DIVERSITY-SENSIBILISIERUNG IN KITAS - Institut für den ...
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DIVERSITY- SENSIBILISIERUNG IN KITAS Mit einer kurzen fachlichen Einführung in das inklusive Praxiskonzept der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung©, Informationen zu Fortbildungsangeboten in Märkisch-Oderland und Hinweisen zum Einsatz vielfältiger Spielmaterialien und Kinderbücher Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.
EINLEITUNG Kinder wachsen in vielfältigen Familienverhält- einer vielfältigen Gesellschaft umzugehen, nissen auf – ob mit alleinerziehenden Eltern- hat die Kita-Fachberatung des Jugendamtes teilen, sorgeberechtigten Großeltern, bina- Märkisch-Oderland Diversity als zentrales tionalen oder gleichgeschlechtlichen Eltern, in Entwicklungsthema ausgemacht. Die hier vor- Patchworkfamilien oder mit Familienteilen in liegende Zusammenstellung relevanter Fort- Krisengebieten. Die Aufzählung lässt sich end- bildungsangebote bietet einen Überblick über los fortsetzen und dies nicht erst seit Kurzem, wichtige Anlaufstellen und gibt eine kurze denn familiale Lebensformen waren stets von fachliche Einführung in das inklusive Praxis- Vielfalt geprägt. Geändert hat sich hingegen konzept der Vorurteilsbewussten Bildung und das gesellschaftliche Selbstverständnis, das Erziehung©. Ergänzend werden Anregungen heute von einer Wahlfreiheit der Lebensfüh- zum Einsatz vorurteilsbewusster Bücher und rung ausgeht, sowie die sozialen Bewertungen Materialien gegeben und Bezugsquellen hier- alternativer Lebensentwürfe und Familienmo- für angegeben. Die Informationen wurden delle, die in zunehmendem Maße akzeptiert vom Bildungsteam Berlin-Brandenburg e. V. und rechtlich gleichgestellt sind. Gleichzeitig zusammengestellt. hat die Gesellschaft auch mehr Verantwor- tung für das Aufwachsen von Kindern über- Zum Hintergrund nommen; Kinder verbringen ab einem frühen In den Jahren 2018–2020 war das Jugendamt Alter viel Zeit in Einrichtungen öffentlicher und Märkisch-Oderland als eines von vier Berliner freier Trägerschaft. und Brandenburger Jugendämtern an dem Die Anforderungen, die an Pädagog*innen Projekt “Interkulturelle Öffnung der Jugend- heute gestellt werden, sind dementsprechend hilfe – Qualität sichern, Teilhabe ermöglichen” enorm hoch. Immer wieder müssen sie z. B. in beteiligt. Das Projekt des Bildungsteams Konflikten mit Eltern eine große Fähigkeit zur Berlin-Brandenburg e. V. wurde mit Mitteln Haltungspluralität an den Tag legen. Zu mehr des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds Handlungssicherheit verhilft dabei ein reflek- (AMIF) der Europäischen Union gefördert. Ziel tierter Umgang mit eigenen Positionen und des Projektes war es, das Thema Interkultu- ein möglichst vorurteilsbewusster Umgang mit relle Öffnung in den beteiligten Ämtern nach- Positionen anderer. Eine solche selbstreflexive haltig zu verankern und deren Entwicklung Auseinandersetzung braucht Zeit, jenseits des hin zu diversitätsbewussten Organisationen Alltagsgeschehens, sowie professionelle Be- zu befördern. Hierzu wurden im Rahmen von