, die gabesitzung eingeladen, die sich in Reihen- meindetag, sehen im Falle Ummendorf keine sich mit Wortbeiträgen gemeldet hatten, ge- folge ihrer Punktzahl Grundstücke aussuchen Vergünstigung; die Baugrundstücke werden schwärzt waren. Der Verwaltungsgerichtshof konnten. Die Folge: 126 gingen leer aus. Da- zum Selbstkostenpreis (von der Kommune rügte dies als „rechtswidriges Verhalten“. Die runter ein Paar (Name d. Red. bekannt), das bezahlter Preis für das von Dritten gekaufte Gemeinde sei auch nicht berechtigt gewesen, Klage beim Verwaltungsgericht Sigmaringen Grundstück plus Erschließungskosten) ab- die Daten aller Bewerber mit dem „unsubs- einreichte. Per Zwischenverfügung („Hänge- gegeben. Nach BLIX-Recherchen liegt man tantiierten vorgetragenen“ Verweis auf den beschluss“) hat das Gericht der Gemeinde un- mit 145 Euro pro Quadratmeter im Rahmen Datenschutz zurückzuhalten. Reichert: Man tersagt, bis zur Entscheidung die Bauplätze zu vergleichbarer Kommunen im Raum Biberach habe verhindern wollen, dass die Gegenseite vergeben bzw. notarielle Kaufverträge abzu- (siehe Grundstücksmarktbericht 2017 für den Einsicht in die Akten erhält, und sich darum 6
AKTUELL zuerst beim Landesdatenschutzbeauftragten rückversichert. Inzwischen hat das Gericht alle Originale. Wie geht es weiter? Zunächst muss das Ver- waltungsgericht entscheiden. Ob das juristi- sche Verfahren dann durch weitere Instanzen geht, bleibt abzuwarten. Reichert schloss dies gegenüber BLIX zumindest nicht aus. Im schlimmsten Fall müsste die Gemeinde die Vergabekriterien neu fassen und die Bauplät- ze neu vergeben. Fakt ist: Bis die Sache final vor Gericht ausgefochten ist, kann niemand bauen. Wer eine Zusage hat, muss zittern. Wem abgesagt wurde, darf hoffen. Eines ist definitiv klar: Mit großem Interesse beäugen Vorverkauf der Jahreskarten 2019 andere Kommunen den Ummendorfer Fall. UMMENDORF. Der Vorverkauf der Jahreskarten zu ermäßigten Gebührensätzen (26 Euro für Denn sie stecken im gleichen Dilemma: Wie Erwachsene bzw. 15 Euro für ermäßigte Karten) findet ab Montag, 15. April bis einschließlich die raren Bauplätze an junge, kinderreiche, Freitag, 26. April, statt. Der Vorverkauf wird an der Kasse im Freibad von 14 bis 18 Uhr durchge- engagierte oder einheimische Häuslebauer führt. In diesem Zusammenhang können auch Miet- oder Garderobenfächer zur Dauerbelegung für verteilen? Es geht dabei nicht zuletzt um die die neue Saison gebucht werden. Der Vorverkauf erfolgt nur gegen Barzahlung. Für die ermäßigten Zukunftsfähigkeit des Dorfes. Jahreskarten sind die entsprechenden Nachweise vorzulegen. 7
AKTUELL G u y - P ascal D orner Bürger gegen Burger BAD WALDSEE. Verkehrte Welt: Derweil weltweit junge Menschen schmeckt“ (1. Juni). Bürger befürchten eine zu- nehmende Vermüllung Bad Waldsees durch Gäste im Rahmen der Bewegung „Fridays for Future“ für den Klimaschutz des Fastfood-Burger-Restaurants und beklagen demonstrieren, hat in Bad Waldsee der Gemeinderat den Bau eines den Flächenfraß durch den Rastplatzbau. Rasthofes mit Hotel Garni und Ansiedlung eines Fastfood-Burger- Über die sozialen Medien und mittels Flyer hat- ten Sabine Streit und Katrin Messinesis zu einer Restaurants beschlossen. Dagegen regt sich Widerstand: Gastronomen, Demonstration gegen den geplanten Rasthof auf- Umwelt- und Klimaschützer sowie Ernährungsbewusste wettern gemein- gerufen. „Wir haben eine hohe Verantwortung bei sam gegen den Beschluss. Ein Protestmarsch gipfelte in der Initiierung Entscheidungen über die Natur, für unsere Kinder und Enkel!“ Mehr als 120 Bürger waren dem Auf- eines Bürgerbegehrens. ruf gefolgt und hatten mit einem Protestmarsch gegen die Planung demonstriert. Tenor: Die Kur- Eigentlich hatte der Ausschuss für Umwelt und für ein Fastfood-Burger-Restaurant in Bad Wald- und Gesundheitsstadt benötige keinen Rasthof. Technik des Bad Waldseer Gemeinderates die Plä- see aus, mit dem Argument, es sei ein aktiver Bei- Dieser mache nur die Natur kaputt. und erzeuge ne eines Investors aus Günzburg zum Bau eines trag zur CO2-Einsparung, wenn man nicht mehr unnötigen Müll. Rasthofes an der Abfahrt „B 30 Nord“ bereits vor nach Biberach oder Ravensburg zum Burger-Essen Eine parallel zum Protestmarsch geplante Gegen- Monaten abgeschmettert. Doch dann kassierte im fahren müsse. Ob die im Internet kursierende Be- demonstration der Rasthof-Befürworter fiel man- Februar der Gemeinderat den Beschluss des Aus- rechnung stimmt, dass bei der Herstellung eines gels Teilnehmer aus: Initiator Sebastian Weinig schusses und gab mit 14 Ja-Stimmen, neun Nein- einzigen Burgers so viel CO2 entsteht, wie bei einer stand im Stau und traf verspätet in Bad Waldsee Gegen den Bau eines Rasthofes mit Hotel Garni und der Ansiedlung eines Fastfood-Burger-Restaurants gingen in Bad Waldsee mehr als 120 Bürger auf die Straße. Fotos: Dorner Stimmen und zwei Enthaltungen grünes Licht für 320 Kilometer langen Fahrt mit dem Auto (nach- ein; das sowieso nur knapp ein Dutzend zählen- den Rasthof mit Tankstelle, Shop, Waschpark, Ho- zulesen zum Beispiel unter www.simply-live- de Häuflein der Befürworter hatte sich bis dahin tel Garni und Fastfood-Burger-Restaurant. consciously.com), lässt sich an dieser Stelle nicht größtenteils verabschiedet. Unterdessen brachte Kurios das Argument dieser Befürworter: Ronald überprüfen. Fakt ist: Rindfleisch ist ein erheblicher bei den Rasthof-Gegnern Gastronom Alexander Ettinger und Rita König (beide SPD) sprachen sich Klimakiller und der Genuss eines Burgers – ob mit Bösch, dessen Hotel und Gasthaus an der B 30 liegt, oder ohne Fahrt – de- ein Bürgerbegehren ins Spiel: „Wir brauchen 1200 finitiv kein aktiver Bei- Unterschriften in zwei Monaten, dann kann das trag zum Klimaschutz. Bürgerbegehren ans Rathaus herangetragen wer- In der Folge formierte den.