Greenfield FDI in der westlichen Balkanregion -Status Quo und Ausblick
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Greenfield FDI in der westlichen Balkanregion –Status Quo und Ausblick Mag. Harald Jedlicka Mas t erThe siszurEr l angungde s„ Mas terofAdvanc edSt udie s(Balka nologie) ”( MAS) Laut Verordnung der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom 25.8.2003 (GZ 52.305/166-VII/6/2003)
Inhaltsverzeichnis Seite 2 Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG.................................................................................................... 5 1.1 PROBLEMSTELLUNG UND ZIELSETZUNG ....................................................... 5 1.2 STRUKTUR UND AUFBAU DER ARBEIT .......................................................... 8 2 GREENFIELD FDI ......................................................................................... 10 2.1 POSITIVE ASPEKTE...................................................................................... 11 2.1.1 Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ........................................... 12 2.1.2 Steigerung der Exportraten ............................................................... 14 2.1.3 Schaffung von Arbeitsplätzen............................................................. 15 2.1.4 Förderung des Wirtschaftswachstums ............................................... 17 2.2 RAHMENBEDINGUNGEN .............................................................................. 18 2.2.1 Makroökonomische Faktoren ............................................................ 20 2.2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen........................................................ 21 2.2.3 Mikroökonomische Faktoren ............................................................. 24 3 GREENFIELD FDI AUF DEM WESTBALKAN........................................ 30 3.1 WARUM GERADE GREENFIELD FDI ............................................................. 30 3.2 BISHERIGE ERGEBNISSE .............................................................................. 34 4 METHODIK DER EXPERTENBEFRAGUNG........................................... 44 4.1 UNTERSUCHUNGSABLAUF........................................................................... 44 4.2 METHODEN UND INSTRUMENTE DER DATENERHEBUNG ............................. 45 4.2.1 Erhebungsmethode............................................................................. 45 4.2.2 Erhebungsinstrument ......................................................................... 45 4.3 STICHPROBE................................................................................................ 46 4.4 EINSCHRÄNKUNGEN ................................................................................... 48 5 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR GREENFIELD FDI AUF DEM WESTBALKAN....................................................................................................... 49 5.1 BEWERTUNGSMATRIX ................................................................................. 49 5.2 DIE DERZEITIGE SITUATION AUF DEM WESTBALKAN .................................. 52 5.2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen........................................................ 52
Inhaltsverzeichnis Seite 3 5.2.2 Makroökonomische und politische Stabilität..................................... 57 5.2.3 Qualität und Kosten des Produktionsfaktors Arbeit .......................... 59 5.2.4 Marktgröße & -wachstum und Außenhandelspolitik ......................... 62 5.2.5 Weitere Faktoren ............................................................................... 65 5.2.6 Zusammenfassende Bewertung .......................................................... 69 6 STRATEGIEN FÜR DIE ZUKUNFT ........................................................... 71 6.1 KROATIEN ................................................................................................... 72 6.2 BOSNIEN & HERZEGOWINA ........................................................................ 73 6.3 SERBIEN & MONTENEGRO .......................................................................... 74 6.4 FYR MAZEDONIEN ..................................................................................... 75 6.5 ALBANIEN ................................................................................................... 76 6.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG............................................................ 77 7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ................................................. 79
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Seite 4 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: BRUTTOINLANDSPRODUKT DER WESTBALKANSTAATEN - ENTWICKLUNG SEIT 1990 ................................................................................... 31 ABBILDUNG 2: ARBEITSLOSIGKEIT IN DER WESTLICHEN BALKANREGION .................. 32 ABBILDUNG 3: LEISTUNGSBILANZDEFIZITE IN % DES BRUTTOINLANDSPRODUKTES . 33 ABBILDUNG 4: FDI ZUFLÜSSE IN MILLIONEN EUR 1999 –2004................................ 35 ABBILDUNG 5: FDI BESTÄNDE PRO KOPF IN EUR...................................................... 35 ABBILDUNG 6: ANZAHL GREENFIELD FDI PROJEKTE IM VERGLEICH .......................... 37 ABBILDUNG 7: JÄHRLICHE STEIGERUNGSRATEN GREENFIELD PROJEKTE IM VERGLEICH ......................................................................................................... 38 ABBILDUNG 8: ANZAHL UND ZUWACHSRATEN GREENFIELD FDI PROJEKTE AUF DEM WESTBALKAN ..................................................................................................... 39 ABBILDUNG 9: GREENFIELD FDI PROJEKTE NACH SEKTOREN IM VERGLEICH ............ 40 ABBILDUNG 10: RECHTSSTAATLICHE RAHMENBEDINGUNGEN IN SÜDOSTEUROPA IM VERGLEICH ......................................................................................................... 53 ABBILDUNG 11: DURCHSCHNITTLICHE KOSTEN FÜR DEN FAKTOR ARBEIT ................ 60 Tabellenverzeichnis TABELLE 1: GREENFIELD FDI PROJEKTE NACH HERKUNFTSLÄNDERN IM VERGLEICH ......................................................................................................... 42 TABELLE 2: ÜBERBLICK ÜBER DIE INTERVIEWPARTNER ............................................. 47 TABELLE 3: EXPERTENREIHUNG DER EINFLUSSFAKTOREN FÜR GREENFIELD FDI....... 51 TABELLE 4: MAKROÖKONOMISCHE ECKDATEN IN SÜDOSTEUROPA IM VERGLEICH ... 58 TABELLE 5: BIP WACHSTUMSRATEN IN SÜDOSTEUROPA IM VERGLEICH ................... 63 TABELLE 6: EU-INTEGRATIONSAUSSICHTEN FÜR DIE LÄNDER DES WESTBALKANS ... 64
Einleitung Seite 5 1 Einleitung „Tr otzbe eindr uck ende rWac hst ums rat eni n den letzten Jahren –die Länder des Westbalkan müssten wesentlich stärker wachsen um den wirtschaftlichen Anschluss an die neuen Mitgliedsstaaten und an die EU-15 z usc haf fen“–Gabor Hunya, WIIW, anlässlich einer Präsentation in der Wirtschaftskammer Österreich im Juni 2006. 1.1 Problemstellung und Zielsetzung Die westlichen Balkanstaaten1 haben in den letzten Jahren beachtliche wirtschaftliche Zuwachsraten erzielt. Dennoch liegt das Niveau des wirtschaftlichen Ausstoßes zum Teil noch immer unter den zu Beginn der neunziger Jahre bereits erzielten Werten (vgl. Hunya, 2006, S. 2). Die hinlänglich bekannten Ereignisse um den Zerfall von Ex-Jugoslawien haben die Region in ihrer Entwicklung um Jahre zurückgeworfen. Um den wirtschaftlichen Anschluss an den Rest Europas zu schaffen, bedarf es in den kommenden Jahren eines noch stärkeren Wachstums (vgl. Liebscher, 2005, S. 7). Exportorientiertes Wachstum, basierend auf einer Öffnung der Märkte für den internationalen Handel und auf ausländischen Investitionen werden generell in der Literatur und in Expertenkreisen als das geeignetste Mittel für die Region erachtet, um dieses Wachstumsziel zu erreichen (vgl. Liebscher, 2005, S. xiii; vgl. Demekas, 2005, S. 3). Auslandsinvestitionen, insbesondere greenfield FDI2, werden weithin als besonders wertvoll für Länder in der wirtschaftlichen Transformation bewertet. Sie schaffen nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern speziell auch Exporte und neue, hochwertige Arbeitsplätze (vgl. Hunya, 2005, S. 11 und S. 14). Auslandsinvestitionen tragen so zur Bewältigung von zwei der wichtigsten Herausforderungen von Ländern in der Transformation bei: nämlich zur Reduzierung 1 Im Rahmen dieser Arbeit umfasst der Begriff westliche Balkanregion oder Westbalkan die Länder Albanien, Bosnien Herzegowina, Kroatien, die ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien und Serbien & Montenegro. 2 Eine nähere Definition des Begriffes greenfield FDI erfolgt weiter unten in Kapitel 2.
