Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma - Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
»Gesundheit ist das Ausgeglichensein einerseits zwischen Körper, Seele und Geist, andererseits im Zusammenwirken mit Natur und Gesellschaft.« Pierre Schmidt Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma Anhand eines eindrücklichen Falles werden in didaktischer Weise die Klinik und die Pathophysiologie der Thyreoiditiden, die homöopathische Fallanalyse, miasmatische Überlegungen (30), die Lokalisation von Symptomen im Repertorium (39), die Wertig- keit der Hierarchisation, der Fallverlauf, einige Aspekte der emotionalen und psycho- logischen Dimension von Traumareaktionen (32, 33, 34) und das Thema Heilungs- hindernisse (35, 38) beschrieben. Die Repertorisationen wurden mit dem englischen McRepertory 4.5 durchgeführt. Anfang 1998 sucht mich eine damals 50-jährige Pa- nisation 1995 wegen eines PAP 4a besteht auch tientin auf. Ihr primäres Anliegen ist die Therapie Krebsangst. ihrer multiplen phobischen Störungen (Flugangst, Darüber hinaus klagt sie über eine (für sie grundlose) Höhenangst, Angst vor Wasser, vor Schiffsreisen, depressive Verstimmtheit, Reiseübelkeit, Schwindel- vor Unbekanntem, vor dem Tod). Seit einer Ko- zustände beim Aufrichten, eine Eiweißallergie, Nykt- 10 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis urie, Arthralgien, Schlafstörungen, Scheidentrocken- (8). Hypothyreose und Struma stellen die zwei we- heit und Hitzewallungen. sentlichen Befunde dieser Thyreoiditis dar (10). Nach einer initialen Gabe von Op. XM (multiple phobische Störungen infolge von traumatischen Er- Vorkommen eignissen) wird sie die nächsten Jahre homöopathisch Die Hashimoto-Thyreoiditis ist in Deutschland die überwiegend mit aufsteigenden C- und Q-Potenzen häufigste Form der Thyreoiditis und auch die häu- von Sepia und Natrium muriaticum behandelt. figste Ursache einer Hypothyreose (1, 2). Die Inzidenz 2002 entwickelt sie unter dem Eindruck des Todes ih- der klinisch manifesten Hashimoto-Thyreoiditis be- rer langjährig pflegebedürftigen, fordernden und af- trägt 69 / 100.000 Personen (11). Bei der Autopsie von fektiv belastenden Mutter eine latente Hypothyreose, Frauen fand sich in 2 % (!) der Fälle eine Hashimoto- die zunächst schulmedizinisch mit Thyroxin behan- Erkrankung, so dass die tatsächliche Inzidenz höher delt wird, das sie mit Beginn der homöopathischen liegen muss (12). Andere Quellen berichten, dass 10 % Therapie wieder absetzt. der Frauen und 2 % der Männer betroffen sind (13). Die massiv erhöhten Autoantikörpertiter bestätigen den Verdacht einer Hashimoto-Thyreoiditis. Pathogenese Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht vollständig Nach einer Einmalgabe von Arsenicum album CM bekannt. Genetische und immunologische Faktoren und weiteren Gaben von Nat-m. und Sep. normalisie- spielen vermutlich eine Rolle bei der Entstehung ren sich im Verlauf der nächsten vier Jahre die massiv (14‑16). Die Prävalenz von Schilddrüsenautoanti- erhöhten Autoantikörper bei voll erhaltener Schild- körpern ist bei erstgradig verwandten Personen hoch drüsenfunktion. Es entwickelt sich keine Struma. Auf (17). Gehäuft tritt die Hashimoto-Thyreoiditis in telefonische Nachfrage 2010 berichtet die Patientin, Verbindung mit den HLA-Markern HLA-DR3, -DR5, dass sie weiterhin keine Hinweise auf eine bestehende -B8 auf (2, 15). Hashimoto-Thyreoiditis habe. Verlauf und Symptomatik Die Hashimoto-Thyreoiditis ist durch einen klinisch Klinik und Pathophysiologie unauffälligen Verlauf gekennzeichnet. Zu Beginn der Erkrankung ist die Schilddrüsenfunktion normal. Auf der Hashimoto-Thyreoiditis das Absinken der Schilddrüsenhormone reagiert die Hypophyse mit einer Erhöhung der TSH-Sekretion, Einteilung der Thyreoiditiden wodurch die Ausschüttung von T3 und T4 ansteigt (8). Durch die ständige TSH-Erhöhung kommt es zu einer Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditiden) werden Proliferation der Schilddrüsenfollikel, es entsteht eine entsprechend ihrer unterschiedlichen Pathogenese eingeteilt in die akute Thyreoiditis, die subakute gra- nulomatöse Thyreoiditis de Quervain, einige Sonder- formen und die chronisch lymphozytäre Thyreoidi- Ausbildung Klassische Homöopathie tis (Hashimoto). Pathologie und Histologie modular aufgebaut Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmun- Abend- und Wochenendkurse erkrankung, die durch die Bildung von Schilddrü- nach den Richtlinien senautoantikörpern und Infiltration der Schilddrüse der Qualitätskonferenz des BKHD mit Lymphozyten charakterisiert ist (9). Aufgrund der Infiltration mit Lymphozyten und Plasmazellen Bremen • Chemnitz • Hannover • Leipzig entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Fibrose der Schilddrüse, durch den darauffolgenden TSH-An- w w w. e o s - i n s t i t u t . d e stieg kommt es zu einer Entstehung einer Struma Fon 0421 303 99 77, Fax 303 99 35 3.10 Homöopathie Konkret 11
Praxis Struma (8). Da immer mehr Schilddrüsengewebe fi- kleinerung der Struma, ihr Einsatz ist aber wegen ih- brotisch umgebaut wird, sinken die Schilddrüsenhor- rer Nebenwirkungen bei der Hashimoto-Thyreoiditis mone im Verlauf ab, da die Schilddrüse auf die TSH- nicht gerechtfertigt (1). Erhöhung nicht mehr adäquat reagieren kann (18). Selten müssen sich die Patienten einer Operation un- Bei der Mehrzahl der Patienten wird die Diagnose erst terziehen. Die Indikation zur Operation besteht bei im Spätstadium aufgrund einer Hypothyreose gestellt. Dysphagie oder anderen Symptomen, die durch den Klinisch zeigen sich Symptome wie Antriebsarmut, Druck der Struma bedingt sind, bei kosmetisch stö- Verlangsamung, gesteigerte Kälteempfindlichkeit, render Deformierung, bei Hyperthyreose sowie bei trockene, kühle, schuppende Haut, trockenes, brü- nicht eindeutigen Ergebnissen in der Feinnadelbiop- chiges Haar, Obstipation, eine raue, heisere Stimme sie mit Verdacht auf Malignität (23, 25). etc. Klinische Untersuchungen Homöopathische Behandlung Das Sonogramm zeigt im Spätstadium ein meist ho- mogenes echoarmes Schallmuster einer oft kleinen einer Hashimoto-Thyreoiditis Schilddrüse. Szintigraphisch weist die Schilddrüse – 9 Jahre Verlauf eine verminderte Radionuklidaufnahme auf. Diagnostisch lassen sich in 95 % der Fälle erhöhte Fall: 50-jährige Frau mit Hashimoto- Titer des anti-TPO-Antikörpers nachweisen, in 70 % Thyreoiditis der Fälle sind auch die Thyreoglobulinantikörper (TgAK) erhöht (2). Geringe Antikörpertiter können Familienanamnese bei vielen Schilddrüsenerkrankungen gefunden wer- Die 50-jährige Patientin ist verheiratet mit einem den. Hohe Titer dagegen weisen stark auf eine Hashi- erfolgreichen Geschäftsmann. Dieser hat den