Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich
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Volkswirtschaftliche Bedeutung von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich ENDBERICHT VerfasserInnen: Martin Höher Marian Mraz Lorenz Strimitzer Auftraggeber: IG-Holzkraft - Ökostrom aus fester Biomasse Am Fischhof 3/6 1010 Wien Datum: Wien, Jänner 2017
IMPRESSUM Herausgeberin: Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH, FN 413091m Mariahilfer Straße 136, A-1150 Wien, T. +43 (1) 586 15 24, Fax DW 340 office@energyagency.at | www.energyagency.at Für den Inhalt verantwortlich: DI Peter Traupmann Gesamtleitung: DI Martin Höher MSc | Lektorat & Layout: Mag. Michaela Ponweiser Herstellerin: Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH | Verlagsort und Herstellungsort: Wien Nachdruck nur auszugsweise und mit genauer Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Die Österreichische Energieagentur GmbH hat die Inhalte der vorliegenden Publikation mit größter Sorgfalt recherchiert und dokumentiert. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte können wir jedoch keine Gewähr übernehmen.
Kurzfassung Biomasseheizkraftwerke sind ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Energieversorgung. Ihr besonderer Vorteil ist die kombinierte Produktion von elektrischer Energie und Wärme aus Energieholzsortimenten, die für andere Verwendungen aus technisch-wirtschaftlichen Gründen oft nicht in Frage kommen. Zudem wurde diese noch junge Branche mit Hilfe von österreichischem Know-how und Technologien aufgebaut. Dennoch haben erst das Ökostromgesetz und eine unterstützende Einspeisetarifregelung im Jahr 2002 den Biomasseheizkraftwerken die nötigen Rahmenbedingungen zum Ausbau der Produktionskapazitäten geboten. In Folge ist der Bestand an Ökostromanlagen basierend auf fester Biomasse auf rund 320 MW installierter elektrischer Leistung gestiegen. Die vorliegende Studie betrachtet die volkswirtschaftlichen Effekte von Biomasseheizkraftwerken auf Basis fester Biomasse im Detail und geht darüber hinaus auf deren Einflüsse auf andere Bereiche der österreichischen Wirtschaft ein. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erlöse, die Wertschöpfung sowie die Beschäftigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Wald bis hin zur Produktion von elektrischer Energie und Wärme. Die Ergebnisse zeigen, dass Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse seit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag in Österreich leisten: 2,30 Milliarden Euro Erlöse in der Brennstoffbereitstellungskette, 2,41 Milliarden Euro Wertschöpfung in Biomasseheizkraftwerken aus dem Strom- und Wärmeverkauf 1,74 Milliarden Euro Wertschöpfung durch Investitions- und Betriebsaufwände der Biomasseheizkraftwerke. Darüber hinaus sichert der heutige Anlagenbestand von etwa 130 Kraftwerken entlang dieser Wertschöpfungskette Beschäftigung im Ausmaß von rund 6.400 Vollzeitäquivalenten und damit Wertschöpfung und Einkommen in vornehmlich ländlichen Regionen. Ungeachtet der volkswirtschaftlichen Relevanz von Biomasseheizkraftwerken stehen die Anlagen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Einerseits beherrschen schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen die derzeitigen Energie- und Rohstoffmärkte und andererseits wird das Auslaufen der gesicherten Einspeisevergütung die Wirtschaftlichkeit der Ökostromanlagen stark herabsetzen. In drei Szenarien wurde daher die mögliche Entwicklung abgeschätzt. Der drohende Rückbau von Anlagen hätte innerhalb weniger Jahre nicht nur einen massiven Negativeffekt auf Wertschöpfung und Beschäftigung zur Folge, sondern würde auch die Zielerreichung im Bereich erneuerbare Energien und Klimaschutz gefährden. Die jährlich eingesetzten Biobrennstoffe entsprechen bei fossilem Ersatz Treibhausgasemissionen von rund 3 Millionen Tonnen CO 2 äq. Darüber hinaus zeigt sich aus der Verteilung der Anlagenstandorte, dass von den Auswirkungen größtenteils ländliche Regionen betroffen wären. Die Betrachtungen zeigen klar, dass sich das Ökostromgesetz und die Einspeisetarife für feste Biomasse nicht nur auf die Biomasseheizkraftwerke selbst auswirken, sondern auch auf vernetzte Wirtschaftszweige von Forstwirtschaft über Dienstleistungsunternehmen bis hin zum Anlagenbau Einfluss haben. Vor diesem Hintergrund sollte bei zukünftigen Anpassungen der Rahmenbedingungen eine umfassende Betrachtung der möglichen Auswirkungen miteinbezogen werden.
Abstract Biomass power plants are an important component of Austria's energy supply. Such plants not only produce sustainable electricity and heat, but also use energy wood from local resources. This fledgling industry has been built with the help of long-standing Austrian know-how, expertise and technologies. However, biomass cogeneration plants were only provided with the necessary conditions and supportive framework for the development of production capacities since the Green Electricity Act and the supportive feed-in tariff scheme came into force in 2002. As a result of these regulatory changes, the stock of renewable generating capacity based on solid biomass has increased to approximately 320 MW installed power. The present study examines the economic effects of biomass cogeneration plants based on solid biomass in detail and also looks at their influence on other sectors of the Austrian economy. Focus was on a comprehensive analysis of the whole value chain in Austria - from fuel production to energy production. The results show that the bioenergy value chain based on solid biomass has been responsible for 2.30 billion Euros revenues in fuel production sectors, 2.41 billion Euros added value in the biomass cogeneration plants and additionally 1.71 billion Euros added value generated by investment and operating costs of biomass cogeneration plants. Today, the overall value chain of biomass cogeneration ensures the employment of about 6,400 full-time staff equivalents and added value in mainly rural areas. Despite the high economic relevance of biomass cogeneration plants, the plants are facing major economic challenges. The current economic conditions in the energy and commodity markets are calling into question the further operation of power plants after the conclusion of the period of secured feed-in tariffs. The possible future development of biomass cogeneration systems has been calculated in three scenarios. The impending dismantling of plants within a few years would have a massive effect on value added and employment. Such a development could result in the risk of not reaching the national targets in the field of renewable energy and climate protection. The annual amount of biofuels used results in greenhouse gas emissions savings of around 3 million tonnes of CO2 eq. Furthermore, the study concludes that mostly rural regions would suffer a decreasing of the plant sites. The observations clearly show that the Green Electricity Act and the feed-in tariffs for solid biomass not only affect the biomass heating plants, but also have an impact on the interconnected industries of forestry and service as well as the cultivation of biomass and plant manufacturers. Against this background, any amendments to the framework should not be made without a comprehensive evaluation of all potential impacts.
Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG 7 2 METHODIK 10 2.1 Datenerhebung 10 2.2 Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke 10 2.2.1 Wertschöpfung 10 2.2.2 Beschäftigung 12 2.3 Input-Output-Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitionen und laufenden Betriebsaufwände (exkl. Brennstoffe) 12 2.4 Szenario-Analyse 13 3 DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG 14 3.1 Investitionskennzahlen zu Biomasseheizkraftwerken 15 3.1.1 Erstinvestitionen 15 3.1.2 Laufende Investitionen 16 3.1.3 Importanteile 17 3.2 Betriebswirtschaftliche Aufwände 18 3.3 Erlöse und Erträge von Biomasseheizkraftwerken 18 3.3.1 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf elektrischer Energie 19 3.3.2 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme 20 3.3.3 Kennzahlen zu sonstigen Erträgen 20 3.4 Eingesetzte Brennstoffe 21 3.4.1 Biogene Brennstoffe 21 3.4.2 Fossile Brennstoffe 22 3.5 Beschäftigung 23 3.5.1 Arbeitsplätze in Biomasseheizkraftwerken 23 3.5.2 Vollzeitäquivalente 23 3.6 Anlagenbestand Biomasseheizkraftwerke 24 4 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE EFFEKTE VON BIOMASSEHEIZKRAFTWERKEN 26 4.1 Volkswirtschaftliche Effekte der Brennstoffzulieferketten 26 4.2 Beschäftigung 32 4.3 Volkswirtschaftliche Effekte durch Investitionen 32 4.3.1 Investitionen im Betrachtungszeitraum 32 4.3.2 Input-Output-Analyse 35 4.3.3 Direkte und indirekte Wertschöpfung 37 4.3.4 Direkte und indirekte Beschäftigung 38 5 SZENARIO-ANALYSE 40 5.1 Biogene Brennstoffe Inland 42 5.2 Biomasseheizkraftwerke 44 5.3 Nationale Ziele 47
6 ZUSAMMENFASSUNG 52 7 LITERATUR 59 8 ABKÜRZUNGEN 61 9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 63 10 TABELLENVERZEICHNIS 65 11 ANHANG A: DATENERHEBUNGSBOGEN 67 12 ANHANG B: AUSBAUSZENARIO BIOMASSEHEIZKRAFTWERKE 2030 68 12.1 Biomasseheizkraftwerke 68 12.2 Methodik 69 12.2.1 Datengrundlage 69 12.2.2 Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke 69 12.2.3 Szenario-Analyse 70 12.3 Entwicklung Biomasseheizkraftwerke 71 12.4 Brennstoffzulieferketten 73 12.4.1 Erlöse 73 12.4.2 Beschäftigung 75 12.5 Biomasseheizkraftwerke 76 12.5.1 Wertschöpfung 76 12.5.2 Beschäftigung 77 12.5.3 Volkswirtschaftliche Effekte von Investitionen und Betriebsaufwänden 77 12.5.4 Investitionen und Betriebsaufwände 78 12.5.5 Wertschöpfung 79 12.5.6 Beschäftigung 81 12.6 Zusammenfassung 81
EINLEITUNG 1 Einleitung Biomasseheizkraftwerke haben sich zu einem festen Bestandteil der Energieinfrastruktur in Österreich entwickelt. In nicht wenigen Gemeinden und Städten wurde die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung zu einem regionalen Erfolgsmodell. Mit den neuen Biomasseheizkraftwerken fand die Forstwirtschaft einen Abnehmer für zumeist geringwertige Holzsortimente sowie unregelmäßig anfallende Schadholzmengen. Manche Energieholzsortimente wie das Waldhackgut konnten sich sogar erst durch die steigende Nachfrage der Biomasseheizkraftwerke etablieren. Darüber hinaus profitieren in der Region auch forstwirtschaftliche Dienstleister, welche zunehmend die Fällung, Bringung und Hacken der Sortimente übernehmen. Aber auch Transportunternehmen, Handwerker, Technologielieferanten sind im Einflussbereich der Kraftwerke. Damit schafft und sichert die Wertschöpfungskette Bioenergie vom Baum bis zur elektrischen Energie und Wärme zahlreiche Arbeitsplätze in ländlichen Regionen. Dennoch sind Biomasseheizkraftwerke eine noch sehr junge Branche. In einer sehr dynamischen Entwicklung in der ersten Dekade der 2000er Jahre wurden mit den neuen Technologien große Produktionskapazitäten geschaffen und ein Großteil des heutigen Anlagenbestands aufgebaut. Diese Anlagen konnten sich gut etablieren, und liefern heute verlässlich sowohl Strom als auch Wärme. Ein Haupttreiber dieser Entwicklung war die politische Zielsetzung, den Anteil der erneuerbaren Energien langfristig zu heben und dabei österreichisches Know-how und Technologien stärker am Markt zu etablieren. Für die Biomasseheizkraftwerke wurden im Jahr 2002 mit dem österreichischen Ökostromgesetz geeignete Rahmenbedingungen für den Aufbau dieser Branche geschaffen. Damit rückten neben der Wasserkraft, welche traditionell die wichtigste erneuerbare Quelle zur Stromerzeugung darstellt, auch insbesondere neue Technologien wie Windkraft, Photovoltaik und Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) verstärkt in den Fokus. Als zentrales Instrument zur Erreichung der nationalen Ziele im Bereich erneuerbarer Stromproduktion favorisiert das Ökostromgesetz eine technologieabhängige Einspeisetarifregelung, welche über einen definierten Zeitraum für erhöhte Investitions- sicherheit und sinkende Markteintrittsbarrieren für diese neuen Technologien sorgt [1]. Im Verlauf der Jahre wurden die Einspeisetarife stärker nach Anlagengrößen differenziert und zusätzliche Effizienzkriterien für die Biomasseheizkraftwerke eingeführt. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Entwicklung der Einspeisetarife für die Ökostromeinspeisung aus fester Biomasse der ersten Ökostrom-Einspeisetarifverordnung im Jahr 2002 sowie aktueller Novellierungen für die Jahre 2012 bis 2017. Tabelle 1: Entwicklung der Einspeisetarife in Cent/kWh für Ökostromanlagen mit fester Biomasse anhand der Ökostrom- Einspeisetarifverordnungen der Jahre 2002, 2012, 2013 sowie 2016 und 2017. [8] [9] Einspeisetarife in Cent/kWh 2002 2012 2013 2016 2017 hocheffiziente Anlagen mit einer Engpassleistung bis 20,00 19,90 22,22 22,00 500 kW Engpassleistung bis 500 kW 18,00 17,91 18,80 18,61 16,00 Engpassleistung von über 500 kW bis 1 MW 15,80 15,72 16,32 16,15 Engpassleistung von über 1 MW bis 1,5 MW 15,50 15,42 14,97 14,82 Engpassleistung von über 1,5 MW bis 2 MW 15,00 14,92 14,47 14,33 Engpassleistung von über 2 MW bis 5 MW 15,00 14,37 14,30 13,88 13,74 Engpassleistung von über 5 MW bis 10 MW 13,00 13,88 13,81 13,39 13,26 Engpassleistung von über 10 MW 10,20 11,00 10,94 10,61 10,50 7
