Sounds of Cinema "FANTASY" - Münchner Rundfunkorchester

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Freitag, 24. Juni 2016
Circus-Krone-Bau
20.00 – ca. 22.20 Uhr

Sounds of Cinema
»FANTASY«
ANTONIA WELKE
Mezzosopran

ANTONIA GOLDHAMMER
MATTHIAS KELLER
Moderation

CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER

ULF SCHIRMER
Leitung

HOWARD ARMAN
Choreinstudierung

MATTHIAS KELLER
Programmgestaltung und Dramaturgie

Direktübertragung im Hörfunk auf BR-KLASSIK in Surround (anschließend sieben Tage als Audio abrufbar unter br-
klassik.de und rundfunkorchester.de). In der Pause: »PausenZeichen«. Sylvia Schreiber im Gespräch mit Ulf Schirmer und
weitere Beiträge
(als Podcast verfügbar unter br-klassik.de und als Audio abrufbar unter rundfunkorchester.de).
Das Konzert ist außerdem ab Montag, 4. Juli 2016, als Video on demand abrufbar unter br-klassik.de und
rundfunkorchester.de.

PROGRAMM

ALFRED NEWMAN (1900 OD. 1901–1970)
»20th Century Fox Fanfare«
Arr.: Matthias Keller

ELLIOT GOLDENTHAL (* 1954)
»Batman & Robin«
  Fanfare
Arr.: Dominic Nunns
Film: 1997; Regie: Joel Schumacher

Chor des Bayerischen Rundfunks
»Batman Forever«
  Batterdämmerung
  Mouth to Mouth Nocturne
Arr.: Dominic Nunns
Film: 1995; Regie: Joel Schumacher

DANNY ELFMAN (* 1953)
»Spider-Man«
  Titelmusik
Arr.: Malte und Niklas Melcher
Film: 2002; Regie: Sam Raimi

Chor des Bayerischen Rundfunks

PAUL DUKAS (1865–1935)
»L’apprenti sorcier«
(»Der Zauberlehrling«)
  Scherzo für Orchester nach einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe
Film: »Fantasia«, 1940; Regie: J. Algar,
S. Armstrong; Produktion: Walt Disney

DANNY ELFMAN
»Edward Scissorhands«
  Titelmusik
Arr.: Steve Bartek
Film: 1990; Regie: Tim Burton

Chor des Bayerischen Rundfunks

ROBERT LOPEZ (* 1975)
KRISTEN ANDERSON-LOPEZ (* 1983)
»Frozen«
  »Let it Go«
Arr.: Dave Metzger, Ted Ricketts
Film: 2013; Regie: Chris Buck, Jennifer Lee

ANTONIA WELKE Gesang

PA US E

JOHN WILLIAMS (* 1932)
»Hook«
  The Flight to Neverland
Film: 1991; Regie: Steven Spielberg

JERRY GOLDSMITH
»Star Trek«
  Schlussmusik
Arr.: Gerrit Bogdahn
Filme: 13 Kinofilme 1979–2016; Regie: verschiedene

JOHN WILLIAMS
»Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith«
  Battle of the Heroes
Film: 2005; Regie: George Lucas
Chor des Bayerischen Rundfunks

RANDY EDELMAN (* 1947)
»Dragonheart«
  Titelmusik
Arr.: Nic Raine
Film: 1996; Regie: Rob Cohen

Chor des Bayerischen Rundfunks

STEFAN NILSSON (* 1955)
»Wie im Himmel«
  Gabriella’s Song
Arr.: Stefan Nilsson/Olov Helge
Film: 2004; Regie: Kay Pollak

ANTONIA WELKE Gesang
Chor des Bayerischen Rundfunks

JOHN WILLIAMS
»Amistad«
  »Dry Your Tears, Afrika«
Film: 1997; Regie: Steven Spielberg

Chor des Bayerischen Rundfunks

HANS ZIMMER (* 1957)
»Gladiator«
  Suite
Arr.: Nic Raine
Film: 2000; Regie: Ridley Scott

Chor des Bayerischen Rundfunks

LISA GERRARD (* 1961)
HANS ZIMMER
»Gladiator«
  »Now We Are Free«
Arr.: Matthias Keller

ANTONIA WELKE Gesang
Chor des Bayerischen Rundfunks

Illustrative Klänge und tiefe Gefühle
Ulf Schirmer, Künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters,
über Filmmusik

Herr Schirmer, von der ersten Ausgabe 2009 (damals noch unter dem Motto Cinema in Concert) bis zur
heutigen, achten Folge haben Sie Sounds of Cinema immer persönlich dirigiert. Was ist das für ein Gefühl, in der
Manege des Circus-Krone-Baus zu stehen?

Ich finde, die Zirkusatmosphäre wird dem Charakter von Filmmusik auf spezielle Weise gerecht, denn diese Musik
soll uns ja alle mit großen Effekten einfangen. Und Kino ist doch eine Art Circus Maximus.
Was gefällt Ihnen dabei besonders?

Das spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Soziologisch gesehen bewegen wir uns mit dieser Musik in der Mitte
unserer Gesellschaft: Filmmusik hat normalerweise einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad als die sogenannte
klassische oder Ernste Musik. Zudem erleben Menschen, die nicht in Symphoniekonzerte gehen, sich also auf
diesem Gebiet nicht so gut auskennen, in einem Filmmusikkonzert trotzdem die Aura des Klassischen – einfach,
weil ein großes Orchester spielt. Da entsteht also beim Publikum ein spezielles Gefühl der Teilhabe, das sich dann
auch in den Reaktionen spiegelt. Ich merke sofort, wenn eine Melodie »einschlägt«, weil sie so bekannt ist; und
das Publikum geht dann bereitwilligst mit.

Also erreichen Sie in den Filmmusikkonzerten ein anderes Publikum als in den »normalen« klassischen
Konzerten.