gleitung. Fortbildungen zur Diversity-Sensibi- Organisationsentwicklungsprozessen Struk- lisierungen können langfristig dazu beitragen, turen geschaffen, ausgewählte Schlüsselpro- Konflikte in den Kitas zu entschärfen und da- zesse bearbeitet und Schlüsselakteur*innen mit den Druck auf das Personal zu verringern. qualifiziert. Jedes Amt wurde dabei von zwei Gleichzeitig sind sie eine wichtige Vorausset- Prozessbegleiter*innen des Bildungsteams zung, um auf einen professionellen Umgang Berlin-Brandenburg e. V. begleitet. Die Schwer- mit z. B. Familien mit Migrations- oder Flucht- punktsetzungen entwickelten die Prozessbe- geschichte, Regenbogenfamilien oder Fami- gleiter*innen in enger Abstimmung mit den lien mit Kindern mit Behinderung hinzuwir- jeweiligen Amtsleitungen; in Märkisch-Oder- ken und damit auf eine inklusive Gesellschaft land wurde neben der Kita-Fachberatung der hinzuwirken. Regionale Soziale Dienst zum Schwerpunktbe- Um eine solche Entwicklung zu befördern und reich gewählt, in dem Diversitätsorientierung Kitaträger dabei zu unterstützen, in der pädago- vorangebracht wurde. gischen Praxis besser mit den Anforderungen
INKLUSION IN DER FRÜH- KINDLICHEN BILDUNG UMSETZEN, ABER WIE? VORURTEILSBEWUSSTE BILDUNG UND ERZIEHUNG© ALS INKLUSIVES PRAXISKONZEPT Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung© eigene Kita als einen diskriminierungssensi- (VBuE) ist ein inklusives Praxiskonzept für die blen Lernort zu gestalten. Dabei werden 4 Zie- Pädagogik in Kitas. Es basiert auf dem Situa- le des Ansatzes verfolgt, welche aufeinander tionsansatz und dem Anti-Bias-Approach. Die aufbauen: Berliner Fachstelle Kinderwelten im Institut für den Situationsansatz hat den Anti-Bias-Ap- • Ziel 1: Ich-Identität und proach, der in den 80er Jahren von Louise Bezugsgruppen-Identität stärken Derman-Sparks und Kolleg*innen in Kalifor- • Ziel 2: Respekt für Vielfalt entwickeln nien entwickelt wurde, für die Verhältnisse in • Ziel 3: Kritisches Denken über Deutschland übertragen. Vorurteile und Diskriminierung anregen Der Ansatz macht sich für Bildungsgerechtig- • Ziel 4: Sich Diskriminierung und keit stark, indem er Vielfalt befürwortet und Vorurteilen widersetzen gleichzeitig Diskriminierung und Ungerech- tigkeiten widersteht. Besonders in der früh- kindlichen Bildung hat sich VBuE als Ansatz bundesweit in vielen Kitateams durchgesetzt und ist z. B. im Berliner Bildungsprogramm für Kita und Kindertagespflege als Teil eines in- klusives Bildungsverständnisses beschrieben. VBuE gibt Anregungen für eine pädagogische Praxis, in der Kinder mit all ihren Identitäts- merkmalen, Zugehörigkeiten und vielfältigen Lebensverhältnissen gestärkt und vor Diskri- minierung geschützt werden. Der Ansatz kann daher auch als eine pädagogische Antwort auf rechtliche Grundlagen wie das SGB VIII, die UN-Kinderrechtskonvention, die UN-Behinder- tenrechtskonvention und das Bundesteilhabe- gesetz gesehen werden. Anhand von vier Handlungsfeldern (Zusam- menarbeit im Team, Interaktion mit Kindern, Gestaltung der Lernumgebung und Zusam- menarbeit mit Eltern /Bezugspersonen) kön- nen Teams sich auf den Weg machen, ihre