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH Unter diesen Rahmenbedingungen erfolgte ein starker Ausbau der Ökostromproduktion auf Basis erneuerbarer Energien. Ihr Anteil am Endverbrauch stieg seither auf über 14% im Jahr 2014 (vgl. Abbildung 1). Windkraft und feste Biomasse waren Vorreiter in diesem Bereich und konnten ihre Kapazitäten rasch ausbauen. So wurden Biomasseheizkraftwerke vor allem in den Anfangsjahren 2005 bis 2007 errichtet und die installierte Leistung kletterte rasch auf über 300 MW. Seither speisen Biomasseheizkraftwerke jährlich konstant etwa 2.000 GWh Ökostrom in die österreichischen Netze ein. Im Jahr 2014 deckten Biomasseheizkraftwerke 3,4% des Jahres- bedarfs an elektrischer Energie (56.514 GWh) und waren nach Windkraft der zweitwichtigste Ökostrom- lieferant [2]. Abbildung 1: Anteile von Ökostrom am österreichischen Endverbrauch in %. Quelle: E-Control, Ökostrombericht 2015 [2] Die Bedeutung der Biomasseheizkraftwerke wird auch bei Betrachtung der eingespeisten Ökostrommengen deutlich (vgl. Abbildung 2). Insgesamt wurden 8.199 GWh Ökostrom eingespeist. Auch hier lag feste Biomasse mit 1.941 GWh an zweiter Stelle [2] und lieferte rund ein Viertel des gesamten Ökostroms. Die dargestellten Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung geeigneter gesetzlicher Rahmenbedingungen für die erneuerbaren Energien. Abbildung 2: Ökostromeinspeisung in das österreichische Netz. Quelle: E-Control, Ökostrombericht 2015 [2] 8
EINLEITUNG Nach nun 13 Jahren Ökostromgesetz mit Einspeisetarifregelung in Österreich laufen die ersten Verträge mit garantierter Einspeisevergütung in absehbarer Zeit aus, und es bietet sich eine gute Gelegenheit, die volkswirt- schaftliche Bedeutung dieser Branche genauer unter die Lupe zu nehmen. Die vorliegende Studie beschreibt somit vorrangig die volkswirtschaftliche Bedeutung von Biomasseheizkraftwerken, die durch sie geschaffene Wertschöpfungskette, getätigte Investitionen sowie die damit zusammenhängenden Beschäftigungseffekte. Des Weiteren fließen hier Betrachtungen zu den ökologischen und sozialen Vorteilen einer regionalen Brennstoffproduktion und Verwertung ein. So spielen aufgrund des Brennstoffes und der Standorte von Biomasseheizkraftwerken Themen wie ländliche Entwicklung, Waldhygiene, Arbeitsplätze und gesicherte Energieversorgung in ländlichen Regionen eine bedeutende Rolle. Auch werden die mögliche Außernutzen- stellung von Kraftwerken und die Auswirkung dessen auf die nationalen Ziele im Bereich erneuerbarer Energien und Klimaschutz thematisiert. Biomasseheizkraftwerke sind insgesamt betrachtet zwar nur ein kleiner Teil des österreichischen Energie- systems. Sie haben jedoch aufgrund ihrer Standorte und den Verflechtungen mit anderen Branchen in Öster- reich eine besonderen Stellenwert im System. Darüber hinaus stammt knapp 20 Prozent der Fernwärmeproduktion aus KWK-Anlagen auf Basis fester Biomasse, etwa 40 Prozent des in Österreich genutzten Waldhackguts werden in KWK-Anlagen eingesetzt. 9
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH 2 Methodik Die vorliegende Studie betrachtet die volkswirtschaftlichen Effekte inklusive der Beschäftigungseffekte, welche durch die Installation und den Betrieb von Biomasseheizkraftwerken für feste Biomasse unter dem Ökostromgesetz ab dem Jahre 2002 ausgelöst wurden. Diese Abgrenzung gilt sowohl für die in der Vergangenheit getätigten Vorleistungen und Investitionen in diesen Wirtschaftssektor als auch für mögliche zukünftige Entwicklungen, welche mittels Szenario-Analyse untersucht wurden. 2.1 Datenerhebung Die Primärdaten dieser Studie basieren hauptsächlich auf einer Datenerhebung unter den Betreibern von Biomasseheizkraftwerken, welche am österreichischen Ökostromfördersystem teilnehmen. Ziel war es ein möglichst vollständiges Gesamtbild der Branche und ihrer Entwicklung seit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes 2002 und der Ökostrom-Einspeisetarifverordnung 2002 sowie nachfolgenden gesetzlichen Regelwerken zu erstellen. Hierfür wurden mittels Fragebogen Investitionen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen der Heizkraftwerke abgefragt. Diese bilden die Grundlage für die Berechnung der direkten Wertschöpfung und wurden ebenso dazu genutzt die indirekten Wertschöpfungseffekte auf Basis einer Input-Output Analyse darzustellen. Ergänzend dazu wurden über den Fragebogen die Anteile der aus dem Ausland bezogenen Leistungen erhoben. Des Weiteren wurde der Fragenbogen dazu genutzt um Daten zu Beschäftigung und Löhnen in der Branche zu erheben. Der Datenerhebungsbogen kann in Anhang A eingesehen werden. Um die erhobenen Daten für die gesamte Branche der Biomasseheizkraftwerke in Österreich anwenden zu können, wurden anschließend Kennzahlen für verschiedene Leistungskategorien (≤ 2.000 kWel; ≥ 2.000 & < 5.000 kWel; ≥ 5.000 kWel) errechnet und diese auf die Grundgesamtheit extrapoliert. Die erhobenen Primärdaten wurden anschließend in einem Stakeholderdialog mit Experten der Branche hinsichtlich Konsistenz geprüft. Ergänzend zu den Primärdaten wurden offizielle Datenquellen genutzt. Dazu gehören im Wesentlichen die Veröffentlichungen der Statistik Austria, die Berichte der ÖMAG sowie E-Control und wissenschaftliche Studien mit Bezug zur Bioenergiebranche. Des Weiteren wurden wissenschaftliche Arbeiten zu den volkswirtschaftlichen Effekten wie Wertschöpfung und Beschäftigung herangezogen, um entsprechende Effekte für den Bereich Biomasseheizkraftwerke zu quantifizieren. 2.2 Volkswirtschaftliche Effekte der Biomasseheizkraftwerke 2.2.1 Wertschöpfung Die Wertschöpfung einer Branche ist ein guter Indikator zur Quantifizierung deren volkswirtschaftlicher Effekte. Darunter sind die Nettoerlöse aus der Geschäftstätigkeit abzüglich eingebrachter Vorleistungen, z.B. Rohstoffe, Energie, Service oder Wartung, zu verstehen. Wertschöpfung bildet somit die Wertsteigerung durch Be- und Verarbeitung der eingesetzten Produktionsfaktoren durch einen Betrieb bzw. einer Branche ab. In weiterer Folge ist Wertschöpfung die Grundlage für Investitionen, Gewinne auszuschütten oder Mitarbeiter zu bezahlen. Abbildung 3 veranschaulicht diese Definition: Wertschöpfung ist der Nettoumsatz abzüglich Vorleistungen. 10
METHODIK Zusätzlich kann zwischen Bruttowertschöpfung (inklusive Abschreibungen) und Nettowertschöpfung (exklusive Abschreibung) unterschieden werden. Abbildung 3: Berechnung der Wertschöpfung (Quelle: nova-Institut GmbH [22]) Der volkswirtschaftliche Effekt von Biomasseheizkraftwerken kann jedoch nicht ausschließlich auf Basis einer wertsteigernden Energieproduktion im Kraftwerk beschrieben werden, sondern es muss die gesamte Wert- schöpfungskette, d. h. die Zulieferkette für den Brennstoff, mitbetrachtet werden. Diese Vorleistungen der z.B. Forstwirtschaft, Brennstofferzeuger und Transporteure stammen hauptsächlich aus ländlichen Regionen Öster- reichs, und die hier generierten Erlöse sind eine wichtige Stütze der regionalen Wirtschaft. Die vorliegende Studie betrachtet daher die volkswirtschaftlichen Effekte, welche durch den Bezug der Brennstoffe und im Folgenden durch Produktion und Vertrieb von Energie durch Biomasseheizkraftwerke seit Bestehen der Ökostrom-Einspeisetarife ausgelöst wurden. Da im Rahmen der vorliegenden