"Gottesdienste am Küchentisch" in der Karwoche und zu Ostern - mit Ihrer St. Petri-Nicolai-Kirchengemeinde
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„Gottesdienste am Küchentisch“ in der Karwoche und zu Ostern mit Ihrer St. Petri-Nicolai-Kirchengemeinde
Liebe Menschen in der St. Petri-Nicolai-Kirchengemeinde, in diesem Jahr ist Ostern anders als sonst. Alles, was einen Kontakt von weniger als 2 Metern Abstand mit sich bringen würde, geht in Zeiten von Corona nicht: Keine Umarmung zur Begrüßung, keine Gottesdienste in den Kirchen, kein Os- terfrühstück und auch kein Familientreffen. Was aber trotzdem möglich ist: Sich miteinander verbunden zu wissen. Gemeinsam beten, in verschiedenen Wohnungen. Am selben Tag, vielleicht sogar zur selben Uhrzeit, dieselben Worte lesen. Gottesdienst feiern – am Küchentisch, mit dem Klang der Kirchenglocken von draußen. Und hinterher mal „Kirch-Café am Telefon“ ausprobieren. Dazu haben wir dieses Heft zusammengestellt: Mit Texten für Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern, so dass jede und jeder für sich und somit wir alle gemeinsam die Worte lesen und die Gebete sprechen können. Ob Sie alleine leben oder zu mehreren: Feiern Sie „Ihren“ Gottesdienst so, wie und wo es für Sie gut passt. In jedem Fall sind wir alle getragen vom Wissen um die Gemeinschaft mit Gott und miteinander – auch wenn wir nicht beisammen sind. Das, was uns verbindet, ist größer als das, was wir se- hen. Wir wünschen Ihnen gesegnete Gottesdienste! Herzliche Grüße von Pfarrer Thomas Böhmert, Pfarrer Wolfram Eichler und Pfarrerin Miriam Helmert P.S.: Weitere Angebote und Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite www.petri-nicolai.de. 2
Alle Feiertage, Zeiten und Texte im Überblick Gründonnerstag, 9. April 2020 Glockenläuten um 18.00 Uhr Psalm 111 Lesung: Matthäus 26,17-30 Auslegung auf Seite 6. Karfreitag, 10. April 2020 Glockenläuten um 15.00 Uhr Psalm 22,2-20 Lesung: Johannes 19,16-30 Auslegung auf Seite 7. Ostersonntag, 12. April 2020 Glockenläuten um 9.30 Uhr Psalm 118,14-24 Lesung: Markus 16,1-8 Auslegung auf Seite 8. Frohe Ostern! Die Idee und die Worte der „Gottesdienste am Küchentisch“ sind entstanden im Michaeliskloster Hildesheim, wurden weiterentwickelt von Pfr. Holger Pyka aus Wuppertal und angepasst für unsere Gemeinde von Pfr.in Miriam Helmert. 3
Gottesdienst am Küchentisch. Auf dem Sofa. Oder sonst wo. Was es braucht: Mindestens 1 Person, 1 Anfangszeit (z.B. das Glockenläuten), 1 Kerze, 1 Bibel (schon mit Lesezeichen bei Psalm und Lesung für den jeweiligen Feiertag). Wer zwischendurch etwas singen mag, legt schon mal ein Gesangbuch parat und sucht 1-2 Lieder aus. Wie es geht: Kerze anzünden Stille Gebet Gott, ich bin hier: Allein – und doch durch deinen Geist mit anderen verbunden. Und du bist hier. Und so feiern wir in deinem Namen Gottesdienst: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Psalm Schriftlesung Stille Auslegung Fürbitten Gott, Dir bringen wir, was uns bewegt in dieser Zeit: Das Schöne und das Schwere. Wir denken an alle, die uns lieb sind: Was tun sie wohl gerade? Wir denken an alle, 4
die jetzt noch einsamer sind. Wir denken an alle Kranken, gerade an die in den Krankenhäusern. Wir denken an alle, die helfen. Wie gut, dass sie da sind. Gott, wir alle sind deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden, atmen die Luft deiner Schöpfung. Wir beten zu dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen: Vaterunser im Himmel… Segen Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Ange- sicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen. Stille Kerze auspusten Was danach kommt: Lassen Sie den Gottesdienst noch etwas nachklingen, bevor Sie mit dem Alltag weitermachen. Atmen Sie ein und aus. Vielleicht können Sie sich mit jemandem austauschen über das, was Sie bewegt: Kirch-Café am Telefon, oder am Gar- tenzaun. Oder Sie greifen zu Stift und Papier und schreiben Ihre Gedanken auf. Gerne können Sie sich auch mit ihrer Rückmeldung und Ihren Fragen an uns wenden: Pfarrer Thomas Böhmert | 133 86 27 | boehmert@petri-nicolai.de Pfarrer Wolfram Eichler | 0231-12 69 08 | wolfram.eichler@gmx.de Pfarrerin Miriam Helmert | 62 805 308 | helmert@petri-nicolai.de 5
