Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Deutscher Wetterdienst
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Prof. Dr. Gerhard Adrian Präsident des Deutschen Wetterdienstes Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, wofür werden Sonnenscheindauer und Luftdruck gemessen? Radarverbund des DWD schickt alle fünf Minuten seine Informa- Welche meteorologischen Werte können aus Satellitendaten tionen. Die modernen Methoden der Datenassimilation können abgeleitet werden? Wie häufig übermittelten Wetterbeobachter Daten unterschiedlichster Art und Quellen zu einem physikalisch die erfassten Wetterdaten? Diese und viele andere Fragen sehr aussagekräftigen Bild der Atmosphäre zusammenführen. wollen wir Ihnen in der Broschüre „Von der Augenbeobachtung Doch trotz des enormen Fortschritts wird für die Bestimmung zum automatischen Messnetz“ in übersichtlicher Form beant- einiger meteorologischer Parameter der Mensch derzeit noch worten. Dabei zeigen wir, wie sich die Wetterbeobachtung benötigt. Dies betrifft insbesondere die Schneehöhe, das verändert, aber gleichzeitig die Wettervorhersage insgesamt Schnee-Wasser-Äquivalent sowie den Bedeckungsgrad. Schnee- verbessert hat. höhe und Wolkenbedeckungsgrad erschließen sich zwar leicht Ende des 19. Jahrhunderts begann die Wissenschaft damit, dem Auge. Sie passen aber nicht mehr in die heute ange- die menschlichen Beobachtungen des Wetters in ihren physi- wendete physikalische Beschreibung des Zustandes der Atmo- kalischen Zusammenhängen zu untersuchen. Bis dahin gab sphäre, die Grundlage jeder Wettervorhersage ist. Das Ziel es nur Beschreibungen der Naturphänomene. Heute sind wir ist es deshalb nicht, die Augenbeobachtungen eins zu eins zu soweit, das Wetter nahezu lückenlos automatisch zu erfassen ersetzen, sondern vielmehr die physikalischen Prozesse in der und daraus mithilfe des Computers das Wetter vorherzusagen. Atmosphäre über geeignete Parameter zu beschreiben. Um Die Geschichte der Meteorologie ist auch eine Geschichte dies zu ermöglichen, arbeitet der DWD an der Weiterentwicklung der technologischen Entwicklung. entsprechender Sensoren und Verfahren und orientiert sich dabei an den Anforderungen der Datennutzer. Bis 2021, so das Über ein Jahrhundert bildete die Wetterbeobachtung durch Ziel, wird das Messnetz des DWD vollautomatisiert sein. Das den Menschen den Kern der Wetter- und Klimaforschung. Know-how und die Erfahrung unserer Wetterbeobachterinnen Der Start des ersten Wettersatelliten 1960 kam dann einer und Wetterbeobachter werden für andere strategisch wichtige Revolution in der Meteorologie gleich. Auch die Jahre 1966/67 Aufgaben innerhalb des DWD gebraucht. brachten entscheidende Veränderungen: Der Meteorologische Dienst (MD) der Deutschen Demokratischen Republik sowie Mit dieser Publikation zeigen wir zum einen die Pionierleistung der Deutsche Wetterdienst (DWD) der Bundesrepublik Deutsch- der früheren und das Engagement der heutigen Beobachter- land empfingen erstmals Wettersatellitendaten, Großrechner generation, die unter allen Wetterbedingungen, und dabei ins- gingen in den operationellen Betrieb für die Numerische Wetter- besondere auf Bergstationen oft auch widrigsten Verhältnissen, vorhersage, das erste Niederschlagsradar wurde in Leipzig ein- zuverlässig ihre Aufgaben erfüllten und erfüllen. Dank der Beob- gesetzt. Seit dieser Zeit sind der technisch-wissenschaftliche achterinnen und Beobachter verfügen wir in Deutschland über Fortschritt und die Automatisierung in der Meteorologie weiter repräsentativ flächendeckende, meteorologische und klima- Hintergrund vorangeschritten. Nur zwei Zahlen im Vergleich: 1966 