Studie jedoch ausschließlich Effekte auf die österreichische Wirtschaft untersucht wurden, sind Vorleistungen außerhalb Österreichs nicht in den Betrachtungen inkludiert. Die Wertschöpfungskette Bioenergie umfasst somit die Wertschöpfung in den Biomasseheizkraftwerken und die Erlöse in der Vorkette exklusive den Vorleistungen im Ausland. Abbildung 4 erläutert diesen methodischen Ansatz im Detail. Daten zum Bezug von Vorleistungen und der Wertschöpfung in den Biomasseheizkraftwerken wurden hauptsächlich über Befragung der Anlagenbetreiber erhoben und in weiterer Folge auf den Anlagenbestand in Österreich umgelegt. Wertschöpfung Biomasseheizkraftwerke Wertschöpfung der Biomasseheizkraftwerke & Erlöse durch Vorleistungen gesamt Vorleistungen in Vorleistungen aus z.B. Österreichs exklusive Österreich bezogen Holzernte, Importe Brennstofferzeugung, Hacken, Transport Vorleistungen aus dem Ausland bezogen Abbildung 4: Schematische Darstellung der Wertschöpfungskette Bioenergie – Biomasseheizkraftwerke + Vorleistungen 11
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH 2.2.2 Beschäftigung Die Anzahl der Beschäftigten in Biomasseheizkraftwerken und damit ihre Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt wird auf Basis der Primärdatenerhebung ermittelt. Angaben zu geleisteten Arbeitsstunden und Beschäftigungszahlen werden auf die Grundgesamtheit der Biomasseheizkraftwerke umgelegt und erlauben eine Einschätzung sowohl der konkreten Anzahl von Einkommensbeziehern in Biomasseheizkraftwerken als auch der Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten. Auf diese Weise kann die Bedeutung der Biomasseheiz- kraftwerke für den Arbeitsmarkt umfassend abgebildet werden. Zur Beschreibung der Beschäftigungseffekte in den Zulieferketten liegen bereits umfangreiche Daten zu Arbeitsstunden der einzelnen Tätigkeiten vor [6]. Auf dieser Grundlage wurde der Zeitaufwand für die Bereitstellung des Brennstoffes berechnet, was in weiterer Folge Rückschlüsse auf die beschäftigten Vollzeitäquivalente erlaubt. Als Grundlage dazu wurde ein Vollzeitäquivalent von 1.720 Arbeitsstunden pro Jahr angenommen. 2.3 Input-Output-Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitionen und laufenden Betriebsaufwände (exkl. Brennstoffe) Während die Ableitung der Wertschöpfung über Umsätze und Vorleistungen eine genauere Einzelbetrachtung erlaubt, ist sinnvoll für die Abschätzung der volkswirtschaftlichen Effekte von Investitions- und Betriebsaufwänden (exkl. Brennstoffe) eine Input-Output-Analyse einzusetzen. Die Input-Output-Analyse wurde in den 1930er Jahren von Wassily Leontief entwickelt und hat sich seither als eines der wichtigsten und ausbaufähigsten Werkzeuge der ökonomischen Theoriebildung erwiesen [13]. Es handelt sich dabei um eine Modelltechnik, welche die Zusammenhänge einer arbeitsteiligen Wirtschaft und die Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche zur Wertschöpfung sichtbar macht. Jeder Wirtschaftsbereich produziert bestimmte Güter (das können Waren, aber auch Dienstleistungen sein) und benötigt dafür meist Inputs in Form von anderen Gütern. Die Produktion eines Gutes ist damit mit anderen Wirtschaftsbereichen verflochten, die ihrerseits wieder mehrere Vorprodukte benötigen usw. Input-Output-Tabellen zeigen nun für jeden Wirtschaftsbereich die in einem Jahr produzierten Güter, die für die Produktion dieser Güter notwendigen Vorprodukte und - leistungen sowie die Wertschöpfung (vereinfacht gesagt die gesamte Produktion des Wirtschaftsbereichs abzüglich der notwendigen Vorleistungen) und die Endnachfrage (das ist die Nachfrage, die nicht zur Produktion eines anderen Gutes dient). Aus den Vorleistungsverflechtungen und der Inputstruktur können Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmultiplikatoren abgeleitet werden, womit sowohl direkte als auch indirekte Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte ermittelt werden können. Im Gegensatz zur Betrachtung der Wertschöpfung über Umsätze und Vorleistungen liegen bei einer Input-Output Analyse modelhafte Verkettungen des gesamtwirtschaftlichen Systems zu Grunde. Die Ergebnisse der beiden Methoden sind daher nur eingeschränkt miteinander vergleichbar liefern jedoch wichtige komplementäre Ergebnisse. Als Grundlage für die hier durchgeführten Berechnungen wurden die Input-Output-Tabellen der Jahre 2000, 2005 und 2010 und die jeweiligen Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmultiplikatoren der Statistik Austria verwendet. Als direkte Effekte werden im Folgenden die Veränderungen des Outputs, der Wertschöpfung und der Beschäftigung bezeichnet, die aufgrund von Nachfrageimpulsen in den unmittelbar betroffenen Wirtschaftsbereichen entstehen. Die direkten Effekte umfassen nur einen Teil der gesamten wirtschaftlichen Auswirkungen von Investitionen und den laufenden Betriebsaufwänden (exkl. Brennstoffe). Neben den unmittelbar betroffenen Wirtschaftsbereichen wirkt die Nachfrage auch auf jene Sektoren, die Vorleistungen für den unmittelbar betroffenen Wirtschaftszweig erbringen. Zusätzliche Effekte, die nicht in dem von der unmittelbaren Nachfrage betroffenen Wirtschaftsbereich liegen, werden indirekte Effekte genannt. So werden z.B. durch eine Investition in eine Maschine direkte Effekte an Wertschöpfung und Beschäftigung beim 12
METHODIK Maschinenhersteller ausgelöst. Für die Herstellung der Maschinen werden jedoch Vorleistungsgüter benötigt, die eine zusätzliche Nachfrage nach Gütern und Arbeitskräften in den anderen Branchen der Wirtschaft schafft, welche wiederum indirekte volkswirtschaftliche Effekte auslöst. Gemeinsam beschreiben direkte und indirekte Wertschöpfung und Beschäftigung die zusätzlichen volkswirtschaftlichen Effekte, den die Nachfrage einer Branche auslöst. Für die Interpretation der Ergebnisse der Berechnung von Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten ist die Abgrenzung der ermittelten Effekte von Bedeutung. Aufgrund des gewählten Ansatzes der Input-Output- Analyse und der getroffenen Annahmen sind die volkswirtschaftlichen Ergebnisse als Brutto- bzw. Maximalergebnisse zu interpretieren. Dies bedeutet, dass nur die Nachfrageeffekte betrachtet werden. Effekte von Verdrängungs- und Budgeteffekten werden nicht berücksichtigt. Ebenfalls ist es nicht Ziel der Studie die ökonomische Effizienz der Einspeisetarife für die Gesamtwirtschaft zu beurteilen. Des Weiteren zeigen die berechneten Beschäftigungseffekte wie viele Arbeitseinheiten erforderlich sind, um die temporär ausgewiesene zusätzliche Nachfrage zu befriedigen. Diese zusätzlichen Arbeitseinheiten können aber nicht dahingehend interpretiert werden, dass auch im gleichen Ausmaß neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Ob und in welchem Ausmaß tatsächlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden, hängt unter anderem von der Auslastung der bereits bestehenden Arbeitskräfte ab und von der Beschäftigungselastizität im jeweiligen Wirtschaftsbereich. 