Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.

 
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Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Nr. 67 / 17. November 2011
                                                            Spendenkonto: 60-1433-9
                                                            www.solidarmed.ch

    Jedes Baby
    kann vor HIV
    geschützt
    werden.
Editorial 2
Brennpunkt: Babys vor HIV/Aids schützen 3
Interview: Dr. med. Alexandra Piprek, SolidarMed-Ärztin 6
Verschiedenes: Sammelaktion und Geschenkspenden 8
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Brennpunkt                                                         Das Dareda-Spital liegt im Distrikt Babati, einem landwirtschaftlich
                                                              geprägten, ressourcenarmen Gebiet im nördlichen Tanzania. SolidarMed
                                                                 unterstützt es unter anderem mit einem verstärkten HIV-spezifischen
                                                                                Pädiatrieangebot und einem tansanischen Kinderarzt.
                                                                                                                     Bild: Silvio Kaiser

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                                                                               Dareda-Spital
                                                                                                                                Dodoma
Dass unzählige Babys in Afrika an Aids sterben, ist eines                                                                                                Dar es Salaam
                                                                                                                                      Ifakara
der hässlichsten Gesichter der HIV-Katastrophe im süd-                                                                                                   Lugala-Spital

lichen Afrika. Während der Schwangerschaft, bei der
Geburt oder durch die Muttermilch, kann sich das HI-Vi-                   Zambia                                                                            Ancuabe
                                                                                                                                            Chiúre
rus von der Mutter auf das Kind übertragen. So erhält es
                                                                                                       Mpanshya-Spital
einen tödlichen Begleiter mit auf den meist sehr kurzen                                               Lusaka
Lebensweg. Glücklicherweise hat die Medizin unterdes-            Chainama College

                                                                          Kafue-Spital
sen eine wirksame Antwort auf diese Tragödie. Das Bei-                    Livingstone-Spital
                                                                                                             Harare
                                                                                                                                                  Moçambique
spiel des Dareda-Spitals in Tanzania zeigt, was unsere
                                                                                                            Masvingo
Experten dank den Spenden aus der Schweiz in wenigen                              Zimbabwe                                             Silveira-Spital
                                                                                                                                         Musiso-Spital
Jahren bewirken konnten. Entsprechend gross ist die Mo-
tivation, diesen Erfolg auf weitere Projektregionen wie
Moçambique auszuweiten, in denen die Neugeborenen
                                                                                                                              Maputo
dem HI-Virus nach wie vor ausgeliefert sind (Seiten 3-5).
                                                                                                                Seboche-Spital
                                                                                   Lesotho
SolidarMed kann die Übertragung von HIV/Aids auf                                           Maseru              Paray-Spital

Kinder effektiv verhindern. Die direkten Kontakte in die
abgelegenen Spitäler, Gesundheitszentren und bis in die
Dörfer sind notwendig, um die werdenden Mütter über-
haupt rechtzeitig zu erreichen. Ausserdem müssen die
medizinischen Einrichtungen gestärkt werden, damit die
infizierten Schwangeren richtig therapiert werden kön-
nen. Die SolidarMed-Ärztin Alexandra Piprek lebt und
arbeitet in Moçambique und erzählt im Gespräch, welche
Herausforderungen noch bevorstehen (Seiten 6-7).            Impressum «SolidarMed aktuell» 67/2011
                                                            SolidarMed, Obergrundstrasse 97, Postfach, CH-6000 Luzern 4,
                                                            Telefon +41 41 310 66 60, Fax +41 41 310 66 62, www.solidarmed.ch

Engagieren Sie sich mit uns: Ihre Spende hilft, Mütter      Redaktionsteam: Silvia Bucher, Benjamin Gross, Lisbeth Pembele, Joel Meir
                                                            Texte: Benjamin Gross Gestaltung: Silvia Bucher
                                                            Umschlagsbild: Tanzania, Dareda-Spital, Pädiatrie; Fotograf: Silvio Kaiser
mit HIV aufzuklären und zu behandeln, wodurch die           Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 12 400 Exemplare

Übertragung des Virus auf ihr Baby verhindert wird.         «SolidarMed aktuell» erscheint viermal jährlich – die nächste Ausgabe im Februar 2012.
                                                            Das Abonnement kostet jährlich CHF 5.— und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen.
                                                            Für Mitglieder ist es im Jahresbeitrag enthalten.
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                                                            Lastschriftverfahren (LSV): www.solidarmed.ch «Spenden» oder auf telefonische Bestellung
Lugala-Spital stark macht (Seite 8).                        Herzlichen Dank!

