Oxidierte regenerierte Cellulose: Anwendung in der Oralchirurgie - ePaper

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wissenschaft und fortbildung

      Oxidierte regenerierte Cellulose:
      Anwendung in der Oralchirurgie
      Dr. Melina Rausch, Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Prof. Dr. Matthias Kreisler

      Oxidierte regenerierte Cellulose (ORC) wird seit mehr als 50 Jahren in der Medizin verwendet. Sie ist aufgrund der
      einfachen Handhabung, bakteriziden Wirkung, Biokompatibilität und Absorption als Hämostyptikum in der Neuro-,
      Viszeral-, Herz- und Oralchirurgie weitverbreitet. Ebenso findet ORC in der Plastischen Chirurgie beispielsweise zur
      geweblichen Rekonstruktion im Rahmen einer Rhinoplastik und in Kombination mit Kollagen beim Management von
      Wundheilungsstörungen Anwendung.5–7,17,18,21,23

      ORC ist unter anderem von Johnson &          Biokompatibilität                             Ekzems und Dermatitis beschrieben.
      Johnson unter den Handelsnamen                                                             Diese konnten durch die Anwendung
      TABOTAMP® in Europa bzw. SURGICEL®           Der Absorptionsmechanismus des ORC            von Antihistaminika und Cortison ein-
      in den USA, von der Firma Braun unter        beruht auf der Aktivität von Makropha-        gedämmt werden. Durch eine unvoll-
      CELLISTYPT® oder von der Firma               gen. Die Enzyme Glucosidase und Glu-          ständige Absorption kann es einerseits
      RESORBA unter RESORBA® CELL (Abb. 1          curonidase können durch hydrolytische         zu einer Fremdkörperreaktion kommen.
      und 2) bekannt. Die Präparate sind in        Spaltung die Cellulose in die nicht toxi-     Andererseits wurde in wenigen Fällen
      unterschiedlichen Applikationsformen         schen Produkte Glucuronsäure und Glu-         vom Einfluss auf neuronales Gewebe
      wie Pulver oder Gaze in verschiedenen        cose degradieren.10                           im Sinne einer kompressionsbe­ding­­­ten
      Größen, Stärken und Materialdichten          Dem Material wird eine gute Gewebe-           Neuropathie berichtet. Als seltene un-
      verfügbar.                                   verträglichkeit zugeschrieben. Postope-       erwünschte Reaktionen bei der intra­
                                                   rative Komplikationen im Rahmen der           oralen Anwendung wurden post­opera­
      Herstellungsprozess                          Verwendung von ORC sind selten. Nur           tive Schmerzen, Taubheitsgefühl und
                                                   vereinzelt wurde über Wundirritatio-          eine auftretende Paralyse beschrie-
      Die in der Pflanzenzellwand vorkom-          nen, vermutlich durch die Entstehung          ben.5,11,20 Um das verwendete ORC und
      mende Cellulose ist ein Homopolymer          eines sauren pH-Wertes, berichtet. Bei        damit verbundene mögliche Komplikatio-
      aus -glykosidisch verbundenen Glukose-      humanmedizinischen Anwendungen                nen zurückverfolgen zu können, ist die
      molekülen. Die fadenförmigen Cellulose-      wurden sporadisch Infektionen, allergi-       LOT-Nummer des verwendeten Produkts
      ketten bilden die wichtigste pflanzliche     sche Hautreaktionen im Sinne eines            immer Teil der Dokumen­­tation (Abb. 1).
      Stützsubtanz.2,13 Um zuerst reine Cellu-
      lose aus pflanzlichen Materialien zu er-
      halten, muss der Zellstoff einen Rege-
      nerierungsprozess durch­laufen. Durch
      die anschließende Oxi­      dation mittels
      Stickstoffdioxid (NO2) oder Distick­
      stofftetroxid (N2O4) kann ORC gebildet
      werden.10 Die Oxidation erfolgt durch
      Transformation einer primären Alkohol-
      gruppe (RCH2OH) in eine Car­boxylgruppe
                                                    1                                              2
      (RCOOH; Abb. 3). Die dadurch erlangte
      bessere Lös­lichkeit der Cellulose macht
      es dem Körper möglich, die Cellulose-
      stränge zu de­gra­dieren. Je mehr Car­
      boxylgruppen die Cellulose durch die
      Oxidation erlangt, desto schwächer
      werden die glyko­­­­si­dischen Verbindun-
                                                    3
      gen und desto brüchiger werden die
      Cellulosestränge. Der Carboxylgrup-
      penanteil der ORC variiert zwischen          Abb. 1: RESORBA® CELL, LOT. – Abb. 2: RESORBA® CELL Gaze, individualisiert. – Abb. 3: Oxi-
      18 und 24 Prozent. 2, 16, 22                 dierte Cellulose. Carboxylgruppe rot markiert. Modifiziert nach Bajerova et al.

