Fairer Handel Methodenreader zum Thema Fairer Handel - fair-rhein
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Fairer Handel Methodenreader zum Thema Fairer Handel Zusammengestellt im Rahmen des Projektes „Weltgarten 2020“, letzte Aktualisierung: 02/2021 fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit Verein zur Förderung des fairen Handel(n)s am Niederrhein e.V. www.fair-rhein.de
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Inhalt Einleitung................................................................................................................................................. 2 Methodisch/didaktische Hinweise .......................................................................................................... 3 Methoden in der Übersicht ..................................................................................................................... 4 Ist das etwa gerecht? .............................................................................................................................. 5 Assoziationen zum Fairen Handel – Black Boxes..................................................................................... 7 Interaktive Geschichte – Ein Tag auf der Orangenplantage .................................................................... 9 Fairer Handel vs. Konventioneller Handel: Beispiel Orangensaft ......................................................... 11 The real deal – ein fairer Werbespruch................................................................................................. 12 Wortsalat – Ein Kooperationsspiel ........................................................................................................ 13 Who is Who – Die 2 Wege des Fairen Handels in Deutschland ............................................................ 14 Einleitung Was macht den Fairen Handel aus? Per Definition beschreibt er eine… Wieso gibt es überhaupt „fairen“ Handel? Und was ist das Besondere an Weltläden? „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach Das ist unfair! Kinder und Jugendliche haben mehr Gerechtigkeit im internationalen oft einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Handel strebt. Durch bessere Handelsbe- Die Auseinandersetzung mit Produktions- und dingungen und die Sicherung sozialer Handelsbedingungen unserer Konsumgüter ist Rechte für benachteiligte Produzent*innen daher eine interessante Aufgabe. Dabei wer- und Arbeiter*innen – insbesondere in den den Ungerechtigkeiten erkannt, die meist Ländern des Südens – leistet der Faire nicht so leicht aufzulösen sind. Der Faire Han- Handel einen Beitrag zu nachhaltiger del zeigt einen alternativen Weg, zu den „nor- Entwicklung.“ malen“ Strukturen des Welthandels, die viel zu oft zu Lasten der Produzent*innen in Län- (www.forum-fairer-handel.de\fairer-handel\definition) dern des Globalen Südens gehen. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 2
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Allein in Deutschland engagieren sich rund von Produzenten, die sich zu den Grundsätzen 100.000 Menschen für den Fairen Handel: des Fairen Handels verpflichten. Anhand von in Weltläden und Fair-Handels-Gruppen, in einzelnen Produkten und deren Hintergrund, Fairtrade-Towns und -Schools, in Unterneh- erfahren die Kinder, Jugendlichen und Erwach- men, Kirchengemeinden und Jugendgruppen. senen mehr über konkrete Beispiele und den Fairer Handel schafft mehr Gerechtigkeit und besonderen Wert des Fairen Handels. Teilhabe. Alle Fair-Handels-Produkte stammen Methodisch/didaktische Hinweise Der Faire Handel wird häufig auf den „fairen“ Wir, als Multiplikator*innen, sollten uns zum