Ter- moto-Thyreoiditis hin (19). Die Höhe von T3, T4 min in der Praxis für sie ausgemacht und über- und TSH hängt dabei ab vom Ausmaß der Lympho- nimmt auch im Verlauf der späteren Konsultati- zyteninfiltration und dem Ausmaß der Hyperplasie onen häufig die Berichterstattung für seine Frau, der Follikel (20). In der histologischen Aufarbeitung die selbst kaum den Kontakt zu mir sucht und nur der Feinnadelpunktion zeigt sich eine lymphozytäre diskontinuierlich Informationen preisgibt. Thyreoiditis. Sie ist Hausfrau, hat einen 22-jährigen Sohn und eine 18-jährige Tochter. Die angespannte Bezie- Standardtherapie hung zu der an einer Zwangsstörung (Wasch- Eine Substitution der Schilddrüsenhormone ist bei zwang und Infektionsangst mit „Keimen“) lei- Patienten mit Hypothyreose indiziert. Es wird in der denden Tochter belastet sie sehr. Regel Thyroxin in einer Dosis von 0,15 bis 0,25 mg Ihre vorwurfsvolle und depressiv-diktatorische verabreicht (21–23). Des Weiteren kann mittels Mutter ist seit vielen Jahren wegen Arthrose und Schilddrüsenhormonen auch versucht werden, eine Osteoporose pflegebedürftig und wird von ihr bestehende Struma zu verkleinern. Bei adäquater umfangreich betreut. Therapie verkleinern sich ca. 25 % der Strumen und Ihr Vater war Frührentner wegen eines kriegsbe- sind dann nicht mehr palpabel, 50 % verkleinern sich dingten Lungensteckschusses. Er starb mit 60 Jah- um mehr als 50 %. 10–20 % der Strumen zeigen keine ren an einem ihr nicht bekannten Krebsleiden Größenreduktion (19). Eine medikamentöse Heilung (evtl. Hinweis auf syphilitische Tuberkulinie). Sie der Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht möglich. war gerade mit dem Sohn schwanger, als ihr Vater Die Langzeitgabe von Schilddrüsenhormonen sollte wegen seiner Krankheit erstmals stationär aufge- jedoch wegen eines erhöhten Risikos von Osteoporo- nommen werden musste. Ein Jahr später starb er se bei Frauen in der Postmenopause vermieden wer- dann. den. Daneben ist auch das Risiko für Arrhythmien wie Beide Brüder des Vaters hatten Magengeschwüre Vorhofflimmern bei älteren Patienten erhöht (24). (Syphilinie), die operativ mit einer ¾ Resektion Kortikosteroide führen möglicherweise zu einer Ver- des Magens behandelt wurden. Die Schwester des 12 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis Vaters hatte auch Magengeschwüre und leidet an Historisches Gallensteinen (Sykosis). Mit 3 Jahren hat sie sich beide Füße extrem ver- Ihre vier Jahre ältere (schlanke) Schwester leidet brüht. Da war sie sehr lange krank. (GENERA- seit einer Hüftoperation an Diabetes (Tuberkuli- LITIES; BURNS und MIND; AILMENTS from; nie) und einer progredienten diabetischen Neph shock) ropathie (sykotische Tuberkulinie). Sie „spritzt Unkomplizierte Masern mit 11 Jahren. sich schon seit 15 Jahren Hormone“. Appendektomie (sykotische Tuberkulinie). Die Großmutter väterlicherseits war eine sehr Mit 13 Jahren Fahrradunfall, hatte beide Knie sehr herrische Frau. Sie litt „hochgradig an Rheuma verletzt. und Gicht“ (Sykosis). Sie starb mit 85 Jahren. Mit 16 Jahren hatte sie eine Urinvergiftung. Hat- Ihr Vater habe „immer alles gemacht für seine te sehr starke Schmerzen im Bauch. Konnte nicht Mutter“. auf die Toilette gehen in der Arbeit, da kamen die Bauchschmerzen (erster Koitus mit Cystitis? Evtl. Ängste Hinweis auf sykotische Tuberkulinie). Sie hat unheimliche Angst vor dem Fliegen. Sie Mit 19 Jahren Lungenentzündung (evtl. Hinweis möchte zwar, traut sich aber nicht, bekommt auf sykotische Tuberkulinie). schon Angst in der Flughalle. (MIND; FEAR; air- Mit 24 Jahren Sohn geboren. Kam mit Saugglocke planes) zur Welt, weil sie keine Wehen hatte. (FEMALE; Angst vor Wasser. Sie kann nicht gut schwim- PAIN; labor pains; ceasing oder FEMALE; PAIN; men. Sie hat alles probiert. Sie geht nur ins Was- labor pains; weak) Nach der Geburt des Sohnes ser, wenn sie stehen kann. Auf Schiffen hält sie es war sie sehr „geschlaucht“ nervlich. nur mit Reisetabletten aus, Busfahren kann sie Mit 25 Jahren wurden Warzen an den Fingern ent- auch nicht. Da wird ihr einfach schlecht. Bis zum fernt, am Mittelfinger. (EXTREMITIES; WARTS; Erbrechen. Das konnte sie schon als Kind nicht. Fingers) (STOMACH; NAUSEA; riding in a carriage or on Mit 27 Jahren kam die Tochter, fünf Tage zu früh. cars, while; agg.) Nach der Geburt der Tochter hatte sie aufgrund Auf dem Olympiaturm kommt sie total in Panik. einer Infektion einen Ausschlag im Gesicht. Da Wenn sie über Brücken geht, ist es auch komisch. nahm sie lange Jahre Cortison. Ein Homöopath Da läuft sie flott drüber. Oder wenn sie an einer gab ihr dann auch Spritzen, mit denen das weg- Passstraße entlang fährt ohne Leitplanke, da be- ging (= Verdrängung eines vermutlich sykotischen kommt sie feuchte Hände. (MIND; FEAR; high Ausschlages, GENERALITIES; ERUPTIONS; agg., places) suppressed). Auch Angst vor unbekannten Situationen. Aber Mit 34 Jahren Toxoplasmose. dann könnte sie auch wieder eine Eisbobbahn Mit 36 Jahren Weisheitszähne entfernt. Danach runterfahren. Der Sohn hat Höhenangst, kann gab es eine schlimme Entzündung, sodass ihr auf keinen Baum klettern. Da fürchtet sie sich gar ganzes Gesicht anschwoll. (GENERALITIES; IN- nicht, wenn der wo oben ist. Auch keine Angst vor FLAMMATION; wounds, of) Hunden. Mit 39 Jahren fingen die Rückenschmerzen an. Als Kind unheimliche Angst vor dem Tod. Sie Sie konnte da nur noch auf dem Rücken liegen. hatte das auch als junge Frau sehr massiv. Sie war (BACK; PAIN; General; lumbar region, lumbago; 25, als ihr Vater starb, den sie sehr liebte. (MIND; lying, while; amel.; back, on) FEAR; death, of) Mit 47 Jahren Gebärmutterhalsoperation. Ob- Wenn sie mit einer Situation nicht fertig wird, hat wohl sie sich jährlich hat untersuchen lassen und sie immer den Drang wegzulaufen. (MIND; ES- nie was gefunden wurde. Es war ein PAP 4a. In CAPE, attempts to.) der Histologie war dann aber nichts. Nach der Mit zunehmendem Alter kann sie mit der Angst Konisation ging es ihr schlecht. Sie bekam Hit- besser umgehen. Sie nimmt verschiedene Vita- zewallungen. Das fing schon am 5. Tag nach der mine und Johanniskraut. Operation an. Auch Schüttelfrost. Es wurde auch 3.10 Homöopathie Konkret 13