“ Ziel: ein Bürgerentscheid. Die ersten Gegner sich der Bad Waldseer haben direkt bei der Kundgebung unterschrieben; Widerstand: Teile der weitere Listen sind die nächsten Wochen in vielen örtlichen Gastrono- Gaststätten und Restaurants und auch an den Bad mie, speziell die mit Waldseer Tankstellen ausgelegt. Hotellerie, fürchten Wie weiter? Bürgermeister Roland Weinschenk die Konkurrenz durch war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stel- das geplante Hotel lungnahme zu erreichen. Sein erster Stellvertreter Garni, schmollen über Bernhard Schultes (Freie Wähler), ein Befürwor- die schlechte Informa- ter des Rasthofes, erklärte gegenüber BLIX: Das tionspolitik der Stadt übliche Genehmigungsverfahren werde vorerst und verweigern kur- weiterlaufen; sollte das Bürgerbegehren jedoch zerhand die Teilnah- erfolgreich sein, dann werde sich der Gemeinderat me an „Bad Waldsee erneut damit befassen. 8
AKTUELL L eserbrief G u y - P ascal D orner Einen wunderschönen guten Morgen, lieber Herr Dr. Reck, Späth folgt auf Karremann ich habe heute Morgen, noch vor ich ins Büro ging, mit Begeisterung BLIX-LAND. Gleich im ersten Wahlgang machte Wolfgang Späth (43) Ihr Magazin zu Ende gelesen, das ich mir von meinem Wochenend- das Rennen: Er wurde mit 65,4 Prozent der abgegebenen Stimmen besuch in Biberach nach Südtirol mitgebracht habe. Ich habe BLIX zum neuen Bürgermeister von Schwendi und damit zum Nachfolger im Museum gefunden, wo mich der Titel förmlich ansprang. Ich halte von Günter Karremann gewählt. In Berkheim wurde Bürgermeister es für ein hoch interessantes Medium. Natürlich habe ich vom Aller- Walther Puza im Amt bestätigt. In Berg bereitet man sich auf meisten keine Ahnung und staune sehr, was sich alles in Biberach und Bürgermeisterwahlen vor – Helmut Grieb tritt nicht mehr an. Oberschwaben tut. Ich komme bisher meistens nur auf einige Tage nach Biberach, um meine hoch betagte Wolfgang Späth hat Mutter zu besuchen und einige Freunde. es geschafft: Der Dip- Ich lebe seit vielen Jahren in Südtirol. Ich lom-Verwaltungswirt, bin gebürtige Biberacherin, habe aber 43 Jahre alt, parteilos, meine Lebenszeit seit dem Gymnasium „in wohnt in Ochsenhau- der Fremde“ verbracht. Aber ich fühle jedes sen und ist seit 2011 Mal mehr ein anheimelndes Gefühl, wenn ich Hauptamtsleiter in in „die alte Heimat“ komme. Wer weiß, ob Maselheim und ist nun ich vielleicht irgendwann auf meine alten Nachfolger von Kar- Tage doch wieder dorthin zurückkeh- remann, der nach drei re? Da ist es gut zu wissen, dass es Amtsperionden nicht dort Menschen und Dinge – zum Bei- mehr antrat. Die Wahl- Wolfgang Späth ist der neue Burgermeister spiel Ihr Magazin – gibt, die so ganz beteiligung lag bei 62,2 von Schwendi nach meinem Geschmack sind. Es ver- Prozent. Karremann steht sich von selbst, dass ich mir Ihre hört nach rund 24 Jahren als Bürgermeister auf. Web-Seite kopiert habe und hoffentlich in Walther Puza (41) ist auch in den kommenden acht Jahren Bürgermeis- Zukunft online BLIX lesen kann, wenn ich ter der Gemeinde Berkheim. Bei der Wahl am 24. März holte der Amts- schon nicht jedes Heft persönlich irgend- inhaber 92,4 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 48,6 wo mitnehmen kann. Prozent. Eine ähnliche Zäsur wie in Schwendi wird es diesen Sommer auch in Berg Renate Beck, Südtirol geben: Helmut Grieb (63) tritt nach 24 Jahren im Amt altersbedingt nicht mehr als Bürgermeister an. Gewählt wird am 14. Juli. 9
FRIDAYS FOR FUTURE S ascha M üller Reise nach Straßburg STRASSBURG. Europareisender für BLIX. Was für ein Aufstieg! Normalerweise führt die Suche nach Geschichten mich nicht so weit. Wozu auch? Meine vier Jahre bei BLIX haben mich gelehrt, dass das Abenteuer direkt vor der Haustür wartet - überall in ganz Oberschwaben! Jetzt geht es nach Straßburg. „Meet your MEP“, triff deinen Abgeordneten im Europa Parlament. Norbert Lins (CDU) hat kurz vor der Europawahl eingeladen und BLIX schickt den Grünschnabel aus Aulendorf. Europa, ich komme! Es war einmal eine schöne Frau mit dem Namen keinen Schimmer, was das wirklich bedeutet. Es BLIX-Reporter Sascha Müller (28) auf dem Weg Europa. Zu schön für ihr eigenes Wohl! Denn gab neue Münzen, die glänzten. Schön. Unser nach Straßburg. Foto: Koschny Göttervater Jupiter begehrte sie so sehr, dass er Urlaub in den Niederlanden aber änderte sich als Stier verwandelt ihre Nähe und ihr Vertrauen kaum. Was das Wegfallen von Barrieren und sei ein Beispiel für das Funktionieren des Parla- suchte. Kaum bestieg die schöne Dame den Rü- Grenzen bedeutet, darüber dachte ich Pimpf ments. Bei 28 Mitgliedsstaaten und hunderten cken des Stieres, rannte dieser los und brachte nicht nach. von Änderungsanträgen sind viele Blockaden die Nichtsahnende nach Kreta. Dort enthüllte Anders ist das wohl bei meiner Großmutter. An- möglich, dennoch konnte es in einem Jahr ver- der Gott seine wahre Gestalt und verführte Eu- fang dieses Jahres fuhren wir nach Berlin. Oma handelt werden. Natürlich, gibt Lins zu, sind die ropa an Ort und Stelle. konnte das erste Mal in ihrem Leben durch das Klimaziele der EU niedriger als die Ziele, die sich Brandenburger Tor gehen. Als sie das letzte Mal Deutschland mit der Senkung der Treibhausgas- dort war, gab es noch die Mauer und Soldaten. Emission um 40 Prozent gesteckt hat (aber vo- Die Selbstverständlichkeit von „grenzenlos“ raussichtlich nicht einhalten kann). Das Pariser scheint ein Privileg jüngerer Generationen zu Klimaabkommen ist für den Abgeordneten Lins sein. eine Erfolgsgeschichte, aber für Greta Thunberg Mit drei Stunden Verspätung komme ich dann und ihre Unterstützer noch zu wenig. „Warum in Straßburg an, ganz ohne Kontrolle. Aber wer sollte ich für eine Zukunft lernen, die es so viel- das Europäische Parlament betreten will, muss leicht bald gar nicht gibt, wenn niemand etwas trotzdem zunächst durch die Sicherheitskont- dafür tut, um sie zu retten?