Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma - Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky

Die Seite wird erstellt Wehrhart Heinz
 
WEITER LESEN
Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma - Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky
»Gesundheit ist das Ausgeglichensein
                                                                     einerseits zwischen Körper, Seele und
                                                                     Geist, andererseits im Zusammenwirken
                                                                     mit Natur und Gesellschaft.« Pierre Schmidt

     Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky

     Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma
     Anhand eines eindrücklichen Falles werden in didaktischer Weise die Klinik und die
     Pathophysiologie der Thyreoiditiden, die homöopathische Fallanalyse, miasmatische
     Überlegungen (30), die Lokalisation von Symptomen im Repertorium (39), die Wertig-
     keit der Hierarchisation, der Fallverlauf, einige Aspekte der emotionalen und psycho-
     logischen Dimension von Traumareaktionen (32, 33, 34) und das Thema Heilungs-
     hindernisse (35, 38) beschrieben. Die Repertorisationen wurden mit dem englischen
     McRepertory 4.5 durchgeführt.

     Anfang 1998 sucht mich eine damals 50-jährige Pa-     nisation 1995 wegen eines PAP 4a besteht auch
     tientin auf. Ihr primäres Anliegen ist die Therapie   Krebsangst.
     ihrer multiplen phobischen Störungen (Flugangst,      Darüber hinaus klagt sie über eine (für sie grundlose)
     Höhenangst, Angst vor Wasser, vor Schiffsreisen,      depressive Verstimmtheit, Reiseübelkeit, Schwindel-
     vor Unbekanntem, vor dem Tod). Seit einer Ko-         zustände beim Aufrichten, eine Eiweißallergie, Nykt-

10                                                                               Homöopathie Konkret                3.10
Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma - Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky
Praxis

       urie, Arthralgien, Schlafstörungen, Scheidentrocken-      (8). Hypothyreose und Struma stellen die zwei we-
       heit und Hitzewallungen.                                  sentlichen Befunde dieser Thyreoiditis dar (10).
       Nach einer initialen Gabe von Op. XM (multiple
       phobische Störungen infolge von traumatischen Er-         Vorkommen
       eignissen) wird sie die nächsten Jahre homöopathisch      Die Hashimoto-Thyreoiditis ist in Deutschland die
       überwiegend mit aufsteigenden C- und Q-Potenzen           häufigste Form der Thyreoiditis und auch die häu-
       von Sepia und Natrium muriaticum behandelt.               figste Ursache einer Hypothyreose (1, 2). Die Inzidenz
       2002 entwickelt sie unter dem Eindruck des Todes ih-      der klinisch manifesten Hashimoto-Thyreoiditis be-
       rer langjährig pflegebedürftigen, fordernden und af-      trägt 69 / 100.000 Personen (11). Bei der Autopsie von
       fektiv belastenden Mutter eine latente Hypothyreose,      Frauen fand sich in 2 % (!) der Fälle eine Hashimoto-
       die zunächst schulmedizinisch mit Thyroxin behan-         Erkrankung, so dass die tatsächliche Inzidenz höher
       delt wird, das sie mit Beginn der homöopathischen         liegen muss (12). Andere Quellen berichten, dass 10 %
       Therapie wieder absetzt.                                  der Frauen und 2 % der Männer betroffen sind (13).
       Die massiv erhöhten Autoantikörpertiter bestätigen
       den Verdacht einer Hashimoto-Thyreoiditis.                Pathogenese
                                                                 Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht vollständig
       Nach einer Einmalgabe von Arsenicum album CM              bekannt. Genetische und immunologische Faktoren
       und weiteren Gaben von Nat-m. und Sep. normalisie-        spielen vermutlich eine Rolle bei der Entstehung
       ren sich im Verlauf der nächsten vier Jahre die massiv    (14‑16). Die Prävalenz von Schilddrüsenautoanti-
       erhöhten Autoantikörper bei voll erhaltener Schild-       körpern ist bei erstgradig verwandten Personen hoch
       drüsenfunktion. Es entwickelt sich keine Struma. Auf      (17). Gehäuft tritt die Hashimoto-Thyreoiditis in
       telefonische Nachfrage 2010 berichtet die Patientin,      Verbindung mit den HLA-Markern HLA-DR3, -DR5,
       dass sie weiterhin keine Hinweise auf eine bestehende     -B8 auf (2, 15).
       Hashimoto-Thyreoiditis habe.
                                                                 Verlauf und Symptomatik
                                                                 Die Hashimoto-Thyreoiditis ist durch einen klinisch
       Klinik und Pathophysiologie                               unauffälligen Verlauf gekennzeichnet. Zu Beginn der
                                                                 Erkrankung ist die Schilddrüsenfunktion normal. Auf
       der Hashimoto-Thyreoiditis                                das Absinken der Schilddrüsenhormone reagiert die
                                                                 Hypophyse mit einer Erhöhung der TSH-Sekretion,
       Einteilung der Thyreoiditiden                             wodurch die Ausschüttung von T3 und T4 ansteigt (8).
                                                                 Durch die ständige TSH-Erhöhung kommt es zu einer
       Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditiden) werden          Proliferation der Schilddrüsenfollikel, es entsteht eine
       entsprechend ihrer unterschiedlichen Pathogenese
       eingeteilt in die akute Thyreoiditis, die subakute gra-
       nulomatöse Thyreoiditis de Quervain, einige Sonder-
       formen und die chronisch lymphozytäre Thyreoidi-           Ausbildung Klassische Homöopathie
       tis (Hashimoto).

       Pathologie und Histologie                                                                 modular aufgebaut
       Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmun-                                   Abend- und Wochenendkurse
       erkrankung, die durch die Bildung von Schilddrü-
                                                                                                 nach den Richtlinien
       senautoantikörpern und Infiltration der Schilddrüse                         der Qualitätskonferenz des BKHD
       mit Lymphozyten charakterisiert ist (9). Aufgrund
       der Infiltration mit Lymphozyten und Plasmazellen          Bremen • Chemnitz • Hannover • Leipzig
       entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Fibrose der
       Schilddrüse, durch den darauffolgenden TSH-An-             w w w. e o s - i n s t i t u t . d e
       stieg kommt es zu einer Entstehung einer Struma            Fon 0421 303 99 77, Fax 303 99 35

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                              11
Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma - Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky
Praxis

     Struma (8). Da immer mehr Schilddrüsengewebe fi-        kleinerung der Struma, ihr Einsatz ist aber wegen ih-
     brotisch umgebaut wird, sinken die Schilddrüsenhor-     rer Nebenwirkungen bei der Hashimoto-Thyreoiditis
     mone im Verlauf ab, da die Schilddrüse auf die TSH-     nicht gerechtfertigt (1).
     Erhöhung nicht mehr adäquat reagieren kann (18).        Selten müssen sich die Patienten einer Operation un-
     Bei der Mehrzahl der Patienten wird die Diagnose erst   terziehen. Die Indikation zur Operation besteht bei
     im Spätstadium aufgrund einer Hypothyreose gestellt.    Dysphagie oder anderen Symptomen, die durch den
     Klinisch zeigen sich Symptome wie Antriebsarmut,        Druck der Struma bedingt sind, bei kosmetisch stö-
     Verlangsamung, gesteigerte Kälteempfindlichkeit,        render Deformierung, bei Hyperthyreose sowie bei
     trockene, kühle, schuppende Haut, trockenes, brü-       nicht eindeutigen Ergebnissen in der Feinnadelbiop-
     chiges Haar, Obstipation, eine raue, heisere Stimme     sie mit Verdacht auf Malignität (23, 25).
     etc.

