"Das ist bitter" Im Interview OB Daniel Rapp: BLIX Magazin
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DAS MAGAZIN MAI 2019 FÜR OBERSCHWABEN www.blix.info Im Interview OB Daniel Rapp: „Das ist bitter“ WAHLEN LAUPHEIM KLIMA Kommunal und europäisch Markt und das Geschehen Eltern machen mobil tis Seite 8 Seite 19 Seite 18 Gra
INHALT LESERBRIEFE ZUM GEBURTSTAG „Bleibt dran!“ Seite 5 Zum Geburtstag WAHLEN viele Wünsche Bürgerlisten sind im Trend Seite 8 Parteilos politisch Seite 8 Seite 5 Hoffnung ist urdemokratisch Seite10 „Wir stehen für Europa“ Seite 12 Demokratiewissen aus erster Hand Seite 12 Ein Zeichen für Frieden und Freiheit Seite 12 GRUNDGESETZ Erfrischend modern Seite 13 TITELTHEMA: FRIDAYS FOR FUTURE „Ja, das ist bitter“ Seite 14 Artenvielfalt fördern Seite 16 Erste Jugend-Klimadebatte Schlechtes Zeugnis Seite Seite 16 17 Zu den Wahlen „Wir sind bereit“ Seite 18 viele Hoffnungen MARKT LAUPHEIM Seite 8 Mehr Fahrräder Seite 19 Eine junge Stadt in Bildern Seite24 Ich seh den Sternenhimmel Seite 28 Kleine Museen - Große Leidenschaft Seite 28 KRÄUTERMARKT OCHSENHAUSEN Jubiläum: Umzug in Konventgarten Seite 32 HAUS & GARTEN Pflanze nie vor der Kalten Sophie! Seite 34 FOTOGRAF DES MONATS Zum Klima Ich will Bilder, keine Fotos Seite 41 ein Interview KULTUR & FREIZEIT Seite 14 Schad-Land Seite 42 Facettenreiches Spektrum Seite 46 Gute Laune garantiert Seite 47 SAISON Ausflug Saison Seite 48 Badesaison Seite 61 Grillsaison Seite 62 Spargelsaison Seite 64 Biergartensaison Seite 67 FIT & GESUND Praktische Hilfe nach der Geburt Seite 72 Zu Kräutern Lebenswege erscheint im fünften Jahr Seite 76 ein Markt KULTURKALENDER Seite 78 Seite 32 RUBRIKEN Essen & Trinken Seite 66 Lage der Liga Seite 63 Kino Seite 70 Kleinanzeigen & Tiere Seite 99 IMPRESSUM Zur Saison Verlag: Layout: viele Ausflugsziele BLIX-Verlag GmbH & Co. KG Büro für Gestaltung MEDIA GROUP, 88326 Aulendorf, Hauptstraße 93/1 www.bfg-mediagroup.com Seite 48 David Hinderberger, Alexander Koschny Geschäftsführung: Illustration: Michael Weißhaupt, Dr. Roland Reck, Tel. 07525-9212-12 www.monsterdisein.de Assistenz: Angelika Friedrich-Reck -0 Fax 07525- 9212-22 Druckerei: info@blix.info Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 Anzeigen: 34121 Kassel Dr. Roland Reck 07525-9212-0 Stefan Zieglowski 07351-4290653 Vertrieb: Anton Hänsler 07525-922184 Angelika Friedrich-Reck Titelfoto: Guy Pascal Dorner 07525-9212-17 Alexander Koschny anzeigen@blix.info Erscheinungsweise: monatlich Redaktion: Dr. Roland Reck V.i.S.P., Guy Pascal Dorner, Druckauflage: Tobias Köhler, Alexander Koschny, Adrian Kutter, 20.000 (IVW 1. Quartal 2017) Horst Hacker, Andrea Reck Tel. 07525/ 9212-0, Fax 07525/ 9212-22 www.blix.info redaktion@blix.info Termine: termine@blix.info Auflage und Verbreitung unterliegen der ständigen Kontrolle durch die Informations- gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. in Berlin. 3
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser! Endlich 16! Diesen Geburtstag haben wir im Änderungsbedarf die Welt heute hat und wenn möglich zu schaffen. Dass mehr nötig ist, daran April gefeiert. Und wie immer haben wir vie- es einen solchen gibt, „ob es wie damals die Ju- zweifelt allenfalls die AfD. le herzliche Glückwünsche dazu erhalten. Zu- gend sein wird, die diese Veränderungen bewir- Als Vater nach der Sorge um die Zukunft seines spruch und Aufforderung inklusive. „Bleibt ken“? Ich ende sarkastisch: „Keine Sorge also, Sohnes gefragt, antwortet der Oberbürgermeis- dran!“, soll wohl heißen: Macht weiter so! Un- ihr Alten (68er): Die Welt ist zwar Chaos, aber ter ausweichend. Warum eigentlich? Diese Sor- ser Versprechen: Wir bemühen uns! die Jugend hält still!“ ge ist das Motiv der drei Mütter, die in Isny sich Im April- und Geburtstags-BLIX haben wir die Dem ist nicht (mehr) so. Gott sei Dank! Jetzt der Initiative Parents for Future angeschlossen Schülerproteste der Fridays for Future-Bewe- werden wir Alten mit unseren Versäumnissen haben, um ihren Kindern eine lebenswerte Zu- gung so intensiv und ausführlich behandelt, konfrontiert. Und müssen uns dazu verhalten. kunft zu sichern. Der OB spricht von dem Po- wie wir nur ganz selten ein Thema angehen Welche Schlüsse ziehen wir daraus, dass uns tenzial, das Eltern haben, um politischen Druck (können). Es hat sich gelohnt und deshalb set- die SchülerInnen vorhalten: „Ihr klaut uns die aufzubauen. Die drei Frauen in Isny erklären: zen wir es auch in diesem Heft fort. Zukunft!“ Wir fragen dazu einen Kommunal- „Wir sind bereit!“ Interessant dabei: Im Mai vor einem Jahr wid- politiker, den Ravensburger Oberbürgermeister „Wer es macht“, sei ihm und seinen Mitschüle- meten wir der Jugend auch den Titel. „Die 68er“ Dr. Daniel Rapp. Er sieht die Versäumnisse im rInnen letztlich egal, erklärt Lachlan Eckardt (18) waren allerdings ein historisches Thema. Auf großen Ganzen, aber sich und seine Kommune kurz und knapp. Hauptsache: Es wird gemacht! dem Titel war eine CDU-Kundgebung auf dem „auf einem guten Weg“. Es wird darauf ankom- Gemeint ist die Umsetzung der Forderungen der Biberacher Marktplatz zu sehen und mittendrin men, das Notwendige auf kommunaler Ebene zu Fridays for Future-Initiative für einen Klima- protestierende Schüler. 50 Jahre waren seitdem tun und so viel Druck wie nötig auf Land und schutz, der der Jugend weltweit eine Zukunft vergangen. Ich bin darüber alt geworden und Bund auszuüben, um die Rahmenbedingungen lässt. Für den Sprecher des Schülerrats in Ra- stelle in meinem Editorial die Frage, welchen für einen effektiven Klimaschutz so schnell wie vensburg ist das „eine Frage des Gewissens“. viel SpaSS mit BLIX Dr. Roland Reck, Chefredakteur 4
16 JAHRE BLIX G ewinnspiel „Bleibt dran!“ Uns erreichten wieder eine Unmenge an Zuschriften, Faxe, E-Mails und sogar Gedichte per Post nach unserer Geburtstagsausgabe - alle waren heiß auf unsere Preise! Dabei mussten unsere Leser diesmal das Heft nach knuffigen Eisbären in mannigfaltigen Varianten durchsuchen. Insgesamt 33 von den durch den Klimawandel bedrohten Tieren versteckten sich auf unseren Seiten und warteten darauf, entdeckt zu werden. Wir freu- en uns riesig über die vielen, meist richtigen Einsendungen zu unserer Geburtstags-Ausgabe und bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, sowie bei unseren Sponsoren für die tollen Preise! Liebes Blix-Team, Liebes BLIX-Team, es sind: 33 (dreiunddreißig) Eisbären im Blix wie jedes Jahr nehme ich auch dieses Mal an versteckt. Über einen der tollen Gewinne würde eurem netten Gewinnspiel teil und hoffe auf ich mich sehr freuen. Mit großer Freude lese ich einen Erfolg. Ich habe im Aprilheft 33 Eisbä- regelmäßig das Blix-Heft und erwarte es jedes ren gezählt. Sollte dies richtig und mir Fortuna Mal mit großer Spannung. Weiter so und vielen auch noch hold sein, freue ich mich über Post Dank! von euch. Weiter so mit eurem Magazin! Hallo Blix, Freundliche Grüße Beste Grüße und Frohe Ostern herzlichen Glückwunsch zum 16. Geburtstag! Christine Rauch, Ertingen Roger Klaus, Ravensburg Wie jeden