Einleitung Seite 6 von hohen Außenhandelsdefiziten und zur Bekämpfung der chronischen Arbeitslosigkeit. Betrachtet man jüngste statistische Daten so wird deutlich, dass die Länder des Westbalkans bis jetzt noch kaum von den internationalen Investitionsströmen profitieren konnten, die zur Zeit hauptsächlich in die neuen Mitgliedsstaaten der EU, bzw. die weiteren Länder Südosteuropas (Bulgarien und Rumänien) fließen (vgl. Demekas, 2005, S. 8). Trotz der eingeleiteten Reformmaßnahmen und der Verbesserung des Investitionsklimas in den Westbalkanstaaten –wie zum Beispiel im Doing Business Report 2006 der Weltbankgruppe positiv erwähnt (Worldbank, 2006, S. 2) –wird die Region derzeit von ausländischen Investoren nicht oder nur zu wenig als potentielle Standortalternative wahrgenommen. Die Region zieht daher zur Zeit weniger FDI Zuflüsse an, als dies aufgrund Ihrer Größe und strategischen Lage anzunehmen wäre. Vor diesem Hintergrund sollen im Rahmen dieser Arbeit Antworten auf die folgenden Fragestellungen gefunden werden: Was sind die wesentlichen Bestimmungsfaktoren für die Attraktivität von Ländern für greenfield FDI? Welche Rolle spielen dabei insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen? Wie stellt sich die derzeitige Ausgangssituation in den Ländern der westlichen Balkanregion in Bezug auf diese Faktoren dar? Welche Maßnahmen können die Länder der Region ergreifen, um sich als potentieller Standort für greenfield FDI besser positionieren zu können? Das Thema Auslandinvestitionen und ihre Determinanten wird in der einschlägigen Fachliteratur ausführlich behandelt. Zahlreiche Publikationen beschäftigen sich allgemein mit den Grundlagen von FDI und deren positiven Auswirkungen auf die Zielländer (Demekas, 2005, S. 3). Warum also eine weitere Arbeit zu diesem Thema? Zum einen, weil zum Bereich Auslandsinvestitionen gerade in Bezug auf die
Einleitung Seite 7 westliche Balkanregion kaum Literatur vorliegt. Dieser spezifische Themenkreis wurde bis dato noch sehr wenig erforscht (vgl. Liebscher, 2005, S. xi). Zum anderen spezialisiert sich die vorliegende Arbeit ausschließlich auf eine besondere Form von Auslandsinvestitionen, nämlich auf die so genannten „ gre enf iel d“FDI .De rGr oßt eilde rbe ste hende nLi ter aturhi nge genbe schä fti gts ich mit Auslandsinvestitionen in ihrer Gesamtheit, umfasst also neben dem greenfield Bereich auch den Aspekt der privatisierungsbezogenen Investitionen (Demekas, 2005, S. 4)3. Im Rahmen einer solchen Gesamtbetrachtung werden Entwicklungen im greenfield Bereich häufig durch die zumeist viel größeren, allerdings zeitlich begrenzten Investitionszuflüsse im Zuge von Privatisierungen überdeckt. Rückschlüsse auf den greenfield Bereich sind daher in einer Gesamtbetrachtung äußerst schwierig (vgl. Liebscher, 2005, S. 210). Methodisch wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit sowohl eine ausführliche Analyse bereits vorhandener Literatur zum Thema als auch eine Expertenbefragung durchgeführt. Im Zuge der Literaturanalyse wurde zunächst eine Recherche existierender Standardliteratur zum Thema Auslandsinvestitionen und deren Determinanten im Allgemeinen durchgeführt. In einem zweiten Schritt wurden vorhandene empirische Analysen speziell zum Thema FDI in der westlichen Balkanregion ausgewertet. Dabei erwiesen sich vor allem die vor Ort tätigen internationalen Organisationen, wie zum Beispiel der Stabilitätspakt für Südosteuropa, die Weltbankgruppe, die EBRD, etc. als wichtige Informationsquellen. Die Befragung wurde in Form von Interviews mit ausgewählten Experten auf dem Gebiet der Auslandsinvestitionen durchgeführt. Es wurden dabei sowohl Personen aus der Region als auch von außerhalb befragt. Diese Konstellation ermöglicht einen Vergleich der Selbstwahrnehmung der Region mit der Fremdwahrnehmung durch relevante Zielgruppen außerhalb. 3 In der Literatur werden die Auswirkungen von greenfield FDI auf die Entwicklung der Zielländer durchwegs positiv eingeschätzt. Bei privatisierungsbezogenen Investitionen hingegen können zumindest kurzfristig auch negative Auswirkungen dominieren, zum Beispiel durch den Abbau von Arbeitsplätzen in ehemals verstaatlichten Unternehmen (vgl. Hunya, 2005, S. 7).
Einleitung Seite 8 1.2 Struktur und Aufbau der Arbeit Die Arbeit gliedert sich in Anlehnung an das oben genannte Forschungsdesign in fünf wesentliche Teile. Zunächst gibt Kapitel zwei einen grundlegenden Überblick über den Bereich der greenfield FDI. Nach einer einleitenden Definition der wesentlichen Begriffe werden die positiven Auswirkungen von greenfield FDI auf das Gastland sowie die wichtigsten Determinanten für die Attraktivität von Ländern und Regionen in Bezug auf greenfield Investitionen dargestellt. Die Ausführungen stützen sich dabei im Wesentlichen auf bereits vorhandene Literatur- und Forschungsergebnisse. Das darauf folgende Kapitel drei widmet sich zunächst der Frage, warum greenfield FDI gerade für die Entwicklung der westlichen Balkanregion von großer Bedeutung sein können. In einem zweiten Schritt erfolgt eine Analyse der bisherigen Zuflüsse an greenfield FDI in die Region und ein Vergleich der erzielten Werte mit anderen Ländern und Regionen, insbesondere den neuen EU Mitgliedsstaaten Osteuropas. In Kapitel vier erfolgt eine kurze Darstellung und Erklärung des Forschungsdesigns der im Rahmen der Arbeit durchgeführten Expertenbefragung. Es wurden Interviews mit elf Personen aus der Region und von außerhalb durchgeführt. Besonderes Augenmerk wurde im Rahmen der Befragung auf den Bereich des Rechtssystems gelegt. Weiters wurde versucht, die Unterschiede in der Wahrnehmung und in den Antwortmustern der Experten aus der Region und derjenigen von außerhalb herauszuarbeiten. In Kapitel fünf erfolgt eine Bewertung der Länder der westlichen Balkanregion hinsichtlich ihrer Attraktivität für greenfield FDI. Dabei wird vor allem auf die Ergebnisse der Expertenbefragung sowie auf aktuelle empirische Studien von unabhängigen internationalen Organisationen zurückgegriffen. Zunächst werden die aus Sicht der befragten Experten wichtigsten Determinanten für die Attraktivität von Standorten für greenfield Investitionen festgelegt. In einem zweiten Schritt erfolgt dann die Bewertung der Region hinsichtlich der erarbeiteten Schlüsselkriterien. In Kapitel sechs werden schließlich Strategien und Handlungsoptionen für die Staaten des Westbalkans entwickelt, um die derzeitigen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren weiter verbessern zu können. Dabei wird vor allem auf die Erkenntnisse aus der Expertenbefragung zurückgegriffen.
