Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich

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Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
Volkswirtschaftliche Bedeutung von
Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse
in Österreich

ENDBERICHT

VerfasserInnen:   Martin Höher

                  Marian Mraz

                  Lorenz Strimitzer

Auftraggeber:     IG-Holzkraft - Ökostrom aus fester
                  Biomasse

                  Am Fischhof 3/6
                  1010 Wien

Datum:            Wien, Jänner 2017
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
IMPRESSUM
             Herausgeberin: Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH, FN 413091m
                         Mariahilfer Straße 136, A-1150 Wien, T. +43 (1) 586 15 24, Fax DW 340
                                    office@energyagency.at | www.energyagency.at
                                   Für den Inhalt verantwortlich: DI Peter Traupmann
                 Gesamtleitung: DI Martin Höher MSc | Lektorat & Layout: Mag. Michaela Ponweiser
 Herstellerin: Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH | Verlagsort und Herstellungsort: Wien
  Nachdruck nur auszugsweise und mit genauer Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

Die Österreichische Energieagentur GmbH hat die Inhalte der vorliegenden Publikation mit größter Sorgfalt recherchiert
   und dokumentiert. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte können wir jedoch keine Gewähr
                                                     übernehmen.
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
Kurzfassung
Biomasseheizkraftwerke sind ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Energieversorgung. Ihr besonderer
Vorteil ist die kombinierte Produktion von elektrischer Energie und Wärme aus Energieholzsortimenten, die für
andere Verwendungen aus technisch-wirtschaftlichen Gründen oft nicht in Frage kommen. Zudem wurde diese
noch junge Branche mit Hilfe von österreichischem Know-how und Technologien aufgebaut. Dennoch haben
erst das Ökostromgesetz und eine unterstützende Einspeisetarifregelung im Jahr 2002 den
Biomasseheizkraftwerken die nötigen Rahmenbedingungen zum Ausbau der Produktionskapazitäten geboten.
In Folge ist der Bestand an Ökostromanlagen basierend auf fester Biomasse auf rund 320 MW installierter
elektrischer Leistung gestiegen. Die vorliegende Studie betrachtet die volkswirtschaftlichen Effekte von
Biomasseheizkraftwerken auf Basis fester Biomasse im Detail und geht darüber hinaus auf deren Einflüsse auf
andere Bereiche der österreichischen Wirtschaft ein. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erlöse, die
Wertschöpfung sowie die Beschäftigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Wald bis hin zur
Produktion von elektrischer Energie und Wärme. Die Ergebnisse zeigen, dass Ökostromanlagen auf Basis fester
Biomasse seit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag in Österreich
leisten:

           2,30 Milliarden Euro Erlöse in der Brennstoffbereitstellungskette,
           2,41 Milliarden Euro Wertschöpfung in Biomasseheizkraftwerken aus dem Strom- und
            Wärmeverkauf
           1,74 Milliarden Euro Wertschöpfung durch Investitions- und Betriebsaufwände der
            Biomasseheizkraftwerke.

Darüber hinaus sichert der heutige Anlagenbestand von etwa 130 Kraftwerken entlang dieser
Wertschöpfungskette Beschäftigung im Ausmaß von rund 6.400 Vollzeitäquivalenten und damit
Wertschöpfung und Einkommen in vornehmlich ländlichen Regionen.

Ungeachtet der volkswirtschaftlichen Relevanz von Biomasseheizkraftwerken stehen die Anlagen vor großen
wirtschaftlichen Herausforderungen. Einerseits beherrschen schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen
die derzeitigen Energie- und Rohstoffmärkte und andererseits wird das Auslaufen der gesicherten
Einspeisevergütung die Wirtschaftlichkeit der Ökostromanlagen stark herabsetzen. In drei Szenarien wurde
daher die mögliche Entwicklung abgeschätzt. Der drohende Rückbau von Anlagen hätte innerhalb weniger
Jahre nicht nur einen massiven Negativeffekt auf Wertschöpfung und Beschäftigung zur Folge, sondern würde
auch die Zielerreichung im Bereich erneuerbare Energien und Klimaschutz gefährden. Die jährlich eingesetzten
Biobrennstoffe entsprechen bei fossilem Ersatz Treibhausgasemissionen von rund 3 Millionen Tonnen CO 2 äq.
Darüber hinaus zeigt sich aus der Verteilung der Anlagenstandorte, dass von den Auswirkungen größtenteils
ländliche Regionen betroffen wären. Die Betrachtungen zeigen klar, dass sich das Ökostromgesetz und die
Einspeisetarife für feste Biomasse nicht nur auf die Biomasseheizkraftwerke selbst auswirken, sondern auch auf
vernetzte Wirtschaftszweige von Forstwirtschaft über Dienstleistungsunternehmen bis hin zum Anlagenbau
Einfluss haben. Vor diesem Hintergrund sollte bei zukünftigen Anpassungen der Rahmenbedingungen eine
umfassende Betrachtung der möglichen Auswirkungen miteinbezogen werden.
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
Abstract
Biomass power plants are an important component of Austria's energy supply. Such plants not only produce
sustainable electricity and heat, but also use energy wood from local resources. This fledgling industry has been
built with the help of long-standing Austrian know-how, expertise and technologies. However, biomass
cogeneration plants were only provided with the necessary conditions and supportive framework for the
development of production capacities since the Green Electricity Act and the supportive feed-in tariff scheme
came into force in 2002. As a result of these regulatory changes, the stock of renewable generating capacity
based on solid biomass has increased to approximately 320 MW installed power. The present study examines
the economic effects of biomass cogeneration plants based on solid biomass in detail and also looks at their
influence on other sectors of the Austrian economy. Focus was on a comprehensive analysis of the whole value
chain in Austria - from fuel production to energy production. The results show that the bioenergy value chain
based on solid biomass has been responsible for

            2.30 billion Euros revenues in fuel production sectors,
            2.41 billion Euros added value in the biomass cogeneration plants and additionally
            1.71 billion Euros added value generated by investment and operating costs of biomass
             cogeneration plants.

Today, the overall value chain of biomass cogeneration ensures the employment of about 6,400 full-time staff
equivalents and added value in mainly rural areas.