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Anwendung von Hämos­­-                          dann mithilfe der Verbandplatte in situ
typ­tikum in der Oralchirurgie                  gehalten werden (siehe Fallbericht 1).3,9
                                                Zusätzlich zur Bildung eines Fibrin-
ORC wird in der Oralchirurgie vor allem         pfropfens wird durch den Kontakt des
als Hämostyptikum verwendet (Abb. 4–7).         Blutes mit Cellulose Glucuronsäure pro-
Durch die Applikation des ORC auf die           duziert, mit der Folge eines pH-Abfalls
Blutungsstelle wird die Thrombozyten-           (pH < 4,4). Durch den sauren pH-Wert
                                                                                             5
aggregation erleichtert und es kommt            wird einerseits eine Vasokonstriktion
zu einer Ausbildung einer gallertartigen        induziert, welche die hämostatische
Masse im Sinne eines Blutpfropfens bzw.         Eigenschaft der ORC fördert und ande-
Fibrinkoagels. Die ORC-Gaze kann als            rerseits einen antimikrobiellen Effekt
Plug post extractionem in die Alveole           erzeugt. Bakterien, wie Klesbiella pneu-
gepresst und durch eine Adaptation der          moniae oder Staphylococcus aureus, die
Wund­ränder durch Nähte fixiert werden          für eine mögliche Infektion des Koagels
(Abb. 4). Alternativ kann anschließend          verantwortlich sein können, werden im
ein dichter Nahtverschluss erfolgen             sauren Milieu inaktiv. Auch antibiotika-
                                                                                             6
(Abb. 5–7). Die darauffolgende Oxida-           resistente Keime wie MRSA werden
tion des Hämoglobins färbt das Koagel           durch den sauren pH-Wert elimi-
dunkel. Bei der Verwendung einer ge-            niert.12,18
ringen Menge wird das Material inner-
halb von sieben bis 14 Tagen vom Kör-           Anwendung im Rahmen einer
per resorbiert.2,10–12,15,17 Bei erreichter     Mund-Antrum-Verbindung im
Blutstillung wird jedoch teilweise eine         klinischen Alltag
Entfernung des Plugs empfohlen (siehe
Fallbericht 6).11,24                            Eine mögliche Komplikation einer Extrak-
                                                tion oder Osteotomie im Oberkiefersei-
                                                                                             7
                                                tenzahngebiet stellt die Mund-Antrum-
                                                Verbindung (MAV) dar, die in der Regel
                                                einen sofortigen Verschluss erfordert.      Abb. 5: Starke intraoperative Blutung trotz
                                                Hierbei findet in den meisten Fällen der    Nahtverschluss bei Osteotomie des Zahnes 38
                                                Verschiebelappen nach Rehrmann An-          Abb. 6: Einlage von ORC. – Abb. 7: Zustand
                                                wendung.14 Durch die Verschiebung der       zehn Minuten nach Einlage von ORC.
                                                mukogingivalen Grenze können jedoch
                                                im Verlauf Probleme bei der protheti-
                                                schen bzw. implantologischen Versor-        richt 2). Gelegentlich kann es im Rahmen
                                                gung auftreten.19                           einer Extraktion oder Osteotomie zu
 4
                                                Die Anwendung von ORC im Rahmen             einem Abreißen des Knochens und einer
                                                der Versorgung einer MAV bietet zum         großflächigen Exposition der Kiefer-
Abb. 4: ORC-Gaze in Extraktionsalveole          einen die Möglichkeit, zusätzlich zur       höhlenschleimhaut kommen. Wenn die
Regio 25 zur Blutstillung bei einem Patienten   plastischen Deckung mittels Weichge-        Membran hierbei intakt bleibt, kann die
unter Antikoagulation und Plättchenhem-         webe (Rehrmann-Lappen, ggf. zusätz-         ORC-Gaze prophylaktisch zur Stabili-
mung mit Xarelto® und ASS.                      lich Bichat-Fettpropf), eine weitere        sierung auf diese aufgelagert werden
                                                Schicht einzubringen. Somit kann das        (siehe Fallbericht 3).
                                                Risiko des erneuten Auftretens einer
Die Stabilisierung des Blutkoagels mit-         MAV reduziert werden. Zum anderen           Versorgung einer Perforation
hilfe des Materials führt zu einer hämos­       kann das ORC als Plug durch eine modi-      der Schneider’schen Membran
typtischen Wirkung. Diese wird zusätz-          fizierte Kreuznaht in der Alveole fixiert   beziehungsweise Verstärkung
lich durch Quellung des Materials und           und in Verbindung mit einer Verband-        der Membran zur Prävention
den dadurch erzeugten mechanischen              platte, aber ohne plastische Deckung,       einer Perforation im Rahmen der
Druck verstärkt.20 Durch das mögliche           alleinig zum Verschluss einer MAV ver-      externen Sinusbodenelevation
Auftreten von Wundheilungsstörungen             wendet werden. Dies ist insbesondere
sollte ein Austamponieren jedoch ver-           bei kleinen, apikal liegenden Perforatio-   Nicht selten gestaltet sich die Präpara­
mieden und der Verwendung kleiner               nen sinnvoll. Auch bei Fällen, bei denen    tion der Kieferhöhlenschleimhaut im
Mengen in flacher Applikationsform der          die Verschiebung der marginalen Gin-        Rahmen einer externen Sinusbodenaug-
Vorrang gegeben werden.24 Alternativ            giva sehr ungünstige parodontale Ver-       mentation aufgrund von Adhäsion und
kann die Gaze nach erfolgter Naht auf           hältnisse schaffen würde, ist dies eine     vorherrschender Eigenspannung als
das Operationsgebiet aufgelagert und            mögliche Therapieoption (siehe Fallbe-      schwierig. Die häufigste Komplikation