Ja, das ist in den letzten Jahren mein Eindruck gewesen. Wir haben ohnehin beim Münchner Rundfunkorchester
die Erfahrung gemacht, dass unsere verschiedenen Konzertformen unterschiedliche Gruppen von Menschen
ansprechen. Es gibt keine großen Schnittmengen zwischen den Besuchern der Sonntagskonzerte sowie den
Reihen Paradisi gloria und Mittwochs um halb acht. Dasselbe trifft offensichtlich auf die Konzerte im Circus-Krone-
Bau zu.

Sie haben im Mai an der Oper Leipzig, wo Sie Generalmusikdirektor und Intendant sind, Richard Wagners Ring
des Nibelungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen aufgeführt; ein weiterer Zyklus startet kurz nach Sounds of
Cinema. Sinn-fälliger geht’s kaum, denn Wagner und die Filmmusik haben mehr miteinander zu tun, als man
zunächst meinen könnte. Was verdankt die Filmmusik dem Schöpfer des Musikdramas?

Wir können es ganz nüchtern so ausdrücken, dass Wagner sich eine musikalische Sprache erarbeitet hat, derer
man sich in der Filmmusik heute noch bedient – in harmonischer und rhetorischer Hinsicht, im Gestus der Themen
und Motive. All das ist bei Wagner vorgezeichnet.

Auch die Verwendung von Leitmotiven?

Das ist eine Ebene davon: Bestimmten Personen und Ideen werden Motive zugeordnet – die sogenannte
Leitmotivtechnik. Noch bemerkenswerter ist aber die Tatsache, dass das harmonische Repertoire, also die Art und
Weise, wie Akkorde und längere Abläufe gebildet werden, in der Filmmusik meistens über Wagner nicht
hinausgeht. Er hat uns mit der spätromantischen Harmonik einen Horizont erschlossen, der dann auch so
stehengeblieben ist.

Wie sieht es mit der Instrumentation aus?

Auch dies ist bei Wagner und in der Filmmusik oftmals beinahe deckungsgleich. Bei Wagner haben wir ein
vergrößertes romantisches Orchester, bis hin zu den berühmten Wagner-Tuben. Wenn wir diese einmal
beiseitelassen, dann kann man sagen, dass auch die Größe des Orchesters und die Art und Weise, wie es
eingesetzt wird, sich in der Filmmusik wiederfinden: ganz extrem bei John Williams, der ja neben vielen weiteren
auf dem Programm des heutigen Konzerts steht.

Wen würden Sie stilistisch noch in diese Gruppe einordnen?

Elliot Goldenthal mit seiner Musik zu Batman gehört natürlich dazu; der Satztitel Batterdämmerung ist ein
deutlicher Bezug. Oder auch Danny Elfman mit seinem Filmscore zu Spider-Man, Jerry Goldsmith mit Star Trek
und Randy Edelman mit Dragonheart. Und natürlich Hans Zimmer im großen Stil.

Manche behaupten, das Kino sei der legitime Erbe der Oper: In früheren Jahrhunderten strömten die Menschen in
die Oper, um berührende Geschichten zu sehen. Heute gehen viele lieber ins Kino. Ist das Kino die Oper von
heute?
Ja und nein. In der Fortsetzung der musikalischen Mittel sicherlich. Aber ich zögere, weil das Publikum sich
differenziert hat und es Menschen gibt, die sowohl ins Kino wie in die Oper gehen. Weltweit gesehen wird natürlich
das Kino am meisten besucht, dennoch sind auch die Opernhäuser gut frequentiert. Es ist also kein Erbe, kein
lineares Ablösen, sondern zwei Formen bestehen nebeneinander.

Im heutigen Konzert erklingt auch ein klassisches Stück, »Der Zauberlehrling« von Paul Dukas, das
wahrscheinlich erst durch Walt Disneys Cartoon mit Mickey Mouse in der Rolle des Zauberlehrlings weithin
bekannt wurde. Wenn Sie es nun inmitten von tatsächlicher Filmmusik dirigieren, empfinden Sie es dann als
Programmmusik, zu der man sich seine eigenen Bilder macht, oder als illustrierende Filmmusik?

Das schließt sich ja nicht aus, denn Programmmusik beinhaltet oft ein illustratives Element. Dukas’ Zauberlehrling
ist sehr bildhaft gedacht und fügt sich daher – mit heutigen Ohren gehört – nahtlos in das aktuelle Programm ein.

Konzentrieren Sie sich generell beim Dirigieren von Filmmusik ganz auf die Partitur – oder haben Sie auch Bilder
aus den Filmen vor Augen?

Der rein musikalische Vorgang ist derselbe wie im Symphoniekonzert oder in der Oper. Dabei gibt es
verschiedene Schichten: das Musizieren, also das Hervorbringen der Töne, und die tiefen Gefühle, die sie
hervorrufen sollen. Bei Sounds of Cinema haben wir eine Zeitlang mit Projektionen experimentiert: mit Bildern aus
den Filmen oder Stimmungsbildern. Das habe ich natürlich beim Dirigieren in mich aufgenommen, so wie ich das
auch in der Oper versuche.

Zum dritten Mal ist heuer der Chor des Bayerischen Rundfunks bei Sounds of Cinema mit von der Partie. Vielen
ist vermutlich gar nicht bewusst, dass es eine ganze Reihe von Filmmusik-Nummern mit Chor gibt. Welche Funktion
hat er dabei?

Der Chor sorgt für eine klangliche Ausdifferenzierung, tritt aber nicht als Subjekt in Erscheinung – anders als in der
Oper, wo der Chor eine Gruppe mit eigener Kraft und eigener Identität darstellt. In der Filmmusik kann zwar auch
einmal assoziativ ein Mönchschor aus der Ferne oder Ähnliches gemeint sein; aber im We-sentlichen geht es mehr
um die Aura des Opernhaften, Chor-Ähnlichen als um ein musikalisches Subjekt, also einen Sopran oder Bariton
mit einer echten Rolle.