2.4 Szenario-Analyse Aufbauend auf der Branchenentwicklung seit Inkrafttreten der Ökostrom-Einspeisetarife wurden mittels weiterführender Analyse auf Basis einer Szenario-Technik mögliche Entwicklungspfade für Biomasseheizkraft- werke dargestellt. Hierbei kommt es unter bestimmten Annahmen zu veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit spezifischen Auswirkungen auf die Branche selbst, die Zulieferkette und damit verflochtenen Wirtschaftssektoren. Hierfür wurden entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers folgende Szenarien erstellt: A Szenario: Business as Usual - Die Ökostromanlagen erhalten eine entsprechende Nachfolgeregelung, welche das wirtschaftliche Überleben der Biomasseheizkraftwerke auch zukünftig sichert. Der Anlagenbestand kann damit auf dem heutigem Niveau gehalten werden, ein weiterer Ausbau findet jedoch nicht statt. Die bestehenden Biomasseheizkraftwerke werden somit über den Zeitpunkt des Vertragsablaufs mit der ÖMAG hinaus betrieben, und lösen weiterhin volkswirtschaftliche Effekte aus. Damit unterstützen Biomasseheizkraftwerke weiterhin die Zielerreichung Österreichs in den Bereichen Klimaschutz und Ausbau erneuerbarer Energien. B Szenario: Worst Case - Es tritt keine adäquate Nachfolgeregelung zu den aktuellen Einspeisetarifen für Ökostromanlagen in Kraft. Die Verträge der bestehenden Anlagen laufen daher nach der vertraglichen Laufzeit von 13 bzw. 15 Jahren aus. Aufgrund des langfristig geringen Preises für elektrische Energie kann der gesamte Anlagenbestand nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden und wird stillgelegt. Um die bestehende Infrastruktur (Spitzenlastkessel, Turbine, Wärmenetz) weiter zu nutzen und die Kunden weiter zu bedienen werden die Kraftwerke zu reinen Gaskraftwerken umgebaut. Dies würde die Zielvorgaben Österreichs im Bereich Erneuerbare Energien und Klimaschutz gefährden. C Szenario: Ausbau und Weiterentwicklung bestehender Anlagen – Auf Basis des Erneuerbaren Energie Szenarios des Umweltbundesamtes [30] wurde ein weiteres Szenario berechnet, das einen Ausbau der Ökostromerzeugung auf Basis fester Biomasse um 1.000 GWh vorsieht (Details siehe Anhang, Kapitel 12). 13
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH 3 Datenerhebung und Auswertung Aufgrund fehlender Sekundärdaten wurde die Datengrundlage zur Berechnung der volkswirtschaftlichen Effekte (Wertschöpfung und Beschäftigung) durch die Ökostromproduktion von Biomasseheizkraftwerken mittels Befragung der Anlagenbetreiber geschaffen. Durch Fragebogen wurden die notwendigen Daten in einer drei Wochen dauernden Befragung der Anlagenbetreiber erhoben. Mittels E-Mail und Telefonaten wurden Verantwortliche von insgesamt 74 Biomasseheizkraftwerken dazu aufgefordert, an der Umfrage teilzunehmen. Zusätzlich wurde eine Teilnahme an der Befragung durch verschiedene Interessensgruppen wie der IG Holz- kraft, dem Österreichischen Biomasse-Verband, der Österreichischen Landwirtschaftskammer oder dem Öster- reichischen Pelletsverband beworben. Auf diese Weise konnte mit insgesamt 45 Datensätzen eine hohe Rück- laufquote von rund 60% erreicht werden. Letztlich flossen aufgrund mangelhafter Datenangaben 42 Daten- sätze in die Auswertung ein. Für die Analysen wurde der Datensatz um offensichtliche, statistische „Ausreißer“ bereinigt. Im Vergleich zu den derzeit 128 Anlagen mit Ökostromtarifen (Stand 2015) entspricht die abgefragte Teilmenge rund 33% bzw. einem Drittel aller Anlagen. Wird die installierte elektrische Leistung der befragten Anlagen betrachtet, stellt die Befragung knapp die Hälfte der gesamten installierten Leitung dar. Die sehr hohe Rücklaufquote und damit Abdeckung der Grundgesamtheit erlaubten somit eine detailliertere Betrachtung der Ergebnisse, und die Datensätze wurden dazu in Kategorien entsprechend der installierten Leistung eingeteilt. Die folgende Tabelle gibt detailliert Auskunft über die Anzahl der Anlagen in der jeweiligen Kategorie und deren installierte Leistung in kWel sowie die Teilmengen, welche mittels Befragung erhoben wurden. Tabelle 2: Vergleich von Anzahl und installierter elektrischer Leistung sowie Gesamtleistung derzeit installierter Anlagen und befragter Anlagen, eingeteilt nach den Leistungskategorien ≤ 2.000 kWel; ≥ 2.000 & < 5.000 kWel; ≥ 5.000 kWel Grundgesamtheit und Anlagen Anzahl Anzahl Anteil Gesamte installierte Installierte Leistung Anteil befragt gesamt befragt befragt Leistung MWel MWel befragt befragt Biomasseheizkraftwerke 128 42 33% 315 147 47% insgesamt Kategorie 1 90 19 21% 72 23 32% Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel Kategorie 2 Installierte Leistung > 2.000 & 29 19 66% 139 85 61% ≤ 5.000 kWel Kategorie 3 9 4 44% 104 39 38% Installierte Leistung > 5.000 kWel Der Rücklauf von 19 Fragebögen von Anlagen der Kategorie 1 (installierte Leistung ≤ 2000 kW el) bildet rund 21% der insgesamt installierten Anlagen bzw. 32% der installierten elektrischen Leistung in dieser Kategorie ab. Dies zeugt von einer geringfügigen Unterrepräsentanz von Anlagen im Leistungsbereich weniger 100 kW und kann, aufgrund der stark sinkenden Kosten je Einheit installierter Leistung, zu einer Unterschätzung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte führen. Die relativ umfangreiche Erhebung der installierten Leistung (32%) ist jedoch eine gute Basis für Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit. Kategorie 2 mit einer installierten Leistung im Bereich > 2000 und ≤ 5000 kW el und Kategorie 3 mit einer installierten Leistung im Bereich > 5000 kWel sind gut abgebildet. Die Befragung in diesen beiden Kategorien repräsentiert Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von 124 MWel und liefert unter Berücksichtigung der Grundgesamtheit Ergebnisse für über 50% der installierten elektrischen Gesamtleistung. Diese sehr gute Datenbasis erlaubt es, die Grundgesamtheit konsistent und detailliert zu beschreiben. 14
