ROUNDUP: Deutsche Bank stimmt die Branche auf anhaltend schwere Zeiten ein

Die Seite wird erstellt Emilia Weise
 
WEITER LESEN
ROUNDUP: Deutsche Bank stimmt die Branche auf anhaltend schwere Zeiten ein
04.09.2012

ROUNDUP: Deutsche Bank stimmt die Branche auf anhaltend
schwere Zeiten ein
FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen stimmt die
Finanzbranche auf weiterhin schwierige Zeiten ein. "Die Zukunft des Bankensektors kann
sich nicht darauf berufen, von dramatischen Wachstumsmöglichkeiten auszugehen, die
das Problem, das wir haben, relativ schnell lösen werden", sagte Fitschen am Dienstag bei
der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. "Wir sind gut beraten, wenn
wir uns für die kommenden Jahre auf anhaltende Volatilität einstellen."

  Bezogen auf die Euro-Schuldenkrise sagte Fitschen: "Ein Kernproblem, was wir haben, ist,
diese Schicksalsgemeinschaft zwischen Banken und Staaten ein- für allemal zu lösen."
Fitschen führt die größte Deutsche Bank seit diesem Juni gemeinsam mit Anshu Jain.

PAUSCHALKRITIK ZURÜCKGEWIESEN

  Fitschen betonte, die Banken hätten aus den Krisen der vergangenen Jahre gelernt. Er
sehe die Finanzindustrie jedoch vor weiteren "nachhaltigen Veränderungen", die Branche
werde in drei, vier Jahren anders aussehen. Für sein Haus kündigte Fitschen weitere
Konsequenzen an: Nächste Woche Dienstag (11.9.) will die Führungsspitze der Deutschen
Bank Details zu ihrer künftigen Strategie veröffentlichen.

  Die Deutsche Bank wolle ihr Profil als Universalbank schärfen, erklärte Fitschen. Er sprach
von einer "noch stärkeren Hinwendung zum kundenzentrierten Auftritt". Pauschale Kritik
am Investmentbanking wies er zurück. "Eine bestimmte Größe ist notwendig, um das zu
tun, was die großen, global orientierten Kunden von uns erwarten." Dazu gehöre auch das
Kapitalmarktgeschäft. Es sei nicht so, dass Einlagen von Sparern für zweifelhafte Geschäfte
missbraucht würden, versicherte der Manager.

KEIN KONKRETES RENDITEZIEL

  Fitschen deutete an, dass das Renditepotenzial der Deutschen Bank insgesamt
langfristig bei 14 bis 15 Prozent liege. Vorgänger Josef Ackermann hatte das Ziel einer
Vorsteuerrendite von 25 Prozent verfolgt. Dies hält er nicht mehr für realistisch. "Wir haben
hohen Druck auf die Margen, die Kapitalkosten sind hoch", sagte er. "Das wird zu einer
neuen Normalität führen, die wir aber auch erst in einiger Zeit erwarten." Ein neues
Renditeziel wollte er nicht geben. Er verwies aber auf "Experten", die eine Marge von 14 bis
15 Prozent für möglich halten./ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 1
04.09.2012

Deutsche-Bank-Chef Fitschen: Weiter schwere Zeiten für Banken

FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen stimmt die
Finanzbranche auf weiterhin schwierige Zeiten ein. "Die Zukunft des Bankensektors kann
sich nicht darauf berufen, von dramatischen Wachstumsmöglichkeiten auszugehen, die
das Problem, das wir haben, relativ schnell lösen werden", sagte Fitschen am Dienstag zum
Auftakt der "Handelsblatt"-Bankentagung in Frankfurt.

"Wir sind gut beraten, wenn wir uns für die kommenden Jahre auf anhaltende Volatilität
einstellen." Bezogen auf die Euro-Schuldenkrise sagte Fitschen: "Ein Kernproblem, was wir
haben ist, diese Schicksalsgemeinschaft zwischen Banken und Staaten ein- für allemal zu
lösen." Fitschen führt die größte Deutsche Bank seit diesem Juni gemeinsam mit Anshu
Jain./ben/DP/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 2
04.09.2012

Deutsche-Bank-Chef hält sich bei Renditezielen bedeckt

FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen hält die alten
Renditeziele des Konzerns für nicht mehr realistisch. "Wir haben hohen Druck auf die
Margen, die Kapitalkosten sind hoch", sagte der Manager am Dienstag bei der
"Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. "Das wird zu einer neuen
Normalität führen, die wir aber auch erst in einiger Zeit erwarten." Ein neues Renditeziel
wollte er nicht geben. Er verwies aber auf "Experten", die eine Marge von 14 bis 15 Prozent
für möglich halten.

  Ein Renditeziel sei kein Selbstzweck. Der Markt werde es bewerten. "Wenn der Markt
sagt, das ist nicht gut genug, dann haben die Banken ein kleines Problem - wo soll dann
das Kapital herkommen?", sagte Fitschen.