Preis reduziert. Das Gleichnis Fairer Handel = Ziel setzen, gerade auch die immateriellen eine gute Bezahlung liegt zwar nahe und er- Leistungen des Fairen Handels hervorzuheben. scheint gerade für Konsument*innen logisch. Dennoch gehen die Leistungen des Fairen Ebenso geht es darum, die Klischeedarstellun- Handels weit darüber hinaus. Neben der Ein- gen der „armen Bauern, die Dank des Fairen kommenssicherheit sind es vor allem langfris- Handels nun eine medizinische Grundversor- tige Handelsbeziehungen, Mitsprachemöglich- gung“ haben, zu umgehen. Sicherlich kann keiten in der Lieferkette und die demokrati- dieses Beispiel Realität in der Zusammenarbeit schen Strukturen in den Produzenten-Organi- sein, aber eben nur eine von vielen Realitäten, sationen, welche die Mitglieder nachhaltig die dem Prinzip des Fairen Handels und all sei- stärken. Auch die signifikant höhere Beteili- nen Beteiligten nicht gerecht wird. Es geht gung von Frauen an Wirtschaftsaktivitäten nicht um das „Shoppen mit gutem Gewissen“ und in der Entscheidungsfindung, sowie die oder die „gute Tat“, denn der Faire Handel ist genau keine Almosenwirtschaft. Vielmehr wol- Zusammenarbeit mit anderen Initiativen, z.B. im Bereich des Umweltschutzes, zeichnen den len wir für die oft prekären Folgen der „nor- Fairen Handel aus. malen“ Weltwirtschaft für Mensch und Um- welt sensibilisieren. Letztendlich geht es um die Frage, wie - und zu wessen Nutzen oder Schaden - Güter weltweit produziert werden. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 3
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Methoden in der Übersicht Ist das etwa gerecht? ab 12 Jahre 45-60 Minuten S. 5 Assoziationen zum Fairen Handel – ab 10 Jahre 20-30 Minuten S. 7 Black Boxes Interaktive Geschichte – ca. 8-12 Jahre 30-40 Minuten S. 9 Ein Tag auf der Orangenplantage Fairer Handel vs. Konventioneller Handel: ca. 8-12 Jahre 15-20 Minuten S. 11 Beispiel Orangensaft The real deal – ein fairer Werbeslogan ab 12 Jahre 20-30 Minuten S. 12 Wortsalat – Ein Kooperationsspiel ab 12 Jahre 20-30 Minuten S. 13 Who is Who – Die 2 Wege des Fairen ab 14 Jahre 45-60 Minuten S. 14 Handels in Deutschland Vorbereitung für Multiplikator*innen: Basics des Fairen Handels Die Grundsätze des Fairen Handels finden Sie hier: https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/wiki/37 Ausführliche Informationen und eine große Material-Datenbank für die Bildungsarbeit im Fairen Handel finden Sie beim Forum Fairer Handel: www.forum-fairer-handel.de Die vom Forum herausgegebene Reihe „Kompass Fairer Handel“ eignet sich vor allem für Einstei- ger*innen. Auf zwei Seiten fassen die Factsheets wichtige Themen des Fairen Handels zusammen: Woran erkenne ich Produkte aus Fairem Handel? (2020) | Download Was ist Fairer Handel? (2017) | Download Wirkungen des Fairen Handels (2017) | Download Politische Forderungen des Forum Fairer Handel (2017) | Download Faire und ökologische Kleidung im Fokus (2017) | Download Kaffee in der Krise (2019) | Download Fairer Handel und Klimagerechtigkeit (2019) | Download Fairer Handel und Geschlechtergerechtigkeit (2019) | Download Sind Sie auf der Suche nach einem Weltladen in der Nähe? Nutzen Sie unseren Weltladen-Finder vom Weltladen-Dachverband: https://www.weltladen.de/ueber-weltlaeden/weltladen-finden/ fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 4