“, so der Standpunkt rolle. Der Hof ist geformt wie ein „O“, die Gebäu- Greta Thunbergs, der frischgekürten schwedi- defassade blickt mit hunderten Fenstern auf die schen Frau des Jahres (bald vielleicht auch Frie- Besucher. Ich kann die vielen kleinen Büros der densnobelpreisträgerin). Die 16-Jährige hat eine Abgeordneten sehen. Welle ausgelöst, wie man sie lange nicht mehr In einem sitzt Norbert Lins. Geboren in Ravens- erlebt hat. Auf der ganzen Welt demonstrieren burg, 41 Jahre alt, wohnhaft in Pfullendorf, und Jugendliche für den Klimaschutz, berufen sich seit April 2014 EU-Abgeordneter. Er ist Mitglied auf Greta und rufen die Politik zum Handeln auf. der Fraktion der europäischen Volksparteien und „Rettet unsere Zukunft, rettet den Planeten!“, für die Fraktion ein Mitglied im Ausschuss für schallt es vielstimmig und in vielen Sprachen. Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Le- Die Antworten reichen zwischen Solidarität, Europa-Abgeordneter Norbert Lins (CDU) im bensmittelsicherheit. Er trägt Brille. Spott und blankem Unverständnis: „Geht lieber Plenarsaal in Straßburg. Foto: Müller Nach einer morgendlichen Besprechung der zur Schule!“ „Lasst das die Profis machen!“ EVP-Ausschussmitglieder macht sich Norbert Zu wenig wird getan, dass findet auch Martin In der römischen Dichtung nach Ovid ist Europa Lins auf zu einer Debatte über den Einsatz von Häusling. Der grüne EU-Abgeordnete aus Hes- Opfer höherer Gewalt. Jupiter (oder griechisch Pestiziden. Über Treppen und Aufzüge geht es sen kritisiert in der Debatte, Pestizide seien nicht Zeus) treibt sein Spiel mit ihr. Und heute? Wird in den Plenarsaal. Dabei begegnen uns viele nachhaltig. Es bräuchte mechanische Methoden unser Europa genauso entführt oder gar ge- Jugendliche, das Parlament ist voller Schulklas- statt Gift. Man müsse aufhören, sich von der In- schändet wie ihre Namensvetterin aus der An- sen. Eine Klasse aus Albstadt ist auch hier. Spä- dustrie gängeln zu lassen. Er und andere seiner tike? Eurokrise, Brexit, Nationalismus und alles ter empfängt Norbert Lins sie, und die Schüler Fraktion berufen sich dabei auf eine Studie, die unter der Bedrohung des Klimawandels. Europa, fragen den Politiker: „Was halten Sie denn von den voranschreitenden Artenverlust bei Insekten so scheint es, ist die ewig Getriebene. den „Friday for Future“-Demonstrationen, Herr mit der Landwirtschaft in Verbindung bringt. Was genau ist Europa für mich? Die Frage stelle Lins?“ „Ich habe das Gefühl, dass die Jugendli- Das Artensterben bedrohe auf längere Sicht ich mir die ganze Zugfahrt. Und ich habe viel chen sich mehr und mehr für Politik interessie- auch den Menschen selbst. Zeit. Nachdem der erste ICE nie den Bahnhof ren und ihr Engagement freut mich“, antwortet Lins hält dagegen: Innovation sei nötig! Mehr verlassen hat, darf ich auf Ersatzzüge warten. der Abgeordnete, hält kurz inne, „aber ich würde Forschung brauche es. Von einer Reduzierung Welche Erfahrungen habe ich denn mit Europa? es besser finden, wenn die Demonstrationen au- im privaten Gebrauch ist die Rede, Einsatz von Ich erinnere mich an die Verwandtenbesuche in ßerhalb der Schule stattfänden.“ weniger schädlichen Substanzen, denn die Dosis den Niederlanden. Bei Venlo überquerten wir die Der studierte Verwaltungsmanager ist Vater. mache schließlich das Gift. Man müsse auch an Grenze, damals gab es noch Schranken. Meine Sein viertes Kind, erzählt er den Schülern, sei die Landwirte denken, die die Bürger und Bürge- Mutter musste stets Geld wechseln, Deutsche gerade unterwegs. Europa sei ein Vorreiter beim rinnen Europas mit Nahrung versorgten, erklärt Mark in niederländische Gulden. Im neuen Jahr- Klimaschutz. Das Pariser Klimaschutzabkom- der Oberschwabe. Die eigentliche Frage, die im tausend kam dann der Euro. Mit zehn hatte ich men, an dem Norbert Lins mit verhandelt hat, Raum steht: Was darf die Welt kosten? 10
BILDUNG ABITUR Herr Lins ist zufrieden mit sich, denn er vertrete die Wähler aus unserer ländlichen Region. Ob seine Kinder später seine Entscheidungen gut hei- ßen werden? Greta und Co. sind auf jeden Fall alles andere als amüsiert. Doch wer sind denn nun die Getriebenen? Jeder Einzelne, Europa oder doch die ganze Welt? Welches Handeln ist richtig? Demonstrieren oder in die Schule gehen? Pestizide verbieten oder einsetzen? Der deutsch-jüdi- sche Philosoph Hans Jonas gab in seinem Buch „Prinzip Verantwortung“ einen Rat: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Ein guter Rat, finde ich. T echnische H ochschule U lm Das Studium für Macher ULM. Das Studium an der Technischen Hochschule Ulm ist beson- ders praxisorientiert. Ein breit gefächertes technisches Studienangebot, hochwertige Lehre und angewandte Forschung bilden das Fundament, das Studierende der THU bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Gegründet 1960 als staat- liche Ingenieurschule bie- tet die THU heute technik- orientierte Bachelor- und Master-Programme in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Umwelt, Mobilität, Digitale Medien und Wirtschaft an. Sechs gute Gründe für ein Studium an der THU • Innovative Studiengänge • Ideale Studienbedingungen • Persönliche Betreuung • Gelebter Praxisbezug • Exzellente Jobchancen • Attraktives städtisches Umfeld Studieren am Puls der Industrie Praktische Studienanteile, Projektstudium, Praxissemester und Abschlussarbeiten in Kooperationen mit namhaften Unternehmen ver- schiedener Branchen ermöglichen die optimale Verbindung zwischen Theorie und Praxis. THU Absolventen sind in Wirtschaft und Industrie gefragt und finden schnell attraktive und gut bezahlte Stellen. Mit ihrer anwendungsorientieren Forschung ist die Hochschule ein wichtiger Partner insbesondere von mittelständischen Unternehmen in der Region und sehr gut vernetzt mit den zahlreichen Technologie- und Forschungszentren des Wissenschaftsstandorts Ulm. www.thu.de 11