Despite the high economic relevance of biomass cogeneration plants, the plants are facing major economic
challenges. The current economic conditions in the energy and commodity markets are calling into question
the further operation of power plants after the conclusion of the period of secured feed-in tariffs. The possible
future development of biomass cogeneration systems has been calculated in three scenarios. The impending
dismantling of plants within a few years would have a massive effect on value added and employment. Such a
development could result in the risk of not reaching the national targets in the field of renewable energy and
climate protection. The annual amount of biofuels used results in greenhouse gas emissions savings of around
3 million tonnes of CO2 eq. Furthermore, the study concludes that mostly rural regions would suffer a decreasing
of the plant sites. The observations clearly show that the Green Electricity Act and the feed-in tariffs for solid
biomass not only affect the biomass heating plants, but also have an impact on the interconnected industries
of forestry and service as well as the cultivation of biomass and plant manufacturers. Against this background,
any amendments to the framework should not be made without a comprehensive evaluation of all potential
impacts.
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
Inhaltsverzeichnis
1       EINLEITUNG                                                                                7
2       METHODIK                                                                                 10
2.1     Datenerhebung                                                                            10
2.2     Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke                                  10
2.2.1   Wertschöpfung                                                                            10
2.2.2   Beschäftigung                                                                            12
2.3     Input-Output-Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitionen und laufenden
        Betriebsaufwände (exkl. Brennstoffe)                                                     12
2.4     Szenario-Analyse                                                                         13
3       DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG                                                             14
3.1     Investitionskennzahlen zu Biomasseheizkraftwerken                                        15
3.1.1   Erstinvestitionen                                                                        15
3.1.2   Laufende Investitionen                                                                   16
3.1.3   Importanteile                                                                            17
3.2     Betriebswirtschaftliche Aufwände                                                         18
3.3     Erlöse und Erträge von Biomasseheizkraftwerken                                           18
3.3.1   Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf elektrischer Energie                               19
3.3.2   Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme                       20
3.3.3   Kennzahlen zu sonstigen Erträgen                                                         20
3.4     Eingesetzte Brennstoffe                                                                  21
3.4.1   Biogene Brennstoffe                                                                      21
3.4.2   Fossile Brennstoffe                                                                      22
3.5     Beschäftigung                                                                            23
3.5.1   Arbeitsplätze in Biomasseheizkraftwerken                                                 23
3.5.2   Vollzeitäquivalente                                                                      23
3.6     Anlagenbestand Biomasseheizkraftwerke                                                    24
4       VOLKSWIRTSCHAFTLICHE EFFEKTE VON BIOMASSEHEIZKRAFTWERKEN                                 26
4.1     Volkswirtschaftliche Effekte der Brennstoffzulieferketten                                26
4.2     Beschäftigung                                                                            32
4.3     Volkswirtschaftliche Effekte durch Investitionen                                         32
4.3.1   Investitionen im Betrachtungszeitraum                                                    32
4.3.2   Input-Output-Analyse                                                                     35
4.3.3   Direkte und indirekte Wertschöpfung                                                      37
4.3.4   Direkte und indirekte Beschäftigung                                                      38
5       SZENARIO-ANALYSE                                                                         40
5.1     Biogene Brennstoffe Inland                                                               42
5.2     Biomasseheizkraftwerke                                                                   44
5.3     Nationale Ziele                                                                          47
6        ZUSAMMENFASSUNG                                                        52
7        LITERATUR                                                              59
8        ABKÜRZUNGEN                                                            61
9        ABBILDUNGSVERZEICHNIS                                                  63
10       TABELLENVERZEICHNIS                                                    65
11       ANHANG A: DATENERHEBUNGSBOGEN                                          67
12       ANHANG B: AUSBAUSZENARIO BIOMASSEHEIZKRAFTWERKE 2030                   68
12.1     Biomasseheizkraftwerke                                                 68
12.2     Methodik                                                               69
12.2.1   Datengrundlage                                                         69
12.2.2   Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke                69
12.2.3   Szenario-Analyse                                                       70
12.3     Entwicklung Biomasseheizkraftwerke                                     71
12.4     Brennstoffzulieferketten                                               73
12.4.1   Erlöse                                                                 73
12.4.2   Beschäftigung                                                          75
12.5     Biomasseheizkraftwerke                                                 76
12.5.1   Wertschöpfung                                                          76
12.5.2   Beschäftigung                                                          77
12.5.3   Volkswirtschaftliche Effekte von Investitionen und Betriebsaufwänden   77
12.5.4   Investitionen und Betriebsaufwände                                     78
12.5.5   Wertschöpfung                                                          79
12.5.6   Beschäftigung                                                          81
12.6     Zusammenfassung                                                        81
EINLEITUNG

1 Einleitung
Biomasseheizkraftwerke haben sich zu einem festen Bestandteil der Energieinfrastruktur in Österreich
entwickelt. In nicht wenigen Gemeinden und Städten wurde die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung zu
einem regionalen Erfolgsmodell. Mit den neuen Biomasseheizkraftwerken fand die Forstwirtschaft einen
Abnehmer für zumeist geringwertige Holzsortimente sowie unregelmäßig anfallende Schadholzmengen.
Manche Energieholzsortimente wie das Waldhackgut konnten sich sogar erst durch die steigende Nachfrage
der Biomasseheizkraftwerke etablieren. Darüber hinaus profitieren in der Region auch forstwirtschaftliche
Dienstleister, welche zunehmend die Fällung, Bringung und Hacken der Sortimente übernehmen. Aber auch
Transportunternehmen, Handwerker, Technologielieferanten sind im Einflussbereich der Kraftwerke. Damit
schafft und sichert die Wertschöpfungskette Bioenergie vom Baum bis zur elektrischen Energie und Wärme
zahlreiche Arbeitsplätze in ländlichen Regionen.

Dennoch sind Biomasseheizkraftwerke eine noch sehr junge Branche. In einer sehr dynamischen Entwicklung in
der ersten Dekade der 2000er Jahre wurden mit den neuen Technologien große Produktionskapazitäten
geschaffen und ein Großteil des heutigen Anlagenbestands aufgebaut. Diese Anlagen konnten sich gut
etablieren, und liefern heute verlässlich sowohl Strom als auch Wärme. Ein Haupttreiber dieser Entwicklung
war die politische Zielsetzung, den Anteil der erneuerbaren Energien langfristig zu heben und dabei
österreichisches Know-how und Technologien stärker am Markt zu etablieren. Für die Biomasseheizkraftwerke
wurden im Jahr 2002 mit dem österreichischen Ökostromgesetz geeignete Rahmenbedingungen für den
Aufbau dieser Branche geschaffen. Damit rückten neben der Wasserkraft, welche traditionell die wichtigste
erneuerbare Quelle zur Stromerzeugung darstellt, auch insbesondere neue Technologien wie Windkraft,
Photovoltaik und Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) verstärkt in den Fokus. Als zentrales Instrument zur
Erreichung der nationalen Ziele im Bereich erneuerbarer Stromproduktion favorisiert das Ökostromgesetz eine
technologieabhängige Einspeisetarifregelung, welche über einen definierten Zeitraum für erhöhte Investitions-
sicherheit und sinkende Markteintrittsbarrieren für diese neuen Technologien sorgt [1]. Im Verlauf der Jahre
wurden die Einspeisetarife stärker nach Anlagengrößen differenziert und zusätzliche Effizienzkriterien für die
Biomasseheizkraftwerke eingeführt. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Entwicklung der Einspeisetarife für
die Ökostromeinspeisung aus fester Biomasse der ersten Ökostrom-Einspeisetarifverordnung im Jahr 2002
sowie aktueller Novellierungen für die Jahre 2012 bis 2017.

Tabelle 1: Entwicklung der Einspeisetarife in Cent/kWh für Ökostromanlagen mit fester Biomasse anhand der Ökostrom-
Einspeisetarifverordnungen der Jahre 2002, 2012, 2013 sowie 2016 und 2017. [8] [9]

Einspeisetarife in Cent/kWh                            2002        2012           2013          2016          2017

hocheffiziente Anlagen mit einer Engpassleistung bis
                                                                   20,00         19,90          22,22         22,00
500 kW
Engpassleistung bis 500 kW                                         18,00         17,91          18,80         18,61
                                                       16,00
Engpassleistung von über 500 kW bis 1 MW                           15,80         15,72          16,32         16,15
Engpassleistung von über 1 MW bis 1,5 MW                           15,50         15,42          14,97         14,82
Engpassleistung von über 1,5 MW bis 2 MW                           15,00         14,92          14,47         14,33
Engpassleistung von über 2 MW bis 5 MW                 15,00       14,37         14,30          13,88         13,74
Engpassleistung von über 5 MW bis 10 MW                13,00       13,88         13,81          13,39         13,26
Engpassleistung von über 10 MW                         10,20       11,00         10,94          10,61         10,50

                                                                                                                      7
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

Unter diesen Rahmenbedingungen erfolgte ein starker Ausbau der Ökostromproduktion auf Basis erneuerbarer
Energien. Ihr Anteil am Endverbrauch stieg seither auf über 14% im Jahr 2014 (vgl. Abbildung 1). Windkraft und
feste Biomasse waren Vorreiter in diesem Bereich und konnten ihre Kapazitäten rasch ausbauen. So wurden
Biomasseheizkraftwerke vor allem in den Anfangsjahren 2005 bis 2007 errichtet und die installierte Leistung
kletterte rasch auf über 300 MW. Seither speisen Biomasseheizkraftwerke jährlich konstant etwa 2.000 GWh
Ökostrom in die österreichischen Netze ein. Im Jahr 2014 deckten Biomasseheizkraftwerke 3,4% des Jahres-
bedarfs an elektrischer Energie (56.514 GWh) und waren nach Windkraft der zweitwichtigste Ökostrom-
lieferant [2].