     Klinische Untersuchungen                                Homöopathische Behandlung
     Das Sonogramm zeigt im Spätstadium ein meist ho-
     mogenes echoarmes Schallmuster einer oft kleinen
                                                             einer Hashimoto-Thyreoiditis
     Schilddrüse. Szintigraphisch weist die Schilddrüse      – 9 Jahre Verlauf
     eine verminderte Radionuklidaufnahme auf.
     Diagnostisch lassen sich in 95 % der Fälle erhöhte      Fall: 50-jährige Frau mit Hashimoto-
     Titer des anti-TPO-Antikörpers nachweisen, in 70 %      Thyreoiditis
     der Fälle sind auch die Thyreoglobulinantikörper
     (TgAK) erhöht (2). Geringe Antikörpertiter können          Familienanamnese
     bei vielen Schilddrüsenerkrankungen gefunden wer-          Die 50-jährige Patientin ist verheiratet mit einem
     den. Hohe Titer dagegen weisen stark auf eine Hashi-       erfolgreichen Geschäftsmann. Dieser hat den Ter-
     moto-Thyreoiditis hin (19). Die Höhe von T3, T4            min in der Praxis für sie ausgemacht und über-
     und TSH hängt dabei ab vom Ausmaß der Lympho-              nimmt auch im Verlauf der späteren Konsultati-
     zyteninfiltration und dem Ausmaß der Hyperplasie           onen häufig die Berichterstattung für seine Frau,
     der Follikel (20). In der histologischen Aufarbeitung      die selbst kaum den Kontakt zu mir sucht und nur
     der Feinnadelpunktion zeigt sich eine lymphozytäre         diskontinuierlich Informationen preisgibt.
     Thyreoiditis.                                              Sie ist Hausfrau, hat einen 22-jährigen Sohn und
                                                                eine 18-jährige Tochter. Die angespannte Bezie-
     Standardtherapie                                           hung zu der an einer Zwangsstörung (Wasch-
     Eine Substitution der Schilddrüsenhormone ist bei          zwang und Infektionsangst mit „Keimen“) lei-
     Patienten mit Hypothyreose indiziert. Es wird in der       denden Tochter belastet sie sehr.
     Regel Thyroxin in einer Dosis von 0,15 bis 0,25 mg         Ihre vorwurfsvolle und depressiv-diktatorische
     verabreicht (21–23). Des Weiteren kann mittels             Mutter ist seit vielen Jahren wegen Arthrose und
     Schilddrüsenhormonen auch versucht werden, eine            Osteoporose pflegebedürftig und wird von ihr
     bestehende Struma zu verkleinern. Bei adäquater            umfangreich betreut.
     Therapie verkleinern sich ca. 25 % der Strumen und         Ihr Vater war Frührentner wegen eines kriegsbe-
     sind dann nicht mehr palpabel, 50 % verkleinern sich       dingten Lungensteckschusses. Er starb mit 60 Jah-
     um mehr als 50 %. 10–20 % der Strumen zeigen keine         ren an einem ihr nicht bekannten Krebsleiden
     Größenreduktion (19). Eine medikamentöse Heilung           (evtl. Hinweis auf syphilitische Tuberkulinie). Sie
     der Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht möglich.              war gerade mit dem Sohn schwanger, als ihr Vater
     Die Langzeitgabe von Schilddrüsenhormonen sollte           wegen seiner Krankheit erstmals stationär aufge-
     jedoch wegen eines erhöhten Risikos von Osteoporo-         nommen werden musste. Ein Jahr später starb er
     se bei Frauen in der Postmenopause vermieden wer-          dann.
     den. Daneben ist auch das Risiko für Arrhythmien wie       Beide Brüder des Vaters hatten Magengeschwüre
     Vorhofflimmern bei älteren Patienten erhöht (24).          (Syphilinie), die operativ mit einer ¾ Resektion
     Kortikosteroide führen möglicherweise zu einer Ver-        des Magens behandelt wurden. Die Schwester des

12                                                                                        Homöopathie Konkret         3.10
Praxis

         Vaters hatte auch Magengeschwüre und leidet an         Historisches
         Gallensteinen (Sykosis).                               Mit 3 Jahren hat sie sich beide Füße extrem ver-
         Ihre vier Jahre ältere (schlanke) Schwester leidet     brüht. Da war sie sehr lange krank. (GENERA-
         seit einer Hüftoperation an Diabetes (Tuberkuli-       LITIES; BURNS und MIND; AILMENTS from;
         nie) und einer progredienten diabetischen Neph­        shock)
         ropathie (sykotische Tuberkulinie). Sie „spritzt       Unkomplizierte Masern mit 11 Jahren.
         sich schon seit 15 Jahren Hormone“.                    Appendektomie (sykotische Tuberkulinie).
         Die Großmutter väterlicherseits war eine sehr          Mit 13 Jahren Fahrradunfall, hatte beide Knie sehr
         herrische Frau. Sie litt „hochgradig an Rheuma         verletzt.
         und Gicht“ (Sykosis). Sie starb mit 85 Jahren.         Mit 16 Jahren hatte sie eine Urinvergiftung. Hat-
         Ihr Vater habe „immer alles gemacht für seine          te sehr starke Schmerzen im Bauch. Konnte nicht
         Mutter“.                                               auf die Toilette gehen in der Arbeit, da kamen die
                                                                Bauchschmerzen (erster Koitus mit Cystitis? Evtl.
         Ängste                                                 Hinweis auf sykotische Tuberkulinie).
         Sie hat unheimliche Angst vor dem Fliegen. Sie         Mit 19 Jahren Lungenentzündung (evtl. Hinweis
         möchte zwar, traut sich aber nicht, bekommt            auf sykotische Tuberkulinie).
         schon Angst in der Flughalle. (MIND; FEAR; air-        Mit 24 Jahren Sohn geboren. Kam mit Saugglocke
         planes)                                                zur Welt, weil sie keine Wehen hatte. (FEMALE;
         Angst vor Wasser. Sie kann nicht gut schwim-           PAIN; labor pains; ceasing oder FEMALE; PAIN;
         men. Sie hat alles probiert. Sie geht nur ins Was-     labor pains; weak) Nach der Geburt des Sohnes
         ser, wenn sie stehen kann. Auf Schiffen hält sie es    war sie sehr „geschlaucht“ nervlich.
         nur mit Reisetabletten aus, Busfahren kann sie         Mit 25 Jahren wurden Warzen an den Fingern ent-
         auch nicht. Da wird ihr einfach schlecht. Bis zum      fernt, am Mittelfinger. (EXTREMITIES; WARTS;
         Erbrechen. Das konnte sie schon als Kind nicht.        Fingers)
         (STOMACH; NAUSEA; riding in a carriage or on           Mit 27 Jahren kam die Tochter, fünf Tage zu früh.
         cars, while; agg.)                                     Nach der Geburt der Tochter hatte sie aufgrund
         Auf dem Olympiaturm kommt sie total in Panik.          einer Infektion einen Ausschlag im Gesicht. Da
         Wenn sie über Brücken geht, ist es auch komisch.       nahm sie lange Jahre Cortison. Ein Homöopath
         Da läuft sie flott drüber. Oder wenn sie an einer      gab ihr dann auch Spritzen, mit denen das weg-
         Passstraße entlang fährt ohne Leitplanke, da be-       ging (= Verdrängung eines vermutlich sykotischen
         kommt sie feuchte Hände. (MIND; FEAR; high             Ausschlages, GENERALITIES; ERUPTIONS; agg.,
         places)                                                suppressed).
         Auch Angst vor unbekannten Situationen. Aber           Mit 34 Jahren Toxoplasmose.
         dann könnte sie auch wieder eine Eisbobbahn            Mit 36 Jahren Weisheitszähne entfernt. Danach
         runterfahren. Der Sohn hat Höhenangst, kann            gab es eine schlimme Entzündung, sodass ihr
         auf keinen Baum klettern. Da fürchtet sie sich gar     ganzes Gesicht anschwoll. (GENERALITIES; IN-
         nicht, wenn der wo oben ist. Auch keine Angst vor      FLAMMATION; wounds, of)
         Hunden.                                                Mit 39 Jahren fingen die Rückenschmerzen an.
         Als Kind unheimliche Angst vor dem Tod. Sie            Sie konnte da nur noch auf dem Rücken liegen.
         hatte das auch als junge Frau sehr massiv. Sie war     (BACK; PAIN; General; lumbar region, lumbago;
         25, als ihr Vater starb, den sie sehr liebte. (MIND;   lying, while; amel.; back, on)
         FEAR; death, of)                                       Mit 47 Jahren Gebärmutterhalsoperation. Ob-
         Wenn sie mit einer Situation nicht fertig wird, hat    wohl sie sich jährlich hat untersuchen lassen und
         sie immer den Drang wegzulaufen. (MIND; ES-            nie was gefunden wurde. Es war ein PAP 4a. In
         CAPE, attempts to.)                                    der Histologie war dann aber nichts. Nach der
         Mit zunehmendem Alter kann sie mit der Angst           Konisation ging es ihr schlecht. Sie bekam Hit-
         besser umgehen. Sie nimmt verschiedene Vita-           zewallungen. Das fing schon am 5. Tag nach der
         mine und Johanniskraut.                                Operation an. Auch Schüttelfrost. Es wurde auch