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                                                                                                     einer Häufigkeit von bis zu 23,5 Prozent
                                                                                                     dar. Durch die entstandene Leckage
                                                                                                     kann eingebrachter Knochen oder Kno-
                                                                                                     chenersatzmaterial in die Kieferhöhle
                                                                                                     gelangen, das Ostium blockieren und
       8                                                9
                                                                                                     somit zu einer Sinusitis führen. Daher
                                                                                                     muss die Perforation verschlossen be-
                                                                                                     ziehungsweise abgedeckt werden. Dies
                                                                                                     kann beispielsweise mittels resorbier-
                                                                                                     barer Naht, Fibrinkle­ber, langsam resor-
                                                                                                     bierbaren Kollagenmembranen oder
                                                                                                     mittels ORC-Gaze durchgeführt wer-
       10                                               11
                                                                                                     den.1,4,8
                                                                                                     Während die Versorgung einer Perfo-
                                                                                                     ration mittels Naht einerseits ein ausrei-
                                                                                                     chend großes Knochenfenster erfor-
                                                                                                     dert und andererseits durch die Manipu-
                                                                                                     lation mittels Nadel ein weiteres Auf­
                                                                                                     reißen der Membran riskiert wird, ist
       12                                               13
                                                                                                     die Verwendung von ORC im klinischen
                                                                                                     Einsatz relativ unproblematisch und
                                                                                                     gegenüber dem Einsatz von Kollagen-
                                                                                                     membranen deutlich kostengünstiger.
                                                                                                     Die ORC-­Gaze kann auf die entstan-
                                                                                                     dene Perforation aufgelagert und an-
                                                                                                     schließend der Subantralraum wie ge-
                                                                                                     wohnt mit Knochen bzw. Knochenersatz
       14                                               15
                                                                                                     material aufgefüllt werden (siehe Fall-
                                                                                                     bericht 4).
      Fall 1 – Abb. 8: Extraorales Hämatom. – Abb. 9: Blutung aus Extraktionsalveole Regio 13. –     Ist die Membran sehr dünn, besteht das
      Abb. 10: ORC-Gaze in Alveole. – Abb. 11: Epiperiostale Deckung und dichter Wundverschluss. –   Risiko, dass es nach Auffüllen des sub­
      Abb. 12: Auflagerung der ORC-Gaze. – Abb. 13: Verbandplatte in situ. – Abb. 14: Erster post-   antralen Raumes bei der Augmentation
      operativer Tag. – Abb. 15: Verbandplatte ex situ.                                              mit Knochen bzw. Knochenersatzmaterial

       16                                          17                                                 18

       19                                          20                                                 21

      Fall 2 – Abb. 16: Zahn nach Extraktion mit vorliegender Mund-Antrum-Verbindung. – Abb. 17: Applikation der ORC-Gaze. – Abb. 18: Modi-
      fizierte Kreuznaht. – Abb. 19: Unterfütterte Verbandplatte in situ. – Abb. 20: Zahn nach Nahtentfernung am achten postoperativen Tag. –
      Abb. 21: Zustand sechs Wochen post extractionem.

