Starker Rückgang der Gesamtunfallzahlen - Polizeidirektion Braunschweig veröffentlicht die - Polizeidirektion ...

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Starker Rückgang der Gesamtunfallzahlen

       - Polizeidirektion Braunschweig veröffentlicht die
           Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2020 –

Kernaussagen

1. Starker Rückgang der Gesamtunfallzahlen 2. Neue Mobilitätsformen verändern
das Verkehrsunfalllagebild 3. Rückgang der Anzahl der Getöteten um 14%, 4.
Starker Rückgang der Schwerverletzten, insbesondere auf den Bundesautobahnen
um 29% 5. Die Corona-Pandemie hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung
der Verkehrsunfallzahlen und deren Folgen im Jahr 2020

Dazu Polizeivizepräsident Roger Fladung:

"Eine positive Verkehrsunfallentwicklung, die belegt, dass die Polizei, gemeinsam mit
Netzwerkpartnern der Verkehrssicherheit, die richtigen Schwerpunkte setzt. Mit
unserer Fachstrategie Verkehr werden wir verstärkt neue Mobilitätsformen in den
Blick nehmen. 603 schwere Verkehrsunfälle und die damit verbundenen
menschlichen Schicksale fordern unser allergrößtes Engagement."

Vorwort

Die Corona-Pandemie hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung der
Verkehrsunfallzahlen im Jahr 2020. Diese Veränderungen der Fallzahlen stehen im
unmittelbaren Zusammenhang mit der Pandemie, hier die Verringerung des
Individualverkehrs auf Grund der erlassenen Verordnungen. Diese Fallzahlen sind
seit Mitte März 2020 bis heute zum Teil stark rückläufig. Der Individualverkehr, wie
z.B. Fahrten von und zur Arbeit, Urlaubsreisen mit dem eigenen Fahrzeug im
Rahmen von Freizeitaktivitäten sowie der nationale und internationale gewerbliche
Personen- und Güterverkehr, hat sich im Jahr 2020 pandemiebedingt verändert.
Homeoffice bzw. Mobil-Working sind aktuell eine Alternative. Weniger Fahrten führen
in der Regel auch zu weniger schadensträchtigen "Konfliktsituationen" auf den
Straßen und damit auch zu geringeren Verkehrsunfallzahlen. Aber auch die Art der
Mobilität hat sich gewandelt. Gerade in den urbanen Zentren wurde auf das eigene
Auto verzichtet und/oder der öffentliche Personennahverkehr nicht mehr so häufig
genutzt. Viele Menschen haben das Radfahren für sich wieder oder neu entdeckt.
Insbesondere Pedelecs werden heute nicht nur ausschließlich von der Generation
der "Senioren*innen" genutzt, auch immer mehr jüngere Leute satteln auf dieses
moderne Fortbewegungsmittel um. Auch ein neues Angebot, der sogenannte E-
Scooter, dient in den Innenstädten von Braunschweig und Wolfsburg als
Fortbewegungsmittel. In den ländlich geprägten Räumen ist diese Fahrzeug-klasse
eher nicht vertreten.

Anzahl der Verkehrsunfälle

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 27.796 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Im
Ergebnis ist diese Fallzahl im Vergleich mit dem Jahr 2019 gesunken und reduzierte
sich um 5.676 Verkehrsunfälle. Dies entspricht einem Rückgang von 17 %.

Verkehrsbeteiligungsarten

Bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle waren u.a. 35.349 Pkw und 3.567 Lkw
beteiligt. Diese zwei Fahrzeugklassen bilden damit nach wie vor den größten Anteil
an Beteiligten, wobei sich prozentual nur geringfügig Veränderungen im Vergleich
zum Vorjahr ergeben haben.

Die Anzahl der beteiligten Fahrradfahrenden mit 1.390 und Fußgängern mit 394 sind
im Vergleich mit dem Vorjahr rückläufig. Ein starker Rückgang ist auch bei den
Kradfahrer*innen zu verzeichnen. Hier reduzierte sich die Anzahl der Beteiligten von
773 im Jahr 2019 auf 652 im Jahr 2020.

Unfälle mit schweren Unfallfolgen

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schweren Unfallfolgen (Unfälle mit Getöteten
und/oder Schwerverletzten) sank im Vergleich mit dem Jahr 2019 von 789 auf 603 im
Jahr 2020 an. Dies entspricht einem Rückgang von 23,5%.

Die daraus resultierenden Unfallfolgen werden in den nachfolgenden Punkten noch
einmal differenziert betrachtet.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden (getöteten, schwer- bzw. leichtverletzten
Personen)

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Getöteten sank von 54 Unfällen im Jahr 2019 auf
49 im Jahr 2020. Die Anzahl der dabei getöteten Verkehrsteilnehmer*innen
reduzierte sich um acht auf 49 und damit um 14,1%.