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG 3.1 Investitionskennzahlen zu Biomasseheizkraftwerken Investitionen können grundsätzlich in Erstinvestitionen und laufende Investitionen wie z.B. Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen eingeteilt werden. Unter Erstinvestitionen fallen alle Investments in Anlage- vermögen, welche durch Bau und Inbetriebnahme eines Biomasseheizkraftwerkes ausgelöst werden. Darunter werden im wesentlichen Gebäude, technische Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäfts- ausstattung verstanden. Im Falle von Biomasseheizkraftwerken kann das Investitionsvolumen schnell in den zweistelligen Millionenbereich steigen. Für viele Anlagenbetreiber waren daher insbesondere die garantierten Einspeisetarife ein großer Anreiz, in neue Anlagen zu investieren oder bereits bestehende Anlagen zu erweitern. Diese Investitionen hatten einen großen Effekt auf die österreichische Volkswirtschaft. Anlagenbauer und Zulieferbetriebe in diesem Bereich erhielten dadurch die Möglichkeit, innovative Technologien auf den Markt zu bringen und Produktionskapazitäten aufzubauen. Dies schuf nicht nur Arbeitsplätze und Know-how, sondern ermöglichte diesen Unternehmen, zu weltweit gefragten Technologielieferanten aufzusteigen. Eine verringerte Nachfrage in Österreich würde bedeuten, dass der nach wie vor wichtige Inlandsmarkt an Bedeutung verliert und Anlagenbauer wirtschaftliche Einbußen erfahren. Laufende Investitionen wiederum werden getätigt, um den reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten oder den bestehenden Betrieb zu erweitern. Bei Biomasseheizkraftwerken sind dies vor allem Ersatzinvestitionen bzw. Modernisierung der technischen Anlagen. Darüber hinaus werden bei Erweiterungen des Betriebes, wie beispielsweise druch den Ausbau von Fernwärmenetzen oder Lagerkapazitäten, Investitionen getätigt. Die folgenden Kapitel fassen auf Basis der Befragung Investitionskennzahlen für Anlagen der Leistungskategorien mit einer installierten elektrischen Leistung im Bereich von ≤ 2000 kWel, > 2000 und ≤ 5000 kWel und > 5000 kWel zusammen. Diese Kennzahlen definieren die durchschnittlichen Investitionen in Euro pro Kilowatt installierter Gesamtleistung. Da die vorliegende Studie ausschließlich die volkswirtschaftlichen Effekte für Österreich betrachtet werden zusätzlich die Anteile importierter Leistungen an den Gesamtinvestitionen erhoben. Diese fließen in die weiteren Berechnungen ein. 3.1.1 Erstinvestitionen Alle an der Befragung teilnehmenden Anlagen (n = 42) konnten verwertbare Daten zu den Erstinvestitionen in den Bereichen Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäfts- ausstattung liefern. Es wurden somit 19 Datensätze zu Anlagen der Kategorie 1 ≤ 2000 kWel, 19 Datensätze der Kategorie 2 > 2000 und ≤ 5000 kWel und 4 Datensätze der Kategorie 3 > 5000 kWel ausgewertet. Die Gesamtinvestitionen in Anlagen der Kategorie 1 beliefen sich auf 101,6 Mio. Euro, in Kategorie 2 auf rund 355 Mio. Euro und in Kategorie 3 auf 140 Mio. Euro. Eine detailliertere Betrachtung über die Kategorien hinweg zeigt, dass die Investitionen mit 80 bis 90% zum überwiegenden Teil in die Anschaffung von Anlagen und Maschinen flossen. Fast der gesamte Rest von etwa 10 – 20% der Investitionen floss in Betriebs- und Geschäftsgebäude, während der Bereich Betriebs- und Geschäftsausstattung nur wenige Prozent der Gesamtinvestitionen beanspruchte. Aus diesen spezifischen Investitionszahlen wurden anschließend für die einzelnen Leistungskategorien Kennzahlen zu Investitionen in Euro pro Kilowattstunde installierter Gesamtleistung abgeleitet (vgl. Tabelle 3). 15
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH Tabelle 3: Kennzahlen zu den durchschnittlichen Erstinvestitionen von Anlagen der einzelnen Leistungskategorien in Euro pro Kilowatt installierter elektrischer Leistung sowie Gesamtleistung in den Unternehmensbereichen Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung Betriebs- und Anlagen und Betriebs- und Erstinvestitionen gesamt und in Anzahl Geschäftsgebäude Maschinen Geschäftsausstattung Unternehmensbereiche befragt Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges Biomasseheizkraftwerke insgesamt 42 567,- 107,70 3.446,50 654,70 39,10 7,40 Kategorie 1 Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel 19 698,90 142,40 3.589,20 731,- 86,50 17,60 Kategorie 2 Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 19 632,30 112,70 3.518,70 627,- 26,- 4,60 kWel Kategorie 3 Installierte Leistung > 5.000 kWel 4 346,20 73,40 3.204,20 679,10 39,40 8,40 Für Biomasseheizkraftwerke in der Leistungskategorie 1 mit einer installierten Leistung ≤ 2.000 kW el (n = 19) kostet die Installation eines Kilowatts Leistung somit rund 891,00 Euro/kW ges. Davon fließen 142,40 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsgebäude, 731,00 Euro/kWges in Anlagen und Maschinen und 17,60 Euro/kWges in die Betriebs- und Geschäftsausstattung (vgl. Tabelle 3). Der Vergleich mit den anderen Kategorien zeigt deutlich, dass kleinere Anlagen wesentlich höhere Investitionskosten pro Kilowatt installierter Leistung aufweisen. So belaufen sich die Gesamtinvestitionen in der Leistungskategorie 2 (n = 19) nur auf rund 744,30 Euro/kW ges per kW installierter Leistung. Hier werden in Betriebs- und Geschäftsgebäude 112,70 Euro/kWges, in Betriebs- und Geschäftsgebäude 627,00 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung 4,60 Euro Euro/kWges investiert. Bemerkenswerterweise haben große Anlagen (Leistungskategorie 3, n = 4) geringfügig höhere Inves- titionskosten als mittlere Anlagen (760,90 Euro/kWges). Die Investitionen in Betriebs- und Geschäftsgebäude betragen 73,40 Euro/kWges, im Bereich Anlagen und Maschinen 679,10 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattungen 8,40 Euro/kWges. Der Grund für die relativ hohen Investitionen im Bereich Anlagen und Maschinen könnten in hochpreisigen Sonderanfertigungen für Kraftwerke mit höherer Leistung liegen. Ergänzend werden in Tabelle 3 darüber hinaus die Investitionskennzahlen bezogen auf installierte elektrische Leistung angegeben. 3.1.2 Laufende Investitionen Laufende Investitionen wurden wie die Erstinvestitionen für die Unternehmensbereiche Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung abgefragt. Um den befragten Anlagenbetreibern die Beantwortung zu erleichtern, wurden die Summen für jedes Geschäftsjahr separat erhoben und zu Durchschnittsinvestitionen je Kilowatt installierter Leistung für die jeweilige Leistungs- kategorie und den Unternehmensbereich aufbereitet. Im Gegensatz zu Erstinvestitionen, welche einmalig getätigt werden, sind die durchschnittlichen laufenden Investitionen für die Jahre ab der Inbetriebnahme zu rechnen. Insgesamt konnten 27 Datensätze ausgewertet werden. Dabei lag die durchschnittliche jährliche Investition der Branche in Betriebs- und Geschäftsgebäude bei 3,18 Euro/kWges, in Anlagen und Maschinen bei 20,21 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung bei 0,12 Euro/kWges. Die Betrachtung der einzelnen Leistungskategorien ergibt ein differenzierteres Bild (vgl. Tabelle 4). In der Kategorie mit einer installierten Leistung ≤ 2.000 kWel (n = 14) wurde in Betriebs- und Geschäftsgebäude 2,28 Euro/kWges, in Anlagen und Maschinen 27,15 Euro/kWges und in Betriebs- und Geschäftsausstattung 0,07 Euro/kWges investiert. In der mittleren Anlagengröße (n = 9) werden pro Jahr durchschnittlich 0,20 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsgebäude, 10,23 Euro/kWges in Anlagen und Maschinen und 0,26 Euro/kWges Betriebs- und 16