hatten tologische Zeitreihen seit 1881, teilweise noch weiter zurück- die Bodenmessdaten ein Volumen von rund 163 MB jährlich, reichend. Zum anderen wollen wir am Bedeutungswandel der Von der Augenbeobachtung für das Jahr 2016 wurden für diese Daten über 44 000 MB an Speicherkapazität benötigt. Und wir sind noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen. Augenbeobachtung anschaulich zeigen, wie der Mensch sich Technik zunutze macht. Ich lade Sie ein, auf dieser Zeitreise die technische Veränderung in der Meteorologie nachzuvollziehen, zum automatischen Messnetz Die Möglichkeiten der Fernerkundung, sowohl mit bodenge- stützten Verfahren als auch mithilfe der Wettersatelliten, führen die gleichzeitig eine signifikante Verbesserung der Wetter- vorhersage ermöglicht hat. konstant zu weiteren Verbesserungen in der Wettervorhersage Ihr und der Klimaforschung. Gerade die Fernerkundung ist es, die meteorologische Daten flächendeckend und in einer hohen Zeit- auflösung liefert, die mit den berühmten Mannheimer Stunden, täglich um 7.00, 14.00 und 21.00 Uhr Ortszeit Wetterwerte festzuhalten, nicht mehr zu vergleichen sind. Satelliten können Daten in einem Intervall von zweieinhalb Minuten senden, der Gerhard Adrian
1900 1905 1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 Wetterbeobachtung durch den Menschen (Menschen beobachten das Wetter und lesen Werte von Instrumenten ab.) 1900 1935 1955 Wolkenart, Bedeckungsgrad, Wolkenart, Bedeckungsgrad, Sichtweite, Wolkenuntergrenze, Wolkenart, Sichtweite, Windrichtung, Windstärke, Windrichtung, Windstärke, Lufttemperatur, Bedeckungsgrad, Sichtweite, Windrichtung, Lufttemperatur, Maximumtemperatur, Maximumtemperatur, Minimumtemperatur, Windgeschwindigkeit, Lufttemperatur, Minimumtemperatur, Luftdruck, Feuchte, Luftdruck, Feuchte, Niederschlagsart, Maximumtemperatur, Minimumtemperatur, Niederschlagsart, Niederschlagsmenge, Niederschlagsmenge, Wettererscheinung, Erdbodentemperatur, Luftdruck, Feuchte, Wettererscheinung, Sonnenscheindauer, Sonnenscheindauer, Schneehöhe Niederschlagsart, Niederschlagsmenge, 3* Schneehöhe Wettererscheinung, Sonnenscheindauer, 3 * Globalstrahlung, Schneehöhe, Schnee-Wasser-Äquivalent 8** 1900 / 1910 1935 1950 / 1952 Länderorganisationen Reichswetterdienst Meteorologischer Dienst (MD) (nicht vollständig) 552 Wetterstationen Deutscher Wetterdienst (DWD) ca. 350 Wetterstationen (1., 2., 3. Ordnung) 11 Observatorien (1., 2., 3. Ordnung) 7 Aerologische Aufstiegsstellen 190 Bodenbeobachtungsstationen 15 Aufstiegsstellen Wetterballone ca. 4.400 Niederschlagsmessstellen (mit Personal) ca. 2.400 Niederschlagsmessstellen 13 Aerologische Aufstiegsstellen ca. 1.500 Gewittermeldestellen 3.992 Niederschlagsmessstellen Empfang Wettersatellitendaten (DEU) Erster europäischer Wettersatellit Erster Großrechner bei MD / DWD Beginn NWV / Datenassimilation Erster Wettersatellit (USA) Aufbau Radarverbund Gründung EUMETSAT Drachen / Wetterballone Erstes Wetterradar Etwa seit 1900 1960 1985 1986 1967 1977 1966 1982 1970 1964 1984 1968 1980 1963 1965 1954 1983 1962 1969 1958 1950 1956 1981 1953 1955 1961 1952 1959 1972 1957 1973 1951 1971 1975 1979 1978 1976 1974 Temperatur, Luftdruck, Feuchte, Wolkenstruktur, Druckzentren, Temperatur Windrichtung, Windgeschwindigkeit 24 24** Windrichtung Frontenbewegung ** 4 ** 3 ** Erläuterungen Auf dem Zeitstrahl ist die Anzahl der * Anzahl der Übertragung von Mess- AMDA: GPS: wichtigsten Messstellen und Daten- bzw. Beobachtungsdaten innerhalb Automatische Meteorologische Global Positioning System quellen angegeben. von 24 Stunden DatenerfassungsAnlage NWV: ** Maximale Anzahl der Übertragung EUMETSAT: Numerische Wettervorhersage von Mess- bzw. Beobachtungsdaten Europäische Organisation zur Nutzung Automatische / indirekte Messung RASS: innerhalb von 24 Stunden von meteorologischen Satelliten Radio Acoustic Sounding System *** Durchschnittliche Anzahl der Über- tragung von Mess- bzw. Beobachtungs- (Instrumente messen automatisch bzw. liefern Daten, aus denen meteorologische Werte abgeleitet werden.) daten innerhalb von 24 Stunden