Einleitung Seite 9 In einer abschließenden Zusammenfassung werden schließlich noch einmal die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit präsentiert, sowie Anregungen zur weiteren Forschung und ein kurzer Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen im Bereich greenfield FDI in der westlichen Balkanregion gegeben.
Greenfield FDI Seite 10 2 Greenfield FDI Mit der zunehmenden Globalisierung der Weltwirtschaft erlangen auch internationale Investitionsflüsse (FDI) immer größere Bedeutung (vgl. Yehoue, 2005, S. 3). Diese erreichten etwa im Jahr 2004 ein weltweites Volumen von rund 648 Milliarden US Dollar, das bedeutet einen leichten Zuwachs von ca. 2% gegenüber dem Vorjahr. Zwar sind die Rekordwerte aus dem Jahr 2000 (rund 1,3 Billionen US Dollar) nach wie vor außer Reichweite, verglichen mit rund 200 Milliarden US Dollar noch im Jahr 1989, hat sich der Wert der jährlichen Auslandinvestitionen in den letzten 15 Jahren jedoch mehr als verdreifacht (vgl. UNCTAD, 2005, S. 3). Die außergewöhnliche Bedeutung von Auslandsinvestitionen, insbesondere auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Transformationsländern, ist weithin anerkannt (vgl. Smarzynska, 2002, S. 1, vgl. Liebscher, 2005, S. 201, vgl. UNCTAD, 2006). Da beis pie lenbe sonde rsa uchd ies oge nannt en„ gre enf iel d“FDIe inehe raus rag ende Rolle. Vor diesem Hintergrund ist der Bereich Auslandsinvestitionen in der Literatur bis dato eingehend erforscht worden. Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Erkenntnisse der bisherigen Forschung zum Thema greenfield FDI dargestellt. Dabei wird insbesondere auf die positiven Auswirkungen und die wichtigsten Determinanten dieser besonderen Art von Auslandsinvestitionen eingegangen. Zuvor ist allerdings eine eindeutige Klärung der wichtigsten Begriffe notwendig. Für den weiteren Verlauf der Arbeit werden dabei die offiziellen Definitionen der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) zugrunde gelegt. Es handelt sich dabei um eine der weltweit wichtigsten normgebenden Institutionen im Bereich des internationalen Handels und der internationalen Investitionen. Unter Auslandsinvestitionen (FDI) im Allgemeinen versteht man laut UNCTAD Investitionen einer Partei, die Teil eines Wirtschaftssystems ist (Investor), in ein Unternehmen, das nicht Teil desselben Wirtschaftssystems ist, wobei eine langfristige Beziehung und ein langfristiges Interesse seitens des Investors bestehen muss. Der Investor verfügt darüber hinaus über signifikante Einflussmöglichkeiten auf das Management und die Leitung des Zielunternehmens (vgl. UNCTAD, 2005, S. 329).
Greenfield FDI Seite 11 Greenfield FDI im Speziellen bezieht sich dabei ausschließlich auf Investitionen in dadurch neu zu schaffende Unternehmen und / oder Produktionsmöglichkeiten. Der Begriff umfasst sowohl die ursprüngliche Investition als auch die Erweiterung einer ursprünglichen Neugründung (vgl. UNCTAD, 2005, S. 68). 2.1 Positive Aspekte Auslandsinvestitionen, im Speziellen greenfield FDI, werden von vielen Verantwortungsträgern in Entwicklungsländern aber auch in internationalen Or gan isa tione n a ls da s „ Wunde rmi tt el “ z ur Be schl euni gung de s Wirtschaftswachstums gesehen (vgl. Smarzynska, 2002, S. 1). In vielen dieser Länder steht die Steigerung der Investitionszuflüsse aus dem Ausland an oberster Stelle ihrer Zielpyramide (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Doch welche Auswirkungen haben Auslandsinvestitionen tatsächlich auf die Gastländer –können die oftmals beschriebenen positiven Effekte auch wirklich erzielt werden, oder gibt es auch Minuspunkte, überwiegen gar die Nachteile? Der nun folgende Abschnitt dieser Arbeit geht diesen Fragestellungen nach und gibt insbesondere einen Überblick über die positiven Effekte von greenfield FDI auf die Gastländer, vor allem auf Entwicklungsländer. Die Auswirkungen von Auslandsinvestitionen –sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht –werden in der einschlägigen Forschungsliteratur ausführlich behandelt (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Die Beschäftigung mit dem Thema erfolgt dabei zumeist in einer von drei Varianten: Einerseits in Form von Fallstudien, die anhand von Einzelbeispielen die Folgen von FDI-Projekten analysieren. Ein weiterer Ansatz besteht in der Analyse von Firmenpaneldaten, mit deren Hilfe Auswirkungen von FDI auf ein bestimmtes Sample an Firmen untersucht werden. Als dritte Variante beschäftigen sich zahlreiche Studien mit den Einflüssen von Auslandsinvestitionen auf Branchenebene (vgl. Smarzynska, 2002, S. 1f). Bei den Ergebnissen wird zumeist eine Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Auswirkungen von greenfield FDI vorgenommen. Effekte, die der ersten Gruppe zugeordnet werden können, sind beispielsweise zusätzliche Beschäftigung in neu geschaffenen Betrieben, oder der direkte Zufluss von zusätzlichem Kapital in die Volkswirtschaft. In die zweite Kategorie fällt beispielsweise die Diffusion von
Greenfield FDI Seite 12 Know-How und Technologie in der lokalen Wirtschaft, ausgehend von den Tochterunternehmen ausländischer Konzerne (vgl. Kaminski, 2000, S. 1). Im Ergebnis kommt die überwiegende Mehrzahl der Autoren zum Schluss, dass die positiven Aspekte von Auslandsinvestitionen, insbesondere im Falle von greenfield FDI, die Nachteile bei weitem überwiegen (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Dies gilt in besonderem Maße für Transformationsländer wie die Staaten der westlichen Balkanregion. Die notwendigen Umstrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen des Transformationsprozesses, sind bei einem gleichzeitigen chronischen Kapitalmangel ohne Zuflüsse aus dem Ausland kaum umsetzbar. Entwicklungsländer können zudem überproportional vom Know- How und Technologietransfer von ausländischen Unternehmen profitieren (ebd., S. 3). Nachfolgend werden nun einige der wichtigsten positiven Auswirkungen von greenfield FDI dargestellt, wie sie in der Literatur aufgeführt werden. Dabei wird insbesondere auf Aspekte eingegangen, die für Transformationsländer wie die Staaten der westlichen Balkanregion von besonderer Bedeutung sind. Dazu zählen die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, die Steigerung der Exporte, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung des Wirtschaftswachstums. 2.1.1 Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Die positive Auswirkung von Auslandsinvestitionen auf die Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit der Gastländer, ist sowohl empirisch als auch theoretisch eindeutig nachgewiesen (vgl. Porter, 2006, S. 8, vgl. Kaminski, 2000, S. 12). Die Gründe dafür sind jedoch vielfältig. Zum Einen verfügen ausländische Firmen zumeist über einen Technologie- und Know-How Vorsprung, der ihnen klare Vorteile gegenüber ihren lokalen Mitbewerbern verschafft (vgl. Hunya, 2005, S. 4). Gerade im Falle von Transformationsländern haben Tochterunternehmen ausländischer Konzerne auch insbesondere im Bereich Management Know-How und marktwirtschaftliches Denken einen Vorteil (ebd. S. 4). Darüber hinaus können Tochterunternehmen internationaler Konzerne durch die internationale Arbeitsteilung im Konzernverbund einen wesentlich höheren