Nach wie vor ereignen sich die meisten dieser Unfälle außerhalb geschlossener
Ortschaften (ohne Bundesautobahn). Dabei verstarben im Jahr 2019 35 Menschen
und im Jahr 2020 28 Menschen. Innerorts stieg die Zahl der Getöteten leicht von 16
im Jahr 2019 auf 17 im Jahr 2020. Ursächlich dafür ist der Anstieg bei den
unfallbeteiligten Kradfahrer*innen von 7 auf 9. Ein örtlicher Schwerpunkt kann nicht
definiert werden.
Im Bereich der Schwerverletzten ist ein starker Rückgang von 880 im Jahr 2019 auf
622 im Jahr 2020 zu verzeichnen, dies entspricht einem Rückgang von rund 29%. In
Bezug auf den Unfallort gibt es hier, wie in den zurückliegenden Jahren, keine
signifikante Unterscheidung zwischen inner- und außerorts.

Auch die Anzahl der Leichtverletzten ist stark rückläufig. Im Jahr 2019 wurden 4.528
und im Jahr 2020 3.580 Menschen leicht verletzt. Dies entspricht einem Rückgang
von 20,9 %.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf Bundesautobahnen

Im Jahr 2020 wurden 1.724 Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen (A 2, 36, 39,
391, 392) im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig polizeilich
aufgenommen. Diese Kennzahl ist um 509 Unfälle gesunken, dies entspricht einem
Rückgang von rund 23%.

Die Anzahl der Getöteten auf den Autobahnen ist im Vergleich mit dem Jahr 2019
ebenfalls rückläufig. Im Jahr 2019 wurden sechs und im Jahr 2020 vier
Verkehrsteilnehmer*innen getötet.

Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch bei der Anzahl der Schwerverletzten
deutlich wider. Im Jahr 2020 sank die Anzahl der Schwerverletzten auf 44. Im Jahr
2019 lag diese Kennzahl noch bei 122. Dies entspricht einem Rückgang von rund
64%.

Die Hauptunfallursachen waren wie im Jahr 2019 Abstand, Fehler beim
Fahrstreifenwechsel sowie nicht angepasste Geschwindigkeit und Ablenkung.

Radfahrende im Straßenverkehr

Nachfolgend wurde diese Verkehrsbeteiligungsart differenziert betrachtet.
"Fahrradfahrende" werden in die Fahrzeugklassen Fahrrad, Pedelec und E-Bike
unterteilt.

Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt Fahrer*innen mit einem Elektromotor
bis maximal 250 Watt, während des Tretens und nur bis zu einer Geschwindigkeit
von 25 km/h. Die Anzahl der verkauften Pedelecs stieg in den letzten Jahren
kontinuierlich an, so dass immer mehr Menschen das klassische Fahrrad gegen ein
Pedelec eintauschen. Damit einhergehend steigt auch die Beteiligung an
Verkehrsunfällen an. Dem gegenüber sind E-Bikes mit einem Elektromofa zu
vergleichen und lassen sich mit Hilfe des Elektroantriebs durch einen Drehgriff oder
Schaltknopf fahren, auch ohne dabei in die Pedale zu treten (25 bis 45 km/h).
Im Detail waren 1.093 Fahrradfahrer*innen, 192 Pedelec- sowie 2 E-Bike-
Fahrer*innen an Verkehrsunfällen im Jahr 2020 beteiligt (2019 waren es 1.398). Dies
entspricht einem Rückgang bei den beteiligten Fahrradfahrer*innen von 21,8 %.

In Folge der Verkehrsunfälle wurden 4 Fahrradfahrer*innen im Jahr 2020 getötet.
Dies entspricht einer Halbierung im Vergleich mit dem Vorjahr. Die Anzahl der
Schwer- und Leichtverletzten ist leicht rückläufig.

Ein starker Anstieg ist im Bereich der Pedelec-Nutzer*innen zu verzeichnen. Die
Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung dieser Fahrzeugart stieg von 111 im Jahr
2019 auf 192 im Jahr 2020 an (+ 42,2 %). Bei diesen Verkehrsunfällen wurden zwei
Menschen getötet. Starke Anstiege sind im Bereich der Schwerverletzten, von 22 im
Jahr 2019 auf 36 im Jahr 2020, und im Bereich der Leichtverletzten, von 71 im Jahr
2019 auf 114 im Jahr 2020, zu verzeichnen. Im Vergleich mit dem Jahr 2018 sind
diese Kennzahlen noch einmal deutlich angestiegen und starke Steigerungsraten
klar erkennbar (2018: 1 Getöteter, 5 Schwer- und 44 Leichtverletzte).

Darüber hinaus ist feststellbar, dass ab einem Lebensalter von 55 Jahren sowohl
Fahrrad- als auch Pedelec-Fahrer*innen überproportional bei Verkehrsunfällen
getötet bzw. schwer verletzt werden. Bei den Pedelec-Fahrenden waren 61 von 114
Leichtverletzten (53,51 %), 22 von 36 Schwerverletzten (61,11 %) und die zwei
Getöteten 55 Jahre oder älter.