                                                            SolidarMed ist ZEWO-zertifiziert und steht für einen effizienten und gewissenhaften Einsatz
Ihre Spende schützt Babys vor HIV. Dieses Engagement        Ihrer Spende. Spenden an ZEWO-zertifizierte Organisationen können in den meisten Kantonen
                                                            der Schweiz von den Steuern abgezogen werden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer
rettet Leben! Herzlichen Dank!                              Website: www.solidarmed.ch «Spenden» oder direkt beim Steueramt Ihrer Gemeinde.

Joel Meir, Geschäftsleiter

2   SolidarMed aktuell
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Brennpunkt

Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Jedes Jahr infizieren sich 380‘000 Kinder mit HIV. Fast alle haben sich durch die Mutter – in der
Schwangerschaft, während der Geburt oder beim Stillen – angesteckt. Die Übertragung des
Virus von der Mutter auf das Kind kann jedoch effektiv verhindert werden. Dies zeigt das En-
gagement von SolidarMed im Dareda-Spital in Tanzania. SolidarMed setzt diesen Erfolg nun im
Norden von Moçambique fort, wo Babys dem Virus nach wie vor ausgeliefert sind.

Es ist Dienstagmorgen, die Wartehalle vor Dr. Asteris Be-   Das Risiko einer Ansteckung auf unter 2 Prozent
handlungszimmer ist sehr belebt. Kinder spielen auf dem     senken
Boden, sitzen still auf dem Schoss ihrer Mutter, nuckeln    Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baby während der
an ihren Fingern oder bestaunen die ungewohnte Um-          Schwangerschaft oder der Geburt von seiner HIV-
gebung mit großen Augen. Bereits um neun Uhr warten         positiven Mutter angesteckt wird, liegt bei bis zu 30 Pro-
rund zehn Frauen mit ihren Kleinen auf den Arzt. Das        zent. Beim Stillen erhöht sich dieses Risiko um weitere
Dareda-Spital im Norden Tanzanias geniesst in der Be-       20 Prozent. Erhält ein HIV-positiv geborenes Kind kei-
völkerung grosses Vertrauen, besonders wenn es um die       ne Medikamente, erlebt es mit hoher Wahrscheinlichkeit
Vorbeugung und Behandlung von HIV/Aids geht. Die            den zweiten Geburtstag nicht. Die meisten erleben nicht
wartenden Frauen sind selber HIV-positiv. Ihre Kinder       einmal ihren ersten Geburtstag, weil das HI-Virus eine
sind es nicht. Keines von ihnen. Das von SolidarMed un-     enorme Belastung für den kleinen Körper darstellt. Er-
terstützte Spital ist gut gerüstet im zermürbenden Kampf    hält eine schwangere Frau, die das Virus in sich trägt
gegen HIV/Aids. Gemeinsam wurde in den vergangenen          ART-Medikamente, welche die Anzahl Viren im Körper
Jahren eine HIV/Aids-Therapie für Schwangere etabliert,     senken, kann das Risiko einer Übertragung auf ihr Baby
die Babys vor der Übertragung des HI-Virus von der Mut-     auf bis unter 2 Prozent gesenkt werden. Einmal geboren,
ter auf das Kind schützt.                                   erhalten die Babys während den ersten sechs Lebensmo-                      

                                                                                                                         SolidarMed aktuell   3
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Brennpunkt