60                                                                                                                      BZB Januar / Februar 2022
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wissenschaft und fortbildung

 22

 23                                             24                                              25

Fall 3 – Abb. 22: Extraktionsalveole Regio 17, exponierte Schneider’sche Membran distal erkennbar. – Abb. 23: Applikation der ORC-Gaze auf
die exponierte Membran. – Abb. 24: Plastische Deckung mittels Rehrmann-Lappenplastik. – Abb. 25: Verbandplatte in situ.

dem simultanen Einsetzen des Implan-           Wundverschluss (Abb. 11) durchgeführt.
tates zu einer Perforation der Membran         Nachdem die Blutung gestillt werden
kommt. Dem wirkt eine prophy­laktische         konnte, erfolgte die Auflagerung einer
Einlage mit ORC entgegen (siehe Fall-          ORC-Gaze auf das Operationsgebiet
bericht 5).                                    (Abb. 12). Anschließend wurde die Ver-
                                               bandplatte unterfüttert (F.I.T.T.®, Kerr)
Fallbericht 1:                                 und eingegliedert (Abb. 13). Der Patien-
                                                                                                26
Nachblutung nach Osteotomie                    tin wurde die Anweisung gegeben, die
unter Heparinisierung                          Verbandplatte bis zum Kontrolltermin
                                               am nächsten Tag in situ zu belassen. Bei
Eine 82-jährige Patientin wurde auf-           Wiedervorstellung der Patientin am fol-
grund einer Nachblutung unter Hepa­            genden Tag wurde über keinerlei häus-
rinisierung einen Tag nach erfolgter           liche Blutungsereignisse berichtet. Die
Osteotomie des Zahnes 13 alio loco             Verbandplatte wurde abgenommen und
überwiesen. Seitens des Hausarztes             das ORC-Interponat entfernt (Abb. 14
wurde die Marcumartherapie unterbro-           und 15).
chen und ein Bridging mit Heparin
                                                                                                27
(4 000 IE, s.c. 1-0-1) durchgeführt. Die       Fallbericht 2:
Patientin stellte sich mit einem extra-­       Deckung einer Mund-
oralen Hämatom (Abb. 8) und einer Blu-         Antrum-Verbindung nach
tung aus der Extraktionsalveole (Abb. 9),      Osteotomie
die mit einer einfachen Naht versorgt
worden war, vor. Nach erfolgter Lokal-         Eine 17-jährige Patientin wurde mit ei-
anästhesie wurde ein Alginat­   abdruck        nem nicht erhaltungswürdigen Zahn 16
des Oberkiefers genommen, um eine              vorstellig. Im Anschluss an die Extraktion
Verbandplatte herzustellen. Die Naht           sollte ein kieferorthopädischer Lücken-
                                                                                                28
wurde gelöst, die Alveole ausküret­­­­tiert    schluss erfolgen. Nach der Osteotomie
und mit Chlorhexidindi­   gluconat (0,2        des Zahnes 16 wurde eine MAV diag-
Prozent) gespült. Anschließend wurde           nostiziert (Abb. 16).                          Fall 4 – Abb. 26: Perforation der Membran
ORC-Gaze (RESORBA® CELL) in die                Um eine plastische Deckung und somit           Regio 27. – Abb. 27: Perforationsdeckung
Alveole appliziert (Abb. 10) und eine          die Verschiebung der befestigten Gin-          mittels ORC. – Abb. 28: Augmentation des
epiperiostale Deckung mit dichtem              giva mit anschließenden möglichen pa-          Subantralraumes Regio 27.

