WWW.LITERATURHAUS-HANNOVER.DE - SEPTEMBER / OKTOBER 2020
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SEPTEMBER / OKTOBER 2020 Marion Poschmann Dorothee Elmiger Lutz Seiler Max Czollek Anke Stelling Heinrich Steinfest Kerstin Hensel & Carola Wiemers Iris Hanika Roman Ehrlich W W W.LITERATURHAUS-HANNOVER.DE
Editorial Die Krönung Wäre dieses Jahr ein Fisch, man würfe ihn ins Meer zurück, schrieb mir meine Freundin Julia schon im März. Das kann ich nur unterstreichen. Bei mir fing das Jahr damit an, dass ich eine meiner uralten Katzen einschläfern lassen musste. Das war zwar irgendwie in Ordnung, denn 19 Jahre ist wirklich alt für eine Kat- ze, aber sie fehlt mir. Dann folgte noch einiges, auf das wir gerne verzichtet hätten. Kurz und mies: Der Fisch wurde immer größer. Das war schon nicht so schön, aber dann kam die Krönung! Coro- na. Die machte uns nun allen zu schaffen. Es half auch nichts, an Corona Schröter zu denken oder an die Corona Borealis, deren bei- der Schönheit als umwerfend galt und gilt. Man kann sich so ein Virus und dessen Folgen nicht schöngucken. Wir mussten jeden- falls dichtmachen. Nun könnte man denken, so ein Veranstaltungsverbot holt einen aus dem Hamsterrad und bietet Erholung. Aber das Gegenteil ist der Fall. Logisch: Wer aus dem Hamsterrad springt, fällt auf die Schnauze! Schadensbegrenzung und Unsicherheit, alles ging mit einer gewissen Zähigkeit und klebriger Redundanz vonstatten. Er- müdender als der übliche Overdrive, wenn der Laden brummt. Zu- mal das Beste an der Arbeit wegfiel: die Begegnungen, die verein- barten wie die zufälligen. Mit Autor*innen, Moderator*innen, dem Publikum, den Hausnachbarn, mit unserem Veranstaltungstech- niker Jens und seinen Leuten (ohne die sowieso nix läuft) oder unseren Werbefachmännern, Gestaltern, Steven vom Vorverkauf und vielen mehr. Das fehlt am meisten. Und, oft bezweifelt, aber wahr: Der geistige Input durch die Kultur fehlt auch. Wir haben echte Entzugserscheinungen und können nur hoffen, dass es Ihnen auch so geht, denn wir legen wieder los!
Es sieht allerdings so aus, als dürften wir nur 30 Maskierte einlas- sen. Jedenfalls solange die Abstandsregeln nicht fallen.* Und bitte setzen Sie voraus, dass wir alle Vorschriften, die derzeit bei öffentlichen Veranstaltungen zu beachten sind, umsetzen wollen und müssen! Als da wären: Der Einlass ist nur mit Mund-Nasen-Schutz möglich. An Ihrem Platz dürfen Sie die Schutzmaske abnehmen. Wenn Sie den Platz verlassen, Maske bitte wieder auf- setzen. Bitte halten Sie mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Personen. Bitte befolgen Sie die Hinweise zu den Wegen im Haus und zur Toilettennutzung. Ein- und Ausgang sind ge- trennt ausgewiesen. Das vermeidet zu enge Kontakte. Achten Sie bitte auf Ihre Handhygiene und die „Nies- Etikette“. Wir stellen zusätzlich Desinfektionsmittel bereit. Wir sind verpflichtet, Ihren Namen, Ihre Adresse sowie eine Telefonnummer oder Mail-Adresse zu notieren und drei Wochen aufzubewahren. Das dient dazu, eventu- elle Infektionsketten nachzuvollziehen und Sie dar- über zu informieren. Anschließend vernichten wir die Datenaufzeichnung garantiert! Wenn Sie sich krank fühlen oder Fieber haben, bleiben Sie bitte zu Hause und lassen Sie sich ärztlich beraten. Nichtsdestotrotz: Auf in den Bücherherbst! * Es gibt übrigens wirklich keine größeren, freien, bezahlbaren, gut erreichbaren Ausweichquartiere. Bitte glauben Sie das. Mit etwas Glück (und schon beantragten Mitteln) können wir unsere Lesun- gen zum Nachhören und -sehen zusätzlich online anbieten. Bitte in- formieren Sie sich auch unter www.literaturhaus-hannover.de über aktuelle Änderungen.