                        naten ART-Medikamente in flüssiger Form. So werden             die Therapie erhält, die ihr Kind schützt. Weil aber ge-
                         die Kinder auch während der Stillzeit effektiv vor einer       rade diese effiziente Methode fast alle Ansteckungen
                         Infektion geschützt.                                           bei Kindern verhindern könnte, appelliert die WHO mit
                         Gaudensia ist eine der wartenden Frauen vor dem Zim-           Nachdruck, die Anstrengungen bezüglich der Mutter-
                         mer von Dr. Asteri. Sie bestätigt ihr grosses Vertrauen in     Kind-Übertragung zu intensivieren. Jedes Jahr kommen
                         das Personal des Dareda-Spitals: «Um hier behandelt zu         unzählige unschuldige Babys mit HIV in Ländern zur
                         werden, nehme ich gerne 30 Kilometer Weg in Kauf.» Die         Welt, deren schwaches Gesundheitssystem sie nicht aus-
                         junge Mutter kam zum ersten Mal während der Schwan-            reichend schützen kann. Es fehlt an Wissen, Infrastruk-
                         gerschaft mit ihrem zweiten Kind in die Mütterabteilung.       tur, Gesundheitspersonal und vielem mehr.
                         Wie jeder schwangeren Frau empfahl das Personal auch
                         ihr beim Eintritt in die Klinik, sich auf HIV testen zu las-   Dringender Handlungsbedarf in Moçambique
                         sen. Ihre Augen senken sich zu Boden, als sie von ihrem        SolidarMed nimmt den Appell der WHO ernst und setzt
                         positiven HIV-Test erzählt. Plötzlich lacht sie wieder und     alles daran, die Erfolgsgeschichte aus Dareda auch in den
                         blickt stolz auf ihr Baby. Es ist nicht krank. Dank den Me-    anderen Projektländern fortzusetzen. Ein besonders drin-
                         dikamenten, die sie jeden Monat hier abholte, konnte die       gender Bedarf an Hilfe herrscht in Ancuabe, im Norden
                         Übertragung des Virus auf das Kind verhindert werden.          von Moçambique. In dieser sehr ländlichen Region leben
                         Es war ihr sogar möglich, den Kleinen zu stillen, was mit      die Menschen in Lehmhütten und von dem Wenigen, was
                         einem gewissen Risiko verbunden ist, dass sich das Kind        der Boden für sie hergibt. Der Distrikt wird von zwei
                         nach der Geburt mit HIV infiziert. Auf das Stillen zu ver-     Teerstrassen durchzogen und ist einer von zweien, in de-
                         zichten ist für die Kinder aber noch gefährlicher. Babys       nen sich SolidarMed engagiert. Nur ein Teil der 66 Dörfer
                         ohne Muttermilch sind in Entwicklungsländern häufig un-        ist entlang der Strassen angesiedelt und gut zu erreichen,
                         terernährt und sterben an anderen Infekten. Solange Gau-       die restlichen sind über den gesamten Distrikt verteilt und
                         densia ihre Medikamente regelmässig einnahm, bestand           die Sandwege sind in der Regenzeit oft unpassierbar. Ge-
                         auch nach der Geburt kein Übertragungsrisiko und das           rade einmal 2 Ärzte und 33 Pfleger/innen sind für über
                         Neugeborene musste nicht auf die wertvolle Muttermilch         130‘000 Menschen da, es gibt kein Spital, sondern ledig-
                         verzichten. Eine gute Voraussetzung dafür, dass der kleine     lich sechs Gesundheitszentren, meist ohne fliessendes
                         Dennis auf ihrem Schoss gesund aufwächst.                      Wasser. In nur zwei davon werden Medikamente gegen
                                                                                        HIV abgegeben und auch dort ist es eine grosse Heraus-
                         Gesunde Babys in Dareda                                        forderung, dass schwangere Frauen die HIV-Therapie er-
                         Die Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind zu         halten, die ihr Baby vor dem Virus schützt.
                         verhindern ist im Kampf gegen HIV/Aids eine effiziente,
                         aber auch eine schwierige Aufgabe. So viele Schwange-          SolidarMed schützt die Babys
                         re wie möglich müssen über HIV aufgeklärt und getestet         Im Rahmen des Projekts SMART vermittelt SolidarMed
                         werden, die benötigten Medikamente permanent verfüg-           in Ancuabe dem Pflegepersonal das notwendige Wissen
                         bar sein und das Gesundheitspersonal muss ausreichend          und sorgt dafür, dass der Nachschub an HIV/Aids-Medi-
                         über die Therapie Bescheid wissen. Im Dareda-Spital ist        kamenten funktioniert. Die momentan grösste Heraus-
                         man dank der Unterstützung durch SolidarMed schon              forderung ist jedoch, die schwangeren Frauen überhaupt
                         sehr weit. Über 95 Prozent aller schwangeren Frauen, die       rechtzeitig zu erreichen. Ein von SolidarMed unterstütz-
                         das Spital für eine vorgeburtliche Untersuchung aufsu-         tes Pflegeteam besucht die Frauen deshalb in den Dörfern
                         chen, werden auf HIV getestet. Positiv getestete Frauen        und testet sie unter anderem auf HIV. Um Schwangere
                         werden beraten und ins Programm zur Vorbeugung der             zusätzlich zu motivieren, ihr Baby im sicheren Umfeld
                         Mutter-Kind-Übertragung aufgenommen. Damit können              eines der Gesundheitszentren zur Welt zu bringen, erhal-
                         Schwangere trotz ihres positiven HIV-Status ein gesun-         ten sie ein «Babypaket» mit den wichtigsten Dingen für
                         des Baby zur Welt bringen.                                     die ersten Wochen nach der Geburt. Durch diese und wei-
                                                                                        tere Massnahmen erhielten fünfmal so viele HIV-positive
                         Risiko Schwangerschaft                                         Schwangere die notwendigen Medikamente, als noch ein
                         Dareda ist im südlichen Afrika eine seltene Ausnahme.          Jahr zuvor. Ihre Babys wurden so in letzter Minute vor
                         Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass            HIV geschützt. Sie starten gesund in ein Leben, dass auch
                         lediglich 11 Prozent aller HIV-positiven Schwangeren           ohne dieses Virus genügend Gefahren für sie bereithält. 
4   SolidarMed aktuell
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Brennpunkt