  Vorgänger Josef Ackermann hatte als Ziel eine Vorsteuerrendite von 25 Prozent auf das
eingesetzte Kapital verfolgt. Dafür war dem langjährigen Chef der größten deutschen Bank
oft Maßlosigkeit vorgeworfen worden. Fitschen wies die Kritik zum Teil als "unredlich"
zurück. "Wo ist die Sinnhaftigkeit, wenn Familienunternehmen bei einer Rendite von mehr
als 30 Prozent über eine Ziel von 25 Prozent bei Banken pfeifen."

  In der vergangenen Woche hatte auch der neue Chef der britischen Großbank Barclays
 , Antony Jenkins, das Renditeziel seines Vorgängers für nicht
realistisch erklärt. Er habe sich zum Ziel gesetzt, die Rendite auf das Eigenkapital über den
Kosten für selbiges zu halten. Das seien derzeit zwischen 11 und 11,5 Prozent, sagte
Jenkins. Sein über den Skandal um manipulierte Zinssätze bei Interbankgeschäften (Libor)
gestürzter Vorgänger Bob Diamond hatte zuletzt bei der für Investoren wichtigen
Kenngröße mittelfristig ein Ziel von mindestens 13 Prozent ausgerufen.

  Der Chef der Hypovereinsbank, Theodor Weimer, sieht die Renditechancen einer
Universalbank bei 10 bis 12 Prozent. "Die Zeiten mit 20 oder gar 25 Prozent
Eigenkapitalrendite vor Steuern sind bei einem (…) nachhaltigen Geschäftsmodell
undenkbar", sagte der Manager der Unicredit-Tochter dem "Handelsblatt"
(Dienstag)./enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 3
04.09.2012

Sparkassen-Präsident sieht Landesbanken auf gutem Weg

 FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngsten Einschnitte bei den Landesbanken gehen nach
Einschätzung von Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon in die richtige Richtung. Die
öffentlich-rechtlichen Institute machten nach der Finanzkrise ihre Hausaufgaben, seit Ende
2008 seien Risikopositionen um rund ein Drittel verringert worden.

"Jetzt gilt es, diesen Kurs zu halten und die Fehler der Vergangenheit nicht zu
wiederholen", bekräftigte Fahrenschon am sagte Fitschen am Dienstag bei der
"Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. Nach dem Verschwinden der
WestLB vom Markt Ende Juni sei "die Sortierung der Geschäftsfelder zwischen Landesbank
Berlin und Dekabank" ein nächster wichtiger Schritt. In diesem Herbst solle es dabei
Ergebnisse geben./ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 4
04.09.2012

Sparkassen und Privatbanken streiten über Neugestaltung der
Aufsicht

  FRANKFURT (dpa-AFX) - Die geplante Neuordnung der Bankenaufsicht in Europa sorgt in
der deutschen Finanzbranche für Streit. "Mir hat noch niemand erklären können, weshalb
es die Bewahrung der Systemstabilität in Europa notwendig macht, dass sich statt der
Bundesbank und der BaFin die EZB mit der Sparkasse Westmünsterland, der Volksbank
Paderborn-Höxter-Detmold oder der Fürstlich Castell'schen Bank in Würzburg beschäftigt",
sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg
Fahrenschon, am Dienstag bei der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in
Frankfurt.

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Europäische Zentralbank (EZB) künftig
mehr als 6000 Banken in den Euroländern zentral kontrollieren - und das möglichst schon
ab dem 1. Januar 2013. Fahrenschon bekräftigte, zweifellos müssten einige Institute über
die nationale Ebene hinaus beaufsichtigt werden. Das betreffe aber schätzungsweise nur
etwa 25 Institute.

  Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen sagte dagegen: "Die Bankenunion macht sehr viel
Sinn, wenn wir über Europa als einheitlichen Marktplatz reden." Bei der Regulierung der
Banken dürfe man sich daher nicht auf den "geringstmöglichen Nenner" einigen. Trotz der
Kritik etwa aus dem Sparkassenlager sei es richtig, alle europäischen Geldhäuser und nicht
nur die großen, systemrelevanten Institute aus einer Hand überwachen zu lassen. Schere
Deutschland da aus, würde das andere Staaten verleiten, dies ebenfalls zu tun./ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 5
04.09.2012

GESAMT-ROUNDUP: Zentrale                                     europäische                 Bankenaufsicht         in
Deutschland umstritten

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die geplante zentrale Bankenaufsicht in Europa mit einer starken
EZB sorgt in der deutschen Finanzbranche für Streit. Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen
mahnte, die aktuelle Krise für mutige Schritte zu nutzen. "Die Bankenunion macht sehr viel
Sinn, wenn wir über Europa als einheitlichen Marktplatz reden", sagte Fitschen am
Dienstag bei der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. Es dürfe bei
der Regulierung nicht um den "geringstmöglichen Nenner" gehen.