Abbildung 1: Anteile von Ökostrom am österreichischen Endverbrauch in %. Quelle: E-Control, Ökostrombericht 2015 [2]

Die Bedeutung der Biomasseheizkraftwerke wird auch bei Betrachtung der eingespeisten Ökostrommengen
deutlich (vgl. Abbildung 2). Insgesamt wurden 8.199 GWh Ökostrom eingespeist. Auch hier lag feste Biomasse
mit 1.941 GWh an zweiter Stelle [2] und lieferte rund ein Viertel des gesamten Ökostroms. Die dargestellten
Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung geeigneter gesetzlicher Rahmenbedingungen für die
erneuerbaren Energien.

Abbildung 2: Ökostromeinspeisung in das österreichische Netz. Quelle: E-Control, Ökostrombericht 2015 [2]

8
EINLEITUNG

Nach nun 13 Jahren Ökostromgesetz mit Einspeisetarifregelung in Österreich laufen die ersten Verträge mit
garantierter Einspeisevergütung in absehbarer Zeit aus, und es bietet sich eine gute Gelegenheit, die volkswirt-
schaftliche Bedeutung dieser Branche genauer unter die Lupe zu nehmen. Die vorliegende Studie beschreibt
somit vorrangig die volkswirtschaftliche Bedeutung von Biomasseheizkraftwerken, die durch sie geschaffene
Wertschöpfungskette, getätigte Investitionen sowie die damit zusammenhängenden Beschäftigungseffekte.
Des Weiteren fließen hier Betrachtungen zu den ökologischen und sozialen Vorteilen einer regionalen
Brennstoffproduktion und Verwertung ein. So spielen aufgrund des Brennstoffes und der Standorte von
Biomasseheizkraftwerken Themen wie ländliche Entwicklung, Waldhygiene, Arbeitsplätze und gesicherte
Energieversorgung in ländlichen Regionen eine bedeutende Rolle. Auch werden die mögliche Außernutzen-
stellung von Kraftwerken und die Auswirkung dessen auf die nationalen Ziele im Bereich erneuerbarer Energien
und Klimaschutz thematisiert.

Biomasseheizkraftwerke sind insgesamt betrachtet zwar nur ein kleiner Teil des österreichischen Energie-
systems. Sie haben jedoch aufgrund ihrer Standorte und den Verflechtungen mit anderen Branchen in Öster-
reich eine besonderen Stellenwert im System. Darüber hinaus stammt knapp 20 Prozent der
Fernwärmeproduktion aus KWK-Anlagen auf Basis fester Biomasse, etwa 40 Prozent des in Österreich
genutzten Waldhackguts werden in KWK-Anlagen eingesetzt.

                                                                                                              9
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

2 Methodik
Die vorliegende Studie betrachtet die volkswirtschaftlichen Effekte inklusive der Beschäftigungseffekte, welche
durch die Installation und den Betrieb von Biomasseheizkraftwerken für feste Biomasse unter dem
Ökostromgesetz ab dem Jahre 2002 ausgelöst wurden. Diese Abgrenzung gilt sowohl für die in der
Vergangenheit getätigten Vorleistungen und Investitionen in diesen Wirtschaftssektor als auch für mögliche
zukünftige Entwicklungen, welche mittels Szenario-Analyse untersucht wurden.

2.1 Datenerhebung
Die Primärdaten dieser Studie basieren hauptsächlich auf einer Datenerhebung unter den Betreibern von
Biomasseheizkraftwerken, welche am österreichischen Ökostromfördersystem teilnehmen. Ziel war es ein
möglichst vollständiges Gesamtbild der Branche und ihrer Entwicklung seit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes
2002 und der Ökostrom-Einspeisetarifverordnung 2002 sowie nachfolgenden gesetzlichen Regelwerken zu
erstellen. Hierfür wurden mittels Fragebogen Investitionen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen der
Heizkraftwerke abgefragt. Diese bilden die Grundlage für die Berechnung der direkten Wertschöpfung und
wurden ebenso dazu genutzt die indirekten Wertschöpfungseffekte auf Basis einer Input-Output Analyse
darzustellen. Ergänzend dazu wurden über den Fragebogen die Anteile der aus dem Ausland bezogenen
Leistungen erhoben. Des Weiteren wurde der Fragenbogen dazu genutzt um Daten zu Beschäftigung und
Löhnen in der Branche zu erheben. Der Datenerhebungsbogen kann in Anhang A eingesehen werden. Um die
erhobenen Daten für die gesamte Branche der Biomasseheizkraftwerke in Österreich anwenden zu können,
wurden anschließend Kennzahlen für verschiedene Leistungskategorien (≤ 2.000 kWel; ≥ 2.000 & < 5.000 kWel;
≥ 5.000 kWel) errechnet und diese auf die Grundgesamtheit extrapoliert.

Die erhobenen Primärdaten wurden anschließend in einem Stakeholderdialog mit Experten der Branche
hinsichtlich Konsistenz geprüft.

Ergänzend zu den Primärdaten wurden offizielle Datenquellen genutzt. Dazu gehören im Wesentlichen die
Veröffentlichungen der Statistik Austria, die Berichte der ÖMAG sowie E-Control und wissenschaftliche Studien
mit Bezug zur Bioenergiebranche. Des Weiteren wurden wissenschaftliche Arbeiten zu den
volkswirtschaftlichen Effekten wie Wertschöpfung und Beschäftigung herangezogen, um entsprechende
Effekte für den Bereich Biomasseheizkraftwerke zu quantifizieren.

2.2 Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke

2.2.1 Wertschöpfung

Die Wertschöpfung einer Branche ist ein guter Indikator zur Quantifizierung deren volkswirtschaftlicher Effekte.
Darunter sind die Nettoerlöse aus der Geschäftstätigkeit abzüglich eingebrachter Vorleistungen, z.B. Rohstoffe,
Energie, Service oder Wartung, zu verstehen. Wertschöpfung bildet somit die Wertsteigerung durch Be- und
Verarbeitung der eingesetzten Produktionsfaktoren durch einen Betrieb bzw. einer Branche ab. In weiterer
Folge ist Wertschöpfung die Grundlage für Investitionen, Gewinne auszuschütten oder Mitarbeiter zu bezahlen.
Abbildung 3 veranschaulicht diese Definition: Wertschöpfung ist der Nettoumsatz abzüglich Vorleistungen.

10
METHODIK

Zusätzlich kann zwischen Bruttowertschöpfung (inklusive Abschreibungen) und Nettowertschöpfung (exklusive
Abschreibung) unterschieden werden.