                        Ob ein Kind seinen 2. Geburtstag erlebt, hängt zu einem grossen Teil davon ab, wo es geboren wird.
                                                                                                          Bild: Silvio Kaiser

So schützt SolidarMed Babys vor HIV/Aids

Bis zu 40 Prozent der Babys HIV-positiver Mütter infizieren sich mit dem Virus vor, während und nach der
Geburt. Erhält die Mutter jedoch während dieser Zeit Medikamente, kann dies effektiv verhindert werden.
Mit dem HIV-Programm SMART stärkt SolidarMed die lokalen Partnerspitäler in den folgenden Bereichen:

- Schwangerschaftsvorsorge
- HIV/Aids-Tests und Beratung der Schwangeren
- Therapie für HIV-positive Schwangere, auch nach der Geburt
- Sichere Geburt in einer Gesundheitseinrichtung mit geschulten Fachkräften
- Stillberatung
- Kindsgerechte HIV/Aids-Medikamente für die Neugeborenen um sie während
  der Stillzeit zusätzlich zu schützen.
- Ausbildung des Pflegepersonals zur Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung
- Bau von Mütter-Wartehäusern

SolidarMed unterstützt seit 2004 in acht Distrikten verschiedene Spitäler und Gesundheitszentren bei
der Prävention und der Behandlung von HIV/Aids. Zurzeit sind über 10‘000 Patient/innen unter lebens-
langer Therapie, davon 1‘200 Kinder und 6‘500 Frauen. Ziel des Programms SMART («SolidarMed An-
tiretroviral Treatment») ist es, die lebenserhaltende Aids-Therapie (ART) in die Gesundheitsversorgung
zu integrieren. Die Mutter-Kind-Übertragung zu verhindern ist seit Beginn an eine der Leitlinien des Pro-
jekts. Um das Potenzial dieser effizienten Methode besser auszuschöpfen, hat SolidarMed den Schutz
der Kinder seit 2011 verstärkt.

                                                                                                                                SolidarMed aktuell   5
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Interview
                                                                                                                                 ionen finden
                                                                                                               Weitere Informat ebsite
                                                                                                                                W
                                                                                                               Sie auf unserer
                                                                                                                                h
                                                                                                               www.solidarmed.c »
                                                                                                                               q ue
                                                                                                               unter «Moçambi

                         Die meisten HIV-positiven Babys sterben
                         innerhalb eines Jahres.
                         Interview mit Dr. med. Alexandra Piprek, SolidarMed-Ärztin in Ancuabe, Moçambique

                         Im Norden von Moçambique ist HIV weit verbreitet. Entsprechend gross ist auch die Gefahr, dass
                         sich die Kinder durch ihre Mutter mit dem Virus anstecken. Die SolidarMed-Ärztin und Gynäko-
                         login Alexandra Piprek erklärt, warum Babys besonders gefährdet sind und warum SolidarMed
                         alles daran setzt, sie zu schützen.