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                       13
Praxis

     danach eine Abrasio durchgeführt (Aktivierung          Früher konnte sie überhaupt nicht schwitzen, nur
     der Sykosis). Seit der Operation ist die Regel weg.    die Hände. (EXTREMITIES; PERSPIRATION;
     (FEMALE; MENSES; suppressed)                           Hand; only, on). Das wurde besser.
     Mit kurz über 40 Jahren hatte sie Bläschen auf der     Sie hat einen niedrigen Blutdruck. Sie ist immer
     Zunge. Das war sehr stark.                             müde.
                                                            Sie hat Kreislaufprobleme. Ihr ist schwindelig.
     Ungelenkte Anamnese                                    wenn sie sich bückt und schnell hochgeht. Sie
     Sie hat eine Eiweißallergie. Wenn sie sehr viel Käse   sieht dann schwarze Punkte. (VERTIGO; STOO-
     isst, dann ist immer an der Seite von der Zunge        PING; agg.; on)
     eine Erhebung und es ist rot. (GENERALITIES;           Sie sieht irgendein Flimmern. (VISION; FLICKE-
     FOOD and drinks; cheese; agg.)                         RING)
     Sie hatte immer wieder mal einen Muskelfaser-          Wenn sie sehr früh aufstehen muss, wird es ihr wie
     riss.                                                  ein Vorhang vor dem Gesicht. Auch Übelkeitsge-
     Beim Joggen nach 15 Minuten kommt im rech-             fühl dabei. (STOMACH; NAUSEA; morning; ri-
     ten Oberschenkel so ein Fünfmarkstück großer           sing, on and after; agg.)
     Schmerz. (GENERALITIES; PAIN; General; spots,          Sie ist auch wetterfühlig.
     in small)                                              Sie hat die Pille genommen bis kurz vor der Koni-
     Sie bekommt leicht blaue Flecken. (SKIN; DISCO-        sation (Sykosis wird aktiviert durch Hormonein-
     LORATION; bluish; spots)                               nahme).
     Die Fingernägel sind ihr abgebrochen. Da war           Die Scheide ist unheimlich trocken. (FEMALE;
     aber kein Pilz. Es blätterte so stückweise ab.         DRYNESS; Vagina) Das macht ihr Schmerzen.
     Sie hat weiche Fingernägel. (EXTREMITIES;              Auch weniger Lust auf Koitus. (FEMALE; COITI-
     NAILS; complaints of; brittle)                         ON; painful)
     Sie sitzt oft da und weint grundlos. (MIND;            Am Abend, wenn sie länger sitzt, kribbelt es ihr
     WEEPING, tearful mood; tendency; causeless)            in den Beinen. Da kann sie nicht ruhig sitzen.
     Sie meint, das sind halt die Hormone. Sie ist dann     Sie muss dann rumlaufen. Das hat sie schon seit
     auch oft ungerecht zu ihrem Mann oder ihren            Jahren. (EXTREMITIES; RESTLESSNESS; Lower
     Kindern. Sagt dann immer: „Lasst mich in Ruhe“.        Limbs; evening)
     (MIND; AVERSION; family members, to)                   Sie ist sehr leicht verletzt, leicht beleidigt. (MIND;
     Sie kann dann auch nicht mehr so fröhlich sein, ist    OFFENDED easily)
     einfach traurig und depressiv.                         Sie zieht sich dann auch gerne zurück, wenn sie
     Ihre Mutter ist pflegebedürftig. Seit drei Jahren      Probleme hat. Wenn sie joggen geht, dann läuft
     kann diese gar nichts mehr machen. Sie ist auch        sie auch ihre Probleme weg. Sport und noch mal
     sehr depressiv, ungerecht und aggressiv. War           Sport war früher ihre Lösung. Sport treibt sie
     schon immer recht herrisch. Sie war froh, als sie      schon immer. Damit hat sie auch die Hitzewal-
     mit 19 geheiratet hat und weg konnte.                  lungen in den Griff bekommen. (GENERALITIES;
     Kann nachts sehr schlecht schlafen. Sie muss re-       EXERTION, physical; amel.)
     gelmäßig auf die Toilette in der Nacht.                Es knackt immer in den Gelenken beim Laufen.
     Sie geht um 23.00 Uhr ins Bett. Das erste Mal          (EXTREMITIES; CRACKING; Joints)
     wacht sie dann um 2.00 Uhr auf, dann wieder um
     4.00 Uhr. (SLEEP; WAKING; midnight; after; two         Gelenkte Anamnese
     am. und SLEEP; WAKING; midnight; after; four           Enges am Hals macht ihr nichts.
     am.)                                                   Der Stuhl ist unauffällig.
     Um kurz nach 5.00 steht sie sowieso auf, weil sie      Schokolade? Da macht sie sich nicht viel draus.
     da das Frühstück für den Ehemann macht.                Salz? Sie mag keine Erdnüsse. Da kriegt sie Druck
     Wenn sie Harndrang hat und nicht geht, bekommt         im Magen.
     sie unerträgliche Schmerzen in der Leistengegend       Gewitter? Als Kind hatte sie Angst. Da hat sie mit-
     in der rechten Seite. Tagelang.                        erlebt wie zwei Häuser abgebrannt sind.

14                                                                                      Homöopathie Konkret          3.10
Praxis

           Nasenbluten? Kennt sie nicht.                       Geistes- und Gemütssymptome
           Fisch? Forellen sehr gerne. Im Urlaub jeden Tag.
           Früher hatte sie Kopfschmerzen, wie Migräne.
           Das fing so mit 40 an. Das hing wohl auch mit der    Interpretationen von Zuständen, psychologische
           Regel zusammen. Aber nicht jeden Monat. Wenn         Erklärungen, systemische Betrachtungsweisen
           sie dann erbrochen hat, ging es ihr besser. (HEAD    oder emotionale Muster werden zunächst nicht
           PAIN; GENERAL; vomiting; amel. from)                 auf der Symptomebene hierarchisiert und reper-
                                                                torisiert, obwohl sie dem mit psychologischen
       Homöopathische Hierarchisation                           Kompetenzen ausgestatteten Behandler sehr hilf-
                                                                reich beim Verständnis und der Analyse eines
       Charakteristika (§153 Symptome)                          Falles sein können.
                                                                Repertoriumsrubriken sind überwiegend Sym-
       Auffallend und charakteristisch (26) sind:               ptome von Arzneimittelprüfern und klinische
                                                                Heilungssymptome. Sie stammen aus der Zeit vor
       Auffallend durch die Lokalisation                        der Entwicklung erster psychologischer Verfah-
        • Beim Joggen nach 15 Minuten kommt ... so ein          ren. Sie können nicht ohne Gefahr von Kontext-
          Fünfmarkstück großer Schmerz                          verlust für moderne oder komplexe psychodyna-
                                                                mische Analyseverfahren uminterpretiert werden.
       Auffallend durch die Modalität                           Psychische Symptome für die Hierarchisation
        • Mit 39 Jahren fingen die Rückenschmerzen an. Sie      sollten daher eindeutig, klar geäußert oder gut
          konnte da nur noch auf dem Rücken liegen.             beobachtet sein.
        • Früher hatte sie Kopfschmerzen, wie Migräne.
          Das fing so mit 40 an. Das hing wohl auch mit der
          Regel zusammen. Aber nicht jeden Monat. Wenn         • Sie traut sich nicht zu fliegen. Sie hat unheimliche
          sie dann erbrochen hat, ging es ihr besser.            Angst vor dem Fliegen. Sie möchte zwar, aber sie
        • Busfahren kann sie auch nicht. Da wird ihr einfach     bekommt schon Angst in der Flughalle.
          schlecht. Bis zum Erbrechen. Das konnte sie schon    • Höhenangst. Auf dem Olympiaturm kommt sie
          als Kind nicht.                                        total in Panik. Wenn sie über Brücken geht, ist
                                                                 es auch komisch. Da läuft sie flott drüber. Oder
       ➔ Abb. 1                                                  wenn sie an einer Passstraße entlang fährt ohne
                                                                 Leitplanke, da bekommt sie feuchte Hände.
       Sepia und Natrium muriaticum decken gemeinsam           • Angst vor dem Tod. Als Kind unheimliche Angst
       die auffallenden und charakteristischen Symptome.         vor dem Tod. Sie hatte das auch als junge Frau

       Abb. 1 Repertorisation

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                          15
Praxis

     Abb. 2 Repertorisation

        sehr massiv. Sie war 25 als ihr Vater starb, den sie    • Schlafsymptome,
        sehr liebte.                                            • Menstruationssymptome, Schwangerschaftssym-
      • Sie sitzt oft da und weint grundlos.                      ptome und Sexualsymptome und
      • Wenn sie mit einer Situation nicht fertig wird, hat     • Symptome, die sich in gleicher Weise an mehr als
        sie immer den Drang wegzulaufen.                          drei Lokalisationen bemerkbar machen.
      • Sie meint, das sind halt die Hormone. Sie ist dann
        auch oft ungerecht zu ihrem Mann oder ihren            Hier sind das:
        Kindern. Sagt dann immer: „Lasst mich in Ruhe“.        ➔ Abb. 3 s. S. 17

     ➔ Abb. 2                                                  Die Allgemeinsymptome werden ebenfalls durchgän-
                                                               gig von Nat-m. und Sep. abgedeckt.
     Auch bei den Geistes- und Gemütssymptomen sind
     Nat-m. und Sep. an vorderer Stelle.                       Diskussion
                                                               Das Leitmittel für die Sykosis, Thuja occidentalis,
     Diskussion                                                gibt hier einen weiteren Hinweis auf die zugrunde
     Durch die Aufzählung der vielen phobischen Sym-           liegende chronische sykotische (hier evtl. auch tuber-
     ptome und deren Begleitumstände treten die klas-          kulinische) Problematik. Auch das besonders charak-
     sischen „Angstmittel“ wie Phos. und Ars. in den Vor-      teristische Merkmal der „Schmerzen an kleinen um-
     dergrund. Die depressive Seite der Angststörungen         schriebenen Stellen“ ist ein Thuja-Symptom.
     der Patientin findet ihre Repräsentation in Aur. Die      Häufig finden sich bei Absonderungen und Nah-
     unterdrückte Ohnmacht der Patientin zeigt sich in         rungsmittelsymptomen viele Hinweise auf die chro-
     einigen Staph.-Symptomen.                                 nische Störung (Miasma) (30) des Patienten.
                                                               Miasmatische Leitmittel sind: Calc. oder Sulph. (Pso-
     Allgemeinsymptome                                         ra), Thuj. (Sykosis), Merc. (Syphilinie) und Tub.
                                                               (Pseudopsora/Tuberkulinie) (30).
     Zu den Allgemeinsymptomen gehören:
      • Störungen, die durch Klima, Wetter, Sonne,             Lokalsymptome
        Mond usw. bedingt sind,
      • Eigenheiten im Wundverhalten, bei Blutungen, in        ➔ Abb. 4 s. S. 17
        der Lateralität, in den Sekreten,
      • Eigenheiten bei den Nahrungsmitteln (Verschlim-        Die Lokalsymptome bestätigen in unspezifischer
        merung, Abneigung oder Verlangen),                     Weise ebenfalls Nat-m. und Sep.

