Ev.-luth. St. Johannis-Kirchengemeinde Uslar Wort zu Himmelfahrt, 21. Mai 2020

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Ev.-luth. St. Johannis-Kirchengemeinde Uslar Wort zu Himmelfahrt, 21. Mai 2020
Ev.-luth. St. Johannis-Kirchengemeinde Uslar

Wort zu Himmelfahrt, 21. Mai 2020

                 Himmelfahrt. Traditionell wird das gerne draußen gefeiert unter freiem
                 Himmel mit fröhlichen Begegnungen und gemeinsamem Essen und
                 Trinken. Angesichts der Ansteckungsgefahr ist uns das in Gemeinschaft
                 verboten. Aber vielleicht ist das die Gelegenheit, die eigentliche
Bedeutung von Himmelfahrt mehr ins Licht zu rücken.
Natürlich ging es auch um die Jünger und ihre Gemeinschaft, um Trost und Hoffnung
angesichts des Todes.
Entscheidend aber war die Frage „Und jetzt?“ Lassen sie uns dieser Frage nachgehen in
der Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen

Liebe Gemeinde,
eines meiner Lieblingsbilder unseres großartigen Altars in der Johanniskirche ist das
Himmelfahrtsbild.

Da gibt es in der Kunst ja sehr
schräge Darstellungen. Ein Jesus,
der sanft zum Himmel empor-
schwebt oder eine Wolke, aus der
noch die Füße baumeln.
Unser Altarbild ist ca. 500 Jahre alt
und viel schlichter. Da ist kein Jesus
mehr zu sehen. Man sieht nur noch
den Kreis der Jünger, die in den
Himmel blicken, ratlos oder erstaunt aber voller Gewissheit, dass Jesus doch gerade noch
da war. Und wir sehen den Beweis Der Grasflecken in ihrer Mitte ist zwar leer, aber in
den Boden haben sich Jesu Füße eingedrückt. Da gibt es keinen Zweifel. Keine
Einbildung sondern nur ein echter Körper konnte das hinterlassen: Fußabdrücke, Jesu
Fußstapfen. Die hat er uns hinterlassen. Damit wir in ihnen gehen können.

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Wie sehen sie aus, die Fußstapfen Jesu? Kann ich als Mensch wirklich in ihnen gehen?
Da hat Jesus einen sehr klaren Weg vorgezeichnet.
Er erzählt den Menschen von Gott, bringt ihnen seine Liebe nahe und macht ihnen
deutlich, dass Liebe zu Gott auch immer die Liebe zum Mitmenschen bedeutet.
Er stellt oft seine Bedürfnisse hinten an, lehrt und heilt, tagelang am See Genezareth,
manchmal bis zur Erschöpfung.
Er begegnet den Menschen vorurteilsfrei wie unheilbar Kranken oder gesellschaftlich
Inakzeptablen, gierigen Zöllnern oder abseits stehenden Andersgläubigen.
Die ewig diskutierenden Pharisäer weist er in ihre Grenzen und kleinen Kindern gesteht
er große Rechte zu. Er erwartet keine Gegenleistungen, freut sich einfach mit den
Menschen, denen er Gutes tut.
Über Gesetze, die keinem Menschen nützen, setzt er sich fröhlich hinweg und formuliert
einen Grundsatz, der, wenn ihn alle beherzigen würden, wohl die Welt revolutionieren
würde „Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut ihr auch ihnen!
 — Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“
Mit dieser Einstellung eckt Jesus auch immer wieder an, besonders bei denen, die sich
in ihren Vorurteilen gut eingerichtet haben, die ihre Macht nicht hinterfragt haben
wollen, die sich von niemandem etwas vorschreiben lassen wollen.
Aber davon lässt er sich nicht einschüchtern sondern lebt gerade hier diese Liebe und
Barmherzigkeit vor. Sie gegenüber den Liebsten angedeihen zu lassen, ist keine Kunst.
Aber liebevoll und barmherzig meinen Anfechtern gegenüber zu sein, das ist eine
Herausforderung. Fußstapfen, ganz schön groß und oft auch nicht sonderlich bequem.
Aber wenn ich etwas vom Himmel Gottes spüren möchte, möchte, dass sich etwas hier
auf Erden zum Besseren verändert, dann muss ich in diesen Fußstapfen meinen Weg
gehen. Und das heißt:
Ich versuche meinen Nächsten zu akzeptieren, auch den der ständig nörgelt und die, die
mir manchmal das Leben schwer macht.
Ich nehme meine Bedürfnisse ernst, aber stelle sie auch mal hinten an. Wenn jeder von
uns gerade jetzt in Corona-Zeiten seinen Beitrag zum Schutze anderer leistet, ist am Ende
jedem gedient.

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Ich versuche meinen Vorurteilen auf die Schliche zu kommen und merke, wie schwer das
ist, Menschen aus Schubläden heraus zu holen und ihnen einen neuen Wert zu geben.
Ich versuche die ganzen Verschwörungstheoretiker zu hinterfragen und suche nach
dem, was uns in diesen Zeiten weiter hilft und stärkt, anstatt uns zu ängstigen und zu
verunsichern.
Das sind für mich Jesu Fußstapfen.
Manchmal ganz schön groß und herausfordernd, aber nie zu groß, dass ich aus ihnen
heraus fallen könnte. Denn Jesu Blick auf mich bleibt immer der des Liebenden und des
Barmherzigen. Amen
Ihre Pastorin

Fürbitte:
Gott im Himmel, reiß die Wolken auf.
Deine Kraft wird auf der Erde gebraucht.
Du machst lebendig.
Vertreibe alles, was uns krank macht in der Seele und in unserem Körper.
Rette die Menschen, denen Gewalt angetan wird.
Du bist stark. Wirke unter uns mit deiner himmlischen Kraft.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich

Christus, aufgefahren in den Himmel, reiß die Wolken auf.
Dein Frieden wird auf der Erde gebraucht.
Durchdringe die Herzen der Menschen.
Führe vom Hass zur Liebe.
Führe vom Irrtum zur Wahrheit
Führe von der Verzweiflung zur Freude.
Schaffe dir Raum in aller Welt.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich

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Himmlischer Geist, reiß die Wolken auf.
Dein Wehen wird auf der Erde gebraucht.
Du berufst die Menschen guten Willens.
Zünde dein Feuer an.
Wecke die Müden auf.
Ermutige die Ängstlichen.
Erneuere die Kirche.
Du bist unsere Hoffnung.
Zeige uns den Himmel hier auf Erden unter uns.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich
Gott, überall ist dein Himmel, reiß die Wolken auf
für deine Schöpfung, für uns, durch Jesus Christus,
der bei dir im Himmel ist. Amen.

                   Und es segne und behüte dich Gott,
              der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
                                  Amen

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