  Sparkassen und Volksbanken dagegen wehren sich weiterhin, mit den großen,
internationalen Finanzkonzernen in einen Topf geworfen zu werden. "Mir hat noch
niemand erklären können, weshalb es die Bewahrung der Systemstabilität in Europa
notwendig macht, dass sich statt der Bundesbank und der Bafin die EZB mit der Sparkasse
Westmünsterland, der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold oder der Fürstlich
Castell'schen Bank in Würzburg beschäftigt", sagte der Präsident des Deutschen
Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon.

SPARKASSEN UND GENOSSEN WEHREN SICH

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Europäische Zentralbank (EZB) künftig
mehr als 6.000 Banken in den Euroländern zentral kontrollieren - und das möglichst schon
ab dem 1. Januar 2013. Berenberg-Chefvolkwirt Holger Schmieding kommentierte die
Pläne mit den Worten: "Wir bräuchten eine Art europäische Bafin. Ich würde die EZB nicht
noch mit der gesamten Bankenaufsicht überfrachten."

  Fahrenschon bekräftigte, zweifellos müssten einige Institute über die nationale Ebene
hinaus beaufsichtigt werden. Das betreffe aber schätzungsweise nur etwa 25 Institute. Der
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR),
Uwe Fröhlich, sagte laut Redetext: "Es wäre weder sinnvoll noch gerechtfertigt, dass eine
zentrale Bankenaufsicht jede kleine Volksbank oder Raiffeisenbank kontrolliert."

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de    Seite 6
Seite 2
GESAMT-ROUNDUP: Zentrale                                     europäische                 Bankenaufsicht         in
Deutschland umstritten

DEUTSCHE BANK SIEHT ANHALTEND SCHWERE LAGE

  Deutsche-Bank-Chef Fitschen befand, es sei richtig, alle europäischen Geldhäuser und
nicht nur die großen, systemrelevanten Institute aus einer Hand überwachen zu lassen.
Schere gerade das wirtschaftlich erfolgreiche Deutschland da aus, würde das andere
Staaten verleiten, dies ebenfalls zu tun, warnte Fitschen.

  Die Finanzbranche insgesamt stimmte der Manager, der den Dax-Konzern seit Juni
gemeinsam mit Anshu Jain führt, auf schwierige Zeiten ein. "Die Zukunft des
Bankensektors    kann    sich     nicht   darauf       berufen,     von dramatischen
Wachstumsmöglichkeiten auszugehen", sagte Fitschen. "Wir sind gut beraten, wenn wir
uns für die kommenden Jahre auf anhaltende Volatilität einstellen."

BDI SPRINGT FITSCHEN BEI

  Für sein Haus kündigte Fitschen weitere Konsequenzen an: Am nächsten Dienstag (11.9.)
will die Führungsspitze der Deutschen Bank Details zu ihrer künftigen Strategie
veröffentlichen. Fitschen wehrte sich zugleich gegen pauschale Kritik zum Beispiel am
Investmentbanking: "Radikallösungen werden nicht helfen." Rückendeckung für diese
Position kam aus der Industrie. Unternehmen bräuchten auch strukturierte Produkte und
alternative Finanzierungsformen wie Derivate, sagte BDI-Präsident Hans- Peter Keitel: "Wir
brauchen die Koexistenz von Universal- und Spezialbank."/ben/enl/zb

  --- Von Jörn Bender, dpa, und Erik Nebel, dpa-AFX –

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de    Seite 7
04.09.2012

HINTERGRUND/Landesbanken suchen Bodenhaftung: Kunden vor
Ort im Fokus
FRANKFURT/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Gewinnrückgänge oder rote Zahlen zum Halbjahr:
Für die Landesbanken nimmt der Druck zu Veränderungen wieder zu. Mit der
Staatsschuldenkrise     und     der   Konjunkturabschwächung       haben     sich    die
Rahmenbedingungen verschlechtert. Auf der Suche nach stabilen Geschäften ist der
Privat- und Mittelstandskunde um die Ecke gefragt. Es geht zudem um Spezialisierung und
Nischen im umkämpften Bankenmarkt. Bei der Landesbank Berlin (LBB) und der Dekabank
können die Sparkassen als Alleineigentümer jetzt Nägel mit Köpfen machen.

  "Ein nächster wichtiger Schritt wird die Sortierung der Geschäftsfelder zwischen
Landesbank Berlin und Dekabank sein", sagte der neue Präsident des Deutschen
Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, am Dienstag bei der
"Handelsblatt"- Bankentagung in Frankfurt. "Wir sprechen derzeit darüber, was künftig
wohin gehört." Bei diesem Projekt würden alle Optionen - von einer Vollfusion bis zu
Kooperationen in einzelnen Feldern - untersucht. Ergebnisse soll es in diesem Herbst
geben.

  Die Sparkassen-Finanzgruppe hat gerade ein wesentlich größeres Projekt mit einer
milliardenschweren Kapitalspritze über die Bühne gebracht: Die Überführung des
Sparkassen- und Mittelstandsgeschäftes der WestLB zur Landesbank Hessen-Thüringen
(Helaba). Die Frankfurter sind damit nunmehr Zentralbank für insgesamt etwa 170
Sparkassen in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Diese
Kreditinstitute stehen nach früheren Angaben zusammengenommen für etwa 40 Prozent
des gesamten Sparkassengeschäftes in Deutschland.