Monat war es schön, das neue Heft in Händen zu halten. Und nicht nur viele in- Hallo liebes BLIX-Team, Lieber Herr Dr. Reck, teressante Berichte zu lesen oder Anregungen Die Eisbär´n soll´n noch lange leben, ich habe 32 Eisbären entdeckt (2 Bärle pro zu holen, sondern auch noch auf Eisenbären- die ganze Welt, soll´s lang noch geben. Jährle). Ich bin gespannt, ob ich einen der tol- suche zu gehen. Ich bin bis zur Schnapszahl 33 Gesund sein woll´n wir alle gern, drum nehmt len Preise gewinne. Aber auch ohne Gewinn (in Worten: dreiunddreißig) gekommen. Macht euch dem Thema Klimaschutz an. 33 Eisbären werde ich die eine oder andere Attraktivität weiter so! Bis zur Mai-Ausgabe. bitten im Gewinnspiel um den Einsatz für den besuchen. Mit besten Grüßen Klimaschutz!! Mit freundlichen Grüßen Hans-Bernd Sick, Warthausen Wir wollen gewinnen! Alfred Mühlegg, Ravensburg Familie Braungardt, Oberstadion (einer der Macher des Oberschwäbischen Ka- Hallo, lenders) gewinnen ist doch schwer. Ich habe mich durch Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Blix, das Magazin BLIX gezählt und es waren viele wie schnell doch die Zeit vergeht. Hätte nie ge- Liebes BLIX-Magazin! Bären. Vor allem die Bären auf einem Haufen, glaubt, dass du schon 16 Jahre alt wirst. Es sind 33 Eisbären in der 16-Jahre-BLIX-Aus- wo Füße, Ohren, Gesichter usw. nicht ganz ein- Informativ und spannend wie am ersten Tag, gabe. Ich finde das BLIX immer sehr interessant deutig zu erkennen sind. Ich kam bei der Grup- dafür liebe ich dich. Werde dir selbstverständ- zu lesen, da es immer voller Informationen über pe auf 9. Insgesamt sind es dann 31 Eisbären. lich auch die kommenden Jahre die Treue hal- meine Heimat ist. Ich wünsche Ihnen noch ei- Hoffentlich liege ich richtig und bin dabei. ten. Versprochen! Und im Geburtstagsheft habe nen wundervollen Tag. Geburtstagsgrüße von ich 33 Eisbären gefunden. Mit freundlichen Grüßen Hedi Gratza, Weingarten Manfred Wilhelm, Munderkingen Amelie Sugg, Hochdorf Guten Tag, Hallo Blix-Team! Hallo zusammen, die Eisbären, die unter dem Klimawandel leiden Es sind 33 schöne und einfallsreiche Eisbären. mit den Eisbärendemonstranten halten sich und im BLIX-Magazin doch insgesamt 32 Mal Macht weiter so. insgesamt 33 dieser niedlichen Tierchen im Blix vorkommen. Nun freue ich mich, wenn ich bei Gruß auf. Wäre schön, wenn die Demonstrationen den Gewinnern bin. Auf eine Gewinnüberra- Stella Wachter, Rot gegen den Klima- schung freue ich mich, egal was es ist. Macht wandel schnells- weiter mit eurem Magazin und bleibt dran. tens Erfolg hätten Grüße von - ich bezweifle Oliver Strottner, Weingarten es!!! Mit freundlichen Grüßen Ursula Raichle, Aulendorf 5
16 JAHRE BLIX Lieber Roland, liebe Angelika mit Team, GEWINNER herzlichen Glückwunsch zum 16-jährigen Bestehen von BLIX. Eine wichtige, unabhängige, unverzichtbare Stimme in Ober- Alle Gewinner werden von uns benachrichtigt und bekommen ihren schwaben. Ad multos annos. Gewinn zugesandt. Gerhard und Margit Reischmann, Bad Wurzach Lieber Herr Dr. Reck, Geburtstagsgedicht: vielen Dank für die ausführliche Berichterstat- Die Spatzen pfeifen‘s längst vom Dach - tung zum Thema hier in unserer Region! von Aulendorf bis Biberach: Die Klimaerwärmung ist akut - und es läuft BLIX ist jetzt sechzehn. HOCH DIE TASSEN! in großen Teilen von Gesellschaft und Politik Auf dass wir‘s alle krachen lassen! einfach so weiter nach dem Motto „The same procedure as every year...“ Jeder vernünftige Doch STOPP: Trotz Feierlaune-Dankbarkeit Mensch müsste alarmiert sein, nicht nur die macht sich bei BLIX auch Sorge breit. Schüler, die nun aktiv geworden sind. Ich würde Ein Rudel Eisbär‘n - dreiunddreißig! mich gerne ihren Protesten anschließen, wenn ich Heimat: Arktis (Wetter eisig), wüsste, wann und wo, und ich kann mir vorstellen, hat sich zum BLIX-Fest angesagt, dass viele Erwachsene sich gerne anschließen wür- und kess nen Sprung ins Heft gewagt. den, wenn die Demozeit sich nicht mit der regulären Arbeitszeit überschneiden würde. Vom Job wegzu- Den Eisbär‘n schmilzt die Heimat weg! bleiben ist doch ein sehr großes privates Risiko, oft Der Klimaschutz kommt nicht vom Fleck, auch einfach nicht möglich, aber „Weekends for und mancher Mensch behauptet keck: Future“ wäre doch auch etwas! Was kümmert mich der ganze Dreck!? Ich würde mir wie Prof. Dr. Wolfgang Ertel wünschen, dass sich die ent- sprechenden Nichtregierungsorganisationen und auch andere Gruppie- Der Tierwelt ist es nicht egal, rungen, die sich zuständig fühlen, den Schülerprotesten anschließen, sie leidet still so manche Qual. diese unterstützen und gemeinsam mit ihnen mit Ausdauer und einem Und Schüler protestieren offen wirklich penetrant langen Atem die Politik und Teile der Bevölkerung für‘s Klima... statt auf Wunder hoffen! aus ihrem - man muss es sagen - Dornröschenschlaf aufwecken und aufrütteln. Und die Moral von der Geschicht‘? Es ist tragisch, dass immer noch klima- und umweltfreundliches Handeln Uns‘re Natur schreit nach Verzicht zum größten Teil an das Gewissen - und den Geldbeutel - des einzelnen auf Anspruchsdenken, maßlos‘ Handel. Verbrauchers delegiert werden. Was kann der Einzelne bewirken, wenn Nur so gelingt der Klimawandel! die grundsätzlichen Strukturen seinen guten Vorsätzen zuwiderlaufen? Auf dass die Bär‘n im BLIX-Asyl Das relative Desinteresse in der Politik untergräbt den guten Willen von zufrieden brummen im Glückgefühl... Leuten wie mir, die nur durchschnittlich idealistisch begabt sind. Viele fühlen sich wie Don Quichote und geben auf. ********* Wenn man mit entsprechenden regionalen Demonstrationen die Men- schen dort abholen würde, wo sie gerade leben, könnte man ihnen auch ein Gefühl der Gemeinsamkeit und Sinnhaftigkeit in ihrem Streben nach einem besseren, erde-freundlicheren Lebensstil geben. Motivation und Engagement fallen ja nicht einfach so vom Himmel und gemeinsam geht alles viel besser - oder? In diesem Sinne nochmals Danke! Und vielleicht kommt da auch noch mehr? Ich bin gespannt. Ein frohes Osterfest wünscht Gertrud Dobler, Ummendorf Herzlichen Glückwunsch. Und das Beste für Sie auch weiterhin! Lieber Herr Dr. Reck, Freundliche Grüße Fritz Bischoff, Biberach liebes Geburtstags-BLIX-Team, Potz Blitz! Im BLIX steppt jetzt dr Bär! S’isch grad, als ob was B’sondres wär. Ha jo! – Ma duat‘s de Leser kund: ‚Geburtstag‘ sait mr, sei dr Grund. Scho sechzea (16) Johr erfreut uns BLIX, Sein BLIX-BLITZ fokussiert stets fix Mol Scheenes und manch krummes Treibe, genau so soll’s in Zukunft bleibe! I gratulier Euch BLIXER no zum Schluss, Und les‘ s’nächst Heftle mit Genuss! Herzlichen Glückwunsch und einen stets (ge)spitz(t)en Bleistift beim G‘schäft. Karl Blaas, Weingarten 6