METHODENREADER ZUM THEMA „FAIRER HANDEL“ Ist das etwa gerecht? Im Anschluss an die Skalierung können außer- ab 12 Jahre dem folgende Fragen in die Runde gestellt werden: 45-60 Minuten Wann ist es euch schwergefallen, euch zu positionieren? Aussagen zum Vorlesen, s.u. Wieso gab es unterschiedliche Mei- Film Agroprofit nungen? Können alle Aussagen in die Katego- rien „gerecht“/“nicht-gerecht“ einge- teilt werden? Ziel Diese Methode eignet sich zur Auseinander- Achtung: Bei dieser Methode geht es nicht setzung mit Vorstellungen von Gerechtigkeit. darum, eine gemeinsame Definition von Ge- Durch die Skalierung werden im ersten Schritt rechtigkeit und Fairness zu finden. Vielmehr unterschiedliche Sichtweisen und Einschätzun- sollte deutlich werden, dass Gerechtigkeit in gen der Teilnehmenden deutlich. Außerdem alltäglichen Situationen auf subjektiven Emp- kann sich herausstellen, dass nicht alle Situati- findungen basiert und von Rahmenbedingun- onen in die Kategorien „gerecht“ und „unge- gen, wie Gesetzen, beeinflusst wird. recht“ einteilbar sind. Im zweiten Schritt wirft der Film Agroprofit Fragen nach Gerechtigkeit im internationalen Handel auf. Die Teilneh- Beispielaussagen für die Skalierung: menden werden so angeregt, selbstständig die Probleme des konventionellen Handels benen- Gitta möchte mit einer Gruppe Jungen in nen zu können. der Pause Fußball spielen, aber sie lassen sie nicht mitspielen, weil sie ein Mädchen ist. Der Großvater hat Seleema etwas Geld Ablauf Teil 1 - Skala zum Geburtstag geschenkt. Seleema Vorbereitung: Festlegung der Punkte „ge- möchte sich davon Süßigkeiten kaufen. Die recht“/ „nicht gerecht“ (z.B. Ecken im Raum) Eltern sagen nein, weil das nicht gesund für die Zähne sei. Bei der Skalierung sollen sich die Teilnehmen- Ahmed ist 16 Jahre alt und würde gerne den zu jeder Aussage zwischen den beiden Po- eine Berufsschule besuchen. Da das Ein- len „gerecht“ und „nicht gerecht“ positionie- kommen seiner Eltern nicht ausreicht, ren. Zwischenpositionen sind erwünscht! muss er aber Geld verdienen, um die Fami- So entsteht zu jeder Aussage ein Stimmungs- lie finanziell zu unterstützen. bild. Um die Auseinandersetzung zu vertiefen, Martina kommt in die Schule und hat ihre können Nachfragen an einzelne Teilnehmende Hausaufgaben nicht gemacht. Deshalb gestellt werden, z.B.: „Warum stehst du muss sie nach der letzten Stunde nachsit- genau dort?“ zen und die Aufgaben machen. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | November 2020 Seite 5
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Lee lebt in einem Land, in dem Krieg Kathrin bekommt nur zehn Euro Taschen- herrscht. Es ist zu gefährlich, sich auf den geld im Monat. Der Religionslehrer schlägt Straßen zu bewegen. Deshalb kann er nicht nun vor, nur noch die teureren fair gehan- in das Gesundheitszentrum gehen und sich delten Schokoladen zu kaufen, damit die impfen lassen. Kakaobauern gerecht bezahlt werden. Ka- thrin weigert sich, weil sie es sich nicht leis- Rosa und Maria leben in einem fremden ten kann. Land. Manchmal sprechen sie ihre Mutter- sprache miteinander. Die Lehrerin sagt, sie Sharifa kauft eine Tafel Schokolade im Su- dürften das nicht, sondern müssten lernen, permarkt. Sie bezahlt dafür 1 Euro. Der wie alle anderen zu sprechen. Produzent, der den Kakao angebaut hat, bekommt davon 6 Cent. Luis ist sehr fleißig. Er arbeitet jeden Tag, nicht mal am Sonntag hat er frei. Außer- dem ist seine Arbeit gefährlich. Trotzdem reicht das Geld häufig nicht, um die Miete rechtzeitig zu bezahlen. Ablauf Teil 2 – Film Agraprofit In Teil 2 der Methode zum Thema Gerechtig- Reflexionsfragen: keit verlassen wir die persönliche Ebene und Worum ging es in dem Film? blicken auf den internationalen Handel. Was ist euch aufgefallen? Film Agraprofit (5:30 Minuten): Welche Situation hat euch irritiert? www.youtube.com/watch?v=pgCD-4Q-4Wo Wie habt ihr euch beim Zusehen Der Film Agraprofit dokumentiert eine Aktion gefühlt? zum Thema Konsumverhalten und Gerechtig- Was