  Risiken reduziert, höhere Kernkapitalquote, die Kunden im Blick - nach Ansicht
Fahrenschons machen die Landesbanken ihre Hausaufgaben. Seit Ende 2008 hätten sie
Risikopositionen im Volumen von 230 Milliarden Euro abgebaut. Die Kernkapitalquote der
Landesbanken sei zugleich von 8,3 auf 13,2 Prozent gestiegen. "Diese Leistung hätten viele
den Landesbanken nicht zugetraut", betonte der Sparkassen-Präsident. Die Landesbanken
hätten bei Unternehmensfinanzierungen im Inland einen Marktanteil von 16 Prozent, die
privaten Großbanken kämen zusammen auf 11 Prozent.

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 8
Seite 2
HINTERGRUND/Landesbanken suchen Bodenhaftung: Kunden vor
Ort im Fokus
Auch der Bankenexperte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y), Dirk
Müller-Tronnier, erwartet eine zunehmende Arbeitsteilung bei den Landesbanken, bei
denen Sparkassen Mehrheitseigentümer sind. Das gelte auch für die Dekabank, die als
zentrale Wertpapierbank der Sparkassen-Organisation positioniert werden könnte.

  Flächendeckend werde es für alle Banken schwieriger, die Ergebnisse zu steigern oder zu
halten, meint Müller-Tronnier. Ein Grund seien verschärfte Vorgaben, die Geschäfte mit
mehr Eigenkapital zu unterlegen. "Das bedeutet: Eine Bank kann mit dem selben Geld
weniger Geschäft machen", erläuterte der E&Y-Experte.

  Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen bekräftigte: Die Branche insgesamt solle für die
Zukunft nicht von "dramatischen Wachstumsmöglichkeiten" ausgehen. "Wir sind gut
beraten, wenn wir uns für die kommenden Jahre auf anhaltende Volatilität einstellen."
Fitschen sieht die Bankenindustrie vor nachhaltigen Veränderungen, die Branche werde in
drei, vier Jahren anders aussehen.

  Auch bei den öffentlich-rechtlichen Instituten ist die Neuausrichtung längst nicht
abgeschlossen. "Jede Landesbank muss für sich eine Nische, ein eigenes Thema finden",
sagte Müller-Tronnier. Die Helaba sei in einer sehr aussichtsreichen Position. Die Nord/LB
verfüge über besonderes Know-how bei Schiffsfinanzierungen. "Dann kann man, wenn
sich andere zurückgezogen haben und es den Reedern wieder besser geht, eine Pole-
Position haben." Man müsse jedoch beachten, dass es bei Schiffsfinanzierungen mit der
Weltkonjunktur schnell auf und ab gehen könne, schränkte Müller-Tronnier ein.

  Die Landesbanken selbst - die Fahrenschon mahnt, Kurs zu halten und alte Fehler nicht
zu wiederholen - heben in ihren jüngsten Berichten die Kundenbeziehungen hervor. "Auch
in stürmischen Zeiten hat sich das Kundengeschäft als solide Ertragssäule des Konzerns
erwiesen", erklärte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die BayernLB hat in den
ersten sechs Monaten 2012 vor allem dank ihrer "Kernaktivitäten" einen Überschuss
erwirtschaftet. Dazu zählt sie das Geschäft mit Firmen- und Privatkunden sowie Sparkassen
in Bayern./ben/vd/DP/jha

  --- Von Jörn Bender und Volker Danisch, dpa ---

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 9
04.09.2012

EZB knüpft Mitwirkung bei Bankenregulierung an Bedingungen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) knüpft ihre Mitwirkung in einer
übergeordneten europäischen Bankenaufsicht an Bedingungen. Die EZB sei bereit, als
Aufsichtsbehörde Verantwortung zu übernehmen, bekräftigte EZB-Direktoriumsmitglied
Jörg Asmussen am Dienstag bei einer Bankentagung in Frankfurt.

  Die Notenbank werde diese Aufgaben aber nur übernehmen, wenn Bedingungen erfüllt
seien, sagte Asmussen laut Redetext: "Die Geldpolitik muss von der Bankenaufsicht nach
außen und nach innen organisatorisch und auch personell getrennt werden." Zudem dürfe
die Unabhängigkeit der Notenbank "in keiner Weise beeinträchtigt" werden. Zudem müsse
die EZB über "ausreichende Eingriffsrechte verfügen".

  Zunächst sollte sich eine solche neue Bankenaufsicht auf Institute des Euroraums
konzentrieren. "Aus meiner persönlichen Sicht ist es sinnvoll, zumindest anfangs die
europäische Aufsicht auf die europaweit und national systemisch relevanten Institute zu
begrenzen. Zum Jahresanfang 2013 eine Aufsicht über alle Banken des Euroraums zu
organisieren, ist weder zielführend noch darstellbar." Nach dem Willen der EU-Kommission
soll die EZB künftig mehr als 6000 Banken in den Euroländern zentral kontrollieren -
möglichst schon ab 1.1.2013.