Praxis danach eine Abrasio durchgeführt (Aktivierung Früher konnte sie überhaupt nicht schwitzen, nur der Sykosis). Seit der Operation ist die Regel weg. die Hände. (EXTREMITIES; PERSPIRATION; (FEMALE; MENSES; suppressed) Hand; only, on). Das wurde besser. Mit kurz über 40 Jahren hatte sie Bläschen auf der Sie hat einen niedrigen Blutdruck. Sie ist immer Zunge. Das war sehr stark. müde. Sie hat Kreislaufprobleme. Ihr ist schwindelig. Ungelenkte Anamnese wenn sie sich bückt und schnell hochgeht. Sie Sie hat eine Eiweißallergie. Wenn sie sehr viel Käse sieht dann schwarze Punkte. (VERTIGO; STOO- isst, dann ist immer an der Seite von der Zunge PING; agg.; on) eine Erhebung und es ist rot. (GENERALITIES; Sie sieht irgendein Flimmern. (VISION; FLICKE- FOOD and drinks; cheese; agg.) RING) Sie hatte immer wieder mal einen Muskelfaser- Wenn sie sehr früh aufstehen muss, wird es ihr wie riss. ein Vorhang vor dem Gesicht. Auch Übelkeitsge- Beim Joggen nach 15 Minuten kommt im rech- fühl dabei. (STOMACH; NAUSEA; morning; ri- ten Oberschenkel so ein Fünfmarkstück großer sing, on and after; agg.) Schmerz. (GENERALITIES; PAIN; General; spots, Sie ist auch wetterfühlig. in small) Sie hat die Pille genommen bis kurz vor der Koni- Sie bekommt leicht blaue Flecken. (SKIN; DISCO- sation (Sykosis wird aktiviert durch Hormonein- LORATION; bluish; spots) nahme). Die Fingernägel sind ihr abgebrochen. Da war Die Scheide ist unheimlich trocken. (FEMALE; aber kein Pilz. Es blätterte so stückweise ab. DRYNESS; Vagina) Das macht ihr Schmerzen. Sie hat weiche Fingernägel. (EXTREMITIES; Auch weniger Lust auf Koitus. (FEMALE; COITI- NAILS; complaints of; brittle) ON; painful) Sie sitzt oft da und weint grundlos. (MIND; Am Abend, wenn sie länger sitzt, kribbelt es ihr WEEPING, tearful mood; tendency; causeless) in den Beinen. Da kann sie nicht ruhig sitzen. Sie meint, das sind halt die Hormone. Sie ist dann Sie muss dann rumlaufen. Das hat sie schon seit auch oft ungerecht zu ihrem Mann oder ihren Jahren. (EXTREMITIES; RESTLESSNESS; Lower Kindern. Sagt dann immer: „Lasst mich in Ruhe“. Limbs; evening) (MIND; AVERSION; family members, to) Sie ist sehr leicht verletzt, leicht beleidigt. (MIND; Sie kann dann auch nicht mehr so fröhlich sein, ist OFFENDED easily) einfach traurig und depressiv. Sie zieht sich dann auch gerne zurück, wenn sie Ihre Mutter ist pflegebedürftig. Seit drei Jahren Probleme hat. Wenn sie joggen geht, dann läuft kann diese gar nichts mehr machen. Sie ist auch sie auch ihre Probleme weg. Sport und noch mal sehr depressiv, ungerecht und aggressiv. War Sport war früher ihre Lösung. Sport treibt sie schon immer recht herrisch. Sie war froh, als sie schon immer. Damit hat sie auch die Hitzewal- mit 19 geheiratet hat und weg konnte. lungen in den Griff bekommen. (GENERALITIES; Kann nachts sehr schlecht schlafen. Sie muss re- EXERTION, physical; amel.) gelmäßig auf die Toilette in der Nacht. Es knackt immer in den Gelenken beim Laufen. Sie geht um 23.00 Uhr ins Bett. Das erste Mal (EXTREMITIES; CRACKING; Joints) wacht sie dann um 2.00 Uhr auf, dann wieder um 4.00 Uhr. (SLEEP; WAKING; midnight; after; two Gelenkte Anamnese am. und SLEEP; WAKING; midnight; after; four Enges am Hals macht ihr nichts. am.) Der Stuhl ist unauffällig. Um kurz nach 5.00 steht sie sowieso auf, weil sie Schokolade? Da macht sie sich nicht viel draus. da das Frühstück für den Ehemann macht. Salz? Sie mag keine Erdnüsse. Da kriegt sie Druck Wenn sie Harndrang hat und nicht geht, bekommt im Magen. sie unerträgliche Schmerzen in der Leistengegend Gewitter? Als Kind hatte sie Angst. Da hat sie mit- in der rechten Seite. Tagelang. erlebt wie zwei Häuser abgebrannt sind. 14 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis Nasenbluten? Kennt sie nicht. Geistes- und Gemütssymptome Fisch? Forellen sehr gerne. Im Urlaub jeden Tag. Früher hatte sie Kopfschmerzen, wie Migräne. Das fing so mit 40 an. Das hing wohl auch mit der Interpretationen von Zuständen, psychologische Regel zusammen. Aber nicht jeden Monat. Wenn Erklärungen, systemische Betrachtungsweisen sie dann erbrochen hat, ging es ihr besser. (HEAD oder emotionale Muster werden zunächst nicht PAIN; GENERAL; vomiting; amel. from) auf der Symptomebene hierarchisiert und reper- torisiert, obwohl sie dem mit psychologischen Homöopathische Hierarchisation Kompetenzen ausgestatteten Behandler sehr hilf- reich beim Verständnis und der Analyse eines Charakteristika (§153 Symptome) Falles sein können. Repertoriumsrubriken sind überwiegend Sym- Auffallend und charakteristisch (26) sind: ptome von Arzneimittelprüfern und klinische Heilungssymptome. Sie stammen aus der Zeit vor Auffallend durch die Lokalisation der Entwicklung erster psychologischer Verfah- • Beim Joggen nach 15 Minuten kommt ... so ein ren. Sie können nicht ohne Gefahr von Kontext- Fünfmarkstück großer Schmerz verlust für moderne oder komplexe psychodyna- mische Analyseverfahren uminterpretiert werden. Auffallend durch die Modalität Psychische Symptome für die Hierarchisation • Mit 39 Jahren fingen die Rückenschmerzen an. Sie sollten daher eindeutig, klar geäußert oder gut konnte da nur noch auf dem Rücken liegen. beobachtet sein. • Früher hatte sie Kopfschmerzen, wie Migräne. Das fing so mit 40 an. Das hing wohl auch mit der Regel zusammen. Aber nicht jeden Monat. Wenn • Sie traut sich nicht zu fliegen. Sie hat unheimliche sie dann erbrochen hat, ging es ihr besser. Angst vor dem Fliegen. Sie möchte zwar, aber sie • Busfahren kann sie auch nicht. Da wird ihr einfach bekommt schon Angst in der Flughalle. schlecht. Bis zum Erbrechen. Das konnte sie schon • Höhenangst. Auf dem Olympiaturm kommt sie als Kind nicht. total in Panik. Wenn sie über Brücken geht, ist es auch komisch. Da läuft sie flott drüber. Oder ➔ Abb. 1 wenn sie an einer Passstraße entlang fährt ohne Leitplanke, da bekommt sie feuchte Hände. Sepia und Natrium muriaticum decken gemeinsam • Angst vor dem Tod. Als Kind unheimliche Angst die auffallenden und charakteristischen Symptome. vor dem Tod. Sie hatte das auch als junge Frau Abb. 1 Repertorisation 3.10 Homöopathie Konkret 15
Praxis Abb. 2 Repertorisation sehr massiv. Sie war 25 als ihr Vater starb, den sie • Schlafsymptome, sehr liebte. • Menstruationssymptome, Schwangerschaftssym- • Sie sitzt oft da und weint grundlos. ptome und Sexualsymptome und • Wenn sie mit einer Situation nicht fertig wird, hat • Symptome, die sich in gleicher Weise an mehr als sie immer den Drang wegzulaufen. drei Lokalisationen bemerkbar machen. • Sie meint, das sind halt die Hormone. Sie ist dann auch oft ungerecht zu ihrem Mann oder ihren Hier sind das: Kindern. Sagt dann immer: „Lasst mich in Ruhe“. ➔ Abb. 3 s. S. 17 ➔ Abb. 2 Die Allgemeinsymptome werden ebenfalls durchgän- gig von Nat-m. und Sep. abgedeckt. Auch bei den Geistes- und Gemütssymptomen sind Nat-m. und Sep. an vorderer Stelle. Diskussion Das Leitmittel für die Sykosis, Thuja occidentalis, Diskussion gibt hier einen weiteren Hinweis auf die zugrunde Durch die Aufzählung der vielen phobischen Sym- liegende chronische sykotische (hier evtl. auch tuber- ptome und deren Begleitumstände treten die klas- kulinische) Problematik. Auch das besonders charak- sischen „Angstmittel“ wie Phos. und Ars. in den Vor- teristische Merkmal der „Schmerzen an kleinen um- dergrund. Die depressive Seite der Angststörungen schriebenen Stellen“ ist ein Thuja-Symptom. der Patientin findet ihre Repräsentation in Aur. Die Häufig finden sich bei Absonderungen und Nah- unterdrückte Ohnmacht der Patientin zeigt sich in rungsmittelsymptomen viele Hinweise auf die chro- einigen Staph.