Pädagogikwoche der Päd-Gruppe Jauch-Pagenstecher vom 21. bis 25.Juni 2004 im Kloster der Priesterbruderschaft Missionari del Spirito Santo in ...

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Pädagogikwoche der Päd-Gruppe Jauch-Pagenstecher
                    vom 21. bis 25.Juni 2004
im Kloster der Priesterbruderschaft Missionari del Spirito Santo
             in Laveno Mombello (Lago Maggiore)

                               Montag, 21.Juni 2004:

7.00 Uhr Abfahrt bei Frau Jauch. Pünktlich erscheinen drei Lehreranwärterinnen
und los geht´s nach Villingen. Hier steigt Frau Messner zu und der Defender fährt
nach Hüfingen. Dort wollen wir uns alle treffen. Herr Nasaroff mit seinem
Campingbus soll das Gepäck und drei Damen mitnehmen und der Rest der Truppe
muss sich auf den Defender verteilen. Das Dumme ist, dass eine der Damen hinten
quer sitzen muss. Da das Monstrum eh nicht sehr bequem ist, ist der Zusatzsitz nicht
sehr beliebt.
Herr Nasaroff kommt nicht, dafür ein Anruf, dass der Camper eine Panne hat. Also
marschieren wir in ein Cafe und trinken zwei Stunden lang Cafe und spielen 66 und
Rommee. Endlich kommen die beiden und wir räumen um. Bei der zweiten Kreuzung
kracht der Defender dem Camper um ein Haar ins Heck. Das Gekreische und die
schnelle Reaktion der Fahrerin verhindern dies. Ab jetzt geht alles glatt.
Die Stecke zieht sich endlos hin. Von Lugano bis Mombello ist es noch über eine
Stunde und endlich fährt der Camper vor das Grundstück des Klosters.

Kloster? Wir schauen verdutzt, als die Fahrzeuge hineinfahren. Später klärt uns Pater
Pedro auf: Diese Villa mit Gästehaus und dem unendlichen Grund- und Boden mit
altem Baumbestand, gehörte früher einer reichen Familie. Diese musste, da sie
verarmte, den Besitz verkaufen. Benediktinerinnen kauften das wunderschöne
Grundstück. Durch Überalterung der alten Damen und einem Überfall
Drogensüchtiger vor vier Jahren, kam die Villa wieder in den Besitz der Kirche, die
diesen den“Missionari del Spirito Santo“ gab.
Pater Pedro, Anfang vierzig, temperamentvoll und ständig unterwegs, begrüßt uns in
Gartenkleidung sehr herzlich. Auf seine Frage, ob wir die Zimmer beziehen wollen,
oder lieber erst essen, kommt unsere Antwort uni sono: „Hunger!“ Wir werden in
einen kleinen Raum in der Nähe der Küche geführt und bekommen eine
hervorragende italienisch-mexikanische Küche vorgesetzt. Abgenommen hat keiner,
so gut schmeckt es die ganze Zeit Anschließend werden die Zimmer verteilt, zum Teil
mit eigener Dusche und WC. Danach schauen wir uns das riesige Grundstück an und
machen im Anschluss den Plan für die vier Tage, was wir wann machen wollen. An
diesem Abend fallen wir todmüde und recht schnell in die Betten.

                               Dienstag, 22.Juni 2004:

Der Morgen beginnt mit einer Morgenandacht um 7.30Uhr – freiwillig! Die Zeit ist
wirklich zivil, ich dachte immer, dass Morgenandachten in einem Kloster ab 4.00Uhr
stattfinden. Die Sprache ist italienisch und wir bekommen ein Gebetbuch und den
Ablauf in Italienisch. Aus Mexiko ist eine Gruppe junger Leute da, die ein halbes Jahr
oder länger im Kloster wohnen und für Kost und Logis mitarbeiten. Nebenbei sollen
sie italienisch lernen und das findet auch im Gottesdienst statt. Der Pater redet für
uns immens schnell und wir haben Schwierigkeiten, den Texten zu folgen, die im
Wechsel von ihm und den Jugendlichen gelesen werden.. Von Tag zu Tag wird dies
aber besser.
Eindrucksvoll sind die letzten zwanzig Minuten, die schweigend verbracht werden, -
für uns alle eine neue Erfahrung, einfach zu sitzen, zu schweigen und nachzudenken.