Greenfield FDI Seite 13 Spezialisierungsgrad erreichen, was sich wiederum positiv auf die Produktivität auswirkt (vgl. Hunya, 2005, S. 10). Generell werden durch den Kapitalzufluss im Rahmen von Auslandsinvestitionen zusätzliche Mittel verfügbar, die in die Modernisierung und Erweiterung veralteter Produktionsanlagen investiert werden können. Dies ist wiederum besonders in Transformationsländern von Bedeutung, denn hier reichen die vorhandenen Kapitalreserven häufig nicht aus, um diese notwendigen Investitionen durchführen zu können (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Ebenfalls ein Spezifikum von FDI in Reformländern ist der positive Beitrag der Auslandsinvestitionen zur Stärkung des Privatsektors im Allgemeinen (z.B. durch Privatisierungen) und zur Einführung und Etablierung genereller marktwirtschaftlicher Strukturen (vgl. Hunya, 2005, S. 4). Auch hier kann ausländisches Know-How ein wichtiger Katalysator für den Entwicklungsprozess sein. All diese Faktoren zeigen, dass Tochterunternehmen internationaler Konzerne in aller Regel über eine höhere Produktivität und damit auch über eine höhere Wettbewerbsfähigkeit als lokale Unternehmen verfügen. Empirische Studien zeigen, dass beispielsweise in Ungarn die Produktivitätsdifferenz zwischen lokalen und internationalen Unternehmen bei ca. 100% liegt (vgl. Hunya, 2005, S. 11). Es stellt sich jedoch die Frage, ob es dadurch zur Isolation und Enklavenbildung der ausländischen Firmen kommt, oder ob FDI, zum Beispiel über spillover Effekte auch Auswirkungen auf die Produktivität der lokalen Unternehmen haben. Es zeigt sich, dass Übertragungseffekte tatsächlich existieren (vgl. Kaminsiki, 2000, S. 30). Lokale Unternehmen können dadurch ebenfalls von den Technologien und Know-How ausländischer Firmen profitieren (vgl. Lim, 2001, S. 3). Spillover Effekte treten dabei hauptsächlich in vertikaler Form auf, das heißt die Zulieferbetriebe ausländischer Unternehmen in vorgelagerten Stufen der Wertkette profitieren am meisten. Logischerweise wird seitens der internationalen Unternehmen versucht, die Weitergabe von Know-How und Technologie an lokale Konkurrenten auf derselben Wertschöpfungsstufe möglichst zu unterbinden (vgl. Smarzynska, 2002, S. 2). Gewisse, ungewollte Übertragungseffekte, zum Beispiel durch den Transfer von Mitarbeitern, gibt es jedoch trotzdem (ebd., S. 5).
Greenfield FDI Seite 14 Spillover Effekte treten generell in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf: Know-How und Technologien können absichtlich und direkt auf Zulieferer übertragen werden, beispielsweise durch Ausbildungsmaßnahmen beziehungsweise durch Überlassung von Maschinen (vgl. Lim, 2001, S. 3). Es ist jedoch auch eine indirekte Übertragung denkbar, beispielsweise durch Fluktuation von Mitarbeitern (vgl. Smarzynska, 2002, S. 5). Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die positiven Auswirkungen von Auslandsinvestitionen nicht nur auf die ausländischen Unternehmen selbst beschränkt bleiben. Vielmehr wirken diese durch spillover Effekte ebenfalls auf die lokalen Unternehmen und tragen so zur Effizienzsteigerung ganzer Branchen bei. Die Steigerung der Produktivität ist einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. FDI wirken sich daher über die Steigerung der Produktivität positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit (vgl. Porter, 2006, S. 8) und so generell auf das Wohlstandsniveau des Ziellandes aus (ebd., S. 5). 2.1.2 Steigerung der Exportraten Auslandsinvestitionen sind –speziell in Transformationsländern –der wichtigste Motor für die Exportwirtschaft (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Greenfield Investitionen und vertikale FDI wirken sich in Hinsicht auf die Exportquote besonders günstig aus, da die produzierten Güter in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht für den lokalen, sondern vielmehr für den Heimatmarkt des ausländischen Mutterkonzerns bestimmt sind (vgl. Campos, 2003, S. 3). Der positive Beitrag von Unternehmen mit ausländischer Beteiligung zu den Exporten eines Landes gründet sich im Wesentlichen auf zwei Faktoren. Zum Einen verfügen diese Firmen im Vergleich zu ihren lokalen Wettbewerbern zumeist über eine bedeutend höhere Produktivität, bessere Technologien und Know-How und damit letztlich über eine bessere Konkurrenzfähigkeit (vgl. Hunya, 2005, S. 4). Aufgrund dieser günstigeren Ausgangssituation können Unternehmen mit Auslandsbeteiligung auch leichter im internationalen Wettbewerb auf den globalen Märkten bestehen (vgl. Kaminski, S. 2) und neue Absatzmärkte erschließen. Der zweite bedeutende Vorteil von Tochterunternehmen multinationaler Konzerne in diesem Zusammenhang ist deren Einbindung in die internationalen
Greenfield FDI Seite 15 Konzernstrukturen (vgl. Kaminski, 2000, S. 2). Diese bieten für lokale Unternehmen Zugang zu neuen internationalen Abnehmern, insbesondere im Heimatmarkt der Muttergesellschaft (vgl. Hunya, 2005, S. 4). Die Erschließung dieser zusätzlichen Märkte ist zudem zu weit geringeren Kosten möglich, als dies außerhalb des Konzerns möglich wäre (vgl. Kaminsiki, 2000, S. 2). Besondere Bedeutung gewinnt die Einbindung in internationale Konzernstrukturen vor dem Hintergrund, dass internationale Transferleistungen zwischen zusammengehörigen Konzernunternehmen, eines der am schnellsten wachsenden Handelssegmente darstellen und mittlerweile bereits rund ein Drittel des gesamten weltweiten Handelsvolumens ausmachen (ebd. S. 2). Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Auslandsinvestitionen einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Exportquote in Transformationsländern leisten. In Ungarn beispielsweise gingen in der Transformationsphase die Exporte einheimischer Unternehmen dramatisch zurück. Ausländische Unternehmen hingegen konnten ihre Exporte kontinuierlich steigern (vgl. Kaminski, 2000, S. 17). Heute sind die Tochterunternehmen internationaler Konzerne hauptverantwortlich für die positive Exportsituation des Landes (vgl. Hunya, 2005, S. 14). Sie stellen rund drei Viertel der gesamten ungarischen Exporte (ebd, S. 20). 2.1.3 Schaffung von Arbeitsplätzen Aufgrund seiner besonderen Bedeutung sowohl für Ziel- als auch für Ausgangsländer von FDI wird dem Themenkomplex Beschäftigungseffekte im Zusammenhang mit Auslandsinvestitionen in der Literatur breiter Raum gewidmet. Dabei kann festgehalten werden, dass Auslandsinvestitionen im Allgemeinen sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation in FDI Zielländern zeigen (vgl. Hunya, 2005, S. 6). Insbesondere im Zusammenhang mit Privatisierungen kann es kurzfristig zu erheblichen Verschlechterungen in Bezug auf die Beschäftigung kommen (vgl. Hunya, 2005, S. 7). Greenfield FDI hingegen wird weithin eine eindeutig positive Wirkung auf die Beschäftigungslage zugeschrieben, wobei insbesondere vertikale greenfield FDI als besonders vorteilhaft eingeschätzt werden (ebd., S. 7). Durch diese Auslandsinvestitionen werden dabei zusätzliche Arbeitsplätze in den neu gegründeten Unternehmen geschaffen.