  Asmussen betonte: "Die Häufung von zumindest individuellem Fehlverhalten in großen
Finanzinstitutionen zeigt, dass eine scharfe Regulierung notwendig ist, weil entweder
interne Kontrollmechanismen oder die externe Aufsicht nicht funktioniert haben."
Insgesamt sei im Euroraum eine Fragmentierung des gemeinsamen Finanzmarktes zu
beobachten, "es findet eine Renationalisierung statt".

  "Wenn die Finanzmarktstabilität in ganz Europa gefährdet ist, dann sollten wir eine
gesamteuropäische Antwort hierauf finden, und diese Antwort lautet: wir sollten eine
Finanzmarktunion schaffen", sagte das EZB-Direktoriumsmitglied. "Die Schaffung einer
einheitlichen Bankenaufsicht für den Euroraum ist eine unbedingte Voraussetzung für eine
direkte Rekapitalisierung der Banken durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus
(ESM)."/ben/enl/DP/jsl

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 10
04.09.2012

GESAMT-ROUNDUP: EZB als Bankenaufsicht? -                                                            Streit über
Neuordnung in Deutschland
FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) knüpft ihre Mitwirkung
in einer übergeordneten europäischen Bankenaufsicht an Bedingungen. "Die Geldpolitik
muss von der Bankenaufsicht nach außen und nach innen organisatorisch und auch
personell getrennt werden", betonte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen am
Dienstag bei der "Handelsblatt"-Bankentagung in Frankfurt. Die Unabhängigkeit der
Notenbank dürfe "in keiner Weise beeinträchtigt" werden. Zudem müsse die EZB über
ausreichende Eingriffsrechte verfügen, um Banken notfalls auch zu schließen.

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die EZB künftig mehr als 6000 Banken in den
Euroländern zentral kontrollieren - möglichst schon ab 1. Januar 2013. Sparkassen und
Volksbanken wehren sich weiterhin, mit den großen, internationalen Finanzkonzernen in
einen Topf geworfen zu werden.

   Asmussen deutete eine mögliche Kompromisslinie an: "Aus meiner persönlichen Sicht ist
es sinnvoll, zumindest anfangs die europäische Aufsicht auf die europaweit und national
systemisch relevanten Institute zu begrenzen. Zum Jahresanfang 2013 eine Aufsicht über
alle Banken des Euroraums zu organisieren, ist weder zielführend noch darstellbar."

  Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen mahnte, die aktuelle Krise für mutige Schritte zu
nutzen. "Die Bankenunion macht sehr viel Sinn, wenn wir über Europa als einheitlichen
Marktplatz reden." Es dürfe bei der Regulierung nicht um den "geringstmöglichen Nenner"
gehen.

  Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon erneuerte seine Kritik: "Mir hat noch niemand
erklären können, weshalb es die Bewahrung der Systemstabilität in Europa notwendig
macht, dass sich statt der Bundesbank und der Bafin die EZB mit der Sparkasse
Westmünsterland, der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold oder der Fürstlich
Castell'schen Bank in Würzburg beschäftigt."

  Fahrenschon bekräftigte, zweifellos müssten einige Institute über die nationale Ebene
hinaus beaufsichtigt werden. Das betreffe aber schätzungsweise nur etwa 25 Institute. Der
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR),
Uwe Fröhlich, sagte, es mache überhaupt keinen Sinn, dass die EZB die kleine Volksbank
oder die kleine Sparkasse überwache.

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de         Seite 11
Seite 2
GESAMT-ROUNDUP: EZB als Bankenaufsicht? -                                                            Streit über
Neuordnung in Deutschland
Deutsche-Bank-Chef Fitschen sprach sich gegen Sonderregelungen aus: Schere gerade das
wirtschaftlich erfolgreiche Deutschland aus, würde das andere Staaten verleiten, dies
ebenfalls zu tun.

  Die Finanzbranche insgesamt stimmte der Manager, der den Dax -Konzern seit Juni
gemeinsam mit Anshu Jain führt, auf schwierige Zeiten ein. "Die Zukunft des
Bankensektors    kann    sich     nicht   darauf       berufen,     von dramatischen
Wachstumsmöglichkeiten auszugehen", sagte Fitschen. "Wir sind gut beraten, wenn wir
uns für die kommenden Jahre auf anhaltende Volatilität einstellen."

  Für sein Haus kündigte Fitschen weitere Konsequenzen an: Am nächsten Dienstag (11.9.)
will die Führungsspitze der Deutschen Bank Details zu ihrer künftigen Strategie
veröffentlichen. Fitschen wehrte sich zugleich gegen pauschale Kritik zum Beispiel am
Investmentbanking: "Radikallösungen werden nicht helfen."

  Rückendeckung für diese Position kam aus der Industrie. Unternehmen bräuchten auch
strukturierte Produkte und alternative Finanzierungsformen wie Derivate, sagte BDI-
Präsident Hans- Peter Keitel: "Wir brauchen die Koexistenz von Universal- und
Spezialbank."