Welche Komponisten aus dem heutigen Programm schätzen Sie besonders?

Da kann ich mich kaum festlegen. Die Machart der Partituren von John Williams begeistert mich besonders. Er
ist ein großer Meister, der genau weiß, was er tut. Doch auch die anderen Komponisten können souverän mit
großem Orchester umgehen.

Bei der Zusammenstellung eines Konzerts muss man also sehr auf die Qualität der Filmscores achten, die nicht
bei allen gleich ist.

Ja, es gibt große Unterschiede, je nach zeitlichen und nationalen Gegebenheiten. Und wir landen immer wieder in
Hollywood!

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Nicht unbedingt, aber die bekannten Blockbuster bereiten mir meistens großes Vergnügen: weniger der einzelne
Film als vielmehr die Welt, die sie repräsentieren und die mich in ihrer Gesamtheit begeistert, weil sie so etwas
Verführerisches hat und uns aus dem Alltag entführt. Gerade im amerikanischen Film hat der Mainstream die
allergrößten Talente versammelt. Das ist dort eine notwendige Einheit.

Bei den amerikanischen Produktionen wird offenbar nicht so sehr zwischen Mainstream und Hochkultur
differenziert wie bei uns.

Manche laufen hierzulande vielleicht noch den alten Kategorien hinterher, aber für den Großteil der Bevölkerung
spielen sie keine Rolle mehr. In den USA ist man da mit Sicherheit weiter.

Wann waren Sie zuletzt im Kino?

Das ist, wie ich mit Verwunderung feststelle, lange her. Ich schaue mir die Filme inzwischen lieber auf der Home-
Cinema-Anlage zusammen mit meiner Familie an: bei diesem Genre für mich das Schönste!

Viel Spaß bereitet Ihnen offensichtlich auch der Auftritt bei Sounds of Cinema, vielleicht weil Sie einer der ganz
wenigen sind, die Filmmusik ebenso dirigieren wie Oper oder Neue Musik.

Das ist tatsächlich so. Und das Münchner Rundfunkorchester spielt die Filmmusik in brillanter Weise und ebenfalls
mit großer Freude; das befeuert sich gegenseitig.

Hier schließt sich der Kreis zu den Anfängen des Orchesters, das 1952 als Klangkörper für »Gehobene
Unterhaltungsmusik« gegründet wurde.

So habe ich es immer verstanden: Unser Rundfunkauftrag wird auch in dieser Weise glänzend erfüllt. Film und
Fernsehen – als ein gewichtiger Teil des Baye-rischen Rundfunks – sind sich sehr nahe. Der Allgemeingültigkeit
dieser Genres müssen wir in besonderer Weise nachkommen.

Und dann ist Unterhaltung eben nicht gleichbedeutend mit seicht, sondern hoch-qualitativ.

Darin besteht überhaupt das Geheimnis: Wenn man Filmmusik mit dem größten Anspruch spielt, als ob es sich
um sogenannte Hochkultur handeln würde, dann geschieht etwas mit dieser Musik und sie spricht intensiv zu den
Menschen.

Das Gespräch führte Doris Sennefelder.

Matthias Keller
SOUNDS OF CINEMA – »FANTASY«
Zum Programm des heutigen Abends

Was haben Mickey Mouse, Batman und Spider-Man gemeinsam? Sie alle begannen als sogenannte Cartoons,
verdanken also ihre Existenz dem Papier und dem Einfallsreichtum einiger hochtalentierter Zeichner. Diese
Feststellung ist deshalb wichtig für das Thema des heutigen Abends, weil sie den Grundstein für vieles legt, was
sich mit dem Begriff »Fantasy-Film« verbindet. Als Subgenre des Fantastischen Films ist der Fantasy-Film – wie
übrigens auch der »science fiction movie« – eine Filmgattung, bei der ganz bewusst die Gesetze von physischer
Realität außer Kraft gesetzt werden. Insbesondere diejenigen von Raum und Zeit. Und es gehört zu den
Grundgesetzen dieser Fantastereien, dass ihre Ausflüge in die Welt der Illusion – mit Helden, die in aller Regel
übernatürliche Fähigkeiten besitzen – selbstverständlich ohne logische Erklärungsmuster stattfinden. Genau hier
berühren sich Fantasy-Film und klassisches Märchen. Denn auch das gute alte Hausmärchen à la Grimm verdankt
seine Existenz den Träumen und fantastischen Entwürfen menschlicher Vorstellungkraft. Zauberer und
übernatürlich begabte Magier, Kobolde, Zwerge und elfenhafte Wesen sind daher, neben menschlichen Figuren,
die märchenhaften Hauptakteure. Wortgezeugt also die einen, bildgezeugt die ande-ren, die Cartoon-Helden.

Eskapismus made in Hollywood?