Abbildung 3: Berechnung der Wertschöpfung (Quelle: nova-Institut GmbH [22])

Der volkswirtschaftliche Effekt von Biomasseheizkraftwerken kann jedoch nicht ausschließlich auf Basis einer
wertsteigernden Energieproduktion im Kraftwerk beschrieben werden, sondern es muss die gesamte Wert-
schöpfungskette, d. h. die Zulieferkette für den Brennstoff, mitbetrachtet werden. Diese Vorleistungen der z.B.
Forstwirtschaft, Brennstofferzeuger und Transporteure stammen hauptsächlich aus ländlichen Regionen Öster-
reichs, und die hier generierten Erlöse sind eine wichtige Stütze der regionalen Wirtschaft. Die vorliegende
Studie betrachtet daher die volkswirtschaftlichen Effekte, welche durch den Bezug der Brennstoffe und im
Folgenden durch Produktion und Vertrieb von Energie durch Biomasseheizkraftwerke seit Bestehen der
Ökostrom-Einspeisetarife ausgelöst wurden. Da im Rahmen der vorliegenden Studie jedoch ausschließlich
Effekte auf die österreichische Wirtschaft untersucht wurden, sind Vorleistungen außerhalb Österreichs nicht in
den Betrachtungen inkludiert. Die Wertschöpfungskette Bioenergie umfasst somit die Wertschöpfung in den
Biomasseheizkraftwerken und die Erlöse in der Vorkette exklusive den Vorleistungen im Ausland. Abbildung 4
erläutert diesen methodischen Ansatz im Detail. Daten zum Bezug von Vorleistungen und der Wertschöpfung
in den Biomasseheizkraftwerken wurden hauptsächlich über Befragung der Anlagenbetreiber erhoben und in
weiterer Folge auf den Anlagenbestand in Österreich umgelegt.

                                                Wertschöpfung
                                            Biomasseheizkraftwerke                       Wertschöpfung der
                                                                                      Biomasseheizkraftwerke
                                                                                           & Erlöse durch
                                              Vorleistungen gesamt                        Vorleistungen in
     Vorleistungen aus
                                                       z.B.                             Österreichs exklusive
     Österreich bezogen
                                                    Holzernte,                                Importe
                                              Brennstofferzeugung,
                                               Hacken, Transport
   Vorleistungen aus dem
     Ausland bezogen

Abbildung 4: Schematische Darstellung der Wertschöpfungskette Bioenergie – Biomasseheizkraftwerke + Vorleistungen
                                                                                                                    11
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

2.2.2 Beschäftigung

Die Anzahl der Beschäftigten in Biomasseheizkraftwerken und damit ihre Bedeutung für den regionalen
Arbeitsmarkt wird auf Basis der Primärdatenerhebung ermittelt. Angaben zu geleisteten Arbeitsstunden und
Beschäftigungszahlen werden auf die Grundgesamtheit der Biomasseheizkraftwerke umgelegt und erlauben
eine Einschätzung sowohl der konkreten Anzahl von Einkommensbeziehern in Biomasseheizkraftwerken als
auch der Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten. Auf diese Weise kann die Bedeutung der Biomasseheiz-
kraftwerke für den Arbeitsmarkt umfassend abgebildet werden. Zur Beschreibung der Beschäftigungseffekte in
den Zulieferketten liegen bereits umfangreiche Daten zu Arbeitsstunden der einzelnen Tätigkeiten vor [6]. Auf
dieser Grundlage wurde der Zeitaufwand für die Bereitstellung des Brennstoffes berechnet, was in weiterer
Folge Rückschlüsse auf die beschäftigten Vollzeitäquivalente erlaubt. Als Grundlage dazu wurde ein
Vollzeitäquivalent von 1.720 Arbeitsstunden pro Jahr angenommen.

2.3 Input-Output-Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitionen
    und laufenden Betriebsaufwände (exkl. Brennstoffe)
Während die Ableitung der Wertschöpfung über Umsätze und Vorleistungen eine genauere Einzelbetrachtung
erlaubt, ist sinnvoll für die Abschätzung der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitions- und
Betriebsaufwänden (exkl. Brennstoffe) eine Input-Output-Analyse einzusetzen. Die Input-Output-Analyse
wurde in den 1930er Jahren von Wassily Leontief entwickelt und hat sich seither als eines der wichtigsten und
ausbaufähigsten Werkzeuge der ökonomischen Theoriebildung erwiesen [13]. Es handelt sich dabei um eine
Modelltechnik, welche die Zusammenhänge einer arbeitsteiligen Wirtschaft und die Beiträge der einzelnen
Wirtschaftsbereiche zur Wertschöpfung sichtbar macht. Jeder Wirtschaftsbereich produziert bestimmte Güter
(das können Waren, aber auch Dienstleistungen sein) und benötigt dafür meist Inputs in Form von anderen
Gütern. Die Produktion eines Gutes ist damit mit anderen Wirtschaftsbereichen verflochten, die ihrerseits
wieder mehrere Vorprodukte benötigen usw. Input-Output-Tabellen zeigen nun für jeden Wirtschaftsbereich
die in einem Jahr produzierten Güter, die für die Produktion dieser Güter notwendigen Vorprodukte und -
leistungen sowie die Wertschöpfung (vereinfacht gesagt die gesamte Produktion des Wirtschaftsbereichs
abzüglich der notwendigen Vorleistungen) und die Endnachfrage (das ist die Nachfrage, die nicht zur
Produktion eines anderen Gutes dient). Aus den Vorleistungsverflechtungen und der Inputstruktur können
Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmultiplikatoren abgeleitet werden, womit sowohl direkte als auch
indirekte Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte ermittelt werden können. Im Gegensatz zur Betrachtung
der Wertschöpfung über Umsätze und Vorleistungen liegen bei einer Input-Output Analyse modelhafte
Verkettungen des gesamtwirtschaftlichen Systems zu Grunde. Die Ergebnisse der beiden Methoden sind daher
nur eingeschränkt miteinander vergleichbar liefern jedoch wichtige komplementäre Ergebnisse. Als Grundlage
für die hier durchgeführten Berechnungen wurden die Input-Output-Tabellen der Jahre 2000, 2005 und 2010
und die jeweiligen Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmultiplikatoren der Statistik Austria verwendet.

Als direkte Effekte werden im Folgenden die Veränderungen des Outputs, der Wertschöpfung und der
Beschäftigung bezeichnet, die aufgrund von Nachfrageimpulsen in den unmittelbar betroffenen
Wirtschaftsbereichen entstehen. Die direkten Effekte umfassen nur einen Teil der gesamten wirtschaftlichen
Auswirkungen von Investitionen und den laufenden Betriebsaufwänden (exkl. Brennstoffe). Neben den
unmittelbar betroffenen Wirtschaftsbereichen wirkt die Nachfrage auch auf jene Sektoren, die Vorleistungen
für den unmittelbar betroffenen Wirtschaftszweig erbringen. Zusätzliche Effekte, die nicht in dem von der
unmittelbaren Nachfrage betroffenen Wirtschaftsbereich liegen, werden indirekte Effekte genannt. So werden
z.B. durch eine Investition in eine Maschine direkte Effekte an Wertschöpfung und Beschäftigung beim

12
METHODIK

Maschinenhersteller ausgelöst. Für die Herstellung der Maschinen werden jedoch Vorleistungsgüter benötigt,
die eine zusätzliche Nachfrage nach Gütern und Arbeitskräften in den anderen Branchen der Wirtschaft schafft,
welche wiederum indirekte volkswirtschaftliche Effekte auslöst. Gemeinsam beschreiben direkte und indirekte
Wertschöpfung und Beschäftigung die zusätzlichen volkswirtschaftlichen Effekte, den die Nachfrage einer
Branche auslöst.

Für die Interpretation der Ergebnisse der Berechnung von Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten ist die
Abgrenzung der ermittelten Effekte von Bedeutung. Aufgrund des gewählten Ansatzes der Input-Output-
Analyse und der getroffenen Annahmen sind die volkswirtschaftlichen Ergebnisse als Brutto- bzw.
Maximalergebnisse zu interpretieren. Dies bedeutet, dass nur die Nachfrageeffekte betrachtet werden. Effekte
von Verdrängungs- und Budgeteffekten werden nicht berücksichtigt. Ebenfalls ist es nicht Ziel der Studie die
ökonomische Effizienz der Einspeisetarife für die Gesamtwirtschaft zu beurteilen. Des Weiteren zeigen die
berechneten Beschäftigungseffekte wie viele Arbeitseinheiten erforderlich sind, um die temporär
ausgewiesene zusätzliche Nachfrage zu befriedigen. Diese zusätzlichen Arbeitseinheiten können aber nicht
dahingehend interpretiert werden, dass auch im gleichen Ausmaß neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Ob
und in welchem Ausmaß tatsächlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden, hängt unter anderem von der
Auslastung der bereits bestehenden Arbeitskräfte ab und von der Beschäftigungselastizität im jeweiligen
Wirtschaftsbereich.