-Symptomen. nische Störung (Miasma) (30) des Patienten. Miasmatische Leitmittel sind: Calc. oder Sulph. (Pso- Allgemeinsymptome ra), Thuj. (Sykosis), Merc. (Syphilinie) und Tub. (Pseudopsora/Tuberkulinie) (30). Zu den Allgemeinsymptomen gehören: • Störungen, die durch Klima, Wetter, Sonne, Lokalsymptome Mond usw. bedingt sind, • Eigenheiten im Wundverhalten, bei Blutungen, in ➔ Abb. 4 s. S. 17 der Lateralität, in den Sekreten, • Eigenheiten bei den Nahrungsmitteln (Verschlim- Die Lokalsymptome bestätigen in unspezifischer merung, Abneigung oder Verlangen), Weise ebenfalls Nat-m. und Sep. 16 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis Abb. 3 Repertorisation Abb. 4 Repertorisation „Kein Lokalsymptom kann eine Kontraindikati- symptome des Patienten (Warzen, Muttermale, on zu dem abgeben, was die Allgemeinsymptome Spider nävi, Arcus senilis, graue Haare, Fissuren, indizieren. Man muss stets den persönlichen Gerstenkörner, Landkartenzunge, Polypenbil- Schrei des Kranken heraushören; das Originelle.“ dungen, Myome etc.) gleichzeitig typische lokale (Pierre Schmidt)(31) Manifestationen einer miasmatischen Grundstö- rung und innerhalb einer Familie oft typisch und Lokalsymptome dienen am ehesten der Bestä- wiederkehrend (Eltern oder Kinder der Patienten tigung der Mittelwahl. Häufig sind gute Lokal- zeigen ähnliche Lokalsymptome). 3.10 Homöopathie Konkret 17
Praxis Abb. 5 Repertorisation Gesamtheit der Symptome Häufig wird die Hierarchisation mit ihrer klas- sischen Einteilung ➔ Abb. 5 I. Charakteristische Symptome Die hierarchisch geordnete Gesamtheit der Sym- II. Psychische Symptome ptome zeigt weiterhin Sep. und Nat-m. durchgängig III. Allgemeinsymptome an vorderster Stelle an! IV. Lokalsymptome V. Causa 18 Homöopathie Konkret 3.10
DGMH-Seminare Praxis2011 Seminarreihe zur Miasmatik mit dem beliebigen Aufzählen von Symptomen mit Dr. med. Sybille Freund und HP Axel Brinkmann verwechselt und die Addition der Arzneimittel- 6 Seminare Januar 2011 – Januar 2012 in Darmstadt wertigkeiten und der Rubrikenzahlen (44/25 für Sepia oder 40/24 für Nat-m.) für eine „mathema- Geschichte der Homöopathie und tische Spielerei“ gehalten. Das ist nicht richtig! Biografie Hahnemanns Eine Hierarchisation (36) stellt eine Bewertung mit Dr. Elisabeth Geigenberger, und Auswahl von Symptomen nach Wertigkeiten 12./13. Februar in Darmstadt unter festgelegten Regeln dar. Sie ist ein Versuch der Annäherung an „das Minimum der Sympto- Materia Medica der Nosoden me mit dem höchstmöglichen Wert“ (Sir John mit HP Yves Laborde, 15./16. Januar in Heidelberg Weir). Organopathien und Synorganopathien Sie ist eine regelbasierte Abstraktion mit dem mit HP Yves Laborde, 8./9. Oktober in Heidelberg Versuch einer Annäherung an die übergeordnete Struktur der Erkrankung des Patienten (der Stö- Supervision für Homöopathen rung der Hahnemannschen „Dynamis“ oder Le- mit HP Tanja Radigk, kontinuierlich in Darmstadt benskraft (27), der Kentschen Elementarsubstanz (28), dem Chi der Chinesen, dem „Kösterschen Fallbetreuung für Tierheilpraktiker Quant“ (29) oder dem heutigen Begriff der „In- mit HP Christine Stroop u. Tierärztin Nadine Richter formation“ (37.) jeweils am 1. Montag im Monat in Darmstadt Die Wertigkeit des rechnerischen Ergebnisses Weiterbildungskurs für Homöopathen korreliert unmittelbar mit der Wertigkeit der mit HP Tanja Radigk, kontinuierlich in Darmstadt Symptomauswahl und somit mit der Fähigkeit des Therapeuten, relevante Symptome vom Pa- Miasmatischer Arbeitskreis tienten zu erhalten, dabei „Wesentliches von mit HP Yves Laborde, 5 Termine 2011 in Heidelberg Unwesentlichem“ zu unterscheiden und Charak- teristisches und Eigenheitliches (26) herauszuar- beiten. Schilddrüsenerkrankungen mit HP Roland Methner, 25./26. Juni in Darmstadt Dazu braucht der Behandler Menschenkenntnis (biologische, psychologische, ethnologische und HNO in der homöopathischen Praxis philosophische Kenntnisse), eine wertschätzende mit HP Stephan Csernalabics, 7./8. Mai in Darmstadt und liebevolle Betrachtungsweise (Empathie und Selbstreflexionsfähigkeit) und Arzneimittel- Puls- und Zungendiagnostik kenntnis (formale und inhaltliche Naturerkennt- mit Dr. med. Hein Reuter, 16./17. April in Darmstadt nis). Praxistraining Notfall mit HP und Rettungssanitäter Michael Meiser, Verlaufsanalyse 26. Februar und 10. September in Darmstadt Der dargestellte, verkürzt gefasste Verlauf umfasst einen Behandlungszeitraum von 9 (!) Jahren. Die Leistungsabrechnung für Heilpraktiker wesentlichen Ergebnisse, Rückschlüsse und Über- mit HP Carl Classen, 4. März in Darmstadt legungen werden zusammengefasst und didaktisch erklärt. Weitere Informationen und Anmeldung unter: 3.10 Homöopathie Konkret www.dgmh.org
Praxis Überblick über die verordneten als „Causa“ (Grundursache) für einen Teil der homöopathischen Arzneien Symptomatik der Patientin aufgefasst. Unerkannte und nicht (psycho-)therapierte vor Hashimoto ab Beginn Hashimoto schwere Traumata stellen Heilungshindernisse 29.04.1997 Op. XM 30.04.2002 Ars. CM (35) dar und verhindern gelegentlich die Wir- 01.12.1997 Sep. M 12.06.2002 Sep. Q1 kung gut gewählter Polychreste. 20.01.1998 Sep. M 23.10.2002 Carc. M 02.03.1998 Nat-m. XM 27.06.2003 Ars. Q7 Selbst erfahrene oder systemische Traumata in 29.04.1998 Sep. 200 11.08.2003 Sep. XM der Historie der Patientin 18.05.1998 Lyc. XM 04.12.2003 Nat-m. M • Der kriegstraumatisierte Vater, der einen „Lun- 22.06.1998 Ars. M 12.03.2004 Sep. XM gensteckschuss“ erlitten hatte. (MIND; AIL- 09.11.1998 Phos. XM 19.01.2005 Sep. CM MENTS from; fright or fear; fear of the fright still 15.02.1999 Sep. Q6 25.04.2005 Sep. CM remaining). Möglicherweise konnte die Patientin mit ihrem traumatisierten Vater nur ungenügende 05.03.1999 Sep. Q5 26.09.2005 Sep. M Kompensationsstrategien bezüglich angsteinflö- 30.03.1999 Sep. Q4 25.10.2005 Aur-m. 200 ßender oder bedrohender Situationen entwickeln. 23.04.1999 Sep. Q3 19.12.2005 Aur-m. 200 Dadurch erlebt sie sich selbst, genauso wie ihre 03.05.1999 Nat-m. XM 20.04.2006 Sep. XM Tochter (Infektionsangst) als extrem ungeschützt 02.06.1999 Ars. Q6 19.06.2006 Sep. XM vor Gefahren und reagiert reizbar (MIND; SEN- 19.07.1999 Sep. CM 21.12.2006 Sep. LM SITIVE, oversensitive; touch). Systemisch könnte 19.10.1999 Sep. CM man hier von einem „übernommenem Trauma“ 23.02.2000 Sep. 200 sprechen. 