Donnerstag, 3.9.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– HÖLTY-PREIS FÜR LYRIK DER LANDESHAUPTSTADT UND DER SPARKASSE HANNOVER MARION POSCHMANN „Nimbus“ MODERATION: CORNELIA JENTZSCH Für ihr bisheriges poetisches Schaffen erhält die Lyrikerin, Romanauto- rin und Essayistin Marion Poschmann am 17.9.2020 den Hölty-Preis für Lyrik der Stadt und Sparkasse Hannover. Im Literaturhaus war Marion Poschmann immer wieder Gast, sei es mit ihren äußerst erfolgreichen Romanen wie Die Sonnenposition oder zuletzt mit ihrem Essay Mondbe- trachtung in mondloser Nacht. Im Mittelpunkt dieses Abends steht ihr neuer, meisterlicher Band Nimbus. Nimbus, die dunkle Wolke, ist eine Erscheinung aus Schwung, Pracht, Weite, und doch gehört sie dem Formlosen, Ungreifbaren. Mit festem Griff und Subtilität, Witz und Zärtlichkeit unternimmt Marion Posch- mann den Versuch, Nähe und Ferne zusammenzudenken und die maß- losen Kräfte der äußeren Gegenwart in einen Raum der Innigkeit zu ver- wandeln. Aber wo ist innen? Die Erforschung Sibiriens vor Beginn der Industrialisierung, flüchtige Begegnungen mit Tieren, die Nuanciertheit eines Farbtons oder die Verletzlichkeit von Eismassen erzählen vom ge- genwärtigen, irreversiblen Eingriff des Menschen in die Natur und brin- gen zugleich die Magie einzelner Naturphänomene zum Leuchten. In der Jury-Begründung zum Hölty-Preis 2020 heißt es: „Marion Posch- manns fabelhaftes Gedichtbuch enthält filigran konstruierte, von Natur- und Kunsterfahrung getragene Texte, die uns die Welt vor Augen stellen, als sähen wir sie zum ersten Mal.“ Das stimmt. Wir gratulieren! → Marion Poschmann, geb. 1969 in Essen, studierte Germanistik und Slawistik und lebt in Berlin. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mit zahlreichen renom- mierten Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Klopstock-Preis 2018 für ihren Roman Die Kieferninseln (2017), der auch auf den Shortlists des Deutschen Buchpreises und des Man Booker International Prize 2019 stand. → Cornelia Jentzsch, geb. 1958 in Torgau, lebt als freiberufliche Literaturkriti- kerin und Moderatorin in Brandenburg. Sie veröffentlicht zu Literatur, Kunst, Musiktheater und Stadtgeschichte. Außerdem ist sie u.a. Jurymitglied des Hölty-Preises.