  Unterdessen werden neue Eingriffe der EZB an den Anleihenmärkten wahrscheinlicher.
"Ein geldpolitisches Signal, wie es die EZB beispielsweise mit der Zinssenkung im Juli
gesetzt hat, kommt uneinheitlich oder zum Teil überhaupt nicht in der Realwirtschaft an",
erklärte Asmussen. "Der Leitzins, der eigentlich "leiten" soll, tut dies nur noch
eingeschränkt." Bei der EZB-Ratssitzung am Donnerstag (6.9.) werden Details zu einem
neuen Kaufprogramm der EZB für Anleihen von Krisenstaaten wie Spanien und Italien
erwartet./ben/enl/DP/bgf

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de         Seite 12
05.09.2012

Commerzbank rechnet weiter mit schwerem Halbjahr
  FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz der Stabilisierung an den Märkten in den vergangenen
Wochen bleibt die Commerzbank für das zweite Halbjahr pessimistisch. Die zweite
Jahreshälfte werde schwieriger als die erste, sagte Vorstandschef Martin Blessing am
Mittwoch in Frankfurt und bekräftigte damit Aussagen von vor einem Monat.

  Die teilverstaatlichte Bank hatte damals wegen der sich eintrübenden Wirtschaftslage in
Deutschland und der ungelösten Schuldenkrise in Europa ein schwächeres Geschäft
angekündigt. Vor allem wachse die Gefahr, dass Kredite wieder stärker ausfallen. Blessing
erklärte, dass er keine schnelle Lösung der Schuldenkrise in Europa erwarte.

  Im ersten Halbjahr verdiente die Commerzbank unter dem Strich 644 Millionen Euro, ein
Drittel weniger als vor einer Jahr. Im zweiten Quartal konnte das Institut einen weiteren
Gewinneinbruch aber zumindest vermeiden. Im Vorjahr hatte die Bank wegen hoher
Abschreibung auf griechische Staatsanleihen nur 24 Millionen Euro von April bis Juni
verdient, diesmal waren es 275 Millionen./enl/ben/zb/kja

Commerzbank:                      Bleiben             trotz          Schrumpfkur                     Partner      der
Unternehmen
FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Die Commerzbank bekennt sich trotz ihrer Schrumpfkur zu
ihrem Geschäft mit den Unternehmen in Deutschland. "Wir finanzieren auch weiterhin gut
und gerne die deutsche Wirtschaft - vom Exportgeschäft bis zur Lagerhalle", betonte
Commerzbank-Chef Martin Blessing am zweiten Tag der "Handelsblatt"-Tagung "Banken
im Umbruch" am Mittwoch in Frankfurt. Kapital, das durch die Abwicklung der
Immobilientochter Eurohypo frei werde, wolle der teilverstaatlichte Konzern in
Mittelstands- und Baufinanzierung stecken. Investieren will die deutsche Nummer zwei
weiterhin auch in Osteuropa: Mit der Tochter BRE sei der Vorstand sehr zufrieden, das
Geschäft in Polen, Tschechien und der Slowakei soll ausgebaut werden, sagte
Blessing./ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de             Seite 13
05.09.2012

Commerzbank      unterstützt                                Forderung                  nach          einheitlicher
europäischer Aufsicht
  FRANKFURT (dpa-AFX) - Die teilverstaatlichte Commerzbank unterstützt die Forderung
der Privatbanken nach einer einheitlichen Aufsicht in Europa. "Entscheidend für mich ist,
dass alle Banken in der EU gemeinsamen Regeln unterliegen", sagte Vorstandschef Martin
Blessing am Mittwoch bei der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt.
Diese Aufsicht müsse zudem klar definierte Durchgriffsrechte haben.

  Die Aufsicht vor Ort könne weiterhin durch die nationalen Aufseher erfolgen - aber nach
einheitlichen Regeln, sagte Blessing. "Schließlich sind auch Sparkassen systemrelevant -
insbesondere im Haftungsverbund mit Landesbanken." Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen
Fitschen hatte am Tag zuvor ebenfalls eine einheitliche Regelung gefordert. Sparkassen
und Genossenschaftsbanken lehnen eine sogenannte Bankenunion vehement
ab./enl/zb/stw

Blessing kritisiert EZB-Anleihenkäufe als 'Rechtsbruch'
  FRANKFURT (dpa-AFX) - Commerzbank-Chef Martin Blessing hat den Kauf von
Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten durch die EZB kritisiert. Die Bondkäufe verstießen
gegen das Mandat der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte Blessing am Mittwoch bei
der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. "Ich kann mir nicht
vorstellen wie durch einen Rechtsbruch langfristig Vertrauen aufgebaut werden kann." Die
Notenbank bereitet derzeit ein neues Programm zum Kauf von Anleihen von Eurostaaten
wie Spanien und Italien vor, um so deren Zinslast zu drücken. Details werden an diesem
Donnerstag erwartet. "Es besteht die Gefahr, dass weiterhin nur Zeit gekauft wird, und der
Reformdruck gemindert wird", sagte Blessing. "An einer Vergemeinschaftung von
Schulden in Europa führt auf Dauer kein Weg vorbei."/ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de          Seite 14
05.09.2012