2.4 Szenario-Analyse
Aufbauend auf der Branchenentwicklung seit Inkrafttreten der Ökostrom-Einspeisetarife wurden mittels
weiterführender Analyse auf Basis einer Szenario-Technik mögliche Entwicklungspfade für Biomasseheizkraft-
werke dargestellt. Hierbei kommt es unter bestimmten Annahmen zu veränderten wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen mit spezifischen Auswirkungen auf die Branche selbst, die Zulieferkette und damit
verflochtenen Wirtschaftssektoren. Hierfür wurden entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers folgende
Szenarien erstellt:

A Szenario: Business as Usual - Die Ökostromanlagen erhalten eine entsprechende Nachfolgeregelung, welche
        das wirtschaftliche Überleben der Biomasseheizkraftwerke auch zukünftig sichert. Der Anlagenbestand
        kann damit auf dem heutigem Niveau gehalten werden, ein weiterer Ausbau findet jedoch nicht statt.
        Die bestehenden Biomasseheizkraftwerke werden somit über den Zeitpunkt des Vertragsablaufs mit
        der ÖMAG hinaus betrieben, und lösen weiterhin volkswirtschaftliche Effekte aus. Damit unterstützen
        Biomasseheizkraftwerke weiterhin die Zielerreichung Österreichs in den Bereichen Klimaschutz und
        Ausbau erneuerbarer Energien.

B Szenario: Worst Case - Es tritt keine adäquate Nachfolgeregelung zu den aktuellen Einspeisetarifen für
       Ökostromanlagen in Kraft. Die Verträge der bestehenden Anlagen laufen daher nach der vertraglichen
       Laufzeit von 13 bzw. 15 Jahren aus. Aufgrund des langfristig geringen Preises für elektrische Energie
       kann der gesamte Anlagenbestand nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden und wird stillgelegt.
       Um die bestehende Infrastruktur (Spitzenlastkessel, Turbine, Wärmenetz) weiter zu nutzen und die
       Kunden weiter zu bedienen werden die Kraftwerke zu reinen Gaskraftwerken umgebaut. Dies würde
       die Zielvorgaben Österreichs im Bereich Erneuerbare Energien und Klimaschutz gefährden.

C Szenario: Ausbau und Weiterentwicklung bestehender Anlagen – Auf Basis des Erneuerbaren Energie
Szenarios des Umweltbundesamtes [30] wurde ein weiteres Szenario berechnet, das einen Ausbau der
Ökostromerzeugung auf Basis fester Biomasse um 1.000 GWh vorsieht (Details siehe Anhang, Kapitel 12).

                                                                                                          13
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

3 Datenerhebung und Auswertung
Aufgrund fehlender Sekundärdaten wurde die Datengrundlage zur Berechnung der volkswirtschaftlichen
Effekte (Wertschöpfung und Beschäftigung) durch die Ökostromproduktion von Biomasseheizkraftwerken
mittels Befragung der Anlagenbetreiber geschaffen. Durch Fragebogen wurden die notwendigen Daten in einer
drei Wochen dauernden Befragung der Anlagenbetreiber erhoben. Mittels E-Mail und Telefonaten wurden
Verantwortliche von insgesamt 74 Biomasseheizkraftwerken dazu aufgefordert, an der Umfrage teilzunehmen.
Zusätzlich wurde eine Teilnahme an der Befragung durch verschiedene Interessensgruppen wie der IG Holz-
kraft, dem Österreichischen Biomasse-Verband, der Österreichischen Landwirtschaftskammer oder dem Öster-
reichischen Pelletsverband beworben. Auf diese Weise konnte mit insgesamt 45 Datensätzen eine hohe Rück-
laufquote von rund 60% erreicht werden. Letztlich flossen aufgrund mangelhafter Datenangaben 42 Daten-
sätze in die Auswertung ein. Für die Analysen wurde der Datensatz um offensichtliche, statistische „Ausreißer“
bereinigt. Im Vergleich zu den derzeit 128 Anlagen mit Ökostromtarifen (Stand 2015) entspricht die abgefragte
Teilmenge rund 33% bzw. einem Drittel aller Anlagen. Wird die installierte elektrische Leistung der befragten
Anlagen betrachtet, stellt die Befragung knapp die Hälfte der gesamten installierten Leitung dar. Die sehr hohe
Rücklaufquote und damit Abdeckung der Grundgesamtheit erlaubten somit eine detailliertere Betrachtung der
Ergebnisse, und die Datensätze wurden dazu in Kategorien entsprechend der installierten Leistung eingeteilt.
Die folgende Tabelle gibt detailliert Auskunft über die Anzahl der Anlagen in der jeweiligen Kategorie und deren
installierte Leistung in kWel sowie die Teilmengen, welche mittels Befragung erhoben wurden.

Tabelle 2: Vergleich von Anzahl und installierter elektrischer Leistung sowie Gesamtleistung derzeit installierter Anlagen
und befragter Anlagen, eingeteilt nach den Leistungskategorien ≤ 2.000 kWel; ≥ 2.000 & < 5.000 kWel; ≥ 5.000 kWel

Grundgesamtheit und Anlagen           Anzahl Anzahl       Anteil    Gesamte installierte   Installierte Leistung   Anteil
befragt                               gesamt befragt      befragt   Leistung MWel          MWel befragt            befragt
Biomasseheizkraftwerke
                                        128        42       33%              315                    147               47%
insgesamt

Kategorie 1
                                         90        19       21%              72                      23               32%
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
Kategorie 2
Installierte Leistung > 2.000 &          29        19       66%              139                     85               61%
≤ 5.000 kWel
Kategorie 3
                                         9         4        44%              104                     39               38%
Installierte Leistung > 5.000 kWel

Der Rücklauf von 19 Fragebögen von Anlagen der Kategorie 1 (installierte Leistung ≤ 2000 kW el) bildet rund
21% der insgesamt installierten Anlagen bzw. 32% der installierten elektrischen Leistung in dieser Kategorie ab.
Dies zeugt von einer geringfügigen Unterrepräsentanz von Anlagen im Leistungsbereich weniger 100 kW und
kann, aufgrund der stark sinkenden Kosten je Einheit installierter Leistung, zu einer Unterschätzung der
Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte führen. Die relativ umfangreiche Erhebung der installierten
Leistung (32%) ist jedoch eine gute Basis für Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit. Kategorie 2 mit einer
installierten Leistung im Bereich > 2000 und ≤ 5000 kW el und Kategorie 3 mit einer installierten Leistung im
Bereich > 5000 kWel sind gut abgebildet. Die Befragung in diesen beiden Kategorien repräsentiert Anlagen mit
einer installierten elektrischen Leistung von 124 MWel und liefert unter Berücksichtigung der Grundgesamtheit
Ergebnisse für über 50% der installierten elektrischen Gesamtleistung. Diese sehr gute Datenbasis erlaubt es,
die Grundgesamtheit konsistent und detailliert zu beschreiben.