J.R.R. Tolkien, der Schöpfer von Mittelerde, Hobbits, Orks und Elben, sah in dieser Art von Realitätsflucht nichts
weniger als ein Menschenrecht. Denn erst durch die Begegnung mit mythisch-magischen Welten lerne der
Mensch, die eigene Realität mit neuen Augen zu sehen. Oder ein wenig konkreter ausgedrückt: Das
märchenhafte Durchspielen von Angst- und Wunschvorstellungen auf einer ima-ginären Probebühne als
spielerisches »Was wäre wenn« kann durchaus wertvolle Erkenntnisse für das Zurechtfinden in der eigenen
Lebenswirklichkeit mit sich bringen.
Interessant aber ist, dass es ausgerechnet das Filmmedium war, das diese Fantastereien perfektioniert hat. Ein
Medium wohlgemerkt, das stärker als jedes andere von konkreten Bildern und abfilmbarer Realität bestimmt ist.
Umso akribischer und kostenintensiver der Aufwand, der dem Fantasy-Film von Anfang an zugrunde lag. Fritz
Langs Nibelungen (1924) sind ein frühes Beispiel hierfür. Oder King Kong (1933), mit dem die Ära der
Spezialeffekte offiziell und äußerst publikumswirksam eingeläutet wurde.
Die Musik spielte bei alledem eine entscheidende Rolle, gemäß der Erkenntnis: je fremder oder befremdlicher die
künstlich erschaffenen Bilderwelten, desto vertrauter der akustische Rahmen, in dem diese Handlungen spielen.
Eine Erkenntnis, die selbst in George Lucas’ Star Wars-Imperium – und gerade dort! – Beherzigung fand. Denn als
Filmkomponist John Williams 1977 die Musik zum Krieg der Sterne-Erstling schuf, lehnte er sich bewusst an die
romantisch-symphonische Tradition eines Erich Wolfgang Korngold an. Das Resultat ist eine »space opera«, die
wie schon Wagners Musikdramen über ein komplexes System von Identifikations-Motiven organisiert ist und bei
der die Musik vor allem emotional die entspre-chenden Weichen stellt. So verklärt Williams’ Battle of the Heroes,
das in Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith zum schicksalhaften Duell zwischen Anakin Skywalker und
Obi-Wan Kenobi erklingt, die Szene durch Hinzunahme eines Chores zum quasi-religiösen Ritual.

»Walle, walle manche Strecke«

Doch zurück zu unseren Comic-Helden, allen voran Mickey Mouse, deren gezeichnete Filmexistenz bereits 1928 in
Steamboat Willie begann: Dass bei einem Thema wie »Fantasy« natürlich auch ein epochaler Streifen wie Disneys
Fantasia (1940) seinen Platz im Programm erhält, liegt auf der Hand. Abweichend vom üblichen Verfahren, bei
dem Bilder und Handlung zur Vorgabe für den Filmkomponisten werden, schuf Walt Disney sein Mickey-Mouse-
Imperium genau umgekehrt: Als großer Klassik-Liebhaber ließ er die Musik den Ton angeben und neue Bilder
dazu schaffen – mit Mickey Mouse als gezeichnetem Partner des (realen) Dirigenten Leopold Stokowski. Zu Paul
Dukas’ Komposition L’apprenti sorcier (Der Zauberlehr-ling) nach dem gleichnamigen Goethe-Gedicht tritt Mickey
sogar als Hauptdarsteller in Erscheinung: als Zauberlehrling, der in einem Akt grandioser Selbst-überschätzung in
die Rolle des abwesenden Lehrmeisters schlüpft und sich an dessen magischem Repertoire versucht. Mit dem
überaus lehrreichen Ergebnis, dass der anfängliche Machtrausch zuerst in Angst und Verzweiflung angesichts der
immer weiter sich ausbreitenden Wassermassen umschlägt, gefolgt von hilf-loser Erstarrung und der Errettung
durch den Zaubermeister selbst. Das Ganze frei nach der geläufigen Erkenntnis »Hochmut kommt vor dem Fall«.

Ein wenig anders ist die Ausgangslage in der fantastischen Tragikomödie Edward Scissorhands (Edward mit den
Scherenhänden): Hier ist es der »Hexenmeister« selbst, der kurz vor Vollendung seines künstlichen Menschen
das Zeitliche segnet und einen Jüngling (Johnny Depp) zurücklässt, der anstelle von normalen Händen mit einer
komplizierten Scherenkonstruktion ausgestattet ist. Letztere verleiht ihm zwar außergewöhnliche manuelle
Fertigkeiten. Aber mit seinen Händen – als Metapher für Nahbarkeit und die Fähigkeit des Fühlens – zerschneidet
Edward letzten Endes immer wieder das Band menschlicher Gemeinschaft und wird so zum tragischen Helden,
freilich ohne eigenes Verschulden.

Helden wie du und ich?

Auch dies ein interessanter Aspekt bei unseren Fantasy-Helden: Sowohl Batman wie auch Spider-Man – und
letztlich auch der junge König Einon in Dragonheart oder die magiebegabte Prinzessin Elsa in der Hans-Christian-
Andersen-Verfilmung Frozen (Die Eiskönigin – Völlig unverfroren) – beginnen ihre Karriere als gesellschaftlich
Ausgestoßene. So wächst Batman als Waisenkind heran, dessen Eltern von einem Straßenräuber vor seinen
Augen erschossen wurden; sein Kollege Spider-Man wiederum, ebenfalls ein Waisenkind, wird von Onkel und
Tante aufgenommen und mit den Worten ins Leben entlassen, aus großer Kraft folge große Verantwortung. Damit
sind die Genannten allesamt Seelenverwandte eines ge-wissen Harry Potter, der ja ebenfalls als magiebegabtes
Waisenkind bei Onkel und Tante heranwächst und dort auf menschliche Ablehnung stößt. Das Märchenhafte all
dieser Stoffe besteht nun, psychologisch betrachtet, in der Kompensation – zuweilen auch Über-Kompensation –
der sozialen Lage durch die verliehe-nen magischen Fähigkeiten: Mit ihnen fordert der Betreffende jene Achtung
und Wertschätzung von der Welt zurück, die er im bürgerlichen Leben nicht erfährt.