15.05.2000 Nat-m. CM • Die bis heute tyrannische und schuldzuweisende Mutter (MIND; AILMENTS from; mortification, humiliation, chagrin, MIND; FEAR; long lasting [lifelong]), vor der sie schon mit 19 Jahren „flieht“. Später hat sie diesen Fluchtimpuls immer, wenn Trotz des klaren Hierarchisationsergebnisses für sie Angst hat (MIND; ESCAPE, attempts to), der Nat-m. und Sep. beginne ich am 29.04.1997 mit sich später dann auch in einem temporären Rest- Opium XM (Einzelgabe, 2 Gobuli, Schmidt- less Leg-Syndrom körperlich manifestiert. (EX- Nagel) TREMITIES; FORMICATION; Lower Limbs) • Die schwere Verbrennung im Alter von drei Jah- Hilfestellung für die Arzneiwahl von Opium lie- ren, nach der sie lange krank ist. Dies lässt sich ferten aktuelle Traumatheorien (32), erkennbare als symbolische Wiederholung des väterlichen neurophysiologische Reaktionsmuster (33) und Leidens interpretieren, der sich auch „nie wieder Interpretationen der „Angstzustände“ der Pati- erholt hat“. (MIND; AILMENTS from; fright or entin auf systemtheoretischer Basis (34). fear; fear of the fright still remaining). Die neurophysiologisch gebahnten Symptome des Traumas (Traumareaktion) werden aus der Weitere traumaassoziierte Symptome der Gesamtheit der Symptome der Patientin heraus- Patientin getrennt. Sie werden in einen anderen Kontext • Am Morgen ist ihr schwindelig, sie hat ein Flim- gebracht (inhaltlich verknüpft) und stehen so mern und fühlt sich schlecht (MIND; STUPEF- als „Syndromkontext“ nebeneinander. Dadurch ACTION, as if intoxicated; waking, on). zeigt sich ein funktioneller Zusammenhang der • Die Patientin gibt die Informationen über ihren Symptome, der als Opiumzustand interpretiert Zustand nur sehr widerwillig, schrittweise und werden kann. Das Trauma wird in diesem Fall eigentlich nur auf Initiative ihres Mannes preis (MIND; ANSWER, answering, answers; aversion 20 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis Abb. 6 Repertorisation to). Traumatisierte Patienten weisen oft Probleme die Schutzlosigkeit des traumatisierten „inneren in der Wahrnehmung und Artikulation von in- Mädchens“. neren und äußeren Zuständen auf. Als wären die Eine selbstverständliche Sicherheit und Ge- „Fähigkeiten des Sehens und des Sprechens wie schütztheit als erwachsene Frau in einer guten betäubt“. Paarbeziehung kann die Patientin auf der Ge- • Seit der Kindheit hat sie eine ausgeprägte Todes- fühlsebene offensichtlich nicht integrieren. furcht (MIND; FEAR; death, of) Opium kann ein Heilmittel sein, wenn die • Krankheits- und Vernichtungsängste (MIND; Schutzgrenzen eines Individuums traumatisch HYPOCHONDRIASIS) überschritten worden sind. Angemessene Fi- • Seelischer und körperlicher Reaktionsmangel guren der Unterstützung oder des Schutzes waren (GENERALITIES; REACTION; lack of). dem traumatisierten Menschen nicht zur Verfü- gung gestanden, er war mit der überflutenden Analyse der funktionalen Symptome der Situation alleine geblieben. Dabei scheint es bei Traumareaktion Opiumzuständen weniger darauf anzukommen, ob ein traumatisches Ereignis kürzer oder länger ➔ Abb. 6 wirkt, sondern ab welcher Summation (einmalig oder vielfach) von Trauma die Schutzgrenzen Dies ergab das Bild eines traumatischen Opium-Zu- des Individuums destabilisieren und die Selbst- standes mit Mangel an Reaktion auf bestehende Um- integrität nicht mehr sichergestellt werden kann. stände. Arsenicum album deckt ebenfalls viele Sym- Dabei wird eine Art „Wahrnehmungs- und Ar- ptome des Traumas. Phosphorus als weiteres häufiges tikulationsstörung“ neurobiologisch fixiert. (32) Mittel bei Folgen traumatischer Zustände rückt an die vierte Stelle in der Repertorisation. Reaktionen auf die Opium-Gabe Die Phobien und ihre körperlich-seelischen Re- präsentationen kompensieren als Konversion Besserung der Reiseübelkeit. Sie kann wieder Bus fahren. Sie schläft jetzt sehr gut, sie kann nach dem 3.10 Homöopathie Konkret 21
Praxis Erwachen wieder gut weiterschlafen. Sie kann mit der die Magenbeschwerden und die Hitzewallungen neh- Tochter telefonieren, auch wenn diese weint. Da muss men zu. sie nicht gleich selbst in Tränen ausbrechen. Ich gehe nun davon aus, dass Opium den Teil, den es Zunahme der Hitzewallungen, der Scheidentrocken- tun konnte, getan hat. heit. Magenbeschwerden. Die Sepia-Symptome treten deutlicher in den Vor- dergrund (bei Veränderung einer „Krankheitsebene“ Diskussion treten die anderen deutlicher hervor). Reiseübelkeit und Schlaf bessern sich unter Opium. Sie ist etwas ausgeglichener. Eine allgemeine Besse- Ich entschließe mich nun, am 10.06.1997 (ca. 40 Tage rung auch anderer Beschwerden bleibt aus. nach Op. XM) zur Gabe von Das klassische Sepia-Symptom Scheidentrockenheit, Sep. XM Die Kompaktausbildung der Hahnemann-Gesellschaft für Ärztinnen und Ärzte in klassischer Homöopathie im deutschsprachigen Raum 26. Augsburger 19.9.11 - 09.12.11 DreiMonatsKurs Gesamtkurs: 19.09 - 09.12.11 Modul 1: A-B 19.09. - 14.10.11 Modul 2: C-D 17.10. - 11.11.11 Modul 3: E-F 14.11. - 09.12.11 Stundenanrechnung Diplom, interne Prüfung Mitglieder der Hahnemann-Gesellschaft betreuen Sie nach dem Kurs auf Wunsch fachlich weiter! Kursleiter: Dr. med. Jörg Haberstock Organisation: Irmtraud Seelmann,Tel. 08233 - 1713 E-Mail: seelmann@dreimonatskurs.de 22 Homöopathie Konkret 3.10 www.dreimonatskurs.de
Praxis Reaktionen nach Sep. XM und tende Pflege ihrer vorwurfsvollen Mutter. Selbst als weiteren Arzneien diese in ein Pflegeheim gegeben wird, besucht sie sie täglich. Erstmalig beklagt sie sich über mangelnde Unter der weiteren Gabe von Sep. und Nat-m. bis zur Unterstützung durch den Ehemann und gibt an, da- CM berichtet die Patientin am 10.05.2000 zusam- rüber „wütend“ zu sein. mengefasst Folgendes: Verschiedene Arthralgien und Sodbrennen kom- men und gehen unter weiteren Mittelgaben. Eine Art Die Scheidentrockenheit wird teilweise bis zu 85 % Schuppenflechte entwickelt sich am Kopf. besser. Im Laufe der weiteren Jahre entwickelt sich Eine intermittierend auftretende Gürtelrose klingt ein Zustand von intermittierender Scheidentrocken- unter Rhus-t. folgenlos ab. heit alle 3 Wochen. Gelegentlich klagt sie über eine zunehmende Enge am Scheideneingang. Diskussion Sie hat teilweise „tolle“ Tage. Der Flugangst ist sie be- Ingesamt entsteht der Eindruck einer Stabilisierung reit sich zu stellen, was aber jedes Mal eine Überwin- der emotionalen und körperlichen Situation. Obwohl dung ist, Beschwerden in der Magengegend auslöst die Patientin immer wieder positiv von Arzneimittel- und auch die dauerhaft gebesserten Schlafstörungen wirkungen berichtet, kehren die oben beschriebenen immer wieder hervorruft. Hauptsymptome hartnäckig in verschiedenen Varia- Sie entwickelt eine Art Herzneurose (ein Stechen in tionen wieder. der linken Brust) und betont häufig die Angst, auch Die emotionale Belastung durch die Betreuung der die Erkrankung der Mutter (Alzheimer) zu bekom- Mutter nimmt großen Raum ein. men. Bei jeder Konsultation klagt sie über die belas- Trotz des scheinbar den Heringschen Regeln entspre- ® - Seit 1992 auf dem Markt - Modularer Aufbau - In zahlreichen Praxen im Einsatz - Versionen für: Ärzte (GOÄ), Heilpraktiker (GebüH), Zahnärzte (GOZ/GOÄ), Ärzte Österreich, Ärzte und Heilpraktiker Schweiz Weitere Angebote: Radar - Homöopathiesoftware Datentechnik Frick & Co. GmbH Ehrenpreisstr. 3a, 80689 München Tel. 089-5238 9213 Fax 089-5238 9214 3.10 www.medidat.de - info@medidat.de Homöopathie Konkret 23