WAHLEN F rauen in den kreistag Demokratie braucht Frauen und Männer KREIS BIBERACH. Bei der Wahl 2014 betrug der Frauenanteil im Kreistag magere 16,95 Prozent. In den 45 Gemeinderäten im Landkreis Biberach lag er bei 18,11 Prozent. Von 59 Kreistagsmitgliedern sind derzeit nur neun Frauen: vier davon für die Liste „Frauen in den Kreistag“, zwei für die CDU, zwei für die SPD und eine für die Freien Wähler. Das soll sich ändern. Bei der Kreistagswahl am 26. Mai 2019, hun- dert Jahre nachdem in Deutschland das allge- meine Wahlrecht für Frauen erstritten wurde, kandidieren für die Liste Frauen in den Kreistag 77 Frauen. Die Liste füh- ren an für Biberach Stadt Waltraud Riek und Han- nah Eyssel, Biberach Land Monika Koros-Steigmiller und Antonie Ries, Lau- pheim Stadt Iris Godel- Ruepp und Kornelia Vogt, Laupheim Land Ingeborg Pfaff und Margit Hoh- mann, Riedlingen Ange- lika Hasenmaile und Lea Sharon Fritz, Bad Buchau/ Bad Schussenried Sonja Denzel und Gertrud Nes- tele, Ochsenhausen Mir- jam Amann-Hauffe und Brigitte Kuhn sowie Iller- tal Katja Frey und Susan- ne Berger. Allesamt sehr kompetent, decken sie politisch ein breites Spek- trum ab. Sie sind vielfäl- tig und ihre Standpunkte sind es auch. Sie stehen für Sachpolitik, keine Par- teipolitik. Sie entscheiden ohne Fraktionszwang. Das Ziel: acht Frauen in den neuen Kreistag, eine für jeden Wahlkreis! 2016 stellten Frauen im Landkreis Biberach stell- ten Frauen im 48,9 Pro- zent der Bevölkerung, in Baden-Württemberg insgesamt übrigens 50,5 Prozent. Die Kandidatinnen der Liste „Frauen in den Kreis- tag“ wollen 50 Prozent mitreden, 50 Prozent mitentscheiden und 50 Prozent mitverantworten. Geben Sie mindestens die Hälfte Ihrer Stimmen Frauen! www.frauen- in-den-kreistag.de 7
WAHLEN G u y - P ascal D orner Bürgerlisten sind im Trend BLIX-LAND. Demokratie ohne Parteien? Für den einstigen Bundestags(vize) Wählervereinigung und die Freien Unabhän- gigen Bürger (FUB/BL) als Bürgerliste. Bei den präsidenten und SPD-Bundespolitiker Wolfgang Thierse undenkbar („Ja Kommunalwahlen ist nur noch die Freie Wäh- zur Demokratie sagen, aber nein zu den Parteien, ist nicht möglich.“). Ja, lervereinigung existent. Es gibt keine CDU-Liste Parteien gibt es immer noch. Doch bei den bevorstehenden baden-würt- mehr, stattdessen eine Bürgerliche Wähler Liste (BWL) und die aus zwei Personen bestehende tembergischen Kommunalwahlen (Kreistags- und Gemeinderatswahlen) Liste Schussenrieder Bürger. Dahinter verbirgt am 26. Mai herrscht nebst den bekannten Parteifarben bunte Vielfalt. Bei sich eine 2016 aus der CDU-Fraktion ausge- den Gemeinderatswahlen gehen Parteien zum Teil in freien Listen auf. tretene, seitdem parteilose Gemeinderätin und ihr Sohn. Auf der BWL-Liste kandidieren Bei den Kreistagswahlen ist die Farbenlehre Liste „Frauen in den Kreistag“ gibt es zumin- zwar auch bisherige CDU-Gemeinderäte, aber noch weitestgehend vertraut: CDU, Grüne, SPD dest in einigen Wahlkreisen die Liste „Jung, das Gros der CDU-Gemeinderäte hört auf. Bad und FDP treten im Alb-Donau-Kreis, im Boden- aktiv, politisch“ (siehe nebenstehenden Artikel) Schussenried ist freilich nur ein Beispiel – doch seekreis sowie in den Landkreisen Biberach, Ra- sowie im Wahlkreis Riedlingen die Liste „Pro eines ist symptomatisch für die anstehenden vensburg und Sigmaringen an. In den Landkrei- Westlicher Landkreis“. Im Landkreis Ravensburg Gemeinderatswahlen im BLIX-Land: Es stehen sen Biberach und Ravensburg ist zudem – dem treten die „Liberal-Konservativen Reformer“ mehr denn je die Personen, und weniger Par- grünen Höhenflug zum Trotz – die ÖDP dabei; („LKR“) an, im Bodenseekreis gibt es in einigen teien im Vordergrund. Reine Bürgerlisten sind just in diesen beiden Landkreisen tritt dagegen Wahlkreisen rein lokale Listen, so zum Beispiel im Trend, so zum Beispiel auch in Tettnang, wo die AfD nicht an. In den anderen Landkreisen eine Oberteuringer bzw. Eriskircher Liste. #aktiv miteinander erstmals antritt (siehe ne- sind die Rechtspoplisten am Start. Nur im Land- Bei den Gemeinderatswahlen tritt die bun- benstehenden Artikel). In jedem Fall möchten kreis Ravensburg und im Bodenseekreis tritt die te Vielfalt noch deutlicher zum Vorschein. Als alle Kommunalwahllisten eines erreichen: Dass Partei Die Linke an. Mit einigen Besonderheiten Beispiel sei Bad Schussenried angeführt. Dort alle Wahlberechtigten am 26. Mai auch zur wartet der Landkreis Biberach auf: Nebst einer gab es bis dato nebst einer CDU-Liste die Freie Wahl gehen. Parteilos politisch LAUPHEIM/TETTNANG. Sie sind jung, engagiert und – obwohl parteipo- Entscheidungen mithaftbar gemacht werde, selbst wenn man persönlich litisch vorbelastet – bei den Kommunalwahlen nicht auf Parteilisten zu diese Entscheidung durchaus kritisch sehe. Schneider gründete deshalb finden: Melissa Schneider (28) aus Laupheim und Joachim Rittler (25) zusammen mit weiteren jungen Mitstreitern – teils CDU-Mitglied, teils aus Tettnang. Sie treten mit eigenen, parteiunabhängigen parteilos und durchaus anderen politischen Richtungen nahe stehend – Bürgerlisten zur Kreis- bzw. Gemeinderatswahl an. die Liste „Jung, aktiv, politisch“. Diese will sich auf den Grundwerten der Freiheit und der Demokratie für eine liberale, ressourcenschonende und Melissa Schneider, CDU-Mitglied, in der Jungen nachhaltige, weltoffene und auf Themen der Jugend gerichtete Politik ein- Union aktiv, hatte bei den Kommunalwahlen vor setzen. Die Liste tritt in den Wahlkreisen Biberach (Stadt) und Laupheim fünf Jahren erfolglos auf der CDU-Liste für den (Land) mit Kandidaten zur Kreistagswahl an. Für weitere Wahlkreise konn- Kreistag kandidiert. Ihr wurde seinerzeit deutlich ten nicht ausreichend Kandidaten gefunden werden. vor Augen geführt, was letztlich zur Gründung Schneider selbst kann daher gar nicht kandidieren. Ihr fehlten ausreichend der eigenen parteiunabhängigen Liste „Jung, Mitstreiter für den Wahlkreis Laupheim (Stadt). Schneider kandidiert daher aktiv, politisch“ für die Biberacher Kreistagswahl für die CDU (!) für den Laupheimer Gemeinderat und den Obersulmetinger geführt hat: „Im Kreistag sitzen überwie- Ortschaftsrat. Für die Liste „Jung, aktiv, politisch“ gilt derweil das Ziel, gend ältere Männer, darunter doch recht viele mindestens eine Person in den Kreistag zu bringen, damit dort jemand Bürgermeister“, so Schneider gegenüber BLIX. sich speziell den Themen der „jüngeren Generation“ annimmt. Schneider Sie weiß, dass sich junge Menschen wenn verschweigt nicht, dass es in den Reihen ihrer CDU nicht allen schmeckt, überhaupt für Politik, dann am ehesten dass der politische Nachwuchs mit der eigenen Liste antritt. „Es gab aber für Kommunalpolitik interessieren, niemanden, der versucht hat, es zu verhindern.“ weil diese nah am Menschen ist. Während die Akteure von „Jung, aktiv, politisch“ von Anfang an das Ziel „Wir wollen ein junges Sprachrohr „Sitz im Kreistag“ vor Augen hatten bzw. haben, hat sich die Tettnanger in den Kreistag bringen“, so Wählervereinigung „#aktiv miteinander“ erst sehr spät zur Teilnahme Schneiders Ziel. Sie glaubt, dass an der Tettnanger Gemeinderatswahl entschlossen. Beweggrund zur dies mit einer eigenen, par- Gründung von „#aktiv miteinander“ war ein gänzlich anderer, wie teiunabhängigen Liste eher Joachim Rittler im BLIX-Gespräch erläuterte: „Es ging und geht uns gelingen kann als über immer noch darum, unterstützender Ansprechpartner zwischen Bürger Parteilisten. Zumal bei und Stadtverwaltung bzw. Gemeinderat zu sein sowie die Bedeutung der Parteilisten die Gefahr Kommunalpolitik für die Menschen wieder erlebbarer zu machen.“ Rittler bestehe, dass man hofft, auf diese Weise verstärkt bisherige Nichtwähler und junge Wähler für bundespolitische zum Gang an die Wahlurnen zu bewegen. Rittler, bisher bei der Partei „Die Linke“ aktiv, bringt als Verwaltungsbeamter den nötigen Background mit. Melissa Schneider aus Laupheim Er glaubt, dass Parteipolitik auf kommunaler Ebene wenig sinnvoll ist, da von der Liste „Jung, aktiv, politisch“, es sich bei den Kommunalwahlen um Persönlichkeitswahlen handelt. Die die bei der Biberacher Kreistagswahl Liste „#aktiv miteinander“ spiegelt laut Rittler altersmäßig (25 bis 68 Jahre) antritt. und gesellschaftlich gesehen (50 Prozent Frauen, Arbeiter, Selbstständige, 8