Donnerstag, 10.9.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– DIE EMPFEHLUNG DOROTHEE ELMIGER „Aus der Zuckerfabrik“ MODERATION: MARTINA SULNER Sollten die Zusammenhänge dieser Welt einmal aufgelöst sein, man wäre froh, das Buch Aus der Zuckerfabrik von Dorothee Elmiger zu fin- den, um zu verstehen, was in der Vergangenheit vor sich ging. Deswegen ist ihr Buch unsere besondere Empfehlung für den Herbst. „My skills never end“ steht auf dem T-Shirt eines Arbeiters, der gerade seinen Lohn ausbezahlt bekommt. Am Strand einer karibischen Insel steht der erste Lottomillionär der Schweiz und blickt aufs Meer hinaus. Nachts drängen sich Ziegen am Bett der Autorin. Dorothee Elmiger folgt den Spuren von Kapital, Arbeitskraft und Begehren durch die Jahrhun- derte und die Weltgegenden. Sie entwirft Biografien von Mystikerinnen, Unersättlichen, Spielern, Orgiastinnen und Kolonialisten, studiert die Routen der Schiffe auf dem Atlantik, protokolliert Träume und Fälle von Ekstase und Wahnsinn. Aus der Zuckerfabrik ist die Geschichte einer Re- cherche, ein Journal voller Beobachtungen, Befragungen und Ermittlun- gen. Ein Text, der den Blick öffnet für die Komplexität dieser Welt. → Dorothee Elmiger, geboren 1985, lebt und arbeitet in Zürich. Ihre Romane Einla- dung an die Waghalsigen (2010) und Schlafgänger (2014) wurden in verschiede- ne Sprachen übersetzt und für die Bühne adaptiert. Dorothee Elmiger wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Aspekte-Literaturpreis 2010 für das beste deutschsprachige Prosadebüt, dem Rauriser Literaturpreis 2011, einem Werkjahr der Stadt Zürich, dem Erich-Fried-Preis und 2015 mit einem Schweizer Literaturpreis. → Martina Sulner, geb. 1961, ist Literaturwissenschaftlerin, Herausgeberin und hat als Journalistin in Hamburg, Rostock, Schwerin und Hannover gearbeitet. Sie schreibt unter anderem für das RND.
Dienstag, 15.9.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– PREIS DER LEIPZIGER BUCHMESSE 2020 LUTZ SEILER „Stern 111“ MODERATION: MICHAEL BRAUN „Winken, so lange, bis der andere verschwunden ist und am besten noch ein wenig darüber hinaus – so war es Tradition in ihrer Familie“, schreibt Lutz Seiler in seinem Roman Stern 111. Darin folgt ein Paar über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime einem lange ge- hegten Traum, einem „Lebensgeheimnis“, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts weiß. Der wiederum verweigert den Auftrag, das elterliche Erbe zu übernehmen, und flieht nach Berlin. Er lebt auf der Straße, bis er in eine Gruppe junger Frauen und Männer aufgenommen wird, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Keller- kneipe Assel betreibt. Dort schlingert er durch das archaische Chaos der Nachwendezeit, immer in der Hoffnung, Effi wiederzusehen, „die einzige Frau, in die er je verliebt gewesen war“. Ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West: Nach dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Bestseller Kruso führt Lutz Seiler die Geschichte in Stern 111 fort – in einem Roadtrip, der sei- ne Bahn um den halben Erdball zieht, und in einem Berlin-Roman, der uns die ersten Tage einer neuen Welt vor Augen führt. Und ganz neben- bei wird die Geschichte einer Familie erzählt, die der Herbst 89 sprengt und die nun versuchen muss, neu zueinander zu finden. → Lutz Seiler, geb. 1963 in Gera/Thüringen, lebt in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter und einem Studium der Germa- nistik leitet er seit 1997 das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. Er erhielt u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Uwe-Johnson-Preis, den Deutschen Buch- preis 2014 und für Stern 111 den Preis der Leipziger Buchmesse 2020. → Michael Braun, geb. 1958 in Hauenstein/Pfalz, lebt als Literaturkritiker und Herausgeber in Heidelberg. (Mit-)Herausgeber diverser Lyrikanthologien und Verfasser zahlreicher Essays zur Gegenwartslyrik; Alfred-Kerr-Preis für Litera- turkritik 2018. NACHHOLTERMIN FÜR DIE VERANSTALTUNG VOM 7.4.2020. BEREITS ERWORBENE EINTRITTSKARTEN BEHALTEN IHRE GÜLTIGKEIT.