FRIDAYS FOR FUTURE R oland R eck „Ihr klaut uns die Zukunft!“ BIBERACH. Es war Freitag, es war Fasching, es war Ferienzeit – aber hinterlassen, denn einen zweiten Planeten haben wir nicht.“ nicht für alle. Biberach ist eine Insel der Fasnetsmuffel im oberschwä- Es ist eine souveräne Veranstaltung, die die Schü- bischen Narrenmeer, also wurden dort auch nicht die Schüler am lerinnen zumeist vom früheren Mädchengym- Gombiga Donnerschdag vom Joch des Unterrichts befreit. Dafür nah- nasium, dem Pestalozzi-Gymnasium, mit einigen Mitschülern aus anderen Schulen auf die Beine men sich etwa 500 Schülerinnen und Schüler aus mehreren Schulen am gestellt haben. Improvisation inbegriffen. Anita Freitag frei und demonstrierten in der guten Stube Biberachs, auf dem Trunzer hat kurzfristig von der Demo in Biberach Marktplatz, gegen die herrschende Klimapolitik und für einen wirksa- erfahren und kam aus Haisterkirch bei Bad Wald- see, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Der men Klimaschutz. 71-Jährigen lief beim Anblick der vielen Schülerin- nen und Schülern das Herz über, spontan bat sie „Fridays for future“, jener einsame Protest einer son, wie sie gegenüber der Presse betont, unter beim Organisationsteam um ein kurzes Grußwort, schwedischen Schülerin, hat auch Biberach er- den Beobachtern. Das Schwänzen sei zwar ein das sie ohne Aufhebens bekam. Sie freue sich „als reicht. Nach zwei Stunden des Protests, der Ap- Regelverstoß, stellt Sabine Imlau fest, aber das Vertreterin der Großelterngeneration“ riesig über pelle, des Mutmachens lautete das Schlusswort: gelte auch für das Nichteinhalten des Generati- das jugendliche Engagement, sprach sie sichtlich „Nehmt euren Müll mit!“ onenvertrags seitens der Erwachsenen, postuliert bewegt ins Mikrofon, und wünschte den Schüle- Der Baum und seine Botschaft. Fotos: Reck Die beiden Schülerinnen rechts zitieren auf ihren Schildern die schwedische Schülerin Greta Thunberg. Fotos unten: Klare Ansage (links). Rechts: das Orga-Team der Demonstration am 1. März in Biberach. Die Uhr tickt, das wissen die Schüler aus dem Un- die Rektorin. Der Protestruf der Schüler zielt da- rinnen und Schülern Mut und Durchhaltevermö- terricht, wo das Thema „Klimawandel rauf und rauf ab: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns gen. Lasst nicht locker, es geht um eure Zukunft, runter behandelt wird“, erklärt ein Geographie- die Zukunft klaut!“ Und was sie ihrer Eltern- und rief die Seniorin und bat die Jugendlichen um lehrer, der in seiner „Hohlstunde“ mit Wohlwollen Großelterngeneration vorwerfen, wollen sie bes- Verzeihung, „dass meine Generation euch die den Schülerprotest verfolgt. Auch die Schulleite- ser machen. Eine 18-Jährige erklärt: „Wir wollen Welt in so einem schlechten Zustand hinterlässt“. rin des Pestalozzi-Gymnasiums war als Privatper- unseren Nachkommen eine lebenswerte Welt Sie brach darüber in Tränen aus. 12
BILDUNG BUFDI F reiwilliges S oziales J ahr / B undesfreiwilligendienst Ein Jahr lang fürs Leben lernen ORSENHAUSEN/BIBERACH. Anderen helfen, sich selbst weiterentwickeln, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder der Bundesfreiwilligendienst bietet viele Möglichkeiten. Möchtest du nach der Schule erstmal was anderes machen oder ein Jahr Wartezeit überbrücken? Willst du verborgene Talente entdecken und was für andere tun? Dann ist das Freiwillige-Soziale-Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) das Richtige für dich. Um mitzumachen, muss man 16 Jahre alt sein und vor allem Interesse an sozialen Tätigkeiten haben und aufgeschlossen anderen Menschen gegen- über sein. Dabei sind die FSJ/BFD-Seminare fester Bestandteil eines FSJ/BFD. Innerhalb eines Jahres sind 25 Seminartage vorgeschrieben. In der Regel beginnen neue FSJ/BFD-Jahrgänge zum 1. September eines Jahres. Bundesfreiwilligendienst für Menschen über 27 Jahre Der Bundesfreiwilligendienst ist auch für Erwachsene eine spannende Option. Menschen über 27 Jahre können den BFD auch als Teilzeitengagement machen. Je nach Vorkenntnissen erhalten Sie in Ihrer Einsatzstelle fachliche Anleitung und Begleitung. Zudem besuchen Sie auch Weiterbildungen. Die Einsatzbereiche für Freiwillige Beim ASB gibt es Einsatzmöglichkeiten in der Breitenausbildung Erste- Hilfe, Rettungsdienst, Tagespflege, im Seniorenzentrum oder beim Behindertenfahrdienst mit Essen auf Rädern und Schulbetreuung. future 4 y ou A zubi - S peed - D ating Finde den richtigen Beruf In 10 Minuten zum Ausbildungsplatz BIBERACH. Die future4you öffnet am Freitag, 5. April 2019 von 9 bis 17 ULM. Im optimalen Fall passiert das beim IHK-Azubi-Speed-Dating Uhr, wieder ihre Pforten. In drei Hallen richtet sich die Bildungsmesse an für Schülerinnen und Schüler sowie Studienabbrecherinnen und Jugendliche, die eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz suchen. Studienabbrecher am 11. April ab 13 Uhr in der IHK Ulm. Das Angebot mit rund 100 Ausbildungsbetrieben und Hochschulen erleich- Bereits seit einigen Jahren bietet die IHK Ulm ausbildungssuchenden tert es den jungen Menschen enorm, einen umfassenden Überblick über Jugendlichen die Möglichkeit, auch ohne Bewerbung ein Vorstellungsgespräch die Möglichkeiten zu den Themen Ausbildung und Studium zu erhalten. zu führen. Der persönliche Kontakt ist beim Bewerbungsverfahren ent- Neben der Ausstellungsfläche in der Stadthalle, der Gigelberghalle und scheidend. Beim Azubi-Speed-Dating kommt es in erster Linie auf das der Stadtbierhalle präsentieren sich auf dem Außengelände vor der Auftreten und auf die Persönlichkeit an. Bislang wurden nach jedem Gigelberghalle wieder einige Info-Mobile. „Sich auf Augenhöhe mit den Speed-Dating zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber zum