WAHLEN Akademiker, Beamte und Rentner) die gesamte Bandbreite der Gesellschaft wider. Auch wenn zwei der Kandidaten (nicht Rittler!) auf der Liste der Partei „Die Linke“ für den Kreistag in Friedrichshafen kandidieren, versteht sich die Wählervereinigung als politisch unabhängig. Rittler, nicht nur Verwaltungsbeamter, sondern zudem selbstständiger Landwirt, stellvertre- tender Personalratsvorsitzender und Mitglied des Fakultätsrats der Hochschule Ludwigsburg und studentisches Mitglied im Landesvorstand Baden-Württemberg des Verbandes der Verwaltungsbeamten, rechnet sich realisti- sche Chancen auf einen Sitz im Tettnanger Gemeinderat aus. Dass der bisherige Tettnanger Gemeinderat laut Rittler landesweit keinen besonders guten Ruf hat, ficht ihn nicht an. Im Falle seiner Wahl will er aus der Partei „Die Linke“ austreten. „#aktiv miteinander“ hat die Absicht, Themen aus den Reihen der Bürgerschaft in den Gemeinderat hineinzutra- gen und die Bürgerschaft über die Arbeit der Stadtverwaltung und des Gemeinderates aktiv zu informieren. „Es geht darum, Kommunalpolitik wieder attraktiv und erlebbar zu machen“, sagte Rittler gegenüber BLIX. Für den Tettnanger wie für die Laupheimerin Melissa Schneider gilt: Ihnen geht es mehr um Sach-, als um Parteipolitik. Sie wollen gezielt junge Wähler erreichen. Und sie sehen die Chance zur Realisierung ihrer (Wahl-) Ziele eher in unabhängigen, personenbezogenen Für den Tettnanger Gemeinderat kandidieren auf der Liste #aktiv miteinander (v. l.): Joachim Rittler, Wahllisten – weniger bei den Parteien. Perla Weiß, Yvonne Sauer, Nina Schömer, Alexander Ziegler. Auf dem Foto fehlt Rupert Krämer. D ie linke Demokratie beginnt vor Ort BIBERACH. Kommunalpolitik betrifft uns alle. Direkt vor Ort werden gesellschaftliche Konflikte deutlich. Heute setzen Konzerne und Investoren ihre Interessen durch. Wenige werden immer reicher, während sich Viele für Niedriglöhne abrackern und kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden. Demokratie und soziale Gerechtigkeit beginnt vor Ort. Linke Kommunalpolitik tritt ein für demokratische Teilhabe, soziale Interessen und nachhaltige Entwicklung. Dazu gehört, dass die zentralen Bereiche der Daseinsvorsorge Gesundheit, Wohnen, Bildung, Energie, Wasser und Verkehr nicht von Profitinteressen bestimmt werden. Die Überlastung der Umwelt und insbesondere der Klimawandel werden wichtige Themen der kommenden Jahre. Vor allem beim Bau und beim Verkehr werden Entscheidungen nötig, den Energie-, Rohstoff- und Landverbrauch zu reduzieren. Unsere Ziele für Biberach: • Pflege städtischer Bauten, sanieren statt verrotten lassen. Wir müssen uns auch um die Problembauten kümmern. • Sozialen Wohnungsbau verstärken und Leerstand vermeiden. • Umweltschutz, Baumsatzung, verkehrsberuhigte Innenstadt. Der Schwerlast-Transit muss raus aus der Stadt. • Kitas kostenfrei. • Transparenz! Maximale Öffentlichkeit jedes städtischen Verwaltungshandelns. • Die Innenstadt muss auch für Kinder und Ältere geeignet sein. • Wir wollen unsere Stadtwerke zurück. Biberach soll die Mehrheit an der Ewa-Riss erwerben. • Das Kulturangebot kann deutlich erweitert und günstiger werden. Förderung von Kleinkunst und am Samstag das Museum kostenfrei. 9
WAHLEN R oland R eck Hoffnung ist urdemokratisch RAVENSBURG. Der Pappkamerad im grünen Jackett hängt überlebens- telexporte die Märkte in den armen Ländern zerstören oder deren Entwicklung verhindern. groß an der Wand des kleinen Besprechungsraums. Von dort schaut Davon weiß Maria Heubuch ein Lied zu singen mit breitem Lachen Manfred Lucha, der Sozialminister, auf die Besucher und kritisiert die Exportorientierung der euro- im verwinkelten Hauptquartier der Ravensburger Grünen. Zeugnis des päischen Agrarpolitik, die die Industrialisierung der Landwirtschaft fördert, Abhängigkeiten persönlichen Erfolgs. Aber zum politischen Erfolg der Grünen im schafft und statt Sicherheit Unsicherheit in Landkreis Ravensburg gehören neben dem Landesminister auch die der Nahrungsversorgung mit sich bringt. In der Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger sowie Maria Heubuch, die Konsequenz führe diese Politik zu Abhängig- keit, Umweltzerstörung und Artensterben. scheidende Europaabgeordnete. Wer geht, ist uninteressant – diesem Das ist freilich die grüne Sicht, die im Agrar- Prinzip folgt BLIX nicht und suchte das Gespräch mit der Bäuerin aus ausschuss, dem die Bäuerin im Unterschied zu Leutkirch über Europa vor der Europawahl, zu der sie nicht mehr antritt. ihrem CDU-Kollegen Norbert Lins nicht ange- hört, keine Mehrheit findet. Folglich kritisiert die Grüne die anstehende Fortschreibung der Ein Abschied kann Befreiung sein. Aber Maria sieht. „Ich geh‘ zurück auf unseren Hof, da gibt Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2020, die Heubuch wollte sich gar nicht verabschieden, es immer was zu tun.“ Aber ihre politische Lei- im Großen Ganzen nichts daran ändert, dass sondern bleiben. Sie wollte nach fünf Jahren denschaft gehört weiterhin Europa, von dem vorrangig die Fläche statt Umweltschutzmaß- Europaparlament ihre politische Arbeit in Brüs- sie überzeugt ist, dass es für „die wichtigen nahmen gefördert wird. Norbert Lins lobt diese sel und Straßburg fortsetzen und war sich si- Themen Frieden, Umwelt, Klima nichts Besseres Weichenstellung und nennt sie in seiner Pres- cher, dass ihr das gelingt. Dem ist nicht so. Der als die EU“ gibt. Nationale Lösungen seien dafür seerklärung „einen fairen Ausgleich zwischen Nominierungsparteitag der Grünen im Novem- untauglich, ist sich Heubuch sicher. Umweltmaßnahmen und ökonomischen Aspek- ten“. Maria Heubuch hingegen lehnt den Ent- wurf „als Rückschritt bei Klima und Umwelt“ ab und hofft auf andere Mehrheiten im Parlament nach den Wahlen, denn erst dann kommt die Ausschussempfehlung zur Abstimmung. Das Prinzip Hoffnung ist urdemokratisch, denn „Demokratie ist nie perfekt, es ist Arbeit“, er- klärt die Bäuerin allen Widrigkeiten zum Trotz. Die bestünden darin, dass sobald wirtschaftli- che Interessen einzelner Länder tangiert seien, die „nationalen Regierungen Bremser“ seien. Und damit nicht genug: auf nationalem Parkett würde der Schwarze Peter viel zu