Vorurteilsbewusst von Anfang an… Was haben Vorurteile mit mir aber Kinder haben doch keine als Fachkraft zu tun? Vorurteile, oder? In der Vorurteilsbewussten Bildung und Er- Kinder lernen von Anfang an, dass bestimmte ziehung© gilt der Grundsatz: Wir alle haben Zugehörigkeiten gesellschaftlich verschiedene Vorurteile – vorurteilsfrei zu sein, das gibt es Reaktionen hervorrufen und dass mit diesen gar nicht. Denn wir alle werden in Systemen Bewertungen auch Zugänge zur sozialen Teil- sozialisiert, welche auf Ungleichheiten und habe verwehrt oder als selbstverständlich er- Machtverhältnissen aufbauen. So wie die Kin- lebt werden können. Junge Kinder spüren ganz der, mit denen wir arbeiten, schon ganz früh genau, ob sie sich und ihre Familienkultur in Vorurteile abrufen können, so haben auch wir den Einrichtungen wiederfinden, ob sie mit all als Kinder verschiedene Bilder über Zugehörig- dem, was sie ausmacht, sichtbar und damit keiten und ihre gesellschaftlichen Bewertun- wichtig sind. Sie erleben, dass in ihrer Umge- gen verinnerlicht. bung auf Geschlechtsidentität, Behinderung, Als pädagogische Fachkraft bin ich niemals Alter, Fluchtgeschichte, Sprache, Religion, losgelöst von meiner eigenen gesellschaftli- Aufenthaltsstatus, Familienform etc. auf un- chen Position, egal ob diese mir bewusst ist terschiedliche Weise Bezug genommen wird. oder nicht. Wir alle erleben Diskriminierung Diese Botschaften der Außenwelt, die häufig und*oder habe Privilegien, welche uns in unse- unbewusst mit Bewertungen und Normalitäts- rer Arbeit beeinflussen. Eine Einrichtung der bildern verbunden sind, spielen für Kinder eine Kindertagesbetreuung spiegelt immer auch wesentliche Rolle bei der Entwicklung ihres gesellschaftliche Ungleichheiten wider und ist Selbstwertgefühls. keinesfalls ein Schonraum. Kinder benötigen daher Erwachsene, die Daher ist es in der Selbstreflexion als Päda- Unterschiedlichkeiten wahrnehmen und wert- gog*in so relevant, zu verstehen, woher be- schätzen und die bei Diskriminierung ein- stimmte Normalitätsvorstellungen und Stereo- greifen und Kinder unterstützen, sich gegen type rühren. In einer diskriminierungssensiblen Ungerechtigkeiten zu wehren. Um Kindern zu Pädagogik geht es darum, dies zu erkunden, vermitteln, dass man sich wehren kann und damit verinnerlichte Bilder, Glaubenssätze und Ungerechtigkeiten nicht hinnehmen muss, Vorurteile nach und nach erkannt werden kön- brauchen Erwachsene die Überzeugung, dass nen und Offenheit für neue Sichtweisen ent- soziale Ungleichheiten nicht „normal“, son- steht. Dies ist ein lebenslanger Prozess, der nie dern menschlich gemacht sind und viele ne- abgeschlossen oder „fertig“ ist. gative Auswirkungen haben. „Welche Botschaften empfangen Kinder über das soziale Zusammenleben in unserer Gesellschaft? Welche Bedeutung haben diese Botschaften für ihr Bild von sich selbst und von anderen? Was bedeutet das für ihre Lernmoti- vation? Und welche Informationen und Werte wollen wir als Pädagogen*innen den Kindern mitgeben?“ In der vorurteilsbewussten Päda- gogik stehen diese Fragen im Fokus.