Mittwoch, 23.9.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– KLARTEXT MAX CZOLLEK „Gegenwartsbewältigung“ MODERATION: DENIZ UTLU Nach seinem Bestseller Desintegriert euch! liefert Max Czollek nun ein Manifest für die plurale Gesellschaft, das den drängenden Fragen der politischen Gegenwart nachgeht. In Zeiten der Krise leiden Gesellschaft und Vielfalt. Für Max Czollek bie- ten staatstragende Konzepte wie „Leitkultur“ oder „Integration“ darauf keinerlei Antwort. In seiner viel diskutierten Streitschrift Desintegriert euch! beschrieb er den Status quo des deutschen Selbstverständnisses, nun entwirft Czollek das Modell für eine veränderte Gegenwart: Wie muss sich die Gesellschaft wandeln, damit Menschen gleichermaßen So- lidarität erfahren? Welche liebgewonnenen Überzeugungen müssen wir alle dafür aufgeben? Wie kann in einer fragmentierten Welt die gemein- same Verteidigung der pluralen Demokratie gelingen? Max Czollek trifft ins Herz des Jahres 2020 – diese Polemik ist sein Schrittmacher. Zu möglichen Strategien der Gegenwartsbewältigung befragt Max Czollek der Autor, Kurator und Wirtschaftswissenschaftler Deniz Utlu, der zuletzt bei uns seinen Roman Gegen Morgen vorstellte. → Max Czollek , 1987 in Berlin geboren, lebt dort. Er ist Mitglied des Lyrikkollek- tivs G13 und Mitherausgeber der Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart. Mit Sasha Marianna Salzmann kuratierte er 2016 den Desintegra- tionskongress und 2017 die Radikalen Jüdischen Kulturtage am Maxim Gorki Theater. Neben dem Sachbuch Desintegriert Euch! erschienen die Gedichtbände Druckkammern, Jubeljahre und Grenzwerte. → Deniz Utlu, geboren 1983 in Hannover, studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Paris. Von 2003 bis 2014 gab er das Kultur- und Gesellschaftsmagazin frei- text heraus. Sein Debütroman Die Ungehaltenen erschien 2014 und wurde 2015 im Maxim Gorki Theater für die Bühne adaptiert. Außerdem hat er Theaterstü- cke, Lyrik, Essays sowie Kolumnen für den Tagesspiegel verfasst, forscht am Deutschen Institut für Menschenrechte und veranstaltet am Maxim Gorki Thea- ter die Literaturreihe Prosa der Verhältnisse.
© Nane Diehl Anke Stelling
Mittwoch, 30.9.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– ANKE STELLING „Grundlagenforschung“ MODERATION: ALEXANDER SOLLOCH Schnell gehen sie vorbei, die Sekunden der Erkenntnis. Sie müssen fest- gehalten werden! Oder erst erzeugt anhand von Figuren, Beziehungen, außerordentlichen Begebenheiten. Das Leben ist undurchsichtig und erzählenswert. Und es gilt, in diesem Leben vorzukommen, zwischen all den Wünschen und Enttäuschungen, den gesellschaftlichen Normen und alltäglichen Herausforderungen. Wer bin ich denn hier überhaupt? Wer könnte ich sein? Nach ihrem im letzten Jahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse aus- gezeichneten Roman Schäfchen im Trockenen legt Anke Stelling jetzt ei- nen Erzählband vor, in dem man sämtliche Motive, Themen, ja geradezu ihre gesamte literarische Welt zu entdecken vermag – und diese Erfor- schung ist nicht nur für Stelling-Fans faszinierend. Die nervöse Zwanzigjährige, die hofft, dass ihr Freund anruft. Die hoffnungsvolle Dreißigjährige, die glaubt, dass bei ihr alles anders wird. Anders zumindest als bei der ätzenden Ex, die doch hätte wissen müssen, dass Kinderkriegen auch keinen Ausweg darstellt. Oder bin ich vielleicht sogar die? Es ist gut, ein paar Erzählungen als Wegweiser zu haben. Für jetzt – und für später. Sag nicht, du hättest’s nicht gewusst! Hier steht’s doch, schwarz auf weiß, und Spaß macht es auch noch. → Anke Stelling , 1971 in Ulm geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie lebt als freie Autorin in Berlin. Für ihre Texte wurde sie mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2019 für ihren zu- letzt veröffentlichten Roman Schäfchen im Trockenen. Ebenfalls 2019 erhielt sie den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. → Alexander Solloch, geb. in Wesel am Niederrhein, arbeitete nach seinem Stu- dium der Geschichte, Französistik und Journalistik in Leipzig und Aix-en-Pro- vence als Journalist für verschiedene Zeitungen und Hörfunksender. Seit 2003 ist er als freier Moderator und Autor für NDR Kultur tätig, seit 2014 ist er dort fester Literaturredakteur.