Batman, im realen Leben Bruce Wayne, tut dies, indem er einen Teil des geerbten Vermögens darauf verwendet,
Körper und Geist zu trainieren und so – getarnt mit Fledermaus-Gewand und Maske – als Kriminologe und
Kampfsport-Ass in einem die Unterwelt von Gotham City zu bekämpfen. Wobei sein Vorname bezeichnenderweise
auf den schottischen Freiheitskämpfer Robert the Bruce verweist und der Familienname wiederum auf den
amerikanischen Nationalhelden Anthony Wayne (genannt »Mad Anthony«). Zu erwähnen wäre außerdem, dass
Batman alias Bruce Wayne, im Unterschied etwa zu Superman, über keinerlei übermenschliche Kräfte verfügt,
sondern seine Überlegenheit ausschließlich aus Willenskraft, hartem Training und entsprechender Intelligenz
bezieht. Spider-Man hingegen, mit bürgerlichem Namen Peter Parker, wird als jugendlicher Schüler von einer
genmanipulierten (!) Spinne gebissen und besitzt seither Superkräfte wie die Fähigkeit, Wände zu erklimmen und
Spinnennetze zu produzieren, in denen sich seine Widersacher verfangen. Disneys Eiskönigin (frei nach
Andersens Die Schneekönigin) wiederum besitzt zauberische Kräfte, die sie in die Lage versetzen – auch dies eine
Metapher – Eis, Frost und Schnee zu erzeugen. Da sie diese Kräfte jedoch nicht zu kontrollieren weiß, macht sie
sich schon früh viele Feinde. Auch verunglücken ihre Eltern tödlich und setzen damit ein Erbschaftsdrama um das
Königreich Arendelle in Gang. Letzteres wird versehentlich durch Elsas Magie in einen ewigen Winter versetzt, aus
dem sie selbst in die Isolation flieht. Erst die Liebe und Selbstopfe-rung der jüngeren Schwester kann den Bann
schließlich brechen und Elsa wieder in die menschliche Gemeinschaft zurückführen. Der Soundtrack zum
Animationsstreifen Frozen, komponiert unter anderem von Christophe Beck, dominierte zwei Jahre lang auch die
deutschen Albumcharts. Besonders erfolgreich war der Titelsong Let it Go, eine Art resignierte Selbstreflexion, die
dem Autorenduo Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez 2015 den Oscar einbrachte.

Umso lichter dagegen Momente wie das Now We Are Free aus der Gemeinschaftsproduktion der Australierin Lisa
Gerrard und des Deutschen Hans Zimmer zum historischen Fantasy-Streifen Gladiator; und erst recht Gabriella’s
Song aus der schwedisch-dänischen Produktion Wie im Himmel über einen gefeierten Star-Dirigenten, der all
seine hochfliegenden Pläne an den Nagel hängt, um einem schwedischen Provinzchor die Faszination der Musik
näher zu bringen. Auch das eine fantastische Projektion!

Disneys »Fantasia« als Urform des Musikvideos
Fantasia (1940) war bereits der dritte abendfüllende Zeichentrickfilm von Walt Disney. Ausgangsidee waren seine
»silly symphonies« (engl. »silly« = töricht, albern): textlose Cartoons, die von klassischer Musik kommentiert
wurden – beziehungsweise umgekehrt. Denn anders als im gängigen klassischen Konzert, wo die Musik bei den
Zuhörern jeweils individuelle Bilder auslöst, übernahmen in Fantasia Disneys Zeichner die Bildregie und ließen
sich durch Stücke wie Bachs berühmte d-Moll-Orgeltoccata, Strawinskys Le sacre du printemps, Beethovens
Sechste Symphonie (Pastorale) oder Paul Dukas’ Zauberlehrling zu faszinierenden Geschichten anregen. Im
Unterschied zum gängigen Filmmusik-Verfahren löst plötzlich die Musik die Bewegung der Bilder aus. Und weil
Mickey Mouse bei alle-dem als Zeremonienmeister auftritt, fand sich auch rasch ein Name für diese Art der Bild-
Ton-Verknüpfung: »mickey mousing«.

Ausgangspunkt von Fantasia war Dukas’ Symphonische Dichtung Der Zauberlehr-ling. Walt Disney hatte den
Zauberlehrling ursprünglich als eigenständigen Cartoon geplant, doch dann kam es zur Begegnung mit dem
Dirigenten Leopold Stokowski. Er bot Disney an, die Musik dazu ohne Bezahlung zu dirigieren. Und er war es
auch, der Disney den Rat gab, den Zauberlehrling als Teil eines abendfüllenden Musikfilms mit dem prosaischen
Arbeitstitel The Concert Feature (Der Konzertfilm) herauszubringen. Der spätere Titel Fantasia soll ebenfalls auf
Stokowski zurückgehen, genauso wie die Entscheidung, die Musik bereits im Mehrkanal-Verfahren aufzunehmen.
Und weil der Musikliebhaber Disney Fantasia von Anfang an als besonderen Film zu vermarkten gedachte, legte
er spezielles Augenmerk auf seine Darbietung in den Kinos, angefangen von eigens gedruckten Programmheften
über Platzreservierungen und Kleiderordnung bis hin zur besonders aufwändigen Beschallung durch zusätzlich
installierte Lautsprecher. Am 13. November 1940 fand die Premiere im New Yorker Broadway Theatre statt;
diejenige in Deutschland folgte erst 1952.

Eine Schlüsselrolle in Dukas’ Partitur spielt das Fagott mit dem marschartigen »Besenthema«. Zu Beginn sehen
wir den alten Magier bei der Geisterbeschwö-rung, während sich über spannungsgeladenen Streicherklängen das
Hauptthema bereits mit Harfe und Klarinette ankündigt. Unterdessen schleppt Zauberlehrling Mickey missmutig
Wassereimer. Ein Harfenglissando, gefolgt vom »Besenthema« auf der gestopften Trompete, beendet das erste
Bild: Der Meister ist müde und zieht sich zurück. Zum unheilschwangeren Streicherakkord vom Anfang setzt sich
Mickey den blauen Zauberhut auf und nimmt einen Besen ins Visier, um ihn zu verhexen. Der Zauber wirkt. Der
Besen setzt sich, zunächst widerspenstig, in Bewegung und beginnt zum voranschreitenden Marschthema
Wassereimer zu schleppen. Derweil es sich Mickey in einem Sessel bequem macht und – einschläft. Es entspinnt
sich eine hinreißende Traumsequenz mit Mickey als Gebieter über Himmel, Erde und Meere. Als der
Zauberlehrling erwacht, steht bereits alles unter Wasser. Verzweiflung macht sich breit. Mit einer Axt spaltet
Mickey den Besen – und multipliziert damit das Unheil zu einer ganzen Besen-Armada. Erst der zurückkehrende
Meister kann der Flut, ausgedrückt durch flirrende, auf und ab wogende Streicherfiguren, Einhalt gebieten. Mit
einigen markanten Beckenschlägen endet der Spuk. Trügerische Harmonie kehrt ein, und Mickey versucht sich zur
einschmei-chelnden Solo-Bratsche wieder lieb Kind zu machen. Vergeblich. Mit dem Besen wird der Lehrling –
musiksynchron – vom Meister aus dem Bild gefegt.
M. K.