1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 1992 2007 2016 Wolkenart, Bedeckungsgrad, Wolkenart, Bedeckungsgrad, Wolkenart, Bedeckungsgrad, Niederschlagsart, Wettererscheinung, Wettererscheinung, Schneehöhe, Wettererscheinung, Schneehöhe, Globalstrahlung, Schneehöhe, Schnee-Wasser-Äquivalent Schnee-Wasser-Äquivalent Schnee-Wasser-Äquivalent 48* 48* 24 * 1989 / 1990 2016 2022/2023 MD / DWD DWD DWD 6 Observatorien 2 Observatorien Vollautomatisches Messnetz mit 190 Wetterwarten, Wetter- / Klima- 182 Wetterwarten, Wetter- / Klima- haupt- und nebenamtlichen Messstellen, stationen (128 mit Personal) stationen (36 mit Personal) Observatorien, Radarstandorten, 8 Radarstandorte 17 Radarstandorte aerologischen Aufstiegsstellen, Radar- Windprofilern, Lidaren sowie Nutzung 5 Meteorologische Satelliten 16 Meteorologische Satelliten zahlreicher Satelliten, Flugzeug- und 11 Aerologische Aufstiegsstellen 10 Aerologische Aufstiegsstellen Schiffsmessungen 3.008 Niederschlagsmessstellen 4 Radar-Windprofiler / RASS 510 Messstellen auf Schiffen 1.717 Niederschlagsmessstellen 4 Maritime aerologische 482 Messstellen auf Schiffen Messstationen 4 Maritime aerologische Messstationen Flächendeckender Radarverbund Radar-Windprofiler / RASS Satellitendaten für NWV / Satellitendaten für NWV / Satellitendaten für NWV / Satellitendaten für NWV / Flugzeugmessungen Datenassimilation Datenassimilation Datenassimilation Datenassimilation 2022/2023 Seit 2008 Seit 2003 Seit 1999 Seit 2001 Seit 2010 AMDA 2007 1989 1992 1991 2000 2004 2006 2009 2005 1990 1994 1996 2002 1998 1995 1993 1997 Wolkenhöhe Temperatur, Luftdruck, Feuchte, Vertikale Windprofile, Temperatur Nutzung GPS-Daten für temperatur- Bedeckungsgrad, Wettererscheinung, 24 48 ** Windrichtung, Windgeschwindigkeit * sensitive Informationen der Atmosphäre Schneehöhe, Schnee-Wasser-Äquivalent 48*** 48*** Niederschlag Schneehöhe, Niederschlag (ja / nein) 24 48 ** Intensität Niederschlag, * Blitzortung, Wolkenphase, Wolkenhöhe, Niederschlagsart Aufbau Atmosphäre, Temperatur- Wolkeneigenschaft, Strahlungsbilanz 288 576** Temperaturprofil, Feuchteprofil, ** und Feuchteprofile aus Infrarot- und Windvektoren Wolkenhöhe, Sichtweite, Windrichtung, Mikrowellenstrahlung, Globalstrahlung, 8* Windgeschwindigkeit, Lufttemperatur, Windvektoren, Eisverteilung, Höhe Sichtweite, Luftdruck, Feuchte, Maximumtemperatur, Minimumtemperatur, und Temperatur Meeresoberfläche, Sonnenscheindauer, Erdbodentemperatur Luftdruck, Feuchte, Niederschlag, Schneebedeckung 24* 288** Wetterzustand, Sonnenscheindauer, Globalstrahlung, Schneehöhe 48**
Wer braucht welche meteorologischen Daten und woher kommen sie? Meteorologische Werte werden benötigt für: Datenquelle Herausforderung bei der Parameter Automatisierung Nowcasting Num. Wetter- Wetter- Warndienst Flug- Agrar- Hydro- Klima- Klima- Klima- (Kürzestfrist- vorhersage beratung meteorologie meteorologie meteorologie monitoring modellierung beratung vorhersage) Wolkenuntergrenze Laser-Ceilometer Repräsentativität, nur Punktmessung Wolkenart Mensch / Satellit Weiterentwicklung Satellitendaten erforderlich; Prüfung Eignung Wetterkameras Bedeckungsgrad (V) Mensch / Satellit / Kombination aus Laser-, Strahlungs- und Laser-Ceilometer Satellitdaten