Praxis chenden Auftretens einer Hautaffektion (Psoriasis schlag um den Mund herum und Scheidentrocken- am Kopf) ist ein wesentlicher Durchbruch oder gar heit seit drei Monaten. eine Heilung nicht zu erkennen. Ein vertrauensvolles, Ich interpretiere ihr Verhalten nach dem Tod der stabiles Arzt-Patienten-Verhältnis baut sich nicht auf. Mutter als typische Trauerreaktion einer Nat-m.- Immer wieder geht die Initiative für die Behandlung Patientin: „Emotionaler Rückzug, will nicht getröstet vom Ehemann aus. Die Patientin greift bei Ängsten werden, spricht ungern über ihre Beschwerden und oder Körpersymptomen auf „Vitamine“ zurück, die weint nur, wenn allein.“ ihr „helfen“. Das Angebot einer psychotherapeu- Mein medizinisches Interesse richtet sich auf die neu tischen Betreuung lehnt die Patientin ab. aufgetretene Schilddrüsensymptomatik. Beginn und Verlauf der Hashimoto- Weiterer Verlauf Thyreoiditis Follow-Up vom 30.04.2002 Nach der Gabe von Nat-m. CM am 15.05.2000 mel- Wichtigste Aussagen: det sie sich erst 11 Monate später bei meinem in der Im Januar ist die Mutter gestorben. Das berührt sie so gleichen Praxis tätigen Kollegen: unheimlich. Das kann sie selber nicht fassen, dass sie das so berührt. Follow-Up vom 17.04.2001 Ihre Mutter hat einen unheimlichen Kampf gehabt im Sie bericht von einem seit vier Wochen bestehenden Sterben. Sie hat sich aufgerichtet, alles total verzerrt. Fließschnupfen „den sie nicht wegbekommt“. Sie lei- Es war ein ganz starkes Nicht-sterben-wollen da. Sie det weiter auch an Gliederschmerzen. hatte noch eine Beinembolie bekommen, das Bein Sie ist jeden Tag vier Stunden mit der Mutter im Pfle- war am Ende ganz schwarz. geheim beschäftigt, die einen Schlaganfall hatte. Sie hat immer so eine Unruhe in sich. Immer nur für Vor drei Monaten hat sie einen Ausschlag um den alle anderen da sein, für sich selber keine Zeit. Sie Mund herum bekommen. Sie hatte Trockenheit der kann sich nie entspannen. Scheide und eine Art hormonell bedingter Depressi- Sie nimmt jetzt ein Östrogen und gelegentlich Me- on. Und sie hatte starken Haarausfall und die Haare latonin, wegen der Schlafstörungen. Für die Schild- werden immer dünner. Sie hat deswegen vor drei Mo- drüse Thyroxin und Weihrauchtabletten. Durch die naten angefangen, Hormone zu nehmen. Östrogene ist die Scheidentrockenheit und das En- Sie erhält wegen des Schnupfens und der Belastungs- gegefühl völlig verschwunden und ihre Depression situation mit der Mutter eine Gabe wurde besser. Nux-v. C 200. Nächste Woche muss sie in den Urlaub fliegen. Da hat sie jetzt Panik davor. Dafür solle ich ihr ein Mittel Bericht des Ehemannes vom 24.04.2002 geben. Der Ehemann (!) berichtet ein gutes Jahr später, dass Alle aktuell vorliegenden Symptome (in hierarchisier- sie eine latente Hypothyreose habe und die Mutter der ter Form): ➔ Abb. 7 s. S. 25 Patientin vor drei Monaten im Januar gestorben sei. Ich veranlasse die Überprüfung von Autoantikör- Diskussion pern, gebe keine Arznei und lege einen Praxistermin Im persönlichen Gespräch und nach der Vermittlung für die Patientin fest. durch ihren Ehemann kann die Patientin nun selbst vom Tod ihrer Mutter berichten. Die tief eindrück- Diskussion lichen Bilder des Todeskampfes der Mutter berühren Überraschenderweise berichtet die Patientin nicht sie zu ihrer eigenen Überraschung zutiefst. selbst vom Tod der Mutter im Januar, sondern wie- Weiterhin kann sie nicht wirklich einen Zusammen- derum ihr Ehemann. hang zwischen ihren Ängsten und depressiven Zu- In ihrem Bericht an den Kollegen, ein Jahr zuvor, ständen und der sie enorm belastenden inneren und beschreibt sie deutliche Nat-m.-Leitsymptome: De- äußeren Situation herstellen. Erstmalig formuliert sie pression, wässriger Fließschnupfen, Haarausfall, Aus- jedoch ihre ständige innere Unruhe und Überlastung 24 Homöopathie Konkret 3.10
Praxis als Folge ihrer Selbstaufgabe in der Sorge um andere. nur einen Zweck: Sie dient der Sicherstellung der Aufgrund der aktuellen Flugangst und des eindrück- eigenen Versorgung und entsteht nicht aus dem lichen („arsenischen“) Todeskampfes der Mutter (der liebevollen, zweckfreien Mitgefühl für Andere. sie sich so verbunden fühlt), verordne ich, obwohl wiederum viele Nat-m.-Symptome diese Entschei- dung in Frage stellen Weiterer Verlauf Ars. CM Zu meiner großen Freude halbieren sich die Autoan- Ich bitte die Patientin, das Thyroxin abzusetzen, da tikörper innerhalb von wenigen Monaten (siehe Ta- ich hoffe, mit Arsenicum album auch einen Effekt auf belle) und gehen schließlich ganz zurück. Auch die die Thyreoiditis zu erzielen. restlichen Schilddrüsenwerte normalisieren sich trotz Absetzens des Thyroxins. Die Unruhe und Panik von Arsenicum album- Sie entwickelt als Ausscheidungsreaktion vermehrt Patienten entsteht aus der archaischen Angst Arthralgien und eine Heberdenarthrose. des „Nichtversorgtwerdens“. Der Tod eines oder beider Elternteile löst bei einem „arsenischen Der Gesamtzustand und die emotionale Situation der Menschen“ die tiefe Furcht aus, „verhungern“ zu Patientin ändern sich unter wechselnden Gaben von müssen, da die Basis seiner Versorgung mit dem Nat-m., Sep. und anderen Zwischenmitteln nicht we- Tod der elterlichen Versorger nicht mehr sicher- sentlich, auch wenn sie zeitweise sagt: „Psychisch geht gestellt ist. es mir sehr gut“. Kleine körperliche Veränderungen Er erlebt sich, wenn auch in beträchtlicher Am- lösen bei ihr jedoch sofort wieder Ängste und Furcht bivalenz, vollständig abhängig von Eltern oder vor dem Tod und depressive Verstimmung aus. Partnern. Die Sorge um andere hat in diesem Fall Sie klagt darüber, dass die homöopathische Therapie zu langsam gehe. Abb. 7 Repertorisation 3.10 Homöopathie Konkret 25