häufig Europa zugeschoben, um von eigenen Versäumnissen abzulenken, konstatiert die Abgeordnete. Denn mitnichten sei es so, dass jede europäische Re- gelung nationale Gestaltungsräume blockiere. Wie schafft man Vereinheitlichung ohne Nivel- lierung? Die Frage ist zentral. Das oft kolportier- te Beispiel von der EU-normierten Krümmung der Gurke verweist auf das Problem, Maria Heubuch spricht es an. Europa ist – immer noch – zuallererst ein Wirtschaftsraum, und der ge- Maria Heubuch, Bäuerin aus Leutkirch, war fünf Jahre grüne Europaabgeordnete. Foto: Koschny meinsame Markt verlangt verbindliche Normen, die nationale und erst recht regionale Eigenhei- ber 2018 in Leipzig verlief nicht wie erhofft. Die Natürlich weiß sie um die Europaskepsis. Die ten einschränken. Die krumme Gurke aus dem 60-Jährige scheiterte in drei Anläufen gegen ist nicht neu und begleitete sie bereits vor fünf eigenen Garten zum Vesper war nie ein Prob- deutlich jüngere Mitbewerberinnen und gab Jahren, als sie ihre Lobbyarbeit als Bundevor- lem, aber sollte sie verkauft werden sehr wohl. schließlich enttäuscht auf. Der schwäbischen sitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Und jede Normierung schleift Identität. Aber ist Monopolzeitung war es eine Randnotiz wert. Landwirtschaft (AbL) aufgab, um als EU-Ab- es auch ein Angriff auf das Heimatgefühl – und Heubuch: „Noch bin ich die einzige grüne EU- geordnete die Forderungen nach einer bäuerli- ist das das Einfallstor von allen Populisten und Abgeordnete aus Baden-Württemberg.“ chen – nicht industriellen – sowie solidarischen Nationalisten? Maria Heubuch sagt über sich: „Wir waren uns sicher“, konstatiert die Nicht- und fairen Landwirtschaft im Europaparlament „Ich bin ein gut verwurzelter Mensch, deshalb Gewählte, und „das darf man bei einem Partei- weiter zu verfechten. Dazu war sie Mitglied im kann ich gut Europäerin sein.“ Aber was tun, tag nicht sein“. Einen wesentlichen Grund für Entwicklungsausschuss, in dem sie sich intensiv wenn man keinen Bauernhof zu Hause hat? die Überraschung sieht Heubuch darin, „dass mit den Auswirkungen europäischer Handels- Heubuch beharrt: „Wir haben nichts Besseres bei den Frauen ‚jung‘ voll durchgeschlagen politik, insbesondere der Landwirtschaftspo- als Europa.“ Was nicht heißen soll, dass dieses hat“. Und Stadt siegte über Land. Wo die ge- litik in den Entwicklungsländern beschäftigte. Europa nicht zu verbessern sei. Ganz im Ge- lernte Familienhelferin und Hauswirtschafts- Und die sind gewaltig und nicht selten verhee- genteil: „Wir müssen es verbessern“, sagt Maria meisterin nun wieder ihren Lebensmittelpunkt rend, wenn europäische Agrar- und Lebensmit- Heubuch. 10
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WAHLEN B ürgeraktion „Wir stehen für Europa“ BAD SAULGAU. Am 9. Mai um 17 Uhr versammeln Der Stadtbarde Michael Skuppin wird ebenso dabei sein wie Chöre aus der Region, das Blechbläserquartett des Musikvereins Marbach, das Singer- sich über alle Parteigrenzen hinweg die Bürger auf Songwriter Duo Anna & Fiona sowie das Streichorchester der Musikschule dem Marktplatz um gemeinsam für ein vereintes Eu- Bad Saulgau. Die Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben befindet sich aktuell ropa zu stehen. Es soll ein Zeichen gesetzt werden, in der Planung für eine klimafreundliche Anreise zur Bürgeraktion in Form einer 20 Kilometer langen Radtour. Diese beginnt um 15.30 Uhr am Bahnhof für ein Europa mit Zukunft, Frieden, Freiheit, Freund- in Mengen und führt über Hohentengen nach Bad Saulgau. An einem schaft und Verständigung. Informationsstand soll zudem mit der Nachbar-Leader-Aktionsgruppe „Mittleres Oberschwaben“ gezeigt werden, was das Förderprogramm Leader und damit die EU vor Ort bewirken kann. www.diesmalwaehlich.eu Karl-Heinz Bleicher, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Hohentengen, hat die Bürgeraktion „Wir stehen für Europa“ initiiert und dafür viele Mitstreiter ins Boot geholt, darunter die deutsch-französischen Partnerschaftsvereine im Kreis Sigmaringen. „Ich freue mich, dass aus den Anfangsideen für eine Pro-Europa- Aktion, eine überregionale Aktion mit über 200 Mitmachern geworden ist“, sagt Karl-Heinz Bleicher. „Ich denke, dass diese überparteiliche Bürgeraktion für Europa und gegen Populismus und Nationalismus, in der Region einmalig und einzigartig ist“. Grund für die Aktion sind die negativen Veränderungen, die sich innerhalb Europas aktu- elle bemerkbar machen. Dazu zählen nachlassende Solidarität, zunehmende Intoleranz, nationalistische und populistische Strömungen, mangelnde Reformbereitschaft und fehlende Visionen. Bei der Bürgeraktion werden unter anderem Landrätin Stefanie Bürkle und der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Saulgau, Richard Striegel sprechen. Dazu können Bürger ein per- sönliches Statement abgeben. Die Mitglieder der Pro-Europa-Bürgeraktion hoffen, dass viele Besucher diese Möglichkeit nutzen. Dazu erwartet die Besucher ein buntes Rahmenprogramm mit Musik, Kunst und Gesang. I nfomobil E uropatag Demokratiewissen aus erster Hand Ein Zeichen für Frieden und Freiheit BIBERACH. Das Infomobil des Deutschen Bundestages kommt nach BIBERACH. Anlässlich des Europatages des Europarates am 5. Mai sieben Jahren 2019 wieder in den Wahlkreis Biberach. Vom 6. und des Europatages der Europäischen Union am 9. Mai sowie der bis 8. Mai steht der 16 Meter lange Truck mit seinem vielfältigen bevorstehenden wichtigen Europawahl am 26. Mai rufen das Bündnis Informationsangebot diesmal auf dem Biberacher Viehmarktplatz. für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach (BDT) und des Kreisjugendring Biberach e. V. (KJR) zu einer musikalischen Europa- „Bürgerinnen und Bürger aus meinem Wahlkreis 292 haben hier die Aktion im Landkreis Biberach am Samstag, den 4. Mai, auf. Möglichkeit sich über Aufgaben und Arbeitsweise des Parlaments zu informieren“, teilte der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Dabei soll in möglichst vielen Gerster mit. Im Vordergrund stehen zentrale Fragen: Wie funktioniert die Gemeinden des Landkreises Demokratie? Wie entsteht ein Gesetz? Wie können Kinder und Jugendliche die Europahymne „Ode an die politisch aktiv werden? „Im Infomobil erfahren große und kleine Spielfreunde Freude“ gespielt und gesungen ganz nebenbei viel über das Parlament und auf einem Großbildschirm kann werden. Damit soll ein Zeichen außerdem ein Quiz über den Bundestag gespielt werden“, erklärt Gerster. gesetzt werden für den Erhalt Für die jüngeren Besuchern gibt es ein Memospiel und sie können auf des Friedens und der Freiheit in das virtuelle Kinderangebot des Bundestages zugreifen. Insbesondere einem vereinten Europa. Es sind Schulklassen und sonstige Gruppen sind eingeladen an einer interaktiven alle herzlich eingeladen mitzu- Unterrichtsstunde teilzunehmen oder sich für einen Vortrag zum parla- machen. In Biberach ist diese mentarischen Geschehen anzumelden. Bundestagsmitarbeiter beantwor- Die Beschilderung zeigt die Entfernung Europa-Aktion zu Gast beim ten Fragen rund um Politik, zu den Partnerstädten Biberachs. Musikfrühling der Biberacher Aufgaben und Arbeitsweise Werbegemeinschaft. Auf dem desDeutschenBundestages. Marktplatz wird die Stadtkapelle unter der Leitung von Andreas Winter den Die Öffnungszeiten sind Ton angeben. Nach dem Intro werden die teilnehmenden Chöre und Sänger Montag und Dienstag zwi- sich zur Hauptbühne des Musikfrühlings zubewegen. Um den europäischen schen 9 und 18.30 Uhr und Gedanken zu betonen, wird die Hymne in mehreren Sprachen gesungen. Mittwoch zwischen 9 und Zeitgleich findet in der Waaghausstraße der Internationale Markt der 14 Uhr. Anmeldung unter Partnerstädte des StäPa statt, und die Musikfrühlings-Bühne am Hafenplatz E-Mail: monika.labrenz@ wird wieder unter dem Thema „Internationales“ stehen. Dort wird es bundestag.de oder Telefon: einen Informationsstand des „Europa-Bündnisses“ geben, zudem stehen 030/22735196. Mitglieder der beteiligten Organisationen zu Gesprächen zur Verfügung. 12
