E Selbst das Osterlamm muss männlich sein Bibel: Ex 12, 5

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e) Selbst das Osterlamm muss männlich sein (Bibel: Ex 12, 5):

 Die Frauenfeindlichkeit geht ins Irrwitzige, wenn man in der Bibel,
Exodus 12, Vers 5 liest, dass selbst das Osterlamm, welches zum
Gedenken an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten am 14. des
ersten Monats gegen Abend geschlachtet werden soll, männlich sein
muss. Zur Erläuterung: Der erste Monat ist im altjüdischen Kalen-
der der Monat Nisan, ungefähr von Mitte März bis Mitte April, er
fällt also in die Osterzeit. Am Tage vor dem Auszug des Volkes
Israel aus Ägypten wurde bekanntlich das Blut eines solchen Lam-
mes an den Türpfosten der Häuser der Israeliten geschmiert, damit
Gott, der sonst stets Allwissende, erfuhr, wo die Juden wohnen. Mit
seiner göttlichen Allwissenheit war es in dieser Nacht wohl nicht
zum Besten bestellt. – Allerdings, bei der fünften Plage, die Moses
vor dem Pharao herbeizauberte, um die Ausreisegenehmigung für
das Volk Israel zu erreichen, bei der Viehpest konnte aber Gott sehr
wohl unterscheiden zwischen ägyptischen Kühen und israelitischen
Kühen, denn die israelitischen Rindviecher hat er ausgenommen
von der Viehpest. Das gibt zu denken, dass Gott vom Vieh die Ad-
ressen kannte, von den Menschen aber nicht (Bibel: Exodus 9, 6).
So war es auch beim Hagel, bei der siebenten Plage, auch da konnte
Gott unterscheiden zwischen Ägyptern und Israeliten, denn im
Lande Goschen, wo die Israeliten alle beieinander wohnten, da ha-
gelte es nicht (Bibel: Exodus 9, 26). Warum nur klappte das dann
nicht bei den Menschen? Das ist nur eines von vielen Beispielen für
die biblischen Ungereimtheiten. – Offenbar jedenfalls ist sogar der
Unterschied zwischen dem Blut eines männlichen Schafes und dem
eines weiblichen Schafes so erheblich, dass der Herr Gott verwirrt
worden wäre und womöglich eine ägyptische Erstgeburt übersehen
hätte oder gar eine israelitische im Eifer des Gefechtes umgebracht

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haben würde, hätte man das Blut von einem weiblichen Schaf ge-
nommen. Es wäre ja gar zu schlimm gewesen, wenn Gott eine Blut-
tat, einen Mord weniger begangen hätte. Das ist die Perversion der
Frauenfeindlichkeit und der Diffamierung der Frauen, die bis in die
Haustiere hineingeht. Selbst bei den Schafen waren die Weiber we-
niger wert als die Männer.

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f) Sippenhaft (Bibel: Ex 20, 5)

  Die Bibel kennt die Sippenhaft. Das ergibt sich insbesondere aus
dem zweiten Gebot, wo es heißt:
  „.... Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter
an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation.“ (Bibel: E-
xodus 20, 5).
  Und in völligem Widerspruch zu der Ansicht aller billig und ge-
recht Denkenden erfand die Kirche dazu noch die „ewige Sippen-
haftung“, die sogenannte Erbsünde. Da haften alle Nachkommen
von Adam und Eva für alle Ewigkeit und für eine Sünde, welche
diese Ureltern begangen haben sollen, wenngleich auch, wenn man
es genau betrachtet, nicht begangen haben (siehe oben).
  Allerdings, in krassem Widerspruch dazu stehen andere Aussagen
der Bibel, die zeigen, dass Gott und die Bibel in sich widersprüch-
lich sind und Gott seinen eigenen Gesetzen widerspricht. Die zitier-
te Bibelstelle legt die Haftung der Kinder (übrigens auch hier nur
der Söhne) für die Sünden ihrer Väter fest. Das aber ist jedoch nach
den folgenden Bibelzitaten verboten:

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„Väter sollen nicht für ihre Söhne und Söhne nicht für ihre Väter mit dem
Tod bestraft werden. Jeder soll für sein eigenes Verbrechen mit dem Tod bestraft
werden“ (Bibel: Deut, 24,16)
  Oder: „Die Väter sollen nicht für ihre Söhne und die Söhne nicht für ihre
Väter mit dem Tod bestraft werden, sondern jeder soll nur für sein eigenes
Verbrechen sterben.“ (Bibel: 2. Könige 14, 6).
  Oder: Jeremia 31, 29 + 30: „Die Väter haben saure Trauben gegessen
und den Söhnen werden die Zähne stumpf. Nein, jeder stirbt nur für seine eige-
ne Schuld; nur dem, der die sauren Trauben isst, werden die Zähne stumpf.“
  Oder schließlich Ezechiel 18, 20: „Nur wer sündigt, soll sterben. Ein
Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld
seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute und die
Schuld lastet nur auf dem Schuldigen.“
  Das sind vier klare Absagen an die Sippenhaft. Man sieht also, die
Bibel widerspricht sich nicht nur in der Frage der Sippenhaftung
sehr. Aber darum soll es in diesem Zusammenhang nicht gehen.
Was nur auffällt bei diesen insgesamt fünf Bibelstellen: Wieder ein-
mal werden die Frauen überhaupt nicht erwähnt. Sie werden des
Erwähnens erst gar nicht für nötig befunden. Man muss daher an-
nehmen: Für die Frauen und Töchter gilt die Sippenhaftung nicht.
Aber so ist das sicher nicht gemeint gewesen. Man hat die Frauen
und Töchter einfach als unwichtig beiseitegelassen. Sie werden für
so unwichtig gehalten, dass sie nicht einmal in gesetzlichen oder
rechtlichen Regelungen genannt werden. Auch war wohl deren Be-
strafung allein den Ehemännern und Vätern überlassen. Von ihnen
wurden sie verprügelt und wenn nötig mit dem Knüppel oder gar
mit dem Tode bestraft, wie später zu belegen sein wird.
  Bei der Erbsünde haften dann allerdings sowohl Mann als auch
Frau und das, obgleich die Frau, wie oben dargelegt, an der Erb-
sünde nicht mitbeteiligt sein konnte. Diese Möglichkeit, die min-

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derwertigen und zu unterdrückenden Frauen zu bestrafen wollte
sich die Kirche dann doch nicht entgehen lassen.

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g) Das vierte Gebot (Die Frau muss am Feiertag arbeiten, der
Esel nicht) (Bibel: Ex 20, 8)

  Die Zehn Gebote werden in der Bibel überflüssigerweise an zwei
Stellen wiedergegeben. Dabei fällt in diesem Zusammenhang das
vierte Gebot auf:
  „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und
jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott,
geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter,
dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen
Stadtbereichen Wohnrecht hat ...“ (Bibel: Exodus: 20, 8 – 10).
  Eigenartigerweise unterscheiden sich die beiden Veröffentlichun-
gen der Zehn Gebote in der Bibel, obgleich sie doch nur einmal von
Gott in Stein gehauen oder geschrieben und angeblich von Gott an
Moses übergeben wurden. Wie kann sich eine nur einmal in Stein
gehauene Schrift von derselben unterscheiden? Der Unterschied hat
aber nichts mit der Übersetzung zu tun, was verständlich wäre; nein,
der Unterschied besteht innerhalb derselben Übersetzung, hier der
Einheitsübersetzung:
  In Bibel Deut: 5, 12 – 14 wurde das Entsprechende nämlich mit
deutlichen Veränderungen in den Stein gemeißelt:
  „Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur
Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der
siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du
keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine

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Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in
deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat ...“
  Über diese unerklärbaren Veränderungen der in Stein gemeißelten
Schrift wollen wir hinwegsehen. Das ist zwar verwunderlich und
einer der vielen unerklärbaren, deutlichen Widersprüche in der Bi-
bel, aber in diesem Zusammenhang nicht von ausschlaggebender
Bedeutung. Es fällt etwas anderes auf. Fehlt in der Aufzählung de-
rer, die am Sonntag nicht arbeiten dürfen, nicht jemand?
  Wenn man in beiden Texten die Aufzählungen derjenigen ver-
gleicht, die sonntags nicht arbeiten dürfen, dann fehlt in beiden
Bibelstellen, da sind sie sich einig, bezeichnenderweise die Frau, die
Ehefrau, denn der Angesprochene ist in der patriarchalisch ausge-
richteten Bibel natürlich der Mann, der Patriarch und dieser allein.
  Nie spricht die Bibel die Frau an. Das ist eine ganz wichtige Fest-
stellung. In allen Stammbäumen ist nie die Rede von Frauen, wenn-
gleich es diese Stammbäume nicht gäbe, gäbe es keine Frauen. Von
wichtigen Personen in der Bibel werden mit wenigen Ausnahmen
weder die Frauen noch die Töchter erwähnt. Dass Frauen zum Bei-
spiel bis in die Neuzeit hinein nicht das Lesen und Schreiben erler-
nen durften, war gewollt, man wollte sie dumm halten. Sie sollten
den Pfaffen nicht auf die Schliche kommen. In die gleiche Richtung
geht, dass die Bibel erst durch Luther in die deutsche Sprache über-
setzt und dadurch publik gemacht wurde. Sie sollten alle dumm
gehalten werden. Luther hat das erkannt, als er erklärte: „Schreibt
die Bibel doch endlich mal in einer für unser Volk angemessenen
Sprache. Wer von ihnen versteht denn die lateinische Sprache?“
Das bewog ihn dazu, die Bibel schließlich selbst zu übersetzen.
  Aber zurück zum vierten Gebot: Das Vieh und der Esel dürfen
nicht arbeiten am Sonntag, aber die Frau hat keinen Ruhetag, sonst
bekäme der Herr der Schöpfung ja nichts zum Essen und die Betten