                         SolidarMed konzentriert sich in Moçambique verstärkt               HIV-positive schwangere Frau erfährt, dass sie ihr Kind
                         darauf, Kinder vor HIV zu schützen. Weshalb?                       mit einer Therapie schützen kann, ist sie in den meisten
                         Alexandra Piprek: Kinder vor einer Infektion zu schützen           Fällen dazu bereit.
                         ist eine der effektivsten Massnahmen im Kampf gegen
                         HIV. SolidarMed verfügt über das notwendige Wissen und             Ist ein HIV-positives Baby von Geburt an krank?
                         arbeitet mit vielen abgelegenen Gesundheitszentren direkt          Alexandra Piprek: Den meisten Babys sieht man bei der
                         zusammen. Jetzt geht es darum, die Therapie für mög-               Geburt nicht an, ob sie infiziert sind. Falls ja, ist es wich-
                         lichst alle schwangeren Frauen in diesen Regionen verfüg-          tig, dass das Virus mit einer kindsgerechten HIV-Therapie
                         bar zu machen. So können die meisten Übertragungen von             kontrolliert wird, sofern diese überhaupt erhältlich ist.
                         der Mutter auf ihr Kind verhindert werden.                         Diese Medikamente muss es sein Leben lang einnehmen,
                                                                                            sonst ist die Chance klein, dass es seinen zweiten Geburts-
                         Wie überträgt sich HIV von einer Mutter auf das Kind?              tag erlebt. HIV/Aids ist für einen Kinderkörper besonders
                         Alexandra Piprek: Das grösste Ansteckungsrisiko besteht            fatal – die meisten sterben bereits innerhalb ihres ersten
                         während der Geburt. Rund die Hälfte der infizierten Kin-           Lebensjahres.
                         der stecken sich hier an, weil es zu einem Blutaustausch
                         mit der Mutter kommen kann. Rund ein Drittel nimmt
                         das Virus mit der Muttermilch auf, die restlichen schon
                                                                                                 «Wir müssen schwangere Frauen recht­
                         im Mutterleib. Erhält die Mutter während der Schwanger-                 zeitig testen, damit sich ihre Babys
                         schaft und danach Medikamente, senken diese die Viren-                  nicht mit HIV/Aids infizieren!»
                         last im Körper. Dies verhindert, dass sich das Virus auf                    Dr. med. Alexandra Piprek, SolidarMed-Ärztin
                         das Baby überträgt.

                         Das heisst, die Babys von HIV-positiven Müttern sind               Wie ist die moderne Therapie mit der kulturellen Tra-
                         dem Virus nicht ausgeliefert? Das ist eine gute Nach-              dition in Ancuabe vereinbar?
                         richt.                                                             Alexandra Piprek: Meine persönlichen Beobachtungen
                         Alexandra Piprek: Sofern ihre Mütter rechtzeitig mit der           sagen mir, dass die meisten traditionellen Heiler/innen
                         Therapie beginnen. Die grösste Herausforderung ist, die            in Ancuabe sehr offen gegenüber der westlichen Medizin
                         schwangeren Frauen überhaupt rechtzeitig zu erreichen.             sind. Eine gute Zusammenarbeit trägt viel zur Gesundheit
                         Zu wenige nehmen das Angebot der Schwangerschaftsvor-              der Bevölkerung bei, denn als Vertrauensperson haben die
                         sorge in den Gesundheitszentren wahr. Dabei bietet sich            «Cuandeira» einen direkten Zugang zu den Menschen im
                         gerade bei diesen Untersuchen die einmalige Gelegenheit,           Dorf. Wenn eine traditionelle Heilerin einer Frau rät, ins
                         Frauen auf HIV zu testen und sie zu beraten. Wenn eine             Gesundheitszentrum zu gehen, hört sie auf diese.        
6   SolidarMed aktuell
Jedes Baby kann vor HIV geschützt werden.
Interview

                           In Ancuabe gibt es lediglich 2 Ärzte und 33 Pfleger/innen für über 130‘000 Menschen. Bild: Silvia Bucher

Können Sie ein Beispiel nennen?
Alexandra Piprek: Hier in Ancuabe wurde eine Frau wäh-
rend der Schwangerschaftskontrolle positiv auf HIV ge­
testet. Sie wusste, dass ihr Mann sie fortschickt, wenn
sie es ihm erzählt. Also bat sie die Heilerin im Dorf um
Unterstützung. Die «Cuandeira» rief beide zu sich und
konnte den Mann sogar überzeugen, sich selber testen zu
lassen. Etwas, das uns noch zu wenig gelingt. Das zeigt,
wie viel Vertrauen traditionelle Heiler/innen bei der Be-
völkerung geniessen. Etwas, mit dem sich die westliche
Medizin in Ancuabe noch etwas schwer tut. 