in Entwicklung Sichtweite Sichtweitensensoren Repräsentativität; Prüfung Eignung Wetterkameras Windrichtung (A / V) (V) Ultraschallanemometer / Vogelschutz für Ultraschallanemometer; Windfahne / Satellit / Eisfreiheit Windprofiler / Flugzeug / Radiosonde Windgeschwindigkeit (A / V) (V) Anemometer / Satellit / Vogelschutz für Anemometer; Eisfreiheit Windprofiler / Flugzeug / Radiosonde Lufttemperatur (A / V) (A / V) Elekt. Widerstands- Konkretisierung spezieller Effekte durch thermometer / Satellit / Schutzhütte RASS-Windprofiler / Flugzeug/ Radiosonde Maximum-, (V) (V) Elekt. Widerstands- Minimumtemperatur thermometer Erdbodentemperatur (A / V) (V) Elekt. Widerstands- thermometer Luftdruck (A / V) (A / V) Digitalbarometer / Flugzeug / Radiosonde Feuchte (A / V) (V) Feuchtesensor / Flugzeug / Konkretisierung spezieller Effekte durch Radiosonde Schutzhütte Niederschlagsart (A / V) Laser-Niederschlagsmonitor / Kombination von Laser-, Radar- und Radar weiteren Sensordaten erforderlich; Identifizierung Eisregen Niederschlagsmenge (A / V) (V) Wägesensor / Distrometer / Echtzeitmessung fester Niederschläge Radar Wettererscheinung Mensch / Radar / Kombination mit Daten von weiteren Blitzmessnetz Sensoren in Entwicklung Sonnenscheindauer Sonnenscheindauersensor / Umstellung auf Pyranometermessung Satellit Globalstrahlung (V) (V) Pyranometer / Satellit Einführung automatischer Schattenring Schneehöhe (A / V) (A / V) Laser-Schneehöhensensor / Messung Schneehöhe < 2 cm; Mensch Mehrpunktmessung in Entwicklung Schnee-Wasser-Äquivalent (A / V) Schneewaage / Schneeband / Repräsentativität Mensch aktuell zukünftig A Anfangszustand V Verifikation Status: 2/2017 Jahr 1970. Impressum www.dwd.de info@dwd.de 63067 Offenbach Frankfurter Straße 135 Grafik: Simone Leonhardt Telefon +49 (0) 69/80 62 - 0 Deutscher Wetterdienst Deutscher Wetterdienst (DWD) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Text und Redaktion: Gertrud Nöth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit desto besser) der Numerischen Wettervor- und Mitteleuropa seit 1968 verbessert hat. dritten und vierten Tag. 1991/92 führte der Voraus zutreffender als die für einen Tag im lichte auch brauchbare Vorhersagen für den werdende Gittermaschenweite eingetragen. DWD erstmals ein globales Vorhersagemodell Entlang der Zeitachse sind die jeweils genutz- Wasserdampf in der Atmosphäre. Dies ermög- ten Wettervorhersagemodelle und ihre kleiner So ist heute die Vorhersage für sieben Tage im Ab 1978/79 enthielt das Vorhersagemodell den Die Grafik zeigt, wie sich die Qualität (je höher, hersage beim DWD für das Gebiet Nordatlantik Fotos: DWD, EUMETSAT, Lufthansa/Bodo Bondzio werden. fekte Vorhersage. bis siebten Tag. Ab 2004/05 macht sich die ist, eine Korrelation von 1 steht für eine per- vorhersagesystems ICON und der Ensemble- ein. Dies brachte weitere Qualitätssteigerun- Verbesserung der Datenassimilation deutlich bemerkbar. Durch die Einführung des Wetter- korrelation zu sehen. Eine Korrelation von 0,6 In der Vertikalen ist die so genannte Tendenz- eine weitere signifikante Verbesserung erzielt gen und erlaubte Vorhersagen für den fünften bedeutet, dass die Vorhersage noch brauchbar Datenassimilation für ICON in 2015/2016 konnte auch zu unseren Auftritten in: Über www.dwd.de gelangen Sie Titelbilder Sturmtiefs AXEL (2017) auf der Zugspitze (1949) oben links: Wetterbeobachter am Flughafen Frankfurt (2016) unten rechts: Satellitenbild des oben rechts: Wetterbeobachter auf dem Hohen Peißenberg (2011) unten links: Wetterforschungsradar Besuchen Sie uns im Internet. DWD 1. Auflage 10.000 / 12.17
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