Gründonnerstag, 9. April 2020 Das ist heute – diesen Einschub bekommen die Worte, die in der Abendmahls-Feier gesprochen werden, jedes Jahr an Gründonnerstag: „In der Nacht, als Jesus hingegeben wurde – das ist heute –, nahm er das Brot…“ Mich berührt dieser Einschub, jedes Mal. Heute ist der Abend, an dem Jesus Erinnerungen geschaffen hat. Heute haben er und die Seinen in Jerusalem das Passahfest gefeiert, in Erinne- rung an den Aufbruch des Volkes Israel aus Ägypten. Heute hat Jesus mit dem Brotbrechen und Kelch-Teilen als Anker für die Erinnerung an ihn etwas Neues geschaffen: „Ich gehe diesen Weg für euch alle. Verbindet euch mit mir und untereinander, indem ihr gemeinsam esst und trinkt. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Ich bleibe bei euch.“ Seitdem sind knapp 2000 Jahre vergangen. Heute, an Gründonnerstag 2020, ist alles anders: Natürlich anders als damals, aber auch anders als letztes Jahr an Grün- donnerstag, und sogar anders als noch am Donnerstag vor vier Wochen. Aber der, der damals gesagt hat „Ich bleibe bei euch“ – der ist auch heute da. An jedem Küchentisch und jedem Krankenbett, in jeder noch so dunklen Nacht. Er scheut keine Quarantäne, muss keinen Abstand einhalten, ist einfach da. Das ist heute – vielleicht wird es Ihnen heute ganz besonders bewusst: Wenn Sie Abendbrot essen zum Beispiel. Oder zu einem anderen, für Sie passenden Zeitpunkt. Auch wenn Sie ganz allein im Raum sind: „Solches tut – heute – zu meinem Gedächtnis. Ich bleibe bei euch“, sagt Jesus. Seid gesegnet. Pfarrerin Miriam Helmert 6
Karfreitag, 10. April 2020 „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht“ – diese erste Zeile des bekannten Passionsliedes erzählt mit knappen Worten die Geschichte von Karfreitag: Jesus trägt, geschlagen und verspottet, das Kreuz auf seinen Schultern, an dem er leidvoll sterben wird. Dies Bild vor dem inneren Auge werden Bilder des Leidens und des Sterbens aus diesen Tagen in mir wach: Bilder vom Leid von Kranken, Bilder von der Trauer von Angehörigen, die um ihre Verstorbenen weinen, Bilder der Verzweiflung von erschöpften Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften, die nicht überall helfen können. Bilder von der Sorge und Not der Menschen, die jetzt ihre wirtschaftliche Existenz verlieren. Bilder vom Ausbruch der Krankheit in den ärmeren Ländern der Erde. Aber das Lied geht weiter: „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.“ – Karfreitag erinnert nicht nur an das Dunkel, sondern ruft gleichsam ins Gedächtnis: Gott weiß, was Leid, Schmerz und Tod bedeuten. Denn er selbst hat all das durchlitten. Das Leid und die Angst der Menschen sind ihm nicht fremd. Und so können wir uns an Gott wenden in all unserer Not, welche sie auch sei, und ihn mit dem Lied anrufen und ihn bitten: „Kyrie eleison, sieh wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehen.“ – „Gott, der du weißt, was Leiden ist, erbarme dich unser! Lass uns nicht allein in unserem Elend, sondern sei bei uns! Hilf uns! Wende die Not und führe uns zum Leben.“ Pfarrer Thomas Böhmert 7
Ostersonntag, 12. April 2020 Ostern ist das Fest der Verwandlung. Das ist es ja, wovon die Ostergeschichten zu erzählen versu- chen: Da brechen Frauen bei Sonnenaufgang auf zu einem Toten, zu einem Grab. Zu einem Grab, das mit einem Stein, einem „Felsen“ verschlossen ist. Und damit klingt an: Wie „versteinert“ ist ihre Welt. Unbeweglich und stumm. Kein Windhauch und kein Vogellaut sind zu hören. So unheimlich, dass man kaum ein Wort hervorbringt. Und wenn man etwas sagen muss, z.B.: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ – dann allenfalls flüsternd. Ostern ist das Fest der Verwandlung. Angekommen, wo man Grab und Stein vermutete, ist alles ganz anders als gedacht: Der Brocken, für den die eigene Kraft niemals ausgereicht hätte, ist bereits von seinem Ort verrückt. Und wo wir mit einem Toten gerechnet hatten, findet sich jemand, der seinen Mund öffnet und spricht: Fürchtet euch nicht! Der, den ihr sucht, Jesus von Nazareth, er ist auferstanden. Und damit hat sich alles verändert. Wie wenn die zarten Farben des Frühlings den steinernen Frost besiegen. Ostern ist das Fest der Verwandlung. Weil Gott mit dem Ostertag den gekreuzigten Jesus von Nazareth nicht den Gräberfeldern und Totenäckern überlassen hat, ist dieser Tag niemals vergangen, haben wir ihn und haben wir mit ihm das Leben auch auf unseren Wegen vor uns. Auch in Zeiten, die uns vorkommen „wie versteinert“. Auch wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen wird. Auch im Jahr 2020. Pfarrer Wolfram Eichler 8
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