Folgegespräch Auszubildenden über den künftigen Beruf unterhalten zu können, ist ein- oder Probearbeiten eingeladen. Also eine gute Gelegenheit, schnell zu fach fantastisch“, sagt Renate Granacher-Buroh vom Rotary Club Weißer einem Ausbildungsvertrag zu kommen. Zehn Unternehmen stehen zum Turm. Denn dies ist einer der großen Pluspunkte der Messe: die Schülerinnen Speed-Dating bereit. Von Kaufleuten über Fachinformatiker bis hin zu und Schüler können sich direkt bei den Azubis und Ausbildungsleitern der Mechatronikern sind über 18 verschiedene Ausbildungsberufe und 4 ver- Unternehmen über ihren künftigen Beruf informieren. Daneben gibt es eine schiedene duale Studienplätze vertreten. Alle interessierten Bewerberinnen Vortragsreihe zu einzelnen Berufsbildern im Konferenzraum 2 der Stadthalle. und Bewerber sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist erforderlich! www.future4you-bc.de oder https://www.facebook.com/F4YBC Kontaktdaten zur Anmeldung unter: www.400chancen.de/Termine/ 13
FRIDAYS FOR FUTURE R oland R eck Verzeiht uns! BIBERACH / HAISTERKIRCH. Es sind ihre beiden Zöpfe, die an Greta Mitglieder der Grünen und seit 25 Jahren ein Paar „in wilder Ehe“, überhaupt keine Frage, er- Thunberg erinnern. An jene schwedische Schülerin, die mit ihrer klären sie dem Besucher, der wissen will, wie es Beharrlichkeit eine weltweite Protestbewegung gegen die viel zu lasche so weit kommen konnte ... Die Frage nach dem Klimapolitik in Gang gesetzt hat. Seit mehreren Monaten schwänzt die Schwänzen ist einfacher. „Völlig legal“ findet der ehemalige Biologielehrer am Gymnasium 16-jährige Schwedin jeden Freitag die Schule und stellt sich stattdessen in Bad Waldsee das Aufbegehren der Schüler lieber vor das Stockholmer Parlament. Ihre braunen Zöpfe unterstrei- während der Schulzeit. Die Demos am Freitag chen wie jung Greta ist und lassen keinen Zweifel zu: Es geht um die müsse man als demokratischen „Projektunter- richt“ begreifen. Und die ehemalige Haupt- Zukunft ihrer Generation. schullehrerin Anita Trunzer hält die Demos für beispielhaftes „Lernen fürs Leben“. Der lang- Anita Trunzer ist keine Schülerin, sondern dessen Ziel es war: Meinen Kindern soll es jährige Kommunalpolitiker weiß überdies, dass Großmutter. Ihre Zöpfe sind grau. Jetzt steht mal besser gehen. Das stimmt vielleicht noch erst der Regelverstoß gegen die Schulordnung die zierliche Frau auf dem provisorischen Po- für ihre beiden Kinder, den Eltern ihrer bei- die öffentliche Diskussion befeuert. Ansons- ten, so mutmaßt er, würde bis heute niemand von einer schwedischen Schülerin namens Gre- ta Thunberg wissen. Aber was ist schief gelaufen, dass Anita Trun- zer, seit 20 Jahren Mitglied der Grünen, bei ih- ren Enkeln um Verzeihung bitten muss? Haben die Grünen versagt, die vor 40 Jahren antraten, die Welt zu retten? „Darauf hab’ ich auch keine Antwort“, räumt die pensionierte Lehrerin ein und versucht, es mit der Machtfrage zu erklä- ren. Schließlich könnten die Grünen nicht, wie sie wollten. Und dort, wo sie könnten, wollen sie nicht, weil sie um die Macht fürchten, die sie gewinnen wollen oder verlieren könnten? Das lässt das grüne Paar nicht gelten. Aber dass der Generationenvertrag, wonach die Alten den Jungen die Welt in gutem Zu- stand hinterlassen sollen, zerbricht, das sieht das Paar mit großer Sorge. „Es ist nicht nur die Politik, es sind auch die Bürger“, erkennt Anita Trunzer, die sich bisher gegen ein Handy sträubt, aber einräumt: „Das geht fast nicht mehr.“ Aber sie weiß: „Es Anita Trunzer (71) kam extra von Haisterkirch auf den Biberacher Marktplatz, um an der Schülerdemo ist unser Konsum“, teilzunehmen. Foto: Reck der den Planeten ausbeutet. dium auf dem Biberacher Marktplatz, vor ihr den Enkel, die mit neun Jahren noch zu jung „Man hat rund 500 Schülerinnen und Schüler mit Plaka- sind, um auf Schülerdemos zu gehen. Aber die sich hi- ten. Anita Trunzer ist aufgeregt, sie hat diesen Oma erzählt ihnen davon, wenn sie nach der neintrei- Auftritt bei der ersten Schülerdemo „Fridays Demo zum Kässpätzleessen zu ihnen kommt. ben las- for Future“ am 1. März in der Rissstadt nicht Die älteren Schüler auf dem Marktplatz wissen, sen“, ergänzt geplant. Sie wollte nur dabei sein, deshalb kam wovon sie reden und weswegen sie demonst- ihr Mann. Es ist dieses sie von Haisterkirch nach Biberach. Doch ihr rieren. Die Schule spart die Wirklichkeit nicht süße Gift, das Grün-Wäh- Kopf und Bauch zwangen die 71-Jährige auf aus: den Klimawandel, seine Ursachen und Fol- ler zu Vielfliegern werden den wackeligen Tisch zu steigen, um den Kin- gen. Und dass sie es sind, die die Klimakatast- lässt, weiß Walz. „Es ist dern und Jugendlichen Mut zu machen, nicht rohe mit voller Wucht treffen wird, erschließt die Verführung durch locker zu lassen bei ihrem Kampf für eine zu- sich, wenn man nicht saudumm ist. Wenn, einen gedankenlosen kunftsfähige Welt. Sie weiß um deren katas- ja wenn es nicht zu raschen und drastischen Konsum.“ Aber es könne trophalen Zustand und bittet die Schüler um Änderungen kommt! Das lernen die Schüler nicht der „Lebenssinn“ Entschuldigung: „Verzeiht uns, dass wir euch in der Schule und das lässt sich mit wenigen sein, ist das Paar sich diese Welt in einem so schlechten Zustand Wischern auf dem Smartphone auch nach- einig. Und beide hoffen hinterlassen.“ Das trifft ins Herz. Anita Trunzer lesen. Nun begehren die Betroffenen auf, es auf die Jugend, der sie als steigt geschwind vom Podium, bevor ihr die geht um ihr Leben und ihre Zukunft - und die Großeltern mit aller Kraft Tränen kommen. Sie ist nicht die einzige, die Öffentlichkeit diskutiert mit Inbrunst, ob dafür zur Seite stehen wollen. weint. schwänzen statthaft ist. „Hut ab!“, zollt die Frau Was für ein Offenbarungseid! Eine Oma ent- Das ist für Anita Trunzer (71) und Ulrich Walz mit den grauen Zöpfen den schuldigt sich bei ihren Enkeln für ihr Leben, (66), beide Lehrer, beide seit bald 20 Jahren Schülern Respekt. 14