Vorurteilsbewusste Bildung und Quellen und Weiterführende Links: Erziehung© in Fortbildungen als Qualitätsentwicklung für die Institut für den Situationsansatz/Fachstelle frühkindliche pädagogische Praxis Kinderwelten (Hrsg.) (2016b): Qualitätshand- buch für Vorurteilsbewusste Bildung und Erzie- Lernprozesse von Fachkräften brauchen Be- hung in Kitas. Verfahren und Instrumente für gleitung, Austausch im Team, und Räume, die die interne Evaluation zur Weiterentwicklung oben genannten Themen Zeit und Beachtung inklusiver pädagogischer Praxis. schenken. Fortbildungen unterstützen diese Zu beziehen über: www.situationsansatz.de Prozesse maßgeblich: sie liefern neuen fach- lichen Input oder erfrischen altes Wissen, för- Institut für den Situationsansatz /Fachstelle dern kollegialen Austausch mit Fachkräften Kinderwelten (Hrsg.) (2018): Inklusion in der (aus anderen Einrichtungen) und ermöglichen Fortbildungspraxis. Lernprozesse zur Vorur- eine Reflexion der eigenen Arbeit und Rolle. teilsbewussten Bildung und Erziehung beglei- Auch können in Fortbildungen eigene Praxis- ten. Ein Methodenhandbuch. Berlin: Wamiki fragen eingebracht werden, nach gemeinsa- men Lösungen gesucht und dadurch neue Institut für den Situationsansatz /Fachstelle Kin- Perspektiven gewonnen werden. derwelten (Hrsg.) (2018): Inklusion in der Praxis: Eine diversitätsorientierte Organisationsent- Die Kita vorurteilsbewusst leiten. Berlin: Wamiki wicklung und Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung haben beide das Ziel, Inklusion auf Institut für den Situationsansatz / Fachstelle individueller, kultureller und institutioneller Kinderwelten (Hrsg.)(2016a): Inklusion in der Ebene umzusetzen und dabei Diskriminierung Kitapraxis. 4 Bände. (Band 1: Die Zusammen- in den Blick zu nehmen. Vorurteilsbewusste Bil- arbeit mit Eltern vorurteilsbewusst gestalten, dung und Erziehung kann als pädagogisches Band 2: Die Lernumgebung vorurteilsbewusst Praxiskonzept Teams auf ihrem Weg zu einer gestalten, Band 3: Die Interaktion mit Kindern inklusiven und diskriminierungssensiblen Or- vorurteilsbewusst gestalten, Band 4: Die Zu- ganisation unterstützen und begleiten. sammenarbeit im Team vorurteilsbewusst ge- stalten.) Verlag Wamiki: Berlin Infobriefe zu unterschiedlichen Themen für die Praxis: KiDs aktuell Zahlreiche Publikationen zum Downloaden: www.kinderwelten.net Autor*innen: marie* Friese, Fortbildungsreferent*in im Bereich Kindertagesbetreuung, SFBB Sozial- pädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin Brandenburg Petra Wagner, Direktorin Institut für den Situ- ationsansatz ISTA/ Leitung Fachstelle Kinder- welten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung©
FORTBILDUNGSANGEBOTE Fortbildungsangebot am Sozialpäda- • „Wie kann ich Beschwerdeverfahren gogischen Fortbildungsinstitut Berlin diskriminierungs- und adultismussensibel Brandenburg (SFBB) für alle Kinder umsetzen?“ • „Wie komme ich mit Kindern über Am Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Vielfalt, Ungerechtigkeit und Berlin Brandenburg (SFBB) haben Fachkräfte Ausgrenzung ins Gespräch?