GRUNDGESETZ roland reck Erfrischend modern RAVENSBURG. Das Jahr ist voller Jubiläen. Eines da- gerfest zu 70 Jahre Grundge- setzt auf dem Holzmarkt in von lässt sich mit dem Grundgesetz feiern, das vor Ravensburg statt. Neben Es- 70 Jahren aus dem Schutt des Zweiten Weltkriegs sen und Trinken gibt es auch entstand. Martin Höld, in Oberschwaben nur als Musik und Schulen, Gruppen oder Einzelpersonen interpre- Made bekannt und in Ravensburg nicht zuletzt als tieren einen der ersten 20 Ar- langjähriger Hauptmann der ‚Räuberhöhle‘, für deren tikel des Grundgesetztes und Erhalt als alternatives Kneipenprojekt er als Sponti präsentieren diesen auf der Bühne. Am 24. Mai gibt es erfolgreich gekämpft hat, ist Mitinitiator mehrerer Einblicke in die Pressefreiheit Veranstaltungen zu Ehren unserer Verfassung. Spon- und den Tag der offenen Tür tan nachgefragt. im Medienhaus Ravensburg. Viele Ideen, viele Aktionen, Made, du bist Initiator von einer ganzen Reihe von Veranstaltungen viele Akteure, viel Holz für rund um den 70. Geburtstag des Grundgesetzes. Was bewegt dich als ein Paragraphenwerk. Welche alter Anarcho, das Grundgesetz zu feiern? Botschaft erhoffst du dir? Made Höld findet das Grundgesetz Vorab, ich bin nicht der alleinige Initiator der Aktionen rund um den Dass es möglichst vielen auch nach 70 Jahren noch erfrischend. 70sten Geburtstag des Grundgesetzes. Zu den Mitveranstaltern gehören Mensch bewusst wird, dass die Stadt Ravensburg, WIFO Ravensburg, Sportverband RV, KAB, katho- ohne das Grundgesetz unsere Gesellschaft eine andere wäre und alle die lische Betriebsseelsorge, Freunde der Räuberhöhle 2012 e.V., DGB, ver.di Freiheiten, die wir momentan genießen, ohne das Grundgesetzt nicht Oberschwaben und Nätwörk Süd e.V.. Ich finde das Grundgesetz auch möglich wären. nach 70 Jahren immer noch sehr erfrischend und modern. Immerhin ist es seit 70 Jahren der Garant unseres täglichen Zusammenlebens. Die Fei- 70 Jahre Grundgesetz schließt 30 Jahre deutsche Wiedervereinigung ein, er soll auch eine Hommage an die Männer und Frauen sein, die vor 70 aber es kam nie zu einer neuen gesamtdeutschen Verfassung. Ein Ge- Jahren so ein bedeutendes und weitsichtiges Werk verfasst haben. Nicht burtsfehler der Wiedervereinigung? umsonst wurde das Grundgesetz über die Jahre von vielen anderen Staa- ten kopiert oder als Grundlage für eine neue Verfassung benutzt. Das sehe ich nicht so. Das Grundgesetz würde vor 70 Jahren von den VerfasserInnen so offen gestaltet, dass auf Grund der Wiedervereini- Was konkret ist geplant? gung kein Update notwendig war. Ich finde es vielmehr charmant, dass Deutschland keine Deutsche Verfassung braucht, sondern das so wenig Am 9. Mai um 12 Uhr wird auf dem Sportplatz Burachhöhe in Ravens- nationalistische Grundgesetz weiterhin vollkommen ausreicht. burg das Logo „70GG“ mit einem großen Menschenbild nachgestellt und von einem Flugzeug aus fotografiert. Dafür brauchen wir möglichst viele Das Grundgesetz ist Resultat zweier Weltkriege, eines gescheiterten De- TeilnehmerInnen! Am 23. Mai findet von 15 bis 18 Uhr ein großes Bür- mokratieversuchs und einer Diktatur schlimmsten Ausmaßes. Seitdem wurde das Grundgesetz mehrfach geändert. Notstandsgesetze Ende der 60er Jahre und das Asylrecht Anfang der 90er Jahre. Welche Geburts- tagswünsche zum 70sten hast du? Dass sich die PolitikerInnen für die Zukunft bewusst sind, dass wenn sie etwas am Grundgesetz ändern, es meist nur verschlimmbessern. www.oberschwabenistbunt.de 13
FRIDAYS FOR FUTURE R oland R eck „Ja, das ist bitter“ RAVENSBURG. Wo wird Klimaschutz betrieben? In den Kommunen, ist langt. Ich wünsche mir, dass sich die Schüler auch auf dieser Ebene mit dem Thema auseinanderset- sich Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp (47) sicher. Ravensburg zen. Aber ich kann auch verstehen, dass sie we- sei dabei „auf einem guten Weg“. Rapp: „Wir machen was!“ Dennoch nig Lust dazu verspüren, sich in Gremienarbeit zu fanden bereits zwei Schülerdemos der Fridays for Future-Bewegung unter vertiefen – in deren Alter war für mich die weite Welt auch interessanter als das Klein-klein vor der den Augen des OB auf dem Ravensburger Marienplatz statt (BLIX, April Haustüre, damals interessierte mich Kommunal- 2019). Die SchülerInnen kritisierten, dass sie bisher auf kein Interesse politik null. von Seiten der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik gestoßen seien. Inzwischen haben die SchülerInnen konkrete BLIX wollte vom Oberbürgermeister wissen, was es damit auf sich hat. Forderungen aufgestellt, um ihren Protest gegen eine zu lasche Klimapolitik zu untermauern. Ihre Herr Rapp, vor Ihrem Amtszimmer auf dem Mari- niemand auf mich zu. Ich seh‘ von Seiten der Forderungen zielen darauf ab, dass entschiede- enplatz haben bereits zwei Mal über 1000 Schüle- Schüler auch kein gesteigertes Interesse an der nere Maßnahmen schneller umgesetzt werden, rinnen und Schüler demonstriert. Sie fordern eine Kommunalpolitik. so fordern sie einen schnelleren Kohleausstieg wirksame Klimapolitik und werfen den Politikern bis 2030 und noch in diesem Jahr die Einfüh- und damit auch ihrer Elterngeneration vor, dass Woran liegt das? rung einer CO2-Steuer, was alle beträfe, denn sie ihnen ‚die Zukunft klauen‘, indem sie einen Kommunalpolitik ist viel Klein-klein, es ist unser Konsum geht mit mehr oder weniger CO2- schnelleren und damit wirksamen Klimaschutz ‚Schwarzbrot‘, aber für das tagtägliche Leben äu- Emissionen einher. Unterstützen Sie denn als verhindern. Fühlen Sie sich angesprochen? ßerst relevant – auch was den Klimaschutz anbe- Oberbürgermeister, Kommunalpolitiker und Ja, als Oberbürgermeister mit kommunalpoliti- scher Verantwortung fühle ich mich angespro- chen und angespornt, weil ich weiß, dass Me- gathemen wie der Klimawandel zwar globale Bedeutung haben, aber auch lokal angegangen werden müssen. Ravensburg tut dabei schon viel, und ich fühle mich auf diesem Weg bestärkt. Ich komme darauf zurück, möchte aber zunächst wissen, ob Sie bereits Kontakt mit den SchülerIn- nen hatten? Mit einzelnen Schülern ja, auch aus dem Schü- lerrat, aber nicht mit dem Organisationsteam der Demonstrationen. Warum nicht? Ich hab‘ ehrlich gesagt nicht daran gedacht und wurde von den Demonstrationen auch etwas überrascht. Ich schaute kurz aus dem Fenster, was bei den Schülern offensichtlich als Desinteresse wahrgenommen wurde. Was nicht der Fall ist, aber ich will mich auch nicht aufdrängen. Jeder sollte wissen, dass ich immer ansprechbar bin. Aber bisher kam vom Organisationsteam noch Der Ravensburger OB Daniel Rapp wurde überrascht von den Schülerdemos (rechts). Fotos: Koschny 14