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wären nicht gerichtet, die Wohnung nicht gepflegt. Für die Frau gibt
es keinen Ruhetag in der Bibel. Sie ist bestimmt nicht vergessen
worden, denn selbst der Esel und das Vieh werden erwähnt. Auch
dass sie in beiden unterschiedlichen Bibelstellen nicht aufgezählt
wird, beweist, dass sie nicht vergessen, sondern bewusst weggelas-
sen wurde. Der Bibelverfasser hat sich das sehr wohl überlegt. Die
Frau sollte getrost arbeiten am Sabbat, damit eine ordentliche Mahl-
zeit für den Mann auf den Tisch kommt. Die unterdrückte Frau
braucht keinen Ruhetag. Die biblische Botschaft lautet: Die Frau ist
erschaffen zum Schaffen. Hiernach war die Frau sogar niedriger
gestellt als die Sklavin. Die Sklaven werden aufgeführt im Gesetz
über die Sonn- und Feiertagsruhe, im 4. Gebot im Gegensatz zur
Frau. Der Esel ist erwähnenswert, die Frau nicht. Sie ist weniger
wert als der Esel. Der Esel muss ausruhen, die Frau – nach der Bi-
bel die Eselin auf zwei Beinen – braucht keine Sonntagsruhe.
 So sei das nicht gemeint, hat mir jemand gesagt: In diesem Gebot
spricht Gott den Mann und die Frau, die Eheleute an, deswegen
brauchte er die Ehefrau nicht nochmals erwähnen! Sehr schlau,
doch frage ich mich, warum hat er dann in der Einzahl und nicht in
der Mehrzahl gesprochen? Dann nämlich hätte er gesagt: „Achtet
auf den Sabbat! Haltet ihn heilig, wie es euch der Herr, euer Gott,
zur Pflicht gemacht hat ...“
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h) Das zehnte Gebot: (Frau, Vieh und Sklaven auf einer Stufe)
(Bibel: Ex 20, 17)

 „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht
nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner

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Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem
Nächsten gehört.“ (Bibel: Exodus 20. 17).
  Auch dieses Gebot wird wiederholt in Deut 5, 21 und wieder in
rätselhafte Abweichung von der anderen Fassung:
  „Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht
das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine
Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.“
  Trotz dieser unverständlichen und unterschiedlichen Niederschrift,
eines haben die beiden Formulierungen gemeinsam: Die Ehefrau
wird auf einer Stufe und in einem Atemzug genannt mit den Skla-
ven und dem Viehzeug. Tatsächlich ist sie ja in der biblischen Ge-
sellschaft auch nichts anderes als eine Sklavin des Mannes, dessen
Gehilfin, wie es verniedlichend ausgedrückt wird. Die Frau steht auf
einer Stufe mit den Sklaven und unterscheidet sich auch kaum von
diesen. Sie konnte zwar nicht verkauft werden, aber bei Nichtgefal-
len konnte sie jederzeit per Scheidebrief weggeschickt werden. Das
war kein großer Unterschied und eher schlimmer. Im 10. von der
Kirche hochgelobten Gebot, wird die Frau als Besitz des Mannes
angesehen und zusammen mit dem Vieh und den Sklaven wie eine
Ware aufgelistet.