“ der Kinder- und Jugendhilfe aus Berlin und Brandenburg die Möglichkeit, eine Vielzahl an Dies sind Beispiele für Fragen, auf die wir in Fortbildungen zu besuchen. Im Bereich der unseren Fortbildungen am SFBB gemeinsam Kindertagesbetreuung gibt es für Erzieher*in- mit den Fachkräften Antworten suchen. nen, Leitungen, Fach- und Praxisberatungen und andere Fachkräfte verschiedene Fortbil- Anknüpfend an das Projekt „Interkulturelle Öff- dungen zu Diversity-Themen. Diese finden nung der Jugendhilfe – Qualität sichern, Teil- Sie u. a. unter den Themenfeldern „Inklusion, habe ermöglichen“ sind Akteur*innen der di- Vielfalt und Diskriminierungssensibilität“ so- versityorientierten Organisationsentwicklung wie „Demokratie (er)leben“. Aber auch in den herzlich eingeladen, sich am SFBB für Fortbil- anderen Themenfeldern wird Vielfalt, Inklusion dungen anzumelden. Für Nachfragen zu Fort- und Diskriminierungssensibilität in den Fort- bildungsinhalten können Sie gerne den Fach- bildungen aufgegriffen und mit anderen fach- bereich der Kindertagesbetreuung des SFBBs lichen Schwerpunkten verknüpft. In Koopera- kontaktieren, z. B. unter: tion mit dem Institut für den Situationsansatz/ marie.friese@sfbb.berlin-brandenburg.de. Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung und dem Projekt KiDs Informationen zu der Anmeldung für Fach- – Kinder vor Diskriminierung schützen! werden tage und Fortbildungen am SFBB sowie das einige der Seminare zu Diversity-Themen von ausführliche Jahresprogramm finden Sie unter: Multiplikator*innen für Vorurteilsbewusste Bil- sfbb.berlin-brandenburg.de dung und Erziehung© geleitet. • „Kinder brauchen Bücher – aber welche? Wie können Vorurteilsbewusste Kinderbü- cher in Krippe und Kita aussehen?“ • „Wie kann ich in der Kita Partizipation ohne Ausgrenzung gestalten?“ • „Wie greife ich ein, wenn Kinder sich untereinander diskriminieren?“ • „Was ist drin, wenn Familie draufsteht – wie vielfältig sind Familienformen und wie kann ich dies in meiner Arbeit aufgreifen?“
Fortbildungsangebot der Fachstelle • der Lernumgebung Kinderwelten für Vorurteilsbewusste • der Interaktion mit Kindern Bildung und Erziehung©/ Institut für • der Zusammenarbeit mit Familien den Situationsansatz (ISTA) • der Zusammenarbeit im Team.1 Der Ansatz Vorurteilsbewusste Bildung und Kitaleitungen kommt eine besondere Verant- Erziehung© befasst sich mit den Auswirkun- wortung zu, ihre Teams bei der vorurteilsbe- gen gesellschaftlicher und institutioneller wussten Praxis zu unterstützen, sie brauchen Machtverhältnisse auf Kinder und deren Fa- spezifisches Know-how, um die Kita vorurteils- milien. Basierend auf den Bausteinen Selbst- bewusst zu leiten.2 reflexion, Wissenserweiterung und Praxisre- Das Fortbildungsangebot der Fachstelle flexion unterstützen die Fortbildungen päd- ist an folgende Zielgruppen gerichtet: Päda- agogische Fachkräfte dabei, Einseitigkeiten, gogische Fachkräfte, Kitateams, Kitaleitun- Vorurteile und Diskriminierungen in ihrem gen, Fachberater*innen, Fortbildner*innen, Berufsfeld zu erkennen und konkrete Praxis- Trägervertreter*innen. veränderungen durchzuführen. Die Fortbildungen orientieren sich an den Mögliche Fortbildungsformate vier Zielen Vorurteilsbewusster Bildung und und -themen (Auszüge): Erziehung©. Sie geben den Fachkräften Hand- lungsorientierung und bauen aufeinander auf: a) Teamfortbildungen zur Implementie- rung Vorurteilsbewusster Bildung Ziel 1: Alle Kinder in ihren Identitäten und Erziehung© bestärken, wozu auch die Anerkennung Die Implementierung findet als In-House-Pro- ihrer Familienkulturen gehört zess statt, an dem das gesamte Team einer Ein- Ziel 2: Allen Kindern Erfahrungen mit richtung teilnimmt. Fortbildungstage wechseln Vielfalt ermöglichen, wodurch sie mit Praxisphasen, die fachlich begleitet wer- Empathie und Aufgeschlossenheit für den. Für die Implementierung aller vier Ziele/ Unterschiede entwickeln Handlungsfelder empfehlen wir mindestens 8 Ziel 3: Kinder in ihrer Wahrnehmung von Fortbildungstage, besser sind 10 Tage, über ungerechten Handlungen und Äußerun- den Zeitraum von 2 – 3 Jahren. Die Praxisbe- gen unterstützen und damit ihr kritisches gleitung in den Praxisphasen zwischen den Denken über Gerechtigkeit anregen Fortbildungseinheiten umfasst je nach Bedarf Ziel 4: Kinder ermutigen, sich gegen thematische Dienstbesprechungen, Hospita- ungerechte Handlungen und abwertende tionen, Beratung und Leitungsgespräche. Äußerungen zur Wehr zu setzen Vorurteilsbewusste Praxis zeigt sich in allen Bereichen des Kitaalltags. Mit ihren Veröffent- lichungen hat die Fachstelle die praktische Um- 1 I STA/ Fachstelle Kinderwelten (Hrsg.) (2016): setzung für vier Handlungsfelder konkretisiert. Inklusion in der Kitapraxis. 4 Bände. (Band 1: Es handelt sich um die vorurteilsbewusste Die Zusammenarbeit mit Eltern vorurteilsbewusst gestalten, Band 2: Die Lernumgebung vorurteilsbe- Gestaltung wusst gestalten, Band 3: Die Interaktion mit Kindern vorurteilsbewusst gestalten, Band 4: Die Zusam- menarbeit im Team vorurteilsbewusst gestalten.) Verlag Wamiki: Berlin 2 ISTA/ Fachstelle Kinderwelten (Hrsg.) (2018): Inklu- sion in der Praxis: Die Kita vorurteilsbewusst leiten. Berlin: Wamiki
b) Fortbildungen zu verschiedenen Absprache einzelne Aspekte der vorurteilsbe- Themen (In-House oder wussten Erziehung und Bildung© aufgegriffen kitaübergreifend) und Interesse an einer vertieften Auseinander- Einzelne Vielfaltsaspekte können ebenso The- setzung wecken. Workshops geben einen kur- ma sein wie die vier Handlungsfelder oder die zen Einblick in die Thematik und erste Impulse vier Ziele, die alle wiederum kombinierbar sind. für die pädagogische Praxis. Einige Beispiele: b) Multiplikator*innen-Ausbildung • Typisch Mädchen? – Typisch Junge? für den Ansatz Vorurteilsbewusste Genderbewusste Pädagogik in der Kita Bildung und Erziehung© • Armut und armutssensibles Handeln Zielgruppe dieser Ausbildung sind Kitabera- in der Kita ter*innen, Fortbildner*innen, Kitaleiter*innen. • Kinder brauchen Bücher – aber welche? Inhalt des 15tägigen Grundlagenkurses ist die • Dafür bist du noch zu klein! intensive Beschäftigung mit dem Ansatz der – Adultismus in der Kita vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung. • „Das Einzige, was nervt, sind die Eltern!“ Neben Fachkenntnissen und Methoden zur – Die Zusammenarbeit mit Eltern Weitervermittlung bietet der Kurs Raum zur vorurteilsbewusst gestalten Reflexion der eigenen gesellschaftlichen Posi- • „Ich bin nicht rassistisch, aber…“ tionierung und der Berufspraxis. Der Kurs soll – Eine Einführung in die rassismuskritische die Teilnehmenden stärken, in ihrem Arbeits- Bildung im Elementarbereich feld Einseitigkeiten, Vorurteile und Diskrimi- • Sprüche, Parolen, Vorurteile – Was tun nierungen zu erkennen und sie befähigen, bei diskriminierenden oder rechtsextre- den Ansatz vorurteilsbewussten Bildung und men Äußerungen von Eltern in Kita, Erziehung© innerhalb ihrer Organisationen Familienzentrum oder Kindertagespflege? und in Einrichtungen zu implementieren. Auf- bauend auf den Grundlagenkurs qualifiziert Die Fortbildungen können ein- oder mehr- ein Aufbaukurs für die fachliche Begleitung der tägig nach Bedarf angeboten werden. Einige Implementierung des Ansatzes in Kitas oder dieser Angebote finden sich im jährlichen Fort- für die Arbeit mit Persona Dolls. bildungsprogramm der Fachstelle, diese