FRIDAYS FOR FUTURE M ar y R ehm Für jeden das Passende HERBERTINGEN. Mary Rehm sieht es als ihre persönliche Mission, die schönste Seite ihrer Kundinnen und Kunden zum Vorschein zu bringen und sie dabei zu unterstützen, ihren individuellen Stil zu finden und sich darin sicher und rundum wohl zu fühlen. Herausforderung stehen und sich Ihr Stil glei- chermaßen weiterentwickeln soll oder wenn sich Ihre Figur stark verändert hat und Sie Ihr neues Ich bestmöglich zur Geltung bringen möchten, dann unterstützt die Modeberaterin Sie gerne. Ihr individuelles Beratungskonzept bein- haltet ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch, eine Bedarfsanalyse, einenCheck ihres Kleiderschranks, Shopping Lassen Sie uns Ihren passenden Stil finden – gemäß Ihrer Budgetvorgabe und die individuell, einfühlsam und auf Ihre Bedürfnisse Zusammenstellung vorhandener und neuer zugeschnitten. Ich freue mich, Sie bei einem Kleidungsstücke und Accessoires zu harmoni- unverbindlichen Gespräch kennen zu lernen. schen Outfits. Ihre Mary Rehm Optionale Bestandteile sind Fotos möglicher Kombinationen als „Spickzettel“, eine umfas- Wenn Sie sich in Sachen Mode häufig unsicher sende Bedarfsanalyse für eine neue berufliche fühlen und nicht genau wissen, was zu Ihnen oder private Herausforderung sowie die vor- passt und Sie daran etwas ändern möchten, herige Zusammenstellung möglicher Outfits wenn Sie beruflich oder privat vor einer neuen mit Anprobe und Auswahl bei Ihnen zu Hause. CDU-Mitglied die Forderungen der ‚Fridays for dass sie dies während der Schulzeit getan haben, teure beim Klimaschutz. Und ich kann behaupten: Future-Bewegung‘? kann ich verstehen, denn die Provokation diente Wir machen was! Es gibt den Zusammenschluss Ich fühle mich dabei nicht als CDU-Mitglied ge- der Sache und war in diesem Sinne zielführend. Es der fünf Gemeinden Baienfurt, Baindt, Berg, fragt, sondern als Oberbürgermeister und Kom- ging ihnen um Aufmerksamkeit, was sie erreicht Weingarten und Ravensburg zur ‚Klimaregion munalpolitiker. Und ohne dass ich die Punkte im haben, deshalb würde ich das Schulschwänzen Schussental‘, die als erster Verband in Deutschland Einzelnen bewerten möchte, sehe ich die For- nicht als Dauerzustand gutheißen. 2015 als ‚vorbildliche Energie- und Klimaschutz- derungen in Übereinstimmung mit dem Pariser region‘ ausgezeichnet wurde. Wir haben uns kon- Klimaabkommen, wozu Deutschland sich ver- Was können Kommunen tun, um den Forderun- krete Ziele gesetzt, die wir gemeinsam erreichen pflichtet hat, allerdings die Bundeskanzlerin auch gen der SchülerInnen gerecht zu werden? Was tut wollen und für die viele konkrete Schritte in den eingeräumt hat, dass man hinterherhinkt. Dass Ravensburg? unterschiedlichsten Handlungsfeldern notwendig die Schüler deswegen oder dafür auf die Straße Gut, dass Sie darauf zurückkommen, denn ich bin sind. Bereits heute liefern die Technischen Werke gehen, dafür haben sie mein Verständnis. Auch überzeugt, die Kommunen sind ganz wichtige Ak- Schussental ihren Strom zu 100 Prozent aus re- 15
FRIDAYS FOR FUTURE generativen Quellen. Und auch bei der Mobilität sind wir auf einem guten Weg. Wir forcieren die Elektromobilität, die aber nur Sinn macht, wenn der Strom grün ist. Sie sind Vater eines Neunjährigen. Bedrückt Sie die Aussicht, dass Ihr Kind und mögliche Enkel- kinder in einer Welt leben werden, die durch den Klimawandel dramatisch verändert wird? Ich neige nicht dazu, das Persönliche in den Vor- dergrund zu rücken. Aber das Potenzial der Eltern wird sicher unterschätzt. Und es ist vielmehr die Technik als die Politik, die unsere Welt und unser Leben verändert, deshalb bin ich überzeugt, dass wir auch technische Lösungen zur Verhinderung des Klimawandels benötigen. Das klingt nach viel Zeit –, die wir nicht haben, sagen die SchülerInnen. Wäre nicht einfach we- niger mehr und vor allen Dingen schneller wirk- sam? Zum Beispiel Tempo 130? Ich möchte nicht auf die Zukunft vertrösten. Und BLIX-Leser Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp nimmt in Anspruch: „Wir tun was!“ Tempo 130 macht Sinn. Damit kommt man auch ans Ziel. fühlen uns noch zu sehr auf der sicheren Seite, Das eine schließt das andere nicht aus. Deshalb Stimmen Sie der Feststellung zu, dass die heu- aber das ist ein Trugschluss. noch einmal die Frage, ob Sie auch zu einer Fri- tigen Eltern und Großeltern den Generationen- days for Future-Demo kommen würden? vertrag gebrochen haben, weil sie ihren Kindern Würden Sie der Einladung der SchülerInnen fol- Ich würde kommen. Ich hab’s ja nicht weit. und Enkelkindern die Erde nicht zukunftsfähig gen und auf einer der nächsten Demonstrationen (lacht) hinterlassen? zu ihnen sprechen? Ja, das ist bitter. Ich habe den Eindruck, dass der Mir wäre lieber mit den Schülern direkt und kon- Was würden Sie den Schülern sagen? Klimawandel in den Köpfen der Menschen insbe- kret zu sprechen. Gerne mit unserer Klimaschutz- Wir tun was! sondere in den entwickelten nördlichen Ländern managerin Veerle Buytaert, die einen hervorra- immer noch nicht richtig angekommen ist. Wir genden Job macht. A ktion blühender landkreis W aldorfschule biberach Artenvielfalt fördern Erste Jugend-Klimadebatte BIBERACH. Die gemeinsame Aktion „Blühender Landkreis Biberach“ BIBERACH. Die Waldorfschule Biberach lädt am Donnerstag, 16. von der Kreissparkasse Biberach in Zusammenarbeit mit dem Mai, um 20 Uhr zur Ersten Biberacher Jugend-Klimadebatte ein. Landratsamt wird in diesem Jahr für private Gärten fortgeführt. Seit Eintritt frei. 25. April werden in allen Geschäftsstellen der Kreissparkasse insge- samt 3000 Samenpäckchen ausgegeben. Die Veranstaltung ist als Forum für Aktionsgruppen und Menschen gedacht, die sich verantwortungsvoll mit dem Thema Klimawandel Die Samenmischung sollte bis und Klimaschutz auseinandersetzen wollen. Initiiert wurde der Abend Ende Mai ausgesäht werden. Sie von der Oberstufe der Waldorfschule Biberach, die damit aktiv einen reicht für zirka drei Quadratmeter. Beitrag zur momentanen Debatte leisten möchte. Neben aktuellen Neben Sonnenblumen, Malven, Informationen zum Klimawandel und der ethischen Frage nach der Adonisröschen, Klatschmohn Verantwortung für diese weltweite dramatische Entwicklung kommen und roter Lein sind über 30 wei- unter anderen die Schülerinnen und Schüler der Fridays for future- tere Blumenarten darin enthal- Bewegung und Vertreter der lokalen Umweltgruppe von Greenpeace ten. Der „Fruchtwechsel“ der zu Wort. Weitere Diskussionsteilnehmer aus Politik und Wirtschaft Samenmischung ist so abgestimmt, werden angefragt. dass in der Zeit von Juni bis September Ihre Schüler seien hoch motiviert, erklärt die Ehtiklehrerin Elisabeth Le ständig Pflanzen blühen. „Unsere Monnier, die mit den Schülern die Veranstaltung auch intensiv inhalt- Aktion hat unseren Landkreis in lich vorbereitet. Dazu stellt sie fest: „Unsere ethische Position, die wir den vergangenen Jahren wunderbar gegenüber unserer Umwelt einnehmen, bestimmt im Wesentlichen Landrat Dr. Heiko Schmid und zum Blühen gebracht. Wir wollen nicht nur die Art und Weise, wie wir mit der Natur umgehen, son- Vorstandsvorsitzender Martin Bücher mit dieser Aktion ganz bewusst die dern auch wie wir bei der Klimadebatte argumentieren.