Erfahrungsbericht Erasmus Vilnius Sommersemester 2022
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Erfahrungsbericht Erasmus Vilnius Sommersemester 2022 Vorbereitung Ich habe das Sommersemester 2022 in Vilnius verbracht. Da ich bei der Bewerbung weder meinen Erst- oder Zweitwunsch bekommen habe, habe ich mich dann unter den Restplätzen für Vilnius entschieden. Nach der Zusage durch die Charité musste man sich noch bei der Vilnius University direkt bewerben, was aber unkompliziert verlief. Auch das Erstellen des Learning Agreements verlief ohne Probleme. Die Landessprache von Litauen ist Litauisch. Ich habe weder vor der Abreise noch vor Ort einen Sprachkurs gemacht. Es gibt die Möglichkeit Sprachkurse in Litauisch an der Universität vor Ort zu absolvieren. Von Erzählungen anderer Studierender kann ich sagen, dass Litauisch schwer zu lernen ist und es sich eher lohnen würde, wenn man für ein ganzes Jahr bleibt. Die jüngere Bevölkerung spricht meistens Englisch und die Älteren Russisch. Da das Studium auf Englisch ist, sollte man über gute Englischkenntnisse verfügen. Ein Sprachtest dafür habe ich kostenlos an der FU gemacht. Ausblick vom Hill of Tree Crosses Unterkunft im Gastland Die Vilnius University bietet Wohnheime an. Nach den Erfahrungsberichten anderer Studierender und einem Blick auf die Webseite dazu (https://www.vu.lt/en/studies/bachelor-and-integrated- studies/living-in-lithuania/accommodation) habe ich mich jedoch dagegen entschieden. Die Wohnheime sind sehr günstig, liegen aber leider auch eher dezentral. Außerdem teilt man sich ein Zimmer zu 2. oder 3. und das Bad zum Teil zu sechst. Ich habe ein paar Leute getroffen, die sehr gerne im Wohnheim gelebt und die Gemeinschaft genossen haben, aber auch viele die dort kurzzeitig am Anfang waren und schnellstmöglich wieder ausgezogen sind.
Stattdessen habe ich ein Zimmer in einer WG gesucht und bin letztendlich auf Facebook fündig geworden. Mein Zimmer war mitten in der Altstadt und ich habe 250€ kalt gezahlt, das Mietniveau ist also unter dem in Berlin. Generell haben alle Leute, mit denen ich gesprochen habe, ihre Wohnung oder WG auf Facebook gefunden, sodass ich sagen würde, dass die entsprechenden Gruppen dort der beste Anlaufpunkt sind. Generell würde ich jedem empfehlen sich eine Wohnung in oder Nahe der Altstadt zu suchen, weil man so das meiste fußläufig erreichen kann. Man sollte jedoch aufpassen, da es auf den Onlineplattformen auch vereinzelt Betrüger gibt. Studium an der Gasthochschule Wie bereits erwähnt findet das Studium des internationalen Kurses auf Englisch statt, man sollte also ein ausreichendes Englischniveau haben. Da das Sprachniveau der Dozierenden sehr unterschiedlich ist, wird auch von einem persönlich kein perfektes Englisch erwartet. Wenn ein Patient im Krankenhaus kein Englisch kann, was oft vorkommt, dann dolmetschen die Ärzte. Dadurch sind in den Kursen zum Teil 8-15 Studierende, die gleichzeitig die Anamnese bei einem Patienten durchführen, was ein bisschen frustrierend sein kann. Das Sommersemester hat im Februar begonnen, sodass ich die Prüfung des 8. Semesters nicht mehr mitschreiben konnte und diese noch nachholen muss. Ich habe in Litauen meine Kurse so belegt, sodass ich mir das 9. Semester und WPF aus dem 8. Semester in Berlin anrechnen lassen konnte. Dazu zählen Pädiatrie, Gynäkologie, Nephrologie und Urologie, Intensivmedizin, Rheumatologie und Geriatrie, Forensische Medizin (Wahlpflichtmodul). Am Anfang des Semesters sind 2-3 Wochen nur Vorlesungen und danach beginnen die „praktischen“ Kurse in den Seminargruppen. Da die von mir gewählten Kurse in Litauen in unterschiedlichen Jahren gelehrt wurden, wechselte ich zwischen verschiedenen Gruppen hin und her. Die Organisation alle Kurse belegen zu können, habe ich als sehr unkompliziert empfunden. Man kann sich zum Teil aussuchen wann man welchen Kurs belegen möchte, sodass es für mich perfekt gepasst hat. Generell hatte ich keine bürokratischen Probleme an der Vilnius University und war mit der Betreuung der Gasthochschule zufrieden. Das Semester ist aufgrund der Covid-Situation zunächst online gestartet. Da der Großteil der dort im internationalen Medizinkurs Studierenden deutsch sind und viele wegen Covid noch in Deutschland waren, haben die Studierenden weiter darauf gedrängt alles möglichst lange online zu lassen, was ich sehr schade fand. Im April wurde dann aber endlich auf Präsenzunterricht umgestellt. Der Unterricht der klinischen Semester findet etwas dezentral im Norden oder Südwesten von Vilnius statt. Vom Zentrum braucht man in etwa 45 Minuten mit dem Bus. Besonders am Anfang des Semesters aber auch über das komplette Semester hinweg organisiert das Erasmus Student Network Events. In der ersten Woche gab es täglich ein Event, mit dem Ziel andere Studierende kennen zu lernen. Ansonsten wurden viele Partys, aber auch Tagesausflüge und mehrtägige Trips zum Beispiel nach Lappland organisiert. Zum Teil war dies etwas chaotisch, aber auf jeden Fall eine gute Gelegenheit neue Leute kennen zu lernen. Man wird außerdem einem Buddy zugeteilt, wobei ich das persönlich als wenig hilfreich empfunden habe. Die ESN gibt auch eine ESN Card für 10€ heraus, mit der man Rabatt auf verschiedene Dinge (zum Beispiel Ryanair) bekommen kann. Kompetenz und Lernerfolg Die Qualität der Kurse und der generelle Aufbau dieser hängt stark von dem jeweiligen Kurs statt. Dementsprechend habe ich die Qualität als sehr gemischt empfunden. Es gab Kurse, bei denen sich die Dozierenden sehr viel Mühe gegeben haben und man verschiedene Patienten und praktische Einblicke