14
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG

3.1 Investitionskennzahlen zu Biomasseheizkraftwerken
Investitionen können grundsätzlich in Erstinvestitionen und laufende Investitionen wie z.B. Ersatz- und
Erweiterungsinvestitionen eingeteilt werden. Unter Erstinvestitionen fallen alle Investments in Anlage-
vermögen, welche durch Bau und Inbetriebnahme eines Biomasseheizkraftwerkes ausgelöst werden. Darunter
werden im wesentlichen Gebäude, technische Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäfts-
ausstattung verstanden. Im Falle von Biomasseheizkraftwerken kann das Investitionsvolumen schnell in den
zweistelligen Millionenbereich steigen. Für viele Anlagenbetreiber waren daher insbesondere die garantierten
Einspeisetarife ein großer Anreiz, in neue Anlagen zu investieren oder bereits bestehende Anlagen zu
erweitern. Diese Investitionen hatten einen großen Effekt auf die österreichische Volkswirtschaft.
Anlagenbauer und Zulieferbetriebe in diesem Bereich erhielten dadurch die Möglichkeit, innovative
Technologien auf den Markt zu bringen und Produktionskapazitäten aufzubauen. Dies schuf nicht nur
Arbeitsplätze und Know-how, sondern ermöglichte diesen Unternehmen, zu weltweit gefragten
Technologielieferanten aufzusteigen. Eine verringerte Nachfrage in Österreich würde bedeuten, dass der nach
wie vor wichtige Inlandsmarkt an Bedeutung verliert und Anlagenbauer wirtschaftliche Einbußen erfahren.
Laufende Investitionen wiederum werden getätigt, um den reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten oder den
bestehenden Betrieb zu erweitern. Bei Biomasseheizkraftwerken sind dies vor allem Ersatzinvestitionen bzw.
Modernisierung der technischen Anlagen. Darüber hinaus werden bei Erweiterungen des Betriebes, wie
beispielsweise druch den Ausbau von Fernwärmenetzen oder Lagerkapazitäten, Investitionen getätigt. Die
folgenden Kapitel fassen auf Basis der Befragung Investitionskennzahlen für Anlagen der Leistungskategorien
mit einer installierten elektrischen Leistung im Bereich von ≤ 2000 kWel, > 2000 und ≤ 5000 kWel und > 5000
kWel zusammen. Diese Kennzahlen definieren die durchschnittlichen Investitionen in Euro pro Kilowatt
installierter Gesamtleistung. Da die vorliegende Studie ausschließlich die volkswirtschaftlichen Effekte für
Österreich betrachtet werden zusätzlich die Anteile importierter Leistungen an den Gesamtinvestitionen
erhoben. Diese fließen in die weiteren Berechnungen ein.

3.1.1 Erstinvestitionen

Alle an der Befragung teilnehmenden Anlagen (n = 42) konnten verwertbare Daten zu den Erstinvestitionen in
den Bereichen Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäfts-
ausstattung liefern. Es wurden somit 19 Datensätze zu Anlagen der Kategorie 1 ≤ 2000 kWel, 19 Datensätze der
Kategorie 2 > 2000 und ≤ 5000 kWel und 4 Datensätze der Kategorie 3 > 5000 kWel ausgewertet. Die
Gesamtinvestitionen in Anlagen der Kategorie 1 beliefen sich auf 101,6 Mio. Euro, in Kategorie 2 auf rund 355
Mio. Euro und in Kategorie 3 auf 140 Mio. Euro. Eine detailliertere Betrachtung über die Kategorien hinweg
zeigt, dass die Investitionen mit 80 bis 90% zum überwiegenden Teil in die Anschaffung von Anlagen und
Maschinen flossen. Fast der gesamte Rest von etwa 10 – 20% der Investitionen floss in Betriebs- und
Geschäftsgebäude, während der Bereich Betriebs- und Geschäftsausstattung nur wenige Prozent der
Gesamtinvestitionen beanspruchte. Aus diesen spezifischen Investitionszahlen wurden anschließend für die
einzelnen Leistungskategorien Kennzahlen zu Investitionen in Euro pro Kilowattstunde installierter
Gesamtleistung abgeleitet (vgl. Tabelle 3).

                                                                                                          15
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
 ÖSTERREICH

 Tabelle 3: Kennzahlen zu den durchschnittlichen Erstinvestitionen von Anlagen der einzelnen Leistungskategorien in Euro
 pro Kilowatt installierter elektrischer Leistung sowie Gesamtleistung in den Unternehmensbereichen Betriebs- und
 Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung

                                                  Betriebs- und        Anlagen und          Betriebs- und
Erstinvestitionen gesamt und in           Anzahl
                                                  Geschäftsgebäude     Maschinen            Geschäftsausstattung
Unternehmensbereiche                      befragt
                                                  Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges
  Biomasseheizkraftwerke insgesamt          42       567,-       107,70      3.446,50     654,70       39,10        7,40

Kategorie 1
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
                                            19      698,90       142,40      3.589,20      731,-       86,50       17,60

Kategorie 2
Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000     19      632,30       112,70      3.518,70      627,-        26,-        4,60
kWel
Kategorie 3
Installierte Leistung > 5.000 kWel
                                             4      346,20       73,40       3.204,20     679,10       39,40        8,40

 Für Biomasseheizkraftwerke in der Leistungskategorie 1 mit einer installierten Leistung ≤ 2.000 kW el (n = 19)
 kostet die Installation eines Kilowatts Leistung somit rund 891,00 Euro/kW ges. Davon fließen 142,40 Euro/kWges
 in Betriebs- und Geschäftsgebäude, 731,00 Euro/kWges in Anlagen und Maschinen und 17,60 Euro/kWges in die
 Betriebs- und Geschäftsausstattung (vgl. Tabelle 3). Der Vergleich mit den anderen Kategorien zeigt deutlich,
 dass kleinere Anlagen wesentlich höhere Investitionskosten pro Kilowatt installierter Leistung aufweisen. So
 belaufen sich die Gesamtinvestitionen in der Leistungskategorie 2 (n = 19) nur auf rund 744,30 Euro/kW ges per
 kW installierter Leistung. Hier werden in Betriebs- und Geschäftsgebäude 112,70 Euro/kWges, in Betriebs- und
 Geschäftsgebäude 627,00 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung 4,60 Euro Euro/kWges
 investiert. Bemerkenswerterweise haben große Anlagen (Leistungskategorie 3, n = 4) geringfügig höhere Inves-
 titionskosten als mittlere Anlagen (760,90 Euro/kWges). Die Investitionen in Betriebs- und Geschäftsgebäude
 betragen 73,40 Euro/kWges, im Bereich Anlagen und Maschinen 679,10 Euro/kWges und in Betriebs- und
 Geschäftsausstattungen 8,40 Euro/kWges. Der Grund für die relativ hohen Investitionen im Bereich Anlagen und
 Maschinen könnten in hochpreisigen Sonderanfertigungen für Kraftwerke mit höherer Leistung liegen.
 Ergänzend werden in Tabelle 3 darüber hinaus die Investitionskennzahlen bezogen auf installierte elektrische
 Leistung angegeben.

 3.1.2 Laufende Investitionen

 Laufende Investitionen wurden wie die Erstinvestitionen für die Unternehmensbereiche Betriebs- und
 Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung abgefragt. Um den
 befragten Anlagenbetreibern die Beantwortung zu erleichtern, wurden die Summen für jedes Geschäftsjahr
 separat erhoben und zu Durchschnittsinvestitionen je Kilowatt installierter Leistung für die jeweilige Leistungs-
 kategorie und den Unternehmensbereich aufbereitet. Im Gegensatz zu Erstinvestitionen, welche einmalig
 getätigt werden, sind die durchschnittlichen laufenden Investitionen für die Jahre ab der Inbetriebnahme zu
 rechnen. Insgesamt konnten 27 Datensätze ausgewertet werden. Dabei lag die durchschnittliche jährliche
 Investition der Branche in Betriebs- und Geschäftsgebäude bei 3,18 Euro/kWges, in Anlagen und Maschinen bei
 20,21 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung bei 0,12 Euro/kWges. Die Betrachtung der
 einzelnen Leistungskategorien ergibt ein differenzierteres Bild (vgl. Tabelle 4). In der Kategorie mit einer
 installierten Leistung ≤ 2.000 kWel (n = 14) wurde in Betriebs- und Geschäftsgebäude 2,28 Euro/kWges, in
 Anlagen und Maschinen 27,15 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung 0,07 Euro/kWges
 investiert. In der mittleren Anlagengröße (n = 9) werden pro Jahr durchschnittlich 0,20 Euro/kWges in Betriebs-
 und Geschäftsgebäude, 10,23 Euro/kWges in Anlagen und Maschinen und 0,26 Euro/kWges Betriebs- und

 16
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG

Geschäftsausstattung investiert. In der Anlagenkategorie mit der höchsten installieren Leistung lagen die
laufenden Investitionen bei 9,36 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsgebäude, 18,99 Euro/kWges in Anlagen
und Maschinen und 0,07 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsausstattung (vgl. Tabelle 4).