Homöopathie Konkret 3.10 Dr. Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma ◆ Monika Kreutzer Kinder- ängste – und warum ein Mittel oft nicht ausreicht ◆ Dr. Paul Herscu Auflösung Fall Giana – Die Probleme in der KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Homöopathie ◆ Katrin Trede Homöopathische Behandlung einer Myasthenia gravis beim Hund ◆ Roland Methner Caroll Dunham (1828–1877) – sein Leben und Werk ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Georg Ivanovas Grundlagen der Regulation – Was man für eine wissenschaftliche Homöopathie wissen müsste Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma Dr. Thomas Quak et al. Auflösung Fall Giana Dr. Paul Herscu Kinderängste – warum ein Mittel oft nicht ausreicht Monika Kreutzer 3.10 2.10 Erika Maurer Die Sache mit dem § 153 und den Keynotes ◆ Andreas Hesch Methodik und Praktik – eine Verknüp- fungsanalyse am konkreten Fall ◆ Roland Methner Warum brechen Patienten eine homöopathische Behandlung KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis ab? ◆ Christian Meinhard Von Sinngehalt und Sachgehalt – Betrachtungen zur Sprache in der Homöopathie – Teil 2 ◆ Josef-Karl Graspeuntner Jost Künzli von Fimmelsberg – Aus der Sicht von Dario Spinedi ◆ Eckart von Seherr-Thohs Tumoren, zystisch ◆ Carl Classen Homöopathische Arzneimittelqualität – was können wir bewegen? ◆ Dr. Irene Melzer Die Sache mit dem § 153 und den Keynotes Erika Maurer Osteodystrophie ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Georg Ivanovas Wissenschaftliche Homöopathie am Beispiel des Warum brechen Patienten die Behandlung ab? Roland Methner Künzli von Fimmelsberg – Interview mit Dario Spinedi Konzepts der Unterdrückung Josef-Karl Graspeuntner 2.10 1.10 Inga Maria Stalljann Nicht aufgeben – homöopathische Sterbebegleitung ◆ Rolf Kron Schweinegrippe und Homöopa- thie ◆ Dr. Jan Geißler Homöopathische Behandlung von Influenzaerkrankungen ◆ Dr. Paul Herscu Die Einladung – ein KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Fallexperiment ◆ Christian Meinhard Von Sinngehalt und Sachgehalt – Betrachtungen zur Sprache in der Homöopa- thie ◆ Claudia Grothus Verhaltensprobleme bei Tieren ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner James Tyler Kent ◆ Georg Ivanovas Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin – Teil 3 Homöopathische Sterbebegleitung Inga Maria Stalljann Gewöhnliche Influenza und Schweinegrippe Rolf Kron / Dr. Jan Geißler Die Einladung – ein Fallexperiment Dr. Paul Herscu 1.10 3.09 Georg Ivanovas Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin – Teil 1 und Teil 2 ◆ Monika Kreutzer Heilungshin- dernisse und Reaktionsblockaden ◆ Dr. Stephan Gerke Langzeitfallverlauf einer Patientin mit gesicherter bipolarer KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis affektiver Störung ◆ Saskia Böhm Homöopathen ohne Grenzen (HoG) – Ein Bericht über das Hebammenprojekt in Kenia ◆ Dr. Annett Bellmann Gesichtslähmung bei einem Hund ◆ Josef Rau Homöopathie zwischen Bewährtem und Forschung – Rajan Sankaran ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner Pierre Schmidt – ein Leben für die Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin Homöopathie Georg Ivanovas Heilungshindernisse und Reaktionsblockaden Monika Kreutzer Langzeitfallverlauf mit gesicherter bipolarer Störung Dr. Stephan Gerke 3.09 2.09 Tjado Galic Systematik in der Fallanalyse – Teil II ◆ Eckart von Seherr-Thohs Magnetis polus australis und Magnetis polus arcticus – zwei vergessene Arzneimittel ◆ Erika Maurer Beschwerden durch Tod von geliebten Personen ◆ Dr. KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Wolfgang Würger Blasenkrebs und Carcinoma in situ des Rektums ◆ Josef Rau Die Fähigkeit, das Besondere „einfach“ zu sehen – Henny Heudens-Mast ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Carl Classen/VKHD Das „Anwenderbündnis zum Erhalt homöopathischer Arzneimittel“ ◆ Roland Methner Adolf Voegeli – ein leidenschaftlicher Vertreter der klas- Systematik in der Fallanalyse – Teil II sischen Homöopathie ◆ Georg Ivanovas Ist Homöopathie eine Placebotherapie? Tjado Galic Magnetis polus australis und Magnetis polus arcticus Eckart von Seherr-Thohs Blasenkrebs und Carcinoma in situ des Rektums Wolfgang Würger 2.09 1.09 Dr. Alfons Geukens Konstitutionelle oder situative Verschreibung? ◆ Josef-Karl Graspeuntner Akute lymphatische Leu- kämie (ALL) bei Kindern – welchen Nutzen bietet die homöopathische Begleitung? ◆ Erika Maurer Arnica in der KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Praxis ◆ Monika Kreutzer Arnica in der Praxis – ergänzende Fälle zum Artikel von Erika Maurer ◆ Monika Kreutzer Ein kurzer Fall von Drüsenfieber ◆ Ralf Jeutter Rationalität und Homöopathie – Bestandsaufnahme in stürmischen Zeiten ◆ Erdmute Erben Homöopathen ohne Grenzen (HOG) – Ein Erlebnisbericht aus dem Tsunami-Projekt ◆ Dr. Konstitutionelle oder situative Verschreibung? Alfons Geukens Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner Jacques Baur: Homöopathie und Weisheit ◆ Georg Ivanovas Vom Wert Arnica in der Praxis Erika Maurer Akute lymphatische Leukämie bei Kindern der Strategie – Das Ähnlichkeitsprinzip in der systemischen Psychotherapie Josef-Karl Graspeuntner 1.09
Homöopathie Konkret – Jahrgang 2008 nur noch auf CD-Rom erhältlich: 3.08 Norma Gäbler Multiple Sklerose-Patienten in der homöopathischen Praxis ◆ Erika Maurer Ein „Lungenmittel“ bei Fersensporn ◆ Eckart von Seherr-Thohs Nierenkarzinom mit multiplen Knochen- und einer Lungenmetastase ◆ Dr. KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Wolfgang Würger Zur homöopathischen Behandlung schwerer Infektionen ◆ Jens Ahlbrecht Bild und Abbild der Krankheit – mit C.M. Boger von der Fallanalyse zur Fallsynthese ◆ Claudia Grothus Princess – Folgen von Virusab- ort ◆ Josef Rau Einfach nur abschälen, Schicht für Schicht – Georgos Vithoulkas ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Multiple Sklerose Roland Methner Dorothy Shepherd – Ein Brustkrebsfall ◆ Georg Ivanovas Abschied von der Lebenskraft – über die Organisation des Lebendigen Norma Gäbler Metastasiertes Nierenkarzinom Eckart von Seherr-Thohs Zur homöopathischen Behandlung schwerer Infektionen Wolfgang Würger 3.08 2.08 Tjado Galic Homöopathische Diagnostik – Rubrikenanalyse ◆ Hanne-Lore Wasserfall und Ullrich Wasserfall Apoplex mit schlaffer Rechtsseitenlähmung durch Infarkt der A. cerebri media links – Besonderer Fall: Betroffene bin ich KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis selbst ◆ Monika Kreutzer Respekt vor Husten – Fallmanagement bei einer nicht ganz einfachen Akuterkrankung ◆ Hedi Meusburger Constantin Herings richtungweisender Coup ◆ Dr. Wolfgang Würger Homöopathische Behandlung eines Lipoms ◆ Inga Maria Stalljann (ehemals Bruhns) Die Behandlung von „Kunstkrankheiten“ in der geriatrischen Homöopathische Diagnostik – Rubrikenanalyse Tjado Galic Homöopathie ◆ Josef Rau Sich vom Besonderen leiten lassen – Erik Schwarz ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ „Kunstkrankheiten“ in der geriatrischen Homöopathie Inga Maria Stalljann (ehemals Bruhns) Respekt vor Husten – Fallmanagement Roland Methner Harvey Farrington – Ein Fall von Uteruskrebs ◆ Georg Ivanovas Rekursion und Netzwerkpathologie – grundlegende epistemische Werkzeuge für einen Paradigmawechsel in der Medizin Monika Kreutzer 2.08 1.08 Dr. Helmut B. Retzek Septischer Hirninfarkt ◆ Roland Methner Adolph zur Lippe – eine Fallsupervision für H.C. Allen ◆ Tjado Galic Systematik in der Fallanalyse – Teil I ◆ Claudia Grothus Herkules – Ein Gemüts(zer)fall ◆ Prof. George KONKRET Homöopathie Klassische Homöopathie für die Praxis Vithoulkas Zincum am Beispiel eines Falles und mit seinen Leitsymptomen ◆ Materia Medica Zincum Metallicum ◆ Dr. Stephan Gerke Angstsyndrome in der homöopathisch-psychiatrischen Praxis ◆ Dr. Helmut B. Retzek Praxissplitter ◆ Georg Ivanovas Wissenschaftliche Homöopathie – Fiktion oder eigene Kategorie? ◆ Josef Rau Vom Simile zum Septischer Hirninfarkt Similimum Dr. Helmut B. Retzek Systematik in der Fallanalyse – Teil I Tjado Galic Angstsyndrome in der psychiatrischen Praxis Dr. Stephan Gerke 1.08 n Homöopathie Konkret auf CD-Rom Bestellung der einzelnen Ausgaben für jeweils 11,– € oder der Gesamtausgabe Jahrgang 2008 für 29,– € möglich. Der komplette Inhalt wird im PDF-Format ausgeliefert. Zum Öffnen und für das Betrachten von PDF-Dateien ist der Acrobat Reader nötig, den Sie kostenlos von unserer Homepage herunterladen können. www.homoeopathie-konkret.de Nutzen Sie für Ihre Bestellung die eingeheftete Postkarte n Homöopathie Konkret im Abonnement Erscheinungsweise: 3 x jährlich (April, August, Dezember) zum Einzelpreis von 18,– € Umfang: circa 100 Seiten | Format: 19 x 26 cm Ein Abonnement gilt jeweils für ein Jahr (3 Ausgaben zum Preis von 48,– € / ermäßigt 29,– €), beginnend mit der nächsten Ausgabe ab Datum der Bestellung. Es verlängert sich um jeweils ein Jahr, wenn nicht spätestens 2 Monate vor Ablauf des Bezugsjahres gekündigt wird. Kündigungen haben schriftlich zu erfolgen. Die Aboermäßigung gilt für Medizinstudenten, Heilpraktikerschüler und Schüler von Homöopathieschulen und muss mit dem aktuell gültigen Schüler-/Studentenausweis einmal jährlich nachgewiesen werden. Bei Ausbleiben des aktuellen Nach- weises bis 4 Wochen vor Beginn des nächsten Bezugsjahres entfällt die Ermäßigung und es gelten die allgemein gültigen Abonnementpreise. Alle Preise verstehen sich inkl. Mehrwertsteuer und zzgl. Porto- und Versandkosten. Diese betragen pro Jahr für insgesamt 3 Ausgaben im Inland 7,50 €, innerhalb Europas 13,50 € und in Übersee 22,50 €
Praxis Sie träume viel vom Tod. Vom Altenheim, wo die Diskussion Mutter war. Von anderen, die sie da mitbetreut Wie häufig bei chronischen Erkrankungen anzu- hat. „Die sind alle schon gestorben. Das ist ganz treffen, ist auch die Hashimoto-Thyreoiditis dieser schlimm.“ Patientin eingebettet in ein scheinbar multiformes Eigentlich will sie im hohen Alter eine Frau sein, die Krankheitsgeschehen, frühe Traumatisierungen und sehr lustig ist. So wie eine Dame im Altenheim, die fortbestehende emotionale Belastungssituationen, sie dort kennen gelernt hatte. So will sie auch sein. aus denen es scheinbar keinen Ausweg gibt. Sie findet das traurig, dass die nicht mehr da ist. Der Obwohl die Patientin in sozial sicheren und stabilen Pfarrer hat sie sehr enttäuscht, dass er sich nicht ein Verhältnissen lebt, mündet die latent sichtbare, einziges Mal erkundigt habe, wie es der Mutter gehe. chronische Symptomatik der Patientin (Traurigkeit, „Ein mitfühlendes Wort hätte mir sehr geholfen.“ Da Ängste, Scheidentrockenheit, Arthralgien etc.) ange- war sie so enttäuscht, dass sie nie mehr wieder in die facht durch eine starke Belastung (Tod der Mutter) Kirche gehen will. in eine manifeste Erkrankung (Hashimoto-Thyreo- Der Tod eines nahen Bekannten aktiviert ihre eige- iditis). ne Todesfurcht: „Ich habe Angst vor dem Totsein“. Durch die Gabe der offensichtlich passenden Arznei Immer wieder treten depressive Zustände, grundloses Arsenicum album zu einem sehr frühen Zeitpunkt Weinen und ein immer wiederkehrendes Gefühl von der Erkrankung klingt diese ansonsten unheilbare Traurigkeit auf: „Ähnlich wie die Trauer um den Tod Autoimmunerkrankung im Verlauf weniger Monate der Mutter.“. rasch ab und innerhalb weniger Jahre heilt sie aus. Die Scheidentrockenheit nimmt wieder zu. Sie zieht Dies ist umso erstaunlicher, da sich weder die innere aus dem ehelichen Bett aus. Entwickelt einen Räus- noch die äußere Situation der Patientin ändert. pertick. Inwieweit die Gaben von Carc., Sep., Nat-m. und Mit Hilfe einer Heilpraktikerin macht sie eine Ma- von Aur-m. (siehe Tabelle) eine Rolle für die weitere gendiät, bei der sie 5 kg abnimmt. Sie teilt anschlie- Stabilisierung spielen oder ob man Arsenicum album ßend mit, dass sie die verlorenen Kilo jetzt nicht mehr häufiger hätte geben müssen, lässt sich nicht wirklich „draufkriege“. sicher abschätzen. Zumindest bleibt die Patientin Wiederholt vorgeschlagene psychotherapeutische auch bei weiteren Belastungssituationen im Bezug auf Unterstützung lehnt sie ab. Sie sucht einen Wunder- die Hashimoto-Thyreoiditis stabil. heiler auf, der ihre Trauer darauf zurückführt, dass sie eigentlich ein Zwillingskind sei und ihr Zwilling Anmerkung im Mutterleib gestorben sei. Eine Familienaufstellung Wird in Fällen wie diesem eine professionelle psy- vermehrt ihre Schuldgefühle in Bezug auf die eigene chotherapeutische Unterstützung vom Patienten aus Familie. Mangel an Einsicht oder ideologischen Vorstellungen Sie sucht weiter Heiler und Therapeuten auf, macht abgelehnt, lässt sich über die hausärztliche homöo- Bioresonanztherapie, lässt ihren Schlafplatz untersu- pathische Therapie die psychosoziale Situation des chen, versucht chinesische Medizin und Akupunktur. Patienten oft nicht verbessern. Die krankheitsunter- Keine der Therapien hinterlässt bei ihr ein Zufrieden- haltenden seelischen Ursachen bleiben bestehen. In heitsgefühl. diesem Fall gelingt es dann oft nur, die chronische Grundstörung wieder in ihr Latenzstadium zurück- Quintessenz nach 9 Jahren: zuführen. Die Schilddrüsenerkrankung heilt aus – die Die Arzneimittel halten die Patientin auf dem Hashimoto-Thyreoiditis verschwindet – der schmalen Grad zwischen den „störenden, aber un- emotionale Zustand, die Verhaltensmuster und gefährlichen Symptomen“ und dem Ausbruch ei- die somatischen Reaktionen bleiben im Wesent- ner schweren chronischen Erkrankung. Chronische lichen unverändert. psychische Konflikte können die Gesundheit massiv beeinträchtigen oder sogar eine Heilung verhindern (38). ➔ Graphische Darstellungen und Datentabelle S. 29 28 Homöopathie Konkret 3.10
Sie können auch lesen