16                                                                                           Homöopathie Konkret        3.10
Praxis

       Abb. 3 Repertorisation

       Abb. 4 Repertorisation

         „Kein Lokalsymptom kann eine Kontraindikati-       symptome des Patienten (Warzen, Muttermale,
         on zu dem abgeben, was die Allgemeinsymptome       Spider nävi, Arcus senilis, graue Haare, Fissuren,
         indizieren. Man muss stets den persönlichen        Gerstenkörner, Landkartenzunge, Polypenbil-
         Schrei des Kranken heraushören; das Originelle.“   dungen, Myome etc.) gleichzeitig typische lokale
         (Pierre Schmidt)(31)                               Manifestationen einer miasmatischen Grundstö-
                                                            rung und innerhalb einer Familie oft typisch und
         Lokalsymptome dienen am ehesten der Bestä-         wiederkehrend (Eltern oder Kinder der Patienten
         tigung der Mittelwahl. Häufig sind gute Lokal-     zeigen ähnliche Lokalsymptome).

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                       17
Praxis

     Abb. 5 Repertorisation

     Gesamtheit der Symptome
                                                         Häufig wird die Hierarchisation mit ihrer klas-
                                                         sischen Einteilung
     ➔ Abb. 5

                                                         I. Charakteristische Symptome
     Die hierarchisch geordnete Gesamtheit der Sym-
                                                         II. Psychische Symptome
     ptome zeigt weiterhin Sep. und Nat-m. durchgängig
                                                         III. Allgemeinsymptome
     an vorderster Stelle an!
                                                         IV. Lokalsymptome
                                                         V. Causa

18                                                                                 Homöopathie Konkret     3.10
DGMH-Seminare
                                                                         Praxis2011

                                                              Seminarreihe zur Miasmatik
         mit dem beliebigen Aufzählen von Symptomen           mit Dr. med. Sybille Freund und HP Axel Brinkmann
         verwechselt und die Addition der Arzneimittel-       6 Seminare Januar 2011 – Januar 2012 in Darmstadt
         wertigkeiten und der Rubrikenzahlen (44/25 für
         Sepia oder 40/24 für Nat-m.) für eine „mathema-
                                                              Geschichte der Homöopathie und
         tische Spielerei“ gehalten. Das ist nicht richtig!
                                                              Biografie Hahnemanns
         Eine Hierarchisation (36) stellt eine Bewertung      mit Dr. Elisabeth Geigenberger,
         und Auswahl von Symptomen nach Wertigkeiten          12./13. Februar in Darmstadt
         unter festgelegten Regeln dar. Sie ist ein Versuch
         der Annäherung an „das Minimum der Sympto-           Materia Medica der Nosoden
         me mit dem höchstmöglichen Wert“ (Sir John           mit HP Yves Laborde, 15./16. Januar in Heidelberg
         Weir).
                                                              Organopathien und Synorganopathien
         Sie ist eine regelbasierte Abstraktion mit dem       mit HP Yves Laborde, 8./9. Oktober in Heidelberg
         Versuch einer Annäherung an die übergeordnete
         Struktur der Erkrankung des Patienten (der Stö-      Supervision für Homöopathen
         rung der Hahnemannschen „Dynamis“ oder Le-           mit HP Tanja Radigk, kontinuierlich in Darmstadt
         benskraft (27), der Kentschen Elementarsubstanz
         (28), dem Chi der Chinesen, dem „Kösterschen         Fallbetreuung für Tierheilpraktiker
         Quant“ (29) oder dem heutigen Begriff der „In-       mit HP Christine Stroop u. Tierärztin Nadine Richter
         formation“ (37.)                                     jeweils am 1. Montag im Monat in Darmstadt

         Die Wertigkeit des rechnerischen Ergebnisses         Weiterbildungskurs für Homöopathen
         korreliert unmittelbar mit der Wertigkeit der        mit HP Tanja Radigk, kontinuierlich in Darmstadt
         Symptomauswahl und somit mit der Fähigkeit
         des Therapeuten, relevante Symptome vom Pa-
                                                              Miasmatischer Arbeitskreis
         tienten zu erhalten, dabei „Wesentliches von
                                                              mit HP Yves Laborde, 5 Termine 2011 in Heidelberg
         Unwesentlichem“ zu unterscheiden und Charak-
         teristisches und Eigenheitliches (26) herauszuar-
         beiten.
                                                              Schilddrüsenerkrankungen
                                                              mit HP Roland Methner, 25./26. Juni in Darmstadt
         Dazu braucht der Behandler Menschenkenntnis
         (biologische, psychologische, ethnologische und      HNO in der homöopathischen Praxis
         philosophische Kenntnisse), eine wertschätzende      mit HP Stephan Csernalabics, 7./8. Mai in Darmstadt
         und liebevolle Betrachtungsweise (Empathie
         und Selbstreflexionsfähigkeit) und Arzneimittel-     Puls- und Zungendiagnostik
         kenntnis (formale und inhaltliche Naturerkennt-      mit Dr. med. Hein Reuter, 16./17. April in Darmstadt
         nis).
                                                              Praxistraining Notfall
                                                              mit HP und Rettungssanitäter Michael Meiser,
       Verlaufsanalyse
                                                              26. Februar und 10. September in Darmstadt
       Der dargestellte, verkürzt gefasste Verlauf umfasst
       einen Behandlungszeitraum von 9 (!) Jahren. Die        Leistungsabrechnung für Heilpraktiker
       wesentlichen Ergebnisse, Rückschlüsse und Über-        mit HP Carl Classen, 4. März in Darmstadt
       legungen werden zusammengefasst und didaktisch
       erklärt.
                                                                                      Weitere Informationen und
                                                                                      Anmeldung unter:

3.10   Homöopathie Konkret                                                            www.dgmh.org
Praxis

     Überblick über die verordneten
                                                          als „Causa“ (Grundursache) für einen Teil der
     homöopathischen Arzneien
                                                          Symptomatik der Patientin aufgefasst.
                                                          Unerkannte und nicht (psycho-)therapierte
     vor Hashimoto            ab Beginn Hashimoto
                                                          schwere Traumata stellen Heilungshindernisse
     29.04.1997   Op. XM      30.04.2002   Ars. CM        (35) dar und verhindern gelegentlich die Wir-
     01.12.1997   Sep. M      12.06.2002   Sep. Q1        kung gut gewählter Polychreste.
     20.01.1998   Sep. M      23.10.2002   Carc. M
     02.03.1998   Nat-m. XM   27.06.2003   Ars. Q7      Selbst erfahrene oder systemische Traumata in
     29.04.1998   Sep. 200    11.08.2003   Sep. XM      der Historie der Patientin
     18.05.1998   Lyc. XM     04.12.2003   Nat-m. M      • Der kriegstraumatisierte Vater, der einen „Lun-
     22.06.1998   Ars. M      12.03.2004   Sep. XM         gensteckschuss“ erlitten hatte. (MIND; AIL-
     09.11.1998   Phos. XM    19.01.2005   Sep. CM         MENTS from; fright or fear; fear of the fright still
     15.02.1999   Sep. Q6     25.04.2005   Sep. CM         remaining). Möglicherweise konnte die Patientin
                                                           mit ihrem traumatisierten Vater nur ungenügende
     05.03.1999   Sep. Q5     26.09.2005   Sep. M
                                                           Kompensationsstrategien bezüglich angsteinflö-
     30.03.1999   Sep. Q4     25.10.2005   Aur-m. 200
                                                           ßender oder bedrohender Situationen entwickeln.
     23.04.1999   Sep. Q3     19.12.2005   Aur-m. 200      Dadurch erlebt sie sich selbst, genauso wie ihre
     03.05.1999   Nat-m. XM   20.04.2006   Sep. XM         Tochter (Infektionsangst) als extrem ungeschützt
     02.06.1999   Ars. Q6     19.06.2006   Sep. XM         vor Gefahren und reagiert reizbar (MIND; SEN-
     19.07.1999   Sep. CM     21.12.2006   Sep. LM         SITIVE, oversensitive; touch). Systemisch könnte
     19.10.1999   Sep. CM                                  man hier von einem „übernommenem Trauma“
     23.02.2000   Sep. 200                                 sprechen.
     15.05.2000   Nat-m. CM                              • Die bis heute tyrannische und schuldzuweisende
                                                           Mutter (MIND; AILMENTS from; mortification,
                                                           humiliation, chagrin, MIND; FEAR; long lasting
                                                           [lifelong]), vor der sie schon mit 19 Jahren „flieht“.
                                                           Später hat sie diesen Fluchtimpuls immer, wenn
 Trotz des klaren Hierarchisationsergebnisses für          sie Angst hat (MIND; ESCAPE, attempts to), der
 Nat-m. und Sep. beginne ich am 29.04.1997 mit             sich später dann auch in einem temporären Rest-
    Opium XM (Einzelgabe, 2 Gobuli, Schmidt-               less Leg-Syndrom körperlich manifestiert. (EX-
 Nagel)                                                    TREMITIES; FORMICATION; Lower Limbs)
                                                         • Die schwere Verbrennung im Alter von drei Jah-
      Hilfestellung für die Arzneiwahl von Opium lie-      ren, nach der sie lange krank ist. Dies lässt sich
      ferten aktuelle Traumatheorien (32), erkennbare      als symbolische Wiederholung des väterlichen
      neurophysiologische Reaktionsmuster (33) und         Leidens interpretieren, der sich auch „nie wieder
      Interpretationen der „Angstzustände“ der Pati-       erholt hat“. (MIND; AILMENTS from; fright or
      entin auf systemtheoretischer Basis (34).            fear; fear of the fright still remaining).
      Die neurophysiologisch gebahnten Symptome
      des Traumas (Traumareaktion) werden aus der       Weitere traumaassoziierte Symptome der
      Gesamtheit der Symptome der Patientin heraus-     Patientin
      getrennt. Sie werden in einen anderen Kontext      • Am Morgen ist ihr schwindelig, sie hat ein Flim-
      gebracht (inhaltlich verknüpft) und stehen so        mern und fühlt sich schlecht (MIND; STUPEF-
      als „Syndromkontext“ nebeneinander. Dadurch          ACTION, as if intoxicated; waking, on).
      zeigt sich ein funktioneller Zusammenhang der      • Die Patientin gibt die Informationen über ihren
      Symptome, der als Opiumzustand interpretiert         Zustand nur sehr widerwillig, schrittweise und
      werden kann. Das Trauma wird in diesem Fall          eigentlich nur auf Initiative ihres Mannes preis
                                                           (MIND; ANSWER, answering, answers; aversion