BILDUNG BUFDI st . E lisabeth - S tiftung Entdecker gesucht! BAD WALDSEE. Lust auf Anpacken, auf Neues und darauf, Menschen zu helfen? Zwischen 16 und 26 Jahre alt? Dann ist ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der St. Elisabeth-Stiftung genau das Richtige. Die Freiwilligen begleiten Kinder mit Behinderung im Alltag und in der Schule. Sie helfen bei der Betreuung und Pflege von Senioren. Sie unter- stützen Menschen mit Behinderung in Werkstätten und in Wohngruppen. Oder sie gestalten den Alltag von Menschen mit psychischen Erkrankungen mit. Die Stiftung bietet ihnen ein Taschengeld von 360 Euro, 25 Tage Seminare, davon 5 Tage gestaltet durch die St. Elisabeth-Stiftung, Urlaub, Sozialversicherung, Fahrgeld, pädagogische Begleitung und an manchen Standorten sogar eine kostenfreie Unterkunft. Ein FSJ kann zwischen 6 und 18 Monate dauern. Wer mindestens ein Jahr bleibt, kann sich das FSJ als Vorpraktikum anrechnen lassen, zum Beispiel für die Ausbildung in der Heilerziehungspflege. Das ist nur einer von vielen Berufen, die man bei der St. Elisabeth-Stiftung erlernen kann: „Wir bieten eine Fülle an Möglichkeiten für eine Ausbildung oder ein Studium“, sagt Carina Oettinger, Ausbildungsverantwortliche der Stiftung. „Wer Verantwortung für Menschen übernehmen will und einen Beruf mit Sinn sucht, ist bei uns richtig.“ Weitere Infos und noch viel mehr unter www.social4you.de „Der soziale Beruf erfüllt mich, da ich gerne mit Menschen zusammen bin.“ V etter Karriere in einer Zukunftsbranche RAVENSBURG. Vetter ist einer der weltweit führenden Pharmadienstleister in der Medikamentenherstellung – unter ande- rem zur Behandlung von Krankheiten wie Multiple Sklerose und Krebs. Unser Hauptsitz ist in Ravensburg, außerdem verfügen wir über einen weiteren Produktionsstandort in Langenargen und den USA sowie Vertriebsstandorte in Singapur, Japan und Südkorea. Was uns und unseren rund 4.500 Mitarbeitern wichtig ist: Verantwortung, Weitsicht und Innovation für unsere Kunden auf der ganzen Welt – aber auch Tradition. Das heißt: Uns treibt an, dass die von uns hergestellten Medikamente die Lebensqualität von Patienten verbessern. Unseren Auszubildenden eröff- nen wir zahlreiche Möglichkeiten. Zum Beispiel unsere Azubi- Welcome-Veranstaltung und Azubi-Patenschaft, ausgewähl- te E-Learning-Programme sowie regelmäßige Seminare. Wir unter- stützen Dich von Anfang an durch eine persönliche Betreuung und bieten Dir nach der Ausbildung die Chance, bei uns beruflich durch- zustarten. Voraussetzung dafür ist jede Menge Neugier und die Bereitschaft, Verantwortung zu Eine Ausbildung bei Vetter bietet gute übernehmen sowie ständig dazu- Karrierechancen in einer sinnhaften zulernen. Zukunftsbranche. www.vetter-pharma.com 15
FRIDAYS FOR FUTURE R oland R eck Krasser Verstoß BIBERACH. Einen Punktsieg könnte Sabine Imlau reklamieren, wenn sie wollte. Die Direktorin des Pestalozzi-Gymnasiums in Biberach hat in Absprache mit dem Organisationsteam die Schülerinnen und Schüler dazu bewegen können, ihre zweite Demonstration am Freitag, 15. März, außerhalb des Unterrichts am Nachmittag abzuhalten. Unterm Strich kamen deutlich weniger Schüler auf den Biberacher Marktplatz als beim ersten Mal, als vier- bis fünfhundert Schüler an der Klima-Demo am 1. März teilnahmen. Einen wesentlichen Unterschied machte das Wetter. Am 15. März war es fies nass und kalt. Das hat die Schulleiterin den Schülern nicht gewünscht – ganz im Gegenteil, wie die Lehrerin für Deutsch und Geschichte im BLIX-Gespräch deutlich macht. Frau Imlau, der Schülerprotest ‚Fridays for Fu- stärkten Klimaschutz unterstütze. Ich war be- Sabine Imlau, Direktorin des Pestalozzi-Gym- ture‘, der sich erstmals am 1. März auch auf wusst dabei und zwar nicht als Aufsichtsperson, nasiums in Biberach. dem Biberacher Marktplatz als Schülerdemo sondern als Teilnehmerin an der Demonstration. gezeigt hat, ist historisch zu nennen, wenn man Die Schüler waren mit großem Ernst und Enga- Also ist die Schule und sind die Lehrer schuld, bedenkt, dass zuletzt vor 50 Jahren Schüler auf gement dabei, das zeigte sich in den Reden und dass die Schüler den Unterricht schwänzen? dem Biberacher Marktplatz demonstriert haben. auch darin, dass sich die Demonstration nicht Nein. Schuld ist der rücksichtslose Umgang mit Auch damals ging es um die ganze Welt - gegen vorzeitig auflöste. den für das Leben notwendige Ressourcen. Bil- den Vietnamkrieg, gegen die Notstandsgesetze, dung kann unbequem sein, und das ist gut so. gegen autoritäre Strukturen in der Gesellschaft, Die Probleme sind nicht neu, wegen denen die Wir sollten das Schwänzen nicht überbewerten. aber auch ganz konkret gegen unliebsame Leh- Schüler auf die Straße gehen. Warum gerade Es ist Mittel zum Zweck. Es geht um die öffent- rer mit brauner Vergangenheit. Wie schätzen Sie jetzt? liche Aufmerksamkeit für das Thema ‚Klima- die heutigen Schülerproteste ein? Das Problembewusstsein ist vorhanden und schutz‘, die die Schüler durch den Regelverstoß Die 68er waren eine Bewegung, die gegen die dazu lieferte Greta Thunberg mit ihrer Wider- erreichen wollen und erreicht haben. Die nächs- ‚Schluss-Strich-Mentalität‘ der Eltern- und spenstigkeit eine Initialzündung; die schwedi- te Demo am 15. März findet in Biberach außer- Großelterngeneration protestierten und sich da- sche Schülerin hat mit ihrem anfangs einsamen halb der Schulzeit statt. Das war Ergebnis eines für einsetzten die Gräuel des Dritten Reichs nie- Protest ein Ventil geöffnet und gezeigt: So wer- Gesprächs, das ich mit den Organisatoren be- mals zu vergessen. Sie opponierten gegen eine den wir wahrgenommen! Sie ist ein klassisches reits im Vorfeld der ersten Demo geführt habe. gesellschaftliche und