BZB Januar / Februar 2022                                                                                                                    61
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wissenschaft und fortbildung

       29                                           30                                                31

       32                                           33                                                34

      Fall 5 – Abb. 29: Lateraler Zugang zur Kieferhöhle. – Abb. 30: Elevation der Schneider’schen Membran. – Abb. 31: Applikation der ORC-
      Gaze. – Abb. 32: ORC-Gaze in situ. – Abb. 33: Einbringung des -TCP. – Abb. 34: -TCP und autologe Knochenspäne in situ.

      rodontalen Problemen zu vermeiden,             Postoperativ wurde die Wunde mittels            tragen. Um das Risiko einer postopera-
      wurde nach Aufklärung der Patientin            steriler Kompresse abgedeckt und ein            tiven Infektion und damit auch einer
      auf eine Lappenplastik nach Rehrmann           Alginatabdruck für die Herstellung einer        möglichen Sinusitis zu reduzieren, wurde
      verzichtet. Aufgrund der nur kleinen und       Verbandplatte durchgeführt. Die tief­           Amoxi­cillin 1 000 mg (1-1-1) für fünf Tage
      apikal liegenden Perforation wurde die         gezogene Verbandplatte wurde unter-             verordnet.
      MAV mittels ORC-Gaze (Abb. 17) ge-             füttert. Die Patientin sollte die angefer-      Die Wunde stellte sich zum Zeitpunkt der
      deckt und anschließend zur Stabili­sa­         tigte Verbandplatte (Abb. 19) für drei          Nahtentfernung am achten postoperati-
      tion mit einer modifizierten Kreuznaht         Tage ununterbrochen und danach aus-             ven Tag (Abb. 20) reizlos dar. Die Kiefer-
      (Abb. 18) versorgt.                            schließlich bei der Nahrungsaufnahme            höhle zeigte keine Entzündungssympto-
                                                                                                     matik. Nach sechs Wochen stellte sich
                                                                                                     die Patientin erneut zur Kontrolle vor. Die
                                                                                                     Wundheilung war regelrecht (Abb. 21).
                                                                                                     Auffälligkeiten oder Entzündungszeichen
                                                                                                     der Kieferhöhle konnten nicht festgestellt
                                                                                                     werden.

                                                                                                     Fallbericht 3:
                                                                                                     Verstärkung der
                                                                                                     Schneider’schen Membran
                                                                                                     bei großflächiger Exposition
       35                                      36                                                    nach Osteotomie

                                                                                                     Ein 62-jähriger Patient wurde mit einem
                                                                                                     nicht erhaltungswürdigen Zahn 17 über-
                                                                                                     wiesen. Bei der durchgeführten Osteo-
                                                                                                     tomie löste sich das an der distobukkalen
                                                                                                     Wurzel ankylosierte Knochenfrag­­­ment
                                                                                                     und exponierte dadurch die Kieferhöh-
                                                                                                     lenschleimhaut großflächig (Abb. 22).
                                                                                                     Die Membran blieb vollkommen intakt
                                                                                                     und wurde mittels ORC-Gaze verstärkt
       37                                      38
                                                                                                     (Abb. 23). Im Anschluss erfolgte die
                                                                                                     plastische Deckung nach Rehrmann
      Fall 6 – Abb. 35: Blutung nach erfolgter retrograder Aufbereitung. – Abb. 36: Temporäre Ein-   (Abb. 24). Anschließend wurde die Ver-
      lage der ORC-Gaze zur Blutstillung. – Abb. 37: ORC-Gaze in situ. – Abb. 38: Zahn nach retro-   bandplatte unterfüttert und einge­glie­
      grader Füllung und Entfernung der ORC-Gaze.                                                    dert (Abb. 25).