erleben konnte. Jedoch muss man auch hier sagen, dass die Gruppen etwas zu groß waren und man so oft zu 10. on einem Patientenzimmer stand. Bei anderen Kursen hat man ausschließlich Frontalunterricht und manche Kurse bestehen tatsächlich ausschließlich aus von den Studierenden gehaltenen Vorträgen, welche ebenfalls stark in Qualität variieren und dann auch als ausschließliches Lernmaterial für die Prüfungen dienen. Insgesamt würde ich die Qualität der Lehre an der Charité als höher einstufen, jedoch war es trotzdem eine wertvolle Erfahrung den Aufbau und das Studium an einer anderen Universität zu erleben. Auch die Prüfungen beziehungsweise Bewertungsformate schwanken stark zwischen den einzelnen Fächern. In manchen Fächern muss man eine praktische Prüfung absolvieren, Vorträge halten und in anderen schreibt man täglich einen Test. Die Abschlussprüfungen zu jedem Fach finden 3 Tage nach dem letzten Kurs statt, sodass man circa alle 2-3 Wochen eine Prüfung hat. Dadurch kam mir das Lernaufkommen etwas höher vor, jedoch entfällt auch die große Semesterabschlussprüfung. Generell waren alle Prüfungen sehr machbar. Alltag und Freizeit In Litauen besteht der ÖPNV nur aus Bussen. Das Monatsticket kostet für Studierende 5,80€ wobei dies nur mit der litauischen (LSIC) oder internationalem Ausweis (ISIC) gültig ist. Ich würde jedem empfehlen, sich schnellstmöglich nach Ankunft die LSIC für 7€ (?) zu beantragen, da man mit dieser ebenfalls die Universitätsbibliothek nutzen kann. Ich habe meine schon vor Ankunft bestellt und war sehr froh sie direkt zu haben. Als alternatives Transportmittel ist Bolt in Vilnius weit verbreitet, welches günstiger als Uber ist. Eine Fahrt von 15 Minuten kostet meist nur um die 4€. Vilnius ist eine sehr schöne Stadt mit einer großartigen Altstadt und einem breiten Angebot. Es gibt viele einladende Restaurants und Cafés, sowie wie viele Bars und Clubs. Außerdem findet man viele andere kulturelle und künstlerische Verantstaltungen sowie sportliche Events, sodass für alle etwas dabei sein sollte. Generell würde ich sagen, dass Vilnius ein gutes Studentenleben bietet. Es lohnen sich auch einige Ausflüge innerhalb von Litauens. Direkt in der Nähe liegt Trakai, wo man auf jeden Fall einen Tagesausflug hinmachen sollte. Außerdem würde ich jedem empfehlen ans Meer nach Klaipeda, Palanga oder Nida zu fahren. Wenn man länger Zeit hat, würde ich außerdem eine Reise nach Riga und Tallinn empfehlen. Der Strand zwischen Klaipeda und Palanga Zusätzliche Kosten Ich hatte im Vorhinein erwartet, dass Litauen deutlich günstiger sein würde als Deutschland, was sich jedoch als falsch herausgestellt hat. Vielleicht sind Essen im Restaurant oder Getränke in der Bar etwas günstiger, im Supermarkt jedoch merkt man dies nicht. Eher im Gegenteil, viele Lebensmittel, die über
Grundnahrungsmittel hinausgehen, sind dort teurer. Auch die Drogerieprodukte waren teurer, da diese zum Teil aus Deutschland importiert wurden. Interkulturelle Erfahrungen Ich fand die Geschichte Litauens sehr interessant und würde jedem der dort hinreist empfehlen sich weiter damit auseinanderzusetzen. Geprägt davon ist Litauen ein sehr stolzes Volk. Im ersten Moment waren viele Litauer eher verschlossen und abweisend, wobei ich auch sehr herzliche Erfahrungen machen konnte. Generell hatte ich gehofft, mehr Locals kennen zu lernen, was sich jedoch als sehr schwer herausgestellt hat. Sonstiges Während meines Aufenthalts hat Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. Relativ schnell wurde dann in Litauen der Ausnahmezustand ausgerufen, was man jedoch im alltäglichen Leben nicht bemerkt hat. Die Kommunikation der Gasthochschule zu diesem Thema war immer sehr transparent und hat die Erasmus-Studierenden schnell über alles informiert, was ihren Aufenthalt betrifft. Fazit Insgesamt bin ich sehr froh einen Erasmusaufenthalt gemacht zu haben. Ich fand es sehr wertvoll, längere Zeit in einer anderen Stadt und anderem Land gelebt zu haben, sowie an einer weiteren Universität studieren zu können. Die Stadt Vilnius bietet ein sehr gutes Studentenleben. Das Erasmussemester hat mir die Möglichkeit gegeben, einen Teil Europas zu entdecken, den ich noch nicht kannte. Meine Eindrücke aus dem Studium an der Gasthochschule waren gemischt.
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