politische Mehrheit, die Vorbild. nach wie vor von Obrigkeitsdenken und Gehor- Das kann bedeuten, dass die Teilnahme sich sam geprägt war. Sie wollten, wie es der Slogan 1968 waren es vor allem Studenten, die welt- verringert, das Thema uninteressant wird und Willy Brandts zur Bundestagswahl 1969 auf den weit aufbegehrten. Nun sind es Schüler, die den die Öffentlichkeit wieder zur Tagesordnung Punkt brachte: ‚mehr Demokratie wagen‘. Die Protest bestimmen. Was hat die Schule damit übergeht? Schüler heute demonstrieren gegen die Zerstö- zu tun? Das kann passieren, ich hoffe es nicht. Es ändert rung der natürlichen Lebensgrundlagen auf un- Der Protest speist sich neben den Medien auch aber nichts an der Tatsache, dass das zentrale serem Planeten, und damit gegen den Raubbau, aus der Bildung, die sich Schüler in der Schule Problem, um das es eigentlich geht, der Klima- für den ihre Eltern- und Großelterngeneration aneignen. Das ist sogar unser expliziter Bildungs- wandel, offensichtlich ist. Es stellt sich doch die verantwortlich sind. Dabei gibt es seit den 80er auftrag aus dem Bildungsplan 2016 quer durch Frage: Müssen die Schüler die Regel brechen, Jahren auch gesamtgesellschaftlich und politisch alle Fächer, die als ‚Leitperspektiven‘ formuliert damit sie gehört werden? Aber als Schulleiterin immer mehr Unterstützung für eine nachhaltige sind: ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung bin ich nicht politische, sondern pädagogische Umweltpolitik. Insofern richten sie sich nicht ge- (BNE) im Sinne der Befähigung zur verantwor- Ratgeberin, deshalb bin ich froh, dass die Schü- gen die Gesellschaft, denn im Grunde sind ihre tungsvollen und aktiven Gestaltung einer zu- ler in Biberach außerhalb der Schulzeit demons- Forderungen nahezu gesellschaftlicher Konsens. kunftsfähigen Welt‘. Und wir haben den Auftrag trieren. Der von Menschen verursachte Klimawandel zur Demokratieerziehung. Gerade aktuell wur- wird allenfalls von gewissen Präsidenten und der den die Schulleitungen vom Kultusministerium Gab es Reaktionen von Seiten der Eltern auf AfD in Frage gestellt. ‚Fridays for Future‘ fordert, darauf hingewiesen, dass vor dem Hintergrund die Schülerdemo am 1. März oder generell zur dass aus den vorhandenen wissenschaftlichen der aktuellen Herausforderungen in Politik und Diskussion um die Schülerinitiative Fridays for Erkenntnissen politische Entscheidungen folgen Gesellschaft Demokratiebildung einen noch hö- Future? und jetzt wirksam gehandelt wird. Sie wehren heren und praxiswirksameren Stellenwert erhal- Schulintern haben die Schülerinnen und Schü- sich gegen weitere Verzögerungen. ten solle. Die Schüler fragen sich angesichts der ler mit ihren Eltern das Schwänzen zum Anlass existenziellen Probleme zurecht: Was machen genommen, über aktiven Klimaschutz und Um- Sie waren selbst bei der Demo am 1. März auf wir mit unserem Wissen? Ihre Konsequenz zu weltzerstörung zu reden. Viele Schülerinnen dem Marktplatz. Warum und welchen Eindruck demonstrieren, um eine Öffentlichkeit zu schaf- und Schüler kamen extra zu mir ins Büro, um zu hatten Sie von der Veranstaltung? fen, entspricht somit der Mitwirkungsoption, berichten, dass ihre Eltern mit der Aktion auch Ich habe als Privatperson mein demokratisches auf der unsere demokratische Gesellschaft be- zur Schulzeit einverstanden sind. Manche Eltern Recht wahrgenommen und wollte zeigen, dass ruht. Wollen wir sie dafür bestrafen? haben auch an der Demo mit teilgenommen. Da ich die Forderungen der Schüler nach einem ver- hatte ich den Eindruck, sie sind durchaus stolz 16
BILDUNG ABITUR auf ihren Nachwuchs. Sehr vereinzelt gab es auch kritische Mails, die habe ich dann an das Organisationsteam der Demo zur Beantwortung weiter- geleitet. Sie haben in der Tagespresse erklärt, dass die Erwachsenen ihren Teil des Generationenvertrags nicht erfüllen würden. Was meinen Sie damit? Ich meine damit, dass wir, die Eltern- und Großelterngeneration, die Welt in einem Maße verbrauchen, das für unsere Kinder und Enkel existenzbe- drohend ist. Damit verstoßen wir krass gegen den Generationenvertrag, der zum Ziel hat, unseren Kindern und Enkeln die Erde in gutem Zustand zu hinterlassen. Macht das Elternstreben, wonach es den Kindern immer besser gehen soll, überhaupt noch Sinn? Ja, wenn wir uns mit der Bedeutung von ‚Lebensqualität‘ auseinander- setzen. Nein, wenn es sich schwerpunktmäßig nur um den materiellen Wohlstand handelt. Muss Wohlstand nicht ganz neu definiert werden, wenn er klimaverträg- lich und damit zukunftsfähig sein soll? Ja, Nachhaltigkeit muss dabei immer mitgedacht werden. Die Schule ist ein Lernort, der dazu hoffentlich Früchte trägt. Die Schüler machen mir Hoffnung. Stellen die protestierenden Schüler das herrschende Wohlstandsmodell, das ganz auf mehr Konsum basiert, in Frage? Sind Sie bereit zu weniger Konsum? Jeder sollte sich dabei an die eigene Nase fassen. Ich sehe meine eigene Unzulänglichkeit trotz vieler Bemühungen. Es ist eine Frage des Bewusst- seins, aber auch der Rahmenbedingungen, die durch die Politik bestimmt werden, denn Vieles lässt sich individuell nicht lösen. Die Schüler wissen um die Komplexität und suchen nach einer Haltung. Jeder für sich und gemeinsam. Das finde ich gut! H ochschule biberach Kleine Schule mit großem Angebot BIBERACH. Die Hochschule Biberach bietet vielseitige und an der Praxis orientierte Bachelor- und Masterstudiengänge in den Themenfeldern Biotechnologie, Energie, Bau und Immobilien an. Dafür wurde sie bereits mehrfach im bundesweiten Hochschulranking mit Bestnoten ausgezeichnet. Brücken bauen oder Tunnel planen? Wohn- und Lebensräume schaf- fen? Erneuerbare Energien innovativ einsetzen? Neue Technologien ent- wickeln in der biotech- nologischen Herstellung von Medikamenten oder von Wertstoffen? Als Die Hochschule Biberach bietet