Förderbank KfW erneut auf Kurs zu Zwei-Milliarden-Gewinn
  FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Die staatliche KfW sieht sich wegen der starken Nachfrage
nach Fördergeldern und der Schwäche vieler Geschäftsbanken erneut auf Kurs zu einem
Gewinn über zwei Milliarden Euro. "Alles deutet darauf hin, dass wir wieder irgendwo in
der Gegend von zwei Milliarden Euro beim Konzerngewinn landen werden - zum dritten
Mal hintereinander", sagte der Vorstandsvorsitzende der KfW Bankengruppe, Ulrich
Schröder, bei der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" am Mittwoch in Frankfurt.
Zum Jahresende 2011 standen rund 2,1 Milliarden Euro Überschuss in den Büchern, ein
Jahr zuvor gut 2,6 Milliarden Euro.

  Die KfW sei ein "ganz klarer Gewinner der Krisenentwicklung", erklärte Schröder: "Wir
können uns vor einem weiteren Bedeutungszuwachs nicht schützen." Viele
Geschäftsbanken schrumpfen derzeit wegen höherer Kapitalanforderungen ihr Geschäft.
Die KfW profitiert dagegen von der Top-Bonität ihres Haupteigentümers, der
Bundesrepublik, und kann sich so günstig wie nie Geld besorgen./ben/DP/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 15
05.09.2012

Förderbank KfW erneut auf Kurs zu Zwei-Milliarden-Gewinn
  FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschlands Privatbanken unterstützen eine führende Rolle
der EZB bei der Regulierung der Finanzbranche. Auf Widerstand trifft dagegen der Plan der
Währungshüter, weitere Milliarden in Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten wie Spanien
und Italien zu stecken.

   Commerzbank-Chef Martin Blessing kritisierte am Mittwoch in Frankfurt,
Staatsanleihenkäufe verstießen gegen das Mandat der Europäischen Zentralbank (EZB).
"Ich kann mir nicht vorstellen wie durch einen Rechtsbruch langfristig Vertrauen aufgebaut
werden kann", sagte Blessing am zweiten Tag der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im
Umbruch".

  Die Notenbank bereitet derzeit ein neues Programm zum Kauf von Bonds vor, Details
werden an diesem Donnerstag (6.9.) erwartet. Mit den Maßnahmen will die Zentralbank
das seit Monaten relativ hohe Zinsniveau wirtschaftlich angeschlagener Staaten in
Südeuropa drücken. Die Bundesbank lehnt die Käufe ab, sie verstießen gegen das Verbot
der Staatsfinanzierung mit Hilfe der Notenpresse.

  Blessing gab zu bedenken: "Es besteht die Gefahr, dass weiterhin nur Zeit gekauft wird,
und der Reformdruck gemindert wird." Der Vorstandsvorsitzende der zweitgrößten
deutschen Bank ist überzeugt: "An einer Vergemeinschaftung von Schulden in Europa
führt auf Dauer kein Weg vorbei."

  Für eine vernünftige Idee halten die Privatbanken eine zentrale europäische
Bankenaufsicht unter Federführung der Europäischen Zentralbank. "Die EZB ist europaweit
die einzige Institution, die für diese Aufgabe infrage kommt", befand der
Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbandes BdB, Michael Kemmer, am Mittwoch im
Deutschlandfunk. "Uns ist es wichtig, dass wir den Grundsatz haben: Gleiches Geschäft,
gleiche Risiken, gleiche Regeln - und zwar europaweit."

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die EZB möglichst schon ab dem 1. Januar
2013 mehr als 6000 Banken in den Euroländern zentral überwachen. Die EZB ist dazu
grundsätzlich bereit, pocht jedoch auf ihre Unabhängigkeit und fordert schlagkräftige
Eingriffsrechte, um Banken notfalls auch schließen zu können.

  Sparkassen und Genossenschaftsbanken wehren sich, mit den großen, internationalen
Finanzkonzernen in einen Topf geworfen zu werden. Commerzbank-Chef Blessing sprach
sich jedoch gegen Sonderregeln für bestimmte Bankengruppen aus: "Schließlich sind auch
Sparkassen systemrelevant - insbesondere im Haftungsverbund mit Landesbanken."

  Der Chef der Unicredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB), Theodor Weimer, bekräftigte,
unterschiedliche Regulierungssysteme dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Europa müsse als Ganzes handeln: Die "Kosten des Durchwurschtelns" würden täglich
höher./ben/enl/zb

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 16
05.09.2012

Schäuble warnt                      vor        Scheinlösungen                    bei       Neuordnung      der
Bankenaufsicht
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dämpft die
Hoffnung auf eine schnelle Neuordnung der Bankenaufsicht in Europa. "Ich warne davor,
die Erwartung zu schaffen, das könnte schon zum 1. Januar 2013 funktionieren", sagte
Schäuble am Mittwoch bei einer Bankentagung in Frankfurt.