Greenfield FDI Seite 16 Die positiven Auswirkungen von FDI auf die Beschäftigungssituation beschränken sich dabei allerdings nicht nur auf die direkten Effekte. Daneben werden indirekt auch neue Arbeitsplätze bei zahlreichen lokalen Zulieferbetrieben geschaffen oder zumindest abgesichert (vgl. Hunya, 2005, S. 8). Diese positiven spillover Effekte auf ganze Industriezweige lassen sich sehr gut am Beispiel der Automobilindustrie in den Ländern Osteuropas (Ungarn, Tschechien und Slowakei) zeigen, welche sich durch ausländische Investoren und lokale Zulieferfirmen gemeinsam zum wichtigsten Jobmotor für diese Länder entwickelt hat (vgl. Hunya, 2005, S. 14). Neben der Verbesserung der Beschäftigungssituation im Allgemeinen wirken sich greenfield FDI zusätzlich auch positiv auf die Qualität der Arbeitsplätze aus (vgl. Kaminsiki, 2000, S. 13). Tochterunternehmen ausländischer Unternehmen verfügen aufgrund besserer Technologien und fortschrittlichem Management Know-How über eine um bis zu 100% höhere Arbeitsproduktivität gegenüber ihren lokalen Mitbewerbern (vgl. Hunya, 2005, S. 11). Dieser Unterschied wirkt sich auch auf das Lohnniveau aus. So zahlen ausländische Firmen um durchschnittlich bis zu 30% höhere Gehälter als lokale Unternehmen (vgl. Kaminski, 2000, S. 15). Davon profitieren hauptsächlich junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte, die von den internationalen Firmen bevorzugt eingestellt werden (vgl. Hunya, 2005, S. 11). Über spillover Effekte und das Spiel von Angebot und Nachfrage auf dem Markt sorgen Auslandsinvestitionen jedoch auch für einen generellen Anstieg der Lohnniveaus im Land (ebd. S. 11). Die gesteigerte Nachfrage nach gut ausgebildeten Arbeitskräften durch ausländische Investoren bietet zudem einen Anreiz, vor allem für junge Menschen, vermehrt auf die eigene Bildung zu achten (vgl. Kaminski, S. 14). Auch die ausländischen Unternehmen selbst investieren wesentlich mehr in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (vgl. Hunya, 2005, S. 12). Viele internationale Konzerne bieten beispielsweise die Möglichkeit, im Rahmen von Jobaustauschprogrammen, eine bestimmte Zeit international in anderen Konzernfirmen tätig zu sein. Andere wiederum errichten eigene Trainingszentren und/oder verlagern zusätzliche Unternehmensfunktionen, wie zum Beispiel F&E in das Zielland (vgl. Hunya, 2005, S. 12).
Greenfield FDI Seite 17 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass greenfield FDI nicht nur positive Auswirkungen auf die Beschäftigung insgesamt zeigen, sondern zusätzlich auch das Lohn- und Bildungsniveau im Zielland günstig beeinflussen. 2.1.4 Förderung des Wirtschaftswachstums Das Wirtschaftswachstum in Entwicklungs- und Transformationsländern ist ebenso zu einem guten Teil vom Zufluss ausländischer Investitionen abhängig (vgl. Liebscher, 2005, S. 33). Nicht zuletzt aufgrund der bereits erwähnten positiven Auswirkungen auf Produktivität, Exporte und Beschäftigung, werden FDI Zuflüsse in der einschlägigen Literatur als einer der wichtigsten Wachstumsfaktoren für Transformationsländer gesehen (vgl. Lim, 2001, S. 3). Die Eindimensionalität dieser Ursache–Wirkungsbeziehung wird zwar vereinzelt von Autoren in Frage gestellt – vor dem Hintergrund der neuesten Erkenntnisse aus der Wachstumstheorie jedoch, die vor allem Effizienz- und Produktivitätssteigerungen als zentrale Bedingungen für Wachstum an sich postuliert, wird die Bedeutung von FDI in diesem Zusammenhang noch deutlicher (vgl. Lim, 2001, S. 3). Wie bereits gezeigt werden konnte, tragen gerade greenfield FDI wesentlich zu einer positiven Entwicklung in diesen Bereich bei (siehe Kapitel 2.1.1). Neben diesen indirekten Effekten wirkt sich der mit Auslandsinvestitionen verbundene Zufluss an zusätzlichem Kapital für die Wirtschaft direkt positiv aus (vgl. Hunya, 2005, S. 4). Mehr Investitionsmittel stehen zur Verfügung, die für die Modernisierung der Produktionsanlagen und für die Transformation der Wirtschaft dringend erforderlich sind. Gerade Tranisitionsländer können diese Mittel aus eigener Kraft sonst kaum aufbringen (vgl. Demekas, 2005, S. 3). In der Literatur finden sich noch zahlreiche weitere positive Effekte von Auslandsinvestitionen, auf deren Darstellung im Rahmen dieser Arbeit jedoch verzichtet wird. Bei den weiter oben behandelten vier Bereichen handelt es sich um diejenigen, die am häufigsten in der Literatur genannt wurden und die insbesondere für Transformationsländer, wie die Staaten des Westbalkans, von besonderer Bedeutung sind.