Johann Wolfgang von Goethe
Der Zauberlehrling
(Ausschnitt)

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben!
Seine Wort’ und Werke
Merkt’ ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu’ ich Wunder auch.

Walle, walle
Manche Strecke,
Dass zum Zwecke
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße!

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

EIN EXPERTE FÜR FILMMUSIK
Aus der Chronik des Münchner Rundfunkorchesters

1952
Erstes Sonntagskonzert des neu gegründeten Münchner Rundfunkorchesters, u. a. mit Filmmelodien von Franz
Grothe. Leitung: Chefdirigent Werner Schmidt-Boelcke.
Seitdem immer wieder Aufführungen und Studioproduktionen von Filmmusik.

1953
Robert Stolz dirigiert in einem Sonntagskonzert u. a. seine Filmhits Ob blond,
ob braun, ich liebe alle Frau’n und Zwei Herzen im Dreivierteltakt.

1954
Vico Torriani und Erika Köth singen in einem Sonntagskonzert u. a. Schlager aus Filmen.

1955
Zarah Leander präsentiert in einem Sonntagskonzert Lieder aus ihren Filmen
Zu neuen Ufern und Es war eine rauschende Ballnacht.

1966
Veröffentlichung der LP Winnetou-Melodie. Martin Böttcher dirigiert seine großen Karl-May-Filmerfolge.
Wiederveröffentlichung dieser Kultaufnahme 1981 als CD.

1984
Konzert »Von Hollywood zum Broadway« in Erinnerung an den amerikanischen Filmmusikkomponisten Carmen
Dragon.

1986, 1987, 1988
Eröffnungskonzerte zum Filmfest München.

1988
Konzert zum 80. Geburtstag des Filmmusikkomponisten Franz Grothe.

1995
»Von Casablanca bis Star Wars«: Filmmusikkonzert unter der Leitung von
Lalo Schifrin.

2001
Konzerte für junge Leute (»FILMharmonisches«): Filmvorführungen von
The Immigrant mit Charlie Chaplin und One Week mit Buster Keaton zu den Musiken von Carl Davis.
Der Stummfilm-Experte Helmut Imig dirigiert im Circus-Krone-Bau zum Schwarz-Weiß-Film Ben-Hur (1926) die
Musik von Carl Davis.

2003
Jugendkonzerte unter dem Motto »Filmmusik – von der Idee bis zur Realisation«.
Vorführung von Charlie Chaplins Filmen The Circus und The Immigrant mit der Musik von Charlie Chaplin bzw.
Carl Davis.
Vorführungen von Lotte Reinigers Silhouettenfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed mit der originalen Musik von
Wolfgang Zeller (Kinderkonzerte).

2004
Gastspiel von Ennio Morricone, der eigene Werke dirigiert – darunter die Konzertsuite Once Upon a Time in the
West, bei der auch der Chor des Bayerischen Rundfunks mitwirkt.
Vorführung des Marlene-Dietrich-Streifens Ich küsse Ihre Hand, Madame mit Live-Orchestermusik, kompiliert von
Helmut Imig.

Ab 2004
Alljährliche Filmmusikkonzerte des Münchner Rundfunkorchesters im Prinzregententheater im Rahmen der
Konzertreihe Mittwochs um halb acht. Moderation: Roger Willemsen (bis 2011).
2006
Der Filmmusik-Spezialist Frank Strobel dirigiert live zu Metropolis von Fritz Lang.
Einspielung von Konstantin Weckers Soundtrack zu dem Familienfilm Herr Bello unter der Leitung von Ulf
Schirmer, dem neuen Künstlerischen Leiter des Münchner Rundfunkorchesters.

2008
Mitwirkung am Soundtrack zu Die Frau des Anarchisten.

Seit 2009
Alljährlicher musikalischer Auftakt zum Filmfest München, zunächst unter dem Motto »Cinema in Concert«, seit
2012 als Sounds of Cinema; jeweils mit
Ulf Schirmer am Dirigentenpult. Übertragung im Hörfunk auf BR-KLASSIK sowie bis 2015 im Bayerischen
Fernsehen; dreimal auch als Video-Livestream im Internet. Bisherige Solisten: u. a. der Tenor Paul Potts, der
Jazzmusiker Klaus Doldinger, die bayerische Songwriterin Claudia Koreck sowie die Sopranistin Angela Denoke.
Mitwirkung des Chores des Bayerischen Rundfunks 2010, 2014 und 2016.

2009, 2011, 2016
Mitwirkung des Münchner Rundfunkorchesters bei der Nacht der Filmmusik in der Hochschule für Musik und
Theater München.

2010–2014
Verleihung des Look & Listen – Telepool BR Music Award im Rahmen von Sounds of Cinema; Preisträger
waren die international renommierten Filmmusikkomponisten Howard Shore, Michel Legrand, Rachel Portman,
Martin Böttcher und Patrick Doyle.