20                                                                                     Homöopathie Konkret          3.10
Praxis

       Abb. 6 Repertorisation

          to). Traumatisierte Patienten weisen oft Probleme
                                                                 die Schutzlosigkeit des traumatisierten „inneren
          in der Wahrnehmung und Artikulation von in-
                                                                 Mädchens“.
          neren und äußeren Zuständen auf. Als wären die
                                                                 Eine selbstverständliche Sicherheit und Ge-
          „Fähigkeiten des Sehens und des Sprechens wie
                                                                 schütztheit als erwachsene Frau in einer guten
          betäubt“.
                                                                 Paarbeziehung kann die Patientin auf der Ge-
        • Seit der Kindheit hat sie eine ausgeprägte Todes-
                                                                 fühlsebene offensichtlich nicht integrieren.
          furcht (MIND; FEAR; death, of)
                                                                 Opium kann ein Heilmittel sein, wenn die
        • Krankheits- und Vernichtungsängste (MIND;
                                                                 Schutzgrenzen eines Individuums traumatisch
          HYPOCHONDRIASIS)
                                                                 überschritten worden sind. Angemessene Fi-
        • Seelischer und körperlicher Reaktionsmangel
                                                                 guren der Unterstützung oder des Schutzes waren
          (GENERALITIES; REACTION; lack of).
                                                                 dem traumatisierten Menschen nicht zur Verfü-
                                                                 gung gestanden, er war mit der überflutenden
       Analyse der funktionalen Symptome der
                                                                 Situation alleine geblieben. Dabei scheint es bei
       Traumareaktion
                                                                 Opiumzuständen weniger darauf anzukommen,
                                                                 ob ein traumatisches Ereignis kürzer oder länger
       ➔ Abb. 6
                                                                 wirkt, sondern ab welcher Summation (einmalig
                                                                 oder vielfach) von Trauma die Schutzgrenzen
       Dies ergab das Bild eines traumatischen Opium-Zu-
                                                                 des Individuums destabilisieren und die Selbst-
       standes mit Mangel an Reaktion auf bestehende Um-
                                                                 integrität nicht mehr sichergestellt werden kann.
       stände. Arsenicum album deckt ebenfalls viele Sym-
                                                                 Dabei wird eine Art „Wahrnehmungs- und Ar-
       ptome des Traumas. Phosphorus als weiteres häufiges
                                                                 tikulationsstörung“ neurobiologisch fixiert. (32)
       Mittel bei Folgen traumatischer Zustände rückt an die
       vierte Stelle in der Repertorisation.
                                                               Reaktionen auf die Opium-Gabe
         Die Phobien und ihre körperlich-seelischen Re-
         präsentationen kompensieren als Konversion            Besserung der Reiseübelkeit. Sie kann wieder Bus
                                                               fahren. Sie schläft jetzt sehr gut, sie kann nach dem

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                           21
Praxis

       Erwachen wieder gut weiterschlafen. Sie kann mit der   die Magenbeschwerden und die Hitzewallungen neh-
       Tochter telefonieren, auch wenn diese weint. Da muss   men zu.
       sie nicht gleich selbst in Tränen ausbrechen.          Ich gehe nun davon aus, dass Opium den Teil, den es
       Zunahme der Hitzewallungen, der Scheidentrocken-       tun konnte, getan hat.
       heit. Magenbeschwerden.                                Die Sepia-Symptome treten deutlicher in den Vor-
                                                              dergrund (bei Veränderung einer „Krankheitsebene“
       Diskussion                                             treten die anderen deutlicher hervor).
       Reiseübelkeit und Schlaf bessern sich unter Opium.
       Sie ist etwas ausgeglichener. Eine allgemeine Besse-   Ich entschließe mich nun, am 10.06.1997 (ca. 40 Tage
       rung auch anderer Beschwerden bleibt aus.              nach Op. XM) zur Gabe von
       Das klassische Sepia-Symptom Scheidentrockenheit,          Sep. XM

Die Kompaktausbildung der Hahnemann-Gesellschaft für Ärztinnen und Ärzte
in klassischer Homöopathie im deutschsprachigen Raum

            26. Augsburger                                                             19.9.11 - 09.12.11

                   DreiMonatsKurs
                                            Gesamtkurs: 19.09 - 09.12.11
                                            Modul 1: A-B     19.09. - 14.10.11
                                            Modul 2: C-D     17.10. - 11.11.11
                                            Modul 3: E-F     14.11. - 09.12.11
                                            Stundenanrechnung Diplom, interne Prüfung
                                            Mitglieder der Hahnemann-Gesellschaft betreuen
                                            Sie nach dem Kurs auf Wunsch fachlich weiter!
                                            Kursleiter: Dr. med. Jörg Haberstock
                                            Organisation: Irmtraud Seelmann,Tel. 08233 - 1713
                                            E-Mail: seelmann@dreimonatskurs.de
  22                                                                                   Homöopathie Konkret           3.10
                                            www.dreimonatskurs.de
Praxis

      Reaktionen nach Sep. XM und                                 tende Pflege ihrer vorwurfsvollen Mutter. Selbst als
      weiteren Arzneien                                           diese in ein Pflegeheim gegeben wird, besucht sie sie
                                                                  täglich. Erstmalig beklagt sie sich über mangelnde
      Unter der weiteren Gabe von Sep. und Nat-m. bis zur         Unterstützung durch den Ehemann und gibt an, da-
      CM berichtet die Patientin am 10.05.2000 zusam-             rüber „wütend“ zu sein.
      mengefasst Folgendes:                                       Verschiedene Arthralgien und Sodbrennen kom-
                                                                  men und gehen unter weiteren Mittelgaben. Eine Art
      Die Scheidentrockenheit wird teilweise bis zu 85 %          Schuppenflechte entwickelt sich am Kopf.
      besser. Im Laufe der weiteren Jahre entwickelt sich         Eine intermittierend auftretende Gürtelrose klingt
      ein Zustand von intermittierender Scheidentrocken-          unter Rhus-t. folgenlos ab.
      heit alle 3 Wochen. Gelegentlich klagt sie über eine
      zunehmende Enge am Scheideneingang.                         Diskussion
      Sie hat teilweise „tolle“ Tage. Der Flugangst ist sie be-   Ingesamt entsteht der Eindruck einer Stabilisierung
      reit sich zu stellen, was aber jedes Mal eine Überwin-      der emotionalen und körperlichen Situation. Obwohl
      dung ist, Beschwerden in der Magengegend auslöst            die Patientin immer wieder positiv von Arzneimittel-
      und auch die dauerhaft gebesserten Schlafstörungen          wirkungen berichtet, kehren die oben beschriebenen
      immer wieder hervorruft.                                    Hauptsymptome hartnäckig in verschiedenen Varia-
      Sie entwickelt eine Art Herzneurose (ein Stechen in         tionen wieder.
      der linken Brust) und betont häufig die Angst, auch         Die emotionale Belastung durch die Betreuung der
      die Erkrankung der Mutter (Alzheimer) zu bekom-             Mutter nimmt großen Raum ein.
      men. Bei jeder Konsultation klagt sie über die belas-       Trotz des scheinbar den Heringschen Regeln entspre-