© Burkhard Riegels Heinrich Steinfest
Donnerstag, 8.10.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– HEINRICH STEINFEST „Der Chauffeur“ MODERATION: FRANK SCHÄFER In der Welt des Chauffeurs Paul Klee herrschen Übersicht und Präzisi- on. Aber das Leben hält keine Garantie für unendliche Ordnung bereit: Nach einem schweren Autounfall und einer nicht minder schweren Fehl- entscheidung beschließt er, ein kleines Hotel ganz nach seinen Vorstel- lungen zu führen. Und das Glück will es, dass er sich in die Maklerin Inoue verliebt. Also planen sie das Haus gemeinsam, von den Zimmern bis zur Bar, von den Sesseln bis zum Frühstück. Aber Klees ideale Welt zerbricht ein zweites Mal – und er entschließt sich zu einem für ihn sehr überraschenden Schritt ... Der Chauffeur ist Heinrich Steinfests inten- sivster Roman und die Geschichte eines Mannes, den die Liebe und der Tod einmal zu oft behelligen. Mit Heinrich Steinfest, der unter anderem den einarmigen Detektiv Cheng erfand und eine Gebrauchsanweisung fürs Scheitern schrieb, spricht der Literaturkritiker Frank Schäfer über seinen aktuellen Roman. → Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors. Er wur- de mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet und stand 2014 mit Der Allesforscher auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschien von ihm der Roman Der schlaflose Cheng. → Frank Schäfer, geb. 1966, promovierte über Lichtenberg und lebt als Autor, Mu- sik- und Literaturkritiker in Braunschweig. Er schreibt u.a. für Rolling Stone, NZZ, taz und Titanic. Neben Romanen und Erzählungen sind von ihm diver- se Essaysammlungen und Sachbücher vor allem zu Literatur und Popkultur erschienen.
© Inge Zimmermann Kerstin Hensel © Privat Carola Wiemers
Donnerstag, 15.10.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– KERSTIN HENSEL & CAROLA WIEMERS „Schmoren im Paradies. Eine kulinarische Erzählung“ Ein fiktives Paradies in der Mark Brandenburg: Gemeinsam leben hier eine Poetin, eine Literaturhistorikerin und der intellektuell ange- hauchte Kater Adam. Die Frauen haben den Plan, eine „kulinarische Erzählung“ zu verfassen. Darin wollen sie ihre jeweiligen Künste und Begabungen zum Einsatz bringen und einen Wochenablauf anhand ver- schiedener Genüsse beschreiben: Es wird philosophiert, etymologisiert, politisiert, gastrosophiert, gegärtnert, gekocht, gefeiert, gedichtet und Skurriles aus persönlichem Erleben erzählt. Kater Adam, der gern Herr im Hause wäre, nährt sich zunehmend durch seine Eifersucht und den unbändigen Drang, seine eigene Katerphilosophie in das geplante Buch einfließen zu lassen. Konflikte sind vorprogrammiert. Mit Schmoren im Paradies bringen die Autorinnen bei uns einen Abend voll Komik, (Selbst)Ironie, Satire, literarischer Anspielungen und poin- tierter