“ Ihre Schüler mit der Samenmischung „Blühender Artenvielalt in unserem Landkreis wünschten eine Veranstaltung, die sowohl Raum für Informationen Landkreis“. Foto: Landratsamt fördern“, berichtet Landrat Dr. als auch Diskussionen und Fragen zum Klimawandel bietet. Mit dem Heiko Schmid zum Auftakt der dies- Hinweis auf die Erste Biberacher Jugend-Klimadebatte sei die Absicht jährigen Aktion. Die Kreissparkasse Biberach unterstützt den „Blühenden verbunden, weitere Veranstaltungen zum Thema folgen zu lassen. Landkreis“ aus ihrer Kultur- und Sozialstiftung. „Es ist nicht nur eine tolle Waldorfschule Biberach Aktion, die wir gern fördern“, erläuterte Vorstandsvorsitzender Martin Rindenmooser Straße 14 Bücher das Engagement der Kreissparkasse Biberach. „Wir verbinden Telefon: 07351 1801500 damit auch ein Stück Lebensqualität und Identifikation mit der Region.“ www.waldorfschule-biberach.de 16
FRIDAYS FOR FUTURE R oland R eck Schlechtes Zeugnis RAVENSBURG. Lachlan Eckardt hat es geschafft. Das schriftliche Abitur liegt bereits hinter ihm, am Technischen Gymnasium der Gewerblichen Schule in Ravensburg ist man damit früher dran. Es sei gut gelaufen, er sei zufrieden, erklärt der 18-Jährige. Ganz im Unterschied mit der Klimapolitik der Bundesregierung, der er ein miserables Zeugnis aus- stellt. Das Eingeständnis in Berlin, die selbstgesteck- ten und teilweise auch europäischen Zielvorgaben bis 2020 nicht zu erreichen, spreche für sich und treibt den Schüler auf die Straße. Lachlan Eckardt ist Sprecher des Ravensburger Schülerrats und engagiert sich bei Fridays for Future. Foto: Koschny Lachlan Eckardt ist nicht nur ein Gesicht der Fridays for Future-Initiative Um dem Nachdruck zu verleihen, planen die Schüler die nächste Demo in Ravensburg, sondern er ist auch Sprecher des Schülerrats in Ravens- unmittelbar vor den Kommunal- und Europawahlen am 24. Mai. Aber burg, der dem Jugendgemeinderat andernorts entspreche, erklärt er. sie setzen nicht nur auf Demos, sondern wollen „weiter mit Menschen „Macht eure Hausaufgaben, wir machen die unseren“, ist ein gern ge- in Kontakt kommen“, sagt Lachlan. Dazu haben sie bereits ein „Clean- zeigtes Plakat auf den Schülerdemos, die in vielen Städten so auch in Bi- up“, eine Stadtputzede, durchgeführt. Neben den aufgehäuften Müllsä- berach und Ravensburg (BLIX, April 2019) stattgefunden haben. Freitags, cken gab es Infos zum Klimawandel, weitere Aktionen sollen folgen und während der Schulzeit, also schulschwänzen für den Klimaschutz, was zu Bündnispartner werden gesucht. So auch bei der 1. Mai-Demo des DGB. vielen Diskussionen führte. Und wie verhält es sich mit einem Auftritt des Oberbürgermeisters bei Die sind gewollt, sorgen sie doch für die notwendige Aufmerksamkeit der nächsten Demo? Man habe keinerlei Vorbehalte, versichert der Kli- für das Anliegen der SchülerInnen, den Politikern die Dringlichkeit des maaktivist, und sei offen für jeden ernsthaften Kontakt. Aber man sehe Klimaschutzes aufzunötigen. Denn im Unterschied zu ihnen machten sich auch nicht in der Pflicht, jemanden dazu aufzufordern. „Wir sind diese ihre Hausaufgaben nicht, lautet der Vorwurf der SchülerInnen. Das auch nicht von jemandem aufgefordert worden“, meint Lachlan. „Es ist zeige sich in dem Eingeständnis der Bundesregierung, weder die selbst eine Frage des Gewissens.“ gesteckten noch die europäischen Klimaziele für 2020 zu erreichen. Der Schülersprecher stellt deshalb der Berliner Regierung ein ganz, ganz schlechtes Zeugnis aus. Greta Thunberg hat den Stein ins Rollen gebracht. Erst 15 Jahre alt hat Forderungen von Fridays for Future die schwedische Schülerin nach den Sommerferien im letzten Jahr ihrer Generation ein Beispiel gegeben, wie man aus Wissen handelt. Und Aus- Die Klimakrise stellt für die Stabilität der Ökosysteme unseres Planeten reden lässt Greta nicht zu. So erklärt Lachlan zu seinen Motiven gefragt: und für Millionen von Menschen eine existenzielle Bedrohung dar. Das „Ich engagiere mich, weil ich es als meine Pflicht ansehe als Bewohner Pariser Abkommen ist die verbindliche Grundlage für effektive Klima- dieser Erde.“ Er sieht sich privilegiert, weiß um seinen familiären Wohl- schutzmaßnahmen, die auf internationaler Zusammenarbeit basiert. Der stand und möchte dennoch „generell auf Luxus verzichten“. Dazu zählt er aktuelle klimapolitische Kurs in Deutschland ist mit diesem Abkommen auf: Fair-Trade-Klamotten, vegetarische Ernährung und Fahrrad fahren. unvereinbar. Fridays For Future Deutschland fordert daher die Regierun- Sein Engagement sei individuell nicht parteipolitisch, so wie die gesamte gen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene auf, die Klimakrise als Fridays for Future-Bewegung überparteilich sei. „Uns ist es letztlich egal, solche zu benennen und sofortige Handlungsinitiative auf allen Ebenen wer es macht.“ Ziel sei, dass ihre Forderungen nach mehr und schnelle- zu ergreifen. Für den notwendigen Wandel müssen sektionsübergreifend rem Klimaschutz in die Praxis umgesetzt würden. Basta! grundlegende Veränderungen stattfinden. Das wirtschaftliche Handeln darf nicht weiterhin planetare Grenzen überschreiten. Fridays For Fu- ture fordert daher die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und Auch eine Demo: Am Samstag, 13. April, sammelten Ravensburger Schüler des 1,5 °C-Ziels. Explizit fordert die Bewegung für Deutschland: Müll ein und informierten über den Klimawandel. Foto: Lara Holmes • Treibhausgase nettonull 2035 erreichen • Kohleausstieg bis 2030 • 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035 Entscheidend für die Einhatung des 1,5 °C-Ziels ist, die Treibhausgas- emissionen so schnell wie möglich stark zu reduzieren. Deshalb fordert Fridays For Future bis Ende 2019: • Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger • 1/4 der Kohlekraft abschalten • Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen Die Verwirklichung dieser Forderungen darf keinesfalls einseitig zu Las- ten von Menschen mit geringem Einkommen gehen. Der Staat muss seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt und nachfolgenden Ge- nerationen im Sinne von Artikel 20a des Grundgesetzes und der Allge- meinen Erklärung der Menschenrechte gerecht werden. www.fridaysforfuture.de 17
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