Tabelle 4: Durchschnittliche laufende Investitionen in Euro pro Jahr und Kilowatt installierter elektrischer Leistung sowie
Gesamtleistung unterteilt nach in Leistungskategorien und den Bereichen Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und
Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung

                                                Betriebs- und        Anlagen und                  Betriebs- und
Grundgesamtheit und Anlagen             Anzahl
                                                Geschäftsgebäude     Maschinen                    Geschäftsausstattung
befragt                                 befragt
                                                Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges         Euro/kWel Euro/kWges
Biomasseheizkraftwerke insgesamt          27       11,43        3,18       93,33         20,21        0,65           0,12

Kategorie 1                               14       13,67        2,28       101,33        27,15        0,21           0,07
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
Kategorie 2
Installierte Leistung > 2.000 &            9       1,00         0,20       65,67         10,23        2,47           0,26
≤ 5.000 kWel
Kategorie 3                                4       22,21        9,36       102,63        18,99        0,65           0,07
Installierte Leistung > 5.000 kWel

3.1.3 Importanteile

Im Wesentlichen lag der Importanteil im Bereich Anlagen und Maschinen über alle Leistungskategorien hinweg
am höchsten. Insbesondere Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung über 5.000 kWel werden zum
Großteil aus dem Ausland bezogen. Kleinere und mittlere Anlagen hingegen werden Großteils von heimischen
Anlagenbauern geliefert und nur zu einem knappen Viertel importiert. Die Importanteile in den Bereichen
Betriebs- & Geschäftsgebäude und Betriebs- & Geschäftsausstattung hingegen sind verhältnismäßig gering und
zeigen über die Leistungskategorien hinweg nur einen geringen Anteil von 0 bis maximal 6,7% (vgl. Tabelle 5).

Tabelle 5: Prozentueller Importanteil an Investitionen in Anlagevermögen für die Bereiche Betriebs- und Geschäftsgebäude,
Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung, gesamt und unterteilt nach Leistungskategorien

                                               Anzahl      Betriebs- &              Anlagen &      Betriebs- &
Importanteil von Anlagevermögen
                                               befragt     Geschäftsgebäude         Maschinen      Geschäftsausstattung
Biomasseheizkraftwerke insgesamt                  22              1,36%               31,14%                 1,36%

Kategorie 1                                       13              0,00%               25,38%                 0,00%
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
Kategorie 2                                        6              1,67%               22,50%                 1,67%
Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel
Kategorie 3                                        3              6,67%               73,33%                 6,67%
Installierte Leistung > 5.000 kWel

                                                                                                                            17
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

3.2 Betriebswirtschaftliche Aufwände
Zusätzlich zu den Investitionen in Anlagevermögen sind Biomasseheizkraftwerke laufend mit Aufwänden für
den Erhalt und Betrieb des Kraftwerks konfrontiert. Diese Betriebsaufwände (Betriebskosten) können in fixe
und variable Kosten unterteilt werden. Mit steigendem Anlagenbestand und Alter der Anlagen gewinnen diese
Kosten an Bedeutung und verstärken die volkswirtschaftlichen Effekte der Biomasseheizkraftwerke in anderen
Bereichen der Wirtschaft. Unter fixen Kosten sind alle Leistungen zu verstehen, welche nicht von den
Produktionsmengen abhängig sind. Darunter fallen im Wesentlichen Versicherungen, Pacht und
betriebswirtschaftliche Dienstleistungen. Unter variablen Kosten für den Kraftwerksbetreiber fallen Instand-
haltung und Wartung der Anlagen, aber auch beispielsweise die Ascheentsorgung. Da Aufwände für Brennstoff
die zentrale Vorleistung für die Energieproduktion darstellen, werden diese in einem eigenen Kapitel detailliert
volkswirtschaftlich betrachtet. In Abstimmung mit Experten der Branche wurde der Anteil der betrachteten
Kosten an den Errichtungskosten wie folgt erhoben: Für Wartung und Instandhaltung rechnet ein
Biomasseheizkraftwerk mit Kosten von rund 3% der Erstinvestition. Kosten wie Eigenstrombedarf,
Ascheentsorgung, Fremdleistungen schlagen sich mit 2,5% der Erstinvestition zu Buche. Demgegenüber
belaufen sich fixe Kosten wie Versicherung, Pacht und ähnliches lediglich auf 1% der Erstinvestition. In Summe
wird somit ein zusätzlicher jährlicher Kostenaufwand von 6,5% gemessen an der Erstinvestition angenommen.
Dieser Wert wurde zusätzlich mit Literaturdaten verglichen und erscheint angemessen. Zum Vergleich, IRENA,
die internationale Agentur für Erneuerbare Energien, geht in ihren Kostenanalysen für Biomasseheizkraftwerke
von einem Anteil der fixen Kosten von durchschnittlich 2 - 7% und zusätzlichen variablen Kosten von 0,005 USD
pro Kilowattstunde aus [15]. Die deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. und Ecofys gehen in ihrem
Handbuch für die Planung und Installation von Bioenergieanlagen sogar von bis zu 10% jährlichen Zusatzkosten
gemessen an den Errichtungskosten aus [14].

3.3 Erlöse und Erträge von Biomasseheizkraftwerken
Umsatzerlöse basieren auf der regulären Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und umfassen im Falle von
Biomasseheizkraftwerken die Erlöse aus dem Strom- und Wärmeverkauf. Zur Quantifizierung der Erlöse
wurden über die Befragung die verkauften Mengen Strom und Wärme in MWh sowie die Erlöse aus diesen
Verkäufen abgefragt. In wenigen Fällen wird die Energie, insbesondere Wärme, auch zur Deckung des
Eigenbedarfs genutzt. Für die hierfür verwendete Energie wurden auf Basis der durchschnittlichen
Verkaufserlöse Opportunitätskosten angenommen und den Umsatzerlösen hinzugerechnet. Erträge wiederum
sind nicht von der betrieblichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens abhängig, sondern umfassen vom
Unternehmen erwirtschaftete Kapitalerträge, Immobilienerträge und Ähnliches. Auch diese Beträge wurden
über die Befragung erhoben und anschließend für die gesamte Branche berechnet.

Aus dieser Datengrundlage lassen sich branchenspezifische Kennzahlen wie verkaufte Mengen bzw. Durch-
schnittserlöse pro kW installierte elektrische Leistung für die jeweilige Kategorie ableiten und in weiterer Folge
auf die Grundgesamtheit von 128 Anlagen umlegen. Aufgrund der in der zeitlichen Betrachtung abnehmenden
Anzahl an Datensätzen wurden die Kennzahlen auf Basis von Daten der Jahre 2007 bis 2015 ermittelt. In
diesem Zeitraum änderte sich der Anlagenbestand nur geringfügig und es liegen ausreichend Daten vor.
Abweichungen von dieser Methodik sind gesondert angegeben.