glaubt ihr, wollten die Macher keit im internationalen Handel auf einem mit der Aktion erreichen? Markt. Die Aktion wurde im Rahmen der Kam- pagne „Öko + Fair ernährt mehr!" von Natur- Der Film spiegelt in weiten Teilen die Rea- land und dem Weltladen-Dachverband konzi- lität wieder. Sollte so etwas erlaubt sein? piert und durchgeführt. Findet ihr das gerecht? Die Teilnehmenden werden so mit den Proble- Was glaubt ihr, warum die Kund*innen men des konventionellen Handels konfrontiert trotzdem Produkte von Agraprofit ge- und mit Hilfe der Reflexionsfragen aufgefor- kauft haben? dert, dies mit ihrem eigenen Gerechtigkeits- Was glaubt ihr, müsste geschehen, damit empfinden abzugleichen und eigene Ideen für so etwas nicht mehr möglich ist? einen „fairen“ Handel zu entwickeln. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 6
METHODENREADER ZUM THEMA „FAIRER HANDEL“ Assoziationen zum Fairen Handel – Black Boxes Die Beutel oder Schachteln können je nach Al- ab 10 Jahre Achtung: Auch wenn beim Assoziieren alles tersgruppe oder Vorwissen der Gruppe, aus- „erlaubt“ ist, sollten Aussagen, die im Sinne gewählt werden. 20-30 Minuten des Fairen Handels inhaltlich falsch sind, kor- rigiert werden! Beutel oder Schachteln mit Objekten Beispiele für einfache Objekte: M1: Übersicht Grundsätze Fairer Handel, DIN A3 Plakat Münze, Geldschein/ Geldbeutel stabile Preise teilweise garantierter Mindestpreis Zahlung von Fairhandels-Prämien für Ziel selbstgewählte soziale Projekte oder Die Methode eignet sich, um in Gruppen über Investitionen in die Infrastruktur Themen des Fairen Handels ins Gespräch zu Zusätzliche Prämie für Bio-Produkte kommen. Die Vermittlung von Wissen zu den Grundsätzen Fairen Handels wird verbunden Lupe mit eigenen freien Assoziationen der Teilneh- Überprüfung der Kriterien des Fairen menden. Besonders für Gruppen, die schon Handels erste Kenntnisse oder Gedanken zum Thema regelmäßige Kontrolle der Rahmenbe- Fairer Handel haben, ist der Einsatz sinnvoll, dingungen wenn so Wissen zu den Grundsätzen vertieft werden kann. Bild Händeschütteln Voraussetzung für Fairen Handel ist partnerschaftliches Miteinander Ablauf langfristige verlässliche Handelsbezie- hungen In kleinen Schachteln oder Beuteln befinden sich Gegenstände, die mehr oder weniger Frauenfigur abstrakt die Leistungen des Fairen Handels Kooperativen ermöglichen es Frauen, verkörpern. Je nach Zahl der Teilnehmenden eigenes Einkommen zu generieren können diese entweder einzeln oder an Paare Gleichberechtigung und striktes Diskri- verteilt werden. Anschließend werden die per- minierungsverbot sönlichen Gedanken und Verbindungen zu den Grundlagen des Fairen Handels mit der Pflaster oder Sicherheitsnadel Gruppe geteilt, wobei die Gruppe auch einge- Gesundheits- und Sicherheitsvorschrif- laden wird die Ideen zu erweitern. ten an den Arbeitsplätzen medizinische und soziale Projekte fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | November 2020 Seite 7
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Stift ausgeschnittener Wassertropfen Förderung der Ausbildung von Kin- Verantwortungsvoller Umgang mit dern, Jugendlichen und Erwachsenen Wasser interne Fort- und Weiterbildungen größtmögliche Vermeidung von Pesti- Qualifizierung von Handelspartnern ziden und Fungiziden zur Erhaltung der Biodiversität und Schutz der Was- Blumen / Pflanzen (aus Lego) serversorgung „blühende Landschaften“ schaffen Menschenkreis / Freundeskreis Förderung nachhaltiger, biologischer Landwirtschaft politische Unabhängigkeit und demo- kratische Strukturen werden gefördert Schnuller / Spielzeug Gemeinschaftsprojekte Kinderrechte werden geschützt Vereinigungsfreiheit (Gewerkschaften) ausbeuterische Kinderarbeit ist und Organisation in Kooperativen untersagt Vorteile einer Mitgliedschaft in Produ- Recht auf Bildung wird ermöglicht zentenorganisationen: gegenseitige Spielzeug wird ohne Schaden für Hilfe, Vernetzung, gemeinsame Inves- Mensch und Umwelt produziert titionen Brücke aus Legosteinen Beispiele für fortgeschrittene Objekte: Verbindung zwischen Produzent*in- Plastikstück nen und Konsument*innen schaffen verantwortungsvoller Umgang mit Durchsichtiges Glas / transparentes „T“ Abfall und Schaffung von Recycling- kreisläufen Transparenz in der Upcycling als Geschäftsmodell Wertschöpfungskette Rückverfolgbarkeit der Lieferkette Weiterführende Infos und Material Im Weltladen Kamp-Lintfort steht das Kartenset „Die Grundsätze des Fairen Handels“ zum Verleih zur Verfügung. Die Karten können wie ein Memoryspiel oder zur freien Assoziation eingesetzt werden. Weitere Informationen zur Ausleihe. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 8
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Interaktive Geschichte – Ein Tag auf der Orangenplantage Die Geschichte wird mit verteilten Rollen gele- ca. 8-12 Jahre sen. Dazu werden die Rollenkarten an die Teil- nehmenden verteilt. Für den 2. Teil der Ge- 30-40 Minuten schichte können die Rollen neu besetzt wer- den, sodass mehr Teilnehmende die Möglich- M2: Geschichte keit zum Lesen haben. M3: Rollenkarten Wäscheleine und Achtung: Nicht alle Rollen kommen in Wäscheklammern beiden Teilen vor! Jutebeutel M4: Ausgeschnittene Oran- gen und Gefahrsymbole Interaktiver Part Zwischen dem 1. und 2. Teil der Geschichte wird die Aktion des Orangenpflückens in ei- Ziel nem Spiel aufgegriffen. Dabei treten die Teil- Die Teilnehmenden erfahren spielerisch ver- nehmenden in 2er-Paaren gegeneinander an schiedene Aspekte der Arbeit auf den Planta- und sollen möglichst viele Orangen von einer gen. Gefahren und Probleme des Orangenan- Wäscheleine pflücken. baus können erkannt und benannt werden. Vorbereitung Sehr niedrigschwellige Auseinandersetzung mit den Themen Kinderarbeit und Arbeitsbe- Die Wäscheleine wird aufgehängt und die Ob- dingungen im Orangenanbau. jekte (Orangen, Spinnen, Gift, Skorpione und Schlangen) werden mit Wäscheklammern da- ran befestigt. Ablauf Schritt 1: Jedes Paar bekommt einen Beutel. Die Geschichte „Ein Tag auf der Orangenplan- tage“ ist in zwei Teile aufgeteilt. Teil 1 veran- Schritt 2: Die Paare verteilen sich auf einer schaulicht die Arbeit in der Orangenernte. Teil Linie entlang der Leine und warten auf das 2 macht dann die Probleme und Gefahren des Startsignal. Arbeitsalltages auf der Plantage deutlich und Schritt 3: Die Anleitung erklärt noch einmal, was leitet über zum Thema Weiterverarbeitung das Ziel ist und macht auf die besonderen Ob- der Orangen zu Orangensaftkonzentrat. jekte aufmerksam, die zwischen den Orangen hängen. Diese dürfen nicht gepflückt werden. Der erste Teil der Geschichte kann alleinste- hend verwendet werden. Die in Teil 2 anklin- Schritt 4: Start! genden Probleme können vorgelesen oder al- Schritt 5: Sind alle Orangen gepflückt, zählen ternativ im offenen Gespräch mit den Teilneh- die Paare ihre Ernte, und es wird ein Sieger- menden erarbeitet werden. paar festgestellt. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 9