Greenfield FDI Seite 18 Der Vollständigkeit halber sollen hier auch noch kurz die wesentlichsten negativen Aspekte von Auslandsinvestitionen angeführt werden. So kann es, wie bereits weiter oben in Kapitel 2.1.3 erwähnt, im Zusammenhang mit Privatisierungen kurzfristig zu einer Verminderung der Beschäftigung kommen. Dies ist in den meisten Fällen jedoch aufgrund der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit ehemaliger Staatsbetriebe unvermeidlich (vgl. Hunya, 2005, S. 7). In den meisten Fällen erfolgt zudem zumindest mittelfristig wiederum eine Ausweitung der Beschäftigung (ebd. S. 7). Weiters kann es durch den Einstieg von zusätzlichen ausländischen Konkurrenten zu Verdrängungseffekten und Marktbereinigungen unter den lokalen Anbietern kommen (vgl. Lim, 2001, S. 4). Schließlich wird in der Literatur auf die Gefahr hingewiesen, dass ausländische Firmen versuchen, ihre sehr häufig dominante Marktmacht auszunutzen, um Zugeständnisse und Konzessionen von den Regierungen der Zielländer zu erwirken. Zusammenfassend kann jedoch festgehalten werden, dass die positiven Aspekte von Auslandsinvestitionen die Nachteile bei weitem überwiegen. Insbesondere greenfield FDI können eine bedeutende Rolle in der Übergangsphase zu marktwirtschaftlichen Strukturen spielen (vgl. Liebscher, 2005, xiii) und tragen zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung bei. Der Fokus vieler Transformationsländer auf FDI hat also durchaus seine Berechtigung. 2.2 Rahmenbedingungen Wie im vorangegangen Abschnitt dargestellt werden konnte, sind die vielfältigen positiven wirtschaftlichen Impulse von greenfield FDI mittlerweile hinlänglich wissenschaftlich erforscht und nachgewiesen. Aus diesem Grund genießt die Förderung von Auslandsinvestitionen bei vielen nationalen Entscheidungsträgern immer höhere Priorität. Vor allem versuchen zahlreiche Transformationsländer durch die Verbesserung der notwendigen Rahmenbedingungen ihre Attraktivität für diese Art von Investitionen zu erhöhen (vgl. Demekas, 2005, S. 3). Die Erforschung der Grundvoraussetzungen bzw. Determinanten von greenfield FDI gewinnt daher vermehrt an Bedeutung in der aktuellen Literatur (vgl. Campos, 2003, S. 3).
Greenfield FDI Seite 19 Grundsätzlich haben sich dabei mehrere Forschungslinien herausgebildet: Makroökonomisch orientierte Studien setzen hauptsächlich an den gesamtwirtschaftlichen Determinanten von greenfield FDI an. Mikroökonomische Studien andererseits beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit den Grundbedingungen für Auslandsinvestitionen bezogen auf einzelne Sektoren beziehungsweise Aspekte der Wirtschaft (vgl. Demekas, 2005, S. 4). Einige Studien, orientieren sich sehr stark an der klassischen, faktorbezogenen Handelstheorie und streichen die günstige Faktorausstattung potentieller Standorte als wichtigsten Faktor für greenfield FDI hervor. Andere, neuere Ansätze stellen wiederum verstärkt Skalenökonomien und Cluster Effekte ins Zentrum ihrer Analyse (vgl. Campos, 2003, S. 3). Eine Vielzahl von empirischen und ökonometrischen Studien über die Determinanten von greenfield FDI wurde bis dato durchgeführt mit zum Teil sehr unterschiedlichen Ergebnissen (vgl. Christiansen, 2004, S. 3). Dies ist aufgrund der Komplexität des Themengebietes nicht weiter verwunderlich. Man kommt vielmehr zu der Schlussfolgerung, dass das Zusammenwirken einer Vielzahl von Einflussfaktoren letztlich die Attraktivität eines Landes oder einer Region für Auslandsinvestitionen bestimmt. Die Bedeutung der einzelnen Variablen ist dabei abhängig von der jeweiligen Situation zu sehen (vgl. Lim, 2001, S. 14). Als ausschlaggebend für die Bedeutung der verschiedenen Faktoren wird weithin das Motiv für eine Auslandsinvestition betrachtet (vgl. Campos, 2003, S. 5). Dabei wird im Wesentlichen zwischen zwei Beweggründen unterschieden: 1. Horizontale FDI: Das wesentliche Ziel dieser Investitionen ist die Erschließung neuer Märkte. Die Produktion vor Ort wird dabei als die kostengünstigste Variante der Marktbearbeitung gesehen (vgl. Demekas, 2005, S. 5). Für diese Investoren spielen typischerweise die Marktgröße sowie das Marktwachstum des Zielmarktes eine entscheidende Rolle (vgl. Lim, 2001, S. 11) 2. Vertikale FDI: Das Hauptmotiv dieser Investoren ist der Aufbau von kostengünstigen Produktionsmöglichkeiten durch den Zugang zu bestimmten Ressourcen im Zielland. Dazu zählen beispielsweise natürliche Rohstoffe aber vor allem auch günstige Arbeitskräfte. Ein Teil der Wertkette des
Greenfield FDI Seite 20 Unternehmens wird dabei herausgelöst und an einen kostengünstigeren Standort verlegt (vgl. Lim, 2001, S. 11). Die Produktion erfolgt meist nicht für den lokalen Markt, sondern wird häufig in das Ursprungsland des Investors exportiert (vgl. Campos, 2003, S. 3). Für diese Art von FDI sind typischerweise günstige Faktorkosten, insbesondere Kosten für Arbeitskraft, sowie eine gut ausgebaute Transportinfrastruktur von Bedeutung (vgl. Christiansen, 2004, S. 26). Einige Faktoren scheinen sich über den Großteil der Studien hinweg und unabhängig vom Investitionsmotiv als besonders bedeutend herauszukristallisieren (vgl. Christiansen, 2004, S. 3). Diese werden im nun folgenden Abschnitt überblicksartig dargestellt. In Anlehnung an Porter werden dabei zwei grundlegende Kategorien von Faktoren unterschieden: Makroökonomische Faktoren, welche die generellen Rahmenbedingungen für Investoren definieren und mikroökonomische Faktoren, die das Investitionsumfeld direkt beeinflussen (vgl. Porter, 2006, S. 2). 2.2.1 Makroökonomische Faktoren Unter diesem Begriff werden Faktoren zusammengefasst, welche die generellen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft eines Landes und auch für ausländische Investoren definieren. Sie tragen einerseits positiv zu einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung bei und sind andererseits auch unbedingte Voraussetzung für Auslandsinvestitionen (vgl. Porter, 2006, S.2) 2.2.1.1 Marktgröße und Marktwachstum Typische Gravitätsmerkmale wie Marktgröße, zukünftige Wachstumsaussichten für den Zielmarkt und Nähe zum Ursprungsmarkt spielen eine bedeutende Rolle bei der Beurteilung der Attraktivität von Ländern und Regionen durch ausländische Investoren (vgl. Demekas, 2005, S. 5). Die marktbezogenen Faktoren stehen dabei insbesondere bei horizontalen Investitionen im Vordergrund (vgl. Campos, 2003, S. 5), denn ein größerer Markt lässt bei der Bearbeitung die Hebung von Skalenökonomien zu (vgl. Lim, 2001, S. 12). In vielen Studien wird die Marktgröße als das allerwichtigste Kriterium für Investitionsentscheidungen ausgewiesen (vgl. Lim, 2001, S. 17).