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  Tatsächlich kennt die Bibel eine gottgewollte Sklavenhaltung, so-
fern sie denn Gottes Wort wäre:
  „Die Sklaven und Sklavinnen, die euch gehören sollen, kauft von den Völ-
kern, die rings um euch wohnen; von ihnen könnt ihr Sklaven und Sklavinnen
erwerben. Auch von den Kindern der Halbbürger, die bei euch leben, aus ihren
Sippen, die mit euch leben, von den Kindern, die sie in eurem Land gezeugt
haben, könnt ihr Sklaven erwerben. Sie sollen euer Eigentum sein, und ihr

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dürft sie euren Söhnen vererben; damit diese sie als dauerndes Eigentum besit-
zen; ihr sollt sie als Sklaven haben.“ (Bibel: Lev 25, 44 ff).
 Viel besser als diesen Sklaven ging es den Ehefrauen auch nicht.
Sie standen nur auf dem Papier eine halbe Stufe höher als die ei-
gentlichen Sklaven. In der Realität war die Frau die Sklavin des
Mannes mit dem Vorteil für ihn, dass sie ihm auch noch seine kör-
perlichen Lüste zu befriedigen hatte.

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i) Der Wert des Kindes im Mutterleib (Bibel: Ex 21, 22)

  „Wenn Männer miteinander raufen und dabei eine schwangere Frau treffen, so
dass sie eine Fehlgeburt hat, ohne dass ein weiterer Schaden entsteht, dann soll
der Täter eine Buße zahlen, die ihm der Ehemann der Frau auferlegt.“ (Bibel:
Exodus 21, 22).
  Bezeichnenderweise legt der Mann die Höhe der Entschädigung
für den Verlust des Kindes fest, natürlich nicht die Frau. Die Frau
hat nicht über ihren Körper und das, was darin ist, zu verfügen.
Folgerichtig ist nach der biblischen Ansicht nur der Mann geschä-
digt. Der Ehemann hat daher sogar das alleinige Bestimmungs- und
Verfügungsrecht selbst über das im Mutterleib der Frau heranwach-
sende Kind. Die minderwertige und rechtlose Frau, die genau ge-
nommen den größten Verlust erlitten hat, die setzt keineswegs die
Entschädigungssumme fest, geschweige denn natürlich hat sie diese
zu bekommen. Die Männer der Bibel halten sie auch gar nicht für
fähig über solches zu entscheiden. Dass sie bei der Fehlgeburt mög-
licherweise psychische Schmerzen und Schäden zu erleiden hatte,
das wird nicht beachtet und nicht als Schaden angesehen. So wichtig
war ein Weib mit ihren Leiden nun auch wieder nicht. Aus der Art

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und Weise, wie hier über die Frau hinweggegangen wird, hat der
Leser unwillkürlich die gedankliche Verbindung zum Tierbereich.
Auch dort hat der Verursacher den Schaden des verlorenen Kalbes
zu ersetzen und damit ist die Sache erledigt.

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j) Zauberinnen – Hexen (Bibel: Ex 22, 17)

  Zauberinnen und Hexen, wohlgemerkt nur Frauen, sollst du nicht
am Leben lassen, heißt die Strafbestimmung in der Bibel: Exodus
22, 17. Was nun? Entweder gibt es keine – männlichen – Zauberer
oder wurden diese nicht bestraft? Das war auch besser so, denn was
Moses und Aaron da vor dem Pharao vorführten, um die Ausreise-
erlaubnis für die Israeliten aus Ägypten zu erwirken, war Zauberei
vom Feinsten. Das ist also wieder eine Diffamierung und Benach-
teiligung der Frauen. Wahrscheinlich geht die Bibel davon aus, dass
so eine Ruchlosigkeit nur Frauen tun können, Männer sind dafür zu
anständig. Vielleicht aber wollte die Bibel die Zauberei zu einem
Monopol der Männer machen. Deshalb durften Moses und Aaron
zaubern. Zwar werden nach Lev 20, 27 auch Männer getötet, wenn
sie Geister beschwören oder Zeichen deuten können, aber das ist
etwas ganz anderes als Zauberei und Hexerei.
  Diese biblische Forderung, „Zauberinnen/Hexen sollst du nicht
am Leben lassen“, haben sich die christlichen Kirchen als Rechtfer-
tigung für den unglaublichen Wahnsinn der Hexenverfolgung im
Mittelalter zu eigen gemacht. Mit dieser biblischen Forderung waren
die Hexenprozesse und die gnadenlose Jagd auf Frauen, angebliche
Hexen vorprogrammiert. Mit diesem Satz in der Bibel sind auch
schon im Vorhinein die Todesurteile des Mittelalters, Verbrennung