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Je nachdem, wie lang die Wäscheleine ist, soll- Wieso musste Roberto schon als Kind ar- ten nicht zu viele Paare gleichzeitig gegenein- beiten? Warum kann Paulo jetzt die Schule ander antreten, sodass für alle Paare die besuchen? Chance besteht, mehrere Orangen zu pflü- Paulo erzählt, dass sein Bruder zuvor schon cken. Wenn nötig, kann die Ernte in mehreren auf vielen anderen Plantagen gearbeitet Durchgängen wiederholt werden, bis alle hat, wo die Arbeitsbedingungen schlechter Paare teilgenommen haben. waren. Was ist nun besser? Habt ihr eine Idee, warum die Bedingungen Im Anschluss an die Geschichte folgt eine hier besser sind? Auswertungsrunde: Was denkt ihr, was einen guten Arbeits- Welche Schwierigkeiten und Probleme gab platz ausmacht? es im Spiel (Gift/Pestizide, giftige Tiere) und in der Geschichte (Sturzgefahr von Lei- tern, Hitze, wenig Pause, keine Schutzklei- dung, körperlich schwere Arbeit)? Weiterführende Infos und Material Um sich im Anschluss mit der Weiterverarbeitung der Orangen und dem Weg bis zum Saft zu beschäftigen, bietet sich zum Beispiel folgender Film an: GEPA: Von der Orange bis zum Saft fair und unverwechselbar: https://www.youtube.com/watch?v=3W8kV4jD73o fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 10
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Fairer Handel vs. Konventioneller Handel: Beispiel Orangensaft Ablauf ca. 8-12 Jahre Einstiegsfragen in das Thema Orangensaft: 15-20 Minuten Wo wachsen Orangen? Wo kommt die Pflanze ursprünglich her? Aussagenpaare auf Wo werden die meisten Orangen für die Moderationskarten Saftherstellung angebaut? Wo werden die größten Mengen Orangen- Ggf. zusätzlich: saft konsumiert? Bilder zum Orangenanbau Hier können Bilder zum Orangenanbau (z.B. Weltkarte vom GEPA Merida Saft oder von der CIR) und die Weltkarte genutzt werden. Infos kurz und knapp: Ziel Hintergrundinfos zum Orangenanbau Unterschiede zwischen Fairem Handel und Nun geht es an die Gegenüberstellung von konventionellen erkennen. Aussagen. Diese sollen jeweils entweder fair gehandeltem Orangensaft im Weltladen oder Tipp: Mit einem Fläschchen Orangenöl dem Saft aus konventionellem Handel zuge- (Drogerie) wird der Einstieg zum Thema ordnet werden. Orangen mit den Sinnen erlebbar. Fairer O-Saft im Weltladen Konventioneller O-Saft Kleinere Felder und kleine Plantagen Riesige Plantagen Zusammenarbeit von Kleinproduzenten Große Firmen Verbot der Kinderarbeit Kinderarbeit wird i.d.R. nicht kontrolliert Förderung des ökologischen Anbaus Großflächiger Einsatz von Chemikalien Mindestpreis und langfristige Verträge Unsichere Bezahlung für Produzenten Preisabsprachen auf Augenhöhe und Handel Abhängigkeit der Orangenbauern von Zwischen- ohne ausbeuterischen Zwischenhandel händlern und großen Saftproduzenten Weiterführende Infos und Materialien: Die Christliche Initiative Oscar Romero bietet viele anschauliche Informationen zum Thema Orangensaftproduktion / Menschenrechte: https://www.ci-romero.de/kritischer-konsum/produkte/orangensaft/ fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 11
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL The real deal – ein fairer Werbespruch Ablauf ab 12 Jahre Aufteilung in Kleingruppen 20-30 Minuten Arbeitsaufträge: 1. Sammelt Informationen zu eurem Produkt M5: Arbeitsblatt – Was sind die Eigenschaften des Produkte aus dem Produkts? Fairen Handel 2. Überlegt in eurer Gruppe, wie ihr die Informationen zu den Käufer*innen überzeugt, das Produkt aus Produkten Fairem Handel zu kaufen. Plakate oder Flipchart-Papier 3. Denkt euch einen Spruch aus. Moderationsmaterial Notiert diesen auf Moderationskarten. Zum Abschluss der Methode gehört natürlich Ziel die Präsentation der entstandenen Werbe- sprüche in der großen Gruppe. Durch die Erstellung einer Werbung für ein fair gehandeltes Produkt setzen sich die Teilneh- Erweiterungsoption: Die Übung kann so aus- menden mit Hintergründen und „Verkaufsar- geweitet werden, dass zusätzlich zu einem gumenten“ (Vorteilen), sowie möglichen kurzen Spruch ein Werbeprodukt (Plakat, Film, Wünschen und Bedürfnissen der Kunden Rollenspiel etc.) entsteht. Bei dieser Erweite- auseinander. rung überlegen sich die Teilnehmenden eine Die zuvor thematisierten Ziele und Grundsätze Geschichte, die durch die Werbung transpor- des Fairen Handels werden so vertieft. tiert wird. Dadurch setzen sie sich vertieft mit den Produkteigenschaften und der Ansprache der Zielgruppe auseinander. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 12