                                                       ®

    - Seit 1992 auf dem Markt
    - Modularer Aufbau
    - In zahlreichen Praxen im Einsatz
    - Versionen für:
      Ärzte (GOÄ), Heilpraktiker (GebüH),
      Zahnärzte (GOZ/GOÄ), Ärzte
      Österreich, Ärzte und Heilpraktiker
      Schweiz

    Weitere Angebote:
    Radar - Homöopathiesoftware

     Datentechnik Frick & Co. GmbH
     Ehrenpreisstr. 3a, 80689 München
     Tel. 089-5238 9213 Fax 089-5238 9214
3.10 www.medidat.de   - info@medidat.de
      Homöopathie Konkret                                                                                                 23
Praxis

     chenden Auftretens einer Hautaffektion (Psoriasis         schlag um den Mund herum und Scheidentrocken-
     am Kopf) ist ein wesentlicher Durchbruch oder gar         heit seit drei Monaten.
     eine Heilung nicht zu erkennen. Ein vertrauensvolles,     Ich interpretiere ihr Verhalten nach dem Tod der
     stabiles Arzt-Patienten-Verhältnis baut sich nicht auf.   Mutter als typische Trauerreaktion einer Nat-m.-
     Immer wieder geht die Initiative für die Behandlung       Patientin: „Emotionaler Rückzug, will nicht getröstet
     vom Ehemann aus. Die Patientin greift bei Ängsten         werden, spricht ungern über ihre Beschwerden und
     oder Körpersymptomen auf „Vitamine“ zurück, die           weint nur, wenn allein.“
     ihr „helfen“. Das Angebot einer psychotherapeu-           Mein medizinisches Interesse richtet sich auf die neu
     tischen Betreuung lehnt die Patientin ab.                 aufgetretene Schilddrüsensymptomatik.

     Beginn und Verlauf der Hashimoto-                         Weiterer Verlauf
     Thyreoiditis
                                                               Follow-Up vom 30.04.2002
     Nach der Gabe von Nat-m. CM am 15.05.2000 mel-            Wichtigste Aussagen:
     det sie sich erst 11 Monate später bei meinem in der      Im Januar ist die Mutter gestorben. Das berührt sie so
     gleichen Praxis tätigen Kollegen:                         unheimlich. Das kann sie selber nicht fassen, dass sie
                                                               das so berührt.
     Follow-Up vom 17.04.2001                                  Ihre Mutter hat einen unheimlichen Kampf gehabt im
     Sie bericht von einem seit vier Wochen bestehenden        Sterben. Sie hat sich aufgerichtet, alles total verzerrt.
     Fließschnupfen „den sie nicht wegbekommt“. Sie lei-       Es war ein ganz starkes Nicht-sterben-wollen da. Sie
     det weiter auch an Gliederschmerzen.                      hatte noch eine Beinembolie bekommen, das Bein
     Sie ist jeden Tag vier Stunden mit der Mutter im Pfle-    war am Ende ganz schwarz.
     geheim beschäftigt, die einen Schlaganfall hatte.         Sie hat immer so eine Unruhe in sich. Immer nur für
     Vor drei Monaten hat sie einen Ausschlag um den           alle anderen da sein, für sich selber keine Zeit. Sie
     Mund herum bekommen. Sie hatte Trockenheit der            kann sich nie entspannen.
     Scheide und eine Art hormonell bedingter Depressi-        Sie nimmt jetzt ein Östrogen und gelegentlich Me-
     on. Und sie hatte starken Haarausfall und die Haare       latonin, wegen der Schlafstörungen. Für die Schild-
     werden immer dünner. Sie hat deswegen vor drei Mo-        drüse Thyroxin und Weihrauchtabletten. Durch die
     naten angefangen, Hormone zu nehmen.                      Östrogene ist die Scheidentrockenheit und das En-
     Sie erhält wegen des Schnupfens und der Belastungs-       gegefühl völlig verschwunden und ihre Depression
     situation mit der Mutter eine Gabe                        wurde besser.
         Nux-v. C 200.                                         Nächste Woche muss sie in den Urlaub fliegen. Da
                                                               hat sie jetzt Panik davor. Dafür solle ich ihr ein Mittel
 Bericht des Ehemannes vom 24.04.2002                          geben.
 Der Ehemann (!) berichtet ein gutes Jahr später, dass         Alle aktuell vorliegenden Symptome (in hierarchisier-
 sie eine latente Hypothyreose habe und die Mutter der         ter Form): ➔ Abb. 7 s. S. 25
 Patientin vor drei Monaten im Januar gestorben sei.
 Ich veranlasse die Überprüfung von Autoantikör-               Diskussion
 pern, gebe keine Arznei und lege einen Praxistermin           Im persönlichen Gespräch und nach der Vermittlung
 für die Patientin fest.                                       durch ihren Ehemann kann die Patientin nun selbst
                                                               vom Tod ihrer Mutter berichten. Die tief eindrück-
 Diskussion                                                    lichen Bilder des Todeskampfes der Mutter berühren
 Überraschenderweise berichtet die Patientin nicht             sie zu ihrer eigenen Überraschung zutiefst.
 selbst vom Tod der Mutter im Januar, sondern wie-             Weiterhin kann sie nicht wirklich einen Zusammen-
 derum ihr Ehemann.                                            hang zwischen ihren Ängsten und depressiven Zu-
 In ihrem Bericht an den Kollegen, ein Jahr zuvor,             ständen und der sie enorm belastenden inneren und
 beschreibt sie deutliche Nat-m.-Leitsymptome: De-             äußeren Situation herstellen. Erstmalig formuliert sie
 pression, wässriger Fließschnupfen, Haarausfall, Aus-         jedoch ihre ständige innere Unruhe und Überlastung

24                                                                                            Homöopathie Konkret          3.10
Praxis

       als Folge ihrer Selbstaufgabe in der Sorge um andere.
                                                                 nur einen Zweck: Sie dient der Sicherstellung der
       Aufgrund der aktuellen Flugangst und des eindrück-
                                                                 eigenen Versorgung und entsteht nicht aus dem
       lichen („arsenischen“) Todeskampfes der Mutter (der
                                                                 liebevollen, zweckfreien Mitgefühl für Andere.
       sie sich so verbunden fühlt), verordne ich, obwohl
       wiederum viele Nat-m.-Symptome diese Entschei-
       dung in Frage stellen                                   Weiterer Verlauf
           Ars. CM
                                                               Zu meiner großen Freude halbieren sich die Autoan-
       Ich bitte die Patientin, das Thyroxin abzusetzen, da    tikörper innerhalb von wenigen Monaten (siehe Ta-
       ich hoffe, mit Arsenicum album auch einen Effekt auf    belle) und gehen schließlich ganz zurück. Auch die
       die Thyreoiditis zu erzielen.                           restlichen Schilddrüsenwerte normalisieren sich trotz
                                                               Absetzens des Thyroxins.
         Die Unruhe und Panik von Arsenicum album-             Sie entwickelt als Ausscheidungsreaktion vermehrt
         Patienten entsteht aus der archaischen Angst          Arthralgien und eine Heberdenarthrose.
         des „Nichtversorgtwerdens“. Der Tod eines oder
         beider Elternteile löst bei einem „arsenischen        Der Gesamtzustand und die emotionale Situation der
         Menschen“ die tiefe Furcht aus, „verhungern“ zu       Patientin ändern sich unter wechselnden Gaben von
         müssen, da die Basis seiner Versorgung mit dem        Nat-m., Sep. und anderen Zwischenmitteln nicht we-
         Tod der elterlichen Versorger nicht mehr sicher-      sentlich, auch wenn sie zeitweise sagt: „Psychisch geht
         gestellt ist.                                         es mir sehr gut“. Kleine körperliche Veränderungen
         Er erlebt sich, wenn auch in beträchtlicher Am-       lösen bei ihr jedoch sofort wieder Ängste und Furcht
         bivalenz, vollständig abhängig von Eltern oder        vor dem Tod und depressive Verstimmung aus.
         Partnern. Die Sorge um andere hat in diesem Fall      Sie klagt darüber, dass die homöopathische Therapie
                                                               zu langsam gehe.

       Abb. 7 Repertorisation

3.10   Homöopathie Konkret                                                                                           25
Homöopathie Konkret
3.10                                                        Dr. Thomas Quak, Katrin Quak, Larissa Rudofsky Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma ◆ Monika Kreutzer Kinder-
                                                            ängste – und warum ein Mittel oft nicht ausreicht ◆ Dr. Paul Herscu Auflösung Fall Giana – Die Probleme in der
     KONKRET   Homöopathie

      Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            Homöopathie ◆ Katrin Trede Homöopathische Behandlung einer Myasthenia gravis beim Hund ◆ Roland Methner
                                                            Caroll Dunham (1828–1877) – sein Leben und Werk ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Georg Ivanovas Grundlagen
                                                            der Regulation – Was man für eine wissenschaftliche Homöopathie wissen müsste
                  Hashimoto-Thyreoiditis und Trauma
                                 Dr. Thomas Quak et al.