Das Verletzungsrisiko (Anzahl der Verkehrsunfälle im Verhältnis zu Anzahl der
Personenschäden) liegt bei Pedelec-Fahrer*innen bei 1,26 und damit höher als bei
Fahrradfahrenden.

Für diese Berechnung der Personenschäden wurden die Verletzungsgrade getötet,
schwer- bzw. leichtverletzt in einer Summe zusammengefasst.

Die Kennzahlen für den Bereich der E-Bikes sind stark rückläufig. Im Jahr 2020
wurden nur zwei Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Bikes registriert. Es ist zu
vermuten, dass das E-Bike durch die neuen Pedelec-Klassen (City-, Trekking- sowie
Mountain-Bikes) verdrängt wird.

Neue Mobilitätsformen

Das Beobachtungsfeld "neue Mobilitätsformen" (Elektrokleinstfahrzeuge) wurde
ergänzend in das Lagebild aufgenommen. Im Stadtgebiet Wolfsburg werden seit
März / November 2020 von zwei gewerblichen Anbietern E-Scooter im Verleih
angeboten. Seit Juli 2020 gibt es dieses Angebot von zwei Anbietern auch im
Stadtgebiet Braunschweig.

Dieses Fortbewegungsmittel wird in der Regel von jungen Menschen genutzt.
Im Jahr 2020 wurden 49 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Scootern
aufgenommen. Hierbei wurden 5 Menschen schwer und 22 leicht verletzt.

Auffällig ist die hohe Anzahl von Verstößen im Bereich von Fahrten unter Alkohol-
bzw. Drogeneinfluss. Hier wurden in dem kurzen Zeitraum 128 Delikte registriert (78x
Alkohol / 50x Drogen). Der E-Scooter ist ein Kraftfahrzeug, damit gelten die
gesetzlichen Grenzen der Fahruntüchtigkeit wie für Fahrer*innen von Pkw, Lkw oder
Krädern. Alkohol am Steuer oder Lenker ist immer eine unberechenbare
Gefahrenquelle. Schwerpunkte bilden hier die Stadtgebiete Braunschweig und
Wolfsburg, da hier eine Vielzahl von E-Scootern über Verleihfirmen verfügbar ist.

Aktivitäten der Polizeidirektion Braunschweig

Die Verkehrsinfrastruktur ist in den Polizeiinspektionen der Polizeidirektion
Braunschweig sehr unterschiedlich geprägt. Urbane Zentren bilden u.a. die
Stadtgebiete Braunschweig und Wolfsburg. Universitäten, Hochschulen,
Forschungseinrichtungen sowie eine Vielzahl von Wirtschaftsbetrieben prägen die
Stadtbilder und moderne Mobilitätsformen werden immer stärker genutzt.
Innerstädtisch müssen sich daher die unterschiedlichsten Verkehrsgruppen den
begrenzten öffentlichen Verkehrsraum teilen. Dazu gehören auch Fahrradfahrende,
deren Zahl stetig steigt.

Auf Landesebene war das Verkehrsleitthema für das Jahr 2020 "Radfahrende im
Straßenverkehr".

Die Corona-Pandemie hatte auch Einfluss auf die Verkehrssicherheitsarbeit in der
Polizeidirektion Braunschweig. Viele Aktionen und Kontrollen konnten nur
eingeschränkt durchgeführt werden. Die aktive Arbeit mit den Schulen bzw. anderen
Kooperationspartnern war unter diesen Rahmenbedingungen nur begrenzt möglich /
stark beeinträchtigt.

Aber die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Braunschweig basiert nicht
allein auf Groß- bzw. Schwerpunktkontrollen sowie verschiedenen Projekten,
vielmehr findet sie täglich im Rahmen der Streifenfahrten statt.

Fazit

Die präventive und repressive Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion
Braunschweig hat weiterhin das Ziel, die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle mit
Getöteten und Schwerverletzten zu senken und das Sicherheitsniveau auf den
Straßen zu erhöhen.

Die Polizeidirektion Braunschweig führt deshalb ihre regelmäßigen,
zielgruppenorientierten Kontrollen weiter fort.
Im Rahmen der schwerpunktorientierten Ausrichtung auf Landesebene steht wie im
Jahr 2020 auch im Jahr 2021 die Risikogruppe "Radfahrende im Straßenverkehr" im
Mittelpunkt. Aktuell sind schon jetzt unterschiedlichste Aktionen und Kontrollen
geplant.

Am 05. Mai 2021 beteiligt sich die Polizeidirektion Braunschweig an dem Aktionstag
"sicher.mobil.leben". Einen Schwerpunkt bildet hierbei die landesweite "Fahrradhelm-
Kampagne".

Die aktuellen Mobilitätsveränderungen (z.B. Nutzung von E-Scootern) und die damit
verbundenen Herausforderungen werden im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit
der Polizeidirektion Braunschweig schon jetzt pro aktiv begleitet.

Im Rahmen der Präventionsarbeit wird die enge Zusammenarbeit mit den anderen
Netzwerkpartnern der Verkehrssicherheitsarbeit fortgesetzt.
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