Greenfield FDI Seite 21 2.2.1.2 Makroökonomische und politische Stabilität Politische und makroökonomische Stabilität zählt zu den Grundvoraussetzungen für internationale Investitionen (vgl. Porter, 2006, S. 5). Investitionsentscheidungen sind generell immer auch von Risikoabwägungen geprägt. Dies gilt speziell für Auslandsinvestitionen in einem unbekannten Umfeld (vgl. Campos, 2003, S. 10). Investoren berücksichtigen daher Risikoaspekte in ihrer Kalkulation und letztlich auch in Ihrer Investitionsentscheidung. Ein stabiles politisches und makroökonomisches Umfeld verringert das mit einer Investition einhergehende Risiko und vergrößert so die Attraktivität eines Landes für ausländische Investoren (vgl. Christiansen, 2004, S. 4). Ein positiver Zusammenhang dieses Faktors mit den FDI Zuflüssen konnte bereits mehrfach empirisch nachgewiesen werden (vgl. Campos, 2003, S. 17). 2.2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind eigentlich den makroökonomischen Faktoren zuzuordnen, da sie ein wesentliches Bestimmungselement des wirtschaftlichen Umfeldes eines Landes darstellen (vgl. Porter, 2006, S. 2). Aufgrund der speziellen Schwerpunktsetzung dieser Arbeit werden sie jedoch im folgenden Abschnitt separat und ausführlicher behandelt. Für ausländische Investoren sind nicht alle Rechtsgebiete gleichermaßen relevant. Einige Bereiche spielen jedoch eine bedeutende Rolle für die Attraktivität von Ländern und Regionen in Bezug auf greenfield FDI. Die wichtigsten Aspekte werden nachfolgend kurz angeführt. 2.2.2.1 Re cht sst aat li cheGr undpr inz ipi en( „Rul eofLaw“) Die Geltung grundlegender rechtsstaatlicher Prinzipien ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, nicht nur für Auslandsinvestitionen, sondern für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes im Allgemeinen (vgl. Liebscher, 2005, S. 41). Ein verlässlicher und stabiler rechtlicher Rahmen trägt zu einer Reduktion des mit einer Investitionsentscheidung einhergehenden Risikos bei (vgl. Christiansen, 2004, S. 4).
Greenfield FDI Seite 22 Mindestens ebenso wichtig ist die Existenz von Strukturen und Institutionen, die eine Durchsetzung und Einhaltung dieser Prinzipien garantieren (vgl. Liebscher, S. 43). Gerade in Transformationsländern ist häufig die Umsetzung des Rechts in den Gesetzesbüchern in die Praxis eine entscheidende Engpassstelle (vgl. ebd., S. 41). Eine effiziente und zuverlässige Gerichtsbarkeit erleichtert die Geschäftsausübung und senkt die allgemeinen Kosten für Investoren. Beispielhaft seien hier die Durchsetzbarkeit von Forderungen, Einklagbarkeit von Verträgen, Sicherstellung von Eigentumsrechten, usw. genannt (vgl. Lim, 2001, S. 13). 2.2.2.2 Grundbuchwesen Gerade in den ehemals kommunistischen Ländern Ost- und Südosteuropas kommt auch der Einführung eines zuverlässigen und genauen Grundbuchwesens entscheidende Bedeutung zu (vgl. Liebscher, 2005, S. 41). Für Investoren ist es wichtig, sich einen genauen Überblick über die Eigentumsverhältnisse verschaffen zu können und Rechtssicherheit bezüglich der eigenen Eigentumsrechte erlangen zu können. Der Bereich des Grundbuchwesens spielt insbesondere bei greenfield Investitionen eine bedeutende Rolle (vgl. ebd., S. 41). 2.2.2.3 Arbeitsrecht Der Bereich des Arbeitsrechts ist ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Qualität des Faktors Arbeit (vgl. dazu Kapitel 2.2.3.3 weiter unten) und wirkt damit indirekt auch auf die Attraktivität eines Landes für ausländische Investoren. Generell wirken sich flexible arbeitsrechtliche Regulierungen, zum Beispiel in Bezug auf Arbeitszeiten und Kündigungsschutz, positiv auf die Produktivität aus (vgl. World Bank, 2006, S. 26). 2.2.2.4 Steuerrecht Dieser Bereich wird ausführlich in Kapitel 2.2.3.5 behandelt. 2.2.2.5 Gleichbehandlung ausländischer Investoren Von besonderer Bedeutung für ausländische Investoren ist naturgemäß der Rechtsbereich des Investitionsschutzes. In diesem Zusammenhang stellt einerseits
Greenfield FDI Seite 23 die Gleichbehandlung von in- und ausländischen Investoren eine wichtige Grundvoraussetzung für ein attraktives Investitionsklima dar (vgl. Investment Compact, 2006b, S. 16f). Davon betroffen sind verschiedenste Regulierungsbereiche, insbesondere Lizenzierungs- und Genehmigungsbestimmungen, sowie der Bereich des Grunderwerbs (vgl. ebd., S. 16). Bestehende Investitionsschutzabkommen und Doppelbesteuerungsabkommen mit den wichtigsten Ursprungsländern von ausländischen Investoren wirken sich ebenfalls positiv auf das Investitionsklime aus (vgl. UNCTAD, 2005, S. 24ff und 28f). 2.2.2.6 Schutz geistigen Eigentums Der Schutz geistigen Eigentums gewinnt vor allem in Zusammenhang mit Auslandsinvestitionen in höherwertigen, wissensbasierten Sektoren an Bedeutung. Beispielhaft seien hier die Bereiche Forschung und Entwicklung, sowie Softwaredesign genannt. Länder, die über ausgereifte Gesetze in Bereichen wie Urheberrecht und Patentrecht als wesentliche Bestandteile dieses Rechtsgebietes verfügen, gewinnen an Attraktivität für Investoren aus diesen Sektoren (UNCTAD, 2005, S. 209). Gerade in diesem Bereich muss, aufgrund der Komplexität der Materie, besonderes Augenmerk auf die Schaffung von entsprechenden Kapazitäten für die Umsetzung der Regelungen gelegt werden (vgl. ebd., S. 210). 2.2.2.7 Bekämpfung der Korruption Insbesondere in Transformationsländern kommt der Bekämpfung von Korruption und organisierter Wirtschaftskriminalität große Bedeutung zu. Diese Faktoren üben wesentlichen Einfluss auf die Standortentscheidung potentieller Investoren aus (vgl. Christiansen, 2004, S. 4). Der positive Einfluss von intakten rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Attraktivität von Ländern für ausländische Investoren konnte bereits in zahlreichen empirischen Studien nachgewiesen werden (vgl. Campos, 2003, S. 17).