                                  Auflösung Fall Giana
                                         Dr. Paul Herscu

  Kinderängste – warum ein Mittel oft nicht ausreicht
                                        Monika Kreutzer

 3.10

2.10                                                        Erika Maurer Die Sache mit dem § 153 und den Keynotes ◆ Andreas Hesch Methodik und Praktik – eine Verknüp-
                                                            fungsanalyse am konkreten Fall ◆ Roland Methner Warum brechen Patienten eine homöopathische Behandlung
     KONKRET   Homöopathie

      Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            ab? ◆ Christian Meinhard Von Sinngehalt und Sachgehalt – Betrachtungen zur Sprache in der Homöopathie – Teil
                                                            2 ◆ Josef-Karl Graspeuntner Jost Künzli von Fimmelsberg – Aus der Sicht von Dario Spinedi ◆ Eckart von Seherr-Thohs
                                                            Tumoren, zystisch ◆ Carl Classen Homöopathische Arzneimittelqualität – was können wir bewegen? ◆ Dr. Irene Melzer
          Die Sache mit dem § 153 und den Keynotes
                                            Erika Maurer
                                                            Osteodystrophie ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Georg Ivanovas Wissenschaftliche Homöopathie am Beispiel des
       Warum brechen Patienten die Behandlung ab?
                                        Roland Methner

Künzli von Fimmelsberg – Interview mit Dario Spinedi
                                                            Konzepts der Unterdrückung
                                 Josef-Karl Graspeuntner

 2.10

1.10                                                        Inga Maria Stalljann Nicht aufgeben – homöopathische Sterbebegleitung ◆ Rolf Kron Schweinegrippe und Homöopa-
                                                            thie ◆ Dr. Jan Geißler Homöopathische Behandlung von Influenzaerkrankungen ◆ Dr. Paul Herscu Die Einladung – ein
    KONKRET    Homöopathie

     Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            Fallexperiment ◆ Christian Meinhard Von Sinngehalt und Sachgehalt – Betrachtungen zur Sprache in der Homöopa-
                                                            thie ◆ Claudia Grothus Verhaltensprobleme bei Tieren ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner James Tyler
                                                            Kent ◆ Georg Ivanovas Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin – Teil 3
                  Homöopathische Sterbebegleitung
                                    Inga Maria Stalljann

         Gewöhnliche Influenza und Schweinegrippe
                              Rolf Kron / Dr. Jan Geißler

                  Die Einladung – ein Fallexperiment
                                         Dr. Paul Herscu

1.10

3.09                                                        Georg Ivanovas Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin – Teil 1 und Teil 2 ◆ Monika Kreutzer Heilungshin-
                                                            dernisse und Reaktionsblockaden ◆ Dr. Stephan Gerke Langzeitfallverlauf einer Patientin mit gesicherter bipolarer
     KONKRET   Homöopathie

      Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            affektiver Störung ◆ Saskia Böhm Homöopathen ohne Grenzen (HoG) – Ein Bericht über das Hebammenprojekt in
                                                            Kenia ◆ Dr. Annett Bellmann Gesichtslähmung bei einem Hund ◆ Josef Rau Homöopathie zwischen Bewährtem und
                                                            Forschung – Rajan Sankaran ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner Pierre Schmidt – ein Leben für die
        Homöopathie in der evidenzbasierten Medizin
                                                            Homöopathie
                                         Georg Ivanovas

        Heilungshindernisse und Reaktionsblockaden
                                        Monika Kreutzer

 Langzeitfallverlauf mit gesicherter bipolarer Störung
                                       Dr. Stephan Gerke

 3.09

2.09                                                        Tjado Galic Systematik in der Fallanalyse – Teil II ◆ Eckart von Seherr-Thohs Magnetis polus australis und Magnetis
                                                            polus arcticus – zwei vergessene Arzneimittel ◆ Erika Maurer Beschwerden durch Tod von geliebten Personen ◆ Dr.
     KONKRET   Homöopathie

      Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            Wolfgang Würger Blasenkrebs und Carcinoma in situ des Rektums ◆ Josef Rau Die Fähigkeit, das Besondere „einfach“
                                                            zu sehen – Henny Heudens-Mast ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Carl Classen/VKHD Das „Anwenderbündnis zum
                                                            Erhalt homöopathischer Arzneimittel“ ◆ Roland Methner Adolf Voegeli – ein leidenschaftlicher Vertreter der klas-
                 Systematik in der Fallanalyse – Teil II
                                                            sischen Homöopathie ◆ Georg Ivanovas Ist Homöopathie eine Placebotherapie?
                                              Tjado Galic

 Magnetis polus australis und Magnetis polus arcticus
                                Eckart von Seherr-Thohs

      Blasenkrebs und Carcinoma in situ des Rektums
                                       Wolfgang Würger

 2.09

1.09                                                        Dr. Alfons Geukens Konstitutionelle oder situative Verschreibung? ◆ Josef-Karl Graspeuntner Akute lymphatische Leu-
                                                            kämie (ALL) bei Kindern – welchen Nutzen bietet die ­homöopathische Begleitung? ◆ Erika Maurer Arnica in der
     KONKRET   Homöopathie

      Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            Praxis ◆ Monika Kreutzer Arnica in der Praxis – ergänzende Fälle zum Artikel von Erika Maurer ◆ Monika Kreutzer
                                                            Ein kurzer Fall von Drüsenfieber ◆ Ralf Jeutter Rationalität und Homöopathie – Bestandsaufnahme in stürmischen
                                                            ­Zeiten ◆ Erdmute Erben Homöopathen ohne Grenzen (HOG) – Ein Erlebnisbericht aus dem Tsunami-Projekt ◆ Dr.
       Konstitutionelle oder situative Verschreibung?
                                         Alfons Geukens
                                                            Helmut Retzek Praxissplitter ◆ Roland Methner Jacques Baur: Homöopathie und Weisheit ◆ Georg Ivanovas Vom Wert
                                   Arnica in der Praxis
                                            Erika Maurer

           Akute lymphatische Leukämie bei Kindern
                                                            der Strategie – Das Ähnlichkeitsprinzip in der ­systemischen Psychotherapie
                                 Josef-Karl Graspeuntner

 1.09
Homöopathie Konkret – Jahrgang 2008 nur noch auf
                          CD-Rom erhältlich:
3.08                                                        Norma Gäbler Multiple Sklerose-Patienten in der homöopathischen Praxis ◆ Erika Maurer Ein „Lungenmittel“ bei
                                                            Fersensporn ◆ Eckart von Seherr-Thohs Nierenkarzinom mit multiplen Knochen- und einer Lungenmetastase ◆ Dr.
      KONKRET   Homöopathie

       Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            Wolfgang Würger Zur homöopathischen Behandlung schwerer Infektionen ◆ Jens Ahlbrecht Bild und Abbild der
                                                            Krankheit – mit C.M. Boger von der Fallanalyse zur Fallsynthese ◆ Claudia Grothus Princess – Folgen von Virusab-
                                                            ort ◆ Josef Rau Einfach nur abschälen, Schicht für Schicht – Georgos Vithoulkas ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆
                                      Multiple Sklerose
                                                            Roland Methner Dorothy Shepherd – Ein Brustkrebsfall ◆ Georg Ivanovas Abschied von der Lebenskraft – über die
                                                            Organisation des Lebendigen
                                           Norma Gäbler

                       Metastasiertes Nierenkarzinom
                                 Eckart von Seherr-Thohs

Zur homöopathischen Behandlung schwerer Infektionen
                                       Wolfgang Würger

  3.08

2.08                                                        Tjado Galic Homöopathische Diagnostik – Rubrikenanalyse ◆ Hanne-Lore Wasserfall und Ullrich Wasserfall Apoplex
                                                            mit schlaffer ­Rechtsseiten­lähmung durch Infarkt der A. cerebri ­media links – Besonderer Fall: Betroffene bin ich
      KONKRET   Homöopathie

       Klassische Homöopathie für die Praxis
                                                            selbst ◆ Monika Kreutzer Respekt vor Husten – Fallmanagement bei einer nicht ganz einfachen Akuterkrankung ◆
                                                            Hedi Meusburger Constantin Herings richtungweisender Coup ◆ Dr. Wolfgang Würger Homöopathische Behandlung
                                                             eines Lipoms ◆ Inga Maria Stalljann (ehemals Bruhns) Die Behandlung von „Kunstkrankheiten“ in der geriatrischen
        Homöopathische Diagnostik – Rubrikenanalyse
                                              Tjado Galic
                                                            ­Homöopathie ◆ Josef Rau Sich vom Besonderen leiten lassen – Erik Schwarz ◆ Dr. Helmut Retzek Praxissplitter ◆
 „Kunstkrankheiten“ in der geriatrischen Homöopathie
                    Inga Maria Stalljann (ehemals Bruhns)