Fort- bildungen finden in Berlin statt: c) Fachberatung www.situationsansatz.de Ein neues Angebot ist Kita-Fachberatung im Die Fortbildungen können auch als Workshops ISTA, auch mit dem Fokus auf Fragen und angeboten werden, z. B. an Fachtagen oder zur Themen rund um Vorurteilsbewusste Bildung Dienstberatung. und Erziehung©. a) Vorträge und Workshops bei Fachtagen Fachtage sind gut geeignet, um den fachlichen Austausch einer größeren Anzahl von päda- gogischen Fachkräften im Träger anzuregen, indem Impulse zur Qualitätsentwicklung ge- geben werden. Zum Ansatz Vorurteilsbewuss- ten Bildung und Erziehung© sind Fachtage mit unterschiedlichen Schwerpunkten möglich. Sie bestehen jeweils aus einem Fachvortrag und 4–5 Workshops. Im Vortrag werden nach
Fortbildungsangebot der Das Modul “Sprache und vorurteilsbewusste Sprachberatung Märkisch-Oderland Bildung” vermittelt Grundlagen der vorurteils- bewussten Bildung, Diversität und Inklusion. Die Sprachberatung Märkisch-Oderland ist Mit der Fortbildung werden folgende Ziele ein Landesprogramm zur Sprachbildung in verfolgt: Brandenburger Kindertagesstätten. Das kos- tenlose Fortbildungs- und Beratungsangebot • Interkulturelle Kompetenz im Team auf- richtet sich an alle Kindertagesstätten und Ta- bauen durch einen ‘vorurteilsbewussten gespflegepersonen aus dem Landkreis Mär- Blick’ auf die eigene Arbeit, auf das Team kisch-Oderland. Seit 2012 werden Kita-Teams und die Lernumgebung fachlich begleitet, um die Interaktionsqualität • Mit vielfältigen kulturellen Hintergründen, in Alltagssituationen weiterzuentwickeln und Familienformen und Geschlechterverhält- die Fachkräfte in der Gestaltung einer innova- nissen wertschätzend umgehen tiven pädagogischen Praxis zu unterstützen. • Kenntnisse zu Mehrsprachigkeit und Pädagog*innen lernen ihr eigenes Sprechver- Zweitspracherwerb im Team erhöhen halten besser zu reflektieren, sie erweitern ihre • Inklusive frühpädagogische Ansätze und diagnostischen Fähigkeiten und vertiefen ihre Konzepte auf die Kita anpassen Kenntnisse zum kindlichen Spracherwerb. Die Fortbildungen orientieren sich an den Bedar- Als Kooperationspartner des Jugendamtes fen der Kindertagesstätten, sind praxisbezo- Märkisch-Oderland möchte die Sprachbera- gen und können durch Inhouse-Beratungen tung MOL mit diesen Angeboten dazu beitra- begleitet werden. gen, Diversitätsorientierung in den Kinderta- Mit dem Modul “Mehrsprachigkeit in der gesstätten des Landkreises zu fördern. Gelei- Kita” verfügt die Sprachberatung MOL über tet wird die Sprachberatung von Prof. Frauke ein Angebot, das insbesondere Kompetenzen Hildebrandt. zur Förderung des Zweitspracherwerbs vermit- telt. Pädagog*innen werden dabei unterstützt, Ansprechpartnerin für interessierte Kitas Kinder mit anderen Muttersprachen beim Er- ist Christiane Thoms, zu erreichen unter lernen der deutschen Sprache im Kita-Alltag zu post@sprachberatung-mol.de sowie tele- begleiten. Dazu sind folgende Inhalte Teil der fonisch unter 0172-9753867. Weiterführende Fortbildung: Informationen finden Sie auf der Seite: Sprachberatung-mol.de • Ein kurzer Überblick über die spezielle Lage in der jeweiligen Kita • Einführung in Grundlegendes (Willkom- menskultur, Wertschätzung, Einbindung, Teilhabe, vorurteilsbewusste Bildung) • Kenntnisse zum Zweitspracherwerb (simultaner / sukzessiver Spracherwerb) • Vor welche Herausforderung sehen sich Pädagog*innen gestellt? Wie kann ein Team damit umgehen und zur Reflexion der eigenen Einstellungen angeregt werden?