An diesem ersten Morgen nimmt sich Pater Pedro Zeit, um sich und den Orden
vorzustellen. Das Kreuz zeigt eine Taube, in der Mitte ein Herz, das durch eine Lanze
durchbohrt wird und ist das Zeichen der „Missionari del Spirito Santo“. Die Gründerin
dieses Ordens ist Concetta, eine Frau, deren Bild uns bereits am Eingang aufgefallen
ist. Wir dachten zuerst alle, es sei Maria Montessori. Auffallend sind ihre klaren und
durchdringenden Augen.

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Dieses Foto hat uns immer wieder fasziniert.
Nach Pater Pedro´s Vortrag beginnen wir mit den Weltreligionen und verteilen die
Themen. Jede Gruppe oder zum Teil auch Einzelne von uns nehmen sich Literatur
und ziehen sich zurück zum Lesen.
Essen gibt es um 13 Uhr. Wir passen uns den Gepflogenheiten des Hauses an, um
möglichst nicht zu stören. Pater Pedro wollte nämlich in dieser Woche keine Gäste
nehmen, da die Häuser und der Garten für die Sommergäste gerichtet werden
sollten. Es ging aber alles reibungslos.
Das Wetter ist unbeständig. Deshalb beschließen wir nach dem Essen, die paar
Schritte nach Laveno zu machen und den kleinen Ort anzuschauen. Ein paar Schritte
ist wohl untertrieben. Wir marschieren fast eine Stunde bergab und später im
Marschtempo wieder bergauf. Das kleine Städtchen liegt direkt am See und nach
dem Fußmarsch erholen wir uns bei einem italienischen Eis.

Zu Hause zurück kann jeder machen, was er will. Frau Messner und Frau Jauch
traktieren die Gemeinschaft mit ihren Geigen, was aber beiden riesig Spaß macht.
Danach wird wieder gearbeitet, d.h. gelesen, um zu verstehen, was die
verschiedenen Religionen beinhalten. Bei Konfuzianismus und Taoismus wird dies
besonders schwierig. Jede Religion soll präsentiert und zusammengefasst werden.
Wir haben drei Laptops dabei, was sich aber schnell als zu wenig entpuppt. Pater
Pedro stellt seinen Computer zur Verfügung, den sich Frau Jauch und Herr Nasaroff
teilen.

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Nach dem hervorragenden Nachtessen um 20 Uhr versammeln wir uns in unserem
Lernräumchen, um Tabu zu spielen. Ein Glück ist nur, dass die „Mexikaner“ auch laut
sind. Die Zeit vergeht wie im Flug und plötzlich ist es 12 Uhr.

Jeder von uns weiß, wann die Präsentation ist. Die Zeiteinteilung ist frei und das
Merkwürdige ist, dass alle arbeiten, irgendwo im Haus oder im Park und die
Ergebnisse sind erstaunlich.

                             Mittwoch, 23.Juni 2004:

7.30Uhr Morgenandacht. Pater Pedro beginnt mit Taizé – Musik, sehr beeindruckend.
Keine Morgenandacht gleicht der anderen. Mir fällt ein, dass ein Kuckuck
ununterbrochen ruft. Ich höre ihm immer wieder zu.
8.30Uhr Frühstück. Hier hat alles seinen Rhythmus, aber nichts wirkt hektisch,
obwohl Pater Pedro überall gleichzeitig zu sein scheint.

Nach dem Frühstück Weiterarbeit. Wir beginnen mit der Gitarre und einigen Liedern.
Dann geht es mit den Weltreligionen weiter.

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Die Meisten arbeiten bereits am Computer. Ursprünglich sollte die Präsentation
bereits heute sein, aber die Zeitplanung erweist sich als zu knapp, da wir die
Ergebnisse ins Reine schreiben wollen.
Frau Jauch blockiert stundenlang den Computer, weil sie sich in der Zeit völlig
getäuscht hat. Konfuzianismus ist nicht so einfach zu verstehen. Deshalb legt Herr
Nasaroff Nachtschicht ein und tippt seinen Taoismus zu allen möglichen Zeiten. Alle
arbeiten unheimlich konzentriert und erst das Mittagessen unterbricht die Arbeit.

Mittagessen: Wir sind immer restlos glücklich – einerseits weil wir nicht kochen
müssen und andererseits, weil die Mädchen aus Mexiko jeden Tag etwas anderes
Geniales auf den Tisch bringen. Bis das Essen da ist, versuchen wir die Ungeduld
durch Wurfspiele zu zügeln.