Dr. med. Alexandra Piprek ist Gynäkologin und arbeitet
für SolidarMed in Moçambique. Sie leitet das HIV/Aids-
Projekt in Ancuabe (Bild rechts).
                                                                                                                                      SolidarMed aktuell   7
Verschiedenes

                          Sammelaktion

                          Jeder ProBon hilft.
                          Über 1400 Fachgeschäfte sammeln mit                                              Jetzt online bestellen: schenk­
                                                                                                                                 Ge
                          Ihren Kunden für das Lugala-Spital in                                            Geschenkspende mit
                          Tanzania.                                                                        urkunde:
                                                                                                                                  eschenkspende»
                                                                                                            www.solidarmed.ch «G
                          Unter dem Motto «Jeder ProBon hilft» engagieren sich seit
                          dem 1. November über 1‘400 Fachgeschäfte und machen
                          auf der Theke Platz für die ProBon-Sammelbox. In die-         Weihnachten
                          se können die Kunden die «ProBon-Marken» einwerfen,
                          anstatt sie selber zu sammeln. Der so gesammelte Spen-        Geschenkspenden
                          denbetrag wird von SolidarMed dafür eingesetzt, dass das
                          Lugala-Spital in Tanzania über 160‘000 Menschen in einer      kommen an!
                          abgelegenen Region besser medizinisch versorgen kann.
                          Wer in ProBon-Fachgeschäften einkauft ist herzlich einge-     Schenken Sie Ihren Liebsten zu Weihnachten konkrete
                          laden, möglichst viele ProBon während der Sammelaktion        Hilfe für Menschen in Not. Auf unserer Website www.
                          in die Box zu spenden.  www.probon.ch                        solidarmed.ch finden Sie ganz besondere Geschenkideen.
                                                                                        Erfreuen Sie jemanden mit einer Geschenkspende und
                                                                                        wir stellen Ihnen eine schöne Urkunde zu, damit Sie diese
                                                                                        der beschenkten Person unter den Weihnachtsbaum legen
                                                                                        können. Selbstverständlich beraten wir Sie auch gerne am
                                                                                        Telefon unter 041 310 66 60. Herzlichen Dank und frohe
                                                                                        Weihnachten!  www.solidarmed.ch «Geschenkspende»

                                                                                         Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

                                                                                         Für das Vertrauen, das Sie SolidarMed im Jahr 2011
                                                                                         entgegengebracht haben, möchten wir uns herzlich be-
                                                                                         danken. Nur dank den vielen Privatpersonen sowie den
                                                                                         öffentlichen, kirchlichen und privaten Institutionen ist
                                                                                         es möglich, die medizinische Versorgung der Men-
                                                                                         schen im südlichen Afrika weiter zu verbessern.
                                                                                         Ihre Spende schafft Gesundheit! Herzlichen Dank!
                                       Die ProBon-Sammelbox bei Chäs Glauser in Belp.
                                                                Bild: Benjamin Gross

    Agenda

     1. November bis 24. Dezember 2011: «Jeder ProBon hilft». Sammelaktion der ProBon-Fachgeschäfte zugunsten von SolidarMed.
     1. Dezember 2011: Welt-Aids-Tag. 30 Jahre seit der Entdeckung des Virus. Afrika leidet mehr denn je. Informationen zum Thema auf
    www.solidarmed.ch «HIV/Aids». 3., 10 und 21. Dezember 2011: Die SolidarMed-Veloambulanz fährt durch Luzern, informiert
    über unsere Anliegen und transportiert Ihre Weihnachtseinkäufe.

    Vorankündigung 2012
    Die SolidarMed-Generalversammlung 2012 findet am Samstag, 13. Mai 2012, in der Bäckereifachschule Richemont in Luzern statt.

8    SolidarMed aktuell
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