Prosa auf die Bühne. Bei aller inhaltlichen Ernsthaftigkeit ge- lingt den beiden auch eine Persiflage auf den Boom von Koch-, Katzen-, Lebens- und Landfrauenbüchern. → Kerstin Hensel, 1961 geboren, ist Schriftstellerin und Dozentin und lebt in Ber- lin. Sie studierte am Institut für Literatur in Leipzig und unterrichtet heute an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Zuletzt erschien ihre Novel- le Regenbeins Farben. → Carola Wiemers, 1957 geboren, lebt als Dozentin, Literaturkritikerin und Feature-Autorin in Berlin. Dem Studium der Germanistik und Skandinavistik folgten Tätigkeiten als Lektorin in Helsinki und Stockholm. Promotion über In- geborg Bachmann. Arbeiten u.a. zu Elfriede Jelinek und Irmtraud Morgner. → Kater Adam, in 99. Generation aus einer Felis-Catus-Familie stammend, streifte mit drei Monaten als Globetrotter durchs Brandenburgische; Privatstudium der Schönen Wissenschaften und Künste; wegen exzessiver Raubzüge Exmatrikulation; seitdem Hausherr bei den Autorinnen, Promotion, Arbeit als freier Kritiker, mehrere vergebliche Heiratsversuche in verschiedene Adelskreise. © Ruth Tesmar
© Villa Massimo/Alberto Novelli Iris Hanika
Mittwoch, 21.10.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– NDRKULTUR – DER NORDEN LIEST IRIS HANIKA „Echos Kammern“ MODERATION: JAN EHLERT Zu Beginn von Iris Hanikas neuem Roman gelangen wir mit Sophonisbe, einer nicht mehr ganz jungen Dichterin, die tatsächlich so heißt, nach New York. So tollkühn der Roman anhebt – schon am zweiten Tag befin- den wir uns auf einem Empfang bei Beyoncé –, so unnachahmlich zieht er uns hinein in eine neue, ganz andere Sprache für die Gegenwart. Es geht um das Leben in New York und Berlin, es geht aber auch um einen späten Liebeswahn, der überraschenderweise nicht in den Abgrund führt. Echos Kammern ist ein großes Literaturvergnügen, ein Reiseroman ebenso wie ein Liebesroman, streckenweise ein Actionroman und ein Lebensratgeber, ein Ausflug an den Beginn der Dichtkunst und ein Aus- blick in ihre Zukunft. → Iris Hanika, geboren 1962 in Würzburg, zog 1979 nach Berlin, wo sie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studierte und wo sie nach wie vor lebt. Mit Treffen sich zwei stand Hanika auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. 2006 erhielt sie den Hans-Fallada-Preis, für Das Eigentliche 2010 den European Union Prize for Literature und 2011 den Preis der LiteraTour Nord. → Jan Ehlert, geb. 1979, studierte Kirchenmusik sowie Film- und Fernsehwissen- schaft. Nach einem Volontariat und der Ausbildung als Fernseh-, Hörfunk- und Online-Journalist beim NDR arbeitete er als freier Journalist. Seit Dezember 2017 ist er Redakteur bei NDR Kultur. DIE LESUNG WIRD AUFGEZEICHNET UND AM 22.11.2020 AUF NDR KULTUR IM SONNTAGSSTUDIO AB 20 UHR GESENDET.