                Respekt vor Husten – Fallmanagement
                                                            Roland Methner Harvey Farrington – Ein Fall von Uteruskrebs ◆ Georg Ivanovas Rekursion und Netzwerkpathologie
                                                            – grundlegende epistemische Werkzeuge für einen Paradigmawechsel in der ­Medizin
                                        Monika Kreutzer

  2.08

1.08                                                        Dr. Helmut B. Retzek Septischer Hirninfarkt ◆ Roland Methner Adolph zur Lippe – eine Fallsupervision für H.C. Allen
                                                            ◆ Tjado Galic Systematik in der Fallanalyse – Teil I ◆ Claudia Grothus Herkules – Ein Gemüts(zer)fall ◆ Prof. George
       KONKRET  Homöopathie

        Klassische Homöopathie für die Praxis               Vithoulkas Zincum am Beispiel eines Falles und mit seinen Leitsymptomen ◆ Materia Medica Zincum Metallicum ◆
                                                            Dr. Stephan Gerke Angstsyndrome in der ­homöopathisch-psychiatrischen Praxis ◆ Dr. Helmut B. Retzek Praxissplitter
                                                            ◆ Georg Ivanovas Wissenschaftliche Homöo­pathie – Fiktion oder eigene Kategorie? ◆ Josef Rau Vom Simile zum

                                Septischer Hirninfarkt
                                                            ­Similimum
                                    Dr. Helmut B. Retzek

                  Systematik in der Fallanalyse – Teil I
                                             Tjado Galic

         Angstsyndrome in der psychiatrischen Praxis
                                      Dr. Stephan Gerke

  1.08

n Homöopathie Konkret auf CD-Rom
                                                            Bestellung der einzelnen Ausgaben für jeweils 11,– € oder der
                                                                  Gesamtausgabe Jahrgang 2008 für 29,– € möglich.

                                                                            Der komplette Inhalt wird im PDF-Format ausgeliefert.
                                                                             Zum Öffnen und für das Betrachten von PDF-Dateien
                                                                              ist der Acrobat Reader nötig, den Sie kostenlos von unserer Homepage
                                                                               herunterladen können.
                                                                                 www.homoeopathie-konkret.de

                                                                                                     Nutzen Sie für Ihre Bestellung die eingeheftete Postkarte

n Homöopathie Konkret im Abonnement
Erscheinungsweise: 3 x jährlich (April, August, Dezember) zum Einzelpreis von 18,– €
Umfang: circa 100 Seiten | Format: 19 x 26 cm
Ein Abonnement gilt jeweils für ein Jahr (3 Ausgaben zum Preis von 48,– € / ermäßigt 29,– €), beginnend mit der nächsten
Ausgabe ab Datum der Bestellung. Es verlängert sich um jeweils ein Jahr, wenn nicht spätestens 2 Monate vor Ablauf des
Bezugsjahres gekündigt wird. Kündigungen haben schriftlich zu erfolgen.
Die Aboermäßigung gilt für Medizinstudenten, Heilpraktikerschüler und Schüler von Homöopathieschulen und muss mit
dem aktuell gültigen Schüler-/Studentenausweis einmal jährlich nachgewiesen werden. Bei Ausbleiben des aktuellen Nach-
weises bis 4 Wochen vor Beginn des nächsten Bezugsjahres entfällt die Ermäßigung und es gelten die allgemein gültigen
Abonne­ment­preise.
Alle Preise verstehen sich inkl. Mehrwertsteuer und zzgl. Porto- und Versandkosten. Diese betragen pro Jahr für insgesamt
3 Ausgaben im Inland 7,50 €, innerhalb Europas 13,50 € und in Übersee 22,50 €
Praxis

     Sie träume viel vom Tod. Vom Altenheim, wo die            Diskussion
     Mutter war. Von anderen, die sie da mitbetreut            Wie häufig bei chronischen Erkrankungen anzu-
     hat. „Die sind alle schon gestorben. Das ist ganz         treffen, ist auch die Hashimoto-Thyreoiditis dieser
     schlimm.“                                                 Patientin eingebettet in ein scheinbar multiformes
     Eigentlich will sie im hohen Alter eine Frau sein, die    Krankheitsgeschehen, frühe Traumatisierungen und
     sehr lustig ist. So wie eine Dame im Altenheim, die       fortbestehende emotionale Belastungssituationen,
     sie dort kennen gelernt hatte. So will sie auch sein.     aus denen es scheinbar keinen Ausweg gibt.
     Sie findet das traurig, dass die nicht mehr da ist. Der   Obwohl die Patientin in sozial sicheren und stabilen
     Pfarrer hat sie sehr enttäuscht, dass er sich nicht ein   Verhältnissen lebt, mündet die latent sichtbare,
     einziges Mal erkundigt habe, wie es der Mutter gehe.      chronische Symptomatik der Patientin (Traurigkeit,
     „Ein mitfühlendes Wort hätte mir sehr geholfen.“ Da       Ängste, Scheidentrockenheit, Arthralgien etc.) ange-
     war sie so enttäuscht, dass sie nie mehr wieder in die    facht durch eine starke Belastung (Tod der Mutter)
     Kirche gehen will.                                        in eine manifeste Erkrankung (Hashimoto-Thyreo-
     Der Tod eines nahen Bekannten aktiviert ihre eige-        iditis).
     ne Todesfurcht: „Ich habe Angst vor dem Totsein“.         Durch die Gabe der offensichtlich passenden Arznei
     Immer wieder treten depressive Zustände, grundloses       Arsenicum album zu einem sehr frühen Zeitpunkt
     Weinen und ein immer wiederkehrendes Gefühl von           der Erkrankung klingt diese ansonsten unheilbare
     Traurigkeit auf: „Ähnlich wie die Trauer um den Tod       Autoimmunerkrankung im Verlauf weniger Monate
     der Mutter.“.                                             rasch ab und innerhalb weniger Jahre heilt sie aus.
     Die Scheidentrockenheit nimmt wieder zu. Sie zieht        Dies ist umso erstaunlicher, da sich weder die innere
     aus dem ehelichen Bett aus. Entwickelt einen Räus-        noch die äußere Situation der Patientin ändert.
     pertick.                                                  Inwieweit die Gaben von Carc., Sep., Nat-m. und
     Mit Hilfe einer Heilpraktikerin macht sie eine Ma-        von Aur-m. (siehe Tabelle) eine Rolle für die weitere
     gendiät, bei der sie 5 kg abnimmt. Sie teilt anschlie-    Stabilisierung spielen oder ob man Arsenicum album
     ßend mit, dass sie die verlorenen Kilo jetzt nicht mehr   häufiger hätte geben müssen, lässt sich nicht wirklich
     „draufkriege“.                                            sicher abschätzen. Zumindest bleibt die Patientin
     Wiederholt vorgeschlagene psychotherapeutische            auch bei weiteren Belastungssituationen im Bezug auf
     Unterstützung lehnt sie ab. Sie sucht einen Wunder-       die Hashimoto-Thyreoiditis stabil.
     heiler auf, der ihre Trauer darauf zurückführt, dass
     sie eigentlich ein Zwillingskind sei und ihr Zwilling     Anmerkung
     im Mutterleib gestorben sei. Eine Familienaufstellung     Wird in Fällen wie diesem eine professionelle psy-
     vermehrt ihre Schuldgefühle in Bezug auf die eigene       chotherapeutische Unterstützung vom Patienten aus
     Familie.                                                  Mangel an Einsicht oder ideologischen Vorstellungen
     Sie sucht weiter Heiler und Therapeuten auf, macht        abgelehnt, lässt sich über die hausärztliche homöo-
     Bioresonanztherapie, lässt ihren Schlafplatz untersu-     pathische Therapie die psychosoziale Situation des
     chen, versucht chinesische Medizin und Akupunktur.        Patienten oft nicht verbessern. Die krankheitsunter-
     Keine der Therapien hinterlässt bei ihr ein Zufrieden-    haltenden seelischen Ursachen bleiben bestehen. In
     heitsgefühl.                                              diesem Fall gelingt es dann oft nur, die chronische
                                                               Grundstörung wieder in ihr Latenzstadium zurück-
       Quintessenz nach 9 Jahren:                              zuführen.
       Die Schilddrüsenerkrankung heilt aus – die              Die Arzneimittel halten die Patientin auf dem
       Hashimoto-Thyreoiditis verschwindet – der               schmalen Grad zwischen den „störenden, aber un-
       emotionale Zustand, die Verhaltensmuster und            gefährlichen Symptomen“ und dem Ausbruch ei-
       die somatischen Reaktionen bleiben im Wesent-           ner schweren chronischen Erkrankung. Chronische
       lichen unverändert.                                     psychische Konflikte können die Gesundheit massiv
                                                               beeinträchtigen oder sogar eine Heilung verhindern
                                                               (38).
     ➔ Graphische Darstellungen und Datentabelle S. 29

28                                                                                           Homöopathie Konkret        3.10
Sie können auch lesen