KINDER BRAUCHEN BÜCHER UND SPIELMATERIALIEN, ABER WELCHE? Bücher und Spielmaterialien sind für viele Kin- Identitätsaspekten „richtig“ sind, ein wichtiger der unserer Gesellschaft bedeutsam. Mit ihrer Baustein für den Aufbau von Selbstakzeptanz Hilfe erschließen sich Kinder die Welt, in der und Selbstsicherheit. Bedeutsam ist hierbei, sie leben. Immer noch repräsentieren diese dass Vielfalt nicht ausschließlich problema- Materialien nicht die ganze Bandbreite der tisiert wird, sondern beiläufig und nebenbei gesellschaftlichen Vielfalt, sondern zeichnen geschieht. Es muss, wie wir alle wohl wissen, vielmehr ein eindimensionales gesellschaftli- beispielsweise nicht per se ein Problem sein, ches Bild, das von der Lebensrealität vieler Kin- in einer Ein-Eltern- oder „Patchwork“-Familie der abweicht. Viel zu oft sind die Puppen oder aufzuwachsen. Spielfiguren weiß1. Die Utensilien, mit denen Ein weiterer Aspekt, der für vielfältige Kin- weiblich gelesene Spielfiguren ausgestattet derbücher und Spielmaterialien spricht, ist sind, sind in Bezug auf Gender einseitig: es die sog. „Fensterfunktion“. Diese gewährt Ein- überwiegen traditionell „weiblich“ etikettierte blicke in Lebensrealitäten, die nicht vertraut Gegenstände beispielsweise aus der Schön- und/oder neu sind. Auf diese Weise ist eine heitspflege, auch die Farbgebung bleibt häufig Perspektiverweiterung möglich: Es gibt auf der im rosa-lilafarbenen Bereich. In Kinderbüchern Welt noch so viel mehr als die eigenen Erfah- dominieren Vater-Mutter-Kind-Familien, die im rungsräume! Vielfältige Materialien sind somit Milieu der Mittelschicht angesiedelt sind, die für alle Kinder wichtig. Sie unterstützen Kinder Vielfalt der Familienformen wird kaum abgebil- darin, sich selbst und andere zu akzeptieren det. Menschen mit einer Behinderung spielen und können so einen Beitrag zur Stärkung von weder in Kinderbüchern noch in Spielmateria- Empathie und Perspektivübernahme leisten. lien eine große Rolle. Auf der Website der Fachstelle Kinderwelten Damit Spielmaterialien und Bücher aber für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung© für Kinder interessant sind, müssen diese so empfehlen wir Kinderbücher und Spielmateria- gestaltet sein, dass sich Kinder darin wieder- lien, die selbstverständliche Vielfalt abbilden: finden. Diese Möglichkeit, sich mit der eige- nen Lebenswirklichkeit wiederzuerkennen, www.situationsansatz.de wird als „Spiegelfunktion“ bezeichnet. Kinder erhalten auf diese Weise Anerkennung für Autorin: Gabriele Koné, Mitarbeiterin der Fach- sich selbst und ihre Bezugsgruppe(n). Sie be- stelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bil- kommen die Botschaft, dass sie mit all ihren dung und Erziehung© im Institut für den Situ- ationsansatz ISTA 1 „weiß“ wird hier kursiv geschrieben, um deutlich zu machen, dass es sich bei dem Begriff „weiß“ nicht um einen Hautton oder eine biologische Kategorie handelt, sondern um eine soziale Konstruktion, die zugleich gesellschaftliche Hierarchien ausdrückt und gesellschaftliche Positionen zuweist.
Vorurteilsbewusste Spielmaterialien aus der fachstelle Kinderwelten für Vor- urteilsbewusste Bildung und Erziehung© im Institut für den Situationsansatz ISTA
Impressum Herausgeber: Bildungsteam Berlin-Brandenburg e. V. Cuvrystr. 20 A, 10997 Berlin Tel.: + 49 (0) 30 61076544, Fax.: + 49 (0) 30 61076545 interkoe@bildungsteam.de, www.bildungsteam.de V. i. S. d. P.: Kerem Atasever Redaktion: Jenny Howald, Salka Wetzig Gestaltung: gegenfeuer.net Herstellung: Pinguin Druck GmbH Juni 2020 Diese Publikation ist entstanden im Rahmen des Projektes „Interkulturelle Öffnung der Jugendhilfe in Berlin und Brandenburg – Qualität sichern, Teilhabe gestalten“, 2018– 2020. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.
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