Greenfield FDI Seite 24 2.2.3 Mikroökonomische Faktoren Die Faktoren dieser Kategorie bestimmen direkt das Investitions- und Wettbewerbsklima einer Volkswirtschaft. Während die makroökonomischen Faktoren lediglich die Voraussetzungen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes schaffen, wird diese selbst durch die mikroökonomischen Faktoren direkt beeinflusst. Es sind also diese Faktoren, die letztendlich die Attraktivität eines Landes für ausländische Investoren maßgeblich bestimmen (vgl. Porter, 2006, S. 5) 2.2.3.1 Staatliche Institutionen und Verwaltungseffizienz Der öffentlichen Verwaltung und den staatlichen Institutionen kommt eine wichtige Rolle für die Attraktivität eines Landes für ausländische Investoren zu. Gut funktionierende Institutionen und eine effiziente Verwaltung üben einen positiven Einfluss auf das Investitionsklima aus. Sie erleichtern den Unternehmen die Geschäftsausübung und verringern damit die allgemeinen Kosten des Geschäftsbetriebes für Investoren (vgl. Lim, 2001, S. 13). Ineffiziente Strukturen hingegen bedeuten zusätzliche Kosten in Form einer so g ena nnt en„ Zei ts teue r“f ür den zusätzlichen Aufwand im Umgang mit den Behörden (vgl. Campos, 2003, S. 11). Diese wirkt sich naturgemäß negativ auf die Attraktivität für FDI aus. Ein Zusammenhang zwischen der Effizienz der öffentlichen Verwaltung beziehungsweise der staatlichen Institutionen und den Zuflüssen an ausländischen Investitionen konnte bereits eindeutig in mehreren empirischen Studien nachgewiesen werden (vgl. Lim, 2001, S. 18, vgl. Campos, 2003, S. 17). Die Schaffung effizienter Verwaltungsstrukturen und –institutionen stellt demnach ein wichtiges Aufgabengebiet für die staatliche FDI Politik dar (vgl. Porter, 2006, S. 6). 2.2.3.2 Infrastruktur Der Bereich der Infrastruktur ist ein weit gefasstes Gebiet mit großer Bedeutung für die Attraktivität von Ländern für greenfield FDI. Dabei spielen nicht nur „ kla ssi sche “physische Infrastrukturbereiche, wie zum Beispiel Transportsysteme eine wichtige Rolle, sondern zunehmend auch die technologischen und finanziellen Infrastrukturen (vgl. Christiansen, 2004, S. 3). Dazu zählen beispielsweise ein gut ausgebautes Bankennetz sowie der einfache Zugang zu Kapitalmärkten (vgl.
Greenfield FDI Seite 25 Liebscher, 2005, S. 51). Gut ausgebaute Infrastrukturnetzwerke wirken sich – unabhängig vom Beweggrund (siehe Seite 19) – generell positiv auf Auslandsinvestitionen aus (vgl. Campos, 2003, S. 10). Besondere Bedeutung in einer zunehmend virtuell vernetzten und wissensbasierten Wirtschaft kommt der Telekommunikationsinfrastruktur zu. Eine auf dem neuesten Stand befindliche Infrastruktur in diesem Bereich ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Länder im Rennen um FDI in hochwertigen, wissensbasierten Wirtschaftszweigen der Zukunft (vgl. Christiansen, 2004, S. 3). Dazu zählt die Etablierung von nationalen Breitbandnetzwerken ebenso wie die Aufbrechung staatlicher Monopole im Bereich der Telekommunikationsinfrastruktur (vgl. Dell, 2006). Auch in diesem Bereich kommt dem Staat eine zentrale Rolle bei der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen für greenfield FDI zu (vgl. Porter, 2006, S. 6). 2.2.3.3 Qualität und Kosten der Produktionsfaktoren Der Zugang zu günstigen und qualitativ hochwertigen Produktionsfaktoren im Zielland stellt eines der Hauptmotive für Auslandsinvestitionen dar, speziell für vertikale FDI (vgl. Lim, 2001, S. 11). Dabei kann heutzutage ein Trend weg von den natürlichen Ressourcen (wie zum Beispiel Rohstoffen) hin zum Humankapital beobachtet werden (vgl. Christiansen, 2004, S. 3). Der Zugang zu günstiger Arbeitskraft ist zu einem Hauptbeweggrund für Auslandsinvestitionen geworden (vgl. Lim, 2001, S. 17). Zusätzlich zu den direkten Kosten der Arbeitskraft spielt jedoch insbesondere deren Qualität eine wichtige Rolle. Letztendlich entscheidet damit das Kriterium Arbeitsproduktivität über die Attraktivität eines Standortes für FDI (ebd., S. 15). In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung der Bildungspolitik für die Förderung von Auslandsinvestitionen deutlich. Durch Investitionen in das Bildungssystem können Staaten die Qualität des Faktors Arbeit verbessern und damit auch ihre Attraktivität für ausländische Investoren steigern (vgl. Porter, 2006, S. 22). Besonders wichtig ist dabei eine konsequente Ausrichtung des Bildungssystems auf die aktuellen Bedürfnisse der Wirtschaft (vgl. Dell, 2006).
Greenfield FDI Seite 26 2.2.3.4 Außenhandelspolitik Empirische Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen internationalem Handel und FDI Zuflüssen: Je offener eine Volkswirtschaft, desto höher auch die Auslandsinvestitionen (vgl. Campos, 2003, S. 20). Naturgemäß spielt dieser Faktor vor allem bei exportorientierten, vertikalen FDI eine herausragende Rolle (vgl. Christiansen, 2004, S. 3f). Voraussetzung für diese Investitionen sind möglichst uneingeschränkte Importe von Vorprodukten, sowie ebenso freie Exportmöglichkeiten für die erzeugten Endprodukte (vgl. Lim, 2001, S. 13). Die Auswirkungen der Handelsliberalisierung auf horizontale FDI sind hingegen weder eindeutig positiv, noch negativ (ebd., S. 13). Speziell in den Transformationsländern Ost- und Südosteuropas spielt dabei die Annäherung an die EU, bzw. die Öffnung gegenüber dem gemeinsamen EU Markt eine besonders wichtige Rolle. Der Großteil der von ausländischen Investoren erzeugten Produkte ist hier letztendlich für den EU Markt bestimmt (vgl. Demekas, 2005, S. 6). Auf dem Westbalkan spielt in Zusammenhang mit der Frage der Öffnung der Märkte insbesondere auch die regionale Integration eine herausragende Rolle. Die zunehmende Integration der kleinen nationalen Märkte zu einer großen regionalen Freihandelszone wird von potentiellen ausländischen Investoren äußerst positiv bewertet (vgl. Lim, 2001, S. 18f). Die Möglichkeit der Bearbeitung des wesentlich größeren regionalen Marktes erhöht die Attraktivität der Region als potentiellen Standort für Investoren signifikant (vgl. Liebscher, 2005, S. 32). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Reformen im Bereich des Außenhandels für Staaten auch positive Auswirkungen auf die Attraktivität für ausländische Investoren mit sich bringen (vgl. Campos, 2003, S. 20). 2.2.3.5 Steuerregime Die Steuerpolitik ist ein weiteres wesentliches Instrument für Länder, um die eigene Wettbewerbsposition in Hinblick auf FDI Zuflüsse zu verbessern. Ein positiver Zusammenhang zwischen der Steuerpolitik und der Attraktivität eines Landes für ausländische Investoren konnte bereits in zahlreichen empirischen Studien
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