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Wortsalat – Ein Kooperationsspiel Die Teilnehmenden sollen den Text im Ge- ab 12 Jahre spräch miteinander lösen. Jede*r kann dabei das eigene Wissen einbringen. 20-30 Minuten Der Text ergibt die Definition des Fairen Han- dels, sodass sich eine kurze gemeinsame Be- M6: Arbeitsauftrag sprechung im Plenum anschließen sollte. ausgedruckte Hinweiskarten Anschließend wird die Kooperative La Surenita M7: Bildersammlung vorgestellt. M8: Porträt La Sureñita Die Methode schließt mit einer Sammlung von Vor- und Nachteilen einer Zusammenarbeit in Form einer Kooperative. Ziel Die Teilnehmenden lösen in Kooperation mit- einander den Text und erleben so die Vorteile Was bedeutet Kooperation? Was bedeutet es, von Zusammenarbeit im Kontext des Fairen Teil einer Kooperative zu sein? Handels. Mögliche positive Aspekte: Gleichzeitig setzen sie sich näher mit der Defi- Unterstützung bei Problemen nition von Fairem Handel auseinander und ler- Gemeinsame Nutzung von Geräten nen die Kooperative La Sureñita kennen. Kollektives Wissen und Kompetenzen Größere Produktionsmengen Ablauf Handel mit Weiterverarbeitung möglich (-> höherer Gewinn) Die Teilnehmenden teilen sich in Kleingruppen Gemeinsame Investitionen je 4 Personen ein und erhalten das Arbeits- Mögliche negative Aspekte: blatt mit dem Arbeitsauftrag. Dazu werden in jeder Gruppe vier Karten verteilt, auf denen - Weniger individuelle Entscheidungen unterschiedliche Tipps als Schlüssel zur Lösung - Gruppendynamik des Textes stehen. - Aushandlungsprozesse (Konsens) Diese sollen zunächst einzeln gelesen werden und in der Gruppe nicht offen gezeigt werden. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 13
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Who is Who – Die 2 Wege des Fairen Handels in Deutschland Achtung - jetzt wird’s kompliziert: Dieser Teil des Methodenreaders zum Fairen Handel lenkt den Blick auf Weltläden und die verschiedenen Wege des Fairen Handels. Sobald es um den Un- terschied von fair gehandelten Waren aus dem Weltladen und Supermarkt geht, wird es in der Regel unübersichtlicher. Selbst für Aktive im Fairen Handel kommt es hier zu Unsicherheiten, Ver- wechslungen und Fragezeichen. Daher gilt es gut zu überlegen, ob diese Unterschiede für die Zielgruppe relevant sind und wie dieses „Fass“ in der Bildungsarbeit aufgemacht werden kann, ohne dass die Thematik zur Verwir- rung der Teilnehmenden führt. Trotzdem lohnt es sich, gerade für Weltläden, die Besonderheiten und Vorzüge von Weltläden hervorzuheben. Gut denkbar ist dies zum Beispiel mit Gruppen, die bereits über ein Grundwissen zum Fairen Handel verfügen oder Gruppen, die sich regelmäßig treffen, z.B. im Rahmen einer Fair-Trade-AG. Ablauf ab 14 Jahre Auf den Karten sind verschiedene Siegel und 45-60 Minuten Zeichen sowie Infos zu den Akteuren des Fai- ren Handels abgebildet. Abbildung und dazu- Kartenset „Who is Who im gehörige Infos bilden jeweils ein Paar, sodass Fairen Handel“ mit den Karten ein klassisches Memory ge- M9: 2 Wege des Fairen spielt werden kann. Genauso können die Kar- Handels entlang der ten aber auch an die Teilnehmenden verteilt Lieferkette werden, die dann den Akteur kurz vorstellen. M10: Stationen der Lieferkette Nachdem die Gruppe alle Akteure kennenge- lernt, schließt sich die Betrachtung der 2 Wege ggf. Klappvisitenkarten: „Was ist fair?