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG Geschäftsausstattung investiert. In der Anlagenkategorie mit der höchsten installieren Leistung lagen die laufenden Investitionen bei 9,36 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsgebäude, 18,99 Euro/kWges in Anlagen und Maschinen und 0,07 Euro/kWges in Betriebs- und Geschäftsausstattung (vgl. Tabelle 4). Tabelle 4: Durchschnittliche laufende Investitionen in Euro pro Jahr und Kilowatt installierter elektrischer Leistung sowie Gesamtleistung unterteilt nach in Leistungskategorien und den Bereichen Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung Betriebs- und Anlagen und Betriebs- und Grundgesamtheit und Anlagen Anzahl Geschäftsgebäude Maschinen Geschäftsausstattung befragt befragt Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges Euro/kWel Euro/kWges Biomasseheizkraftwerke insgesamt 27 11,43 3,18 93,33 20,21 0,65 0,12 Kategorie 1 14 13,67 2,28 101,33 27,15 0,21 0,07 Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel Kategorie 2 Installierte Leistung > 2.000 & 9 1,00 0,20 65,67 10,23 2,47 0,26 ≤ 5.000 kWel Kategorie 3 4 22,21 9,36 102,63 18,99 0,65 0,07 Installierte Leistung > 5.000 kWel 3.1.3 Importanteile Im Wesentlichen lag der Importanteil im Bereich Anlagen und Maschinen über alle Leistungskategorien hinweg am höchsten. Insbesondere Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung über 5.000 kWel werden zum Großteil aus dem Ausland bezogen. Kleinere und mittlere Anlagen hingegen werden Großteils von heimischen Anlagenbauern geliefert und nur zu einem knappen Viertel importiert. Die Importanteile in den Bereichen Betriebs- & Geschäftsgebäude und Betriebs- & Geschäftsausstattung hingegen sind verhältnismäßig gering und zeigen über die Leistungskategorien hinweg nur einen geringen Anteil von 0 bis maximal 6,7% (vgl. Tabelle 5). Tabelle 5: Prozentueller Importanteil an Investitionen in Anlagevermögen für die Bereiche Betriebs- und Geschäftsgebäude, Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung, gesamt und unterteilt nach Leistungskategorien Anzahl Betriebs- & Anlagen & Betriebs- & Importanteil von Anlagevermögen befragt Geschäftsgebäude Maschinen Geschäftsausstattung Biomasseheizkraftwerke insgesamt 22 1,36% 31,14% 1,36% Kategorie 1 13 0,00% 25,38% 0,00% Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel Kategorie 2 6 1,67% 22,50% 1,67% Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel Kategorie 3 3 6,67% 73,33% 6,67% Installierte Leistung > 5.000 kWel 17
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH 3.2 Betriebswirtschaftliche Aufwände Zusätzlich zu den Investitionen in Anlagevermögen sind Biomasseheizkraftwerke laufend mit Aufwänden für den Erhalt und Betrieb des Kraftwerks konfrontiert. Diese Betriebsaufwände (Betriebskosten) können in fixe und variable Kosten unterteilt werden. Mit steigendem Anlagenbestand und Alter der Anlagen gewinnen diese Kosten an Bedeutung und verstärken die volkswirtschaftlichen Effekte der Biomasseheizkraftwerke in anderen Bereichen der Wirtschaft. Unter fixen Kosten sind alle Leistungen zu verstehen, welche nicht von den Produktionsmengen abhängig sind. Darunter fallen im Wesentlichen Versicherungen, Pacht und betriebswirtschaftliche Dienstleistungen. Unter variablen Kosten für den Kraftwerksbetreiber fallen Instand- haltung und Wartung der Anlagen, aber auch beispielsweise die Ascheentsorgung. Da Aufwände für Brennstoff die zentrale Vorleistung für die Energieproduktion darstellen, werden diese in einem eigenen Kapitel detailliert volkswirtschaftlich betrachtet. In Abstimmung mit Experten der Branche wurde der Anteil der betrachteten Kosten an den Errichtungskosten wie folgt erhoben: Für Wartung und Instandhaltung rechnet ein Biomasseheizkraftwerk mit Kosten von rund 3% der Erstinvestition. Kosten wie Eigenstrombedarf, Ascheentsorgung, Fremdleistungen schlagen sich mit 2,5% der Erstinvestition zu Buche. Demgegenüber belaufen sich fixe Kosten wie Versicherung, Pacht und ähnliches lediglich auf 1% der Erstinvestition. In Summe wird somit ein zusätzlicher jährlicher Kostenaufwand von 6,5% gemessen an der Erstinvestition angenommen. Dieser Wert wurde zusätzlich mit Literaturdaten verglichen und erscheint angemessen. Zum Vergleich, IRENA, die internationale Agentur für Erneuerbare Energien, geht in ihren Kostenanalysen für Biomasseheizkraftwerke von einem Anteil der fixen Kosten von durchschnittlich 2 - 7% und zusätzlichen variablen Kosten von 0,005 USD pro Kilowattstunde aus [15]. Die deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. und Ecofys gehen in ihrem Handbuch für die Planung und Installation von Bioenergieanlagen sogar von bis zu 10% jährlichen Zusatzkosten gemessen an den Errichtungskosten aus [14]. 3.3 Erlöse und Erträge von Biomasseheizkraftwerken Umsatzerlöse basieren auf der regulären Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und umfassen im Falle von Biomasseheizkraftwerken die Erlöse aus dem Strom- und Wärmeverkauf. Zur Quantifizierung der Erlöse wurden über die Befragung die verkauften Mengen Strom und Wärme in MWh sowie die Erlöse aus diesen Verkäufen abgefragt. In wenigen Fällen wird die Energie, insbesondere Wärme, auch zur Deckung des Eigenbedarfs genutzt. Für die hierfür verwendete Energie wurden auf Basis der durchschnittlichen Verkaufserlöse Opportunitätskosten angenommen und den Umsatzerlösen hinzugerechnet. Erträge wiederum sind nicht von der betrieblichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens abhängig, sondern umfassen vom Unternehmen erwirtschaftete Kapitalerträge, Immobilienerträge und Ähnliches. Auch diese Beträge wurden über die Befragung erhoben und anschließend für die gesamte Branche berechnet. Aus dieser Datengrundlage lassen sich branchenspezifische Kennzahlen wie verkaufte Mengen bzw. Durch- schnittserlöse pro kW installierte elektrische Leistung für die jeweilige Kategorie ableiten und in weiterer Folge auf die Grundgesamtheit von 128 Anlagen umlegen. Aufgrund der in der zeitlichen Betrachtung abnehmenden Anzahl an Datensätzen wurden die Kennzahlen auf Basis von Daten der Jahre 2007 bis 2015 ermittelt. In diesem Zeitraum änderte sich der Anlagenbestand nur geringfügig und es liegen ausreichend Daten vor. Abweichungen von dieser Methodik sind gesondert angegeben. 18