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von Hexen auf dem Scheiterhaufen bereits gerechtfertigt. Wer wag-
te es zu behaupten, es gäbe keine Hexen, wenn es doch schon in der
Bibel, dem angeblichen „Wort Gottes“ geschrieben steht. Gottes
Wort kann nicht irren, oder konnte es doch? Doch davon später
unter Kapitel III A a).
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k) Die Unreinheiten der Frau nach der Geburt eines Kindes
(Bibel: Lev 12, 12)

  Die hier geschilderte „Unreinheit“ der Frau schien den Bibelredak-
teuren so „ekelerregend“ zu sein, dass sie diese gleich bei – unmit-
telbar vor – den Bestimmungen über den Aussatz regelten, als wenn
es sich um eine schreckliche, ansteckende Krankheit handle.
  Wenn eine Frau einen Sohn gebiert, dann soll sie nach dem Gesetz
der Bibel (Lev 12, 2ff) sieben Tage unrein sein. Außerdem muss sie
33 Tage daheim bleiben und darf in dieser Zeit insbesondere nichts
Heiliges anfassen, aber auch nicht zum Heiligtum, also in den Tem-
pel, die Kirche kommen. Welch eine Logik? Wie sollte sie denn zum
Tempel kommen, wenn sie zu Hause zu verbleiben hatte?
  Aber jetzt kommt der Hammer der Frauendiskriminierung: Ge-
biert die Frau keinen Sohn, sondern nur eine – minderwertige –
Tochter, dann potenziert sich alles. Im Falle der Geburt nur eines –
wertlosen – Mädchens ist sie nicht eine sondern gleich zwei Wo-
chen unrein und muss ganze 66 statt, wie beim Sohn, nur 33 Tage
zu Hause bleiben. Das kommt davon, wenn man nur eine – zweit-
klassige – Tochter zur Welt bringt, dann ist man viel unreiner. Das
ist die doppelte Unreinheit, die der – geringwertigen – Tochter und
die der Mutter. Bei Söhnen ist die Mutter weniger unrein als bei
Töchtern. Das sind die Lehren, der göttliche Erziehungsplan der heil-

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schaffenden Liebe Gottes, der Bibel, des Wortes Gottes, wie uns
der päpstliche Katechismus lehrt. Weiteres erübrigt sich hierzu.
 Aber damit des Staunens nicht genug. Nun muss die Frau, die ei-
nen Sohn oder eine Tochter bekam, nach diesen 33, respektive nach
den sogar 66 Tagen der Reinigung dem Priester ein einjähriges
Schaf bringen zum Brandopfer (Lev 12,6). Das mag ja noch ange-
hen, aber das reicht noch nicht, sie muss auch noch ein Sündopfer
erbringen. Zwar nur eine Taube oder Turteltaube, aber man fragt
sich, für welche Sünde eigentlich? Ein Schuldopfer oder auch Sünd-
opfer genannt, ist dazu da, um eine Schuld oder eine Sünde zu süh-
nen! Welche Schuld? Welche Sünde? Für welche Sünde musste sie
Buße tun? Dass sie ihrem Mann einen Sohn oder eine Tochter ge-
schenkt hat? Für die Sünde, dass sie ihrer Verpflichtung, Nachkom-
men zu schaffen, nachgekommen ist? Oder für welche Sünde sonst?
Welche Sünde hat sie denn begangen, die Frau, die dem Mann ein
Kind geschenkt hat? War es vielleicht die Sünde, dass sie mit Ge-
nuss und Freude bei der Zeugung dabei war? Genuss und Freude
beim Sexualakt ist bis heute verpönt in der Kirche. Anders geht’s
doch nun mal nicht! Das ist doch so von Gott, respektive der Natur
ausgestaltet worden. Die Freude war doch von der Natur gewollt,
oder nicht? „Seid fruchtbar und vermehrt euch!“ Offenkundig hatte
der Mann keine Freude bei der Zeugung, denn er musste kein
Sündopfer erbringen. War es eine Sünde, dass sie 9 Monate das
Kind in sich heranwachsen ließ oder eine Sünde, dass sie nach 9
Monaten unter Schmerzen gebar? Wo ist denn die Sünde, für wel-
che sie opfern muss? Diese Opferverpflichtung, Sündop-
ferverpflichtung ist eine so unerhörte biblische Anordnung, eine
solche Unverschämtheit, eine so impertinente Zumutung, eine sol-
che geschmacklose Diskriminierung der Frau und unverfrorene
Anmaßung, dass einem jedes weitere Wort im Hals stecken bleibt.

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