18
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG

3.3.1 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf elektrischer Energie

Die Berechnung der verkauften elektrischen Energie in MWh pro kW el installierte Leistung wurde anhand der
Verkaufszahlen von 40 Biomasseheizkraftwerken vorgenommen. Hiervon befanden sich 19 Anlagen in Kate-
gorie 1 (≤ 2.000 kWel), 18 Anlagen in Kategorie 2 (> 2.000 kWel & ≤ 5.000 kWel) und 4 Anlagen in Kategorie 3 (>
5.000 kWel). Eine Analyse der Datensätze zeigte, dass die Berechnung einer durchschnittlichen
Stromverkaufsmenge pro Kilowatt installierter elektrischer Leistung hier nicht anwendbar ist. Die Struktur der
Branche hat sich über den Betrachtungszeitraum stark gewandelt. Die gesetzlichen Regelungen zur Einspeisung
von Ökostrom und die besondere Vergütung hatten zur Folge, dass die Anzahl der Anlagen zwischen 2005 und
2007 stark stieg, die Produktivität dieser Anlagen jedoch erst in den Folgejahren voll zur Geltung kam. Die
Berechnung eines Durchschnittspreises über den ganzen Zeitraum lässt die Jahre mit hoher
Produktionsleistung per installiertem kWel überproportional einfließen, und würde eine Überschätzung des
Produktionsvolumens der Installationsjahre bewirken. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wurde die jährliche
Verkaufsmenge von elektrischer Energie pro kW el installierte Leistung für die jeweilige Anlagenkategorie und
Jahr ermittelt und für die Berechnung der Erlöse herangezogen.

Tabelle 6: Durchschnittlich verkaufte elektrische Energie in MWh pro Kilowatt installierte elektrische Leistung in den
einzelnen Leistungskategorien für die Jahre 2003 bis 2015 auf Basis der Befragung und eigener Berechnungen. Werte
gerundet.

Verkaufte
elektrische Energie   2015    2014    2013    2012    2011    2010   2009    2008    2007    2006    2005   2004     2003
Kategorie 1            5,5     5,2     5,3     5,0     5,7     5,0    4,9     5,0     4,5     3,8     3,8    2,1     1,6
MWh/kWel
Kategorie 2            6,8     6,6     6,9     6,8     7,0     6,8    7,0     5,5     6,4     3,8     4,7    3,2     2,3
MWh/kWel
Kategorie 3            6,9     6,6     7,3     7,2     6,9     7,5    7,3     6,6     6,0     4,3     3,1    3,1     3,0
MWh/kWel

Für die Berechnung der Erlöse aus dem Verkauf der elektrischen Energie wird in weiterer Folge der
durchschnittliche Verkaufserlös pro MWh verkaufter elektrischer Energie in den einzelnen Kategorien
herangezogen. Insgesamt standen für diese Auswertung 25 Datensätze zur Verfügung. Davon waren 12
Anlagen in Kategorie 1, 10 Anlagen in Kategorie 2 und 3 Anlagen in der Kategorie 3. Die Auswertung ergab
einen durchschnittlichen Verkaufserlös von 159 Euro/MWh verkaufter elektrischer Energie im niedrigem
Leistungsbereich ≤ 2.000 kWel, 141 Euro/MWh im mittleren Leistungsbereich von > 2.000 bis ≤ 5.000 kWel und
118 Euro/MWh im hohem Leistungsbereich > 5.000 kWel.

Tabelle 7: Durchschnittliche Erlöse von Biomasseheizkraftwerken aus der Produktion und dem Verkauf elektrischer Energie
in Euro pro Megawattstunde verkaufter elektrischer Energie unterteilt in Leistungskategorien

Kennzahlen zum Erlös aus dem Verkauf elektrischer Energie         Ausgewertete Anlagen               Erlöse Euro/MWh
Kategorie 1
                                                                                12                             159
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
Kategorie 2
                                                                                10                             141
Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel
Kategorie 3
                                                                                 3                             118
Installierte Leistung > 5.000 kWel

                                                                                                                            19
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN
ÖSTERREICH

3.3.2 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme

Auch im Bereich Wärme wurde nach dem gleichen Schema (wie in Kap. 3.3.1 beschrieben) vorgegangen. Aus
Daten zu den verkauften Wärmemengen, dem Eigenverbrauch sowie der installierten thermischen Leistung
wurde der Wärmeverkauf in MWh pro kWth (installierte thermische Leistung) kalkuliert (vgl. Tabelle 8).
Insgesamt wurden die Daten von 36 Biomasseheizkraftwerken ausgewertet, welche sich wie folgend verteilen:
Kategorie 1 - 16 Anlagen, Kategorie 2 - 16 Anlagen und Kategorie 3 - 4 Anlagen. Diese Kennzahlen beinhalten
auch den Eigenverbrauch an Wärme, da diese Energie ansonsten dem Markt zur Verfügung stünde.

Tabelle 8: Durchschnittlich verkaufte Wärme in MWh pro Kilowatt installierte thermische Leistung in den einzelnen
Leistungskategorien für die Jahre 2003 bis 2015 auf Basis der Befragung und eigener Berechnungen. Werte gerundet.

Verkaufte Wärme     2015    2014   2013    2012      2011   2010   2009   2008   2007   2006   2005   2004     2003
Kategorie 1          5,1     5,0    5,1        4,2   4,8    4,4    4,2    4,1    4,0    4,1    3,4     1,8      0,6
MWh/kWth
Kategorie 2          3,2     3,1    3,2        3,4   3,4    3,2    3,2    3,0    3,2    2,8    2,8     2,6      2,5
MWh/kWth
Kategorie 3          4,9     5,4    5,7        5,2   5,2    4,8    4,3    4,2    4,3    2,9    0,8     0,8      0,7
MWh/kWth

Die durchschnittlichen Erlöse aus dem Verkauf von Wärme bzw. Opportunitätskosten für den Eigenverbrauch
von Wärme wurden auf Basis von 20 Datensätzen erhoben. Diese verteilen sich auf 9 Anlagen in Kategorie 1,
8 Anlagen in Kategorie 2 und 3 Anlagen in Kategorie 3. Die durchschnittlichen Erlöse durch den Verkauf von
Wärme sind somit 74,8 Euro/MWh im niedrigem Leistungsbereich ≤ 2.000 kWel, 34,6 Euro/MWh im mittleren
Leistungsbereich > 2.000 kWel bis ≤ 5.000 kWel und 23,8 Euro/MWh im hohem Leistungsbereich > 5.000 kWel
(vgl. Tabelle 9).

Tabelle 9: Kennzahlen zur Berechnung der Erlöse inklusive Eigenverbrauch von Biomasseheizkraftwerken aus der
Produktion und dem Verkauf von Wärme unterteilt in Leistungskategorien

Kennzahlen zum Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme                       Befragte Anlagen        Erlöse Euro/MWh
Kategorie 1
                                                                                    9                        74,8
Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel
Kategorie 2
                                                                                    8                        34,6
Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel
Kategorie 3
                                                                                    3                        23,8
Installierte Leistung > 5.000 kWel

3.3.3 Kennzahlen zu sonstigen Erträgen

Sonstige Erlöse sind betriebliche Einnahmen ohne Steuern, welche nicht direkt aus dem Hauptgeschäftsfeld des
Unternehmens, dem Verkauf von Strom und Wärme, stammen. Hauptsächlich können dies Mieterträge,
Kapitalerträge und diverse Dienstleistungen sein. Die Befragung der Branche ergab, dass nur ein geringer
Prozentsatz von etwa 10% der Anlagen (n = 4) Erträge aus solchen Leistungen erwirtschaftet. Aufgrund dieser
geringen Anzahl an Datensätzen wurden die sonstigen Erträge auf Basis der installierten elektrischen und
thermischen Leistung aller befragten Anlagen abgeschätzt. Der durchschnittliche Ertrag pro kW installierte
Gesamtleistung beträgt demnach etwa 0,015 Euro bzw. 1,5 Eurocent.

20
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