DATENERHEBUNG UND AUSWERTUNG 3.3.1 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf elektrischer Energie Die Berechnung der verkauften elektrischen Energie in MWh pro kW el installierte Leistung wurde anhand der Verkaufszahlen von 40 Biomasseheizkraftwerken vorgenommen. Hiervon befanden sich 19 Anlagen in Kate- gorie 1 (≤ 2.000 kWel), 18 Anlagen in Kategorie 2 (> 2.000 kWel & ≤ 5.000 kWel) und 4 Anlagen in Kategorie 3 (> 5.000 kWel). Eine Analyse der Datensätze zeigte, dass die Berechnung einer durchschnittlichen Stromverkaufsmenge pro Kilowatt installierter elektrischer Leistung hier nicht anwendbar ist. Die Struktur der Branche hat sich über den Betrachtungszeitraum stark gewandelt. Die gesetzlichen Regelungen zur Einspeisung von Ökostrom und die besondere Vergütung hatten zur Folge, dass die Anzahl der Anlagen zwischen 2005 und 2007 stark stieg, die Produktivität dieser Anlagen jedoch erst in den Folgejahren voll zur Geltung kam. Die Berechnung eines Durchschnittspreises über den ganzen Zeitraum lässt die Jahre mit hoher Produktionsleistung per installiertem kWel überproportional einfließen, und würde eine Überschätzung des Produktionsvolumens der Installationsjahre bewirken. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wurde die jährliche Verkaufsmenge von elektrischer Energie pro kW el installierte Leistung für die jeweilige Anlagenkategorie und Jahr ermittelt und für die Berechnung der Erlöse herangezogen. Tabelle 6: Durchschnittlich verkaufte elektrische Energie in MWh pro Kilowatt installierte elektrische Leistung in den einzelnen Leistungskategorien für die Jahre 2003 bis 2015 auf Basis der Befragung und eigener Berechnungen. Werte gerundet. Verkaufte elektrische Energie 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 Kategorie 1 5,5 5,2 5,3 5,0 5,7 5,0 4,9 5,0 4,5 3,8 3,8 2,1 1,6 MWh/kWel Kategorie 2 6,8 6,6 6,9 6,8 7,0 6,8 7,0 5,5 6,4 3,8 4,7 3,2 2,3 MWh/kWel Kategorie 3 6,9 6,6 7,3 7,2 6,9 7,5 7,3 6,6 6,0 4,3 3,1 3,1 3,0 MWh/kWel Für die Berechnung der Erlöse aus dem Verkauf der elektrischen Energie wird in weiterer Folge der durchschnittliche Verkaufserlös pro MWh verkaufter elektrischer Energie in den einzelnen Kategorien herangezogen. Insgesamt standen für diese Auswertung 25 Datensätze zur Verfügung. Davon waren 12 Anlagen in Kategorie 1, 10 Anlagen in Kategorie 2 und 3 Anlagen in der Kategorie 3. Die Auswertung ergab einen durchschnittlichen Verkaufserlös von 159 Euro/MWh verkaufter elektrischer Energie im niedrigem Leistungsbereich ≤ 2.000 kWel, 141 Euro/MWh im mittleren Leistungsbereich von > 2.000 bis ≤ 5.000 kWel und 118 Euro/MWh im hohem Leistungsbereich > 5.000 kWel. Tabelle 7: Durchschnittliche Erlöse von Biomasseheizkraftwerken aus der Produktion und dem Verkauf elektrischer Energie in Euro pro Megawattstunde verkaufter elektrischer Energie unterteilt in Leistungskategorien Kennzahlen zum Erlös aus dem Verkauf elektrischer Energie Ausgewertete Anlagen Erlöse Euro/MWh Kategorie 1 12 159 Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel Kategorie 2 10 141 Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel Kategorie 3 3 118 Installierte Leistung > 5.000 kWel 19
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON ÖKOSTROMANLAGEN AUF BASIS FESTER BIOMASSE IN ÖSTERREICH 3.3.2 Kennzahlen zu Erlösen aus dem Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme Auch im Bereich Wärme wurde nach dem gleichen Schema (wie in Kap. 3.3.1 beschrieben) vorgegangen. Aus Daten zu den verkauften Wärmemengen, dem Eigenverbrauch sowie der installierten thermischen Leistung wurde der Wärmeverkauf in MWh pro kWth (installierte thermische Leistung) kalkuliert (vgl. Tabelle 8). Insgesamt wurden die Daten von 36 Biomasseheizkraftwerken ausgewertet, welche sich wie folgend verteilen: Kategorie 1 - 16 Anlagen, Kategorie 2 - 16 Anlagen und Kategorie 3 - 4 Anlagen. Diese Kennzahlen beinhalten auch den Eigenverbrauch an Wärme, da diese Energie ansonsten dem Markt zur Verfügung stünde. Tabelle 8: Durchschnittlich verkaufte Wärme in MWh pro Kilowatt installierte thermische Leistung in den einzelnen Leistungskategorien für die Jahre 2003 bis 2015 auf Basis der Befragung und eigener Berechnungen. Werte gerundet. Verkaufte Wärme 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 Kategorie 1 5,1 5,0 5,1 4,2 4,8 4,4 4,2 4,1 4,0 4,1 3,4 1,8 0,6 MWh/kWth Kategorie 2 3,2 3,1 3,2 3,4 3,4 3,2 3,2 3,0 3,2 2,8 2,8 2,6 2,5 MWh/kWth Kategorie 3 4,9 5,4 5,7 5,2 5,2 4,8 4,3 4,2 4,3 2,9 0,8 0,8 0,7 MWh/kWth Die durchschnittlichen Erlöse aus dem Verkauf von Wärme bzw. Opportunitätskosten für den Eigenverbrauch von Wärme wurden auf Basis von 20 Datensätzen erhoben. Diese verteilen sich auf 9 Anlagen in Kategorie 1, 8 Anlagen in Kategorie 2 und 3 Anlagen in Kategorie 3. Die durchschnittlichen Erlöse durch den Verkauf von Wärme sind somit 74,8 Euro/MWh im niedrigem Leistungsbereich ≤ 2.000 kWel, 34,6 Euro/MWh im mittleren Leistungsbereich > 2.000 kWel bis ≤ 5.000 kWel und 23,8 Euro/MWh im hohem Leistungsbereich > 5.000 kWel (vgl. Tabelle 9). Tabelle 9: Kennzahlen zur Berechnung der Erlöse inklusive Eigenverbrauch von Biomasseheizkraftwerken aus der Produktion und dem Verkauf von Wärme unterteilt in Leistungskategorien Kennzahlen zum Verkauf und Eigenverbrauch von Wärme Befragte Anlagen Erlöse Euro/MWh Kategorie 1 9 74,8 Installierte Leistung ≤ 2.000 kWel Kategorie 2 8 34,6 Installierte Leistung > 2.000 & ≤ 5.000 kWel Kategorie 3 3 23,8 Installierte Leistung > 5.000 kWel 3.3.3 Kennzahlen zu sonstigen Erträgen Sonstige Erlöse sind betriebliche Einnahmen ohne Steuern, welche nicht direkt aus dem Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens, dem Verkauf von Strom und Wärme, stammen. Hauptsächlich können dies Mieterträge, Kapitalerträge und diverse Dienstleistungen sein. Die Befragung der Branche ergab, dass nur ein geringer Prozentsatz von etwa 10% der Anlagen (n = 4) Erträge aus solchen Leistungen erwirtschaftet. Aufgrund dieser geringen Anzahl an Datensätzen wurden die sonstigen Erträge auf Basis der installierten elektrischen und thermischen Leistung aller befragten Anlagen abgeschätzt. Der durchschnittliche Ertrag pro kW installierte Gesamtleistung beträgt demnach etwa 0,015 Euro bzw. 1,5 Eurocent. 20
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