Heute Nachmittag steht der Besuch der Einsiedelei Santa Caterina auf dem
Programm. Nach kurzer Fahrt auf engen Sträßchen steigen wir einen steilen Pfad
hinab zum See. Etwa 20 Meter über dem Wasserspiegel befindet sich die Einsiedelei,
die im Laufe der Jahrhunderte immer größer ausgebaut wurde und eine
wunderschöne, in den Felsen gahauene Kirche besitzt. Es ist unglaublich, dass hier
ein Mensch allein gelebt haben soll. Wir sind tief beeindruckt und verweilen lange.

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Beeindruckend ist auch die alte Olivenpresse aus Holz und deren komplizierte
Handhabung:

Im Anschluss fahren wir weiter an das Ende des Sees nach Sesto Calende. Die
Besichtigung des Ortes endet wie schon am Tag vorher in einem Eiscafé.

Zu Hause angekommen wird weitergearbeitet, obwohl alle müde sind. Das
Nachtessen putscht uns wieder auf. Die geplante Präsentation wird endgültig auf
Donnerstagvormittag verschoben und wir spielen ein Spiel, bei dem Fremdwörter,
die keiner kennt, erklärt werden müssen. Es ist unglaublich, welche Erklärungen
herauskommen:

Auch heute wird es wieder spät und Pater Pedro interveniert, weil wir so laut lachen,
sodass niemand schlafen kann. Deshalb begeben wir uns um Mitternacht in die
Federn.

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Donnerstag, 24.Juni 2004:

An die Gebetsstunde um 7.30Uhr haben sich noch nicht alle gewöhnt. Heute macht
eine Motorsäge einen ekelhaften Lärm. Pater Pedro hört nicht lange zu und stellt
seine Taizé – CD wieder an und zwar so laut, dass die Säge übertönt wird. Dafür ist
der Kuckuck nicht zu hören, aber die Säge nervt wirklich.
Nach unserem obligatorischen Frühstück, bei dem wir Pater Pedro fast die ganze
Marmelade weggegessen, Weißbrot kiloweise vertilgt und den Kaffe, in dem ein
Löffel locker stehen bleibt, literweise getrunken haben, holen wir unsere Ergebnisse
und los geht´s. Von wegen fertig in einer Stunde. Die Präsentationen müssen
improvisiert werden, weil wir keinen Beamer, kein Tonpapier, keine rechten Stifte
etc. haben. Aber man glaubt nicht, wie erfinderisch wir sind.

Und Diskussionen schließen sich nach jeder vorgestellten Religion an. Je mehr
Religionen besprochen werden, desto hitziger werden die Diskussionen, sodass wir
uns immer wieder zurücknehmen müssen. Wir reden bis zum Mittagessen und erst
als wir fertig sind, gibt es etwas zu essen.

Hier ein paar Eindrücke von unseren Essen!

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Unsere Köpfe rauchen und jetzt teilt sich die Gruppe. Einige wandern den
Rosenkranzweg von Varese, der steil bergauf geht und die anderen sonnen sich am
See und lesen:

Die Fahrt nach Varese dauert etwa 45 Minuten. Ich habe mir unter dem Kreuzweg
etwas ganz anderes vorgestellt. Dieser Weg besteht aus 15 Stationen und wird
deshalb Rosenkranzweg genannt. Die einzelnen Stationen sind Kapellen mit
lebensgroßen Figuren, die leider hinter Glas sind. Sie zeigen das Leben Christi.

Dies ist eine der fünfzehn Kapellen.           Christus wird gefangen
                                               genommen.

Kreuzweg                                   Himmelfahrt

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Oben auf dem Berg die Endstation, der kleine Ort mit einer wunderschönen Kirche.
Von weitem sieht das Örtchen aus wie Jerusalem.

Nachdem wir die Kirche angeschaut haben und nach dem obligatorischen Eis ist der
Weg nach unten einfach, zumal wir Stöcke dabei haben.
Auf dem Rückweg nach Mombello nehmen wir den Rest wieder mit.
Im Kloster spielen Frau Messner und Frau Jauch wieder Geige, allerdings weit weg
von den anderen. Die vertreiben sich die Zeit bis zum Nachtessen mit Federballspiel
und Diskussionen.

An diesem Abend wird noch viel diskutiert und geredet, manche kommen erst im
3Uhr ins Bett. Frau Jauch fährt und geht um 12Uhr schlafen.