2011, 2012, 2014
Konzerte unter dem Motto »Kultur für euch – Kino für die Ohren« in Kooperation mit der Landeshauptstadt
München und der Gasteig Kultur GmbH, die sich vor allem an Schüler der städtischen Berufsschulen wenden.

2012
Präsentation zur Filmmusikkompetenz des Münchner Rundfunkorchesters für Experten der Branche bei den
Filmfestspielen in Cannes.
Im Rahmen des Projekts Klasse Klassik, bei dem bayerische Schulorchester mit Profis aus dem Münchner
Rundfunkorchester musizieren, erklingt Filmmusik.
Aufnahme des Soundtracks zum Historien-Epos Ludwig II. live vor der Kamera und im Studio (Ausschnitte aus
Werken Richard Wagners sowie die neu komponierte Musik von Bruno Coulais) unter der Leitung von Ulf
Schirmer.

2013
Aufnahme des Soundtracks zu Der Teufelsgeiger unter der Leitung von Ulf Schirmer. Der Titelheld des Films, Niccolò
Paganini, wird von Geiger David Garrett dargestellt.

Saison 2013/2014
Filmmusik als Themenschwerpunkt der Kinder- und Jugendarbeit des Münchner Rundfunkorchesters im Rahmen
der Reihe Klassik zum Staunen.

2015
»Das Kino der anderen. Deutsch-deutsche Filmmusik«, moderiert von Schau-spielerin Martina Gedeck, in der
Reihe Mittwochs um halb acht.
»Sounds of Bully’s Cinema« mit Michael Bully Herbig als Spezialausgabe der »Sounds of Cinema«-Konzerte.

2016
Konzert »Ich küsse Ihre Hand, Madame« mit frühen Tonfilmschlagern in der Reihe Mittwochs um halb acht.
Sounds of Cinema unter dem Motto »Fantasy« mit Soundtracks u. a. aus Walt Disneys Fantasia. Zum dritten Mal
ist der Chor des Bayerischen Rundfunks mit dabei.
Geplant für 2017:
    1.   Februar: Unter dem Motto »Video Game Music in Concert« präsentiert das Münchner Rundfunkorchester
         in der Reihe Mittwochs um halb acht erstmals Musik, die für Videospiele geschrieben wurde – ein der
         Filmmusik verwandtes Genre.

BIOGRAFIEN

ANTONIA WELKE
Die Musicaldarstellerin Antonia Welke stammt aus Berlin. Bereits vor dem Studium sammelte sie Erfahrung in
diversen Produktionen; so spielte sie die Rolle der Liesl in der deutschen Erstaufführung von The Sound of Music
und war Mitglied im Jugendensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz, wo sie als Ariel in Footlose zu sehen war.
2009 besuchte sie die Abraxas Musical Akademie in München, und von 2010 bis 2014 belegte sie den
Diplomstudiengang Musical an der Theaterakademie August Everding, den sie dank ihrer Abschlussarbeit Das
Tagebuch der Anne Frank mit Auszeichnung absolvierte. Während ihrer Ausbildung übernahm sie die Titelrolle in
Offenbachs Die schöne Helena und wirkte im Schauspiel 4.48 Psychose von Sarah Kane sowie in Alice im
Wunderland von Roland Schimmelpfennig mit. Sie gastierte als Karen in Hair bei einer Freilichtbühnenproduktion
am Theater Augsburg und verkörperte die Mary Lane in Kifferwahn am Staatstheater am Gärtnerplatz. Zum 150.
Geburtstag dieses Hauses stand sie 2015 bei einer musikalischen Lesung von Shakespeares/Mendelssohns
Sommernachtstraum als Helena und Elfe auf der Bühne. Mit dem Musical Sunset Boulevard tourte sie durch
Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Außerdem war sie am Deutschen Theater in München im Ein-
Personen-Stück Tell Me on a Sunday von Andrew Lloyd Webber und in Into the Woods von Stephen Sondheim zu
erleben. Auch vor der Kamera hat Antonia Welke bereits erfolgreich agiert, nämlich im Musikvideo Darmstadt Style
(New Music Gangsta Rap) mit Musik von Moritz Eggert, im Kurzfilm Das Verhör sowie von 2011 bis 2013 als
Pianistin Antonia in der ARD-Telenovela Sturm der Liebe. Seit 2015 ist Antonia Welke im Masterstudiengang
Musical der Theaterakademie August Everding eingeschrieben. Das Staatstheater Nürnberg hat sie in der
aktuellen Spielzeit für Cole Porters Kiss Me, Kate verpflichtet.

ANTONIA GOLDHAMMER
Geboren 1984 in Bayreuth, studierte Antonia Goldhammer Theater- und Medienwissenschaften sowie Germanistik
in Bayreuth, Erlangen und Utrecht. Bereits während des Studiums wirkte sie an verschiedenen Filmprojekten mit
und absolvierte Praktika u. a. beim WDR (Programmgruppe Kinder und Familie) und in der Pressestelle der
Bayreuther Festspiele. 2011 veröffentlichte sie das Buch Weißt du, was du sahst? – Stefan Herheims Bayreuther
»Parsifal«. Von 2010 bis 2012 war sie redaktionelle Volontärin (Radio, Fernsehen, Online) beim Bayerischen
Rundfunk in München und arbeitete in diesem Rahmen in der Redaktion Fiktion des Kinderkanals als Filmlektorin.
Für die Reportage Mission Verantwortung: Jugendliche im Zeltlager im Bayerischen Fernsehen erhielt sie
zusammen mit Wolfgang Kerler und Vanessa Lünenschloß den Journalistenpreis »Bürgerschaftliches
Engagement« der Robert-Bosch-Stiftung. Seit 2012 ist Antonia Goldhammer freie Autorin beim Bayerischen
Rundfunk und u. a. als redaktionelle Mitarbeiterin im Bereich Kinofilm und beim Bayerischen Filmpreis tätig. Seit
2015 gehört sie zum Moderatorenteam der Sendung Cinema – Kino für die Ohren auf BR-KLASSIK. Gemeinsam
mit Matthias Keller führte sie in diesem Jahr bei der Nacht der Filmmusik an der Hochschule für Musik und Theater
München durch ein Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester und dem Komponisten Klaus Doldinger am
Saxofon.