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Europäische Zentralbank (EZB) vom
kommenden Jahr an mehr als 6.000 Banken in den Euroländern zentral überwachen. Diese
Richtung unterstützt Schäuble: "Nationale Aufsichtsinstanzen reichen nicht mehr aus." Eine
zentrale Aufsicht sei aber nur sinnvoll, wenn sie besser aufgestellt werde als die bisherigen
Behörden. "Scheinlösungen bringen uns da nichts."

  Banker, die mit fragwürdigen Geschäften das gesamte Finanzsystem ins Wanken
bringen, sollen nach dem Willen der Bundesregierung härter bestraft werden können. "Wir
müssen auch über Sanktionen sprechen: Ordnungsrechtliche und strafrechtliche
Sanktionen. Und Sanktionen müssen auch durchgesetzt werden", sagte Schäuble.
Gemeinsam mit dem Justizministerium werde an einem entsprechenden Konzept
gearbeitet./ben/enl/DP/jha

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de      Seite 17
05.09.2012

ROUNDUP: EZB als neue Bankenaufsicht? Schäuble warnt vor
Scheinlösungen
  FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die
Hoffnung auf eine schnelle Neuordnung der Bankenaufsicht in Europa gedämpft. "Ich
warne davor, die Erwartung zu schaffen, das könnte schon zum 1. Januar 2013
funktionieren", sagte Schäuble am Mittwoch bei einer Bankentagung in Frankfurt.

  Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Europäische Zentralbank (EZB) vom
kommenden Jahr an mehr als 6000 Banken in den Euroländern zentral überwachen. Die
EZB ist dazu grundsätzlich bereit, pocht jedoch auf ihre Unabhängigkeit und fordert
schlagkräftige Eingriffsrechte, um Banken notfalls auch schließen zu können.

  Die Richtung unterstützt Schäuble: "Nationale Aufsichtsinstanzen reichen nicht mehr
aus." Eine zentrale Aufsicht sei nur sinnvoll, wenn sie besser aufgestellt werde als die
bisherigen Behörden. "Scheinlösungen bringen uns da nichts."

  Deutschlands Privatbanken halten eine führende Rolle der EZB bei der Regulierung für
sinnvoll. "Die EZB ist europaweit die einzige Institution, die für diese Aufgabe infrage
kommt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbandes BdB, Michael
Kemmer, im Deutschlandfunk. "Uns ist es wichtig, dass wir den Grundsatz haben: gleiches
Geschäft, gleiche Risiken, gleiche Regeln - und zwar europaweit." Sparkassen und
Genossenschaftsbanken wehren sich, mit großen, internationalen Konzernen in einen Topf
geworfen zu werden.

  Banker, die mit fragwürdigen Geschäften das gesamte Finanzsystem ins Wanken
bringen, sollen nach dem Willen der Bundesregierung härter bestraft werden können. "Wir
müssen auch über Sanktionen sprechen: ordnungsrechtliche und strafrechtliche
Sanktionen. Und Sanktionen müssen auch durchgesetzt werden", sagte Schäuble.
Gemeinsam mit dem Justizministerium werde an einem entsprechenden Konzept
gearbeitet.

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 18
Seite 2
ROUNDUP: EZB als neue Bankenaufsicht? Schäuble warnt vor
Scheinlösungen
  Auf Widerstand trifft bei Banken der Plan der EZB, weitere Milliarden in Staatsanleihen
von Euro-Krisenstaaten wie Spanien und Italien zu stecken. Commerzbank-Chef Martin
Blessing kritisierte, Anleihenkäufe verstießen gegen das Mandat der Währungshüter: "Ich
kann mir nicht vorstellen, wie durch einen Rechtsbruch langfristig Vertrauen aufgebaut
werden kann."

  Die Notenbank bereitet derzeit ein neues Programm zum Kauf von Bonds vor, Details
werden an diesem Donnerstag (6.9.) erwartet. Mit den Maßnahmen will die Zentralbank
das seit Monaten relativ hohe Zinsniveau wirtschaftlich angeschlagener Staaten in
Südeuropa drücken. Die Bundesbank lehnt die Käufe ab, sie verstießen gegen das Verbot
der Staatsfinanzierung mit Hilfe der Notenpresse.

  Blessing gab zudem zu bedenken: "Es besteht die Gefahr, dass weiterhin nur Zeit gekauft
wird, und der Reformdruck gemindert wird." Der Vorstandsvorsitzende der zweitgrößten
deutschen Bank ist überzeugt: "An einer Vergemeinschaftung von Schulden in Europa
führt auf Dauer kein Weg vorbei."/ben/enl/DP/bgf

dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH Ÿ Gutleutstraße 110 Ÿ 60327 Frankfurt am Main Ÿ www.dpa-AFX.de   Seite 19
Sie können auch lesen