das bun- Betriebswirt Immobilien- desweit einmalige Studienmodell Bachelor oder Energiemärkte unter International an. Foto: HBC/Stefan Sättele die Lupe nehmen? Wer sich für eine dieser Aufgaben interessiert, der ist an der Hochschule Biberach richtig. Das Studienangebot ist praxis- und projektorientiert und erhielt wie- derholt Bestnoten in den bundesweiten Rankings. Rund 2500 Studierende und 80 Professoren schätzen die hervorragende Ausstattung in den Laboren und Ateliers. Der Campus ist geprägt durch eine familiäre Atmosphäre, Lehrende und Lernende stehen im persönlichen Kontakt. Neben den klassischen Bachelor- und Masterstudiengängen bietet die HBC teilweise duale Studienmodelle an sowie den „Bachelor International“. Alle Studieninteressierten sind am 15. Mai 2019 an die Hochschule Biberach eingeladen. Dann präsentiert die HBC ab 14 Uhr alles rund um ihre Studienangebote. www.hochschule-biberach.de 17
FRIDAYS FOR FUTURE J ule M ilz Von Klimatångest und Flygskam GÖTEBORG. Seit fast zwei Jahren lebe ich nun in Göteborg. Eine Stadt sie selbst auf das Fliegen und übermäßigen Konsum verzichtet und vegan lebt. in einem Land, das eigentlich für seine langen, dunklen und vor allem Klimatångest (Angst vor dem Klima) und Flygs- kalten Wintermonate bekannt ist. Nichts ist somit für die meisten kam (Flugscham) sind durch Greta zu geläufi- Schweden ersehnter, als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und gen Begriffen geworden, die darauf hinweisen, dass mehr und mehr Menschen in Schweden länger werdenden Tage, die die Menschen nach draußen auf die Straßen aufgrund der Klimadebatte weniger fliegen und in die Natur ziehen. Die Freude ist also groß, wenn sich bereits im und mehr Zug fahren. Diese Bewegung spie- Februar Frühlingsgefühle in Göteborg breit machen. Ein Genuss? Ja. gelt sich auch in den sozialen Netzwerken, wo sich immer mehr mit Hashtags und Statements Aber gewöhnlich? Wohl kaum. wie #jagstannarpåbotten (Ich bleibe auf dem Boden) oder #flyless (Flieg weniger) dazu be- Auch der vergangene Sommer war für Schwe- das vor allem auf eine massive Reduzierung kennen, den Klimaschutz ernst zu nehmen. den alles andere als gewöhnlich. Es war der von Treibhausgasemissionen abzielt. Ein neues Bewusstsein, das vor allem in der jun- heißeste Sommer, den Schweden je erlebt hat, Weltweit folgen seitdem Schüler ihrem Bei- gen Generation in Schweden (und in Deutsch- und ein Sommer, der die ansonsten so rauen spiel und ihrer Initiative. „Fridays for Future“, land), immer mehr Gefallen findet. Öko, Bio Küsten in eine Landschaft verwandelte, die Demos statt Schule, ist zu einer globalen Be- und Fair Trade sowie recycelte Produkte und mehr an die Riviera als an den kühlen Nor- wegung von Schülern, von Kindern und Ju- ein minimalistisch geprägter Lebensstil sind den erinnerte. Verlockend und exotisch, aber gendlichen, geworden. Eine Bewegung, die längst keine Trends mehr, sondern gewinnen brandgefährlich. So waren Dürre und Wald- vor allem eines auslöst: Aufmerksamkeit. Und immer mehr an Bedeutung und Wertschät- zung. E-Busse, Sharing-Konzepte und ein aus- gebautes Fahrradwegnetz machen es möglich und attraktiv, auf ein Auto in einer Stadt wie Göteborg zu verzichten. Gleichzeitig ist das Thema Nachhaltigkeit und verantwortlicher Umgang mit Ressourcen nicht nur innerhalb meines eigenen Studiums der Architektur, sondern innerhalb der meisten Professionen inzwischen zum festen und unumgehbaren Bestandteil geworden. Kann ich deshalb versprechen, für meinen nächsten Heimatbesuch nicht in ein Flugzeug zu steigen? Vielleicht. Auf jeden Fall werde ich mir zukünftig zwei Mal überlegen, ob nicht eine Alternative zum Flug möglich ist. Und warum erzähle ich das? Weil mich Greta Thun- berg zum Nachdenken gebracht hat. Und weil sie nicht nur mich, sondern viele inspiriert hat, wird Greta in Schweden zu ei- ner Ikone und zu einem Symbol dafür, dass man unabhängig von Alter und Geschlecht Die 24-jährige Ochsenhauserin Jule Milz studiert seit zwei Jahren Architektur in Göteborg. Foto: privat eine Stimme hat, die brände ungekannten Ausmaßes Folgen der Aufmerksamkeit für Gretas Initiative bedeu- ernst ge- Hitzewelle, welche auch sonst weite Teile Eu- tet: Aufmerksamkeit für das Klima. nommen ropas erfasst hatte. Es ist unübersehbar: Das Doch wie weit musste es eigentlich kom- und ge- Klima spielt verrückt. men, dass ein damals 15-jähriges Mädchen hört wird. Genug ist genug. Greta Thunberg nahm die das Wort ergreift und der Welt erklärt, dass Dafür „Hut extreme Hitze des letzten Sommers zum An- die Politik nicht in der Lage ist, die Klimakrise ab!“ vor lass und setzte sich immer freitags mit ei- in den Griff zu bekommen? Ist es tatsächlich Greta und nem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för allein die Politik, die versagt? Oder wird wo- ihrer Initiative, klimatet“ (Schulstreik für das Klima) vor das möglich vergessen, dass es zunächst an jedem mit welcher sie jeden Stockholmer Parlament. Ihre Beharrlichkeit Einzelnen selbst liegt, den Klimawandel ernst Freitag für Aufmerk- sorgte für Beachtung, ihre Entschiedenheit zu nehmen, seine Lebensweise zu überdenken samkeit sorgt und der für Schlagzeilen. und aktiv zu werden? Statt gedankenlos in den Welt vor Augen führt, Mit scharfen Worten richtet sie sich direkt an nächsten Flieger zu steigen, um noch schnel- dass es tatsächlich an die Politik, welcher sie ein allgemeines Versa- ler und komfortabler ans Ziel zu gelangen. der Zeit ist umzuden- gen, leere Worte und eine Zukunftsverges- Besteht der Kern der Problematik womöglich ken. senheit vorwirft. Sie betont die Schwere der darin, dass wir bequem und käuflich sind? Tack und hej aus Gö- Klimakrise und fordert ein sofortiges Handeln, Auch das ist Teil von Gretas Nachricht, wobei teborg! 18
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