MATTHIAS KELLER
Matthias Keller studierte Klavier, Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater
München. Bei BR-KLASSIK ist er redaktionell sowohl für die Ressorts Musica sacra und Chormusik wie auch für
den Bereich Filmmusik verantwortlich. 2003 rief er die Sendung Cinema – Kino für die Ohren (sonntags um 18.05
Uhr auf BR-KLASSIK) ins Leben; ferner ist er regelmäßig Dramaturg bei den Filmmusik-Konzerten des Münchner
Rundfunkorchesters. Dank seiner persönlichen Kontakte zu vielen Filmkomponisten holte er bereits Stars wie Ennio
Morricone, Howard Shore, Michel Legrand, Rachel Portman, Martin Böttcher und Patrick Doyle in die
Isarmetropole. Er ist außerdem Autor des Buches Stars and Sounds und Jurymitglied beim Preis der deutschen
Schallplattenkritik. Als Komponist und Arrangeur arbeitete er für verschiedene Orchester, Chöre und Solisten,
darunter die Münchner Symphoniker, die NDR Radiophilharmonie in Hannover, das Münchner Rundfunkorchester
und der Chor des Bayerischen Rundfunks, die EuropaChorAkademie, Sarah Connor, Tony Henry, Liz Howard und
der Panflötist Ulrich Herkenhoff. 2006 schrieb Matthias Keller das Finale zum Konzert »3 Orchester und Stars«,
das anlässlich der FIFA-Fußballweltmeisterschaft im Münchner Olympiastadion unter Mitwirkung u. a. von Zubin
Mehta, Mariss Jansons, Lang Lang, Diana Damrau und Plácido Domingo stattfand. Gemeinsam mit Antonia
Goldhammer führte er in diesem Jahr bei der Nacht der Filmmusik an der Hochschule für Musik und Theater
München durch ein Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester.

ULF SCHIRMER
Seit September 2006 ist Ulf Schirmer Künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, mit dem er ein weites
Repertoirefeld abgesteckt hat: von Operette, Oper, Melodram und Filmmusik bis hin zur geistlichen Musik des 20./21.
Jahrhunderts in der Reihe Paradisi gloria, die auch ein Forum für die Uraufführung von Auftragswerken bietet. Auf CD
legte Ulf Schirmer gemeinsam mit dem Münchner Rundfunkorchester eine stattliche Reihe von Opern- und Operetten-
Gesamt-aufnahmen vor, darunter Repertoire-Raritäten wie Verkündigung von Walter Braunfels oder Feuersnot von
Richard Strauss, außerdem etliche Sängerporträts. Darüber hinaus pflegt Ulf Schirmer seit Amtsbeginn die
Zusammenarbeit des Münchner Rundfunkorchesters mit der Theaterakademie August Everding. Zuletzt dirigierte er
dabei Salomé von Antoine Mariotte und stellte so auch in diesem Kontext sein großes Engagement für Unbekanntes
und zu Unrecht Vergessenes unter Beweis. Beim alljährlichen musikalischen Auftakt zum Filmfest München – ab 2009
zunächst unter dem Motto »Cinema in Concert«, später mit dem Titel »Sounds of Cinema« – stand er von Beginn an
stets persönlich am Pult des Münchner Rundfunkorchesters.

Ulf Schirmer wurde in Eschenhausen bei Bremen geboren; er studierte am Konservatorium in Bremen und an der
Musikhochschule in Hamburg bei György Ligeti, Christoph von Dohnányi und Horst Stein. Wichtige Erfahrungen
sammelte er als Assistent von Lorin Maazel und Hausdirigent an der Wiener Staatsoper, wo er auch als Konsulent
tätig war. Es folgten Positionen als Generalmusikdirektor in Wiesbaden und Chefdirigent des Dänischen
Rundfunksymphonieorchesters. Regelmäßige Gastspiele führten ihn insbesondere an die Deutsche Oper Berlin, ans
New National Theatre in Tokio und zu den Bregenzer Festspielen. Ulf Schirmer stand am Pult u. a. der Wiener und der
Berliner Philharmoniker, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, des Orchestre de la Suisse Romande und des NHK
Symphony Orchestra Tokyo. An der Wiener Staatsoper war er regelmäßig zu erleben, zuletzt mit Strauss’ Arabella. 2000
wurde er Professor für musikalische Analyse und Musikdramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Seit 2009 ist er Generalmusikdirektor, seit 2011 auch Intendant an der Oper Leipzig. Dort dirigierte er u. a. Wagners
kompletten Ring des Nibelungen, außerdem Mozarts Zauberflöte und Strauss’ Frau ohne Schatten.

IMPRESSUM

MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER
Ulf Schirmer Künstlerischer Leiter
Veronika Weber Management
Bayerischer Rundfunk, 80300 München
Tel. 089/59 00 30 325

facebook.com/muenchner.rundfunkorchester
rundfunkorchester.de

PROGRAMMHEFT
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk
Programmbereich BR-KLASSIK
Redaktion: Dr. Doris Sennefelder
Grafisches Konzept: ROSE PISTOLA – Büro für
Konzeption und Gestaltung, München
Grafische Umsetzung: Antonia Schwarz, München
Druck: alpha-teamDRUCK GmbH, München
Nachdruck nur mit Genehmigung
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

TEXTNACHWEIS
Matthias Keller: Originalbeiträge für dieses Heft; Der Zauberlehrling (Auszug): zitiert nach Goethes Werke, Bd. 1,
hrsg. von Erich Trunz, München 1972; Interview und Biografien: Doris Sennefelder.

www.br-klassik.de
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