“ und Infos des Fairen Handels an. Dazu können die Kar- zur Vorbereitung ten gemeinsam entlang der Lieferkette und (A1 und A2) mit Aufteilung in die 2 Wege für alle sichtbar im Raum gelegt werden; Lösung siehe M9. Ziel Achtung: Die Übersicht in M9 ist eine sehr vereinfachte Darstellung der Realität! Die Teilnehmenden lernen die verschiedenen Akteure des Fairen Handels in Deutschland Der Weg der „Integrierten Lieferkette" be- kennen. Sie können die Siegel und Zeichen er- schreibt den Import der Waren durch Import- kennen und den 2-Wegen des Fairen Handels eure, die entlang ihrer kompletten Lieferkette zuordnen. Sie kennen den Unterschied zwi- nach Fair-Handels-Kriterien arbeiten. Dies ist schen der Produktzertifizierung der der inte- für Weltläden der entscheidende Weg des Fai- grierten Lieferkette und können Vor- und ren Handels. Nachteile benennen. fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 14
METHODENREADER ZUM FAIREN HANDEL Beim anderen Weg, der sogenannten „Pro- Impulsfragen: duktzertifizierung“, werden einzelne Produkte Welchen Unterschied machen die Wege gemäß den Fairtrade-Standards zertifiziert. für die Produzent*innen? Diese Produkte finden wir vor allem im Super- Was bedeutet Weg 1 oder 2 für uns als markt oder der Gastronomie. Verbraucher? Die Teilnehmenden bekommen die Aufgabe, Welche Stärken und Schwächen haben die Siegel- und Logokarten den beiden Wegen die beiden Wege? des Fairen Handels zuzuordnen. Die Sortie- rung entlang der Lieferkette erfolgt im An- schluss an die Zuordnung zu den zwei Wegen oder wird gleichzeitig mit eingeflochten. Weiterführende Infos und Material Im Weltladen Kamp-Lintfort steht das Kartenset „Who is Who im Fairen Handel“ zum Verleih zur Verfügung. Die Karten können wie ein Memoryspiel oder zur freien Betrachtung eingesetzt werden. Weitere Informationen zur Ausleihe. Das Kartenset kann außerdem beim Weltladendachverband ge- liehen oder gekauft werden. Auch die Klappvisitenkarten eigenen sich gut für diese Übung: https://fair-rhein.de/materialien/?mat=2441 Der Faire Handel wird immer wieder auch mit kritischen Nachfragen oder auch Vorurteilen konfron- tiert. Einige der häufigsten Fragen und Kritikpunkte und entsprechende Antwortmöglichkeiten sind in folgender Übersicht gegenübergestellt. Eine Lektüre, die zur eigenen Vorbereitung oder für ein Argu- mentationstraining sehr nützlich ist A1 - Kritische Thesen - Clevere Antworten: Auszug aus dem Online-Angebot der Weltladen Akademie für Fortgeschrittene - Kurs „Wirkungen“ Um mit den Teilnehmenden noch genauer auf die Besonderheit und Relevanz von Weltläden einzuge- hen, kann folgendes Arbeitsblatt, zum Beispiel zur Vorbereitung von Rollenspielen, genutzt werden: A2 - Argumentationsbausteine Weltladen: Faire Produkte überall, wieso dann im Weltladen einkaufen? Bausteine für eine eigene Argumentation. Tipp: Online-Kurs Basiswissen zum Fairen Handel Der Weltladendachverband bietet Online-Kurse zum Fairen Handel an. Diese eignen sich gut zur in- tensiveren inhaltlichen Vorbereitung. Kurs Basiswissen: Dieser Online-Kurs bietet solides „Weltladen-Wissen” in kompakter Form und ver- mittelt Grundlagen zu verschiedenen Themenfeldern des Fairen Handels und der Weltladenarbeit. Vorwissen ist hier nicht erforderlich: https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/akademie/online- lernen/onlinekurs-basiswissen/ fair|rhein – Netzwerk für Fairen Handel und Nachhaltigkeit | Februar 2021 Seite 15
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