62                                                                                                                       BZB Januar / Februar 2022
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Fallbericht 4:                                 des retrograden Füllungsmaterials ohne
Perforationsdeckung der                        Kontamination mit Blut. Im Anschluss wird
Schneider’schen Membran                                                                                                                   utra le s
                                                                                                                        Ih r klima ne
                                               das Material wieder vollständig entfernt.
                                                                                                                                                      tz
                                                                                                                        ta ll a b o r fü r Za h nersa
Bei einer 40-jährigen Patientin wurde          Fazit                                                                Den                      e tik
eine externe Sinusbodenelevation simul-                                                                                     & Za h nä sth
tan zur Implantation in Regio 26 und 27        Aktuell findet die systematische Anwen-
durchgeführt. Es trat eine Perforation der     dung von ORC in der Zahnmedizin vor
Kieferhöhlenschleimhaut auf (Abb. 26).         allem als Hämostyptikum im Rahmen der
Zur Perforationsdeckung wurde ORC-Gaze         Blutstillung bei unerwartet starken Blu-
(RESORBA® CELL) auf die Membran ap-
pliziert (Abb. 27). Darauffolgend wurde
                                               tungsereignissen oder bei antikoagu-
                                               lierten Patienten statt. Die vorgestellten
                                                                                                                 FÜR UNSERE
der subantrale Raum mit -TCP (CERA-
SORB® M, 1 000 – 2 000 µm) und auto-
                                               Fallberichte aus dem klinischen Alltag ei-
                                               ner oralchirurgischen Praxis zeigen wei-
                                                                                                                   UMWELT
logen Knochenspänen aufgefüllt (Abb. 28).      tere Anwendungsmöglichkeiten.
                                                                                                                   KLIMANEUTRALE R
                                               Im Rahmen der Deckung einer Mund-An-
Fallbericht 5:                                 trum-Verbindung würde die Implemen-                                       ZAHNERSATZ
Prophylaktische Verstärkung der                tierung des ORC im Vergleich zur plasti-
                                                                                                               Wir übernehmen Verantwortung
Schneider’schen Membran zur                    schen Deckung mit einhergehender
Prävention einer Perforation                   Verschiebung der marginalen Gingiva                             als klimaneutrales Unternehmen.
                                               einen enormen Vorteil aufweisen. Die                             Durch den Erwerb von Zertifikaten gleicht InteraDent
Im Rahmen der implantologischen Ver-           anatomischen Strukturen können somit                          die unvermeidlichen CO2-Emissionen vollständig aus – dies
                                                                                                                          wird vom TÜV Nord überwacht.
sorgung einer Freiendsituation Regio 13        erhalten werden und es herrschen bes-
bis 17 bei einer 79-jährigen Patientin wurde   sere Voraussetzungen für eine spätere
ein einzeitiger Sinuslift durchgeführt. Die    prothetische und/oder implantologische
Augmentation erfolgte mittels autologen        Versorgung. Ebenfalls ist die einfache
Knochenspänen und Knochenersatz-               Handhabung bei einer Perforations­
material (CERASORB®). Nach einem late-         deckung der Schneider’schen Membran
ralen Kieferhöhlenzugang erfolgte die          hervorzuheben.
Elevation der Kieferhöhlenschleimhaut          Die gezeigten Einsatzmöglichkeiten ba-
(Abb. 29 und 30). Anschließend wurde           sieren auf der klinischen Erfahrung der
zur Stabilisierung und Prävention einer        Autoren. Um die Einsatzmöglichkeiten
Perforation der sehr dünnen Membran die        evidenzbasiert im klinischen Alltag zu
ORC-Gaze auf die Membran appliziert            empfehlen, wären entsprechende pros-
(Abb. 31 und 32). Zur Augmentation             pektive, randomisierte Studien notwendig.
wurde zunächst -TCP (CERASORB® M)
verwendet und auf die ORC-Gaze aufge-          Literatur
lagert (Abb. 33). Danach wurde der übrige      Literatur kann bei der Redaktion angefordert bzw.
Augmentationsbereich mit autologen             über den QR-Code abgerufen werden.
Knochenspänen (Abb. 34), die bei der
Aufbereitung der Implantatkavität ge-
                                                                                                                                                    r Sie
wonnen worden waren, aufgefüllt.                                                                                                        Wir sind fü
                                                                                                                                                      a!
                                                                                                                                         in B ayern d
Fallbericht 6:
Blutstillung im Rahmen der                                                                                     Robert Hellhammer
Wurzelspitzenresektion                                                                                         Ihr Berater (Gebiet 80-83 / 85-89)
                                                     PROF. DR. MATTHIAS KREISLER                                 +49 (0)151 61 54 28 79
Der letzte Fall zeigt die Möglichkeit der            DR. MELINA RAUSCH
Anwendung des Materials im Rahmen                    Sendlinger Straße 19
der Wurzelspitzenresektion (Abb. 35).                80331 München
Ein nicht unerhebliches Problem wäh-                 info@dr-kreisler.de
rend des Eingriffes stellt die Blutstillung
während des Legens der retrograden                   UNIV.-PROF. DR. DR.                                       Melanie Albrecht
Wurzelfüllung dar. Die Anwendung der                 BILAL AL-NAWAS                                            Ihre Beraterin (Gebiet 90-97 / 84)
ORC-Gaze zur temporären Blutstillung                 Augustusplatz 2                                             +49 (0) 151 63 43 90 69
(Abb. 36 und 37) erlaubt eine sehr gute              55131 Mainz
operative Übersicht und ein Einbringen               al-nawas@uni-mainz.de

BZB Januar / Februar 2022                                                                                                                                63
                                                                                                                   0800 - 468 37 23            interadent.de
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