                                Freitag, 25.Juni 2004

Die Zimmer im Gästehaus müssen bis 8Uhr geräumt sein, weil eine Putzkolonne
anreist. Deshalb heißt es früh aufstehen. Frau Jauch fährt den Defender vor das
Gästehaus und alles Gepäck wird erst einmal dort deponiert.
Um 7.30Uhr hat Pater Pedro uns einen Gottesdienst im Freien versprochen. Eine
Pfadfindergruppe aus Deutschland hat einen P latz im Freien erstellt mit einem Kreuz,
einem Altar mit Fackeln und Baumstämmen zum Draufsitzen. Die Morgenandacht mit
Abendmahl ist eindrucksvoll. Pater Pedro erklärt jeden Teil des Gottesdienstes und
warum manches so gemacht wird. Vieles wird uns klar. Die Andacht im Freien unter
alten Bäumen ist ungewohnt, aber wunderschön – ebenfalls das Abendmahl. Wir
helfen ihm, seine Utensilien wieder ins Haus zu tragen und nach dem Frühstück hält
Pater Pedro einen Vortrag, in dem viele Punkte angesprochen werden, die auch in
unseren Diskussionen Thema gewesen sind:

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•   Der eigene Glaube und die eigene Kirche
   •   Toleranz anderen Religionen gegenüber, aber auch eine kritische Haltung
   •   Dreiheit: Geist – Verstand – Leib
   •   Unterschiedlicher Glaube bei Frau und Mann, durch unterschiedliche
       Beziehung zu Gott
   •   Veränderte Werte:
       Familie – subj. Wertvorstellungen – Glaube von Jugendlichen und Kindern
   •   Einblick in die Ordenserziehung
   •   Beispiele aus der Arbeit mit Jugendlichen
   •   Der rhythmisierte Alltag
   •   Gefahr der Jugendsekten
   •   Feed-back und Supervision

Wir sind beeindruckt. Pater Pedro spricht frei und voller Begeisterung für seine Arbeit
und seinen Status als Priester.
Die Tage im Kloster haben uns allen gut getan. Niemand will uns bekehren. Wer
glaubt, kann dies auch hier tun, wer unsicher ist, findet vielleicht einen neuen Weg
und wer sich mit der Kirche schwer tut, beschreitet vielleicht einen neuen Weg.
Wir sind alle zufrieden.
Zufrieden mit unserer Arbeit und unseren Ergebnissen. Unsere Planung können wir
abhaken. Nicht alles konnten wir besprechen, was wir in Rottweil geplant haben,
aber viel Neues ist hinzu gekommen. Viele Dinge haben sich unter uns abgespielt,
wie Toleranz gegen uns selbst, Vertrauen in die Gruppe, neue Freundschaften und
das Wissen, dass die Prüfung im kommenden Jahr auf aller Schultern liegt und
gemeinsam bewältigt werden kann. Pater Pedro hat durch gute Worte viel in uns
ausgelöst, nicht nur auf kirchlichem Gebiet, sondern auch in der pädagogischer
Hinsicht, im Umgang mit Kindern und im Umgang mit Fremden, die bei uns zur
Schule gehen.

Wir gehen ungern. Oft ist es nach Tagungen so, dass alle nur noch schnell nach
Hause möchten. Hier ist es anders. Wir tun uns schwer mit dem Abschied, danken
Pater Pedro, den lauten, fröhlichen Mexikanern und dem Abt, könnten problemlos
noch ein paar Tage dableiben. Alle sind sich einig: Diese Tagung war überwältigend.

Die Heimfahrt ist eine Tortur. Die Straße am See entlang ist kurvig und den Ersten
wird es schlecht. Herr Nasaroff bringt „Kotzkügelchen“, Globli: cocculus C30 und das
hilft wirklich. Unser Küken, die Piccolina hat seit Tagen Magenprobleme und erst
heute geht es ihr wieder besser. Sie fährt im Camper mit. Er ist bequemer.
Wir brauchen acht Stunden, zwei davon im Stau in Zürich, manchmal mit
„Verfahrungen“. Das Navigationssystem des Campers funktioniert nicht immer
richtig. Liegt es an „speedy gonzales“??? Frau Speders hat jedenfalls die Karte.

In Hüfingen werden die Autos umgeladen, manche haben ihr Auto hier geparkt.
Dann werden die anderen auf der Heimfahrt zu Hause abgeladen und der Rest der
Truppe holt sein Auto bei Frau Jauch.
Eine wunderbare Pädagogikwoche ist zu Ende gegangen.

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