© Michael Disque Roman Ehrlich
Donnerstag, 29.10.20 / 19.30 Uhr 12,– / 6,– LITERATOUR NORD 2020/2021 ROMAN EHRLICH „Malé“ MODERATION: WILFRIED KÖPKE Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu ret- ten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleich- zeitig ist die heruntergekommene Hauptstadt Malé zum Ziel all jener geworden, die nach einer Alternative zum Leben in den gentrifizierten Städten des Westens suchen. Und so wird die Insel für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteu- rer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauf- findbar verschwinden. Mit Malé fängt Roman Ehrlich die komplexe Stimmungslage unserer Zeit ein und verwebt die Geschichten rund um die Sehnsüchte und das Scheitern seiner Figuren zu einem Abbild all der Widersprüche, die das Leben zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausmachen. → Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Do- nau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Univer- sität Berlin. Er wurde u.a. mit dem Robert Walser-Preis 2014, dem Ernst Toller- Preis 2016 und der Alfred Döblin-Medaille 2017 ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2017 Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens. → Wilfried Köpke, geb. 1962 in Bonn, studierte Philosophie, Theologie und Jour- nalistik und arbeitete nach mehreren Stationen bei Hörfunk und Fernsehen als freier Journalist u.a. für ARD, arte und Die Zeit sowie als Buchautor. Seit 2004 ist Köpke Professor für Journalistik (Kultur und Fernsehen) an der Hochschule Hannover.
Literatur online Das Literaturportal für Niedersachsen Auf den Spuren von Poesie und Prosa, von Norderney bis zum Harz, von Eulenspiegel bis zu den Autorinnen und Autoren der Gegenwart. Über 9.000 Einträge zur Literatur in und aus Niedersachsen. WWW.LITERATUR-NIEDERSACHSEN.DE Service AKTUELLE VERANSTALTUNGSHINWEISE Termine und Hinweise online unter www.literaturhaus-hannover.de. Bitte beachten Sie die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen! KARTENVORVERKAUF Kasse im Künstlerhaus: Mo bis Fr, 12 – 18 Uhr; Tel. 0511 / 168 41 222 Da wir aufgrund der Abstands- und Hygieneverordnung weniger Plätze haben, gibt es Karten nur im Direktverkauf. Bitte beachten Sie: Telefonisch reservierte Karten halten wir vom Tag Ihrer Bestel- lung an gerechnet eine Woche lang für Sie an der Vorverkaufskasse bereit. Bitte ho- len Sie Ihre reservierten Karten jedoch spätestens am Vortag der Veranstaltung ab. Ansonsten verfällt die Reservierung und die Karten gehen in den Verkauf. Einlass ist eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Reservierungen für die Abendkasse annehmen. EINTRITTSPREISE Der jeweilige Eintrittspreis ist im Programm angegeben. Ermäßigten Eintritt erhalten Jugendliche in Ausbildung oder Studium, Sozialhilfe- empfänger sowie Mitglieder des Literaturhauses Hannover e. V. Für die NDRkultur- Lesungen gilt außerdem die NDRkultur-Card. IMPRESSUM Gestaltung: Literaturhaus Hannover U21 mediendesign Hannover Sophienstraße 2, 30159 Hannover Tel. 0511 / 887252, info@literaturhaus-hannover.de Geschäftsführung/Programmleitung: Kathrin Dittmer
SEPTEMBER / OKTOBER 2020 September 2020 Do. 3.9. MARION POSCHMANN 19.30 Uhr „Nimbus“ Do, 10.9. DOROTHEE ELMIGER „Aus der Zuckerfabrik“ 19.30 Uhr DIE EMPFEHLUNG Di, 15.9. LUTZ SEILER 19.30 Uhr „Stern 111“ Mi, 23.9. MAX CZOLLEK „Gegenwartsbewältigung“ 19.30 Uhr KLARTEXT Mi, 30.9. ANKE STELLING 19.30 Uhr „Grundlagenforschung“ Oktober 2020 Do, 8.10. HEINRICH STEINFEST 19.30 Uhr „Der Chauffeur“ Do, 15.10. KERSTIN HENSEL & CAROLA WIEMERS 19.30 Uhr „Schmoren im Paradies“ Mi, 21.10. IRIS HANIKA „Echos Kammern“ 19.30 Uhr NDR KULTUR – DER NORDEN LIEST Do, 29.10. ROMAN EHRLICH „Malé“ Titelfoto: sör alex / photocase.de 19.30 Uhr LITERATOUR NORD 2020/2021 Sophienstraße 2, 30159 Hannover WWW.LITERATURHAUS-HANNOVER.DE Förderer: Projektförderer Partner:
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